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Abstract

Feldroboter erlangen im Ackerbau zunehmend Marktreife. Im Experimentierfeld Agro-Nordwest erprobte man von 2020 bis 2023 die Beikrautregulierung im Mais. (Erschienen in BWagrar Landwirtschaftliches Wochenblatt 26-2024, S. 24-25)
Geht das auch mit dem Roboter?
:::: Beikrautregulierung Mais
Feldroboter erlangen im Ackerbau zuneh-
mend Marktreife. Im Experimentierfeld
Agro-Nordwest erprobte man von 2020
bis 2023 die Beikrautregulierung im Mais.
W
egen steigender Umweltauflagen muss
zunehmend auf Pflanzenschutzmittel
verzichtet werden. Überdies steht die Branche
vermehrt vor dem Problem des Arbeitskräfte-
mangels. Feldroboter mit angebauten Werk-
zeugen zur Beikrautregulierung können
Arbeitsstunden und Pflanzenschutzmittel auf
dem Feld einsparen.
Erfahrungen mit dem Roboter Dino
Mit Projektbeginn im Jahr 2019 erwarb man
im Experimentierfeld Agro-Nordwest den
Feldroboter Dino der Firma Naïo-Technolo-
gies aus Frankreich, zu jenem Zeitpunkt einer
der wenigen Anbieter für Feldroboter in Euro-
pa. Mit einer Länge von 250 Zentimetern,
einer Höhe von 130Zentimetern und einem
Gewicht von etwa 800Kilogramm liegt nach
Herstellerangaben das Einsatzgebiet des Dinos
im Gemüseanbau in Reihen und auf Beeten.
Elektrisch angetrieben durch eine Lithium-
batterie und aufgebaut auf vier Rädern, hat
der Dino nach Herstellerangaben eine
Arbeitsgeschwindigkeit von vier Kilometern
pro Stunde und eine Flächenleistung von bis
zu fünf Hektar pro Tag. Im Jahr 2021 stellte
Naïo auf der World Fira in Toulouse mit dem
Orio den Nachfolger des Dinos vor. Neben
den Systemen von Naïo werden derzeit weite-
re Feldroboter wie der Combined Powers VTE
der Firmen Lemken und Krone und der Ag-
Bot der Firma AgXeed in ihre Marktreife ge-
bracht.
Die Versuche zur Beikrautregulierung im
Mais zwischen 2020 und 2023 fanden auf
einem Praxisbetrieb nahe Osnabrück statt.
Zusammen mit dem Dino wurde ein kamera-
basierter Verschieberahmen mit Anbaugerä-
ten für die Versuche angeschafft. Die Anbau-
geräte bestehen aus Gänsefußhackscharen
und Fingerhacken, die die Beikräuter zweirei-
hig regulieren. In den Feldversuchen wurden
die Arbeitsergebnisse des Dinos mit einer
traktorgezogenen und vierreihigen Kombi-
PP-Hacke von Schmotzer verglichen.
Die Routenplanung für den Hackvorgang
mit Dino erfolgte während des Maislegens.
Auf der Saatmaschine wurde hierzu ein por-
tabler GPS-Empfänger angebracht und eine
App von Naïo auf einem mobilen Endgerät in-
stalliert. Die Kartenerstellung für den Hack-
einsatz wurde von der Hochschule Osnabrück
am Computer selbst durchgeführt. An den je-
weiligen Versuchstagen wurden die Karten-
daten mit einem USB-Stick an Dino übertra-
gen. Danach konnte der Roboter mit einem
PKW-Anhänger zum Feld gebracht und mit
einer Handsteuerung an den Anfangspunkt
der Hack-Karte gesteuert werden.
Vergleichbare Arbeitsqualitäten
Im Vergleich zur traktorgezogenen Hacke wur-
den bei der Beikrautregulierung mit Dino ver-
gleichbare Arbeitsqualitäten erzielt. Größere
Schwierigkeiten traten bei der Bearbeitung un-
gleichmäßiger und feuchter Stellen auf. Höhere
Anteile an Bewuchs und Ernteresten führten
bei der Überfahrt des Dinos zu Verstopfungen
an den kleinen Hackwerkzeugen. Weitere
Unterschiede im Vergleich zur Traktor-Hacke
entstanden bei den Verschüttungen innerhalb
der Maisreihe, da der Roboter mit der geringe-
ren Arbeitsgeschwindigkeit von 4 km/h weni-
ger Erdbewegungen hervorrief.
In der Kostenabschätzung wird der Feldro-
boter Dino mit einer achtreihigen traktorge-
zogenen Hacke von Schmotzer verglichen.
Anhand des Schemas des Kuratoriums für
Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft
e.V. (KTBL) werden die Arbeitserledigungs-
kosten ab Hof kalkuliert. Bei den Berechnun-
gen werden fiktive betriebliche Maisanbauflä-
chen von 50 bis 250ha mit jeweils zwei Über-
fahrten angenommen. Die Investitionskosten
1 Im Vergleich zur traktorgezogenen Hacke
schnitt der autonom fahrende Dino bei der Bei-
krautregulierung unwirtschaftlich ab. | 2 Feld-
roboter Dino von Naïo im Praxiseinsatz zur Bei-
krautregulierung im Mais. | Fotos: privat
Abb.: Arbeitserledigungskosten mit dem Roboter Dino und der Traktor-Hacke
Arbeitserledigungskosten ab Hof des Feldroboters Dino und einer Traktor-Hacke (Tra.-Ha.) in Abhängigkeit der betrieb-
lichen Maisanbaufläche (50ha bis 250ha) und bei zwei Überfahrten zur Beikrautregulierung.k | Grak: Jorissen
24 | PRODUKTION + TECHNIK | ACKER BAU 26.2024 BWagrar
der zwei Systeme wurden bei den Herstellern
angefragt. Abschreibungszeitraum, Zinsan-
satz, Instandhaltungsquote et cetera basieren
auf Standardwerten des KTBL. Die Annah-
men zum Stromverbrauch und der Flächen-
leistung des Dinos ergeben sich aus den Her-
stellerangaben und den eigenen Erfahrungen
in den Maisversuchen. Dieselverbrauch und
Flächenleistung für die Traktor-Hacke sind
der Datenbank des KTBL entnommen.
Technisch machbar
Abhängig von der Maisanbaufläche liegen die
Arbeitserledigungskosten beim Dino-Einsatz
bei 35 bis 252 Euro/ha und mit der Traktor-
Hacke bei 32 bis 194 Euro/ha. Die Maschinen-
kosten (Abschreibungen, Reparaturen) haben
jeweils hohe Anteile an den Arbeitserledi-
gungskosten, die aber mit höheren Auslastun-
gen sinken. Energiekosten (Strom und Diesel)
sowie Lohnkosten sind unabhängig von den
Maisanbauflächen, und beim Dino niedriger
als bei der Traktor-Hacke.
Die Versuche zeigen, dass die Beikrautregu-
lierung im Mais mit dem Feldroboter Dino
von Naïo technisch machbar ist und pflanzen-
bauliche Erfolge erzielt werden können.
Stärker als traktorgezogene Hacken benötigt
der Dino optimalere Bedingungen auf dem
Feld und eine ständige Qualitäts- und Fehler-
kontrolle durch Sensorik.
Im Vergleich zur Traktor-Hacke ist der Dino
aber wirtschaftlich nicht konkurrenzfähig, da
die Flächenleistungen fehlen. Die Kalkulatio-
nen basieren auf Erfahrungen erster Praxis-
versuche unter Annahme von Idealbedingun-
gen, die durch Arbeitszeitstudien zu bestäti-
gen sin. Geprüft werden muss, welche Saison-
leistung der Dino und andere Roboter beim
Hacken der Maisfläche erreichen können.
Die Forschungen im Experimentierfeld Ag-
ro-Nordwest werden durch Mittel des BMEL
und des Projektträgers Bundesanstalt für
Landwirtschaft und Ernährung ge-
fördert.
|
Tobias Jorissen, Guido Recke,
Hochschule Osnabrück
Î Link zum Video: www.youtube.com/
@experimentierfeldagro-nord5945/videos
ZUM THEMA
Experimentierfeld
Agro-Nordwest
Das vom Agrotech Valley Forum e. V. betriebene Ex-
perimentierfeld Agro-Nordwest ist eines von 14 digi-
talen Experimentierfeldern, die durch das BMEL ge-
fördert werden. Sie haben das Ziel, digitale Technolo-
gien für Pflanzenbau und Tierhaltung zu erforschen
und auf ihre Praxistauglichkeit zu testen. Der Fokus
von Agro-Nordwest liegt auf der Digitalisierung im
Pflanzenbau. Auf der Webseite können Sie sich über
das 2019 gestartete Projekt informieren, Sie finden
Videos mit Praktikerstimmen und erhalten Informa-
tionen zu aktuellen Veranstaltungen und Aktivitäten
sowie zu Forschungsergebnissen.
www.agro-nordwest.de
Erste Schlupfwespen
starten
:::: Maiszünsler bekämpfen
B
isher sind die Fänge des Maiszünslers in den
Fallen je nach Höhenlage noch sehr wech-
selhaft. In vielen Gebieten wird das Aufkommen
erst in den kommenden Wochen steigen. In die-
sem Jahr ist aufgrund des milden Winters, der
vielen Niederschläge und wechselnden Tempe-
raturen noch mit einem sehr verzettelten Flug
des Maiszünslers ohne ein pauschales Auftreten
in der Fläche zu rechnen. Die Fänge sind je nach
Höhenlage bislang sehr unterschiedlich. Der
Zeitpunkt der Schlupfwespen-Ausbringung
wird vom Regierungspräsidium in Abstim-
mung mit den jeweils zuständigen Landratsäm-
tern festgelegt. Entscheidend für die Vorhersage
des Ausbringungszeitpunkts sind die Maiszüns-
ler-Fallenfänge, welche unter www.isip.de >
Entscheidungshilfen > Mais > Maiszünsler ein-
gesehen und mitverfolgt werden können. Teil-
weise wird in Kalenderwoche 26 bereits ausge-
bracht (Rheinebene). In vielen Gebieten wird
der Maiszünsler aber noch nicht weit genug
verbreitet sein.
| Dr. Jonathan Mühleisen, Regie-
rungspräsidium Stuttgart
Bislang wenig Rübenmotten
:::: Cercospora-Druck steigt
S
ofern auch der Juli ähnlich wechselhaft
und feucht bleibt, ist in diesem Jahr vor-
aussichtlich keine Behandlung gegen die Rü-
benmotte erforderlich. Cercospora wird hin-
gegen durch die feuchtwarme Witterung sehr
begünstigt. Hinweise des amtlichen Warn-
dienstes und der Südzucker AG sollten beach-
tet und eigene Bestände regelmäßig kontrol-
liert werden. Erste Cercospora-Blattflecken
können bevorzugt neben Rübenflächen oder
Mieten aus dem Vorjahr und in den Talsenken
beobachtet werden. In Gebieten mit intensi-
vem Rübenanbau (Heilbronner Land, Stroh-
gäu, Kraichgau) ist es wichtig, das Rübenblatt
rechtzeitig zu schützen, um den Blattapparat
gesund zu erhalten.
Bei Prothioconazol sind – im Gegensatz zu
den Mitteln Difenoconazol und Mefentriflu-
conazol – bislang keine Minderwirkungen
gegen Cercospora bekannt. Daher sollte zum
ersten Behandlungstermin bevorzugt ein Pro-
thioconazol-haltiges Fungizid wie zum Bei-
spiel Propulse eingesetzt werden. Vorzugswei-
se sollte der Einsatz in Kombination mit einem
zugelassenen und geeigneten Kupfer-Präparat
erfolgen, um einen schrittweisen Wirkungs-
verlust (Shifting) bei Prothioconazol zu ver-
hindern.
Sofern der Infektionsdruck hoch bleibt, soll-
te in den intensiven Anbaugebieten etwa drei
Wochen nach der ersten Behandlung mit Pro-
thioconazol die zweite Behandlung mit einem
anderen Wirkstoff erfolgen, um ein Abreißen
des Fungizidschutzes zu verhindern und einer
Resistenzbildung vorzubeugen.
Wichtig: In höher gelegenen Gebieten mit
seltenem Rübenanbau ist die Situation anders.
Hier ist in vielen Jahren kein Cercospora-Druck
vorhanden, sodass Fungizidbehandlungen im
Regelfall nicht notwendig sind. Entscheidend
ist, die Bestände im Auge zu behalten, um bei
Bedarf rechtzeitig reagieren zu können. Be-
handlungen auf Flächen ohne Befallsdruck ver-
ursachen unnötige Kosten und widersprechen
der guten fachlichen Praxis. | Dr. Jonathan Mühl-
eisen, Regierungspräsidium Stuttgart
Î Mehr zu den Blatterkrankungen von Zuckerrü-
ben und den entsprechenden Pflanzenschutzmit-
teln lesen Sie im Blattkrankheiten-Monitoring auf
Seite 26 und in BWagrar 25/2024 auf Seite 21:
„Blattkrankheiten erkennen und bekämpfen“ sowie
wöchentlich aktuell auf www.bwagrar.de > The-
men > Pflanze.
ACKERBAU | PRODUKTION + TECHNIK | 25
BWagrar 26.2024
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