Im Jahr 2016 erschien in der Zeitschrift für Germanistische Linguistik (ZGL) unter dem Titel "Dialogizität" ein Themenheft, in dem das Konzept des Dialogischen aus verschiedenen Perspektiven betrachtet wird. Einleitend stellt Wolfgang Imo, Herausgeber des Heftes, dazu fest, dass das, was ein Dialog ist, "intuitiv allen mehr oder weniger klar zu sein" scheine (Imo 2016: 337), dass der Begriff
... [Show full abstract] allerdings umso unklarer würde, je länger man darüber nachdenke. Nun verhält es sich bekanntlich mit vielen Termini so, und mehr noch ist dies der Fall, wenn sie nicht nur in der Fachsprache, sondern auch in der Allgemeinsprache eine zentrale Rolle spielen und man versucht, zu einer verbindlichen Begriffsklärung zu kommen. Doch sind mit dem Terminus Dialog in der Linguistik noch weitere, grundsätzliche Aspekte verbunden, die über solch terminologische Fragen hinausgehen und mit den beiden zentralen Modalitäten von Sprache zusammenhängen, mit der Mündlichkeit und der Schriftlichkeit. Zu nennen sind hier z.B. die folgenden, in der Linguistik zum Teil recht kontrovers diskutierten Punkte: Soll man den Terminus Dialog nur auf den Austausch von Mitteilungen in der gesprochenen Sprache beziehen? Handelt es sich bei einer Briefkommunikation auch um einen Dialog? Ist eine Voraussetzung für Dialogisches, dass die Äußerungen in einer Sequenz stehen, in welcher der Adressat auf das Vorangehende Bezug nehmen kann (wie ja bei Briefen der Fall)? Und wie verhält es sich mit Texten, die nicht zu dem Zweck geschrieben wurden, dass jemand eine Antwort darauf gibt (z.B. Gebrauchsanweisungen, Zeitungsnachrichten, literarische Werke)? Sind dies Monologe?