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Aptum. Zeitschrift für Sprachkritik und Sprachkultur. 21. Jahrgang, 2025, Heft 01, S. 53–77.
Igor Trost / Annamária Fábián / Sibylle Sauerwein
Denominierende Konstruktionen zu Behinderung
und Inklusion in deutsch- und französischsprachigen
Twitter/X-Posts – eine kontrastive digitallexikologische
human-centered Datenanalyse
Abstract
This article examines the linguistic change in the denomination of persons with dis-
ability using a contrastive analysis of a Twitter corpus from 2009 to 2023 on the
hashtags #disability and #inclusion in German and French. The study at the intersec-
tion of the linguistics of diversity and inclusion, digital lexicology, and human-cen-
tered data science shows how prepositional constructions (mit ‘with’ in German and
en ‘in’ in French) develop in both languages according to the inclusive Anglo-Amer-
ican People-First Language system, which first name the supergroup of all persons
and specify them in postpositions through the prepositional construction mit Be-
hinderung (‘with disability’) and en situation de handicap (‘in the situation of disability’).
This study discusses this finding and, in addition to linguistics, is also aligned with
the research tradition of human-centered data science, which uses data from social
media to gain socially relevant insights into inclusive formulations in a scientific pro-
cess.
1 Einleitung
In diesem Beitrag1 werden die Denominationen von Behinderung und im
Besonderen von Menschen mit Behinderung in den sozialen Medien am
Beispiel von Twitter/X im deutsch-französischen Kontrast untersucht.
Unser Aufsatz knüpft dabei zum einen an korpuslinguistische Methoden
für eine digitallexikologische Untersuchung im Rahmen der Diversitäts-
und Inklusionslinguistik (Fábián 2025 in diesem Heft) an. Hierfür wird eine
1 Dieser Beitrag wurde im Rahmen des von Annamária Fábián beantragten Forschungspro-
jekts „Digitale kommunikative Strategien in den sozialen Medien für die Inklusion der
Menschen mit Behinderung“ verfasst, das vom Bayerischen Forschungsinstitut für digitale
Transformation München (BIdT) an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften geför-
dert und vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst finanziert wird.
Die Erweiterung dieses Forschungsprojekts für eine deutsch-französische kontrastive Un-
tersuchung erfolgte durch einen weiteren erfolgreichen Antrag beim Bayerisch-Französi-
sches Hochschulzentrum (BayFrance). Wir danken sowohl dem BIdT als auch BayFrance
für die Mittel, die für die Realisierung dieser kontrastiven Studie notwendig waren.
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lexikologische Datensammlung der Denomination entlang thematisch rele-
vanter Schlüsselwörter aus den sozialen Medien zur behinderungsbezoge-
nen Diversitätskommunikation durchgeführt.
Zum anderen verfolgt dieser Beitrag den Forschungsansatz der Human-
Centered-Data Science. Die Human-Centered Data Science befasst sich nach
Aragon et al. (2016) damit, wie Forschungsdesigns und Methoden für die
Ermittlung soziotechnischer Phänomene, Werte und ethischer Überlegun-
gen in digitalen Gesellschaften entwickelt werden können. Zu den wichtigs-
ten soziotechnischen Phänomenen digitaler Gesellschaften zählen insbeson-
dere die sozialen Medien, in denen Menschen sich virtuell vernetzen und
durch intensive Computer-Mediated-Communication Agendasetting für die
gesellschaftliche Sichtbarkeit betreiben (vgl. Fábián et al. 2024). Aus diesem
Grund wird die Computer-Mediated Communication zu den Themenberei-
chen und Hashtags Behinderung und Inklusion im deutsch- und französisch-
sprachigen Twitter auf ihr behinderungsbezogenes Lexikon untersucht. In
die Diversitäts- und Inklusionslinguistik reiht sich diese Studie ein, um De-
nominationen für Behinderung im Sprachwandel zu erfassen und basierend
auf dieser Datengrundlage auf inklusive Formulierungen und ihre zuneh-
mende Verbreitung Rückschlüsse zu ziehen.
Bislang befassen sich in der Linguistik nur einzelne Akteure mit Behinde-
rung und ihrer Rekonstruktion (Grue 2015, Fábián / Trost 2023, Fábián et al.
2024, Dias 2025 in diesem Heft, Fábián 2025 in diesem Heft, Fábián / Trost
2025, Kabatnik 2025 in diesem Heft). Deutsch-französische kontrastive Stu-
dien zur behinderungsbezogenen digitalen Diversitätskommunikation zäh-
len in der Forschungslandschaft ebenfalls zur Ausnahme (vgl. Dias 2025 in
diesem Heft). Damit stellt dieser Beitrag mit dem Fokus auf die Lexik zu
Behinderung im deutsch-französischen Kontrast ein Forschungsdesiderat
dar. Die linguistische Erfassung behinderungsbezogener Denominationen
dient dem Ziel, inklusive Formulierungen für Menschen mit Behinderung
im deutsch-französischen Kontrast zu ermitteln, damit einen linguistisch ba-
sierten Zugang zu Behinderung und ihrem kommunikativen Wandel in di-
gitalen Gesellschaften aufzubauen und so inklusive Formulierungen parti-
zipationsgerichtet, also entlang der Perspektiven von Menschen mit
Behinderungen, zu ermitteln. Mit dieser Zielsetzung einhergehend erfolgt
die komplementäre Einordnung der Studie in die Human-Centered Data
Science, die mit der intensiven Untersuchung sehr spezifischer gesellschaft-
licher Phänomene in einem gebundenen Kontext (vgl. Aragon et al. 2016:
530) Einblicke in unterschiedliche Bereiche digitaler Gesellschaften ermög-
licht, hier in den inklusiven behinderungsbezogenen Denominationsge-
brauch digitaler Communities in den sozialen Medien. Die Human-Cen-
tered Data Science profitiert damit von den korpuslinguistischen Methoden
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dieses Beitrags, die auch für weitere gesellschaftlich relevante Fragestellun-
gen für diesen Forschungsbereich adaptiert werden können.
2 Die deutsch- und französischsprachigen Twitter-Korpora zu den
Hashtags #Behinderung und #Inklusion sowie #handicap und
#inclusion
In einem ersten interdisziplinären Aufsatz haben Fábián et al. (2024) bereits
nachgewiesen, dass unter den Hashtags #Behinderung und #Inklusion im
deutschsprachigen Twitter viele Menschen mit Behinderung erfolgreiches
digitales Communitymanagement und Agendasetting für bislang selten be-
rücksichtigte inklusionsrelevante Themen betreiben. Für einen deutsch- und
französischsprachigen lexikologischen Vergleich der Denominationen wur-
den zwei Korpora aus den sozialen Medien entlang der Hashtags #Behinde-
rung und #Inklusion auf Deutsch sowie #handicap und #inclusion auf Franzö-
sisch gesammelt. Mit dieser methodischen Vorgehensweise ist es möglich,
auch die Stimmen der Menschen mit Behinderung, die sich in diesem Dis-
kurs zu unterschiedlichen gesellschaftlich relevanten Anliegen selbst positi-
onieren, zu berücksichtigen.2 Vor unserer digitallexikologischen Analyse
stellen wir unser Korpus vor. Das Korpus entstammt dem Zeitraum von Feb-
ruar/März 2009 bis April 20233:
deutschsprachiges Korpus
französischsprachiges Korpus
02.03.2009 bis 18.04.2023
20.02.2009 bis 25.04.2023
218.927 Tweets
78.284 Tweets
5.183.655 Tokens inkl. Links
2.224.261 Tokens inkl. Links
23,7 Tokens pro Tweet
28,4 Tokens pro Tweet
Tabelle 1: Korpusgrunddaten
Im Weiteren werden signifikante Unterschiede zwischen den beiden Kor-
pora und ihren jeweiligen Diskurskontexten benannt werden, denn diese
nehmen auf relevante kommunikative Phänomene im Korpus Einfluss.
Das deutschsprachige Korpus umfasst mehr als doppelt so viele Tweets
(Faktor 2,8) und Tokens (2,3) wie das französische. Dies hängt mit dem un-
2 Denn Menschen mit Behinderungen haben als Folge von Erfahrungen mit Diskriminierung
und Exklusion im Bildungssystem leider noch viel zu selten selbst Zugang zum Studium
und anschließend zur Wissenschaft, weshalb bei der Forschung mangels dieser wertvollen
Perspektiven Bias entstehen können, die Diskriminierung verstärken und Inklusion verhin-
dern.
3 Für die Unterstützung bei der Korpussammlung bedanken wir uns bei Prof. Dr. Jürgen
Pfeffer, Professor für Computational Social Sciences an der TU München.
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terschiedlich ausfallenden Engagement der digitalen Communities der Men-
schen mit Behinderung im deutsch- und französischsprachigen Twitter ab.
Daraus resultiert für diese Studie, dass man in dieser kontrastiven Analyse
mit unterschiedlich großen Korpora arbeiten muss. Die unterschiedliche
Korpusgröße hat jedoch keinen Einfluss auf linguistische Beobachtungen zu
inkludierenden Formulierungen. Denn eine quantitative Untersuchung der
Schlüsselwörter und der denominierenden Konstruktionen in den jeweili-
gen Einzelsprachen stellt anhand von zwei Korpora mit jeweils mehr als
zwei Millionen Tokens und durch den Vergleich von relativen Wortge-
brauchsfrequenzen bei den Verlaufsentwicklungen der personenbezogenen
Denominationen (s. Kapitel 4) sicher, dass die Ergebnisse für beide Einzel-
sprachen unabhängig von der Korpusgröße für einen Vergleich aussagekräf-
tig und valide sind.
Neben der Korpusgröße liegen auch hinsichtlich der Verwendung dersel-
ben Hashtag-Suchbegriffe in beiden Sprachen bereits bei der Detailanalyse
entscheidende Unterschiede vor. Diese gehen mit dem Diskurskontext ein-
her. Im deutschsprachigen Twitter-Diskurs wird Behinderung (Suchabfrage
*behinder*) und Inklusion (Suchabfrage *inklusi*) in 49.165 Tweets gemein-
sam behandelt. Beim französischen Korpus (Suchabfrage *handicap* und *in-
clusi*) ist dies nur bei 552 Tweets der Fall. In letztem Fall wird eher entweder
über Behinderung oder über Inklusion diskutiert. Der Hashtag #inclusion be-
inhaltet außerdem im französischsprachigen Diskurs sehr häufig auch nicht-
behinderungsbezogene Themen, die rund um die Integration sozialer Min-
derheiten ohne Bezug zu Behinderung diskutiert werden. Dies steht im Wi-
derspruch zum deutschsprachigen Diskurs.
Dieser Untersuchung liegt folglich ein thematisch heterogenes französi-
sches Korpus zugrunde, das neben Behinderung auch andere Minderheiten
und deren Themen beinhaltet. Währenddessen handelt es sich beim deut-
schen Korpus um ein homogeneres Korpus mit stärkerem Fokus zugleich
auf Behinderung und Inklusion. Für die Analysen des französischen Korpus
musste deshalb zuerst die diskursbezogene Trennschärfe sichergestellt wer-
den. Neben den Schlüsselwörtern wurden konsequenterweise auch feste
Konstruktionen zu Denominationen für Behinderung abgefragt. Die Kombi-
nation der beiden korpuslinguistischen Abfragen stellt sicher, dass Einträge
zu nicht-behinderungsbezogenen Themen die Untersuchung der Denomi-
nationen nicht verfälschen, indem eine Themen- und Diskursvermengung
im Korpus durch trennscharfe korpuslinguistische Abfragen verhindert
wird.
Der dritte wesentliche Unterschied, der sich auf der Diskursinhaltsebene
niederschlägt, resultiert aus sprachsystembedingten Differenzen, die in un-
serer kontrastiven Studie berücksichtigt werden. Im Deutschen dominieren
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produktive und durchsichtige Wortbildungen wie Partizipialbildungen
(z. B. behindert), Suffigierungen (z. B. Behinderung) und Determinativkompo-
sita (z. B. Schwerbehinderung) sowie komplex verschmolzene Wortbildungen
(z. B. Schwerbehindertenparkausweis mit den zwei Kompositionalgliedern
Schwerbehinderte und Parkausweis, die wiederum selbst Wortbildungspro-
dukte sind). Diese wurden im Korpus-Zeitverlauf durch neue Denominati-
onskonzepte mit Hilfe von festen Phrasen ergänzt (z. B. Menschen mit Behin-
derung), die teilweise abgekürzt werden (z. B. MmB). Im französischen
Korpus sind neben fremdsprachlichen Wortbildungen (englisch: handicap,
lateinisch: inclusion) vor allem feste Phrasen (z. B. personnes en situation de
handicap‚ wörtlich ‚Personen in Situation von Behinderung‘) sowie Abkürzun-
gen dominant.
Nach dieser Beschreibung wesentlicher Unterschiede hinsichtlich des
Kontexts und der Korpora sowie der Nennung wesentlicher grammatischer
Unterschiede zwischen dem Deutschen und dem Französischen erläutern
wir unser Forschungsdesign. Im Folgenden werden in einem ersten Schritt
in Kapitel 3 die den Diskurs bestimmenden Schlüsselwörter basierend auf
einer quantitativen Korpusanalyse im deutschen und französischen Korpus
erfasst. Nach der quantitativen Erfassung von Schlüsselwörtern befassen wir
uns mit derer semantischen Analyse. In einem weiteren Schritt (Kapitel 4)
widmen wir uns basierend auf den Erkenntnissen in diesem Abschnitt den
diskurskonstruktiven Unterschieden, die die Personen-Denominationen
und -Eigenschaftszuschreibungen beeinflussen. Abschließend (Kapitel 5)
ziehen wir aus dieser empirischen digitallexikologischen Untersuchung
Schlüsse für die Diskussion um inklusive Formulierungen. Wir erörtern au-
ßerdem subsumierend, wie diese Studie aus der Einordnung in die Diversi-
täts- und Inklusionslinguistik profitiert und warum auch die Linguistik zu
der interdisziplinären Forschung der Human-Centered Data Science einen
wertvollen Beitrag liefert und die Gesellschaft durch diese Art von For-
schung an wertvollen Erkenntnissen gewinnt.
3 Schlüsselwörter und deren diskursive und konstruktive Unterschiede
im Kontrast
Bei der Erstellung unseres Forschungsdesigns war die von Aragon (2016:
530) festgestellte Synergie zwischen quantitativen und qualitativen Arbeits-
methoden für Beobachtungen zu digitalen Gesellschaften entscheidend:
Human-centered data science includes opportunities for researchers of both
qualitative and quantitative traditions. Researchers have addressed this trend
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and attempted to integrate quantitative research methods into a qualitative re-
search workflow.
Nach einer Korpussammlung, die entlang konkreter Schlüsselwörter er-
folgte, wurde von uns ein integratives Forschungsdesign ausgewählt. Das
Design beinhaltet in diesem Kapitel eine quantitative Analyse von Schlüs-
selwörtern im Diskurs zu Behinderung und Inklusion, also in einem sehr
spezifischen Diskurskontext. Diese computer-basierte Analyse wird an-
schließend durch eine qualitativ begleitete semantische Schlüsselwortana-
lyse ergänzt. Dieses Design wurde bedarfsgerecht für die Forschungsfrage
nach inkludierenden Denominationen ausgewählt.
In den deutsch-französischen Korpora lassen sich bereits auf der Ebene
der Schlüsselwörter neben sprachlichen auch Verwendungsunterschiede be-
obachten:
deutschsprachiges Korpus
französischsprachiges Korpus
5.183.655 Tokens inkl. Links
2.224.261 Tokens inkl. Links
*B/behinder*: 98.289
davon *B/behinderung*: 82.920
davon *behindert*: 15.001
davon Behindert*: 368
B/beeinträcht*: 1.013
H/handicap*: 3.018
(häufig in Anglizismenkomposita)
handicap*: 3.947
davon handicapé*: 1.078
davon handicapé* als Nomen: 45
auch als Präfix handi z. B. in
handi-droits (Rechtschutz u. Bera-
tung für Menschen mit Behinde-
rung) handimilitant (Aktivisten für
die Rechte der Behinderten in
Selbstbezeichnung), handisport (Be-
hindertensport)
Krüppel*: 81
I/inklusi*: 196.947
inclusi*: 1.253
I/invalid*: 55
invalid*: 74
zugänglich*: 2.306
B/barrierefrei*: 22.123
accessib*: 524
barrière(s) (i.w.S. + i.e.S.+ d’accès): 28
K/krank*: 4.357
malad*: 526
Tabelle 2: Schlüsselwörter in beiden Korpora
Im deutschsprachigen Korpus dominiert die Wortfamilie *B/behinder* mit
98.289 Tokens. Es fällt dabei auf, dass *B/behinder* gleichmäßig sowohl in
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isolierten, phrasen- und satzexternen Hashtags am Anfang und Ende eines
Tweets wie auch im Fließtext auftreten. Aus dieser hohen Frequenz im Kor-
pus lässt sich ableiten, dass *B/behinder* im Diskurs um Inklusion eine große
Rolle spielt und zum themenbezogenen Agendasetting im digitalen Raum
gezielt verwendet wird. *B/behinder* hat folglich eine diskursgestaltende
Funktion, die beim digitalen Communitymanagement eine signifikante
Rolle einnimmt. Alle drei Beobachtungen gelten auch für die Wortfamilie
I/inklusi mit 196.947 Tokens. Basierend auf der hohen Frequenz von *B/behin-
der* stellen wir außerdem die Hypothese auf, dass *B/behinder* in Denomi-
nationen auftritt. Darauf folgt das Schlüsselwort B/barrierefrei* mit 22.123 To-
kens, das zumeist mit direktivem Charakter in Appellen für Barrierefreiheit
als Gelingensbedingung für gesellschaftliche Inklusion eingesetzt wird,
auch und insbesondere digital (vgl. Fábián et al. 2024). Auf B/barrierefrei*
folgt mit großem Abstand K/krank* mit 4.357 Tokens. Hier ist der Hinweis
notwendig, dass eine Behinderung keine Krankheit sein bzw. auch nicht un-
bedingt mit einer Krankheit einhergehen muss, weshalb die Denomination
krank anstelle von behindert semantisch nicht zutreffend ist und deshalb im
Diskurs oft als diskriminierend wahrgenommen wird, insbesondere von
Personen mit angeborenen Behinderungen ohne Erkrankung. Der Terminus
H/handicap*, der im französischen Korpus zur Denomination von Menschen
mit Behinderung in usuellen Konstruktionen am häufigsten verwendet
wird, tritt im Deutschen mit 3.018 Tokens nicht häufig auf. Die im Vergleich
zu *B/behinder* relativ geringe Frequenz von H/handicap* hängt wahrschein-
lich mit den sprachkritischen Debatten im deutschen Diskurs zusammen.
Bei den Sprachkritik-Debatten handelt es sich zentral um kritische semanti-
sche Diskussionen dieses Wortes, die wir wissenschaftlich erläutern. DWDS
online listet folgende Bedeutungsübersicht von Handicap auf:
1. Benachteiligung, Beeinträchtigung, Hemmnis,
2. Umstand, der jmds. geistigen, körperlichen oder gesundheitlichen Zu-
stand einschränkt,
3. [Golf, Polo] Vorgabe für die Anzahl der Schläge, die ein Spieler aufgrund
seiner aktuellen Leistungsfähigkeit theoretisch benötigt, um eine Runde
zu absolvieren, wobei ein sehr guter Spieler mit Null bewertet wird; Be-
wertung der Leistungsfähigkeit eines Spielers,
4. bei Wettkämpfen: Ausgleich von unterschiedlichen Voraussetzungen der
Teilnehmer durch bestimmte Vorgaben beim Start (wie Gewichtsaus-
gleich, Distanzausgleich, Startfolge o. Ä.)4.
Gerade infolge des dritten Polysems wird die Denomination Handicap im
deutschen Twitter-Diskurs um inkludierende Bezeichnungen von Menschen
4 https://www.dwds.de/wb/Handicap?o=handicap [15.08.2024]
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mit Behinderung oft als diskriminierend empfunden. Im Vergleich zu *B/be-
hinderung und *behindert* fällt die Frequenz von H/handicap* infolge der Sem-
antik im deutschen Diskurs folglich gering aus. Gerade mit Blick auf den
Gebrauch von Handicap im deutsch-französischen Vergleich lässt sich aller-
dings feststellen, dass Handicap im französischen Korpus als Teil von usuel-
len Fügungen für inkludierende Denominationsbildung verwendet und so-
wohl von staatlichen Akteur/inn/en als auch von Nutzenden in den sozialen
Medien im Sprachgebrauch präferiert genutzt wird. Ab 1950 wurde handicap
als englisches Nomen aus dem Sportbereich auf die Idee der Behinderung
übertragen: "déficience physique ou mentale" (‚körperliche oder geistige Schwä-
che‘) (Rey-Debove / Rey – Le Nouveau Petit Robert 1993: 1070). Der nominale
und adjektivische Gebrauch wurde daraus 1957 abgeleitet: "qui présente un
handicap physique ou mental" (‚das eine körperliche oder geistige Behinderung
darstellt‘ (ibid.). Komposita erscheinen dann 1977 mit dem ersten und gän-
gigsten Beispiel handisport. Die Gesetzgebung bevorzugt bereits in den
1970er Jahren das Adjektiv handicapé: Loi no 75–534 du 30 juin 1975 d’orienta-
tion en faveur des personnes handicapées. Vor dieser Epoche ging es eher um
den Schutz der Kriegsversehrten (‚invalides‘) infolge der beiden Weltkriege.
Infolge dieser Umorientierung ging im Juli 2017 auch die carte d'invalidité
zusammen mit zwei anderen Ausweisen in der neuen carte mobilité inclusion
(CMI) auf.
Im französischen Korpus können zur Semantik von handicap im Unter-
schied zum deutschen Korpus keine sprachkritischen Diskussionen beo-
bachtet werden. Der deutliche Frequenzunterschied dieses Schlüsselwortes
im sprachübergreifenden Kontrast deutet auf unterschiedliche Denominati-
onspräferenzen im Deutschen und im Französischen hin.
Lexeme wie B/beeinträcht* (1.013 Tokens) und I/invalid* (55 Tokens) lassen
sich im deutschen Korpus noch seltener beobachten als H/handicap*.
Den Grund für den geringen Gebrauch von B/beinträcht* sehen wir in der
Ablehnungshaltung der Menschen mit Behinderung gegenüber dem sog.
„individuellen Modell“ für Behinderung (ein Synonym für das „medizini-
sche Modell“, das im Unterschied zum „individuellen Modell“ einer breite-
ren Öffentlichkeit eher bekannt sein dürfte). Dies schlägt sich auch in der
Forschung der Disability Studies nieder: Nach Hirschberg (2022: 94) beruht
das individuelle Modell „auf medizinischen Definitionen von Behinderung
und einem biophysischen Begriff von Normalität. Es setzt Behinderung mit
funktionaler Beeinträchtigung gleich, deren individuelle Bewältigung durch
medizinische und therapeutische Behandlung unterstützt werden soll.“
Dass diese Denomination in einem digitalen Netzwerk, das maßgeblich von
Menschen mit Behinderung organisiert wird, nicht oft aufgegriffen wird, ist
insofern nicht verwunderlich.
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Denominierende Konstruktionen zu Behinderung und Inklusion auf Twitter/X 61
Die geringe Frequenz (55 Tokens) von I/invalid* im deutschsprachigen
Korpus geht mit der Tatsache einher, dass diese Bezeichnung veraltet und
aufgrund ihrer die mangelnde Arbeitsfähigkeit eines Menschen mit Behin-
derung fokussierenden Semantik diskriminierend ist. Denn I/invalid*
stammt aus dem Lateinischen und bedeutet nach DWDS online5 „durch kör-
perlichen oder geistigen Schaden beeinträchtigt und (dauernd) arbeitsunfä-
hig“. Unter „bedeutungsverwandte[n] Ausdrücke[n]“ werden die Lexeme
„(auf Dauer) arbeitsunfähig, dienstuntauglich, erwerbsunfähig“6 angege-
ben. Aufgrund dieser negativen Semantik ist I/invalid* kaum mehr gebräuch-
lich, so dass es im digitalen Diskurs um Behinderung auf Twitter keine Dis-
kussionen um seine Bedeutung und Akzeptanz dieses Wortes entstehen.
Dabei bildet gerade Twitter (X) den digitalen Diskursraum ab, in dem Deno-
minationen und Eigenschaftszuschreibungen für Behinderung oft sehr lei-
denschaftlich diskutiert werden. I/invalid* steht folglich meist nur in Verbin-
dung mit der Schweizer Invalidenversicherung.
Der im Diskurs als stigmatisierend gewertete Terminus Krüppel* (81 To-
kens) ist statistisch nicht signifikant im Korpus vertreten. Vielmehr wird
Krüppel* als Rückgriff auf die sog. Krüppelbewegung (vgl. Köbsell 2019: 26ff.),
die Bewegung der Menschen mit Behinderung, die zur Entstehung rechtli-
cher Regelungen und zur kollektiven Identitätsbildung für die Inklusion
maßgeblich beitrug, verwendet. Das Wort wird im Unterschied zum Deno-
minationsgebrauch der früheren Krüppelbewegung im Korpus nicht mehr als
Selbstreferenz gebraucht.
Im französischen Korpus fällt auf, dass die behinderungsbezogenen
Schlüsselwörter relativ gesehen erheblich seltener sind. So tritt das frequen-
teste handicap* 3.947-mal auf, also mit einer relativen Häufigkeit von 1.774,5
Tokens pro 1 Million Tokens. Im deutschen Korpus ist *B/behinder* dagegen
mit einer relativen Häufigkeit von 18.961,3 Tokens pro 1 Million Tokens zu
beobachten. Dieser Unterschied ist dadurch bedingt, dass im französischen
Korpus die Schlüsselwörter oft nur einmal pro Tweet vorkommen und in
den Tweets sehr häufig unterschiedlichste Probleme der Sozialpolitik, die
mit Behinderung zusammenhängen, thematisiert werden. Dies ist auch da-
rauf zurückzuführen, dass der Begriff der inclusion im französischen Diskurs
immer die soziale Inklusion von allen sozialen Minderheiten umfasst und
damit sozialstaatliche Defizite oft im Allgemeinen kritisiert werden, die eben
auch Menschen mit Behinderung betreffen. Dagegen ist der deutsche Dis-
kurs um Inklusion auf Twitter fest mit dem Diskurs um Behinderung ver-
bunden. Auch spielt im französischen Korpus Barrierefreiheit hinsichtlich sei-
ner Diskursrepräsentanz eine geringere Rolle (handicap* zu accessib* im
5 https://www.dwds.de/wb/invalid [15.08.2024].
6 https://www.dwds.de/wb/invalid [15.08.2024].
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Verhältnis 1:0,13) im Gegensatz zu *B/behinder* zu B/barierrefrei* (Verhältnis
1:0,23) im Deutschen. Der Grund hierfür kann in diesem Beitrag nicht ermit-
telt werden und könnte deshalb weiteren kontrastiven und vor allem inter-
disziplinären Analysen v.a. mit der Soziologie eine Anknüpfungsmöglich-
keit bieten.
Neben den diskursiven Unterschieden zwischen den beiden Korpora er-
geben sich auch sprachsystembedingte Differenzen, die die konstruktive
Ebene hinsichtlich Wortbildung und Phraseologie betreffen. Im Deutschen
zeigen sich durch lexikalisierte oder im Rahmen der Fachsprachen usuali-
sierte Kompositionalbildungen und der daraus resultierende häufige Auf-
tritt verbloser Konstruktionen sowie der Pluralnullartikel bei bereits gerin-
gen N-Gramm-Längen hohe Trefferzahlen. Im Französischen liegen
dagegen infolge der weitgehend fehlenden Kompositionalbildung vor allem
Nominalphrasen mit postponiertem Adjektivattribut (personnes handicapées
‚behinderte Personen‘) sowie längere komplexe Nominalphrasen mit zwei
postponierten Präpositionalattributen in Folge wie z. B. personnes en situation
de handicap (wörtlich ‚Personen in Situation von Behinderung‘) vor. Das Vor-
kommen langer Phrasen im Französischen erfordert die Abfrage von höhe-
ren N-Gramm-Längen bis zu fünf Lexemen. Auch steht den Twitternut-
zer/inne/n durch die Zeichenbeschränkung in französischsprachigen Tweets
infolge der längeren Phrasen meist weniger kommunikativer Platz zur Ver-
fügung. Dies kann dazu führen, dass Menschen mit Behinderung und an-
dere Akteure im Diskurs Denominationen, die an sich als inklusiver wahr-
genommen werden, aufgrund von Zeichenbegrenzungen auf Twitter
seltener verwenden. Aufgrund des unbekannten Einflusses dieser äußeren
Rahmenbedingungen im Zusammenhang mit der Zeichenbegrenzung muss
auf die begrenzte Aussagekraft korpuslinguistischer N-Gramm-Analysen
hinsichtlich der Frequenz sehr langer inklusiver Formulierungen insbeson-
dere im Französischen hingewiesen werden. Die Frequenzanalyse liefert je-
doch valide Indizien für regelmäßig auftretende usuelle Konstruktionen in
denominierender Funktion. Aus diesem Grund befassen wir uns im nächs-
ten Kapitel mit mehrgliedrigen Denominationen unter Berücksichtigung des
Sprachwandels.
4 Sprachwandel hin zu einer Denomination mit Präpositionalkonstrukti-
onen im Deutschen und Französischen
Anknüpfend an die vergleichende Analyse der Schlüsselwörter in Kapitel 3
befassen wir uns in diesem Kapitel mit inkludierenden usuellen denominie-
renden Mehrwortkonstruktionen. Bei unserer korpuslinguistischen Analyse
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Denominierende Konstruktionen zu Behinderung und Inklusion auf Twitter/X 63
beschäftigen wir uns mit der Abnahme veralteter und der Zunahme verhält-
nismäßig junger Denominationen. In Kapitel 2 und 3 wurden die diskursi-
ven und sprachsystembedingten Unterschiede zwischen den beiden thema-
tischen Twitter-Korpora bereits diskutiert. Trotz dieser Unterschiede weisen
beide Korpora einen hohen Anteil von diachron im Korpus zunehmenden
Denominationen zu Behinderung mit Präpositionalphrasenkonstruktionen
auf. Diese werden in der Tabelle 3 dargestellt:
Tabelle 3: Schlüsselwort-Präpositionalkonstruktionen in beiden Korpora
Die Tabelle zeigt wesentliche konstruktive Unterschiede im Präpositional-
gebrauch in den Mehrwort-Denominationen zwischen dem Deutschen und
dem Französischem: Während im Deutschen die Präposition mit in denomi-
nierenden Mehrwortkonstruktionen (Menschen mit Behinderung) im Twitter-
Korpus am häufigsten ist, konnte die französische Entsprechung personnes
vivant avec un handicap (‚Personen, die mit einer Behinderung leben‘) kaum beo-
bachtet werden. Im Französischen dominiert vielmehr die Präposition en
(‚in‘) in denominierenden Mehrwortkonstruktionen (vgl. personnes en situa-
tion de handicap ‚Personen in Situation von Behinderung‘, freier übersetzt ‚Per-
sonen in der Situation einer Behinderung‘). Die relativ niedrige Frequenz behin-
derungsbezogener Denominationen erklären wir nach einer
Korpusübersicht mit der Beobachtung, dass im französischen Twitter-Dis-
kurs im Unterschied zum deutschen Twitter-Diskurs kaum Diskussionen
von Denominationen für Behinderung im Aushandlungsprozess stattfin-
den. Im Folgenden betrachten wir die diachrone Entwicklung in den beiden
Sprachen.
Tokens im
deutschsprachigen Korpus
Tokens im
französischsprachigen Korpus
Menschen mit Behinderung: 6.135
Abkürzung: MmB: 829
personnes vivant avec un handicap
(‚Personen, die mit einer Behinderung
leben‘): 41
Menschen mit und ohne Behinde-
rung: 282
personnes avec ou sans handicap
(‚Personen mit oder ohne Behinde-
rung‘): 8
personnes en situation de handicap
(‚Personen in Situation von Behin-
derung‘ inkl. Abkürzung pers en si-
tuation de handicap): 1.321
Abkürzung: PSH: 35
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64 Igor Trost / Annamária Fábián / Sibylle Sauerwein
4.1 Zunahme der mit-Präpositionalkonstruktionen im Deutschen
Im Deutschen erfolgte die Personenbezeichnung im Rahmen von Behinde-
rung bis Ende des 20. Jahrhunderts vor allem durch das substantivierte Par-
tizipialadjektiv Behinderte*. So verweist Sties (2013: 206) darauf, dass „die
Mitbegründer der Krüppelbewegung wie Steiner (1999) und die zweite Ge-
neration der politischen Behindertenbewegung wie Miles-Paul (2004) sich
bedenkenlos der Bezeichnung Behinderte“ bedienten (vgl. auch Miles-Paul
2007). Sties (2013: 207) weist daraufhin, dass im modernen Diskurs „beklagt“
werde, dass „das deadjektivische Substantiv“ Behinderte* „diskriminieren-
den Gehalt hätte und zur Extra-Visibilität eines persönlichen Merkmals füh-
ren würde“. Die Extra-Visibilität, die der substantivierten kompakten Form
Behinderte* inhärent ist, führt dazu, dass das Lexem der/die Behinderte die
Behinderung eines Menschen fokussiert und damit kognitiv stark auf
seine/ihre Behinderung reduziert, weshalb es im Diskurs sehr häufig abge-
lehnt wird. In diesem Rahmen ist aber der Hinweis notwendig, dass sich in
unserem Twitter-Korpus auch Stimmen aus der digitalen Community be-
obachten lassen, die aufgrund einer sehr starken behinderungsbezogenen
Identität weiterhin diese Bezeichnung als inklusiv ansehen. Sties (2013: 207)
führt zum Diskurs um Denominationen außerdem an, dass im Unterschied
zu Behinderte* zunehmend als „politisch korrekt“ empfundene „nichtdiskri-
minierende Mehrwortbenennungen“ gewählt werden, „bestehend aus einer
unspezifischen Personenbezeichnung als Kern und der attributiven Eigen-
schaft, wie z. B. behinderter Mensch“. Dabei würden nach Sties (ebd.) „dieje-
nigen Begriffe bevorzugt“, „bei denen das Attribut syntaktisch nachgestellt
wird, wie bei Mensch mit Behinderung“. Der semantische Unterschied zwi-
schen den beiden Denominationen liegt darin, dass das präponierte Adjektiv
behindert in der Nominalphrase behinderter Mensch semantisch eine Eigen-
schaft beschreibt, während das dem Nomen Mensch postpositionierte Präpo-
sitionalattribut mit Behinderung durch seine Nachstellung kognitiv zur Folge
hat, dass Mensch als vorangestelltes Glied dieser Denomination und nicht
Behinderung fokussiert wird.
Wie die Verlaufskurve des Zeitungskorpus des Digitale Wörterbuch der
deutschen Sprache (DWDS)7 zeigt, nahmen als Folge der Diskurse um
Denominationen und auch der erfolgreichen Inklusionsbewegung zu Be-
ginn des 21. Jahrhunderts Bildungen mit der mit-Konstruktion (x mit Behin-
derung) zu:
7 DWDS–Verlaufskurve für „Behinderte* · „Mensch* mit Behinderung“ 1970-2023, erstellt
durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache (www.dwds.de) [15.08.2024].
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Denominierende Konstruktionen zu Behinderung und Inklusion auf Twitter/X 65
Grafik 1: DWDS-Verlaufskurve für „Behinderte*“ und „Mensch* mit Behinderung“
In dem deutschsprachigen Twitter-Korpus wie auch im DWDS-Korpus
lässt sich der Sprachwandel des Denominationsgebrauchs nachweisen. Im
deutschen Twitter-Korpus um Behinderung und Inklusion können regelmä-
ßig stattfindende sprachkritische Diskussionen um Denominationen beo-
bachtet werden. Diese digitalen sprachkritischen Diskussionen führten
dazu, dass die Präpositionalkonstruktion mit Behinderung das Nomen Be-
hindert* im Twitter-Diskurs mit Ausnahme der verwaltungs- und recht-
sprachlichen Komposita wie Behindertenrecht, (Schwer-)Behindertenausweis
und (Schwer-)Behindertenparkplatz fast komplett verdrängt hat. Auch der
Hashtag #Behinderte wird immer seltener. Die relativen Frequenzen des Ad-
jektivs behindert* gingen im Twitter-Korpus bis 2016 deutlich zurück, da sich
die Attribution in behinderte Menschen in größerer Zahl nur in längeren und-
Nominalphrasenkonstruktionen wie z. B. „chronisch kranke und behinderte
Menschen“ oder „blinde und sehbehinderte Menschen“ halten konnte. In
diesen Belegen hat der Konnektor und die alternative Zusatzbedeutung
und/oder. Eine Kombination aus und- und mit-Konstruktion (z. B. Menschen
mit chronischer Krankheit und/oder Behinderung) wäre deutlich komplexer und
länger. Dagegen wird die prädikative Eigenschaftszuschreibung durch das
Adjektiv behindert* nicht durch andere Konstruktionen wie z. B. vom Typ
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66 Igor Trost / Annamária Fábián / Sibylle Sauerwein
eine Behinderung haben ersetzt. Dies erklärt eine Stabilisierung der relativen
Frequenzen des Adjektivs behindert*8:
Belege pro
Million
Tokens im Jahr
mit
Behinderung
Behindert*
(Nomen)
behindert*
(Adjektiv)
2011
1405
468
7624
2012
1333
216
5046
2013
1354
206
4038
2014
1078
138
3588
2015
1122
93
3222
2016
1644
89
2686
2017
1171
45
2544
2018
1422
46
2894
2019
1401
44
3277
2020
1671
57
2793
2021
1743
59
2493
2022
1449
51
2048
2023
1280
58
3593
Tabelle 4: Diachroner Verlauf der Pro-Million-Token-Werte für die drei häufigsten Denominati-
onen und Eigenschaftszuschreibungen für Behinderung im deutschsprachigen Korpus
Die mit-Konstruktion x mit Behinderung kann als Lehnübersetzung der with-
Konstruktion aus dem amerikanischen Englisch angesehen werden. Dort ist
sie der sogenannten People-First Language (PFL) zuzuordnen, die eine Erst-
nennung der Behinderung vermeidet. Bemühungen um eine Änderung der
Personen-Denomination im Bereich der Behinderung in offiziellen Texten
hin zu einer with-Konstruktion lassen sich bereits in den 1980er und 1990er
Jahren in den USA nachweisen, so z. B. Folkins 19929 mit Sprachempfehlun-
gen der American Speech-Language-Hearing Association. Deren Wirksamkeit
wurde in der empirischen Forschung in Probandentests belegt (vgl. Feldman
8 Die Tabelle enthält nur Jahresscheiben ab 2011, da der Korpusteil 2009 mit nur 3.759 Tokens
und der Korpusteil 2010 mit nur 30.356 nicht repräsentativ sind. Beide Korpora zeigen des-
halb extrem hohe nicht vergleichbare Pro-Million-Tokens-Werte. Alle anderen Jahreskor-
pora enthalten zwischen 53.387 und 832.569 Tokens.
9 https://web.archive.org/web/20150511071056/http://www.asha.org/publications/jour-
nals/submissions/person_first.htm [15.08.2024].
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Denominierende Konstruktionen zu Behinderung und Inklusion auf Twitter/X 67
et al. 2002). Im Behinderungsdiskurs wird in den USA dabei, z. B. von Uni-
ted Disabilities Services (2022), offen angesprochen, dass man mit dem De-
nominationswandel das bisherige Behinderungsnarrativ ändern wolle:10
Changing the Narrative
Once you have an idea of the correct terminology and its definitions, it’s time to
change your narrative. When speaking about people with disabilities, have a
“people first” perspective, which means defining the person before the disability.
Mit der Änderung des Narrativs ging auch eine Änderung der Definition
von Behinderung in der Disability-Forschung einher, weg von einem medi-
zinischen oder individuellen Modell von Behinderung – also der Diagnose-
nennung – hin zu einem Minderheitenmodell in den USA und einem sozia-
len Modell in Großbritannien und Deutschland (Hirschberg 2022: 95ff.).
In den USA wurde die with-Konstruktion als inklusive Denominationsal-
ternative generalisiert und wird als People-First Language als Ersatz von Di-
agnosis- oder Condition-First-Denominationen im ganzen medizinischen Be-
reich eingesetzt, so z. B. zur Bezeichnung von Personen mit Übergewicht oder
mit Sucht als Ersatz für die Denomination Übergewichtige oder Süchtige, wie
dies die Selbsthilfeorganisation Obesity Action Coalition (OAC) (2025)11 für
Adipositas oder Szalavitz (2017)12 für Sucht propagiert.
Im Sinne der People-First Language lässt sich auch die Äußerung des Beauf-
tragten für Menschen mit Behinderung der Bundesregierung auf Anfrage in
Briefform vom 01.02.2009 durch Stieß (2013: 207) werten, dass die mit-Kon-
struktion x mit Behinderung „die Aufmerksamkeit von der Behinderung auf
die Person“ lenke. In diesem Sinne argumentiert auch die inklusive Unter-
nehmensberatung myAbility Social Enterprise GmbH, wenn sie feststellt, dass
man mit einem inklusiven „Wording“ mittels der mit-Konstruktion ver-
meide, dass Menschen auf ihre Behinderung reduziert würden:
Nicht auf Behinderung reduzieren
Wir wollen Behinderung als eines von vielen Merkmalen einer Person zeigen.
Deswegen verzichten wir auf Ausdrücke wie „der/die Behinderte“, die Perso-
nen auf ihre Behinderungen reduzieren. Wir sprechen von Menschen mit Be-
hinderungen, Jobsuchenden mit Behinderungen, Mitarbeiter:innen mit Behin-
derungen.13
10 https://udservices.org/which-term-use-people-with-disabilities/ [15.08.2024].
11 https://www.obesityaction.org/action-through-advocacy/weight-bias/people-first-langu-
age/ [15.01.2025].
12 https://www.npr.org/sections/health-shots/2017/06/11/531931490/change-from-addict-to-
person-with-an-addiction-is-long-overdue [15.08.2024].
13 https://www.myability.org/wissen/wissens-blog/inklusion-unternehmen/erfolgsfakto-
ren/inklusives-wording [15.08.2024].
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68 Igor Trost / Annamária Fábián / Sibylle Sauerwein
Die mit-Konstruktion x mit Behinderung kann – wie der Beleg zeigt – seman-
tisch inkludierend nicht nur die ungebrochene Mitgliedschaft zu der univer-
sellen Gesamtgruppe aller Personen und Menschen, also der Gesamtbevölke-
rung verbalisieren, sondern auch die ungebrochene Mitgliedschaft zu einer
Bevölkerungsuntergruppe wie allen „Jobsuchenden“ oder allen „Mitarbei-
ter:innen“. Die mit-Konstruktion x mit Behinderung lässt sich also musterhaft
einsetzen und ist produktiv (vgl. hierzu auch unten 3.3 Denomination mit
Präpositionalkonstruktionen im Deutschen und Französischen zur ge-
schlechter- und altersspezifischen Denomination).
Dass die Konstruktion eine Behinderung haben im Twitter-Korpus die Kon-
struktion behindert sein nicht ablöst, zeigt, dass hier noch keine Verschiebung
im Inklusionsdiskurs hinsichtlich der Denomination stattgefunden hat.
Diese noch uneinheitliche Bewertung eines „inklusiven Wordings“ in der
Prädikation verdeutlicht auch der Hinweis von myAbility:
Ob Menschen „behindert sind“ oder „eine Behinderung haben“ wird in der
Community von Menschen mit Behinderungen unterschiedlich gesehen. Man-
che entscheiden sich bewusst für die Selbstbezeichnung „behindert sein“ – mit
der Begründung, dass ihre Erlebnisse als Person mit Behinderung einen zentra-
len Teil ihrer Identität ausmachen. Für andere ist es wichtig zu betonen, dass
ihre Behinderung nur einer von vielen Aspekten ihrer Persönlichkeit ist. Sie be-
vorzugen die Bezeichnung „eine Behinderung haben“. 14
Ein Grund dafür, dass die Konstruktion x mit Behinderung sich schneller
durchsetzen konnte als die Konstruktion eine Behinderung haben, könnte auch
linguistischer Natur sein. Die musterhafte Konstruktion x mit Behinderung
lässt im Gegensatz zur Konstruktion eine Behinderung haben eine größere Va-
riationsbreite und damit einen größeren Verwendungsbereich zu. Dies be-
günstigt eine Verbreitung im Diskurs.
Die Frequenzzunahmen der Konstruktion x mit Behinderung im DWDS
und im Twitter-Korpus erklären wir deshalb nicht nur mit der People-First
Language-Intention der Schreibenden, sondern eben auch mit der leichten
konstruktiven, musterhaften Umsetzbarkeit dieser Konstruktion. Die Zwei-
fel von Sties (2009, 2013: 207), dass eine positivere Konnotation der mit-Kon-
struktion linguistisch und durch Umfragen nicht beweisbar seien, lassen
sich durch unsere korpuslinguistische Twitter-Analyse zumindest hinsicht-
lich der Sprachproduzierenden und ihrer geäußerten Intentionen widerle-
gen. Dennoch dürften diese Zweifel neben der traditionell langsamen
sprachlichen Anpassung von Rechtstexten an den modernen Sprachwandel
ein zweiter Grund dafür sein, dass v.a. im Sozialrecht weiterhin das Adjektiv
14 https://www.myability.org/wissen/wissens-blog/inklusion-unternehmen/erfolgsfakto-
ren/inklusives-wording [15.08.2024].
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Denominierende Konstruktionen zu Behinderung und Inklusion auf Twitter/X 69
behindert sowie das Kompositionaladjektiv schwerbehindert teilweise in Kom-
bination mit Menschen sowie die Substantivierungen Behinderte* bzw.
Schwerbehinderte* dominieren.
4.2 Zunahme der en-Präpositionalkonstruktionen im Französischen
Ähnlich dem Deutschen zeigt sich auch im Französischen ein Sprachwandel
der Personendenomination im Bezug zu Behinderung von einem älteren
Muster Adjektiv-Attribution eines Nomens mit handicapé* (‚behindert‘) hin
zu einem neueren konstruktiven Muster mit einer en-Präpositionalkon-
struktion x en situation de handicap (wörtlich ‚x in Situation von Behinde-
rung‘, freier übersetzt ‚x in einer Situation der Behinderung‘), das im Diskurs
als inklusiv bewertet wird.
In Gesetzestexten (z. B. im Code de l'action sociale et des familles : Chapitre IV
: Personnes handicapées, Articles L11415 oder LOI n° 2005–102 du 11 février 2005
pour l'égalité des droits et des chances, la participation et la citoyenneté des per-
sonnes handicapées et liens vers les décrets d'application16) wird in Frankreich
weiterhin von personnes handicapées (‚behinderten Personen‘) gesprochen. Es
gibt in diesen Texten allerdings keine Nominalisierung les handicapés (‚die Be-
hinderten‘) wie im Deutschen. In der Politik und in den öffentlichen Medien
wird der Ausdruck personnes en situation de handicap (wörtlich ‚Personen in
Situation von Behinderung‘‚ freier übersetzt ‚Personen in der Situation einer Be-
hinderung‘) von bewussteren Sprechenden aus dem professionellen Bereich
übernommen.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch bei der Analyse des französischspra-
chigen Twitter-Korpus wider:
Die ältere Variante einer Adjektiv-Attribution eines Nomens mit handi-
capé* tritt mit 646 Tokens am häufigsten in der Konstruktion personnes handi-
capées (‚behinderte Personen‘) auf. Das Adjektiv handicapé* lässt sich im fran-
zösischen Korpus mit nur 45 Tokens noch seltener als Nominalisierung les
handicapés nachweisen als im deutschen Korpus das Nomen Behinderte. Aus
diesem Grund wurde dieser Typus im Folgenden in den Tabellen statistisch
nicht erfasst.
Bei der neueren en-Präpositionalkonstruktion x en situation de handicap (‚x
in der Situation einer Behinderung‘) dominiert mit 1.321 Tokens eine Füllung
des x mit den Nomen personnes (Personen). Die neuere en-Präpositionalkon-
struktion tritt im französischen Korpus zu den Hashtags #inclusion und #han-
dicap (‚Inklusion‘ und ‚Behinderung‘) erst ab 2012 und damals nur mit einem
15 https://www.legifrance.gouv.fr/codes/article_lc/LEGIARTI000006796446 [15.08.2024]
16 https://www.legifrance.gouv.fr/dossierlegislatif/JORFDOLE000017759074/ [15.08.2024]
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70 Igor Trost / Annamária Fábián / Sibylle Sauerwein
Treffer auf, während die deutsche mit-Präpositionalkonstruktion bereits zu
Beginn der Korpussammlung ab 2009 in dem damals noch kleinen Online-
Diskurs (nur 3.759 Tokens im Jahr 2009) mit immerhin 26 Belegen nachweis-
bar war. Stärker durchsetzen konnte sich die en-Präpositionalkonstruktion
en situation de handicap im Twitter-Diskurs im Vergleich zur Adjektiv-Attri-
bution eines Nomens mit handicapé* erst ab 2019, wobei die Adjektiv-Attri-
bution je nach Jahr nur geringfügig abnahm oder stabil blieb:
Belege pro Million
Tokens im Jahr
personne(s) en
situation de handicap
personne(s)
handicapée(s)
2016
71
125
2017
223
446
2018
362
521
2019
781
240
2020
517
252
2021
459
459
2022
405
134
2023
1006
386
Tabelle 5: Diachroner Verlauf der Pro-Million-Token-Werte für die zwei häufigsten Denominati-
onen für Behinderung im französischsprachigen Korpus
Dass die neue en-Konstruktion (personne* en situation de handicap) im franzö-
sischen Twitter-Diskurs die Attribution (personne* handicapée*) im Unter-
schied zum Deutschen die mit-Konstruktion (Mensch* mit Behinderung) die
nominalisierte Konstruktion (Behinderte*) nicht verdrängen konnte, könnte
zwei Gründe haben: (1) Psycholinguistisch gesehen muss bei frz. personnes
handicapées immer auch der Serialisierungsunterschied zum Deutschen und
Englischen durch die romanische Adjektivnachstellung zu dt. behinderte
Menschen oder engl. disabled people mit germanischer Adjektivvoranstellung
berücksichtigt werden: Die Denomination personnes handicapées orientiert
sich wegen der Adjektivnachstellung bereits an den Prinzipien einer People-
First Language. (2) Im Korpus wird die alte Denomination personne handicapée
und die neuere personne en situation de handicap meist in verschiedenen Re-
gistern bzw. Gebrauchssituationen verwendet: Im privaten Bereich ist der
kürzere Ausdruck personne handicapée so auch in den Tweets, in denen Men-
schen mit Behinderung sich selbst oder Personen ihre Familienangehörige
mit Behinderung beschreiben, deutlich dominanter. In den Tweets im beruf-
lichen Kontext und im institutionellen Raum hat hingegen die neuere Deno-
mination personne en situation de handicap den Vorrang.
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Denominierende Konstruktionen zu Behinderung und Inklusion auf Twitter/X 71
Eine mit-Konstruktion (‚avec‘) konnte sich nach der Korpusanalyse im
Französischen im Gegensatz zum deutsch- und auch englischsprachigen Be-
hinderungsdiskurs nicht durchsetzen und weist nur sehr wenige Belege (49,
davon 41 als Denomination personnes vivant avec un handicap‚ Personen lebend
mit einer Behinderung‘) im Korpus auf. Die Denomination personnes vivant
avec un handicap wird dabei im Korpus von Schreibenden in Kreisen um
Menschen mit Mehrfachbehinderung benutzt. Damit soll eine Falschinter-
pretation der en-Präpositionalkonstruktion en situation de handicap als nur si-
tuative Behinderung vermieden werden. Diese mögliche Falschinterpreta-
tion der Konstruktion en situation de handicap als nur situative Behinderung
führt auf der Seite der kanadischen Provinz Québec für das kanadische Fran-
zösisch sogar zu einer Bedeutungsunterscheidung von personne en situation
de handicap vs. personne handicapée:17
Différence entre une personne handicapée et une personne en situation de
handicap
L’expression « personne en situation de handicap » est utilisée pour désigner
une personne qui rencontre des obstacles dans son quotidien. Elle est aussi em-
ployée pour désigner une personne handicapée. Il y a toutefois une différence.
La situation de handicap est le résultat d’une interaction entre les incapacités
d’une personne, ses activités et son environnement. Elle met l’accent sur l’im-
portance d’agir sur l’environnement de la personne. Selon ce concept, si l’envi-
ronnement physique et social est adapté, il n’y a pas de situation de handicap.
(Unterschied zwischen einer behinderten Person und einer Person in der Situa-
tion einer Behinderung
Der Begriff „Person in der Situation einer Behinderung“ wird verwendet, um eine Per-
son zu bezeichnen, die in ihrem Alltag auf Hindernisse stößt. Er wird auch verwendet,
um eine behinderte Person zu bezeichnen. Es gibt jedoch einen Unterschied.
Die Situation einer Behinderung ist das Ergebnis einer Interaktion zwischen den Behin-
derungen einer Person, ihren Aktivitäten und ihrer Umwelt. Das Konzept betont, wie
wichtig es ist, auf das Umfeld der Person einzuwirken. Wenn die physische und soziale
Umgebung angepasst ist, liegt keine Situation einer Behinderung vor.)
Diese semantische Präzisierung, die die Provinz Québéc auf ihrer Internet-
seite auch juristisch (Au Québec, une personne handicapée est définie comme …
‚In Quebec wird eine behinderte Person definiert als …‘) festlegt, erklärt, warum
personne handicapé im Französischen auch aus semantischen Gründen neben
personne en situation de handicap weiter bestehen muss. Diese Verwendung
wird damit erklärt, dass personne en situation de handicap im Gegensatz zu der
17 https://www.quebec.ca/famille-et-soutien-aux-personnes/participation-sociale-personnes-
handicapees/definition-personne-handicapee#c224475 [01.11.2024]
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72 Igor Trost / Annamária Fábián / Sibylle Sauerwein
deutschen mit-Konstruktion durch das Nomen situation eine neue Bedeu-
tungskomponente eröffnet, die nicht in allen Gebrauchssituationen seman-
tisch treffsicher ist.
4.3 Denomination mit Präpositionalkonstruktionen im Deutschen und
Französischen zur geschlechter- und altersspezifischen Denomina-
tion
Die Denominationen mit den festen Präpositionalkonstruktionen x mit Be-
hinderung und x en situation de handicap stellen im Korpus keine festen Phra-
sen mit Menschen bzw. personnes dar. Vielmehr werden sie zur Differenzie-
rung nach Geschlecht und Alter verwendet. Im Deutschen ist diese
Differenzierung erheblich frequenter als im Französischen:
deutschsprachiges Korpus
französischsprachiges Korpus
Männer mit Behinderung: 94
hommes en situation de handicap: 2
Frauen mit Behinderung: 176
femmes en situation de handicap: 9
Kinder mit Behinderung: 626
(bei 5.847 Tweet-Kollokationen
Kind* und Behinderung)
enfants en situation de handicap: 18
(bei 258 Tweet-Kollokationen en-
fant* und handicap)
Tabelle 6: Geschlechter- und altersspezifische Denominationen mit Präpositionalkonstruktio-
nen im deutsch- und im französischsprachigen Korpus
Diese Belege und ihre Frequenzen beweisen die oben bereits angeführte
Musterhaftigkeit und Phrasenproduktivität der mit-Konstruktion mit Behin-
derung im Deutschen, die ihre Frequenz und v.a. ihre Dominanz im Diskurs
gegenüber anderen Denominationen erklären könnte.
Für die geringen Zahlen enfants en situation de handicap im französischen
Twitter-Diskurs muss bedacht werden, dass der Behinderungsdiskurs auf
Twitter in Frankreich nicht in besonderen Maße Kinder betrifft. Dies sieht
man an den geringen Kollokationszahlen (258) von enfant* (‚Kind‘) mit han-
dicap (‚Behinderung‘) und den erheblich höheren Kollokationen von Kind*
und Behinderung* im deutschen Korpus.
Was die Benennung von Frauen mit Behinderung im französischen Kor-
pus angeht, werden Denominationen v.a. intersektional aus der Frauen- in
die Behinderungsbewegung übernommen und deshalb nicht mit der en-
Konstruktion femmes en situation de handicap (‚Frauen in der Situation einer Be-
hinderung‘) benannt. So bezeichnen sich z. B. Frauen mit Behinderung aus
der französischen Frauenbewegung in der Selbstbezeichnung als handi-fémi-
nistes oder ironisch sogar als les dévalideuses (‚die Entwerterinnen‘). Dabei han-
delt es sich um ein Wortspiel. Sie stellen sich in einer grammatikalisch weib-
lichen Form als diejenigen dar, die gegen die Dominanz der validen
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Denominierende Konstruktionen zu Behinderung und Inklusion auf Twitter/X 73
Menschen (also ohne Behinderung) vorgehen und diese somit entwerten
bzw. ungültig machen. Sie kämpfen somit gegen den Mainstream-Charakter
der Ansichten vieler sog. valides, der ‚fähigen‘ Menschen ohne Behinderung.
Mit dieser Selbstdenomination wird auf den französischen Begriff für Able-
ismus Bezug genommen, den validisme, also eine Einstellung der Menschen
ohne Behinderung, die Welt nur aus Sicht der ‚Fähigen‘ zu betrachten und
damit die Notwendigkeiten für Menschen mit Behinderung zu übersehen.
5 Fazit
In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass die Forschungsmethodologie
bestehend aus einer quantitativen und komplementär qualitativen Analyse
im korpuslinguistischen und diversitäts- und inklusionslinguistischen Ver-
fahren geeignet ist, behinderungsbezogene Denominationen und ihren
Wandel für die digitale Lexikologie im deutsch-französischen Kontrast dar-
zustellen. Sowohl im deutschen als auch im französischen Twitter-Korpus
von 2009 bis 2023 zu den Hashtags #Behinderung und #Inklusion bzw. #han-
dicap und #inclusion konnten wir hinsichtlich der Personen-Denominatio-
nen einen Sprachwandel feststellen. Dieser Denominationswandel führt in
beiden Sprachen zu Präpositionalkonstruktionen, die den Personenbezeich-
nungen (=x) nachgestellt sind: im Deutschen zur mit-Konstruktion (x) mit Be-
hinderung und im Französischen zur en-Konstruktion (x) en situation de han-
dicap. In beiden Sprachen wird die mit x bezeichnete Personengruppe analog
den angloamerikanischen Forderungen einer People-First-Sprache zuerst als
Gesamtgruppe (im Englischen v.a. people und person*, im Deutschen v.a.
Mensch*, im Französischen v.a. personne*) bezeichnet. Erst sekundär wird die
Behinderung als Zusatzeigenschaft der Personen benannt. Damit werden
beide Bezeichnungen im Twitter-Diskurs mehrheitlich als inklusiv angese-
hen.
Da das Französische im Gegensatz zum Deutschen (wie auch zum Engli-
schen) das Adjektiv handicapé* (behindert) dem Nomen nachstellt, entspricht
die ältere französische Konstruktion personne* handicapée* bereits den Forde-
rungen einer People-First-Versprachlichung und wird deshalb nicht kom-
plett im Diskurs verdrängt wie die im Deutschen bisher übliche Nominali-
sierung Behinderte*. Die Denomination Behinderte im Deutschen beinhaltet
keine Personenobergruppe ohne Eigenschaftszuweisung an der Sprachober-
fläche. Sie wird aber weiterhin als Selbstreferenz von manchen Menschen
mit Behinderung in den sozialen Medien gewählt. Zudem dient die Verwen-
dung der älteren Konstruktion personne* handicapée* im Französischen einem
semantischen Präzisierungsbedarf, wenn durch das Vermeiden des Nomens
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situation explizit gemacht werden soll, dass eine Behinderung nicht nur situ-
ativ ist.
Im Sinne der Diversitäts- und Inklusionslinguistik, die ein großes For-
schungsinteresse an der Ermittlung von marginalisierten Binnenperspekti-
ven auf Inklusion durch einen kommunikationsfokussierten Zugang hat, sei
angemerkt, dass sprachliche Inklusion über allgemein als inklusiv angese-
hene Formulierungen hinaus auch von der jeweiligen Wahrnehmung der
Personen aus der Binnenperspektive heraus abhängt. Im Umgang mit Per-
sonen mit Behinderung empfiehlt sich folglich der Denominationsgebrauch,
der von ihnen selbst als inklusiv wahrgenommen wird. Inklusivität im
Sprachgebrauch bedarf deshalb oft auch einer situativen Evaluation. Über
diese situationsgebundene Denominationsauswahl für die kommunikative
Inklusion für jeden Einzelnen hinaus empfiehlt sich allgemein, also unab-
hängig von Einzelpersonen, eine Orientierung an mehrheitlich akzeptierten
inklusiven Formulierungen.
Unsere Untersuchung zeigt, dass die lexikalische Sprachwandelforschung
zu Denominationen im Bereich der Behinderung von einem diversitäts- und
inklusionslinguistischen Zugang profitiert. Die empirischen Erkenntnisse
aus der Erfassung, Analyse, Diskussion und Beobachtung von Denominati-
onen im Wandel können darüber hinaus durch einen Transfer bei inklusiven
Formulierungsempfehlungen der Gesellschaft und den Menschen mit Be-
hinderung zugutekommen und gesellschaftliche Inklusion fördern.
Dieser Beitrag konnte zudem nachweisen, dass empirische linguistische
Analyseverfahren für die Human-Centered Data Science methodologisch
geeignet und Synergien zwischen Linguistik und Human-Centered Data Sci-
ence vorhanden sind: Durch die Sammlung sprachlicher Daten aus den so-
zialen Medien und ihrer anschließenden quantitativen und qualitativen Un-
tersuchung lässt sich ein wertvoller Einblick in den statistisch im Twitter-
Diskurs nachweisbar erfolgreichen virtuellen Aktivismus um Denominatio-
nen und dessen Relevanz für die Inklusion in digitalen Gesellschaften ge-
winnen.
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schaftliche Fakultät, Universität Bayreuth, 95440 Bayreuth, Deutschland. E-Mail: annamariafa-
bian@yahoo.de
Prof. Dr. Sibylle Sauerwein, Université Paris Nanterre, Centre d’études et de recherches sur
l’espace germanophone (CEREG), UFR LCE - Bâtiment Maier (V), 200 avenue de la Répu-
blique, 92001 Nanterre Cedex, Frankreich. E-Mail: sauerwes@parisnanterre.fr
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