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Kommunale Wärmeversorgung – Herausforderungen und Lösungen
—
Simulationsbasierte Entwicklung von Betriebsstrategien für
Wärmenetze und -komponenten
Dr. Christopher Lange, Christian Rettenbeck
Public
15.05.2024Seite 2
Inhalte des Vortrags
1.
Motivation für die simulationsbasierte Entwicklung
Wo liegen die Schwierigkeiten bei der Optimierung von Energiesystemen?
2.
Optimierung von Energiesystemen
Wie sehen Betriebsstrategien aus und wie werden Simulationen eingesetzt?
3.
Kurzvorstellung von
VK Energie
Flexibilität optimal für die Energiewende nutzen
4.
Optimierung von Wärmenetzen
Mehrstufige simulationsgestützte Betriebsoptimierung
© Fraunhofer IISB
Public
Motivation für Einsatz von Simulationen
Komplexität, Vorgehen
Motivation
15.05.2024 © Fraunhofer IISBSeite 3
Public
Motivation
15.05.2024 © Fraunhofer IISB
Was macht die Optimierung von Energiesystemen so schwierig?
Komplexe Energieinfrastrukturen mit enger Kopplung
der (Sub)Systeme
Hohe Anzahl von Randbedingungen, Einschränkungen
und Optimierungszielen
▪Ganzheitliche Betrachtung des zu optimierenden Energiesystems nötig
▪Hohe Komplexität erfordert Hilfsmittel bei der Optimierung
Gekoppelte Energiesysteme mit verschiedenen Energiesektoren
▪Elektrische Netze (AC und DC)
▪Wärme & Kälte (Heizung, Lüftung, Klimatisierung, Prozesskühlung)
▪Gase (Wasserstoff, Erdgas, Prozessgase)
▪Druckluft, Vakuum
Die Energiesektoren sind über Erzeugungsanlagen gekoppelt
▪Optimierung einer Komponente oder eines Subsystems führt nicht
unbedingt zu einer Verbesserung des Gesamtsystems
▪Daher müssen bei der Optimierung alle Zusammenhänge zwischen
den Komponenten und Netzen bei berücksichtigt werden
Randbedingungen der Komponenten
▪Verschiedene Klassen von Komponenten: Import/Export,
Erzeugungsanlagen, Energiespeicher and Verbraucher
▪Jede Komponente besitzt individuelle Randbedingungen, wie z. B.
Nennleistungen, Ladezustandsgrenzen, dynamisches Verhalten…
Typische Optimierungsziele in Energiesystemen
▪Eigenversorgungsoptimierung durch erneuerbare Energien
▪Effizienz der Erzeugungsanlagen und Energieverteilung
▪Lastspitzenreduktion und -verschiebung
→Emissionsreduzierung, Kosteneinsparungen
vgl. [1]
Seite 4
Public
Motivation
15.05.2024 © Fraunhofer IISBSeite 5
Schritte bei der Energiesystemoptimierung
Vorgehen bei der Optimierung von Energiesystemen
Datenakquise und -analyse
▪Aufbereitung
▪Auswertung
Entwicklung Betriebsstrategien
▪Anlagenebene
▪Energiemanagement
Implementierung
▪Automatisierung
▪Monitoring
12 kW
26 kW
Simulation und Optimierung
▪Modellierung, Szenarien
▪Dimensionierung
Unterstützung durch Simulationen (Analyse, Entwicklung, Optimierung) Überführung in Realität
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Optimierung von Energienetzen
Betriebsstrategien
Betriebsstrategien
15.05.2024 © Fraunhofer IISBSeite 6
Public
Betriebsstrategien
© Fraunhofer IISBSeite 7
Formulierungsarten
Formulierung von Betriebsstrategien zur Umsetzung in realen Anlagen
Betriebsstrategien können in verschiedenen Formen formuliert werden und verschiedene Komponenten beinhalten
▪Entscheidungsbäume oder Programmablaufpläne („if/elsif/else“)
▪Deterministische, endliche Zustandsautomaten bzw. -maschinen
▪Mathematische Zusammenhänge, z. B. Verfahren wie PID-Regler oder MPC (Model Predictive Control)
▪Optimierungsfunktionen, z. B. MILP (Mixed-Integer Linear Programming)
▪Machine learning (z. B. lineare Regression, Support Vector Machine, K-Nearest Neighbor, Random Forest etc.) oder
deep learning (z. B. künstliches neuronales Netzwerk) Modelle
→Es sind auch Kombinationen aus mehreren der gezeigten Formen möglich
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Maximize
Subject to ,
and
with
ML-
basiert
Optimierungs-
basiert
Regel-
basiert
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Betriebsstrategien
© Fraunhofer IISBSeite 8
Wirkungsweise
Kategorisierung der Anlagen
Gründe für die Unterteilung in Kategorien
▪verschiedene Wirkungsweisen von enthaltenen Speichern
▪unterschiedliche Einflüsse auf die gekoppelten Netze
Beispiel: Wirkungsweise auf elektrisches Netz
15.05.2024
Abschaltung führt zu (temporär)
verringertem elektrischen Bedarf
→geringere Bezugsleistung
Speicher übernimmt in der Zwischenzeit die
(teilweise) Versorgung
Beispiele:
Kältemaschine,
Wärmepumpe
Abschaltbare Verbraucher
P
Zuschaltung führt zu (temporär)
erhöhter lokaler Erzeugung
→geringere Bezugsleistung
Speicher nimmt die „überschüssige“
Sekundärenergie (z. B. Wärme) auf
Beispiele:
Blockheizkraftwerk,
Brennstoffzelle
Zuschaltbare Erzeuger
P
Entladung führt zu (temporär) verringertem
elektrischen Bedarf
→geringere Bezugsleistung
Speicher stellt die benötigte elektr. Leistung
direkt bereit (Entladung)
Beispiele: Lithium-Ionen-Batterie,
Redox-Flow-Batterie
Elektrische Speicher
+
PP
Wärmenetz
Stromnetz
Anlage
→
Bezug Fernwärme Verbraucher
Bezug Strom Verbraucher
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Optimierung von Energienetzen
Anwendung von Simulationen
Simulationen
15.05.2024 © Fraunhofer IISBSeite 9
Public
Simulationen
15.05.2024 © Fraunhofer IISBSeite 10
Grundlagen
Von der Simulation zum realen System
Was ist eine Simulation?
▪Nachbildung eines realen Prozesses, Systems oder Ereignisses mit Hilfe eines Modells
▪Einsatz: Vorhersage, Analyse und Verständnis des Verhaltens und der Auswirkungen des realen Systems
▪Manipulation von Variablen und Eingangsparametern, um verschiedene Szenarien zu untersuchen und mögliche Ergebnisse abzuleiten
→Abbildung auch von sehr komplexen Systemen, die nicht (vollständig) theoretisch und formelmäßig beschreibbar sind
Warum Simulationen statt Experimente?
Untersuchung am realen System zu aufwendig/teuer/gefährlich/…, reales System existiert (noch nicht), reales System zu komplex etc.
Wozu werden Simulationen im Bereich der Energiesysteme eingesetzt?
▪Planung und Optimierung, z. B. Integration erneuerbarer Energien
▪Lastprognose, z. B. für den effizienten Einsatz der vorhandenen Erzeugungsanlagen
▪Netzanalyse und –management, z. B. Untersuchung von Störungen und Netzstabilität
▪Energieeffizienzerhöhung, z. B. durch intelligente Betriebsstrategien und Regelungsverfahren
▪etc.
Public
Simulationen
© Fraunhofer IISBSeite 11
Beispiel vom IISB
BHKW mit Wärmespeicher und Batterie
Nutzung BHKW zur Wärme-/Stromversorgung und zur Lastspitzenreduktion
▪Wärmespeicher wird virtuell in Ladezustandszonen unterteilt
▪Eine dieser Ladezustandszonen wird exklusiv für die Lastspitzenreduktion reserviert
▪Zustandsautomat zur Ablaufsteuerung sowie zur Ansteuerung der Stellglieder
▪Vorteil: Auch bestehende Systeme können mit dieser Betriebsstrategie nachgerüstet werden
15.05.2024
Z12
10->20
Z13
10 ->30
Z21
20 ->10
Z23
20 ->30
Z61
60 ->10 Z62
60 ->20
a131
a132
a612
a611
a560 a450
a540
a340
a350
a231
a232
a121 a122
a212 a211
a621
a622
a010
a460
Z10
Standby
Z00
Fehler
Z20
Exkl. Entladung
Z30
BHKW Anlauf
Z60
BHKW Nachlauf Z40
Normalbetrieb
Z50
Lastspitzenbetrieb
ax00
SOCmax
SOCLR
SOCmin
Lastspitze 0 1 0 1
BHKW an 1 1 0 0
Speicher laden entladen
Voll
Lastspitzen-
betrieb
Normal- und
Lastspitzen-
betrieb
Leer
= Startpunkte
© Kurt Fuchs / Fraunhofer IISB vgl. [2,5]
Public
Simulationen
© Fraunhofer IISBSeite 12
Beispiel vom IISB
BHKW mit Wärmespeicher und Batterie
Vergleich Simulationsergebnis mit Messung aus dem Reallabor am Fraunhofer IISB
▪Zwei Lastspitzen erkennbar
▪BHKW läuft bereits → keine Aktion erforderlich
▪BHKW wird zugeschaltet
▪Batterie überbrückt bei den Anfahrvorgang des
BHKW und wird mit überschüssiger Leistung geladen
Ergebnisse
▪Reduktion der Lastspitze um 14 %
→15.000 € Ersparnis pro Jahr bei LP von 150 €/kW
▪Simulation und Messungen stimmen sehr gut überein
▪MAE (Trafo 15 min) liegt bei 3,9 kW
▪Max. Abweichung liegt bei ca. 25 kW
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12
1
2
3
3
vgl. [2-5]
Public
Simulationen
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Open-Source Softwaretoolbox für die Optimierung der EGI
Übersicht über die Softwaretoolbox
PROENERGIE -BAYERN
Screenshots der ProEnergie-Softwaretools (https://proenergie-bayern.de), frei verfügbar unter: https://gitlab.cc-asp.fraunhofer.de/proenergie vgl. [6,7]
Seite 13
Public
VK Energie
Kurzvorstellung und Leistungen
VK Energie
15.05.2024 © VK EnergieSeite 14
Public
15
>100 Kunden
aus Energieversorgung und Industrie
>300 MW
elektrische Leistung in unserem Anlagenportfolio
seit 2017
optimieren wir erfolgreich Energiesysteme
20 Personen
arbeiten für Ihren Erfolg
VK Energie
Seite 15 15.05.2024 Public
© VK Energie
Public
VK Energie
15.05.2024 © VK EnergieSeite 16
Unsere Leistungen
Betriebsoptimierung Simulation
Einsatzbereiche
KWK-Anlagen iKWK-Systeme Dezentrale Energiesysteme
Redispatch
Public
Optimierung von Wärmenetzen
Simulationsgestützte Betriebsoptimierung
Optimierung von Wärmenetzen
15.05.2024 © VK EnergieSeite 17
Public
VK Betriebsoptimierung
15.05.2024 © VK EnergieSeite 18
Mehrstufiger Optimierungsprozess
Intraday Optimierung
▪Berücksichtigung von live Preissignalen, Störungen etc.
▪KI-basierte Prognosen
▪Fahrplantreue & Vermeidung von Ausgleichsenergie
Echtzeitregelung
▪Einhaltung der Wärmeverpflichtung
▪Dynamische Erzeugerpriorisierung
▪Leistungsregelung aller Erzeuger (Störungsvermeidung und optimale Speicherausnutzung)
live
alle 15 min
täglich
täglich
Ständiges Monitoring der Ergebnisse/Messdaten durch das VK-Operations-Team
Day-Ahead Optimierung
▪Optimierter Fahrplan für alle Erzeuger an allen Märkten
▪KI-basierte Prognosen
▪Aktives Wärmespeichermanagement
Langzeitoptimierung
▪Einhaltung von Jahres- und Monatszielen
▪Flexprämie, Primärenergiefaktor, iKWK-Referenzwärme etc.
Public
VK Betriebsoptimierung
15.05.2024 © VK EnergieSeite 19
Multi Market Optimierung
Terminmarkt Day-Ahead Intraday Regelleistung
ID-A ID-C
EIN Optimierungsmodell
RLM RAM
Betriebsoptimierung
Bestandteil der
vgl. [8]
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Referenz: Stadtwerke Georgsmarienhütte
15.05.2024 © VK EnergieSeite 20
CO2-Einsparung durch Abwärmenutzung
CO2-Einsparung durch Abwärmenutzung
▪BHKW-Betrieb (Biomethan) in Kombination mit Abwärmenutzung aus einem
Stahlwerk
▪Zusätzliche laufende Prognose der Stahlwerk-Abwärme
▪Spotmarktoptimierung mit gleichzeitiger Regelleistungsvermarktung
Anlagensteckbrief
Georgsmarienhütte
1 x 2 MWel BHKW
1 x 2,5 MWth Gaskessel
1 x 4,5 MWth Ölkessel
3.800 m3 Wärmespeicher
Mehrerlöse
80 €
pro MWh
Mehrerlöse CO2-Einsparung
220 Tonnen
pro Jahr
330.000 €
pro Jahr
Public
Referenz: REWAG
15.05.2024 © VK EnergieSeite 21
Optimierte Kopplung von Wärme- und Kälteerzeugung
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Referenz: REWAG
15.05.2024 © VK EnergieSeite 22
Optimierte Kopplung von Wärme- und Kälteerzeugung
Optimierte Kopplung von Wärme- und Kälteerzeugung
▪Stabile Kälteversorgung im Sommer bei gleichzeitiger optimaler
Abwärmenutzung im Fernwärme-Netz
▪Prognose für Kälte- und Wärmebedarf
▪Simultanes Wärmespeichermanagement für Eis- und Heißwasserspeicher
▪Reduktion des Biomethaneinsatzes durch optimierte Nutzung von Abwärme aus
der Kälteerzeugung
Anlagensteckbrief
Marina Quartier
2 x 190 kWel BHKW
2 x 2,9 MWth Gaskessel
2 x 300 kWth Kältemaschinen
20 m3 Wärmespeicher
7 m3 Eisspeicher
Mehrerlöse
49 €
pro MWh
Mehrerlöse CO2-Einsparung
220 Tonnen
pro Jahr
40.000 €
pro Jahr
Public
Relevante Publikationen
15.05.2024 © Fraunhofer IISBSeite 23
[1] C. Lange, R. Öchsner, J. Geiling, A. Rueß. „Intelligent Energy Management“. Presentation (2022). Fraunhofer IISB.
DOI: 10.13140/RG.2.2.33911.29602.
[2] C. Lange. „Energiesektoren-übergreifende Lastspitzenreduktion mit elektrischen und thermischen Energiespeichern“.
PhD-Thesis, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) (2021). URN: urn:nbn:de:bvb:29-opus4-169778.
[3] C. Lange. „BHKW des Jahres 2020. BHKW mit Wärmespeicher und Batterie zur Strom-/Wärmeversorgung sowie Lastspitzenreduktion“. Presentation. BHKW 2021 –
Innovative Technologien und neue Rahmenbedingungen, 09.11.2021 –10.11.2021, Magdeburg (2021).
DOI: 10.13140/RG.2.2.26423.80803.
[4] C. Lange, A. Rueß, A. Nuß, R. Öchsner, M. März. „Dimensioning battery energy storage systems for peak shaving based on a real-time control algorithm“. Applied
Energy 280 (2020), 115993. ISSN: 306-2619. DOI: 10.1016/j.apenergy.2020.115993.
[5] R. Öchsner, A. Nuß, C. Lange, A. Rueß. „Research Platform: Decentralized Energy System for Sector Coupling“.
Chemical Engineering & Technology 42.9 (2019), S. 1886–1894. DOI: 10.1002/ceat.201800714.
[6] A. Trenz, C. Hoffmann, C. Lange, R. Öchsner. „Increasing energy efficiency and flexibility by forecasting production energy demand based on machine learning”.
Manufacturing Driving Circular Economy. Hrsg. von Kohl, H., Seliger, G., Dietrich, F. GCSM 2022. Lecture Notes in Mechanical Engineering. Cham: Springer. DOI:
10.1007/978-3-031-28839-5_50.
[7] IISB. „Kosten und CO2-Emissionen einsparen durch intelligentes Energiemanagement: Open-Source-Softwaretoolbox für Unternehmen“. Press release (2023).
Available online: www.iisb.fraunhofer.de/en/press_media/press_releases/pressearchiv/archiv_2023/open-source-softwaretoolbox.html (access: 29.04.2024).
[8] A. Zeiselmair, A. Möbius, J. Jungwirth und T. Kern. „Optimierte Intraday-Vermarktung von dezentralen Wärme- und Kälteerzeugern“. Energiewirtschaftliche
Tagesfragen 73 Jahrgang 2023, Heft 11.
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit
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© Rolf Schulten
Kontakt
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Dr.-Ing Christopher Lange Christian Rettenbeck
Fraunhofer IISB VK Energie GmbH
Schottkystraße 10 | 91058 Erlangen Goethestraße 25 a | 80336 München
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