October 2019
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Ästhetik im weitesten Sinn ist Theorie sensitiver Erkenntnis im Unterschied zur intellektiven. Im engeren Sinn bezeichnet der Terminus die Theorie jenes Sinnlich-Anschaulichen, das die Tradition unter dem Namen des Schönen in die Universalien-Trias neben das Wahre und das Gute einstellte: die Theorie seiner Manifestation in Kosmos oder Natur und in den Künsten sowie der Empfänglichkeit für es und charakteristischer, mit der Rezeptivität verknüpfter spontaner Verhaltungs- und Reaktionsweisen wie Poiesis, Mimesis, Ausdruck, Kontemplation, Phantasieren und Spielen. Die Ideen einer Schönheit in Freiheit, sinnlichen Glücks, sensitiv-noetisch-moralischer Integrität, spontaner und reproduktiver creatio drücken seit Anbeginn einen Gegenzug (zumindest eine Tendenz zur Autonomie) inmitten des zivilisatorischen Gesamtzugs zur Abhebung von der Natur und zu ihrer Beherrschung aus und behielten eine durchgängige, ja anwachsende Aktualität. Diese deutet auf das nie ganz eingelöste Versprechen einer universellen humanen Kultur und denunziert noch an der partiell gelungenen den hohen Preis der Not und des Leidens, den sie kostet.