September 2024
In Folge des verheerenden Erdbebens im Februar 2023 wurden 82 Einsatzkräfte der AFDRU zu einem Rette- und Bergeeinsatz in die Türkei entsandt. Derartige Einsätze können mit potentiell traumatischen Stressoren, aber auch anderen Belastungen durch Umfeldbedingungen verbunden sein. Demzufolge sind Katastrophenhelfer*innen einem erhöhten Risiko für Akut- und Traumafolgereaktionen ausgesetzt. Ziel der vorliegenden Studie war die Erhebung von einsatzbezogenen Stressoren, Akutreaktionen und Ressourcen zum Zeitpunkt des Einsatzendes, um Ableitungen für die psychologische Nachbetreuung der Katastrophenhelfer*innen bzw. für psychologische Maßnahmen im Rahmen künftiger Katastropheneinsätze treffen zu können. Zu diesem Zweck nahmen 66 Einsatzkräfte des AFDRU-Kontingents noch im Einsatzraum an einer Online-Befragung teil. Die Ergebnisse zeigen, dass insgesamt vor allem das allgemeine emotionale Leid der betroffenen Bevölkerung, mangelnde Hygiene im Einsatzraum sowie Schlafentzug von einem substantiellen Teil des Kontingents als belastend erlebt wurden. Je nach konkretem Aufgabenbereich im Einsatz waren zudem verschiedene tätigkeitsspezifische Stressoren mit subjektivem Belastungserleben, Depressivität und Angstsymptomen assoziiert. Ausgeprägte Akutreaktionen wurden von 6-11% der Befragten angegeben. Diese im Vergleich zur Forschungslage eher geringe Gesamtbetroffenheit des Kontigents steht unter anderem in Zusammenhang mit der ausgesprochen positiv erlebten sozialen Kohäsion innerhalb des Kontingents sowie der erlebten Sinnhaftigkeit des Einsatzes. Erfahrungswerte und Folgerungen im Kontext notfallpsychologischer Einsatzvorbereitung, -begleitung und -nachbetreuung von Katastrophenhelfer*innen werden diskutiert.