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Abstract

Die vorliegende Studie stellt Wissen über den aktuellen Stand und Entwicklungstendenzen der digitalen Bildung an den Schulen in Bayern zur Verfügung. Sie bietet einen Überblick und differenzierte Einblicke in die digitale Bildung an bayerischen Grund- und weiterführenden Schulen aus der Perspektive von Lehrkräften, Eltern beziehungsweise Erziehungsberechtigten, Schülerinnen und Schülern sowie eine Untersuchung von Dokumenten der Bildungsbehörden. Dabei werden wesentliche Einflussfaktoren auf das Schulwesen systematisch erfasst, die Aufschluss darüber geben, inwieweit allen Schülerinnen und Schülern in Bayern beste Chancen auf digitale Bildung angeboten werden. Dieser umfassende und systematische Blick wird ergänzt durch die Fokussierung besonders wichtiger Aspekte digitaler Bildung, darunter insbesondere die Art und Weise des Einsatzes digitaler Medien und Künstlicher Intelligenz (KI) im Unterricht.
Digitale Bildung
an bayerischen Schulen
zwischen Pandemie und KI
Eine vbw Studie, erstellt von Sonja Berger, Johanna Vejvoda, Florian Schultz-Pernice, Wei Li,
Michael Sailer und Frank Fischer
Studie
Stand: Dezember 2024
Hinweis
Zitate aus dieser Publikation sind unter Angabe der Quelle zulässig.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Vorwort
Digitale Bildung zielgerichtet weiterentwickeln
Der Prozess der digitalen Transformation an bayerischen Schulen hat deutlich Fahrt auf-
genommen. Die Corona-Pandemie versetzte der Digitalisierung im Bildungsbereich einen
großen Schub. Hinzu kommt die Vielzahl an Möglichkeiten und Chancen, die Künstliche
Intelligenz für Lehr- und Lernprozesse bietet. Diese Entwicklung mit allen Herausforderun-
gen muss konsequent fortgesetzt werden. Digitale Medien sowie digitale Bildung müssen
an Schulen einen Stellenwert erhalten, der einer digitalisierten Lebens- und Arbeitswelt
entspricht.
Ein zentrales Bildungsziel ist die Entwicklung digitaler Souveränität. Diese beschreibt die
Befähigung jedes Einzelnen, digitale Medien selbstbestimmt und unter eigener Kontrolle
zu nutzen und sich an die ständig wechselnden Anforderungen einer digitalisierten Welt
anzupassen.
Eine innovative und zukunftsweisende schulische Bildung besteht aus einem Methodenmix
aus Präsenzlernen, Onlinelernen und dem Einsatz digitaler Tools, in dem die Lernformen
jeweils ihre Stärken ausspielen und sich sinnvoll ergänzen. Digitale Medien bieten große
Chancen, um Unterricht und Lernen differenzierter und individueller zu gestalten und die
Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler zu stärken.
Unsere Studie Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI wurde
vom Lehrstuhl für Empirische Pädagogik und pädagogische Psychologie der Ludwig-
Maximilians-Universität München erstellt. Die Befragungen von Lehrkräften, Schülerinnen
und Schülern sowie Eltern hat die GMS Dr. Jung GmbH durchgeführt.
Die vorliegende Publikation ist die dritte Veröffentlichung unserer Studienreihe Digitale
Bildung an bayerischen Schulen. Sie zeigt auf, welche Entwicklungen und Veränderungen
sich gegenüber 2017 und 2021 ergeben haben, benennt die für eine zukunftsweisende
digitale Bildung entscheidenden Handlungsfelder und spricht konkrete Handlungsempfeh-
lungen aus. Somit liefert diese bundesweit einmalige Studienreihe eine wichtige Planungs-
und Steuerungsgrundlage für weitere schulpolitische Entscheidungen.
Bertram Brossardt
04. Dezember 2024
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Inhalt
Executive Summary 1
Einleitung 4
Theoretischer Rahmen, Forschungsstand, Fragestellungen 6
2.1 Rahmenmodell digitaler Bildung 6
2.2 Medieneinsatz der Lehrkräfte 7
2.3 Merkmale der digitalen Schulentwicklung und der Bildungsadministration 8
2.4 Qualifizierung der Lehrkräfte 10
2.5 Medienbezogene Kompetenzen und Einstellungen der Lehrkräfte 10
2.6 Theoretische Grundlagen zu den Merkmalen der Schülerinnen und Schüler 13
2.7 Fragestellungen und methodisches Vorgehen der Studie 15
Befragungsstudien in den Grundschulen 17
3.1 Befragung von Lehrkräften der Grundschule 17
3.1.1 Merkmale der digitalen Schulentwicklung und der Bildungsadministration aus
Sicht der Lehrkräfte (Grundschule) 18
3.1.2 Überdauernde Aspekte des digitalen pandemiebedingten Lernens aus Sicht der
Lehrkräfte (Grundschule) 27
3.1.3 Qualifizierung der Lehrkräfte (Grundschule) 29
3.1.4 Medienbezogene Kompetenzen und Einstellungen der Lehrkräfte (Grundschule)
30
3.1.5 Medieneinsatz im Unterricht aus Sicht der Lehrkräfte (Grundschulen) 35
3.1.6 Künstliche Intelligenz an der Grundschule aus Sicht der Lehrkräfte 43
3.2 Befragung der Eltern von Grundschülerinnen und -schülern 49
3.2.1 Merkmale der Lernsituation der Schülerinnen und Schüler (Grundschulen) 50
3.2.2 Überdauernde Aspekte des pandemiebedingt digitalen Lernens aus Sicht der
Eltern (Grundschule) 51
3.2.3 Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler aus Sicht der Eltern (Grundschule)
52
3.2.4 Medieneinsatz im Unterricht aus Sicht der Eltern (Grundschule) 54
3.2.5 Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Schule und Unterricht aus Sicht der Eltern
(Grundschule) 57
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen 60
4.1 Befragung von Lehrkräften weiterführender Schulen 60
4.1.1 Merkmale der digitalen Schulentwicklung und der Bildungsadministration aus
Sicht der Lehrkräfte (weiterführende Schulen) 61
4.1.2 Überdauernde Aspekte des pandemiebedingt digitalen Lernens aus Sicht der
Lehrkräfte (weiterführende Schulen) 69
4.1.3 Qualifizierung der Lehrkräfte (weiterführende Schulen) 71
4.1.4 Medienbezogene Kompetenzen und Einstellungen der Lehrkräfte
(weiterführende Schulen) 72
4.1.5 Medieneinsatz im Unterricht aus Sicht der Lehrkräfte (weiterführende Schulen)
77
4.1.6 Künstliche Intelligenz in Schule und Unterricht aus Sicht der Lehrkräfte
(weiterführende Schulen) 85
4.2 Befragung von Schülerinnen und Schülern weiterführender Schulen sowie ihrer
Eltern 91
4.2.1 Merkmale der Lernsituation der Schülerinnen und Schüler (weiterführende
Schulen) 91
4.2.2 Überdauernde Aspekte des digitalen pandemiebedingten Lernens aus Sicht der
Eltern (weiterführende Schulen) 95
4.2.3 Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler (weiterführende Schulen) 96
4.2.4 Medieneinsatz im Unterricht aus Sicht der Schülerinnen und Schüler
(weiterführende Schulen) 98
4.2.5 Künstliche Intelligenz in Schule und Unterricht aus Sicht der Schülerinnen und
Schüler (weiterführende Schulen) 105
Analyse von Dokumenten der Lehrkräftebildung und der
Lehrpläne 110
5.1 Modulpläne von Lehramtsstudiengängen 110
5.2 Lehramtsprüfungsordnungen 112
5.3 Fortbildungsbeschreibungen 113
5.4 Lehrpläne 117
6 Gesamtdiskussion 120
6.1 Merkmale der digitalen Schulentwicklung und der Bildungsadministration 120
6.2 Qualifizierung, medienbezogene Kompetenzen und Einstellungen der Lehrkräfte
124
6.3 Medieneinsatz der Lehrkräfte 126
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
6.4 Merkmale der Lernsituation und Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler
128
6.5 Künstliche Intelligenz in Schule und Unterricht 130
6.6 Überdauernde Aspekte des pandemiebedingt digitalen Lernens 131
7 Limitationen der Studie 133
7.1 Limitationen in den Befragungsstudien 133
7.2 Limitationen in der Dokumentenanalyse 134
8 Empfehlungen 136
Literaturverzeichnis 145
Abbildungsverzeichnis 150
Tabellenverzeichnis 155
Anhang 156
Ansprechpartner/Impressum 169
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Executive Summary
1
Executive Summary
Digitale Bildung an Bayerns Schulen im Umbruch
Die vorliegende Studie stellt Wissen über den aktuellen Stand und Entwicklungstendenzen
der digitalen Bildung an den Schulen in Bayern zur Verfügung. Sie bietet einen Überblick
und differenzierte Einblicke in die digitale Bildung an bayerischen Grund- und weiterfüh-
renden Schulen aus der Perspektive von Lehrkräften, Eltern beziehungsweise Erziehungs-
berechtigten, Schülerinnen und Schülern sowie eine Untersuchung von Dokumenten der
Bildungsbehörden. Dabei werden wesentliche Einflussfaktoren auf das Schulwesen syste-
matisch erfasst, die Aufschluss darüber geben, inwieweit allen Schülerinnen und Schülern
in Bayern beste Chancen auf digitale Bildung angeboten werden. Dieser umfassende und
systematische Blick wird ergänzt durch die Fokussierung besonders wichtiger Aspekte digi-
taler Bildung, darunter insbesondere die Art und Weise des Einsatzes digitaler Medien und
Künstlicher Intelligenz (KI) im Unterricht.
Eine Besonderheit der vorliegenden Studie ist, dass sie nicht nur aktuelle Befunde berich-
tet, sondern längerfristige Entwicklungstendenzen der digitalen Bildung an Bayerns
Schulen sichtbar macht: Denn sie ist Teil einer mittlerweile vierteiligen Studienreihe, die
seit dem Jahr 2017 regelmäßig in Bayern durchgeführt wird und im Jahr 2024 aus einer
repräsentativen Telefonbefragung von Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern sowie von
Eltern beziehungsweise Erziehungsberechtigten bestand. Des Weiteren beinhaltet sie eine
Analyse von Dokumenten der Lehrkräftebildung in Bayern wie Prüfungsordnungen, Lehr-
pläne und Fortbildungsbeschreibungen sowie eine zusätzliche Online-Befragung von Lehr-
kräften.
Dieser Längsschnittvergleich zeigt eindrucksvoll, wie seit dem ersten Studienbericht im
Jahr 2017 die digitale Transformation im bayerischen Schulwesen allmählich Fahrt aufge-
nommen hat, wie sie in den Zeiten der Corona-Pandemie in einen disruptiven Digitalisie-
rungsschub übergetreten und danach in eine Phase des Übergangs, der Konsolidierung
und der Neuorientierung eingetreten ist. In dieser Phase nach der Pandemie sind digitale
Medien als Gegenstand und Werkzeug, als Inhalt und Instrument ein selbstverständlicher
Bestandteil des Unterrichts. Der Einsatz digitaler Medien an Bayerns Schulen ist zwar seit
dem letzten Studienbericht im Jahr 2021 zurückgegangen, insbesondere aber bei passiven
Lernaktivitäten. Stattdessen werden digitale Medien nun gezielter eingesetzt, um kognitiv
aktivierendes Lernen zu fördern. Diese „neue Normalität” bedeutet jedoch gerade nicht,
dass die Schulen in Bayern die Aufgaben der Digitalisierung nun ein für alle Mal bewältigt
haben und sich daher anderen Herausforderungen zuwenden können. Lehrkräfte zeigen
weiterhin eine hohe Bereitschaft zur Fortbildung im Bereich digitale Bildung, stellen inso-
fern aber auch höhere Anforderungen an die technische Ausstattung an ihren Schulen. Die
Bildungsadministration investiert systematisch in Infrastruktur wie Cloud-Lösungen, um
den steigenden Erwartungen gerecht zu werden. Trotz dieser Fortschritte mangelt es je-
doch nach Ansicht der Lehrkräfte auch heute noch an technischer und medienpädagogi-
scher Unterstützung, die entscheidend ist, um das volle Potenzial neuer Technologien im
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Executive Summary
2
Bildungsbereich auszuschöpfen, was insbesondere auch vor dem Hintergrund bedeutsam
wird, dass wir mit den derzeitigen Entwicklungen im Bereich KI bereits in der nächsten
Phase der Digitalisierung angekommen sind.
Derzeit wird KI in den bayerischen Schulen noch überwiegend kritisch betrachtet, da
Befürchtungen bestehen, dass Schülerinnen und Schüler wichtige Lernprozesse über-
springen könnten, wenn ihnen diese von KI „abgenommen“ werden. Dennoch bietet KI
als Lernwerkzeug, insbesondere durch personalisiertes Feedback und individualisierte
Übungsmöglichkeiten, großes Potenzial für effektive Lehr-Lern-Prozesse. Die Ergebnisse
der vorliegenden Studie zeigen, dass viele Lehrkräfte dieses Potenzial noch nicht vollstän-
dig erkennen, was auf die Notwendigkeit des Ausbaus von Kompetenzen im Umgang mit
KI hinweist. Vor dem Hintergrund dieser Befunde wird es in dieser Phase „zwischen Pande-
mie und KI“ für die Zukunft der digitalen Bildung an den Schulen in Bayern nun entschei-
dend darauf ankommen, mit den richtigen Impulsen und Maßnahmen die Fortführung und
Weiterentwicklung der digitalen Transformation an Schulen voranzutreiben, um damit die
Schulen auf die bereits absehbaren nächsten Entwicklungen digitaler Bildung, allen voran
im Bereich der KI, vorzubereiten. Angesichts der Dynamik der Digitalisierung und der damit
einhergehenden Herausforderungen für die Schulen in Bayern bietet ein daten- und wis-
sensbasiertes Transformationsmanagement das Potenzial einer transparenten und effekti-
ven Begleitung und Mitgestaltung der digitalen Transformation. Die vorliegende Studie
leistet hierzu einen wichtigen Beitrag, indem sie auf Grundlage empirischer Befunde
Empfehlungen für Steuerungsimpulse im Bereich der digitalen Bildung formuliert.
Unter dieser Perspektive werden aus den Ergebnissen der Erhebung folgende Empfehlun-
gen abgeleitet:
1. Zu einer zukunftssicheren digitalen Infrastruktur an Schulen gehören erstens ein
flächendeckendes, leistungsfähiges Internet, zweitens die Ausstattung aller Schülerin-
nen und Schüler mit geeigneten digitalen Endgeräten und drittens der Ausbau zentra-
ler digitaler Dienste. Diese drei Säulen sollten mit hoher Priorität gesichert werden,
um digitale Bildungsgerechtigkeit zu fördern und die technologischen Rahmenbedin-
gungen an bayerischen Schulen zukunftsfähig zu gestalten.
2. Die Lehrkräftebildung in Bayern sollte systematisch vereinheitlicht werden, um
digitale Kompetenzen in Studium und Referendariat kontinuierlich und einheitlich zu
fördern. Der DigCompEdu Bavaria Kompetenzrahmen bietet hierfür Orientierung.
3. Die Transformation des Unterrichts in einer Kultur der Digitalität erfordert kontinuier-
liche Unterstützung und damit auch eine Überprüfung und Anpassung der Ressour-
cenverteilung: Schulleitungen sind in ihrem digitalen Transformationsmanagement zu
stärken und Lehrkräfte benötigen Kompetenzen zur Partizipation an Schulentwick-
lungsprozessen. Der Einbezug von Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern wird
besonders auch angesichts der wachsenden Bedeutung KI-gestützter Lernwerkzeuge
immer wichtiger.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Executive Summary
3
4. Die Planung und Implementierung sowie die Fähigkeit zur Evaluation und Weitergabe
digitaler Lehr-Lern-Szenarien gewinnen zunehmend an Bedeutung. Die kontinuierliche
Fortbildung der Lehrkräfte in medien- und digitalisierungsbezogenen Kompetenzen ist
notwendig, um die Anforderungen digital gestützten Unterrichts zu erfüllen; beson-
ders im Hinblick auf den Einsatz von KI im Unterricht ist eine gezielte Erweiterung des
Kompetenzspektrums notwendig.
5. Um die Potenziale digitaler Lernwerkzeuge nutzen zu können, sollten Schülerinnen
und Schüler gezielt auf selbstgesteuertes Lernen vorbereitet werden. Dazu gehört,
dass sie eigenständig digitale Lernressourcen, insbesondere auch KI-gestützte Lern-
werkzeuge, identifizieren und nutzen können.
6. Generative Künstliche Intelligenz bietet enormes Potenzial zur Individualisierung von
Lernprozessen und sollte gezielt in schulische Lernprozesse integriert werden. Lehr-
kräfte sowie Schülerinnen und Schüler müssen gezielt auf die Nutzung solcher Tech-
nologien vorbereitet werden, um deren Vorteile effektiv nutzen zu können.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Einleitung
4
Einleitung
Zielsetzung und methodische Anlage der Studie
Seit der Veröffentlichung des vbw-Berichts 2021 „Digitale Bildung an bayerischen Schulen
vor und während der Corona-Pandemie“ hat die Digitalisierung in Bayern weitere Fort-
schritte gemacht. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit sich nach dem rein digital durchge-
führten Unterricht während der Corona-Pandemie nun wieder die Normalität des Präsenz-
unterrichts eingestellt hat, oder ob sich digitaler Unterricht womöglich gar zu einer neuen
Normalität weiterentwickelt hat. Zudem wird im Jahr 2024 eine Neuauflage des
DigitalPaktes Schule diskutiert, ein bundesweites Förderprogramm, das seit 2019 den Aus-
bau digitaler Infrastruktur an bayerischen Schulen unterstützte. Gleichzeitig bringen spä-
testens seit dem Jahr 2023 technologische Entwicklungen wie der KI-basierte Chatbot
ChatGPT von OpenAI und weitere auf GPT basierende Anwendungen neue Herausforde-
rungen mit sich. Diese Entwicklungen werfen zahlreiche Fragen auf, insbesondere hinsicht-
lich ihres Einflusses auf den Unterricht an bayerischen Schulen sowie auf die Lernprozesse
und das selbstgesteuerte Lernen der Schülerinnen und Schüler. In einer Bildungsland-
schaft, die sich darauf vorbereiten muss, Schülerinnen und Schüler auf eine Zukunft auszu-
richten, in der KI-generierte Texte, Bilder und Videos kaum noch von Menschen geschaffe-
nen Inhalten zu unterscheiden sind, steht daher auch die Frage im Raum, wie digitale Me-
dien in den bayerischen Schulen in einer Phase zwischen Pandemie und KI genutzt werden
und welche Chancen und Herausforderungen sich dabei ergeben.
International zeigen aktuelle Entwicklungen in Schweden und Dänemark, dass der Einsatz
digitaler Geräte in vielen Grundschulen dieser Länder wieder zurückgefahren wird (Karo-
linska-Institut, 2023; Dänisches Bildungsministerium, 2024). Diese Entscheidung basiert auf
Studien, die eine Verschlechterung der Lernleistungen der Schülerinnen und Schüler durch
die flächendeckende Einführung digitaler Geräte festgestellt haben. Die Karolinska-Univer-
sität betont, dass die Art und Weise, wie digitale Medien für das schulische Lernen einge-
setzt werden, entscheidend für den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler ist. Eine zuge-
hörige Stellungnahme von Bildungsforscherinnen und -forschern beleuchtet diese Entwick-
lung kritisch und weist auf die Notwendigkeit eines „differenzierte[n], multiperspektivi-
sche[n] Umgang[es] mit den Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken von Technologien
im Bildungskontext“ hin (Fütterer et al., 2024, Seite 2). Bereits frühere vbw-Studien zur di-
gitalen Bildung an bayerischen Schulen (Sailer et al., 2017; Lohr et al., 2021) haben zeigen
können, dass der Einsatz digitaler Medien überwiegend auf passiv-rezeptive Lernformen
fokussiert. Sie enthalten daher Empfehlungen zur systematischen Förderung medienbezo-
gener Lehrkompetenzen von Lehrkräften mit dem Ziel, sie zu befähigen, ein breites Spekt-
rum an Lernaktivitäten bei Schülerinnen und Schülern zu initiieren.
Die vorliegende Studie untersucht in dieser Folge, inwieweit im Jahr 2024 grundlegende
Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einsatz digitaler Medien im Unterricht an Grund-
und weiterführenden Schulen in Bayern gegeben sind sowie in welchem Maße und auf
welche Art und Weise digitale Medien im Unterricht an bayerischen Schulen zur Förderung
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Einleitung
5
des Lernerfolgs der Schülerinnen und Schüler verwendet werden. Dabei kann zusätzlich
ein Vergleich mit den Ergebnissen der Vorgängerstudien aus den Jahren 2017 und 2021 er-
folgen, worüber die längsschnittliche Entwicklung digitaler Bildung an bayerischen Schulen
sichtbar werden kann.
Im Einzelnen wurden folgende Teilstudien durchgeführt:
1. Telefonbefragung von 278 Lehrkräften an Grundschulen und von 398 Lehrkräften
an weiterführenden Schulen (Mittelschulen, Realschulen, Gymnasien) in öffentli-
cher Trägerschaft in allen bayerischen Bezirken mit anschließender Online-Zusatz-
befragung von 69 Lehrkräften an Grundschulen und 104 Lehrkräften an weiterfüh-
renden Schulen;
2. Telefonbefragung von 916 Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern an baye-
rischen Grund-, Mittel und Realschulen sowie Gymnasien in öffentlicher Träger-
schaft in allen bayerischen Bezirken;
3. Dokumentenanalyse von Modulplänen, Lehramtsprüfungsordnungen (LPO I und
LPO II), Fortbildungsangeboten für Lehrkräfte sowie Lehrplänen an bayerischen
Grund-, Mittel- und Realschulen sowie Gymnasien in enger Anlehnung an die Vor-
gängerstudien aus den Jahren 2017 und 2021.
Die Teilstudien erfassen den aktuellen Stand der digitalen Bildung an bayerischen Schulen
aus verschiedenen Perspektiven. Erstens werden zentrale Akteure der Schulfamilie, näm-
lich Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte, befragt. Zweitens werden diese Perspekti-
ven durch die Sichtweise der Eltern beziehungsweise Erziehungsberechtigten der Schüle-
rinnen und Schüler ergänzt. Drittens werden im Rahmen einer Dokumentenanalyse ver-
schiedene Arten von Dokumenten wie Lehrpläne, Modulbeschreibungen, Lehramtsprü-
fungsordnungen und Fortbildungsbeschreibungen als weitere Quellen zur Untersuchung
der Verankerung digitaler Bildung in der Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte sowie in der
schulischen Bildung der Schülerinnen und Schüler herangezogen. Aus den Ergebnissen die-
ser repräsentativen Teilstudien können so Handlungsempfehlungen (siehe Kapitel 8) abge-
leitet werden.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Theoretischer Rahmen, Forschungsstand, Fragestellungen
6
Theoretischer Rahmen, Forschungsstand, Frage-
stellungen
Digitale Bildung im schulischen Kontext
2.1 Rahmenmodell digitaler Bildung
Dem vorliegenden Bericht liegt das „Rahmenmodell digitaler Bildung“ zugrunde (Sailer et al.,
2017). Dieses Modell beschreibt Voraussetzungen und Merkmale des Einsatzes digitaler Medien
im Schulunterricht. Das Modell wurde und wird kontinuierlich durch aktuelle Forschung erwei-
tert und ergänzt (Sailer et al., 2017; Sailer et al., 2021; Lohr et al., 2021).
Abbildung
1
Rahmenmodell digitaler Bildung
Wichtige Grundlagen für eine gelingende Integration digitaler Lehr- und Lernmethoden an Schu-
len umfassen sowohl die Qualifizierung der Lehrkräfte in den drei Phasen der Lehrkräfteaus- und
-fortbildung als auch bestimmte Merkmale der Schulen und der Bildungsadministration. Diese
Faktoren beeinflussen mittel- und unmittelbar medienbezogene Kompetenzen sowie Einstellun-
gen der Lehrkräfte und können als grundlegende Voraussetzungen für eine effektive Nutzung
digitaler Medien durch die Lehrkräfte im schulischen Unterricht betrachtet werden. Was den
Medieneinsatz der Lehrkräfte im Unterricht selbst betrifft, sollte sowohl die Häufigkeit als auch
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Theoretischer Rahmen, Forschungsstand, Fragestellungen
7
die Art und Weise des Medieneinsatzes berücksichtigt werden. Letztere kann durch die Initiie-
rung verschiedener Lernaktivitäten bei den Schülerinnen und Schülern systematisiert werden,
denn der Lernerfolg und Kompetenzerwerb der Schülerinnen und Schüler hängt von der Art der
Lernaktivitäten ab, die durch den mediengestützten Unterricht bei ihnen angeregt werden. Er-
gänzt werden sollten diese Betrachtungen jedoch auch um eine Berücksichtigung der individuel-
len Lernsituationen der Schülerinnen und Schüler, die ebenfalls Einfluss auf deren Lernerfolg
und Kompetenzerwerb sowie auch auf das Unterrichtsgeschehen selbst nehmen.
Die vorangegangenen Studienberichte aus den Jahren 2017 und 2021 legten bereits Varianten
dieses Modells zugrunde und lieferten Ergebnisse zum Stand digitaler Bildung an bayerischen
Schulen für einige der im Modell genannten Bereiche. Die vorliegende Studie hält darüber hin-
aus im Bereich der Selbststeuerungskompetenzen Ergebnisse zu Lernstrategien der Schülerin-
nen und Schüler bereit, erfasst Unterbereiche der medienbezogenen Kompetenzen von Lehr-
kräften und ergänzt die Befragung um Einblicke in den aktuellen Stand des Einsatzes von KI für
das schulische Lehren und Lernen an den Grund- und weiterführenden Schulen in Bayern.
2.2 Medieneinsatz der Lehrkräfte
Die Häufigkeit und Art des Einsatzes digitaler Medien durch die Lehrkräfte kann sich direkt auf
die Fach-, Medien- und Selbststeuerungskompetenzen der Schülerinnen und Schüler auswirken
(vergleiche Stegmann, 2020). Diese Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler werden dabei
jedoch auch von verschiedenen Faktoren beeinflusst, die nicht direkt mit der schulischen digita-
len Bildung in Verbindung stehen und daher hier nicht in den Fokus der Betrachtung rücken (im
Modell durch gestrichelte Linien dargestellt). Fach-, Medien- und Selbststeuerungskompetenzen
der Schülerinnen und Schüler erfüllen im Modell eine doppelte Funktion: Sie sind sowohl die ge-
mäß den Lehrplänen zu vermittelnden Kompetenzen als auch die Voraussetzung dafür, dass
Schülerinnen und Schüler bestimmte Lernaktivitäten mit digitalen Medien im Unterricht erfolg-
reich durchführen können.
Der Medieneinsatz durch die Lehrkräfte kann zunächst über dessen Häufigkeit beschrieben wer-
den, denn durch regelmäßigen Medieneinsatz können Lehrkräfte bestimmte Mediennutzungen
demonstrieren und modellieren, was wiederum zum Aufbau von Medienkompetenzen bei den
Schülerinnen und Schülern beitragen kann. Allerdings ist für den Kompetenzaufbau der Schüle-
rinnen und Schüler vor allem auch die Art und Weise entscheidend, in der digitale Medien im
Unterricht eingesetzt werden. Davon wiederum hängt ab, welche Lernaktivitäten bei den Schü-
lerinnen und Schülern angeregt werden.
Im Rahmenmodell digitaler Bildung werden dabei vier Arten von Lernaktivitäten unterschieden:
passive, aktive, konstruktive und interaktive Lernaktivitäten (Chi & Wylie, 2014). Es wird ange-
nommen, dass diese Aktivitäten in enger Verbindung mit den kognitiven Lernprozessen der
Schülerinnen und Schüler stehen und daher unterschiedliche Grade kognitiver Aktivierung bei
den Schülerinnen und Schülern anregen.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Theoretischer Rahmen, Forschungsstand, Fragestellungen
8
Passive Lernaktivitäten: Schülerinnen und Schüler lernen auf einer passiven Lernaktivitäts-
stufe, wenn sie keine beobachtbaren Handlungen durchführen, während sie sich mit den prä-
sentierten Lerninhalten auseinandersetzen.
Beispiel: Passive Rezepon eines präsentationsgestützten Vortrags oder Anschauen eines
Films ohne die Anfertigung eigener Notizen.
Aktive Lernaktivitäten: Schülerinnen und Schüler sind in aktive Lernaktivitäten eingebunden,
wenn sie physisch mit den Lernmaterialien interagieren, jedoch ohne selbst neue Informatio-
nen oder Inhalte zu erstellen.
Beispiel: Notizen machen während des Zuhörens, Kopieren und Einfügen von Textteilen oder
Bearbeiten einfacher Übungsaufgaben.
Konstruktive Lernaktivitäten: Schülerinnen und Schüler lernen auf einer konstruktiven Lern-
aktivitätsstufe, wenn sie eigene Ideen entwickeln oder Probleme lösen, die über die im Lern-
material präsentierten Informationen hinausgehen.
Beispiel: Selbstständiges Erklären von Zusammenhängen, Formulieren kritischer Fragen oder
kreatives Erstellen eigener Medieninhalte.
Interaktive Lernaktivitäten: Schülerinnen und Schüler sind in interaktive Lernaktivitäten ein-
gebunden, wenn sie nicht nur für sich, sondern auch gemeinsam mit anderen konstruktive
Aktivitäten durchführen, bei denen neue Inhalte und Informationen entwickelt werden.
Beispiel: Gemeinsames Lösen von Problemen in einer kollaborativen Lernumgebung oder ge-
meinsames Erstellen digitaler Inhalte.
Angenommen wird, dass die Art der Lernaktivität einen maßgeblichen Einfluss auf den Lerner-
folg und Kompetenzerwerb der Schülerinnen und Schüler hat, da die Wahrscheinlichkeit für das
Auftreten komplexer Lernprozesse von passiven bis zu interaktiven Lernaktivitäten zunimmt.
Dabei eignen sich die verschiedenen Lernaktivitätsstufen für jeweils unterschiedliche Lernziele.
Passive und aktive Lernaktivitäten sind zumeist hinreichend für eher oberflächliche Lernpro-
zesse, wie beispielsweise den Erwerb von Faktenwissen. Für komplexere, tiefergehende Lern-
prozesse, wie beispielsweise den Erwerb von Problemlösefähigkeiten, werden dagegen zumeist
konstruktive und interaktive Lernaktivitäten benötigt, die sowohl in der Ausführung durch die
Schülerinnen und Schüler als auch in der Initiierung durch die Lehrkräfte anspruchsvoller sind
(Chi & Wylie, 2014; Menekse et al., 2013).
Aufgabe der Lehrkräfte im mediengestützten Unterricht ist es daher, Lernaktivitäten bei ihren
Schülerinnen und Schülern sequenziell so zu initiieren, dass sie den jeweiligen Lernzielen effi-
zient angepasst sind (Sailer, Murböck & Fischer, 2017; Stegmann, 2020). Dabei zeigt sich, dass
insbesondere digitale Medien ein besonderes Potenzial zur kognitiven Aktivierung von Schüle-
rinnen und Schülern bereithalten (Tamim et al., 2011). Insgesamt kann die Verwendung digitaler
Medien dabei einen positiven Effekt auf die Lernerfolge der Lernenden haben (Hillmayr et al.,
2020) und im Besonderen die Beteiligung an konstruktiven Lernaktivitäten fördern (Wekerle et
al., 2022).
2.3 Merkmale der digitalen Schulentwicklung und der Bildungsadministration
Das erweiterte und aktualisierte Rahmenmodell digitaler Bildung legt seinen Fokus nicht nur auf
den Medieneinsatz der Lehrkräfte, sondern berücksichtigt auch die Voraussetzungen, die für
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Theoretischer Rahmen, Forschungsstand, Fragestellungen
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qualitätsvollen digital gestützten Unterricht gegeben sein müssen. Darunter fallen insbesondere
Merkmale digitaler Schulentwicklung und Bildungsadministration, die mittel- und/oder unmit-
telbaren Einfluss auf den Medieneinsatz der Lehrkräfte nehmen.
Ein Aspekt der Bildungsadministration umfasst dabei die Anpassung bildungssystemischer Rah-
menbedingungen, darunter auch die Anpassung der Lehrpläne. Indem Vorgaben gemacht wer-
den, welche digitalisierungsbezogenen Inhalte vermittelt und welche entsprechenden Kompe-
tenzen im Unterricht gefördert werden sollen, sind Teile der digitalen Transformation der Schu-
len auf administrativer Ebene steuerbar. Die Einrichtung staatlicher Projekte zielt darüber hin-
aus darauf ab, umfassendere Erkenntnisse über erfolgreiche Methoden der Integration von digi-
tal gestütztem Unterricht an Schulen zu gewinnen. So fördert die bayerische Staatsregierung im
Rahmen des Masterplans BAYERN DIGITAL II die Einführung digitaler Klassenzimmer an Schulen
(Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus, 2018). Zusätzlich stellt das Bayerische
Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) seit 2022 im Rahmen des Projekts
„Digitale Lernaufgaben“ Materialien und Methoden für digital gestützten Unterricht bereit.
Neben diesen für alle bayerischen Schulen relevanten Rahmenbedingungen, die durch die Bil-
dungsadministration gesteuert werden, betrachtet das Modell auch digitalisierungsbezogene
Faktoren der Schulentwicklung einzelner Schulen (digitale Schulentwicklung). Schulentwick-
lungsmaßnahmen gelten dabei als entscheidend für die Entwicklung konkreter Konzepte und die
Koordination verschiedener Faktoren, die für eine erfolgreiche Implementation digitaler Medien
im Unterricht notwendig sind. Dazu gehören die konzeptuelle Verankerung digitaler Bildung in
Form eines Medienkonzepts an den einzelnen Schulen sowie das Engagement der Schulleitun-
gen und die damit verbundenen Schulentwicklungsmaßnahmen zum Bereich des digitalen Leh-
rens und Lernens. Medienkonzepte, die im Rahmen der Medienkonzept-Initiative an bayeri-
schen Schulen verpflichtend eingeführt wurden, sollen die Förderung medienbezogener Kompe-
tenzen sowohl bei den Schülerinnen und Schülern als auch bei den Lehrkräften systematisieren.
Typischerweise beinhalten diese Konzepte ein Mediencurriculum, einen Fortbildungs- und einen
Ausstattungsplan. Das Engagement der Schulleitungen spiegelt sich in den Medienkonzepten,
jedoch genauso auch in deren interner und externer Kommunikation wider, die dazu beitragen
kann, die erfolgreiche digitale Transformation an den Schulen voranzutreiben. Entsprechend
setzt sich die vorliegende Studie damit auseinander, inwieweit die Schulleitungen den Lehrkräf-
ten einen Einsatz digitaler Elemente im Unterricht empfehlen und welche Rolle die Implementa-
tion digitalisierungsbezogener Maßnahmen für die Außendarstellung der Schulen spielt.
Technische und medienpädagogische Unterstützung bildet einen weiteren Baustein der Merk-
male digitaler Schulentwicklung und Bildungsadministration. Ein staatliches Netzwerk an medi-
enpädagogischen und informationstechnischen Beratungslehrkräften digitale Bildung (mBdB
und iBdB) leistet einen wichtigen Beitrag dazu, die Schulen technisch und medienpädagogisch zu
beraten. Sie unterstützen die Schulen in Bayern auf ihrem Weg der digitalen Transformation. In
dieser Studie wird daher auch in den Blick genommen, inwieweit die Lehrkräfte dabei auch tat-
sächlich ausreichend Zugriff auf diese technische und medienpädagogische Unterstützung ha-
ben.
Auf der Ebene der einzelnen Schulen stellt die konkrete Ausstattung eine weitere wichtige Vo-
raussetzung für die gelingende Implementation digitaler Medien dar. Dies bezieht sich sowohl
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Theoretischer Rahmen, Forschungsstand, Fragestellungen
10
auf stationäre als auch mobile Hard- und Software sowie auf infrastrukturelle Aspekte wie die
Internetverbindung. In Bayern werden derzeit stufenweise digitale Werkzeuge der BayernCloud
Schule (ByCS) implementiert und den Schulen zur Verfügung gestellt, die zur Unterrichtsplanung
und -durchführung, zur internen und externen Kommunikation sowie für schulische Verwaltung
und Dokumentation genutzt werden können. Zugleich besteht für die Schulen die Möglichkeit,
mit dem Ansatz des Bring Your Own Device (BYOD) private digitale Geräte sowohl der Lehr-
kräfte wie auch der Schülerinnen und Schüler im Unterricht nutzen zu lassen. Daher stellt sich
die Frage, wie es um die Ausstattung der bayerischen Schulen bestellt ist, inwieweit digitale An-
gebote bereits genutzt werden und in welchem Umfang private Geräte dabei zum Einsatz kom-
men. Doch selbst bei Vollausstattung und ausreichendem Material ist noch nicht gewährleistet,
dass digitale Medien im Unterricht eingesetzt werden können. Aktuelle Ergebnisse der PISA-Stu-
die (Lewalter et al., 2023) betonen die essenzielle Bedeutung von Anreizen und ausreichend
zeitlichen Ressourcen zur Implementation digitaler Medien für die Lehrkräfte. Laut der PISA-Stu-
die verfügt lediglich etwa die Hälfte der Lehrkräfte in Deutschland über ausreichend zeitliche
Ressourcen, um digitale Medien effektiv im Unterricht einsetzen zu können. Diese Erkenntnisse
decken einen Mangel auf, bei dem jedoch noch unklar ist, in welchem Maße er auch in Bayern
besteht. Zusätzlich zu den oben genannten Merkmalen werden in der vorliegenden Studie daher
auch die zeitlichen Ressourcen thematisiert, die Lehrkräften zur Integration digitaler Medien zur
Verfügung stehen.
2.4 Qualifizierung der Lehrkräfte
Ein weiterer Schlüsselaspekt, der eine wesentliche Voraussetzung für digitales Lehren und Ler-
nen an Schulen darstellt, bezieht sich auf die Qualifizierung der Lehrkräfte. Diese erstreckt sich
über drei Phasen: Die Hochschulausbildung (Phase 1), das Referendariat (Phase 2) und die
Lehrerfortbildung (Phase 3). Entsprechend werden die Modulpläne der Lehramtsausbildung für
alle Schularten und eine Vielzahl an Fächern auf die Integration digitaler Bildung hin untersucht;
ebenso untersucht werden die Fortbildungspläne der ALP Dillingen (Akademie für Lehrerfortbil-
dung und Personalführung), des zentralen Fortbildungsinstituts für bayerische Lehrkräfte. Im
Rahmenmodell digitaler Bildung wird davon ausgegangen, dass sich Merkmale der Schulen und
der Bildungsadministration sowie der Qualifizierung der Lehrkräfte gegenseitig beeinflussen: Auf
der Ebene der Bildungsadministration kann die Integration von Medienkompetenzen in schuli-
sche Lehrpläne Änderungen in den Anforderungen und der Durchführung der Lehrkräfteausbil-
dung in den Qualifikationsphasen 1 und 2 nach sich ziehen. In Bezug auf die Qualifikationsphase
3 können in Medienkonzepten Fortbildungspläne festgelegt und von Schulleitungen bestimmte
Schulungen gezielt empfohlen werden.
2.5 Medienbezogene Kompetenzen und Einstellungen der Lehrkräfte
Die Ausgestaltung der Qualifizierung der Lehrkräfte hat dabei direkte Auswirkungen auf ihre me-
dienbezogenen Kompetenzen. Diese nehmen eine zentrale Rolle für die digitale Bildung an
Schulen ein, da sie sowohl die Häufigkeit als auch die Art und Weise des Medieneinsatzes im Un-
terricht unmittelbar beeinflussen (Seufert et al., 2021). Das Rahmenmodell digitaler Bildung ori-
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Theoretischer Rahmen, Forschungsstand, Fragestellungen
11
entiert sich zur Erfassung medienbezogener Kompetenzen von Lehrkräften am Modell „Kern-
kompetenzen von Lehrkräften für das Unterrichten in einer digitalisierten Welt“ (Forschungs-
gruppe Lehrerbildung Digitaler Campus Bayern [DCB], 2017), in dem die Schlüsselkompetenzen,
die Lehrkräfte für das erfolgreiche Unterrichten mit digitalen Medien benötigen, identifiziert
und systematisiert werden.
Die medienbezogenen Basiskompetenzen der Lehrkräfte bilden dabei eine grundlegende Basis
für den Einsatz digitaler Medien im Unterricht. Sie sind nicht nur Voraussetzung für den operati-
ven Medieneinsatz der Lehrkräfte, sondern stellen allgemein die Kompetenzen dar, die es er-
möglichen, effektiv und verantwortungsbewusst an einer durch Digitalität geprägten Kultur teil-
zuhaben sowie diese aktiv mitzugestalten, und sind daher für alle mündigen Bürgerinnen und
Bürger von Relevanz (OECD, 2015; Stalder, 2016; van Laar et al., 2017). In diesem Sinne sind me-
dienbezogene Basiskompetenzen wesentlicher Bestandteil von Medienbildung und somit auch
die Zielkompetenzen, die Lehrkräfte den Schülerinnen und Schülern im Unterricht vermitteln
sollen. Dementsprechend müssen Lehrkräfte über diese Kompetenzen zunächst selbst verfügen
(DCB, 2017).
Medienbezogene Basiskompetenzen können in verschiedene Bereiche unterteilt werden, darun-
ter die Bedienung und Anwendung digitaler Medien, die Suche und Verarbeitung von Informa-
tion, die Kommunikation und Kooperation mithilfe digitaler Medien sowie die Produktion und
Präsentation von Medieninhalten. Die für diese Bereiche nötigen Kompetenzen können weiter-
hin in eine instrumentelle sowie eine kritisch-reflexive Dimension unterteilt werden (Vejvoda et
al., 2023; Vejvoda et al., 2024). Instrumentelle Medienkompetenzen erlauben dabei den grundle-
genden operativen Einsatz digitaler Medien (Fraillon et al., 2014; ISB, 2017; Senkbeil et al.,
2013). Um jedoch verantwortungsbewusst und partizipativ an der digitalisierten Welt teilzuha-
ben, bedarf es zusätzlich kritisch-reflexiver Medienkompetenzen (Buckingham, 2003; Ferrari,
2012; Hobbs et al., 2011; ISB, 2017; KMK, 2021). Diese ermöglichen die Analyse, Evaluation und
Reflexion des Einsatzes digitaler Medien und Medieninhalte sowie der gesellschaftlichen Rolle,
die diese im Gesamten einnehmen (Kersch & Lesley, 2019; ISB, 2017; van Laar et al., 2017).
Medienbezogene Basiskompetenzen sind grundlegend, allein jedoch noch nicht hinreichend für
den erfolgreichen Medieneinsatz im Unterricht. Lehrkräfte benötigen für ihre professionsspezifi-
schen Aufgaben zusätzlich medienbezogene Lehrkompetenzen, die ihnen das zeitgemäße und
erfolgreiche Lehren mit und über digitale Medien ermöglichen. Diese Lehrkompetenzen setzen
sich aus medienerzieherischen und mediendidaktischen Komponenten zusammen, wobei medi-
enerzieherische Lehrkompetenzen sich auf das Unterrichten über digitale Medien, Prozesse der
Digitalisierung sowie deren Chancen und Risiken beziehen, während sich mediendidaktische
Lehrkompetenzen auf den lernförderlichen Einsatz digitaler Medien im Unterricht fokussieren.
Das Modell „Kernkompetenzen von Lehrkräften für das Unterrichten in einer digitalisierten
Welt“ ordnet die medienbezogenen Lehrkompetenzen darüber hinaus in typischen Phasen un-
terrichtsbezogener Handlungen von Lehrkräften an: Einer Phase vor dem eigentlichen Unter-
richt, in dem der Medieneinsatz geplant wird (Planung); einer Phase, in der der Medieneinsatz
im konkreten Unterricht realisiert wird (Realisierung); einer Phase der anschließenden Evalua-
tion des Medieneinsatzes und seiner Effekte auf den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler
(Evaluation) sowie einer Phase der Unterrichtsentwicklung, in der digital gestützte Lehr-Lern-
Szenarien recherchiert, adaptiert und geteilt werden (Sharing) (DCB, 2017; Seufert et al., 2021).
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Theoretischer Rahmen, Forschungsstand, Fragestellungen
12
So entsteht ein zyklisches Modell medienbezogener Lehrkompetenzen für das Unterrichten mit
und über digitale Medien, das von den medienbezogenen Basiskompetenzen fundiert wird.
Medienbezogene Basis- und Lehrkompetenzen umfassen dabei Kompetenzbereiche, die für den
unmittelbaren mediengestützten Unterricht relevant sind. Zur umfassenden Umsetzung ihres
Bildungs- und Erziehungsauftrags in unserer Kultur der Digitalität benötigen Lehrkräfte jedoch
auch Kompetenzen in weitergehenden Bereichen. Solche werden unter anderem im Kompe-
tenzrahmen DigCompEdu Bavaria (mebis-Redaktion, 2021) systematisiert, der in Anlehnung an
den europäischen Kompetenzrahmen DigCompEdu (Redecker, 2017) entwickelt wurde und in
der Praxis der Lehrkräftebildung in Bayern inzwischen weitgehend etabliert ist. Der Kompetenz-
rahmen DigCompEdu Bavaria beschreibt dabei sechs Bereiche medienbezogener Kompetenzen
von Lehrkräften: Berufsbezogenes Handeln, digitale Ressourcen, Lehren und Lernen, Lerndiag-
nose und Feedback, Schülerorientierung sowie die Förderung der Medienkompetenz der Ler-
nenden. Diese Bereiche sind weiter in insgesamt 22 Teilkompetenzen untergliedert, die durch
exemplarische Aktivitäten veranschaulicht werden. Zum berufsbezogenen Handeln gehören bei-
spielsweise berufliche Kommunikation und kontinuierliche Weiterentwicklung. Im Bereich digi-
tale Ressourcen geht es unter anderem um die Auswahl und Anpassung digitaler Lernmateria-
lien. Der Bereich Lehren und Lernen umfasst die gezielte Nutzung digitaler Medien im Unterricht
und die Förderung kollaborativer sowie selbstgesteuerter Lernprozesse. Lerndiagnose und Feed-
back betrifft die Nutzung digitaler Medien zur Lernstandserhebung und zur Analyse von Lernevi-
denz. Schülerorientierung zielt auf Barrierefreiheit und digitale Teilhabe ab, während schließlich
der Bereich der Förderung von Medienkompetenz die Entwicklung grundlegender Fähigkeiten
im Umgang mit digitalen Medien bei den Lernenden beinhaltet.
Dabei weist das Rahmenmodell digitaler Bildung Überschneidungen mit dem Kompetenzrahmen
DigCompEdu Bavaria auf. Insbesondere lassen sich die medienbezogenen Lehrkompetenzen
dem Kompetenzbereich Lehren und Lernen zuordnen, während die medienbezogenen Basis-
kompetenzen einerseits den Bereich der Förderung von Medienkompetenz der Lernenden be-
treffen, andererseits können diese durch das Rahmenmodell digitaler Bildung auch als grundle-
gende Kompetenzen der Lehrkräfte modelliert werden. Dadurch kann das dem Rahmenmodell
digitaler Bildung zugrundeliegende Kompetenzmodell wichtige medienbezogene Kompetenzen
für das Unterrichten mit und über digitale Medien berücksichtigen und dabei durch die Erschlie-
ßung weiterer Kompetenzbereiche mithilfe des DigCompEdu Bavaria erweitert werden.
Die Bedeutung medienbezogener Kompetenzen von Lehrkräften wurde in verschiedenen For-
schungsarbeiten bereits behandelt (vergleiche Seufert et al., 2021). So verfügen laut der PISA-
Studie 2022 nach Angaben von Schulleitungen 92 Prozent der Lehrkräfte in Deutschland über
ausreichend medienbezogene Kompetenzen für den digitalen Medieneinsatz im Unterricht (Le-
walter et al., 2023). In der PISA-Studie von 2018 waren es noch 57 Prozent eine enorme Stei-
gerung seit der Zeit vor der Corona-Pandemie. Um genauer zu untersuchen, inwiefern sich ähnli-
che Ergebnisse auch spezifisch für Bayern zeigen, werden die medienbezogenen Kompetenzen
bayerischer Lehrkräfte auch im Rahmen dieser Studie eingehender betrachtet. Einerseits wer-
den die Lehrkräfte anhand einer Selbsteinschätzung dazu befragt, inwieweit sie glauben, über
die für ihren Unterricht relevanten medienbezogenen Kompetenzen in den Bereichen instru-
mentelle und kritisch-reflexive Medienkompetenz sowie medienbezogene Lehrkompetenz zu
verfügen. Andererseits werden im Rahmen einer Zusatzbefragung auch Testfragen gestellt, die
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Theoretischer Rahmen, Forschungsstand, Fragestellungen
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eine objektive Messung der instrumentellen Medienkompetenzen sowie der medienbezogenen
Lehrkompetenzen ermöglichen. Zudem wird erhoben, inwieweit Kompetenzbereiche und Einzel-
kompetenzen des umfassenderen DigCompEdu Bavaria in den Fortbildungslehrgängen des
staatlichen Fortbildungsinstituts ALP Dillingen verankert sind.
Darüber hinaus bilden die Einstellungen von Lehrkräften eine wichtige Ergänzung des Rahmen-
modells, da eine positive Einstellung zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht einen weiteren
grundlegenden Einflussfaktor für den tatsächlichen Medieneinsatz der Lehrkräfte darstellt. Zu
diesen Einstellungen gehören Überzeugungen wie beispielsweise, dass die Lehrkräfte den Ein-
satz von digitalen Medien im Unterricht für sinnvoll halten. Entsprechend werden in den vorlie-
genden Studien die Einstellungen von bayerischen Lehrkräften zu digitalen Medien, konkret zum
Einsatz digitaler Medien im Unterricht, erhoben.
Was mit den vorliegenden Instrumenten noch nicht erfasst werden kann, jedoch spätestens seit
dem Jahr 2023 besonders in den Fokus rückt, sind Fähigkeiten im Umgang mit KI-Anwendungen.
So stellt die Einführung des ChatGPT von OpenAI eine disruptive Innovation dar, durch deren
leichte Zugänglichkeit es erstmals möglich wird, schulische Aktivitäten mit einem neuronalen
Netzwerk zu unterstützen. Im Zuge dessen ergeben sich neue Potenziale für die Unterrichtspra-
xis von Lehrkräften. Gleichzeitig werden allerdings auch neue Herausforderungen an sie gestellt.
Um erste Anhaltspunkte für die bisher bestehenden Kompetenzen bayerischer Lehrkräfte im
Umgang mit derartigen Anwendungen zu erhalten, erfasst die vorliegende Studie auch eine
Selbsteinschätzung KI-bezogener Kompetenzen sowie Aspekte der Nutzung, Potenziale und Her-
ausforderungen, die bayerische Lehrkräfte im Zusammenhang mit KI-basierten Anwendungen
sehen.
2.6 Theoretische Grundlagen zu den Merkmalen der Schülerinnen und Schüler
Die Medien- und Selbststeuerungskompetenzen von Schülerinnen und Schülern stellen wichtige
Voraussetzungen für effektives Lernen im digital gestützten Unterricht dar. Gleichzeitig sind
diese auch zentrale Zielvariablen sowohl des fachspezifischen wie auch des fächerübergreifen-
den Unterrichts mit und über digitale Medien. Wenngleich fachliche Kompetenzen im Kontext
digitalen Lehrens und Lernens als Voraussetzungen von Bedeutung sind, stehen sie in der vorlie-
genden Studie nicht im Fokus. Dagegen werden die medienbezogenen Basiskompetenzen der
Schülerinnen und Schüler gemäß dem Rahmenmodell und analog zu denen der Lehrkräfte ein-
gehender untersucht, indem sie in eine instrumentelle und eine kritisch-reflexive Dimension un-
terteilt werden. Die instrumentellen Medienkompetenzen ermöglichen den Schülerinnen und
Schülern den operativen Einsatz digitaler Medien im Rahmen der Bedienung und Anwendung
digitaler Medien, der Recherche und Verarbeitung von Information, der Kommunikation und Ko-
operation mittels digitaler Medien sowie der Produktion und Präsentation von Medieninhalten
(Fraillon et al., 2014; ISB, 2017; KMK, 2017; Senkbeil et al., 2013). Kritisch-reflexive Medienkom-
petenzen befähigen die Schülerinnen und Schüler darüber hinaus dazu, digitale Medieninhalte,
Nutzungsmuster digitaler Medien sowie die Rolle, die die Digitalisierung in unserer Gesellschaft
einnimmt, kritisch-reflexiv zu analysieren und zu evaluieren (Kersch & Lesley, 2019; KMK, 2017;
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Theoretischer Rahmen, Forschungsstand, Fragestellungen
14
ISB, 2017; van Laar et al., 2017). Zusammengenommen bereiten diese medienbezogenen Basis-
kompetenzen die Schülerinnen und Schüler auf ihre Teilhabe, Partizipation und verantwortliche
Mitgestaltung in unserer Kultur der Digitalität vor (KMK, 2021; Stalder, 2016).
Die Selbststeuerungskompetenzen von Schülerinnen und Schülern beziehen sich auf deren Fä-
higkeiten, den eigenen Lernprozess aktiv zu steuern, zu überwachen und zu kontrollieren. Dies
schließt die Planung von Lernzielen, die Auswahl geeigneter Lernstrategien sowie die Überwa-
chung und Anpassung des eigenen Lernverhaltens ein. Mit zunehmender Problemorientierung
der von Globalisierung und Digitalisierung geprägten Welt verändern sich auch die Anforderun-
gen an Arbeitsorganisationsstrukturen und Selbststeuerungskompetenzen von Arbeitnehmen-
den (z. B. im New-Work-Ansatz, vergleiche Foelsing & Schmitz, 2021). Inwieweit Schülerinnen
und Schüler an weiterführenden Schulen in Bayern auf diese veränderte Arbeitswelt vorbereitet
sind und ihr digitales Lernen effektiv gestalten können, wird in der vorliegenden Studie erhoben,
indem Lernaktivitäten untersucht werden, die nicht von der Lehrkraft vorgegeben, sondern von
den Schülerinnen und Schülern selbstständig durchgeführt werden.
Zu diesem Wandel treten Potenziale und Herausforderungen durch die Einführung von KI hinzu,
die nicht nur die Lehrkräfte, sondern auch die Schülerinnen und Schüler betreffen. Inwieweit die
Fähigkeiten zur Nutzung von KI-Anwendungen durch schulische Lernaktivitäten gefördert wer-
den und welche Chancen und Herausforderungen Schülerinnen und Schüler beziehungsweise
deren Eltern dabei sehen, wird daher in der vorliegenden Studie miterhoben.
Zu den grundlegenden Merkmalen der Lernsituation der Schülerinnen und Schüler gehört
selbstverständlich auch deren Ausstattung mit digitalen Geräten. Spätestens mit der Corona-
Pandemie haben zahlreiche Schülerinnen und Schüler in Bayern Zugang zu eigenen digitalen
Lerngeräten erhalten, entweder durch private Investitionen oder durch Bereitstellung seitens
der Schulen. So initiierte das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus beispiels-
weise den Pilotversuch „Digitale Schule der Zukunft“, in dem an etwa 350 weiterführenden
Schulen die Integration mobiler Endgeräte in den Schulunterricht erprobt wird (Bayerisches
Staatsministerium für Unterricht und Kultus, 2023). Das Ziel der Initiative ist die Evaluation eines
individuellen 1:1-Ausstattungskonzepts von Schülerinnen und Schülern mit Tablets und Note-
books, sowohl für den Unterricht im Klassenzimmer als auch für das schulische Lernen zuhause.
Erkenntnisse für einen pädagogischen Gesamtansatz sollen so gewonnen werden, da der gleich-
berechtigte Zugang zu technischen Geräten als wichtige Voraussetzung dafür gilt, dass alle Schü-
lerinnen und Schüler von den Vorteilen digitaler Medien zur Förderung ihrer Lernprozesse profi-
tieren können. Der vorliegende Studienbericht nimmt daher auch in den Blick, in welchem Um-
fang Schülerinnen und Schüler in Bayern Zugang zu digitalen Geräten für das schulische Lernen
zuhause haben. Doch auch außerschulische Unterstützungssysteme und Lernressourcen stellen
wichtige Merkmale der Lernsituation von Schülerinnen und Schülern dar. Dazu gehören die Ver-
fügbarkeit von Unterstützung durch Eltern beziehungsweise Erziehungsberechtigte, Möglichkei-
ten des Austauschs mit Klassenkameradinnen und -kameraden sowie Möglichkeiten der Nut-
zung von weiteren Lernressourcen wie Nachhilfeunterricht oder Nachschlagemöglichkeiten. Der
vorliegende Bericht geht daher auch der Frage nach, wo Schülerinnen und Schüler bayerischer
Schulen Hilfe erhalten, wenn sie Unterstützung beim schulischen Lernen zuhause benötigen.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Theoretischer Rahmen, Forschungsstand, Fragestellungen
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2.7 Fragestellungen und methodisches Vorgehen der Studie
Ausgehend vom Rahmenmodell digitaler Bildung setzen sich die vorliegenden Teilstudien mit
folgenden übergeordneten Fragestellungen auseinander:
1. Inwieweit werden digitale Medien an bayerischen Grundschulen und weiterführenden
Schulen genutzt?
2. Inwieweit werden an bayerischen Grund- und weiterführenden Schulen und in der
Bildungsadministration unterschiedliche Voraussetzungen für den Erwerb digitaler
Bildung erfüllt?
3. Welche Entwicklungen der digitalen Bildung sind seit den Vorgängerstudien 2017 und
2021 im Bereich der Schulen zu verzeichnen?
Abbildung
2
Überblick über Studien „Digitale Bildung an bayerischen Schulen“ 2017–2024
Da in den letzten Jahren insgesamt drei Studien zur digitalen Bildung an bayerischen Schulen
veröffentlicht wurden, die jeweils eng aneinander anknüpfen, können Entwicklungstendenzen
ermittelt werden. Die erste Studie aus dem Jahr 2017 behandelt digitale Infrastruktur und Kon-
zepte, medienbezogene Lehrkräftebildung sowie mediengestützten Unterricht an bayerischen
Schulen. Im Jahr 2021 erschien eine weitere Studie, die auf zwei Erhebungszeitpunkten aus den
Jahren 2019 und 2020 basiert und damit den Stand digitaler Bildung an bayerischen Schulen un-
mittelbar vor und während der Corona-Pandemie behandelt. Die aktuell vorliegende Studie des
Jahres 2024 basiert auf Befragungsdaten, die im Jahr 2023 erhoben wurden. Die aktuelle Erhe-
bung ist eng an die Vorgängerstudien angelehnt, nimmt jedoch auch aktuelle Entwicklungen in
den Blick, denn die digitale Bildung an bayerischen Schulen ist ein dynamisches Feld, das konti-
nuierlich Veränderungen und Neuerungen ausgesetzt ist. So werden im Vergleich zu den Vor-
gängerstudien einschlägige Entwicklungen berücksichtigt, die auch Auswirkung auf die Befra-
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Theoretischer Rahmen, Forschungsstand, Fragestellungen
16
gungssystematik haben. Zunächst ist es aufgrund der verpflichtenden Einführung für alle Schu-
len in Bayern nun erforderlich, dass sie über ein Medienkonzept verfügen. Bereits in der Vorgän-
gerstudie aus dem Jahr 2021 zeigte sich dabei ein breitflächiges Vorhandensein von Medienkon-
zepten: 95 Prozent der bayerischen Schulen verfügten laut Angaben der Lehrkräfte schon da-
mals über ein Medienkonzept. Diesbezügliche Fragen zum Vorhandensein von Medienkonzep-
ten wurden daher in die aktuelle Befragung nicht weiter aufgenommen. Eine bemerkenswerte
Neuerung besteht zudem darin, dass in Bayern jährlich neue digitale Werkzeuge über die Platt-
form Bayern Cloud Schule (ByCS) bereitgestellt werden. Um die Verfügbarkeit und Nutzung sol-
cher digitalen Werkzeuge durch die Lehrkräfte zu untersuchen, wurden im Rahmen der aktuel-
len Befragung gezielte Fragen dazu aufgenommen.
Eine weitere wichtige Entwicklung stellt die Bereitstellung des Kompetenzrahmens DigCompEdu
Bavaria (mebis-Redaktion, 2021) dar, der in der aktuellen Befragung zur Auswertung der Veran-
kerung medienbezogener Kompetenzen in der Lehrkräftebildung herangezogen wird. Damit
kann in der vorliegenden Studie untersucht werden, inwieweit umfassende Kompetenzbereiche
in Fortbildungsveranstaltungen für bayerische Lehrkräfte adressiert werden.
Darüber hinaus werden im Vergleich zur direkten Vorgängerstudie, die sich auf die Zeit während
der Corona-Pandemie bezog, in der aktuellen Befragung nurmehr solche pandemiebedingten
Aspekte abgefragt, die bis zum momentanen Zeitpunkt fortbestehen. Ergänzt wurde die aktuelle
Befragung dafür in Bezug auf die Kompetenzerhebungen: Zum einen wird erstmals ein Kompe-
tenztest für Lehrkräfte zur Erhebung medienbezogener Kompetenzen durchgeführt, zum ande-
ren sind erstmals Fragen an Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern zu ihren Selbststeue-
rungskompetenzen enthalten.
Spätestens seit dem Jahr 2023 ergibt sich zudem eine disruptive Entwicklung durch die Einfüh-
rung des ChatGPT von OpenAI, die eine leichte Zugänglichkeit zu KI-Anwendungen sowohl für
Lehrkräfte als auch für deren Schülerinnen und Schüler ermöglicht. Nicht zuletzt deshalb wird in
der aktuellen Befragung erstmals auch ein Fokus auf Fähigkeiten im Umgang mit KI-Anwendun-
gen und deren Verwendung für das schulische Lehren und Lernen gelegt.
Die aktuelle Studie behält dabei grundlegende Anknüpfungspunkte an die Vorgängerstudien,
kann gleichzeitig jedoch auch aktuelle Entwicklungen berücksichtigen und so die digitale Bildung
an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und Künstlicher Intelligenz beleuchten.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
17
Befragungsstudien in den Grundschulen
Digitale Bildung an bayerischen Grundschulen
Die erste Teilstudie zielt darauf ab, den aktuellen Stand digitaler Bildung an bayerischen Grund-
schulen aus der Perspektive der Grundschullehrkräfte sowie der Grundschülerinnen und -schü-
ler beziehungsweise ihrer Eltern zu erfassen. Auf Basis des Rahmenmodells digitaler Bildung
(siehe Kapitel 3.1 Theoretischer Rahmen) wird in der Teilstudie davon ausgegangen, dass Merk-
male digitaler Schulentwicklung und Bildungsadministration zwei wesentliche Kontextfaktoren
darstellen, die beeinflussen, wie oft und auf welche Art und Weise digital unterstützter Unter-
richt an den Grundschulen umgesetzt wird. Darüber hinaus wird angenommen, dass die medi-
enbezogenen Kompetenzen sowohl der Grundschullehrkräfte als auch ihrer Schülerinnen und
Schüler eine zentrale Rolle für den digitalen Medieneinsatz der Lehrkräfte und den Kompetenz-
erwerb der Schülerinnen und Schüler einnehmen.
Das Ziel der Teilstudie ist es daher zu untersuchen,
unter welchen Voraussetzungen sowie
in welcher Häufigkeit und Form digitale Medien an Grundschulen in Bayern eingesetzt und
welche Arten von Lerngelegenheiten dadurch für die Schülerinnen und Schüler geschaffen
werden.
Die Teilstudie legt dabei auch ein besonderes Augenmerk auf
Veränderungen, die sich durch den ausschließlich digital durchgeführten Unterricht während
der pandemiebedingten Schulschließungen in der digitalen Schulentwicklung der Grundschu-
len in Bayern ergeben haben, sowie auf
Einstellungen zur Einführung und Integration neuer Technologien wie chatbasierter neurona-
ler Netzwerke, beispielsweise ChatGPT.
3.1 Befragung von Lehrkräften der Grundschule
Zum Jahreswechsel 2024 (von Mitte Dezember 2023 bis Ende Januar 2024) wurde eine compu-
tergestützte Telefonbefragung (CATI Computer Assisted Telephone Interview) durchgeführt,
um Voraussetzungen und Merkmale des Einsatzes digitaler Medien an bayerischen Grundschu-
len zu erfassen. Insgesamt nahmen N = 278 Lehrkräfte an Grundschulen an der Befragung teil,
von denen 31 Prozent angeben, männlich zu sein, und 69 Prozent, weiblich. 69 der befragten
Grundschullehrkräfte nahmen im Anschluss an die Telefonbefragung an einer zusätzlichen On-
line-Befragung teil. Das durchschnittliche Alter der Befragten beträgt etwa 48 Jahre (M = 47,8;
SD = 10,3; Minimum = 25; Maximum = 66). Die befragten Grundschullehrkräfte haben im Durch-
schnitt 20 Jahre Berufserfahrung (M = 20,0; SD = 10,2) und arbeiten seit etwa 17 Jahren an ihrer
aktuellen Schule (M = 17,0; SD = 10,0). Zudem geben die Befragten durchschnittlich an, seit
etwa zwölf Jahren digitale Medien in ihrem Unterricht einzusetzen (M = 11,5; SD = 7,1). Insge-
samt ist damit eine Vergleichbarkeit der Stichprobe der vorliegenden Studie mit der Vorgänger-
studie aus dem Jahr 2021 gegeben, in der Ergebnisse zweier Erhebungszeitpunkte berichtet
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
18
werden: einer Befragung im Jahr 2019 (vor der Corona-Pandemie) und einer Befragung
im Jahr 2020 (während der Corona-Pandemie). Die telefonische Befragung ist repräsentativ und
berücksichtigt eine ausgewogene Verteilung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den ver-
schiedenen Bezirken in Bayern durch Stratifizierung nach diesem Faktor. Es wurden keine Hin-
weise auf bedeutsame Unterschiede zwischen den Ergebnissen der Regierungsbezirke gefun-
den. Die Online-Zusatzbefragung ist, da sie lediglich einen Teil der Gesamtstichprobe enthält
(n = 69), nicht repräsentativ für alle bayerischen Grundschullehrkräfte. Ergebnisse aus der
Online-Zusatzbefragung sollten daher unter diesem Vorbehalt interpretiert werden. Eine detail-
lierte Beschreibung des methodischen Ansatzes und der demografischen Daten dieser Teilstudie
befinden sich im Anhang.
3.1.1 Merkmale der digitalen Schulentwicklung und der Bildungsadministration
aus Sicht der Lehrkräfte (Grundschule)
Als grundlegende Voraussetzungen digitaler Bildung an Schulen gelten Merkmale der digitalen
Schulentwicklung und der Bildungsadministration, auf die ein erster Schwerpunkt in der vorlie-
genden Teilstudie gelegt wird. Dazu wurden folgende Aspekte untersucht:
Digitale Medien in der Außendarstellung der Schulen
Empfehlung des Einsatzes digitaler Medien durch die Schulleitung
Zeitliche Ressourcen zum Einsatz digitaler Medien
Technische Ausstattung
Internetgeschwindigkeit und -stabilität
Nutzung privater digitaler Medien für schulische Zwecke
Nutzung privater Nutzerkonten für schulische Zwecke
Technische Unterstützung
Medienpädagogische Unterstützung
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
19
Abbildung
3
Digitale Medien in der Außendarstellung aus Sicht der Lehrkräfte (Grundschule)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Auf der Ebene der einzelnen Schulen kann als Indikator für das Engagement der Schule in Bezug
auf digitale Bildung die Rolle gesehen werden, die digitalen Medien im Unterricht in der Außen-
darstellung der Schule eingeräumt wird. Hinsichtlich dieses schulspezifischen Engagements
stimmt etwa die Hälfte der befragten Lehrkräfte (53 Prozent; M = 3,4; SD = 1,1) an bayerischen
Grundschulen voll und ganz oder eher der Aussage zu, dass digitale Medien in der Außendarstel-
lung ihrer Schule eine wichtige Rolle einnehmen.
Im Vergleich zu den Befragungen aus den Jahren 2019 (60 Prozent; M = 3,7; SD = 1,0) und 2020
(57 Prozent; M = 3,6; SD = 1,2) scheint der Trend jedoch rückläufig zu sein. Besonders abgenom-
men hat dabei der Anteil der Befragten, die der Aussage, dass digitale Medien in der Außendar-
stellung ihrer Schule eine wichtige Rolle einnehmen, voll und ganz zustimmen können (2020:
32 Prozent; 2024: 16 Prozent).
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
20
Abbildung
4
Empfehlung des Einsatzes digitaler Medien durch die Schulleitung aus Sicht der
Lehrkräfte (Grundschule)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Als ein weiterer Indikator für das Engagement der Schulleitung in Sachen digitale Bildung kann
gelten, ob die Schulleitung den Einsatz digitaler Medien im Unterricht explizit empfiehlt. Die be-
fragten Lehrkräfte an den bayerischen Grundschulen neigen überwiegend dazu, der Aussage zu-
zustimmen, dass ihre Schulleitungen die Verwendung digitaler Medien im Unterricht empfehlen,
wenn ein sinnvoller Einsatz möglich ist (48 Prozent; M = 3,5; SD = 1,1). Nur wenige Lehrkräfte
(0,6 Prozent) geben an, dass ihre Schulleitung den Einbau digitaler Elemente in den Unterricht
nicht explizit empfehle. Ein weiteres Fünftel der Befragten (20 Prozent) berichtet, dass die Schul-
leitung die Verwendung digitaler Medien im Unterricht eher nicht explizit empfehle.
Im Vergleich zur Befragung aus dem Jahr 2019 (2019: 87 Prozent; M = 4,4; SD = 0,9) lässt sich
feststellen, dass die Tendenz zur Empfehlung der Verwendung digitaler Medien im Unterricht
durch die Schulleitungen merklich zurückgegangen ist. Bereits während der Corona-Pandemie
im Jahr 2020 war die Zustimmung im Vergleich zum Jahr 2019 weniger stark (2020: 79 Prozent;
M = 4,0; SD = 1,2).
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
21
Abbildung
5
Zeitliche Ressourcen zum Einsatz digitaler Medien aus Sicht der Lehrkräfte
(Grundschule)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Eine wichtige Voraussetzung für die digitale Bildung an bayerischen Grundschulen ist nicht nur
das Engagement der einzelnen Schulen sowie ihrer Leitungen, entscheidend ist auch, ob den
Lehrkräften überhaupt ausreichend zeitliche Ressourcen für die Integration digitaler Medien in
den Unterricht zur Verfügung stehen. Hinsichtlich der Bewertung der zeitlichen Ressourcen,
über die Lehrkräfte an Grundschulen in Bayern verfügen, um ihren Unterricht mit digitalen Me-
dien zu gestalten, zeigt sich ein gemischtes Bild: Gut ein Viertel der Befragten (27 Prozent,
M = 2,9; SD = 0,9) stimmt eher oder voll und ganz der Aussage zu, dass ihre Ressourcen ausrei-
chend seien, um ihren Unterricht mit digitalen Medien zu gestalten. Davon stimmt jedoch nur
ein sehr geringer Anteil der Befragten (ein Prozent) der Aussage voll und ganz zu, was zeigt, dass
nur eine kleine Minderheit sich zeitlich völlig ausreichend ausgestattet fühlt, um digitale Medien
im Unterricht effektiv zu nutzen. Knapp ein Drittel der befragten Lehrkräfte (31 Prozent) gibt an,
nicht oder eher nicht über ausreichende zeitliche Ressourcen zu verfügen, um ihren Unterricht
mit digitalen Medien zu gestalten. Ein größerer Anteil der befragten Lehrkräfte, nämlich 41 Pro-
zent, positioniert sich in der Mitte der Zustimmungsskala, was darauf hindeutet, dass sie sich in
dieser Frage entweder unsicher sind oder den Einsatz digitaler Medien weniger stark priorisie-
ren als andere Aspekte und daher finden, dass ihre zeitlichen Ressourcen weder voll ausrei-
chend noch ungenügend sind.
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Befragungsstudien in den Grundschulen
22
Abbildung
6
Technische Ausstattung an der Schule aus Sicht der Lehrkräfte (Grundschulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Naturgemäß spielt die technische Ausstattung, die an den Schulen zur Verfügung steht, für die
digitale Bildung eine wichtige Rolle. Bezüglich der Ausstattung, die an den bayerischen
Grundschulen für digitales Lernen zur Verfügung steht, berichten 49 Prozent der befragten
Lehrkräfte (M = 3,4; SD = 1,0) von einer zufriedenstellenden Infrastruktur, die beispielsweise
Computer, Software und Internetzugänge umfasst. Dabei attestieren 14 Prozent der Befragten,
dass diese Ausstattung für digitales Lernen an ihrer Schule voll und ganz ausreiche, während
weitere 35 Prozent der Meinung sind, sie sei eher ausreichend. Die Mehrheit der befragten
Lehrkräfte (66 Prozent) fällt in den Bereich zwischen Unentschlossenheit und einer leichten
Tendenz zur Zustimmung, was darauf hindeutet, dass eine Basisausstattung zwar vorhanden ist,
aber auch noch Raum für Verbesserungen besteht.
Im Vergleich zu den Befragungen aus dem Jahr 2019 (25 Prozent; M = 3,6; SD = 1,2) und 2020
(41 Prozent; M = 3,4; SD = 1,5) ist der Anteil derjenigen, die voll und ganz der Aussage
zustimmen, dass die Ausstattung an der Schule ausreichend ist, gesunken (2024: 14 Prozent;
2020: 41 Prozent; 2019: 25 Prozent).
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
23
Abbildung
7
Internetgeschwindigkeit an der Schule aus Sicht der Lehrkräfte (Grundschule)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Befragt zur Internetgeschwindigkeit an bayerischen Grundschulen geben 51 Prozent der befrag-
ten Lehrkräfte (M = 3,5; SD = 1,0) an, dass sie die Geschwindigkeit der Verbindungen als eher
oder voll und ganz ausreichend empfinden. Aufgrund der pandemiebedingten Schulschließun-
gen wurde auf einen Vergleich mit den Befragungsdaten aus dem Jahr 2020 verzichtet. Die aktu-
ellen Daten deuten jedoch auf eine Verbesserung im Vergleich zur Befragung aus dem Jahr 2019
hin, in der nur 41 Prozent der Befragten (M = 3,2; SD = 1,4) dem voll und ganz oder eher zuge-
stimmt hatten. Im Vergleich zu den Zahlen der Befragung aus dem Jahr 2019 (18 Prozent;
M = 3,2; SD = 1,4) geben im Jahr 2024 zudem mehr Grundschullehrkräfte (31 Prozent) an, an ih-
rer Schule eher über einen schnellen Internetzugang zu verfügen, anstatt sich in dieser Frage un-
entschlossen zu zeigen. Dies deutet, trotz gewisser Vorbehalte aufgrund der obigen allgemeinen
Bewertung der zur Verfügung stehenden Ausstattung, auf eine tendenziell positive Entwicklung
in Bezug auf die Internetverbindungen hin. Dennoch geben immerhin 16 Prozent der befragten
Grundschullehrkräfte an, dass ihre Internetzugänge gar nicht oder eher nicht schnell genug
seien.
Abbildung
8
Internetstabilität an der Schule aus Sicht der Lehrkräfte (Grundschule)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
24
Für einen reibungslosen und effektiven Einsatz digitaler Medien im Unterricht ist nicht nur wich-
tig, dass die Internetzugänge schnell genug sind, sie müssen auch eine stabile Verbindung ge-
währleisten. Bei der Beurteilung der Internetstabilität an bayerischen Grundschulen stimmt in
etwa die Hälfte der befragten Lehrkräfte (51 Prozent; M = 3,5; SD = 1,0) voll und ganz oder eher
der Aussage zu, dass diese an ihrer Schule ausreichend ist. Davon stimmen 19 Prozent der Be-
fragten voll und ganz zu. Weitere 20 Prozent stimmen gar nicht oder eher nicht zu. Diese Ergeb-
nisse ergeben ein gemischtes Bild, das darauf hindeutet, dass es in einigen bayerischen Grund-
schulen regelmäßig zu Problemen mit der Internetverbindung kommt und dass technische Her-
ausforderungen beispielsweise mit der Konnektivität mit dem Wireless Router bestehen könn-
ten. In anderen Grundschulen dagegen scheinen die Verbindungen durchgehend stabil zu sein.
Abbildung
9
Mitbringen privater digitaler Medien („BYOD“) aus Sicht der Lehrkräfte (Grund-
schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
Die Lehrkräfte bayerischer Grundschulen wurden nicht nur dazu befragt, welche Ausstattung an
ihren Schulen zur Verfügung steht, sondern auch, ob sie oder ihre Schülerinnen und Schüler pri-
vate Geräte im Unterricht nutzen. „Bring Your Own Device“ (BYOD), das Mitbringen privater di-
gitaler Geräte für den Unterricht, wird laut den befragten Grundschullehrkräften mehrheitlich
nicht praktiziert (54 Prozent). Dennoch geben auch 21 Prozent der Befragten an, dass (nur) sie
selbst digitale Geräte einsetzen, während 23 Prozent berichten, dass sie und ihre Schülerinnen
und Schüler private Geräte für den Unterricht nutzen. In der Befragung aus dem Jahr 2019, also
vor der Pandemie, wurden laut Angaben der befragten Grundschullehrkräfte am häufigsten
Notebooks (Lehrkräfte: 52 Prozent; Schülerinnen und Schüler: 15 Prozent), Smartphones (Lehr-
kräfte: 44 Prozent; Schülerinnen und Schüler: 42 Prozent) sowie Tablet-Computer (Lehrkräfte:
30 Prozent; Schülerinnen und Schüler: 24 Prozent) in die Schulen mitgebracht. Anders als im
Jahr 2019 wurden die Lehrkräfte in der aktuellen Erhebung jedoch explizit danach gefragt, ob
die mitgebrachten Geräte auch tatsächlich im Unterricht Verwendung finden. Möglicherweise
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
25
ist es auch auf diese spezifischere Fragestellung zurückzuführen, dass im Vergleich die aktuellen
Zahlen etwas geringer ausfallen als in der vorherigen Befragung.
Abbildung
10
Verhalten der Lehrkräfte bei fehlender Bereitstellung von Apps durch die Schule
(Grundschule
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern, Online-Befragung (n = 69)
Nicht nur private Geräte können Teil des digital gestützten Unterrichts werden, auch private
Nutzerkonten können für die Verwendung diverser digitaler Apps relevant werden, wenn von-
seiten der Schulen keine schuleigenen Konten zur Verfügung stehen. Die Online-Zusatzbefra-
gung von Lehrkräften an Grundschulen befasst sich daher auch mit dieser Frage und gibt dar-
über Aufschluss, wie die Lehrkräfte darauf reagieren, wenn digitale Apps im Unterricht nicht zur
Verfügung stehen, etwa weil kein schuleigenes Konto verfügbar ist. Mehr als die Hälfte der Lehr-
kräfte, die an der Zusatzbefragung teilnahmen (57 Prozent), verzichtet nach eigenen Angaben in
solchen Fällen gänzlich auf den Einsatz der betreffenden Apps. Knapp ein Drittel (30 Prozent)
greift stattdessen auf private Benutzerkonten zurück, um die benötigten digitalen Tools im Un-
terricht nutzen zu können.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
26
Abbildung
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Technische Unterstützung an der Schule aus Sicht der Lehrkräfte (Grundschule)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Damit die den Lehrkräften zur Verfügung stehende Ausstattung auch tatsächlich reibungslos im
Unterricht eingesetzt werden kann, ist eine technische Unterstützung der Lehrkräfte von großer
Bedeutung. In Bezug auf die technische Unterstützung bei der Wartung der IT-Ausstattung an
ihrer Schule zeigen sich die befragten Lehrkräfte bayerischer Grundschulen jedoch nur zu einem
Anteil von 36 Prozent (M = 3,1; SD = 1,1) eher oder voll und ganz zufrieden. Während der
Corona-Pandemie im Jahr 2020 lag offensichtlich ein Schwerpunkt auf der technischen Unter-
stützung, um den digitalen Unterricht überhaupt ermöglichen zu können, weshalb die Zufrie-
denheitswerte in dieser Zeit auch höher lagen (65 Prozent; M = 3,9; SD = 1,2). Doch auch im Ver-
gleich zur Befragung aus dem Jahr 2019 (54 Prozent; M = 3,5; SD = 1,2) fällt die Zufriedenheit
mit der technischen Unterstützung bei der Wartung der IT-Ausstattung nun geringer aus.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
27
Abbildung
12
Medienpädagogische Unterstützung an der Schule aus Sicht der Lehrkräfte
(Grundschule)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Nicht nur die Bereitstellung technischer Unterstützung ist wichtig für die Lehrkräfte, auch auf
medienpädagogischer Ebene können Hilfestellungen nötig werden, um einen qualitätsvollen di-
gitalen Medieneinsatz zu ermöglichen und zu fördern. Bei der Bewertung der medienpädagogi-
schen Unterstützung lässt sich allerdings feststellen, dass nur 30 Prozent der befragten Lehr-
kräfte (M = 3,2; SD = 0,8) an bayerischen Grundschulen voll und ganz oder eher der Aussage zu-
stimmen, dass medienpädagogische Unterstützung zur Integration digitaler Medien in den Un-
terricht für sie leicht zugänglich ist. Der überwiegende Anteil der Befragten (59 Prozent) zeigt
sich dabei unentschlossen. Dagegen gibt keine der befragten Lehrkräfte an, dass überhaupt kein
Zugang zu medienpädagogischer Unterstützung vorhanden sei. Im Vergleich zu den Befragungen
aus den Jahren 2019 und 2020 ist in der Wahrnehmung der medienpädagogischen Unterstüt-
zung durch die befragten Lehrkräfte ein starker Rückgang zu verzeichnen. In der Befragung aus
dem Jahr 2019 hatten noch 36 Prozent der Befragten voll und ganz und 29 Prozent eher der
Aussage zugestimmt (M = 3,9; SD = 1,1), dass medienpädagogische Unterstützung für sie leicht
zugänglich sei. Auch während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 wurde ein leichter Zugang zu
medienpädagogischer Unterstützung von über 50 Prozent der Befragten durch volle oder über-
wiegende Zustimmung angegeben.
3.1.2 Überdauernde Aspekte des digitalen pandemiebedingten Lernens aus
Sicht der Lehrkräfte (Grundschule)
Die Corona-Pandemie und die mit ihr einhergehenden Schulschließungen haben die Schulen in-
nerhalb kürzester Zeit zu drastischen Umstellungen des Unterrichtsbetriebes gezwungen und zu
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
28
einem intensiven Digitalisierungsschub geführt. Es stellen sich im Anschluss jedoch wichtige Fra-
gen dazu, wie nachhaltig sich dieser Schub auch nach der Phase der Corona-Pandemie etabliert
hat, welche Folgen diese Entwicklungen gezeitigt haben und welche Aspekte auch aktuell noch
bestehen geblieben sind. Die Online-Zusatzbefragung der bayerischen Grundschullehrkräfte
zielte daher unter anderem darauf ab, zu erfassen, welche Elemente des während der Corona-
Pandemie durchgeführten Unterrichts weiterhin Bestand haben. Lehrkräfte, die an der Zusatz-
befragung teilnahmen, wurden ohne Vorgabe von Antwortoptionen befragt, um eine möglichst
breite Vielfalt individueller Einschätzungen erhalten zu können. Auch Antworten, die nur einen
kleinen Teil der Befragten repräsentieren, bieten daher wertvolle Einblicke und wurden in die
Auswertung einbezogen. Die Antworten der Lehrkräfte wurden in Kategorien zusammengefasst.
Abbildung
13
Überdauernde Aspekte des digitalen pandemiebedingten Lernens aus Sicht der
Lehrkräfte (Grundschule)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern, Online-Befragung (n = 69)
Im Rahmen der Online-Zusatzbefragung zur digitalen Bildung nach der Corona-Pandemie berich-
ten über drei Viertel (78 Prozent) der befragten Lehrkräfte an bayerischen Grundschulen, dass
bestimmte Aspekte des digital durchgeführten Unterrichts noch immer fortbestehen. Zu den
von den Lehrkräften dabei hervorgehobenen Aspekten zählen die Beibehaltung von Geräten
und Tools für das digitale Lernen (23 Prozent), mehr Flexibilität für Lehrkräfte (13 Prozent), ins-
besondere durch ortsunabhängiges Lernen und Arbeiten mit verbesserten Homeoffice-Optionen
zur Unterrichtsvorbereitung (sieben Prozent) sowie der Austausch über digitale Videokonferenz-
tools (13 Prozent) und die Durchführung von Online-Tests (sieben Prozent). Auch eine verbes-
serte Atmosphäre („besseres Miteinander“) wird von zwei Prozent der befragten Lehrkräfte
genannt. Vereinzelt zeigen sich dabei auch kritische Stimmen, die sich auf Einbußen in der
Gesprächskultur und störende Verhaltensmuster beziehen, die als negative Auswirkungen des
pandemiebedingten digitalen Lernens genannt werden (0,5 Prozent der Angaben unter „Sonsti-
ges“). Dennoch überwiegt bei den befragten Lehrkräften die Nennung positiver Aspekte, die die
Corona-Pandemie überdauert haben.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
29
3.1.3 Qualifizierung der Lehrkräfte (Grundschule)
Um eine beständige Qualität des digitalen Medieneinsatzes im Unterricht zu gewährleisten, ist
eine kontinuierliche Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften von zentraler Bedeutung. In Bezug
auf die Qualifizierung der Grundschullehrkräfte in Bayern für ihre digitalen Bildungsaufgaben
steht daher die Lehrkräftefortbildung (Phase 3) im Zentrum der vorliegenden Befragung. Die
Lehrkräfte wurden dazu hinsichtlich ihres Engagements für die Teilnahme an Fortbildungsmaß-
nahmen zum Einsatz digitaler Medien befragt. Konkret ging es darum, inwieweit sie aus eige-
nem Antrieb oder auf Anregung ihrer Schulleitung in den letzten Jahren solche Fortbildungen
absolviert haben. Bei der Beantwortung dieser Frage war den Lehrkräften eine Mehrfachaus-
wahl möglich, wenn sie angaben, Fortbildungen zu digitalen Medien besucht zu haben.
Abbildung
14
Fortbildungen zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht aus Sicht der Lehr-
kräfte (Grundschulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
Mehrfachnennung bei „Ja“ möglich
In den Ergebnissen zeigt sich, dass die befragten Grundschullehrkräfte, die Fortbildungen zum
Einsatz digitaler Medien besucht haben, dies überwiegend aus eigener Motivation (68 Prozent)
taten. Dabei ist jedoch eine große Anzahl von Fortbildungsbesuchen auch auf die Initiative der
Schulleitungen zurückzuführen (43 Prozent). Danach befragt, wie viele Fortbildungen die Lehr-
kräfte bayerischer Grundschulen in den letzten drei Jahren besucht haben, zeigt sich, dass ein
beträchtlicher Teil (32 Prozent) an mehr als neun Fortbildungen teilgenommen hat (M = 6,4).
61 Prozent der befragten Lehrkräfte besuchten mehr als fünf Fortbildungen. Diese hohe Anzahl
könnte teilweise noch aus der Zeit der Schulschließungen resultieren, da diese noch auf den ab-
gefragten Zeitraum von drei Jahren fallen, sie könnte aber auch durch die Einführung neuer digi-
taler Medien motiviert sein.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
30
Im Vergleich zu den Befragungen der Vorgängerstudien ergibt sich ein interessantes Bild: Wäh-
rend die Eigeninitiative zum Besuch von Fortbildungen etwas abgenommen hat (2019: 85 Pro-
zent; M = 5,9/2020: 73 Prozent; M = 8,6), bleibt die Gesamtzahl der Fortbildungen stabil hoch.
So besuchten die befragten Grundschullehrkräfte in den letzten drei Jahren durchschnittlich
6,4 Fortbildungen zum Einsatz digitaler Medien. Dies deutet darauf hin, dass das Engagement
der Grundschullehrkräfte für ihre professionelle Fortbildung zum Einsatz digitaler Medien trotz
einer leichten Verschiebung der Antriebe konstant hoch ausfällt.
3.1.4 Medienbezogene Kompetenzen und Einstellungen der Lehrkräfte (Grund-
schule)
Gemäß dem Rahmenmodell digitaler Bildung sind die medienbezogenen Kompetenzen und Ein-
stellungen der Lehrkräfte wichtige Schlüsselfaktoren für die Art und Weise des Medieneinsatzes
im Unterricht. Daher wurden folgende Aspekte untersucht:
Medienbezogene Basiskompetenzen von Lehrkräften
Medienbezogene Lehrkompetenzen von Lehrkräften
Einstellungen zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht
Um die medienbezogenen Kompetenzen der Grundschullehrkräfte in Bayern einschätzen zu
können, wurden zwei Ansätze genutzt: Zunächst ermöglichte ein Selbsteinschätzungstest allen
telefonisch befragten Lehrkräften, ihre eigenen medienbezogenen Basiskompetenzen, darunter
ihre instrumentellen und kritisch-reflexiven Medienkompetenzen, sowie ihre professionsspezifi-
schen medienbezogenen Lehrkompetenzen (zur Planung, Durchführung, Evaluation und Ent-
wicklung von Unterricht) selbst zu beurteilen. Darüber hinaus wurden diese Selbsteinschätzun-
gen durch objektive Kompetenztests (technischer sowie technisch-pädagogischer Kenntnisse)
ergänzt, die ein detaillierteres Bild der medienbezogenen Kompetenzen ermöglichen sollen.
Wichtig ist der Hinweis, dass die objektiven Tests aufgrund ihres Umfanges und ihrer Komplexi-
tät nicht Teil der telefonischen Befragung waren, sondern im Rahmen der Online-Zusatzbefra-
gung durchgeführt wurden, an der nur ein Teil der telefonisch befragten Lehrkräfte teilnahm.
Ebenfalls vorausgeschickt werden muss, dass die Befragung der Lehrkräfte zu ihren medienbe-
zogenen Kompetenzen im Vergleich zu den Vorgängerstudien mit neuen Befragungsinstrumen-
ten durchgeführt wurde. Vor diesem Hintergrund wird von einem direkten Vergleich mit frühe-
ren Ergebnissen abgesehen.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
31
Abbildung
15
Medienbezogene Basiskompetenzen von Lehrkräften (Grundschule): Instrumen-
telle und kritisch-reflexive Medienkompetenzen
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Die medienbezogenen Basiskompetenzen der Lehrkräfte beziehen sich auf deren instrumentelle
sowie kritisch-reflexive Medienkompetenzen, die für alle mündigen Bürgerinnen und Bürger in
einer Kultur der Digitalität von Bedeutung sind und auch den Schülerinnen und Schülern im Un-
terricht vermittelt werden sollen. Bei der Einschätzung ihrer instrumentellen Medienkompeten-
zen geben 49 Prozent (M = 3,4; SD = 1,2) der befragten Lehrkräfte mit voller oder teilweiser Zu-
stimmung an, dass sie Funktionsweisen und grundlegende Prinzipien digitaler Anwendungen
durchdringen. In Bezug auf etwaige Probleme, die in digitalen Anwendungen auftreten können,
geben 61 Prozent der Befragten (M = 3,6; SD = 1,3) an, diese lösen zu können. Informationen
mithilfe digitaler Medien zusammenzufassen und aufzubereiten, beherrschen laut eigenen An-
gaben 70 Prozent der befragten Lehrkräfte (M = 3,9; SD = 1,2). Hinsichtlich ihrer kritisch-reflexi-
ven Medienkompetenzen stimmen 65 Prozent der Befragten (M = 3,8; SD = 1,3) voll oder eher
der Aussage zu, dass sie sich mithilfe digitaler Medien aktiv in aktuelle Diskussionen einbringen
können. Inhalte, Wirkungsweisen und Gestaltungsmittel digitaler Medien analysieren und beur-
teilen zu können, geben 76 Prozent der befragten Lehrkräfte (M = 4,0; SD = 1,3) mit voller oder
teilweiser Zustimmung an. 70 Prozent (M = 3,9; SD = 1,2) geben zudem an, die Bedeutung der
Digitalisierung für die Wirtschafts- und Arbeitswelt reflektieren zu können.
Insofern schätzen die Lehrkräfte an bayerischen Grundschulen ihre medienbezogenen Basis-
kompetenzen also bereits als recht hoch ein, was annäherungsweise auch durch den objektiven
Test bestätigt werden konnte: Die Ergebnisse der objektiven Tests der technischen Kenntnisse
der Grundschullehrkräfte, die in der Online-Zusatzbefragung erhoben wurden, betragen im
Durchschnitt 93 (SD = 5,9) von 100 Prozentpunkten, wobei 100 Prozentpunkte bedeuten, dass
alle Antworten korrekt waren. Auf den ersten Blick scheint der objektive Test der technischen
StudieDezember 2024
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Befragungsstudien in den Grundschulen
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Kenntnisse im Vergleich zu den Selbsteinschätzungen also höhere Werte zu erzielen. Diese Ten-
denz könnte durch einen Selektionseffekt beeinflusst sein, da nur die technischen Kenntnisse
derjenigen Lehrkräfte objektiv gemessen wurden, die sich für die Online-Zusatzbefragung ange-
meldet haben. Daher könnten die Daten aufgrund der Selbstauswahl der Lehrkräfte verzerrt
sein, denn die online befragten Lehrkräfte könnten von vornherein eine größere Affinität zu
technischen Themen aufweisen und sich daher womöglich eher zu der zusätzlichen Befragung
bereit erklärt haben. Vor diesem Hintergrund ist es möglich, dass die tatsächlichen technischen
Kenntnisse über die Gesamtheit der Grundschullehrkräfte hinweg etwas geringer ausfallen und
näher an den Selbsteinschätzungen liegen, als es die Ergebnisse zunächst vermuten lassen.
Abbildung
16
Medienbezogene Lehrkompetenzen von Lehrkräften (Grundschule): Planung
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
33
Abbildung
17
Medienbezogene Lehrkompetenzen von Lehrkräften (Grundschule): Realisie-
rung, Evaluation und Unterrichtsentwicklung
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Über die medienbezogenen Basiskompetenzen hinaus benötigen Lehrkräfte auch professions-
spezifische medienbezogene Lehrkompetenzen, die ihnen den qualitätsvollen Einsatz digitaler
Medien für ihre Bildungs- und Erziehungsaufgaben in einer Kultur der Digitalität ermöglichen.
Auch die Befragungsergebnisse zur Selbsteinschätzung dieser medienbezogenen Lehrkompeten-
zen unter den Lehrkräften der Grundschulen in Bayern zeigen im Gesamten, dass sie sich in Be-
zug auf ihre medienbezogenen Lehrkompetenzen als kompetent einschätzen (M = 71 Prozent-
punkte von 100, SD = 11,7). Diese Einschätzungen finden ihre Entsprechung in den Resultaten
der objektiven Kompetenztests der Online-Zusatzbefragung (M = 74 Prozentpunkte von 100,
SD = 10,5), wobei in Bezug auf die medienbezogenen Lehrkompetenzen eine deutliche Kongru-
enz zwischen Selbstbild und objektiven Messungen zum Vorschein kommt. Diese Konvergenz
legt nahe, dass die befragten Grundschullehrkräfte ein kohärentes Verständnis ihrer medienbe-
zogenen Kompetenzen für das Unterrichten mit digitalen Medien haben.
Im Einzelnen betrachtet befinden sich die durchschnittlichen Kompetenzen für jeden der abge-
fragten Kompetenzbereiche oberhalb der Skalenmitte. Am besten gerüstet fühlen sich die be-
fragten Grundschullehrkräfte in den Bereichen der Planung mediengestützten Unterrichts
(M = 4,0; SD = 1,2) und der digitalen Unterrichtsentwicklung (M = 3,9; SD = 0,9). In Bezug auf die
Berücksichtigung rechtlicher Vorgaben (M = 3,5; SD = 1,3), die Unterstützung von Schülerinnen
und Schülern bei der Verwendung digitaler Medien (M = 3,4; SD = 1,3) sowie die Bewertung der
Lernförderlichkeit digitaler Lernumgebungen (M = 3,4; SD = 1,3) fühlen sich die befragten Lehr-
kräfte dagegen etwas weniger stark aufgestellt.
StudieDezember 2024
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34
Abbildung
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Einstellungen zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht aus Sicht der Lehr-
kräfte (Grundschulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern, Online-Befragung (n = 69)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Nicht nur die medienbezogenen Kompetenzen, sondern auch die Einstellungen, die Lehrkräfte
zu digitalen Medien in Bildungskontexten haben, nehmen Einfluss auf ihren konkreten Medien-
einsatz im Unterricht. Die Online-Zusatzbefragung der Grundschullehrkräfte gibt daher auch
Aufschluss über ihre Einstellung zu digitalen Medien. Eine Mehrheit von 68 Prozent der befrag-
ten Lehrkräfte aus der Zusatzbefragung (M = 3,9; SD = 1,0) stimmt dabei voll und ganz oder eher
der Aussage zu, dass die Integration digitaler Medien eine passende Reaktion auf gesellschaftli-
che Veränderungen darstelle. Im Einklang mit dieser Einstellung sind auch 68 Prozent der be-
fragten Lehrkräfte (M = 4,0; SD = 1,0) der Überzeugung, dass die Integration digitaler Medien in
ihren Unterricht notwendig sei. Diese Quote spiegelt sich ebenso darin wider, dass drei Viertel
der Befragten voll und ganz oder eher der Aussage zustimmen, dass digitale Medien für ihren
eigenen Unterricht nützlich seien (76 Prozent; M = 4,3; SD = 0,8). 25 Prozent der Befragten
(M = 3,9; SD = 0,9) sind zudem vollständig vom Mehrwert überzeugt, den digitale Medien für ih-
ren Unterricht mit sich bringen, während weitere 46 Prozent grundsätzlich diesen Mehrwert an-
erkennen. Dem gegenüber stehen elf Prozent der befragten Grundschullehrkräfte, die dazu eine
kritischere Haltung einnehmen und laut eigenen Angaben keine Wertschätzung für den Mehr-
wert der Integration digitaler Medien in ihren Unterricht aufbringen können.
Mehr als zwei Drittel der Lehrkräfte stehen somit digitalen Medien positiv oder zumindest ten-
denziell positiv gegenüber. So gibt auch eine Mehrheit der Befragten (86 Prozent; M = 1,8;
SD = 0,9) an, dass für sie die Aussage nicht oder eher nicht zutrifft, dass sie kein Interesse daran
hätten, digitale Medien in ihren Unterricht zu integrieren. Nur fünf Prozent geben dagegen an,
dass dieses Desinteresse auf sie voll und ganz oder eher zutreffe.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
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3.1.5 Medieneinsatz im Unterricht aus Sicht der Lehrkräfte (Grundschulen)
Die Grundschullehrkräfte wurden nicht nur zu den Voraussetzungen befragt, die Einfluss auf die
Ausgestaltung des Medieneinsatzes an den Schulen nehmen, sondern auch konkret zum tat-
sächlichen Einsatz digitaler Medien in ihrem Unterricht. Folgende Aspekte wurden dabei unter-
sucht:
Quantität des Medieneinsatzes im Unterricht
Nutzung digitaler Werkzeuge durch Lehrkräfte
Einsatz digitaler Lehr-Lern-Arrangements im Unterricht
Initiierung von Lernaktivitäten mit digitalen Medien im Unterricht
Einsatz nicht-digitaler Methoden im Unterricht
Abbildung
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Quantität des Medieneinsatzes aus Sicht der Lehrkräfte (Grundschulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
Hinsichtlich der Quantität des Medieneinsatzes wurden die Grundschullehrkräfte zunächst dazu
befragt, wie hoch jeweils der Anteil ihres Unterrichts ist, der mit und ohne digitale Medien ge-
staltet ist. Die Ergebnisse zeigen, dass der Anteil des Unterrichts an bayerischen Grundschulen,
der ohne digitale Medien durchgeführt wird, 90 Prozent beträgt, mit digitalen Medien werden
nach Angaben der Befragten nur zehn Prozent des Unterrichts gestaltet. Diese Zahlen deuten
auf einen starken Rückgang des Einsatzes digitaler Medien im Grundschulunterricht seit der Be-
fragung aus dem Jahr 2019 hin. In dieser wurden nach Angaben der befragten Lehrkräfte noch
in 49 Prozent des Unterrichts digitale Medien genutzt, während 51 Prozent ohne digitale Me-
dien stattfanden.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
36
Abbildung
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Nutzung digitaler Medien aus Sicht der Lehrkräfte (Grundschulen): Allgemein
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
Um vertieftere Einsicht in die allgemeine Nutzung digitaler Medien für schulische Zwecke durch
die Grundschullehrkräfte zu erhalten, wurde erfasst, welche digitalen Werkzeuge die bayeri-
schen Grundschullehrkräfte wie häufig verwenden und ob diese im Rahmen des staatlichen An-
gebotes der BayernCloud Schule (ByCS) zum Einsatz kommen. Laut eigenen Angaben verwenden
die Grundschullehrkräfte zu großen Teilen eine Lernplattform zur Planung und Durchführung ih-
res Unterrichts (95 Prozent). Dabei wird die Plattform mebis von 62 Prozent der Befragten ge-
nutzt. Bei den befragten Grundschullehrkräften, die unter fünf Jahre unterrichten, liegt die Nut-
zungsquote sogar bei 100 Prozent. Fast alle der befragten Grundschullehrkräfte (98 Prozent) ge-
ben zudem an, Lernsoftware zu nutzen; 55 Prozent nutzen dabei laut eigenen Angaben die
Lernsoftware der ByCS. Diese hohen Nutzungszahlen deuten darauf hin, dass die Verwendung
digitaler Lernmaterialien in fast allen Grundschulen in Bayern gängige Praxis ist. Mediatheken
werden hingegen laut Angaben der Befragten nur von 54 Prozent genutzt (33 Prozent über
ByCS). Webportale mit Unterrichtsmaterialien und -tipps kommen bei über der Hälfte der Be-
fragten (54 Prozent) zum Einsatz. 19 Prozent der befragten Lehrkräfte greifen hierbei auf das
ByCS-Webportal zu.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
37
Cloud-Speicher, in denen digitale Lernmaterialien, unterrichtsbezogene digitale Dokumente so-
wie auch zur schulischen Verwaltung und Dokumentation erforderliche Dokumente gespeichert
werden können, kommen bei 96 Prozent der befragten Grundschullehrkräfte (69 Prozent über
ByCS) zum Einsatz. Online-Editoren für Texte, Tabellen und Präsentationen finden hingegen bei
weniger als der Hälfte der Befragten Verwendung (47 Prozent; 13 Prozent über ByCS). Die Dis-
krepanz zwischen dem Einsatz von Online-Office-Editoren und der Nutzung von Online-Editoren
über ByCS deutet darauf hin, dass die umfängliche Nutzung des ByCS-Angebotes seit seiner Ein-
führung im Schuljahr 2022/23 noch nicht sehr verbreitet ist.
Eine Nutzung von Messengern (wie RocketChat oder WhatsApp) wird von knapp der Hälfte der
befragten Grundschullehrkräfte (46 Prozent; 21 Prozent über ByCS) angegeben. Etwa drei Vier-
tel der Befragten (74 Prozent) setzen zudem Videokonferenzsysteme (49 Prozent über ByCS)
und digitale Online-Tafeln (41 Prozent über ByCS) ein. Diese Zahlen deuten darauf hin, dass die
Online-Kommunikationssysteme, die während der Corona-Pandemie zur Umsetzung des Notfall-
Distanzlernens implementiert wurden, weiterhin in Verwendung sind. Hinsichtlich der internen
und externen Kommunikation lässt sich des Weiteren feststellen, dass die Verwendung von
Dienst-E-Mails bei einem Großteil der befragten Lehrkräfte an Grundschulen (84 Prozent) gän-
gige Praxis ist, jedoch nur in knapp einem Drittel der Schulen Dienst-E-Mail-Anwendungen über
ByCS organisiert sind (31 Prozent).
Nur 58 Prozent der Befragten nutzen außerdem Schulorganisationssoftware (24 Prozent über
ByCS). Die Nutzung digitaler Werkzeuge zur Online-Notenerfassung liegt ebenfalls nur bei knapp
über der Hälfte (53 Prozent; 23 Prozent über ByCS). Diese vergleichsweise niedrigen Nutzungsra-
ten deuten auf Hinderungsgründe hin, die dazu führen, dass diese Aspekte der Schulverwaltung
und -organisation noch nicht flächendeckend digitalisiert sind. Zu ihnen können beispielsweise
Hürden bei der datenschutzkonformen Umsetzung gehören. Die vergleichsweise geringeren An-
teile an befragten Grundschullehrkräften, die angeben, zentrale Benutzer- und Rechteverwal-
tung (42 Prozent; 18 Prozent über ByCS), Prüfungsarchive (31 Prozent; 19 Prozent über ByCS)
und Online-Fachwahl-Erfassungen (15 Prozent; zehn Prozent über ByCS) zu nutzen, verdeutli-
chen überdies, dass diese Aspekte der Schuladministration noch in einem frühen Stadium der
Digitalisierung stehen und Raum für zukünftige Entwicklungen bereithalten. Diese Nutzungs-
möglichkeiten wurden von ByCS auch erst seit dem Schuljahr 2022/23 implementiert, weshalb
sie womöglich noch gar nicht an allen Schulen erprobt worden sind.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
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Abbildung
21
Einsatz digitaler Medien im Unterricht aus Sicht der Lehrkräfte (Grundschulen):
Lehr-Lern-Arrangements
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern, Online-Befragung (n = 69)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (nie) bis 5 (sehr häufig) mit Standardabweichung.
Für einen detaillierteren Blick in die Ausgestaltung ihres konkreten Unterrichts wurden die
Grundschullehrkräfte, die an der Online-Zusatzbefragung teilnahmen (n = 69), gebeten, Aus-
kunft darüber zu geben, wie häufig sie digitale Medien in typischen Lehr-Lern-Arrangements ge-
zielt verwenden. Diese Frage wurde den Lehrkräften auch in der Befragung aus dem Jahr 2020
gestellt, was einen direkten Vergleich der Einsatzhäufigkeit digitaler Medien in den Jahren 2020,
während der Corona-Pandemie, und 2024, nach der Corona-Pandemie, ermöglicht. Da die Teil-
stichprobe der Online-Zusatzbefragung jedoch nicht repräsentativ für alle Grundschullehrkräfte
in Bayern ist, sollten die folgenden Ergebnisse unter diesem Vorbehalt interpretiert werden.
Digitalisierte Übungen werden laut eigenen Angaben von 79 Prozent der befragten Grundschul-
lehrkräfte (M = 3,6; SD = 0,7) häufig eingesetzt, während digitale Lesetexte von 24 Prozent
(M = 2,3; SD = 1,4) häufig oder sehr häufig verwendet werden. Im Vergleich zu den Befragungs-
ergebnissen des Jahres 2020 ist der Einsatz digitalisierter Übungen relativ stabil geblieben
(M = 3,7; SD = 1,3). Dagegen ist der Einsatz digitaler Lesetexte deutlich zurückgegangen
(M = 3,6; SD = 1,1). Während der Corona-Pandemie waren digitalisierte Lesetexte vermutlich
eine notwendige und praktikable Alternative zu herkömmlichen analogen Texten, die nun nicht
mehr im selben Ausmaß benötigt wird. Auch die Nutzung von Lernspielen (2024: Elf Prozent;
M = 2,4; SD = 1,0) hat im Vergleich zum Jahr 2020 abgenommen (2020: 49 Prozent; M = 3,2;
SD = 1,4). Ähnliches gilt für den Einsatz von Simulationen (2024: Zwei Prozent; M = 1,7;
SD = 0,8/2020: Elf Prozent; M = 2,0; SD = 1,0), die Nutzung von Erklär- und Lernvideos (2024:
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
39
35 Prozent; M = 2,9; SD = 1,3/2020: 76 Prozent; M = 4,0; SD = 0,9), die Implementation der Zu-
sammenarbeit von Schülerinnen und Schülern über das Internet (2024: Drei Prozent; M = 1,6;
SD = 0,9/2020: 22 Prozent; M = 2,4; SD = 1,2) und das Unterrichten mithilfe von Videokonfe-
renztools (2024: Sieben Prozent; M = 2,2; SD = 0,9/2020: 44 Prozent; M = 3,2; SD = 1,2).
Nach der Rückkehr zum Präsenzunterricht zeigt sich in den Ergebnissen der Online-Zusatzbefra-
gung, dass einige digitale Lehr- und Lernarrangements nicht im selben Maße weiterverwendet
werden, wie dies noch während der pandemiebedingten Phase rein digital durchgeführten Un-
terrichts notwendig war. Die von immerhin sieben Prozent der befragten Lehrkräfte als häufig
angegebene Nutzung von Videokonferenzen im Unterricht der Grundschulen wirft dabei jedoch
auch die Frage auf, ob manche flexibleren Unterrichtsmethoden noch beibehalten werden, um
Schülerinnen und Schülern, die beispielsweise aufgrund gesundheitlicher oder anderweitiger
Gründe zuhause bleiben müssen, eine Teilnahme am Unterricht zu ermöglichen.
Abbildung
22
Passive Lernaktivitäten mit digitalen Medien im Unterricht aus Sicht der Lehr-
kräfte (Grundschulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Ergänzend zur Befragung zum gezielten Einsatz digitaler Lehr- und Lernarrangements der Zusatz-
befragung, die einen ersten Einblick in die Verwendung digitaler Medien im Unterricht an baye-
rischen Grundschulen bietet, liefern die nun folgenden Ergebnisse der Telefonbefragung von
Lehrkräften der bayerischen Grundschulen Aufschluss über die Häufigkeit des Vorkommens ver-
schiedener Lernaktivitätsstufen während des Unterrichts, das heißt, sie können einen weiteren
Einblick darin geben, welche Funktion der Medieneinsatz im Unterricht tatsächlich hat. Dieser
Fragenkomplex wurde den Grundschullehrkräften bereits in zwei der bisherigen Befragungen
vorgelegt, dabei wurden jeweils nur geringfügige Anpassungen vorgenommen. Dies ermöglicht
einen Vergleich der Lehrmethoden über die drei Befragungszeitpunkte 2019, 2020 und 2024
hinweg. Die Nutzung digitaler Medien zur Unterstützung der passiv-rezeptiven Aufnahme von
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
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Inhalten durch die Schülerinnen und Schüler, beispielsweise durch Präsentationen der Lehr-
kräfte oder das Anschauen von aufgezeichnetem Unterrichtsmaterial, stellt die passive Lernakti-
vitätsstufe dar. In der aktuellen Befragung geben 25 Prozent der Grundschullehrkräfte an, dass
sie digitale Medien für diese Zwecke häufig oder sehr häufig nutzen (M = 2,7; SD = 1,1). Im Ver-
gleich zu den Befragungen aus den Vorjahren zeigt sich dabei ein deutlicher Rückgang: Im Jahr
2020 lag der Anteil der befragten Lehrkräfte, die laut eigenen Angaben digitale Medien in dieser
Art einsetzten, bei 70 Prozent (M = 3,7; SD = 1,1). Im Jahr 2019 betrug der Anteil 67 Prozent
(M = 3,9; SD = 1,0). Diese Ergebnisse zeigen, dass die Initiierung passiver Lernaktivitäten durch
die Lehrkräfte mithilfe digitaler Medien seit der Corona-Pandemie deutlich zurückgegangen ist.
Abbildung
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Aktive Lernaktivitäten mit digitalen Medien im Unterricht aus Sicht der Lehr-
kräfte (Grundschulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
In der aktuellen Befragung berichten 32 Prozent der befragten Grundschullehrkräfte (M = 2,9;
SD = 1,1) von einer häufigen oder sehr häufigen Nutzung von Programmen oder Apps durch die
Schülerinnen und Schüler, die aktive Lernaktivitäten anregen, beispielsweise Vokabeltrainer
oder einfache Übungsprogramme. Im Vergleich dazu gaben in der Befragung aus dem Jahr 2020
77 Prozent der Lehrkräfte an, digitale Medien für solche Zwecke zu nutzen (M = 4,0; SD = 0,8),
während in der Befragung aus dem Jahr 2019 der Anteil bei 41 Prozent lag (M = 3,2; SD = 1,2).
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Nutzung aktiver Lernaktivitäten mit digitalen Me-
dien bei den bayerischen Grundschullehrkräften leicht rückläufig ist.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
41
Abbildung
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Konstruktive Lernaktivitäten mit digitalen Medien im Unterricht aus Sicht der
Lehrkräfte (Grundschulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Bei der Initiierung von Lernaktivitäten durch digitale Medien im Unterricht an Grundschulen, die
der konstruktiven Lernaktivitätsstufe zugeordnet werden können, zeigt sich in der aktuellen Be-
fragung, dass 20 Prozent der Lehrkräfte (M = 2,5; SD = 1,1) angeben, digitale Medien häufig oder
sehr häufig für Produktionsprozesse und Problemlösungen durch die Schülerinnen und Schüler
einzusetzen. Dazu gehören Aktivitäten wie die individuelle Produktion von Inhalten oder die Lö-
sungen von Problemstellungen, zum Beispiel im Rahmen der Auswertung von Daten aus einem
selbst durchgeführten Experiment. Im Vergleich dazu berichteten in der Befragung aus dem Jahr
2020 44 Prozent der Lehrkräfte (M = 3,3; SD = 1,0) von einer häufigen oder sehr häufigen Nut-
zung digitaler Medien zur Initiierung solch konstruktiver Lernaktivitäten, während diese Zahl in
der Befragung aus dem Jahr 2019 bei 24 Prozent (M = 2.9; SD = 1,1) lag. Die sehr häufige Ver-
wendung digitaler Medien zur Initiierung konstruktiver Lernaktivitäten während der Corona-
Pandemie könnte durch eine erhöhte Notwendigkeit der Internetrecherche und webbasierter
Projekte (z. B. Webquests) bedingt gewesen sein. Die aktuellen Daten deuten darauf hin, dass
trotz der Rückkehr zum Präsenzunterricht eine kontinuierliche Einbindung digitaler Werkzeuge
zur Förderung konstruktiver Lernaktivitäten besteht, auch wenn ein leichter Rückgang im Ver-
gleich zur Befragung aus dem Jahr 2019 zu verzeichnen ist.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
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Abbildung
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Interaktive Lernaktivitäten mit digitalen Medien im Unterricht aus Sicht der
Lehrkräfte (Grundschule)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Hinsichtlich der Anregung interaktiver Lernaktivitäten mithilfe digitaler Medien, bei denen In-
halte durch die Schülerinnen und Schüler gemeinsam produziert und Problemstellungen ge-
meinschaftlich gelöst werden, wie etwa durch die gegenseitige Überprüfung von Problemlösun-
gen oder Diskussionen in Foren, zeigt sich in der aktuellen Befragung, dass 24 Prozent der be-
fragten Lehrkräfte (M = 2,6; SD = 1,2) diese Methoden häufig oder sehr häufig einsetzen. Im Ver-
gleich einerseits zur Befragung aus dem Jahr 2020, in der 19 Prozent der Lehrkräfte (M = 2,4;
SD = 1,2) angaben, solche Lernaktivitäten häufig oder sehr häufig bei ihren Schülerinnen und
Schülern anzuregen, und andererseits zur Befragung aus dem Jahr 2019 mit 27 Prozent (M = 2,9;
SD = 1,1) lässt sich ein leicht schwankendes Bild erkennen, wobei der Wert der aktuellen Befra-
gung sogar etwas höher ausfällt als der aus dem Jahr 2020, dabei aber auch etwas unter dem
aus dem Jahr 2019 liegt. Der etwas geringere Durchschnittswert im Jahr 2024 im Vergleich zu
2019 deutet darauf hin, dass trotz der allgemeinen Rückkehr zum Präsenzunterricht und der
Möglichkeit, traditionelle analoge Unterrichtsmethoden wieder zu nutzen, die Einbindung digi-
taler Medien zur Förderung interaktiver Lernaktivitäten weiterhin besteht. Dabei wird diese
zwar nicht im selben Maße wie zuvor priorisiert, dennoch ist der Rückgang auf der Ebene der
interaktiven Lernaktivitäten weniger stark als beispielsweise auf derjenigen der passiven.
Um Unterschiede auch zwischen digitalen und nicht-digitalen Unterrichtsaktivitäten zu ermit-
teln, thematisierte die Online-Zusatzbefragung von Grundschullehrkräften auch die differen-
zierte Betrachtung der Häufigkeit des Vorkommens der Lernaktivitätsstufen, wenn diese nicht
mediengestützt implementiert werden. Die Online-Zusatzbefragung ist, da sie lediglich einen
Teil der Gesamtstichprobe enthält (n = 69), nicht repräsentativ für alle bayerischen Grundschul-
lehrkräfte. Ergebnisse der Zusatzbefragung sollten daher unter diesem Vorbehalt interpretiert
werden. Die Lehrkräfte bayerischer Grundschulen, die an der Zusatzbefragung teilnahmen
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
43
(n = 69), wurden dabei konkret dazu befragt, wie häufig sie nicht-digitale Unterrichtsmethoden
zur Initiierung verschiedener Lernaktivitäten bei den Schülerinnen und Schülern anwenden.
Hinsichtlich der Unterstützung der passiv-rezeptiven Aufnahme von Inhalten durch Schülerinnen
und Schüler, wie etwa in Form von Tafelanschrieben oder Präsentationen durch Lehrkräfte mit-
tels Overheadprojektor, geben in der aktuellen Befragung 77 Prozent der Lehrkräfte (M = 4,1;
SD = 0,8) an, solche Lernaktivitäten häufig oder sehr häufig anzuregen. Diese Werte fallen dabei
ähnlich aus wie die Angaben der Grundschullehrkräfte aus der Befragung des Jahres 2019
(75 Prozent; M = 4,1; SD = 1,3).
Hinsichtlich der Initiierung aktiver Lernaktivitäten bei den Schülerinnen und Schülern ohne die
Zuhilfenahme digitaler Medien, beispielsweise durch Übungsblätter zu neuen Vokabeln, liegt
der Anteil der Lehrkräfte, die angeben, solche Aktivitäten häufig oder sehr häufig zu fördern, in
der aktuellen Befragung bei 68 Prozent (M = 4,0; SD = 1,0). Verglichen mit den Ergebnissen der
Befragung aus dem Jahr 2019 fällt dieser Wert ebenfalls ähnlich aus (62 Prozent; M = 3,8;
SD = 1,3).
Die Anregung der individuellen Produktion von Inhalten oder des Lösens von Problemstellungen
durch die Schülerinnen und Schüler, zum Beispiel durch das Anfertigen einer Mind-Map, kommt
in der aktuellen Befragung laut 53 Prozent der befragten Lehrkräfte (M =3,6; SD = 1,1) häufig be-
ziehungsweise sehr häufig vor. Dieser Wert ist ebenfalls ähnlich hoch wie in der Befragung aus
dem Jahr 2019 (57 Prozent; M = 3,7; SD = 1,2).
In Bezug auf die gemeinsame Produktion von Inhalten sowie die gemeinsame Lösung von Prob-
lemstellungen durch die Schülerinnen und Schüler geben nur drei Prozent der befragten Lehr-
kräfte (M = 2,1; SD = 1,0) an, dies häufig oder sehr häufig zu fördern, was auf einen deutlichen
Rückgang im Vergleich zu den Angaben in der Befragung des Jahres 2019 (20 Prozent; M = 2,6;
SD = 1,5) schließen lässt.
Im Vergleich mit den Ergebnissen der Befragung aus dem Jahr 2019 ist also auffällig, dass die
Häufigkeit der Lernaktivitätsstufen 13 (passiv, aktiv, konstruktiv) relativ konstant geblieben ist,
wohingegen in Bezug auf die interaktiven Lernaktivitäten ein Rückgang der Häufigkeit festzustel-
len ist. Ein Rückgang also im nicht-digitalen Unterrichtsgeschehen an genau der Stufe, die unter
Zuhilfenahme digitaler Medien relativ konstant geblieben war.
3.1.6 Künstliche Intelligenz an der Grundschule aus Sicht der Lehrkräfte
Unsere digitalisierte Welt ist durch die zunehmenden Möglichkeiten, die Künstliche Intelligenz
(KI) bietet, bereits im nächsten umfassenden Wandel begriffen, dies nicht zuletzt auch aufgrund
der nunmehr leichten und flächendeckenden Zugänglichkeit zu KI-Anwendungen, wie beispiels-
weise dem Large-Language-Model ChatGPT. Dabei birgt dieser Wandel besondere Herausforde-
rungen, aber auch enorme Potenziale für das schulische Lehren und Lernen. Um genauer zu be-
leuchten, inwieweit KI aus Sicht der Lehrkräfte an bayerischen Grundschulen für das schulische
Lernen relevant sein kann, wurde folgender Fragenblock erstmals in der vorliegenden Studie
eingesetzt. Er behandelt
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
44
den Nutzen, den Lehrkräfte in der Verwendung von KI für die Schule und den Unterricht
sehen,
eine Einschätzung ihrer aktuellen Fähigkeit im Umgang mit KI,
deren tatsächliche Nutzung sowie
Chancen und Herausforderungen, die Grundschullehrkräfte bei der Verwendung von KI für
das schulische Lernen wahrnehmen.
Abbildung
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Künstliche Intelligenz in Schule und Unterricht: Nutzen aus Sicht der Lehrkräfte
(Grundschule)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
Hinsichtlich des Nutzens von KI für die Schule und den Unterricht, den Grundschullehrkräfte in
Bayern sehen, wurden diese offen dazu befragt, bezüglich welcher ihrer Tätigkeiten sie einen
konkreten Nutzen in der Anwendung von KI sehen. Da es sich hier also um eine offene Fragestel-
lung handelt, sind auch geringe Prozentwerte von Interesse, da sie das breite Spektrum an An-
wendungen und Sichtweisen der befragten Lehrkräfte an bayerischen Grundschulen abbilden
können. 36 Prozent der befragten Lehrkräfte geben jedoch zunächst an, dass sie keinen Nutzen
von KI für ihre Tätigkeit als Lehrkraft an der Grundschule erwarten. Weitere fünf Prozent der Be-
fragten zeigen sich in dieser Sache eher skeptisch, während zehn Prozent sich unsicher sind oder
keine Angabe dazu machen wollen. Von den befragten Lehrkräften, die angeben, einen Nutzen
von KI-Anwendungen für ihre Tätigkeit zu sehen, wird die Verwendung von KI vor allem in fol-
genden spezifischen Bereichen als nützlich erachtet: Zehn Prozent der Befragten sehen einen
Nutzen bei Tests und Klassenarbeiten, sieben Prozent bei der Erstellung von Arbeitsaufgaben,
sechs Prozent bei der Unterrichtsvorbereitung und vier Prozent bei der Erstellung von Anschau-
ungs- und Bildmaterial. Inspirationsquellen und Anregungen für ihren Unterricht finden vier Pro-
zent der Befragten durch KI-Anwendungen, während weitere vier Prozent Potenziale für Recher-
chen und Informationsbeschaffungen sehen. Drei Prozent der befragten Lehrkräfte geben zu-
dem an, dass KI den Unterricht aus ihrer Sicht interessanter machen kann, und 0,3 Prozent er-
wähnen einen potenziellen Nutzen für die Erstellung von Präsentationen für den Unterricht.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
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Künstliche Intelligenz in Schule und Unterricht: Fähigkeiten der Lehrkräfte
(Grundschulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (keine Fähigkeit) bis 5 (hohe Fähigkeit) mit Standardabweichung.
Die Selbsteinschätzung der befragten Lehrkräfte an bayerischen Grundschulen hinsichtlich ihrer
Fähigkeit im Umgang mit KI-Anwendungen ergibt ein klares Bild: Fast die Hälfte (49 Prozent;
M = 2,3; SD = 0,9) der Befragten gibt an, keine oder nur geringe Fähigkeiten in diesem Bereich zu
besitzen. Ein substanzieller Anteil von 41 Prozent der Befragten sieht sich selbst in einem mittle-
ren Bereich. Lediglich eine kleine Minderheit von sechs Prozent fühlt sich sicher im Umgang mit
KI-Technologien, indem sie sich auf den Skalenwerten 4 oder 5, also bei eher hohen bis hohen
Fähigkeiten, einordnet.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
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Nutzung von Künstlicher Intelligenz aus Sicht der Lehrkräfte (Grundschule)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
Hinsichtlich der tatsächlichen Nutzung von KI-Anwendungen durch die Lehrkräfte an bayeri-
schen Grundschulen wurden diese dazu befragt, für welche Phasen ihrer Unterrichtstätigkeiten
sie bereits auf KI zurückgreifen. Dabei wird deutlich, dass KI-Anwendungen bisher nur in gerin-
gem Maße zum Einsatz kommen: Für die Planung und Materialerstellung holen sich nur knapp
fünf Prozent der befragten Lehrkräfte KI-Unterstützung. Zur Unterrichtsdurchführung setzen gut
zwei Prozent der Befragten KI ein. Für die Nachbereitung des Unterrichts, wie etwa zur Unter-
stützung von Korrekturarbeiten, verwenden laut eigenen Angaben knapp drei Prozent KI-An-
wendungen. Der überwiegende Teil der befragten Grundschullehrkräfte nutzt also bisher noch
keine KI-Anwendungen.
StudieDezember 2024
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Befragungsstudien in den Grundschulen
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Abbildung
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Chancen von Künstlicher Intelligenz für das schulische Lernen aus Sicht der
Lehrkräfte (Grundschulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
Die Lehrkräfte an Grundschulen wurden zudem in einer weiteren offenen Frage gebeten, darzu-
stellen, welche Chancen sie in KI-Anwendungen für das schulische Lernen sehen. Die Befra-
gungsergebnisse zeigen, dass 53 Prozent der befragten Grundschullehrkräfte keine Vorteile in
der Nutzung von KI für das schulische Lernen sehen. Weitere 17 Prozent sind hierbei skeptisch
oder unsicher beziehungsweise wollen keine Angabe zu dieser Frage machen. Die Vorteile, die
von den befragten Lehrkräften erkannt werden, beziehen sich vor allem auf Potenziale für ihre
eigenen Arbeitsprozesse: Möglichkeiten zur individuellen Lernförderung von Schülerinnen und
Schülern werden dabei von vier Prozent der befragten Lehrkräfte als Vorteil gesehen. Ebenso
viele Befragte sehen Potenzial darin, durch KI mehr Abwechslung in den Unterricht zu bringen
sowie eine Chance zu Inspirationen und Anregungen für den Unterricht zu erhalten. Weitere
zwei Prozent erhoffen sich eine bessere Unterrichtsvorbereitung mithilfe von KI-Anwendungen.
Zwei Prozent der Befragten sehen zudem eine Chance darin, detailliertere Kenntnisse über Lern-
fortschritte ihrer Schülerinnen und Schüler zu erhalten. Allgemein geben drei Prozent der be-
fragten Lehrkräfte an, dass sie eine Zeitersparnis und eine allgemeine Erleichterung durch die
Nutzung von KI erwarten. Doch auch für die Lernprozesse der Schülerinnen und Schüler sehen
die Befragten potenziell positive Auswirkungen: So geben drei Prozent der befragten Lehrkräfte
an, dass KI-Anwendungen aus ihrer Sicht die Selbstständigkeit der Schülerinnen und Schüler för-
dern können.
Die Angaben der befragten Grundschullehrkräfte zeigen, dass eine Mehrheit derzeit (noch)
keine klaren Vorteile durch KI-Anwendungen im Bildungskontext sieht. Jedoch gibt es auch be-
reits Lehrkräfte an den Grundschulen, die durchaus Potenzial in der Verwendung von KI für den
Unterricht erkennen, dies insbesondere in Bezug auf eine Arbeitserleichterung und Effizienzstei-
gerung ihrer eigenen Tätigkeit sowie auf Möglichkeiten abwechslungsreicheren und personali-
sierten Lernens.
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Befragungsstudien in den Grundschulen
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Herausforderungen Künstlicher Intelligenz für das schulische Lernen aus Sicht
der Lehrkräfte (Grundschule)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Grundschulen in Bayern (N = 278)
Parallel zur offenen Frage nach den Chancen, die KI-Anwendungen für das schulische Lernen be-
reithalten, wurden die Lehrkräfte an bayerischen Grundschulen auch dazu befragt, welche Her-
ausforderungen und Probleme sie beim Einsatz von KI in Schule und Unterricht sehen. 22 Pro-
zent der befragten Lehrkräfte geben an, darüber nichts zu wissen oder keine Angabe machen zu
wollen. Weitere fünf Prozent der Befragten geben an, keine Herausforderungen beim Einsatz
von KI zu sehen. 15 Prozent der befragten Grundschullehrkräfte sehen eine potenzielle Verrin-
gerung der Allgemeinbildung, der Kreativität und der kognitiven Fähigkeiten als Problem an.
14 Prozent sind außerdem der Ansicht, dass die Nutzung von KI das selbstständige Lernen der
Schülerinnen und Schüler gefährden könne. Sicherheits- und Datenschutzbedenken werden von
neun Prozent der befragten Lehrkräfte genannt. Eine allgemeine Skepsis gegenüber KI wird von
sechs Prozent der Befragten geäußert, während weitere fünf Prozent eine allgemeine Überfor-
derung durch KI als mögliches Problem benennen. Drei Prozent der befragten Grundschullehr-
kräfte befürchten, dass durch eine zunehmende Verwendung von KI-Anwendungen weniger di-
rekter Austausch zwischen Menschen stattfinden könnte. Darüber hinaus stellen Kostenfaktoren
für drei Prozent der Befragten eine Herausforderung dar. Zwei Prozent sehen es als potenzielles
Problem an, dass der Bedarf an Fachpersonal zur Handhabung von KI-Systemen enorm steigen
wird, während weitere zwei Prozent die Gefahr sehen, dass durch die zunehmende Einführung
von KI-Systemen Arbeitsplätze wegfallen könnten.
Verglichen mit der vorherigen Frage zu den Chancen, die Lehrkräfte an Grundschulen bei der
Verwendung von KI für Schule und Unterricht sehen, ist auffällig, dass weitaus mehr Befragte
dazu angeben, entweder keine zu sehen, es nicht zu wissen oder keine Angabe machen zu wol-
len (70 Prozent). Dagegen stehen bei der Frage nach potenziellen Problemen und Herausforde-
rungen lediglich 27 Prozent, die keine Probleme sehen, darüber nichts wissen oder keine An-
gabe machen wollen. Alle restlichen Befragten haben sich zu dieser Frage äußern können und
wollen. Insgesamt ist ebenso auffällig, dass die befragten Grundschullehrkräfte hinsichtlich der
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Befragungsstudien in den Grundschulen
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Probleme, die sie im Zuge der zunehmenden Einführung von KI sehen, viel mehr und viel hetero-
genere Aspekte benennen als bei der Frage nach den Chancen. Diese vielfältigen Antworten um-
greifen dabei schulische Aspekte bis hin zu gesamtgesellschaftlichen Zusammenhängen. Dabei
fällt auch der Anteil der Kategorie Sonstige Aspekte, mit der Antworten codiert werden, die
von nur wenigen Lehrkräften gegeben werden, sehr hoch aus (14 Prozent). Im Gesamten zeigen
die befragten Lehrkräfte bayerischer Grundschulen also mehr Vorbehalte gegenüber KI-Anwen-
dungen, als dass sie Potenziale benennen. Dabei ergibt sich insbesondere aufseiten der Lernpro-
zesse der Schülerinnen und Schüler das Bild, dass Grundschullehrkräfte hier eher Probleme
denn Chancen auf das schulische Lernen zukommen sehen. So stehen den drei Prozent der Be-
fragten, die es als Chance benennen, dass KI-Anwendungen die Selbstständigkeit der Schülerin-
nen und Schüler fördern können, ganze 14 Prozent entgegen, die befürchten, dass das selbst-
ständige Lernen der Schülerinnen und Schüler genau dadurch gefährdet sei, und weitere 15 Pro-
zent, die angeben, dass aus ihrer Sicht durch KI die Allgemeinbildung, die Kreativität und die
kognitiven Fähigkeiten allgemein reduziert werden könnten.
3.2 Befragung der Eltern von Grundschülerinnen und -schülern
Ergänzend zur Befragung der Lehrkräfte bayerischer Grundschulen bilden in der nachfolgenden
Teilstudie Schülerinnen und Schüler an bayerischen Grundschulen die Zielgruppe. Aufgrund ih-
res Alters wurden sie nicht direkt befragt. Stattdessen wurden stellvertretend ihre Eltern bezie-
hungsweise Erziehungsberechtigten (im Folgenden als „Eltern“ mitbezeichnet) zur Befragung
herangezogen, da davon ausgegangen werden kann, dass sie das schulische Lernen ihrer Kinder
beobachten und begleiten und daher für sie Auskunft geben können. Zur Erhebung der Daten
wurde eine telefonische Befragung (sog. CATI) zum Jahreswechsel 2024 (von Mitte Dezember
2023 bis Ende Januar 2024) durchgeführt. Insgesamt wurden 278 Eltern befragt, deren Kinder
eine bayerische Grundschule besuchen (je ein Elternteil für ein Kind). Von den befragten Eltern
geben vier Prozent an, alleinerziehend zu sein, während 95 Prozent dies verneinen. Ein Prozent
macht zu dieser Frage keine Angabe. Gefragt wurden die Eltern auch nach ihrem höchsten Bil-
dungsabschluss: 32 Prozent geben an, einen Volks- oder Hauptschulabschluss erworben zu ha-
ben, 31 Prozent die mittlere Reife und 18 Prozent das Abitur. 15 Prozent der Befragten teilen
mit, ein Studium abgeschlossen zu haben. Vier Prozent der Eltern machen zu dieser Frage keine
Angabe. Von den Kindern der Befragten sind 40 Prozent männlichen und 60 Prozent weiblichen
Geschlechts. Im Durchschnitt sind die Kinder der Befragten siebeneinhalb Jahre alt (M = 7,5;
SD = 1,2). Die telefonische Befragung ist repräsentativ und berücksichtigt eine ausgewogene
Verteilung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den verschiedenen Bezirken in Bayern
durch Stratifizierung nach diesem Faktor. Es wurden keine Hinweise auf bedeutsame Unter-
schiede zwischen den Ergebnissen der Regierungsbezirke gefunden. Eine detaillierte Übersicht
über das methodische Vorgehen sowie die demografischen Daten dieser Teilstudie befindet sich
im Anhang.
StudieDezember 2024
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Befragungsstudien in den Grundschulen
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3.2.1 Merkmale der Lernsituation der Schülerinnen und Schüler (Grundschu-
len)
Zur Erfassung der Lernsituation, die für Grundschülerinnen und -schüler zuhause gegeben ist,
wurden deren Eltern danach gefragt,
welche technische Ausstattung für das schulische Lernen zuhause zur Verfügung steht und
in welchem Umfang sie ihre Kinder beim schulischen Lernen zuhause unterstützen (können).
Abbildung
31
Verfügbare technische Ausstattung für das Lernen zuhause aus Sicht der Eltern
von Schülerinnen und Schülern (Grundschulen)
Basis: Eltern/Erziehungsberechtigte von Grundschülerinnen und -schülern (N = 278)
Laut 80 Prozent der befragten Eltern steht einer Mehrheit der Grundschülerinnen und -schüler
für das schulische Lernen zuhause immer ein Notebook oder Tablet zur Verfügung. Neun Pro-
zent der Befragten geben an, dass solche Geräte nur manchmal genutzt werden können.
Zehn Prozent berichten dagegen, dass ihren Kindern zuhause keine digitale Ausstattung für das
schulische Lernen zur Verfügung steht.
StudieDezember 2024
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Abbildung
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Unterstützung beim schulischen Lernen zuhause aus Sicht der Eltern (Grund-
schulen)
Basis: Eltern/Erziehungsberechtigte von Grundschülerinnen und -schülern (N = 278)
*Mittelwert der angegebenen Stunden (gar nicht = 0 Stunden).
Durchschnittlich geben die befragten Eltern bayerischer Grundschülerinnen und -schüler an, ihre
Kinder täglich 1,5 Stunden beim schulischen Lernen zuhause zu unterstützen. Dabei geben
fünf Prozent an, dass dies bei ihnen mehr als zwei Stunden pro Tag in Anspruch nimmt. Am häu-
figsten geben die befragten Eltern (50 Prozent) an, ein bis zwei Stunden pro Tag Unterstützung
beim schulischen Lernen zu leisten. Weitere 35 Prozent geben an, ihre Kinder bis zu einer
Stunde pro Tag zu unterstützen, während fünf Prozent der Befragten laut eigenen Angaben
beim schulischen Lernen zuhause nicht unterstützen (müssen).
3.2.2 Überdauernde Aspekte des pandemiebedingt digitalen Lernens aus Sicht
der Eltern (Grundschule)
Vor dem Hintergrund der vergangenen Corona-Pandemie und des damit verbundenen rein digi-
tal durchgeführten Unterrichts wurden die Eltern bayerischer Grundschülerinnen und -schüler
dazu befragt, inwieweit aus ihrer Sicht Aspekte des Unterrichts aus der Zeit während der Schul-
schließungen weiterhin Bestand haben. Da die Eltern hierzu offen befragt wurden, sind auch
niedrige Prozentzahlen von Bedeutung, da sie die Vielfalt individueller Einschätzungen abdecken
können.
StudieDezember 2024
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Befragungsstudien in den Grundschulen
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Abbildung
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Überdauernde Aspekte des pandemiebedingt digitalen Lernens aus Sicht der El-
tern (Grundschule)
Basis: Eltern/Erziehungsberechtigte von Grundschülerinnen und -schülern (N = 278)
Insgesamt sind 31 Prozent der befragten Eltern von Grundschülerinnen und -schülern der Mei-
nung, dass bestimmte Aspekte des schulischen Lernens, die während der Corona-Pandemie ein-
geführt wurden, weiterhin Bestand haben. Von ihnen berichtet ein Viertel (25 Prozent) von der
fortwährenden Nutzung einer App für die Schule. Weitere 18 Prozent bemerken laut eigenen
Angaben eine Verbesserung im Klassenaustausch oder berichten, dass die Kommunikation mit
den Lehrkräften sich verbessert hat. Acht Prozent der befragten Eltern, die überdauernde As-
pekte des pandemiebedingten digitalen Unterrichts sehen, geben an, dass das digitale Lernen
im Allgemeinen noch Bestand hat. Weitere fünf Prozent geben an, dass die Lehrkräfte aus ihrer
Sicht während der Pandemie neue Kompetenzen erworben haben, die nun im Schulalltag An-
wendung finden.
3.2.3 Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler aus Sicht der Eltern (Grund-
schule)
Um zu ermitteln, inwieweit medienbezogene Kompetenzen bei den Grundschülerinnen und
-schülern in Bayern ausgeprägt sind, wurden ihre Eltern zu Aspekten instrumenteller und kri-
tisch-reflexiver Medienkompetenzen der Schülerinnen und Schüler befragt.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
53
Abbildung
34
Medienbezogene Basiskompetenzen von Schülerinnen und Schülern aus Sicht
der Eltern (Grundschule)
Basis: Eltern/Erziehungsberechtigte von Grundschülerinnen und -schülern (N = 278)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Hinsichtlich der instrumentellen Medienkompetenzen geben 33 Prozent der befragten Eltern
(M = 2,7; SD = 1,5) an, dass sie voll und ganz oder eher der Aussage zustimmen, dass ihre Kinder
Funktionen und grundlegende Prinzipien digitaler Anwendungen verstehen. 26 Prozent
(M = 2,6; SD = 1,3) stimmen voll und ganz oder eher der Aussage zu, dass ihre Kinder Probleme,
die in digitalen Anwendungen auftreten, lösen können. Dass ihre Kinder Informationen zusam-
menfassen und aufbereiten können, erhält von 15 Prozent der befragten Eltern (M = 2,0;
SD = 1,2) volle oder teilweise Zustimmung. In Bezug auf die kritisch-reflexiven Medienkompe-
tenzen stimmen 18 Prozent der Befragten (M = 2,3; SD = 1,3) voll und ganz oder eher der Aus-
sage zu, dass ihre Kinder sich mithilfe digitaler Medien aktiv in aktuelle Diskussionen einbringen
können. Dass ihre Kinder Botschaft, Wirkung und Gestaltungsmittel digitaler Medien analysieren
und beurteilen können, dem stimmen 30 Prozent der befragten Eltern (M = 2,7; SD = 1,3) voll
oder eher zu. Schließlich stimmen weitere 28 Prozent der Eltern (M = 2,9; SD =1,2) voll und ganz
oder eher der Aussage zu, dass ihre Kinder über die Bedeutung der Digitalisierung für die Schule
und die Arbeitswelt nachdenken können.
Im Vergleich zwischen Klassenstufen ergibt sich, dass eine gewisse Steigerung der medienbezo-
genen Basiskompetenzen zwischen den Klassenstufen 1 bis 2 (M = 2,1; SD = 0,8 für instrumen-
telle und M = 2,1; SD = 0,9 für kritisch-reflexive Basiskompetenzen) und den Klassenstufen 3 bis
4 (M = 2,4; SD = 0,9 für instrumentelle und M = 2,6; SD = 0,9 für kritisch-reflexive Basiskompe-
tenzen) zu erkennen ist.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
54
3.2.4 Medieneinsatz im Unterricht aus Sicht der Eltern (Grundschule)
Die Eltern der Grundschülerinnen und -schüler wurden auch dazu befragt, in welchem Umfang
und auf welche Art und Weise digitale Medien im Unterricht bayerischer Grundschulen einge-
setzt werden. Analog zur Befragung der Lehrkräfte wurden dabei folgende Aspekte fokussiert:
Die Quantität des Medieneinsatzes im Unterricht,
der Anteil der eigenen Nutzung digitaler Medien im Unterricht durch die Grundschülerinnen
und -schüler,
die Initiierung von Lernaktivitäten durch die Lehrkräfte mithilfe digitaler Medien.
Abbildung
35
Quantität des Medieneinsatzes aus Sicht der Eltern von Schülerinnen und Schü-
lern (Grundschulen)
Basis: Eltern/Erziehungsberechtigte von Grundschülerinnen und -schülern (N = 278)
Aus den Angaben der befragten Eltern von Grundschülerinnen und -schülern in Bayern geht her-
vor, dass 31 Prozent des Unterrichts mit digitalen Medien gestaltet werden, während der über-
wiegende Anteil von 69 Prozent ohne digitalen Medieneinsatz stattfindet. Dabei schätzen die
befragten Eltern den Anteil jedoch immer noch höher ein als die Grundschullehrkräfte selbst,
die durchschnittlich angeben, dass zehn Prozent ihres Unterrichts mit digitalen Medien gestaltet
sind.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
55
Abbildung
36
Quantität des Medieneinsatzes aus Sicht der Eltern von Schülerinnen und Schü-
lern (Grundschulen): Anteile der Nutzung digitaler Medien
Basis: Eltern/Erziehungsberechtigte von Grundschülerinnen und -schülern (N = 278)
Die Eltern von Schülerinnen und Schülern bayerischer Grundschulen wurden hier zusätzlich noch
gebeten, einzuschätzen, wie lange ihre Kinder im mediengestützten Unterricht digitale Medien
selbst verwenden. Die Ergebnisse dieser Befragung ergeben, dass die bayerischen Grundschüle-
rinnen und -schüler laut Angaben ihrer Eltern durchschnittlich in fünf Prozent der Unterrichtszeit
digitale Medien selbst einsetzen, während der Anteil der Nutzung digitaler Medien durch die
Lehrkräfte durchschnittlich auf 26 Prozent geschätzt wird.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
56
Abbildung
37
Unterstützung unterschiedlicher Arten von Lernaktivitäten mit digitalen Medien
im Unterricht aus Sicht der Eltern (Grundschulen)
Basis: Eltern/Erziehungsberechtigte von Grundschülerinnen und -schülern (N = 278)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (nie) bis 5 (sehr häufig) mit Standardabweichung.
Bezogen auf die Funktion, die digitale Medien im Unterricht der Grundschulen haben, lassen
sich vier Lernaktivitätsstufen unterscheiden, die bei den Schülerinnen und Schülern mithilfe digi-
taler Medien angeregt werden können. Die Eltern von Grundschülerinnen und -schülern wurden
daher gebeten, einzuschätzen, wie häufig digitale Medien im Unterricht ihrer Kinder auf welcher
Stufe eingesetzt werden.
16 Prozent der Befragten (M = 2,8; SD = 1,1) geben dazu an, dass passive Lernaktivitäten im me-
diengestützten Unterricht häufig oder sehr häufig gefördert werden. Laut 30 Prozent der befrag-
ten Eltern von Grundschülerinnen und -schülern (M = 2,7; SD = 1,3) werden digitale Medien häu-
fig oder sehr häufig im Unterricht verwendet, um aktive Lernaktivitäten anzuregen. In Bezug auf
die Initiierung konstruktiver Lernaktivitäten im Unterricht werden digitale Medien laut 16 Pro-
zent der Befragten (M = 2,3; SD = 1,2) häufig oder sehr häufig verwendet. Ein ähnliches Ergeb-
nismuster ergibt sich auch für die interaktiven Lernaktivitäten, die laut 14 Prozent der Befragten
(M = 2,1; SD = 1,1) häufig oder sehr häufig mithilfe digitaler Medien initiiert werden. Insgesamt
lässt sich feststellen, dass aus Sicht der Eltern digitale Medien an bayerischen Grundschulen am
häufigsten dazu verwendet werden, aktive Lernaktivitäten bei den Schülerinnen und Schülern
anzuregen.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
57
3.2.5 Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Schule und Unterricht aus Sicht der
Eltern (Grundschule)
Um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Schule und Unterricht aus Sicht der Eltern von
Grundschülerinnen und -schülern zu untersuchen, wurden sie dahingehend befragt,
welche Beispiele von KI-Anwendungen ihre Kinder kennen,
über welche Fähigkeiten sie zu deren Verwendung verfügen und
inwieweit KI im Kontext von Schule und Unterricht aus ihrer Sicht bereits genutzt wird.
Abbildung
38
Beispiele für KI, die Schülerinnen und Schüler kennen (Grundschule)
Basis: Eltern/Erziehungsberechtigte von Grundschülerinnen und -schülern (N = 278)
Mehrfachnennung möglich
41 Prozent der befragten Eltern von Grundschülerinnen und -schülern in Bayern geben an, dass
ihre Kinder keine Beispiele für KI kennen, während 40 Prozent angeben, dass ihren Kindern
ChatGPT bekannt ist. Ein kleinerer Anteil von zusammengenommen 13 Prozent der befragten
Eltern teilt dazu mit, dass ihren Kindern Sprachassistenten wie Alexa oder Siri ein Begriff sind.
Hervorzuheben ist an dieser Stelle, dass den Eltern hier keine vorgegebenen Optionen präsen-
tiert wurden, was darauf hindeutet, dass die von ihnen genannten KI-Anwendungen tatsächlich
auch solche sein dürften, denen die Schülerinnen und Schüler bereits begegnet sind.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
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Abbildung
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Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler im Umgang mit KI aus Sicht der Eltern
(Grundschule)
Basis: Eltern/Erziehungsberechtigte von Grundschülerinnen und -schülern (N = 278)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (keine Fähigkeit) bis 5 (hohe Fähigkeit) mit Standardabweichung.
Hinsichtlich der Fähigkeiten von Grundschülerinnen und -schülern im Umgang mit KI geben
52 Prozent der befragten Eltern (M = 2,3; SD = 1,0) an, dass ihre Kinder über keine oder wenige
Fähigkeiten verfügen. 30 Prozent attestieren ihren Kindern mittlere Fähigkeiten. Eine Minder-
heit von zehn Prozent gibt an, dass ihre Kinder eher hohe oder hohe Fähigkeiten im Umgang mit
KI besitzen.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den Grundschulen
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Abbildung
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Nutzung von KI durch Schülerinnen und Schüler aus Sicht der Eltern (Grund-
schule)
Basis: Eltern/Erziehungsberechtigte von Grundschülerinnen und -schülern (N = 278)
Zur Nutzung von KI durch Grundschülerinnen und -schüler für schulische Zwecke geben
zwei Prozent der befragten Eltern an, dass KI im Grundschulunterricht bereits Verwendung
finde. Vier Prozent geben an, dass Grundschülerinnen und -schüler KI-Anwendungen nach dem
Unterricht nutzen. 38 Prozent der befragten Eltern geben an, dass ihre Kinder im Unterricht der
Grundschule über KI sprechen. Diese Zahlen deuten darauf hin, dass das Thema KI bereits in ei-
nigen Grundschulen thematisiert wird, KI-Anwendungen selbst aber noch vergleichsweise wenig
genutzt werden.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
60
Befragungsstudien in den weiterführenden
Schulen
Digitale Bildung an bayerischen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien
Die zweite Teilstudie zielt analog zur ersten Teilstudie darauf ab, den aktuellen Stand digitaler
Bildung an Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern aus der Perspektive der Lehr-
kräfte sowie der Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen beziehungsweise ihrer El-
tern zu erfassen. Auf Basis des theoretischen Rahmenmodells digitaler Bildung (siehe Kapitel 3.1
Theoretischer Rahmen) wird angenommen, dass Merkmale digitaler Schulentwicklung und Bil-
dungsadministration maßgeblich beeinflussen, ob und wie digitale Medien im Unterricht ge-
nutzt werden. Darüber hinaus wird angenommen, dass sowohl die medienbezogenen Kompe-
tenzen der Lehrkräfte als auch die der Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen eine
zentrale Rolle beim digitalen Medieneinsatz der Lehrkräfte und beim Kompetenzerwerb der
Schülerinnen und Schüler einnehmen.
Das Ziel der Teilstudie ist es daher, zu untersuchen,
unter welchen Voraussetzungen sowie
in welcher Häufigkeit und Form digitale Medien an weiterführenden Schulen in Bayern einge-
setzt werden und
welche Arten von Lerngelegenheiten dadurch für die Schülerinnen und Schüler geschaffen
werden.
Die Teilstudie legt dabei auch ein besonderes Augenmerk auf
Veränderungen, die sich durch den ausschließlich digital durchgeführten Unterricht während
der pandemiebedingten Schulschließungen in der digitalen Schulentwicklung weiterführen-
der Schulen in Bayern ergeben haben, sowie auf
Einstellungen zur Einführung und Integration neuer Technologien wie chatbasierter neurona-
ler Netzwerke, beispielsweise ChatGPT.
4.1 Befragung von Lehrkräften weiterführender Schulen
Um die Voraussetzungen und Merkmale digitalen Unterrichts an weiterführenden Schulen in
Bayern zu erfassen, wurden zum Jahreswechsel 2024 (von Mitte Dezember 2023 bis Ende Januar
2024) insgesamt N = 398 Lehrkräfte an Mittel- und Realschulen sowie Gymnasien in Bayern per
Telefon befragt (sog. CATI Computer Assisted Telephone Interview). 104 dieser Lehrkräfte
nahmen im Anschluss an die Telefonbefragung an einer zusätzlichen Online-Befragung teil.
57 Prozent der Befragten geben an, männlich zu sein, 43 Prozent, weiblich. Das Durchschnittsal-
ter der befragten Lehrkräfte beträgt 47 Jahre (M = 47,3; SD = 9,9). Im Durchschnitt unterrichten
die Lehrkräfte seit etwa 20 Jahren (M = 19,7; SD = 10,0), 17 Jahre (M = 17,0; SD = 10,0) davon an
ihrer jetzigen Schule. Digitale Medien setzen die Befragten im Durchschnitt seit 14 Jahren
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
61
(M = 14,0; SD = 6,5) ein. Insgesamt ist dabei die Vergleichbarkeit der Stichprobe der vorliegen-
den Teilstudie mit der Studie aus dem Jahr 2017 sowie der Studie aus dem Jahr 2021 gegeben,
in der Ergebnisse zweier Erhebungszeitpunkte berichtet werden, einer Befragung im Jahr 2019
(vor der Corona-Pandemie) und einer Befragung im Jahr 2020 (während der Corona-Pandemie).
Die telefonische Befragung ist repräsentativ und berücksichtigt eine ausgewogene Verteilung
der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den verschiedenen Bezirken in Bayern durch Stratifi-
zierung nach diesem Faktor. Es wurden keine Hinweise auf bedeutsame Unterschiede zwischen
den Ergebnissen der Regierungsbezirke gefunden. Die Online-Zusatzbefragung ist, da sie ledig-
lich einen Teil der Gesamtstichprobe enthält (n = 104), nicht repräsentativ für alle bayerischen
Lehrkräfte weiterführender Schulen. Die Ergebnisse aus der Zusatzbefragung sollten daher unter
diesem Vorbehalt interpretiert werden. Eine detaillierte Übersicht über das methodische Vorge-
hen sowie die demografischen Daten dieser Teilstudie befindet sich im Anhang.
4.1.1 Merkmale der digitalen Schulentwicklung und der Bildungsadministration
aus Sicht der Lehrkräfte (weiterführende Schulen)
Als grundlegende Voraussetzungen digitaler Bildung an weiterführenden Schulen gelten Merk-
male der Schulen und Bildungsadministration, auf die ein erster Schwerpunkt in der vorliegen-
den Teilstudie gelegt wird. Dazu wurden folgende Aspekte untersucht:
Digitale Medien in der Außendarstellung der Schulen
Empfehlung des Einsatzes digitaler Medien durch die Schulleitung
Zeitliche Ressourcen zum Einsatz digitaler Medien
Technische Ausstattung
Internetgeschwindigkeit und -stabilität
Nutzung privater digitaler Medien für schulische Zwecke
Nutzung privater Nutzerkonten für schulische Zwecke
Technische Unterstützung
Medienpädagogische Unterstützung
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
62
Abbildung
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Digitale Medien in der Außendarstellung aus Sicht der Lehrkräfte (weiterfüh-
rende Schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Auf der Ebene einzelner Schulen kann das Engagement einer Schule bezüglich digitaler Bildung
unter anderem daran beobachtet werden, welche Bedeutung der Einsatz digitaler Medien im
Unterricht in der Außendarstellung der Schule einnimmt. Rund die Hälfte der befragten Lehr-
kräfte weiterführender Schulen in Bayern (51 Prozent; M = 3,4; SD = 1,1) gibt dazu an, dass digi-
tale Medien als wichtiges Element in der Außendarstellung ihrer Schule fungieren.
Im Vergleich zu früheren Befragungen zeichnet sich hier ein Rückgang ab: Während in den Be-
fragungen der Jahre 2017 und 2019 noch 56 Prozent (M = 3,7; SD = 1,0) beziehungsweise
58 Prozent (M = 3,7; SD = 1,1) angaben, dass digitale Medien eine wichtige Rolle in der Außen-
darstellung ihrer Schule einnehmen, betrug dieser Prozentsatz in der Erhebung des Jahres 2020
gar 68 Prozent (M = 3,9; SD = 1,1).
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
63
Abbildung
42
Empfehlung des Einsatzes digitaler Medien durch die Schulleitung aus Sicht der
Lehrkräfte (weiterführende Schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Ein weiterer Indikator für das Engagement einzelner Schulen in Bezug auf digitale Bildung kann
sein, ob die Schulleitungen die Verwendung digitaler Medien ausdrücklich empfehlen. 68 Pro-
zent der befragten Lehrkräfte (M = 3,9; SD =1,0) geben dazu an, dass ihre Schulleitungen die In-
tegration digitaler Elemente in den Unterricht empfehlen, sofern deren Einsatz didaktisch sinn-
voll ist. Dabei ist im Vergleich zu den Befragungen aus dem Jahr 2017 (89 Prozent; M = 4,5;
SD = 0,7) und 2019 (91 Prozent; M = 4,5; SD = 0,8), kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie, ein
Rückgang zu verzeichnen.
Abbildung
43
Zeitliche Ressourcen zum Einsatz digitaler Medien aus Sicht der Lehrkräfte (wei-
terführende Schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Hinsichtlich der Bewertung der zeitlichen Ressourcen, die Lehrkräften an weiterführenden Schu-
len in Bayern zur Verfügung stehen, lässt sich feststellen, dass nur 28 Prozent der befragten
Lehrkräfte voll und ganz oder eher der Aussage zustimmen, über ausreichend zeitliche Ressour-
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
64
cen zu verfügen, um ihren Unterricht mit digitalen Medien zu gestalten (M = 2,9; SD = 0,9). Da-
runter fallen überdies nur zwei Prozent, die hier voll und ganz zustimmen können. Die meisten
Befragten (43 Prozent) zeigen sich unentschlossen. Weitere acht Prozent geben an, dass die vor-
handenen zeitlichen Kapazitäten unzureichend seien. Besonders Lehrkräfte mit einer Dienstzeit
zwischen fünf und zehn Jahren (15 Prozent: Trifft gar nicht zu) sowie diejenigen, die bereits über
30 Jahre im Dienst sind (13 Prozent: Trifft gar nicht zu), scheinen einen solchen Zeitmangel
wahrzunehmen.
Abbildung
44
Technische Ausstattung an der Schule aus Sicht der Lehrkräfte (weiterführende
Schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Die zur Verfügung stehende Ausstattung für digitales Lernen stellt eine wichtige Voraussetzung
für die digitale Bildung an weiterführenden Schulen dar und sollte durch die Schulen sowie die
Bildungsadministration sichergestellt werden. Die Zufriedenheit mit der technischen Ausstat-
tung weist über die Befragungszeitpunkte hinweg einen leichten, dabei aber konstant negativen
Trend auf. In der aktuellen Befragung stimmen unter den befragten Lehrkräften weiterführen-
der Schulen 42 Prozent (M = 3,2; SD = 1,0) voll und ganz oder eher der Aussage zu, dass an ihrer
Schule eine ausreichende Ausstattung für digitales Lernen (z. B. Computer, Software, Internetzu-
gang) vorhanden ist. Zu den vorherigen Befragungszeitpunkten fielen diese Zahlen mit jeweils
abnehmender Tendenz noch höher aus (2017: 68 Prozent; M = 3,9; SD = 1,1/2019: 63 Prozent;
M = 3,6; SD = 1,2/2020: 53 Prozent; M = 3,5; SD = 1,5). Eine mögliche Erklärung für diesen kon-
stanten Rückgang könnte in zunehmend steigenden Ansprüchen der Lehrkräfte an das digitale
Lehren und Lernen liegen. So wachsen mit zunehmender Integration digitaler Medien in den
Schulalltag vor allem auch die Erwartungen an die Verfügbarkeit und die Qualität technischer
Ressourcen.
Ein direkter Vergleich der aktuellen Situation mit der Zeit während der Corona-Pandemie gestal-
tet sich dabei schwierig. Es ist wahrscheinlich, dass damals aufgrund der Dringlichkeit und der
neuartigen Situation die Bewertung der technischen Ausstattung milder ausgefallen ist. So
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
65
stimmten in der Befragung aus dem Jahr 2020 ganze 41 Prozent der Lehrkräfte voll und ganz der
Aussage zu, dass ihre Schule während der Schulschließungen eine ausreichende technische Aus-
stattung sicherstellte.
Abbildung
45
Internetgeschwindigkeit an der Schule aus Sicht der Lehrkräfte (weiterführende
Schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
In der Befragung aus dem Jahr 2019 gab es keine Berichte der Befragten über ein vollständiges
Fehlen von Internetzugängen an ihren Schulen, was darauf hindeutet, dass mittlerweile in allen
weiterführenden Schulen zumindest ein Internetzugang besteht. Daher wurden die Lehrkräfte in
der aktuellen Studie nicht mehr nach der Verfügbarkeit von Internetzugängen gefragt, sondern
detaillierter nach der Geschwindigkeit und Stabilität der Internetzugänge, denn diese stellen
entscheidende Faktoren für die Ausschöpfung des gesamten Potenziales internetfähiger multi-
funktionaler Medien dar. Im Vergleich zu den Befragungsergebnissen aus dem Jahr 2017, in de-
nen 53 Prozent der befragten Lehrkräfte weiterführender Schulen (M = 3,4; SD = 1,4) angaben,
dass die Internetzugänge an ihren Schulen ausreichend schnell seien, ist in den darauffolgenden
Befragungen keine deutliche Veränderung der Zufriedenheit der Lehrkräfte mit der Internetge-
schwindigkeit zu verzeichnen (2024: 46 Prozent; M = 3,5; SD = 1,0/2019: 46 Prozent; M = 3,3; SD
=1,4). 16 Prozent der befragten Lehrkräfte geben in der aktuellen Befragung an, dass die Inter-
netzugänge an ihrer Schule nicht oder eher nicht schnell genug seien, um damit alle sinnvollen
Anwendungsmöglichkeiten im Unterricht zu nutzen. Diese Zahlen deuten darauf hin, dass in ei-
nigen bayerischen Schulen noch Bedarf am Ausbau der Internet-Infrastruktur besteht, sich mit
Blick auf die durchschnittliche Zufriedenheit über die Jahre hinweg jedoch kaum Veränderungen
ergeben haben.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
66
Abbildung
46
Internetstabilität an der Schule aus Sicht der Lehrkräfte (weiterführende Schu-
len)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Bei der Stabilität der Internetverbindung an weiterführenden Schulen in Bayern zeigt sich aus
Sicht der befragten Lehrkräfte ein ähnliches Bild wie bei der Internetgeschwindigkeit, insofern
besteht auch hier Raum für Verbesserungen. So geben 45 Prozent der befragten Lehrkräfte
(M = 3,4, SD = 1,0) an, dass die Internetzugänge an ihrer Schule voll und ganz oder eher stabil
genug seien, um damit alle sinnvollen Anwendungsmöglichkeiten im Unterricht zu nutzen. Die-
ses Befundmuster deutet darauf hin, dass neben der reinen Geschwindigkeit auch die Zuverläs-
sigkeit der Internetverbindung eine Herausforderung darstellt.
Abbildung
47
Mitbringen privater digitaler Medien („BYOD“) aus Sicht der Lehrkräfte (weiter-
führende Schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
Da als Alternative zur Nutzung der von der Schule bereitgestellten Geräte auch die Möglichkeit
besteht, dass Lehrkräfte und/oder Schülerinnen und Schüler private Geräte für Unterrichtszwe-
cke verwenden („Bring Your Own Device“ BYOD), wurden die Lehrkräfte auch dazu befragt, ob
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
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dies auf sie und/oder ihre Schülerinnen und Schüler zutrifft. Eine deutliche Mehrheit der befrag-
ten Lehrkräfte weiterführender Schulen (64 Prozent) gibt an, dass sowohl sie als auch ihre Schü-
lerinnen und Schüler private Geräte im Unterricht einsetzen. 20 Prozent der Befragten geben
an, dass weder sie selbst noch ihre Schülerinnen und Schüler private Geräte für den Einsatz im
Unterricht mitbringen. Eine Minderheit von 15 Prozent der befragten Lehrkräfte nutzt laut ihren
Angaben eigene private Geräte während des Unterrichts, während ihre Schülerinnen und Schü-
ler keine eigenen privaten Geräte verwenden. Ein noch kleinerer Prozentsatz, 0,2 Prozent, gibt
an, dass allein die Schülerinnen und Schüler private Geräte während des Unterrichts einsetzen.
Die Ergebnisse zeigen, dass die BYOD-Praxis an weiterführenden Schulen mehrheitlich Anwen-
dung sowohl durch die Lehrkräfte als auch durch deren Schülerinnen und Schüler findet.
In der Befragung aus dem Jahr 2019, unmittelbar vor der Corona-Pandemie, gaben die befrag-
ten Lehrkräfte an weiterführenden Schulen in Bayern an, dass sie und ihre Schülerinnen und
Schüler hauptsächlich Notebooks (Lehrkräfte: 63 Prozent; Schülerinnen und Schüler: 51 Pro-
zent), Smartphones (Lehrkräfte: 50 Prozent; Schülerinnen und Schüler: 44 Prozent) und Tablet-
Computer (Lehrkräfte: 47 Prozent; Schülerinnen und Schüler: 37 Prozent) in die Schulen mitbrin-
gen. Anders als im Jahr 2019 wurden die Lehrkräfte in der aktuellen Erhebung jedoch explizit da-
nach gefragt, ob die mitgebrachten Geräte auch tatsächlich im Unterricht Verwendung finden.
Womöglich ist es auch auf diese spezifischere Fragestellung zurückzuführen, dass die aktuellen
Zahlen im Vergleich etwas geringer ausfallen als in der vorherigen Befragung.
Abbildung
48
Verhalten der Lehrkräfte bei fehlender Bereitstellung von Apps durch die Schule
(weiterführende Schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern, Online-Befragung
(n = 104).
Nicht nur private Geräte, sondern auch private Nutzerkonten können eine Rolle im digital ge-
stützten Unterricht spielen, vor allem, wenn vonseiten der Schulen keine Konten für digitale
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
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Apps bereitgestellt werden. In der Online-Zusatzbefragung wurden die Lehrkräfte weiterführen-
der Schulen daher auch dazu befragt, wie sie reagieren, wenn digitale Apps, die sie im Unter-
richt einsetzen würden, nicht von der Schule bereitgestellt werden (beispielsweise über ein Be-
nutzerkonto der Schule). Die Online-Zusatzbefragung ist, da sie lediglich einen Teil der Gesamt-
stichprobe enthält (n = 104), nicht repräsentativ für alle bayerischen Lehrkräfte weiterführender
Schulen. Die nachfolgenden Ergebnisse sollten daher unter diesem Vorbehalt interpretiert wer-
den. Die meisten der befragten Lehrkräfte (48 Prozent) geben dazu an, dass sie in solchen Fällen
ihr privates Benutzerkonto verwenden. Weitere 39 Prozent der Befragten verzichten laut eige-
nen Angaben auf den Einsatz, wenn eine digitale App vonseiten der Schule nicht verfügbar ist.
Weitere neun Prozent verfügen über andere Strategien, die nicht weiter ausgeführt wurden.
Abbildung
49
Technische Unterstützung an der Schule aus Sicht der Lehrkräfte (weiterfüh-
rende Schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Um sicherzustellen, dass die den Lehrkräften bereitgestellte Ausstattung im Unterricht auch tat-
sächlich effektiv genutzt werden kann, spielt die technische Unterstützung, die den Lehrkräften
zur Verfügung steht, eine entscheidende Rolle. Ihre Bewertung durch die telefonisch befragten
Lehrkräfte weiterführender Schulen zeigt jedoch, dass trotz einer vorhandenen grundlegenden
Ausstattung und Unterstützung noch Raum zur Optimierung besteht. In der aktuellen Befragung
stimmen 41 Prozent der Lehrkräfte voll und ganz oder eher der Aussage zu, dass ihnen genü-
gend technische Unterstützung bei der Wartung der IT-Ausstattung zur Verfügung steht
(M = 3,2; SD = 1,1). Dabei zeigt sich im Vergleich mit der Befragung aus dem Jahr 2019 (M = 3,5;
SD = 1,3) ein Rückgang in der Zufriedenheit der Lehrkräfte.
Ein Vergleich mit den Befragungsergebnissen aus dem Jahr 2020 (M = 3,9; SD = 1,2), während
der Corona-Pandemie, gestaltet sich komplizierter. Während der Pandemie wurde die techni-
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Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
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sche Unterstützung vermutlich verstärkt, um den Notfall-Distanzunterricht überhaupt erst mög-
lich zu machen. So stimmten hier deutlich mehr Lehrkräfte (71 Prozent) voll und ganz oder eher
der Aussage zu, dass ihre Schule sicherstellte, dass ihnen genügend technische Unterstützung
während der Schulschließungen zur Verfügung stand. Es ist anzunehmen, dass zu diesem Zeit-
punkt besondere Anstrengungen unternommen wurden, um die nötigen Ressourcen bereitzu-
stellen.
Abbildung
50
Medienpädagogische Unterstützung an der Schule aus Sicht der Lehrkräfte
(weiterführende Schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Um einen qualitätsvollen digitalen Medieneinsatz zu ermöglichen und zu fördern, sind nicht nur
technische Hilfestellungen für die Lehrkräfte wichtig, auch auf medienpädagogischer Ebene sind
Unterstützungsleistungen von hoher Relevanz. Der Zugang zu medienpädagogischer Unterstüt-
zung an den weiterführenden Schulen in Bayern wird von den befragten Lehrkräften jedoch als
deutlich eingeschränkt wahrgenommen: Nur 35 Prozent der Befragten stimmen voll und ganz
oder eher der Aussage zu, dass medienpädagogische Unterstützung zur Integration digitaler Me-
dien in den Unterricht für sie leicht zugänglich ist (M = 3,3; SD = 0,8). Im Vergleich mit den vor-
herigen Befragungsergebnissen ist dabei ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen (2017: 60 Pro-
zent; M = 3,8; SD = 1,0/2019: 65 Prozent; M = 3,9; SD = 1,1/2020: 68 Prozent; M = 3,8; SD = 1,1).
4.1.2 Überdauernde Aspekte des pandemiebedingt digitalen Lernens aus Sicht
der Lehrkräfte (weiterführende Schulen)
Angesichts der tiefgreifenden Veränderungen, die die Corona-Pandemie im Bildungsbereich er-
forderlich gemacht hat, geht es im folgenden Abschnitt um die Frage, welche Aspekte dieser Zeit
auch nach der Pandemie noch im schulischen Alltag Bestand haben. Die Lehrkräfte weiterfüh-
render Schulen, die an der Online-Zusatzbefragung teilnahmen, wurden daher gefragt, welche
StudieDezember 2024
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überdauernden Aspekte aus ihrer Sicht bis heute bestehen geblieben sind. Diese Frage wurde
offen gestellt, das heißt, den befragten Lehrkräften wurden keine vorgegebenen Antwortmög-
lichkeiten präsentiert, um eine möglichst breite Vielfalt individueller Einschätzungen erhalten zu
können. Insofern sind an dieser Stelle auch Angaben von Bedeutung, die nur einen geringen Pro-
zentsatz ausmachen.
Abbildung
51
Überdauernde Aspekte des pandemiebedingt digitalen Lernens aus Sicht der
Lehrkräfte (weiterführende Schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern, Online-Befragung
(n = 104).
Die meisten der in der Zusatzbefragung befragten Lehrkräfte bestätigen, dass die Pandemie
dauerhafte Veränderungen hinterlassen hat, wobei 87 Prozent bejahen, dass es überdauernde
Aspekte des rein digitalen Lehrens und Lernens gibt. Nur zwölf Prozent geben dagegen an, dass
sich keiner der Aspekte, die während der Schulschließungen aufkamen, etabliert habe. Im Detail
werden von den befragten Lehrkräften, die angeben, dass bestimmte Aspekte die Pandemie
überdauert haben, insbesondere das digitale Lernen (14 Prozent), gesteigerte Flexibilität
(13 Prozent) und digitale Kommunikation über Plattformen wie Zoom und Teams (13 Prozent)
hervorgehoben. Weniger häufig genannt, aber dennoch relevant sind ortsunabhängiges Lernen
und Arbeiten (sechs Prozent) sowie Online-Tests (fünf Prozent). Weiterhin wird neben einem
besseren Miteinander (drei Prozent) und Online-Präsentationen (zwei Prozent) in der Kategorie
„Sonstiges“ die Bedeutung selbstständigen Lernens, einer verbesserten Beobachtung des Lern-
erfolges und einer individuelleren Betreuung erwähnt. Auch mehr Vielfalt an Lernansätzen so-
wie einige (auch nicht-digitale) Verhaltensänderungen, wie regelmäßiges Lüften oder die Wah-
rung von Abstand zwischen Personen, werden als überdauernde Aspekte gesehen. Insgesamt
können die befragten Lehrkräfte also etliche für sie vor allem positive Aspekte nennen, die die
Pandemie überdauert haben.
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Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
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4.1.3 Qualifizierung der Lehrkräfte (weiterführende Schulen)
Die kontinuierliche Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften ist von zentraler Bedeutung, um
eine beständige Weiterentwicklung ihrer Kompetenzen für den digitalen Medieneinsatz im Un-
terricht zu gewährleisten. Der Bereich der Qualifizierung der Lehrkräfte umfasst in den vorlie-
genden Befragungen insbesondere die Lehrkräftefortbildung (Phase 3). Dazu wurden die Lehr-
kräfte weiterführender Schulen gefragt, inwieweit sie auf eigene Initiative beziehungsweise auf
Wunsch ihrer Schulleitungen Fortbildungen zum Thema digitale Medien besuchten und wie viele
dies in den letzten Jahren waren. Erläuternd vorauszuschicken ist, dass bei der Beantwortung
dieser Frage Mehrfachnennungen möglich waren, sodass die Lehrkräfte angeben konnten, Fort-
bildungen sowohl auf eigene als auch auf Initiative der Schulleitung besucht zu haben.
Abbildung
52
Fortbildungen zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht aus Sicht der Lehr-
kräfte (weiterführende Schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
Mehrfachnennung bei „Ja“ möglich
Die Ergebnisse der Befragung der bayerischen Lehrkräfte weiterführender Schulen zum Besuch
von Fortbildungen zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht deuten auf einen rückläufigen
Trend der Eigeninitiative der Lehrkräfte hinsichtlich der Wahl ihrer Fortbildungen hin. So zeigt
sich über die Jahre hinweg ein leichter, aber stetiger Rückgang bei der Teilnahme auf eigene Ini-
tiative: Während in der Befragung aus dem Jahr 2017 noch 90 Prozent der Befragten angaben,
auf eigene Initiative Fortbildungen zu besuchen, sind es in der aktuellen Befragung nur noch
75 Prozent. Der Wunsch der Schulleitungen nach Fortbildungsbesuchen der Lehrkräfte war wäh-
rend der Corona-Pandemie im Jahr 2020 am höchsten.
Die Lehrkräfte, die angeben, Fortbildungen zum Thema digitale Medien im Unterricht besucht
zu haben, wurden auch nach der Anzahl der besuchen Fortbildungen in den letzten drei Jahren
gefragt. Auch hier erreichten die rückgemeldeten Werte im Jahr 2020, also während der
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Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
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Corona-Pandemie, ihren vorläufigen Höhepunkt (2020: 74 Prozent der Lehrkräfte besuchten laut
eigenen Angaben fünf und mehr Fortbildungen). Dies lässt sich auf den dringenden Bedarf an
Kompetenzerweiterung im Bereich des digitalen Unterrichts zu diesem Zeitpunkt zurückführen.
Obwohl im Vergleich zur Befragung aus dem Jahr 2020 in der aktuellen Befragung ein Rückgang
der Anzahl besuchter Fortbildungen zu verzeichnen ist, stellt der aktuelle Wert jedoch einen
leichten Anstieg im Vergleich zum Jahr 2019 dar (2024: 69 Prozent besuchten laut eigenen Anga-
ben fünf und mehr Fortbildungen/2019: 63 Prozent), was auf eine fortlaufende Anpassung der
Lehrkräfte weiterführender Schulen in Bayern an die Anforderungen digitaler Bildung schließen
lässt.
Insgesamt ist dabei hervorzuheben, dass trotz Verschiebungen in den Antrieben die durch-
schnittliche Anzahl an besuchten Fortbildungen zum Thema digitale Medien weiterhin konstant
hoch ausfällt. Im Vergleich zu den Befragungsergebnissen aus den Jahren 2017 (6,5) und 2019
(6,2) liegt der Durchschnittswert in der aktuellen Befragung (6,8) sogar etwas höher, was darauf
hindeutet, dass Fortbildungen zum Thema digitale Medien weiterhin häufig von den Lehrkräften
besucht werden.
4.1.4 Medienbezogene Kompetenzen und Einstellungen der Lehrkräfte (weiter-
führende Schulen)
Gemäß dem Rahmenmodell digitaler Bildung sind die medienbezogenen Kompetenzen und Ein-
stellungen der Lehrkräfte wichtige Schlüsselfaktoren für die Qualität des Einsatzes digitaler Me-
dien im Unterricht. Daher wurden folgende Aspekte untersucht:
Medienbezogene Basiskompetenzen von Lehrkräften
Medienbezogene Lehrkompetenzen von Lehrkräften
Einstellungen zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht
Zur Erfassung der medienbezogenen Kompetenzen von Lehrkräften weiterführender Schulen in
Bayern wurde zum einen ein Selbsteinschätzungstest herangezogen, der die befragten Lehr-
kräfte dabei unterstützt, ihre medienbezogenen Basiskompetenzen (instrumentelle und kritisch-
reflexive Medienkompetenzen) sowie ihre professionsspezifischen medienbezogenen Lehrkom-
petenzen einzuschätzen. Zum anderen wurde diese Selbsteinschätzung der Lehrkräfte durch ob-
jektive Kompetenztests der medienbezogenen Kompetenzen und durch eine Abfrage ihrer Ein-
stellungen zum Einsatz digitaler Medien ergänzt. Beachtet werden sollte in diesem Abschnitt,
dass die objektiven Tests und der Frageblock zu den Einstellungen der Lehrkräfte aufgrund ihrer
Länge nicht Teil der Telefonbefragung waren, sondern über die Online-Zusatzbefragung stattfan-
den, an der nicht alle telefonisch befragten Lehrkräfte teilnahmen. Ebenfalls vorausgeschickt
werden muss, dass die Befragung der Lehrkräfte zu ihren medienbezogenen Kompetenzen im
Vergleich zu den Vorgängerstudien mit neuen Befragungsinstrumenten durchgeführt wurde.
Vor diesem Hintergrund wird von einem direkten Vergleich mit früheren Befragungsergebnissen
abgesehen.
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Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
73
Abbildung
53
Medienbezogene Basiskompetenzen von Lehrkräften (weiterführende Schulen):
Instrumentelle und kritisch-reflexive Medienkompetenzen
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Medienbezogene Basiskompetenzen der Lehrkräfte beziehen sich auf deren instrumentelle so-
wie kritisch-reflexive Medienkompetenzen, die für alle mündigen Bürgerinnen und Bürger in ei-
ner Kultur der Digitalität von Bedeutung sind und auch den Schülerinnen und Schülern im Unter-
richt vermittelt werden sollen. Hinsichtlich ihrer instrumentellen Medienkompetenzen geben
55 Prozent der befragten Lehrkräfte (M = 3,4; SD = 1,2) mit voller oder teilweiser Zustimmung
an, dass sie Funktionsweisen und grundlegende Prinzipien digitaler Anwendungen durchdringen.
In Bezug auf Probleme, die in digitalen Anwendungen auftreten können, geben 70 Prozent der
Befragten (M = 3,7; SD = 1,2) an, dass sie diese lösen können. Informationen mithilfe digitaler
Medien zusammenzufassen und aufzubereiten, beherrschen laut eigenen Angaben 78 Prozent
der befragten Lehrkräfte (M = 4,1; SD = 1,1). Im Hinblick auf ihre kritisch-reflexiven Medienkom-
petenzen stimmen 68 Prozent der befragten Lehrkräfte (M = 3,8; SD = 1,1) voll oder eher der
Aussage zu, dass sie sich mithilfe digitaler Medien aktiv in aktuelle Diskurse einbringen können.
Dass sie Inhalte, Wirkungsweisen und Gestaltungsmittel digitaler Medien analysieren und beur-
teilen können, geben 82 Prozent der befragten Lehrkräfte (M = 4,0; SD = 1,0) mit voller oder teil-
weiser Zustimmung an. 70 Prozent der Befragten (M = 3,9; SD = 1,0) können darüber hinaus
nach eigenen Angaben die Bedeutung der Digitalisierung für die Wirtschafts- und Arbeitswelt
reflektieren.
Insofern schätzen die Lehrkräfte weiterführender Schulen in Bayern ihre instrumentellen Basis-
kompetenzen (M = 75 Prozent der möglichen Gesamtpunktzahl; SD = 13,3 Prozent) sowie ihre
kritisch-reflexiven Basiskompetenzen (M = 78 Prozent der möglichen Gesamtpunktzahl,
SD = 12,4 Prozent) also bereits als relativ hoch ein, was annäherungsweise auch durch den ob-
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jektiven Test bestätigt werden konnte. Die befragten Lehrkräfte weiterführender Schulen in Bay-
ern, die an der Online-Zusatzbefragung teilnahmen, erzielten durchschnittlich 94 Prozentpunkte
(SD = 6,0 Prozent) der möglichen Gesamtpunktzahl beim objektiven Test. Auf den ersten Blick
scheint der objektive Test der technischen Kenntnisse im Vergleich zu den Selbsteinschätzungen
also höhere Werte zu erzielen. Jedoch muss beachtet werden, dass am objektiven Test nur die
Lehrkräfte teilnahmen, die auch an der Online-Befragung mitgemacht haben. Es könnte also
sein, dass Lehrkräfte, die sich für die Online-Befragung entschieden, grundsätzlich technisch ver-
sierter sind. Aufgrund dieser Einschränkung lässt sich vermuten, dass die repräsentative techni-
sche Kompetenz aller Lehrkräfte etwas niedriger und näher an den Selbsteinschätzungen liegen
könnte, als es die objektiven Testergebnisse der Online-Befragung vermuten lassen.
Abbildung
54
Medienbezogene Lehrkompetenzen von Lehrkräften (weiterführende Schulen):
Planung
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
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Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
75
Abbildung
55
Medienbezogene Lehrkompetenzen von Lehrkräften (weiterführende Schulen):
Realisierung, Evaluation und Unterrichtsentwicklung
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Für einen qualitätsvollen Einsatz digitaler Medien im Unterricht benötigen Lehrkräfte neben den
medienbezogenen Basiskompetenzen auch professionsspezifische medienbezogene Lehrkompe-
tenzen. Die Ergebnisse der Befragung der Lehrkräfte weiterführender Schulen zur Selbstein-
schätzung ihrer medienbezogenen Lehrkompetenzen zeigen im Gesamten, dass die befragten
Lehrkräfte ihre medienbezogenen Lehrkompetenzen relativ hoch einschätzen (M = 76 Prozent
der möglichen Gesamtpunktzahl, SD = 10,1 Prozent). Die Ergebnisse des objektiven Tests der
Online-Befragung (n = 104) spiegeln diese Einschätzung dabei deutlich wider: In diesem erzielten
die weiterführenden Lehrkräfte durchschnittlich M = 75 Prozent der möglichen Gesamtpunkt-
zahl (SD = 10,5 Prozent).
Differenziert betrachtet zeigt sich, dass sich für jeden der einzelnen Kompetenzbereiche die
durchschnittlichen selbsteingeschätzten Kompetenzen oberhalb der Skalenmitte befinden. Am
sichersten fühlen sich die befragten Lehrkräfte weiterführender Schulen dabei in den Bereichen
der Planung des Medieneinsatzes (M = 4,1; SD = 1,1) und der digitalen Unterrichtsentwicklung
(M = 4,0; SD = 0,9). In Bezug auf die Berücksichtigung rechtlicher Vorgaben (M = 3,6; SD = 1,1),
die Unterstützung von Schülerinnen und Schülern bei der Verwendung digitaler Medien
(M = 3,8; SD = 1,3) sowie die Bewertung der Lernförderlichkeit einer digitalen Lernumgebung
(M = 3,8; SD = 1,1) fühlen sich die befragten Lehrkräfte etwas weniger sicher.
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Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
76
Abbildung
56
Einstellungen zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht aus Sicht der Lehr-
kräfte (weiterführende Schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern, Online-Befragung
(n = 104)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Auch die Einstellungen der Lehrkräfte zum Einsatz digitaler Medien nehmen Einfluss auf den
Medieneinsatz im Unterricht. Um sie zu erfassen, wurden die an der Online-Zusatzbefragung
teilnehmenden Lehrkräfte gefragt, inwieweit sie bestimmten Aussagen zur Bedeutung digitaler
Medien im Unterricht zustimmen. Die Online-Befragung ist, da sie lediglich einen Teil der Ge-
samtstichprobe enthält (n = 104), nicht repräsentativ für alle Lehrkräfte weiterführender Schu-
len. Die Ergebnisse sollten daher unter diesem Vorbehalt interpretiert werden. Insgesamt zeigt
sich, dass die meisten der befragten Lehrkräfte weiterführender Schulen, die an der Zusatzbe-
fragung teilnahmen, digitale Medien als einen wesentlichen und förderlichen Bestandteil ihres
Unterrichts betrachten. Eine hohe Zustimmungsrate bei der ersten Aussage, dass eine zuneh-
mende Einführung digitaler Medien passend für die Bedürfnisse gesellschaftlicher Veränderun-
gen sei, unterstreicht diese Ansicht (56 Prozent stimmen voll und ganz oder eher zu; M = 3,8;
SD = 1,1). Die zweite Aussage zur Notwendigkeit der Integration digitaler Medien in den Unter-
richt erhält dabei noch stärkere Zustimmung durch die Befragten (68 Prozent; M = 4,0; SD = 1,0).
Dies lässt darauf schließen, dass die Mehrheit der befragten Lehrkräfte den Einsatz digitaler Me-
dien im Unterricht als notwendig erachtet. Bei der dritten Aussage, die den Nutzen digitaler Me-
dien für den eigenen Unterricht thematisiert, ist die Zustimmung ebenfalls deutlich (78 Prozent;
M = 4,4; SD = 0,8). Die vierte Aussage, die den Mehrwert digitaler Medien für den eigenen Un-
terricht behandelt, wird von den Befragten ebenfalls überwiegend positiv beantwortet (73 Pro-
zent; M = 3,8; SD = 0,9). Lediglich acht Prozent stimmen eher und ein Prozent voll der Aussage
zu (M = 1,8; SD = 0,9), dass sie nicht daran interessiert seien, digitale Medien in ihren Unterricht
zu integrieren. Diese, obgleich nicht repräsentativen Ergebnisse spiegeln insgesamt eine positive
Einstellung der Lehrkräfte weiterführender Schulen hinsichtlich der Nutzung digitaler Medien im
Unterricht wider.
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Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
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4.1.5 Medieneinsatz im Unterricht aus Sicht der Lehrkräfte (weiterführende
Schulen)
Die Lehrkräfte weiterführender Schulen wurden nicht nur zu den Voraussetzungen, die Einfluss
auf die Ausgestaltung des Medieneinsatzes an den Schulen haben, sondern auch konkret zum
tatsächlichen Einsatz digitaler Medien in ihrem Unterricht befragt. Folgende Aspekte wurden da-
bei untersucht:
Quantität des Medieneinsatzes im Unterricht
Nutzung digitaler Werkzeuge durch Lehrkräfte
Einsatz digitaler Lehr-Lern-Arrangements im Unterricht
Initiierung von Lernaktivitäten mit digitalen Medien im Unterricht
Abbildung
57
Quantität des Medieneinsatzes aus Sicht der Lehrkräfte (weiterführende Schu-
len)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
Was die Quantität des Medieneinsatzes betrifft, wurden die Lehrkräfte weiterführender Schulen
gebeten, anzugeben, welcher Anteil ihres Unterrichts mit und welcher ohne digitale Medien ge-
staltet wird. In der Befragung aus dem Jahr 2017 wurden nach Angaben der befragten Lehr-
kräfte in 42 Prozent des Unterrichts digitale Medien eingesetzt, während 58 Prozent des Unter-
richts ohne diese Technologien stattfanden. Im Jahr 2019 hatte sich der Anteil des Einsatzes di-
gitaler Medien aus Sicht der befragten Lehrkräfte auf 53 Prozent erhöht, mit dementsprechend
47 Prozent ohne digitale Medien. In den aktuellen Befragungsergebnissen ist dagegen ein star-
ker Rückgang zu verzeichnen: Der Anteil des Unterrichts, der mit digitalen Medien gestaltet
wird, beträgt nach Angaben der befragten Lehrkräfte weiterführender Schulen nurmehr 30 Pro-
zent, während 70 Prozent des Unterrichts ohne digitale Medien gehalten werden.
StudieDezember 2024
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Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
78
Abbildung
58
Nutzung digitaler Medien aus Sicht der Lehrkräfte (weiterführende Schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
Um den Medieneinsatz im Unterricht weiterführender Schulen in Bayern näher beleuchten zu
können, wurde nicht nur nach dem Anteil digitaler Medien im Unterricht gefragt, sondern auch
konkret danach, welche digitalen Werkzeuge im Unterricht zum Einsatz kommen und ob diese
über das staatliche Angebot BayernCloud Schule (ByCS) genutzt werden. Die meisten der befrag-
ten Lehrkräfte weiterführender Schulen (97 Prozent) geben an, eine Lernplattform zu nutzen
mebis von ByCS wird nach Angaben der Befragten von 66 Prozent genutzt. Auch die Verwen-
dung von Lernsoftware ist laut 98 Prozent der befragten Lehrkräfte weit verbreitet 56 Prozent
nutzen dafür die Lernsoftware von ByCS. Diese hohen Nutzungszahlen deuten darauf hin, dass
die Verwendung digitaler Lernmaterialien in fast allen weiterführenden Schulen gängige Praxis
ist. Mediatheken werden laut eigenen Angaben von 62 Prozent der Lehrkräfte genutzt (43 Pro-
zent über ByCS). Webportale mit Unterrichtsmaterialien und -tipps kommen bei über der Hälfte
der Lehrkräfte (56 Prozent) zum Einsatz. 23 Prozent greifen dabei auf das ByCS-Webportal zu.
Cloud-Speicher, in denen digitale Lernmaterialien, unterrichtsbezogene digitale Dokumente so-
wie auch zur schulischen Verwaltung und Dokumentation erforderliche Dokumente gespeichert
werden können, werden von 97 Prozent der Befragten verwendet, davon nutzen 75 Prozent den
Cloud-Speicher der ByCS. Diese hohen Nutzungszahlen sind ein Hinweis auf eine bereits weit
fortgeschrittene Implementation des Drives der ByCS.
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Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
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Online-Editoren für Texte, Tabellen und Präsentationen kommen nach eigenen Angaben bei
66 Prozent der Lehrkräfte zum Einsatz. Die Diskrepanz zwischen dem Einsatz von Online-Office-
Editoren (66 Prozent) und dem Einsatz von Online-Office-Editoren über BYCS ist hierbei relativ
groß (16 Prozent), was darauf hindeutet, dass die Nutzung des Angebotes seit seiner Einführung
im Schuljahr 2022/23 noch nicht sehr verbreitet ist.
83 Prozent der Lehrkräfte weiterführender Schulen setzen zudem Videokonferenzsysteme
(53 Prozent über ByCS) und 80 Prozent digitale Online-Tafeln (45 Prozent über ByCS) ein. Diese
Angaben deuten darauf hin, dass die Online-Kommunikationssysteme, die für den digital durch-
geführten Unterricht während der Corona-Pandemie implementiert wurden, weiterhin in Ver-
wendung sind. Die interne und externe Kommunikation betreffend lässt sich feststellen, dass die
Lehrkräfte weiterführender Schulen sehr häufig angeben, Dienst-E-Mails zu verwenden (91 Pro-
zent, 42 Prozent über ByCS). Messenger, die Lehrkräften die Möglichkeit bieten, sich schnell un-
tereinander sowie mit Schülerinnen und Schülern und deren Eltern auszutauschen, werden von
66 Prozent der Befragten (28 Prozent über ByCS) genutzt.
Schulorganisationssoftware, über die es möglich ist, mit Eltern sowie Schülerinnen und Schülern
zu kommunizieren sowie Verwaltungsdokumente auszutauschen, wird von 76 Prozent der be-
fragten Lehrkräfte verwendet (27 Prozent über ByCS). Dagegen scheint die Online-Notenerfas-
sung mit einer Zustimmung von 57 Prozent (20 Prozent über ByCS) weniger stark genutzt zu
werden. Diese relativ geringe Nutzungsquote lässt auf Barrieren schließen, die die umfassende
Digitalisierung dieses Bereichs der Schulverwaltung und -organisation bisher verhindern. Mögli-
che Gründe hierfür könnten unter anderem in etwaigen Schwierigkeiten bei der Berücksichti-
gung von Datenschutzbestimmungen liegen.
Die Nutzungszahlen, die die befragten Lehrkräfte angeben, zeigen insgesamt, dass nur ein Teil
der weiterführenden Schulen digitale Lösungen für zentrale Verwaltungsaufgaben einsetzt:
46 Prozent für Benutzer- und Rechteverwaltung, 39 Prozent für das Prüfungsarchiv und 41 Pro-
zent für die Online-Erfassung der Fachwahl. Speziell die Nutzung über das System ByCS liegt bei
23 Prozent für die Benutzer- und Rechteverwaltung, bei 26 Prozent für das Prüfungsarchiv und
bei 22 Prozent für die Fachwahlerfassung. Diese Befragungsergebnisse deuten darauf hin, dass
die Digitalisierung in diesen Bereichen noch am Anfang steht und hier also Potenzial für zukünf-
tige Entwicklungen besteht. Gleichwohl könnte die geringere Verbreitung der ByCS-Lösungen
auch daran liegen, dass sie erst seit dem Schuljahr 2022/23 angeboten werden und daher mög-
licherweise noch nicht an allen Schulen eingeführt wurden.
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Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
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Abbildung
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Einsatz digitaler Lehr-Lern-Arrangements im Unterricht aus Sicht der Lehrkräfte
(weiterführende Schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentl. Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern, Online-Befragung (n = 104)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (nie) bis 5 (sehr häufig) mit Standardabweichung.
Um noch genauere Informationen über die Ausgestaltung des mediengestützten Unterrichts zu
erhalten, wurden die Lehrkräfte der Online-Zusatzbefragung gebeten, eine Einschätzung dar-
über abzugeben, wie häufig sie digitale Medien im Kontext typischer Lehr-Lern-Arrangements
gezielt einsetzen. In der Befragung aus dem Jahr 2020 wurde Lehrkräften diese Frage erstmals
gestellt. Das ermöglicht lediglich einen Vergleich der Befragungsergebnisse aus dem Jahr 2020
(während der Pandemie) und 2024 (nach der Pandemie). Aus den Ergebnissen der Befragung
zum gezielten Einsatz digitaler Lehr-Lern-Arrangements geht hervor, dass digitalisierte Übungen
eine hohe Nutzungsfrequenz aufweisen, wobei 84 Prozent der Lehrkräfte (M = 3,8; SD = 0,4) an-
geben, diese häufig zu verwenden. Es ist jedoch zu beachten, dass im Gegensatz zur Zeit wäh-
rend der Corona-Pandemie keine der befragten Lehrkräfte die Nutzung als sehr häufig be-
schreibt, was auf eine Normalisierung des Einsatzes dieser Lernformen im post-pandemischen
Unterricht hindeutet. Der Gebrauch digitalisierter Lesetexte dagegen ist in der aktuellen Befra-
gung etwas zurückgegangen, mit 44 Prozent der Lehrkräfte, die diese nach eigenen Angaben
häufig oder sehr häufig nutzen (M = 3,0; SD = 1,4). Dies könnte auf eine teilweise Rückbesinnung
auf gedruckte Materialien hindeuten, insbesondere angesichts der Tatsache, dass während der
Corona-Pandemie im Jahr 2020 noch 73 Prozent der Lehrkräfte angaben, digitale Lesetexte oft
oder sehr oft einzusetzen (M = 3,8; SD = 1,0). Lernspiele bewahren nach den Angaben der Be-
fragten ihre Stellung auch im Vergleich mit den Ergebnissen aus dem Jahr 2020 (2024: 26 Pro-
zent häufig oder sehr häufig; M = 3,0; SD = 1,0/2020: 31 Prozent; M = 2,5; SD = 1,4), wohingegen
die Nutzung von Simulationen sowie von Erklär- und Lernvideos in der aktuellen Befragung zu-
rückgegangen ist (Simulationen 2024: Zehn Prozent; M = 2,1; SD = 1,1/2020: 22 Prozent;
M = 2,2; SD = 1,3; Erklär- und Lernvideos 2024: 50 Prozent; M = 3,4; SD = 1,2/2020: 82 Prozent;
M = 4,0; SD = 0,8). Ein deutlicher Rückgang ist auch bei der internetbasierten Zusammenarbeit
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Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
81
der Schülerinnen und Schüler feststellbar (2024: Vier Prozent; M = 2,1; SD = 0,9/2020: 36 Pro-
zent; M = 2,9; SD = 1,3), was vermutlich durch die Rückkehr zum Präsenzunterricht bedingt ist,
durch die folgerichtig das gemeinsame Arbeiten direkt vor Ort wieder mehr im Vordergrund
steht. Die Durchführung von Unterricht mit Videokonferenztools hat im Vergleich zur Befragung
aus dem Jahr 2020 ebenfalls abgenommen (2024: 22 Prozent; M = 2,5; SD = 1,1/2020: 54 Pro-
zent; M = 3,4; SD = 1,2). Dennoch ist bemerkenswert, dass selbst nach der Pandemie noch
22 Prozent der Lehrkräfte angeben, Videokonferenzen häufig oder sehr häufig in ihrem Unter-
richt zu nutzen.
Abbildung
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Passive Lernaktivitäten mit digitalen Medien im Unterricht aus Sicht der Lehr-
kräfte (weiterführende Schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Während der gezielte Einsatz digitaler Lehr-Lern-Arrangements bereits einen ersten Einblick in
die Art und Weise liefert, wie digitale Medien didaktisch eingesetzt werden, beziehen sich die
folgenden Ergebnisse auf die Häufigkeit der Initiierung verschiedener Lernaktivitäten bei den
Schülerinnen und Schülern mithilfe digitaler Medien, das heißt darauf, welche Funktion der digi-
tale Medieneinsatz im Unterricht hat. Die folgenden Fragen wurden dabei allen befragten Lehr-
kräften in der repräsentativen Telefonbefragung gestellt und waren zudem auch in allen Vorgän-
gerstudien mit jeweils nur leichten Änderungen enthalten, weshalb nun ein Vergleich über vier
Erhebungszeitpunkte (2017, 2019, 2020 und 2024) möglich wird.
Im Vergleich mit den Befragungsergebnissen aus den Jahren 2017, 2019 und 2020 lässt sich fest-
stellen, dass der Einsatz digitaler Medien zur Anregung passiver Lernaktivitäten, bei denen die
passiv-rezeptive Aufnahme von Inhalten durch die Schülerinnen und Schüler im Vordergrund
steht, nach Angaben der befragten Lehrkräfte stark zurückgegangen ist (2024: 34 Prozent häufig
und sehr häufig; M = 3,1; SD = 1,0/2020: 87 Prozent; M = 4,1; SD = 0,8/2019: 71 Prozent;
M = 4,0; SD = 1,0/2017: 78 Prozent; M = 4,1; SD = 1,1). Dies lässt darauf schließen, dass Schüle-
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Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
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rinnen und Schüler weiterführender Schulen in Bayern, anders als noch in den Jahren zuvor, we-
niger häufig in einer rezeptiven Rolle (z. B. Zuhören bei der Präsentation der Lehrkraft, Ansehen
von aufgezeichneten Unterrichtsinhalten) am mediengestützten Unterricht teilnehmen.
Abbildung
61
Aktive Lernaktivitäten mit digitalen Medien im Unterricht aus Sicht der Lehr-
kräfte (weiterführende Schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Betrachtet man die Initiierung aktiver Lernaktivitäten mit digitalen Medien im Unterricht an wei-
terführenden Schulen, fällt auf, dass sie im Vergleich zur Zeit während der Corona-Pandemie
zwar zurückgegangen ist, der Rückgang im Vergleich zu den Befragungsergebnissen aus dem
Jahr 2019 jedoch nicht stark ausgeprägt ist: 41 Prozent der Lehrkräfte (M = 3,2; SD = 1,0) geben
in der aktuellen Befragung an, dass sie Programme beziehungsweise Apps wie Vokabeltrainer
oder einfache Übungsprogramme im Unterricht häufig oder sehr häufig nutzen. Dies lässt den
Schluss zu, dass aktive Lernaktivitäten aus Sicht der Lehrkräfte in etwa so häufig wie im Jahr
2019 (42 Prozent; M = 3,3; SD = 1,1) verwendet werden.
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Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
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Abbildung
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Konstruktive Lernaktivitäten mit digitalen Medien im Unterricht aus Sicht der
Lehrkräfte (weiterführende Schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Für die Initiierung konstruktiver Lernaktivitäten mithilfe digitalen Medien, das heißt der Produk-
tion von Inhalten und der Lösung von Problemstellungen durch die Schülerinnen und Schüler
(z. B. Auswertung von Daten aus einem selbst durchgeführten Experiment oder Drehen eines
Videos durch die Schülerinnen und Schüler), ist ein auffälliger Rückgang im Vergleich zu den vor-
herigen Befragungsergebnissen zu verzeichnen (2024: 21 Prozent häufig oder sehr häufig;
M = 2,8; SD = 0,9/2020: 48 Prozent; M = 3,3; SD = 1,0/2019: 45 Prozent; M = 3,4; SD = 1,2/2017:
48 Prozent; M = 3,4; SD = 1,4). Dies könnte darauf hindeuten, dass Lehrkräfte den Mehrwert ei-
ner digitalen Unterstützung konstruktiver Lernaktivitäten nach der intensiven Nutzung während
der Corona-Pandemie nun differenzierter betrachten.
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Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
84
Abbildung
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Interaktive Lernaktivitäten mit digitalen Medien im Unterricht aus Sicht der
Lehrkräfte (weiterführende Schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Die Ergebnisse zur Initiierung interaktiver Lernaktivitäten zeigen, dass Lehrkräfte an weiterfüh-
renden Schulen die Nutzung digitaler Medien im Unterricht für die gemeinsame Produktion von
Inhalten und die gemeinsame Lösung von Problemstellungen durch die Schülerinnen und Schü-
ler (z. B. gegenseitige Überprüfung von Problemlösungen oder Argumentieren in einem Diskussi-
onsforum) auf einem Niveau fortsetzen, das mit demjenigen zur Zeit der Corona-Pandemie ver-
gleichbar ist (2024: 32 Prozent häufig oder sehr häufig; M = 3,0; SD = 1,0/2020: 34 Prozent;
M = 2,8; SD = 1,3). Im Vergleich zu den Befragungsergebnissen aus dem Jahr 2019 (2019: 45 Pro-
zent; M = 3,4; SD = 1,2) ist jedoch ein allgemeiner Rückgang zu verzeichnen, der auch das Jahr
2020 einschließt.
Die Erfahrungen während der Pandemie könnten also die Wertschätzung für solche digitalen
Lehransätze verfestigt haben, die die konstruktive Interaktion zwischen Schülerinnen und Schü-
lern ermöglichen. So bleibt die Initiierung interaktiver Lernaktivitäten auf einem ähnlich hohen
Niveau wie während der Schulschließungen. Gleichwohl bleibt dabei auch zu berücksichtigen,
dass interaktive Lernaktivitäten nach Angaben der Lehrkräfte nicht im selben Maße wie noch im
Jahr 2019 angeregt werden. Dieser Rückgang fällt dabei jedoch um einiges weniger stark aus als
beispielsweise für die passiven Lernaktivitäten.
Um die Dynamik zwischen digital gestützten und nicht digital gestützten Lehr-Lern-Szenarien
noch etwas deutlicher beleuchten zu können, wurden die Lehrkräfte weiterführender Schulen
im Rahmen der Online-Zusatzbefragung auch dazu befragt, wie häufig sie nicht-digitale Unter-
richtsmethoden zur Förderung verschiedener Lernaktivitäten bei den Schülerinnen und Schülern
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
85
anwenden. Die Online-Zusatzbefragung ist, da sie lediglich einen Teil der Gesamtstichprobe ent-
hält (n = 104), nicht repräsentativ für alle bayerischen Lehrkräfte weiterführender Schulen.
Nachfolgende Ergebnisse aus der Online-Zusatzbefragung sollten daher unter diesem Vorbehalt
interpretiert werden. Die Ergebnisse zeigen eine Verschiebung der Präferenz bei der Anregung
von Lernaktivitäten ohne die Zuhilfenahme digitaler Medien: Die meisten Lehrkräfte (49 Pro-
zent) geben in der aktuellen Befragung an, aktive Lernaktivitäten häufig oder sehr häufig anzure-
gen (M = 3,7; SD = 1,0), während nach den Angaben der Befragten im Jahr 2019 passive Lernak-
tivitäten noch den größten Anteil ausmachten (64 Prozent; M = 3,7; SD = 1,1). Passive Lernaktivi-
täten werden in der aktuellen Befragung dagegen von nur noch 45 Prozent der befragten Lehr-
kräfte (M = 3,4; SD = 1,1) häufig oder sehr häufig initiiert, konstruktive von 44 Prozent (M = 3,2;
SD = 1,4) und interaktive von 27 Prozent (M = 2,9; SD = 1,3).
4.1.6 Künstliche Intelligenz in Schule und Unterricht aus Sicht der Lehrkräfte
(weiterführende Schulen)
Unsere digitalisierte Welt erfährt bereits den nächsten umfassenden Wandel durch die zuneh-
menden Möglichkeiten, die KI bietet, nicht zuletzt auch durch die mittlerweile leichte Zugäng-
lichkeit von KI-Anwendungen, beispielsweise dem Large Language Model ChatGPT von Open AI.
Dieser Wandel stellt das schulische Lehren und Lernen vor besondere Herausforderungen, birgt
jedoch auch erhebliche Potenziale. Um genauer zu beleuchten, inwieweit KI aus Sicht der Lehr-
kräfte weiterführender Schulen für ihre professionsspezifischen Aufgaben sowie beim schuli-
schen Lernen nützlich oder hinderlich sein kann, wurde folgender Frageblock erstmals in der
vorliegenden Studie eingesetzt. Er behandelt
den Nutzen, den Lehrkräfte in der Verwendung von KI für die Schule und den Unterricht
sehen,
eine Einschätzung ihrer aktuellen Fähigkeit im Umgang mit KI,
deren tatsächliche Nutzung im Unterricht sowie
Chancen und Herausforderungen, die Lehrkräfte weiterführender Schulen bei der Verwen-
dung von KI für das schulische Lernen sehen.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
86
Abbildung
64
Künstliche Intelligenz in Schule und Unterricht: Nutzen aus Sicht der Lehrkräfte
(weiterführende Schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
Bezüglich des Nutzens von KI für Schul- und Unterrichtszwecke wurden die teilnehmenden Lehr-
kräfte der repräsentativen Telefonbefragung ohne Vorgabe von vordefinierten Antwortmöglich-
keiten befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Meinungen von Lehrkräften an weiterführenden
Schulen in Bayern über den Nutzen von KI im Bildungskontext geteilt sind: Während 30 Prozent
der Befragten keinen Nutzen in der Verwendung von KI für Schule und Unterricht sehen, erken-
nen 18 Prozent das Potenzial von KI insbesondere bei der Vorbereitung des Unterrichts an. Wei-
terhin finden zehn Prozent der befragten Lehrkräfte, dass KI bei der Erstellung von Arbeitsaufga-
ben hilfreich sein kann. Für die Recherche und Informationsbeschaffung sehen neun Prozent ei-
nen Nutzen. KI wird dabei auch von sieben Prozent der befragten Lehrkräfte für die Bereitstel-
lung von Anschauungs- und Bildmaterial als nützlich angesehen. Weitere Befragte sehen einen
Nutzen von KI in einer Bereicherung des Unterrichts durch neue Inspirationsquellen und Anre-
gungen (drei Prozent), in der Gestaltung interessanterer Unterrichtseinheiten (drei Prozent) und
der Verbesserung von Präsentationen (drei Prozent) sowie Tests und Klassenarbeiten (zwei Pro-
zent). Nur ein Prozent der befragten Lehrkräfte gibt dabei explizit an, insgesamt skeptisch ge-
genüber KI-Anwendungen für das Lehren und Lernen zu sein. Acht Prozent der Befragten geben
an, dazu entweder nichts zu wissen oder keine Angabe machen zu wollen.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
87
Abbildung
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Künstliche Intelligenz in Schule und Unterricht: Fähigkeiten der Lehrkräfte (wei-
terführende Schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (keine Fähigkeit) bis 5 (hohe Fähigkeit) mit Standardabweichung.
In Bezug auf ihre Fähigkeit im Umgang mit KI im Schul- und Unterrichtskontext sehen sich die
meisten der befragten Lehrkräfte weiterführender Schulen im mittleren Bereich (36 Prozent;
M = 2,5; SD = 1,1). Fast die Hälfte der Befragten (46 Prozent) sehen bei sich selbst keine oder nur
eine geringe Fähigkeit im Umgang mit KI-Technologien. Im Gegensatz dazu verfügen nach eige-
nen Angaben nur 16 Prozent der Lehrkräfte über eher hohe oder hohe Fähigkeiten im Umgang
mit KI.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
88
Abbildung
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Nutzung von Künstlicher Intelligenz aus Sicht der Lehrkräfte (weiterführende
Schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
Hinsichtlich der tatsächlichen aktuellen Nutzung von KI in weiterführenden Schulen in Bayern
zeigt sich, dass ein Teil der befragten Lehrkräfte bereits mit diesen Technologien arbeitet:
Neun Prozent setzen KI-Tools nach eigenen Angaben für die Planung und Erstellung von Unter-
richtsmaterial ein. Etwas weniger, nämlich fünf Prozent der befragten Lehrkräfte, verwenden KI
aktiv während der Unterrichtsdurchführung. Nach dem Unterricht nutzen acht Prozent der Be-
fragten KI-Anwendungen, beispielsweise, um bei der Korrektur von Aufgaben Unterstützung zu
erhalten. Trotz dieser Anwendungsszenarien bleibt die Mehrheit der Lehrkräfte weiterführender
Schulen in Bayern noch unvertraut mit dem Einsatz von KI im Bildungsbereich und hat sie noch
nicht in ihren Unterricht integriert (8993 Prozent).
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
89
Abbildung
67
Chancen von Künstlicher Intelligenz für das schulische Lernen aus Sicht der
Lehrkräfte (weiterführende Schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
Hinsichtlich der Chancen von KI für das schulische Lernen wurden die teilnehmenden Lehrkräfte
weiterführender Schulen wiederum ohne Vorgabe vordefinierter Antwortmöglichkeiten nach
ihrer Einschätzung gefragt. Die Einschätzung der befragten Lehrkräfte weiterführender Schulen
hinsichtlich der Chancen, die KI für das schulische Lernen bietet, ist dabei jedoch eher zurückhal-
tend. Eine beträchtliche Anzahl, nämlich die Hälfte der Befragten, sieht keine Vorteile im Einsatz
von KI-Anwendungen im Bildungsbereich. Weitere zehn Prozent der befragten Lehrkräfte ent-
halten sich einer Meinung, und ein Prozent äußert sich allgemein skeptisch gegenüber den Mög-
lichkeiten von KI. Ein kleinerer Teil, etwa fünf Prozent der Befragten, erkennt jedoch bereits das
Potenzial von KI-Anwendungen zur Unterstützung der Individualisierung im Unterricht, während
drei Prozent glauben, dass KI bei der Findung besserer Lösungswege hilfreich sein kann. Zusätz-
lich sehen vier Prozent der befragten Lehrkräfte in KI-Anwendungen eine generelle Erleichte-
rung für ihre berufliche Tätigkeit. Eine gleich große Anzahl erwartet durch den Einsatz von KI
eine Bereicherung und mehr Vielfalt im Unterricht. Die Hoffnung auf Zeitersparnis und eine effi-
zientere Unterrichtsvorbereitung wird ebenfalls von drei Prozent der Befragten geteilt. Für wei-
tere drei Prozent stellen KI-Anwendungen eine potenzielle Quelle für Inspiration und neue Anre-
gungen für den Unterricht dar. Verbesserte Möglichkeiten der Beobachtung des Lernfortschrit-
tes der Schülerinnen und Schüler sowie eine Förderung ihrer Selbstständigkeit durch den Einsatz
von KI wird zudem von jeweils drei Prozent der befragten Lehrkräfte als Chance gesehen.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
90
Abbildung
68
Herausforderungen künstlicher Intelligenz für das schulische Lernen aus Sicht
der Lehrkräfte (weiterführende Schulen)
Basis: Lehrkräfte an öffentlichen Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien in Bayern (N = 398)
Um zu ermitteln, welche Herausforderungen die Lehrkräfte weiterführender Schulen durch die
Verwendung von KI für Schule und Unterricht wahrnehmen, wurden sie ebenso ohne Vorgabe
von vordefinierten Antwortmöglichkeiten dazu befragt. Die Herausforderungen, die der Einsatz
von KI im schulischen Kontext mit sich bringt, werden von den Lehrkräften an weiterführenden
Schulen deutlich konkreter wahrgenommen als deren Chancen. Eine nicht unerhebliche Anzahl
der Befragten (19 Prozent) äußert Bedenken, dass KI die Allgemeinbildung, die Kreativität und
die kognitiven Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler beeinträchtigen könnte. Weitere
13 Prozent befürchten, dass die Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler zum selbstständigen
Lernen unter dem Einfluss von KI leiden könnte, was einen interessanten Kontrast zu den
drei Prozent darstellt, die dagegen in genau diesem Bereich Potenziale sehen. Weitere acht Pro-
zent der befragten Lehrkräfte sehen die Gefahr einer generellen Überforderung sowohl der Ler-
nenden als auch der Lehrenden durch KI-Anwendungen. Sicherheitsbedenken und Datenschutz-
risiken werden von sieben Prozent der Befragten als Herausforderung identifiziert, während
sechs Prozent darauf hinweisen, dass durch KI möglicherweise der Austausch über schulische
Inhalte abnehmen könnte. Auch die hohen Kosten, die mit der Implementierung und dem Be-
trieb von KI-Systemen verbunden sein können, werden von drei Prozent der befragten Lehr-
kräfte als kritischer Faktor gesehen. Das für eine effektive Nutzung von KI benötigte Fachwissen
wird ebenfalls thematisiert: Zwei Prozent der Befragten sind der Meinung, dass dafür in Zukunft
spezielles Fachpersonal erforderlich sei. Darüber hinaus gibt es Bedenken (ein Prozent), dass die
Integration von KI-Technologien in die Arbeitswelt zu einer Abnahme an Arbeitsplätzen führen
könnte. Insgesamt zeigt sich, dass die befragten Lehrkräfte weiterführender Schulen bisher
mehr Herausforderungen als Chancen durch die Verwendung von KI für das schulische Lernen
sehen. Während 50 Prozent der Befragten angeben, dass sie keine Chancen nennen können, ge-
ben nur fünf Prozent an, keine Herausforderungen in Bezug auf KI-Anwendungen zu sehen.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
91
4.2 Befragung von Schülerinnen und Schülern weiterführender Schulen sowie
ihrer Eltern
Neben den Lehrkräften wurden auch die Schülerinnen und Schüler zum Stand digitaler Bildung
an den weiterführenden Schulen in Bayern befragt. Damit kann die Perspektive der Lehrkräfte
maßgeblich ergänzt werden. Für bestimmte Fragen, bei denen davon auszugehen ist, dass die
Eltern beziehungsweise Erziehungsberechtigten (im Folgenden als Eltern mitbezeichnet) der
Schülerinnen und Schüler fundierte Auskunft geben können, da sie deren schulisches Lernen zu-
hause mitbegleiten und beobachten, wurden auch diese in die Befragung einbezogen. Zur Erhe-
bung der Daten wurde eine telefonische Befragung (sog. CATI) zum Jahreswechsel 2024 (von
Mitte Dezember 2023 bis Ende Januar 2024) durchgeführt. Insgesamt nahmen N = 638 Schüle-
rinnen und Schüler weiterführender Schulen, also Mittel-, Realschulen und Gymnasien, in Bay-
ern sowie deren Eltern (je ein Elternteil für ein Kind) an der Befragung teil. Von den befragten
Schülerinnen und Schülern sind 45 Prozent männlichen und 55 Prozent weiblichen Geschlech-
tes. Im Durchschnitt sind die Befragten dreizehn Jahre alt (M = 13,4; SD = 2,2). Von den Eltern
der befragten Schülerinnen und Schüler geben drei Prozent an, alleinerziehend zu sein, während
96 Prozent dies verneinen. Ein Prozent macht zu dieser Frage keine Angabe. Gefragt nach ihrem
höchsten Bildungsabschluss, geben 28 Prozent der Eltern an, einen Volks- oder Hauptschulab-
schluss erworben zu haben, 32 Prozent die mittlere Reife und 22 Prozent das Abitur. 14 Prozent
der befragten Eltern teilen mit, ein Studium abgeschlossen zu haben. Vier Prozent machen zu
dieser Frage keine Angabe. Die telefonische Befragung ist repräsentativ und berücksichtigt eine
ausgewogene Verteilung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den verschiedenen Bezirken
in Bayern durch Stratifizierung nach diesem Faktor. Es wurden keine Hinweise auf bedeutsame
Unterschiede zwischen den Ergebnissen der Regierungsbezirke gefunden. Eine detaillierte Über-
sicht über das methodische Vorgehen sowie die demografischen Daten dieser Teilstudie befin-
det sich im Anhang.
4.2.1 Merkmale der Lernsituation der Schülerinnen und Schüler (weiterfüh-
rende Schulen)
Um zu untersuchen, welche Voraussetzungen für das schulische Lernen zuhause bei den Schüle-
rinnen und Schülern weiterführender Schulen in Bayern gegeben sind, wurden folgende Aspekte
ihrer Lernsituation erfasst:
Die verfügbare technische Ausstattung für das schulische Lernen zuhause und
außerschulische Unterstützungssysteme und Lernressourcen der Schülerinnen und Schüler,
inklusive des Umfanges an Unterstützung, die Eltern beim schulischen Lernen leisten (kön-
nen).
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
92
Abbildung
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Verfügbare technische Ausstattung für das Lernen zuhause aus Sicht der Eltern
von Schülerinnen und Schülern (weiterführende Schulen)
Basis: Eltern/Erziehungsberechtigte von Schülerinnen und Schülern weiterführender Schulen (N = 638)
89 Prozent der befragten Eltern von Schülerinnen und Schülern an einer weiterführenden Schule
geben an, dass für ihre Kinder ein Gerät wie ein Notebook, ein Computer oder ein Tablet für das
Lernen zuhause immer verfügbar ist. Allerdings geben auch acht Prozent der befragten Eltern
an, dass solche Geräte bei ihnen nur manchmal verfügbar sind, was beispielsweise dann der Fall
sein kann, wenn Geräte mit Geschwistern und/oder den Eltern geteilt werden müssen. Ein Pro-
zent der Befragten gibt an, dass kein Gerät verfügbar ist, zwei Prozent machen hierzu keine An-
gabe.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
93
Abbildung
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Unterstützung beim schulischen Lernen zuhause aus Sicht der Eltern (weiterfüh-
rende Schulen)
Basis: Eltern/Erziehungsberechtigte von Schülerinnen und Schülern weiterführender Schulen (N = 638)
*Mittelwert der angegebenen Stunden (gar nicht = 0 Stunden), Mehrfachnennungen möglich.
Im Durchschnitt geben die befragten Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen an,
beim schulischen Lernen zuhause 1,3 Stunden pro Tag Unterstützung von ihren Eltern zu erhal-
ten, wobei der Großteil der Angaben auf die Spanne zwischen bis zu einer (26 Prozent) und bis
zu zwei Stunden (44 Prozent) täglich fällt. 19 Prozent der Befragten geben an, keine Unterstüt-
zung von ihren Eltern beim schulischen Lernen zuhause zu erhalten (oder zu benötigen).
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
94
Abbildung
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Außerschulische Unterstützungssysteme und Lernressourcen aus Sicht der
Schülerinnen und Schüler (weiterführende Schulen)
Basis: Schülerinnen und Schüler an Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien (N = 638)
Mehrfachnennungen möglich
Was die Lernunterstützung betrifft, wurde jedoch nicht nur nach der täglichen Dauer der elterli-
chen Unterstützung beim schulischen Lernen zuhause gefragt, sondern auch nach der Nutzung
weiterer Ressourcen, wobei den Befragten Mehrfachnennungen möglich waren. Laut eigenen
Angaben suchen sich die meisten befragten Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen
im Internet (78 Prozent) sowie bei Freundinnen und Freunden (76 Prozent) Unterstützung für ihr
schulisches Lernen. Der Klassenchat liegt mit 62 Prozent der Angaben auf dem dritten Platz und
damit ebenfalls noch vor dem Lernen mit den Eltern. Deutlich weniger häufig nennen die be-
fragten Schülerinnen und Schüler Nachhilfeunterricht (sechs Prozent) oder KI-Anwendungen
(drei Prozent) als Unterstützungsquelle.
Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass eine Zunahme der selbstständigen Internet-
recherche mit dem Fortschreiten der Schuljahre beobachtet werden kann: Während bis zu
79 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 5 bis 10 angeben, Unter-
stützung im Internet zu suchen, steigt dieser Anteil für die Klassenstufen 11 bis 13 auf 89 Pro-
zent. Dies deutet darauf hin, dass mit dem Übergang von der Sekundarstufe I zur Sekundar-
stufe II die Fähigkeit, Neigung und/oder Notwendigkeit, eigenständig im Internet zu recherchie-
ren, eine immer größere Rolle im Lernprozess der Schülerinnen und Schüler einnimmt.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
95
4.2.2 Überdauernde Aspekte des digitalen pandemiebedingten Lernens aus
Sicht der Eltern (weiterführende Schulen)
Analog zur Befragung der Lehrkräfte weiterführender Schulen in Bayern wurden auch die Eltern
der Schülerinnen und Schüler dazu befragt, ob es aus ihrer Sicht Aspekte des pandemiebeding-
ten Lernens gibt, die seit der Rückkehr zum Präsenzunterricht noch Bestand haben, und welche
dies sind. Dies ermöglicht, die Perspektive der Lehrkräfte um eine Perspektive auf die Folgen der
Corona-Pandemie für das schulische Lernen zuhause zu ergänzen. Die Eltern der Schülerinnen
und Schüler weiterführender Schulen wurden dazu offen befragt, das heißt, dass ihnen keine
vorgegebenen Antwortoptionen präsentiert wurden. Das bedeutet auch, dass selbst niedrige
Prozentzahlen von Bedeutung sind, da sie die Vielfalt individueller Einschätzungen abdecken.
Abbildung
72
Überdauernde Aspekte des digitalen pandemiebedingten Lernens aus Sicht der
Eltern (weiterführende Schulen)
Basis: Eltern/Erziehungsberechtigte von Schülerinnen und Schülern weiterführender Schulen (N = 638)
Hinsichtlich der überdauernden Aspekte des pandemiebedingt rein digitalen Lernens gehen die
Ansichten der befragten Eltern auseinander: 50 Prozent geben an, keine nachhaltigen Folgen
ausmachen zu können, während ein ähnlich hoher Anteil der Befragten (47 Prozent) noch im-
mer fortbestehende Aspekte nennen kann. Unter diesen geben 30 Prozent als überdauernden
Aspekt eine verbesserte Vernetzung und einen vermehrten Austausch an, was auf eine intensi-
vierte Kommunikation und Zusammenarbeit innerhalb der Schulgemeinschaft hindeutet. Zudem
berichten 20 Prozent der befragten Eltern, dass im Zuge der Corona-Pandemie Apps für schuli-
sche Zwecke eingeführt wurden, die noch immer genutzt werden. Weitere 18 Prozent der Be-
fragten betonen, dass digitales Lernen allgemein ein beständiges Element des Schulbetriebes
geworden sei. Auch eine verstärkte Internetnutzung als Teil des schulischen Lernens wird von
sechs Prozent der Befragten wahrgenommen. Drei Prozent der befragten Eltern weisen jedoch
auch auf anhaltende technische Probleme hin. Ein etwas kleinerer Anteil von zwei Prozent hebt
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
96
dagegen hervor, dass Lehrkräfte aus ihrer Sicht mittlerweile über verbesserte technische Kom-
petenzen verfügten.
4.2.3 Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler (weiterführende Schulen)
Hinsichtlich der Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler an den weiterführenden Schulen in
Bayern wurden zwei für die digitale Bildung wichtigen Kompetenzbereiche mittels Selbstein-
schätzung der Schülerinnen und Schüler erhoben:
Medienbezogene Basiskompetenzen (kritisch-reflexive und instrumentelle Medienkompe-
tenzen) sowie
Selbststeuerungskompetenzen der Schülerinnen und Schüler.
Abbildung
73
Medienbezogene Basiskompetenzen von Schülerinnen und Schülern (weiterfüh-
rende Schulen)
Basis: Schülerinnen und Schüler an Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien (N = 638)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (voll und ganz) mit Standardabweichung.
Hinsichtlich ihrer instrumentellen Medienkompetenzen geben 63 Prozent der befragten Schüle-
rinnen und Schüler weiterführender Schulen in Bayern (M = 3,7; SD = 1,3) an, dass sie voll und
ganz oder eher der Aussage zustimmen, Funktionen und grundlegende Prinzipien von digitalen
Anwendungen zu verstehen. 55 Prozent der Befragten (M = 3,5; SD = 1,4) stimmen voll und ganz
oder eher der Aussage zu, dass sie Probleme, die in digitalen Anwendungen auftreten, lösen
können. Dass sie Informationen zusammenfassen und aufbereiten können, erhält von 57 Pro-
zent der befragten Schülerinnen und Schüler (M = 3,6; SD = 1,3) volle oder teilweise Zustim-
mung. Mit Blick auf die kritisch-reflexiven Medienkompetenzen stimmen 44 Prozent der befrag-
ten Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen (M = 3,2; SD = 1,3) der Aussage zu, dass
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
97
sie sich mithilfe digitaler Medien aktiv in aktuelle Diskussionen einbringen können. Dass sie Bot-
schaft, Wirkung und Gestaltungsmittel digitaler Medien analysieren und beurteilen können, ge-
ben 46 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler (M = 3,1; SD = 1,4) mit voller oder teil-
weiser Zustimmung an. Weitere 52 Prozent der Befragten (M = 3,5; SD = 1,2) stimmen voll oder
eher der Aussage zu, dass sie in der Lage sind, über die Bedeutung der Digitalisierung für die
Schule und die Arbeitswelt zu reflektieren.
Die selbsteingeschätzten instrumentellen Medienkompetenzen der befragten Schülerinnen und
Schüler an weiterführenden Schulen in Bayern liegen im Durchschnitt mit einem Mittelwert von
3,5 (SD = 0,9) über der Skalenmitte. Nach Klassenstufen differenziert betrachtet, steigt dieser im
schulischen Werdegang der Schülerinnen und Schüler konstant leicht an (Klassenstufe 57:
M = 3,4; SD = 0,9/Klassenstufe 810: M = 3,5; SD = 0,8/Klassenstufe 1113: M = 3,7; SD = 0,8).
Die selbsteingeschätzten kritisch-reflexiven Medienkompetenzen dagegen, also Kompetenzen
wie das Reflektieren über Medieninhalte oder das Bewerten ihrer Glaubwürdigkeit, bleiben über
die verschiedenen Klassenstufen hinweg konstant (Klassenstufe 57 sowie 810: M = 3,2;
SD = 0,8/Klassenstufe 1113: M = 3,3; SD = 0,7) und liegen auch über alle Klassenstufen hinweg
nur leicht über der Skalenmitte (M = 3,2; SD = 0,8). Dies könnte darauf hinweisen, dass die För-
derung kritisch-reflexiver Medienkompetenzen im Unterricht weniger stark priorisiert wird als
die Förderung instrumenteller Medienkompetenzen.
Abbildung
74
Selbststeuerungskompetenzen von Schülerinnen und Schülern (weiterführende
Schulen)
Basis: Schülerinnen und Schüler an Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien (N = 638)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (nie) bis 5 (sehr häufig) mit Standardabweichung.
Zur Untersuchung der Selbststeuerungskompetenzen wurden die Schülerinnen und Schüler da-
nach befragt, wie häufig sie bestimmte Aktivitäten beim schulischen Lernen zuhause durchfüh-
ren, ohne dass ihre Lehrkräfte ihnen dies als Aufgabe gegeben haben. Nach eigenen Angaben
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
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greifen die befragten Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen in Bayern am häufigs-
ten auf das Internet zurück: 55 Prozent geben an, häufig oder sehr häufig online nach Informati-
onen zu Unterrichtsthemen zu suchen. Mediengestützte Kommunikation und Austausch mit
Klassenkameradinnen und -kameraden außerhalb des Unterrichts, beispielsweise über
WhatsApp, sind laut den Befragten ebenfalls weit verbreitet: 39 Prozent geben an, diese Mög-
lichkeit regelmäßig zu nutzen, um Fragen zu klären und Informationen zu teilen. Auch direkte
Hilfe von Lehrkräften, sei es per E-Mail oder Messenger, suchen sich 15 Prozent der befragten
Schülerinnen und Schüler häufig oder sehr häufig. Zudem greifen zwölf Prozent nach eigenen
Angaben häufig oder sehr häufig auf Video- und Social-Media-Plattformen zurück, um dort Vi-
deos zu unterrichtsrelevanten Themen zu recherchieren. Podcasts zu Lerninhalten gehören für
neun Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen häufig oder sehr
häufig zu den von ihnen genutzten Unterstützungsoptionen. Eine kleinere Gruppe von Schülerin-
nen und Schülern weiterführender Schulen nutzt laut eigenen Angaben weitere Strategien zur
Vertiefung ihres Wissens: Vier Prozent erstellen regelmäßig Zusammenfassungen von digitalen
Lerninhalten, um ihren Lernfortschritt zu überprüfen, und zwei Prozent der Befragten zeichnen
Sprachnotizen auf oder erstellen digitale Visualisierungen wie Mind-Maps, um Lerninhalte tiefer
zu verarbeiten. Den Ergebnissen zufolge nutzen die befragten Schülerinnen und Schüler weiter-
führender Schulen also vorwiegend Strategien zur Recherche von Informationen. Lernstrate-
gien, die helfen, den Lernstoff zu organisieren, wie zum Beispiel das Anfertigen von Mind-Maps
oder Zusammenfassungen, werden nur von einer kleineren Gruppe verwendet, obwohl diese für
den Prozess der Integration von Wissensschemata in die Strukturen des Langzeitgedächtnisses
besonders förderlich wären.
4.2.4 Medieneinsatz im Unterricht aus Sicht der Schülerinnen und Schüler (wei-
terführende Schulen)
Um zu erfassen, in welchem Umfang und auf welche Art und Weise digitale Medien im Unter-
richt weiterführender Schulen in Bayern eingesetzt werden, wurden die Schülerinnen und Schü-
ler analog zu den Lehrkräften zu
der Quantität des Medieneinsatzes,
der eigenen Nutzung digitaler Medien im Unterricht und
der Initiierung von Lernaktivitäten mithilfe digitaler Medien im Unterricht befragt.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
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Quantität des Medieneinsatzes aus Sicht der Schülerinnen und Schüler (weiter-
führende Schulen)
Basis: Schülerinnen und Schüler an Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien (N = 638)
Aus Perspektive der befragten Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen ist eine deutli-
che Zunahme des Einsatzes digitaler Medien im Unterricht im Vergleich zur Zeit vor der Corona-
Pandemie zu verzeichnen. Während in der Befragung aus dem Jahr 2019, vor der Pandemie, laut
Angaben der Schülerinnen und Schüler lediglich 26 Prozent des Unterrichts unter Einbeziehung
digitaler Medien stattfanden, ist dieser Anteil in der aktuellen Befragung auf 39 Prozent gestie-
gen. Dies deutet darauf hin, dass Schülerinnen und Schüler an weiterführenden Schulen in Bay-
ern einen Anstieg des mediengestützten Unterrichts wahrnehmen.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
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Quantität des Medieneinsatzes aus Sicht der Schülerinnen und Schüler (weiter-
führende Schulen): Anteile der Nutzung digitaler Medien
Basis: Schülerinnen und Schüler an Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien (N = 638)
Die Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen wurden daraufhin auch dazu befragt, in-
wieweit sie in einer typischen Unterrichtsstunde von 45 Minuten selbst digitale Medien nutzen.
Die meisten Schülerinnen und Schüler (49 Prozent) geben dazu an, dass sie in einer typischen
Unterrichtsstunde digitale Medien gar nicht oder bis zu fünf Minuten selbst aktiv verwenden.
Weitere 16 Prozent der Befragten geben an, digitale Medien zwischen sechs und 15 Minuten
selbst zu nutzen, 18 Prozent zwischen 16 und 30 Minuten und zwei Prozent zwischen 31 und 45
Minuten. Auf den Gesamtunterricht gerechnet ergibt sich, dass Schülerinnen und Schüler wei-
terführender Schulen durchschnittlich in acht Prozent der Unterrichtszeit digitale Medien selbst
einsetzen, während der durchschnittliche Anteil der Nutzung digitaler Medien durch die Lehr-
kräfte nach Einschätzung der Schülerinnen und Schüler bei 31 Prozent liegt.
Differenziert nach Schularten zeigt sich, dass in Mittel- und Realschulen der Anteil an Schülerin-
nen und Schülern dominiert, die digitale Medien in einer typischen Unterrichtsstunde gar nicht
selbst nutzen (Mittelschule: 32 Prozent/Realschule: 25 Prozent). An Gymnasien dagegen fällt
dieser Anteil deutlich geringer aus (18 Prozent). Die Nutzung digitaler Medien durch die Schüle-
rinnen und Schüler im Unterricht ist den Ergebnismustern zufolge also an Gymnasien bereits
selbstverständlicher als an Mittel- und Realschulen.
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Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
101
Abbildung
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Initiierung von Lernaktivitäten mit digitalen Medien im Unterricht aus Sicht der
Schülerinnen und Schüler (weiterführende Schulen): Übersicht
Basis: Schülerinnen und Schüler an Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien (N = 638)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (nie) bis 5 (sehr häufig) mit Standardabweichung.
Die Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen in Bayern wurden wie auch bereits die
Lehrkräfte nicht nur um eine quantitative Einschätzung des Medieneinsatzes gebeten, sondern
auch dazu befragt, in welcher Funktion der digitale Medieneinsatz im Unterricht steht. Betrach-
tet man die Häufigkeit der Initiierung von Lernaktivitäten mithilfe digitaler Medien im Unterricht
gemeinsam, zeigt sich, dass aktive Lernaktivitäten, die 31 Prozent der befragten Schülerinnen
und Schüler häufig oder sehr häufig im Unterricht wahrnehmen, an erster Stelle stehen. Dies
deutet aus Sicht der Befragten auf einen mediengestützten Unterricht hin, der die Schülerinnen
und Schüler zum aktiven Lernen anregt. Auf dem zweiten Platz liegen laut Angaben der befrag-
ten Schülerinnen und Schüler konstruktive Lernaktivitäten, die das kreative und eigenständige
Arbeiten fördern und laut 25 Prozent der Befragten häufig oder sehr häufig im Unterricht vor-
kommen. Passive Lernaktivitäten, wie das Zuhören oder Ansehen von Präsentationen, liegen mit
24 Prozent knapp hinter den konstruktiven Aktivitäten. Interaktive Lernaktivitäten, bei denen
die Schülerinnen und Schüler digitale Medien einsetzen, um gemeinsam an Problemlösungen zu
arbeiten, werden von 22 Prozent der Befragten als häufig oder sehr häufig eingeschätzt. Diese
Verteilung ähnelt den Ergebnismustern, die sich auch bereits bei der Einschätzung durch die
Lehrkräfte weiterführender Schulen ergaben. Auch die Befragungsergebnisse der Schülerinnen
und Schüler deuten darauf hin, dass von den Lehrkräften ein vielfältiger Methodenmix einge-
setzt wird, der besonders auf die Aktivierung und Beteiligung der Schülerinnen und Schüler ab-
zielt. Im Vergleich mit den Befragungsergebnissen aus dem Jahr 2019 ist eine Steigerung der
Häufigkeiten für alle Lernaktivitätsstufen deutlich zu verzeichnen. Dieses Muster deckt sich auch
mit den Angaben der Schülerinnen und Schüler zum wahrgenommenen Anstieg des quantitati-
ven Anteils, den digitale Medien im Unterricht einnehmen.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
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Abbildung
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Die Klassenlehrkraft erklärt den Lernstoff mithilfe einer Präsentation oder zeigt
einen Film
Basis: Schülerinnen und Schüler an Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien (N = 638)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (nie) bis 5 (sehr häufig) mit Standardabweichung.
Im Vergleich zu den Befragungsergebnissen aus dem Jahr 2019 hat sich nach Angaben der be-
fragten Schülerinnen und Schülern an weiterführenden Schulen die Häufigkeit des Vorkommens
passiver Lernaktivitäten mit digitalen Medien im Unterricht erhöht, darunter beispielsweise sol-
cher Szenarien, in denen die Klassenlehrkraft den Lernstoff mithilfe einer Präsentation erklärt
oder dazu einen Film zeigt. Während in der Befragung aus dem Jahr 2019 lediglich 13 Prozent
der Schülerinnen und Schüler angaben, dass sie zu solchen passiven Lernaktivitäten häufig oder
sehr häufig angeregt werden, ist dieser Anteil in der aktuellen Befragung auf 24 Prozent gestie-
gen. Im Gegensatz zur Befragung der Lehrkräfte erhielten die Schülerinnen und Schüler hier zu-
sätzlich die Möglichkeit, auch einmal selbst Noten zu vergeben. Dabei konnten sie die einzelnen
Lernaktivitäten mit Schulnoten auf einer Skala von 1 bis 6 ohne Zwischenstufen bewerten. Die
Bewertung passiver Lernaktivitäten durch die Schülerinnen und Schüler bleibt dabei im Ver-
gleich zur Befragung aus dem Jahr 2019 (M = 2,6; SD = 0,8) mit einer durchschnittlichen Note
von 2,5 (SD = 1,1) relativ konstant.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
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Der/die Schüler/-in benutzt im Unterricht ein Übungsprogramm z. B. auf dem
Tablet
Basis: Schülerinnen und Schüler an Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien (N = 638)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (nie) bis 5 (sehr häufig) mit Standardabweichung.
Auch die Häufigkeit der Initiierung aktiver Lernaktivitäten mithilfe digitaler Medien im Unter-
richt, beispielsweise der Nutzung von Übungsprogrammen auf Tablets, hat sich im Vergleich zu
den Befragungsergebnissen aus dem Jahr 2019 erhöht. Dabei zeigt sich eine deutliche Steige-
rung von 17 Prozent der Befragten, die im Jahr 2019 angaben, dass diese häufig oder sehr häufig
im Unterricht vorkommen, auf 31 Prozent in der aktuellen Befragung. Diese Entwicklung spie-
gelt wahrscheinlich sowohl eine verstärkte Integration digitaler Medien in den Unterricht als
auch eine erhöhte Verfügbarkeit von Tablets an Schulen wider. Die Bewertung aktiver Lernakti-
vitäten durch die Schülerinnen und Schüler fällt mit einer Durchschnittsnote von 2,4 (SD = 0,9)
ähnlich aus wie bereits bei den passiven Lernaktivitäten und bleibt dabei auch im Vergleich zur
Einschätzung aus dem Jahr 2019 relativ stabil (M = 2,3; SD = 0,9).
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
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Abbildung
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Der/die Schüler/-in arbeitet im Unterricht mit einem Computer selbstständig an
einem Problem
Basis: Schülerinnen und Schüler an Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien (N = 638)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (nie) bis 5 (sehr häufig) mit Standardabweichung.
In der Befragung aus dem Jahr 2019 gaben 17 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler
weiterführender Schulen in Bayern an, dass sie häufig oder sehr häufig konstruktive Lernaktivi-
täten im Unterricht durchführen, indem sie beispielsweise im Unterricht selbstständig mithilfe
eines Computers Probleme bearbeiten. In der aktuellen Befragung stieg auch dieser Wert auf
25 Prozent. Diese Steigerung reflektiert möglicherweise eine fortschreitende Verankerung digi-
taler Kompetenzen im Bildungssystem sowie eine verstärkte Förderung problemorientierter
Lernaktivitäten mithilfe digitaler Medien. Die Bewertung dieser Art von Lernaktivitäten durch
die Schülerinnen und Schüler fällt dabei durchaus positiv aus. So werden konstruktive Lernaktivi-
täten von den Befragten im Durchschnitt mit einer Note von 2,2 (SD = 0,9) bewertet und erzie-
len damit die beste Bewertung unter den vier Lernaktivitäten. Ein ähnliches Ergebnismuster
zeigte sich dazu auch bereits in der Befragung aus dem Jahr 2019, in der konstruktive Lernaktivi-
täten ebenfalls die beste Bewertung erhielten (M = 2,0; SD = 0,8). Die Bewertung durch die
Schülerinnen und Schüler signalisiert eine hohe Akzeptanz und Wertschätzung für das konstruk-
tive Arbeiten mit digitalen Medien und könnte auch darauf hindeuten, dass Schülerinnen und
Schüler weiterführender Schulen solche Lernformen als effektiv und bereichernd für ihr Ver-
ständnis des Lernstoffes und ihre Problemlösefähigkeiten empfinden.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
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Abbildung
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Der/die Schüler/-in arbeitet in einem Online-Forum mit anderen zusammen, um
gemeinsam ein Problem zu lösen
Basis: Schülerinnen und Schüler an Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien (N = 638)
*Mittelwert auf einer Skala von 1 (nie) bis 5 (sehr häufig) mit Standardabweichung.
Wie bei den vorherigen Lernaktivitäten, und dabei sogar noch etwas deutlicher, hat auch die
Häufigkeit der Initiierung interaktiver Lernaktivitäten mithilfe digitaler Medien, zum Beispiel das
gemeinsame Problemlösen in einem Online-Forum, nach Angaben der befragten Schülerinnen
und Schüler zugenommen: Während in der Befragung aus dem Jahr 2019 noch zehn Prozent an-
gaben, solche Lernaktivitäten häufig oder sehr häufig im Unterricht durchzuführen, hat sich die-
ser Anteil in der aktuellen Befragung mehr als verdoppelt (22 Prozent). Diese Entwicklung
könnte die verstärkte Nutzung digitaler Medien für solche komplexen kooperativen Lernmetho-
den reflektieren. Dabei bewerten die befragten Schülerinnen und Schüler weiterführender Schu-
len interaktive Lernaktivitäten mit einer Durchschnittsnote von M = 2,5 (SD = 1,2) ähnlich hoch
wie bereits die passiven und aktiven Lernaktivitäten und bleiben dabei vergleichbar mit der Be-
wertung aus der Befragung im Jahr 2019 (M = 2,3; SD = 1,2).
4.2.5 Künstliche Intelligenz in Schule und Unterricht aus Sicht der Schülerinnen
und Schüler (weiterführende Schulen)
Analog zur Befragung der Lehrkräfte weiterführender Schulen wurden auch die Schülerinnen
und Schüler zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im schulischen Kontext danach befragt,
welche Beispiele von KI-Anwendungen sie kennen,
über welche Fähigkeiten sie zu deren Verwendung verfügen,
welche Anwendungsmöglichkeiten sie beim schulischen Lernen sehen und
inwieweit KI im Kontext von Schule und Unterricht aus ihrer Sicht bereits genutzt wird.
StudieDezember 2024
Digitale Bildung an bayerischen Schulen zwischen Pandemie und KI
Befragungsstudien in den weiterführenden Schulen
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Beispiele für KI, die Schülerinnen und Schüler kennen (weiterführende Schulen)
Basis: Schülerinnen und Schüler an Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien (N = 638)
*Mehrfachnennung möglich.
Den Schülerinnen und Schülern weiterführender Schulen wurden für die Frage, welche KI-An-
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