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Alles Fassade: "Oberfläche" in der deutschsprachigen Architektur- und Literaturästhetik 1770-1870

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"Oberfläche" ist in der Ästhetik der Moderne mehrdeutig und ambivalent codiert. Die Untersuchung verfolgt die theoriegeschichtliche Karriere des umstrittenen Begriffs zwischen Architektur und Literatur in der Goethezeit und im Historismus. Durch den Materialisierungsschub im industriellen Zeitalter werden Oberflächen zunächst in den technischen Künsten zum theoretischen Traktandum. Die Lösungen, die namentlich die Architekturtheorie für das Problem "Oberfläche" findet, inspirieren dann auch die Theorie der schönen Künste. Die Studie untersucht diese komplexen Austauschprozesse zwischen Literatur und Architektur in exemplarischen Detailanalysen am Werk von K. F. Schinkel, Goethe, G. Semper und F. Th. Vischer.

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... Während im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit (Walter Benjamin) die Dinge bekanntlich nicht mehr sind, was sie scheinen, 19 helfen Oberflächen (als Layer, als Hülle, als Verpackung, als Bekleidung, als Ornament) zwischen uns und der uns umgebenden Welt zu vermitteln. 20 Oberfläche als Indikator tieferer Bedeutungsebenen war aber bereits Gegenstand der Auseinandersetzung der deutschen Architekturtheoretiker des Klassizismus. Insbesondere Johann Joachim Winckelmann popularisierte die Idealvorstellung des Körpers als einer substanzlosen, sublimierten Schale; eines reinen Oberflächenkörpers, der nicht aus Fleisch und Blut ist, sondern dies höchstens zu sein scheint. ...
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Drei Monate nach der Eröffnung der Londoner Great Exhibition am 1. Mai 1851 ergreift der Weltausstellungskatalog selbst das Wort: „I am the Catalogue of the Great Exhibition. You are the Public. I intend to have some private talk with you, and pour into your ear the story of my early life.“ ¹ In der von Charles Dickens herausgegebenen Wochenzeitschrift Household Words erscheint The Catalogue’s Account of Itself , ein – anonym publizierter – Artikel von Henry Morley. Darin tritt der Katalog als Sprechinstanz auf und erzählt seine zur Lebensgeschichte stilisierte Entstehung. ² Er inszeniert sich dabei in generationeller Logik als Sohn zweier Eltern: „father, the Exhibition“, dessen Namen er an die Nachwelt weitergeben werde, und „mother, the Comittee“, die ihn unter Schmerzen geboren habe. ³ Im Rahmen dieses autodiegetischen It-Narrative – ein seit Mitte des 18. Jahrhunderts populäres Genre, in dem Dinge oder Tiere in Ich-Form erzählen ⁴ – macht der Katalog etwas für ihn eigentlich Untypisches, wie er selbst reflektiert: Zu Beginn des Textes kündigt er an, sein „business habit“ einer knappen Sprechweise („my manner of speaking is extremely terse“) abzulegen und das Publikum mit einer Flut von Klatschgeschichten – einer „tide of gossip“ – zu versorgen. ⁵ Dies wird geradezu als Befreiungsakt von der Bindegewalt der katalogischen Form dargestellt, wenn er als sein Ziel formuliert „to un-catalogue myself […] to loosen myself from the accustomed bondage by which I am compelled to travel only on a certain path.“
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Zusammenfassung In diesem Artikel wird untersucht, inwiefern Textilien in den einrichtungstheoretischen, medizinisch-hygienischen und literarischen Auseinandersetzungen mit dem Wohnen im 19. Jahrhundert als funktionale Umgebungen des Lebendigen entworfen werden. Damit sind zugleich geschlechtliche Zuschreibungen verbunden, die die Frau als Verantwortliche für die Regulierung dieser textilen Umgebungen ausmachen. Während es so einerseits zu einer naturalisierenden und mechanisierenden Überblendung von Frau und Wohnraum kommt, ist mit der Verwissenschaftlichung und Technisierung des Wohnens andererseits eine weiblich konnotierte Expertise verbunden, die nicht allein auf den Innenraum des Hauses begrenzt ist. Der Artikel nimmt die Verhandlungen textiler Expertise und Gestaltungsmacht in unterschiedlichen Wissensbereichen und Darstellungsformen in den Blick, um das Verhältnis von Textilien, Wohnen und Weiblichkeit im 19. Jahrhundert neu zu perspektivieren.
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In sechs wissenshistorischen Etappen zeichnet der Beitrag zu Modetheorien und Fashion Studies die Entwicklungen und Positionen – von den Modetheorien in der Moderne bis hin zu den aktuellen Ansätzen und Methoden der Fashion Studies in den 2000er und 2010er Jahren – nach. Mode wird hier unter folgenden Kriterien perspektiviert: als westliches Empire; als Objekt der Verwissenschaftlichung; als Modell der Moderne; als Modell für Vergesellschaftung, Widerstand und Normierung; als Plattform der Fashion Studies sowie, vor dem Hintergrund globaler Produktions- und Konsumprozesse, als Repräsentations-Politikum einer ästhetischen Ökonomie.
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Berlin war neben Breslau, Königsberg und Wien eines der »frühen Zentren jüdischer Akkulturation«.1 Diesen »Annäherungs- und Angleichungsprozeß«2 an die christliche Mehrheitsgesellschaft personifziert unter den Intellektuellen des 18. Jahrhunderts insbesondere Moses Mendelssohn; ihn führte sein reges Interesse an den Ideen der europäischen Aufklärung nach Berlin und dort zur Philosophie sowie in freundschaftliche Nähe Lessings. Dass das »Bündnis der beiden Zuwanderer« wohl auch »etwas mit der Selbstfndung junger Stadtmenschen zu tun« hatte, hat kürzlich der Literaturwissenschaftler Conrad Wiedemann in seinem Plädoyer für ein Lessing-Mendelssohn-Denkmal in Berlin vermutet.3 Indem Wiedemann »etwas entschieden Städtisches« in der Freundschaft Lessings und Mendelssohns erkennt4, werden Urbanität und Judentum bereits für die Zeit um 1750 aufeinander bezogen. Nachhaltig präsent ist diese epochale Verbindung aber weder in der einschlägigen Forschung noch in Form von Erinnerungsorten.5 In Friedrich Schinkels Schauspielhaus am Gendarmenmarkt beispielsweise, wo 1783 »Nathan der Weise« aufgeführt wurde, blieben »die Namen Lessing und Mendelssohn […] ausgespart«, was dazu beitrug, »Leerstellen in der historischen Erinnerung« zu schafen, die sich »zwangsläufg in die Gegenwart [prolongieren]«, argumentiert Wiedemann.6
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Architektur ist für die Frage nach dem Gedächtnis schon deswegen wichtig, weil sie Gleichzeitigkeiten von ungleichzeitigen Vergangenheiten vor Augen zu stellen vermag. Sie lässt Zeit gleichsam sichtbar werden. Dieser Eigenschaft kommt in historischer Hinsicht jedoch unterschiedliche Bedeutung zu, je nachdem, welches Zeitverständnis und welche Raumvorstellungen dominieren.
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