Karla Spyra’s research while affiliated with Charité Universitätsmedizin Berlin and other places

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Publications (105)


Motive und Informationsquellen für die Beantragung von und Zufriedenheit mit Präventionsleistungen der Deutschen Rentenversicherung
  • Conference Paper
  • Full-text available

March 2024

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38 Reads

Martin Brünger

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Luisa Jung

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Dorothea Mößnang

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Hintergrund und Zielstellung: Präventionsleistungen stellen seit Inkrafttreten des Präventionsgesetzes 2016 eine Pflichtleistung der Deutschen Rentenversicherung (DRV) dar und richten sich an Versicherte mit ersten gesundheitlichen Beeinträchtigungen gemäß dem Grundsatz Prävention vor Rehabilitation vor Rente. Die Anzahl an Präventionsleistungen stieg kontinuierlich an, liegt jedoch im Vergleich zur medizinischen Rehabilitation auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Als Barrieren für die Inanspruchnahme wurden in einem qualitativen Forschungsprojekt u.a. mangelnde Bekanntheit und eine für manche Personengruppen zu unflexible Organisation und Ausgestaltung von RV Fit sowie Vorbehalte auf Seiten der Unternehmen hinsichtlich der Freistellung ihrer Beschäftigten identifiziert (Spyra, 2018). Das rehapro-Modellprojekt zur Steigerung der Präventionsinanspruchnahme (PiNA) hat sich daher zum Ziel gesetzt, die Inanspruchnahme von Präventionsleistungen in Berlin und Brandenburg zu steigern. Hierfür wurde in Ergänzung zu RV Fit ein ambulantes, wohn-bzw. arbeitsortnahes und flexibilisiertes Präventionsangebot konzipiert und modellhaft erprobt. Ziel dieses Beitrags ist es, Motive und Informationsquellen von Versicherten für die Beantragung einer Präventionsleistung und die Zufriedenheit mit RV Fit und den PiNA-Präventionsprogrammen vergleichend zu beschreiben. Methoden: Es wurde eine prospektive Beobachtungsstudie durchgeführt. Hierzu wurden durch die DRV Berlin-Brandenburg, DRV Bund und DRV Knappschaft-Bahn-See sämtliche Versicherte mit Wohnort in Berlin oder Brandenburg, denen im 24-monatigen Erprobungszeitraum 2021 bis 2023 eine Präventionsleistung bewilligt wurde, postalisch vor Beginn der Präventionsleistung kontaktiert und gebeten, einen Fragebogen zu Motiven und Informationsquellen für die Beantragung auszufüllen (n=2.896). Eine zweite schriftliche Befragung 3 bis 5 Monate später erhob die Zufriedenheit mit der Präventionsleistung. Die deskriptive Auswertung erfolgt stratifiziert für RV Fit einerseits und die PiNA- Präventionsprogramme DO IT YOURSELF (DIY) und BUSINESS andererseits. Sowohl DIY als auch BUSINESS fallen im Vergleich zu RV Fit mit etwa 3 Monaten Dauer kürzer aus. Eine Freistellung erfolgt an drei Tagen zu Beginn, Mitte und Ende der Präventionsleistung. Hierfür erhalten Arbeitgeber eine Ausgleichszahlung von 100€ je Tag. Über ein persönliches Präventionsbudget von 250€ können teilnehmende Versicherte eigenständig Präventionskurse wohn- bzw. arbeitsortnah besuchen. BUSINESS zeichnet sich zusätzlich dadurch aus, dass es aufsuchend vor Ort im Unternehmen für eine Gruppe von Beschäftigten angeboten wird. Ergebnisse: In die Analysen gingen für die Startbefragung n=800 und für den zweiten Befragungszeitpunkt n=399 Fälle ein. Gut zwei Drittel der Befragten nahmen an RV Fit teil (69,1%), die übrigen Personen an PiNA (DIY: 12,0% BUSINESS: 18,9%). Bei RV Fit lag der Frauenanteil bei 75,2%, bei PiNA bei 69,0%. Das mittlere Alter lag bei 50,5 (SD: 9,1) bzw. 48,1 Jahre (SD: 10,0 ). Als Motive für eine Antragstellung wurden am häufigsten Verbesserung des Gesundheitszustandes (RV Fit 74,6%; PiNA 65,0%), Verbesserung der Leistungsfähigkeit im Alltag (65,4%; 60,5%), Vorbeugung von Erkrankungen (60,7%; 60,9%) und körperliche Beschwerden (53,9%; 34,6%) genannt. Rat von Familie/Freunden (9,4%; 4,9%) oder Empfehlung von Ärzt:innen (7,0%; 0,9%) spielten eine untergeordnete Rolle. Als Grund für die Wahl von PiNA-Angeboten (insbesondere BUSINESS) wurde mit 56,2% „wird durch meine Arbeitsstelle unterstützt“ deutlich häufiger angegeben als bei RV Fit mit 23,2% der Befragten. Vergleichbares gilt für „Angebot am Arbeitsplatz verfügbar“ (26,9% vs. 2,8%). Während drei Viertel (76,0%) der PiNA-Teilnehmenden durch den Arbeitgeber auf das Präventionsangebot aufmerksam wurden, waren es bei RV Fit nur ein Viertel (25,8%). Hier wurden stattdessen häufiger Partner/Freunde/Bekannte/Familie (32,2%) bzw. das Internet (22,2%) als Informationsquellen angegeben. Der Großteil der Teilnehmenden (PiNA 84,5%, RV Fit 87,4%) berichtete, die Inhalte des Präventionsangebote zumindest teilweise in den privaten Alltag integriert zu haben. Etwa vier Fünftel gaben an (PiNA 79,2%; RV Fit: 79,1%), mit dem heutigen Wissen erneut eine Präventionsleistung der DRV in Anspruch zu nehmen. Diskussion und Fazit: Hinsichtlich Motive und Zufriedenheit fiel das Antwortverhalten von RV Fit- und PiNA- Teilnehmenden ähnlich aus. Jedoch wurden unterschiedliche Informationsquellen für die beiden Präventionsleistungen offensichtlich. Während RV Fit insbesondere aus dem persönlichen Umfeld oder dem Internet bekannt war, spielte bei PINA insbesondere BUSINESS) das betriebliche Umfeld eine herausragende Rolle. Dies trägt der 2023 von allen Rentenversicherungsträgern gemeinsam entwickelten Strategie zur Weiterentwicklung der Prävention Rechnung, welche einen Fokus auf eine Verzahnung von Verhältnis- und Verhaltensprävention in betrieblichen Lebenswelten setzt (Deutsche Rentenversicherung Bund, 2023). Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass RV Fit und PiNA unterschiedliche Zielgruppen erreichen und somit die Inanspruchnahme von Präventionsleistungen insgesamt steigern könnten. Take-Home-Message: Die Zufriedenheit mit RV Fit und den PINA-Präventionsprogrammen fällt insgesamt hoch aus. BUSINESS adressiert stärker als RV Fit das betriebliche Umfeld und könnte so weitere Zielgruppen erschließen. Literatur Deutsche Rentenversicherung Bund (2023): Weiterentwicklung von Prävention und Rehabilitation. Gemeinsames Strategiepapier der Deutschen Rentenversicherung. Spyra, K. (2018): Berufsbegleitende Prävention in kleinen und mittleren Unternehmen: Eine explorative Studie in Berlin und Brandenburg. DRV-Schriften, 113. 257-259. Förderung: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), rehapro

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Prävalenz des Bedarfs an Teilhabeleistungen der Deutschen Rentenversicherung in der hausärztlichen Versorgung

Hintergrund und Zielstellung Präventions-und Rehabilitationsbedarfe bei Personen im erwerbsfähigen Alter werden bislang oft zu spät erkannt. Etwa die Hälfte der Erwerbsminderungsrentenbeziehenden erhielt zuvor keine medizinische Rehabilitationsleistung (Mittag et al., 2014). Es bedarf daher einer frühzeitigeren Erkennung von Präventions-und Rehabilitationsbedarfen und einer Steigerung der Anträge auf Teilhabeleistungen der Deutschen Rentenversicherung (DRV). Das Flexirentengesetz sieht daher vor, dass Rentenversicherungsträger "die Einführung einer freiwilligen, individuellen, berufsbezogenen Gesundheitsvorsorge für Versicherte" ab 45 Jahren erproben (§ 14 SGB VI). Hausärzt:innen werden von der Bevölkerung als zentrale Anlaufstelle für Prävention und Rehabilitation gesehen (Golla et al., 2023). Zugleich wurden Informationsdefizite bezüglich Präventionsleistungen ("RV Fit") und medizinischer Rehabilitation seitens Patient:innen und Hausärzt:innen festgestellt (Walther et al., 2018). Daher wurde im Rahmen der sog. Ü45-Check-Modellprojekte eine Studie konzipiert mit dem Ziel, den Bedarf an Teilhabeleistungen in der hausärztlichen Versorgung mithilfe des sog. Ü45-Screenings strukturiert zu erfassen und bei vorliegendem Bedarf Informations-und Antragsunterlagen auszuhändigen (Burchardi et al., 2023). Dieser Beitrag stellt die Prävalenz von Präventions-und Rehabilitationsbedarfen in der hausärztlichen Versorgung vor. Methoden Es wurde eine randomisiert kontrollierte Studie in 26 Hausarztpraxen in Berlin und Brandenburg durchgeführt (DRKS00028303). Einschlusskriterien waren Alter 45-59 Jahre, Versicherung bei der DRV Berlin-Brandenburg oder DRV Bund sowie ein Wohnort in Berlin oder Brandenburg. Die Rekrutierung erfolgte am Empfang. Die Kontrollgruppe erhielt ausschließlich einen Fragebogen zu soziodemografischen und berufsbezogenen Merkmalen. Die Interventionsgruppe füllte im Wartezimmer zusätzlich das zweiseitige Ü45-Screening aus, welches in fünf Dimensionen Präventions-und Rehabilitationsbedarf erfasst. Anschließend wurde dieses durch das Praxispersonal ausgewertet (Rehabilitationsbedarf, Präventionsleistungsbedarf, kein Bedarf an DRV-Teilhabeleistungen). Die Praxis hatte die Möglichkeit, die Bedarfseinschätzung des Ü45-Screenings anzupassen. Daneben wurden soziodemografische und erwerbsbezogene Angaben sowie subjektive Gesundheit erhoben. Die Bedarfsprävalenzen werden deskriptiv für die gesamte Interventionsgruppe und stratifiziert für verschiedene Merkmale berichtet. Ergebnisse In die Analyse wurden 797 Hausarzt-Patient:innen eingeschlossen (61,1% Frauen, mittleres Alter 52,2 Jahre (SD 4,3)). Knapp ein Zehntel (9,2%) wies einen schlechten subjektiven Gesundheitszustand auf, ein weiteres Drittel einen mittelmäßigen (31,7%). 29,7% hatten bereits eine Rehabilitation absolviert. Jeweils gut ein Viertel bewertete die subjektive Arbeitsfähigkeit (Work Ability Score) als moderat (28,4%) bzw. schlecht (27,1%). Das Ü45-Screening ergab eine Prävalenz von 9,3% für Rehabilitationsbedarf, 27,6% für Präventionsbedarf und 63,1% für keinen Präventions- oder Rehabilitationsbedarf. In den meisten Fällen folgten die Hausarztpraxen dieser Bedarfseinschätzung (83,1%). Bei 15,3% der Patient:innen stuften die Praxen den Bedarf höher und bei 1,6% niedriger ein. Betrachtet man die abschließende hausärztliche Bewertung des Bedarfs, wiesen 18,3% der Patient:innen einen Rehabilitationsbedarf auf, 26,1% Präventionsbedarf und 55,6% keinen Bedarf an DRV-Teilhabeleistungen. Die Subgruppenanalysen der Ü45-Screening-Bedarfseinschätzungen zeigten bei Frauen etwas höhere Rehabilitations- bzw. Präventionsbedarfe (10,7% bzw. 30,6%) im Vergleich zu Männern (7,1% bzw. 22,9%). 55-59-Jährige wiesen etwa doppelt so häufig einen Rehabilitationsbedarf auf (11,2%) als zehn Jahre jüngere Patient:innen (6,1%). Auch der Präventionsbedarf lag hier höher (29,1% vs. 22,9%). Personen mit niedrigem Bildungsabschluss zeigten häufiger Rehabilitations- und Präventionsbedarfe (17,6% bzw. 36,5%) als solche mit hohem Bildungsabschluss (6,4% bzw. 24,4%). Personen mit schlechter subjektiver Arbeitsfähigkeit wiesen erheblich häufiger höhere Rehabilitations- und Präventionsbedarfe (30,1% bzw. 49,5%) im Vergleich zu Personen mit guter subjektiver Arbeitsfähigkeit auf (0,6% bzw. 11,3%). Diskussion und Fazit Die Prävalenz von Präventions- und Rehabilitationsbedarfen in der hausärztlichen Versorgung gemäß Ü45-Screening liegt im Vergleich zur gleichaltrigen Allgemeinbevölkerung höher. Für einzelne Subgruppen zeigten sich erhebliche Unterschiede in der Prävalenz. Zum Großteil folgten die Hausarztpraxen der Bedarfseinschätzung des Ü45-Screenings. Bei etwa einem Sechstel wurde der Bedarf höher eingeschätzt als im Screening. Bei der Interpretation der Bedarfsbewertung durch die Hausarztpraxen sollte bedacht werden, dass die RehaAntragstellung in der Studie durch Verzicht auf den sonst erforderlichen ärztlichen Befundbericht erleichtert war, sodass potenziell ein Anreiz zur Feststellung von Rehabilitationsbedarf bestand. Take-Home-Message Die strukturierte Erfassung mithilfe des Ü45-Screenings könnte dazu beitragen, Präventionsund Rehabilitationsbedarf frühzeitig und niedrigschwellig festzustellen, Hausärzt:innen für DRV-Teilhabeleistungen zu sensibilisieren und die bedarfsgerechte Antragstellung zu steigern. Literatur Burchardi, J. M., Spyra, K., Brünger, M. (2023): Effectiveness of a screening tool to assess prevention and rehabilitation needs of 45 to 59 years old in primary care – study protocol of a pragmatic randomized controlled trial (PReHa45): BMC Health Serv Res, 23(1): 382. Golla, A., Saal, S., Meyer, G., Frese, T., Mikolajczyk, R., Richter, M., Schildmann, J., Steckelberg, A., Mau, W. (2023): Verständnis und Bedürfnis medizinischer Rehabilitation in der Bevölkerung – Ergebnisse einer Online-Befragung. Rehabilitation. 62(4): 197-206. Mittag, O., Reese, C., Meffert, C. (2014): (Keine) Reha vor Rente: Analyse der Zugänge zur Erwerbsminderungsrente 2005-2009. WSI-Mitteilungen, 67(2): 149-155. Walther, A., Falk, J., Deck, R. (2018): Informationsbedürfnisse von Versicherten der Deutschen Rentenversicherung zur medizinischen Rehabilitation – eine schriftliche Befragung. Gesundheitswesen, 80(7): 635-641. Förderung: Deutsche Rentenversicherung Berlin-Brandenburg


Auswirkungen der SARS‐CoV‐2-Pandemie auf Zugang, Inanspruchnahme und Ausgestaltung der Sucht-Rehabilitation (CoV-AZuR). Abschlussbericht

Hintergrund Die Sucht-Rehabilitation weist im Vergleich zur übrigen medizinischen Rehabilitation einige Spezifika auf, die im Kontext der SARS-CoV-2-Pandemie Bedeutung haben könnten. Hierzu gehören besondere Zugangs­wege über Suchtberatungsstellen und Entgiftungsstationen in Akutkrankenhäusern. Weiterhin ist das Einrichtungsspektrum äußerst heterogen. Die Reha-Dauer liegt mit im Mittel 86 Tagen deutlich höher als in der somatischen Rehabilitation mit 23 Tagen. Die Rehabili­tand:innen-Struk­tur unterscheidet sich von derjenigen in der übrigen medizinischen Rehabili­ta­tion. Hierzu gehö­­ren ein hoher Männeranteil, ein niedriges mittleres Alter und ein niedriger sozio­öko­no­mischer Status. Daneben sind in der Pandemie Änderungen im Zugang zu Suchtmitteln und im Konsumverhalten zu verzeichnen. Die Studienlage ist hier uneinheitlich. Als neue bzw. verstärkt potenziell in der Pandemie auftretende Motive für erhöhten Substanzkonsum bzw. vermehrtes Suchtverhalten sind Langeweile, Einsamkeit und Angst vor Ansteckung beschrieben. Es ist aus vorherigen Studien bekannt, dass diese Faktoren bestehende Suchterkrankungen verstärken bzw. die Rückfallgefahr erhöhen können. Ziel und Fragestellungen Globales Ziel der Studie CoV-AZuR war es, pandemiebedingte Veränderungen in der Sucht-Rehabilitation und ‑Nachsorge zu beschreiben und zu analysieren sowie mögliche Schlussfolgerungen hieraus für die postpandemische Zeit abzuleiten. Studiendesign und Methoden Die Beobachtungsstudie umfasst vier Studienmodule und wurde mit einem Mixed-Methods-Ansatz durchgeführt, um unterschiedliche Akteure und Perspektiven einzubinden. Einrichtungsleitungen sämtlicher ca. 1.050 Einrichtungen der Sucht-Rehabilitation und ‑Nachsorge in Deutschland wurden zu zwei Zeitpunkten (t1: Herbst 2021, t2: Sommer 2022) gebeten, online einen Fragebogen auszufüllen. Der auswertbare Rücklauf umfasste zu t1/t2 n=336/415 Fragebögen für n=556/615 Ein­richtungs­standorte. Für einen Teil der Analysen wurden die Einrichtungen in drei Settings grup­piert: Setting 1: stationäre Einrichtungen (t1/t2 n=58/68); Setting 2: gemischt stationär-ambu­lan­te Einrichtungen (inkl. ganztägig ambulanter Rehabilitation, n=39/35); Setting 3: am­bu­lante Einrichtungen (ausschließlich ambulante Rehabilitation und/oder Nachsorge, n=239/312). Zur vertieften Exploration wurden mit n=26 ärztlich oder therapeutisch in Sucht-Reha-Einrichtungen tätigen Personen Leitfaden-gestützte Interviews zu zwei Zeitpunkten (Ende 2021/Anfang 2022 und Herbst 2022) Videotelefonie-gestützt durchgeführt. Die Audio­aufnahmen wurden transkribiert und inhaltsanalytisch nach Kuckartz ausgewertet. Im Zuge einer in der ersten Jahreshälfte 2022 in 34 Sucht-Reha-Einrichtungen durchgeführten Hybrid-Befragung (wahlweise online oder schriftlich) wurden Angaben von insgesamt n=460 Personen deskriptiv ausgewertet, die sich zum Befragungszeitpunkt in Sucht-Rehabilitation (n=303) oder Nachsorge nach vorheriger Sucht-Rehabilitation (n=157) befanden. Ergänzend wurden Routine-Statistiken der Deutschen Rentenversicherung und solche basierend auf dem Kerndatensatz Sucht zum Versorgungsgeschehen in der Sucht-Rehabilitation vergleichend für die Jahre 2019 bis 2021 herangezogen. Ergebnisse Fast alle Einrichtungen berichteten, umfangeiche Corona-Schutzmaßnahmen implementiert zu haben. Der infolge der Implementierung von Hygiene- und Abstandsregeln entstandene Raummangel führte bei etwa 70% der Einrichtungen zu Problemen bei der Umsetzung von Therapie und Aufenthalt. Abbrüche oder Unterbrechungen laufender Reha-Leistungen, ein Aufnahmestopp und die generelle Ein­­stellung von rehabilitativen Angeboten waren am häufigsten in der ersten Welle im Frühjahr 2020 zu verzeichnen, traten jedoch in der Minderheit der Einrichtungen auf. Ein beträchtlicher Anteil der Ein­richtungs­leitungen gab an, die Anzahl der Behandlungsplätze pandemiebedingt reduziert zu haben, v.a. aufgrund eines Mangels an Therapie­räumen und Rehabilitand:innen-Zimmern aufgrund von Einzel­belegung. Pandemie und Coronaschutzmaßnahmen gingen mit erheblichen Mehrbelas­tungen des Personals und Änderungen in der Teamarbeit und beim Personalmanagement einher. 54% der Rehabilitand:innen berichteten von einem pandemiebedingt erhöhten Verlangen nach Suchtmitteln, v.a. wegen Einsamkeit, Langeweile und Konflikten. Die Anzahl der Sucht-Reha-Leistungen ging 2020 (-10%) und 2021 (-9%) gegenüber 2019 zurück. Besonders stark fiel der Rückgang bei Frauen und Alkoholabhängigkeit sowie für Kurzzeitbehandlung und Adaption aus. Die Einrichtungsleitungen berichteten, dass erhebliche Umstellungen am Reha-Konzept und einzelnen therapeuti­schen Leistungsangeboten erforderlich waren, z.B. bei Gruppentherapien, angehörigen­orientierten Interventionen und externen Belastungs- und Arbeitserprobungen. Dem wurde u.a. mit telefonischen und digitalen Angeboten begegnet. Die Weitervermittlung nach Entlassung z.B. in Selbsthilfegruppen gestaltete sich erheblich schwieriger als üblich. Diskussion Es zeigten sich deutliche pandemiebedingte Auswirkungen auf die Sucht-Rehabilitation hinsichtlich Rahmenbedingungen, Personalsituation sowie Zugang und Inanspruchnahme. Nach einem Rückgang von Sucht-Rehabilitationsleistungen während der Pandemie rechnet ein Großteil der Einrichtungen kurz‑ bzw. mittelfristig mit einer steigenden Nachfrage. Um Leistungsangebot und therapeutische Beziehung unter Pandemiebedingungen aufrecht erhalten zu können, wurden telefonische bzw. digitale Leistungen ersatzweise angeboten, beispiels­weise Einzel- und Gruppentherapien sowie angehörigenorientierte Interventionen. Diese Angebote wurde mehrheitlich sowohl von Einrichtungs­leitungen als auch Rehabilitand:innen begrüßt. Es wurde überwiegend befürwortet, solche Angebote in Ergänzung zu Vor-Ort-Angeboten postpandemisch weiterzuführen. Verwendungsmöglichkeiten/Umsetzung Für zukünftige Krisensituationen sollten Vorkehrungen getroffen werden. Dazu zählen die Erstellung von Pandemieplänen einschließlich der Vorbereitung auf die kurzfristige Einrichtung eines Krisenstabs bei Bedarf, die Bereitstellung der erforderlichen technischen Ausstattung, das Vorhalten von Infektionsschutzmaterialien und die entsprechende Schulung der Beschäftigten. Auch für die Regelversorgung bieten sich Möglichkeiten für eine Weiterentwicklung der Sucht-Reha­bilitation insbesondere hinsichtlich des Einsatzes digitaler Technologien. Neben der Verwendung für interne Prozesse, Supervisionen, Fortbildungen und die externe Kommunikation mit Vor-/Nach­be­hand­­ler:innen, Rehabilitand:innen und Angehörigen ist auch ein Einsatz für therapeutische Zwecke denkbar. Hierfür müssen entsprechende rechtliche und organisatorische Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die Wirksamkeit digitalgestützter Interventionen sollte evaluiert werden.


Auswirkungen der SARS-CoV-2-Pandemie auf die Sucht-Rehabilitation. Eine multiperspektivische Studie unter Einbezug von Einrichtungsleitungen, Behandler:innen und Rehabilitand:innen

January 2024

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108 Reads

Konturen

Die Einrichtungen der Sucht-Rehabilitation wurden während der Corona-Pandemie vor erhebliche Herausforderungen gestellt. Um die konkreten Veränderungen zu analysieren, führte die Charité – Universitätsmedizin Berlin das Forschungsprojekt „Auswirkungen der SARS‐CoV‐2-Pandemie auf die Sucht-Rehabilitation und Nachsorge (CoV-AZuR)“ durch, dessen Ergebnisse nun vorliegen. Untersucht wurde, wie sich die Pandemie auf die Rahmenbedingungen, auf Personal und Teamarbeit, auf therapeutische Leistungsangebote und Digitalisierung und viele weitere Aspekte auswirkte. Der Artikel des Forschungsteams zeichnet ein umfassendes Bild von Sucht-Rehabilitation unter Corona-Bedingungen und leitet daraus Möglichkeiten für eine Weiterentwicklung der Versorgung von Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen ab.


Use and attitudes towards digital technologies in addiction rehabilitation in the SARS-CoV-2 pandemic

October 2023

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26 Reads

The European Journal of Public Health

Background Before the start of the pandemic, digital technologies were hardly used in addiction rehabilitation in Germany - also due to the lack of a legal framework. During the SARS-CoV-2 pandemic, the funding agencies enabled their use. The aim of the study is to describe the use of and attitudes towards digital technologies in addiction rehabilitation from the perspective of both clinic management and rehabilitation patients. Methods Clinic management of all 1044 outpatient and inpatient addiction rehabilitation clinics in Germany were asked in summer 2022 to complete an online questionnaire on the use of and attitudes towards digital technologies in addiction treatment. 415 clinics provided answers (response rate 40%). In addition, 460 rehabilitation patients from 34 different clinics were questioned in written form (mean age 46.0 years (SD: 13.3), 73% male; 81% alcohol addiction). Results According to the clinic management, digitally conducted therapies were carried out in individual therapy (inpatient: 22% vs. outpatient 62%), group therapy (4% vs. 37%), family-oriented interventions (55% vs. 51%), and pre-admission interviews (45% vs. 45%). Among the rehabilitation patients, 10% in inpatient and 37% in outpatient rehabilitation stated that they had used digitally conducted therapies. 87% of the clinic management felt that digital therapy offers were useful during the pandemic, and 84% were in favour of using them beyond the pandemic. Among rehabilitation patients, the approval rate was 85% and 59% respectively. Conclusions Digital technologies were used for different therapy services in addiction rehabilitation. The majority of both clinic management and rehabilitation patients were in favour of this, even beyond the pandemic. For further use after the pandemic, the establishment of a legal, financial and organisational framework is required. Non-inferiority studies (comparing digital to face-to-face) could add to the evidence. Key messages • Digital technologies were used for therapeutic purposes (e.g. individual therapy, group therapy, family-oriented interventions) by a large proportion of addiction clinics during the pandemic. • The majority of clinic management and rehabilitation patients are in favour of the use of digital technologies in addiction rehabilitation even beyond the pandemic.


Umsetzung von Rehanachsorgeangeboten bei Kindern und Jugendlichen. Perspektiven aus der Praxis

July 2023

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33 Reads

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1 Citation

Physikalische Medizin Rehabilitationsmedizin Kurortmedizin

Zusammenfassung Hintergrund und Zielstellung Für einen langfristigen und nachhaltigen Rehaerfolg bei chronisch erkrankten Kindern und Jugendlichen wurde mit Inkrafttreten des Flexirentengesetzes unter anderem die Durchführung der Rehanachsorge für Kinder und Jugendliche ermöglicht. Für die Umsetzung und Nutzung von Rehanachsorgeprogrammen gilt es, verschiedene Barrieren und Herausforderungen zu überwinden und involvierte Akteur*innen rollenspezifisch mit einzubeziehen. Ziel der qualitativen Studie war es, die Perspektiven von Kinderärzt*innen und Rehaklinikmitarbeiter*innen hinsichtlich des Wissensstandes, des Bedarfs sowie der Barrieren in Bezug auf Nachsorgeangebote für Kinder und Jugendliche zu untersuchen. Methodik Es wurden 20 semistrukturierte Telefoninterviews mit niedergelassenen Kinder- und Jugendärzt*innen (N=10) sowie Rehaklinikmitarbeiter*innen (N=10) geführt. Die Daten wurden audiodigital aufgenommen, anonymisiert transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet. Ergebnisse Sowohl die niedergelassenen Ärzt*innen als auch die Klinikmitarbeiter*innen sind positiv gegenüber dem Konzept der Rehanachsorge eingestellt. Mangelnde Informationen, fehlende Kommunikationswege, knappe zeitliche Ressourcen und unklare Verantwortungsbereiche sind Gründe für die zurückhaltende Nutzung von Rehanachsorgeangeboten. Schlussfolgerung Rehanachsorgeangebote für Kinder und Jugendliche stellen eine essentielle Ergänzung zur medizinischen Rehabilitation dar. Barrieren und Herausforderungen im Zugang und der Nutzung sollten zunächst aus der Perspektive von Versorger*innen beleuchtet und berücksichtigt werden. Eine gezielte Informationspolitik zu bestehenden Nachsorgeangeboten sowie eine standardisierte Regelung der Zuständigkeiten können eine Umsetzung und Nutzung von Rehanachsorgeangeboten fördern und die jeweiligen Akteur*innen entlasten.


Auswirkungen der SARS-CoV-2-Pandemie auf Einrichtungen der Suchtrehabilitation und -nachsorge

July 2023

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139 Reads

Deutsche Rentenversicherung

Ziel des vorliegenden Beitrages ist es, Inanspruchnahme, Rahmenbedingungen und Personalsituation von Einrichtungen der Suchtrehabilitation während der SARS-CoV-2-Pandemie zu beschreiben. Hierzu wurden im Laufe der Jahre 2021 und 2022 (1) eine Onlinebefragung von Suchtrehabilitationseinrichtungen zu zwei Zeitpunkten (t1: n = 336, t2: n = 415), (2) Interviews mit n = 26 Behandlerinnen und Behandlern und (3) eine Hybridbefragung mit n = 460 Personen in Suchtrehabilitation oder -nachsorge durchgeführt sowie (4) Routinedatenstatistiken zur Inanspruchnahme herangezogen. Ergebnisse: 2020 und 2021 erfolgten jeweils circa 10 Prozent weniger Suchtrehabilitationen im Vergleich zu 2019. Besonders stark fiel der Rückgang bei Frauen und bei Alkoholabhängigkeit aus. Die wirtschaftlichen Folgen aufgrund der gesunkenen Nachfrage sowie die Implementierung und Umsetzung von Hygienekonzepten stellten die Einrichtungen vor Herausforderungen und gingen mit Umstellungen in der Teamarbeit und Mehrbelastungen für das Personal einher. Zugleich wurden Entwicklungen angestoßen, die Chancen für die Weiterentwicklung der Suchtrehabilitation über die Pandemie hinaus bieten.


Title page: Changes in treatment and use of digital services in addiction rehabilitation
during the SARS-CoV-2 pandemic – A nationwide survey among rehabilitation
clinic directors and rehabilitation patients
Änderungen der Therapiegestaltung und Nutzung digitaler Angebote in der Sucht-Rehabilitation während der SARS-CoV-2-Pandemie – Eine bundesweite Befragung von Einrichtungsleitungen und Rehabilitand:innen

June 2023

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141 Reads

Die SARS-CoV-2-Pandemie hat erhebliche Auswirkungen auf das gesamte Suchthilfesystem. Der vorliegende Beitrag untersucht pandemiebedingte Änderungen bei der Therapiegestaltung sowie die Nutzung und Wahrnehmung digitaler Angebote in der Sucht-Rehabilitation. Es wurde eine als Vollerhebung konzipierte zweimalige Einrichtungsbefragung im Herbst 2021 (t1, n=336) und Sommer 2022 (t2, n=415) durchgeführt. Daneben wurden 460 Rehabilitand:innen aus 34 Einrichtungen einmalig befragt. Um Hygienekonzepte umsetzen zu können, waren substanzielle Änderungen am Reha-Konzept (z.B. Trennung von Behandlungsgruppen und Wohnbereichen) und an einzelnen Leistungsangeboten nötig (z.B. Gruppengrößenreduktion, Ersatzangebote, Verlagerung ins Freie, telefonische/digitale Durchführung). Ausgangs-, Besuchs- und Heimfahrtregelungen wurden meist restriktiv gehandhabt. Änderungen waren zu t2 deutlich seltener erforderlich als noch zu t1. Digitale Angebote wurden in Ergänzung zu Vor-Ort-Angeboten überwiegend als sinnvoll erachtet, auch über die Pandemie hinaus. The SARS-CoV-2 pandemic has had a significant impact on the entire addiction care system. This work examines pandemic-related changes in therapy as well as the use and perception of digital services in addiction rehabilitation. A survey among clinic directors was conducted twice in autumn 2021 (t1, n=336) and summer 2022 (t2, n=415). In addition, 460 rehabilitation patients from 34 rehabilitation facilities were questioned once. In order to be able to implement hygiene concepts, substantial changes to the rehabilitation concept (e.g. separation of treatment groups and living areas) and to specific therapeutic services were necessary (e.g. reduction in group size, replacement of services, outdoor relocation, telephone/digital delivery). Outgoing, visiting and home travel regulations were handled restrictively. Changes were implemented noticeably less often at t2 than at t1. Digital services were mostly considered useful as a supplement to on-site services, even beyond the pandemic.


SPIRIT flow diagram of the study
CONSORT flow diagram of the study
Effectiveness of a screening tool to assess prevention and rehabilitation needs of 45 to 59 years old in primary care – study protocol of a pragmatic randomized controlled trial (PReHa45)

April 2023

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37 Reads

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4 Citations

BMC Health Services Research

Background For years it has been stated that the need for prevention and rehabilitation is not always identified early enough. Although many individuals have regular contact with a general practitioner (GP), this access path for applying for a prevention or rehabilitation service has not been fully exploited. The important role of GPs in supporting the intention to apply is highlighted in the research. This study aims to evaluate the effectiveness of the “check-up 45 + ” to support GPs both in identifying the need for prevention and rehabilitation services and in submitting applications. Methods The study is designed as a two-arm, pragmatic 1:1 randomised controlled study (RCT), which will be conducted in about 20 general practices in the German states of Berlin and Brandenburg. Patients (n = 1,654) aged from 45 to 59 years will be recruited by medical assistants. In addition to usual care, both study groups will receive a questionnaire covering socio-economic and occupational variables to be filled out immediately in the waiting room. The intervention group passes through the “check-up 45 + ”. This includes the completion of the “screening 45 + ” that aims to assess the need for prevention and rehabilitation services. Medical assistants will immediately evaluate this 2-page screening tool. If a need is identified and confirmed by the GP, information and application documents will be handed over. Moreover, the application process for rehabilitation services is simplified. Primary outcome is the proportion of applications for prevention or rehabilitation services financed by the German Pension Insurance. Administrative data will be provided for this purpose. Secondary outcomes include the proportion of approved applications and completed services. In addition, the proportion of persons with a need for prevention or rehabilitation according to the “check-up 45 + ” will be examined. Semi-structured interviews will be conducted and content-analysed to determine the practicability and acceptance of the “check-up 45 + ” by the relevant stakeholders. Discussion Prevention and rehabilitation need is insufficiently identified and addressed so far. This study will determine the effectiveness of the “check-up 45 + ” in primary care. Trial registration German Clinical Trials Register (DRKS00028303, 03.03.2022).


Auswirkungen der SARS-CoV-2-Pandemie auf die Sucht-Rehabilitation und -Nachsorge (CoV-AZuR). Eine Mixed-Methods-Studie

Hintergrund Die SARS-CoV-2-Pandemie zeigt erhebliche Auswirkungen auf die gesamte medizinische Rehabilitation (Bethge et al., 2021). Die Sucht-Rehabilitation weist im Vergleich zu anderen Indikationen einige Spezifika auf. Hierzu gehören besondere Zugangswege (z.B. Suchtberatungsstellen, Entgiftungsstationen, Justizvollzugsanstalten), eine Einrichtungslandschaft mit heterogenem Spektrum hinsichtlich Größe, Leistungsangebot, Indikationen und Zielgruppen, erheblich längere Belegungszeiten und ein besonderes Rehabilitand:innen-Klientel (Weissinger, 2020). Daher ist es Ziel der Studie „Auswirkungen der SARS‐CoV‐2-Pandemie auf die Sucht-Rehabilitation und -Nachsorge“ (CoV-AZuR), Pandemie-bedingte Veränderungen zu analysieren und Schlussfolgerungen für die Weiterentwicklung der Sucht-Rehabilitation abzuleiten. CoV-AZuR ist Teil einer 2020 gestarteten Förderinitiative der Deutschen Rentenversicherung Bund zu Forschung im Kontext von Pandemie und Rehabilitation. Kooperationspartner der Studie sind der Bundesverband Suchthilfe und der Fachverband Sucht. Methodik Die Studie zeichnet sich durch einen Mixed-Methods-Ansatz aus: Studienmodul I: Einrichtungsleitungen sämtlicher ca. 1.050 Einrichtungen der Sucht-Rehabilitation und -Nachsorge in Deutschland wurden zu zwei Zeitpunkten (t1: Herbst 2021, t2: Sommer 2022) gebeten, online einen Fragebogen zu acht Themengebieten auszufüllen. Die Beantwortung war gesammelt für mehrere Standorte möglich. Einschlusskriterium war das Anbieten wenigstens einer der folgenden Leistungstypen: stationäre Rehabilitation (STR), Adaption (ADA), ganztägig ambulante Rehabilitation (TAR), ambulante Rehabilitation (ARS) und Suchtnachsorge (NAS). Der auswertbare Rücklauf umfasste zu t1/t2 n=336/415 Fragebögen für n=556/615 Einrichtungsstandorte. Standardisierte Fragen wurden deskriptiv ausgewertet. Hierzu werden prozentuale Häufigkeiten präsentiert. Antworten zu offenen Fragen wurden inhaltsanalytisch ausgewertet. Für einen Teil der Analysen wurden die Einrichtungen in drei Settings gruppiert: Setting 1: stationäres Angebot inkl. Adaption ohne ambulantes Angebot (t1/t2 n=58/68); Setting 2: Kliniken mit Ambulanz (inkl. TAR, n=39/35); Setting 3: berufs-/alltagsbegleitendes ambulantes Angebot (ausschließlich ARS und/oder NAS, n=239/312). Studienmodul II: Zur vertieften Exploration wurden mit n=26 ärztlich oder therapeutisch in Sucht-Reha-Einrichtungen tätigen Personen Leitfaden-gestützte Interviews zu zwei Zeitpunkten (Ende 2021/Anfang 2022 und Herbst 2022) Videotelefonie-gestützt durchgeführt. Die Audioaufnahmen wurden transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet. Studienmodul III: Im Rahmen einer Hybrid-Befragung (wahlweise online oder schriftlich) wurden Angaben von n=460 Personen deskriptiv ausgewertet, die sich zum Befragungszeitpunkt in Sucht-Rehabilitation oder Nachsorge befanden. Studienmodul IV: Ergänzend werden Routine-Statistiken zum Versorgungsgeschehen in der Sucht-Rehabilitation während der Pandemie herangezogen. In diesem Beitrag werden ausgewählte Ergebnisse aus Studienmodul I präsentiert. Zu Studienmodul III erscheint ein separater Beitrag im Themengebiet „Reha bei Abhängigkeitserkrankungen“. Ergebnisse Die Einrichtungsleitungen berichteten von zahlreichen Pandemie-Auswirkungen auf Personalsituation und -management. Diese waren zu t2 im Vergleich zu t1 leicht rückläufig. Am häufigsten zu t2 genannt wurden vermehrte Krankheits-bedingte Personalausfälle (Abb. 1). Berufliche Mehrbelastungen (u.a. durch Schutzmaßnahmen, Mehrarbeit, veränderte Teamarbeit und veränderte Arbeitsinhalte) gaben zu t1 je nach Setting 72%-87% der Einrichtungen an (t2: 50%-71%), hinsichtlich privater Mehrbelastungen lag der Anteil bei 74%-82% (t1) bzw. 56%-69% (t2). Die einrichtungsbezogene Impfpflicht wurde von 66% der Einrichtungsleitungen in Setting 1, 83% in Setting 2 und 54% in Setting 3 als (eher) positiv gesehen und von 30%, 14% bzw. 20% (eher) negativ. Je nach Setting 23-26% der Einrichtungen berichteten von diesbezüglichen Konflikten im Team, bei 6-12% kam es aus diesem Grund zu Kündigungen. Impfpflicht-bedingte Versetzungen in andere Arbeitsbereiche spielten mit 2-3% eine untergeordnete Rolle. 28% der Einrichtungen in Setting 1 verlangten zumindest zeitweise von ihren Rehabilitand:innen einen vollständigen Impf- oder Genesenennachweis bei Aufnahme, in Setting 2 und 3 waren es 20% bzw. 33%. Etwa drei Viertel der Einrichtungen schätzten den zukünftigen kurz-/mittelfristigen Bedarf an Sucht-Rehabilitation etwas oder deutlich höher ein, ein niedrigerer Bedarf wurde selten vermutet. Als Gründe hierfür wurden zu t2 am häufigsten ein Pandemie-bedingter Anstieg an Suchtproblematiken (99%), nachzuholende Leistungen (47%) und ein Nicht-Pandemie-bedingter Anstieg von Suchtproblematiken (23%) genannt. 87% der Einrichtungen erachten ergänzende telefonische bzw. digitale Therapieangebote in der Pandemie als sinnvoll, 79% auch postpandemisch. Für 49% stellen solche Angebote eine Möglichkeit da, andere Rehabilitand:innen-Gruppen zu erreichen. Zugleich waren 71% der Einrichtungsleitungen der Ansicht, Vor-Ort-Angebote sollten telefonischen oder digitalen Angeboten vorgezogen werden. Diskussion Es zeigten sich deutliche Pandemie-bedingte Auswirkungen auf die Sucht-Rehabilitation u.a. in Bezug auf Personalsituation und -management und durch notwendige Umstellungen im Therapieangebot. Ein Großteil der Einrichtungen rechnet kurz-/mittelfristig mit einer steigenden Nachfrage nach Sucht-Rehabilitation. Take Home Message Die Sucht-Rehabilitation wurde in der Pandemie vor erhebliche Herausforderungen gestellt, welchen u.a. mit telefonischen und digitalen Therapieangeboten begegnet wurde. Dies bietet Potenzial für die Weiterentwicklung der Sucht-Rehabilitation auch in postpandemischen Zeiten. Literatur Bethge, M., Fauser, D., Zollmann, P., Streibelt, M. (2021): Reduced requests for medical rehabilitation because of the SARS-CoV-2 Pandemic: A Difference-in-Differences Analysis. Arch Phys Med Rehabil, 103(1). 14-19.e2 Weissinger, V. (2020): Übersicht über Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Versorgungs- und Behandlungssystem für suchtkranke Menschen. SUCHT, 66(4). 183-194


Citations (35)


... Finally, available screening tools for rehabilitation are used to select a beneficiary to access an intervention for rehabilitation, a rehabilitation programme or a rehabilitation occupational group, which may be relevant for some health conditions, health systems and funders. 75 A general screening for rehabilitation needs, however, to be used for instance in primary healthcare triage or to be integrated into routine health surveys is missing. ...

Reference:

Rehabilitation needs screening to identify potential beneficiaries: a scoping review
Effectiveness of a screening tool to assess prevention and rehabilitation needs of 45 to 59 years old in primary care – study protocol of a pragmatic randomized controlled trial (PReHa45)

BMC Health Services Research

... Neben der zu fordernden kooperativen Zusammenarbeit der Sozialleistungsträger zur frühzeitigeren Identifikation erwerbsminderungsrelevanter Entwicklungen ("alles aus einer Hand"), können niedrigschwellige Angebote wie der Ü-Check45 [24], aber auch gezielte präventive Maßnahmen, die neben dem medizinisch-therapeutischen Angebot auch intensive Sozialberatung (wie von den Versicherten mit hohem Erwerbsminderungsrisiko als Wunsch angegeben) vorhalten, erste Unterstützungsangebot darstellen. Der Ausbau ambulanter Rehabilitationsprogramme, des Firmenservices sowie ein nachhaltiges Fallmanagement und die rehabilitative Nachsorge können ebenfalls unterstützend wirken. ...

Effectiveness of a screening tool to assess prevention and rehabilitation needs of 45 to 59 years old in primary care – study protocol of a pragmatic randomized controlled trial (PReHa45)

... Dies bietet das Potential einer verbesserten Kommunikation und Erreichbarkeit sowie höheren Inanspruchnahme durch bestimmte Gruppen (z.B. ländliche Regionen, bessere Vereinbarkeit von Reha und beruflichen oder privaten Verpflichtungen). Allerdings gilt es, technische und organisatorische Hürden sowie fehlende Kenntnisse und teilweise bestehende Bedenken zu adressieren (Köhn et al., 2022). Zudem bedarf es, bedarfsgerechte rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen zu schaff en, die mit Auslaufen von temporären Regelungen während der Pandemie aktuell nicht gegeben sind. ...

Auswirkungen der SARS-CoV-2-Pandemie auf die Therapiegestaltung und Chancen der Digitalisierung in der Suchtrehabilitation und Suchtnachsorge

... In both in-person meetings and text messaging, it is unknown whether the exchange was positive or negative, i.e., whether or not the conversations were experienced as friendly and supportive. Supportive relationships and interactions are an important mechanism to improve well-being (Demirer et al., 2021). Negative social conversations or those that tend to imply social exclusion are associated with a worsening mood and an increase in loneliness (Offer, 2021). ...

Does social support mediate the effect of multimorbidity on mental wellbeing in the German working population? A longitudinal mediation analysis using structural equation modelling

SSM - Population Health

... It is used to document the course of therapy and care in the acute, rehabilitation and aftercare phases. 13 A major potential for increasing the efficiency of this patient passport lies in its digital application. An example of the additional benefits compared with the paper version is that the courses for blood pressure and pulse can be recorded without any time limit. ...

Correction to: Development and evaluation of a patient passport to promote self-management in patients with heart diseases

BMC Health Services Research

... The primary aim of this study is to assess the need for prevention or rehabilitation based on preventive health examinations compared to a questionnaire survey by another research group (17,18). As secondary aims, we, first of all, want to examine the influence on relationship between the medical examinations, the questionnaire, and the RI-DP on a disability pension. ...

Validierung eines Screenings zur Erfassung von Präventions- und Rehabilitationsbedarf bei Über-45-Jährigen

... In order to increase sample sizes and observation periods, we find data from the German Socioeconomic Panel (SOEP) is the most appropriate for our purpose. While existing job exposure matrices, based on International Standard Classification of Occupations (ISCO) codes, as given by Kroll (Kroll, 2011), deliver a relatively direct measure of job exposure per occupation, the number of missing values created by matching this exposure measure with respondent occupational information (Brünger et al., 2020) hinders a longitudinal analysis with a high number of observation periods and differentiating between migrant-gender groups. We propose that another ISCO-based measure, namely occupational class, as outlined in the Erikson-Goldthorpe-Portocarero (EGP) classification of social classes (Erikson & Goldthorpe, 1993) can effectively serve as a proxy for assessing job exposure, while exhausting larger parts of the data set. ...

Occupation as a Proxy for Job Exposures? Routine Data Analysis Using the Example of Rehabilitation

Das Gesundheitswesen

... General self-efficacy. General self-efficacy was assessed at T2 using the 6-item short form of the General Self-Efficacy Scale (GSE-6), a valid and reliable assessment (Brünger & Spyra, 2018;Schwarzer & Jerusalem, 1995). Respondents rated the degree to which they agreed with each state statement, for example, "I can solve most problems if I put in the necessary effort," on a 5-point Likert-type scale. ...

A Suitable screening to assess self-efficacy in clinical routine and studies? Psychometric properties of the short-form Generalized self-efficacy scale (GSE-6) in rehabilitation

Annals of Physical and Rehabilitation Medicine

... The six-item short-form Generalized Self-Efficacy scale (GSE-6) developed and validated by (Romppel et al., 2013) was adopted. The scale was later tested by (Brünger, Spyra, 2018). Results from both studies suggested that the short-form scale is reliable and valid and similar to the original scale (Schwarzer, Jerusalem, 1995). ...

Validation of the short-form Generalized Self-Efficacy scale (GSE-6) in rehabilitation

Revue d Épidémiologie et de Santé Publique