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Barrieren in der Implementierung von erweiterten Rollenprofilen für akademisch qualifizierte Pflegefachpersonen in der stationären Langzeitpflege

Authors:
Barrieren in der Implementierung von erweiterten Rollenprofilen für
akademisch qualifizierte Pflegefachpersonen in der stationären Langzeitpflege
Faber A.1, Hilpert M.1, Sill J.2, Silies K.2
1 Universität zu Lübeck, Dualer Bachelorstudiengang Pflege, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege
2 Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege
Referenzen
[1] Robert Bosch Stiftung GmbH (Hrs.) (2018). 360° Pflege Qualifikationsmix für den Patienten. Stuttgart
[2] Regauer, V., Seckler, E., Campbell, C., Phillips, A., Rotter, T., Bauer, P., & Müller, M. (2021). German translation and pre-testing of Consolidated Framework for Implementation
Research (CFIR) and Expert Recommendations for Implementing Change (ERIC). Implementation science communications, 2(1), 120. https://doi.org/10.1186/s43058-021-00222-w
[3] Silies, K. T., Vonthein, R., Pohontsch, N. J., Huckle, T. A., Sill, J., Olbrich, D. et al. (2023). Expanded nursing competencies to improve person-centred care for nursing home residents
with complex health needs (Expand-Care): study protocol for an exploratory cluster-randomised trial. BMJ open, 13(7), e072955. https://doi.org/10.1136/bmjopen-2023-072955
[4] Pohontsch, N. J. (2019). Die Qualitative Inhaltsanalyse. Georg Thieme Verlag. DOI: 10.1055/a-08015465
Kontakt
Anne Faber, B.Sc., Michéle Hilpert
Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie
Ratzeburger Allee 160, 23562 Lübeck
anne.faber@uksh.de, michele.hilpert@uksh.de
Die Zunahme von chronischen Erkrankungen steigert die Komplexität der
Versorgung in der stationären Langzeitpflege (LZP). Um diesen
Anforderungen gerecht zu werden, bedarf es neuer Versorgungs-
strukturen. Akademisch qualifizierte Pflegefachpersonen mit erwei-
terten Rollenprofilen (eRP) unterstützen die Umsetzung evidenz-
basierter Pflegeinterventionen und können zu verbesserten Versorgungs-
ergebnissen beitragen [1]. In der Expand-Care Studie wurde ein neues
Rollenprofil für akademische Pflegefachkräfte in deutschen LZP-
Einrichtungen untersucht. Das Profil umfasst Kompetenzen, wie den
Umgang mit chronischen Erkrankungen, Empowerment, Organisation
und Kommunikation sowie die personenzentrierte Versorgung [2].
Ziel des Beitrages: Vergleichende Darstellung von Barrieren, die bei
der Einführung von eRP in der stationären LZP zu berücksichtigen sind.
Methodik: Zusammenführung der Ergebnisse aus einer Evidenz-
synthese und einer Qualitativen Studie zu hinderlichen Faktoren bei
der Implementierung von eRP basierend auf dem Consolidated
Framework for Implementation Research (CFIR) [3].
Ausführung:
Abweichung und fehlende
Flexibilität in der Ausübung
des eRP
Bewohner*in:
Unpassende oder schwer
erreichbare Bw
Wichtige Beteiligte:
Rekrutierungsprobleme des
eRP und Bw
Champions:
Fehlende Champions
Meinungsführer:
Negative Einstellungen
gegenüber eRP von spez. MA
Planung:
Unzureichende Vorbereitung
des PH und der Person mit eRP
auf das eRP
Charakteristika der Intervention
Kosten:
Fehlende Vergütung/
Kostenerstattung
Bevorzugung von
günstigerem Personal mit
geringerer Qualifikation
Qualität & Repräsentation
des Designs:
Fehlende Trennschärfe
zwischen eRP und Rolle
der Pflegefachperson
Erprobbarkeit:
Unpassendes Bw-Klientel
Komplexität:
Komplexität der
Implementierung
Komplexität des eRP
(Qualifizierung, Ausführung
und Zusammenarbeit für
MA)
Anpassbarkeit:
Fehlende/beeinträchtigte
Anpassbarkeit des eRP an
PH
Relativer Vorteil:
Fehlender empfundener
Nutzen des eRP
Bevorzugung bereits
etablierter Strukturen
Inneres Setting
Zugang zu Wissen &
Informationen:
Fehlendes Wissen über eRP
und dessen Implementierung
Verfügbare Ressourcen:
Fehlende Ressourcen
(zeitlich, personell, finanziell,
materiell, allgemein)
Erhöhte Arbeitsbelastung
Engagement der
Führungsebene:
Fehlende Unterstützung,
negative Einstellung und
Widerstand bei Implemen-
tierung des eRP durch
Führungsebene
Bereitschaft für die
Implementierung:
Fehlendes
Engagement, negative
Einstellung und
Widerstand bei
Implementierung des
eRP durch MA
Lernklima:
Eingeschränkte
Lernbereitschaft von
MA und negative
Fehlerkultur
Ziele & Feeback:
Fehlendes Wissen über
Ziele und Ergebnisse
des eRP
Anreize & Prämien der Institution:
Fehlende Anerkennung des eRP
Relative Priorität:
Konkurrenz mit parallellaufenden
Projekten
Priorisierung der Routineversorgung
Kompatibilität:
Fehlende Kompatibilität mit
bestehenden Arbeitsprozessen
Veränderungsdruck:
Bereits funktionierende Strukturen
Implementierungsklima:
Negative Arbeitsumgebung, fehlender
Kulturwandel und fehlende
Unterstützung von MA
Zwang zur Projektteilnahme und
Projektmüdigkeit
Kultur:
(Pflege-)Mentalität und
Einstellung zur Pflegeprofession
Strukturelle Charakteristika:
Größe der Einrichtung (zu groß
oder zu klein)
Fehlende Direktanstellung des
eRP an PH
Personelle Strukturen
Netzwerke & Kommunikation:
Fehlende bzw. beeinträchtigte
Zusammenarbeit und
Kommunikation innerhalb des PH
Äußeres Setting
Externe Richtlinien & Anreize:
Beschränkungen des Kompetenz-
bereichs und der Vergütung des eRP
Externe Vernetzung (Weltoffenheit):
Beeinträchtigte Kommunikation und
Zusammenarbeit mit primären
Gesundheitsversorgern
Fehlender Austausch mit anderen PH
und eRP
Bedürfnisse & Ressourcen von
Bewohner*innen:
Herausforderungen durch COVID-19-
Pandemie
Klinische Komplexität und Unsicher-
heiten in der Versorgung der Bw
Charakteristika der Individuen
Individuelle Identifikation mit der
Institution:
Personalfluktuation und abwesenheit
Neuer Job als eRP
Individuelles Stadium der Veränderung:
Fehlendes Engagement und Qualifikation
des eRP und des Personals
Fehlendes Engagement und Widerstand
durch primäre Gesundheitsversorger
Selbstwirksamkeit:
Überforderung und fehlendes Vertrauen in
eigene Fähigkeiten des eRP und weiterer MA
Wissen und Überzeugungen über die
Intervention:
Hierarchiegefühl und empfundene
Gefährdung des eigenen Aufgabenbereichs
durch MA und primäre Gesundheits-
versorger
Fehlendes Vertrauen von primären Gesund-
heitsversorgern in die Fähigkeiten des eRP
In der Evidenzsynthese konnten 85 und in der qualitativen Studie 107 Barrieren
identifiziert werden. Insgesamt wurden in 26 Unterdomänen des CFIR Barrieren
festgestellt. Besonders in den Unterdomänen Verfügbare Ressourcen (insbesondere
zeitliche), Relativer Vorteil und Engagement der Führungsebene wurden übereinstimmend
Barrieren in beiden Teilstudien identifiziert. Weiterer Schwerpunkt in der Evidenzsynthese
ist die Unterdomäne Individuelle Identifikation mit der Organisation (besonders
Personalfluktuation). In der qualitativen Studie zeigten sich weitere Barrieren durch
Fehlenden Veränderungsdruck.
Der Detailgrad der berichteten Barrieren in der Evidenzsynthese fiel geringer aus als bei der
qualitativen Studie. Dadurch kann die Sicherheit der Zuordnung zu den Unterdomänen
eingeschränkt sein. So wurden in 6 Unterdomänen ausschließlich Barrieren aus der
qualitativen Studie identifiziert gegenüber einer Unterdomäne mit Barrieren der
Evidenzsynthese. Die Ergebnisse bieten einen Überblick über relevante Barrieren in der
stationären LZP und tragen zur Identifikation potenzieller Barrieren für zukünftige Projekte
zur Implementierung von eRP in der stationären LZP bei.
Hintergrund und Fragestellung
Qualitative Studie
Ziel: Identifikation förderlicher und hinderlicher
Faktoren bei der Implementierung eines neuen eRP
im Rahmen der explorativen cluster-randomisierten
Studie Expand-Care“ als Teil der Prozessevaluation.
Methodik: Analyse leitfadengestützter Interviews
mittels deduktiv-induktiver Kategorienbildung ba-
sierend auf der qualitativen Inhaltsanalyse nach P.
Mayring [4] und deren Zusammenfassung zu über-
geordneten förderlichen und hinderlichen Faktoren.
Datenbasis: Interviews in 4 stationären LZP mit 6
Pflegedienstleitungen, 2 Pflegefachpersonen mit
eRP und 2 Pflegefachpersonen, welche die Weiter-
bildung zum eRP abgebrochen haben.
Evidenzsynthese
Ziel: Erstellung einer Übersicht über Barrieren in
der Implementierung von eRP für akademisch
qualifizierte Pflegefachpersonen in der stationären
LZP.
Methodik: Systematische Literaturrecherche in
MEDLINE und CINAHL mit den Suchkonzepten
Implementierung, eRP und stationäre LZP mit
anschließender Extraktion und Zusammenfassung
zu übergeordneten Barrieren.
Datenbasis: Einschluss von 26 Referenzen in die
Datensynthese, davon 20 Primärstudien, 2 Reviews
& 4 Kommentare aus 6 Ländern im Zeitraum von
1988-2023.
Diskussion und Schlussfolgerung
Prozesse
Blau = Barrieren ausschließlich aus Evidenzsynthese
Grün = Barrieren ausschließlich aus qualitativer Studie
Schwarz = Barrieren aus Evidenzsynthese und qualitativer Studie
eRP = erweitertes Rollenprofil; PH = Pflegeheim; Bw = Bewohner*innen;
MA = Mitarbeitende in der Pflege
Ergebnisse
Legende
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