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Die menschliche Perspektive im Naturschutz und Wildtiermanagement: Eine Einführung in die "Human Dimensions of Wildlife"

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Abstract

Zusammenfassung Die menschliche Perspektive in Mensch-Wildtier-Konflikten zu verstehen, ist wichtig für ein ganzheitliches Naturschutzmanagement, da solche Konflikte oft über die direkten Mensch-Tier-Begegnungen und deren negative Folgen hinausgehen. Stattdessen handelt es sich zumeist um Konflikte zwischen Menschen bzw. Interessengruppen („Stakeholder“), die verschiedene Ansichten zu Wildtieren und deren Management vertreten. Als „Human Dimensions of Wildlife“ (HDW) werden die menschlichen oder gesellschaftlichen Aspekte in Bezug auf Natur und Wildtiere bezeichnet. Als eine Teildisziplin der Naturschutzsozialwissenschaften („Conservation Social Sciences“) stellen sie einen inter- und transdisziplinären Ansatz dar, der vielfältige Sichtweisen zur Lösung komplexer Sachverhalte in das Naturschutzmanagement einbezieht. In diesem Kapitel stellen wir gängige HDW-Konzepte vor, illustrieren auf der Grundlage einschlägiger Literatur deren analytisches Potenzial und veranschaulichen praktische Anwendungen in Fallbeispielen zu Wölfen, Wildschweinen, Bibern und Fledermäusen. Abstract Understanding people in the context of human-wildlife conflict is important for integrated conservation management, as these conflicts often go beyond people and their direct encounters with or negative impacts from wildlife. They often include social conflicts among people or groups of people (i.e. stakeholders) that have different views about wildlife and how it should be managed. “Human Dimensions of Wildlife” (HDW) is a sub-discipline of “Conservation Social Sciences”, an inter- and transdisciplinary approach including multiple perspectives to solve complex conservation and management matters. Here, we provide an overview of frequently used HDW concepts and illustrate their predictive potential with evidence from the literature, while their practical application is demonstrated with examples and case studies on wolves, boars, beavers and bats.
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Die menschliche Perspektive im
Naturschutz und Wildtiermanagement:
Eine Einführung indie „Human
Dimensions ofWildlife“
TanjaM.Straka, MargreetDrijfhout, SophiaKochalski,
Eickvon Ruschkowski undClaudiaGruenewald
Inhaltsverzeichnis
11.1 Einleitung 273
11.2 Konzeptionelle Ansätze der Human Dimensions of Wildlife 275
11.3 Mensch-Wildtier-Konikte in Deutschland und Europa 278
11.4 Abschließende Bemerkungen 284
Literatur 284
11.1 Einleitung
Wölfe und Bären kehren nach Deutschland zurück, Biber verändern Landschaften,
Gänse verursachen Ernteausfälle, Singvögel und Eichhörnchen bevölkern Gärten
und Hinterhöfe, Fledermäuse und Waschbären lassen sich im Dachgeschoss nieder.
T. M. Straka (*)
Technische Universität Berlin, Institut für Ökologie, Berlin, Deutschland
E-Mail: tanja.straka@tu-berlin.de
M. Drijfhout
School of Technology, Environments and Design, University of Tasmania,
Hobart, TAS, Australien
E-Mail: Margreet.Drijfhout@utas.edu.au
S. Kochalski
Cross-disciplinary Research Center in Environmental Technologies (CRETUS), Institut für
Angewandte Wirtschaftswissenschaften, Universität Santiago de Compostela,
Santiago de Compostela, Spanien
E-Mail: sophia.kochalski@usc.es
E. von Ruschkowski
Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz, Hof Möhr, Schneverdingen, Deutschland
E-Mail: Eick.vonRuschkowski@nna.niedersachsen.de
C. Gruenewald
Unabhängige Wissenschaftlerin, Mainz, Deutschland
© Der/die Autor(en) 2023
C. C. Voigt (Hrsg.), Evidenzbasiertes Wildtiermanagement,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-65745-4_11
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Ob auf dem Land oder in der Stadt– Menschen und wildlebende Tierarten treffen
regelmäßig aufeinander. So entstehen Interaktionen, die beim Menschen für viel-
fältige Emotionen und Gedanken sorgen, die von positiven über neutrale bis hin zu
negativen Assoziationen reichen (Frank etal. 2019). Während die Sichtung eines
Wolfs bei einer Waldwanderung oder der nächtliche Flug einer Fledermaus Freude
oder Faszination auslösen kann, führen der Verlust von Schafen durch Wölfe oder
der Einzug von Fledermäusen in das eigene Haus hingegen meist zu Frustration,
Wut, Sorgen oder Ängsten. Angesichts vielfältiger menschlicher Aktivitäten und
intensiver Raumnutzung in Deutschland rücken Lebensräume von Menschen und
Wildtieren immer näher zusammen. Dadurch entstehen zunehmend Mensch-
Wildtier- Konikte, mit einer wachsenden Anzahl verschiedener Beteiligter. Men-
schen und ihre Beziehung zu Wildtieren zu verstehen wird immer wichtiger, um
einerseits Arten wirksam zu schützen und andererseits Konikte bzw. Konikt-
potenziale zu minimieren. Die Ansichten zu wildlebenden Tierarten und deren Ma-
nagement können stark auseinandergehen, sowohl auf der individuellen Ebene als
auch zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Interessengruppen („Stakeholder“,
Manfredo 2008; Decker etal. 2012). In vielen Fällen gehen die Konikte dabei über
den Sachzusammenhang (Mensch-Wildtier) hinaus und nden tatsächlich– aber
nicht immer sichtbar– auf der menschlichen Beziehungsebene statt: d.h., obwohl
verschiedene Interessengruppen vordergründig über Artenschutzfragen diskutieren,
stehen tieferliegende Koniktursachen wie z.B. unterschiedliche Werte und Ein-
stellungen hinter diesen Auseinandersetzungen (Manfredo etal. 2017; Skogen etal.
2017; Harrison etal. 2019). In derartigen Fällen werden die sogenannten „Human
Dimensions of Wildlife“ (HDW), die menschlichen Aspekte in Bezug auf Natur und
Wildtiere, relevant.
Die Zielsetzung und die damit verbundenen Ergebnisse der HDW-Forschung las-
sen sich wie folgt beschreiben: HDW versucht, menschliches Denken, Fühlen und
Handeln in Bezug auf Natur und Wildtiere als auch deren Management zu ver-
stehen. Damit leistet diese Forschungsdisziplin im Idealfall nicht nur einen Beitrag
zu einem besseren Verständnis der Rolle des Menschen im Naturschutz, sondern
trägt auch zu effektiven, gesellschaftlich unterstützten und somit nachhaltigen Ent-
scheidungen und Lösungen bei und verbessert dadurch Naturschutz und Wildtier-
management (Manfredo 2008; Decker etal. 2012). Zum Beispiel kann HDW posi-
tive und negative gesellschaftliche Auswirkungen von Naturschutzmaßnahmen
aufzeigen und den Zugang zum Wissen und den Perspektiven unterschiedlicher
Personengruppen erleichtern. Dies wiederum trägt zu einem besseren gegenseitigen
Verständnis für unterschiedliche Sichtweisen bei (Manfredo 2008). Ein weiteres
Ziel von HDW ist es, die Akzeptanz von Wildtiermanagementmaßnahmen zu er-
fassen oder Entscheidungsndungsprozesse aufzuzeigen sowie Gründe für
Zustimmung oder Ablehnung zu identizieren. Ergebnisse der HDW-Forschung
bilden außerdem eine Grundlage für eine effektivere Kommunikation und Zu-
sammenarbeit, indem Maßnahmen und Lösungen auf bestimmte Personengruppen
zugeschnitten, ihre Erfahrungen und Wünsche einbezogen oder, falls nötig, Wissens-
lücken geschlossen und falsche Überzeugungen ausgeräumt werden (Decker etal.
2012; Frank etal. 2015a). Mit HDW sind Erfolge und Lösungsndungen im Natur-
T. M. Straka et al.
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schutz und Wildtiermanagement möglich, die durch Naturwissenschaften und tech-
nische Lösungen allein nicht erreicht werden können. Deshalb gilt ein interdiszipli-
närer Ansatz, d. h. die Integration von Natur- und Sozialwissenschaften, als
wesentliches Element zur langfristigen Lösung von Mensch- Wildtier- Konikten
(Manfredo 2008; Madden und McQuinn 2014; Bennett etal. 2017).
Vor diesem Hintergrund– und auch, weil im deutschsprachigen Kontext die ge-
sellschaftlichen Dimensionen des Naturschutzes in der Praxis noch zu selten eine
Rolle spielen (Ruschkowski 2010)– geben wir in diesem Kapitel eine kurze Ein-
führung in die Forschungsdisziplin der „Human Dimensions of Wildlife“ und stel-
len einige gängige sozialwissenschaftlichen Ansätze und Theorien dieser Disziplin
vor. Außerdem zeigen wir auf, wie diese Ansätze im Wildtiermanagement eingesetzt
werden können, indem wir Beispiele aus einer Reihe aktueller HDW-Studien vor-
stellen. Im zweiten Teil des Kapitels beschreiben wir exemplarisch Wildtierkonikte
in Deutschland und stellen eine Auswahl an Fallstudien (Abb.11.3, 11.4, 11.5 und
11.6) vor, die verdeutlichen, wie HDW in Koniktsituationen wirkungsvoll und
hilfreich angewendet werden kann. Im Kapitel wird eine genderneutrale Schreib-
weise gewählt, es soll jedoch die gesamte Gender-Bandbreite angesprochen werden.
11.2 Konzeptionelle Ansätze der Human Dimensions
ofWildlife
„Human Dimensions of Wildlife“ wird heute meist als Teildisziplin den sogenannten
Naturschutzsozialwissenschaften (Conservation Social Sciences) zugeordnet (Ben-
nett etal. 2017) und wendet konzeptionelle Ansätze und Theorien z. B. aus der
Soziologie und Sozialpsychologie im Kontext von Wildtiermanagement, Arten- und
Naturschutz an (Manfredo 2008; Decker etal. 2012; Manfredo etal. 2017). HDW
ist in Nordamerika entstanden und zielt somit primär auf Schlüsselkonzepte aus
dem angelsächsischen Sprachraum ab, die aber im deutschsprachigen Raum An-
klang gefunden haben. So stellt z.B. die Theorie der kognitiven Hierarchie („Cog-
nitive Hierarchy“) ein Schlüsselkonzept für die HDW dar; diese Theorie beschreibt
die enge Verknüpfung von Werten, Überzeugungen, Einstellungen und Normen
(Fulton et al. 1996; Manfredo 2008; Manfredo et al. 2017; Jacobs et al. 2018;
Abb.11.1). Dabei bauen die einzelnen Konzepte ähnlich einer umgekehrten Pyra-
mide aufeinander auf und beeinussen sich gegenseitig, wobei einige wenige zen-
trale Werte das Fundament bilden und ganz oben zahlreiche Verhaltensweisen ste-
hen, die situationsspezisch sind und sich schnell ändern können (Fulton et al.
1996; Abb.11.1). Neben diesen kognitiven Konzepten (d.h. was Menschen denken)
verweisen viele Forschungsarbeiten zusätzlich auf die Relevanz von Emotionen in
Bezug auf Wildtiere und deren Management (z.B.Manfredo 2008; Jacobs etal.
2014a; Johansson etal. 2016; Jacobs und Vaske 2019). Im Folgenden veranschau-
lichen wir, wie sich die genannten sozialpsychologischen Konzepte in der Forsch-
ungspraxis bewährt haben und ins Wildtiermanagement integrieren lassen.
11 Die menschliche Perspektive im Naturschutz und Wildtiermanagement: Eine …
276
Abb. 11.1 Kognitive Hierarchie menschlichen Verhaltens (nach Fulton etal. 1996). Konzepte auf
den unteren Stufen beeinussen die darüber liegenden Ebenen
Werte („values“) beeinussen, wie Menschen oder soziale Gruppen die Welt
beurteilen und welche Entscheidungen sie treffen (Ives und Kendal 2014). Werte
sind relativ stabile Leitprinzipien im Leben (z.B. soziale Gleichheit, die Erde res-
pektieren; Rokeach 1973), die über Überzeugungen und Einstellungen eines Men-
schen sein Verhalten beeinussen (siehe Fulton etal. 1996), aber sich auch direkt
auf das Verhalten auswirken können. Hrubes etal. (2001) zeigen zum Beispiel, dass
Werte in Bezug auf Wildtiere und zum Leben allgemein sich darauf auswirken kön-
nen, wie häug zur Jagd gegangen wird. Abhängig von der Forschungsfrage können
menschliche Werte mit unterschiedlichen (quantitativen) Instrumenten gemessen
werden, z.B. anhand der Wertedimensionen nach Schwartz (Schwartz 1992) oder
mittels auf Umwelt oder Tiere bezogene Skalen für Wertesysteme (z.B.Drijfhout
etal. 2020; Riepe etal. 2021).
Überzeugungen („beliefs“) füllen Werte mit subjektiver und individueller Be-
deutung (Fishbein und Raven 1962; Fulton et al. 1996; Fishbein 2009). Über-
zeugungen können deniert werden als „Fakten, wie sie ein Individuum wahrnimmt“
(Dietz etal. 2005). Sie können die Einstellungen gegenüber Wildtieren oder Akzep-
tanz von Managementstrategien erklären, wie es z.B. für die Rückkehr von Wölfen
und Wisenten (Überzeugungen, dass Menschen Wildtieren überlegen sind, führen zu
einer nur geringen Unterstützung der Ansiedlung von Wisenten bei deutschen Schü-
lern (Hermann etal. 2013; Hermann und Menzel 2013)) sowie für nicht-heimische
Arten gezeigt wurde (Überzeugungen, dass diese Arten schädlich sind, führen eher
zur Unterstützung von Managementmaßnahmen (Fischer etal. 2014)). Eine Möglich-
keit, solche Überzeugungen zu messen, stellen die sogenannten wildtierbezogenen
Wertorientierungen dar („wildlife value orientations“, WVO; Fulton et al. 1996;
Manfredo et al. 2009). Das Konzept der wildtierbezogenen Wertorientierungen
wurde ebenfalls primär im nordamerikanischen Kontext entwickelt. Bisher liegen
nur wenige Einzelstudien vor, welche zeigen, dass das Konzept auch in anderen
T. M. Straka et al.
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kulturellen Kontexten tragfähig zu sein scheint (Hermann etal. 2013; Jacobs etal.
2014b; Gamborg und Jensen 2016; Zainal Abidin und Jacobs 2016) jedoch auch
kulturelle Unterschiede der wildtierbezogenen Werteorientierungen aufzeigen kann
(Jacobs etal. 2022). Derzeit ist jedoch eine größere, auf über 30 Länder angelegte
Studie in Vorbereitung (pers. Kommentar von Ruschkowski).
Einstellungen („attitudes“) umfassen die positive oder negative Bewertung
eines Objekts oder einer Handlung (z.B.Zustimmung oder Ablehnung) und können
durch Wissen und vorherige Erfahrung beeinusst werden (Eagly und Chaiken
1993; Manfredo 2008). Einstellungen können auf vielfältige Weise gemessen wer-
den und sind Teil vieler Theorien jenseits der kognitiven Hierarchie (z.B. „Theorie
des geplanten Verhaltens“ (Ajzen 1991)). Einstellungen gehen dem Verhalten vo-
raus und können es beeinussen, sodass Verhaltensweisen unter anderem aufgrund
von Einstellungen (z.B. positive Einstellung gegenüber dem Naturschutz) prognos-
tiziert werden können. Dieser unmittelbare Zusammenhang zum Verhalten und die
relativ einfache Messbarkeit erklären, warum HDW-Forschung sich meist mit Ein-
stellungen befasst. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass menschliches Verhalten
komplex ist und von vielen Faktoren beeinusst wird (Gifford und Nilsson 2014),
sodass eine Veränderung der Einstellung nicht unbedingt eine entsprechende Ver-
haltensänderung hervorruft. Dennoch ist es oft hilfreich, Einstellungen zu messen,
um Interessenvertreter in ihren Bewertungen von Wildtieren und deren Manage-
ment zu verstehen (Manfredo 2008). Dazu gehört zum Beispiel, ob Richtlinien und
Maßnahmen zum Wildschadenmanagement unterstützt oder abgelehnt werden
(Reiter etal. 1999).
Verhaltensabsichten („behavioural intentions“) werden oft anstelle von Ver-
halten gemessen, da sie über Umfragen einfach messbar sind und bewusste Ver-
haltensweisen in der Regel mit einer Absicht beginnen (Jacobs und Harms 2014).
Obwohl Verhaltensabsichten mit Verhaltensweisen korreliert sein können, zeigt die
Datenlage jedoch auch, dass gerade bei unbequemen Handlungen und komplexen
Themen Verhaltensabsichten zu großen Teilen nicht in Verhalten umgewandelt wer-
den (Kollmuss und Agyeman 2002).
Normen („norms“) beziehen sich darauf, welche Verhaltensregeln in einer
Gruppe oder Gesellschaft als angemessen oder erlaubt wahrgenommen werden. Es
wurde vielfach gezeigt, dass Normen einen starken Einuss auf das Verhalten haben
(z.B.Fishbein 1967; Cialdini und Trost 1998), und es gibt immer mehr Belege, dass
dies auch für umweltfreundliches Verhalten gilt (Farrow etal. 2017). Im Wildtier-
management-Kontext haben allerdings bisher nur wenige Studien die Bedeutung
sozialer Normen untersucht (z.B.Niemiec etal. 2016).
Emotionen („emotions“) sind die Bandbreite der Gefühle (positiv bis negativ,
einfach bis komplex), die Menschen erleben, wenn sie mit persönlich bedeutsamen
Dingen und Ereignissen umgehen. Es wird angenommen, dass Emotionen die
menschliche Reaktion auf Wildtiere direkt beeinussen (Jacobs etal. 2014a; Man-
fredo 2008). Bei Emotionen werden diskrete Kategorien und Dimensionen unter-
schieden (Jacobs und Vaske 2019). Zu den diskreten Kategorien gehören ver-
schiedene Emotionen wie Angst, Freude oder Traurigkeit. Bei den Dimensionen
wird zwischen Valenz (Wertigkeit, positiv oder negativ) und dem Aktivierungs-
11 Die menschliche Perspektive im Naturschutz und Wildtiermanagement: Eine …
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niveau (Erregung, von niedrig bis hoch) differenziert. Zur quantitativen Messung
dieser Parameter werden Umfrageteilnehmer zumeist gebeten, auf einer Skala an-
zugeben, wie ängstlich, freudig oder traurig bzw. wie positiv oder negativ, aktiviert
oder entspannt sie sich fühlen, wenn sie an bestimmte Wildtiere oder damit einher-
gehende Situationen denken. Emotionen können alleine oder im Zusammenspiel
mit den anderen Konzepten der kognitiven Hierarchie betrachtet werden (Manfredo
2008). Zum Beispiel zeigen Straka etal. (2019), dass Emotionen gegenüber Wölfen
die Akzeptanz von Wolfsmanagementmaßnahmen stärker beeinussen als wildtier-
bezogene Werteorientierungen. Decker etal. (2010) zeigen, dass Menschen, die aus
Angst einen Wald mit Wisent-Vorkommen nicht betreten würden, auch gegen deren
Wiederansiedlung in Deutschland sind– in Folge dieser Studie wurde daher an
Orten mit geringer Unterstützung der Anwohner von diesem Vorhaben abgesehen.
Bei Wölfen können nicht nur Angst, sondern auch Abscheu oder Freude sowie ethi-
sche Emotionen (z.B.Aufgebrachtheit aufgrund eines möglichen Versagens beim
Erhalt von Wolfspopulationen (Hermann und Menzel 2013; Jacobs etal. 2014a))
die Akzeptanz von Managementmaßnahmen beeinussen.
Betrachtungsebenen
Werte, Überzeugungen, Normen, Einstellungen und Emotionen können innerhalb
einer Gruppe oder Gesellschaft ähnlich oder unterschiedlich ausgeprägt sein. Mit-
glieder sozialer Gruppen (Abb.11.2) sowie kulturelle Einheiten teilen zumeist ähn-
liche Werte (Inglehart und Welzel 2005; Manfredo et al. 2017). Dennoch haben
Einzelpersonen innerhalb einer Interessengruppe (Abb.11.2) auch eigene Über-
zeugungen, Emotionen etc., die sich von anderen in der Gruppe oder von der of-
ziellen Selbstdarstellung der Gruppe unterscheiden können. Folglich hängt es von
der Fragestellung ab, auf welcher Ebene, z.B.Individuum oder Gruppe, Unter-
suchungen zu HDW-Konzepten durchgeführt werden (Decker etal. 2012). Darüber
hinaus sind in der HDW-Forschung oft mehrere Interessenvertreter an einer Situa-
tion bzw. einem Konikt beteiligt. Im Fall der Rückkehr von Wölfen nach Europa
gehören beispielsweise Nutztierhalter, Jäger und Naturschützer zum zentralen Kern
dieses Interessenvertreternetzwerkes, aber auch die Medien, Politiker, Anwohner,
der Tourismus, Ministerien/Behörden, Förster und Wissenschaftler sind relevante
Interessenvertreter (Grossmann etal; 2020, Abb.11.2). Für ein effektives Wildtier-
management ist das Verständnis der Individual- als auch der Gruppenebene sowie
der Beziehungen unterschiedlicher Interessengruppen zueinander unerlässlich.
11.3 Mensch-Wildtier-Konflikte inDeutschland und Europa
Obwohl Mensch-Wildtier-Interaktionen auch positiv oder neutral sein können
(Frank etal. 2019), beschreiben wir im Folgenden vorrangig Konikte, da diese
meist aktives Handeln im Wildtiermanagement erfordern. In Deutschland treten
z.B. zahlreiche Konikt-Szenarien mit verschiedenen Säugetierarten (große Beute-
T. M. Straka et al.
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Abb. 11.2 Beispielhafte Konstellation von Interessengruppen im Mensch-Wildtier-Kontext.
Konzepte (im orangen Kreis) können sowohl für Einzelpersonen als auch auf Gruppenebene unter-
sucht werden (mit freundlicher Genehmigung Exner Deluxe Design, ©Rawpixel.com/Adobe
Stock, ©jan stopka/Adobe Stock)
greifer, Huftiere und Fledermäuse) als auch mit Arten an und in Gewässern und mit
Vögeln auf. Anhand ausgewählter Studien zeigen wir auf, wo und wie HDW zur
Unterstützung und Verbesserung von Arten- und Naturschutz angewendet wer-
den kann.
11 Die menschliche Perspektive im Naturschutz und Wildtiermanagement: Eine …
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11.3.1 Große Beutegreifer
Seit über zwei Jahrzehnten kehren große Beutegreifer wie Luchs (Lynx lynx), Bär
(Ursus arctos) und Wolf (Canis lupus) in viele europäische Länder zurück
hauptsächlich aufgrund von sozial-politischen Veränderungen und durch das In-
krafttreten der Europäischen Naturschutzgesetzgebung zu Beginn der 1990er-
Jahre, aber auch durch verbesserte Lebensraumbedingungen und einen aus gezeichneten
Beutetierbestand. Daran entfachen sich seitdem immer wieder Mensch-Wildtier-
Konikte (Chapron etal. 2014; Linnell etal. 2017), und die wachsende Wolfs-
population in Deutschland bildet dabei keine Ausnahme. Während laut Umfragen
die Mehrheit der deutschen Öffentlichkeit Wölfe wertschätzt (NABU 2015, 2018,
2021), wird dies von anderen Interessengruppen nicht unbedingt geteilt. Dabei
handelt es sich zumeist um Gruppen aus der Jäger- oder Landwirtschaft– aller-
dings können Stakeholdernetzwerke lokal-regional unterschiedlich ausgeprägt
sein und so z.B. auch Anwohner in Wolfsgebieten oder Behörden einschließen
(z.B.Grossmann etal. 2020). Oft stehen hier dann Sorgen und Probleme rund um
ökonomische und materielle Auswirkungen, wie etwa durch Nutztierrisse oder
Konkurrenz um Jagdwild, im Vordergrund. Ängste, Haus- und Nutztiere oder die
eigene Sicherheit betreffend, spielen ebenfalls eine Rolle, zumal sie zusätzlich
geschürt werden durch ein reichhaltiges Kulturerbe an Märchen und Mythen mit
meist negativen Assoziationen zum Wolf (Hunziker etal. 2001; Roskraft etal.
2007; Chapron etal. 2014; Dressel etal. 2015; Frank etal. 2015b; Linnell etal.
2017; Abb.11.3).
11.3.2 Huftiere
Neben großen Beutegreifern sind große Panzenfresser bzw. wildlebende Huftiere
häug Teil von Mensch-Wildtier-Konikten (Glikman und Frank 2011; Linnell
etal. 2020). Zumeist drehen sich entstehende Konikte um land- und forstwirt-
schaftliche Schäden, Verkehrsunfälle durch Kollision oder wechselseitig zwischen
Menschen und Tieren übertragbare Krankheiten (Zoonosen). In erster Linie sind
land- und forstwirtschaftliche, aber auch jagdliche Interessen betroffen (z.B.Frank
etal. 2015a; Linnell etal. 2020). In Europa bietet großächige Landnutzung durch
den Menschen in Kombination mit oft historischen Höchstständen wildlebender
Huftiere Anlass für Konikte. In Deutschland vorkommende, potenzielle Konikt-
arten sind das Reh (Capreolus capreolus), der Rothirsch (Cervus elaphus), das
Wildschwein (Sus scrofa) und, zu einem geringeren Anteil, auch das Wisent (Bison
bonasus; Decker et al. 2010; Reimoser und Putman 2011; Linnell et al. 2020;
Abb.11.4).
T. M. Straka et al.
281
NaturschutzfragenzugroßenBeutegreifern, insbesondere lfen,sindsehrumstrien undumfassennicht nukologische unko nomische,
sondernpsychologische, soziokulturelleund polischeDimensionen(z.B. Chapronetal. 2014;Linnell et al. 2017; Skogen et al. 2017). Eine
europaweite Metastudie (Dresseletal. 2015) zeigt, dass Einstellungengegenüber lfen im VergleichzuBären negaver sind,sichmit derZeit
nichtunbedingt (zum Posiven)verändern undprimär in der Jäger-und Landwirtscha, aber wenigerder Öffentlichkeit aureten.Die Autoren
empfehlenparallelzum Wolfsmonitoringeinekonnuierlich eBeobachtung derEinstellungen verschiedenerInteressengruppen.Hierbei sollten
Einstellungeneherals Indikatoren(z.B. alsEvaluaonsgßenadapvenManagements)dennals Zielvorgaben (z.B.zur Einstellungsänderung)
dienen (Majić undBath 2010;Dresseletal. 2015).EinigeStudien erachten dasalleinige Erfassenvon Einstellungenjedochals nicht
ausreichend, weil efergehende Faktoren unerkanntbleiben:SoverdeutlichteineSchweizer Studie zu großen Beutegreifern, dass allgemeine
Werte(„tradionell“ vs.„postmodern“) und grundlegende Überzeugungenzur Natur(„Partner“oder„Feind“)wichge Einflussgßensind,
wenn es um dieUnterstützung oder AblehnungdieserWilderegeht(Hunziker et al. 2001). Auch in denNiederlandensindWolfswahrnehmung
und -managementmit demNaturbild verknüp (van Heel et al.2017).Hierzeigteder Bezugzur Naturverantwortung einenmöglichen
Ansatzpunktfür Dialog undKonfliktlösung zwischen denInteressengruppen.ObwohlEmoonenmehrals nurAngst bedeuten (z.B.Freude;
Jacobs et al. 2014 a),bleibtAngst eine wichgeEinflussvariable im Wolfsmanagement(z.B. Frank, J. et al. 2015), da vonAngst Betroffene
wenigerbereitsind, Kosten zu tragen,die im Zusammenhang mitgroßenBeutegreifern entstehenund Angstzudem ko mplexverwobenscheint
miteiner Negav-Einschätzungvon lfen (z.B.als unberechenbar, gefährlich) undVertrauensverlusten in Entscheidungstgerodeffent liche
Einrichtungen(Johanssonetal.2012 a, b).KonflikteumWölfe sind folglich äußerstvielschichg, efverwurzeltund veranschaulichenwie kaum
eine andere Situaon Mensch-Menschodergar Stellvertreter-Konflikte -eingebeetinund beeinflusst durchbestehendegesellschaliche
Spannungsfelder(z.B. Skogen et al. 2017).
Wolf
Abb. 11.3 Fallbeispiel Wolf (mit freundlicher Genehmigung Exner Deluxe Design, ©jan stopka/
Adobe Stock)
Mensch-Wilder-KonflikteumWildschweinesind meist durchderen Fressverhalten verursacht,dadie Nahrungssuche unddabei
aufgewühltes Erdreich zunehmende Schädigungen landwirtschalicher und naturräumlicherFlächen verursachen(Schley undRoper 2003;
Franketal. 2015).EineStudie, diezum VerständnismenschlicherodergesellschalicherDimensionen solcherKonfliktebeiträgt, istvon
Franketal. (2015): In quantavenBefragungen habendie WissenschalerEinstellungen italienischerLandwirte,der Jägerscha und
Ortsansässiger zuvierverschiedenen Managementansätzen erfasst, indemsie Zusmmungs-oderAblehnungsniveaus erfragten. Zusätzlich
kameninder Studie qualitaveInterviewszum Einsatz,umeferliegende Gründe rZusmmungs- oder Ablehnungseinstellungendieser
Gruppenzuverstehen.Interviewswechseltensichabmit Wo rkshopsund darauffolgenden Treffen,umZugangzuden verschiedenen
Personengruppenzuermöglichen.Managementansätze, diesichdirektauf Wildschweinpopulaonen bzw. derenZahlenauswirken,wie
EinfangenoderAbschuss, fanden diegeringste Zusmmung und botendas chsteKonfliktpotenzialinnerhalb undzwischen
Interessengruppen.Die Interviewdaten idenfizierten Misstrauen gegenüberParkbehördenund mangelndeTransparenz bei
Kontrollmaßnahmen als Hauptgründefür negaveEinstellungen bzw. Widerständeinder Jägerscha, da sich dadurchdie Unsicherheiten in
ihrenJagdausübungsmöglichkeiten erhöhten.Landwirte waren frustriert über dieKompensaonszahlungen,die alswenig übersichtlich,
schwer zugänglich und nichtunbedingt nützlich wahrgenommen wurdenberJahre wurden dieseProblemake nnie adressiert und der
Konfliktkonnteweitereskalierenffentliche Deba¤en und vielschichgeKonflikte vers chiedenerBeteiligter rund um dieafrikanische
Schweinepest in Deutschlandstellenein aktuellesBeispieldar.AuchhierließensichKonfliktehöchstwahrscheinlichbesserbewälgen,wenn
auch diemenschliche bzw. gesellschaliche Perspekve in Form vonStudienergebnissenindieMaßnahmen integriertwürde.
Wildschwein
Abb. 11.4 Fallbeispiel Wildschwein. mit freundlicher Genehmigung Exner Deluxe Design, ©jan
stopka/Adobe Stock)
11 Die menschliche Perspektive im Naturschutz und Wildtiermanagement: Eine …
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11.3.3 Tierarten inund anGewässern
Küstengebiete und Binnengewässer werden von Menschen und Tieren intensiv ge-
nutzt, was unweigerlich zu Konikten führt. In Mitteleuropa handelt es sich vor
allem um Konikte an der Küste mit Robben (Seehund, Phoca vitulina, und Kegel-
robbe, Halichoerus grypus) sowie um Konikte an Binnengewässern mit dem Eu-
rasischen Biber (Castor ber), dem Fischotter (Lutra lutra) sowie schfressenden
Vögeln (Kormoran, Phalacrocorax carbo, und Graureiher, Ardea cinerea). Die Be-
stände dieser Arten gingen im 19. und 20. Jahrhundert stark zurück. Durch die
Wiederherstellung ihrer Lebensräume, Wiederansiedlungsmaßnahmen und Ein-
stellung der Jagd haben ihre Verbreitung und Bestände wieder zugenommen und
auch die damit verbundenen Mensch-Tier-Konikte (Klenke etal. 2013; Marzano
etal. 2013). Hauptursache für die Konikte ist für die meisten Arten ein Konkurrenz-
verhältnis mit der Fischerei (Kloskowski 2011; Tixier etal. 2021), aber auch mit
anderen menschlichen Aktivitäten wie dem Ausbau der Offshore-Windenergie oder
mit der Landwirtschaft, wenn beispielsweise Biberbauten Felder überuten. Bei
Arten, die in und am Gewässer leben, zeigt sich besonders deutlich, dass Konikte
nicht nur daraus entstehen, wie Menschen fühlen oder über eine Tierart denken
(z.B. als „Teufel, Engel oder Tiere“ (Goedeke 2005)), sondern dass es wichtig ist,
die Vorlieben von Anwohnern, Touristen und Interessengruppen für „vermeintlich
natürlich“ (Harrison etal. 2019) oder „neu“ gebaute Landschaften zu verstehen, wie
sie z.B. beim Biber als „Landschaftsarchitekten“ entstehen (Abb.11.5).
DerBiber istein Beispiel rerfolgreicheNaturschutzbemühungen,bei denenesaberauchzuKonfliktenkommt.Gezielte Umsiedlungen
undandere Schutzmaßnahmen habeninsbesondereinSüd-und Ostdeutschland zu stab ilen Biberpopulaonen geführt(Halley et al. 2021).
Biberbautenund -dämme habenjedochAuswirkungen aufWälder, Weiden undStraßen.AußerdemernährensichBiber vonFeldfrüchten
undfällenBäu me,was zu finanziellenVerlusten führtund zum ÄrgernisvielerLandwirte wird.Mehrere Autorenschlagenvor,dassdas
grundlegende Problemfür denKonflikt zwischen Mensch undBiber aber darinbesteht,dassviele Euroer vergessen haben, wie
„natürliche“Gewässerlandschaen aussehen,und sich dasdirektauf ihre Einstellunggegenüber Bibern auswirkt (Czech undLisle 2003;
Schwab undSchmidbauer 2003; Coz und Young 2020).Gleichzeig generieren Biberauchposive Effekte rMenschund Natur, denn sie
tragen zurWasserreinigung,einer höherenBiodiversität undder Minderungvon Hochwasserspitzenbei (Thompsonetal. 2020). Diese
posiven Aspektekönnenfinanzielle Verluste aufwiegen(Czech und Lisle 2003),sie entstehenaberauf regionaler oder naonalerEbene,
wohingegen dieSchäden hauptsächlichMenschenvor Ortbetreffen(Brazieretal. 2021). Umfragen zeigen außerdem, dass dienegaven
Auswirkungen vonBiberntendenziell höhereingeschätztwerdenals dieposivenAspekte (z.B.Ulicsni et al. 2020). DieToleranzgegenüber
Bibern kann demnach erhöht werden,indem manihreposive ökologischeRolle hervorhebt (Parkerund Rosell 2003). Zudemhab en HDW-
Studienzur Wiederansiedlung vonBiberninEngland undScho£land gezeigt, dass Konflikte durchfolgende Maßnahmen reduziertund
verhindert werden nnen:(1) proakvesEngagement, (2)guteBeziehungen zwischen denBeteiligten,(3) angemessene Kommunikaon,
(4)gemeinsameEntscheidungsfindung,(5) Ve rantwortungsgefühl vermi£eln, dass Menschen Teil vonMensch-Tier- Konfliktensindund (6)
einmöglichst klares Bild davon, wiedas Lebenmit einerneu bzw. wieder eingeführten Artaussehenkönnte(Auster et al.2020; Cozund
Young 2020).
Biber
Abb. 11.5 Fallbeispiel Biber. Graphik mit freundlicher Genehmigung Exner Deluxe Design,
©jan stopka/Adobe Stock)
T. M. Straka et al.
283
11.3.4 Fledermäuse
Von den weltweit mehr als 1420 beschriebenen Fledermausarten (Simmons und
Cirranello 2020) kommen 25 Fledermausarten in Deutschland vor. Aufgrund ihres
nächtlichen Verhaltens sind Fledermäuse für das menschliche Auge oft nicht sicht-
bar und daher als potenzielle Koniktarten wenig präsent, von Ärgernissen wie Fle-
dermauskot auf dem Dachboden abgesehen. Angesichts ihres hohen Schutzstatus in
Deutschland (Anhang II und IV der EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) kann ihre
Anwesenheit in Gebäuden jedoch zu Einschränkungen bei Sanierungsvorhaben,
langwierigen Genehmigungsverfahren und anderen unvorhergesehenen Kosten füh-
ren, was die Wahrnehmung der Menschen von Fledermäuse beeinussen könnte.
Die gleiche Problematik entsteht bei Infrastrukturanlagen wie Windparks, die für
Fledermäuse ein hohes Risiko für Kollisionen oder ein sogenanntes Barotrauma
(Zerplatzen innerer Organe durch große Luftdruckänderungen nahe der Rotor-
blätter) darstellen (Voigt etal. 2015). Dieses Konikt-Szenario ist sogar noch heik-
ler, da es für die Beteiligten einen Balanceakt zwischen zwei Naturschutzzielen
impliziert – erneuerbare Energien versus Artenschutz (Voigt et al. 2019; Straka
etal. 2020). Der vermutete Ursprung der Stammform von SARS-CoV-2in Fleder-
mäusen hat die Tiere außerdem kurzfristig in den Fokus der Medien und der öffent-
lichen Diskussion gerückt (Lu etal. 2021; Sasse und Gramzar 2021), was zu einer
Besorgnis unter Fledermausexperten weltweit geführt hat (Straka und Voigt 2022).
Allerdings sind die langfristigen Auswirkungen dieser Diskussionen auf den
Fledermausschutz noch nicht bekannt. Die Literatur zum Thema Mensch-Fleder-
maus-Konikt ist, insbesondere für Deutschland, spärlich (Abb.11.6).
TrotzvielerAkonen vonNaturschutzorganisaonen, wie"FledermausfreundlichesHaus" oder diejährliche„EuropeanBat Night“ wissen
wirnochwenig über dieBeziehungen zwischen Mensch undFledermausinDeutschland.HDW-Studien zu Fledermäusen sind jedoch auch
weltweit noch seltenwie eine jüngst veffentlichteStudiezeigte(Straka et al.2021).Viele dieser Studienkonzent riertensicberwiegend
aufZoonosenund dokumeneren dasWissenund dieWahrnehmung desRisikos vonKrankheitsübertragungen durchFledermäuse.
Andere spezifische Konflikte,die in HDW- StudieberFledermäuse –allerdingsaußerhalb Europas –behandelt werd en,sinddie Jagd auf
Fledermäuseund Konflikte mitObstbauern, da FledermäuseihreLebensgrundlage bedrohen nnen.Eineinden USAdurchgeführte
Studie befasste sich mitder Wahrnehmungder Menschen vonFledermäuseninGebäudenund stelltefest,dass dieMehrheitder befragten
Personen FledermäuseinGebäudenunterstützen. Gründe rdiese Unterstützungwaren posiveEinst ellungen gegenüber Fledermäusen
undeineAnerkennung derGefahren, denenFledermäuse ausgesetzt sind (Fagan et al.2018).InteressanterweisezeigenBruckermann et al.
(2022) in einerDelphi- Umfragemit Fledermausexperten, dass sich diedeutschffent lichkeiberwiegend Informaonen über
Fledermäusewünscht, dieeng mitihrem persönlichen Lebenverbunden sind,wie z.B. "Was macheich,wennich eine Fledermaus finde?“.
rden Schutz vonFledermäusenkönntediesbedeuten, Menschen einerseits mitpra kschenInformaoneberFledermäuse zu
versorgen. Zumanderen nnenallerdingsauchentsprechende Smuli (z.B.Bilder), Emoonenund Einstellungen vonMenschen
gegenüber Fledermäusen und derenSchutzbeeinflussen (Strakaetal. 2020). Demnachzeigengeradejüngste HDW- Studienzu
Fledermäusen wieeineKombinaonvon Informaonen undentsprechendenSmuliMen scheninBezug aufFledermäuse undderen
Schutz effekv erreichenkönnen(Boso et al. 2021).
Fledermaus
Abb. 11.6 Fallbeispiel Fledermaus. mit freundlicher Genehmigung Exner Deluxe Design, ©jan
stopka/Adobe Stock)
11 Die menschliche Perspektive im Naturschutz und Wildtiermanagement: Eine …
284
11.4 Abschließende Bemerkungen
HDW kann mit seinen primär in der Sozialpsychologie verankerten Theorien
wichtige Beiträge und neue Impulse zur Lösung koniktträchtiger Fragen im
Naturschutz liefern. Der kurze Überblick in diesem Kapitel zeigt gleichermaßen
das Koniktpotenzial und die Vielzahl der möglichen Lösungen auf. Dabei ist ein
disziplinübergreifender Ansatz eine Mindestvoraussetzung für die erfolgreiche
Arbeit im HDW-Feld (Bennett et al. 2017). In der Praxis sind die Konikt-
situationen zudem meist sehr komplex, sodass weitere sozialpsychologische Fak-
toren und Konzepte bei der Forschungsarbeit berücksichtigt werden sollten. Hierzu
gehören beispielsweise (öffentliches) Vertrauen (z. B. Sjölander-Lindqvist etal.
2015; Marino etal. 2016; Straka etal. 2020), Wissen/Kenntnisse (z.B.Glikman
etal. 2012), Framing (z.B.Vitali 2014), soziale Identität (z.B. van Eeden etal.
2019) und die symbolische oder Stellvertreterfunktionen von Wildtieren (z. B.
Madden und McQuinn 2014; Skogen etal. 2017). Im deutschsprachigen Raum
fällt auf, dass wissenschaftliche Studien zu menschlichen Dimensionen im Natur-
und Artenschutz relativ selten sind, gerade im Vergleich zu anderen Regionen wie
Skandinavien (z. B. Johansson et al. 2016; Prager et al. 2018) oder den USA
(z.B.Manfredo 2008; Bruskotter etal. 2009). Abgesehen von wenigen Ausnahmen
bleiben systematische Ansätze, die über sozialwissenschaftliche Methoden Ver-
besserungen im angewandten Natur- und Artenschutz herbeiführen, selten. Selbst
wenn es entsprechende empirische Vorarbeiten gibt (z.B.Brendle 1999), bleiben
diese bislang in der Praxis weitestgehend unbeachtet. Insofern lassen sich mehrere
Bedarfslücken konstatieren: Zum tieferen Verständnis von gesellschaftlichen As-
pekten im Naturschutz und Wildtiermanagement ist eine bessere Einbindung von
HDW-Fachwissen erforderlich– bestehende Wissensdezite müssen abgebaut und
gleichzeitig die empirischen Datengrundlagen verbessert werden. Darüber hinaus
ist es aber genauso wichtig, den Transfer von Wissen in naturschutzrelevante
Planungsverfahren und Managementabläufe zu stärken, beispielsweise durch zu-
sätzliche Fort- und Weiterbildungsangebote und die Förderung inter- und trans-
disziplinärer Untersuchungsansätze.
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11 Die menschliche Perspektive im Naturschutz und Wildtiermanagement: Eine …
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Speculations about the origin of SARS-CoV-2 have catapulted bats into the spotlight of scientific and societal attention, with unforeseen consequences for bat conservation. In two global surveys with bat experts before and during the COVID-19 pandemic, we assessed their (i) threat perceptions, emotions towards bats and social trust in decision makers and (ii) the predictive potential of emotions, social trust and socio-demographic variables on threat perceptions. We also discuss (iii) the potential influence of the pandemic on threat perception and antecedents (emotions and social trust). We received 495 responses from 65 countries in September 2019 and 320 responses in June 2020 from 77 countries. We identified three major threat categories (indirect, direct and prejudice). Comparing threat perception, emotions and social trust between both surveys, we found that indirect threats (e.g., habitat modification) were considered as crucial, yet less so during the pandemic. During the pandemic, experts rated indirect threats lower and the perceived threat through prejudice (e.g., myths) higher than before the pandemic. During the pandemic, bat experts also expressed more compassion and sadness related to bats and trust in researchers and NGOs, but less trust in laypeople than before the pandemic. Emotions were particularly important predictors for threats through prejudice besides social trust. Socio-demographic variables (e.g., cultural and professional background) had predictive potential predominantly for direct threats (e.g., hunting and trade, wind turbines) and threats through prejudice. Our study highlights the role of emotions and social trust on threat perception among bat experts who remained relatively invisible during the pandemic despite their key role for bat conservation. More importantly, we echo previous calls to be more attentive to ecological grief also within the scientific community; especially as discussions around zoonotic spillover with valued study animals intensify.
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In citizen science (CS) projects, acquired knowledge about a specific topic is the most frequently acknowledged learning outcome. However, whether both citizens and scientists perceive the same knowledge to be relevant to citizens’ learning in such projects remains unknown. Thus, establishing coherence between citizens’ information needs and scientists’ intentions to inform as well as exploring the reasons for why some knowledge is more relevant from citizens’ and scientists’ perspectives could help to achieve agreement regarding what knowledge is relevant for learning outcomes on the side of the citizens. By using the Delphi technique, we accounted for scientists’ and citizens’ perspectives on the relevance of knowledge in three fields of research on urban ecology. In our Delphi study, an emerging consensus indicated an overlap in relevance among the experts. We then analyzed two dimensions of relevance, that is, to whom and for what the knowledge is relevant. Our analyses of the dimensions revealed that consensus was more likely when we accounted for content-related differences and structural differences such as the communicatory perspective. When we accounted for content-related differences, relevance was higher for problem-oriented knowledge; therefore, this should be the focus of CS projects that are designed to achieve learning outcomes.
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Understanding differences in the way people think about wildlife across countries is important as many conservation challenges transcend jurisdictions. We explored differences in wildlife value orientations in seven countries: Australia, Canada, Germany, Japan, Malaysia, the Netherlands and Serbia. Standard scales assessed domination (prioritizing human well-being) and mutualism (striving for egalitarian relationships with wildlife). We used student samples (total n = 2176) for cross-cultural comparisons. Reliabilities of the wildlife value orientations scales were adequate in all countries. Relationships between demographics and wildlife value orientations were different across countries. Men were generally more oriented towards domination and less towards mutualism than women, except in Serbia, where it was the other way around. Estimated at the level of the individual (using ANOVA), wildlife value orientations varied across countries, with nationality explaining a larger portion of the variation in mutualism (21%) than domination (6%). Estimated at the level of countries (using multilevel modelling), effect sizes were comparable. Thought about wildlife has previously only been examined within single countries. This paper makes a new contribution to the conservation literature suggesting that wildlife value orientations vary by country, and are associated with demographic factors. For conservation practices, understanding national differences in the way people think about wildlife is crucial to understanding sources of conflict among practitioners. Such knowledge is also important to gain public support for conservation.
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Riverine biodiversity in Europe is under threat from a range of anthropogenic factors. Key to effective biodiversity conservation is the public's willingness to support restoration efforts. Based on value-belief-norm (VBN) theory and using a longitudinal survey design with n = 1,000 respondents per each of four countries (France, Germany, Norway, Sweden) we measured individual conservation-oriented behaviors in natural settings over time (e.g., signing a petition, donating money) that benefit native river fish biodiversity. We also examined sociopsychological determinants of these behaviors. In addition to behavioral intentions and self-reported behaviors, we measured actual behavior (monetary donations). We found broad support for the VBN theory but also relevant cultural diversity. In France, Norway, and Sweden fish value orientations affected conservation-oriented behaviors, whereas in Germany general ecological worldviews had more explanatory power. Conservation-oriented outreach and information campaigns will be most effective when taking between-country differences in the relationship between beliefs and behaviors into account.
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Wolf populations have recently made a comeback in Northern Europe and North America. These large carnivores can cause predictable conflicts by preying on livestock, and competing with hunters for game. But their arrivals often become deeply embedded in more general societal tensions, which arise alongside processes of social change that put considerable pressure on rural communities and on the rural working class in particular. Based on research and case studies conducted in Norway, Wolf Conflicts discusses various aspects of this complex picture, including conflicts over land use and conservation, and more general patterns of hegemony and resistance in modern societies.
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Human dimensions (HD) research is a discipline of conservation social sciences that applies social and psychological sciences to understand and influence conservation-relevant human behaviour. An understanding of the human dimensions is particularly required for bats because they are widely maligned and misunderstood and face many threats due to human behaviour. To gain a better understanding of the state of HD studies in bat conservation and address given critiques of social-science research undertaken by natural scientists, we assessed bat-related HD studies on four levels (1) authorships and the professional backgrounds of all authors, (2) conceptual foundations, including the range of contexts studied, the quality of literature reviews and conceptual framing in relation to drivers of human behaviour, (3) the extent to which authors follow social-science best practices and (4) recommendations. Our analysis of 68 papers revealed that compared to papers by natural scientists alone, those by multidisciplinary teams performed better at addressing a broader range of contexts and generating recommendations based on findings, but only slightly better on the conceptual-foundations and literature-review criteria. Our results suggest the need for more interdisciplinarity; specifically, early in the process. We also make ten recommendations for future bat-related HD research. Of these, five are intended to ground the field more firmly in conservation social science and five to prioritize future research. Collectively, our recommendations aim to solidify, accelerate and diversify bat-related HD research. Although bats are the focal animals, this paper's outcomes are potentially applicable to HD research on other taxa.
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An understanding of human attitudes towards wildlife can be an essential element in the success or failure of a conservation initiative, policy or practice and represents one of the main conservation problems for wildlife species. Despite the ecosystem services bats provide, they often are a socially stigmatized group, mis-perceived and even hunted. This problem has been on the increase as a result of the Covid-19 pandemic. We examined how aesthetic appeal and informational factors could influence human attitudes towards bats in a survey of 1966 participants from Spanish-speaking countries. Gender, educational level, religiousness and previous experiences with bats were relevant variables to understand attitudes towards them. The results indicate that both aesthetic and informational stimuli increase the positive responses, reducing the negatives on the participants' attitudes. Our results show the importance of public attitudes to achieve conservation goals, especially in the context of human-wildlife conflict. Bats are not charismatic animals and are still surrounded in mystery; however, our findings could benefit bat conservation plans, allowing the development of new communication strategies both locally and nationally and increasing public acceptance that will facilitate bat conservation.
Article
With >1, 400 species, bats comprise the second-largest order of mammals and provide critical ecological services as insect consumers, pollinators, and seed dispersers. Yet, bats are frequently associated with infectious human diseases such as SARS, MERS, and Ebola. As early as the end of January, 2020, at least five virological studies have suggested bats as a probable origin for SARS-CoV-2, the causative agent of COVID-19. How does the public view the role of bats in COVID-19? Here we report pilot data collected shortly after the outbreak of COVID-19 using two online surveys, combined with a conservation intervention experiment, primarily on people who are receiving or have received higher education in China. We found that 84% of the participants of an online survey (n = 13, 589) have misunderstood the relationship between bats and COVID-19, which strengthened negative attitudes towards bats. Knowledge of bats, gender, and education level of the participants affected their attitudes towards bats. Participants who indicated a better knowledge of bats had a more positive attitude towards bats. The proportion of female participants who had negative attitudes towards bats was higher than that of male participants. Participants with a higher education level indicated a more positive attitude towards bats after the outbreak of COVID-19. A specially prepared bat conservation lecture improved peoples’ knowledge of bats and the positive attitudes, but failed to correct the misconception that bats transmit SARS-CoV-2 to humans directly. We suggest that the way virologists frame the association of bats with diseases, the countless frequently inaccurate media coverages, and the natural perceptual bias of bats carrying and transmitting diseases to humans contributed to the misunderstandings. This probably led to a rise in the events of evicting bats from dwellings and structures by humans and the legislative proposal for culling disease-relevant wildlife in China. A better understanding of the relationship between disease, wildlife and human health could help guide the public and policymakers in an improved program for bat conservation.
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Photo stimuli can be an effective way to engage people in wildlife conservation by stimulating emotions and cognitions. In a before-after experiment, we studied the effects of two sets of photo stimuli (bat under distress vs. bat with engaged human) on the observer’s wildlife value orientations, emotions, attitudes (bats/conservation) and behavioral intentions to engage with wildlife conservation. After viewing the photos of distressed bats, participants felt significantly more anger, sadness, and compassion than participants who viewed the photos showing a bat with a human. Photos with distressed bats raised more positive attitudes toward wildlife conservation, higher intentions to engage in wildlife conservation, more mutualism values, and less domination values than photos showing bats with a human. Photographs of vulnerable and distressed bats might be an important tool to temporarily increase people’s emotional reactions to bats, their wildlife value orientation and probably, more importantly, their support for bat conservation.