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KINiro
Künstliche Intelligenz für
Nichtregierungsorganisationen
-
Bedarf, Akzeptanz und Umsetzungsmöglichkeiten
2. Arbeitspapier
Künstliche Intelligenz in Nichtregierungsorganisationen:
Explorative Studie in einem neuen Forschungsfeld
Autor*innen: Schultz, Maximilian; Scharf, Anna; Hauer, Franziska; Haug, Sonja; Weber,
Karsten
Wissenschaftliche Projektleitung: Prof. Dr. Karsten Weber
Herausgeber: Institut für Sozialforschung und Technikfol-
genabschätzung (IST), Ostbayerische Technische Hoch-
schule (OTH) Regensburg
KINiro – 2. Arbeitspapier Schultz et al. (2024)
Künstliche Intelligenz in Nichtregierungsorganisationen
2
Inhalt
Zusammenfassung .................................................................................................. 3
Abstract .................................................................................................................. 5
1 Hintergrund .................................................................................................... 7
2 Methode .......................................................................................................... 9
2.1 Überblick ................................................................................................ 9
2.2 Befragungsinstrument ........................................................................... 10
2.3 Transkription und Auswertungsmethodik .............................................. 12
2.4 Sampling ............................................................................................... 13
3 Ergebnisse .................................................................................................... 14
3.1 Verständnis von KI ................................................................................ 15
3.2 Aktueller Einsatz von KI ......................................................................... 17
3.3 Akzeptanz und Nichtakzeptanz ............................................................. 19
3.4 Ressourcen ........................................................................................... 21
3.5 Bedenken .............................................................................................. 25
3.6 Zukunftsperspektiven ............................................................................ 28
4 Fazit .............................................................................................................. 29
Anhang ................................................................................................................. 36
Abbildungsverzeichnis .................................................................................. 36
Tabellenverzeichnis ....................................................................................... 36
Abkürzungsverzeichnis ................................................................................. 36
Interviewleitfaden .......................................................................................... 36
KINiro – 2. Arbeitspapier Schultz et al. (2024)
Künstliche Intelligenz in Nichtregierungsorganisationen
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Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung
Nichtregierungsorganisationen (NRO) sind ein wichtiger Bestandteil der Zivilgesell-
schaft und interagieren auch mit Regierungen, Unternehmen und anderen gesell-
schaftlichen Akteuren. Aufgrund der komplexer werdenden Arbeit von NROs scheint
Künstliche Intelligenz (KI) Möglichkeiten zur Bewältigung aktueller und zukünftiger
Herausforderungen zu bieten. Jedoch ist wenig über die Arbeit von NROs mit KI be-
kannt.
Methodik
Es wurden fünf explorative Interviews mit Vertreter*innen von Nichtregierungsorga-
nisationen (NROs) zum Thema Wissen, Akzeptanz, Bedarfe und Risikoeinschätzungen
geführt und ausgewertet. Dabei sind NROs aus verschiedenen Handlungsfeldern und
Größe interviewt. Es wurden informelle Vorgespräche geführt, um eine erste Orien-
tierung im Forschungsfeld zu generieren. Aus den Erkenntnissen der Vorgespräche
und den Ergebnissen des Scoping Reviews ist ein Leitfaden erstellt worden, der zur
Orientierung für die Expert*inneninterviews dient. Im Anschluss wurden dann fünf
explorative leitfadengestützte Expert*inneninterviews durchgeführt und qualitativ
ausgewertet.
Ergebnisse
Ein zentraler Befund ist, dass das Thema KI gerade in den NROs ankommt und es noch
keine gefestigten Strukturen und Vorstellungen zum Einsatz von KI gibt. KI wird in
einzelnen spezifischen Projekten eingesetzt, ohne dass diese umfassend in Arbeits-
abläufe integriert ist. Die Akzeptanz von KI ist generell positiv; die Technologie wird
als potenzielle Lösung für strukturelle Herausforderungen und Unterstützung im All-
tag gesehen. Die Nutzung von KI-Anwendungen beschränkt sich jedoch mit Aus-
nahme von Large Language Models auf Pilotprojekte. Mit jüngerem Alter und Techni-
kaffinität ist eine höhere Akzeptanz verbunden. Besonders kritisch werden Anwen-
dungen von KI im Sozial- oder Gesundheitsbereich als Ersatz für menschliche Inter-
aktionen gesehen. Betont werden auch ethische Bedenken und eine hohe Bedeutsam-
keit von Datenschutz.
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Künstliche Intelligenz in Nichtregierungsorganisationen
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Schlussfolgerung
Künstliche Intelligenz in Nichtregierungsorganisationen ist ein aufkommendes und
sich entwickelndes Forschungsthema. Die Interviews unterstreichen den Bedarf an
mehr Wissen, ethischen Richtlinien und finanziellen Ressourcen für eine effektive
Nutzung von KI in NROs. Ein umfassendes Verständnis von KI und eine tiefergehende,
systematische Integration in Arbeitsabläufe in diesen Organisationen müssen noch
entwickelt werden.
Schlüsselwörter
Künstliche Intelligenz, KI, Nichtregierungsorganisationen, NRO, explorative Interviews
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Künstliche Intelligenz in Nichtregierungsorganisationen
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Abstract
Background and research question
Non-Governmental Organizations (NROs) are a pivotal component of civil society and
engage in interactions with governments, corporations, and other societal actors. With
the increasingly complex nature of NRO operations, Artificial Intelligence (AI) appears
to offer potential solutions for addressing current and future challenges. However,
there is a paucity of knowledge regarding NRO utilization of AI. Thus, this initial work-
ing paper of the KINiro project focuses on examining the existing scholarly and non-
scholarly knowledge surrounding the nexus of NROs and AI.
Methods
Five exploratory interviews were conducted and analyzed with representatives of Non-
Governmental Organizations (NROs) on topics including knowledge, acceptance,
needs, and risk assessments. These NROs varied in their fields of action and size.
Informal preliminary conversations were held to gain an initial orientation in the re-
search field. Insights from these preliminary discussions, along with the findings of a
scoping review, informed the creation of a guideline that served to direct the expert
interviews. Subsequently, five guided exploratory expert interviews were conducted
and analyzed qualitatively.
Results
A key finding is that the topic of AI is just starting to be addressed by NGOs and that
there are still no established structures and ideas on the use of AI. AI is used in indi-
vidual specific projects without being fully integrated into work processes. The ac-
ceptance of AI is generally positive; the technology is seen as a potential solution for
structural challenges and support in everyday life. However, except for large language
models, the use of AI applications is limited to pilot projects. A higher level of ac-
ceptance is associated with a younger age and affinity for technology. Applications of
AI in the social or healthcare sector as a substitute for human interaction are viewed
particularly critically. Ethical concerns and a high level of data protection are also
emphasized.
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Conclusion
Artificial intelligence in non-governmental organizations is an emerging and evolving
topic. The interviews emphasize the need for more knowledge, ethical guidelines and
financial resources for the effective use of AI in NGOs. A comprehensive understand-
ing of AI and a deeper, systematic integration into the workflows of these organiza-
tions still needs to be developed.
Keywords
Artificial Intelligence, AI, non-government organization, NRO, explorative interviews
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1 Hintergrund
Nichtregierungsorganisationen (NROs)
1
sind zum einen ein wichtiger Bestandteil der
Zivilgesellschaft (z.B. Hall und O'Dwyer 2017; Pogorelskaja 2015). Zum anderen ar-
beiten sie in der Regel an verschiedenen Schnittstellen wie bspw. zur öffentlichen
Hand, zu Wirtschaft und Politik, aber auch zur Wissenschaft und weiteren gesell-
schaftlichen Subsystemen.
NROs sind, in Abgrenzung vom staatlichen und wirtschaftlichen Bereich, Akteure des
so genannten „Dritten Sektors“, zu dem Stiftungen, Vereine, Verbände, Interessen-
gruppen, Initiativen, Soziale Bewegungen, Soziale Dienstleister und Wohlfahrtsorga-
nisationen gehören (Frantz und Martens 2006).
Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, Künstliche Intelligenz (KI) sozial,
nachhaltig und partizipativ zu gestalten. Dabei geht es auch darum, neben der Wirt-
schaft und der öffentlichen Verwaltung die Zivilgesellschaft zu erreichen. Hierzu sind
auch Rahmenbedingungen einer gemeinwohlorientierten Entwicklung und Nutzung
von KI erforderlich, deren Entwicklung bisher noch am Anfang steht (Bundesministe-
riums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) 2022).
Im Rahmen des Projekts KINiro wird in diesem Kontext die Rolle der Nichtregierungs-
organisationen (NROs) untersucht. Nichtregierungsorganisationen bieten, zumindest
potenziell, bereits einen geeigneten organisatorischen Rahmen (in Deutschland bspw.
durch deren Rechtsform unterstützt), in dem die Nutzung von KI-Systemen dazu bei-
tragen könnte, das Gemeinwohl zu befördern. Eine geeignete Organisationsstruktur
allein garantiert aber noch nicht, dass das notwendige Know-how und andere unab-
dingbare (materielle) Ressourcen für einen sinnvollen KI-Einsatz zur Unterstützung
der Arbeit einer NRO vorhanden sind. Wie der durchgeführte Scoping Review zeigt,
liegt aktuell nur wenig Wissen über die Nutzung von KI im Kontext von NROs vor
(Scharf et al. 2023). Von 2752 gesichteten Studien konnten lediglich 14 (nicht-)wis-
senschaftliche Titel eingeschlossen werden. Es zeigt sich, dass sich NROs entweder
theoretisch mit KI beschäftigen (McKeon 2022, Waver 2021, Schiff et al. 2021,
1
Im Rahmen des Projektes verstehen wir unter Nichtregierungsorganisationen sowohl
NROs als auch Non-Profit-Organisationen (NPOs). Zur ausführlichen Definition von NROs in-
nerhalb des Projektes (siehe Scharf et al. 2023: 6-7).
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Alnamrouti et al. 2022) und an Diskursen hierzu teilnehmen, ohne die Technik selbst
zu nutzen, oder dass NROs KI aktiv nutzen oder Projekte hierzu durchführen und ihre
Use-Cases vorstellen (bspw. Berger und Landstorfer 2022, Heggie-Collins 2019,
Wong 2017, Reid und Gurfein 2018; Dellinger 2016).Durch den Einsatz von KI erhof-
fen sich NROs einen gezielteren Einsatz von Ressourcen, beispielsweise von mensch-
licher Expertise durch die Analyse medizinischer Daten (bspw. Dellinger 2016, Feld-
hay und Gronau 2022, Hayne 2018, Wong 2017) oder durch einen Chatbot aufge-
nommene und bewertete Verbraucher*innenanfragen (Heggie-Collins 2019) sowie
auch der Einsatz finanzieller Ressourcen, durch die Optimierung von Werbeschaltun-
gen (Omidi 2017). Daten sind für die Erstellung und das Training von KI-Systemen
zentral. Hierbei zeigt sich, dass für die Nutzung in KI-Systemen ein interdisziplinärer
Konsens über Standards in Datenerhebung und Speicherung als notwendig angesehen
wird (McKeon 2022, Prior 2018). Dabei ist es wichtig, dass bestehende Regulierungen
auf neue Gegebenheiten flexibel angepasst werden (McKeon 2022). Dass sich NROs
mit KI-Ethik verstärkt auseinandersetzen und hierzu Texte bereitstellen sowie mit ih-
ren ethischen Fokussen ihrer Schutz- und Wachfunktion nachkommen, zeigt die Stu-
die von Schiff et al. (2021). Zudem weisen Alnamrouti et al. (2022) darauf hin, dass
die Integration von KI in die Organisation Schulungen der Mitarbeiter*innen erfordert
sowie das Schaffen und den Erhalt von Vertrauen in die KI bspw. durch Datenethik.
Um die identifizierte Forschungslücke zu verringern, werden im Projekt KINiro empi-
rische Studien durchgeführt. Zur systematischen Generierung des Wissens in einem
so jungen und wenig erforschten Feld wird ein Mixed-Methods-Design (Kuckartz
2014) angewendet, bei dem auf eine qualitative explorative Vorstudie eine quantita-
tive Erhebung sowie darauf vertiefte qualitative Interviews folgen (qual-QUAN-QUAL).
Die vorliegende explorative qualitative Studie (qual
2
) fokussiert daher die aktuelle
Nutzung von KI in NROs und gibt einen ersten Einblick in Bedarfe, wahrgenommene
Hürden und Risikoeinschätzungen im Kontext von KI und NROs.
2
Explorative qualitative Studie in Form von Expert*innen-Interviews.
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2 Methode
Für die empirische Studie liegt ein Ethikvotum der Gemeinsamen Ethikkommission
der Hochschulen Bayerns vor (GEHBa-202307-V-120 vom 27.07.2023).
2.1 Überblick
Es wurden n=5 explorative Expert*innen-Interviews mit Vertreter*innen von NROs
über
Zoom on Premise
geführt und für die Transkription aufgezeichnet. Das virtuelle
Format wurde aufgrund der deutschlandweiten Verteilung der NROs gewählt und um
den Aufwand für die Befragten so gering wie möglich zu halten; denn bei der Akquise
der Interviewpartner*innen zeigte sich, dass Zeit in den NROs eine sehr knappe Res-
source ist. Die Länge der Interviews variiert deutlich. Das kürzeste Interview dauerte
19 Minuten, das längste 80 Minuten. Die durchschnittliche Interviewlänge beträgt 47
Minuten. Die Abweichung der Länge der Gespräche spiegelt die Diversität der Inhalte
wider und wie unterschiedlich das Thema Künstliche Intelligenz in den Organisationen
aktuell präsent ist. Abbildung 1 gibt einen Überblick über den Forschungsprozess.
Abbildung 1: Flussdiagramm Ablauf der Interviews
Die explorativen Interviews wurden durch einen Leitfaden gestützt (Entstehung und
Aufbau des Leitfadens siehe Kapitel 2.2). Leitfadengestützte Interviews, nach Bogner
et al. (2014) konzipiert, stellen eine semi-strukturierte qualitative Befragungsme-
thode dar, die eine Balance zwischen Offenheit und thematischer Fokussierung er-
möglicht. Explorative Experteninterviews sind in der Sozialwissenschaft wichtig, um
eine erste Orientierung im Forschungsfeld zu ermöglichen, Problembewusstsein zu
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schärfen und um Hypothesen generieren zu können. Sie bieten erste Einblicke in Or-
ganisations- und Kontextwissen der Expert*innen, so schreibt auch Kaiser (2014: 29):
„Im explorativen Forschungsinterview wird Expert*innenwissen zur Informationsge-
winnung über aktuelle und bisher wenig erforschte Fragestellungen genutzt. Explo-
rative Studien werden unternommen, wenn zu einem wissenschaftlich relevanten
Problembereich bisher keine gesicherten theoretischen Annahmen oder belastbare
empirische Daten vorliegen“.
Definition Expert*in
Nach Schütze ist jeder Mensch ein*e Expert*in über sich selbst (Bogner et al. 2014)und
nach Gläser und Laudel sind Expert*innen „Menschen, die ein besonderes Wissen über
soziale Sachverhalte besitzen“ (in Bogner et al. 2014:10). Dies hätte allerdings zur
Folge, dass alle qualitativen Interviews unter dem Begriff Experteninterviews zusam-
mengefasst werden würden (Bogner et al. 2014: 11). Daher wird die Definition von
Expert*in von Bogner et al. (2014) herangezogen. Nach diesen ist „der Experte ein
Konstrukt des Forschers und der Gesellschaft“ und „nicht allein ein individuelles Kon-
strukt“. Daraus resultiert, dass Expert*innen Personen sind, welche aufgrund von spe-
zifischem Wissen, sich „die Möglichkeit geschaffen haben, mit ihren Deutungen das
konkrete Handlungsfeld sinnhaft und handlungsleitend für Andere zu strukturieren“
(Bogner et al. 2014:14 ). Ein*e Expert*in inkorporiert damit Wissen und eine Art von
Macht zugleich in sich (Bogner et al. 2014: 14).
„Schütze (1992) paraphrasierend kann man abschließend festhalten: Experten
besitzen die Möglichkeit zur (zumindest partiellen) Durchsetzung ihrer Orien-
tierungen. Experten zeichnen sich dadurch aus, dass sie maßgeblich bestimmen,
aus welcher Perspektive und mithilfe welcher Begrifflichkeiten in der Gesellschaft
über bestimmte Probleme nachgedacht wird. Genau diese Praxisrelevanz macht
die Experten für viele empirische Forschungsprojekte und Forschungsfragen in-
teressant.“ (Bogner et al. 2014:15)
2.2 Befragungsinstrument
Die Inhalte des Leitfadens basieren aus informellen Vorgesprächen (n=6) und den
Ergebnissen des Scoping Reviews (Scharf et al. 2023) (siehe auch Abbildung 1). Auf-
grund positiver Erfahrungen bei der Leitfadenerstellen mit informellen Vorgesprächen
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(Haug und Scharf 2022: 113) und um das sehr jungen Forschungsfeldes von NROs
und KI zu öffnen, wurden diese thematisch offen geführt. Die dafür ausgewählten
NROs stammen aus den Handlungsfeldern Menschenrechte, Umweltschutz, Bildung
und Gesundheit und variieren in Größe, bemessen an Mitgliedern und Beschäftigten,
sowie in Bezug auf ihre organisatorische Reichweite, die von lokalen Aktivitäten bis
hin zu Tätigkeiten auf nationaler und internationaler Ebene reicht.
Da die explorativen Interviews in unserem Forschungsdesign qual-QUAN-QUAL das
Forschungsfeld eröffnen und Grundlage für die weiteren Erhebungen (quantitative
Studie, vertiefende qualitative Interviews) sind, ist die Entwicklung des Leitfadens von
besonderer Bedeutung. Denn das Leitfadeninterview bietet einen analytischen Zugang
um als Teil eines methodenpluralistischen Ansatzes zwischen qualitativer und quan-
titativer Forschungsansätze zu fungieren (Kaiser 2014 :30 f.) .
Der Leitfaden wurde so konzipiert, dass er sowohl Bedarfe, Erwartungen und Risiken
bei NROs erheben kann, die bereits KI in ihrer Organisation verwenden, als auch für
NROs passt, die aktuell noch keine KI einsetzen. Insgesamt umfasst der Leitfaden acht
Kategorien mit je einer Leitfrage sowie weiterführenden Fragen (siehe Anhang: Inter-
viewleitfaden). Die Kategorien des Leitfadens sind:
A. Organisation und Rolle
B. Verständnis von KI
C. Aktueller Einsatz von KI
D. Ressourcen, Kompetenzen und Möglichkeiten
E. Akzeptanz und Einstellung gegenüber KI
F. Bedenken, Risiken und ethische Überlegungen bezüglich KI
G. Zukunftsperspektiven und die Weiterentwicklung von KI
H. Anmerkungen
Bei der Befragung diente der Leitfaden zur Strukturierung und Orientierung sowie der
Sicherstellung, dass über alle Kategorien gesprochen wurde. Die Reihenfolge der In-
halte variierte während der Interviews, um den Gesprächsfluss der/mit den Befragten
nicht entgegenzuwirken und individuell agieren zu können.
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2.3 Transkription und Auswertungsmethodik
Die Interviews wurden per Videogespräch mit
Zoom on Premise
geführt; die Gesprä-
che wurden mit Zustimmung der Befragten aufgezeichnet. Die Transkription der Au-
dio-Aufnahmen fand KI-gestützt mit FasterWhisper statt. FasterWhisper ist eine Neu-
konzipierung des Whisper-Modells von OpenAI. Es ist leistungsfähiger als das erste
Whisper-Modell und ist darauf konzipiert, Audiodateien effizient zu transkribieren
(Radford et al. 2022).
Vor der Entscheidung für diese Transkriptionsmethode wurde ein Qualitätstest durch-
geführt. Hierzu wurde eine Transkription einer verfügbaren Audiodatei aus einem an-
deren Forschungsprojekt durch eine studentische Hilfskraft verglichen mit einer KI-
gestützten Transkription durch Whisper einerseits und durch f4x
3
andererseits. Hier-
bei stellte sich heraus, dass die Transkription durch Whisper die besten Resultate er-
brachte. Die Entscheidung für Whisper als Transkriptionstool wurde aufgrund seiner
hohen Geschwindigkeit und damit Zeitersparnis sowie der sehr hohen Genauigkeit
und Textqualität getroffen,
Whisper wurde bereits in der automatischen Spracherkennung (ASR) in verschiedenen
Sprachen getestet. Unter anderem wurde es in Englisch, Deutsch und Tschechisch in
verschieden Einstellungen erprobt, dabei kam heraus, dass es bei aktiviertem
voice
acitvity detection
(VAD) vor allem in Deutsch und Tschechisch höhere Werte erreichte.
(Macháček et al. 2023) Die
word error rate
(WER) ist bei dem verwendeten Modell sehr
gering, zudem ist die Transkriptionszeit durch das neue Modell FasterWhisper erheb-
lich niedriger als bei der vorherigen Version des Models.
Da die Hochschule bereits mit dem Model arbeitet, konnten die Audiodateien intern
mit dem Model ausgewertet werden und so wurde ein hoher Datenschutz gewährleis-
tet. Die Transkripte wurden auf Fehler überprüft und ggf. korrigiert. Die Entscheidung
für Whisper als Transkriptionstool wurde aufgrund seiner hohen Geschwindigkeit und
Genauigkeit getroffen, was zu einer erheblichen Zeitersparnis führte. Die Hochschule
(OTH Regensburg) hatte bereits positive Erfahrungen mit Whisper gesammelt. Zudem
3
https://www.audiotranskription.de/f4x/
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ermöglicht die Plattform eine eigenständige und zeitlich flexible Transkription der
Interviews, was die Abhängigkeit von externen Fachleuten reduziert.
Abbildung 2: Kategorien und Subkategorien
Die strukturierte Inhaltsanalyse nach Mayring (2022) fand softwaregestützt mit
MAXQDA 2023 statt. Die Oberkategorien wurden deduktiv auf Basis der Kategorien
des Leitfadens gebildet. Die Bildung der Subkategorien erfolgte induktiv anhand der
Interviewinhalte; denn die datenbasierte induktive Kategorienbildung spielt in der
Auswertung eine wichtige Rolle, da sie direkt am Material gebildet wird und ein aktiver
Prozess in der Auseinandersetzung mit den Daten der Interviews bedeutet (Kuckartz
& Rädiker 2019: 102). Abbildung 2 bietet einen Überblick über das hierarchische
Codesystem.
2.4 Sampling
Die Grundlage der Auswahl der NROs bildet ein
purposive sampling
, eine gezielte
Auswahl von Expert*innen, die für das Forschungsfeld stehen (Patton 1990). Die
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Anzahl der Interviews ist auf fünf festgelegt. Bei den Handlungsfeldern der angefrag-
ten Expert*innen wurde auf Diversität im Hinblick auf Organisationsgröße und The-
mengebiet geachtet. Dies gewährleistet eine breite Abdeckung verschiedener Per-
spektiven und Expertisen (Bogner et al. 2014).
So wurden Expert*innen aus den Handlungsfeldern Umweltschutz, Menschenrechte,
Bildung und aus dem Gesundheitsbereich für die Interviews eingeladen und ausge-
wählt (siehe Tabelle 1). Alle Organisationen wurden per E-Mail angeschrieben. Bei
Rückfragen zu den möglichen Interviewpartner*innen wurde teilweise ein ergänzen-
des Telefonat geführt. Die Interviews wurden im Zeitraum 20.Oktober bis 27.Novem-
ber 2023 geführt.
Themenfeld
Klein
Groß
Bildung
OG3
OG5
Menschenrechte
OG1
Umweltschutz
OG4
Gesundheit
OG2
Tabelle 1: Matrix zur Auswahl der befragten Organisationen
Die angesprochenen Organisationen haben jeweils die möglichen Inter-
viewpartner*innen vorgeschlagen, die meist aus Leitungsfunktionen, IT-Stabsstellen
und dem Aufgabenbereich der Öffentlichkeitsarbeit stammten und sich bereits mit
dem Thema KI beschäftigt haben. Sie konnten einen guten Überblick über die aktuelle
Situation in ihren Organisationen geben. Für einen ersten explorativen Zugang waren
die Interviewpartner*innen gut geeignet.
3 Ergebnisse
Die Ergebnisse sind wie folgt strukturiert: Die Hauptteile des Berichts, die Oberkate-
gorien, wurden anhand des Leitfadens als deduktive Kategorien zur Auswertung ge-
nutzt. Die Unterpunkte, die Subkategorien, entstanden induktiv aus der Analyse des
Materials. Die Organisationen (OG) sind in der Reihenfolge der Interviewzeitpunkte
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durchnummeriert. Direkte Zitate aus den Interviews werden durch die Organisations-
nummer und die entsprechenden Absätze gekennzeichnet.
3.1 Verständnis von KI
Definition
In keiner der befragten Organisationen existiert eine einheitliche, organisationsweite
Definition von KI. Die Definitionen der Befragten variieren stark zwischen den Orga-
nisationen, was die Komplexität und Vielseitigkeit des Feldes widerspiegelt. Während
einige Befragte KI allgemein als Technologie verstehen, die Fragen beantwortet und
Ergebnisse liefert, definieren andere sie in Abgrenzung zu Data Science und Machine
Learning. Die Vielschichtigkeit der Aussagen zeigt die große Bandbreite, auf der sich
die Organisationen beim Verständnis zu KI bewegen. Auf die Frage nach der Definition
zeigen sich sehr unterschiedliche Verständnisse von KI. Während die Aussage: „Ich
glaube, ich kann KI nicht definieren, also mir fehlt das Wissen dazu. Es ist ja Künstliche
Intelligenz. Man kann Fragen stellen, bekommt Antworten.“ (OG2
4
:31) darauf hin-
weist, das KI ein sehr schwer fassbares Konzept ist, zeigen andere Inter-
viewpartner*innen ein sehr differenzierteres Verständnis: „Wir definieren das [...] eher
so einen engeren Definitionsbegriff [...] eher unter maschinelles Lernen fassen und KI
im Sinne von neuronalen Netzen und LLMs und sowas.“ (OG3
5
:16) Zuweilen wird sogar
eine sehr klare und enge Definition angeboten, gerade in Bezug auf die aktuell sehr
verbreiteten Large Language Models: „Wir haben eine enge Definition, die KI be-
schränkt auf, ja, LLMs, neuronale Netze, Deep Learning.“ (OG3:16). Einige Organisa-
tionen betonen eine engere Definition von KI, die sich auf fortgeschrittene Aspekte
wie Large Language Models konzentriert. Diese unterschiedlichen Definitionsansätze
spiegeln den variierenden Wissensstand der Organisationen bzw. der Befragten wider.
Des Weiteren definieren Organisationen KI auch im Kontext ihrer Anwendungsfälle:
„Das hängt immer sehr stark vom Kontext ab. [...] Ich versuche, die Definition mög-
lichst weit zu fassen [...], also alles, was im Bereich Machine Learning ist, fällt da schon
mit rein.“ (OG4:20) Abschließend fasst eine Interviewpartner*in die Situation zusam-
men: „Keine feste. Keine Definition wie festgeschrieben, nein.“ (OG4:16). Dies zeigt,
4
OG2: Interview mit großer Organisation im Handlungsfeld Gesundheit.
5
OG3: Interview mit kleiner Organisation im Handlungsfeld Bildung.
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dass es in den Organisationen keine feste Definition und keinen Konsens beim Begriff
KI gibt.
Information
In den befragten NROs zeigt sich eine deutliche Varianz in der Informationsgewinnung
zu KI, wobei meist Einzelpersonen die treibenden Kräfte sind. Dies ist vor allem durch
den Grad der Berührungspunkte mit KI bedingt: „Manche Leute kennen sich sehr gut
aus, weil sie die Anwendung nutzen [...] Andere Menschen haben ihr Wissen aus der
Zeitung.“ (OG3:40) „Die holen sich das privat rein, weil es mit ihrem Leben nicht so
viel zu tun hat [...] daher kommen Informationen aus den Medien natürlich.“ (OG1
6
:35)
Organisationen, die in engerem Bezug zu KI stehen, verfügen über umfassenderes
Expert*innenwissen, das durch den Austausch mit in der KI-Entwicklung engagierten
Mitgliedern und die Einbindung neuer Technologien und Mitglieder entsteht. Teil-
weise werden diese Informationen in der eigenen Organisation an andere Mitarbei-
ter*innen weitergegeben.
Die Einzelpersonen in diesen Organisationen eignen sich KI-Wissen oft durch selbst-
gesteuerte Weiterbildungsmaßnahmen, wie Online-Lektüre und Fachveranstaltungen,
an. Viele Personen erlangen ihr Wissen über KI auch auf privatem Weg, häufig durch
Informationen aus den Medien: „Ich informiere mich viel aus meiner Arbeit, in Ge-
sprächen mit zivilgesellschaftlichen Organisationen oder Fachveranstaltungen [...]
und sonst auch auf Twitter, Blogs und GitHub.“ (OG3:22)
Die Bedeutung des persönlichen Interesses bei Informationen zum Thema KI ist deut-
lich. Die Quellen für Informationen über KI sind umfangreich und reichen von persön-
lichen Netzwerken und Medien bis zu digitalen Plattformen wie Twitter, Blogs und
GitHub: „Viele Bereiche bei uns haben nicht viele Berührungspunkte zu KI [...] das
Wissen dazu ist auch nicht sonderlich tief.“ (OG2:37)
KI wird in allen NROs unterschiedlich definiert und benannt. Einige Organisationen
betrachten KI als allgemeine Technologie zum Lösen von Problemen, andere haben
6
OG1: Interview mit kleiner Organisation im Handlungsfeld Menschenrechte
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detailliertere Vorstellungen von Machine Learning und dem Einsatz von KI zur Daten-
verarbeitung.
Es zeigt sich, dass die Organisationen, die aktiv mit KI arbeiten und erste Projekte
umsetzen, bereits eine klarere Vorstellung von KI haben, während andere Organisa-
tionen gerade anfangen, mit Large Language Models zu experimentieren und noch
wenig Vorstellungen zum Einsatz haben. Diese Unterschiede im Verständnis zeigen,
dass KI ein facettenreiches Konzept ist, dessen Interpretation stark vom Kontext und
dem Wissensstand innerhalb der Organisationen abhängt. Die Informationen zum
Thema KI werden vor allem von einzelnen, engagierten und technologieaffinen Mit-
arbeiter*innen in die Organisation getragen.
3.2 Aktueller Einsatz von KI
Die aktuellen Use Cases der Organisationen lassen sich vor allem in zwei Bereiche
unterteilen: Datenanalyse und den Einsatz von Large Language Models (LLMs) wie
ChatGPT.
LLM-Anwendungen (z.B. ChatGPT)
Sonstige KI-Anwendungen
Backoffice-Tätigkeiten
Umweltmonitoring und Datenanalyse
Kommunikationsunterstützung
Gesundheitswesen (Pflege)
Schreibhilfe
Kampagnenerstellung
Bildgenerierung für Präsentationen
Digitale Assistenten in der Sozialen
Arbeit
Öffentlichkeitsarbeit
Tabelle 2: Anwendungen KI
Large Language Models
Wie in der Tabelle 2 ersichtlich sind geben die Nutzer*innen an, dass sie sowohl grö-
ßerer spezifische KI-Anwendungen verwenden als auch im Alltag LLMs wie ChatGPT
verwenden. In der Kategorie der LLM-Anwendungen finden sich beispielsweise Back-
office-Aktivitäten, bei denen ChatGPT für die Erstellung von Stellenanzeigen genutzt
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wird. Ein Interviewteilnehmer erläutert: „ChatGPT nutzen wir für Kommunikationspro-
zesse, um eine Anfrage zu machen oder eine Stellenanzeige erstellen zu lassen.“
(OG2:43) „Wir experimentieren mit KI im Backoffice, hauptsächlich im Bereich der Da-
tenverwaltung und Kommunikation.“ (OG2:43) Ein weiteres Beispiel ist die Kommuni-
kationsunterstützung, bei der ChatGPT zur Verbesserung von Kommunikationspro-
zessen eingesetzt wird. Die Schreibhilfe, besonders bei der Strukturierung von Ge-
danken, wird ebenfalls hervorgehoben: „Außer, dass ich auch ChatGPT nutze, um ir-
gendwelche Texte zusammenzufassen oder manchmal irgendwelche – gibt mir einen
Titel für diesen Projektantrag – ein paar Ideen rausspucken lasse.“ (OG3:14) Ein Nutzer
bemerkt dazu: „Die Erfahrung ist da ganz klar, also mein Highlight ist immer die blu-
mige Sprechweise der Algorithmen.“ Vor allem wird ChatGPT als Schreibhilfe verwen-
det: „Bei der Zusammenfassung oder Erstellung von Texten nutzen wir auch ChatGPT,
um Ideen zu generieren.“ (OG3:14) Für Präsentationen wird ChatGPT zur Bildgenerie-
rung verwendet, um visuell ansprechende Inhalte zu kreieren.
Sonstige KI-Anwendungen
In der Kategorie der sonstigen KI-Anwendungen stehen unterschiedliche Einsatzbe-
reiche im Fokus. Beispielsweise wird KI für die Analyse politischer Inhalte genutzt,
insbesondere zur Zusammenfassung und Aufbereitung politischer Regulierungen. Im
Bereich des Umweltmonitorings kommt KI zur Erkennung von Umweltphänomenen
wie Ölflecken auf Satellitenbildern zum Einsatz. „Wir haben verschiedene Prototypen
entwickelt. Zum Beispiel visuelle Anwendungen, wo es darum geht, auf Satellitenbil-
dern bestimmte Muster zu erkennen, automatisiert zu erkennen.“ (OG4
7
:23) Im Ge-
sundheitssektor werden KI-Anwendungen für diagnostische Unterstützung und in der
Pflege verwendet, beispielsweise wurden Pflegeroboter erwähnt. Digitale Assistenten
in der sozialen Arbeit tragen zur Verbesserung von Dienstleistungen bei, indem sie
Verwaltungsvorgänge vereinfachen: „Ja, auch sehr unterschiedlich. Also genau, wie
gesagt, in Werkstätten für Menschen mit Behinderung, in Krankenhäusern, manches
eben in der Beratungsarbeit, die dann eher so im Chatbot-Bereich und so unterwegs
7
OG4: Interview mit großer Organisation im Handlungsfeld Umweltschutz.
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Künstliche Intelligenz in Nichtregierungsorganisationen
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sind.“ (OG1:18) Schließlich wird KI auch zur Kampagnenerstellung eingesetzt, um ef-
fizient Inhalte zu generieren.
Insgesamt sind die Large Language Models wie ChatGPT in der Anwendung eher ver-
breitet und werden häufiger eingesetzt, während KI-Systeme zur Auswertung von Da-
ten wie Satellitenbildern oder Beratungsdaten sich eher auf vereinzelte Projekte be-
ziehen.
3.3 Akzeptanz und Nichtakzeptanz
Akzeptanz
Insgesamt haben die Interviews ergeben, dass KI in den Organisationen aktuell oft
noch ein Randthema ist. Es gibt keine größeren KI-Einsätze, sondern eher kleinere
Projekte. Ein Interviewpartner beschreibt dies mit den Worten: „Bei uns gibt es kein
klassisches großes Rollout … es ist dann eher so, hey, guck mal, mit was ich hier
rumgespielt habe.“ (OG3) In den befragten Organisationen wird KI generell eher po-
sitiv wahrgenommen, ohne Ängste wie z.B. Arbeitsplatzverlust. Die genannten Be-
denken beziehen sich mehr auf die Arbeit im jeweiligen Handlungsfeld und auf ge-
samtgesellschaftliche Themen (siehe Abschnitt 3.5).
Dennoch ist die Stimmung in Bezug auf den Einsatz von KI oft optimistisch: „Ich
glaube, es gibt eine relevante Menge von Leuten, die das interessant finden, dass sie
Chat-GPT jetzt für ihre Arbeit einsetzen können.“ (OG1:51) Dabei wird in KI vor allem
die Hoffnung gesteckt, das es aktuelle Strukturprobleme lösen kann: „Also, es gibt
Entscheider*innen, die haben da eine Hoffnung drauf, dass das eben zum Beispiel ihr
Fachkräftethema lösen wird [...]“ (OG1:53) Auf der anderen Seite ist das Thema KI
aktuell noch nicht wirklich in den Strukturen der Organisationen angekommen: „Ich
glaube, das kann ich eigentlich eher dahin beantworten, dass ich noch nie, glaube
ich, irgendwo in einem Meeting oder so war, wo KI überhaupt ansatzweise Thema
war.“ (OG2:79) In vielen Organisationen ist KI derzeit ein Randthema, das in Meetings
und Diskussionen kaum aufgegriffen wird. Die Befragten vermuten, dass jüngere Mit-
arbeiter*innen, die eine Affinität zum Thema Technologie haben, tendenziell positi-
vere Assoziationen zu KI aufweisen als diejenigen, die sich weniger mit dem Thema
beschäftigen: „[...]aber es gibt natürlich auch ganz viele, die da sehr enthusiastisch
sind, auch aus einer technischen Perspektive so natürlich das cool finden und das ist
KINiro – 2. Arbeitspapier Schultz et al. (2024)
Künstliche Intelligenz in Nichtregierungsorganisationen
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auch natürlich sehr berechtigt, weil das natürlich auch aufregend ist und spannend.“
(OG3:44) „Generell ist die Wahrnehmung natürlich jede Person, die sich stärker mit
Technologie, also im privaten als auch im geschäftlichen Bereich beschäftigt, ist,
glaube ich, generell eher aufgeschlossen.“ (OG5
8
:50)
Die Organisationen sind grundsätzlich positiv zum Thema KI eingestellt, allerdings
fehlen oft Ressourcen – vor allem Zeit und Daten. Es mangelt an konkreten Anwen-
dungsbeispielen, die einen Mehrwert bringen könnten. Ein Befragter führt aus: „Ja,
und genau, also keine Daten, zu wenig Daten, kein klarer Mehrwert und ja, also feh-
lende, auf jeden Fall auch fehlende Zeit. Das hängt mit dem Mehrwert zusammen.
Wenn der Mehrwert sehr groß wäre, dann würde man auch die Zeit finden oder sich
schaffen, aber da so viel auf unserer Backlog-Liste von Dingen steht, die wir eigentlich
tun sollten, ist etwas mit KI zu machen, glaube ich, ganz, ganz, ganz am Ende.“ (OG3)
Nichtakzeptanz
Die Nichtakzeptanz von KI in den Organisationen wird vor allem durch ältere Mitar-
beiter*innen und deren teilweise fehlendes Interesse an Technologie begründet. Zu-
dem wird eine Angst beschrieben, von der neuen Technologie abhängig zu werden.
Insbesondere im sozialen Bereich wird eine Verschiebung von Arbeitsschwerpunkten
hervorgehoben. Ein Zitat einer Interviewperson lautet: „Ich habe Soziale Arbeit stu-
diert, weil ich etwas mit Menschen machen will, nicht mit Computern.“ (OG1:51) Es
wird auch angeführt, dass Mitarbeiter*innen mit einer ohnehin hohen Arbeitsbelas-
tung abwehrend reagieren, da sie Angst haben, Fehler im Umgang mit KI bzw. neuen
Technologien zu machen. Insofern beziehen sich Ängste auf mangelnde Kompeten-
zen in der Nutzung der Technik. „Es ist wirklich einfach also Berührungsangst und
auch Angst, was falsch zu machen, soweit ich das beobachten konnte.“ (OG1:55).
„Eine Verschlossenheit gegenüber der Technologie eher bei den Personen, die sich
weniger damit beschäftigen und auch vielleicht vom Typ her nicht zwingend die sind,
die etwas Neues lernen möchten.“ (OG5: 50)
8
OG5: Interview mit großer Organisation im Handlungsfeld Bildung.
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Künstliche Intelligenz in Nichtregierungsorganisationen
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Ein weiterer Aspekt der Nichtakzeptanz ist die Befürchtung, dass durch den Einsatz
von KI andere Probleme zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Eine Interviewpartne-
rin äußert: „Wir haben noch viele Dinge, die nicht funktionieren und die wir eigentlich
zuerst angehen müssten.“ (OG3:44) Vor allem die Datengrundlage spielt in diesem
Kontext eine wichtige Rolle. Oft sind die Datenstrukturen noch nicht ausreichend vor-
handen, um KI sinnvoll einsetzen zu können.
3.4 Ressourcen
Priorität
Für viele Organisationen hat KI derzeit keine hohe Priorität, Die Organisationen nä-
hern sich dem Thema KI, wie zuvor beschrieben, vor allem in kleineren Use Cases an
oder über einzelne Projekte und besonders durch engagierte, technikaffine Mitarbei-
ter*innen. Dabei treten immer wieder Konflikte mit den zeitlichen Ressourcen und
dem Interesse an KI auf. „Im Berufsalltag ist es schwer, sich dafür Zeit zu nehmen.“
(OG4:112) Die Prioritäten liegen oft auf sofort umsetzbaren Anwendungen, während
viele KI-Lösungen oder die erforderlichen Rahmenbedingungen (z.B. Daten) häufig
noch nicht ausreichend entwickelt sind, um direkt eingesetzt zu werden. „[…] dass
jetzt halt KI einzusetzen für uns selbst, es halt einfach keine Prion hat, […]“ (OG3:46)
Zudem gibt es oft andere wichtige Themen, die es nicht zulassen, sich weitergehend
mit dem Thema KI zu beschäftigen. Eine Interviewperson äußerte dazu, dass Kol-
leg*innen aus der Pflege aktuell damit konfrontiert sind, Pflegeeinrichtungen zu
schließen, weil nicht genügend Pflegefachkräfte gefunden werden können. Sie zitiert:
„Ich muss hier gerade meine Pflegeeinrichtung schließen, weil ich nicht genügend
Pflegerinnen und Pfleger finde.“ Besonders bei kleineren NROs sind die Organisati-
onsaufgaben so umfangreich, dass kaum Zeit bleibt, sich eigenständig mit dem
Thema KI zu beschäftigen.
Daten
Die Organisationen berichten, dass sie aktuell nur über kleine Datensätze oder unzu-
reichend aufbereitete Daten verfügen, um eine KI selbst zu trainieren oder sie sinnvoll
einzusetzen. Viele der vorhandenen Daten sind uneinheitlich, beispielsweise hand-
schriftlich notiert, in Excel-Tabellen oder CRM-Systemen gespeichert. Bei größeren
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Organisationen sind die Daten zudem über verschiedene Einheiten verteilt und in un-
terschiedlichen Formaten gespeichert, ohne eine einheitliche Vernetzung.
Dies führt zu einer überschaubaren Datenmenge, die den Einsatz von KI nicht attraktiv
macht. Eine befragte Person verdeutlicht dies mit dem Zitat: „Wir haben halt, ich
schaue gerade hier auf unsere Projektdatenbank, das sind halt circa 100 Projekte […]
aber das ist ja sehr small data.“ (OG3:30)
Die technologische Infrastruktur und die finanziellen Ressourcen für das Datenma-
nagement werden ebenfalls als sehr begrenzt beschrieben.
Ein weiterer wichtiger Aspekt in Bezug auf die Datennutzung ist die Heterogenität,
Qualität und Menge der Daten sowie der Datenschutz, insbesondere bei personenbe-
zogenen und gesundheitlichen Daten (siehe auch den Abschnitt 4.7. Bedenken): „Aber
das ist ja eher was Grundsätzliches, das hat jetzt nicht explizit mit KI zu tun und im
Bereich Datenschutz als Hürde zur Umsetzung von KI-Projekten […]“ (OG1:67)
Die Daten sind oft personenbezogen und im Sinne der Klient*innen einzusetzen, was
die Anwendungsmöglichkeiten einschränkt: „der Wertschöpfungsauftrag des [deut-
schen Wohlfahrtsverbandes] ist auf sozialen Mehrwert ausgerichtet, insofern ist das
allererste natürlich, die Daten letztlich wieder zum Wohle von Klient*innen einzuset-
zen.“ (OG1:48)
In anderen Organisationen, z.B. im Umweltschutzbereich, gibt es allerdings bereits
gute Datenstrukturen, die teilweise übergeordnet zur Verfügung gestellt werden. Al-
lerdings fehlt es dort häufig an Knowhow und personellen Kapazitäten, um diese
sinnvoll auszuwerten: „Es gibt bereits eine Vielzahl an Daten, die wir auswerten könn-
ten, die auch oft jetzt vom Staat selbst zur Verfügung gestellt werden.“ (OG4:56)
Kompetenzen
Bei den Kompetenzen zum Thema KI beziehen sich die Organisationen sowohl auf
interne Kompetenzen als auch auf externe Netzwerke. Beim internen Knowhow er-
kennen fast alle befragten NROs, dass sie einen Mehrbedarf an Wissen und mehr Of-
fenheit für den Einsatz von KI benötigen: „Im digitalen Bereich sind wir da relativ neu.“
(OG1:3) Einigen Organisationen fehlt das Wissen über die möglichen Potenziale von
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KI abseits von LLMs zum Texterstelle“. „Mehr Wissen, mehr Bereitschaft, das zu nut-
zen, mehr [...] vielleicht manchmal auch Offenheit.“ (OG2:64)
Ein Bedarf an Schulungen und Weiterbildungen zum Thema KI wird von einigen Or-
ganisationen gesehen. Diejenigen Organisationen, die bereits intern Mitarbeiter*in-
nen schulen, tun dies oft durch engagierte und kompetente Einzelpersonen: „Das ist
natürlich, also Zugang zu kompetenten Personen und zu ja, praktischem Umsatzwis-
sen, Umsetzungswissen ist eine sehr große Ressource, die wir haben. (OG3:34)
Externe Informationsgewinnung erfolgt oft entweder durch Eigeninitiative von Mitar-
beiter*innen, die ihr privates Wissen in die Organisation einbringen, oder durch In-
formationen, die auf Veranstaltungen gesammelt und in die Organisation getragen
werde: „Ressourcen kann man zweigeteilt sehen. Für die Entwicklung direkt sozusa-
gen, wenn man die Menschen dahinter ansieht.“ (OG4:60)
Während einige NROs über gute Netzwerke verfügen, geben viele an, wenig eigene
Entwicklungsressourcen zu haben und deshalb oft externe Agenturen anfragen zu
müssen, was häufig mit hohen Kosten verbunden ist.
Die NROs berichten, dass sie von einem Austausch und Zugang zu Expert*innenwis-
sen profitieren würden. Oft ist theoretisches Wissen zu KI vorhanden, allerdings man-
gelt es an praktischen Erfahrungen und Anwendungen. Einige Organisationen versu-
chen ihre eigenen Strukturen im Bereich KI aufzubauen.
Finanzen
Die NROs geben an, nur wenige langfristige Investitionen aus Eigenmitteln für den KI-
Einsatz zur Verfügung zu haben. Externe Expertise ist oft mit sehr hohen Kosten ver-
bunden; ein Interviewpartner berichtet, dass die Organisation bis zu 1.000 Euro Ta-
gessätze für Expert*innen investieren musste: „Manche Agenturen bieten uns natür-
lich auch Sachen an, die sind immer sehr spezifisch und vom Knowhow ungefähr dem,
was meinem Background sozusagen entspricht. Das heißt, die Tagesätze, die sind
damals gewesen, so was wie 1.000 Euro pro Tag für eine Person. Das heißt, das kann
natürlich viel werden, hängt immer vom Projekt ab.“ (OG4:97)
Fördermittel sind häufig zweckgebunden und oft nur für Pilotprojekte vorgesehen,
was eine langfristige Entwicklung von KI-Lösungen erschwert: „Letztlich sind
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Fördermittel immer stark zweckgebunden und im Moment gibt es relativ viele För-
dermittel für die KI-Entwicklung. Wir rechnen alle damit, dass das nicht mehr lange
so sein wird, nachdem ja alle Sozialgelder, also nachdem an den Sozialgeldern so
krass gekürzt worden ist, sodass es da schon etwas Sorgen gibt.“ (OG1:38)
Daher müssen die Organisationen Eigenmittel für die digitale Transformation aufwen-
den, die jedoch im Rahmen der oft sparorientierten Finanzmittel sehr begrenzt sind:
„Eine sehr strategische Frage, also klar kann man immer sagen mehr Ressourcen, man
kann auch immer sagen das mit den Projektförderungen macht keinen Sinn, weil die
sind ja irgendwann zu Ende, …“ (OG1:40) „Das ist auch eine der Aufgaben, […], das
jetzt aus Eigenmitteln im Verband tätig sein wird.“ (OG1:40)
Die finanzielle Ausstattung in den NROs ist sehr unterschiedlich, was die Nutzung von
KI und das Entwickeln von Anwendungen stark beeinflusst. Selbst innerhalb der Wohl-
fahrtsverbände, die finanziell oft bessergestellt sind als kleinere NROs, gibt es Unter-
schiede in der Mittelausstattung der einzelnen Einheiten: „Ja, also wenn wir von fi-
nanziellen Ressourcen sprechen, ist das natürlich total problematisch in dem Bereich.“
(OG1:38) Die finanziellen Mittel und die personellen Ressourcen sind oft eng mitei-
nander verknüpft. Generell geben alle NROs an, mehr und langfristigere finanzielle
Mittel und somit mehr personelle Ressourcen zu benötigen, um effektiv langfristige
Strukturen aufzubauen und KI in Zukunft einsetzen zu können – nicht nur für die
Entwicklung von KI-Prototypen, sondern auch für den längeren Einsatz dafür: „Dann,
also finanzielle Ressourcen ist ein bisschen schwieriger. Wir sind aber bei dem, also
wir haben jetzt, waren jetzt, oder wir sind immer noch bei Azure auch registriert für
dieses Non-Profit-Programm. Wo man so 3.500 Credits bekommt pro Jahr, was aber,
glaube ich, jetzt nicht so viel wäre, wenn man jetzt wirklich ernsthaft ein größeres KI-
Modell machen würde.“ (OG3:34) Einige Organisationen nutzen das Potenzial ehren-
amtlicher Teams für die Entwicklung von KI-basierten Softwarelösungen.
Aktuell hat KI in den NROs keine hohe Priorität. Es gibt wenig praktische Use Cases,
von denen die NROs profitieren können. Dies liegt auch daran, dass die Datengrund-
lage der NROs einen sinnvollen KI-Einsatz oft nicht möglich macht. Das Wissen zum
Thema KI wird sehr unterschiedlich eingeschätzt. Alle Organisationen geben aber an,
mehr Wissen zum Thema KI zu benötigen und wünschen sich mehr Vernetzung zu
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dem Thema KI in NROs. Die finanziellen Ressourcen werden grundsätzlich bemängelt.
So sind viele Anwendungen eher kleinere Pilotprojekte.
3.5 Bedenken
Allgemeine und ethische Bedenken
In einigen befragten Organisationen gibt es aktuell keine großen Bedenken beim Ein-
satz von KI, was teilweise daran liegt, dass das Thema momentan kaum präsent ist.
Insbesondere in den Bereichen der Sozialarbeit und Pflege besteht die Befürchtung,
dass wichtige menschliche Interaktionen durch den Einsatz von KI verdrängt werden
könnten oder dass Mehraufwand damit verbunden ist: „Also, ich könnte mir vorstel-
len, so eine Art Entmenschlichung des Kontaktes. [...] und entgegen aller Verspre-
chungen haben die meisten Technologieeinführungen eher zum Mehraufwand in die-
sem Bereich geführt als zu weniger.“ (OG1:61)
Als allgemeine Bedenken bezüglich KI werden vor allem generative Technologien, wie
beispielsweise das Erstellen von Deepfakes, genannt, die für den Handlungsauftrag
einiger Organisationen problematisch sein könnten: „Ja, natürlich. Aber nicht die, die
man in den Medien sozusagen liest. Nicht die KI, die uns alle irgendwie beherrschen
wird oder sowas. Sondern es geht eher dann um die Erstellung von Desinformation
und sowas. Also die instabilisierte Demokratie zu verstärken durch Bildgenerierung
zum Beispiel, dass es extrem leicht ist, Fake News zu erstellen oder falsches Bildma-
terial zu erstellen. Dass man sehr einfach Desinformation verbreiten kann. Jetzt noch
viel einfacher als früher. Von Deepfakes bis einfach nur eine Website, wo was Falsches
draufsteht.“ (OG4:109)
Zudem werden Ängste geäußert, dass Menschen in Zukunft den KI-Systemen zu sehr
vertrauen, eigene Analysefähigkeiten verlieren könnten und dass die Daten, mit denen
gearbeitet wird, bei großen Tech-Unternehmen möglicherweise nicht sicher sind bzw.
die erhobenen Daten könnten aufgrund von Sicherheitslücken oder Hackerangriffen
potenziell kompromittiert werden, was zu einer unautorisierten Aneignung oder Nut-
zung der Daten durch Dritte führen könnte: „Für die soziale Richtung haben wir sowas
wie, wie nennt sich das, Overtrust AI, also vertraut dem am Ende zu viel, was dort
erzählt wird, anstatt das hier in den Faktencheck selbst zu machen. Das gleiche gilt
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intern, aber auch für die Menschen draußen außerhalb von [Umweltorganisation].“
(OG4:120)
„Genau, an seinen Daten anzusetzen, Mapping zu betreiben und dann zu gucken, wie
müssen wir es organisieren, sodass wir irgendwie gut drauf zugreifen können, ohne
irgendwelche Sicherheitslücken zu schaffen. Sicherheitslücken sind übrigens auch
noch ein wichtiges Thema. Je mehr wir als eigentlich analoge Organisationen anfan-
gen, unsere Services ins Digitale zu treiben, desto mehr machen wir uns natürlich
auch angreifbar in großem Stile.“ (OG1:79)
Neben diesen Bedenken gibt es auch Vorbehalte gegenüber dem Einsatz von KI im
Arbeitsverhältnis, beispielsweise zur Auswertung der Arbeit von Mitarbeiter*innen:
„Am Ende muss man sich dann tatsächlich einen Anwalt holen, um so ein Vertragswerk
aufzusetzen. Das kann man nicht selber machen und das kostet wieder richtig viel
Geld, das muss man schon auch sagen.“ (OG1:67)
Besonders Organisationen, die Aufklärungsarbeit in Bereichen wie Umweltschutz oder
Menschenrechte leisten, sehen diese Gefahren. Weitere Bedenken betreffen mögliche
Verzerrungen (Bias) in KI-Daten, insbesondere hinsichtlich einer Diskriminierung von
Personengruppen durch Algorithmen, sowie den Energieverbrauch von KI-Servern.
Umgang mit Bedenken
Mit den Bedenken wird in den NROs unterschiedlich umgangen. In den Organisatio-
nen, in denen es durch kaum Einsatz von KI auch wenig Bedenken gibt, findet sich
auch wenig Umgang mit den Bedenken. In den Organisationen, die teilweise mit KI
arbeiten oder in denen KI als Thema auftaucht geht es vor allem um Aufklärung. Vor
allem bei KI-Projekten werden Entwickler von Anfang an mit Eingebunden umso
Transparenz zu schaffen. Teilweise gibt es bereits erarbeitete Leitprinzipien und Ethi-
sche Richtlinien, in denen zum Beispiel der Umgang mit generativer KI beschrieben
wird (z.B. keine generierten Bilder zu nutzen): „Wir entwickeln intern quasi so eine Art
Guideline für die Nutzung von KI und haben ein paar ethische Grundprinzipien auf-
geschrieben.“ (OG4:116) „Wir haben sehr strenge Regularien, zusätzlich natürlich
noch ein bisschen härtere, sowas wie Google Analytics und sowas nutzen wir alles
jetzt seit neuestem auch sowieso nicht mehr.“ (OG4:153) Des Weiteren haben vor al-
lem die Organisationen, die mit Datenmanagement arbeiten, bereits Checklisten, auf
die Mitarbeiter*innen bei Unsicherheiten zurückgreifen können. In den befragten
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Künstliche Intelligenz in Nichtregierungsorganisationen
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Organisationen gibt es außerdem Ethikkommissionen, die bei negativer Bewertung
der Mitarbeiter*innen die Einzelfälle prüfen können: „Genau, also dieses Companion-
Dokument, so heißt das, ist Begleitdokument für ein Online-Formular oder den Ques-
tionnaire [...] entscheidet die Ethikkommission [...] soll dieses Projekt durchgeführt
werden.“ (OG3:52) In den meisten Organisationen wurden zu dem Umgang auch auf
Datenschutzbeauftragte und Datenschutzmaßnahmen verwiesen. Des Weiteren wur-
den das KI-Gütesiegel und eine Entmystifizierung durch Aufklärungskampagnen und
praktische Anwendung genannt: „Ich vermeide es, irgendwelche Bilder von humanoi-
den Robotern zu verwenden [...], um irgendwie Menschen Vertrauen zu schenken, da
rein und solche Ängste abzunehmen.“ (OG5:57) Im Kontext der Rechtsicherheit wur-
den Datenschutzbeauftrage oder Fachanwälte in einzelnen Fällen hinzugezogen.
Vorfälle
In den befragten Organisationen gab es bisher keine direkten Vorfälle im Zusammen-
hang mit KI: „Mir fallen keine ein, gerade im Moment [...] keine problematischen Er-
fahrungen gemacht.“ (OG1:57) Es gibt allerdings dennoch die normalen Vorfälle im
digitalen Bereich, die allerdings eher mit der neuen digitalen Struktur zu tun haben,
als direkt mit KI-Einsatz.
Allerdings weisen alle Organisationen auf die erschwerten Arbeitsbedingungen, ins-
besondere in der Aufklärungsarbeit der Bevölkerung, durch das Aufkommen von
Deepfakes hin. Gerade die Desinformation, die aktuell häufig in den Medien zu sehen
ist und gleichzeitig sehr schwer zu erkennen ist, stellt für die NROs ein Problem dar:
„So was wie Bildgenerierung oder sowas ist für uns quasi ein No-Go [...] Und wir kön-
nen das nicht mit Fake-Bildern zeigen, wie ein Wald brennt, obwohl wir die echten
Bilder sowieso davon hätten.“ (OG4:112) Auch in ihrer eigenen Arbeit sind die Orga-
nisationen sensibel im Umgang mit der Weiterverbreitung von Informationen. Sie ver-
weisen auf einen Fall, in dem eine namhafte Menschenrechtsorganisation versehent-
lich ein künstlich erzeugtes Bild aus den Medien weiterverbreitet hat: „Ich glaube,
[Menschenrechtsorganisation] hat in Südamerika [...] eine Veröffentlichung gehabt,
wo ein Bild mal veröffentlicht worden ist, was generiert war und das hat sehr kontro-
verse Diskussionen.“ (OG4:124) „Aber es gab auch noch keine Vorfälle, wo wir sagen
können, da haben wir was genutzt oder da haben wir was veröffentlicht oder sowas.“
(OG4:126)
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Bedenken haben die Organisationen vor allem in Bezug auf ethische Fragen wie Ver-
zerrung (Bias), Datenschutz und Entmenschlichung des sozialen Kontakts im Gesund-
heitssektor. Insgesamt sind vor allem allgemeine Bedenken wie Deepfakes und Des-
informationen ein wichtiges Thema für die befragten NROs. Die Organisationen er-
stellen gerade teilweise eigene Konzepte, wie sie mit den Bedenken umgehen. Ein
einheitliches Handeln im Umgang mit ethischen Bedenken gibt es jedoch noch nicht.
3.6 Zukunftsperspektiven
Die Zukunftsaussichten der KI in NROs sehen die Organisationen vor allem im Effizi-
enzgewinn durch die Reduzierung von Schreibverkehr und repetitiven Aufgaben,
wodurch mehr Zeit für ihre Kernaufgaben frei wird: „Also es ist schon jetzt so, dass
manche Berufsgruppen, gerade im Büromanagementbereich und so, deutlich weniger
gebraucht werden[...]“ (OG1:71) Zudem werden Potenziale im Büromanagement und
im Controlling gesehen. Die Organisationen gehen überwiegend davon aus, dass KI
zu einer unter vielen Technologien werden und selbstverständlich im Alltag genutzt
wird, beispielsweise durch Tools in Anwendungen wie Office, Zoom usw.: „Ich glaube,
es nimmt Fahrt auf, also ich glaube, durch die Sachen, die jetzt gerade, also durch
Generative AI sozusagen, wird das Thema quasi überall präsent [...]“ (OG4:132)
Ein wichtiger Aspekt für die Zukunft ist die ethische Transparenz bei der Verwendung
von KI. Im Sozial- und Gesundheitssektor erkennen die befragten Inter-
viewpartner*innen Potenziale und mögliche Use Cases, beispielsweise in der Sozial-
beratung oder der Pflege: „Ja, also ich glaube, es wird relevanter werden in unserer
Arbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen [...]“ (OG3:56) Allerdings wird auch
das Problem gesehen, dass der Arbeitsbereich aufgrund geringer Bezahlung für IT-
Spezialisten weniger attraktiv sein könnte: „Wobei man auch zugeben muss, dass der
soziale Sektor gerade für IT-Spezialist*innen wenig attraktiv ist [...]“ (OG1:48) „Und
dann die viele, viele strukturelle Grundlagenarbeit, die notwendig ist, um irgendwann
zu einer KI-Entwicklung hinzukommen [...]“ (OG1:79)
Der fachliche Austausch und Kollaborationen zwischen den Organisationen werden
als Chance betrachtet, um die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen. Insbeson-
dere wird die Bedeutung von Grundlagenarbeit im Datenmanagement und der Schaf-
fung von Strukturen für den KI-Einsatz hervorgehoben: „Ja, also letztlich wird es,
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glaube ich, seine Bedeutung als neues schillerndes Thema auch irgendwann wieder
verlieren [...]“ (OG1:69)
Zukünftig wird erwartet, dass KI eine größere Rolle in der Effizienzsteigerung und im
Management administrativer Aufgaben spielen wird. Es gibt Potenziale für den Einsatz
von KI in Bereichen wie Sozialberatung und Pflege, aber finanzielle und personelle
Ressourcen stellen weiterhin eine Herausforderung dar.
4 Fazit
Zusammenfassung und Diskussion
Insgesamt haben die Interviews einen ersten breitgefächerten Eindruck zu den The-
men Bedarf, Akzeptanz und Umsetzungsmöglichkeiten von KI-Anwendungen in NROs
aufgezeigt. Die zentralen Erkenntnisse sind, dass das Thema KI gerade in den NROs
ankommt und es noch keine Vorstellungen oder gar gefestigten Strukturen zum Ein-
satz von KI gibt. Dem entspricht, dass auch in aktuellen Handbüchern für die Orga-
nisation von Nichtregierungsorganisationen nicht auf das Thema KI oder auch nur
Digitalisierung eingegangen wird (Frantz und Martens 2006; Meyer et al. 2022).
Wie im Scoping Review (Scharf et al. 2023) bereits festgestellt wurde, ist KI in Verbin-
dung mit NROs ein relativ neues Forschungsfeld. In den Ergebnissen der internatio-
nalen Fachliteratur wie auch in der qualitativen Auswertung der vorliegenden Inter-
views zeigt sich, dass ein Verständnis über KI in NROs noch wenig vorhanden ist und
es keine gefestigten Strukturen oder Vorstellungen zur Anwendung gibt.
Die Interviews bestätigen auch die im Scoping Review beobachtete Tendenz, dass
NROs KI in einzelnen spezifischen Projekten einsetzen, ohne dass diese umfassend in
die Arbeitsabläufe integriert ist. Ausnahmen sind hier der breite, aber niederschwel-
lige Einsatz von Large Language Models wie ChatGPT.
Die Akzeptanz von KI ist generell positiv; die Technologie wird als potenzielle Lösung
für strukturelle Herausforderungen und Unterstützung im Alltag gesehen. Die Nut-
zung von KI-Anwendungen beschränkt sich meist auf Pilotprojekte und ist aktuell oft
noch ein Randthema. Einzig der Einsatz von Large Language Models wie ChatGPT wird
kontinuierlich getestet und genutzt.
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Mit Widerstand reagieren in den befragten NROs eher ältere Mitarbeiter*innen, die
weniger technikaffin sind und wenige Berührungspunkte zu KI haben. Besonders kri-
tisch werden Anwendungen von KI im Sozial- oder Gesundheitsbereich als Ersatz für
menschliche Interaktionen gesehen.
Die festgestellten ethischen Bedenken und die Bedeutsamkeit von Datenschutz und
Datenethik in den befragten NROs zeigten sich ebenfalls in den Ergebnissen des Sco-
ping Reviews zum internationalen Forschungsstand.
Schlussfolgerungen
Die Untersuchung verdeutlicht, dass Künstliche Intelligenz in Nichtregierungsorgani-
sationen ein aufkommendes und sich entwickelndes Therma ist. Trotz eines generel-
len Interesses und einer positiven Einstellung gegenüber KI bestehen sowohl ein Man-
gel an festen Strukturen als auch unterschiedliche Auffassungen und Einsatzbereiche
von KI in den Organisationen. Während einige NROs bereits spezifische Anwendungen
und insbesondere Large Language Models nutzen, steht die Mehrheit der Organisati-
onen noch am Anfang des Technikdiffusionsprozesses und ist sich dessen bewusst.
Die Interviews unterstreichen das Bedürfnis nach mehr Wissen, ethischen Richtlinien
und finanziellen Ressourcen für eine effektive Nutzung von KI in NROs.
Dies bestätigen auch die Ergebnisse des Forschungsberichts „Civic Coding. Grundla-
gen und empirische Einblicke zur Unterstützung gemeinwohlorientierter KI“ von Zü-
ger et al. (2022) die bereits auf den Mangel an Wissen und spezifischer Expertise
(edb.: 78), den hohen Ressourcenaufwand und Schwierigkeiten bei den finanziellen
Ressourcen eingehen (edb.: 83). Ebenfalls bestätigt werden die ethischen Bedenken
(edb.: 87), die auch bei den von uns befragten NROs eine wichtige Rolle spielten.
Insgesamt zeigt die Untersuchung, dass die Auseinandersetzung mit KI in NROs zu-
nimmt, jedoch ein umfassendes Verständnis von KI und eine tiefergehende, systema-
tische Integration in die Arbeitsabläufe in diesen Organisationen noch entwickelt wer-
den müssen.
Ausblick
Die Studie stützt sich auf ein begrenztes Sample von Interviews (n=5), was nur einen
ersten Einblick in das Forschungsfeld geben kann. Um ein umfassenderes und tiefer-
gehendes Verständnis zu erlangen, werden diese Erkenntnisse im Rahmen des
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Projekts KINiro durch eine breit angelegte quantitative Studie ergänzt. Zudem werden
weitere qualitative In-depth-Interviews (n=10) durchgeführt. Diese zusätzlichen In-
terviews sollen dazu beitragen, die vorläufigen Ergebnisse zu vertiefen und zu erwei-
tern, um eine robustere Datenbasis für Schlussfolgerungen über die zukünftige Nut-
zung von KI bei NROs zu schaffen.
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KINiro – 2. Arbeitspapier Schultz et al. (2024)
Künstliche Intelligenz in Nichtregierungsorganisationen
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Flussdiagramm Ablauf der Interviews.................................................. 9
Abbildung 2: Kategorien und Subkategorien .......................................................... 13
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Matrix Organisationen ........................................................................... 14
Tabelle 2: Anwendungen KI ................................................................................... 17
Abkürzungsverzeichnis
Bias: Verzerrung des Ergebnisses bei einer Erhebung oder Datenauswertung. Im Kon-
text von KI bezeichnet Bias systematische Fehler in KI-Entscheidungen, oft verursacht
durch verzerrte Datengrundlagen der Algorithmen. Da KI-Modelle keine Objektivität
besitzen, reproduzieren sie die vorhandene Datenverzerrungen, was zu ungerechten
oder diskriminierenden Ergebnissen führen kann.
LLM: Large Language Models (z.B. ChatGPT).
NRO: Nichtregierungsorganisation NGO: Non-Governmental Organisation.
NPO: Non-Profit-Organisation.
Interviewleitfaden
Kürzel Interviewee: ________________________________________
Interview Datum, Uhrzeit, Ort: ________________________________________
Interviewer*in (F.H. / M.S.): ________________________________________
DSGVO: ________________________________________
Setting (Erhebungsmethode): ________________________________________
KINiro – 2. Arbeitspapier Schultz et al. (2024)
Künstliche Intelligenz in Nichtregierungsorganisationen
Bemerkung für Interviewer*in:
Am Anfang Aufklärung über Datenschutz, Verarbeitung der Daten und Einverständnis
zur Aufzeichnung.
Einstieg
Künstliche Intelligenz ist gegenwärtig ein dominierendes Thema. Es gib viele Beispiele
in denen soziales Engagement und Künstliche Intelligenz Hand in Hand gehen. Hierbei
zeigt sich das Potenzial von Technologie in Kombination mit sozialem Engagement.
Das Bundesfamilienministerium finanziert die Entwicklung von Projekten, die mit
Künstlicher Intelligenz (KI) das Gemeinwohl fördern wollen.
Künstliche Intelligenz bietet scheinbar unbegrenzte Möglichkeiten. Welchen Beitrag
KI aber für das Gemeinwohl leisten kann, ist bisher kaum bekannt. Im Projekt KINiRO
wollen wir durch Interviews mit Nichtregierungsorganisationen mehr darüber heraus-
finden.
Wir wollen die Akzeptanz, die Bedarfe und Einsatzmöglichkeiten von KI in verschie-
denen NGOs / NPOs erforschen und freuen uns, dass wir sie zu dem Interview gewin-
nen konnten.
Gibt es denn in Ihrem Tätigkeitsbereich bereits Anwendungsbeispiele für Künstliche
Intelligenz
A Organisation und Rolle
Leitfrage
Check –
Wurde das
erwähnt?
Konkrete Fragen – falls
Gesprächsfluss abbricht
oder Interviewee keine
Antwort hat
Zweck der Frage
A1
Stellen sie bitte
Ihre Organisa-
tion vor?
Handlungs-
feld der Or-
ganisation
(z.B. Um-
weltschutz,
Wie würden sie ihre Or-
ganisation einer Freun-
din oder einem Freund
beschreiben?
Variablen der Or-
ganisation erfra-
gen, um später
vergleichen zu
können.
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Künstliche Intelligenz in Nichtregierungsorganisationen
Menschen-
rechte,
usw.)
Aktuelle
Aktivitäten
A2
Welche Stelle
haben sie bei
*Organisation*?
Aufgaben-
bereich
Tätigkeiten
Welche Tätigkeiten füh-
ren Sie bei *Organisa-
tion* aus?
Aus welcher Per-
spektive spricht
der/die Intervie-
wee
A2
Mit welchen
Themen be-
schäftigt sich
ihre *Organisa-
tion* gerade
am meisten?
Aktuelle
Herausfor-
derungen
Vergleichbarkeit
zwischen ver-
schiedenen NGOs
aus einem Hand-
lungsfeld ermög-
lichen
A3
Haben Sie im
Rahmen Ihrer
Tätigkeiten bei
*Organisation*
Berührungs-
punkt mit KI?
Beispiele
von KI-Ein-
satz
B Verständnis von KI
Leitfrage
Check –
Wurde das
erwähnt?
Konkrete Fragen – falls
Gesprächsfluss abbricht
oder Interviewee keine
Antwort hat
Zweck der Frage
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Künstliche Intelligenz in Nichtregierungsorganisationen
Wie definieren
Sie in Ihrer Or-
ganisation KI?
Wie würden Sie KI ei-
nem/einer Kolleg*in er-
klären?
Welches Grund-
verständnis hat
der/die Intervie-
wee von KI.
Wie differenziert
sind die Antwor-
ten einzuordnen
B2
Welche Erfah-
rungen haben
Sie bei *Organi-
sation* mit dem
Thema KI bei
*Organisation*
gemacht?
Beispiele
Wenn keine: Weshalb
denken sie, dass KI ak-
tuell noch keine Rolle
bei *Organisation*
spielt?
B3
Wo kommen sie
an Informatio-
nen zu KI?
Beispiele
Wenn sie sich über KI
informieren wollen, wo
machen sie das aktuell?
Welche Quellen
werden genutzt
B4
Wie würden Sie
den Wissens-
stand Ihrer Or-
ganisation in
Bezug auf KI
einordnen?
Gibt es bei Ihnen Kol-
leg*innen, die sich gut
mit KI auskennen?
C Aktueller Einsatz von KI und potenzielle Vorteil
Leitfrage
Check –
Wurde das
erwähnt?
Konkrete Fragen – falls
Gesprächsfluss abbricht
oder Interviewee keine
Antwort hat
Zweck der Frage
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Künstliche Intelligenz in Nichtregierungsorganisationen
C1
Gibt es bereits
aktuelle Anwen-
dungsbeispiele
von KI in Ihrer
Organisation?
Beispiele
Wenn kein Einsatz: Wo-
ran liegt es, dass Sie
aktuell noch nicht mit
KI arbeiten?
Wo und wie wird
KI gerade einge-
setzt
C2
Wie kann Ihre
Organisation in
Zukunft vom
Einsatz von KI
profitieren?
Welchen Mehr-
wert kann KI für
die Organisation
bieten.
Welches Wissen
über potential zu
KI ist da.
C3
Welche Daten
gibt es, gerade
oder in Zukunft,
die mithilfe von
KI auswerten
werden könn-
ten?
Welche Daten erfassen
sie so in ihrer Organi-
sation?
Gibt es potenziel-
len Nutzen für die
Verarbeitung von
Daten der Orga-
nisation
D Ressourcen, Kompetenzen und Möglichkeiten
Leitfrage
Check – Wurde
das erwähnt?
Memo für mögli-
che Nachfragen –
nur stellen, wenn
nicht von allein
angesprochen.
Formulierung an-
passen.
Konkrete Fragen
– falls Ge-
sprächsfluss ab-
bricht oder In-
terviewee keine
Antwort hat
Zweck der Frage
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Künstliche Intelligenz in Nichtregierungsorganisationen
D1
Auf welche Res-
sourcen können
sie beim Einsatz
von KI bei *Or-
ganisation* be-
reits zurück-
greifen?
Knowhow
IT-Ausstattung
Aktueller Stand
der Ressourcen
und Kompeten-
zen, um heraus-
zufinden, was
die Organisatio-
nen noch brau-
chen
D2
Welche Ressour-
cen brauchen sie
in Zukunft um KI
konstruktiv bei
*Organisation*
einzusetzen?
D3
Auf welche
Netzwerke und
Kooperationen
in Bezug auf den
Einsatz von KI
zurückgreifen?
Wo tauschen Sie
sich zu KI-The-
men außerhalb
ihrer Organisa-
tion aus?
D4
Was wäre für sie
noch unterstüt-
zend, um KI in
Zukunft besser
einsetzen zu
können?
E Akzeptanz und Einstellung gegenüber KI
Leitfrage
Check – Wurde
das erwähnt?
Konkrete Fragen
– falls
Zweck der Frage
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Künstliche Intelligenz in Nichtregierungsorganisationen
Memo für mögli-
che Nachfragen –
nur stellen, wenn
nicht von allein
angesprochen.
Formulierung an-
passen.
Gesprächsfluss
abbricht oder
Interviewee
keine Antwort
hat
E1
Wie nehmen Sie
die Stimmung in
Ihrer Organisa-
tion in Bezug
auf KI wahr?
Wieviel Prozent
Ihrer Kolleg*in-
nen sind eher
aufgeschlossen
und wieviel zu-
rückhaltend?
Allgemeines
Stimmungsbild
Welches Narrativ
von KI haben die
Organisationen.
E2
Wer reagiert
eher aufge-
schlossen auf
das Thema KI?
Gibt es Kol-
leg*innen, die
sich mit dem
Thema KI be-
schäftigen?
E3
Wer reagiert
eher zurückhal-
tend / ableh-
nend in Bezug
auf KI
Welchen Grund
hat die Zurück-
haltung beim
Thema KI
F Bedenken, Risiken und ethische Überlegungen bezüglich KI
Leitfrage
Check – Wurde
das erwähnt?
Memo für mögli-
che Nachfragen –
nur stellen, wenn
nicht von allein
Konkrete Fragen
– falls Ge-
sprächsfluss ab-
bricht oder
Zweck der Frage
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Künstliche Intelligenz in Nichtregierungsorganisationen
angesprochen.
Formulierung
anpassen.
Interviewee keine
Antwort hat
F1
Gibt es in Ihrer
Organisation Be-
denken oder Ri-
siken, die mit KI
verbunden sind?
Für die Organi-
sation Für das
Arbeitsfeld der
Organisation
Welches Risiko
und welche Be-
denken haben
die Organisatio-
nen?
Warum haben sie
diese?
F2
Welche Bedenken
gibt es?
Welche Bedenken
und Risiken
Grund für Risiken
und Bedenken
F3
Wie geht ihre Or-
ganisation Sie
mit den Beden-
ken und Risiken
zu KI um?
F4
Gab es schon
Vorfälle im Um-
gang mit KI?
Beispiele
G Zukunftsperspektiven und Weiterentwicklung von KI:
Leitfrage
Check – Wurde
das erwähnt?
Konkrete Fragen
– falls Ge-
sprächsfluss ab-
bricht oder
Zweck der Frage
KINiro – 2. Arbeitspapier Schultz et al. (2024)
Künstliche Intelligenz in Nichtregierungsorganisationen
Interviewee keine
Antwort hat
G1
Wie sehen sie
das Thema KI in
Zukunft in Ihrer
Organisation?
Welche Zu-
kunftsperspekti-
ven gibt es von
KI.
G2
Wie wird KI Ihrer
Meinung nach
Ihre Arbeit in
der Organisation
verändern?
Interne Verände-
rungen
Veränderungen
des Arbeitsfelds
G3
Gibt es Anwen-
dungen von KI,
ihm Bereich von
NGO/NPOs, die
Sie sich für die
Zukunft wün-
schen würden?
H Offene Fragen und Anmerkungen
Leitfrage
Check – Wurde
das erwähnt?
Memo für mögli-
che Nachfragen
– nur stellen,
wenn nicht von
allein angespro-
chen. Formulie-
rung anpassen.
Konkrete Fragen
– falls Gesprächs-
fluss abbricht
oder Interviewee
keine Antwort hat
Zweck der Frage
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Künstliche Intelligenz in Nichtregierungsorganisationen
H1
Gibt es noch et-
was, das wir
nicht bespro-
chen haben, was
für Sie wichtig
wäre zu erwäh-
nen?
Spezifische The-
men, die den In-
terviewee oder
die Organisation
beschäftigen, die
nicht im Vornhe-
rein erkennbar
waren.
Bemerkung für Interviewer*in:
Danksagung, Verabschiedung, weiteres Vorgehen (Transkription, usw.) Informationen
zur Forschung anbieten