Muße bedeutet Freiheit von Zeitzwängen. Muße ist freilich keine Zeitverschwendung, sondern, im Gegenteil, ein freies und sinnvolles Verweilen in der Zeit jenseits von Zweckrationalismus, Utilitarismus und Leistungserwartung. Im Laufe des 18. Jahrhunderts gewann insbesondere die zentrale kritische und komplementäre Bezugs größe zur Muße, die Arbeit, eine neue, historisch machtvolle Wertigkeit, die
... [Show full abstract] auch die einschlägigen Vorstellungen von Muße wesentlich beeinfl ußte. Der identitätsstiftende Charakter der Arbeit, ihre diskursive Macht als Dispositiv der Moderne, eröffnete im Gegenzug den Formen und Inszenierungen der Muße neue Freiräume, die in der Literatur um 1800 vielschichtig ausgelotet wurden. Die folgende Analyse einschlägiger Werke von Friedrich Schlegel, Schiller, Hölderlin und Goethe widmet sich einem kulturgeschichtlich überaus signifikanten Phänomen, das mit der in der Moderne vorherrschenden Erfahrung umfassender Beschleunigung ebenso unmittelbar wie spannungsreich korreliert.