ArticlePDF Available
Band 20 1991
Herausgeber
R.Bauer,
Innsbruck
N.Gschwend, Zürich
D.
Hohmann,
Erlangen
E.
Morscher, Basel
L.
Schweiberer, München
H.Tscherne, Hannover
H.Wagner, Schwarzenbruck
Springer-Verlag Berlin Heidelberg NewYork
London Paris Tokyo Hong Kong Barcelona Budapest
Bandinhaltsverzeichnis
Band
20 1991
in
Heft 1: Der traumatisierte Fuß
Redigiert von L. Schweiberer
L. Schweiberer: Einführung zum Thema 1
R. Putz, M. Müller-Gerbl: Funktionelle Anatomie des
Fußes 2
U.H. Brunner, U.BIahs, R.W. Kenn: Der traumatisierte
Fuß - klinische und radiologische Untersuchung 11
Th.
Mittlmeier, M. M. Morlock: Statische und dynamische
Belastungsmessungen am posttraumatischen Fuß 22
E. Beck: Die Talusfraktur 33
K. Stockenhuber, W. Seggl, G. Feichtinger,
R. Szyszkowitz: Die konservative und semikonservative
Behandlung der Kalkaneusfraktur 43
U. H. Brunner, A. Betz, R. Halama: Die operative
Behandlung der Kalkaneusfraktur 55
R. Brutscher: Frakturen und Luxationen des Mittel- und
Vorfußes 67
V. Echtermeyer: Das Kompartment-Syndrom des Fußes 76
W. Stock, J. Hankiss: Posttraumatische Weichteildefekte
am Fuß 80
A. Cracchiolo: Arthrodesetechnik bei
posttraumatischen Fußleiden 86
S.T. Hansen: Posttraumatische Fehlstellung des
Rückfußes 95
C. D. Morgan: Arthroskopische Arthrodese des oberen
Sprunggelenks 99
Heft 2: Die obere Halswirbelsäule
Redigiert von D. Grob und J. Dvorak
D. Grob, J. Dvorak: Einführung zum Thema 105
M. M. Panjabi: Dreidimensionale Testung der Stabilität
von Wirbelsäulenimplantaten 106
M. M. Panjabi, J. Dvorak, J. Crisco, T. Oda, D. Grob:
Instabilität bei Verletzung der Lig. alaria.
Ein biomechanisches Modell 112
J.
Dvorak: Funktionelle Röntgendiagnostik der oberen
Halswirbelsäule 121
H. Baumgartner: Symptomatologie, klinische Diagnostik
| und Therapie der funktionellen Störung 127
D. Grob, P. Sacher, H. J. G. Scheier, L. Kaufmann,
I J. Dvorak: Orthopädische Probleme an der oberen
Halswirbelsäule bei Kindern und Jugendlichen 133
H. A. Crockard: Ventrale Zugänge zur oberen
Halswirbelsäule 140
M. Aebi, Ch. Etter: Die ventrale direkte Verschraubung
bei Densfrakturen 147
D. Grob, J. Dvorak, M. M. Panjabi, J. Hayek: Die dorsale
atlantoaxiale Verschraubung. Ein Stabilitätstest in vitro
und in vivo 154
Heft 3: Die Knietotalendoprothese
Redigiert von R. Bauer
R. Bauer: Einführung zum Thema 163
W. Plitz: Endoprothetik am Kniegelenk 164
E. Nieder: Schlittenprothese, Rotationsknie und
Scharnierprothese Modell St. Georg und ENDO-Modell 170
M. Krismer, B. Stöckl, T. Achammer, T. Penz, F. Weber:
Mittelfristige Ergebnisse mit der Kinematikknieprothese 181
H. Kienapfel, P. Griss, J. Orth, K. Roloff, U. Malzer:
Zwei-
bis Fünfjahresergebnisse mit der zementfrei
einsetzbaren Kniegelenkprothese vom Typ
Miller-Galante 189
N. Gschwend, H. Siegrist: Das GSB-Kniegelenk 197
W. Blauth, J. Hassenpflug: Scharnierendoprothesen des
Kniegelenks 206
W. Küsswetter, S.Seil: Die kontinuierliche passive
Mobilisation in der Nachbehandlung von
Kniegelenkendoprothesen 216
R. Herzog, E. Morscher: Fehlschläge in der
Kniegelenkprothetik 221
A. Härle: Die Infektion bei Knieendoprothesen 227
T. K. Drobny, U. Munzinger: Zur Problematik der
infizierten Knieprothese 239
G.von Foerster, D. Klüber,
U.Käbler:
Mittel- bis
langfristige Ergebnisse nach Behandlung von 118
periprothetischen Infektionen nach Kniegelenkersatz
durch einzeitige Austauschoperation 244
Heft 4: Neuere Erkenntnisse in der Schulterchirurgie I
Redigiert von N. Gschwend
N. Gschwend: Einführung zum Thema
N. Gschwend, H. R. Bloch, A. Bischof:
Langzeitergebnisse der operierten
Rotatorenmanschettenruptur
W. Blauth, J. Gärtner: Ergebnisse postoperativer
Arthrographien nach Naht rupturierter
Rotatorenmanschetten
253
255
262
IV
F. Gohlke, J. Eulert: Operative Behandlung der
vorderen Schulterinstabilität
H. Resch: Neuere Aspekte in der arthroskopischen
Behandlung der Schulterinstabilität
T. Jaeger, J. Hassenpflug:
Schultergelenks CPM-Behandlung des
266
273
282
Heft 5: Neuere Erkenntnisse in der Schulterchirurgie II
Redigiert von N. Geschwend
N. Gschwend: Einführung zum Thema 287
C. R. Constant: Schulterfunktionsbeurteilung 289
D. Goutallier, J. Bernageau: Die Untersuchung der
nicht traumatischen Schulter 295
L. U. Bigliani, J. B. Ticker, E. L Flatow, L. J. Soslowsky,
V. C. Mow: Die Beziehung von Akromialarchitektur zu
Erkrankungen der Rotatorenmanschette 302
J.
P. Liotard, P. Cochard, G.Walch: Zwei
Röntgenzielaufnahmenr den Subakromialraum vor
und nach Akromioplastik. Ergebnisse einer
Untersuchungsserie von 40 Patienten 310
B. Augereau: Rekonstruktion massiver
Rotatorenmanschettenrupturen mit einem
Deltoidlappen 315
C. S. Neer II: Die Schulterarthroplastik heute 320
Heft 6: Die fehlverheilte kindliche Fraktur
Redigiert von H. Tscherne
H.Tscherne: Einführung zum Thema 323
F. Hefti, L. von Laer, E. Morscher: Prinzipien der
Pathogenese posttraumatischer Achsenfehler im
Wachstumsalter 324
L. von Laer, R. Brunner, Chr. Lampert: Fehlverheilte
suprakondyläre und kondyläre Humerusfrakturen 331
P. Hertel, M. Bernard, Y. Moazami-Goudarzi: Die
fehlverheilte kindliche Fraktur - der Monteggia-Schaden 341
R.Ganz, C.Gerber: Fehlverheilte kindliche Frakturen im
Becken-
und Hüftbereich 346
R. Marti, P. P. Besselaar: Fehlverheilte kindliche Ober-
und Unterschenkelschaftbrüche. Spontankorrektur,
Komplikationen, Indikation zu Korrektureingriffen 353
D.Gast,
F. U. Niethard, H.Cotta: Fehlverheilte kindliche
Frakturen im Kniegelenkbereich 360
R. Marti, P. P. Besselaar, E. Raaymakers: Fehlstellungen
nach Verletzungen der distalen Tibia und
Fibulaepiphysen 367
H.Zwipp, Th. Ranft: Fehlverheilte kindliche Frakturen
im Fußbereich 374
Sachregister 38C
Orthopäde
<D
Springer-Verlag
1991
Funktionelle
Anatomie des
Fußes
R.
Putz und Magdalena
Müller-Gerbl
Anatomische Anstalt der
Ludwig-Maximilians-Universität München
Functional
anatomy of the
foot
Summary.
The
foot
is presented in all its
complexity
as an
entity
that is the result of evolution as a morphological
compromise between the static and dynamic
demands
made
upon
it.
The subchondral
mineralization
of the ankle
joints
and the morphology of the ligaments is described in
detail.
A point of particular interest is the plantar aponeu-
rosis and the
septa
plantaria.
Additionally,
the kinematic
and dynamic
aspects
are discussed
with
respect
to their re-
lationship
to the whole
foot.
Finally,
an overview of the
most important
vessels
and topographical regions
is
given.
Key
words: Foot -
Ankle
joints - Plantar aponeurosis -
Biomechanics - Topography.
Zusammenfassung. Der Fuß
wird
in seiner
Komplexität
als Ganzheit dargestellt, wie er sich in der
Evolution
als
morphologischer
Kompromiß
sowohl
stattscher
als auch
dynamischer Anforderungen entwickelt hat.
Detailliert
wird
die subchondrale Mineralisierung der Sprunggelen-
ke sowie ihr Bandapparat dargestellt.
Besonders
wird
auf
die Plantaraponeurose und die von ihr
ausgehenden
Sep-
ta plantaria eingegangen.
Auch
Kinematik und Dynamik
werden in bezug auf die Ganzheit des
Fußes
dargestellt.
Daran
schließt
sich eine
Übersicht über
die wichtigsten
Leitungsbahnen und topographischen Regionen an.
Schlüsselwörter:
Fuß - Sprunggelenke - Plantaraponeu-
rose
- Biomechanik - Topographie.
Die
komplexe Morphologie des
Fußes
spiegelt
seine
ebenso
komplexe Funktion beim Stehen wie bei der Fort-
bewegung
wider.
Der
Fuß
erscheint als
„Organ",
das unter
dynamischen Gesichtspunkten
gerade
in Momenten
größ-
ter
Krafteinwirkung
durch den Bodenkontakt in seiner
dreidimensionalen
Beweglichkeit
eingeschränkt
ist.
In
sei-
ner im Gangzyklus wechselnden
Fixierung
auf der Unter-
lage ist er
häufig
direkter und
ungünstiger
Krafteinwir-
kung
ausgesetzt,
während
sich die
übrigen Körperteile
frei
nach dem Spiel der
Kräfte
einstellen
können.
Als
Ganzheit betrachtet, ist der Fuß als eine in sich
verdrehte Bogenkonstruktion
anzusehen
[13, 22. 34, 35],
deren
eher
filigrane,
in
erster
Linie
auf Druck bean-
spruchten Anteile durch eine Reihe von aktiven und
pas-
siven
zugfesten Einrichtungen verspannt werden. Der
gesamte
Fuß nimmt
teil
am
Aufbau
des
Längsgewölbes,
während
das
Quergewölbe
nur den
Vorfuß
betrifft.
Dem
Gewölbemodell
entspricht auch die innere Struktur
sowohl
der schlanken
röhrenförmigen
Mittelfuß-
als
auch der
unregelmäßig würfeligen Fußwurzelknochen
(Abb.
1).
Während
die Knochen des
Vorfußes
eine vor-
zugsweise
axial
ausgerichtete Spongiosa bzw.
Kortikalis
besitzen, weisen die Knochen des
Rückfußes,
Talus und
Kalkaneus, spitzbogenartige Spongiosastrukturen auf,
die als Anpassung an
überlagerte
Biegebeanspruchung zu
interpretieren
sind [19, 33]. Daß die Spongiosa der
Fuß-
knochen
trajektoriell
angeordnet ist.
wird
durch die iden-
tische Anordnung der
Apatilkristalle
des Knochengewe-
bes unterstrichen [1].
Über
die mechanischen Erfordernisse einer
Gewölbe-
konstruktion
hinaus sind in der
Fußsohle osteofibröse
Röhren
ausgebildet, die einerseits als druckverteilende
Polster
anzusehen
sind und
andererseits
den Leitungs-
bahnen der
Fußsohle
Schutz bieten.
Schließlich
ist noch
auf
das dicke subkutane Fettpolster der
Fußsohle
und der
Fersenregion hinzuweisen, dem vor allemr die
Stoß-
übertragung
eine wichtige Rolle zukommt.
Morphologie des
Fußes
Sprunggelenke
Trotz
ihrer getrennten Gelenkspalte stellen die beiden
Sprunggelenke eine funktionelle Einheit dar, obwohl sie
durch
die
übergreifenden
Anteile der
Kollateralbänder
nur z.T. zu einer morphologischen Einheit zusammenge-
faßt
werden
(Abb.
1,2).
Oberes
Sprunggelenk. Der proximale
Gelenkkörper
des
oberen Sprunggelenks (Talokruralgelenk - OSG)
wird
von
den beiden
Facies
articulares der
Malleoli
und der Fa-
R.
Put/ u nd M.
Müllcr-Gcrbl:
Funktionelle Anatomie des
Fußes
Abb.l
a, b.
Fußskclctt.
Die 3 medialen Strahlen (I, II, III -
weiß)
sind am Talus, die beiden lateralen
(IV,
V - grau) am Kalkaneus ab-
gestützt,
a Ansicht von plantar/medial, b Ansicht von dorsal/lateral
des articularis inferior,
also
von
Tibia
und Fibula, aufge-
baut und umgreift - fest verbunden durch die
tibiofibula-
ren
Bänder
und die
Syndesmosis
tibiofibularis - die
Trochlea
tali
mit den medial und lateral abfallenden Fa-
cies
malleolares.r die
federnde
Festigkeit, die die
Malleolengabel
auszeichnet,
scheint die Membrana in-
terossea
von
besonderer
Bedeutung zu sein
[11].
Die an-
gedeutete
Keilform
der Trochlea
tali
und die Ausformung
des fibularen Gelenkanteils
führen
dazu, daß dasTalokru-
ralgelenk in Plantarflexionsstellung
etwas
mehr Spiel be-
sitzt
als in extremer Dorsalflexionsstellung. Die Trochlea
tali
weist
eine
flache, sagittal
ausgerichtete
Rinne auf, der
ein
in gleicher Weise
ausgerichteter
First der
Facies
arti-
cularis inferior der
Tibia
entspricht
(Abb.
2).
Nach Riede
[28]
kann
diese
Rinnenbildung des Talus mit
Hilfe
des
„Talusprofilquotienten"
quantifiziert werden, der
vom
ju-
gendlichen (Quotient: 0,1) zum
älteren
Menschen (Quo-
tient:
0,01) abnimmt, was
eine
relative Abflachung der
Rolle
ausdrückt.
Die
Darstellung der Verteilung der subchondralen
Knochendichte
(Abb.
3
a, b) erlaubt
eine
Aussage
über
die individuelle Anpassung an
eine
bestimmt,
länger
bestehende
Spannungsverteilung. Entsprechend unter-
schiedlichen Talusprofilquotienten konnten bislang
3 Haupttypen gefunden werden, die als normal
anzuse-
hen sind. Die
höchsten
Dichtestufen finden sich meist
ent-
lang der medialen Kante der Trochlea und im Zentrum
der lateralen
Seitenfläche.
Die Malleolengabel weist
eine
korrespondierende Dichteverteilung auf
[23].
Die
Verteilung der Knorpeldicke entspricht in etwa
der der subchondralen Mineralisierung. Die
höchsten
Werte - bis zu 3 mm - treten entlang der medialen Kante
der Trochlea auf, ein weiteres Maximum findet sich im
Zentrum
der lateralen
Seitenfläche.
Eine Untersuchung
der Spaltlinien [14] weist darauf hin, daß sich beim alten
Menschen die Zone der
größten
Beanspruchung in den
hinteren Bereich der
Talusrolle,
also
von den Kanten nach
innen, verschiebt.
Unteres
Sprunggelenk. Am Aufbau des unteren Sprung-
gelenks
(Subtalar- und Talonavikulargelenk - USG)
nehmen sowohl Talus und Kalkaneus als auch Os navi-
culare
teil.
Durch den
Sinus
tarsi und
seinen
Inhalt wer-
den 2
Gelenkhöhlen
getrennt. Die
Facies
articulares
Abb.2a,
b. Schnittanatomie, a Sagittalschnitt in
Flöhe
der media-
len Kante des Talus, b Frontalschnitt in
Höhe
des Scheitels der
Ta-
lusrolle./ = Art.tibiotalaris(OSG):2 = mit Synovialmembran aus-
gekleideter
Spalt zwischen
Tibia
und
Fibula;
3 = Arl.subtalaris:
4 = Art.talonavicularis; 5 = Aponeurosis plantaris: 6 = M. flexor
digitorum brevis; 7 = M.quadratus planlac. Beachte das Lig. talo-
calcaneare interosseum, das den Sinus tarsi
vollständig erfüllt
4
Abb.3a-d.
Flächenhaftc
Verteilung der subchondralen Minerali-
sierung [23]. a, b
OSG.
Die
höchste
Mineralisierung findet sich im
vorderen lateralen Bereich der Facies articularis inferior und am
Übergang
zum Malleolus,
sowie
im Zentrum der medialen mallco-
laren
Gelenkfläche.
In der lateralen malleolaren
Gelenkfläche
liegt
ein Maximum weit distal.
Grundsätzlich
lassen sich in
Abhängig-
keit vom Alter 3 Mineralisierungstypen unterscheiden. Hier ist der
einer
jüngeren
Altersstufe entsprechende Haupttyp dargestellt, bei
dem sich
hohe
Mineralisierungsstufen an den Kanten in der
Troch-
lea tali
sowie
in der dem Malleolus lateralis zugewandten Seiten-
wange
finden, c, d USG. Hohe Mineralisierungsstufen finden sieh
jeweils entlang der lateralen Kanten der einanderzugewandlen Ge-
Icnkflächen
des Talokalkaneargelenks. Die
Gelcnkflächcn
des
Talonavikulargelenks
weisen je 2 exzentrisch
gelegene
Dichlcmaxi-
ma
auf
calcaneares
tali
posterior und media
bauen
gemeinsam
mit
den korrespondierenden
Flächen
des Kalkaneus den
hinteren
Anteil
auf, der als
Articulatio
subtalaris be-
zeichnet
wird.
Der vordere
Anteil,
die
Articulatio
calca-
neonavicularis,
wird
vom Caput
tali,
der korrespondie-
renden
Fossa
navicularis sowie den beiden einander
zugewandten vorderen
Gelenkflächen
von Talus und
Kalkaneus gebildet.
Auch
das untere Sprunggelenk weist eine charakteri-
stische
Verteilung der subchondralen Knochendichte auf
(Abb.
3
c, d). In den einander zugewandten
Gelenkflä-
chen von Kalkaneus und Talus liegen die Dichtemaxima
beim
älteren
Menschen jeweils zentral, in der hinteren
Gelenkfläche
etwas
nach lateral
ausgedehnt.
Auch
in den
beiden
Gelenkflächen
des Talonavikulargelenks korre-
spondieren die Verteilungsmuster der subchondralen
Mi-
neralisierung weitgehend
(Abb.
3
b, c). Zumeist finden
sich
2 nebeneinanderliegende Dichtemaxima. von
denen
aus die Dichte konzentrisch zu den
Rändern
abfällt.
Ihre
Lage ist als Ausdruck einer funktionellen Inkongruenz
anzusehen
[24].
R. Putz und M.
Müller-Gerbl:
Funktionelle Anatomie des
Fußes
Bcmdapparcit
der Sprunggelenke. Der Bandapparat der
medialen
Seite
der beiden Sprunggelenke ist streng ge-
nommen in 2 Schichten aufgebaut. Relativ
oberflächlich
liegt
das Retinaculum musculorum flexorum, das von der
Außenkante
des Malleolus medialis zum medialen Rand
des Tuber calcanei zieht (Abb.4a). Das
funktionell
be-
deutendere
Band ist das tiefer
gelegene,
feste
Lig.delto-
icleum.
das proximal die Spitze und die
angrenzenden
Kanten des Malleolus medialis als Ursprung
benützt
und
in
4 Anteilen nach distal divergiert. Die
Pars
tibiotalaris
anterior
strahlt nach kurzem
Verlauf
in
den medialen obe-
ren Umfang des
Collum
tali
ein und
wird
von der
Pars
ti-
bionavieularis
überdeckt,
die ihrerseits bis zum medialen
Randwulst des Os naviculare zieht. Sie
wird
von der an
der Oberkante des Sustentaculum talare
ansetzenden
Pars
tibioealeanea
überlagert.
Am tiefsten liegt die dorsal
gelegene
Pars
ubiotedaris
posterior, die von der
Pars
tibio-
ealeanea
durch eine von
Blutgefäßen
und Bindegewebe
erfüllte,
breite
Lücke
getrennt ist und bis zum Tubercu-
lum
mediale des
Processus
posterior
tali
zieht. Sie weist
unter den medialen
Bändern
die
größte
Tragkraft bzw.
Reißfestigkeit
auf
[31].
Funktionell
betrachtet
erfüllen
die medialen
Bänder
der Sprunggelenke 2 Aufgaben
(Abb.
5
a. b). Die
Pars
ti-
biotalaris
anterior
wird
in der Endstellung der Plantarfle-
xion
im oberen Sprunggelenk, die
Pars
tibiotalaris
poste-
rior
in
der Endstellung der
Dorsalflexion
gespannt.
Da der
Ansatz des Lig.deltoideum den
gesamten
distalen Rand
des
Malleolus
medialis umgreift, kommt es
besonders
beim
Ablauf
der Plantarflexion zu einer Verdrehung
seiner
vor-
deren Bandanteile. Dies stellt einen Bremsmechanismus
dar, der einenzu steilen Spannungsanstiegin der
Endphase
der Bewegung vermeiden
hilft.
Eine weitere Aufgabe des
medialen
Bandapparates
liegt in der Begrenzung der Ab-
knickung
nach lateral (Valgusbeanspruchung
[
10]).
Damit
wird
einerseits das Aufklappen des oberen Sprunggelenks
verhindert,
andererseits
wird
damit auch die Pronations-
bewegung des unteren Sprunggelenks begrenzt.
Während
die
oberflächlichen
und die tiefen
Anteile
des
medialen
Bandapparates
feste
Platten bilden, ist der
fibu-
la
re Bandapparat in 3 relativ
dünne,
getrennte Anteile ge-
gliedert
(Abb.4b). Vom Vorderrand der Spitze des
Mal-
leolus lateralis entspringt das Lig. talofibulare anterius und
zieht
in
2
parallelen
Zügen
[8,30]
leicht abfallend zum pro-
ximalen
Umfang des
Collum
tali.
Das Lig. calcaneofibula-
rc
entspringt eng umschrieben knapp medial und ventral
der
von
Bandansätzen
freibleibenden Spitze des
Malleolus
lateralis und
setzt
an der
Außenfläche
des Kalkaneus
knapp hinter der Trochlea peronealis an. Das Lig. talofibu-
hire
posterius
schließlich
entspringt
entlangdes
Hinterran-
des der
Gelenkfläche
des Malleolus lateralis und
verläuft
quer nach medial zum Tuberculum laterale des
Processus
posterior
tali
(Abb.
4c).
Es ist nicht so homogen aufgebaut
wie
die beiden
anderen
Bänder,
sondern
besteht
variabel
aus mehreren
Anteilen,
die zwischen sich
Gefäße
und
Bin-
degewebe
führen
[8].
Auf
die
große Variabilität
der latera-
len
Bänder
weisen Ludolph et
al.
[19]
hin.
Die
vorderen und die hinteren fibularen
Bänder
haben
eine
mit
den
entsprechenden
medialen
Bändern
vergleich-
bare
Funktion in der Begrenzung von Dorsalflexion bzw.
Plantarflexion
(Abb.5 c, d).
Beim
Bewegungsablauf der
Sagittalflexion
bestimmen sie die
zwangsläufige
Rotation
6
R.
Pul/,
und M.
Müllcr-Gcrbl:
Funktionelle Anatomie des
Fußes
Abb.5a-d.
Funktion der
Bänder
der Sprunggelenke
bei der Begrenzung der
Kinematik
(Zeichnung
nach
dem
Präparat),
a
Endstellungder
(Dorsal-)Extension.
Ansicht
von medial,
b
Endstellungder
(Plantar-)Flexion,
Ansicht
von lateral, c Endstellung
der
(Dorsal-)Exlension.
Ansicht
von medial,
d
Endstellungder
(Plantar-)Flexion,
Ansicht
von lateral
Auf
der
Plantarfläche
werden die kurzen, den jeweils
aneinandergrenzenden Knochen festanliegenden
Bänder
durch
eine von ihnen kaum trennbare,
längsausgerichtete
Faserplatte bedeckt. Den
größten
Anteil
davon stellt das
Lig.
plantare longum dar, das vom Vorderrand des Tu-
ber calcanei und der plantaren
Fläche
des Kalkaneus ent-
springt
und zuerst
ganz
leicht
sanduhrförmig
seitlich
ein-
gedellt,
nach distal divergierend, bis zu den Basen der
Mittelfußknochen
zieht
(Abb.6).
Nach medial zweigen
von
ihm das Lig.calcaneonaviculare plantare ab, das zu-
sätzlich
vom Sustentaculum
tali
entspringt, sowie das
Lig.calcaneocuboicleum
plantare, das entsprechend sei-
nem
kürzeren
Verlauf
einen tieferen Bandanteil darstellt.
Weitere
tiefe
Faserzüge
zweigen zu den
Ossa
cuneilonnia
ab.
Oberflächliche Züge überbrücken
in ihrem distalen
Verlauf
den Sulcus tendinis musculi peronei
longi,
wobei
allerdings
der
Umwickelungsbereich
der
Sehne
des
M.
pe-
roneus
longus um die laterale Kante des Os euboideum
unbedeckt bleibt.
In
die kurzen medialen
Bänder
strahlen in unter-
schiedlicher
Weise 2 Muskelsehnen ein.
Während
die
Sehne
des
M.
tibialis
anterior nur den Bereich des Tarso-
metatarsalgelenks des
Hallux
umfaßt,
baut die
Sehne
des
M.
tibialis
posterior eine aus 2
Bündeln
bestehende,
längs
ausgerichtete Faserplatte auf, deren medialer
Anteil
mit
dem Ansatz des Lig.calcaneonaviculare plantare am Un-
terrand
des Osnaviculare verschmilzt. Ihr kleinerer late-
raler
Anteil
zieht bis zu den
Ossa
cuneiformia intermedi-
und
laterale und
überkreuzt
dabei
schräg
das
um
Lig.
calcaneonavicular plantare.
Schließlich
ist im
Hinblick
auf die
große
funktionelle
Bedeutung der Aponeurosis plantaris hinzuweisen. Ihr
fester
Anteil
entspringt tangential vom Tuber calcanei,
bildet
in der
Mitte
der
Fußsohle
eine massive Platte und
strahlt
nach distal in
längsgerichteten
Faszikeln bis den
Gelenkkapseln der Metatarsophalangealgelenke und in
das Lig.metatarseum transversum profundum aus
(Abb.6).
Nach medial und nach lateral hin geht die Plan-
taraponeurose
ohne scharfe Grenze in die aponeuroti-
schen
Faszien der randbildenden Muskeln
über.
Von
den Seitenkanten des
mittleren
Aponeurosenab-
schnitts
ausgehend,
ziehen sagittal ausgerichtete,
ebenso
feste
Bindegewebsplatten,
Septa
plantaria, in die
Tiefe,
wodurch
innerhalb der
Fußsohle
3
längsgerichtete
osteo-
fibröse Röhren
entstehen
(Abb.6b).
Bei Belastung der
Fußsohle
wirken
sie einerseits als
unterstützende
Druck-
polster,
andererseits
wird
durch die strenggenommen hy-
drostatische innere
Druckverteilung
ihre Wandspannung
weitgehend
gleichmäßig
minimiert.
Das Septum plantare
mediale zieht zu den plantaren Kanten von Os naviculars
Oscuneiforme mediale und Osmetatarsale!,
während
das Septum plantare laterale zur plantaren
Fläche
des
Osmetatarsale
V zieht und nach
proximal
eine
Verbin-
dung
zur lateralen Kante des
Lig.
plantare longum
ein-
geht. Variabel ausgebildet
findet
sich ein tiefer Bandzug
zum
4.Zehengrundgelenk
[5].
Alle
longitudinalen
Züge
der Plantaraponeurose ziehen
über
die Zehengrundge-
lenke hinweg zu den Basen der Grundphalangen. Daraus
ergibt
sich bei der
Dorsalflexion
in diesen Gelenken ein
Windenmechanismus, der z.B. beim
Abrollvorgang
die
Spannung der Aponeurose
erhöht
[28].
Mechanik
Kinematik
Die
beiden Sprunggelenke sind zusammen als eine Art
Kardangelenk
anzusehen,
dessen
Hauptachsen allerdings
nicht
senkrecht zueinander angeordnet sind
(Abb.
7).
R.
Putz und M.
Müller-Gerbl:
Funktionelle Anatomie des
Fußes
7
a 12 3 4
b
2a 1 6
Abb.6
a, b. Passive
Längsverspannung
des
Fußes,
a Ansicht von
medial,
b Frontaler Schnitt auf
Höhe
der Basis des Osmetatarsale
primum.
/ = Aponeurosis plantaris;2 = Septa
plantaria;2ö
= Sep-
tum plantare mediale,2b = Septum plantare laterale;3 =
Lig.plan-
tare
longum; 4 = Lig.calcaneonavicular plantare; 5 = mediale
Muskelloge-M.
abductor hallucis;6 = mittlere Muskelloge-M. fle-
xor digitorum brevis, M. quadratus plantae; 7 = laterale Muskelloge
- M.
abductor digiti minimi, M. flexor digiti minimi brevis, M.oppo-
nens digiti minimi
Nach
Helal
u.
Wilson
[13]
verläuft
die Achse im oberen
Sprunggelenk exakt durch die Spitzen der beiden
Malleo-
Ii,
also in einem
Winkel
von ca.
80°
zur
Längsachse
der
Ti-
bia (68-88°).
Die Achse des unteren Sprunggelenks ver-
läuft schräg
in einem nach vorne offenen
Winkel
von 42°
zur Horizontalebene und in einem ebenfalls nach vorne
offenen
Winkel
von
16
°
(nach
[16] 23°)
zur
Längsachse
des
Fußes
(Abb.7 [13,16,25,32]).
Die schräge
Einstellung der Achsen des oberen und
des unteren Sprunggelenks
führen
zu einer Koppelung
der
Bewegungsmöglichkeiten
von
Rück-
und
Vorfuß,
wie
dies von einer Reihe von Autoren gezeigt wurde [2, 16,
21].
Die
Außenrotation
des Unterschenkels bei aufge-
setztem Fuß
führt
damit zu einer Supination des
Vorfu-
ßes,
die Innenrotation zu einer Pronation.
Dynamik
des
Fußes
als Ganzheit
Alle
längsausgerichteten Bänder
und Bandanteile der
Planta pedis verspannen gemeinsam das
Längsgewölbe
und
sind nur unter morphologischen Gesichtspunkten in
mehrere, vom Kalkaneus
ausgehende
Schichten zu tren-
nen. Der
größte
Hebelarm und damit der
größte Wir-
kungsgrad kommt dabei der Plantaraponeurose und den
mit
ihr
zusammenhängenden
Septa
plantaria zu. Wesent-
lich
kürzere
Hebelarme besitzen das
Lig.
plantare longum
und
das
Lig.
calcaneonavicular plantare, das dem Schei-
tel
des
Gewölbes
direkt anliegt
(Abb.
6 a).
Die
genannten
Bänder
werden nicht nur bei vertikaler
Belastung des
Fußes
im aufrechten ein- und beidbeinigen
Stand in
Abhängigkeit
von der
Kraftgröße
gespannt
[29],
sondern werden in
qualitativ
ähnlicher
Weise
sowohl
beim
Aufsetzen
der
Ferse
als auch beim
Abstoßen
des
Vorfußes
vom
Boden beansprucht. Dies
läßt
sich in schematischen
Kräftediagrammen
zeigen, aus denen
gleichzeitig
die Ver-
teilung
der
zug-
und der druckbeanspruchten Bereiche ab-
zuleite
n
ist
(Abb. 8). In all
diesen
Fällen führt
die Spannung
der Plantaraponeurose zu einer Herabsetzung der Biege-
beanspruchung der
Mittelfußknochen [33].
Neben den passiven Strukturen nehmen an der Siche-
rung
des
Längsgewölbes
vor allem beim Zehen- oder
beim
Fersenstand
alle kurzen und langen Muskeln der
Fußsohle
teil,
von denen zumindest eine Komponente ih-
rer
Wirkungslinie
längs
ausgerichtet ist.
Die
passive
Verspannung des
Quergewölbes
erfolgt in
erster
Linie
durch die massiven
interossären Bänder
und
die queren
Züge
der tiefen plantaren
Bänder
der
Fußwur-
zelknochen und der Basen der
Mittelfußknochen.
Er-
leichtert
wird
die Aufrechterhaltung des
Quergewölbes
durch
die
Überlagerung
von Talus und Kalkaneus im
Rückfuß (Abb.l)
und die z.T.
ausgeprägte Keilform
der
beteiligten
Knochen im
Vorfußbereich. Demgegenüber
ist
die Bedeutung der Fasciculi transversi der Plantarapo-
neurose
als gering aufzufassen.
Quer- und
Längsgewölbe
gemeinsam bestimmen die
Ausdehnung der 3seitigen
Unterstützungsfläche
des Fu-
b x =
23°(±11°)
Abb.7a-c.
Hauptbewegungs-
achsen im OSG und im USG
(nach
[16]).
a
Ansicht von medial,
b
Ansicht von proximal,
c
Ansicht von posterior
8 R. Putz und M.
Müllcr-Gcrbl:
F:unklioncllc Anatomie des
Fußes
/
1
//'
/
/ I
/
/ 1
/'1
'
1 1
/
' i
i
! i ii
o
\
\
\
\
\
\
\
\
\\\
Q
»-
/ff9
F
/
1
//'
/
/ I
/
/ 1
/'1
'
1 1
/
' i
i
! i ii
c
Abb.8a-c.
Kräfteschemata
des
Fußes,
a
Druckübertragung über
die
gesamte
Unlerstützungsfläche
im Stehen, b Aufsetzen der Ferse beim langsamen
Gehen,
c
Abstoßen über
den Zehenballen beim langsamen Gehen.
Fg
Körpergewicht,
Fs Zugkraft der entsprechenden Muskelsehnen,
R
Resultierende der beiden Sprunggelenke (bezogen auf einen kardanischen
Drehpunkt
beider Sprunggelenke), Fp Zugspannung der Planlaraponeurose,
Fv Druckkraft
im Bereich des
Vorfußes, F, Druckkraft
im Bereich des
Rücklußes,
Fh Zugspannung der Retinaeula c
ßes.
Allerdings
zeigen pedographische Untersuchungen
[6,
7] deutlich, daß die
Unterstützungsfläche
weder beim
ruhigen
aufrechten Stand noch im Gangzyklus
gleichmä-
ßig
belastet
wird.
Ferse
und
Großzehenballen
haben
immer
den
größeren Anteil
der
Kräfte
aufzunehmen,
während
zum lateralen
Fußrand
hin ein deutlicher
Druck-
abfall
erfolgt.
Dazu kommt, daß die lateralen Tarsometa-
tarsalgelenke
besonders
im
Gegensatz
zum Tarsometa-
tarsalgelenke des
Hallux,
das als Amphiarthrose zu
betrachten ist, einen Bewegungsspielraumr die Sagit-
talflexion
in der
Größenordnung
von ca. 20° aufweisen.
Daraus ist abzuleiten, daß dem
Quergewölbe über
seine
aktiven
Verspannungen die Aufgabe der Ausbalancie-
rung
in der Frontalebene zukommt. Dies spielt sowohl
beim
Einbeinstand als auch in der
Abstoßphase
des Geh-
zyklus
eine
Rolle.
In bezug auf die Anpassung der
Fuß-
sohle an Abweichungen der Unterlage von der
Horizon-
talen
bzw.
an Unebenheiten
ergänzt
es damit die
Funktion
des unteren Sprunggelenks.
Aktiv
an der Aufrechterhaltung bzw. Steuerung der
Abflachung
des
Quergewölbes
sind alle Muskeln betei-
ligt,
von denen zumindest
Anteile
das
Quergewölbe
ganz
oder teilweise
überspannen.
In diesen
Fällen wirkt
jeweils
eine quere Teilkomponente an der Verspannung
mit.
Un-
ter den langen Unterschenkelmuskeln
trifft
dies beson-
ders
r den M.peroneus longus zu, der. den
Fußwurzel-
knochen anliegend, bis zur Basis des Osmetatarsale I
zieht.
Ähnliche Verhältnisse
betreffen den
M. tibialis
po-
sterior,
dessen
nach lateral divergierende
Sehnenbündel
am
Osmetatarsale
II
und
III
inserieren. Den
größten Wir-
kungsgrad besitzt allerdings das Caput transversum des
M.
adductor hallucis.
Die
Verspannungen der
Fußsohle
bauen
längs
ausge-
richtete
osteofibröse Röhren
auf, die ebenfalls die
Gewöl-
be
unterstützen.
Ihre wichtigste
Funktion
scheint in einer
Minimierung
der lokalen
Drücke
auf Muskeln und
Lei-
tungsbahnen zu
bestehen,
was
sowohl
bei statischer, mehr
noch
bei dynamischer Beanspruchung
gilt.
Bei
der dynamischen
Stoßdämpfung,
wie sie beim Ge-
hen, Laufen und Springen
vielfach
notwendig
wird,
spie-
len
alle passiven und aktiven Bauteile des
Fußes
zusam-
men.
Beginnend vom subkutanen Fersenpolster, dem mit
seinen spiraligen Bindegewebsseptenein
wichtiger
Anteil
in
der Aufsetzphase zukommt [3, 4],
findet
über
die
gleichzeitig
angespannten
Längsbänder
eine Einbezie-
hung
des ganzen
Fußes
statt. Abgesehen vom Brems-
effekt
durch eine - entsprechend unterschiedlicher Er-
wartungshaltung
- mehr oder minder vorausinnervierte
R.
Putz uind M.
Müllcr-Gcrbl:
Funktionelle Anatomie des
Fußes
9
Abb.9
a-c.
Überblick über
die wichtigsten Leitungsbahnen des Fu-
ßes,
a Nerven und Arterien, Ansicht von dorsal/medial, b Venen
und
Lymphgefäße,
Ansicht von dorsal/medial, c Nerven und
Arte-
rien.
Ansicht von plantar. / = N.fibularis (peroneus) superficialis;
2 = N-fibularis (peroneus) profundus; 3 - N.saphenus;4 = N.ti-
bialis;
5 = N. plantaris mcdialis; 6 = N. plantaris lateralis; 7 =
A.dorsalis
pedis; 8 = A.plantaris profunda; 9 = A.tibialis
poste-
rior;
10 - A.plantaris mcdialis;// = A.plantaris lateralis; IIa =
Arcus
plantaris profundus; 12 =
V.
saphena magna; 13 =
V.
saphena
parva;
14 =
Hauptstämme
des Lymphabflusses vom
Fußrücken;
15 = Plantares
Lymphgefäßnetz
Muskulatur,
spielt
schließlich
die
kraftabhängige
Ver-
schiebung der
Fußknochen
zueinander den wichtigsten
Anteil
im Zusammenspiel der Bremsmechanismen.
Zeit-
lupenaufnahmen belegen dies
eindrücklich.
Topographie
Die
wichtigsten Leitungsbahnen erreichen den Fuß
über
2
Hauptstraßen
(Abb.9).
Die
A.tibialis
posterior mit Be-
gleitvenen
und der
N.
tibialis
ziehen dorsal des Malleolus
medialis
in einer tiefen Rinne zur Planta pedis. Das
Reti-
naculum
musculorum
flexorum,
das sich
proximal
zwi-
schen
Malleolus medialis und Kalkaneus
ausspannt
und
nach distal in die Aponeurose des M.abductor hallucis
übergeht,
bedeckt
diese
Rinne
oberflächlich.
Dadurch
entsteht eine
osteofibröse
Röhre,
die neben den genann-
ten Leitungsbahnen auch die
Sehnen
und Sehnenschei-
den der
Mm.
tibialis
posterior,
flexor
digitorum
longus
I
und
flexor
hallucis longus
enthält
und als Tarsaltunnel be-
|
zeichnet
wird.
In seinem distalen Bereich ist dieser Tunnel
|.
meist durch eine
längsgestellte
Bindegewebsplatte un-
I
terteilt, die vom Retinaculum musculorum
flexorum
entspringt. Im vorderen
Teil
des Tunnels verlaufen die
A.
tibialis
posterior mit ihren Begleitvenen und der
N.
plantaris medialis,
während
der
N.
plantaris lateralis im
unteren Kanalanteil
liegt
[12].
Häufig
ist allerdings die
A.
tibialis
posterior bereits am proximalen Eingang des
Tarsaltunnels zweigeteilt, die
daraus
entspringenden
Aa.
plantaris medialis und plantaris lateralis
schließen
sich
in diesen
Fällen
den entsprechenden Nerven an. In-
nerhalb des Kanals ziehen aus der
A.
tibialis
posterior
noch
vor ihrer Teilung die Rr.calcanei zur medialen
Flä-
che des Kalkaneus.
Unter
dem M.abductor hallucis divergieren medialer
und
lateraler
Gefäßnervenstrang
nach distal. Die
A.
plan-
taris lateralis und der
N.
plantaris lateralis
überkreuzen
den
M.
quadratus plantae und teilen sich auf
Höhe
der Ba-
sen der
Mittelfußknochen
in einen
oberflächlichen
und ei-
nen tiefen
Anteil
auf. Aus dem Arcus plantaris profundus,
der entlang des Caput obliquum des
M.
adductor hallucis
nach medial in die Tiefe
führt,
entspringen die
Aa.
meta-
tarsals
plantares. Die
Aufteilung
dieser
Arterien
erfolgt
weiter
distal
als die der entsprechenden
Nn.
digitales plan-
tares
communes.
Der
N.plantaris medialis
verläuft
entlang der
Sehne
des
M.
flexor
digitorum
longus und verzweigt sich auf
-
he der Basen der
Mitelfußknochen
in die
Nn.
digitales
plantares communes, die den 1. bis 3.
Interdigitalraum
in-
nervieren. Die
A.
plantaris medialis
teilt
sich bereits unter
dem Bauch des
M.
abductor hallucis in einen
oberflächli-
chen und einen tiefen Ast auf, die beide innerhalb der
Eminentia
plantaris medialis nach distal ziehen.
Eine weitere
Gefäßnervenstraße
zieht vom Unter-
schenkel zum
Fußrücken.
Schräg
von lateral
verläuft
epi-
faszial
der
N.fibularis
superficialis,
dessen
Äste
sich-
cherförmig über
den
Fußrücken
ausbreiten. Bedeckt vom
Muskelsehnenübergang
des
M.
extensor hallucis longus
erreichen die
A.tibialis
anterior und der
N.fibularis
pro-
fundus ebenfalls den
Fußrücken.
Dort
ist der
Arterien-
puls zwischen den
Sehnen
der
Mm.
extensor hallucis
lon-
gus und extensor
digitorum
longus zu tasten. Zusammen
10
R.
Putz und M.
Müller-Gerbl:
Funktionelle Anatomie des
Fußes
mit
den Muskeln
wird
die Arterie vom Retinaculum mus-
culorum
extensorum inferius bedeckt.
In
der Tiefe des
1.
Interdigitalraums anastomosicrt die
A.dorsalis
pedis
mit dem Arcus plantaris profundus.
Wichtig
erscheint die Beobachtung von
Küche
et al. [17].
wonach die vom
Fußrücken
kommende Arterie im
Anastomosenbereich den
größeren
Durchmesser
besitzt.
Daraus
ist zu folgern, daß die Arterien des Interdigital-
raums
vornehmlich von der
A.
dorsalis
pedis
gespeist
wer-
den. Die
übrigen
Metatarsal- und Digitalarterien stam-
men durchwegs aus dem Arcus plantaris profundus.
Die
Venen bilden auf
Höhe
der
Körper
der
Mittelfuß-
knochen den Arcus
venosus
dorsalis
pedis
aus, der mit
den tiefen
Fußsohlenvenen
zusammenhängt.
Nach me-
dial
hin erfolgt der
Hauptabfluß über
die V
saphena
ma-
gna, die im Regelfall vor dem Malleolus medialis nach
proximal
zieht. Aus dem Gebiet des lateralen
Fußrandes
und
des Malleolus lateralis erfolgt der
Abfluß
zur V sa-
phena
parva.
Der
Hauptabfluß
der
Lymphgefäße
konzentriert sich
auf
die ventromediale
Seite
der Sprunggelenke entlang
der
V.
saphena
magna.
Dem dorsolateralen
Nebenabfluß
entlang der V
saphena
parva kommt
eine
geringere Be-
deutung zu
[9,18].
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des Sprunggelenkes. Thieme, Stuttgart
Prof. Dr. R.Putz
Anatomische Anstalt
Lehrstuhl
I
Pettenkoferstraße
11
W-8000
München
2
Bundesrepublik Deutschland
... Die subchondrale Dichteverteilung kann somit als biologisches Korrelat der individuellen Langzeitbeanspruchung herangezogen werden. Die Darstellung und Quantifizierung der subchondralen Knochendichte ist heute mittels Computertomographie und Osteoabsorptiometrie am Lebenden möglich [16,17]. Auch im unteren Sprunggelenk lä sst sich eine charakteristische Verteilung der subchondralen Knochendichte nachweisen; eine hohe Mineralisierung findet sich entlang der lateralen Kanten der einander zugewandten Flä chen des Talokalkanealgelenks. ...
... Auch im unteren Sprunggelenk lä sst sich eine charakteristische Verteilung der subchondralen Knochendichte nachweisen; eine hohe Mineralisierung findet sich entlang der lateralen Kanten der einander zugewandten Flä chen des Talokalkanealgelenks. In den beiden Gelenkflächen des Talonavikulargelenks finden sich 2 korrespondierende Dichtemaxima [17], von denen die Dichte zu den Rä ndern hin konzentrisch abfä llt. Auch an diesen Gelenken ist das Prinzip der physiologischen Inkongruenz demonstrierbar [17]. ...
... In den beiden Gelenkflächen des Talonavikulargelenks finden sich 2 korrespondierende Dichtemaxima [17], von denen die Dichte zu den Rä ndern hin konzentrisch abfä llt. Auch an diesen Gelenken ist das Prinzip der physiologischen Inkongruenz demonstrierbar [17]. Neben zahlreichen Parametern der Kontaktphase (z. ...
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Neben der klassischen deskriptiven topographischen Anatomie und dem in vitro-Experiment stehen uns heute nicht invasive Verfahren der funktionellen Analyse in der Anatomie zur Verfügung, die Rückschlüsse auf die individuelle Lastverteilung am oberen Sprunggelenk und den Gelenken des Fußes erlauben (z.B. CT-Osteoabsorptiometrie) und konkrete Hinweise auf die Pathobiomechanik geben können. Auch aus dem breiten Repertoire ganganalytischer Untersuchungstechniken können wir bei der Analyse von Abrollstörungen bei Erkrankungen oder nach Verletzungen des Fußes auf standardisierte, rasch einsetzbare und zuverlässige Methoden zurückgreifen. Während spezifische Fragestellungen nach wie vor den aufwendigen Einsatz kombinierter kinetisch-kinematischer Ganganalyseverfahren erforderlich machen, bietet die dynamische Druckverteilungsmessung unter dem Fuß oder im Schuh beim Gehen die Möglichkeit, Funktionsstörungen untersucherunabhängig quantitativ zu erfassen, Hinweise auf die gestörte Mechanik nahe dem Messort zu erhalten und therapeutische Maßnahmen auf ihre Effizienz hin zu untersuchen. Die moderne Ganganalyse bietet dem Kliniker neben prognostisch relevanten Aspekten eine Hilfe beim objektiven Vergleich konkurrierender therapeutischer Verfahren, der Qualitätskontrolle nach Therapie und zum Funktionsscreening vor und nach geplanten rekonstruktiven Eingriffen.
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Für den Übergang zwischen Speiseröhre und Magen hat sich im klinischen Sprachgebrauch der Name Kardia eingebürgert, ohne daß eine exakte Definition dieser Region vorliegt. Nur von anatomischer Seite wird die Stelle des Epithelwechsels zwischen Ösophagus und Magen als Kardia bezeichnet. Die besondere Bedeutung der Kardia für den Brechakt war schon Thukydides II. bekannt, der beschrieb, daß an Pest erkrankte Soldaten unter Schmerzen erbrechen, wobei sich das Innere (Kardia) umdrehe. Somit erklärt sich möglicherweise auch, daß später die Kardia mit Magenmund übersetzt wurde. Nach den bisherigen morphologischen, physiologischen und röntgenologischen Untersuchungen stellt die Kardia einen selbständigen Übergangsabschnitt zwischen Speiseröhre und Magen dar, der im Durchschnitt 3 bis 6 cm mißt, ovale Form besitzt und in Höhe des Hiatus oesophageus liegt. Die Begrenzung sind außen im oberen Teil der Sulcus hiaticus und kaudal der Sulcus cardiacus. Ersterer Hegt in Höhe des Hiatus oesophageus und deckt sich mit der sogenannten Kardia superior. Der Sulcus cardiacus oder die Arnoldsche Furche stellt sich am besten bei gefülltem Magen dar und zieht von der Incisura cardiaca abwärts zur kleinen Kurvatur, wo die Grenze aber kaum noch wahrnehmbar ist. Nach den Beschreibungen von Hasse und Strecker (1905) würde die Incisura cardiaca innen einer Schleimhautfalte, der Plica cardiaca, entsprechen.
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Der Verdauungstrakt stellt eine Kette hintereinandergeschalteter Organe dar, die den Inhalt bevorzugt in einer Richtung transportieren. Der gerichtete Transport wird im Zusammenwirken zwischen der Peristaltik einzelner „Rohrabschnitte“und der zeitgerechten Öffnung bzw. dem Verschluß von „Sperrvorrichtungen“bewerkstelligt. Die Sperrvorrichtungen sind in der Gastroenterologie funktionell als digestive Sphincteren definiert. Der Oesophagus ist als Verbindungsstück zwischen Pharynx und Magen ebenfalls diesem gesetzmäßigen Aufbau unterworfen. Er enthält an seinem Ein- und Ausgang je einen digestiven Sphincter.
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Von besonderem Interesse für die operative Behandlung der Kardiainsuffizienz ist die Verlaufsrichtung der Muskelzüge im Bereich des gastro-oesophagealen Übergangs und des Magenfundus.
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Das Ziel der St.-Vincent-Deklaration, in Europa eine Reduktion der Amputationsrate um 50% zu erreichen, ist bekanntermaßen weit verfehlt. Dabei gilt nach wie vor: „Die meisten Amputationen können verhindert werden durch eine korrekte Differenzialdiagnose, eine geeignete Differenzialtherapie und eine geeignete Prophylaxe“ (Ernst Chantelau). Der überwiegenden Zahl der Amputationen geht eine Fußläsion voraus. Eine solche entsteht erst durch ein Arrangement und die Interaktion einer Reihe von Risikokomponenten. Dazu gehören neben dem Diabetes im engeren Sinn diabetische Folgeschädigungen und weitere Faktoren. Ihr Zusammenwirken führt zu Läsionen und setzt Prozesse in Gang, die oft in eine Amputation mit allen ihren schicksalhaften und ökonomischen Konsequenzen münden. Risikofaktoren im Einzelnen zu erkennen und ihren individuellen Beitrag zu einer Fußläsion abzuschätzen, sind Voraussetzung einer korrekten Differenzialdiagnose und mithin einer adäquaten Differenzialtherapie. Die Erfassung der Risiken bei einem Menschen mit Diabetes ermöglicht erst die Entwicklung von Strategien für ein individuelles Präventionsprogramm und dessen Implementierung.
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The existence of a transverse arch of the foot has been disputed in the past. In the present study, the alignment of the metatarsal heads was investigated by ultrasonography in 100 feet of healthy volunteers. In addition, plantar pressure measurements were performed with a capacitance sensor force plate. Ultrasonographic measurements in the weightbearing position showed the 2nd to 4th metatarsal heads in a more plantar position, compared to the 1st and 5th, which confirms there is not a transverse arch in the forefoot. Plantar pressure measurements revealed the maximum pressure during one gait cycle in the mid-forefoot, at the site of the 3rd metatarsal head. Significantly lower pressures were measured under the 2nd and 4th metatarsal heads, the lowest pressures occurred under the 1st and 5th metatarsal heads. In the present study, no anatomically or functionally relevant transverse arch was found. ‘Anterior flat foot’ is not a pathological condition and does not in itself require treatment.
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Um näheren Einblick in die Belastung des Schultergelenkes zu erhalten, wurde mittels der CT-Osteoabsorptiometrie die Verteilung der subchondralen Mineralisierung in der Cavitas glenoidalis bei Normalpersonen, Sportlern und Patienten untersucht. Während sich bei jüngeren Normalpersonen 2 Dichtemaxima, ventral und dorsal, finden, zeigen alte Menschen ein zentrales Maximum, was auf eine unterschiedliche Mechanik infolge altersmäßiger Abschwächung der physiologischen Inkongruenz hindeutet. Bei Turnern ist die Gesamtmineralisierung signifikant erhöht, Maxima finden sich zentral oder nach dorsal verschoben. Bei Patienten mit habitueller Schulterluxation oder Instabilität sind die Dichtemaxima in die Randbereiche verlagert und deuten damit auf einen exzentrischen Einfall der Resultierendenhin. Mittels der CT-Osteoabsorptiometrie können diese individuellen Mineralisierungsmuster zur Darstellung gebracht und Informationen über die individuelle Beanspruchungssituation eines Gelenkes gewonnen werden.
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The biomechanics of the foot and ankle is important to the normal function of the lower extremity. The foot is the terminal joint in the lower kinetic chain that opposes external resistance. Proper arthrokinematic movement within the foot and ankle influences the ability of the lower limb to attenuate the forces of weightbearing. It is important for the lower extremity to distribute and dissipate compressive, tensile, shearing, and rotatory forces during the stance phase of gait. Inadequate distribution of these forces could lead to abnormal stress and eventual breakdown of connective tissue and muscle. Pathologies such as heel spurs, hallux valgus, neuromas, hallux limitus, shin splints, and nonspecific knee pain result from abnormal mechanics of the foot and ankle. The use of orthotics to re-establish the normal biomechanics of the foot and ankle have profound clinical applications. The combined effect of muscle, bone, ligaments, and normal biomechanics will result in the most efficient force attenuation in the lower limb. J Ortho Sports Phys Ther 1987;9(1):11-16.
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Das dreidimensionale Bewegungsspiel des Fußes ist am enfachsten durch die sog. Maulschellenbewegung des Fußes nach Fick [5] beschrieben. Gedanklich, biomechanisch und funktionell anatomisch ist dieser Vorgang untrennbar in einer konzertierten, synchronen Bewegung in den 3 gekoppelten Bewegungssegmenten des Sprunggelenkes, dem oberen, hinteren und vorderen unteren Sprunggelenk. Die Kinematik wird verständlicher, wenn das vordere untere Sprunggelenk nicht als Articulatio talo-calcaneo-navicularis definiert ist, sondern das Kalkaneo-Kuboid-Gelenk miteinschließt, was der Articulatio transversa tarsi bzw. dem Chopart-Gelenk entspricht. Die Bewegungsachsen dieser 3 Gelenkabschnitte sind definierbar, sie entsprechen teilweise Achsen einer Schraube mit gleich- oder gegensinniger Drehbewegung, welke regelmäßig durch die zentralen Bandstrukturen verlaufen (Ligg. fib./tib., Lig. talo-calcaneare-interosseum, Lig. bifurcatum). Je nach Anatomie und Struktur dieser Bänder sind die individuellen Bewegungsachsenabweichungen und Freiheitsgrade der Bewegung gegeben. Hinsichtlich rekonstruktiver Bandchirurgie, Gelenkwiederherstellung und/oder arthrodetischer Maßnahmen im Fußbereich erscheint die Kenntnis und Beachtung dieser Bewegungsachsen bedeutsam.
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The lateral articular facet of the talus (Facies malleolaris lateralis) is slanting and irregulary shaped; therefore, the fibula shows compensative motions in transverse, sagittal, vertical and rotational directions when the ankle joint is moved. There are contradictory statements concerning the course of this compensative rotation, because the fibula shows individually different reactions. The fibula is not rotated during dorsiflexion in nearly 25&percnt; of legs; approximately one half of the remaining fibulae is rotated outward, the other half inward. This matter of fact is not surprising, when the shape of the lateral articular facet is inspected exactly: it resembles a flat saddle, the anterior part of which is screw-shaped. The fibula rotates outward during dorsiflexion, if the furrow of this screw-shaped area increases forward; it totates inward, if the furrow diminishes forward; and it does not rotate at all, if the furrow is constant.Copyright © 1980 S. Karger AG, Basel
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Zur Beantwortung der Frage, ob es im Knorpelüberzug eines Gelenkkörpers Prädilektionsstellen der Arthrose gibt, wurden biometrische Untersuchungen an Talusrollen eines Unfallkollektivs (316 Fälle) und eines Sektionskollektivs (306 Fälle) durchgeführt. Gemessen wurde einerseits das frontale und sagittale Profil der Talusrolle und andererseits der prozentuale Arthroseanteil an der Gelenkoberfläche. Dabei wurden folgende Befunde erhoben:1. Die Talusrolle wird sowohl in frontaler als auch in sagittaler Ebene mit zunehmendem Alter flacher. Eine Zuordnung zu potentiellen arthrosefördernden Faktoren ist nicht möglich. Eine Ausnahme bilden die Diabetiker mit wesentlich konkaverem Talusprofil (ein Pendant zum Fischwirbel?). 2. Die arthrotischen Knorpelusuren im Bereich des oberen Sprunggelenkes sind mehrheitlich spiegelbildsymmetrisch und vorwiegend im Bereich der Rollkanten lokalisiert. Die prozentuale Arthrosefläche an der Gelenkknorpeloberfläche nimmt mit zunehmendem Alter zu. Eine Zuordnung zu potentiellen arthrosefördernden Faktoren ist auch hier nicht möglich.
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Aus: Farbatlas der Arthroskopie grosser Gelenke - Das obere Sprunggelenk. 7. 1987, S. 267 - 297 u.d.T.: Landgraf, Peter: Arthroskopische Anatomie und Pathomechanik des oberen Sprunggelenkes Erlangen, Nürnberg, Univ., Diss., 1987.
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On the basis of its internal structure, the ball of the foot can be divided into three transverse areas, each with a different mechanical function: (1) an area proximal to the heads of the metatarsals in which the retinacula cutis are developed into a series of transverse bands, and in which the deep fibres of the plantar aponeurosis form ten sagittal septa connected to the deep transverse metatarsal ligament and through this the proximal phalanges of the toes, (2) an area below the heads of the metatarsals in which vertical fibres from the joint capsules and the sides of the fibrous flexor sheaths form a cushion below each metatarsal head, and in which fat bodies cover the digital nerves and vessels in their passage between the cushions, and (3) a distal area which comprises the interdigital web. The superficial fibres of the plantar aponeurosis are inserted into the skin of this distal area, and deep to them the plantar interdigital ligament forms a series of transverse lamellae connected to the proximal phalanges by a mooring ligament which arches from one fibrous flexor sheath to the next. When the metatarsophalangeal joints are extended, the fibres of the three areas are tensed and the skin is anchored firmly to the skeleton. The direction of the fibres in the distal and proximal area promotes the transfer of forces exerted on the skin during push-off and braking respectively, while the intermediate area is adapted to bear the weight of the body. A concentration of Pacinian corpuscles is found along the digital nerves in the weight-bearing area below the transverse metatarsal ligament. The nerves for the second, and especially for the third, interstice are close to or in contact with the sharp proximal edges of the sagittal septa.