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Raumplanung und das Ende von Wachstum und Fläche: Wachstumsbias und Postwachstumskritik

Authors:

Abstract

Practical limits and political goals point towards a future without growth. This article uses the contemporary debates around planning beyond growth along the connection to land consumption to outline potentials of a growth-independent mode of spatial planning.
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Wissenschaftlicher Beitrag. Peer reviewed.
Zukunft ohne Wachstum? (Foto: KI-generiert, Adobe Firey 2, 15.12.2023)
RaumPlanung  / - 35
Wissenschaftlicher Beitrag. Peer reviewed.
Christian Lamker
Raumplanung und das Ende
von Wachstum und Fläche
Wachstumsbias und Postwachstumskritik
Praktische Grenzen, wissenschaftliche Dis-
kussionen, und politische Ziele richten sich
verstärkt auf eine Zukunft ohne Wachstum.
Raumplanung braucht eine neue Position
für und in dieser Zukunft, in der sie sich als
Postwachstumsplanung von ökonomischem
Wachstum und Flächenwachstum lösen
muss.
In den zurückliegenden Jahren wurde der Zusammenhang
zwischen Raumplanung und Wachstum vermehrt kritisch
diskutiert (Ache et al. 2023; ARL 2021; Savini et al. 2022;
Durrant et al. 2023). Diese Diskussion schließt an globale
Fragen von Nachhaltigkeit und der gerechten Nutzung von
endlichen Ressourcen an. Sie wird verstärkt durch das Gefühl
zunehmend schneller und sich überlagernder ökonomischer,
ökologischer und gesellschaftlicher Krisen. Das Ende der mo-
dernen Utopie, alle Wünsche und Bedarfe in konsensualen
Win-Win-Situationen innerhalb ökologischer Grenzen befrie-
digen zu können, scheint erreicht.
Akteur*innen innerhalb der institutionalisierten Raumplanung
fällt es schwer, nicht zuerst an Wachstum als Mittel oder als
Lösung zu denken. Einerseits ökonomisches Wachstum, an-
dererseits aber auch das Wachstum an Nutzungen im Raum
und damit einhergehend der Verbrauch von Flächen. Politisch
setzt die EU-Bodenstrategie das Jahr 2050 als Zeithorizont, um
erstmals ohne neuen Flächenverbrauch auszukommen und
in eine vollständige Flächenkreislaufwirtschaft überzugehen.
Deutschland war und ist Vorreiter auf dem Gebiet dieser Po-
litiken (Weith et al. 2019). Das Land hat sich in der Nachhal-
tigkeitsstrategie 2008 bereits darauf verständigt und zunächst
eine Reduzierung auf 30 ha/Tag bis 2020 (2016 verschoben
auf 2030) vorgesehen. Im Jahr 2021 lag das Ziel mit 58 ha/Tag
noch in weiterer Ferne. Trotzdem ist bereits seit gut 15 Jahren
ein Ziel gesetzt, das im Grunde kompatibel mit moderaten
Postwachstumspositionen ist. Die Frage, der hier nachgegan-
gen wird, ist: Wie hilft eine Postwachstumsperspektive, den
Bias zugunsten von Wachstum zu verstehen?
In diesem Beitrag wird der aktuelle Stand der wissenschaftli-
chen Diskussion in einer Form aufgearbeitet, die auch die Zu-
gänglichkeit und Verständlichkeit für angewandte Forschung
und die Praxis erhöhen soll. In der Struktur folgt zunächst
die Bedeutung von Wachstum in der Geschichte der Disziplin
sowie dem Hintergrund des Wachstumsbias in der Raumpla-
Christian Lamker, 1984,
Dr. rer. pol., Raumplaner,
Assistenzprofessor für
nachhaltige Transformati-
on und Regionalplanung
an der Universität Gronin-
gen (NL).
Christian Lamker
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nung. Dieser wird nachfolgend anhand von sieben beispiel-
haften Statements aus einer Postwachstumsperspektive
– wie sie aktuell unter dem Begri Postwachstumsplanung
diskutiert wird – verdichtet und kritisiert (Durrant et al. 2023;
Lamker und Terfrüchte 2021). Auf Basis von Veränderungs-
potenzialen wird in den letzten beiden Abschnitten zu einem
Ausblick auf Raumplanung ohne Wachstum hingeleitet.
Raumplanung und Wachstum
Die Anfänge der institutionalisierten Raumplanung liegen in
der Reaktion auf expansives Wachstum und der Abmilderung
der Folgen von wirtschaftlichem und städtischem Wachstum
sowie großen Migrationsbewegungen in die Industriestädte
und -regionen. Im Zuge der Industrialisierung im 19. Jahrhun-
dert haben Themen wie Gesundheit, harte Infrastrukturen,
Verkehr, Wasser, Abwasser und Freiächen oder Grünzüge
die Grundlagen gelegt, um Raumplanung in Deutschland als
öentliches Handlungsfeld zu etablieren.
In der Weimarer Republik entwickelten sich erste regionale
Ansätze (beispielsweise in Berlin und dem Ruhrgebiet) und
Themen wie das Wohnungswesen wurden zu räumlichen Fra-
gen eines Wohlfahrtsstaates. Raumplanung wurde ein Werk-
zeug, um Wachstum zu organisieren. In der Nachkriegszeit
war damit zunächst die Entwicklung hin zu rationaler Pla-
nung verbunden, spätestens mit nachlassendem wirtschaft-
lichem Wachstum und der Öl- und Energiekriese der frühen
1970er-Jahre aber ebenso zu pragmatischen und inkremen-
tellen Ansätzen. Der Bericht „Limits to Growth“ hat 1972 zu-
erst auf breiter Ebene zu der Frage geführt, ob unser Entwick-
lungsmodell nachhaltig ist.
Ab den 1980er-Jahren wird der Begri der Nachhaltigkeit eta-
bliert, unterstützt auf globaler Ebene mit der Konferenz für
Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro und der Klimarah-
menkonvention 1992. Nachhaltige Raumentwicklung wurde
1998 dann auch über das BauGB und ROG zum Teil der forma-
len Raumplanung. Auf der anderen Seite sind die 1990er- und
2000er-Jahre davon geprägt, Wachstum zu fördern und zu
verstärken. Beispiele sind der Fokus auf Europäische Metro-
polregionen, Wachstumskerne, den globalen ökonomischen
Wettbewerb, die Liberalisierung von Märkten und Privatisie-
rung vormals öentlicher Angebote und Dienstleistungen.
Die „Leipzig-Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt“
(2007) hat folgerichtig auch Städte als Zentren von Wissen,
Wachstum, und Innovation deniert.
Die Wirtschafts- und Finanzkrise um 2008 führte zu einem
Erstarken kritischer Ansätze, die in der Folge um die Begrif-
fe Postwachstum und Degrowth herum entwickelt wurden.
Das bis dato stadtpolitisch wirkmächtigste Modell scheint die
Donut-Ökonomie von Kate Raworth (2018) zu sein, das mit
einem sozialen Fundament und einer ökologischen bzw. pla-
netaren Grenze wirtschaftlicher Aktivität arbeitet. Der Fokus
verschiebt sich hiermit auf das Navigieren über Wachstum
hinaus. Sichtbar wird eine Trendwende auch in der „Neuen
Leipzig-Charta von 2020“, in der die Begrie Gemeinwohl
und Gerechtigkeit eine prominente Rolle einnehmen.
Aktuelle Brüche werden erkennbar durch globale Krisen, Krie-
ge und Konikte. Eine Gesellschaft ohne fossile Rohstoe und
begrenzten Ressourcen wurde über Nacht von wissenschaftli-
chen Hirngespinsten zum Kern polarisierter gesellschaftlicher
und politischer Debatten. Wegweisend für künftige Debatten
könnten auch der neue Bericht „Earth for All“ für den Club of
Rome (Dixson-Decleve et al. 2022) sowie der WBGU-Bericht
„Healthy living on a healthy planet“ (WBGU 2023) werden.
Hintergrund: Wachstumsbias
Einen Ankerpunkt für Postwachstumsansätze bildet die Kri-
tik einseitiger Metriken für Entwicklung oder Fortschritt.
Gemeint ist in erster Linie das Bruttoinlandsprodukt (BIP,
beispielsweise Jackson 2017). Darin werden sowohl negati-
ve Ereignisse positiv gewertet (beispielsweise Wiederaufbau
nach Naturkatastrophen) als auch wesentliche Aspekte einer
demokratischen Gesellschaft nicht berücksichtigt (beispiels-
weise Care-Arbeit und soziale Netzwerke). Mehr Wirtschafts-
wachstum ist nicht gleichzusetzen mit mehr Wohlbenden
oder Gesundheit. Je nach der Verteilung des (zusätzlichen)
materiellen Wohlstands ist sogar das Gegenteil möglich, wie
sich an sinkender Lebenserwartung oder steigender Kinder-
sterblichkeit in reichen Ländern wie dem Vereinigten König-
reich oder den Vereinigten Staaten zuletzt abzeichnet.
Für die Raumplanung verbergen sich darin grundsätzliche
Fragen: wie viel ‚Mehr‘ ist akzeptabel, wenn es besser ist?
Wie viel zusätzlichen Flächen können und sollten wir ‚ver-
brauchen‘, wenn wir das ezienter tun? Postwachstum,
ebenso wie suzienzbasierte Nachhaltigkeitsansätze, fragen
zuerst danach, wie viel wir tatsächlich brauchen (Durrant et
al. 2023). Diese Perspektive kritisiert, dass zuerst etwas Neu-
es benötigt wird, um dann davon positive Nebeneekte zu
generieren. Plakativ könnte man fragen: werden wir Biodi-
versität und Klima retten und gesunde Wohn- und Arbeits-
verhältnisse erreichen, wenn wir kontinuierlich neue Flächen
nach neuesten technischen Standards versiegeln? In der Re-
alität sieht es so aus, dass wir genau das versuchen, obwohl
Grenzen physisch, politisch, und in gesellschaftlicher Akzep-
tanz deutlicher hervortreten.
Debatten über Schrumpfung und Stadtumbau sind hier teil-
weise anknüpfungsfähig. Sie sind aber häug nicht trenn-
scharf darin, ob fehlendes Wachstum das Problem ist, oder
wachstumsunabhängige Zukunftsvorstellungen gesucht und
verankert werden. Noch wichtiger ist, dass in einzelnen Pro-
jekten sowohl grundlegendere systemische Kritik und Fra-
gen einer Postwachstumsperspektive wenig Beachtung n-
den konnten. Wechselwirkungen verschiedener Teilräume,
regionale Konkurrenzsituationen, oder langfristige gesell-
schaftliche und ökonomische Transformationen, waren mehr
Hintergrundrauschen als im Kern kritischer Debatten in den
1990er- und 2000er-Jahren.
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Die Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme ist in
Deutschland eine etablierte Diskussion und seit der Nach-
haltigkeitsstrategie 2008 der Bundesregierung auch als Ziel
verankert (Eichhorn et al. 2023). Netto-Null beim Flächenver-
brauch ist aber in weiter Ferne, während erneuerbare Ener-
gien, Leitungstrassen, aber auch Anforderungen der Klima-
anpassung, kaum noch miteinander vereinbar sind. Konikte
werden schärfer und intensiver bzw. die Verfahren länger.
Konzeptionelle Vorarbeiten für einen geordneten Siedlungs-
rückzug (Umweltbundesamt 2016) könnten in eine Richtung
weiterentwickelt werden, in der die Flächenneuinanspruch-
nahme insgesamt auf null festgelegt wird und ökologische
und soziale Belastungsgrenzen gesamträumlich beachtet
werden. Innerhalb des Umweltbundesamts nden sich be-
reits viele Expert*innen hinter einem vorsorgenden Post-
wachstumsansatz wieder (Lehmann et al. 2022).
Mit Blick auf die bestehende Literaturlandschaft, aufkom-
mende Netzwerke und Webseiten (hier: www.postwachs-
tumsstadt.de, www.postgrowthcities.com, www.postgrow-
thplanning.com) zeigt sich eine Vielfalt an Kritikpunkten
an aktueller Wirtschaft, Politik, und Gesellschaft, mit einer
großen Zahl möglicher ökonomisch begründeter Alternativen
wie der Donut-Ökonomie, der Foundational Economy und der
Well-Being Economy. Die Foundational Economy legt den Fo-
kus auf die (infrastrukturellen) Grundlagen, die ein gutes Le-
ben ermöglichen. Die Well-Being Economy setzt breiter daran
an, wirtschaftliches Handeln innerhalb sicherer ökologischer
Grenzen im Sinne des Wohlergehens aktueller und zukünfti-
ger Generationen zu fordern und zu fördern. Gesellschaftlich
schließen daran beispielsweise gemeinwohlorientierte An-
sätze, wie (urban) commons, transition towns, und die Dis-
kussion über Arbeitsformen, Gender und Care-Arbeit an.
Für die Raumplanung gibt es bisher kein etabliertes Mo-
dell, das Postwachstumsplanung konkreter mit Bezug auf
Fläche und Raumnutzung eingrenzt. In der Literatur und
den genannten Online-Quellen kulminiert aber eine grund-
sätzliche Kritik, die besonders früh bereits von Rydin (2013)
und Xue (2015) an die internationale Raumplanung gerich-
tet wurde: am Anfang oder als Ziel steht ein Zuwachs (an
Fläche, an Gebäuden, an Nutzungen), der mithilfe der Inst-
rumente der Raumplanung dann bestmöglich ausgeschöpft
werden soll. Die Kritik setzt genau daran an und entfernt
diese Start- oder Zielbedingung aus der Gleichung (Durrant
et al. 2023).
Postwachstum: Kritik
Auf internationaler Ebene werden Schnittstellen nutzbar, um
in Richtung heutiger Planungspraxis zu denken (Durrant et
al. 2023; Savini et al. 2022; Xue 2022). In den oben genannten
Quellen nden sich konkrete Bezüge auf Fläche, die auf Be-
obachtungen aktueller planungspraktischer Fragen beruhen
und hier in sieben Beobachtungen zusammengefasst und je-
weils kritisch aufgearbeitet werden.
1. Mehr ökonomisches Wachstum ist nötig, um Arbeitsplätze
und Steuereinnahmen zu generieren.
In Deutschland und anderen Industrieländern ist in der Sum-
me genug vorhanden, d. h. ein höheres BIP ist nicht notwen-
dig, um genug für alle zu haben (Hickel 2019). Konkreter fällt
der Blick damit auf nicht eingerechnete Arbeit der sozialen
Reproduktion sowie eine Denition von ökonomischem Wert,
die ihre eigene Basis kannibalisiert (Fraser 2023). Praktisch
gesehen scheint mittelfristig zudem der Mangel an Arbeits-
kräften weit bedeutender als der Mangel an Arbeitsplätzen.
2. Mehr Agrarland muss als Siedlungsäche genutzt werden,
um Bauen und Wohnen bezahlbar zu machen.
Grundsätzlich ist die Logik nachvollziehbar, dass mehr Ange-
bot zu günstigeren Preisen führt. Allerdings gibt es gegenläu-
ge Faktoren. Zunächst fällt die tatsächliche Marktnachfrage
nicht unmittelbar mit dem Bedarf von Haushalten zusam-
men. Faktoren wie Zinsen, Kommodizierung von Boden und
Wohnen insgesamt, internationales Investment und Wohnen
als Geldanlage spielen sicher eine Rolle, auch wenn sie sich
oft nicht exakt quantizieren lassen (siehe Beiträge in Savini
et al. 2022). Darüber hinaus wächst die Wohnäche pro Per-
son weiterhin mit Ausnahme weniger Kernstädte an.
3. Mehr neue Siedlungen sind notwendig, um das Steuerauf-
kommen zu erhöhen und lokale Ökonomien zu erhalten.
Auf den ersten Blick ist es logisch, dass neue Haushalte auch
neue Steuereinnahmen generieren und Güter (lokal) konsu-
mieren. Allerdings sind auch öentliche Investitionen not-
wendig für neue Infrastruktur und Dienstleistungen, ebenso
wie mögliche Veränderungen im Bestand (beispielsweise
Verlagerung von Kindergärten und Schulen). Innenentwick-
lung und Nachverdichtung sind ein zentrales planerisches
Ziel, dessen Umsetzung mit anderen Zielen in Konikt steht
und durch neue Möglichkeiten zur Außenentwicklung (§13b
BauGB) konterkariert wurde (Grotefels 2018). Zudem erschei-
nen Belege zu dem tatsächlichen Kaufverhalten vor Ort und
Engagement in lokalen Gemeinschaften vage. Relativ zur Be-
völkerung wird gerade in peripheren ländlichen Räumen viel
neue Fläche versiegelt; und realisierte Dichten bleiben oft
niedrig (Eichhorn et al. 2023).
4. Mehr Gewerbeächen sind notwendig, um Optionen zum
Arbeiten und Einkaufen zu erhalten.
In der Geschichte der Raumplanung waren Produktion, Ge-
werbe und Handel eng mit Fläche verbunden. Heute entwi-
ckeln sich neue Formen von Produktion (Urbane Produkti-
on), sich räumlich und zeitlich verlagernde Büronutzungen
(Home-Oce, Co-Working), sowie exible Einkaufsformen
(Onlinehandel, Automaten). Die Verkehrswende würde zu-
dem von kleinteiligeren Strukturen protieren, die zu F
oder mit dem Fahrrad bewältigt werden können. Zusammen-
gedacht mit der exiblen Nachnutzung und Umnutzung be-
stehender Flächen bleibt eine bestenfalls lose Kopplung von
Christian Lamker
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neuer Fläche. Wenn sich Wirtschaft und Gesellschaft grund-
legender transformieren (WBGU 2011), verliert Raumplanung
hier einen wesentlichen Gestaltungsanspruch.
5. Mehr materielle Ressourcen wie seltene Erden sind nötig,
um klimaneutral zu werden.
Das Modell ist einleuchtend: Investition in Klimaneutralität
jetzt, und langfristig den Gewinn in Form minimaler CO2-
Emissionen. Eine derartige ökonomische Investitionslogik
muss aber nicht auf Gesellschaften übertragbar sein. Diesem
Modell immanent ist ein (zunächst) hoher Verbrauch von
Ressourcen wie bspw. seltener Erden, die aus geopolitischen
und geophysikalischen Gründen nur eingeschränkt zur Ver-
fügung stehen. In der Postwachstumsliteratur wird hier auch
auf neo-koloniale Ausbeutung, neue Formen des Extraktivis-
mus‘ und fortbestehende ungleiche Beziehungen zwischen
globalem Norden und Süden, oder wie zusammenfassend bei
Brand und Wissen (2017) beschreiben auf unsere ‘imperiale
Lebensweise’, hingewiesen. Auch Beton und andere Baustof-
fe verursachen massive Emissionen, während erneuerbare
Baustoe wie Holz schon jetzt seltener und teurer werden
und in Nutzungskonkurrenz zur Energie- und Wärmeerzeu-
gung stehen.
6. Mehr smarte Technologien sind erforderlich, um weniger
Energie zu verbrauchen.
Technologien und insbesondere smarte Technologien sind
vielversprechend, aber unterliegen auch der Gefahr der
Überkompensation von Ezienzgewinnen (Rebound-Eekte
und Jevons-Paradox). Postwachstumsansätze sind mitunter
unscharf, ob und welche Technologien sinnvoll sind. Sie sind
sich aber weitgehend einig darin, dass es auch hier Grenzen
aufgrund des Einsatzes von Material und Energie gibt. Das
gilt für die Hardware vor Ort, aber auch den Betrieb von An-
lagen und Rechenzentren. Auf globaler Ebene kommen der-
artige Fragen der technologischen Infrastruktur neuerlich in
den Fokus (Pansera et al. 2024), lokal sind sie eng anknüp-
fungsfähig an bestehende Kritik an Smart Cities und einer
lokalen Technokratie (Savini und Raco 2019). Darüber hinaus
entstehen zukünftige Erneuerungsbedarfe bei Technologien,
die nur begrenzte Lebensdauern haben.
7. Mehr Fläche und Ressourcen sind erforderlich, um Wohn-
und Infrastrukturbedarfe zu erfüllen.
In Begrien wie green growth (grünes Wachstum) ist die
Idee verankert, dass ökonomisches Wachstum ohne nega-
tive ökologische Folgen möglich ist. Die Honung liegt auf
einer Entkopplung (engl. decoupling), obwohl diese höchst
unwahrscheinlich oder unmöglich ist (Parrique et al. 2019).
Absolut gesehen gibt es bisher kein Wirtschaftswachstum
ohne negative ökologische Konsequenzen. Es gibt bestenfalls
kleine Erfolge von relativer Entkopplung, die sowohl langsam
wie beschränkt bleiben (Vogel und Hickel 2023). Mit Blick auf
Fläche ist es schon praktisch ausgeschlossen, eine Nutzungs-
veränderung in eine Richtung (wie Siedlungsäche) nicht zu-
lasten einer anderen Nutzung (wie Agrarland) vorzunehmen.
Auf rein vertikaler Ebene haben Ansätze für Nachverdichtung
und Innenentwicklung gewisse Potenziale; allerdings kom-
men auch sie nicht ohne den Einsatz zusätzlicher Ressourcen
aus und erreichen bestenfalls Abstufungen relativer Entkopp-
lung.
Auf dieser Kritik gründen sich aktuelle Initiativen für eine Bo-
denwende, Bauwende und Wohnwende, die auch von etab-
lierten Intuitionen getragen wird (bspw. das Bündnis Boden-
wende seit 2020 oder Architects4Future in Deutschland seit
2019). In diesem Bereich ist viel Bewegung, beispielsweise
über naturbasierte Lösungen, lokale Regenwasserbewirt-
schaftung, urbane Landwirtschaft oder lokale Biodiversitäts-
strategien. Es bleibt kaum überzeugend, dass Neubau – ho-
rizontal wie vertikal – eine gute Maßnahme für das Klima,
den Ressourcenverbrauch, oder die Biodiversität ist. Zugleich
liegen aber im Bestand und in Anpassungen des Bestands
die größten Potenziale, den Ressourceneinsatz für veränder-
te Bedarfe zu minimieren, exibel und zirkulär zu gestalten,
und auch gemeinschaftliche Organisations-, Nutzungs- und
Eigentumsformen zu etablieren.
Postwachstum: Paradigma, Theorie
und Veränderungspotenziale
Im Kern leitet diese Wachstumskritik aber weniger zu einer
neuen normativen Theorie im Sinne von Ernest Alexander
(1997), die Praktiker*innen sagt, was zu tun ist. Es ist mehr
ein potenzielles neues Paradigma für Gesellschaft, Wirtschaft
und Planung, wie es die Akademie für Raumforschung und
Landesplanung (ARL, heute: Akademie für Raumentwicklung
in der Leibniz-Gemeinschaft) in 2017 in ihrem Forschungs-
programm beschreibt. Damit bewegt sich Postwachstums-
planung einerseits auf der Ebene konkreter Planungsinstru-
mente, Methoden, und Werkzeuge (Durrant et al. 2023). In
ihr steckt auch eine Reexion darüber, was Raumplanung ist
und langfristig sein soll, welche Ziele mit ihr verfolgt, und
welche Rollen dafür genutzt werden (ARL 2021; Lamker und
Schulze Dieckho 2020). Aktuelle Diskussionen über den
‘Bau-Turbo’ in §246e BauGB zeigen, wie koniktreich die De-
batte ist, aber auch, dass sich viele Berufs- und Interessens-
verbände deutlich gegen eine vereinfachende Fokussierung
auf ein ‚Mehr‘ zur Lösung sozio-ökonomischer Problemlagen
positionieren und dazu auch postwachstumsbasierte Argu-
mentationen nutzen. Die Kritik ist grundlegend, aber zuletzt
scheinen sich größere Schnittstellen in die Praxis zu zeigen.
Paulson und Büchs (2022) weisen auf Basis von Daten aus
34 europäischen Staaten nach, dass es durchaus Akzeptanz
für postwachstumsbasierte Werte (in Englisch: collectivism,
harmony, distributed and participative, suciency, needs
satisfaction, social justice). Was noch fehlt, ist ein besseres
Narrativ von ‘besser aber weniger’ insbesondere für wohlha-
bendere Gruppen der Gesellschaft.
Für die deutschsprachige Planungspraxis und Planungswis-
senschaft haben Lamker und Schulze Dieckho (2022) die
Christian Lamker
Raumplanung und das Ende von Wachstum und Fläche
RaumPlanung  / - 39
Hürden, aber auch die Oenheit, auf dem Weg zu einer Post-
wachstumsplanung beschrieben. Das Veränderungspotenzial
bewegt sich über neun identizierte Positionen von niedrig
(out of fashion, unnecessary, exclusivity) über mittlere Positi-
onen (inapppopriate, responsibility, uncertainty, speculative)
bis hin zu einer hohen Annahme von Postwachstum (inspi-
rational, revolutionary). Hiermit ist noch nichts über die tat-
sächliche Akzeptanz, die Verknüpfung zu anderen Ansätzen
von Gerechtigkeit und Wohlfahrtsstaat, oder normative Prä-
ferenzen gesagt. Für die Diskussion der Potenziale von Post-
wachstum in der Raumplanung ist aber zu beachten, dass es
eine große Diversität von Reaktionen gibt, bei Expert*innen
und der Öentlichkeit eine unerwartet große Oenheit, aber
auch Divergenzen zwischen den sichtbaren Einstellungen der
Institutionen als Ganzes und den Einstellungen verschiede-
ner Einzelpersonen.
Dieser Beitrag konzentriert sich ausschließlich auf den deut-
schen und europäischen Kontext. Die Kritik an extraktiven
und neo-kolonialen Beziehungen zwischen globalem Norden
und globalem Süden, beispielswiese bei der Nutzung von
Metallen und seltenen Erden, ist für jede Handlung bei uns
wichtig. Darüber hinaus ist der Autor der Überzeugung, auf
vereinfachende Übertragungen in andere Kontexte zu ver-
zichten und auf entsprechende Diskussionen zu verwiesen
(Anknüpfungspunkte in Dixson-Decleve et al. 2022).
Zukunft: Raumplanung ohne
Wachstum
Eine Zukunft, in der Postwachstumsplanung normalisiert
wird, bedeutet auch die politische Verantwortung der Betei-
ligten in Praxis, Wissenschaft, und Lehre, in den Fokus zu neh-
men (Durrant et al. 2023). In diesem Beitrag wird dabei davon
ausgegenagen, dass sich Raum und Gesellschaft auch wei-
terhin verändern werden, dass es eine Disziplin braucht, die
sich genau damit beschäftigt und dass es hierfür ein wachs-
tumsunabhängiges Selbstverständnis braucht. Die Verände-
rung hin zu einer Raumplanung ohne Wachstum kann nicht
nur aus der Planung heraus erfolgen. Sie kann aber ebenso
wenig nur von außerhalb, beispielsweise durch gewählte
Politiker*innen, erfolgen. Planer*innen haben vielfältiges
praktisches Wissen, Erfahrungen, und nicht zuletzt komplexe
formelle und informelle Instrumente, die sich auch in ihrer
Veränderung anpassen und erweitern lassen. Potenziale sind
für Außenstehende wie die Politik im Detail kaum sichtbar
oder fassbar, wenngleich ihre Anwendung durchaus revoluti-
onäre Veränderungen bedeuten kann. Für die Raumplanung
liegt hier ein fruchtbares Feld, die Postwachstumsdiskussio-
nen in der Ökonomie, Ökologie, Soziologie, und Psychologie,
in die eigene Disziplin zu übertragen und sie unmittelbar mit
der organisierten Nutzung gemeinsamer räumlicher Ressour-
cen zu verbinden.
Ein Ansatzpunkt liegt konkret in der Fläche. Wenn ein grund-
legendes Ziel von Netto-Null innerhalb Deutschlands und
innerhalb der Europäischen Union politisch beschlossen ist,
könnte und sollte es durchaus im Rahmen der Verantwor-
tung der Praxis liegen, Vorschläge zu machen, um dieses Ziel
mit Entschlossenheit zu verfolgen. Wissenschaftlich gibt es
keinen Beleg dafür, dass ein postwachstumskompatibles Ziel
wie Netto-Null mit dem bestehenden Instrumentarium der
Raumordnung nicht erreichbar wäre. Damit ist Raumplanung
zwangsläug im Kern der politischen Debatte mit ihren Kon-
ikten und Widersprüchen und der Frage, auf Basis welches
Zeithorizontes gerechte und nachhaltige Entscheidungen
getroen werden können. Die Instrumente dafür sind teil-
weise vorhanden und können darüber hinaus angepasst und
erweitert werden. Die entsprechende Einstellung, die sich
aus einem Postwachstums-Paradigma ergeben würde, kann
sich Schritt für Schritt entwickeln. Dabei sollte eine derartige
Re-Politisierung von Raumplanung nicht mit Überheblichkeit
verwechselt werden, und auch nicht mit der Vorwegnahme
von demokratisch getroenen Entscheidungen. Vielmehr
sollte das Gegenteil gedacht werden: könnte es langfristig
helfen, aus der Akzeptanz harter realer Grenzen heraus die
Möglichkeit zu schaen, echten politischen Entscheidungs-
spielraum zu nutzen und zu gestalten?
Diese Perspektive verlangt viel von Planer*innen, aber auch
von Politiker*innen und Bürger*innen. Andererseits brauchen
gerade die vielfältigen aktuellen Herausforderungen eine kla-
re Zukunftsperspektive, die langfristig und global tragfähig
(oder: nachhaltig) ist. Dafür bieten Postwachstumsansätze
einen fruchtbaren Nährboden. Auf diesem sollten Konikte
ehrlich oengelegt werden, sodass bestehende und neue Pla-
nungsinstrumente ohne ein ‘Mehr’ im ersten Schritt gedacht
werden können und zugleich positive Vorstellungen von Ver-
änderungen im Rahmen begrenzter Ressourcen entstehen
und festgelegt werden können. ¢
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Schlüsselwörter: Postwachstum; Flächenverbrauch; Planungsinstrumente
Keywords: Post-Growth; Land Consumption; Planning Instruments
Zusammenfassung: Praktische Grenzen und politische Ziele rich-
ten sich auf eine Zukunft ohne Wachstum. Dieser Beitrag arbeitet
die aktuelle Diskussion um eine Raumplanung ohne Wachstum
anhand der Verbindung zu Flächenverbrauch auf und zeigt Po-
tenziale einer wachstumsunabhängigen Raumplanung auf.
Abstract: Practical limits and political goals point towards a fu-
ture without growth. This article uses the contemporary debates
around planning beyond growth along the connection to land
consumption to outline potentials of a growth-independent
mode of spatial planning.
... Häußermann and Siebel (1987) discussed the "growth paradigm" in German urban planning already over 30 years ago. The concept of growth is deeply rooted in the mindset of local planning actors and decision-makers in Germany (Großmann, 2007;Lamker, 2024) and beyond (EEA -European Environmental Agency, 2006;Fernandez and Hartt, 2022;Durrant et al., 2023). Spatial planning is inherently influenced by ideology (Gunder, 2010), and debates about growth management are often politically charged and potentially biased (Siedentop et al., 2022). ...
Article
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Urban sprawl poses a significant challenge in the context of climate change. In Germany, while the tools for reducing land consumption are known, they are seldom employed due to a lack of local awareness. Building local support for land preservation is therefore a major challenge, impacting both public administrations responsible for designating new development areas and the general public. This paper proposes an approach to visualize the long-term development of urban sprawl at the local level, using historical geospatial data, including aerial imagery and maps predating satellite remote sensing. The aim is to create clear and easily understandable visualizations that demonstrate the dynamic expansion of built-up areas in municipalities over time. To this end, the paper identifies relevant data sources, processing steps, and presentation formats that can be applied in various contexts. The feasibility of this approach is illustrated by using three rural municipalities, showing how the visualizations can be concretely applied. The resulting visual representations are intended to be used in transformation workshops to stimulate discussion and raise awareness. Particular attention is given to the specific concerns of rural communities, with the goal of fostering greater citizen involvement and encouraging action to address urban sprawl.
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