Es ist anzunehmen, dass nur ein Teil der Plagiate an-gesichts der vielen Zeitschriften und Publikationen auf-gedeckt wird. Durch das Internet ist die Versuchung, Texte für die eigene Veröffentlichung zu kopieren, ge-wiss noch gestiegen. Gleichzeitig ist jedoch auch die Gefahr gestiegen, entdeckt zu werden. Häufigkeit von Plagiaten schwer abschätzbar Im Prinzip lässt sich die Häufigkeit von Plagiaten durch Befragung von Autoren oder durch den Abgleich publi-zierter Artikel, Forschungsanträge oder Bücher ermit-teln. Bei einer anonymen Befragung gaben fast 5 Pro-zent der US-amerikanischen Wissenschaftler an, identi-sche Daten mehrfach veröffentlicht zu haben. Ideen an-derer verkauften 1,4 Prozent als die eigenen, und 1,7 Prozent nutzten vertrauliche Informationen für ihre ei-gene Forschung (3). Diese Zahlen basieren auf einer Erhebung bei mehr als 3 000 Wissenschaftlern aus dem Jahr 2002. Bei der Befragung, mit einer Rücklaufquote von annähernd 50 Prozent, unterschied man Forscher in der Mitte ihrer Karriere von jungen Wissenschaftlern. Erstere publizierten signifikant häufiger vertrauliche Informationen oder bereits veröffentlichte Daten als junge Forscher. Da bei Befragungen erfahrungsgemäß eigenes unerwünschtes Verhalten nicht immer angege-ben wird, kann man aber davon ausgehen, dass es sich um eher konservative Zahlen handelt. Wissenschaftler von der Universität Texas versuch-ten, mit einem Texterkennungsprogramm Plagiatoren auf die Schliche zu kommen. Sie durchforsteten Daten-banken, um gleichlautende Passagen in verschiedenen Dokumenten zu identifizieren. Hierbei ermittelten Er-rami et al., dass 0,04 Prozent von über 60 000 Medline-Abstracts wahrscheinliche Duplikate anderer Autoren waren (4). 1,3 Prozent der Autoren aus dieser Stichpro-be schrieben bei sich selbst ab. Die Duplikate fand man dreimal so häufig in Zeitschriften ohne Impact-Faktor, und sie wurden auch seltener zitiert. Etwa drei Viertel der identifizierten Duplikate hatte Medline mit Hilfe eines hausinternen Algorithmus als für diese Arbeit besonders relevante Artikel identifi-ziert. Diese Zuordnung von Medline nutzten die Auto-ren, um weitere 7 Millionen Abstracts zu analysieren. So konnten Errami und Garner 70 000 sehr ähnliche Zusammenfassungen zuordnen (5). Aufgrund der Er-fahrungen mit der zuvor erwähnten Arbeit schätzen die Wissenschaftler, dass sich hierunter 50 000 echte Du-plikate befinden. Das heißt, dass etwa 0,7 Prozent der eingangs eingeschlossenen Abstracts fragwürdigen Ur-sprungs sind. In Bezug auf die gesamte Datenbank mit A us einem Buch abschreiben, ist ein Plagiat, aus zweien ein Essay, aus dreien eine Dissertation (in Anlehnung an [1]). Diese scherzhafte Definition ver-deutlicht, dass ein Plagiat nicht immer fassbar ist. Das Spektrum reicht von der wörtlichen Übernahme aus be-reits Veröffentlichtem bis zur Aneignung von Hypo -thesen und Argumentationen. Die deutsche Hochschul-rektorenkonferenz definiert Plagiat als "unbefugte Verwertung [geistigen Eigentums] unter Anmaßung der Autorschaft" (2). Dem Rezipienten wird der tatsäch -liche Verfasser mit der Intention verschwiegen, die intellektuelle Leistung anderer als die eigene darzu -stellen. Gelegenheiten zum Abkupfern gibt es viele: zu begutachtende Artikel oder Forschungsanträge, Kon-gressvorträge oder andere Veröffentlichungen. In der Wissenschaft wird Plagiieren als Fehlverhalten be-trachtet, das zur Aberkennung akademischer Titel und beruflicher Positionen führen kann. Man unterscheidet das Autoplagiat, bei dem Passa-gen und Daten aus vorhergehenden eigenen Arbeiten einfließen, vom Fremdplagiat, in dem das intellektuelle Eigentum Anderer ohne deren Nennung verbreitet wird. Umfragen und die persönliche Wahrnehmung deuten darauf hin, dass Autoplagiate wesentlich häufi-ger sind als Fremdplagiate und in gewissem Ausmaß vom wissenschaftlichen Umfeld toleriert werden. Im Gegensatz dazu werden Fremdplagiate einhellig verur-teilt, aber leider nicht immer sanktioniert. GRAFIK Länder mit dem prozentual häu-figsten Anteil an Einträgen in Med-line. In anglopho-nen Ländern wur-den weniger plagi-atverdächtige Arti-kel in Relation zum Medline-Anteil identifiziert, wohin-gegen dies in Arbei-ten aus Japan und China proportional am häufigsten war. Mit freundlicher Ge-nehmigung: Nature Publishing Group, aus Errami M, Gar-ner H: A tale of two citations.