ArticlePDF Available

(Selbst‑)Coachingprogramm für Long Covid-Betroffene(Self-)coaching program for those affected by Long Covid

Authors:
  • www.stefanie-nuesslein.de

Abstract

Zusammenfassung Das von der Autorin entwickelte (Selbst‑)Coachingprogramm richtet sich speziell an Personen, die unter den anhaltenden Symptomen von Long Covid leiden. Basierend auf aktuellen Leitlinienempfehlungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Krankheitsbewältigung, begleitet das 8‑Schritte-Programm Betroffene durch verschiedene Phasen ihrer Erkrankung. Das übergeordnete Ziel ist die Förderung des Selbstmanagements im Umgang mit der Erkrankung sowie die Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen. Angesichts der Herausforderungen in der Versorgung von Long Covid-Patient:innen stellt das Programm sowohl für Betroffene als auch für professionelle Coaches im Rahmen von Gesundheitscoachings einen niederschwelligen Zugang zu evidenzbasierten Interventionen dar. Positive Erfahrungsberichte unterstreichen den Nutzen des vorliegenden (Selbst-)Coachingprogramms.
PRAXISBERICHTE
https://doi.org/10.1007/s11613-024-00886-y
Organisationsberatung, Supervision, Coaching
(Selbst-)Coachingprogramm für Long Covid-Betroffene
Stefanie Nüßlein
Eingegangen: 25. Februar 2024 / Angenommen: 12. März 2024
© The Author(s) 2024
Zusammenfassung Das von der Autorin entwickelte (Selbst-)Coachingprogramm
richtet sich speziell an Personen, die unter den anhaltenden Symptomen von Long
Covid leiden. Basierend auf aktuellen Leitlinienempfehlungen und wissenschaftli-
chen Erkenntnissen zur Krankheitsbewältigung, begleitet das 8-Schritte-Programm
Betroffene durch verschiedene Phasen ihrer Erkrankung. Das übergeordnete Ziel ist
die Förderung des Selbstmanagements im Umgang mit der Erkrankung sowie die
Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen. Angesichts der Herausforderun-
gen in der Versorgung von Long Covid-Patient:innen stellt das Programm sowohl
für Betroffene als auch für professionelle Coaches im Rahmen von Gesundheits-
coachings einen niederschwelligen Zugang zu evidenzbasierten Interventionen dar.
Positive Erfahrungsberichte unterstreichen den Nutzen des vorliegenden (Selbst-)
Coachingprogramms.
Schlüsselwörter Long Covid · Selbstcoaching · Krankheitsbewältigung
Stefanie Nüßlein
Kreutzerstraße 72, 90439 Nürnberg, Deutschland
E-Mail: info@stefanienuesslein.de
SRH Wilhelm Löhe Hochschule, Fürth, Deutschland
K
S. Nüßlein
(Self-)coaching program for those affected by Long Covid
Abstract The author’s (self-)coaching program is designed for individuals suffering
from the persistent symptoms of Long Covid. Based on current guidelines and sci-
entific insights on coping with illness, the 8-step program guides individuals through
various phases of their illness. The overall goal is to enhance self-management in
dealing with Long Covid and to improve the quality of life of those affected. Given
the challenges in providing care for Long Covid-patients, the program offers an ac-
cessible approach to evidence-based interventions for both affected individuals and
professional coaches in the context of health coaching. Positive reports confirm the
benefits of the present (self-)coaching program.
Keywords Long Covid · Self-coaching · Coping
1 Einführung
Unter Long Covid werden langanhaltende oder neu auftretendeSymptome nach einer
Coronainfektion verstanden (World Health Organization 2022). Aktuelle Metaana-
lysen schätzen die Prävalenzrate von Long Covid auf bis zu 40% (Chen et al. 2022;
Woodrow et al. 2023). Diese Langzeitfolgen gehen oft mit erheblichen Einschrän-
kungen in der Leistungs- und Arbeitsfähigkeit sowie der Lebensqualität der Betroffe-
nen einher (Davis et al. 2021; Decker et al. 2023). Trotz intensiver Forschung stehen
bisher keine evidenzbasierten Therapien für Long Covid zur Verfügung (Davis et al.
2023; Koc et al. 2022), und Betroffene haben Schwierigkeiten, angemessene und
spezialisierte Hilfe im medizinischen Versorgungssystem zu finden (Reuken et al.
2023;Stengeletal.2022).
Angesichts dieser Herausforderungen rücken Selbstmanagementansätze und al-
ternative Unterstützungsangebote wie (Gesundheits-)Coaching zunehmend in den
Fokus, um Long Covid-Betroffene im Umgang mit der Erkrankung zu unterstützen.
Auf dieser Basis stellt das im Folgenden dargestellte (Selbst-)Coachingprogramm
für Long Covid (Nüßlein 2022) sowohl für Betroffene wie auch für professionel-
le Akteure einen ganzheitlichen Ansatz zur Förderung des Selbst- und Symptom-
managements dar. Es basiert auf theoretischen Modellen der Krankheitsbewältigung
und auf empirischen Befunden aus der Forschung zu chronischen Erkrankungen,
insbesondere dem Chronischen Fatigue-Syndrom (CFS).
Das 8-Schritte-Programm verbindet verschiedene psychologische Ansätze wie
Psychoedukation, Selbstbeobachtung, Ressourcenaktivierung, Stressbewältigung
oder Strategien zur Emotionsregulation, um Betroffene durch verschiedene Phasen
der Erkrankung zu begleiten. Damit bietet das hier vorgestellte Programm nicht nur
für Betroffene selbst, sondern auch für Coaches eine fundierte Grundlage, um indi-
viduelle Bewältigungsstrategien auf behavioraler, kognitiver und emotionaler Ebene
zu fördern und damit einhergehend die Gesundheit und die Lebensqualität von Long
Covid-Patient:innen zu erhöhen. Seit Juni 2022 wird der Nutzen des Programms
von Betroffenen wie von professionellen Akteuren aus der beraterischen Praxis
(z.B. im Rahmen von Gesundheitscoachings, psychologischen Beratungen oder
K
(Selbst-)Coachingprogramm für Long Covid-Betroffene
psychotherapeutischen Interventionen) durch zahlreiche positive Rückmeldungen
bestätigt.
2 Long Covid bzw. Post Covid und seine Folgen
Long Covid ist ein Sammelbegriff für die gesundheitlichen Langzeitfolgen, die sich
vier bis zwölf Wochen nach einer Covid-19-Infektion manifestieren oder entwi-
ckeln. Halten Symptome länger als drei Monate an und können nicht durch andere
Ursachen erklärt werden, sprechen Mediziner:innen von Pos t C ovid (World Health
Organization 2022). Dennoch wird in dieser Veröffentlichung sowie im beschriebe-
nen (Selbst-)Coachingprogramm der allgemein gebräuchliche Begriff Long Covid
für alle auftretenden gesundheitlichen Langzeitfolgen infolge einer Corona-Infekti-
on verwendet. Dies umfasst die gesamte Zeitspanne, in der die Symptome auftreten
können, sei es direkt nach der akuten Covid-19-Infektion, nach Abklingen mit spä-
terem Wiederkehren oder dem Neuauftreten von Symptomen erst nach Wochen und
Monaten (Koczulla et al. 2022).
Zu den häufigsten Symptomen einer Long Covid-Erkrankung zählen anhaltende
Erschöpfung (Fatigue), kognitive Beeinträchtigungen wie Konzentrations-, Wortfin-
dungs- und Gedächtnisstörungen sowie Belastungsintoleranz, auch bekannt als Pos t -
Exertionelle Malaise (PEM; Davis et al. 2021). Dabei erleben Betroffene nach kör-
perlicher, emotionaler oder geistiger (Über-)Belastung (zum Teil zeitverzögert) eine
deutliche Verschlimmerung der Symptome (z. B. Renz-Polster und Scheibenbogen
2022). Weitere Kernsymptome von Long Covid sind Kopfschmerzen, Kurzatmig-
keit, Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns, Muskel- und Gelenkschmerzen
sowie Brustschmerzen und Herzprobleme (Cabrera Martimbianco et al. 2021;Lo-
pez-Leon et al. 2021). Obwohl bestimmte Symptome häufiger auftreten, lässt sich
für Long Covid kein einheitliches Krankheitsbild festlegen. Insgesamt wurden mehr
als 200 verschiedene Symptome mit Long Covid in Verbindung gebracht, die sich
auf mehrere Körpersysteme gleichzeitig auswirken können (Davis et al. 2021).
Die Häufigkeit von Long Covid bleibt trotz fortlaufender Untersuchungen wei-
terhin unklar (Robert Koch-Institut 2023). Prävalenzschätzungen variieren aufgrund
einer Vielzahl von Faktoren, darunter Unterschiede in den Studienpopulationen,
angewandten Erhebungsmethoden oder Kriterien zur Symptombetrachtung (Astin
et al. 2023; Cabrera Martimbianco et al. 2021; Robert Koch-Institut 2023). Aktuelle
Metaanalysen kommen übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass bis zu 40% der
Corona-Infizierten von Long Covid betroffen sein könnten (Chen et al. 2022; Woo-
drow et al. 2023). Expert:innen schätzen die tatsächliche Gesamtprävalenz jedoch
niedriger, da bisherige Metaanalysen die methodischen Unterschiede zwischen den
einzelnen Studien nur begrenzt berücksichtigen (ECDC 2022).
Die Langzeitfolgen können nach unterschiedlichen Schweregraden der Corona-
Infektion auftreten, selbst bei symptomfreien oder milden Verläufen (Davis et al.
2023). Dabei zeigt sich, dass Frauen häufiger von Long Covid betroffen sind (Han-
son et al. 2022; Tsampasian et al. 2023). Zudem ist eine hohe Prävalenz von Long
Covid bei Menschen im erwerbsfähigen Alter festzustellen, insbesondere bei Er-
werbstätigen im Alter zwischen 36 und 50 Jahren (Davis et al. 2023). Die Sympto-
K
S. Nüßlein
me können sich im Verlauf der Erkrankung entweder abschwächen oder zu einer
chronischen Erkrankung entwickeln, die mit erheblichen Einschränkungen der Le-
bensqualität verbunden ist (Logue et al. 2021) und häufig zu Arbeitsunfähigkeit führt
(Kedor et al. 2022).
3 Chronische Erkrankungen
Menschen mit chronischen Erkrankungen stehen vor der Herausforderung, eine Er-
krankung mit langwierigen Verläufen und damit einen chronischen, wechselhaften
Zustand von Krankheit und bedingter Gesundheit zu bewältigen (Schaeffer und
Moers 2009). Je nach Krankheitsphase erfordert dies unterschiedliche Anpassungs-
leistungen nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für deren Angehörige
(Corbin 1998). Die konstanten Aufgaben im Umgang mit chronischen Erkrankungen
umfassen dabei Selbstbeobachtung, das Monitoring von Symptomen sowie Selbst-
steuerung und -management (Schaeffer und Moers 2009). Darüber hinaus ist der
ständige Wechsel von Stabilisierung und Destabilisierung für Betroffene häufig mit
negativen Gefühlen wie Angst, Unsicherheit und dem Gefühl von Kontrollverlust
verbunden (Corbin 1998). Chronische Erkrankungen beschränken sich daher selten
nur auf körperliche Beschwerden, sondern haben oft auch psychische, soziale und
ökonomische Auswirkungen, die wiederum zu einer komplexen Wechselwirkung
mit den körperlichen Beeinträchtigungen führen (Schaeffer und Haslbeck 2023).
Ähnliche Beobachtungen wurden auch bei Long Covid-Betroffenen gemacht.
Aufgrund der häufig berichteten Symptome von Fatigue, kognitiven Einschränkun-
gen und Belastungsintoleranz wurde frühzeitig eine Verbindung zwischen Long
Covid und dem Chronischen Fatigue-Syndrom (CFS) bzw. der Myalgischen En-
zephalomyelitis/dem Chronischem Fatigue-Syndrom (ME/CFS) hergestellt (Nath
2020). Verschiedene Studien legen nahe, dass ein beträchtlicher Teil der Long
Covid-Patient:innen langfristig die Diagnosekriterien für ME/CFS erfüllt (z.B.
Goldberg et al. 2022; Sukocheva et al. 2022). Vor diesem Hintergrund nutzen
Wissenschaftler:innen Erkenntnisse aus Studien mit ME/CFS-Patient:innen, um die
Forschung zu Long Covid und die Entwicklung wirksamer Therapien voranzutrei-
ben.
Doch auch bezüglich der Ätiologie von ME/CFS besteht weiterhin Forschungsbe-
darf, und es gibt derzeit keine kausale Therapie für diese chronische Multisystemer-
krankung (Scheibenbogen et al. 2023; Yancey und Thomas 2012). Die Behandlung
konzentriert sich daher insbesondere auf das Symptommanagement (z. B. Umgang
mit Schmerzen oder Schlafstörungen) sowie auf die Prävention psychischer Folgeer-
krankungen (Yancey und Thomas 2012). Afari und Buchwald (2003) weisen zudem
darauf hin, dass maladaptive Copingstrategien zu einer Verschlechterung der Symp-
tomatik bei ME/CFS-Patient:innen führen kann. Dies unterstreicht den potenziellen
Nutzen psychologischer Interventionen bei chronischen Erkrankungen: Auch wenn
eine Heilung der zugrundeliegenden Erkrankung durch psychologische Strategien
nicht möglich ist, können diese Ansätze genutzt werden, um Betroffene bei der
Bewältigung ihrer Erkrankung zu unterstützen.
K
(Selbst-)Coachingprogramm für Long Covid-Betroffene
4 Krankheitsbewältigung
Krankheitsbewältigung kann „als das Bemühen definiert werden, bereits bestehende
oder erwartete Belastungen durch die Krankheit innerpsychisch (emotional, kog-
nitiv) oder durch zielgerichtetes Verhalten und Handeln vorbeugend auszugleichen
oder ihre Manifestation zu verarbeiten und zu meistern“ (Heim 1998, S. 486f.).
Krankheitsbewältigung zielt demnach nicht auf die Beseitigung der Krankheit an
sich ab, sondern auf die Reduktion daraus entstehender Belastungen. Allgemeiner
formuliert kann Krankheitsbewältigung auch als Copingstrategie verstanden werden.
Dabei stellt die Krankheitsbewältigung bei chronischen Erkrankungen kein einmali-
ges Geschehen dar, sondern einen kontinuierlichen und interaktionalen Prozess der
Auseinandersetzung mit der Krankheit und den damit einhergehenden Belastungen.
Nach dem Transaktionalen Stressmodell von Lazarus und Folkman (1984)werden
Copingstrategien als Reaktion auf eine belastende Situation wesentlich von kogni-
tiven Bewertungsprozessen gesteuert. Schätzt eine Person ihre aktuelle Situation
als bedrohlich ein, erfolgt eine sekundäre Bewertung, in der die eigenen Ressourcen
zur Bewältigung der Situation bewertet werden. Mangelnde oder unzureichende Res-
sourcen können eine Stressreaktion auslösen und Copingprozesse in Gang setzen.
Die sekundäre Bewertung hängt dabei unter anderem von der Kontrollierbarkeit und
Veränderbarkeit der stressauslösenden Situation ab (Lazarus und Folkman 1987).
Welche Copingstrategien dabei zu einer erfolgreichen Krankheitsbewältigung bei-
tragen, wird in der Wissenschaft kontrovers diskutiert. Grundsätzlich wird angenom-
men, dass alle Copingstrategien zunächst eine adaptive Funktion haben (Skinner
et al. 2003). Die Wirksamkeit hängt jedoch von individuellen Kontextbedingungen
und der Berücksichtigung kurz- und langfristiger Outcomes ab (Krämer und Bengel
2016). Somit lassen sich grundsätzlich keine überlegenen Strategien identifizieren
(ebd.), doch scheint eine fehlende Auseinandersetzung mit der Erkrankung wenig
förderlich zu sein (z.B. De Ridder et al. 2008; Stanton et al. 2007). Diese Erkennt-
nisse decken sich auch mit den Annahmen von Kübler-Ross (1969), wonach die
Anerkennung der Erkrankung eine besondere Herausforderung darstellt. Betroffene
neigen dazu, ihre Krankheit zu leugnen und ihr Leben unverändert fortzusetzen, was
langfristig zu einem erhöhten Stressniveau und einer schlechteren Anpassung des
eigenen Verhaltens an die Krankheitssituation führen kann.
Darüber hinaus können schwerwiegende und chronische Erkrankungen wie Long
Covid im Sinne des transaktionalen Modells als Stressor betrachtet werden, der
grundlegende individuelle Bedürfnisse bedroht. Insbesondere zu Beginn der Erkran-
kung verfügen Betroffene häufig nicht über ausreichende oder angemessene Co-
pingstrategien, um adäquat mit der Situation umzugehen (De Ridder et al. 2008).
Die schweren Krankheitssymptome führen zusätzlich zu erheblichen Einschränkun-
gen der Funktions- und Leistungsfähigkeit im Alltag, was für viele Betroffene den
Verlust identitätsstiftender Aktivitäten wie Arbeit, Hobbies und sozialer Kontakte
bedeutet (Kennelly et al. 2023). Diese Situation kann von Betroffenen als ernste
Bedrohung der eigenen Identität und des Selbstwertgefühls erlebt werden (Asbring
2001). Vor diesem Hintergrund soll das vorgestellte (Selbst-)Coachingprogramm
Betroffene dabei unterstützen, wirksame Bewältigungsstrategien zu entwickeln, um
K
S. Nüßlein
ihr Verhalten an die Krankheit anzupassen und dadurch einen positiven Einfluss auf
den Krankheitsverlauf zu nehmen.
5 (Selbst-)Coachingprogramm bei Long Covid
Das vorliegende Long Covid-(Selbst-)Coachingprogramm führt Betroffene in acht
Schritten durch verschiedene Phasen ihrer Long Covid-Erkrankung. Das Programm
integriert verschiedene psychologische Ansätze, darunter Psychoedukation, Selbst-
beobachtung, Ressourcenaktivierung, Stressbewältigung und Emotionsregulation.
Dabei werden theoretische Impulse und autobiografische Erfahrungen der Autorin
mit praktischen Übungen und der Entwicklung von Handlungsplänen verknüpft. Das
übergeordnete Ziel ist es, das Selbstmanagement im Umgang mit der Erkrankung
zu stärken und somit Gesundheit und Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
In den ersten Schritten des Programms erlangen Betroffene ein tieferes Ver-
ständnis ihrer Krankheitssituation und setzen sich intensiv mit ihren bewussten
und unbewussten Erwartungen, Zielen und Werten auseinandersetzen. Dies führt
unter anderem zu der Einsicht, welche Überzeugungen und alten Verhaltensmus-
ter möglicherweise zu dysfunktionalen Verhaltensweisen beitragen und dadurch den
Genesungsprozess behindern. Später erhalten Betroffene durch angeleitete Übungen
und Tipps konkrete Hilfestellungen in ihrem Krankheitsalltag, um mit den eigenen
Symptomen besser umgehen zu können und darauf aufbauend ihre körperliche und
kognitive Leistungsfähigkeit zu trainieren. Abschließend geht es darum, Stressoren
systematisch zu reduzieren sowie die eigenen Ressourcen zu erkennen und wei-
ter aufzubauen. Nachfolgend werden die einzelnen Elemente und Wirkfaktoren der
insgesamt acht Schritte des Programms im Detail vorgestellt.
5.1 Annehmen, was ist
Im ersten Schritt „Annehmen, was ist“ werden Betroffene in Anlehnung an die Pro-
blemaktualisierung und motivationale Klärung nach Grawe (2004) darin angeleitet,
sich bewusst mit ihrer Krankheitssituation und den damit verbundenen Gefühlen
auseinanderzusetzen. Betroffenenbeispiele und spezifische Übungen unterstützen die
Anwender:innen dabei, ihre eigenen Belastungsgrenzen zu akzeptieren und erforder-
liche Verhaltensänderungen umzusetzen. Gleichzeitig werden auch dysfunktionale
Gedanken und negative innere Glaubenssätze identifiziert und aufgelöst.
Zusätzlich kommen Elemente aus der Akzeptanz- und Commitmenttherapie
(ACT; Hayes und Smith 2005) zum Einsatz, die nachweislich die psychische Belas-
tung von Menschen mit chronischen Krankheiten reduzieren und ihre Lebensqualität
verbessern können (z.B. Kuba und Weißflog 2017;Maetal.2023). Darüber hinaus
zielt dieser Schritt auf die Stärkung des Selbstwertgefühls der Betroffenen ab,
was beispielsweise durch das Reflektieren eigener Stärken und bereits erfolgreich
bewältigter Herausforderungen, das Einholen stärkender Rückmeldungen aus dem
sozialen Umfeld oder die Entwicklung positiver Selbstaffirmationen erreicht werden
kann. Hierdurch soll die Selbstakzeptanz und psychische Widerstandsfähigkeit der
K
(Selbst-)Coachingprogramm für Long Covid-Betroffene
Betroffenen gefördert werden, um besser mit den Herausforderungen ihrer Long
Covid-Erkrankung umgehen zu können.
5.2 Grenzen spüren und Warnsignale entdecken
Im zweiten Schritt des (Selbst-)Coachings werden die Betroffenen darin geschult,
achtsam die Signale ihres Köpers wahrzunehmen. Aufgrund der Belastungsintole-
ranz (PEM) kann es bei Betroffenen nach körperlicher, emotionaler oder geistiger
(Über-)Beanspruchung häufig zu einer deutlichen Verschlechterung ihrer Sympto-
matik kommen (z.B. Renz-Polster und Scheibenbogen 2022). Daher ist ein vor-
ausschauendes Energiemanagement, auch als Pacing bekannt, die zentrale Strategie
im Umgang mit PEM (ebd.). Diese Strategie wird im Programm durch angeleitetes
Selbstmonitoring mithilfe eines Gesundheitstagebuchs umgesetzt. Durch das tägli-
che Monitoring können die Betroffenen ein besseres Verständnis dafür entwickeln,
in welchen Situationen bestimmte Symptome ausgelöst werden. Zur genauen Ana-
lyse der individuellen Krankheitssituation wird in dem Gesundheitsbuch zwischen
verschiedenen Arten von Aktivitäten (kognitiv, emotional, physisch) unterschieden,
um die Betroffenen für die verschiedenen Belastungsarten zu sensibilisieren. Zu-
sätzlich werden Informationen zu Schlaf, Ernährung und dem Einhalten von Pausen
erfasst, um das individuell passende Maß an Belastung und Aktivität sowie mögliche
Auslöser für Symptomverschlechterungen zu identifizieren. Die Selbstbeobachtung
dient damit als Grundlage für alle weiteren Schritte des Programms.
In den nachfolgenden Schritten des Programms erhalten die Betroffenen gezielte
Unterstützung für die unterschiedlichen Phasen der Long Covid-Erkrankung. Dabei
werden die Anwender:innen zunächst für bestehende Probleme und Herausforderun-
gen ihrer spezifischen Krankheitssituation sensibilisiert und erhalten anschließend
konkrete Ansatzmöglichkeiten zur Bewältigung dieser Probleme. Dadurch sollen die
Betroffenen befähigt werden, besser mit den Herausforderungen ihres Krankheits-
alltags umzugehen.
5.3 Pausen als Boxenstopp
Der dritte Schritt des (Selbst-)Coachingprogramms baut auf Schritt zwei auf und hilft
Betroffenen dabei, Pausenstrategien zu entwickeln, die ihren individuellen Bedürf-
nissen entsprechen. Ein gutes Pausenmanagement ist für Long Covid-Patient:innen
von besonderer Bedeutung, um eine Überbelastung zu vermeiden und somit das Ri-
siko einer Verschlechterung des Gesundheitszustands zu minimieren (ebd.). Neben
psychoedukativen Elementen, die die Bedeutung von Entspannung und Erholung
für den Organismus verdeutlichen, beinhaltet dieser Schritt auch die Vorstellung
verschiedener Pausenstrategien. Darüber hinaus erhalten Betroffene Unterstützung
bei der Auswahl einer für sie geeigneten Strategie, um regelmäßige Pausen in ihren
Krankheitsalltag zu integrieren. Das bereits in Schritt zwei eingeführte Gesund-
heitstagebuch kann weiterhin als Werkzeug genutzt werden, um die Einhaltung von
Pausen zu überwachen.
Es kommt jedoch nicht selten vor, dass Long Covid-Patient:innen dazu neigen,
sich durch Durchhaltestrategien selbst zu überfordern, was zur Aufrechterhaltung
K
S. Nüßlein
oder sogar Verschlechterung der Symptome führen kann (Kupferschmitt und Köll-
ner 2023). Der Verlust der gewohnten Leistungsfähigkeit kann für Betroffene äußerst
belastend sein und sich negativ auf das eigene Selbstbild auswirken. Dies kann wie-
derum negative Gedanken hervorrufen und das Aufrechterhalten dysfunktionaler
Verhaltensweisen fördern. Daher zielt dieser Schritt des Programms darauf ab, ne-
gative Gedanken zu identifizieren, die das Einhalten von Pausen behindern können.
Im Sinne einer motivationalen Klärung sollen Betroffene sich mit ihren bewussten
und unbewussten Zielen und Erwartungen auseinandersetzen (Grawe 2004). Das
übergeordnete Ziel besteht darin, sich aktiv die Erlaubnis für Pausen zu geben und
somit die Bedeutung von Pausen als notwendigen Bestandteil der Selbstfürsorge zu
akzeptieren.
5.4 Schlechte Tage gut überstehen
Im vierten Schritt „Schlechte Tage gut überstehen“ liegt das Hauptaugenmerk auf
der Entwicklung von Strategien, um besonders herausfordernde und symptomrei-
che Tage zu bewältigen. Dabei werden bereits in den vorherigen Schritten erlernte
und angewandte Strategien aufgegriffen und erweitert. Im Rahmen einer kognitiven
Umstrukturierung werden selbstkritische Kognitionen identifiziert und Betroffene
schrittweise darin angeleitet, diese zu modifizieren.
Zusätzlich werden Strategien zur Problemlösung vermittelt, darunter eine realis-
tische Zielsetzung und Zeitplanung sowie die Entwicklung von Routinen. Der Fokus
liegt dabei nicht auf der Steigerung der Effizienz, sondern auf der Optimierung des
eigenen Energiemanagements. Beispielsweise werden Betroffene durch die Einfüh-
rung einer neuen Morgenroutine angeleitet, ihre täglichen Ziele stets an das aktuelle
Energielevel anzupassen und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen. Dies ermög-
licht es den Betroffenen, ihre Energie optimal zu nutzen und eine Überlastung zu
vermeiden. Diese Anpassungen können möglicherweise eine Änderung bisheriger
Gewohnheiten und Routinen erfordern.
Ein weiterer Aspekt des vierten Schrittes ist die Ressourcenaktivierung (Grawe
2004). Betroffene werden dazu ermutigt, Unterstützung aus dem sozialen Umfeld
zu suchen oder bei Bedarf auch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein
zentrales Ziel ist es, das Bewusstsein zu schärfen, dass es vollkommen in Ordnung
und wichtig ist, Hilfe zu suchen und anzunehmen. Dies trägt dazu bei, die Bewäl-
tigung von schwierigen Tagen zu gewährleisten und ein Gefühl von Sicherheit zu
vermitteln.
5.5 In Balance bleiben
Chronische Erkrankungen verlaufen in wechselnden, episodenhaften Phasen, die für
Betroffene jeweils emotionale, soziale und körperliche Anpassungsleistungen erfor-
dern (Corbin 1998). Der fünfte Schritt widmet sich daher der Phase von Long Covid,
die von Fortschritten in der Genesung geprägt ist. Aufgrund der erzielten Fortschritte
besteht eine hohe Gefahr darin, in alte, gewohnte Verhaltensmuster zurückzufallen.
Deshalb werden die Betroffenen dafür sensibilisiert, ihre eigenen Grenzen weiterhin
im Auge zu behalten, um das Risiko eines Rückfalls zu minimieren. Das überge-
K
(Selbst-)Coachingprogramm für Long Covid-Betroffene
ordnete Ziel besteht darin, ein individuelles Gleichgewicht zwischen Aktivität und
Ruhe zu finden und damit die notwendige Stabilität zu erlangen, um die erzielten
Verbesserungen im Gesundheitszustand bestmöglich zu bewahren.
Ansätze wie Psychoedukation und die Sensibilisierung für neue Leistungs- und
Belastungsgrenzen spielen hierbei eine wichtige Rolle. Dies kann beispielsweise
durch die Analyse der individuellen Leistungs- und Energiekurve erreicht werden.
Die Forschung zum Biorhythmus zeigt, dass die Leistungsfähigkeit von Personen im
Tagesverlauf interindividuell variiert und wellenförmig verläuft (Sollberger 1971).
Auf Grundlage dieser Erkenntnisse werden Betroffene dazu angeregt, ihre indivi-
duelle Leistungskurve zu identifizieren und die Gestaltung ihres Tages sowie die
Aufteilung von Aktivitäts- und Ruhephasen entsprechend anzupassen. Dies ermög-
licht es den Betroffenen, ihre Ressourcen effektiver zu nutzen und ihre Aktivitäten
an ihr individuelles Energielevel anzupassen.
5.6 Weiterentwicklung durch Selbsttraining
Wenn Betroffene im Verlauf ihrer Long Covid-Erkrankung ausreichend Stabilität
erlangt haben, werden sie im sechsten Schritt des (Selbst-)Coachingprogramms da-
bei begleitet, ihre physische und kognitive Leistungsfähigkeit zu trainieren. Wright
et al. (2022) konnten zeigen, dass Long Covid-Betroffene ein signifikant reduziertes
körperliches Aktivitätsniveau im Vergleich zur Zeit vor der Erkrankung aufwei-
sen. Gleichzeitig führte rperliche Aktivität bei 74 % der Studienteilnehmenden
zu einer Verschlechterung der Symptome. Dennoch argumentieren Jimeno-Almazán
et al. (2021), dass körperliche Aktivität aufgrund der positiven Auswirkungen auf
die kardiovaskuläre, immunologische, respiratorische und neurologische Gesundheit
ein wichtiger Bestandteil der Behandlung von Long Covid sein könnte.
Eine erste randomisierte Studie bestätigte diese Annahme und konnte im Ver-
gleich zur Kontrollgruppe positive Veränderungen in der Lebensqualität, Fatigue,
depressiven Symptomatik und kardiovaskulären Fitness bei Teilnehmenden eines
begleiteten Trainingsprogramms zeigen (Jimeno-Almazán et al. 2022). Diese Be-
fundlage verdeutlicht, dass der Einsatz körperlicher Aktivität bei Long Covid sinn-
voll sein kann, jedoch müssen Betroffene dabei sehr achtsam mit ihren eigenen
Belastungsgrenzen umgehen. Betroffene sollten erst dann mit dem Selbsttraining
beginnen, wenn sie ihre eigenen Belastungsgrenzen gut einschätzen können und
ihre grundlegenden Alltagsaktivitäten ohne Symptomverschlechterung bewältigen
können.
Um im Selbsttraining ein angemessenes Maß der Belastung zu bestimmen, kön-
nen Betroffene die Borg-Skala verwenden (Borg 1982), um das subjektiv emp-
fundene Ausmaß der Anstrengung auf einer 10-stufigen Skala einzuschätzen. Im
Gegensatz zu gesunden Personen sollten Betroffene zunächst mit sehr geringer An-
strengung trainieren und die Intensität nur sehr langsam steigern. Insbesondere bei
starken Funktionseinschränkungen wird Betroffenen geraten, das Selbsttraining in
enger Abstimmung mit behandelnden Ärzten, Physio- oder Ergotherapeuten durch-
zuführen.
Aufgrund von neurokognitiven Störungen bei vielen Long Covid Patient:innen
erscheint auch ein Training der kognitiven Fertigkeiten sinnvoll (Hugon 2022). Bei
K
S. Nüßlein
ME/CFS-Patient:innen führte ein kognitives Trainingsprogramm zu Verbesserungen
in subjektiv berichteten neurokognitiven Symptomen sowie in objektiven kognitiven
Leistungstests (McBride et al. 2017). Im (Selbst-)Coachingprogramm werden Be-
troffenen verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, wie kognitive Trainingsübungen
leicht in den Alltag integriert werden können. Neben klassischen Spielen wie Me-
mory oder Domino werden auch Handy-Apps vorgestellt, mit denen verschiedene
kognitive Funktionen trainiert werden können.
Ähnlich wie beim kognitiven Training muss auch beim Trainieren der körper-
lichen Leistungsfähigkeit die Belastungsintoleranz gut im Blick behalten werden.
Es ist daher wichtig, dass Betroffene behutsam vorgehen und auf ihre körperli-
chen Warnsignale hören. Im sechsten Schritt soll ein individueller Trainingsplan
entwickelt werden, bei dem die ausgewählten Aktivitäten zum individuellen Be-
lastungsniveau passen und Betroffene bei der konkreten Planung und Durchführung
der Aktivitäten unterstützt werden. Bei starken Funktionsstörungen wird Betroffenen
empfohlen, sich Unterstützung von erfahrenen Neuropsycholog:innen zu holen.
5.7 Stress meistern
Der Schritt „Stress meistern“ des (Selbst-)Coachings vermittelt Betroffenen grund-
legende Kompetenzen der Stressbewältigung (Kaluza 2015). Dabei erfolgt zunächst
eine psychoedukative Aufklärung über die Funktion von Stress und seinen Einfluss
auf die gesundheitliche Situation im Kontext der Long Covid-Erkrankung. Betrof-
fene werden angeleitet, ihre eigene Stressreaktion zu verstehen und häufige Be-
lastungsfaktoren zu analysieren. Im Sinne des instrumentellen Stressmanagements
werden verschiedene Wege aufgezeigt, um Stressoren zu reduzieren oder zu be-
seitigen, um die eigene Gesundheit zu fördern. Hierbei fließen auch Elemente der
vorangegangenen Schritte mit ein: Kognitive Muster, die es Betroffenen erschweren,
für Entlastung zu sorgen, werden reflektiert und hinterfragt. Zudem werden verschie-
dene Strategien vermittelt, die der Regeneration und Regulation der Stressreaktion
dienen können.
5.8 Energie-Booster
Im letzten Schritt des (Selbst-)Coachingprogramms werden Betroffene dabei unter-
stützt, den Fokus auf die eigenen Stärken und Potenziale zu lenken. Aufgrund der
Herausforderungen durch Long Covid bleiben diese oftmals ungenutzt oder werden
nicht hinreichend wahrgenommen. Dieser abschließende Schritt zielt darauf ab, die-
se Dynamik zu verändern, indem Betroffene ihre eigenen Stärken und Ressourcen
erkennen und sich selbst positiv erleben (Grawe 2004).
Dies erfolgt beispielsweise durch verschiedene Übungen aus der positiven Psy-
chologie, wie das Führen eines Dankbarkeitstagebuchs oder das Praktizieren einer
Loving-Kindness-Meditation. Eine Metaanalyse von Sin und Lyubomirsky (2009)
konnte zeigen, dass solche Interventionen das allgemeine Wohlbefinden verbessern
und depressive Symptome reduzieren können. Das übergeordnete Ziel besteht darin,
das Selbstwertgefühl und damit auch die Widerstandsfähigkeit der Betroffenen zu
K
(Selbst-)Coachingprogramm für Long Covid-Betroffene
stärken (Frederickson 2001), um auch zukünftig mit herausfordernden Krankheits-
situationen gut umgehen zu können.
6 Diskussion und Fazit
Das hier vorgestellte (Selbst-)Coachingprogramm stellt einen ganzheitlichen An-
satz zur Förderung der Krankheitsbewältigung bei Long Covid dar. Es vermittelt
Betroffenen wissenschaftlich fundiertes Wissen und konkrete Übungen zum Symp-
tommanagement und zur Förderung der mentalen Gesundheit. Die Copingstrategien,
die auf behavioraler, emotionaler und kognitiver Ebene ansetzen, können im Sin-
ne des transaktionalen Modells Stressreaktionen im Zusammenhang mit der Long
Covid-Erkrankung reduzieren. Darüber hinaus zielt das (Selbst-)Coaching auch da-
rauf ab, allgemeine Wirkfaktoren zu aktivieren (Grawe 2004). Damit kann das Pro-
gramm nicht nur als Hilfestellung für die Betroffenen selbst dienen, sondern auch
als Orientierungshilfe und Impulsgeber für das soziale Umfeld und für professionel-
le Akteure, die im Rahmen ihrer beraterischen Praxis mit Long Covid-Betroffenen
arbeiten.
Für Coaches eröffnet das Programm eine fundierte Grundlage, um Long Covid-
Patient:innen im Rahmen eines Gesundheitscoachings ganzheitlich bei der Krank-
heitsbewältigung zu unterstützen. Der explizite Gegenstand und das damit verein-
barte Ziel des Gesundheitscoachings umfasst dabei die Förderung der Gesundheit
sowie die Unterstützung bei der Bewältigung und Anpassung an die Erkrankung.
Dies wird in dem hier dargestellten Programm durch den Einsatz von bewährten Me-
thoden sowie durch das strukturierte, schrittweise Vorgehen erreicht, um auch mittel-
und langfristig Veränderungen von Einstellungen und Verhaltensweisen anzustoßen.
Die Aufgaben und Übungen des Programms können im Rahmen von Gesund-
heitscoachings dazu dienen, die behandelten Zielsetzungen des Coachingprozesses
vor- und nachzubereiten. Sie unterstützen z.B. bei der Analyse der Ausgangssitua-
tion, der Erprobung von Verhaltensalternativen oder der Verbesserung der Selbst-
beobachtung. Das Programm stellt damit eine inhaltliche Vorbereitung für Coaches
und andere professionelle Akteure dar und kann auch als Workbook verwendet wer-
den, um Coachees im Anschluss an die durchgeführten Sitzungen zu vertiefenden,
explorierenden Übungen im Alltag anzuleiten.
Angesichts der Versorgungsschwierigkeiten von Long Covid-Patient:innen im öf-
fentlichen Gesundheitssystem (Reuken et al. 2023;Stengeletal.2022) erweist sich
in diesem Fall aber auch der Ansatz des Selbstcoachings als besonders passend,
da das Selbstcoachingprogramm Betroffenen einen niederschwelligen Zugang zu
wissenschaftlich fundierten Interventionen und Informationen bietet. Dies ist beson-
ders relevant, da viele Betroffene unter starken Funktionseinschränkungen leiden.
Zusätzlich bietet das Selbstcoaching eine Erleichterung und flexible Alternative zu
formalen Coaching- und Behandlungssettings, da eine zusätzliche Beanspruchung
durch Termindruck oder Anfahrtswege entfällt und es einigen Betroffenen aufgrund
ihrer schwerwiegenden Symptome kaum möglich ist, in einen geplanten Dialogpro-
zess zwischen Coach und Coachee einzusteigen. Der Ablauf des Selbstcoachings
unterscheidet sich dabei nicht wesentlich von den Prozessen im dialogischen Coa-
K
S. Nüßlein
ching, nur fallen dabei die Rollen von Coach und Coachee zusammen (Greif 2008).
Die Wirksamkeit von Selbstcoachingansätzen ist bislang noch nicht hinreichend
empirisch untersucht (Wolf 2017). Dennoch lassen erste Studien den Rückschluss
zu, dass Selbstcoaching für bestimmte Konstrukte förderlich sein kann, z.B. in Be-
zug auf die Selbstreflexion (Offermanns 2005;Lieser2012) und Selbstwirksamkeit
(Schwamm 2011).
Das (Selbst-)Coachingprogramm wurde zu einer Zeit entwickelt, in der es über
Betroffenenberichte hinaus noch wenig wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse zu
Long Covid gab. Trotz der zunehmenden Anzahl an Studien seit der Veröffent-
lichung des Programms im Juni 2022 gibt es für Betroffene nach wie vor keine
therapeutischen oder medikamentösen Behandlungsansätze für Long Covid (Davis
et al. 2023). Die Wirksamkeit des (Selbst-)Coachingprogramms wurde zwar bislang
nicht wissenschaftlich validiert, jedoch können die Leitlinienempfehlungen für Long
Covid sowie positive Rückmeldungen von Betroffenen als unterstützende Evidenz
für seine Wirksamkeit herangenzogen werden.
Aktuelle Leitlinien betonen die Vermittlung von Selbstmanagementstrategien im
Umgang mit Long Covid (Koczulla et al. 2022). Die Inhalte des (Selbst-)Coachings
spiegeln diese Leitlinienempfehlungen wider und decken sich weitgehend mit den
Empfehlungen für psychotherapeutische Begleitbehandlungen bei Long Covid (Kup-
ferschmitt und Köllner 2023). Darüber hinaus zeigte ein digitales Selbstmanage-
mentprogramm für Long Covid Patient:innen mit Interventionen aus Achtsamkeit,
positiver Psychologie und Stressbewältigung in einer Studie von Wright et al. (2022)
eine Verbesserung des mentalen Wohlbefindens und der Selbstwirksamkeit. Ähnliche
positive Effekte wurden auch in anderen Patient:innenpopulationen durch die Ver-
mittlung von Selbstmanagementstrategien beobachtet (z. B. Bazargani et al. 2011).
Daher kann angenommen werden, dass das (Selbst-)Coachingprogramm durch die
Vermittlung von konkreten Bewältigungsstrategien die Selbstwirksamkeit, das Wohl-
befinden und die Lebensqualität von Long Covid-Betroffenen verbessern kann.
Positive Rückmeldungen von Long Covid-Betroffenen bestätigen diese Annah-
me. Sie berichten, dass die Übungen ihnen geholfen haben, „aus der Negativspirale
auszusteigen“, neue Verhaltensmuster aufzubauen und neuen Mut und Hoffnung zu
schöpfen. Darüber hinaus wird in den Rückmeldungen immer wieder deutlich, dass
die direkte Ansprache der Teilnehmenden in den Schritt-für-Schritt-Anleitungen es
ermöglichen, eine tragfähige Beziehung zu den Coachees aufzubauen. So lässt sich
mit einer verstehenden und unterstützenden Haltung eine kooperative Arbeitsbezie-
hung schaffen, wie folgende Rückmeldungen verdeutlichen: „Danke für deine Worte.
Sie ermutigen, zu akzeptieren und zu hoffen. Feinfühlig und treffend“; „Ich fühle
mich so verstanden und habe das Gefühl, zum ersten Mal ernsthaft ganzheitlich und
aufgeklärt unterstützt zu werden.“
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das hier vorgestellte (Selbst-)Coa-
chingprogramm für Long Covid-Patient:innen einen wichtigen Beitrag zur Krank-
heitsbewältigung und Verbesserung der Lebensqualität leisten kann. Zum gegenwär-
tigen Zeitpunkt steht die Forschung zu Long Covid noch ganz am Anfang, und es
bleibt unklar, ob und wann eine kausale Behandlung verfügbar sein wird. Ange-
sichts dieser Herausforderungen bietet das Programm professionellen Akteuren auf
Basis der aktuell verfügbaren Erkenntnisse einen hilfreichen Leitfaden für ihre be-
K
(Selbst-)Coachingprogramm für Long Covid-Betroffene
raterische Praxis, um Betroffene darin zu unterstützen, einen schonenden Umgang
mit den eigenen Ressourcen zu erlernen und damit einen neuen Weg zurück ins
Leben zu finden. Die positiven Erfahrungsberichte unterstreichen den Nutzen die-
ses Programms zur Unterstützung der Krankheitsbewältigung und Verbesserung des
Wohlbefindens von Long Covid-Patient:innen.
Funding Open Access funding enabled and organized by Projekt DEAL.
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Li-
zenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in
jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ord-
nungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen
vorgenommen wurden.
Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten
Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betref-
fende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung
nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des
Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen.
Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/
licenses/by/4.0/deed.de.
Literatur
Afari, N., & Buchwald, D. (2003). Chronic fatigue syndrome: a review. American Journal of Psychiatry,
160(2), 221–236.
Asbring, P. (2001). Chronic illness—a disruption in life: identity-transformation among women with
chronic fatigue syndrome and fibromyalgia. Journal of advanced nursing,34(3), 312–319. https://do
i.org/10.1046/j.1365-2648.2001.01767.x.
Astin, R., et al. (2023). Long COVID: mechanisms, risk factors and recovery. Experimental physiology,
108(1), 12–27. https://doi.org/10.1113/EP090802.
Bazargani, R. H., et al. (2011). The efficacy of chronic disease self management programs and tele-health
on psychosocial adjustment by increasing self-efficacy in patients with CABG. Procedia,30(4),
830–834. https://doi.org/10.1016/j.sbspro.2011.10.161.
Borg, G. (1982). Psychophysical bases of perceived exertion. Medicine and Science in Sports and Exercise,
14(5), 377–381.
Cabrera Martimbianco, A. L., et al. (2021). Frequency, signs and symptoms, and criteria adopted for long
COVID-19: a systematic review. International journal of clinical practice,75(10), e14357. https://
doi.org/10.1111/ijcp.14357.
Chen, C., et al. (2022). Global prevalence of post-coronavirus disease 2019 (COVID-19) condition or
long COVID: a meta-analysis and systematic review. The Journal of infectious diseases,226(9),
1593–1607. https://doi.org/10.1093/infdis/jiac136.
Corbin, J. M. (1998). The Corbin and Strauss chronic illness trajectory model: an update. Research and
Theory for Nursing Practice,12(1), 33.
Davis, H.E., et al. (2021). Characterizing long COVID in an international cohort: 7 months of symptoms
and their impact. EClinicalMedicine,38, 101019. https://doi.org/10.1016/j.eclinm.2021.101019.
Davis, H.E., et al. (2023). Long COVID: major findings, mechanisms and recommendations. Nature re-
views. Microbiology,21(3), 133–146. https://doi.org/10.1038/s41579-022- 00846-2.
De Ridder, D., et al. (2008). Psychological adjustment to chronic disease. Lancet,372(9634), 61078–61078.
https://doi.org/10.1016/S0140-6736.
Decker, M., Fulda, C., & Lange, M. (2023). Arbeiten mit Long COVID: Auswirkungen und Möglichkeiten
der Arbeitsgestaltung. IW-Trends-Vierteljahresschrift zur empirischen Wirtschaftsforschung,50(4),
97–116.
K
S. Nüßlein
ECDC (2022). Prevalence of post COVID-19 condition symptoms: a systematic review and meta-analy-
sis of cohort study data stratified by recruitment setting. Stockholm: European Centre for Disease
Prevention and Control.
Frederickson, B. L. (2001). The role of positive emotions in positive psychology: the broaden-and-build
theory of positive emotions. American Psychologist,56(3), 218–226.
Goldberg, N.C., et al. (2022). A new clinical challenge: supporting patients coping with the long-term
effects of COVID-19. Fatigue. Biomedicine, Health & Behavior,10(4), 212–230. https://doi.org/10.
1080/21641846.2022.2128576.
Grawe, K. (2004). Neuropsychotherapie. Göttingen: Hogrefe.
Greif, S. (2008). Coaching und ergebnisorientierte Selbstreflexion. Theorie, Forschung und Praxis des
Einzel- und Gruppencoachings. Göttingen: Hogrefe.
Hanson, S. W., & - (2022). Estimated global proportions of individuals with persistent fatigue, cogni-
tive, and respiratory symptom clusters following symptomatic COVID-19 in 2020 and 2021. Jama,
328(16), 1604–1615.
Hayes, S. C., & Smith, S. (2005). Get out of your mind get into your life: the new acceptance et commitment
therapy. Oakland: New Harbinger Publications.
Heim, E. (1998). Krankheitsbewältigung. In C. Buddeberg & U. Ackermann-Liebrich (Hrsg.), Psychoso-
ziale Medizin (2. Aufl. S. 483–504). Berlin, Heidelberg: Springer.
Hugon, J. (2022). Long-COVID: cognitive deficits (brain fog) and brain lesions in non-hospitalized pa-
tients. Presse medicale,51(2), 104090. https://doi.org/10.1016/j.lpm.2021.104090.
Jimeno-Almazán, A., et al. (2021). Post-COVID-19 syndrome and the potential benefits of exercise. Inter-
national journal of environmental research and public health,18(10), 5329. https://doi.org/10.3390/
ijerph18105329.
Jimeno-Almazán, A., et al. (2022). Rehabilitation for post-COVID-19 condition through a supervised exer-
cise intervention: a randomized controlled trial. Scandinavian journal of medicine & science in sports,
32(12), 1791–1801. https://doi.org/10.1111/sms.14240.
Kaluza, G. (2015). Stressbewältigung. Berlin, Heidelberg: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-4
4016-2.
Kedor, C., et al. (2022). A prospective observational study of post-COVID-19 chronic fatigue syndrome
following the first pandemic wave in Germany and biomarkers associated with symptom severity.
Nature communications,13(1), 5104.
Kennelly, C.E., et al. (2023). The lived experience of long COVID: a qualitative study of mental health,
quality of life, and coping. PloS one,18(10), e292630. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0292630.
Koc, H.C., et al. (2022). Long COVID and its management. International journal of biological sciences,
18(12), 4768–4780. https://doi.org/10.7150/ijbs.75056.
Koczulla, A. R., et al. (2022). S1-Leitlinie Long-/Post-COVID. Pneumologie,76(12), 855–907.
Krämer, L., & Bengel, J. (2016). Chronische körperliche Krankheit und Krankheitsbewältigung. In J. Ben-
gel & O. Mittag (Hrsg.), Psychologie in der medizinischen Rehabilitation: Ein Lehr- und Praxishand-
buch (S. 25–36). Berlin, Heidelberg: Springer.
Kuba, K., & Weißflog, G. (2017). Akzeptanz- und Commitmenttherapie bei chronischen körperlichen Er-
krankungen. Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie,67(12), 525–536. https://
doi.org/10.1055/s-0043- 118742.
Kübler-Ross, E. (1969). On death and dying. New York: MacMillan.
Kupferschmitt, A., & Köllner, V. (2023). Psychotherapeutische Begleitung bei Post-COVID-Syndrom. Die
Psychotherapie,68(6), 475–488. https://doi.org/10.1007/s00278-023-00691- 5.
Lazarus, R. S., & Folkman, S. (1984). Stress, appraisal and coping. Berlin: Springer.
Lazarus, R. S., & Folkman, S. (1987). Transactional theory and research on emotions and coping. European
Journal of Personality,1(3), 141–169. https://doi.org/10.1002/per.2410010304.
Lieser, C. (2012). Lernprozesse im Selbst-Coaching. Eine qualitative Studie im Rahmen der Cahier-Me-
thode. Wiesbaden: Springer VS.
Logue, J. K., et al. (2021). Sequelae in adults at 6 months after COVID-19 infection. JAMA network open,
4(2), e210830–e210830.
Lopez-Leon, S., et al. (2021). More than 50 long-term effects of COVID-19: a systematic review and meta-
analysis. Scientific reports,11(1), 16144. https://doi.org/10.1038/s41598-021-95565- 8.
Ma, T.-W., Yuen, A.S.-K., & Yang, Z. (2023). The efficacy of acceptance and commitment therapy for
chronic pain: a systematic review and meta-analysis. The Clinical journal of pain,39(3), 147–157.
https://doi.org/10.1097/AJP.0000000000001096.
K
(Selbst-)Coachingprogramm für Long Covid-Betroffene
McBride, R. L., et al. (2017). Cognitive remediation training improves performance in patients with chronic
fatigue syndrome. Psychiatry research,257, 400–405. https://doi.org/10.1016/j.psychres.2017.08.03
5.
Nath, A. (2020). Long-Haul COVID. Neurology,95(13), 559–560. https://doi.org/10.1212/WNL.0000000
000010640.
Nüßlein, S. (2022). Ein Selbstcoachingprogramm für verschiedene Phasen von Long Covid. In S. Nüßlein
& C. Ott (Hrsg.), Mit Long Covid zurück ins Leben: Eine Anleitung für mehr Energie, Gesundheit
und Lebensqualität (S. 51–118). München: Südwest.
Offermanns, M. (2005). Braucht Coaching einen Coach? Eine evaluative Pilotstudie. In C. Rauen (Hrsg.),
Handbuch Coaching (S. 99–110). Göttingen: Hogrefe.
Renz-Polster, H., & Scheibenbogen, C. (2022). Post-COVID-Syndrom mit Fatigue und Belastungsintole-
ranz: Myalgische Enzephalomyelitis bzw. Chronisches Fatigue-Syndrom. Die Innere Medizin,63(8),
830–839. https://doi.org/10.1007/s00108-022-01369- x.
Reuken, P.A., et al. (2023). Outpatient long/post-COVID care: barriers and desires of affected persons to
medical care. Gesundheitswesen.https://doi.org/10.1055/a-2035-9431.
RKI (2023). Wie häufig ist Long Covid? https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/FAQ_Liste_
Gesundheitliche_Langzeitfolgen.html. Zugegriffen: 31. Jan. 2024.
Schaeffer, D., & Haslbeck, J. (2023). Bewältigung chronischer Krankheit. In Soziologie von Gesundheit
und Krankheit (S. 261–280). Wiesbaden: Springer.
Schaeffer, D., & Moers, M. (2009). Abschied von der Patientenrolle? Bewältigungshandeln im Verlauf
chronischer Krankheit. In D. Schaeffer (Hrsg.), Bewältigung chronischer Krankheit im Lebenslauf
(S. 111–131). Bern: Huber.
Scheibenbogen, C., et al. (2023). Fighting Post-COVID and ME/CFS—development of curative therapies.
Frontiers in medicine,10, 1194754. https://doi.org/10.3389/fmed.2023.1194754.
Schwamm, N. (2011). Wirksamkeit von Coaching: Konzeption, Durchführung und Evaluation von Coa-
ching mit Unterstützung durch Selbstcoaching-Leitfäden zur Erhöhung der Zielerreichung, Selbstre-
flexion und Selbstwirksamkeit. München: GRIN Verlag.
Sin, N.L., & Lyubomirsky, S. (2009). Enhancing well-being and alleviating depressive symptoms with
positive psychology interventions: a practice-friendly meta-analysis. Journal of clinical psychology,
65(5), 467–487. https://doi.org/10.1002/jclp.20593.
Skinner, E.A., et al. (2003). Searching for the structure of coping: a review and critique of category sys-
tems for classifying ways of coping. Psychological bulletin,129(2), 216–269. https://doi.org/10.1037/
0033-2909.129.2.216.
Sollberger, A. (1971). Biological rhythms and their control in neurobehavioral perspective. Neurosciences
Research,4, 101–163.
Stanton, A.L., Revenson, T.A., & Tennen, H. (2007). Health psychology: psychological adjustment to
chronic disease. Annual review of psychology,58, 565–592. https://doi.org/10.1146/annurev.psych.5
8.110405.085615.
Stengel, S., et al. (2022). Versorgungsbedarfe zu Long-COVID aus Sicht von Betroffenen und Haus-
ärzt*innen eine Mixed-Methods-Studie aus Baden-Württemberg. Zeitschrift für Evidenz, Fortbil-
dung und Qualitat im Gesundheitswesen,172, 61–70. https://doi.org/10.1016/j.zefq.2022.02.005.
Sukocheva, O.A., et al. (2022). Analysis of post COVID-19 condition and its overlap with myalgic ence-
phalomyelitis/chronic fatigue syndrome. Journal of advanced research,40, 179–196. https://doi.org/
10.1016/j.jare.2021.11.013.
Tsampasian, V., et al. (2023). Risk factors associated with Post-COVID-19 condition: a systematic review
and meta-analysis. JAMA Internal Medicine,183(6), 566–580.
Wolf, C. (2017). Konzeption und Untersuchung eines technologiegestützten Selbstcoachings als Interven-
tion zur Förderung von ergebnisorientierter Selbstreflexion bei Studierenden am Karlsruher Institut
für Technologie (KIT). Karlsruhe: Karlsruher Institut für Technologie.
Woodrow, M., et al. (2023). Systematic review of the prevalence of long COVID. Open forum infectious
diseases,10(7), ofad233. https://doi.org/10.1093/ofid/ofad233.
World Health Organization (2022). Post Covid-19 condition (long Covid). https://www.who.int/europe/
news-room/fact-sheets/item/post- covid-19-condition. Zugegriffen: 29. Febr. 2024.
Wright, H., et al. (2022). Digital Peer-supported self-management intervention codesigned by people
with long COVID: mixed methods proof-of-concept study. JMIR formative research,6(10), e41410.
https://doi.org/10.2196/41410.
Yancey, J.R., & Thomas, S. M. (2012). Chronic fatigue syndrome: diagnosis and treatment. American
Family Physician,86(8), 741–746.
K
S. Nüßlein
Hinweis des Verlags Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeich-
nungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.
Stefanie Nüßlein Psychologin (M.Sc.), zertifizierte Trainerin und
Coach, Autorin des Buches „Mit Long Covid zurück ins Leben“. Als
Arbeits- und Organisationspsychologin widmet sie sich der Förderung
von Gesundheit in der Arbeitswelt. Nach einer Covid-19-Infektion
im Dezember 2020 und anhaltenden Langzeitfolgen entwickelte sie
das Long Covid-(Selbst-)Coachingprogramm, das Betroffene dabei
unterstützen soll, die eigene Genesung zu fördern. Schwerpunkte:
Gesundheitsförderung, Persönlichkeitsentwicklung, Arbeits- u. Orga-
nisationspsychologie.
K
ResearchGate has not been able to resolve any citations for this publication.
Article
Full-text available
The majority of people who contract COVID-19 experience a short period of symptomatic infection. However, symptoms persist for months or years following initial exposure to the virus in some cases. This has been described as long COVID. Little is known about the lived experience of this condition, as it has only recently emerged. This study aimed to explore the experiences of mental health, quality of life, and coping among people living with long COVID. A sample of 47 adults with lived experience participated in web-based focus groups. Separate focus groups were held for 24 individuals with pre-existing mental health conditions and 23 individuals without pre-existing mental health conditions. Data were analyzed using a codebook thematic analysis approach. Five themes were identified as integral to the long COVID experience: The Emotional Landscape of Long COVID, New Limits to Daily Functioning, Grief and Loss of Former Identity, Long COVID-related Stigmatization, and Learning to Cope with Persisting Symptoms. These findings illustrate the immense impact of long COVID on mental health and quality of life. Minimal differences were found between those with and those without pre-existing mental health conditions, as both groups were substantially impacted by the condition. Attention to the perspectives of people with lived experience of long COVID is necessary to inform future directions for research and clinical practice.
Article
Full-text available
The sequela of COVID-19 include a broad spectrum of symptoms that fall under the umbrella term post-COVID-19 condition or syndrome (PCS). Immune dysregulation, autoimmunity, endothelial dysfunction, viral persistence, and viral reactivation have been identified as potential mechanisms. However, there is heterogeneity in expression of biomarkers, and it is unknown yet whether these distinguish different clinical subgroups of PCS. There is an overlap of symptoms and pathomechanisms of PCS with postinfectious myalgic encephalomyelitis/chronic fatigue syndrome (ME/CFS). No curative therapies are available for ME/CFS or PCS. The mechanisms identified so far provide targets for therapeutic interventions. To accelerate the development of therapies, we propose evaluating drugs targeting different mechanisms in clinical trial networks using harmonized diagnostic and outcome criteria and subgrouping patients based on a thorough clinical profiling including a comprehensive diagnostic and biomarker phenotyping.
Article
Full-text available
Background Long Covid occurs in those infected with SARSCoV2 whose symptoms persist or develop beyond the acute phase. We conducted a systematic review to determine the prevalence of persistent symptoms, functional disability or pathological changes in adults or children at least 12 weeks post-infection. Methods We searched key registers and databases from 1st January 2020 to 2nd November 2021, limited to publications in English and studies with at least 100 participants. Studies where all participants were critically ill were excluded. Long Covid was extracted as prevalence of at least one symptom or pathology, or prevalence of the most common symptom or pathology, at 12 weeks or later. Heterogeneity was quantified in absolute terms and as a proportion of total variation and explored across pre-defined subgroups (PROSPERO ID CRD42020218351). Results 120 studies in 130 publications were included. Length of follow-up varied between 12 weeks - 12 months. Few studies had low risk of bias. All complete and subgroup analyses except one had I2 ≥ 90%, with prevalence of persistent symptoms range of 0% - 93% (pooled estimate (PE) 42.1%, 95% prediction interval (PI): 6.8% to 87.9%). Studies using routine healthcare records tended to report lower prevalence (PE 13.6%, PI: 1.2% to 68%) of persistent symptoms/pathology than self-report (PE 43.9%, PI: 8.2% to 87.2%). However, studies systematically investigating pathology in all participants at follow up tended to report the highest estimates of all three (PE 51.7%, PI: 12.3% to 89.1%). Studies of hospitalised cases had generally higher estimates than community-based studies. Conclusions The way in which Long Covid is defined and measured affects prevalence estimation. Given the widespread nature of SARSCoV2 infection globally, the burden of chronic illness is likely to be substantial even using the most conservative estimates.
Article
Full-text available
Importance: Post-COVID-19 condition (PCC) is a complex heterogeneous disorder that has affected the lives of millions of people globally. Identification of potential risk factors to better understand who is at risk of developing PCC is important because it would allow for early and appropriate clinical support. Objective: To evaluate the demographic characteristics and comorbidities that have been found to be associated with an increased risk of developing PCC. Data sources: Medline and Embase databases were systematically searched from inception to December 5, 2022. Study selection: The meta-analysis included all published studies that investigated the risk factors and/or predictors of PCC in adult (≥18 years) patients. Data extraction and synthesis: Odds ratios (ORs) for each risk factor were pooled from the selected studies. For each potential risk factor, the random-effects model was used to compare the risk of developing PCC between individuals with and without the risk factor. Data analyses were performed from December 5, 2022, to February 10, 2023. Main outcomes and measures: The risk factors for PCC included patient age; sex; body mass index, calculated as weight in kilograms divided by height in meters squared; smoking status; comorbidities, including anxiety and/or depression, asthma, chronic kidney disease, chronic obstructive pulmonary disease, diabetes, immunosuppression, and ischemic heart disease; previous hospitalization or ICU (intensive care unit) admission with COVID-19; and previous vaccination against COVID-19. Results: The initial search yielded 5334 records of which 255 articles underwent full-text evaluation, which identified 41 articles and a total of 860 783 patients that were included. The findings of the meta-analysis showed that female sex (OR, 1.56; 95% CI, 1.41-1.73), age (OR, 1.21; 95% CI, 1.11-1.33), high BMI (OR, 1.15; 95% CI, 1.08-1.23), and smoking (OR, 1.10; 95% CI, 1.07-1.13) were associated with an increased risk of developing PCC. In addition, the presence of comorbidities and previous hospitalization or ICU admission were found to be associated with high risk of PCC (OR, 2.48; 95% CI, 1.97-3.13 and OR, 2.37; 95% CI, 2.18-2.56, respectively). Patients who had been vaccinated against COVID-19 with 2 doses had a significantly lower risk of developing PCC compared with patients who were not vaccinated (OR, 0.57; 95% CI, 0.43-0.76). Conclusions and relevance: This systematic review and meta-analysis demonstrated that certain demographic characteristics (eg, age and sex), comorbidities, and severe COVID-19 were associated with an increased risk of PCC, whereas vaccination had a protective role against developing PCC sequelae. These findings may enable a better understanding of who may develop PCC and provide additional evidence for the benefits of vaccination. Trial registration: PROSPERO Identifier: CRD42022381002.
Article
Full-text available
Long COVID, the prolonged illness and fatigue suffered by a small proportion of those infected with SARS‐CoV‐2, is placing an increasing burden on individuals and society. A Physiological Society virtual meeting in February 2022 brought clinicians and researchers together to discuss the current understanding of long COVID mechanisms, risk factors and recovery. This review highlights the themes arising from that meeting. It considers the nature of long COVID, exploring its links with other post‐viral illnesses such as myalgic encephalomyelitis/chronic fatigue syndrome, and highlights how long COVID research can help us better support those suffering from all post‐viral syndromes. Long COVID research started particularly swiftly in populations routinely monitoring their physical performance – namely the military and elite athletes. The review highlights how the high degree of diagnosis, intervention and monitoring of success in these active populations can suggest management strategies for the wider population. We then consider how a key component of performance monitoring in active populations, cardiopulmonary exercise training, has revealed long COVID‐related changes in physiology – including alterations in peripheral muscle function, ventilatory inefficiency and autonomic dysfunction. The nature and impact of dysautonomia are further discussed in relation to postural orthostatic tachycardia syndrome, fatigue and treatment strategies that aim to combat sympathetic overactivation by stimulating the vagus nerve. We then interrogate the mechanisms that underlie long COVID symptoms, with a focus on impaired oxygen delivery due to micro‐clotting and disruption of cellular energy metabolism, before considering treatment strategies that indirectly or directly tackle these mechanisms. These include remote inspiratory muscle training and integrated care pathways that combine rehabilitation and drug interventions with research into long COVID healthcare access across different populations. Overall, this review showcases how physiological research reveals the changes that occur in long COVID and how different therapeutic strategies are being developed and tested to combat this condition.
Article
Full-text available
Importance: Some individuals experience persistent symptoms after initial symptomatic SARS-CoV-2 infection (often referred to as Long COVID). Objective: To estimate the proportion of males and females with COVID-19, younger or older than 20 years of age, who had Long COVID symptoms in 2020 and 2021 and their Long COVID symptom duration. Design, setting, and participants: Bayesian meta-regression and pooling of 54 studies and 2 medical record databases with data for 1.2 million individuals (from 22 countries) who had symptomatic SARS-CoV-2 infection. Of the 54 studies, 44 were published and 10 were collaborating cohorts (conducted in Austria, the Faroe Islands, Germany, Iran, Italy, the Netherlands, Russia, Sweden, Switzerland, and the US). The participant data were derived from the 44 published studies (10 501 hospitalized individuals and 42 891 nonhospitalized individuals), the 10 collaborating cohort studies (10 526 and 1906), and the 2 US electronic medical record databases (250 928 and 846 046). Data collection spanned March 2020 to January 2022. Exposures: Symptomatic SARS-CoV-2 infection. Main outcomes and measures: Proportion of individuals with at least 1 of the 3 self-reported Long COVID symptom clusters (persistent fatigue with bodily pain or mood swings; cognitive problems; or ongoing respiratory problems) 3 months after SARS-CoV-2 infection in 2020 and 2021, estimated separately for hospitalized and nonhospitalized individuals aged 20 years or older by sex and for both sexes of nonhospitalized individuals younger than 20 years of age. Results: A total of 1.2 million individuals who had symptomatic SARS-CoV-2 infection were included (mean age, 4-66 years; males, 26%-88%). In the modeled estimates, 6.2% (95% uncertainty interval [UI], 2.4%-13.3%) of individuals who had symptomatic SARS-CoV-2 infection experienced at least 1 of the 3 Long COVID symptom clusters in 2020 and 2021, including 3.2% (95% UI, 0.6%-10.0%) for persistent fatigue with bodily pain or mood swings, 3.7% (95% UI, 0.9%-9.6%) for ongoing respiratory problems, and 2.2% (95% UI, 0.3%-7.6%) for cognitive problems after adjusting for health status before COVID-19, comprising an estimated 51.0% (95% UI, 16.9%-92.4%), 60.4% (95% UI, 18.9%-89.1%), and 35.4% (95% UI, 9.4%-75.1%), respectively, of Long COVID cases. The Long COVID symptom clusters were more common in women aged 20 years or older (10.6% [95% UI, 4.3%-22.2%]) 3 months after symptomatic SARS-CoV-2 infection than in men aged 20 years or older (5.4% [95% UI, 2.2%-11.7%]). Both sexes younger than 20 years of age were estimated to be affected in 2.8% (95% UI, 0.9%-7.0%) of symptomatic SARS-CoV-2 infections. The estimated mean Long COVID symptom cluster duration was 9.0 months (95% UI, 7.0-12.0 months) among hospitalized individuals and 4.0 months (95% UI, 3.6-4.6 months) among nonhospitalized individuals. Among individuals with Long COVID symptoms 3 months after symptomatic SARS-CoV-2 infection, an estimated 15.1% (95% UI, 10.3%-21.1%) continued to experience symptoms at 12 months. Conclusions and relevance: This study presents modeled estimates of the proportion of individuals with at least 1 of 3 self-reported Long COVID symptom clusters (persistent fatigue with bodily pain or mood swings; cognitive problems; or ongoing respiratory problems) 3 months after symptomatic SARS-CoV-2 infection.
Article
The post-COVID syndrome (PCS) is a multisystemic illness which necessitates an interdisciplinary treatment, often with psychotherapeutic support in the disease processing. Both somatic and also mental factors play a role in the pathogenesis. Underlying the PCE is a complex multifactorial model of the disease genesis and maintenance. The most popular somatic hypotheses include chronic inflammation, autoimmunity, viral persistence, endothelial dysfunction and damage of body cells; however, these are not sufficient to explain the complex pattern of symptoms but require a biopsychosocial understanding that is examined in detail in this article. Furthermore, the article provides an overview with respect to those psychotherapeutic concepts and techniques that could help post-COVID patients in the processing of the disease and adaptation to their functional limitations.
Article
Long COVID is an often debilitating illness that occurs in at least 10% of severe acute respiratory syndrome coronavirus 2 (SARS-CoV-2) infections. More than 200 symptoms have been identified with impacts on multiple organ systems. At least 65 million individuals worldwide are estimated to have long COVID, with cases increasing daily. Biomedical research has made substantial progress in identifying various pathophysiological changes and risk factors and in characterizing the illness; further, similarities with other viral-onset illnesses such as myalgic encephalomyelitis/chronic fatigue syndrome and postural orthostatic tachycardia syndrome have laid the groundwork for research in the field. In this Review, we explore the current literature and highlight key findings, the overlap with other conditions, the variable onset of symptoms, long COVID in children and the impact of vaccinations. Although these key findings are critical to understanding long COVID, current diagnostic and treatment options are insufficient, and clinical trials must be prioritized that address leading hypotheses. Additionally, to strengthen long COVID research, future studies must account for biases and SARS-CoV-2 testing issues, build on viral-onset research, be inclusive of marginalized populations and meaningfully engage patients throughout the research process. Long COVID is an often debilitating illness of severe symptoms that can develop during or following COVID-19. In this Review, Davis, McCorkell, Vogel and Topol explore our knowledge of long COVID and highlight key findings, including potential mechanisms, the overlap with other conditions and potential treatments. They also discuss challenges and recommendations for long COVID research and care.
Article
Zusammenfassung Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie hat 2021 die AWMF S1-Leitlinie Long-/Post-COVID initiiert. In einem breiten interdisziplinären Ansatz wurde diese S1-Leitlinie basierend auf dem aktuellen Wissensstand gestaltet. Die klinische Empfehlung beschreibt die aktuellen Long- bzw. Post-COVID-Symptome, diagnostische Ansätze und Therapien. Neben der allgemeinen und konsentierten Einführung wurde ein fachspezifischer Zugang gewählt, der den aktuellen Wissensstand zusammenfasst. Die Leitlinie hat einen explizit praktischen Anspruch und wird basierend auf dem aktuellen Wissenszugewinn vom Autorenteam weiterentwickelt und adaptiert.