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Diskussionspapier
Qualitätscockpit in der Notfallmedizin –
Ein sektorenübergreifendes Messinstrument in der
digitalen Notfallversorgung
von
Patrick Andreas Eder1, Oliver Meindl, Christian Regal, Henner Gimpel,
Harald Dormann2, Asarnusch Rashid3
1 Zentrum für Telemedizin Bad Kissingen
2 Klinikum Fürth Zentrale Notaufnahme
3 Zentrum für Telemedizin Bad Kissingen
September 2018
wird vorgestellt auf der 63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für
Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V., September 2018,
Osnabrück, Deutschland
Die finale Publikation ist verfügbar unter:
<Link mit doi-Nummer>
Abstract für die 63. GMDS-Jahrestagung 2018 in Osnabrück
„Das Lernende Gesundheitssystem: forschungsbasiert, innovativ, vernetzend“
Titel: Qualitätscockpit in der Notfallmedizin
Untertitel: Ein sektorenübergreifendes Messinstrument in der digitalen Notfallversorgung
Autoren: Eder PA, Meindl O, Regal C, Gimpel H, Dormann H, Rashid A
Patrick Andreas Eder
Zentrum für Telemedizin Bad Kissingen
Sieboldstr. 7, 97688 Bad Kissingen
Telefon: 0971 – 785 529 -0
Email.: eder@ztm-badkissingen.de
Oliver Meindl
Kernkompetenzzentrum FIM
Universitätsstr. 12, 86159 Augsburg
Telefon: 0821-598 4801
E-Mail: oliver.meindl@fim-rc.de
Christian Regal
Kernkompetenzzentrum FIM
Universitätsstr. 12, 86159 Augsburg
Telefon: 0821-598 4819
E-Mail: christian.regal@fim-rc.de
Henner Gimpel
Kernkompetenzzentrum FIM
Universitätsstr. 12, 86159 Augsburg
Telefon: 0821-598 4818
E-Mail: henner.gimpel@fim-rc.de
Harald Dormann
Klinikum Fürth Zentrale Notaufnahme
Jakob-Henle-Str.1, 90766 Fürth
Telefon: 0911 – 7580 2810
E-Mail.: Harlad.Dormann@klinikum-fuerth.de
Asarnusch Rashid
Zentrum für Telemedizin Bad Kissingen
Sieboldstr. 7, 97688 Bad Kissingen
Telefon: 0971 – 785 529 -0
Email.: rashid@ztm-badkissingen.de
Einleitung: Für eine adäquate und qualitativ hochwertige Versorgung von Akutpatienten ist
die Zusammenarbeit von Rettungsdienst, Rettungsleitstelle und Krankenhaus unerlässlich. Das
Bindeglied zwischen Rettung und stationärer Entlassung in der Notfallversorgungskette stellt
die Zentrale Notaufnahme dar. Prozesse in der Notfallmedizin haben aufgrund des enormen
Risikopotentials den Anspruch hoher Verlässlichkeit und Genauigkeit. Fehler in Diagnostik
und Therapie sowie „Crowdingphasen“ in Zentralen Notaufnahmen haben direkten Einfluss auf
Mortalität und Morbidität [1,2].
Stand der Forschung: Die Messung der Qualität in der Notfallversorgung erfolgt derzeit über
vereinzelte Indikatoren, die nur Teilabschnitte in der Notfallversorgung abbilden [3]. Eine
sektorenübergreifende Betrachtung der Notfallrettungskette erfolgt derzeit nicht. Ein
Erkenntnisgewinn über die Qualität der tatsächlichen Notfallversorgungskette vom Notarzt-
und Rettungsdiensteinsatz bis zur Krankenhausentlassung ist somit aktuell nicht möglich.
Konzept: Elektronisch verfügbare Daten aus unterschiedlichen Informations- und
Kommunikationssystemen in der Notfallversorgungskette werden herangezogen, um neue
Qualitätsindikatoren zu entwickeln, aber auch, um bestehende Indikatoren besser zu berechnen
und zu verstehen. Die Daten werden in einem sektorenübergreifenden Qualitätscockpit
zusammengefasst. Ziel ist es strategische Entscheider der zentralen Notaufnahme zu
unterstützen, Anomalien und Schwachstellen innerhalb der Rettungskette mittels
entsprechender Qualitätsindikatoren zu identifizieren und z.B. Crowdingphasen proaktiv zu
managen. Durch kontinuierliche Rückspiegelung der Erkenntnisse aus der Analyse der
innovativen Qualitätsindikatoren, werden die Akteure der Notfallversorgungskette zu einer
lernenden Organisation.
Implementierung: In der Region Fürth/Bayern wurden mit den Rettungsdiensten und dem
Klinikum Fürth die relevanten Versorgungsabläufe der Rettungskette mit folgenden Systemen
digital abgebildet: elektronischer Bettenkapazitätsnachweis (IVENA), digitale
Einsatzdokumentation im Rettungsdienst und telemedizinische Voranmeldung (NIDA) sowie
elektronische Notaufnahmedokumentation (E.Care) [4]. In einer Machbarkeitsstudie wurden
ein Konzept zur Anonymisierung, Plausibilisierung, Validierung und Verknüpfung bestehender
Sekundärdaten aus diesen präklinischen und klinischen Softwaresystemen entwickelt. Dieses
Konzept wurde in einem Softwareprototyp implementiert, der auf Basis der verknüpften Daten
sektorenübergreifende Qualitätsindikatoren berechnet.
Lessons learned: Die Machbarkeitsstudie konnte die Realisierbarkeit eines
sektorenübergreifenden Qualitätscockpits auf Basis digital erfasster Routinedaten aufzeigen.
Beispielhaft sind komplexe Qualitätsindikatoren wie die „diagnostische Effizienz“ [5] und
„Überlastung der Notaufnahme“ abbildbar. Diese lassen sich zukünftig automatisiert
verknüpfen, um jederzeit eine Auswertung der Situation der Notaufnahme abzuleiten und ggfs.
Prozesse proaktiv zu managen. In der Zentralen Notaufnahme des Klinikums Fürth hat die erste
prototypische Implementierung eines Qualitätscockpits zur Steigerung der Wahrnehmung der
sektorenübergreifenden Relevanz der Notaufnahme und zur Steigerung der
Dokumentationsqualität sowie zum effizienteren Personaleinsatz geführt.
Schlussfolgerung: Die konsequente Vernetzung relevanter Akteure in der
Notfallversorgungskette über digitale innovative Informationssysteme hat das Potential neue
Messinstrumente zu entwickeln und die Versorgungsrealität gezielter abzubilden.
Kontinuierliche Analysen sektorenübergreifender Qualitätsindikatoren ermöglichen die
Identifizierung von Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung und eröffnen Möglichkeiten,
Schnittstellen in der Notfallversorgungskette durch ein gemeinsames Verständnis zu
minimieren. Ein Qualitätscockpit kann Ärzte und Rettungs- und Pflegepersonal zusätzlich
dabei unterstützen, schnelle und zielgerichtete Entscheidungen in Echtzeit zu treffen und somit
einen Mehrwert für Patient und Versorger zu generieren.
Schlagwörter: Notfallmedizin, Innovative Qualitätsindikatoren, Lernende Organisation,
Digitalisierung, Decision Support System
Referenzen:
[1] Güldner S, Mang H, Popp S, et al. Gedanken zur Fehler- und Sicherheitskultur in deutschen
Notaufnahmen. Notfall + Rettungsmedizin. 2011;14(5):351.
[2] Stang AS, Crotts J, Johnson DW, et al. Crowding Measures Associated With the Quality of
Emergency Department Care: A Systematic Review. Academic Emergency Medicine.
2015;22(6):643-56.
[3] Kulla M, Goertler M, Somasundaram R, et al. Bewertung von Qualitätsindikatoren für die
Notaufnahme. Notfall + Rettungsmedizin. 2016;19(8):646-56.
[4] Eder PA, Dormann H, Krämer RM, et al. Telemedizinische Voranmeldung durch den
Rettungsdienst bei Schwerverletzten - Fallbericht eines Verkehrsunfalls. Notf Rettungsmed.
Forthcoming 2018.
[5] Dormann H, Diesch K, Ganslandt T, et al. Kennzahlen und Qualitätsindikatoren einer
medizinischen Notaufnahme. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(15):261-7.