Content uploaded by Pierre-Carl Link
Author content
All content in this area was uploaded by Pierre-Carl Link on Nov 29, 2024
Content may be subject to copyright.
Nr. 6/ 20 24
Zeitschrift Menschen.
Österreich 16 €, Deutschland und Rest-EU 19 €
Österreichische Post AG • MZ 1 4Z04002 3 M • STVMB, Wiener Straße 148, 8020 Graz • ISSN 1561-2791 47. Jahrg ang www.zeitschriftmenschen.at
Zeitschrift
für g emeinsames
Leben, Lernen und
Arbeiten
Zugehörigkeit
und Partizipation
Birte Müller: Schuld und Verantwortung S. 6
Stefan Brändli und Barbara Fäh: 100 Jahre Bildung für Alle S. 16
Franziska Felder: Partizipation und Zugehörigkeit – die Achsen des Menschseins S. 27
Andreas Eckert: Teilhabe von Jugendlichen im Autismus-Spektrum S. 59
Bezahlte Anzeige
Barrierefreiheit für Jung und Alt
D-87600 Kaufbeuren | Tel.: +49 (0) 8341/4725 | www.alumat.de
Die ausgezeichneten Magnet-Nullschwellen von ALUMAT
ermöglichen einen eleganten wie schwellen losen Übergang
bei Haus-, Balkon- und Terrassen türen. Ganz ohne Mechanik,
dafür mit 20-jähriger Garantie auf die Magnet zugkraft.
JAHREN
28
Seit
in der Pra xis
bewährt
DD_11.2024
AluAnzeigen_2023+24.indd 53AluAnzeigen_2023+24.indd 53 13.11.24 16:1013.11.24 16:10
Infos und Bestellungen: www.zeitschriftmenschen.at
Heft 1/2025 → Autismus – Leben im Spektrum Erscheinungstermin: Mitte März
Das Thema Autismus ist zwar in aller Munde, doch meist weit entfernt von der Lebensrealität. Wir
wollen diese sichtbar machen, um Verständnis und Akzeptanz zu fördern.
Heft 2–3/2025 → Die Kunst der P ege Erscheinungstermin: Mitte Juni
Teilhabe steht vor der P ege. Eine gute, personorientierte P ege geht auf den einzelnen Menschen
mit Unterstützungsbedarf ein und unterstützt seine Angehörigen und Bezugspersonen.
Heft 4/2025 → Tabu und Inklusion Erscheinungstermin: Mitte Oktober
Wie können wir auf Fremdes eingehen, ohne die mit ihm verbundenen Herausforderungen schon
durch unsere Herangehensweise zu verleugnen? Es gilt, sich dem Unvertrauten, vielleicht auch
dem Tabuisierten und Nicht-Sagbaren anzunähern und das Thema Inklusion neu zu beleuchten.
Heft 5–6/2025 → Ein Tag im Leben von … Erscheinungstermin: Mitte Dezember
Wie geht es denjenigen Menschen, die ihr Leben mit schweren physischen und kognitiven
Einschränkungen meistern müssen? Wir werfen einen Blick auf ihre Situation in verschiedenen
Ländern, auch jenseits des deutsch sprachigen Raums.
Schwerpunktthemen 2025
1Zeitschrift M. 6/2024
Foto: privat
INTRO
6/2024
Zugehörigkeit und
Partizipation
Landeserziehungsheim Albisbrunn im
20. Jahrhundert“ beleuchtet viele Fa-
cetten, auch den Einfluss der materia-
len Gegebenheiten: „Den Isolierräumen
und Mauern geschlossener Abteilungen
wurde von den damaligen Akteur:innen
des Heims ein entscheidender Wert
zugesprochen, um den ‚Erziehungs-
schwierigen‘ zu helfen.“ Die Praxis in
den Heimen beeinflusste in hohem
Maße den diagnostischen und thera-
peutischen Blick – auch in der Theorie.
Historisches Unrecht kann nicht wie-
der gutgemacht werden, aber die ver-
tiefte Reflexion geschichtlicher Ent-
wicklungen kann differenzierte Pers-
pektiven für die Gegenwart eröffnen,
und zwar jenseits einer moralischen
Verurteilung im Kontext heutiger Werte
und Normen.
Heute will die HfH Antworten für
eine inklusive Schule liefern. „Es
braucht das spezialisierte Wissen über
Bildung für Alle für eine gelingende,
tragfähige und zukunftsfähige Gesell-
schaft“, so Sebastian Brändli und
Barbara Fäh.
Die einzigartige Fähigkeit der Spe-
zies Mensch ist nach Franziska Felder
keine individuelle, sondern eine soziale.
Wir lernen – das zeigen die exzellenten
Arbeiten von Michael Tomasello – nicht
so sehr durch Imitation, sondern durch
Kollaboration miteinander. „Teilhabe
ist ein Schlüssel für und gleichzeitig
Ausdruck von Zugehörigkeit.“
Den Begriff Partizipation entflechtet
Kathrin Müller in Teil-Habe, Teil-Gabe
und Teil-Nahme.
Jede dieser Dimensionen beleuchtet
unterschiedliche Aspekte von Partizi-
pation.
Karoline Sammann stellt das
sprachliche Förderkonzept SPRINT vor,
das die kommunikative Partizipation
von (mehrsprachigen) Kindern zwi-
schen 4 und 7 Jahren fördert.
Lucia Maier, Ilona Widmer,
Melanie Nideröst und Pierre-Carl
Link berichten, wie mit Mentalisieren
in der Psychomotoriktherapie ein Be-
ziehungsraum für Gefühle der Zuge-
hörigkeit eröffnet werden kann. Pierre-
Carl Link hat dieses Heft auch angeregt
und kuratiert.
Die Digitalisierung, so Ingo Bosse,
kann die Möglichkeiten inklusiven Ler-
nens und des Zugangs zu Informatio-
nen erweitern, zugleich jedoch auch
neue Ausschlüsse schaffen. Er zeigt
an konkreten Beispielen, wie inklusive
Medienbildung gelingen kann.
„Anders nicht falsch“ – so illustriert
und beschreibt Maria Zimmermann
ihr Leben im Spektrum. An dreas
Eckert führt in seinem Beitrag über
„Kommunikation und Teilhabe von
Jugendlichen im Autismus-Spektrum“
diese Innenperspektive mit dem aktu-
ellen wissenschaftlichen Fachdiskurs
zusammen.
Aufgrund von Elterninitiativen ent-
schied das norwegische Parlament
1988, alle Wohnheime für Menschen
mit Beeinträchtigungen innerhalb we-
niger Jahre zu schließen. Per Gesetz
wurde die Zuständigkeit für alle sozia-
len Dienstleistungen auf die Gemeinde-
ebene übertragen, die für die Planung
und Vernetzung aller Bedarfe sorgt,
wobei das „Dorfgefühl“ erhalten blei-
ben soll. Franz Wolfmayr beschreibt
an einem Beispiel anschaulich, wie in
Norwegen Menschen mit Beeinträch-
tigungen als selbstbewusste Bürger:in-
nen ihr eigenes Leben führen können.
Josef Fragner, Chefredakteur
→
Zwei Jubiläen gaben den Anlass
für die Schwerpunktsetzung dieses
Heftes: Vor 100 Jahren wurde die der-
zeitige Interkantonale Hochschule
für Heilpädagogik (HfH) in Zürich
gegründet, vor 10 Jahren die UN-
Behindertenrechtskonvention in der
Schweiz ratifiziert. Der Weg zu einer
inklusiven Gesellschaft ist auch in der
Schweiz mehr als holprig – wie in ande-
ren Ländern dominieren die schönen
Worte, die realen Verhältnisse sehen
anders aus.
Neben menschenrechtlichen Aspek-
ten stellt die Behindertenrechtskon-
vention die Subjektivität der bisher
Ausgeschlossenen mit den zentralen
Aspekten der eigenen Würde (sense
of dignity) und der eigenen Zuge-
hörigkeit (sense of belonging) in den
Mittelpunkt. Manche ziehen den Be-
griff Belonging dem der Inklusion vor.
„Während Inklusion immer mit einem
Vorgang des Einbeziehens vormals
Ausgeschlossener verbunden bleibt,
sei Belonging ursprünglicher, unhin-
terfragbar“, schreibt Susanne Leitner,
die dazu auffordert, über den eigenen
Mikrokosmos hinaus in einem globalen
Zusammenhang zu denken.
Sebastian Brändli und Barbara
Fäh zeichnen die Geschichte der Hoch-
schule für Heilpädagogik Zürich nach,
die mit berühmten Namen wie Hein-
rich Hanselmann (1885–1960) und
Paul Moor (1899–1977) verbunden ist.
Hanselmann erhielt 1931 die erste Pro-
fessur für Heilpädagogik im deutsch-
sprachigen Raum. Zuvor gründete und
leitete Hanselmann von 1924 bis 1929
das Landerziehungsheim Albisbrunn.
Die dunklen Seiten dieser Ein-
richtung beleuchtet ein Autoren-
kollektiv um Lucien Criblez. Der Bei-
trag „Kontinuität und Wandel der sta-
tionären Erziehung – am Beispiel des
Manche ziehen den Begriff Belonging
(Zugehörigkeit) dem der Inklusion vor, weil er
ursprünglicher und unhinterfragbar ist.
2 Zeitschrift M. 6/2024
Franziska Felder
Partizipation und Zugehörigkeit –
die Achsen des Menschseins
27
Kathrin Müller
Partizipation zwischen Teil-Habe,
Teil-Gabe und Teil-Nahme
33
Karoline Sammann
Förderung der pragmatisch- kommunikativen
Kompetenzen als Brücke zur Teilhabe an
Kommunikation
39
Lucia Maier, Ilona Widmer, Melanie Nideröst und
Pierre-Carl Link
„Ich kann auch gut tanzen und habe es heute
sogar vorgemacht“
45
Ingo Bosse
Digitalisierung und Inklusion51
Andreas Eckert
Kommunikation und Teilhabe von
Jugendlichen im Autismus-Spektrum
59
Julius Bockelt, o. T., Tusche auf Papier, 24 × 31 cm, 2022 (Detail)
Foto: Axel Schneider
Die Einstiegsbilder zu den Fachbeiträgen auf den Seiten 26, 32, 38,
44, 50 und 58 stammen von Heinrich Reisenbauer, s. S. 56.
Inhalt
Lucien Criblez, Patrick Bühler, Elisabeth Moser Opitz,
Daniel Deplazes, Jona T. Garz, Nives Haymoz
Kontinuität und Wandel am Beispiel des
Landerziehungsheims Albisbrunn
12
Denkanstöße
Bildung
Christoph Suter
10 Jahre UN-Behindertenrechtskonvention in
der Schweiz – gibt es da etwas zu feiern?
4
Report
Essay
Atelier Goldstein
Florentine Anders
Neue Lernkultur statt klassischer Schule 8
Birte Müller
Schuld und Verantwortung6
Oliver Schulz
Julius Bockelt: Schwingungen und
Wolkenformationen
57
Susanne Leitner
Kritische Weltbürger*innenschaft als Ziel
teilhabeorientierter Pädagogik
10
An Willis Behinderung trägt niemand Schuld. Seine Schwester Olivia
steht bedingungslos zu ihm. Foto: Matthias Wittkuhn
6
Seiten 27–63
Kuratiert wurden die Fachbeiträge diesmal von
Pierre-Carl Link
Er ist Professor für Erziehung und Bildung im
Feld sozio-emotionaler und psychomotorischer
Entwicklung an der Interkantonalen Hochschule
für Heilpädagogik Zürich.
Foto: Dorothea Hochuli
Zugehörigkeit und Partizipation
Aus Elternsicht
3Zeitschrift M. 6/2024 3
In Norwegen können Menschen mit Behinderung aufgrund ausreichender
Assistenzleistung leben wie andere auch.
Quelle: Innovation Norway, https://www.visitnorway.com
Der Film „Spielen oder nicht spielen“ zeigt auf eindrucksvolle Weise die
Hürden sowie die Erfolge von Menschen mit Behinderung am Theater.
Foto: Treibsand Film
Fotoporträt
Projekte und Forschung
Franz Wolfmayr
„Mein neues Auto macht mir viel Freude“64
Nicole Haas
Der Schweizer Nationalratsabgeordnete
Islam Alijaj lebt mit Zerebralparese
24
Sebastian Brändli und Barbara Fäh
100 Jahre Hochschule für Heilpädagogik
Zürich
16
Christina Arn & Pierre-Carl Link
Ethik als Anspruch und Auftrag20
100 Jahre Hochschule für Heilpädagogik
Serie
Gut zu wissen
Anderswo
64 86
Medien und Kultur
Cornelia Müller Bösch, Cristina Raissig, Tabea Ullmann
Projekt Lebensgeschichte:
Lebenslanges Lernen sichtbar machen
66
Andrea Schramek
„Es ist alles in progress“68
Fabiana Gervasoni, Carlo Wol sberg
Partizipative Forschung – unbedingt!70
Annette Krauss & Claudia Schellenberg
Empower Peers 4 Careers72
Peter Rudlof
Inklusion in der Medizin75
Sascha Hinterleitner
Zukunftssalon statt Martinstift-Symposion76
Ulrike Jocham
Barrierefrei vom Kinderzimmer bis auf die
Terrasse
78
Barbara Schmitz
Dazugehören80
Udo Sierck
Glücksgefühle und Fallstricke82
Christine Steger
Lacher auf Kosten anderer – Diskriminierung
im Comedy-Bereich
85
Sascha Hinterleitner
„Spielen oder nicht spielen“ 86
Bücher87
Impressum und O enlegungU3
Christina Arn & Pierre-Carl Link
Ethik als Anspruch und Auftrag einer Hochschule
für Heil- und Sonderpädagogik
Die Frage, ob und weshalb
Fachpersonen der Heil- und
Sonderpädagogik über ethische
Kompetenzen verfügen sollen,
scheint im Grunde obsolet. Es
stellt sich aber in den Ausbildungs-
institutionen die Frage nach
der Umsetzung von Vermittlung,
Erweiterung und Vertiefung
ethischer Kompetenzen. Diese
werden im Artikel anhand des
Vorgehens der Interkantonalen
Hochschule für Heilpädagogik
(HfH) dargelegt. Der Problem-
aufriss dieses Artikels erfolgt über
die Beschreibung der Relevanz
ethischer Kompetenzen in Hinblick
auf moralische Frage stellungen auf
allen Ebenen – Disziplin, Profession
und Praxis (im Fall der HfH: in
Psychomotoriktherapie, Logo-
pädie, Schulischer Heilpädagogik,
Heilpädagogischer Früherziehung,
Gebärdensprachdolmetschen).
Der Artikel geht auch der Frage
nach, welchen Stellenwert ethische
Kompetenzen an einer Ausbildungs-
stätte außerhalb des Unterrichts
einnehmen sollen: Die HfH hat sich
entschieden, dass Ethik trans-
versaler Inhalt in der Aus- und
Weiterbildung von Fachpersonen,
in der Forschung, aber auch in
allen übrigen Bereichen der Insti-
tution sein soll. An der Hochschule
soll Ethik nicht nur unterrichtet,
sondern „gelebt“ werden. Ethische
Reflexion wird so Qualitätsmerkmal
für die Institution, ihre Aufgaben,
ihre Mitarbeitenden und ihre
Absolvent:innen.
Ethik in der Heil- und
Sonderpädagogik in Disziplin,
Profession und Praxis
→
Heil- und Sonderpädagog:innen
üben einen Beruf aus, der sich – ob in Lehre
oder Forschung, im schulischen oder the-
rapeutischen Alltag – mit Menschen be-
schäftigt, die besonderer Aufmerksamkeit
und besonderer Sorgfalt bedürfen. Um-
gang mit bzw. Handlung nach Begrien wie
Menschenbild, Würde, Chancengerechtig-
keit oder Autonomie sind Grundbegrie
der in der Ausbildung vermittelten sonder-
pädagogischen Theorie. Dennoch, oder
trotzdem: Ethische Kompetenzen braucht
es in der Heil- und Sonderpädagogik auf
allen Ebenen, sowohl in der Disziplin als
auch in Profession und Praxis (vgl. Felder
2012).
Klassisch deniert sich die Heil- und
Sonderpädagogik als „spezialisierte Päda-
gogik, die von einer Bedrohung durch per-
sonale und soziale Desintegration ausgeht
und bei der es im Besonderen um die Her-
stellung oder Wiederherstellung der Be-
dingungen für eigene Selbstverwirklichung
und Zugehörigkeit, für den Erwerb von
Kompetenz und Lebenssinn, also um das
Ganz-Werden geht“ (Speck 1998, 61). Darin
zeigen sich hohe moralische Ansprüche. Urs
Haeberlin schreibt: „Heilpädagogik kann es
sich [...] nicht leisten, bloss eine Wissen-
schaft zu sein. Sie hat nicht nur einen
Forschungsgegenstand auf der Objekt-
ebene der behinderten Person, sondern
auch ein Mandat auf der Subjektebene der
behinderten Person. Dieses Mandat ist – in
Praxis und Theorie – die Frage nach dem
Sein des Menschen, der als behindert gilt,
weil er in bezug [sic!] auf die gemeinsame
Daseinsgestaltung als hinderlich empfun-
den wird.“ (Haeberlin 1996, 31) Er legt der
heil- und sonderpädagogischen Arbeit ein-
deutige Werte zugrunde (vgl. ebd.):
•
Unverletzlichkeit jeglichen menschlichen
Lebens
•
Wert der Gleichwertigkeit bei extremer
Verschiedenheit
•
Wert der unverlierbaren Würde jedes
Menschen
20 Zeitschrift M. 6/2024
100 Jahre HfH
Christina Arn, lic. phil.; MAE
mit Schwerpunkt Lehre in den
Bereichen Logopädie, Schulische
Heilpädagogik und Heil-
pädagogische Früherziehung
Logopädin / Sonderpädagogin
• Interkantonale Hochschule für
Heilpädagogik Zürich (HfH)
• Institut für Partizipation und
Behinderung (IBP)
• Senior Lecturer
• Gründungsmitglied und
Präsidentin Ethikkommission
derHfH
christina.arn@hfh.ch
Foto: privat
Pierre-Carl Link ist Professor für
Erziehung und Bildung im Feld
sozio-emotionaler und psycho-
motorischer Entwicklung an der
Interkantonalen Hochschule für
Heilpädagogik Zürich. Er lehrt und
forscht zu den Themen Pädagogik
bei Verhaltensstörungen, All-
gemeine Heilpädagogik, Reexive
Professionalisierung, Psycho-
analytische Pädagogik sowie
Mentalisieren in der Psycho-
motoriktherapie und Sonder-
pädagogik. Vorstandsmitglied
der Arbeitsgemeinschaft Psycho-
dynamischer Professorinnen und
Professoren (AGPPP).
pierre-carl.link@hfh.ch
Foto: Dorothea Hochuli
Die Möglichkeiten der Ethik wurden und
werden über die Geschichte der Heil- und
Sonderpädagogik hinweg genutzt, nicht nur,
um zu einem Urteil sonderpädagogischen
Handelns zu gelangen, sondern auch, um
Fragen nach den Voraussetzungen einer
Handlung sowie einer moralischen Ein-
ordnung zu klären. Dabei wird ethisches und
moralisches Handeln zeitweise als imma-
nenter Teil des sonderpädagogischen Den
-
kens und Handelns betrachtet. Dieser Idee
soll hier allerdings widersprochen werden.
Ethik ist nicht nur eine eigenständige Diszi-
plin; sie ist die Möglichkeit, eine distanzier-
te Position zur Reexion der Inhalte einer
anderen Disziplin einzunehmen.
Beispielsweise wird das Thema Inklusion
seit langer Zeit kontrovers diskutiert (vgl.
Lindmeier & Lindmeier 2012, 184). Durch
die Umsetzung der UN-BRK wird Inklusion
zu einem zentralen Inhalt der heil- und
sonderpädagogischen Debatte. Inklusion
als zentraler Auftrag stellt tradierte Welten
der Heil- und Sonderpädagogik als Diszi-
plin, Profession und Praxis infrage. Ebenso
wird die Relevanz und Notwendigkeit einer
spezialisierten Disziplin und Profession zur
Realisierung inklusiver Bildungsarrange-
ments relativiert und hinterfragt.
Annedore Prengel, als eine Vertreterin
inklusiver Pädagogik, vertritt die Position,
dass es für die Umsetzung der Inklusion
einer heil- und sonderpädagogischen Pro-
fession respektive einer entsprechenden
Fachlichkeit hinsichtlich unterschiedlicher
Förderschwerpunkte bedarf (vgl. Prengel
2016). Damit löst Prengel eine kontroverse
Debatte aus, in der sie deutlich macht, dass
es innerhalb des Diskurses um inklusive Bil-
dung eine pädagogische Ethik braucht (ebd.
2020). Franziska Felder weist in ihrem Buch
„Ethik der inklusiven Bildung“ entschieden
darauf hin, dass Inklusion bzw. inklusives
Vorgehen als Leitmotiv der Sonder- und
Heilpädagogik eine ethische Reexion be-
nötigt, und hält dabei fest, dass es nicht
einfach ist, ein mehrdimensionales, gleich-
zeitig beschreibendes und ethisch-norma-
tives Konzept überhaupt zu analysieren
(vgl. Felder 2022, 55). Diese Diskussion hat
einen Einuss auf sonderpädagogisch-
professionelles Denken und Handeln im
Feld.
Die angewandte Ethik, die sich mit ethi-
schen und moralischen Fragen spezischer
Disziplinen wie Umwelt, Medizin oder Poli-
tik auseinandersetzt, hat der Pädagogik
bisher wenig Raum und gar nicht erst einen
eigenen Bereich eingeräumt (vgl. Prengel
2020). Und dies, obwohl sich gerade die
Pädagogik – insbesondere die Heil- und
Sonderpädagogik – in ihrem Auftrag mit
Menschen mit Verletzlichkeiten beschäftigt
(vgl. Kristeva & Gardou 2012).
Der Mensch ist verletzlich
Der Wert der Unverletzlichkeit jeglichen
menschlichen Lebens, etwa bei Haeberlin
(1996), verweist auf die Verletzlichkeit des
Menschen an sich. Diese anthropologisch
konstitutive Verletzlichkeit aller Men-
schen stellt einen Anlass für eine ethische
Auseinandersetzung dar. Aus der mensch-
lichen Verletzlichkeit, beispielsweise durch
Gewalterfahrungen, Krankheit oder Beein-
trächtigungen, ergeben sich moralische Fra-
gen, die das Leben durchziehen. Gerade die
Ereignisse der jüngsten Geschichte wie Pan-
demie, Angriskrieg in der Ukraine, Klima-
wandel verweisen auf die Unvorhersehbar-
keit von einschneidenden Veränderungen
und die inhärenten fragilen Vulnerabilitäts-
verhältnisse. Der Schutz und die Inklusion
besonders verletzlicher Menschen und die
damit aufgeworfenen moralischen Fragen,
deren Spannungsfelder und Dynamiken sich
nicht grundsätzlich in einer Pädagogik der
Vielfalt auösen lassen (vgl. Prengel 1959;
vgl. hierzu kritisch: Liesen, Felder & Felken-
dor 2015), machen ethische Antwort- und
Reexionsfähigkeiten erforderlich.
Kompetenz zur ethischen Reexion
Die Kompetenz zur ethischen Reexion
des eigenen Denkens, Fühlens und Han-
delns ist für Lehrende, Forschende, Stu-
dierende und Praktiker:innen auf allen
Ebenen der Heil- und Sonderpädagogik
unabdingbar, also auf der Ebene der Dis-
ziplin, wie oben beschrieben, und be-
sonders auf den Ebenen der Profession
und Praxis. Anschaulich wird dies an kon-
kreten Beispielen, z. B. hier aus der Lehre:
Im Rahmen der Ethik-Woche der HfH stellt
eine Studierende der schulischen Heil-
pädagogik die Frage, wie die Lehrperson
mit einem Kind mit herausforderndem
Verhalten in der Klasse umgehen kann. Die
pädagogische Situation droht zu eskalieren.
Die Lehrperson ist mit der Frage konfron-
tiert, ob das Kind mit herausforderndem
Verhalten in der Sonderschulung in einer
Kleinklasse nicht besser individuell unter-
stützt werden könne. Es stellt sich die
Frage, ob das Wohl der Klasse (z. B. ruhige-
re Lernatmosphäre) oder das Wohl des be-
treenden Kindes (z. B. resilienzförderliche
Kontakt zu Peers) höher gewichtet werden
solle – ein Dilemma der alltäglichen Schul-
praxis. Solche Fragen sind von Bedeutung
und müssen diskutiert werden, denn „Ethik
soll eine heilpädagogische Kompetenz sein
[und] ethische Fragen Teil der Lehre sein“
(Arn 2017, 33).
Hochschulen sehen sich oft primär als
wichtige Forschungseinrichtungen mit
den entsprechenden forschungsethischen
Herausforderungen. Neben den gängigen
forschungsethischen Richtlinien stellt
sich eine besondere Herausforderung,
vergleichbar vielleicht mit derjenigen der
Medizin: Geforscht wird mit Menschen mit
Verletzlichkeit. Das verlangt ein besonders
sorgfältiges Vorgehen bei der Wahl der Me-
thode (vgl. Arn 2017, 33) sowie der Planung
und insbesonders eine „Zusammenarbeit
mit möglichst allen Stakeholdern, ganz be-
sonders auch unter Beteiligung der schutz-
bedürftigen Personengruppen“ (ebd. ).
Anspruch und Auftrag einer
Hochschule für Heil- und
Sonderpädagogik
Im heil- und sonderpädagogischen Umgang
mit Menschen mit Verletzlichkeiten stellen
sich grundsätzliche Fragen der Ethik zu
Themen wie Gerechtigkeit, Verantwortung
und der Gewichtung unterschiedlicher
Werte: Wie kann man mehr Autonomie
zugestehen, aber gleichzeitig ausreichend
Schutz gewähren? Wer bekommt die knap-
pen nanziellen und zeitlichen Ressourcen?
Und es stellen sich ganz grundsätzliche Fra-
gen nach Menschenwürde und einem guten
Leben.
Es braucht ethische Kompetenzen, weil
sich in der Ausbildungssituation, sowohl
an einer Hochschule als auch in der päda-
gogischen Praxis, immerfort Dilemmata,
komplexe Fragen und herausfordernde Ent-
scheidungen stellen, die allzu oft nach einer
schnellen Lösung verlangen. Ethik, im Be-
sonderen ethische Entscheidungsmodelle,
21Zeitschrift M. 6/2024
Ethik als Anspruch und Auftrag einer Hochschule für Heil- und Sonderpädagogik
Ethische Kompetenzen
braucht es in der Heil- und
Sonderpädagogik auf allen
Ebenen, sowohl in der
Disziplin als auch in
Profession und Praxis.
An der Hochschule soll Ethik
nicht nur unterrichtet,
sondern „gelebt“ werden.
ermöglichen die Abwägung unterschied-
licher Werte und unterstützen eine re ek-
tierte Entscheidungs ndung.
Moralisches Handeln ist Teil der heil-
und sonderpädagogischen Professionalität.
Professionelles Handeln unter ethi-
schen Gesichtspunkten gilt für alle Mit-
arbeitenden, Studierenden und Weiter-
bildungsteilnehmenden der HfH. Deshalb
müssen Mitarbeitende und Studierende
in der Lage sein, ethische Grundlagen in
einem immer komplexer werdenden Um-
feld zu vertreten, verantwortungsvoll Ent-
scheidungen zu tre en und ausgehend von
ethischen Re exionen zu handeln.
Dieses Ziel soll nicht nur durch bloßes
Vermitteln von ethischen Grundlagen er-
reicht werden, sondern auch durch eine an-
wendungsorientierte Auseinandersetzung.
Zahlreiche Dilemma-Situationen und
Herausforderungen aus der Praxis zeigen
sich gerade an einer Hochschule mit dem
vierfachen Leistungsauftrag Ausbildung,
Weiterbildung, Dienstleistung und For-
schung. Ethische Kompetenz ist überall
gefordert, in allen Leistungsbereichen,
aber auch in der Zusammenarbeit inner-
halb einer Hochschule. Denn eine Hoch-
schule für Heil- und Sonderpädagogik ist
ein gesellschaftlicher Knotenpunkt für
Vulnerabilitätsverhältnisse. Daher hat die
HfH den Anspruch und den Auftrag, sich
mit Themen und Mitteln– mit Sensibilisie-
rung, Entscheidungshilfen und Leitplanken
für pädagogisches, forschendes, dienst-
leistendes und therapeutisches Handeln –
auseinanderzusetzen.
Umsetzung der Inhalte auf Ebene
einer Hochschule für Heil- und
Sonderpädagogik
Ethik an einer Hochschule umzusetzen
bedeutet, dass das Thema Ethik und ethi-
sche Kompetenz transversal das Studium,
Dienstleistungen und Weiterbildungen,
die Forschung sowie andere Bereiche wie
die Administration, Bibliothek oder Human
Resources durchziehen muss. Ethisches
Handeln muss curricular, aber auch im täg-
lichen Handeln und Tun und in der Re e-
xion vertraut, niederschwellig und leicht
anwendbar zur Verfügung stehen. Die
meisten Hochschulen geben sich dazu eine
„Ethik Policy“ oder ein damit vergleichbares
Papier. Ohne dies infrage zu stellen, ist es
notwendig, das Thema Ethik und die damit
verbundene moralisch-ethische Kompetenz
weiter zu verankern und regelmäßig einzu-
üben. Deshalb muss eine Hochschule die
ethischen und moralischen Fragen und Di-
lemmata von außen und im Inneren kennen,
regelmäßig auf ihre Aktualität prüfen und
das entsprechende Vorgehen gegebenen-
falls anpassen.
Dazu braucht es wiederum ein Organ,
das sich um die Einführung, die Umsetzung,
die Beratung und die Re exion des Vor-
gehens bemüht. An der Interkantonalen
Hochschule für Heilpädagogik übernimmt
dies seit Anfang 2024 die Ethikkommission
(EK HfH ). Die EK HfH wird als unabhängiges
Beratungsorgan mit vielfältigen Aufgaben
etabliert, das weit über die Forschungs-
ethik und das Prüfen von Ethikanträgen
sowie das Abgeben von einzelnen Voten
zu ethischen Themen hinausgeht, was die
EK HfH deutlich von Ethikkommissionen
anderer Hochschulen unterscheidet. So
verantwortet die Ethikkommission der
HfH einen von der Hochschulleitung ver-
abschiedeten Ethik-Aktionsplan 2023–2025
(vgl. Arn & Wol sberg 2023), der zum Ziel
hat, die ethische Re exionsfähigkeit – und
somit die professionellen Kompetenzen
von Mitarbeitenden, Studierenden und
Weiterbildungsteilnehmenden sowie die
der HfH als Organisation – durch geeignete
Aktionen nachhaltig zu erweitern, um ethi-
sches Handeln als Teil der heil- und sonder-
pädagogischen Professionalität in allen
Bereichen sicherzustellen. Enthalten sind
dabei Aufgaben wie:
• das Sensibilisieren für ethische Themen
und Fragestellungen im Bereich der Heil-
und Sonderpädagogik
• das Sensibilisieren für ethische Themen
und Fragestellungen, die sich aus dem
Auftrag der HfH ergeben
• Projekte zu ethischen Themen anstoßen,
begleiten, durchführen, weiterführen
• Anlaufstelle für Mitarbeitende bei
forschungsethischen Fragestellungen,
zum Beispiel bei der Beurteilung von Ab-
schlussarbeiten oder bei der Erarbeitung
von Forschungsprojekten
• die Begutachtung von Forschungs-
projekten: Bei der Eingabe von Anträgen
für Forschungsprojekte wird anhand
einer Ethikcheckliste die forschungs-
ethische Relevanz des Projektes
beurteilt
• die Zusammenarbeit mit Ethik-
kommissionen anderer Hochschulen
Des Weiteren alimentiert die EK HfH die
Fachreferenz Ethik, die sich besonders um
die fachbezogenen Inhalte in der Ausbildung
kümmert, und betreut beispielsweise auch
den Ausbau der Ethik-Plattform (ethik.hfh.
ch), einer niederschwelligen Website, die
theoretisches Wissen, Gedankenexperi-
mente sowie aktuelle Themen der Ethik
aufbereitet und einem breiten Publikum
zugänglich machen will. Und sie ist zudem
verp ichtet, Themen und Begri e stetig zu
re ektieren:
1. Gegenüber der Klientel. Wie wird die
Klientel wahrgenommen, wie wird sie be-
zeichnet und beschrieben, wie ießt „der
Standpunkt der Betro enen“ (Liesen 2006,
12) ein?
2. Gegenüber Außenstehenden. Die „Son-
der pädagogik muss ihr Handeln ‚nach aus-
sen‘ rechtfertigen, das heisst gegenüber der
Ö entlichkeit und nicht zuletzt: gegenüber
der ö entlichen Hand“ (ebd.). Denn ohne
nanzielle Unterstützung der ö entlichen
Hand ist die Arbeit der Heil- und Sonder-
pädagogik nicht vorstellbar.
3. Gegenüber sich selbst. Die Heil- und
Sonderpädagogik schuldet sich selbst auf
einer Metaebene Rechenschaft. „Dies gilt
für Disziplin wie Profession. [...]. Da ist die
Problematik, möglichst wohlbegründet
stellvertretend-advokatorisch handeln zu
müssen. Da ist der Anspruch der Sonder-
pädagogik als Wissenschaft.“ (Ebd. ) Und es
bleibt die Herausforderung, sich in einem
gesellschaftlichen System etablieren und
vor allem positionieren zu müssen. „In allen
drei Hinsichten vermischen und überlagern
sich empirische, theoretische und normati-
ve Aspekte.“ (Ebd. )
Fazit
Hochschulen kommen um das Thema Ethik
und dessen Konzeption und Umsetzung in
all ihren unterschiedlichen Arbeitsbereichen
nicht herum und müssen stets o en für
neue Entwicklungen sein: Zunehmend tre-
ten Care-Ethiken in den Fokus, die sich gera-
de für Heil- und Sonderpädagogik als durch-
aus anschlussfähig erweisen (vgl. Pelluchon
2019; Noddings 2013; Fenner 2010; Tronto
2009; Conradi 2001; Gilligan 1982).
Ethik zeigt sich als Referenzdisziplin der
22 Zeitschrift M. 6/2024
100 Jahre HfH
Ethik ist nicht nur eine eigenständige Disziplin; sie ist
die Möglichkeit, eine distanzierte Position zur Reflexion
der Inhalte einer anderen Disziplin einzunehmen.
Heil- und Sonderpädagogik. Ethik ist einer-
seits deren Re exionsinstrument, anderer-
seits stellen sich in der Heil- und Sonder-
pädagogik Probleme, die in der Ethik als
Disziplin der praktischen Philosophie einen
neuen Diskurs erö nen. Deshalb bedarf es
eigentlich einer Ethik der Heil- und Sonder-
pädagogik (vgl. Dederich 2013; Dederich &
Schnell 2011) – zumindest aber eines steten
Dialogs zwischen Heilpädagogik und Ethik
(vgl. Müller, Müller & Stein 2021):
„Denn die Sonderpädagogik nimmt
zunehmend den Diskurs mit der Philo-
sophie als Re exionswissenschaft nicht
nur in der Frage nach der theoretischen
Fundierung, sondern auch im Blick auf
die genaue Artikulierung der politischen
Dimensionen normativer Ansprüche mit
auf; umgekehrt sieht die Philosophie die
Sonderpädagogik immer stärker als eine
erfahrungsgetränkte korrektive Instanz
gegenüber einer fachimmanenten Tendenz
zur anthropologischen Verallgemeinerung,
durch welche die Heterogenität und Viel-
falt menschlicher Lebensformen allzu oft
auf hohem Abstraktionsniveau unbotmäßig
planiert werden.“ (Ebd., 270; vgl. hierzu De-
derich 2013, 22 .)
Hochschulen müssen auf allen Ebenen
der Disziplin, Profession und Praxis das
Bewusstsein p egen, dass es Re exions-
räume für ethische Fragestellungen und
Entscheidungs ndungen braucht. Auch
scheinbar alltägliche Fragen einer ethi-
schen Re exion zu unterziehen, ist ein
Merkmal von Professionalität. Einerseits
Literatur
Allan, J. (2005): Inclusion as an Ethical Project .
In:S.Tremain (Hrsg. ), Foucault and the Government
of Disability. Michigan: University of Michigan Press,
281–297.
Arn, C. (2017 ): Braucht die Heilpädagogik einen
forschungsethischen Kodex? Schweizerische
Zeitschrift für Heilpädagogik. 4/2017, 28–33.
Arn, C., & Wol sberg, C. (2023): Ethik-Aktionsplan
2023–2025. Internes Dokument, Arbeitspapier HfH.
Conradi, E. (2001): Take Care. Grundlagen einer Ethik
der Achtsamkeit. Frankfurt a. M.: campus.
Dederich, M. & Schnell, M. W. (Hrsg.) (2011 ):
Anerkennung und Gerechtigkeit in Heilpädagogik,
P egewissenschaft und Medizin– Auf dem Weg zu
einer nichtexklusiven Ethik. Bielefeld: Transcript.
Dederich, M. (2013 ): Philosophie in der Heil- und
Sonderpädagogik. Stuttgart: Kohlhammer
Felder, F. (2012): Inklusion und Gerechtigkeit. Das
Recht behinderter Menschen auf Teilhabe. Frank-
furt am Main New York: Campus.
Felder, F. (2022): Die Ethik inklusiver Bildung.
Anmerkungen zu einem zentralen bildungswissen-
schaftlichen Begri . Berlin: Springer, J. B. Metzler.
Fenner, D. ( 2010): Einführung in die Angewandte Ethik.
Tübingen: Francke.
Gilligan, C. (1982 ): In a Di erent Voice. Cambridge
London: Harvard University Press.
Haeberlin, U. (1996): Heilpädagogik als wertgeleitete
Wissenschaft. Bern: Haupt.
Kristeva, J. & Gardou, C. (2012): Behinderung
und Vulnerabilität. In: O. Braun U. Lütdke
(Hrsg. ), Sprache und Kommunikation. Stuttgart:
Kohlhammer.
Liesen, C. (2006 ): Gleichheit als ethisch-normatives
Problem der Sonderpädagogik. Bad Heilbrunn:
Klinkhardt.
Liesen, C., Felder, F. & Felkendor , K. (2015): Worüber
die Pädagogik der Vielfalt sich ausschweigt. In:Er-
wägen, Wissen, Ethik, 26(2), 2 23–225.
Lindmeier, B. & Lindmeier, C. ( 2012): Pädagogik bei
Behinderung und Benachteiligung. Stuttgart:
Kohlhammer.
Müller, J., Müller, T. & Stein, R. (2021): Inklusion als
normativer Anspruch. Perspektiven aus Sonder-
pädagogik und philosophischer Ethik. Vierteljahres-
schrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete
90 (4 ), 268–282.
Noddings, (2013 ): Caring. A Relational Approach to
Ethics and Moral Education. Berkeley: University of
California Press.
Pelluchon, C. (2019 ): Ethik der Wertschätzung.
Darmstadt: Wbg.
Prengel, A. (1995 ): Pädagogik der Vielfalt. 2. Au age.
Opladen: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Prengel, A. (2016 ): Individualisierung in der „caring
community“ – Zur inklusiven Verbesserung von
Lernleistungen. Unverö entl. Vortrag auf der IFO-
Konferenz 2016 an der Universität Bielefeld: https://
www.youtube.com/watch?v=IakwpqQt1PMt=2191s,
abgerufen am 29.3.2024
Prengel, A. (2020 ): Ethische Pädagogik. Weinheim:
Beltz.
Speck, O. (1998): System Heilpädagogik. München:
Reinhardt.
Tronto, J. (2009 ): Ethics of Care. Sharing Views on
Good Care. Interview on August 4th, 2009. Care
Ethicist Network.
muss das Thema Ethik und die ethische
Kompetenz transversal die gesamte Insti-
tution durchziehen, andererseits bedarf es
institutioneller Formen wie eines Ethikrats
oder eines Ethik-Komitees. Im Feld der Heil-
und Sonderpädagogik fehlt bislang eine
solche Perspektive, die in anderen wichti-
gen Einrichtungen zunehmend Alltag ist –
denn Hochschulen kommt in Bezug auf das
Vermitteln und Umsetzen ethischer Kom-
petenz eine Vorbildfunktion zu – gelebte
Ethik. Ethische Auseinandersetzung dient
der Professionalisierung und Qualitäts-
sicherung in pädagogisch-therapeutischer
Disziplin, Profession und Praxis. Ethische
Re exion ist die Voraussetzung für „Bil-
dung für alle“ und dafür, dass „Inklusion als
ethisches Projekt“ (vgl. Allan 2005) etab-
liert bzw. verstanden werden kann. Ethi-
sche Re exion professioneller Beziehungen
und heil- und sonderpädagogischer Tätig-
keit stellen ein Qualitätsmerkmal für päda-
gogische Haltung und Handlung dar.
… als Werkzeug.
Foto: pixabay, Hans, Gra k: emg
Artikel über QR-Code
herunterladen
23Zeitschrift M. 6/2024
Ethik als Anspruch und Auftrag einer Hochschule für Heil- und Sonderpädagogik
Ethisches Handeln muss curricular, aber auch
im täglichen Handeln und Tun in der Reflexion vertraut,
niederschwellig und leicht anwendbar zur
Verfügung stehen.
Zunehmend treten
Care-Ethiken in den
Fokus, die sich gerade
für Heil- und
Sonderpädagogik als
durchaus anschlussfähig
erweisen.
Wir freuen uns über Beiträge (bitte an die
Chefredaktion) und Leserbriefe (bitte an
die Redaktion). Die Verö entlichung eines
Beitrages legt den Standpunkt der Redaktion
nicht fest.
Redaktionsnetzwerk:
Sophia Falkenstörfer (Würzburg)
Pierre-Carl Link (Zürich)
Thomas Müller (Würzburg )
Jan Ste ens (Darmstadt )
Fabian van Essen (London)
Art-Direktion und Layout:
Eva-Maria Gugg
Miel Delahaij (Titelbild )
Illustration:
Eva-Maria Gugg
Lektorat:
Michael Supanz, Klagenfurt
Übersetzungen:
Michael Angerer
Ständige freie Mitarbeit:
Barbara Schmitz
Franz-Joseph Huainigg
Ulrike Jocham
Birte Müller
Christian Mürner
Udo Sierck
Fachthemen:
Zuletzt schrieben unter anderen für uns:
Philipp Abelein, Reinhard Burtscher,
Markus Dederich, Stephan Ellinger,
Georg Feuser, Ewald Feyerer,
Thomas Fuchs, Dieter Fischer,
Andreas Fröhlich, Ursula Haupt,
Ulrich Heimlich, Gerald Hüther,
Wolfgang Jantzen †, Ferdinand Klein,
Hans von Lüpke, Christel Manske,
Lars Mohr, Christine Preismann,
Erwin Riess †, Holger Schäfer,
Barbara Senckel, Britta Schirmer,
Ursula Stinkes, Georg Theunissen,
Hendrik Trescher, Andre F. Zimpel
Alle Autor:innen unserer Zeitschrift
nden Sie unter:
www.zeitschriftmenschen.at
Druck:
Reha-Druck
8051 Graz, Viktor-Franz-Straße 9
Tel. +43 (316) 68 52 55
rehadruck@rehadruck.at
Bezugsbedingungen:
4 Ausgaben (zwei Doppelnummern) pro Jahr
mit Onlinezugri auf Archiv und Extras.
Preise 2024/2025:
Österreich
Einzelheft: 16 €
Abo: 64 €
Studierenden-Abo*: 46 €
Außerhalb von Österreich
Einzelheft: 19 €
Abo: 76 €
Studierenden-Abo*: 58 €
Nur Digital
Einzelheft als E-Book: 10 €
Digital-Abo mit Archivzugri
pro Jahr: 45 €
Für Studierende* pro Jahr: 32 €
*mit Inskriptionsbestätigung
Alle Preise inkl. Mehrwertsteuer.
Preisänderungen vorbehalten. Die Kündigung
eines Abos ist jeweils per Ende des Kalender-
jahres schriftlich (auch per E-Mail ) möglich.
E-Campus-Lizenzen für
Ausbildungseinrichtungen:
Unabhängig von der Anzahl der
freigeschalteten IP-Adressen:
240 Euro pro Jahr plus Mehrwertsteuer
Infos und Bestellungen:
+43 ( 316) 32 79 36
o ce@zeitschriftmenschen.at
www.zeitschriftmenschen.at
Bankverbindung:
STVMB – Zeitschrift Menschen.
Steiermärkische Sparkasse
IBAN: AT53 20815 20200 001541
BIC: STSPAT2GXXX
Anzeigen- und Aboverwaltung:
Karin Hostalka
8020 Graz, Wiener Straße 148
+43 ( 316) 32 79 3614
sekretariat@eu1.at
Anzeigenannahme
Veronika Freund
1100 Wien, Neilreichgasse 113/23/2
Mobiltel.: +43 ( 677) 61 58 23 86
veronika.freund@eu1.at
Gudrun Freund
2232 Deutsch-Wagram, Bock ießerstraße 158
Mobiltel.: +43 ( 676) 34 31 587
gudrun.freund@eu1.at
Vorschau → Heft 1/2025: Autismus – Leben im Spektrum
Das Thema Autismus ist zwar in aller Munde, doch meist weit
entferntvon der Lebensrealität. Wir wollen diese sichtbar machen,
um Verständnis und Akzeptanz zu fördern.
Anzeigenannahmeschluss: 20. Jänner 2025
Erscheinungstermin: Mitte März 2025
Erklärung über die grundlegende Richtung
des periodischen Mediums:
Die Zeitschrift Menschen. vertritt die
Interessen behinderter Menschen in
Familie, Schule und Gesellschaft in der
Ö entlichkeit und zeigt Wege auf, wie
Menschen mit Behinderung gemeinsam
mit nicht behinderten Menschen leben,
lernen und arbeiten können. Dabei sollen
auch Minderheiten und Einzelpersonen
zu Wort kommen.
ISSN 15612791
Der Einfachheit halber sind sämtliche Namen
ohne Titel angeführt.
Medieninhaber, Eigentümer und Verleger:
Verein „Steirische Vereinigung für Menschen
mit Behinderung“ (STVMB)
Vorsitzender: Helmut Holzer
8020 Graz, Wiener Straße 148
Tel. +43 (316) 32 79 360
sekretariat@eu1.at
www.stvmb.at
ZVR: 261841727
Gründer und Herausgeber
Josef Fragner
Gastherausgeber dieser Nummer:
Pierre-Carl Link
Förderer:
Impressum und Offenlegung nach § 24 und § 25 (Mediengesetz)
Förderer:
Verein „Miteinander“
4020 Linz, Rechte Donaustraße 7
o ce@miteinander.com
www.miteinander.com
Redaktion:
Zeitschrift Menschen.
8020 Graz, Wiener Straße 148
+43 ( 316) 32 79 36, +43 (699 ) 133 31 556
o ce@zeitschriftmenschen.at
Josef Fragner (Chefredakteur)
josef.fragner@zeitschriftmenschen.at
Peter Rudlof (Stellv. Chefredakteur)
rudlof@eu1.at
Sascha Hinterleitner (PR und Social Media )
hinterleitner@eu1.at