March 2023
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Zusammenfassung Zur Einzelhandelssteuerung entwickeln viele deutsche Kommunen Einzelhandelskonzepte. Eine Bestandsaufnahme der Lebensmittelversorgung gehört dabei inzwischen zu den Standardinstrumenten. Gemeinhin wird dabei ein distanzbasierter Indikator verwendet, der den Grad der Versorgung anhand von Luftliniendistanzen, z. T. auch realen Wegedistanzen zwischen Wohn- und nächstem Einkaufsort misst. Der Zugang zu Lebensmitteln wird jedoch über diese Distanz hinaus von weiteren physisch-räumlichen und sozioökonomischen Faktoren beeinflusst. Diese werden bislang kaum berücksichtigt. Ein unzureichender Zugang zu Lebensmitteln ist nicht nur aus gesundheitlicher Perspektive problematisch, sondern v. a. auch aufgrund der sozialen Funktion von Ernährung als wichtigem Feld gesellschaftlicher Teilhabe. Der erschwerte Zugang zu Lebensmitteln trifft insbesondere Menschen in prekären Lebenslagen, die ohnehin bereits in ihrer gesellschaftlichen Teilhabe eingeschränkt sind. In diesem Artikel stellen wir deshalb ein Modell vor, welches theoretisch fundiert die physisch-räumliche und sozioökonomische Einbettung des Lebensmittelzugangs umfassend und systematisch erfasst. Anhand ausgewählter Ergebnisse einer Studie, die mit eben diesem Ansatz in Bremen durchgeführt wurde, zeigen wir, von welchen Zugangsbarrieren Bewohner*innen zweier als gut versorgt geltender Stadtteile betroffen sind. Das vorrangige Ziel dieses Aufsatzes ist es, stärker für die komplexe Problematik des Lebensmittelzugangs zu sensibilisieren. Zudem benennen wir abschließend Handlungsansätze, mit der die Einzelhandelssteuerung und andere kommunale Initiativen den Zugang zu Lebensmitteln verbessern können.