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Überzeugungen von Deutschlehrer*innen
und Deutschstudierenden zur Praxisrelevanz
von Literaturwissenschaft
Eine Fragebogenstudie
Marco Magirius
Deutschdidaktisches Forschungskolloquium der Uni Hamburg
10.7.2024
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Einführung
1. Welche Überzeugungen haben (angehende)
Deutschlehrer*innen zur Praxisrelevanz von
Literaturwissenschaft, insbesondere von
Literaturtheorie?
2. Sind diese Überzeugungen von der Schulart
abhängig?
3.
Inwiefern unterscheiden sich hierbei Studierende
von im Beruf stehenden Lehrer*innen?
Forschungsfragen
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Einführung
Kaskadenmodell nach Krauss et al. (2020)
Zur Relevanz der Forschungsfragen
•
Überzeugungen sind „bedeutsam, weil sie als Filter für die
Wahrnehmung der Akteure fungieren, ihre Problemsicht
prägen und ihr Handeln mitbestimmen [...]“ (Winkler &
Wieser, 2017, 40)
•Literaturtheoretische Überzeugungen von Studierenden
schlagen auf literaturdidaktische Überzeugungen, z. B.
Aufgabenpräferenzen, durch (Magirius, 2020).
•Lehrkräfte bilden mit ihren Schüler:innen
Interpretationsgemeinschaften. Dabei beeinflussen ihre
Interpretationskonzepte u. a. das Korrekturverhalten
(Matz, 2021).
•Anknüpfen an Überzeugungen in der Ausbildung von
Lehrkräften (Winkler, 2015; 2016) – in allen Phasen.
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Forschungsstand und Anschluss an bestehende Studien
Forschung zu Dispositionen professioneller
Kompetenz – Wissen
•Forschung u. a. angestoßen durch Förderlinien wie der
Qualitätsoensive Lehrerbildung (QLb) (vgl. Hesse,
Magirius & Heins, i. V.; Bremerich-Vos, 2019; Lessing-Sattari
& Wieser, 2018; Wieser, 2020)
•Wissen von Akteur*innen wurde insbesondere in
quantitativen Studien erhoben (Pissarek & Schilcher, 2015;
2017; König et al., 2017; Bremerich-Vos et al., 2011).
•Studien mit kleinerer Stichprobe fokussieren die
Vernetzung zwischen Wissensbereichen (Masanek & Doll,
2020; Masanek, 2022; Landgraf, 2021; Landgraf & Mühling,
2020).
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Forschungsstand und Anschluss an bestehende Studien
Forschung zu Dispositionen professioneller
Kompetenz – Überzeugungen
•Überzeugungen zu Zielen von Literaturunterricht (Dawidowski &
Homann, 2016; Herz, 2021; Pieper et al., 2020)
•„Ko-Konstruktion literarischer Bildungsvorstellungen im Verlauf der
gymnasialen Oberstufe“ (Dawidowski & Homann, 2017; Homann &
Stolle, 2020; Stolle, 2017a; 2017b; Dawidowski et al., 2019; 2020): u. a.
Erhebung von Funktionen, die Lehrkräfte „Literatur und Lesen“
beimessen (ebd.) sowie Zusammenhänge mit Unterrichtsperformanz.
•LiMet-L: Rekonstruktion von lernerseitigen Verstehensprozessen und
lehrerseitigen Modellierungen“: u. a. Rekonstruktion folgender
Überzeugungselemente von Lehrkräften: 1) „Ausrichtung des
literarischen Lesens“, 2) „Schülerbilder“ und 3) die
Selbstwirksamkeitsüberzeugung (Lessing-Sattari, 2018, 12). Darüber
hinaus zeigt Wieser (2024) u. a., wie die „Konzeptionalisierung der
Metapher“ mit der „Konzeptualisierung der Analyse als Verfahren im
Literaturunterricht“ zusammenhängt.
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Forschungsstand und Anschluss an bestehende Studien
Anknüpfungspunkt I: „Überzeugungen
Deutschstudierender zum Interpretieren literarischer
Texte“ (Magirius, 2020)
„Das Interpretationsproblem, welches um die Frage kreist, „wie man eine
derart individuelle und schwer greifbare Tätigkeit wie das Interpretieren
literarischer Texte überhaupt lehren könne“ (Magirius, i. Dr.), überfordert
Studierende oenbar. Diese Überforderung führt zu einseitigen Vernach-
lässigungen entweder der Vermittlungs- oder der Fachperspektive.“(ebd.,
400)
„Diese Asymmetrien der Überzeugungen lassen sich als komplexitätsre-
duzierende Reaktion auf eine Überforderung interpretieren, die in der
Doppelrolle als wissenschaftlich ausgebildete Germanisten bzw. Germa-
nistinnen einerseits und angehende Deutschlehrerinnen und Deutsch-
lehrer andererseits angelegt ist.“ (ebd., 386)
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Forschungsstand und Anschluss an bestehende Studien
Anknüpfungspunkt I: „Überzeugungen
Deutschstudierender zum Interpretieren literarischer
Texte“ (Magirius, 2020)
„In ihren Aufgabenpräferenzen spiegelten sich Interpretationskon-
zepte, die auf Alltagstheorien oder Verkürzungen akademischer
Positionen beruhten.“ (ebd., 400)
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Forschungsstand und Anschluss an bestehende Studien
Anknüpfungspunkt I: „Überzeugungen
Deutschstudierender zum Interpretieren literarischer
Texte“ (Magirius, 2020)
Überzeugungen sind „Propositionen [.. .], die subjektiv für wahr
gehalten werden, in eine quasilogische Struktur integriert werden
können und mithin rechtfertigungsfähig sind“ (ebd., 102). Über-
zeugungen heißen literaturtheoretisch, wenn sie sich mit dem
Begri oder mit Verfahrensweisen der Literaturinterpretation
auseinandersetzen. Das schließt akademisches und schulisches
Interpretieren ein.
Definition
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Forschungsstand und Anschluss an bestehende Studien
Anknüpfungspunkt II: „Interpretationskonzepte von
Deutschlehrkräften und ihren Schüler*innen“
(Matz, 2021)
Nicht nur Studierende, auch „– teils sehr erfahrene – Lehrkräfte“ (Matz,
2021, 613) sind überfordert von „konfligierenden Ansprüchen“, die
an sie herangetragen werden (ebd., 593). Beiden bereitet deshalb
eine „Konzeptionalisierung“ des komplexen Interpretationsbegris
Schwierigkeiten (ebd., 21).
Jedoch: ‚lediglich‘ 10 Lehrkräfte.
Lässt sich dieser Befund auch anhand einer
größeren Datenbasis zeigen?
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Forschungsstand und Anschluss an bestehende Studien
Anknüpfungspunkt II: „Interpretationskonzepte von
Deutschlehrkräften und ihren Schüler*innen“
(Matz, 2021)
Nicht nur Studierende, auch „– teils sehr erfahrene – Lehrkräfte“ (Matz,
2021, 613) sind überfordert von „konfligierenden Ansprüchen“, die
an sie herangetragen werden (ebd., 593). Beiden bereitet deshalb
eine „Konzeptionalisierung“ des komplexen Interpretationsbegris
Schwierigkeiten (ebd., 21).
Jedoch: ‚lediglich‘ 10 Lehrkräfte.
Lässt sich dieser Befund auch anhand einer
größeren Datenbasis zeigen?
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Forschungsstand und Anschluss an bestehende Studien
[
plain]
1. Gibt es hier Unterschiede zwischen Proband*innen
verschiedener Studiengänge?
2. Wie sind hier Relevanzsetzungen bezüglich der Teildomäne
‚Literaturtheorie‘ im Vergleich zu anderen Bereichen
beschaen?
Fragen
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Vorgehen
Online-Fragebogen mit folgender Stichprobe
•307 Deutschstudierende aus Oldenburg, Duisburg-Essen,
Tübingen, Jena, Nürnberg, Göttingen, Frankfurt, Hamburg,
Hildesheim, Hannover, Heidelberg und München
•106 Deutschlehrer*innen aus Baden-Württemberg
•45 Deutschlehrer*innen aus Bayern, Berlin, Hamburg,
Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen,
Rheinland-Pfalz, Sachsen, Schleswig-Holstein, Schweiz.
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Vorgehen
Aufteilung der Stichprobe in Statusgruppen
A: Studierende eines Lehramts ohne Oberstufe (31.6%)
B: Studierende eines Lehramts mit Oberstufe (34%)
C: Lehrer*innen an Schulen ohne Oberstufe (7.5%)
D: Lehrer*innen an Schulen mit Oberstufe (26.9%)
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Resultate
Geschlossenes Item
Geschlossenes Item
Für wie relevant erachten Sie folgende Inhalte des literaturwis-
senschaftlichen Studiums für die Schulpraxis?
Epochen H[3] = 44.466 p< .001
Autor*innen H[3] = 25.514 p< .001
Gendertheorien F[3,455] = 8.979 p< .001
Gattungen und Genres F[3,460] = 5.175 p< .001
Literaturtheorien F[3,459] = 2.894 p=.035
bedeutende Werke H[3] = 33.054 p< .001
Gestaltungsmittel F[3,460] = 5.924 p< .001
Arbeitsweisen von Autor*innen H[3] = 2.212 p=.53
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Resultate
Geschlossenes Item
Geschlossenes Item
Für wie relevant erachten Sie folgende Inhalte des literaturwis-
senschaftlichen Studiums für die Schulpraxis?
Epochen H[3] = 44.466 p< .001
Autor*innen H[3] = 25.514 p< .001
Gendertheorien F[3,455] = 8.979 p< .001
Gattungen und Genres F[3,460] = 5.175 p< .001
Literaturtheorien F[3,459] = 2.894 p=.035
bedeutende Werke H[3] = 33.054 p< .001
Gestaltungsmittel F[3,460] = 5.924 p< .001
Arbeitsweisen von Autor*innen H[3] = 2.212 p=.53
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Resultate
Oenes Item
Oenes Item
Literaturtheorien setzen sich unter anderem mit dem
Begri und mit Verfahrensweisen der
Literaturinterpretation auseinander. Literaturtheorien
gibt es zum Beispiel in der Hermeneutik, dem
Strukturalismus, dem Poststrukturalismus oder der
Rezeptionsästhetik. Beschreiben Sie kurz, ob und
inwiefern Sie Inhalte und Positionen solcher Theorien
als relevant für Literaturunterricht erachten oder nicht.
Sie können dabei auch konkrete literaturtheoretische
Positionen benennen. Falls Sie hierzu wenig Auskunft
geben können, weil Sie im Studium kaum solche
Theorien kennengelernt haben, können Sie auch das
schreiben.
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Resultate
Oenes Item
Studierende*r Grundschullehramt, 9. Semester
Ich habe im Studium von all diesen Theorien gehört und fand
sie in dem Moment auch interessant, jedoch habe ich es wieder
vergessen, da ich es nicht regelmäßig anwende und somit mein
schlaues Gehirn dieses Wissen wieder weggeworfen hat. Ich den-
ke, dass es sinnvoll ist, sich immermal wieder mit solche Theorien
zu beschäftigen, weil man dann selbst sieht, dass man im Unter-
richt etwas "richtig" macht oder man merkt, dass es sogar eine
Theorie dazu gibt. Letztendlich glaube ich nicht, dass diese Art
von Theorien meine Unterrichtsplanung beeinflussen. Vielleicht
nur meine Haltung gegenüber meinem Unterricht, den Interpreta-
tionen der Kinder und der Literatur. Letztendlich finde ich meinen
intuitiven Umgang mit Literatur immernoch am besten. Aber es
ist schön, dass andere Leute dafür eine Theorie brauchen.
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Resultate
Oenes Item
Zweck von Literaturtheorie für den Literaturunterricht
•als Handwerk/Anleitung/Hilfestellung/Leitfaden
•Zur Vervielfältigung der Perspektiven
•Zum Einordnen/Nachvollziehen der Interpretationen
•um intentionale Interpretationen zu kritisieren
•Als Hintergrundwissen: I.-Begri; meth. Vorgehen;
Lit.-Begri
•Bewusst machen impliziter Theorien
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Resultate
Oenes Item
Studierende*r Gymnasiallehramt, 4. Semester
In meiner eigenen Schulzeit habe ich keine Erfahrungen mit
konkreten literaturtheoretischen Positionen gemacht. Dort
gab es einfach unausgesprochen „die eine Art“ zu interpre-
tieren – im Nachhinein betrachtet meist aus der Perspektive
des Strukturalismus. Im Literaturunterricht könnte ich mir
jedoch vorstellen, dass das explizit- Machen vom Verwenden
unterschiedlicher Ansätze helfen kann, den Text in seiner
Ganzheit mit allen Facetten zu verstehen.
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Resultate
Oenes Item
Studierende*r Grundschullehramt, 4. Semester
Ich wünsche mir ein Lehramtsstudium, das die Fachwissen-
schaft mit der Didaktik verbindet, anstatt beides nebenein-
ander zu stellen. Für mich persönlich ist es wichtig, auch
der Fachwissenschaft besondere Aufmerksamkeit zu wid-
men, da ich mich perspektivisch nicht nur im Lehrerberuf
wiedersehe. Gleiches gilt für die Auseinandersetzung mit
Literaturtheorie: [Hier in ...] ist die Literaturtheorie Gegen-
stand des [... Moduls ...]. Die Theorien wurden jedoch nur
abstrakt unterrichtet und in Ansätzen auf Texte angewandt;
oftmals blieb es aber bei einer bloßen Zuordnung. Ich kann
mir nicht vorstellen, wie ich Literaturtheorie am Beispiel
literarischer Texte im Unterricht einführen sollte [...].
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Resultate
Oenes Item
Studierende*r Grundschullehramt, 4. Semester
Am ehesten relevant halte ich die Hermeneutik, die das
Textverständnis ständig und fortlaufend verbessert. Als
weniger geeignet sehe ich den Poststrukturalismus, der viele
‚normale‘ Dinge in Frage stellt. [...]
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Resultate
Oenes Item
Gymnasiallehrer*in, 13 Jahre Berufserfahrung
Ich finde, die Literaturtheorien wurden im Studium immer eher
für sich gelehrt und betrachtet, auch wenn sie sehr interessant
waren und stets „Lust auf mehr“ gemacht h[atten]. Was davon
bzw. wie man diese später in der Schule „runterbrechen“ und
praktisch verwenden könnte, wurde mir persönlich während des
Studiums aber nicht klar. Zudem findet gerade in der Oberstufe
(wenn man an Beispiel-Abituraufgaben und Erwartungshorizonte
[...] denkt) die „freie“ Interpretation oder die Interpretation unter
Berücksichtigung vieler / verschiedener Literaturtheorien wenig
Anwendung. Oft ist es so, dass KollegInnen auf „Unterrichtshilfen“
(z.B. Abi-Box oder EinfachDeutsch o.ä.) zurückgreifen und deren
Richtung folgen, ohne sich eigene Interpretationsgedanken zu
machen oder „besondere“/„abweichende“ Ideen von Schülern
zulassen /aufgreifen...
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Resultate
Oenes Item
Gymnasiallehrer*in, 13 Jahre Berufserfahrung
... Oft werden so neben der textimmanenten Interpretation z.B.
Biografische Lesarten, Epocheneinbezug oder Intertextualität als
eher separate Kapitel abgehandelt, ohne dass Schülern wirklich
klargemacht wird, welche Möglichkeiten sie haben, wie vielfältig
und vernetzt Interpretationen sein können und dass es vor allem
darauf ankommt, etwas zu „entdecken“ anstatt sich der Frage zu
widmen: Was wollte uns der Autor damit (vermutlich) sagen.
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Resultate
Oenes Item
Kategorie (erweiterter) exakter Fisher-Test
Unvertrautheit p< .001
Irrelevanz p< .001
Mitschwingen p=.01
Modellinterpretationen p< .001
HPO p=.005
Einordnen von Interpretationen p=.029
Multiperspektivität p=.057
Hintergrundwissen p=.247
Hermeneutik p=.002
Strukturalismus p=.060
Rezeptionsästhetik p=.307
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Diskussion und Schluss
Limitationen (Magirius, i. V.)
•Statusgruppe L2 ist recht klein →einige Zellen der
Kontingenztabellen mit kleinen Zahlen →Zuordnungen
hängen von wenigen Fällen ab.“
•„Eine größere Stichprobe würde ermöglichen, weitere
Variablen zu kontrollieren, wie z. B. die Berufserfahrung
und das Alter.“
•„Bei den Kodierungen wäre eine Gegenprobe durch eine
zweite Person von Vorteil, um die Interraterreliabilität
abschätzen zu können.“ Jedoch: Gerade im Vergleich zu
Magirius (2020) wurde eine gering-inferente Kodierung
durchgeführt.
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Diskussion und Schluss
Limitationen (Magirius, i. V.)
•starker Fokus auf Explizites
•
„Bei der Interpretation der Antworten auf das geschlossene
Items ist zu beachten, dass die Proband*innen die Frage
auf verschiedene Weisen verstehen konnten. Wird nach der
Relevanz der Inhalte für die aktuell faktisch stattfindende
Schulpraxis gefragt oder sollen insbesondere die
Studierenden ihre spätere Praxis zur Beantwortung der
Frage imaginieren? Anhand solcher Unterscheidungen
zeigt sich die Bedeutung des oenen Items. Erst hier
kommen die Proband*innen tatsächlich zu Wort, um
Begründungen und Dierenzierungen vorzubringen.“
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Diskussion und Schluss
Fazit (Magirius, i. V.)
„Die Resultate bestätigen Matz (2021) und zeigen, dass literaturtheo-
retische Überzeugungen nicht nur bei Studierenden (Magirius 2020),
sondern auch bei Lehrer*innen von einer komplexitätsreduzierenden
Reaktion auf die Schwierigkeit geprägt sind, fachwissenschaftliche,
(fach-)didaktische und unterrichtspraktische Erfordernisse zu koordi-
nieren. Während „[e]ine eigene literaturtheoretische Positionierung
[...] vor dem Hintergrund des Zuwachses an literaturwissenschaftli-
chem Wissen während der ersten Ausbildungsphase kaum reflektiert
stattgefunden zu haben [scheint]“ (ebd., 400), finden Lehrkräfte im Be-
rufsalltag vermutlich wenig Platz, diese Lücken zu schließen. Insbeson-
dere (angehende) Lehrkräfte an Schulen ohne Oberstufe sehen dafür
auch keine Notwendigkeit. Die Lehre in der ersten Ausbildungsphase
ist also gefordert, um aufzuzeigen, „dass eine literaturtheoretische
Reflexion der Verfahren, der Ziele und der Angemessenheitskriterien
des Interpretierens literarischer Texte [...] schulrelevant“ ist (ebd.,
397).“
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Diskussion und Schluss
Literatur I
Abraham, U. (2022). „Relative Normen und ganz normale Relativität. Ungewissheiten aus
der Perspektive der Deutschdidaktik sowie diese aus der Sicht einer „Allgemeinen
Fachdidaktik““. In: Relativität und Bildung. Fächerübergreifende Herausforderungen
und fachspezifische Grenzen. Hrsg. von C. Führer et al., Münster: Waxmann, S. 27–39.
Bremerich-Vos, A. (2019). „Zum Professionswissen von (zukünftigen) Deutschlehrkräften.
Empirische Befunde und oene Fragen“. In: Didaktik Deutsch 24.46, S. 47–63.
Bremerich-Vos, A. et al., (2011). „Professionelles Wissen von Studierenden des Lehramts
Deutsch“. In: Kompetenzen von Lehramtsstudierenden in gering strukturierten
Domänen. Erste Ergebnisse aus TEDS-LT. Hrsg. von S. Blömeke et al., Münster:
Waxmann, S. 47–76.
Herz, C. (2018). Ziele des Literaturunterrichts. Eine quantitativ-empirische Analyse von
beliefs bei Deutschlehramtsstudierenden. Berlin: J.B. Metzler.
König, J., C. Buchholtz & D. Dohmen (2015). „Analyse von schriftlichen Unterrichtspla-
nungen. Empirische Befunde zur didaktischen Adaptivität als Aspekt der Planungs-
kompetenz angehender Lehrkräfte“. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 2,
S. 375–404.
Landgraf, J. (2021). Verzahnung als Methode, Vernetzung als Ziel: Eine Concept Map-Studie
zum Professionswissen im Bereich „Lesen und Textverstehen“. Berlin: Erich-Schmidt-
Verlag.
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Diskussion und Schluss
Literatur II
Landgraf, J. & A. Mühling (2020).„Brücken im Professionswissen von Deutsch-Lehramtsstudierenden
in den Bereichen Lesen und Textverstehen — Eine Annäherung mit Concept Maps“.
In: Professionalisierung im Lehramtsstudium Deutsch: Überzeugungen, Wissen,
De-fragmentierung. Hrsg. von N. Masanek & J. Kilian. Frankfurt am Main: Peter Lang,
S. 231–256.
Lessing-Sattari, M. (2018). „Zur Ausprägung und zum Zusammenspiel von Lehrerüber-
zeugungen zum literarischen Lesen im Deutschunterricht. Darstellung der doku-
mentarischen Rekonstruktion von domänenspezifischen Überzeugungen und erste
Auswertungsergebnisse der Studie LiMet-L.“. In: Leseräume Ergebnisse 5.5, S. 1–22.
Magirius, M. (2020). Überzeugungen Deutschstudierender zum Interpretieren literari-
scher Texte. Stuttgart: J. B. Metzler.
Masanek, N. (2022). „Ausprägungen dimensionsübergreifend vernetzten Professionswis-
sens bei Lehramtsstudierenden des Faches Deutsch“. In: SLLD(Z), S. 1–25.
Masanek, N. & J. Doll (2020). „Vernetzung ja, aber ohne Fachwissenschaft? – Zur Nutzung
fachlichen, fachdidaktischen und pädagogischen Wissens durch Lehramtsstudie-
rende im Bachelorstudium“. In: Didaktik Deutsch 25, S. 36–54.
Matz, D. (2021). Interpretationskonzepte von Deutschlehrkräften und ihren Schüler*innen.
Eine explorative Studie. Bamberg. doi:
10.20378/irb-49947
.
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Diskussion und Schluss
Literatur III
Pieper, I., K. Böhme & A. Bertschi-Kaufmann (2020). „Professionelle Orientierungen
im Literaturunterricht: Welche Ziele verfolgen Lehrkräfte in der Sekundarstufe“.
In: Wissen und Überzeugungen von Deutschlehrkräften. Hrsg. von K. Schindler &
F. Schmidt. Frankfurt an Main: Peter Lang, S. 47–72.
Pissarek, M. & A. Schilcher (2017). „FALKO-D: Die Untersuchung des Professionswissens
von Deutschlehrenden. Entwicklung eines Messinstruments zur fachspezifischen
Lehrerkompetenz und Ergebnisse zu dessen Validierung“. In: Falko: Fachspezifi-
sche Lehrerkompetenzen: Konzeption von Professionswissenstests in den Fächern
Deutsch, Englisch, Latein, Physik, Musik, Evangelische Religion und Pädagogik.
Hrsg. von S. Krauss et al., Münster: Waxmann, S. 67–111.
Stolle, A. R. (2017). Deutungsmuster von Lehrpersonen im Literaturunterricht der Ober-
stufe: Eine qualitative Studie. Beiträge zur Literatur- und Mediendidaktik. Frankfurt
am Main: Peter Lang.
Wieser, D. (2024). „Die Analyse literarischer Texte – Überzeugungenvon Lehrenden in
einem literaturdidaktischen Spannungsfeld“. In: SLLD(Z) 4, S. 1–23.
Winkler, I. (2015). „Durch die Brille der anderen sehen. Professionsbezogene Überzeu-
gungen im Lehramtsstudium Deutsch“. In: Mitteilungen des Deutschen Germanis-
tenverbandes 62.2, S. 192–208.
Überzeugungen zur Praxisrelevanz von Literaturwissenschaft
Diskussion und Schluss
Literatur IV
Winkler, I., M. Heinrich et al., (2016). „Multiperspektivität in der Lehrerbildung. Fächer-
übergreifendes Lernen in der Mathematik- und Deutschdidaktik“. In: Interdiszipli-
näre Forschung in der Deutschdidaktik. ‚Fremde Schwestern‘ im Dialog. Hrsg. von
I. Winkler & F. Schmidt. Frankfurt am Main: Peter Lang, S. 181–199.
Winkler, I. & D. Wieser (2017). „Was, wie viel, wozu? Zur Rolle und zum Verhältnis von
Fachwissenschaft und Fachdidaktik im Lehramtsstudium“. In: Mitteilungen der
Deutschen Germanistenverbandes 4.