April 2010
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Ethology
Zusammenfassung Der Hauptteil der Arbeit befaßt sich mit einer Analyse der Balz von Eumenis semele (L.). Die erste Reaktion des ♂ auf ein vorüberfliegendes ♀ hat ein sehr merkmalarmes auslösendes Schema. Untersueht wurde die Wirksamkeit von Farbe, Form, Größe, Entfernung und Bewegungsweise. Die Farbe des ♀ ist nur von Bedeutung in dem Sinne, daß das dunkelste ♀ (‐Modell) am intensivsten beflogen wird. Schwarz und Rot haben einen höheren auslösenden Wert als die natürliche Farbe; sie sind „überoptimal”. Daß semele nicht einfach farbenblind ist, beweist das Verbalten beim Blütenbesuch, wobei gelbe und blaue Blumen auf Grand ihrer Farbqualitäten bevorzugt werden. Die Form des ♀ ist von sehr geringer Bedeutung: Falterform, Kreis und Rechteck werden ungefähr gleich bäufig beflogen. Oberflächengleiche Rechtecke mit verschiedenem Längen‐Breite‐Verhältnis haben nicht alle denselben auslösenden Wert; es sind hier also Beziehungen und nicht einfach Reizmengen wirksam. Eine Attrappe von natürlicher Größe ist wirksamer alskleinere Attrappen, bleibt aber hinter größeren Attrappen bedeutend zurück. Auch in dieser Hinsicht gibt es also „überoptimale” Attrappen. Alle Attrappen sind um so wirksamer, je näher sie sind. Dies beruht nicht nur auf der Größe des gesehenen Bildes, sondern auch auf einem noch nicht weiter analysierten räumlichen Unterscheidungsvermögen. Die Bewegungsweise ist ein sehr wichtiges Merkmal: eine glatt bewegte Attrappe ist viel weniger wirksam als eine „tanzende” oder eine solche, die durch fortwährendes Drehen abwechselnd breit und schmal erscheint. Die Koordination dieser „Merkmale” ist rein summativ, das heißt, das Fehlen eines jeden Merkmals kann durch beliebige andere Merkmale kompensiert werden. Es muß also zwischen Rezeptor und Effektor eine sammelnde Station eingeschaltet sein, welche die urgleichartigen Erregungen, wie die Merkmale sie hervorrufen, in gleichartige, summierbare Erregung umsetzt und als Gauzes wieder aussendet. Durch die Wirksamkeit dieser sammelnden Station, sowie durch die Gestalt‐Eigenschaften der rezeptorischen und der Bewegungsprozesse unterscheidet sich die untersuchte Reaktion von einer einfachen Reflexbewegung. Es wurde weiter durch Ausschaltungsversuche die Funktion des Duftfeldes auf dem männlichen Vorderflügel untersueht. Es sendet Geruchsreize aus, durch die das balzende ♂ sein ♀ zur Begattung bereitmacht. Die Bewegungsform der männlichen Flügel und die der weiblichen Fühler während der Balz dienen dazu, den männlichen Reizduft dem weiblichen Gerucbsorgan so intensiv wie möglich rechtzeitig zuzuführen. Ausschaltversuche beweisen die Richtigkeit der Deutung. Ein vergleichendes Studium verwandter Arten, bei denen ähnliche Duftfelder in wechselnder Anordnung vorkommen, steht noch aus.