July 2023
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Forensische Psychiatrie Psychologie Kriminologie
Zusammenfassung Pathologisches Glücksspiel spielt als Diagnose in der deutschen ambulanten und stationären Suchthilfe eine bedeutende Rolle und geht bei inhaftierten Personen mit einer deutlich höheren Prävalenz als in der Allgemeinbevölkerung einher. Bei der prinzipiellen Frage nach einer Unterbringung im Maßregelvollzug gemäß § 64 StGB wurde diese Diagnose bisher häufig als aggravierende Störung diskutiert. Differenzierte und standardisiert erhobene Daten zu Prävalenz und Ausprägung von pathologischem Glücksspielverhalten bei Patienten im Maßregelvollzug gemäß § 64 StGB liegen aber nicht vor. Es konnte an verschiedenen Stellen aufgezeigt werden, dass pathologisches Glücksspiel im Zusammenhang mit dysfunktionalen Emotionsregulationsstrategien (ERS) steht, was verdeutlicht, dass diese komorbide Störung mitbehandelt werden sollte. In der vorliegenden Studie aus dem Maßregelvollzugszentrum Bad Rehburg, einem Fachkrankenhaus für forensische Psychiatrie und Psychotherapie, wurden 134 männlichen Patienten, bei Aufnahme im Zeitraum zwischen September 2020 und September 2022, der Kurzfragebogen zum Glücksspielverhalten (KFG) und die Emotional Processing Scale (EPS-D) zur Bearbeitung vorgelegt. Die Auswertung der Daten ergab, dass 27 der aufgenommenen Patienten mit einem Wert von 16 oder mehr Punkten oberhalb des Cut off zum beginnenden pathologischen Glücksspiel lagen. Diese Patienten gaben signifikant stärker ausgeprägte dysfunktionale ERS an. Die Ergebnisse führen zu der Empfehlung, Patienten im Maßregelvollzug gemäß § 64 StGB mit komorbidem, pathologischen Glücksspielverhalten bei Therapiemodulen zur Verbesserung der Emotionsregulation besonders zu berücksichtigen.