PreprintPDF Available

Lebenslanges Lernen und Nachhaltige Entwicklung - Ein Kompetenzrahmen

Authors:
Preprints and early-stage research may not have been peer reviewed yet.

Abstract

Mit dem vorliegenden Text stellen wir den Kompetenzrahmen für nachhaltiges Handeln vor, der im Rahmen des europäischen Projekts 5P-Competences entwickelt wurde. Es dient als umfassender Leitfaden für alle, die sich mit der Entwicklung von Lehr- und Lernangeboten für Nachhaltige Entwicklung befassen. Der Fokus liegt auf Fähigkeiten und Kompetenzen, die aus der Perspektive des Lebenslangen Lernens für Nachhaltige Entwicklung relevant sind. Wir entwickeln ein Kompetenzmodell das auf Analysen von Entwicklungsaufgaben beruht und speziell auf die Lebenssituation von Erwachsenen zugeschnitten ist, sowie einen Kompetenzrahmen für Nachhaltiges Handeln aus der Perspektive des Lebenslangen Lernens. Anschließend beschreiben wir konkrete Anwendungsmöglichkeiten in der Bildungspraxis anhand des Beispiels Klimaschutz.
5P Competences
Von der Europäischen Union finanziert. Die geäußerten Ansichten und Meinun-
gen entsprechen jedoch ausschließlich denen des Autors bzw. der Autoren und
spiegeln nicht zwingend die der Europäischen Union oder der Europäischen
Exekutivagentur für Bildung und Kultur (EACEA) wider. Weder die Europäi-
sche Union noch die EACEA können dafür verantwortlich gemacht werden.
Lebenslanges Lernen
und Nachhaltige Entwicklung
Ein Kompetenzrahmen
Thomas Eckert, Randolph Preisinger-Kleine, Nina Cugler, Laureano Jiménez Esteller
2
1
Eckert T., Preisinger-Kleine R., Cugler N., Esteller L. J.
Danksagung
Catharina Blanke, Marie Lichtenberger, Karsten Krüger, Nina Cugler, Monica Cugler, Aleksandra
Radulescu, Diana Treviño, Niki Zafeiropoulou
nchen, 2023
Sie dürfen das Material in jedwedem Format oder Medium vervielfältigen und weiterverbreiten und
das Material remixen, verändern und darauf aufbauen unter folgenden Bedingungen:
Namensnennung: Sie müssen angemessene Urheber- und Rechteangaben machen, einen Link zur Li-
zenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden. Diese Angaben dürfen in jeder
angemessenen Art und Weise gemacht werden, allerdings nicht so, dass der Eindruck entsteht, der
Lizenzgeber unterstütze gerade Sie oder Ihre Nutzung besonders.
Weitergabe unter gleichen Bedingungen: Wenn Sie das Material remixen, verändern oder ander-
weitig direkt darauf aufbauen, dürfen Sie Ihre Beiträge nur unter derselben Lizenz wie das Original
verbreiten.
2
In den folgenden Abschnitten stellen wir den Kompetenzrahmen für
nachhaltiges Handeln vor, der im Rahmen des europäischen Projekts 5P
Competences entwickelt wurde. Der Kompetenzrahmen ist eines der
zentralen Ergebnisse des Projekts. Es dient als umfassender Leitfaden
für alle, die sich mit der Entwicklung von Lehr- / Lernangeboten für nach-
haltige Entwicklung befassen. Der Fokus liegt auf Fähigkeiten und Kom-
petenzen, die aus der Perspektive des lebenslangen Lernens für nach-
haltige Entwicklung relevant sind.
Das Projekt bringt Bildungsanbieter aus dem Bereich der Erwachsenen-
bildung, Nichtregierungsorganisationen und Kommunen aus fünf euro-
päischen Ländern zusammen. Gemeinsames Ziel ist es, Kommunen, Bil-
dungsanbieter und Lehrpersonen im Bereich der Bildung für Nachhal-
tige Entwicklung (BNE) bei der Entwicklung von Bildungsangeboten für
Erwachsene zu unterstützen.
Das spezifische Ziel des Projekts bestand darin, einen Kompetenzmodell
zu entwickeln, das auf Analysen von Entwicklungsaufgaben beruht und
speziell auf die Lebenssituation von Erwachsenen zugeschnitten ist, so-
wie einen Kompetenzrahmen für nachhaltiges Handeln aus der Perspek-
tive des Lebenslangen Lernens zu definieren.
3
Inhalt
Lebenslanges Lernen und Nachhaltigkeit .............................................. 5
Nachhaltigkeit als Entwicklungsaufgabe .............................................. 14
Entwicklungsaufgaben als Nachhaltigkeitskompetenzen .................... 15
Analyse von zivilgesellschaftlichen Initiativen und Projekten ........... 16
Katalog der Nachhaltigkeitskompetenzen ........................................ 22
Kompetenzen in Bezug auf materielle Ressourcen ........................ 22
Kompetenzen in Bezug auf soziale Werte ...................................... 30
Kompetenzen in Bezug auf Selbstwirksamkeit .............................. 34
Kompetenzmodell ................................................................................ 39
Kompetenzatlas .................................................................................... 45
Praktische Anwendung des 5P-Kompetenzrahmens ............................ 47
Quellennachweise ................................................................................ 64
4
Seit mehr als dreißig Jahren setzt sich die Vereinten Nationen für nach-
haltige Entwicklung ein. Sie hat 17 Nachhaltigkeitsziele formuliert, die
bis 2030 erreicht werden sollen. Die darauf folgende Incheon-Erklärung
legt einen besonderen Schwerpunkt auf die Bildung für Nachhaltige Ent-
wicklung, und bezeichnet diese als entscheidend für das Erreichen der
Nachhaltigkeitsziele.
Das Erreichen dieser Ziele erfordert mehr als nur Veränderungen im Bil-
dungssystem, wobei es nicht nur darum geht, eine gerechte Verteilung
der Bildung sicherzustellen und die Lernergebnisse zu verbessern.
Ebenso entscheidend ist es, relevante Bildungsziele zu erreichen und
entsprechende Kompetenzen zu entwickeln.
Zur Unterstützung der Bildungsinitiative der Vereinten Nationen wurde
der GreenComp entwickelt, der erste europäische Kompetenzrahmen
für Nachhaltige Entwicklung (EU-Kommission, 2022). Darüber hinaus hat
die UNESCO Lernziele für Bildung für Nachhaltige Entwicklung definiert
(UNESCO, 2017). Gemeinsam ist beiden Veröffentlichungen, wie auch
vielen ähnlichen, dass sowohl Lernziele als auch Kompetenzen direkt aus
den Anforderungen an nachhaltige Entwicklung abgeleitet werden.
Ohne Zweifel haben diese Veröffentlichungen wesentlich dazu beigetra-
gen, ein besseres Verständnis der für die Transformation hin zu nachhal-
tigeren Gesellschaften erforderlichen Kompetenzen, zu entwickeln.
Allerdings ist auch festzustellen, dass die Lernziele und Kompetenzen oft
sehr allgemein formuliert sind. Das bedeutet, dass die Rechtfertigung ih-
rer Relevanz nicht notwendigerweise das Konzept der Nachhaltigkeit
benötigt, wie zum Beispiel die Kompetenz zum systemischen Denken,
strategische Kompetenz oder Selbstwahrnehmungskompetenz (UNE-
SCO, 2017, p.10). Daraus könnte man schließen, dass Bildungsinnovati-
onen gar nicht nötig seien, da diese Lernziele schon immer relevant wa-
ren.
Nicht selten sind die formulierten Bildungsziele mit formalem Lernen in
Schulen und Universitäten verknüpft, während die Verbindung zwischen
5
lebenslangem Lernen und Nachhaltigkeit trotz rhetorischer Bekundun-
gen eher vage bleibt. Sie können zwar in einen Katalog integriert wer-
den, der Fähigkeiten und Kompetenzen von genereller Bedeutung be-
schreibt, allerdings reflektiert ein solcher Katalog nicht notwendiger-
weise Situationen und Probleme des Alltagslebens. Aber gerade das All-
tagsleben ist die Grundlage für informelles Lernen.
Darüber hinaus ist es (nahezu) unmöglich aus solch eher analytischen
Kategorien pädagogische Handlungsorientierungen abzuleiten, welche
eine Gewichtung von Lernzielen (oder Kompetenzen) für einzelne Per-
sonen ermöglichen oder die Reihenfolge in der diese Lernziele gelehrt
werden sollen.
Aus der Perspektive des lebenslangen Lernens ist es daher notwendig
die bestehenden Kompetenzmodelle (oder Auflistungen an Bildungszie-
len) durch ein Konzept zu erweitern, das sich stärker an Alltagssituatio-
nen, sowie an einer beruflichen Perspektive orientiert.
Lebenslanges Lernen und Nachhaltigkeit
Der Fokus unseres Kompetenzrahmens liegt auf Lebenslangem Lernen.
Bevor wir uns mit dem Aufbau des Kompetenzrahmens befassen, ist es
wichtig, die Auswirkungen dieses Standpunkts deutlich zu machen. Trotz
(oder vielleicht gerade wegen) unserer häufigen Verwendung von Be-
griffen wie 'lebenslanges Lernen' oder 'informelles Lernen' im täglichen
Sprachgebrauch gibt es erhebliche Unterschiede in ihren Bedeutungen.
Aktuelle Veröffentlichungen, wie sie von Rohs (2015) exemplarisch dar-
gelegt werden, betonen, dass der Begriff 'informelles Lernen' im Allge-
meinen als jegliches Lernen definiert werden kann, das nicht formal ist.
Informelles Lernen dient dann als Restkategorie, die das Lernen außer-
halb organisierter Kontexte repräsentiert.
6
Alternativ verorten einige Definitionen den Ursprung des Begriffs 'infor-
melles Lernen' im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung und
betonen das Lernen am Arbeitsplatz sowie die Unterscheidung zwischen
allgemeiner und beruflicher Bildung. In diesem Zusammenhang spielt
informelles Lernen auch eine entscheidende Rolle im organisationalen
Lernen (Senge, 1990). Eine andere Perspektive auf 'informelles Lernen'
stammt aus europäischen Projekten wie 'Lernende Regionen' oder 'Ler-
nen vor Ort', die informelles Lernen im Kontext der regionalen Entwick-
lung verorten. Hier wird 'informelles Lernen' zu einem bedeutenden Ele-
ment der regionalen Aufgabenorientierung (Kuper & Kaufmann, 2010).
Insgesamt hängt das Verständnis von 'informellem Lernen' weitgehend
vom politischen Hintergrund des Begriffs ab, was zu Variationen zwi-
schen europäischen Ländern führt.
Um einer weitgehend akzeptierten Definition zu entsprechen, stützen wir
uns auf aktuelle empirische Studien zum lebenslangen Lernen und infor-
mellen Lernen, insbesondere den Adult Education Survey. Die folgen-
den Definition ist auf der Webseite von EUROSTAT zu finden:
Lifelong learning encompasses all learning activities undertaken
throughout life with the aim of improving knowledge, skills and compe-
tences, within personal, civic, social or employment-related perspec-
tives. The intention or aim to learn is the critical point that distinguishes
these activities from non-learning activities, such as cultural or sporting
activities.” (Eurostat, 2016)
Folgt man dieser Definition ist die Absicht oder das Ziel zu lernen der
entscheidende Punkt, der diese Aktivitäten von Nicht-Lernaktivitäten
wie kulturellen oder sportlichen Aktivitäten unterscheidet. Basierend auf
diesem Verständnis können wir zwischen formalem Lernen, nicht-forma-
lem Lernen und informellem Lernen unterscheiden.
Formale Bildung und Ausbildung sind definiert als institutionalisierte,
absichtliche und geplante Bildung durch öffentliche Organisationen und
7
anerkannte private Einrichtungen und bilden insgesamt das formale Bil-
dungssystem eines Landes. Formale Bildungsprogramme werden von
den entsprechenden nationalen Bildungsbehörden oder gleichwertigen
Behörden als solche anerkannt. (ISCED 2011).
Die Definition von non-formaler Bildung und Ausbildung lautet: "Bil-
dung, die institutionalisiert und zielgerichtet ist, und von einem Bil-
dungsanbieter geplant wird. Das charakteristische Merkmal der non-for-
malen Bildung besteht darin, dass sie eine Ergänzung, Alternative
und/oder ein Zusatz zur formalen Bildung im Rahmen des lebenslangen
Lernens von Einzelpersonen ist. Sie wird oft bereitgestellt, um das Recht
auf Zugang zu Bildung für alle zu gewährleisten. Sie richtet sich an Men-
schen jeden Alters, folgt jedoch nicht unbedingt einem kontinuierlichen
Lernweg; sie kann von kurzer Dauer und/oder geringer Intensität sein
und wird typischerweise in Form von kurzen Kursen, Workshops oder
Seminaren angeboten. Non-formale Bildung führt größtenteils zu Quali-
fikationen, die von den relevanten nationalen oder subnationalen Bil-
dungsbehörden nicht als gleichwertig zu formalen Qualifikationen aner-
kannt werden oder überhaupt keinen Qualifikation nach sich ziehen.
Non-formale Bildung kann Programme zur Förderung der Alphabetisie-
rung bei Erwachsenen und Jugendlichen, außerschulische Bildung für
Kinder sowie Programme zu Lebenskompetenzen, Arbeitskompetenzen
und sozialer oder kultureller Bildung umfassen." (ISCED 2011) Kurz ge-
sagt, umfasst non-formale Bildung und Ausbildung institutionalisierte
Lehr-Lern-Aktivitäten außerhalb des formalen Bildungssystems.
Informelles Lernen ist definiert als "Formen des Lernens, die absicht-
lich oder bewusst, aber nicht institutionalisiert sind. Es ist daher weniger
organisiert und strukturiert als die formale oder non-formale Bildung. In-
formelles Lernen kann Lernaktivitäten umfassen, die in der Familie, am
Arbeitsplatz, in der lokalen Gemeinschaft und im täglichen Leben auf
selbstgesteuerte, familienorientierte oder sozial ausgerichtete Weise
stattfinden." (ISCED 2011)
8
Auf dem Hintergrund dieser Definitionen lässt sich der Begriff 'Bildung
für nachhaltige Entwicklung' (BNE) einordnen. BNE, so die UNESCO
(2014, S. 12) befähigt Lernende, informierte Entscheidungen zu treffen
und verantwortungsbewusst zu handeln, in bezug auf Sicherung einer in-
takten Umwelt, wirtschaftlichen Tragfähigkeit und die Schaffung einer
gerechten Gesellschaft für gegenwärtige und zukünftige Generationen,
unter Wahrung kultureller Vielfalt. BNE zielt auf lebenslanges Lernen,
und ist integraler Bestandteil von qualitativ hochwertiger Bildung. BNE
ist ganzheitliche und transformative Bildung, die sich mit Lerninhalten
und -ergebnissen, Pädagogik und Lernumgebungen befasst. Sie zielt auf
die Transformation der Gesellschaft." Die Definition impliziert zwei
Schlüsselaspekte: a) Nachhaltige Entwicklung kann durch formales, non-
formales und informelles Lernen erreicht werden, und b) BNE bedarf ei-
ner Absicht und eines Zwecks, um informierte Entscheidungen zu treffen
und verantwortungsbewusst zu handeln. Diese Konzeptualisierung von
BNE stimmt mit aktuellen Veröffentlichungen von Wals & Mochizuki
(2017) und Rieckmann & Barth (2022) überein.
Da informelles Lernen eng mit praktischen Handlungen im täglichen Le-
ben (sei es beruflich, privat oder gesellschaftlich) verbunden ist, muss
der Kompetenzrahmen Wissen priorisieren, das als Voraussetzung für
diese Handlungen dient. Er sollte sich nicht auf Wissen konzentrieren,
das als Konsequenz dieser Handlungen entsteht, da letzteres nicht mit
der Intentionalität informellen Lernens kompatibel ist.
Für informelles Lernen gilt, dass die Ableitung von Konkretem aus ab-
strakteren Lernzielen weniger relevant ist als beim formalen Lernen (in
Schulen). Denn Lernziele können auch auf induktive Weise aus realen
Lebenssituationen gewonnen werden. Lebenslanges Lernen basiert im
Wesentlichen auf informellem Lernen.
9
Formales Lernen, nicht-formales Lernen und informelles Lernen stehen
jedoch nicht im Gegensatz zueinander, sondern ergänzen sich gegen-
seitig. Dieses Verständnis leitet sich von den vier Säulen des Lernens ab
(Delors 1996).
Delors definiert vier Lernzwecke denen unterschiedliche Kontexte zuge-
ordnet sind.
Übertragen auf BNE bedeutet dies, dass formales Lernen, non-formales
Lernen und informelles Lernen nicht als getrennte Lernaktivitäten, son-
dern als miteinander verbundene Aktivitäten betrachtet werden sollten.
Die Absicht unseres Projekts ist es, diese Wechselbeziehung in den Fo-
kus des Kompetenzrahmens zu stellen.
10
Ein Kompetenzrahmen für Nachhaltiges Handeln aus der Perspek-
tive des lebenslangen Lernens
Wie dargelegt, ist es unter dem Gesichtspunkt des lebenslangen Ler-
nens notwendig, die bestehenden Kompetenzrahmen (bzw. Bildungs-
zielkataloge) um ein Konzept zu erweitern, das sich stärker an Alltagssi-
tuationen und an einer beruflichen Perspektive orientiert. Damit ist es
möglich...
bestehende Kurse (z.B. im Bereich der Erwachsenenbildung) so
zu erweitern, dass sie zumindest einige der SDGs erfüllen,
einerseits Unternehmen oder Institutionen, die Lernkurse anfra-
gen, und andererseits Personen oder Institutionen, die solche
Kurse anbieten, dabei unterstützen, Weiterbildungsprogramme
so zu konzipieren, dass sie den SDGs entsprechen,
Personen zu unterstützen, die informelle Lernmöglichkeiten (z.B.
im Internet) anbieten oder einfach nur ihr Wissen im Hinblick auf
die SDGs weitergeben wollen,
eine Referenz für formelle und informelle Lernaktivitäten für
nachhaltige Entwicklung zu bieten.
Für den Aufbau eines Kompetenzrahmens ist es zunächst notwendig, die
theoretischen Grundlagen zu definieren. Da sich dieses Projekt auf infor-
melles Lernen konzentriert, kann die theoretische Grundlage nicht aus-
schließlich aus systematischen Kategorisierungen von Kompetenzen
oder Handlungen abgeleitet werden. Da informelles Lernen seinen Ur-
sprung im täglichen Leben jedes Einzelnen und in den Handlungen im
privaten, beruflichen oder kommunalen Kontext hat, muss sich die theo-
retische Grundlage stattdessen mehr auf das Konzept der Selbstentwick-
lung konzentrieren.
Aus diesen Gründen beziehen wir uns auf eine Theorie der kognitiven
und sozialen Entwicklung, die von Havighurst (1972) formuliert wurde.
Ursprünglich bedeutet dieser Begriff kulturell oder gesellschaftlich be-
11
dingte Anforderungen oder Erwartungen zu einem bestimmten Zeit-
punkt, die an Personen eines bestimmten Alters gerichtet sind. Ha-
vighurst bezog ihn zunächst auf Heranwachsende und unterschied fol-
gende Entwicklungsaufgaben: Vorbereitung auf eine berufliche Karri-
ere, Vorbereitung auf Ehe und Familiengründung, Anpassung der Ge-
schlechterrollen, Akzeptanz des eigenen Körpers und der eigenen Per-
son oder die (emotionale) Unabhängigkeit von Eltern und anderen Er-
wachsenen. Später wurde das Konzept erweitert um das „mittlere Alter“
und „späte Alter“.
Havighurst selbst weist darauf hin, dass dieses Konzept auf das frühe Er-
wachsenenalter (Wahl eines Lebenspartners, Gründung einer Familie,
Pflege des Hauses, Aufbau einer Karriere), das mittlere Alter (Aufrecht-
erhaltung des Lebensstandards, Wahrnehmung bürgerlicher und sozia-
ler Pflichten, Aufrechterhaltung der Beziehung zum Ehepartner, Anpas-
sung an physiologische Veränderungen) oder das spätere Erwachse-
nenalter (Anpassung an eine sich verschlechternde Gesundheit, Anpas-
sung an den Ruhestand, Erfüllung sozialer und bürgerlicher Pflichten,
Anpassung an den Verlust des Ehepartners) übertragen werden kann.
Hurrelmann (1998) hat dieses Konzept weiterentwickelt und sozialisati-
onstheoretisch begründet, was dem informellen Lernen näherkommt. Er
nennt vier Entwicklungsaufgaben:
Schulung von Disziplin und intellektueller wie sozialer Kompe-
tenzen, um aktive Tätigkeiten zu übernehmen, die persönlich be-
friedigen und nützlich für das Gemeinwohl sind.
Aufbau eines Selbstbildes von Körper und Psyche, um eine ei-
gene Identität zu erlangen, eine enge Bindung zu besonders ge-
liebten Menschen einzugehen und wechselseitig befriedigende
Kontakte zu anderen Menschen zu unterhalten.
Fähigkeit zum produktiven Umgang mit Wirtschafts-, Freizeit-
und Medienangeboten und die Entwicklung von Strategien zur
Entspannung und Regeneration.
12
einer Wertorientierung und der Fähigkeit, sich aktiv politisch an
der Gestaltung der Lebensbedingungen zu beteiligen.
In der Entwicklungspsychologie und in der Theorie der Sozialisation
wird die Frage nach den Konsequenzen für Jugendliche aufgeworfen, die
die Entwicklungsarbeiten nicht erfolgreich meistern. Hier passen wir
das Konzept der Entwicklungsaufgaben auf lebenslanges Lernen an
(ähnlich wie Hericks, 2009, der das Konzept für seine Theorie der Pro-
fessionalisierung von Lehrern verwendet). In diesem Kontext sprechen
wir von Aufgaben, die über die gesamte Lebensspanne erworben und
aktualisiert werden müssen und die mit der Perspektive der Nachhaltig-
keit verbunden sind. Falls das nicht oder nicht ausreichend geschieht,
nimmt weniger die Person Schaden als die Nachhaltigkeit.
Ausgehend von einer Literaturrecherche, die neben vielen anderen
auch die Veröffentlichungen der OECD einschloss, wurden drei Kernas-
pekte (Lernziele) für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) identifi-
ziert: Generationen, Gerechtigkeit und Verantwortung.
1. Das Thema der Generationen hängt eng mit Nachhaltigkeit zusam-
men und wird im Kompetenzrahmen GreenComp explizit ange-
sprochen („Unterstützung der Gerechtigkeit“, S. 14). Dabei geht
es darum, dass jede Generation in einer Welt lebt bzw. dort zu
leben lernt, die von vorausgegangenen Generationen entwickelt
und gestaltet wurde. Eine Generation übernimmt die Welt und
führt Manches fort und verändert Anderes, so dass sie die Welt
wiederum den ihr nachfolgenden Generationen übergeben kann.
Nachhaltige Entwicklung setzt voraus, sich diesen Aspekt bewusst
zu machen und sowohl kritisch als auch verantwortungsvoll damit
umzugehen. Es geht dabei sowohl um die Geschichte der Mensch-
heit als Ganzes, der Nation, der Familie, als auch um die eigene
Geschichte. Normen und Werte müssen bewusst gemacht und
hinterfragt werden und es geht um die Frage, was man den eige-
nen Kindern, den Kindern von Freunden, der Gesellschaft, oder
dem Land, in dem man lebt, und auch der Welt hinterlassen will.
13
Angesprochen wird dieser Aspekt im Rahmen der Ziele für nach-
haltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Englisch
Sustainable Development Goals, SDGs) insbesondere im SDG 8
(Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum), relevant ist
er aber auch für die Ziele SDG 1-3 (Keine Armut, Kein Hunger, Ge-
sundheit und Wohlergehen), SDG 5-12 (Geschlechtergleichheit,
Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen, Bezahlbare und sau-
bere Energie, Industrie, Innovation und Infrastruktur, Weniger
Ungleichheiten, Nachhaltige Städte und Gemeinden, Nachhal-
tige/r Konsum und Produktion) und SDG 16 (Frieden, Gerechtig-
keit und starke Institutionen).
2. Gerechtigkeit wird in den Kompetenzen des GreenComp ebenso
wie in drei der SDGs direkt (SDG 5: Geschlechtergleichheit, SDG
10: Weniger Ungleichheiten, SDG 16: Frieden, Gerechtigkeit und
starke Institutionen) oder auch implizit angesprochen (SDG 1:
Keine Armut, SDG 2: Kein Hunger). Dabei geht es um Gerechtig-
keit zwischen Nationen, Regionen und einzelnen Personen. Eng
damit verbunden sind Fragen nach Gleichheit und Ungleichheit.
Das betrifft die Verteilung von natürlichen Ressourcen, von mate-
riellen Ressourcen genauso wie die Verteilung intellektueller Res-
sourcen oder die Organisation von Macht und Herrschaft.
3. Die Übernahme von Verantwortung wird bereits durch Havighurst
(1948) und Hurrelmann (1995) thematisiert. Nachhaltigkeit ist
hierbei ein weiterführender Aspekt von Verantwortung. Es geht
um die Verantwortungsübernahme für das eigene Handeln, die
eigenen Werte und das eigene Engagement in Bezug auf Nachhal-
tigkeit. Auch dieser Kernaspekt wird im Kompetenzrahmen
GreenComp angesprochen (Wertschätzung der Nachhaltigkeit,
oder auch politisches Handeln und kollektives Handeln), kommt
aber auch in den SDGs zum Ausdruck. Es geht auch darum, Ver-
antwortung für Andere und für die Voraussetzungen für ein ‚gutes
14
Leben’ zu übernehmen und ist dadurch eng mit dem Begriff der
Generationen verbunden.
Nachhaltigkeit als Entwicklungsaufgabe
Aus diesen Kernaspekten lassen sich drei Entwicklungsaufgaben ablei-
ten (in Bezug auf die Theorie von Havighurst (1948)), die im Folgenden
beschrieben werden:
1. In der ersten Entwicklungsaufgabe (Materielle Ressourcen) geht
es um den Bestand bzw. den Fortbestand der Welt. Wichtig ist so-
wohl die eigene Zukunft als auch die Zukunft der Gesellschaft so-
wie die der nachfolgenden Generationen. Im Mittelpunkt steht da-
bei die Frage, auf welcher (materiellen) Grundlage diese Zukunft
gestaltet werden kann. Es geht insbesondere um den Umgang mit
Ressourcen: Die Entwicklungsaufgabe besteht darin, einen Um-
gang mit materiellen Ressourcen zu erlernen, der nötig ist, um
eine lohnende und nachhaltige Zukunft für sich selbst, sowie für
andere Menschen und Gemeinschaften zu schaffen.
2. Die zweite Entwicklungsaufgabe (Soziale Werte) konzentriert
sich auf den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft, den sozia-
len Umgang der Menschen untereinander sowie die eigene Situ-
ation im sozialen Vergleich. Die Entwicklungsaufgabe besteht
darin, soziale Werthaltungen und ein Konzept von Fairness zu
entwickeln.
3. Die dritte Entwicklungsaufgabe (Selbstwirksamkeit) bezieht sich
auf die eigene Position in der Welt. Diese wird nicht von außen
zugewiesen, wie das vielleicht in früheren Zeiten der Fall war,
sondern sie wird erworben und durch eigene Anstrengungen
aufrechterhalten. Dafür ist es wichtig, von der eigenen Selbst-
wirksamkeit überzeugt zu sein und sich den eigenen Fähigkeiten
und Interessen entsprechend für Nachhaltigkeit zu engagieren.
15
Im Hinblick auf diese drei Aufgaben können die folgenden Handlungs-
ebenen unterschieden werden:
Mikroebene: Ob die Entwicklungsaufgaben durch Handlungen
wahrgenommen werden, die in der unmittelbaren persönlichen
Umgebung einer Person stattfinden, also hauptsächlich die Per-
son selbst betreffen.
Mesoebene: Ob sie darauf abzielen, die Umgebung einer Per-
son zu beeinflussen, die direkt persönlichen Kontakt mit ihr hat,
wie die Familie oder der unmittelbare Freundeskreis.
Exoebene: Ob sie Gruppen oder Ereignisse in der unmittelba-
ren Umgebung einer Person betreffen, in denen die Person kein
Mitglied ist oder an denen sie nicht beteiligt ist, die jedoch ei-
nen erheblichen Einfluss auf die Handlungsoptionen der Person
haben, wie Veränderungen in den Möglichkeiten für nachhalti-
gen Konsum oder nachhaltige Energienutzung.
Makroebene: Oder ob sie sich auf Dinge beziehen, die in einer
Gesellschaft als Ganzes vorherrschen, wie Werte, Konventio-
nen, Traditionen, Vorschriften, Gesetze oder Ideologien.
Entwicklungsaufgaben als Nachhaltigkeitskompetenzen
Auf dieser Grundlage haben wir im nächsten Schritt einen Katalog mit
Kompetenzen entwickelt, die den zuvor skizzierten Entwicklungsaufga-
ben entsprechen.
16
Analyse von zivilgesellschaftlichen Initiativen und Projekten
Im Wesentlichen wurden diese Kompetenzen induktiv ermittelt. Dazu
wurden zivilgesellschaftliche Nachhaltigkeitsinitiativen auf verschiede-
nen Ebenen analysiert. Die Initiativen wurden folgendermaßen kodiert:
Klassifikation: a) nach der Entwicklungsaufgabe, auf die sich das Pro-
jekt konzentriert (materielle Ressourcen, Selbstwirksamkeit, Gerechtig-
keit/soziale Fairness) und b) nach dem Wirkungsgrad (Mikroebene, Me-
soebene, Exoebene, Makroebene).
Ziele der Initiative: Zum Beispiel: Vermeidung von Abfall, ökologisch
verträgliches Kochen, ökologisch sinnvoller Lebensmitteleinkauf, Sau-
berhalten der Stadt usw.
In Bildungszusammenhängen vermittelbare Kompetenzen, die aus
den Zielen abgeleitet werden können: Zum Beispiel: Wissen über den
Umgang mit materiellen Ressourcen, Kenntnisse über die Eigenschaften
von Lebensmitteln, Wissen darüber, wie man ökologisch verträgliche
Lebensmittel kauft, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit durch das Zu-
sammenwirken von Gleichgesinnten, ein Gefühl der Verantwortung für
das Wohlbefinden und das Image der Stadt, indem erkannt wird, dass
die Gruppe einen Unterschied machen kann.
Psychologische Distanz von Nachhaltigkeitsmaßnahmen: Unabhän-
gig von der Kodierung der Kompetenzen haben wir zudem berücksich-
tigt, auf welche Ebene die Nachhaltigkeitsinitiativen abzielen, die psy-
chologische Distanz von Nachhaltigkeitsmaßnahmen und die damit ver-
bundenen Ziele. Gemäß sozio-ökologischer Sozialisierungstheorie
(Bronfenbrenner 1981) sind folgende Differenzierungen wichtig. Zur
Veranschaulichung fügen wir ein Beispiele aus Deutschland hinzu.
17
Mikroebene
Projekte, die sich direkt an bestimmte Personen wendet, oder solche in
direktem Kontakt mit ihnen stehen.
Beispiel: [Rehab Republic](https://rehab-republic.de/).
Bei Rehab Republic handelt es sich um Bürger, die Müllsammelaktionen
organisieren, Workshops zu nachhaltiger Entwicklung durchführen,
Treffpunkte für Zero Waste, Kleidertauschtreffen und verschiedene
Workshops organisieren, wie beispielsweise gemeinsames Kochen mit
Lebensmitteln, die sonst weggeworfen worden wären. Außerdem ver-
anstaltet die Gruppe ein nachhaltiges Stadtfestival namens "Yeah!", auf
dem all diese genannten Aktivitäten zusammen angeboten werden.
Das Projekt ist auf der Mikroebene angesiedelt, da es konkrete Personen
anspricht, um an den Aktionen teilzunehmen. Es zielt aber auch auf die
Meso- und Exoebene, da es Veranstaltungen zu Nachhaltigkeitsthemen
für Menschen in einer Region organisiert.
Mesoebene
Beispiel: [Bergwaldprojekt](https://www.bergwaldprojekt.de/).
Diese Initiative ermöglicht es Freiwilligen, ein gemeinsames Wochen-
ende oder eine Woche im Wald zu verbringen. Dort helfen sie beim
Pflanzen neuer Bäume und kümmern sich um den vorhandenen Wald,
wie im Teilprojekt "Neihaufeschte (Pflanztage)". Die Organisation stellt
Unterkunft, Werkzeuge und Verpflegung zur Verfügung. Sie veranstaltet
einen Workshop, in dem die Teilnehmer lernen wie man Bäume richtig
pflanzt, und betreut die Freiwilligen während ihrer Arbeit. Es wird als
Mesoebenenprojekt kodiert, da es einzelne Freiwillige und ihre Bezie-
hung zur kooperierenden Gruppe einbezieht.
18
Exoebene
Beispiel: [Gemeinschaftsküche in Share]( https://www.br.de/nachrich-
ten/bayern/die-community-kitchen-lebensmittel-retten-fuers-klima),
Die Food-Sharing-Initiative stellt Lebensmittel für Menschen, insbeson-
dere aber Kinder in einer bestimmten Region bereit. Diese Initiative be-
zieht sich auf Gruppen oder Ereignisse in der direkten Umgebung, in
der sie selbst kein Mitglied ist, die jedoch einen starken Einfluss auf die
Handlungsmöglichkeiten der Menschen haben, wie Veränderungen im
Bereich nachhaltiger Konsum oder nachhaltige Nutzung von Energie.
Makroebene
Initiativen, die sich auf Themen beziehen, die die gesamte Gesellschaft
betreffen, wie Werte, Konventionen, Traditionen, Regeln und Vorschrif-
ten, Gesetze oder Ideologien.
Beispiel: Girls Day / Boys Day (https://www.girls-day.de/,
https://www.boys-day.de/)
Dieses Projekt bietet Kindern die Möglichkeit, Berufe zu entdecken, die
traditionell als "nicht für Mädchen" oder "nicht für Jungen" wahrgenom-
men werden. Die Kinder werden für die Teilnahme an diesem Projekt
einen Tag von der Schule befreit und erhalten die Möglichkeit, einen Tag
lang in einem Beruf zu "arbeiten", für den sie sich interessieren (zum Bei-
spiel in einem Kindergarten, einem Medienunternehmen, auf einer Bau-
stelle, in einer Forschungseinrichtung, etc.), um zu lernen, dass Berufe
nicht nur für ein Geschlecht geeignet sind, und um mehr Ideen darüber
zu bekommen, was sie in ihrer eigenen Zukunft gerne tun oder lernen
möchten. Da das Projekt - neben anderen Zielen - auf einen gesellschaft-
lichen Wertewandel in Bezug auf "angemessene" Berufe für verschie-
dene Geschlechter abzielt, setzt es hier auf der Makroebene an.
19
Mehr als drei Viertel der analysierten Projekte können der Mikroebene
zugeordnet werden, was damit korrespondiert, dass der Fokus des Pro-
jekts auf informellem Lernen liegt. Fast 37 % der Projekte sind mit der
Makroebene verbunden, das heißt, sie zielen auf eine politische Ebene
ab. Die meisten Projekte wirken sich auf mehr als eine Ebene aus.
Ähnlich verhält es sich mit den Ergebnissen in Bezug auf die Entwick-
lungsaufgaben. Die meisten Projekte (75 %) zielen auf Kompetenzen im
Bereich materielle Ressourcen ab, 54 % auf Kompetenzen bezüglich
Selbstwirksamkeit und 56 % auf Kompetenzen bezüglich sozialer Werte.
Auf der nächsten Seite geben wir ein Beispiel für die Kodierung von
Nachhaltigkeitsinitiativen im 5P Projekt.
20
Beispiel: [Rehab Republic](https://rehab-republic.de/).
Bei Rehab Republic handelt es sich um Bürger, die Müllsammelaktionen
organisieren, Workshops zu nachhaltiger Entwicklung durchführen,
Treffpunkte für Zero Waste, Kleidertauschtreffen und verschiedene
Workshops organisieren, wie beispielsweise gemeinsames Kochen mit
Lebensmitteln, die sonst weggeworfen worden wären. Außerdem ver-
anstaltet die Gruppe ein nachhaltiges Stadtfestival namens "Yeah!", auf
dem all diese genannten Aktivitäten zusammen angeboten werden.
Klassifikation:
Das zentrale Thema des Projekts sind materielle Ressourcen (1), da es
auf die Nachhaltigkeit von Lebensmitteln, Kleidung und Kochen abzielt.
Es soll eine Gefühl der Zusammengehörigkeit (2) vermittelt werden, das
durch gemeinsame Veranstaltungen gefördert wird.
Das Projekt ist auf der Mikroebene angesiedelt, da es konkrete Perso-
nen anspricht, um an den Aktionen teilzunehmen. Es zielt aber auch auf
die Meso- und Exoebene, da es Veranstaltungen zu Nachhaltigkeitsthe-
men für Menschen in einer Region organisiert.
21
Ziele der Initiative:
Vermeidung von Abfall
Ökologisch verträgliches Kochen
Ökologisch sinnvoller Einkauf von Lebensmitteln
Die Stadt sauber halten
Ableitbare, durch Bildung vermittelbare Kompetenzen:
Wissen über den Umgang mit materiellen Ressourcen
Wissen über die Eigenschaften von Lebensmitteln
Wissen darüber, wie man ökologisch verträgliche Lebensmittel
einkauft
Ein Gefühl der Zusammengehörigkeit herstellen durch Treffen
mit Gleichgesinnten
Ein Gefühl der Verantwortung für das Wohlbefinden und Image
der Stadt durch die Erkenntnis, dass die Gruppe einen Unter-
schied machen kann.
22
Katalog der Nachhaltigkeitskompetenzen
Basierend auf den Analysen können die Nachhaltigkeitskompetenzen
und Teilkompetenzen wie folgt zugeordnet werden. Neben einer grund-
legenden Definition (D) haben wir jede Kompetenz mithilfe von drei De-
skriptoren aufgeschlüsselt: Wissen (W), Fähigkeiten (F) sowie Einstel-
lungen und Werte (E). Darüber hinaus haben wir zur Veranschaulichung
der Kompetenzen jeweils Beispiele angeführt.
Kompetenzen in Bezug auf materielle Ressourcen
Kompetenzen für einen nachhaltigen Umgang mit Gegenständen des
Alltagslebens
D Ein nachhaltiger Umgang mit Gegenständen des Alltagslebens (z.B.
Kleidung, Papier, Wasser, etc.) bedeutet, dass ihr kompletter Lebens-
zyklus bedacht wird. Das schließt Wissen über Herkunft, Herstellung,
Verteilung und Erwerb ebenso mit ein, wie einen bewussten Umgang,
eine nachhaltige Nutzung, die Vermeidung von Abfall und eine ange-
messene Entsorgung von Abfall.
W Notwendige Informationen über lokale und globale Gegenstände des
Alltagslebens, ihre Herkunft, den ökologischen Fußabdruck ihrer
Herstellung, sowie ihres Transports und Vertriebs. Wissen über den
Erwerb solcher Gegenstände und ihrer Nutzung unter Beachtung ih-
rer Lebenszyklen insbesondere von lokalen Gegenständen, um die
Kosten von Importprodukten zu vermeiden.
F Fähigkeit Alltagsgegenstände angemessen, sparsam und ökologisch
sinnvoll zu nutzen, sowie dazu in der Lage zu sein, ökologische As-
pekte bei der Verwendung von Gegenständen zu berücksichtigen
und sie in einen nachhaltigen Lebenszyklus einzuordnen.
23
E Sich dafür einsetzen, dass ökologische Aspekte im täglichen Leben
und beim Gebrauch von Alltagsgegenständen respektiert und be-
rücksichtigt werden.
Beispiele
Wissen über die negativen Auswirkungen von Wasserverschmut-
zung
Wissen über verschiedene Arten des Kompostierens
Wissen über mögliche Auswirkungen von Umweltveränderungen auf
die Biodiversität der Erde
Wissen über die Bedeutung der Vegetation in städtischen Gebieten
Fähigkeiten zum Schutz von Biodiversität
Fähigkeiten zur Bekämpfung von Verschmutzung (z.B. in Flüssen
oder Ozeanen)
Fähigkeiten zum Pflanzen und Pflegen von Bäumen
Fähigkeiten zum Gärtnern zuhause
Kompetenzen für Recycling, Zero Waste und Emissionsmanagement
D Diese Kompetenzen beinhalten das notwendige Wissen für die Teil-
nahme an Produktkreisläufen (z.B. Recycling), die Vermeidung von
Abfällen und einen umweltfreundlichen Umgang mit Emissionen. Sie
beziehen sich insbesondere auf die Motivation zum eigenen Handeln
und die generelle Haltung zur Verbesserung des privaten und öffent-
lichen Verhaltens.
W Wissen über die Eigenschaften von Alltagsgegenständen und Mög-
lichkeiten ihrer ökologischen Nutzung, wie z.B. der ökologische Fuß-
abdruck von Dingen. Wissen über technische Möglichkeiten des
sparsamen Heizens oder des Recyclings und die dafür notwendigen
Werkzeuge (z.B. Kauf von Secondhand Produkten). Wissen über Ab-
fallvermeidung und angemessene Entsorgung.
24
F Personen sind in der Lage, bewusst zwischen verschiedenen Optio-
nen zu wählen, um ihren ökologischen Fußabdruck in Bezug auf Ener-
gie (z.B. durch Heizen oder Reisen) und die Verwendung oder Wie-
derverwendung von Werkzeugen im täglichen Leben zu minimieren.
Sie sind in der Lage, Gegenstände des täglichen Gebrauchs in um-
weltfreundliche Kreisläufe an ihrem Wohnort zu integrieren.
E Die Menschen sind sich ihres eigenen Beitrags zur Umweltverschmut-
zung bewusst und sich bereit dazu ihren ökologischen Fußabdruck zu
verringern. Sie sind offen für neue Technologien und Techniken zur
Verringerung der Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden. Sie
wollen Anstrengungen unternehmen, um bestehende Verschmutzung
zu verringern.
Beispiele
Kenntnisse über Konzepte wie Nachhaltigkeit, Gasemissionen, Um-
weltverschmutzung, globaler Erwärmung und Ökologie
Kenntnisse über die Klassifizierung, Sortierung und Recycling von
Abfällen
Kenntnisse über Möglichkeiten eines nachhaltigeren Verkehrs
Kenntnisse über die städtische Artenvielfalt
Kenntnisse über Ressourcen für eine nachhaltigere Stadt
Bereitschaft, Anstrengungen zur Verringerung der Umweltverschmut-
zung zu unternehmen.
Kompetenzen für eine nachhaltige Ernährung
D Personen mit Kompetenzen für nachhaltige Ernährung sind in der
Lage, Lebensmittel auf gesunde und nachhaltige Weise anzubauen
oder zu erwerben. Sie kennen relevante Klassifizierungen von gesun-
den Zutaten und Lebensmitteln. Sie können Essen auf gesunde Art und
Weise zubereiten und sind sich der Möglichkeit und Notwendigkeit
25
einer ausgewogenen Ernährung bewusst. Außerdem sind sie in der
Lage Lebensmittelreste nachhaltig zu entsorgen.
W Wissen, wie Lebensmittel ökologisch angebaut werden können und
wie bzw. wo man nachhaltig erzeugte Lebensmittel kaufen kann. Wis-
sen über die Klassifizierung von Lebensmitteln und die Bedeutung von
Inhaltsstoffen (z.B. bei der Etikettierung). Wissen über eine ausgewo-
gene Ernährung und deren Notwendigkeit, sowie über entspre-
chende Rezepte für die Zubereitung von gesundem Essen und Metho-
den für den Umgang mit Lebensmittelresten oder Küchenabfällen.
F Landwirtschaftlichen Kenntnisse, um Lebensmittel auf gesunde und
ökologische Weise anzubauen. In der Lage sein, benötigte Zutaten zu
kaufen, gesunde Mahlzeiten zuzubereiten, sowie mit Resten sinnvoll
umzugehen und dabei Abfall zu vermeiden.
E Interesse an einem gesunden Leben und daran, etwas für das eigene
Wohlbefinden, das der Familie und der Gesamtgesellschaft zu tun. Be-
reitschaft Lebensmittel auf gesunde Weise zuzubereiten.
Beispiele
Wissen über Lebensmittelverarbeitung
Wissen über gesunde Ernährung unter Einbezug von Balance, Zeit-
punkt und Vielseitigkeit
Wissen über den Erwerb von nachhaltigen Lebensmitteln
Fähigkeiten zum Gartenbau
Fähigkeiten zum Pflanzen und Pflegen von Bäumen
Engagement für nachhaltige Ernährungsformen und Lebensmittelpro-
duktion
26
Kompetenzen für das Verständnis von wissenschaftlichen Hintergrün-
den von Nachhaltigkeit
D Um auf dem aktuellen Stand des Wissens und der Techniken für ein
nachhaltiges Leben zu bleiben, ist es wichtig, sich mit wissenschaftli-
chen Erkenntnissen auseinanderzusetzen. Dafür ist es ebenso wichtig
Zusammenhänge zwischen verschiedenen Lebensaspekten wie auch
regionale Unterschiede zu verstehen, um sich eine eigene Meinung
bilden zu können.
W Verständnis von wissenschaftlichen Konzepten und Begriffen zu ver-
schiedenen Lebensaspekten, deren Zusammenhängen und relevan-
ten regionalen Unterschieden. Wissen darüber, wie man an wissen-
schaftliche Informationen gelangen kann, um konkrete Probleme zu
lösen, und Wissen darüber wie man diese als Grundlage für die ei-
gene Argumentation nutzen kann.
F Kompetenzen zum Lesen oder Hören wissenschaftlicher Publikationen
und zur Integration dieses Wissens in eigene Konzepte. Entwicklung
eines kritischen Blicks auf wissenschaftliche Erkenntnisse (z.B. um
zwischen wissenschaftlichem und nicht-wissenschaftlichem Wissen zu
unterscheiden). Ableitung von praktischen Schlussfolgerungen, eige-
nen Argumentationen und wissenschaftlich fundierten Handlungen.
E Interesse an wissenschaftlichen Erkenntnissen, Wille zu bestimmten
Themen informiert zu sein und zu bleiben, sowie zur aktiven Teilhabe
an relevanten Diskussionen.
Beispiele
Kenntnisse über Themen der nachhaltigen Entwicklung aus wissen-
schaftlicher Sicht
Verständnis der wissenschaftlichen Hintergründe von Ursachen, Fol-
gen und Handlungsmöglichkeiten
Kenntnisse über Ursachen und mögliche Auswirkungen des Klima-
wandels
27
Kenntnisse über das Gleichgewicht zwischen Konsum und Ressourcen
Wissenschaftliche Kenntnisse über (pflanzliche) Ökosysteme
Kenntnisse über die nachhaltige Entwicklung lokaler Gemeinschaften
Verständnis der Konzepte von Gleichberechtigung und Gerechtigkeit
Kompetenzen für die Integration von Bildung für nachhaltige Ent-
wicklung (BNE) in Bildungsaktivitäten
D Diese Kompetenzen sind wichtig, um nötiges Wissen und Kompeten-
zen in Bezug auf nachhaltige Entwicklung im Rahmen formaler und
nicht-formaler Lernaktivitäten zu verbreiten. Dazu gehören explizit
auch Kompetenzen zur Einrichtung und Unterstützung von Online-
Lernaktivitäten.
W Wissen über effektive Lern- und Lehrmethoden. Wissen über die Not-
wendigkeit des informellen Lernens und darüber, wie man informelle
Lernaktivitäten fördern kann. Wissen über Institutionen, die sich be-
reits für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) engagieren, und
wie sie weiter unterstützt werden können.
F Fähigkeit, als Vorbild für nachhaltige Entwicklung zu agieren und mit
gutem Beispiel voranzugehen. Fähigkeit interessierten Personen
komplexe Zusammenhänge auf begeisternde Art und Weise erklären
zu können (z. B. durch die Gestaltung oder Auswahl geeigneter Lern-
aktivitäten wie Online-Kurse).
E Engagement in Lehraktivitäten. Leidenschaft für die Verbreitung von
Erfahrung, Wissen und Kompetenzen im Bereich der nachhaltigen
Entwicklung.
Beispiele
Fähigkeiten in Bezug auf grundlegende persönliche Kompetenzen,
einschließlich Fähigkeiten zur Selbstregulierung, Flexibilität und
Wohlbefinden
28
Kenntnisse über die Entwicklung von Lehrplänen zu den Themen
Nachhaltigkeit und Umweltschutz
Fähigkeiten zur Selbstreflexion zum Thema Menschenrechtserzie-
hung in Bezug auf die staatsbürgerliche Erziehung auf der Grundlage
des „Framework for the Key Citizenship Competences1“ (zu Deutsch:
"Rahmen für staatsbürgerliche Schlüsselkompetenzen")
Kenntnisse über die Umsetzung der staatsbürgerlichen Erziehung auf
der Grundlage des „Framework for the Key Citizenship Compe-
tences1“ in unterschiedlichen EU-Ländern
Kenntnisse über Mitarbeiterschulungen zum Thema Nachhaltigkeit
und Umweltschutz
Kenntnisse darüber, wie man Lernende bei der Entwicklung von
Nachhaltigkeitskompetenzen unterstützen kann
Kenntnisse über Methoden zur Anwendung der Menschenrechtserzie-
hung (z.B. in Bezug auf Kinder, Kultur und Sport, oder die Umwelt)
Kompetenzen für die Integration von Bildung für nachhaltige Ent-
wicklung (BNE) in politische und unternehmerische Aktivitäten
D Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ermöglicht es jedem Men-
schen, das Wissen, die Kenntnisse und die Einstellungen zu erwerben,
die notwendig sind, um eine nachhaltige Zukunft aktiv zu gestalten.
Um BNE voranzubringen, ist es wichtig, solche Bildungsstrategien
nicht nur auf persönlicher Ebene anzuwenden, sondern auch am Ar-
beitsplatz, im Freundeskreis, in der Gemeinde und auf politischer
Ebene in der lokalen und nationalen Politik.
1 Ioannou, M., Bratitsis, T., Tsolopani, I. & Nedelkou, O. (2016). Framework for the Key
Citizenship Competences. WeAreEurope - Creating a Cohesive Europe.
10.13140/RG.2.2.30386.30409
29
W Kenntnis der formellen und informellen Strukturen in relevanten Insti-
tutionen, deren Bedeutung bzw. Einfluss, sowie der Verflechtung ver-
schiedener Institutionen. Kenntnisse über Entscheidungsprozesse in
Unternehmen und in der lokalen, sowie nationalen Politik.
F Fähigkeiten, die notwendig sind, um (soziale) Systeme zu verstehen
und um Netzwerke zu gründen und gemeinsame Aktionen im Bereich
der nachhaltigen Entwicklung zu organisieren. Die Fähigkeit, Men-
schen davon zu überzeugen, sich an einer nachhaltigen Entwicklung
zu beteiligen. In der Lage sein, sich gemeinsam mit anderen Men-
schen in öffentlichen Aktivitäten zu engagieren. Fähigkeiten zur Ver-
netzung, sowie zum Unternehmertum und Führungsqualitäten.
E Engagement für nachhaltige Entwicklung im privaten und öffentlichen
Kontext. Politisches Interesse und Wille sich beim Austausch von Wis-
sen und Erfahrungen mit nachhaltiger Entwicklung aktiv einzubrin-
gen. Bereitschaft, mit eigenen Ideen zu Veränderungen beizutragen.
Beispiele
Erfahrung in der Arbeit mit lokalen Gemeinschaften und großen Ko-
operationen zu Themen wie Menschenrechte, nachhaltiger Entwick-
lung, Gleichberechtigung und demokratischer Teilhabe
Kenntnisse über Instrumente der politischen Interessenvertretung zu
Themen wie Menschenrechte, nachhaltiger Entwicklung, Gleichbe-
rechtigung und demokratischer Teilhabe
Kenntnisse über die Anwendung von BNE-Trainingsmodellen für
Teams und Organisationen (unter Anpassung auf ihre eigenen Rah-
menbedingungen und Ziele)
Kenntnisse über Kooperationen auf lokaler Ebene und in größeren
Gemeinschaften zu Themen der ökologischen Nachhaltigkeit
30
Kompetenzen in Bezug auf soziale Werte
Gefühl der Zugehörigkeit zur Welt (Nachhaltigkeitswerte)
D Sich selbst als Teil der Welt wahrzunehmen und zu verstehen. Die
Identifikation mit einer Gruppe ist von zentraler Bedeutung für die
Entwicklung von Werten und für das Handeln innerhalb der Gesell-
schaft. Dazu gehört die kritische Reflexion der eigenen Rolle als Teil
verschiedener Gemeinschaften, sowie das Verständnis dafür, wie sich
Beziehungen und Gruppen bilden und entwickeln. Ebenso von Be-
deutung ist es, die Werte anderer Menschen kennenzulernen, sie zu
verstehen, zu diskutieren und zu respektieren, um geteilte Werte fin-
den zu können und diese als Grundlage für gemeinsames nachhalti-
ges Handeln anzuwenden sowie für Visionen für eine nachhaltigere
Zukunft.
W Kenntnisse über Werte und ihre Bedeutung für die Denkweisen und
Verhalten von Personen, sowie für Gruppendynamiken. Wissen über
die Zusammenhänge von individuellen und gesellschaftlichen Werten
mit nachhaltigem Verhalten. Wissen darüber, warum Nachhaltigkeit
für die Welt relevant ist (z.B. durch die verschiedenen Auswirkungen
des Klimawandels auf unterschiedliche soziale Gruppen).
F Kommunikation, Aufbau und Pflege von Beziehungen. Entwicklung
der eigenen Persönlichkeit als unabhängiges Individuum, sowie als
Teil einer Gruppe und der Welt. Reflektion von eigenen und fremden
Werten, sowie Empathie für und konstruktive Diskussion von abwei-
chenden Prinzipien.
E Bewusstsein für den eigenen Einfluss auf eine Gruppe. Offenheit da-
für, ein aktiver Teil einer Gruppe zu sein und Verantwortung zu über-
nehmen. Neugier und Bereitschaft dafür, sich die Perspektiven und
Ideen andere anzuhören (insbesondere einschließlich derer von Min-
derheiten). Verständnis für das Konzept der Ziele für Nachhaltige Ent-
31
wicklung (zu Englisch „Sustainable Development Goals“, SDGs). Be-
reitschaft, sich an der Lösung von Nachhaltigkeits-Problemen zu be-
teiligen.
Beispiele
Grundlegende soziale Kompetenzen, einschließlich der Fähigkeit zu
Empathie, Kommunikation und Zusammenarbeit
Werte, Fähigkeiten und Haltungen des gegenseitigen Respekts im
Einklang mit Menschenrechten und Demokratie
Fähigkeiten zur Verkörperung von Nachhaltigkeitswerten (Einneh-
men einer Vorbildrolle)
Fähigkeiten zur Problemlösung durch Kooperation im Team
Herstellen von Zusammengehörigkeitsgefühlen durch die Begegnung
mit Gleichgesinnten
Herstellen von Zusammengehörigkeitsgefühlen durch die Zusammen-
arbeit mit Gleichgesinnten
Wissen über SDGs und ihre mögliche Umsetzung in den eigenen lo-
kalen sozialen Gemeinschaften
Verantwortungsgefühl (Bewusstsein)
D Die Entwicklung eines nachhaltigeren Lebensstils erfordert ein Be-
wusstsein für die aktuellen Veränderungen in der Welt, die mehr
Nachhaltigkeit notwendig machen. Dabei kann ein Verständnis für
den Einfluss des Individuums auf sein direktes Umfeld, die Gesell-
schaft und die lokale Politik haben, zentral dafür sein, Nachhaltigkeit
im eigenen Alltag umzusetzen bzw. sich die dafür notwendigen Fähig-
keiten anzueignen. Dazu gehört etwa die Fähigkeit, die eigene Ver-
antwortung für den Zustand der Umwelt zu verstehen und ihr entspre-
32
chend zu handeln. Ebenso wie eine bestimmte Offenheit für neue In-
formationen, Interesse am Lernen etwa über soziale Netzwerke und
die Fähigkeit, mit neuen Themen und Ideen Schritt zu halten.
W Wissen darüber, wie Menschen, ihr Verhalten und ihr lokales oder
globales Umfeld miteinander verknüpft sind. Verständnis der eigenen
Wahrnehmung und wie diese die eigene Meinung beeinflusst und wie
man Informationen suchen und finden kann.
F Fähigkeiten zur Selbstwahrnehmung, Selbstreflexion und Selbstwirk-
samkeit. Dazu gehören die kritische Reflexion der eigenen Wahrneh-
mungen und des eigenen Denkens, die Suche nach und die Unter-
scheidung von vertrauenswürdigen und unzuverlässigen Informatio-
nen sowie die Integration neuer Informationen in die bestehenden ei-
genen Konzepte.
E Offenheit dafür, Verantwortung zu übernehmen gerade auch für her-
ausfordernde Aufgaben, sowie die Bereitschaft sich unbequemen
Wahrheiten zu stellen und sowohl Neues zu lernen als auch zu lehren.
Aufmerksamkeit für die eigene Umgebung und andere Menschen, so-
wie die aktive Suche nach Austausch und neue Informationen.
Beispiele
Verständnis für den potenziellen Einfluss des eigenen Handelns
Verantwortungsgefühl für den Schutz der Ökosysteme des Planeten
und für eine saubere Umwelt
Verantwortungsgefühl für das Wohlergehen der eigenen Stadt und
der Nachbarschaft
Fähigkeit, Hindernisse zu erkennen, die Menschen daran hindern,
gleiche Rechte zu erfahren und in Würde zu leben
Fähigkeiten zur Wahrnehmung und Durchsetzung der eigenen Bür-
gerrechte
Verantwortungsgefühl für die Mobilisierung der lokalen Behörden zur
Umsetzung der Agenda 2030 in ihren Städten
33
Verantwortungsgefühl für gelehrte Themen
Sensibilisierung für Meeresverschmutzung und ihre Gefahren
Gesellschaftliches Bewusstsein für nachhaltigen Verkehr
Partizipation und Inklusion
D Die Entwicklung einer integrativeren Gesellschaft, welche die Betei-
ligung z.B. von Minderheiten, jungen Menschen oder Menschen aus
ländlichen Gebieten ermöglicht. Hierfür ist es nötig, dass Personen
ihre Mitmenschen und deren Ideen aktiv miteinbeziehen und Raum
für kritische Diskussionen, sowie für BNE schaffen. Dazu gehört etwa
auch ein stärkeres Bewusstsein für gesellschaftliche und politische
Strukturen (sowohl auf lokaler als auch auf nationaler Ebene).
W Kenntnisse über gesellschaftliche Strukturen und gesellschaftliche
Minderheiten, das lokale und nationale politische System sowie über
bestehende und potenzielle weitere Möglichkeiten zur gesellschaftli-
chen Teilhabe.
F Fähigkeit zur aktiven Einbindung Anderer in Aktionen und die Ent-
wicklung gemeinsamer Visionen für Nachhaltigkeit.
E Offenheit dafür Neues zu lernen, neue Perspektiven einzunehmen und
für eine respektvolle Interaktion mit Anderen einzutreten.
Beispiele
Werte, Fähigkeiten und Haltungen des gegenseitigen Respekts im
Einklang mit Menschenrechten und Demokratie
Soziale Anpassungsfähigkeit
D Die Entwicklung einer integrativeren Gesellschaft, welche die Betei-
ligung z.B. von Minderheiten, jungen Menschen oder Menschen aus
ländlichen Gebieten ermöglicht. Hierfür ist es nötig, dass Personen
ihre Mitmenschen und deren Ideen aktiv miteinbeziehen und Raum
34
für kritische Diskussionen, sowie für BNE schaffen. Dazu gehört etwa
auch ein stärkeres Bewusstsein für gesellschaftliche und politische
Strukturen (sowohl auf lokaler als auch auf nationaler Ebene)..
W Kenntnisse über die eigenen (Wissens-)Ressourcen und wie diese ge-
teilt, kommuniziert oder direkt weitergegeben werden können.
F Fähigkeiten zur Selbstreflektion und zur zielführenden Wissensver-
mittlung.
E Bewusstsein für die eigene (soziale) Umwelt, Wille sich auf Unbekann-
tes oder Herausforderndes einzulassen und Bereitschaft Neues zu ler-
nen oder Andere zu lehren.
Beispiele
Bewusstsein dafür, dass das eigene Handeln einen Unterschied ma-
chen kann
Entwickeln eines Bewusstseins für eine Kultur der Nachhaltigkeit und
Verbreitung dieser
Grundlegende sozialer Kompetenzen, einschließlich Fähigkeiten zur
Empathie, Kommunikation und Zusammenarbeit, sowie die Fähigkeit
diese zu lehren
Kompetenzen in Bezug auf Selbstwirksamkeit
Kritisches Hinterfragen des eigenen nachhaltigen Handelns (Rollen-
distanz)
D Kritisches Hinterfragen des eigenen nachhaltigen Handelns im priva-
ten, sozialen und politischen Leben in Relation zu den eigenen und
gesellschaftlichen Erwartungen.
W Wissen über die unterschiedlichen möglichen Auswirkungen nach-
haltigen Handelns auf lokaler und globaler Ebene in ökologischen,
ökonomischen und sozialen Dimensionen. Kenntnisse darüber, wie
solche Auswirkungen bewertet werden können.
35
F Die Auswirkungen nachhaltigen Handelns abschätzen und das eigene
Handeln kritisch reflektieren zu können, sowie passende Korrektur-
maßnahmen ableiten und vorschlagen bzw. direkt einleiten zu kön-
nen.
E Offenheit für kritisches Denken, Selbstreflektion und verschiedene
Meinungen.
Handlungsfähigkeit (Empowerment)
D Empowerment bedeutet, seine Mitmenschen dazu zu ermutigen, ihr
Leben selbst in die Hand zu nehmen und als aktive Bürger zu handeln.
In Bezug auf nachhaltiges Handeln können hierfür zum Beispiel die
SDGs in das persönliche soziale Netzwerk intergiert werden (etwa am
Arbeitsplatz, in persönlichen Beziehungen oder der lokalen Gemein-
schaft). Es ist dabei wichtig, authentischen Enthusiasmus und langfris-
tiges Engagement für die eigenen Werte zu zeigen und dadurch an-
dere zu inspirieren, sich ebenfalls für nachhaltige Entwicklung zu en-
gagieren.
W Wissen über die eigenen Ressourcen und darüber, wie man sich
selbst und Andere zum Handeln motivieren kann und wie man Moti-
vation aufrechterhalten kann. Wissen über SDGs und Möglichkeiten
ihrer Umsetzung im täglichen Leben. Wissen darüber, wie Wissen ge-
teilt und verbreitet werden kann.
F Fähigkeit Andere zu für ein Thema zu begeistern und dazu anzuregen
sich dafür zu engagieren (z.B. in Bewegungen für Nachhaltigkeit).
Dazu gehört auch die Reflexion über und die Stärkung der Selbstwirk-
samkeit.
E Starke Selbstwirksamkeitserwartung, soziales Interesse und Bereit-
schaft zur Auseinandersetzung mit relevanten Themen, sowie zur Per-
sönlichkeitsentwicklung. Dazu gehören auch Empathie und Überzeu-
gungskraft.
36
Beispiele
Kenntnisse über Strategien, die darauf abzielen, vom Problembe-
wusstsein zum aktiven Engagement überzugehen, um die Kapazitäten
von Bürgern, Ausbildern, lokalen Behörden oder Organisationen der
Zivilgesellschaft zu stärken.
Beharrlichkeit
D Beharrlichkeit kann als wichtiges Element von Selbstmanagement
verstanden werden. Diese Kompetenz bezieht mit ein, sich selbst zu
motivieren und die Verantwortung für die von einem selbst und von
Anderen unternommenen Aktionen zu übernehmen, sowie diese
langfristig aufrecht zu erhalten.
W Verständnis für psychologische Hindernisse die Durchhaltevermögen
hindern können und wie sie verhindert oder überwunden werden
können.
F Fähigkeit dazu selbst aktiv zu sein und die eigenen Handlungen auf-
recht zu erhalten. Mitmenschen inspirieren können und mit ihnen
langfristig zusammenarbeiten können. Geduld, Ausdauer, Führungs-
qualitäten, Verantwortungsübernahme.
E Bereitschaft dazu, sich stark anzustrengen, um eigene Ziele zu errei-
chen und für das Bemühungen aktive aufrecht zu erhalten auch im An-
gesicht von Hindernissen oder eigenem Scheitern. Überzeugung,
dass Geduld und Ausdauer wichtig sind, um Ziele zu erreichen, sowie
starke Selbstwirksamkeitserwartung.
Kooperationskompetenzen (Solidarität)
D Zusammenarbeit ist ein zentraler Aspekt nachhaltigen Handelns und
erfordert gemeinsame Anstrengungen insbesondere auf lokaler
Ebene, in konkreten Aktivitäten und Initiativen. Zu diesen Kompeten-
37
zen gehören intra- und interpersonelle Fähigkeiten wie etwa Ambi-
guitätstoleranz und Konfliktlösefähigkeiten, um erfolgreich an Aufga-
ben in Teams zu arbeiten. Ebenso wie eine authentische Werteorien-
tierung, um gemeinsame Visionen für eine nachhaltigere Zukunft
schaffen zu können. Diese Kompetenzen sind auch erforderlich, um
die Zusammenarbeit zwischen Personen und innerhalb von Projekten
aufrechtzuerhalten, und schließen Lehr- und Lernaktivitäten mit ein.
W Wissen darüber, wie Menschen handeln und denken, wie Gruppen
funktionieren und wie Menschen sich gegenseitig dabei helfen kön-
nen zu lernen. Für jede Zusammenarbeit mit Initiativen ist es wichtig,
seine Partner zu verstehen, um mit ihnen in Kontakt zu treten und zu
bleiben, auch wenn es Schwierigkeiten gibt.
F Fähigkeit sich an der Definition von nachhaltigen Zielen zu beteiligen.
Personen können mit anderen kommunizieren, ihre eigene Rolle in ei-
ner Gruppe finden (z.B. als Führungsperson), Beziehungen aufbauen
und pflegen, sowie gemeinsam Lösungen für Probleme entwickeln.
Sie können den Kontakt zu relevanten Personen aufrechterhalten und
zeigen zentrale Kompetenzen wie Empathie, Stress- und Ambiguitäts-
toleranz, sowie Rollendistanz.
E Interesse an seinen Mitmenschen und Verständnis dafür, dass Aktio-
nen oft effizienter sind, wenn Menschen zusammenarbeiten. Hierfür ist
ein Gefühl der Solidarität und Gegenseitigkeit unerlässlich. Personen
sind sich ihrer eigenen Standpunkte bewusst und können gemein-
same Ziele aushandeln und die Absicht aufrechterhalten Probleme
gemeinsam zu lösen. Sie sind offen für die Beiträge Anderer und be-
halten eine flexible Denkweise bei, um gute Kompromisse zu finden.
Beispiele
Fähigkeiten zur sozialen Zusammenarbeit für nachhaltige Städte
Verantwortungsgefühl für das Wohlergehen und das Image der Stadt,
durch die Wahrnehmung, dass die Gruppe etwas bewirken kann
Gefühl der Zusammengehörigkeit mit Gleichgesinnten und Solidarität
38
Entwicklung eines Zusammengehörigkeitsgefühls durch das Treffen
von anderen Personen mit vergleichbaren Zielen
Fähigkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe
Verständnis für Gruppendynamiken
Wissen über lokale soziale Netzwerke
Organisationskompetenzen
D Diese Kompetenzen sind wichtig, um als Person gut organisiert zu sein
- etwa dadurch einen strukturierten Handlungsplan zu erstellen, kon-
krete Ziele zu verfolgen und Projekte zu managen.
W Verständnis dafür, wie man Probleme in lösbare Teilprobleme unter-
teilen kann, für die dann eine konkrete Lösung entwickelt werden
kann. Wissen, wie man in strukturierter Form plant und wie man pas-
sende Lösungen für die anstehenden Probleme finden kann.
F Fähigkeiten zur Lösung von Problemen. Koordinierung von Aktivitä-
ten verschiedener Einzelpersonen. Fähigkeit, eine Führungsrolle zu
übernehmen und bei der Festlegung von konkreten Zielen für eine
Initiative vorauszudenken.
E Überzeugung, dass Erfolg keine Frage von Schicksal oder Glück ist,
sondern vielmehr eine Frage der Anstrengung und die Bereitschaft
sich auf strukturierte und rationale Weise anzustrengen.
Beispiele
Fähigkeit Veranstaltungen zur Interessensvertretung zu organisieren
Generelle Organisationskompetenzen
Fähigkeiten zur Organisation und Verwaltung von Abfall
39
Kompetenzmodell
Es wurde bereits darauf hingewiesen, d der in den vorangegangenen
Kapiteln entwickelte Kompetenzrahmen auf empirischen Analysen ba-
siert. Deshalb repräsentiert er möglicherweise nicht das gesamte Spekt-
rum an Kompetenzen und deren Vielfalt, die notwendig sind, um nach-
haltige Entwicklung in all ihren Formen zu unterstützen.
Daher wird der empirische Rahmen einem theoretischen Rahmen ge-
genübergestellt, der in anderen Kontexten gut etabliert ist und ange-
passt werden kann. Hierfür soll der sogenannte Kompetenzatlas von
Heyse & Erpenbeck (2017) verwendet werden. Warum dieser gewählt
wurde, wird in den nächsten Schritten anhand der Diskussion verschie-
dener Konzeptionen des Kompetenzbegriffs erläutert.
Der Begriff "Kompetenz" wird in den letzten Jahrzehnten in unterschied-
lichen pädagogischen Kontexten verwendet. Je nach Kontext - berufliche
Bildung, Messung der Lese- und Schreibfähigkeiten an Schulen oder die
Definition eines gemeinsamen Verständnisses von Grundfertigkeiten in
den EU-Ländern - lassen sich unterschiedliche Auffassungen des Begriffs
"Kompetenzen" finden. Ein gemeinsames Verständnis besteht darin,
Kompetenzen als verfügbare und lehrbare kognitive Fähigkeiten und
Fertigkeiten einer Person zu verstehen, um Probleme zu lösen, sowie die
motivationale, volitionale und soziale Bereitschaft und Fähigkeit, diese
Lösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll zu
lösen (vgl. Weinert, 2002, S. 27).
In Anlehnung an Meigel (2022) lassen sich die Unterschiede zwischen
verschiedenen Auffassungen von Kompetenz in drei Gruppen einteilen:
Kompetenzen als generalisierte Kapazitäten (OECD)
Kompetenzen als Definition für kognitive Fähigkeiten (PISA, PIRLS,
PIAAC)
Kompetenzen als Selbstorganisations-Disposition
40
Kompetenz als generalisierte Kapazitäten
Dieses auf die OECD zurückgehende Verständnis des Begriffs "Kompe-
tenz" findet sich im Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) wieder, der
auf dem Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) basiert. Der DQR hat
wie der EQR acht Niveaustufen, welche jedoch anders strukturiert sind
als die des EQR. Die Kategorien und Kompetenzbeschreibungen des
DQR erweitern und konkretisieren gewissermaßen den EQR.
Der EQR hat drei Kategorien, der DQR dagegen vier (BMBF, 2011):
EQF
1. Wissen
2. Fähigkeiten
3. Verantwortung und Au-
tonomie
1.
Wissen
2. Fähigkeiten (= professionelle Kom-
petenzen)
3. Soziale Kompetenzen
4. Unabhängigkeit (= persönliche
Kompetenzen)
Damit macht der DQR deutlich, dass ein ganzheitliches Kompetenzver-
ständnis im Mittelpunkt des deutschen Bildungssystems steht. Die Vier-
Kategorien-Struktur wurde gewählt, um eine umfassende Handlungsfä-
higkeit in allen ihren Aspekten angemessen zu beschreiben. Sowohl der
EQR als auch der DQR betrachten Kompetenzen als Ergebnisse des Ler-
nens. Als solche beruhen sie auf der Idee, dass es eine Übereinstimmung
zwischen (beruflichen) Aktivitäten und notwendigen Kompetenzen gibt.
41
Kompetenzen als Definitionen für kognitive Fähigkeiten
Eine andere Sichtweise der Kompetenzen findet sich in den internationa-
len Studien wie PISA, PIRLS oder PIAAC. Hier finden wir eine strikte
Trennung von kognitiven und motivationalen Komponenten von Kompe-
tenzen. Die Kompetenzbeschreibung konzentriert sich auf die kogniti-
ven Komponenten, die in Schulen oder anderen Einrichtungen des for-
malen und nicht formalen Lernens vermittelt werden können.
Dies führt zu einem Verständnis von Kompetenzen, das sich genauer auf
konkrete Domänen oder Situationen konzentriert (Klieme & Hartig,
2007). Kompetenzen sind dabei funktional!
Dieses Verständnis hilft, Kompetenzen von allgemeineren Begriffen wie
Intelligenz oder Talent zu unterscheiden.
Kompetenzen als Selbstorganisations-Disposition
In diesem Verständnis werden Kompetenzen als die Fähigkeit einer Per-
son verstanden, offene, unkalkulierbare, komplexe und dynamische Si-
tuationen selbstorganisiert erfolgreich zu bewältigen (Heyse & Erpen-
beck, 2004).
Mit anderen Worten: Kompetenzen sind Dispositionen zur Selbstorgani-
sation. Sie sind Bedingungen, um sich auf konkrete Situationen und sich
verändernde Bedingungen einzustellen, indem man seine Verhaltens-
strategien erfolgreich anpasst (Heyse & Erpenbeck, 2004). Dieses Ver-
ständnis passt sehr gut zum Konzept des informellen Lernens, da es sich
auf die Tatsache konzentriert, dass Individuen die Ziele ihres Lernens
selbst definieren. Kompetenzen basieren - wie auch das informelle Ler-
nen - auf Selbstbestimmung.
42
Die folgenden Prinzipien sind dabei entscheidend:
Die Entwicklung von Kompetenzen ist nicht-linear
Kompetenzen verstärken sich selbst (weil der Erwerb neuer
Kompetenzen zu neuen Erfahrungen führt, welche wiederum die
Entwicklung neuer Kompetenzen initiieren)
Kompetenzen sind abhängig von Faktoren innerhalb des Indivi-
duums und nicht von äußeren Faktoren (Umwelt)
Kompetenzen sind abhängig von verinnerlichten Werten
Kompetenzen sind abhängig von der Entwicklung einer Person
und von ihrer Geschichte.
Das Verständnis von Kompetenzen als Dispositionen zur Selbstorganisa-
tion sehr gut zum Konzept des informellen Lernens. In einem zirkulären
Prozess werden mentale Handlungen (wie Problemlösung oder Bewer-
tung), physische Handlungen (wie Arbeit oder Produktion), kommunika-
tive Handlungen und reflexive Handlungen (wie Selbsteinschätzung) be-
einflusst.
43
Das ist besonders wichtig in Situationen, in denen keine etablierten Rou-
tinen vorhanden sind. Selbstorganisiertes Handeln bezieht sich reflexiv
auf das Individuum (personale Kompetenz), auf das soziale Umfeld (sozi-
ale und kommunikative Kompetenz), auf die objektive Umwelt (fach- und
methodenbezogene Kompetenz) und auf die eigene Motivation und Aus-
dauer (Aktivierungs- und Handlungskompetenz).
Persönliche Kompetenzen (P) sind Dispositionen des Individu-
ums, die zu selbstorganisiertem Handeln führen. Sie umfassen
die Fähigkeit, sich selbst einzuschätzen, sich als Person zu reflek-
tieren und eigene individuelle Werte, Motive und Standpunkte
zu entwickeln. Dies wirkt sich auch auf Begabungen, Motivation,
Kreativität und Lernen aus.
Soziale und kommunikative Kompetenzen (S) sind Dispositio-
nen, mit anderen selbstorganisiert, kooperativ und kommunika-
tiv zusammenzuarbeiten. Das Verhalten einer Person orientiert
sich an Gruppen und Beziehungen zu anderen, um gemeinsame
Handlungspläne zu erstellen und gemeinsame Aufgaben und
Ziele zu entwickeln. Soziale und kommunikative Kompetenzen
sind wichtig, um koordiniertes Handeln auf eine stabile Basis zu
stellen.
Fach- und methodenbezogene Kompetenzen (F) Diese Dispo-
sitionen sind die Voraussetzungen für ein selbstorganisiertes,
genaues, objektives und fachbezogenes Problemlösen. Dies ist
abhängig von fachlichem und methodischem Wissen und der Fä-
higkeit, dieses Wissen kreativ weiterzuentwickeln.
Aktivierungs- und Handlungskompetenzen (A) sind Dispositi-
onen, um die anderen Kompetenzen in die Tat umzusetzen. Dies
bedeutet, die persönlichen, sozial-kommunikativen und fachli-
chen Kompetenzen einer Person in ihre persönlichen Motive und
Ausdauer zu integrieren.
44
Diese vier Basiskompetenzen können weiter unterteilt werden, wie von
Heyse und Erpenbeck (2017) im Bereich der Arbeitsforschung gezeigt
wurde. Die einzelnen Kompetenzen werden dabei nicht direkt logisch
von den übergeordneten Basiskompetenzen abgeleitet, sondern stellen
eine Mischung der Basiskompetenzen mit variierendem individuellem
Fokus dar.
Die Einteilung der Kompetenzen in diese vier Unterkategorien deckt
sich trotz der unterschiedlichen Begrifflichkeiten sehr gut mit den vier
Kategorien des DQR. Wie in IO 2 zu sehen ist, passen sie auch gut zu den
oben erläuterten Entwicklungsaufgaben.
Heyse und Erpenbeck (2017) haben 64 Aspekte der vier Unterkatego-
rien von Kompetenzen definiert und in ihrem Kompetenz-Atlas systema-
tisch zusammengefasst. Was diesen Atlas für dieses Projekt relevant
macht, ist - neben den oben genannten Aspekten - die Tatsache, dass er
für verschiedene Themenbereiche adaptiert werden kann.
Nachfolgend wird unsere Adaption des Modells von Heyse und Erpen-
beck (2017) vorgestellt. In der Matrix (Kompetenzatlas) werden die per-
sonalen Kompetenzen, die sozial-kommunikativen Kompetenzen, die do-
mänen- und methodenbezogenen Kompetenzen und die Handlungskom-
petenzen des Kompetenzatlas anhand unserer Anpassung an die Eigen-
schaften des informellen Lernens und der Bildung für nachhaltige Ent-
wicklung aufgeführt.
45
Kompetenzatlas
Das Model von Heyse und Erpenbeck (2017) kann wie in der folgenden
Matrix (Kompetenzatlas) gezeigt auf informelles Lernen im Bereich der
Nachhaltigkeit angewendet werden:
Im nächsten Schritt können die drei zuvor eingeführten Entwicklungsauf-
gaben (materielle Ressourcen, soziale Werte, Selbstwirksamkeit (siehe
vorherige Definitionen)) in das Modell integriert werden, wie durch die
Farbmarkierungen in der folgenden Grafik gezeigt. Diese Zuordnung
kann nicht final und komplett eindeutig geschehen, aber sie ist an dieser
Stelle plausibel.
46
Selbstwirksamkeit
Materielle Ressourcen
Soziale Werte
Die farbig markierten Kompetenzen sind besonders von den Entwick-
lungsaufgaben betroffen. Dies bedeutet nicht, dass die nicht markierten
Kompetenzen unwichtig seien. Jedoch ist ihr Erwerb entweder eher der
einer allgemeineren Kompetenz (zum Beispiel Organisationsfähigkeit,
sprachliche Eloquenz oder Problemlösefähigkeit), oder zu spezifisch
(zum Beispiel Planungsfähigkeit oder Entscheidungsfähigkeit).
47
Praktische Anwendung des 5P-Kompetenzrahmens
In diesem Abschnitt wird veranschaulicht, wie der Kompetenzrahmen im
Rahmen von Weiterbildungsveranstaltungen genutzt werden kann, um
informelle und non-formale Lernprozesse bei Erwachsenen in Gang zu
setzen.
Es wird beispielhaft aufgezeigt, wie der 5P-Kompetenzrahmen in einem
konkreten Erwachsenenbildungsprogramm oder in anderen Kontexten,
wie z.B. zivilgesellschaftlichen Initiativen zum Umweltschutz und Klima-
wandel angewendet werden kann.
Anhand des Beispiels einer Bürgerinitiative zur Instandsetzung von au-
tochthonen Wäldern im Küstensystem Kataloniens wird erläutert, wie Re-
naturierungsstrategien zur Bewältigung der Auswirkungen des Klima-
wandels und des Verlusts der Artenvielfalt eingesetzt werden können.
Ziel
Zweck des Beispielkurses ist es, auf den Zusammenhang von Umwelt und
Klimawandel aufmerksam zu machen, und das Bewusstsein für den
Schutz der Biodiversität zu schärfen. Der thematische Schwerpunkt die-
ses Moduls liegt auf der Wiederherstellung von Ökosystemen, insbeson-
dere heimischer Waldlandschaften an der Mittelmeerküste.
Wir haben Aufforstung und Waldpflege als Beispiel gewählt, da Wälder
nach den Ozeanen der zweitgrößte Kohlenstoffspeicher sind. Wälder ab-
sorbieren und speichern rund 30% der aktuellen Kohlenstoffemissionen
aus fossilen Brennstoffen und der Industrie in ihrer Biomasse, dem Boden
und Holzprodukten, und besitzen darüber hinaus das Potenzial, zukünf-
tig vermehrt Kohlenstoff zu speichern.
Wälder erfüllen darüber hinaus eine essenzielle Funktion im Wasser-
kreislauf und somit für das Wetter. Miteinander verbundene Waldge-
biete fungieren gleichsam wie riesige Klimaanlagen. Die Bäume wan-
48
deln die Sonnenenergie in Wasserdampf um, der eine kühlende Wir-
kung auf die Atmosphäre hat. Ferner vermögen Wälder Gemeinden da-
bei zu unterstützen, sich an die Auswirkungen des Klimawandels anzu-
passen, indem sie lokale Klimabedingungen stabilisieren und abkühlen.
Waldbrände und Abholzung haben hingegen negative Auswirkungen
auf die Ökologie, darunter die Freisetzung von Treibhausgasen und
Schadstoffen sowie den Verlust von Nährstoffen. Es wird geschätzt, dass
ungefähr 12% der weltweiten Treibhausgasemissionen auf die Abhol-
zung zurückzuführen sind, ein Prozess, der durch die Auswirkungen des
Klimawandels verschärft wird.
Spanien weist einen der höchsten Anteile an bewaldetem Land in der
Europäischen Union auf, doch die Verluste an Artenvielfalt und Gesund-
heit stellen eine fortwährende Bedrohung dar, die das Risiko von Brän-
den erhöht, die nicht selten vorsätzlich oder versehentlich durch
menschliches Zutun verursacht werden. Monokulturwälder sind anfälli-
ger für Brände, die große Mengen klimaverändernder Gase freisetzen,
während der Verlust an Artenvielfalt das Risiko von Schädlingsbefall er-
höht. Daher kommt der Wiederherstellung und Pflege heimischer Wäl-
der als Reservoirs der Artenvielfalt und klimaresiliente Naturschutzge-
biete eine bedeutende Rolle zu.
Obschon einheimische Wälder in der Europäischen Union gefährdet
sind, erweisen sie sich als von entscheidender Bedeutung im Kampf ge-
gen den Klimawandel und seine schädlichen Auswirkungen im Allge-
meinen, und insbesondere bei Dürre. Dies liegt daran, dass sie die einen
Großteil des Regenwassers aufnehmen, und sicherstellen, dass es ange-
messen gespeichert wird.
Zielgruppen
Die erste Aufgabe bei der Konzeption eines Erwachsenenbildungspro-
gramms besteht darin, die Zielgruppe zu definieren. In diesem Fall
könnte sich der Kurs an zwei Kategorien von Bürgern richten, die an
Nachhaltigkeit interessiert sind:
49
Menschen, die Nachhaltigkeit in ihrem Privatleben anwenden und
zur Abschwächung des Klimawandels beitragen wollen; und
Menschen, die sich in Bürgerinitiativen zum Schutz der lokalen
Wälder engagieren wollen.
Wir werden uns hier auf die erste Kategorie von erwachsenen Lernen-
den konzentrieren.
Brainstorming
Ein nächster Schritt könnte ein Brainstorming zu den Kenntnissen, Fä-
higkeiten und Einstellungen sein, die in dem Kurs erlernt werden sol-
len, z. B.
Verständnis und kritische Analyse der ökologischen, wirtschaftli-
chen und sozialen Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf
die Wälder auf lokaler, nationaler und globaler Ebene (Wissen).
Kenntnisse über nachhaltige Strategien, Techniken und Verfah-
ren zur Erhaltung der Wälder auf lokaler, nationaler und globa-
ler Ebene.
Erwerb von Fähigkeiten zur Anwendung nachhaltiger Strategien,
Techniken und Verfahren im täglichen Leben zum Schutz des lo-
kalen Waldes.
Die Fähigkeit, mit ethisch-ökologischen Dilemmas umzugehen
und mögliche Lösungen zu begründen und zu rechtfertigen.
50
Auswahl der Kompetenzen
Nach der Brainstorming-Sitzung empfehlen wir einen Blick auf den 5P-
Kompetenzrahmen, um die Kompetenzen zu ermitteln, die am besten
zum Kurs passen. In der Tabelle der 5P-Kompetenzen identifizieren wir
3 Kompetenzen in der Dimension der materiellen Ressourcen:
Kompetenzen zum nachhaltigen Umgang mit Gegenständen des
täglichen Gebrauchs
Kompetenzen für Recycling, Zero Waste und Emissionsmanage-
ment
Kompetenzen, die notwendig sind, um den wissenschaftlichen
Hintergrund der Ökologie zu verstehen
In der Dimension der sozialen Werte haben wir 2 Treffer:
Gefühl der Zugehörigkeit zur Welt (Nachhaltigkeitswerte)
Gewissenhaftigkeit (Bewusstheit)
Und es gibt zwei Kompetenzen in der Dimension der Selbstwirksam-
keit:
Befähigung
Durchhaltevermögen
51
Ausgewählte Elemente aus dem 5P-Kompetenzrahmen
Materielle Ressourcen
Ja
Soziale Werte
Ja
Selbstwirksamkeit
Ja
Kompetenzen zum nachhaltigen
Umgang mit Gegenständen des
täglichen Lebens
Gefühl der Zugehörigkeit zur
Welt (Nachhaltigkeitswerte) Bewertung des eigenen
nachhaltigen Handelns
(Rollendistanz)
Kompetenzen für Recycling,
Zero Waste und
Emissionsmanagement
Gewissenhaftigkeit
(Bewusstheit) Empowerment
Kompetenzen in Bezug auf
nachhaltige Ernährung
Inklusion and Partizipation
Beharrlichkeit
Kompetenzen zum
Verständnis des wissenschaftlichen
Hintergrunds der Ökologie
Soziale Anpassungsfähigkeit
Kooperations-Kompetenzen
(Solidarität)
Kompetenzen zur Integration von
Bildung für nachhaltige Entwicklung
(BNE) in (lokal-)politische Aktivitä-
ten
und unternehmerische Ideen
Organisatorische
Kompetenzen
Kompetenz zur Integration von BNE
in Lehr- und Lernaktivitäten
52
Nach der Auswahl der Kompetenzen betrachten wir jede der ausgewähl-
ten Einzelkompetenzen genauer, um die Lernergebnisse zu konkretisie-
ren.
Zunächst werden die drei Kompetenzen in der Dimension "Materi-
elle Ressourcen" vorgestellt.
In der Tabelle sehen Sie, entsprechend der Struktur im Kompetenzrah-
men, jeweils die allgemeine Definition der Kompetenz, gefolgt von spe-
zifischen Definitionen der mit der Kompetenz verbundenen Kenntnisse,
Fertigkeiten und Einstellungen/Haltungen.
Die erste Kompetenz, die vertiefter dargestellt wird, ist: Kompetenzen
zum nachhaltigen Umgang mit Gegenständen des täglichen Ge-
brauchs.
Für die Anpassung an die Wiederherstellung des einheimischen Wal-
des schlagen wir vor:
53
Kompetenzen zum nachhaltigen Umgang mit Gebrauchsgegenständen des
täglichen Lebens
Beschreibung
Ein nachhaltiger Umgang mit Gegenständen, die wir in unserem Alltag verwenden
(z. B. Kleidung, Papier, Wasser), bedeutet, dass wir uns um ihren Lebenszyklus
kümmern. Dazu gehört, dass wir uns darüber informieren, woher sie kommen, wie
sie produziert wurden und wie sie vertrieben werden oder wie sie erworben wer-
den können. Außerdem müssen wir die Dinge sorgfältig behandeln, sie auf nach-
haltige Weise verwenden, Abfall vermeiden und sie auf eine Weise entsorgen, die
sich in den natürlichen Lebenszyklus einfügt.
Wissen
Die notwendigen Informationen über lokale und globale Gegenstände und Ob-
jekte des täglichen Lebens, ihre Herkunft, den ökologischen Fußabdruck ihrer
Produktion und ihres Transports/Vertriebs. Wissen über die Möglichkeiten, diese
Dinge zu erwerben und sie unter Berücksichtigung des Lebenszyklus der verwen-
deten Produkte zu nutzen. Wissen, wie man lokale Produkte nutzen kann, um die
übermäßigen Kosten von Exportprodukten zu vermeiden.
In Bezug auf die Beispiel-Workshops/Kurse:
Kenntnisse über die verschiedenen Möglichkeiten der Kompostierung von
Baumschnittresten
Kenntnisse über den Schutz der Artenvielfalt in den umliegenden Wäldern
Wissen über mögliche Umweltveränderungen in der lokalen und globalen
Umwelt
Fähigkeiten
In der Lage sein, Alltagsgegenstände richtig, sparsam und ökologisch zu verwen-
den. Über die notwendigen Fähigkeiten verfügen, um bei der Verwendung von
Dingen ökologische Aspekte zu berücksichtigen und sie in einen ökologischen Le-
benszyklus einzuordnen.
In Bezug auf die Beispiel-Workshops/Kurse:
Fähigkeit zur Durchführung von Waldrodungen
Fähigkeit zur Planung und Pflege von Waldbäumen auf lokaler und globa-
ler Ebene
Fähigkeit zur Durchführung von Baumpflanzungen unter Berücksichtigung
ökologischer Aspekte
Einstellung/Haltung
Engagement für die Beachtung und Einbeziehung ökologischer Aspekte in das täg-
liche Leben und in Gegenstände des täglichen Gebrauchs.
In Bezug auf die Beispiel-Workshops/Kurse:
Verpflichtung zum Respekt und zur Pflege der Wälder in der lokalen Um-
gebung
Interesse daran, zu wissen, woher die Bäume kommen, wie sie produziert
wurden und wie sie zur Wiederaufforstung verteilt werden
54
Die zweite Kompetenz ist: Kompetenzen für Recycling, Null-Abfall und Emissionsma-
nagement. Für die Anpassung an die Wiederherstellung einheimischer Wälder können die
folgenden Elemente von Wissen, Fähigkeiten und Einstellungen verwendet werden:
Kompetenzen für Recycling, Zero Waste und Emissionsmanagement
Beschreibung
Diese Kompetenzen beinhalten das notwendige Wissen für die Teilnahme an Produktkreisläufen
(z.B. Recycling), die Vermeidung von Abfällen und einen umweltfreundlichen Umgang mit Emissi-
onen. Die Kompetenzen beziehen sich insbesondere auf die Motivation zum eigenen Handeln und
zur Verbesserung des privaten und öffentlichen Verhaltens.
Wissen
Wissen über die Eigenschaften von Dingen des täglichen Lebens und Möglichkeiten ihrer ökolo-
gischen Nutzung, wie z.B. technische Verfahren zum sparsamen Heizen und die dafür notwendigen
Werkzeuge, der ökologische Fußabdruck von Dingen, Verfahren zur Wiederverwertung von Din-
gen des täglichen Gebrauchs oder (z.B. Kauf von Second-Hand-Produkten), oder wie man Dinge
richtig entsorgt und Abfall vermeidet.
In Bezug auf die Beispiel-Workshops/Kurse:
Wissen über die negativen Auswirkungen der Umweltverschmutzung auf den Wald
Wissen über nachhaltige Strategien, Techniken und Verfahren zum Schutz des Waldes
Wissen über die möglichen Folgen des Klimawandels für den Wald
Wissen über die Zusammenhänge zwischen Klima, Boden, Landwirtschaft, Vielfalt und
Kohlenstoff
Fähigkeiten
Die Fähigkeit, ökologische Aspekte bei der Nutzung von Dingen zu berücksichtigen und sie in ei-
nen ökologischen Lebenszyklus einzuordnen.
In Bezug auf die Beispiel-Workshops/Kurse:
Fähigkeiten zur Bekämpfung von Umweltverschmutzung, die sich negativ auf den Wald
auswirkt
Fähigkeiten zur Beobachtung möglicher Folgen von Umweltveränderungen auf die Bio-
sphäre der Erde
Fähigkeiten zum Schutz der Artenvielfalt
Fähigkeiten zur Analyse des Bodens
Einstellung/Haltung
Engagement für die Beachtung und Einbeziehung ökologischer Aspekte im täglichen Leben und in
Gegenständen des täglichen Gebrauchs.
In Bezug auf die Beispiel-Workshops/Kurse:
Engagement für die Natur und die Erhaltung der biologischen Vielfalt
Sensibilisierung und Beteiligung am Naturschutz
Engagement für die Wiederherstellung einheimischer Lebensräume
55
Die letzte Kompetenz in der Dimension der materiellen Ressourcen ist: Kompetenzen, die
notwendig sind, um den wissenschaftlichen Hintergrund der Ökologie zu verstehen. Für
die Konkretisierung in Lernergebnissen schlagen wir vor:
Erforderliche Kompetenzen zum Verständnis des wissenschaftlichen Hintergrunds der Öko-
logie
Beschreibung
Um auf dem aktuellen Stand des Wissens und der Techniken für ein nachhaltiges Leben zu bleiben,
ist es wichtig, sich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen auseinanderzusetzen. Dies ist auch wich-
tig, um die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Aspekten des Lebens und der regionalen
Unterschiede zu verstehen und sich eine eigene Meinung zu bilden.
Wissen
Verständnis von wissenschaftlichen Konzepten und Begriffen zu verschiedenen Aspekten des Le-
bens, ihrer Wechselbeziehung und relevanten regionalen Unterschieden; Wissen, wo und wie man
an wissenschaftliche Informationen gelangt, um konkrete Probleme zu lösen, und wissen, wie man
diese als Grundlage für die eigene Argumentation nutzen kann.
In Bezug auf die Beispiel-Workshops/Kurse:
Kenntnisse über die Analyse und Bewertung der Auswirkungen von Maßnahmen auf den
Umweltschutz.
Wissen über die negativen Auswirkungen von unangemessenem menschlichen Handeln
Wissenschaftliche Kenntnisse über pflanzliche Ökosysteme
Kenntnisse über Wiederaufforstung und nachhaltige Anbautechniken
Kenntnisse über nachhaltige Anbau- und Waldbewirtschaftungsmethoden
Fähigkeiten
Personen sind in der Lage, wissenschaftliche Publikationen zu lesen oder zu hören und können die-
ses Wissen in ihre eigenen Konzepte integrieren. Sie können einen kritischen Blick auf wissen-
schaftliche Entdeckungen entwickeln (z.B. zwischen wissenschaftlichem und nicht-wissenschaftli-
chem Wissen unterscheiden) und können daraus praktische Schlussfolgerungen, eigene Argu-
mente und wissenschaftlich fundierte Handlungen ableiten
In Bezug auf die Beispiel-Workshops/Kurse:
Fähigkeiten zur Suche nach wissenschaftlichen Veröffentlichungen
Fähigkeit, über die Zuverlässigkeit wissenschaftlicher Studien über Pflanzenökosysteme
nachzudenken
Kenntnisse über Techniken der Wiederaufforstung
Kenntnisse über nachhaltige Anbau- und Waldbewirtschaftungsmethoden
Einstellung/Haltung
Personen, die an wissenschaftlichen Entdeckungen interessiert sind, die sich gründlich über be-
stimmte Themen informieren und an Diskussionen über bestimmte Themen teilnehmen wollen.
In Bezug auf die Beispiel-Workshops/Kurse:
Engagement für Sensibilisierungskampagnen zum Schutz der natürlichen Umwelt auf der
Grundlage wissenschaftlicher Beweise
Beteiligung an der wissenschaftlichen Wiederherstellung von geschützten Arten
56
Die erste Kompetenz in der Dimension der sozialen Werte ist: Das Gefühl der Zugehörig-
keit zur Welt (Werte der Nachhaltigkeit). In Anlehnung an die Wiederherstellung des ein-
heimischen Waldes haben wir sie wie folgt definiert:
Gefühl der Zugehörigkeit zur Welt (Nachhaltigkeitswerte)
Beschreibung
Sich selbst als Teil der Welt wahrzunehmen und zu verstehen und dies kritisch zu reflektieren. Die
Zugehörigkeit zu einer Gruppe ist von zentraler Bedeutung für die Entwicklung von Werten und für
das Handeln innerhalb der eigenen Gemeinschaft. Dazu gehört die Reflexion der eigenen Rolle als
Individuum als Teil verschiedener Gemeinschaften und der Gesellschaft als Ganzes sowie das Ver-
ständnis dafür, wie sich Beziehungen und Gruppen bilden und entwickeln. Zur Entwicklung von
Werten gehört auch, die Werte anderer Menschen kennenzulernen, sie zu verstehen, zu diskutie-
ren und zu respektieren, um gemeinsame Werte zu schaffen und sie als Grundlage für gemeinsa-
mes nachhaltiges Handeln und Visionen für eine nachhaltigere Zukunft anzuwenden.
Wissen
Diese Kompetenzen beinhalten Wissen über Werte und deren Bedeutung für das Denken und Ver-
halten von Personen sowie für die Gruppendynamik. Sie beinhalten auch Wissen darüber, wie in-
dividuelle und gesellschaftliche Werte mit nachhaltigem Verhalten zusammenhängen und warum
ein solches Verhalten für die Welt relevant ist (z. B. durch die Auswirkungen des Klimawandels auf
verschiedene soziale Gruppen).
In Bezug auf die Beispiel-Workshops/Kurse:
Wissen, dass die Werte und das Verhalten der Menschen sehr wichtig für die Gruppendy-
namik bei der Waldpflege sind
Die Werte der anderen Menschen in der Gruppe kennen, sie verstehen, diskutieren und
gemeinsame Werte in den Aktionen der Waldnachhaltigkeit schaffen
Fähigkeiten
Menschen können mit anderen kommunizieren, Beziehungen aufbauen und pflegen, ihre eigene
Persönlichkeit als Individuum und als Teil einer Gruppe und der Welt entwickeln. Sie können über
eigene und fremde Werte nachdenken und Empathie zeigen sowie abweichende Prinzipien disku-
tieren.
In Bezug auf die Beispiel-Workshops/Kurse:
Fähigkeit, die Perspektiven und Ideen der Gruppe wertzuschätzen und abweichende Prin-
zipien bei der Lösung von Aufforstungsproblemen zu diskutieren
Fähigkeit zur Kommunikation und Zusammenarbeit mit einer Gruppe von Personen, die an
der Aufforstung beteiligt sind
Fähigkeit zur Lösung von Aufforstungsproblemen durch Teamarbeit
Einstellung/Haltung
Die Menschen sind sich ihres Beitrags zu einer Gruppe und ihres potenziellen Einflusses auf ihre
Gemeinschaft bewusst, sie sind offen dafür, ein aktiver Teil einer Gruppe zu sein und Verantwor-
tung zu übernehmen. Sie sind neugierig und bereit, sich die Perspektiven und Ideen anderer, ein-
schließlich derer von Minderheiten, anzuhören. Sie sind sich des Konzepts der nachhaltigen Ziele
(SDGs) bewusst und bereit, sich an der Lösung nicht nachhaltiger Probleme zu beteiligen, wie z.B.
In Bezug auf die Beispiel-Workshops/Kurse:
das Gefühl der Zugehörigkeit zur Aufforstungsgruppe durch den Austausch von Gleichge-
sinnten
das Gefühl, Teil der Gruppe zu sein, mit der man zusammenarbeitet, weil man Ideen und
Einstellungen zur nachhaltigen Waldentwicklung teilt
57
Die zweite und letzte Kompetenz in der Dimension der sozialen Werte ist: Gewissenhaf-
tigkeit (Bewusstheit). Ihre Anpassung an die Wiederherstellung des einheimischen
Waldes lässt sich wie folgt definieren:
Gewissenhaftigkeit (Bewusstheit)
Beschreibung
Die Entwicklung einer nachhaltigeren Lebensweise erfordert ein Bewusstsein für die aktuellen
Veränderungen in der Welt, die zu mehr Nachhaltigkeit aufrufen. Das Verständnis für den Ein-
fluss, den der Einzelne auf seine Gemeinschaft, die lokale Politik und sein direktes Umfeld ha-
ben kann, kann ein Schlüssel sein, um nachhaltige Veränderungen im eigenen Alltag umzuset-
zen und sich die notwendigen Fähigkeiten anzueignen. Dazu gehört die Fähigkeit, die eigene
Verantwortung für das eigene Handeln und den Zustand der Umwelt zu verstehen und entspre-
chend zu handeln. Zu diesen Kompetenzen gehört auch die Offenheit für neue Informationen
und für das Lernen insbesondere über die vernetzten Systeme in der unmittelbaren Umgebung
und die Fähigkeit, sich über neue Themen und Ideen auf dem Laufenden zu halten.
Wissen
Diese Kompetenzen umfassen das Wissen darüber, wie Menschen, ihr Verhalten und ihr lokales
oder globales Umfeld miteinander verknüpft sind. Sie beinhalten auch ein Verständnis der ei-
genen Wahrnehmung und wie diese die eigene Meinung (ein-)formt und wie man Informatio-
nen sucht und findet.
In Bezug auf die Beispiel-Workshops/Kurse:
Wissen darüber, wie sich das eigene Handeln auf die Natur, insbesondere den Wald,
auf lokaler und globaler Ebene auswirkt
Wissen darüber, wie die eigene Wahrnehmung des Waldes und des Naturschutzes die
Meinung anderer beeinflussen kann
Fähigkeiten
Diese Kompetenzen beinhalten Fähigkeiten zur Selbstwahrnehmung, Selbstreflexion und
Selbstwirksamkeit. Dazu gehören die kritische Reflexion der eigenen Wahrnehmungen und
Konzepte, die Suche nach und die Unterscheidung von vertrauenswürdigen und unzuverlässi-
gen Informationen sowie die kritische Integration neuer Informationen in die eigenen Konzepte.
In Bezug auf die Beispiel-Workshops/Kurse:
Fähigkeit zur Mobilisierung der Bürgerschaft zugunsten des Schutzes des lokalen und
globalen (Wald-)Ökosystems
Fähigkeit, die Verlässlichkeit der eigenen Wahrnehmung und Meinung zum Thema Na-
tur- und Waldschutz und Wiederaufforstung zu reflektieren
Einstellung/Haltung
Sie sind offen dafür, Verantwortung für herausfordernde Aufgaben zu übernehmen, sind bereit,
sich unbequemen Wahrheiten zu stellen und neue Dinge zu lernen oder zu lehren. Sie achten
auf ihre Umwelt und andere Menschen und suchen den Austausch und neue Informationen.
In Bezug auf die Beispiel-Workshops/Kurse:
Sie entwickeln ein Verantwortungsbewusstsein für den Schutz der Ökosysteme des Pla-
neten und eine saubere Umwelt.
Sie sind sich bewusst, wie wichtig es ist, die bestehende Vegetation an jedem Ort zu
schützen und zu respektieren.
58
Die erste Kompetenz in der Dimension der Selbstwirksamkeit ist: Empowerment.
Ihre Anpassung an die Wiederherstellung des ursprünglichen Waldes kann wie folgt de-
finiert werden:
Empowerment
Beschreibung
Empowerment bedeutet, die Menschen zu ermutigen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen
und aktive Bürger zu sein. Im Hinblick auf nachhaltiges Handeln kann dies durch die Integration
der Ziele für nachhaltige Entwicklung in das persönliche soziale Netzwerk (am Arbeitsplatz, in
persönlichen Netzwerken, in der lokalen Gemeinschaft und anderen) geschehen. Es ist wichtig,
Enthusiasmus und Engagement für die eigenen Werte zu zeigen, und dadurch kann man andere
dazu anregen, sich ebenfalls für nachhaltige Entwicklung zu engagieren.
Wissen
Wissen über die eigenen Ressourcen und darüber, wie man sich selbst und andere Menschen
zum Handeln motivieren kann und wie man sowohl die Motivation als auch das Handeln auf-
rechterhält. Wissen über soziale Entwicklungsziele und Möglichkeiten ihrer Umsetzung im tägli-
chen Leben. Wissen darüber, wie Wissen geteilt werden kann.
In Bezug auf die Beispiel-Workshops/Kurse:
Wissen darüber, wie man das gesellschaftliche Bewusstsein für den Naturschutz durch
Medien und/oder Informationskampagnen fördern kann.
Kenntnisse über die Arbeit von wissenschaftlichen Einrichtungen und Verbänden im Zu-
sammenhang mit der Natur, um Daten und Erfahrungen auszutauschen und Arbeits- und
Kommunikationsnetzwerke zu stärken.
Fähigkeiten
Die Fähigkeit andere Menschen zu ermutigen und sie dazu anzuregen, sich für ein Thema zu en-
gagieren, ihr Verhalten zu ändern und/oder sich an Bewegungen für nachhaltige Entwicklung
zu beteiligen. Dazu gehört die Reflexion über und die Stärkung der Selbstbestimmung.
In Bezug auf die Beispiel-Workshops/Kurse:
Fähigkeiten zu Strategien, die darauf abzielen, von "Bewusstsein" zu "aktivem Engage-
ment" überzugehen, um die eigenen Fähigkeiten zu stärken, sich an der Pflege des Wal-
des zu beteiligen.
Fähigkeit, andere Personen aus dem persönlichen Umfeld davon zu überzeugen, sich an
der Pflege des Waldes und der Natur im Allgemeinen zu beteiligen.
Fähigkeit, in der Lage zu sein, die Situation zu analysieren, mögliche Optionen zu unter-
suchen und über die eigenen Handlungsmöglichkeiten nachzudenken, um Auswirkun-
gen auf die Natur zu verhindern: den Wald auf lokaler und globaler Ebene.
Einstellung/Haltung
Eine Person, die andere ermutigt und dabei unterstützt sich zu engagieren, muss über Selbstbe-
stimmung, soziales Interesse und die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit relevanten The-
men und zur Selbstentfaltung verfügen. Dazu können auch Überzeugungskraft und Empathie
gehören.
In Bezug auf die Beispiel-Workshops/Kurse:
Entschlossenheit, sich zu informieren, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zur Pflege der
Natur/des Waldes auf lokaler und globaler Ebene zu erweitern und zu vertiefen.
59
Die letzte Kompetenz in der Dimension der Selbstwirksamkeit ist: Durchhaltevermögen.
Der Bezug zur Wiederherstellung des heimischen Waldes lässt sich wie folgt definieren:
Durchhaltevermögen
Beschreibung
Durchhaltevermögen kann als ein wichtiges Element des Selbstmanagements verstanden wer-
den. Es handelt sich um die Kompetenz, sich selbst zu motivieren, seine Aktivitäten fortzusetzen
und die Verantwortung für die von einem selbst und von anderen unternommenen Aktionen zu
übernehmen.
Wissen
Verständnis der psychologischen Hindernisse für das Durchhaltevermögen und wie man sie
überwinden kann.
In Bezug auf die Beispiel-Workshops/Kurse:
Kenntnis von Methoden zur Überwindung mentaler Hindernisse und zur Erreichung von
Zielen im Zusammenhang mit der Pflege des Waldes.
Wissen, wie man Konzentration, Motivation und Anstrengung entwickeln kann, um seine
kurz- und langfristigen Ziele zu erreichen.
Fähigkeiten
Geduld und Ausdauer. Führungsqualitäten. Kompetenz, aktiv zu sein und durchzuhalten, indem
man seine eigenen Dinge tut. Verantwortung übernehmen. Andere mitreißen und über lange
Zeit zusammenarbeiten.
In Bezug auf die Beispiel-Workshops/Kurse:
Fähigkeit, mit ethisch-ökologischen Dilemmata umzugehen und mögliche Lösungen für
die Pflege der Wälder zu begründen.
Fähigkeit, die Integration und Beteiligung von Personen aus dem persönlichen Umfeld
bei der Pflege der Wälder lokal und global zu fördern.
Einstellung/Haltung
Die Menschen sind es nicht nur gewohnt, sich stark anzustrengen, um ihre Ziele zu erreichen,
sondern sie setzen ihre Bemühungen auch fort, nachdem sie gescheitert sind. Sie sind fest da-
von überzeugt, dass Geduld und Ausdauer wichtig sind, um ihre Ziele zu erreichen und dass sie
erfolgreich sein werden.
In Bezug auf die Beispiel-Workshops/Kurse:
Bleiben Sie beharrlich, um Ihre eigenen Ziele zu erreichen, trotz der Hindernisse,
Schwierigkeiten, Misserfolge und Frustrationen, die Ihnen auf dem Weg begegnen.
Geben Sie nicht auf, nur weil es schwierig oder kompliziert ist oder weil es Zeit braucht,
es zu erreichen.
60
Ausgehend von der Definition der Kompetenzen, die am Ende des Kurses erwor-
ben werden sollen, sollte die Art des Kurses festgelegt werden: Online-Lernen,
Blended Learning oder Präsenzunterricht. Für diesen Kurs scheint Face-to-Face-
Lernen die beste Option zu sein.
Auch die Lernansätze sollten festgelegt werden, wie z. B. soziales Lernmodell,
problemorientiertes Lernen, herausforderungsorientiertes Lernen usw.
Der Kurs kann verschiedene Arten von Aktivitäten beinhalten wie
Durchführung, Entwicklung und Verbreitung von Citizen-Science-Aktivitä-
ten zur Katalogisierung von Bäumen und anderer Fauna sowie zur Überwa-
chung und Untersuchung von Waldpopulationen, Verhalten und Funktion
von Waldökosystemen.
Untersuchung von Pflanzengemeinschaften und des Phänomens der ökolo-
gischen Sukzession - Aufforstung und Förderung der Vielfalt von Flora und
Fauna in der lokalen Umwelt.
Lokale Aufforstung und Förderung der Artenvielfalt von Flora und Fauna.
Förderung der Wiederaufforstung von Wäldern, um die Zerstörung der
Ozonschicht und den Treibhauseffekt zu verringern.
Erhaltung von Waldmassen zur Förderung der Bodendüngung und zur Ver-
hinderung der Bodenerosion.
Förderung, Verbreitung und Verbesserung der Kenntnisse über die natür-
liche Umwelt, Förderung des gesellschaftlichen Bewusstseins für den Na-
turschutz durch die Medien und/oder Informationskampagnen.
Förderung des Umweltbewusstseins und der Reinigung der Waldökosys-
teme von menschlichen Einflüssen.
Wiedererlangung der Bindungen, die uns mit den Ökosystemen verbin-
den, durch die Untersuchung und Bewertung der Wälder als pädagogi-
schem Instrument.
61
Beispiele für Workshops
Wir stellen nun drei Beispiele für Workshops vor, die durchgeführt werden könn-
ten:
Im ersten geht es um die Anpflanzung im Winter und die Pflege vom Frühjahr
bis zum Herbst, mit dem Ziel, die Anpflanzungsmethode Labyrinth vorzustellen,
eine Aufforstungstechnik für planifolianische Wälder, die auf dem spezifischen Fall
des Phänomens der ökologischen Sukzession von unfruchtbaren Feldern zu Auwäl-
dern in den Küstenebenen basiert. Diese Technik hat eine höhere Erfolgsquote bei
der Wiederherstellung dieser degradierten Waldgemeinschaften und spart dabei
Umwelt- und Wirtschaftskosten als Freilandpflanzungen.
WORKSHOP FÜR BEPFLANZUNG UND PFLEGE
Jahreszeiten: Pflanzung im Winter / Pflege von Frühjahr bis Herbst
Aktivität
Beschreibung
Dauer
Lernziel
Öffnung des Laby-
rinths (September
bis Januar)
Manueller Rückschnitt
von Gehwegen und
Brombeerhecken
3 h
Einführung in die Aufforstungs-
methode Labyrinth, eine Technik
zur Wiederaufforstung planifolia-
ler Wälder, die auf dem spezifi-
schen Fall des Phänomens der
ökologischen Sukzession von un-
fruchtbaren Feldern zu Auwäl-
dern in den Küstenebenen be-
ruht. Diese Technik hat eine hö-
here Erfolgsquote bei der Wie-
derherstellung dieser degradier-
ten Waldgemeinschaften und
spart gleichzeitig Umwelt- und
Wirtschaftskosten als die An-
pflanzung im Freiland.
Pflanzung von Bäu-
men und Sträu-
chern (November
bis Februar)
Pflanzung von Bäumen
oder Sträuchern mit
manuellen Werkzeu-
gen, autochthon und
vom Typ planifolia oder
laurifolia
3 h
Wartungs- und
Pflegearbeiten
(März bis Juli)
Pflegearbeiten in den
Anpflanzungen: Betreu-
ung und Pflanzenschutz,
Auffüllen des Bodens,
Bewässerung, Mähen
der krautigen Vegeta-
tion, Heckenschnitt
62
Der zweite ist ein Workshop zur Umweltbildung mit Schwerpunkt Wald. Ziel ist
die Einführung in die Eichelaussaat, die Anpflanzungsmethode Labyrinth, die
Wiederherstellung von Wäldern an geneigten Flusshängen, die Waldbewirtschaf-
tung und die Verhütung von Bränden und zumindest die Waldbewirtschaftung
nach Bränden.
TAGESORDNUNG
TITEL DER
SITZUNG
ZIELE UND WERTE
Die Aussaat von
Eicheln
Analyse des iberischen Quercetums, des natürlichen und histori-
schen Erbes.
Untersuchung des Phänomens der ökologischen Sukzession der
sekundären Strauch-Machia (z.B. einer mediterranen Machia wie
Querceto-lentiscetum) zu ausgewachsenen Wäldern (Korkaden,
Eichen, Bohnen...)
Untersuchung der Rolle von Wildtieren bei der Ausbreitung und
Lagerung von Quercus-Eicheln
Techniken für die Auswahl von Mutterbäumen, für die Ernte und
für die direkte Aussaat von Sekundär-Machia.
Die Bepflanzung des
Labyrinths
Analyse des Erhaltungszustands der iberischen Auwälder.
Untersuchung des Phänomens des ökologischen Auftretens von sekundä-
ren Bargen (Rubus) in reifen Laubwäldern.
Anpflanztechnik Labyrinth.
Wiederherstellung
geneigter Fluss-
hänge
Analyse des Erhaltungszustands der iberischen Auwälder
Beschreibung des Qualitätsindex für Auwälder
Vergleichende Studie zwischen natürlichen, naturnahen und künstlichen
Flussufern
Methode zur Wiederherstellung der Ufervegetation, um Überschwem-
mungsschäden oder die Erosion von fruchtbarem Boden zu verhindern.
Waldbewirtschaf-
tung und Brandver-
hütung
Analyse der kurz- und langfristigen Auswirkungen der kommerziellen
Forstwirtschaft auf die Umwelt
Entwicklung von Methoden der nachhaltigen Forstwirtschaft auf der
Grundlage der Untersuchung des ökologischen Erfolgs und der Erhal-
tung der biologischen Vielfalt.
Waldbewirtschaf-
tung nach Bränden
Analyse der Auswirkungen von Maßnahmen nach Bränden
Entwicklung einer nachhaltigen Methodik zur Wiederherstellung natürli-
cher Lebensräume nach einem Brand
63
Das dritte Beispiel ist ein Online-Kurs, der bereits in Deutschland stattfindet als Teil
des Projekts "Weltacker - 2000m2". Es geht um den Boden und die Speicherung
von Kohlenstoff und darum, die Wechselbeziehung zwischen Klima, Boden, Land-
wirtschaft und Vielfalt kennenzulernen. Wenn man an die anderen oben genannten
Beispiele denkt, kann dieses Projekt in Richtung Wald/Aufforstung und Analyse
von Waldböden weiterentwickelt werden.
Eine Reise in den Boden des globalen Feldes
online Workshop
Aktivität
Beschreibung
Dauer
Ziel
Input
Informationen über Bo-
den und CO2 und die
Zusammenhänge.
1 h
Sie erfahren mehr über die CO2-
Speicherung und den Kohlenstoff
im Boden: die Substanz, woraus
sie besteht, woher sie kommt,
wohin sie geht und was sie mit
dem Boden zu tun hat.
Sie erfahren mehr über die Zu-
sammenhänge zwischen Klima,
Boden, Landwirtschaft und Viel-
falt.
Praktische Erfah-
rung - Analyse des
Bodens
Graben im Humus (Sie
müssen eine Boden-
probe mitbringen, z. B.
aus dem Garten oder
dem Park) und lernen,
wie man den Boden
analysiert.
1 h
Link zum Workshop:
https://www.2000m2.eu/de/klima-boden-seminar/
64
Quellennachweise
Bilger, F., Gnahs, D., Hartmann, J. & Kuper, H. (Hrsg.) (2013): Weiterbildungsver-
halten in Deutschland. Bielefeld: Bertelsmann.
BMBF (2011): Deutscher Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Ler-
nen. https://www.dqr.de/dqr/shareddocs/downloads/media/content/der_deut-
sche_qualifikationsrahmen_fue_lebenslanges_lernen.pdf?__blob=publication-
File&v=1
Bronfenbrenner, U. (1981): Die Ökologie der menschlichen Entwicklung.
Stuttgart: Klett-Cotta.
Delors, J. (1996): Learning: the treasure within. Paris: UNESCO.
EU-Commission / Eurostat (2016): Classification of learning activities - Manual.
(https://ec.europa.eu/eurostat/web/products-manuals-and-guidelines/-
/ks-gq-15-011)
EU-Commission (2022): GreenComp: The European sustainability competence
framework. (https://publications.jrc.ec.europa.eu/repository/han-
dle/JRC128040).
Eurostat (2016): Classification of Learning activities Manual. Luxembourg: Publi-
cations Office of the EU.
Havighurst, R. (1972): Developmental Tasks and Education. Boston: Addison-
Wesley.
Hericks, U. (2009): Entwicklungsaufgaben in der Berufseingangsphase. In: Journal
für LehrerInnenbildung 9. p. 32-39.
Heyse, V. & Erpenbeck, J. (2004): Kompetenztraining. Stuttgart: Schäffer-Po-
eschel.
Heyse, V. & Erpenbeck, J. (2017): Der KODE® Kompetenzatlas. https://www.kode-
konzept.com/wissensressourcen/kode-kompetenzatlas/
Hurrelmann, U. (1998) (Ed.). Handbuch der Sozialisationsforschung.
Klieme, E. & Hartig, J. (2007): Kompetenzbegriff und Bedeutung von Kompetenzen
im Bildungswesen. In: Hartig, J. & Klieme, E. (Hrsg.): Möglichkeiten und Vo-
raussetzungen technologiebasierter Kompetenzdiagnostik. BMBF, S. 5-15.
Weinheim und Basel, Beltz Verlag.
Kuper, H. & Kaufmann, K. (2010): Beteiligung an informellem Lernen. In Zeitschrift
für Erziehungswissenschaft, 13, S. 99-119.
Meigel, J. (2022): Kompetenzprofile von Trainern in der Sportart Tennis. Inaugural
Dissertation, LMU München.
Rieckmann, M. & Barth, M. (2022): Educators’ Competence Frameworks in Educa-
tion for Sustainable Development. In: Vare, P.; Lausselet, N. & Rieckmann,
M. (Ed.): Competences in Education for Sustainable Development. Berlin:
Springer. p. 19-26.
Rohs, M. (2016): Begriffsgeschichte informellen Lernens. In: Rohs, M. (Hrsg.):
Handbuch informelles Lernen. Wiesbaden: Springer, S. 1-30
65
Senge, P. (1990). The fifth discipline: The art and practice of the learning organi-
zation. New York: Doubleday/Currency
UNESCO (2014): UNESCO Roadmap for implementing the global action pro-
gramme on education for sustainable development.
(http://unesdoc.unesco.org/images/0023/002305/230514e.pdf).
UNESCO (2017): Education for Sustainable Development Goals. Learning Objec-
tives. (https://www.unesco.de/sites/default/files/2018-08/unesco_educa-
tion_for_sustainable_development_goals.pdf)
UNESCO (2020): Education for sustainable development. A roadmap.
https://unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000374802.locale=en
Wals, A. & Mochizuki, Y. (2017): Critical-case-studies of non-formal and commu-
nity learning for sustainable development. In: International Review of Edu-
cation. DOI 10.1007/s11159-017-9691-9.
Weinert, F. (2002): Vergleichende Leistungsmessung in Schulen eine umstrit-
tene Selbstverständlichkeit, in: Weinert, F. (Ed.): Leistungsmessungen in
Schulen, Weinheim, Basel: Beltz, p. 17 31.
ResearchGate has not been able to resolve any citations for this publication.
Chapter
Full-text available
Educators play an important role in the implementation of Education for Sustainable Development (ESD). However, they need to be qualified to work with the concept of ESD, acquiring specific competences to deal with sustainable development issues and to align their pedagogical practice with ESD. This chapter describes different frameworks and models for ESD competences, putting them in relation to each other and discussing them critically. It also situates the RSP framework in the wider context, and clarifies the demands made of ESD educators and the competences they need to develop. Heuristic analysis is undertaken to ensure more systematic investigation of the different ESD competence frameworks, on the basis of two descriptors: (1) target group and how specifically a target group is defined and (2) the relation between content knowledge and pedagogical knowledge. Further research is needed, in particular with regard to the theoretical foundations and the operationalization of the competence frameworks.
Article
"A developmental task is a task which arises at or about a certain period of life of the individual, successful achievement of which leads to his happiness and to success with later tasks, while failure leads to unhappiness in the individual, disapproval by the society, and difficulty with later tasks." Developmental tasks may arise from physical maturation, from pressures of cultural processes, or from the emerging personality, usually from the interaction of these factors. Understanding of these tasks is useful in defining educational objectives and timing educational efforts. The developmental tasks of infancy and early childhood, of middle childhood, of adolescence, early adulthood, of middle age, and of later maturity are discussed in terms of their nature, their biological, psychological, and cultural basis, and their educational implications. (PsycINFO Database Record (c) 2012 APA, all rights reserved)
Article
In this article participation in job-related informal learning activities is analyzed based on data from the German ‘Berichtssystem Weiterbildung’ 2003, a national monitoring survey of continuing education and training activities in Germany. Job-related informal learning activities are expected to gain in importance; however, rather heterogeneous definitions of such informal learning activities exist. Based on factor analyses we distinguish between four different forms of informal learning activities. The probability of attendance for those distinguished forms of informal learning activities is then estimated comparatively using logistic regression analysis. Socio-demographic and company-related parameters are included as independent variables. The results show diverse influencing factors for the different informal learning activities which underlines the relevance of a distinctive differentiation of job-related informal learning activities. Further, the results indicate that different forms of job-related informal learning activities are determined by specific combinations of both company-related parameters and socio-demographic characteristics which appear to provide different opportunities for job-related informal learning activities.
GreenComp: The European sustainability competence framework
  • Eu-Commission
EU-Commission (2022): GreenComp: The European sustainability competence framework. (https://publications.jrc.ec.europa.eu/repository/handle/JRC128040).
Classification of Learning activities -Manual
  • Eurostat
Eurostat (2016): Classification of Learning activities -Manual. Luxembourg: Publications Office of the EU.
  • U Hericks
Hericks, U. (2009): Entwicklungsaufgaben in der Berufseingangsphase. In: Journal für LehrerInnenbildung 9. p. 32-39.
UNESCO Roadmap for implementing the global action programme on education for sustainable development
UNESCO (2014): UNESCO Roadmap for implementing the global action programme on education for sustainable development. (http://unesdoc.unesco.org/images/0023/002305/230514e.pdf).
Education for Sustainable Development Goals. Learning Objectives
UNESCO (2017): Education for Sustainable Development Goals. Learning Objectives. (https://www.unesco.de/sites/default/files/2018-08/unesco_educa-tion_for_sustainable_development_goals.pdf)