June 2025
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Aktuelle Urologie
Zusammenfassung Die Behandlung älterer Patienten erfordert eine besondere Aufmerksamkeit für Arzneimittelinteraktionen, da mit einer Zunahme der altersbedingten Morbidität eine Polypharmazie immer relevanter wird. Insbesondere bei Medikamenten mit einer geringen therapeutischen Breite können Arzneimittelinteraktionen klinische Konsequenzen haben, die eine Anpassung der Dosis oder das Beenden oder Wechseln der Begleitmedikation erfordern. Oft sind diese Interaktionen auf eine pharmakokinetische Veränderung des Arzneimittelabbaus über das Cytochrom-P450(CYP)-Enzymsystem zurückzuführen, vor allem über CYP3A4. Diese Enzymisoform ist an dem Metabolismus von etwa der Hälfte der therapeutisch verwendeten Arzneimittel beteiligt, sodass sich auch viele CYP3A4-Substrate unter den eingesetzten Medikamenten bei Prostatakrebspatienten befinden. Unter den starken CYP3A4-Induktoren Apalutamid und Enzalutamid sind in diesem Zusammenhang – im Gegensatz zu Darolutamid – in vielen Fällen deutlich erniedrigte Plasmakonzentrationen bei den gleichzeitig verabreichten Arzneimitteln zu erwarten. Bei Abirateron handelt es sich hingegen um einen moderaten CYP2D6-Inhibitor. Da über dieses Isoenzym deutlich weniger Wirkstoffe biotransformiert werden, ist das Interaktionsspektrum anders zu bewerten. Um im Vorfeld einer Pharmakotherapie das Ausmaß einer Wechselwirkung besser abschätzen zu können, ist es hilfreich, die Abbauwege der einzelnen Wirkstoffe besser zu verstehen, um im Zweifel rechtzeitig das Therapiemonitoring intensivieren, Dosisveränderungen und Wechsel einer Pharmakotherapie vornehmen zu können.