PresentationPDF Available

Soziale Herkunft, ganztägige Betreuung und Kompetenzentwicklung von Grundschulkindern

Authors:

Abstract

Bildungserfolg und gesellschaftliche Positionierung sind vor allem in Deutschland eng mit der sozialen Herkunft verknüpft (Ehmke & Jude, 2010; Faller, 2019; OECD, 2021; Shavit et al., 1998). Als eine Maßnahme zur Reduktion solcher herkunftsbedingten Unterschiede wurden wiederholt ganztägige Betreuungsformen diskutiert, die erhoffte "homogenisierende Wirkung der Schule" (Bourdieu & Passeron, 1971, S. 28) aber nur selten differenziert untersucht (Fischer & Kielblock, 2022; Linberg et al., 2018; Steinmann et al., 2019). Klassischen theoretischen Ansätzen (Bourdieu, 2012; Bourdieu & Passeron, 1971; Coleman, 1966, 1988) und empirischen Befunden (Fend, 1981; Hattie, 2009) folgend, wird die Internalisierung kulturellen Kapitals oftmals durch die in unterschiedlichen Bildungskontexten (z.B. Schule, Hort, Elternhaus) verbrachte Zeit operationalisiert. Ebenso wichtig erscheinen jedoch die Qualität und Intensität dort stattfindender Aktivitäten und Interaktionen (Bourdieu, 2012; Coleman, 1988; Steinmann et al., 2019). Ziel unseres Beitrags ist daher, den in hierzu bislang vorliegenden Forschungsarbeiten reduzierten Fokus auf rein zeitliche und linear angenommene Kompensationseffekte von Beschulungs- bzw. Betreuungsangeboten (Bos et al., 2010; Steinmann et al., 2019) auf die Kompetenzentwicklung von Schüler:innen um Aspekte der Betreuungsqualität und -intensität zu erweitern. Die soziale Herkunft, d.h. vor allem die damit assoziierten ökonomischen und kulturellen Ressourcen, bildet ein zentrales und zugleich vielschichtiges Konzept in der empirischen Bildungsforschung (Breen et al., 2012; Marks & O’Connell, 2021; Müller & Gangl, 2006; Sirin, 2005). Der elterliche Bildungsstand und sozioökonomische Status gelten, auch durch einschlägige Forschungsempfehlungen (APA, 2007; OECD, 2018; Reiss et al., 2019; U.S. Department of Education, 2012), als die wohl meistverwendeten Kontrollvariablen der Bildungsforschung (Breen & Jonsson, 2005; Sirin, 2005; Thomson, 2018). Die entsprechende Modellauswahl folgt dagegen eher einer "Mimikry bisher veröffentlichter Werke" (Thaning & Hällsten, 2020, S. 536) als einer expliziten methodischen Diskussion (Bukodi & Goldthorpe, 2013; Lee et al., 2019; Ludwig-Mayerhofer et al., 2020; Meraviglia & Buis, 2015). Dabei kann die Operationalisierung von "Hintergrundvariablen" (Schneider, 2016, S. 41) einen erheblichen Einfluss auf die Resultate einer Hauptuntersuchung haben (Burnham et al., 2002; Harwell et al., 2017; Blossfeld, 2019). Unser Beitrag zeigt anhand longitudinaler Daten aus dem Nationalen Bildungspanel (NEPS, Startkohorte 2; Artelt & Sixt, 2023; Blossfeld & Roßbach, 2019), dass die Entwicklung mathematischer Kompetenzen von Grundschulkindern sowohl mit den bereits zu Beginn der Schulzeit unterschiedlichen Kompetenzniveaus (β=0.55; p<0.01; R²=0.20) als auch mit den ökonomischen Ressourcen (β=0.27; p<0.01; R²=0.07) und dem Bildungshintergrund der Eltern (=0.2<β<0.50; p<0.01; R²=0.08) einerseits zusammenhängt, andererseits aber auch komplex und nicht-linear interagiert. Die Modellanpassungsgüte und Effektstärken unterscheiden sich daher deutlich zwischen den, nach Kompetenzniveau und sozialer Herkunft differenzierten, Untersuchungsgruppen (0.12≤β≤0.38; p<0.05; 0.01≤R²≤0.40). Die in diesem Beitrag präsentierten Teilergebnisse aus dem DFG-Projekt [Anonymisiert] können so teilweise die gesellschaftlich erhofften, kompensatorischen Effekte von Schule belegen. Daneben finden sich aber auch verstärkende, oft als „Matthäus-Effekt“ (Merton, 1988) zusammengefasste, Einflüsse qualitativ unterschiedlicher Betreuungsformen. Die Wirkung von Ganztagsbeschulung, Hortbetreuung oder auch einfacher Mittagsbetreuung variiert zudem abhängig vom Kompetenzniveau und der sozialen Herkunft der Grundschulkinder. Schon zu Beginn der Schulzeit unterdurchschnittlich kompetente Schüler:innen mit niedriger sozialer Herkunft zeigen bis zum Ende der Grundschulzeit kaum Veränderungen in den Kompetenzen relativ zur Gesamtkohorte, während Schüler:innen hoher sozialer Herkunft deutlich aufholen. Demgegenüber können anfänglich überdurchschnittlich kompetente Kinder hoher sozialer Gruppen ihr Niveau über die Grundschulzeit halten, während sich bei Schüler:innen mit niedriger sozialer Herkunft im gleichen Zeitraum der Kompetenzvorsprung deutlich verringert. Unser Beitrag zeigt, dass eine parametrisch nicht-lineare Modellierung des kulturellen und ökonomischen Hintergrunds theoretisch und methodisch notwendig ist, um hierbei relevante Wirkmechanismen herausstellen und differenzielle Effekte unterschiedlicher Betreuungsformen auf die herkunftsspezifische Kompetenzentwicklung im Zeitverlauf nachweisen zu können. Dadurch gelingt es nicht nur, die entsprechenden Bildungs- und Selektionsprozesse besser zu verstehen. Vielmehr geben unsere Befunde auch Hinweise darauf, gezielt Partizipationsprozesse anzustoßen und Bildungsangebote so zu gestalten, dass herkunftsbedingten Bildungsungleichheiten entgegengewirkt werden kann.
Fabian Siegel, Benjamin Gröschl, Hartmut Ditton &
Katja Scharenberg
18.03.2024
Soziale Herkunft, ganztägige
Betreuung und
Kompetenzentwicklung von
Grundschulkindern
SOZIALE HERKUNFT, GANZTÄGIGE BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VON
GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTON & SCHARENBERG
GEBF 2024 Session 3-20: Soziale
Ungleichheiten in der schulischen
Bildung
1. Ausgangsfrage: Hat der Schulbesuch einen
verstärkenden oder kompensatorischen Einfluss auf
(sozialbedingte) Bildungsungleichheiten?
Verknüpfung von Bildungserfolg und gesellschaftlicher Positionierung mit der sozialen
Herkunft
(Ehmke & Jude, 2010; Faller, 2019; OECD, 2019, 2021; Shavit et al., 1998)
„Minimierung von Ungleichheiten" als Leitmotiv der Bildungsforschung
(Autorengruppe Bildungsberichterstattung, 2020, S. 63)
Fokus auf dem frühen Bildungsverlauf und Mathematikfähigkeiten
Grundschule dient der Vermittlung einer „soliden Basis" (Ditton, 1992, S. 218) für alle Kinder, u. a.
in der Lesefähigkeit oder im mathematischen Denken (Parsons, 1968)
Sozial bedingte Bildungsungleichheiten in Deutschland
SOZIALE HERKUNFT, GANZGIGE BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VON GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTON & SCHARENBERG
1. AUSGANGSFRAGE: VERSTÄRKENDER ODER KOMPENSATORISCHER EINFLUSS DES SCHULBESUCHS?
3
Zuerst angewendet von Merton (1968) im Bereich der Wissenschaftspublikationen
Theoretische Mechanismen des „cumulative advantage(CA) als Erklärung für
Bildungsungleichheit (DiPrete & Eirich, 2006)
The central descriptive idea in the CA literature is that the advantage of one individual or group
over another grows (i.e., accumulates) over time, which is often taken to mean that the inequality
of this advantage grows over time.” (DiPrete & Eirich, 2006, S. 272)
Unterscheidung von pfadabhängigen, zeitabhängigen und statusabhängigen Prozessen (Baumert et
al., 2012)
Der berühmte Matthäus Effekt
4
SOZIALE HERKUNFT, GANZGIGE BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VON GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTON & SCHARENBERG
1. AUSGANGSFRAGE: VERSTÄRKENDER ODER KOMPENSATORISCHER EINFLUSS DES SCHULBESUCHS?
„Wer gut ist, wird noch mehr gefördert, wer schlecht ist, fällt immer mehr zurück" (Fend,
1981, S. 93)
Ausgangslage: Bisherige Studien zeigen heterogene Leistungsverläufe in der Grundschule
(Herrmann et al., 2021; Passaretta & Skopek, 2021)
Verweis auf Komplexität der Thematik von CA
1. ... unter Beachtung der Eingangsleistung
2. ... als Einfluss des Bildungshintergrundes auf die Leistungsentwicklung
3. ... unter Beachtung des Migrationshintergrundes
4. ... unter Beachtung des Geschlechts
5. ... unter Beachtung von Nichtbeschulungszeiten (Schulferien)
Aktuelle Forschung: Matthäuseffekt oder Kompensation?
SOZIALE HERKUNFT, GANZGIGE BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VON GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTON & SCHARENBERG
1. AUSGANGSFRAGE: VERSTÄRKENDER ODER KOMPENSATORISCHER EINFLUSS DES SCHULBESUCHS?
5
Ausgangslage: Bisherige Studien zeigen heterogene Leistungsverläufe in der Grundschule
(Herrmann et al., 2021; Passaretta & Skopek, 2021)
Verweis auf Komplexität der Thematik von CA
1. ... unter Beachtung der Eingangsleistung
2. ... als Einfluss des Bildungshintergrundes
auf die Leistungsentwicklung
3. ... unter Beachtung des Migrationshintergrundes
4. ... unter Beachtung des Geschlechts
5. ... unter Beachtung von Nichtbeschulungszeiten
(Schulferien)
6
SOZIALE HERKUNFT, GANZTÄGIGE BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VON GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTON & SCHARENBERG
1. AUSGANGSFRAGE: VERSRKENDER ODER KOMPENSATORISCHER EINFLUSS DES SCHULBESUCHS?
Abb. 1: Mittelwerte der Kompetenztests (unkorrigierte WLEs) in Mathematik für drei Leistungsgruppen
(N = 4.982) (Hermann et al., 2021, S. 9).
1. Klasse 2. Klasse 3. Klasse
(Kein Test)
4. Klasse
Aktuelle Forschung: Matthäuseffekt oder Kompensation?
The interaction term shows that
the middle and high achievers have
significantly lower competence
gains over time compared to the
low achievers […] Middle M2:
b = - 0.07 […]; High M2: b = - 0.18
[…]” (Herrmann et al., 2021, S. 525
-526)
Implikation: Leicht
kompensatorische Wirkung des
Grundschulbesuchs
7
SOZIALE HERKUNFT, GANZGIGE BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VON GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTON & SCHARENBERG
1. AUSGANGSFRAGE: VERSTÄRKENDER ODER KOMPENSATORISCHER EINFLUSS DES SCHULBESUCHS ?
Abb. 1: Mittelwerte der Kompetenztests (unkorrigierte WLEs) in Mathematik für drei Leistungsgruppen (N = 4.982) (Hermann et al., 2021, S. 9).
1. Klasse 2. Klasse 3. Klasse
(Kein Test)
4. Klasse
2. Theoretischer Hintergrund: Ein genauer Blick auf
die bestimmenden Konstrukte
Kompensation des Einflusses der sozialen Herkunft durch Schulkontext
Klassische theoretische Ansätze (Bourdieu, 1983; Bourdieu & Passeron, 1971; Coleman,
1966, 1988) betonen die verbrachte Zeit im Schulkontext als entscheidend für die
individuelle Entwicklung
Bourdieu & Passeron (1971): Zeit in der Schule = Homogenisierende Wirkung der
Schule" (S. 28)
Vor allem in der (Grund-)Schule sollte also Schüler*innen mit niedriger Bildungsherkunft das Zeit
aufholen" (Rohlfs, 2011, S. 88) ermöglicht werden
9
SOZIALE HERKUNFT, GANZGIGE BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VON GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTON & SCHARENBERG
2. THEORETISCHER HINTERGRUND: EIN GENAUERER BLICK AUF DIE BESTIM MENDEN KONSTRUKTE
Neben dem Zeitpunkt der Selektion ebenfalls schulart- und schulspezifische Angebote
(Ditton, 2007)
Verringerung von Bildungsungleichheiten durch Ganztagsschulen als eine zentrale
Erwartung" an diese (Sauerwein et al., 2019, S. 83)
Forschungsstand zur Ganztagsschule noch limitiert
„[…] recht wenige empirische und entsprechend differenzierte Untersuchungen zu den
Wirkungen deutscher Ganztagsschulen auf die Kompetenzen […]“ (Linberg et al., 2018, S. 1207)
Die Bilanz speziell zum „Zusammenhang von Bildungserfolg und Herkunft mit Blick auf die
Ganztagsschule […] [gilt als] ein noch etwas diffuses Bild“ (Züchner & Fischer, 2014, S. 361)
Kompensationsfunktion schulischer Angebote und Betreuungsformen
10
SOZIALE HERKUNFT, GANZGIGE BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VON GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTON & SCHARENBERG
2. THEORETISCHER HINTERGRUND: EIN GENAUERER BLICK AUF DIE BESTIM MENDEN KONSTRUKTE
Hat der Schulbesuch einen verstärkenden oder kompensatorischen Einfluss auf die
(kohortenspezifische,) relative mathematische Kompetenzentwicklung von
Grundschüler*innen?
Starke theoretische Argumente & deutliche empirische Indizien verweisen auf die
Notwendigkeit eines differenzierten Blicks auf die Kompensationsfunktion von Schule
Berücksichtigung des vielschichtigen Bildungshintergrundes & der unterschiedlichen
institutionellen Betreuungsformen
Ökonometrische Analyse komplexer & nichtlinearer Interaktionsstrukturen
Forschungsfrage
3. Methodisches Vorgehen
13
SOZIALE HERKUNFT, GANZGIGE BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VON GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTON & SCHARENBERG
3. METHODISCHES VORGEHEN
„The main goal of the National Educational Panel Study (NEPS) is to provide a high quality
data for research on education from different disciplinary perspectives“ (Artelt & Sixt, 2023,
S. 279)
„Even today NEPS is the only data base that allows for in depth study of individual
longitudinal competence development and educational trajectories“ (Artelt & Sixt, 2023, S.
278)
NEPS-SC2
(Kindergartenkohorte):
Aktuell 10 Erhebungswellen,
darunter Klasse 1 bis Klasse 4
Informationen von
Schüler:innen;
Lehrkräften,
Schulleitungen,
primären
Erziehungsberechtigten
& deren Partner
(Blossfeld & Roßbach, 2019)
Alternative Betreuungsformen mit zeitlich, aber auch inhaltlich unterschiedlichen
Profilen
Hortbetreuung gilt als explizite, sozialpädagogisch motivierte, Alternative zum
schulischen Ganztag (Alt et al., 2016)
Vier Betreuungsformen anstelle binärer Minimaldefinition
Einbezug der diversen Betreuungslandschaft (Höhmann et al., 2004; Markert,
2011)
Analysevariablen
14
SOZIALE HERKUNFT, GANZGIGE BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VON GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTON & SCHARENBERG
3. METHODISCHES VORGEHEN
HTS
HTS
MB
GTB
Hort
GTS
Kontextvariable Betreuungsformen
Bildungshintergrund
Höchstes Bildungszertifikat der Bezugspersonen in der 3. Erhebungswelle (K1, Elternangaben). Variable: hiAB
6 Kategorien:
1 HS /MS (Haupt- und Mittelschule); 2 Mittlere Reife; 3 Fg. (Fachgebundene-) Hochschulreife; 4 Allg. HSR; 5 HS-
Abschluss (FH) (Hochschulabschluss); 6 HS-Abschluss / Prom. (univ.)
Mathematische Kompetenzen
WLE-Mathe (Welle 3 [K1]: mag1_sc1; Welle 6 [K4]: mag4_sc1) := gewichtete Kompetenzwerte (Pohl & Carstensen,
2013);Range = [-5 < 5 ]; MEAN = 0
4. Befunde
GuteSchüler*innen scheinen
im Durchschnitt etwas weniger
stark von der Beschulung zu
profitieren als ihre schlechten
Peers
Absoluter Abstand verringert
sich leicht
Kompensationeffekt?
16
SOZIALE HERKUNFT, GANZTÄGIGE BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VON GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTON & SCHARENBERG
4. BEFUNDE
Matthäuseffekte oder Kompensation?
Abb. 2a: Mittelwerte der Kompetenztests (unkorrigierte WLEs) in Mathematik für drei Leistungsgruppen (N = 2831). Eigene Berechnung
Absolute
Abb. 2b Mittelwerte der Kompetenztests (unkorrigierte WLEs) in Mathematik für drei Leistungsgruppen (N = 2831). Eigene Berechnung
17
SOZIALE HERKUNFT, GANZTÄGIGE BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VON GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTON & SCHARENBERG
4. BEFUNDE
Matthäuseffekte oder Kompensation?
Bedeutung der
kohortenspezifischen
Positionierung im deutschen
Schulsystem
(„Übergangsquoten“)
Relativer Abstand verringert
sich ebenfalls
Kompensation oder
Homogenisierende Wirkung d.
Schule?
18
SOZIALE HERKUNFT, GANZTÄGIGE BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VON GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTON & SCHARENBERG
4. BEFUNDE
Abb. 2a: Mittelwerte der Kompetenztests (unkorrigierte WLEs) in Mathematik für drei Leistungsgruppen (N = 2831). Eigene Berechnung
Matthäuseffekte oder Kompensation?
Abb. 3: Mathäuseffekt; mittleres Mathematikniveau (K1, W3). Eigene Darstellung.
Abb. 2b Mittelwerte der Kompetenztests (unkorrigierte WLEs) in Mathematik für drei Leistungsgru ppen (N = 2831). Eigene Berechnung
Absolute
SOZIALE HERKUNFT, GANZTÄGIGE BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VON GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTON & SCHARENBERG
4. BEFUNDE
Abhängig vom Bildungshintergrund und
Eingangsniveau unterschiedliche
Kompetenzentwicklung
Unterschiede nehmen über die Grundschulzeit zu
Leichte „homogenisierende Wirkung“ im oberen & unteren Drittel
erkennbar (Boden- & Deckeneffekte?)
Nichtlineare Interaktionen (β-Vorzeichenwechsel, partielle Mediation
& Suppression)
„Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat,
dem wird auch das genommen, was er hat.“ (Matthäus 25,29 [Lut])
Differenzielle Matthäuseffekte in 3 Kompetenzniveaus (K1,W3)
19
Abb. 3: Mathäuseffekt; mittleres Mathematikniveau (K1, W3). Eigene Darstellung.
Abb. 3: Mathäuseffekt; oberes Mathematikniveau (K1, W3). Eigene Darstellung. Abb. 4: Mathäuseffekt; oberes Mathematikniveau (K1, W3). Eigene Darstellung.
20
SOZIALE HERKUNFT, GANZTÄGIGE BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VON GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTON & SCHARENBERG
4. BEFUNDE
Abb. 2: Einfluss von SH-Dimensionen & Startniveau auf den Kompetenzerwerb, lineare Regression. Eigene Darstellung.
Matthäuseffekte oder Kompensation?
Negativer Matthäus- Effekt: Wer
nicht hat, dem wird auch noch
genommen
Grundschüler*innen mit niedrigem
Bildungshintergrund verlieren über die
Grundschulzeit an Kompetenzvorsprung
Positiver Matthäus- Effekt: Wer
hat, dem wird gegeben
Grundschüler*innen mit hohem
Bildungshintergrund können über die
Grundschulzeit Kompetenzdefizite
ausgleichen
21
Leichte Kompensation zwischen den Kompetenzniveaus feststellbar
Deutliche Matthäuseffekte innerhalb der Kompetenzniveaus, zwischen
Bildungsniveaus
Komplexe Interaktionen & Wechselwirkungen in Abhängigkeit vom
Bildungshintergrund & der relativen Kompetenzentwicklung
Nicht-Lineare Effekte des Bildungshintergrundes & des (sozio-)
ökonomischen Status (HISEI) auf die Kompetenzentwicklung
SOZIALE HERKUNFT, GANZTÄGIGE BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VON GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTON & SCHARENBERG
4. BEFUNDE
Tab. 1: Einfluss von SH-Dimensionen & Startniveau auf den Kompetenzerwerb, Nichtparametrische Regression. Eigene Berechnung.
Abb. 6: Einfluss von SH-Dimensionen & Startniveau auf den Kompetenzerwerb,
lineare Regression. Eigene Darstellung.
Matthäuseffekte & Kompensation?
Kompensation des Einflusses der sozialen Herkunft
durch den Schulkontext?
Differenzielle Nutzung der
Betreuungszeiten
Mit höherer Bildung werden längere Betreuungszeiten
fast doppelt so wahrscheinlich (Mittagsbetreuung 1:1,9;
Hort 1:2,8)
Kein Effekt für Ganztagsschule
Scheint unabhängig von (sozio-) ökonomischen
Ressourcen (HISEI) und mathematischen Kompetenzen
Indiz für Bourdieus „sozial wirksamste
Erziehungsinvestition“ (Bourdieu, 2001,
S. 113)
Für die Familien ist die Übermittagsbetreuung vor allem
dann interessant, wenn die Mütter (oder Väter) in Teilzeit
arbeiten und die Kinder nachmittags selbst betreuen
möchten“ (Geis-Thöne, 2020, S. 9)
Ergebnis 1a: Selektive Nutzung
23
SOZIALE HERKUNFT, GANZGI G E BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VO N GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTO N & SCHARENBERG
4. BEFUNDE
Tab. 2: Selektive Nutzung von Betreuungsformen nach Bildungshintergrund (K4, W6). Eigene Darstellung.
Ergebnis 1b: Selektive Nutzung
24
SOZIALE HERKUNFT, GANZTÄGIGE BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VON GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTON & SCHARENBERG
4. BEFUNDE
Tab. 3: Differenzielle Nutzung von Betreuungsformen nach Bildungshintergrund
(K4, W6). Eigene Darstellung.
Differenzielle Nutzung der Betreuungsformen
Die durchschnittlichen Mathematikkompetenzen der
Ganztagsschüler:innen liegen in den höheren
Bildungsgruppen unter denen der anderen
Betreuungsformen
Die erhoffte Kompensationswirkung der
Ganztagsbeschulung scheint vor allem von höher
gebildeten Eltern genutzt zu werden
Es scheinen „zum Teil deutlich ausgeprägte
Bildungsungleichheiten nach sozialer Herkunft
hinsichtlich der Partizipation an
Bildungsangeboten“ (Ditton & Maaz, 2022, S.
1093) zu bestehen
25
SOZIALE HERKUNFT, GANZGIGE BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VON GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTON & SCHARENBERG
4. BEFUNDE
Ergebnis 2: Selektive Wirkung
Abb. 7: Differenzielle Wirkung von Betreuungsformen, HS/MS. Eigene Darstellung. Abb. 8: Differenzielle Wirkung von Betreuungsformen, UNI. Eigene Darstellung.
Wirkung Betreuungsformen, abhängig von
Bildungshintergrund (Math. Untere Hälfte)
Vergleich HS vs. UNI
26
SOZIALE HERKUNFT, GANZGIGE BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VON GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTON & SCHARENBERG
4. BEFUNDE
Abb. 9: Wirkungsvergleich, Halbtag vs. schulischer Ganztag, HS/MS. Eigene Darstellung. Abb. 10: Wirkungsvergleich, Halbtag vs. schulischer Ganztag,UNI. Eigene Darstellung.
Ergebnis 3: Indizien der Kompensation oder Verstärkung durch GTS?
Wirkung schulischer Ganztag vs. Halbtag, abhängig von Bildungshintergrund
(Math. Mittleres Drittel)
Vergleich HS vs. UNI
5. Limitationen
28
Fehlende Angaben zur Schulart: HS/MS 60%, Realschule 47%, UNI 30%
öffentlicher / privat; Reform- / Sonder- / Förderpädagogische Ausrichtung
Fehlende Angaben zur Klassenstufe: HS/MS 45%, Realschule 31%, UNI 12%
Zusätzliche strukturelle & institutionelle Verzerrungen:
Nicht-Erreichen der 4. Klasse in 4 Grundschuljahren ebenfalls abhängig vom Bildungshintergrund: HS/MS 8%, Realschule
3,5%, UNI 1,8%
Sitzenbleibrisiko" in der untersten Bildungsschicht fast 5x höher als in der obersten: ODDS-Ratios: HS/MS 1:12, UNI 1:55
Kumuliertes Ausfallrisiko: HS/MS 83% , Realschule 70%, UNI 54%
ODDS-Ratio 1:4,38 (AusfallrisikoHS/MS vs. UNI)
Resultat: Teilweise sehr kleine Teilstichproben in differenzierten Betreungsformen & Bildungskategorien
Selektive Missingstruktur & Panelmortalität
SOZIALE HERKUNFT, GANZTÄGIGE BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VON GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTON & SCHARENBERG
5. LIMITATIONEN
Tab. 4: Ausfallrisiko nach Bildungshintergrund. Eigene Darstellung. Tab. 5: Gültige Fälle, relative & absolute Häufigkeiten nach Bildungshintergrund. Eigene Darstellung.
Vielfalt der Erklärungen der bisherigen (ausbleibenden) Effekte der Ganztagsschule
U. a. nicht vorhandene Rahmencurricula & mangelnde Prozessqualität (Lossen et al., 2021)
Niedrige Teilnahmeintensität (Rollett et al., 2020) & partielle Angebotsnutzung (Tillmann et al., 2018)
Individueller Besuch, aber nicht individuelle Teilnahmeintensität der (ganztägigen)
Betreuungsform in NEPS SC2 vorhanden
Besuch einer ganztägigen Betreuungsform ≠ gleich Besuch eines (förderintensiven /-
orientierten) Ganztagschulangebots (Bos et al., 2010; Steinmann et al., 2019)
Schulebene im Datensatz schwer zu integrieren, v. a. im Längsschnitt
(Uneinflussreiche ?) Kontextvariable Betreuungsform
29
SOZIALE HERKUNFT, GANZGIGE BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VON GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTON & SCHARENBERG
5. LIMITATIONEN
6. Take-Home-Message
31
SOZIALE HERKUNFT, GANZGIGE BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VON GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTON & SCHARENBERG
6. TAKE-HOME-MESSAGE
„Wer gut ist, wird noch mehr gefördert, wer schlecht ist, fällt immer mehr zurück" (Fend,
1981, S. 93)
Wer (sehr) gut ist, wird nicht weiter gefördert [vor allem wenn man einen niedrigen
Bildungshintergrund hat]
Wer schlecht ist, kann kaum aufholen [es sei denn man hat einen hohen
Bildungshintergrund]
Ob jemand (bei Schuleintritt) gut oder schlecht ist, korreliert mit dem Bildungshintergrund
= Schule hat kaum kompensatorische Wirkung?
Take Home Message
Matthäuseffekte sind komplex
Bildungshintergrund sollte detailliert erfasst werden
Soziale Herkunft ist mehr als nur der Bildungshintergrund
Weitgehende Übereinstimmung zur Verwendung der „Großen 3“: Berufseinkommen;
Berufsstatus & Bildungslevel (Antonoplis, 2023; APA, 2007; OECD, 2019; U.S. Department of
Education, 2012; Sirin, 2005)
Interaktionen + nichtlineare Effekte zeigen differenzielle Wirkmechanismen der „Großen 3“
Betreuungsangebote sind vielfältig
„Minimaldefinition“ (Strietholt et al., 2015, S. 745) erfasst qualitative Unterschiede der
Betreuungsangebote nur ungenügend
Unterschiedliche (ganztägige) Betreuungsformen zeigen komplexe Wechselwirkungen mit dem
Bildungshintergrund und der Leistungsentwicklung
„die [eine] Ganztagsschule" (Wiere, 2011a, S. 35) gibt es nicht
Take Home Message
32
SOZIALE HERKUNFT, GANZTÄGIGE BETREUUNG UND KOMPETENZENTWICKLUNG VON GRUNDSCHULKINDERN
SIEGEL, GRÖSCHL, DITTON & SCHARENBERG
6. TAKE-HOME-MESSAGE
Alt, C., Hüsken, K., & Lange, J. (2016). Betreuung in der Primarstufe Methodische Herausforderungen bei der Analyse von Angebot und Nachfrage. Diskurs Kindheits- und Jugendforschung /
Discourse. Journal of Childhood and Adolescence Research, 11(4), 499503.
Antonoplis, S. (2023). Studying Socioeconomic Status: Conceptual Problems and an Alternative Path Forward. Perspectives on Psychological Science 18 (2), 27592.
APA (2007). Report of the APA Task Force on Socioeconomic Status. American Psychological Association.
Autorengruppe Bildungsberichterstattung. (2020). Bildung in Deutschland 2020. Bielefeld: wbv Media. Zugegriffen: 26. Oktober 2021
Artelt, C., & Sixt, M. (2023). „The National Educational Panel Study (NEPS)—Framework, Design, and Research Potential“. Zeitschrift Für Erziehungswissenschaft, 26 (2), 27798.
Baumert, J., Nagy, G., & Lehmann, R. (2012). Cumulative Advantages and the Emergence of Social and Ethnic Inequality: Matthew Effects in Reading and Mathematics Development Within
Elementary Schools? Child Development, 83(4), 13471367.
Blossfeld, H .P., & Roßbach H. G. (2019). Education as a Lifelong Process: The German National Educational Panel Study (NEPS). Springer.
Bos, W., Hornberg, S., Arnold, K.-H., Faust-Siehl, G., Fried, L., Lankes, E.-M., Schwippert, K., Tarelli, I., & Valtin, R. (Hrsg.). (2010). IGLU 2006 die Grundschule auf dem Prüfstand: Vertiefende
Analysen zu Rahmenbedingungen schulischen Lernens. Waxmann.
Bourdieu, P. (1983). Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital. In R. Kreckel (Hrsg.), Soziale Ungleichheiten (S. 183198). VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Bourdieu, P. (2001). Die drei Formen des kulturellen Kapitals. In M. Steinrücke (Hrsg.), Wie die Kultur zum Bauern kommt: Über Bildung, Schule und Politik (S. 112120). VSA-Verlag.
Bourdieu, P., & Passeron, J.-C. (1971). Die Illusion der Chancengleichheit. Untersuchungen zur Soziologie des Bildungswesens am Beispiel Frankreichs. Klett.
Coleman, J. (1966). Equality of Educational Opportunity. U.S. Department of Health, Education & Welfare.
Coleman, J. (1988). Social Capital in the Creation of Human Capital. American Journal of Sociology, 94, 95120.
DiPrete, T. A., & Eirich, G. M. (2006). Cumulative Advantage as a Mechanism for Inequality: A Review of Theoretical and Empirical Developments. Annual Review of Sociology, 32(1), 271297.
Ditton, H. (1992). Ungleichheit und Mobilität durch Bildung. Weinheim ; München: Juventa-Verl.
Ditton, H. (2007). Der Beitrag von Schule und Lehrern zur Reproduktion von Bildungsungleichheit. In R. Becker & W. Lauterbach (Hrsg.), Bildung als Privileg: Erklärungen und Befunde zu den
Ursachen der Bildungsungleichheit (S. 243271). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Ditton, H., & Maaz, K. (2022). Sozioökonomischer Status, Bildungserfolg und Bildungsteilhabe. In H. Reinders, D. Bergs-Winkels, A. Prochnow, & I. Post (Hrsg.), Empirische Bildungsforschung
(S. 10831103). Springer Fachmedien Wiesbaden.
LITERATURVERZEICHNIS
Ehmke, T., & Jude, N. (2010). Soziale Herkunft und Kompetenzerwerb. In E. Klieme, C. Artelt, J. Hartig, N. Jude, O. Köller, M. Prenzel, & W. Schneider (Hrsg.), PISA 2009. Bilanz nach einem
Jahrzehnt (S. 231254). Waxmann.
Faller, C. (2019). Bildungsgerechtigkeit im Diskurs: Eine diskursanalytische Untersuchung einer erziehungswissenschaftlichen Kategorie. Springer.
Fend, H. (1981). Theorie der Schule. Urban & Schwarzenberg.
Geis-Thöne, W. (2020). Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern. IW-Report, (5).
Herrmann, S., Meissner, C., Nussbaumer, M., & Ditton, H. (2021). Matthew or compensatory effects? Factors that influence the math literacy of primaryschool children in Germany. British
Journal of Educational Psychology,92(2), 518534.
Holtappels, H. G., Radisch, F., Rollett, W., & Kowoll, M. E. (2010). Bildungsangebot und Schülerkompetenzen in Ganztagsgrundschulen. In W. Bos, S. Hornberg, K.-H. Arnold, G. Faust, L. Fried,
E.-M. Lankes et al. (Hrsg.), IGLU 2006 - die Grundschule auf dem Prüfstand (S. 165198). Waxmann.
Höhmann, K., Holtappels, H. G., & Schnetzer, T. (2004). Ganztagsschule. Konzeptionen, Forschungsbefunde, aktuelle Entwicklungen. Jahrbuch der Schulentwicklung. Band 13. (S. 253289).
Weinheim und München.
Kielblock, S., Arnoldt, B., Fischer, N., Gaiser, J. M., & Holtappels, H. G. (Hrsg.) (2021). Vorwort.Individuelle Förderung an Ganztagsschulen: Forschungsergebnisse der Studie zur Entwicklung
von Ganztagsschulen (StEG). Weinheim und Basel: Beltz.
Kramer, R.-T., & Helsper, W. (2011). Kulturelle Passung und Bildungsungleichheit Potenziale einer an Bourdieu orientierten Analyse der Bildungsungleichheit. In H.-H. Krüger, U. Rabe-
Kleberg, R.-T. Kramer, & J. Budde (Hrsg.), Bildungsungleichheit revisited (S. 103125). VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Linberg, T., Struck, O., & Bäumer, T. (2018). Vorzug Ganztagsschule? Zusammenhänge mit der Kompetenzentwicklung im Bereich Lesen und Mathematik. Zeitschrift für
Erziehungswissenschaft, 21(6), 12051227.
Lossen, K., Holtappels, H. G., Osadnik, F., & Tillmann, K. (2021). StEG-Lesen: Konzeption des Studiendesigns und des Leseförderprogramms. In S. Kielblock, B. Arnoldt, N. Fischer, J. M.
Gaiser, & H. G. Holtappels (Hrsg.), Individuelle Förderung an Ganztagsschulen: Forschungsergebnisse der Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen (StEG) (S. 168178). Weinheim und
Basel: Beltz.
Markert, T. (2011). Schule + Hort = ein Ganztagsangebot?: Eine Bestandsaufnahme zur Zusammenarbeit von Grundschule und Hort im Ganztagsangebot. In H. Gängler & T. Markert (Hrsg.),
Studien zur ganztägigen Bildung. Vision und Alltag der Ganztagsschule: Die Ganztagsschulbewegung als bildungspolitische Kampagne und regionale Praxis (S. 99114). Weinheim und
München: Juventa Verlag.
Merton, R. K. (1968). The Matthew Effect in Science. Science, 159(3810), 5663.
OECD (2019). PISA 2018 Results (Volume II): Where All Students Can Succeed. PISA. OECD.
LITERATURVERZEICHNIS
OECD (2021). Bildung auf einen Blick 2021. OECD-Indikatoren. OECD
Parsons, T. (1968). Die Schulklasse als soziales System. In Sozialstruktur und Persönlichkeit (S. 161193). Frankfurt: Europäische Verlagsanstalt.
Passaretta, G., & Skopek, J. (2021). Does Schooling Decrease Socioeconomic Inequality in Early Achievement? A Differential Exposure Approach. American Sociological Review,86(6), 1017
1042.
Pohl, S., & Carstensen, C. H. (2013). Scaling of competence tests in the National Educational Panel StudyMany questions, some answers, and further challenges. Journal for Educational
Research Online, 5, 189216.
Rohlfs, C. (2011). Bildungseinstellungen. VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Rollett, W., Lossen, K., & Holtappels, H. G. (2020). Ausgewählte Befunde der Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen (StEG). In P. Bollweg, J. Buchna, T. Coelen& H.-U. Otto (Hrsg.),
Handbuch Ganztagsbildung (S. 15071524). Springer
Sauerwein, M. N. (2019). Participation in all-day-schoolsmore detailed analysis. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 22(2), 435459.
Shavit, Y., Müller, W., & Tame, C. (Hrsg.). (1998). From School to Work: A Comparative Study of Educational Qualifications and Occupational Destinations. Oxford University Press.
Sirin, S. R. (2005). Socioeconomic status and academic achievement: A meta-analytic review of research. Review of Educational Research, 75(3), 417453.
Steinmann, I., Strietholt, R., & Caro, D. (2019). Participation in Extracurricular Activities and Student Achievement: Evidence from German All-Day schools. School Effectiveness and School
Improvement, 30(2), 155176.
Strietholt, R., Manitius, V., Berkemeyer, N., & Bos, W. (2015). Bildung und Bildungsungleichheit an Halb- und Ganztagsschulen. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 18(4), 737761.
Tillmann, K., Sauerwein, M., Hannemann, J., Decristan, J., Lossen, K., & Holtappels, H. G. (2018). Förderung der Lesekompetenz durch Teilnahme an Ganztagsangeboten? Ergebnisse der
Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen (StEG). In M. Schüpbach, L. Frei, & W. Nieuwenboom (Hrsg.), Tagesschulen (S. 289307). Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.
U.S. Department of Education (2012). Improving the Measurement of Socioeconomic Status for the National Assessment of Educational Progress: A Theoretical Foundation--Recommendations
to the National Center for Education Statistics. National Center for Education Statistics.
Wiere, A. (2011a). Wie wirkt die Ganztagsschule? Forschungsfragen und Befunde. In H. Gängler & T. Markert (Hrsg.), Studien zur ganztägigen Bildung. Vision und Alltag der Ganztagsschule:
Die Ganztagsschulbewegung als bildungspolitische Kampagne und regionale Praxis (S. 3358). Weinheim und München: Juventa Verlag.
Wiere, A. (2011b). Wie wirkt die Ganztagsschule? Forschungsfragen und Befunde. In H. Gängler & T. Markert (Hrsg.), Studien zur ganztägigen Bildung. Vision und Alltag der Ganztagsschule:
Die Ganztagsschulbewegung als bildungspolitische Kampagne und regionale Praxis (S. 3358). Juventa Verlag.
Züchner, I., & Fischer, N. (2014). Kompensatorische Wirkungen von Ganztagsschulen - Ist die Ganztagsschule ein Instrument zur Entkopplung des Zusammenhangs von sozialer Herkunft und
Bildungserfolg? Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 17(2), 34936
LITERATURVERZEICHNIS
ResearchGate has not been able to resolve any citations for this publication.
Article
Full-text available
This meta-analysis reviewed the literature on socioeconomic status (SES) and academic achievement in journal articles published between 1990 and 2000. The sample included 101,157 students, 6,871 schools, and 128 school districts gathered from 74 independent samples. The results showed a medium to strong SES–achievement relation. This relation, however, is moderated by the unit, the source, the range of SES variable, and the type of SES–achievement measure. The relation is also contingent upon school level, minority status, and school location. The author conducted a replica of White’s (1982) meta-analysis to see whether the SES–achievement correlation had changed since White’s initial review was published. The results showed a slight decrease in the average correlation. Practical implications for future research and policy are discussed.
Chapter
Lesekompetenz ist eine wesentliche Bedingung, um in der Schule erfolgreich zu sein und den Alltag bewältigen zu können (Bremerich-Vos, Tarelli & Valtin, 2012; Retelsdorf, Köller & Möller, 2014). Die Fähigkeit zu verstehendem Lesen ist damit eine wesentliche Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe und stellt ein „universelles Kulturwerkzeug“ (Artelt et al., 2007, S. 5) dar. Lesekompetenz ist in den Bildungsstandards (KMK, 2004, 2005) sowie in den Rahmenlehrplänen der Primar- und Sekundarstufenschulen in Deutschland verankert und gilt als Schlüsselkompetenz (Bos, Bremerich-Vos, Tarelli & Valtin, 2012; Bos et al., 2012).
Article
Eine zentrale politische Zielsetzung für den Ausbau von Ganztagsschulen in Deutschland war die Verminderung des starken Zusammenhangs von sozialer Herkunft und Bildungserfolg. Der Beitrag untersucht im Sinne einer Zwischenbilanz auf Basis der deutschen Ganztagsschulforschung und internationaler Forschung zu außerunterrichtlicher Aktivitäten inwieweit es empirische Hinweise für pädagogische und dabei kompensatorische Effekt durch ganztägige Angebote in Schulen gibt. Zudem werden Daten der Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen (StEG) herangezogen. Insgesamt zeigen sich stärkere Effekte von Ganztagsschulen auf soziales Lernen als auf Schulleistungen. Allerdings gibt es erste Hinweise auf kompensatorische Wirkungen. Abstract The introduction of “all-day schools” (i.e. schools that provide extended education times and extracurricular activities) has been a major topic in educational debates in Germany in the last decade. One of the main goals for expanding the provision of all-day schooling in Germany was to support the development of academic skills and abilities of all students independent of their socio-economic-background. Based on empirical results of current studies and the data of the “study of the development of all day schools” educational effects of extracurricular activities are analyzed. Typically studies show that extracurricular participation supports social learning rather than academic achievement. Nonetheless, data provide first hints of compensatory effects. Thus all-day schools can weaken the link between socio-economic background and academic achievement.
Article
Der intensive Ausbau ganztägiger Bildung und Betreuung ist eines der kostspieligsten und meist diskutierten Schulreformprogramme der vergangenen Jahre. Ein erklärtes Ziel ist eine Verbesserung von Schülerkompetenzen und der Abbau von Bildungsungleichheit. Der empirische Beleg hierfür steht aber noch aus. Hieran anknüpfend widmet sich die vorliegende Arbeit der Frage, ob die Organisationsform von Schulen einen Effekt auf Schülerkompetenzen hat. Hierzu reanalysieren wir Daten aus IGLU, TIMSS und PISA und vergleichen das Leistungsniveau und herkunftsbedingte Disparitäten an Halb- und Ganztagsschulen. Für einen fairen Vergleich der Schulen beider Organisationsformen matchen wir zunächst Schulen, die sich nicht in Bezug auf die Schülerkomposition, Region und Schulform unterscheiden. Die Ergebnisse unserer Mehrebenenanalysen lassen sich so zusammenfassen, dass wir an Ganztagsschulen weder ein höheres Leistungsniveau, noch eine Reduktion von Bildungsungleichheiten beobachten. Abstract The massive expansion of all-day schools that can be observed recently is one of the most costly and most widely discussed school/education reform programs over the last years. One of the declared aims is to improve the students competencies and reduce educational inequalities. However, there is little empirical research that provides evidence in this respect. Against this background, the present study investigates whether the organizational form of schools have an effect on student achievement. Therefore, we use/reanalyse data from PIRLS, TIMSS, and PISA and compare levels of performance and origin-related disparities at half- and all-day schools. To have a fair comparison of both types of schools we match half- and all-day schools based on their social composition, region, and school type. The results of our multilevel analyses indicate that there are no effects at all-day schooling on levels of achievement and educational inequalities.
StEG-Lesen: Konzeption des Studiendesigns und des Leseförderprogramms
  • K Lossen
  • H G Holtappels
  • F Osadnik
  • K Tillmann
Lossen, K., Holtappels, H. G., Osadnik, F., & Tillmann, K. (2021). StEG-Lesen: Konzeption des Studiendesigns und des Leseförderprogramms. In S. Kielblock, B. Arnoldt, N. Fischer, J. M.
Schule + Hort = ein Ganztagsangebot?: Eine Bestandsaufnahme zur Zusammenarbeit von Grundschule und Hort im Ganztagsangebot
  • T Markert
Markert, T. (2011). Schule + Hort = ein Ganztagsangebot?: Eine Bestandsaufnahme zur Zusammenarbeit von Grundschule und Hort im Ganztagsangebot. In H. Gängler & T. Markert (Hrsg.), Studien zur ganztägigen Bildung. Vision und Alltag der Ganztagsschule: Die Ganztagsschulbewegung als bildungspolitische Kampagne und regionale Praxis (S. 99-114). Weinheim und München: Juventa Verlag.
PISA 2018 Results (Volume II): Where All Students Can Succeed
  • Oecd
OECD (2019). PISA 2018 Results (Volume II): Where All Students Can Succeed. PISA. OECD. LITERATURVERZEICHNIS OECD (2021). Bildung auf einen Blick 2021. OECD-Indikatoren. OECD
Die Schulklasse als soziales System
  • T Parsons
Parsons, T. (1968). Die Schulklasse als soziales System. In Sozialstruktur und Persönlichkeit (S. 161-193). Frankfurt: Europäische Verlagsanstalt.