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Beziehungsgestaltung zwischen Studierenden und betreuenden Lehrkräften im Praktikum

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Abstract

Bestehende Forschungen zu Schulpraktika konzentrieren sich vor allem auf die Gruppe der Studierenden. Befunde zu den Betreuungspersonen und zur Interaktion beider Gruppen fehlen bisher und stellen ein Desiderat dar. Dem folgend diskutieren in der vorliegenden Studie Studierende im Praktikum und ihre betreuenden Lehrkräfte Bedingungen einer gelingenden Beziehung und Zusammenarbeit. Diese geben auch Aufschluss darüber, welche Konzeptionen von Beziehung und welche Rollengefüge beide Seiten als förderlich für ihre Interaktion wahrnehmen. Die Stichprobe umfasst 57 Studierende und 99 Praktikumslehrkräfte aus Grund- und Mittelschulen, rekrutiert im Rahmen eines Praktikums, das sich über ein Schuljahr verteilt. Die Auswertung der 21 Gruppendiskussionen erfolgte inhaltsanalytisch. Ein zentrales alle Kategorien übergreifend charakterisierendes Ergebnis ist, dass die Gelingensbedingungen aus Sicht von Studierenden und Lehrkräften eine Auflösung tradierter Meister-Lehrlings-Modelle widerspiegeln. Sie sind an einer symmetrischen Beziehungsgestaltung orientiert und beruhen auf reziprokem Agieren und einer gemeinsamen Verantwortung aller Akteur:innen. Hierarchische Abstufungen zeigen sich dort überholt, wo Studierende ihren Mentor:innen kritisches Feedback geben dürfen und sollen bzw. wo Mentor:innen ihren eigenen Unterricht zur Diskussion stellen und bereit sind, von Studierenden zu lernen. Die kollegiale Zusammenarbeit auf Augenhöhe ist allerdings an Erwartungen der Mentor:innen hinsichtlich des Verhaltens der Studierenden gebunden. Abschließend werden Desiderate der praktischen Implementierung und der wissenschaftlichen Evaluierung diskutiert.
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Sabine Weiß
Beziehungsgestaltung zwischen Studierenden und
betreuenden Lehrkräften im Praktikum
Zusammenfassung
Bestehende Forschungen zu Schulpraktika konzentrieren sich vor allem auf die
Gruppe der Studierenden. Befunde zu den Betreuungspersonen und zur Interakti-
on beider Gruppen fehlen bisher und stellen ein Desiderat dar. Dem folgend disku-
tieren in der vorliegenden Studie Studierende im Praktikum und ihre betreuenden
Lehrkräfte Bedingungen einer gelingenden Beziehung und Zusammenarbeit. Die-
se geben auch Aufschluss darüber, welche Konzeptionen von Beziehung und wel-
che Rollengefüge beide Seiten als förderlich für ihre Interaktion wahrnehmen. Die
Stichprobe umfasst 57 Studierende und 99 Praktikumslehrkräfte aus Grund- und
Mittelschulen, rekrutiert im Rahmen eines Praktikums, das sich über ein Schuljahr
verteilt. Die Auswertung der 21 Gruppendiskussionen erfolgte inhaltsanalytisch.
Ein zentrales alle Kategorien übergreifend charakterisierendes Ergebnis ist, dass
die Gelingensbedingungen aus Sicht von Studierenden und Lehrkräften eine Auf-
lösung tradierter Meister-Lehrlings-Modelle widerspiegeln. Sie sind an einer sym-
metrischen Beziehungsgestaltung orientiert und beruhen auf reziprokem Agieren
und einer gemeinsamen Verantwortung aller Akteur:innen. Hierarchische Abstu-
fungen zeigen sich dort überholt, wo Studierende ihren Mentor:innen kritisches
Feedback geben dürfen und sollen bzw. wo Mentor:innen ihren eigenen Unterricht
zur Diskussion stellen und bereit sind, von Studierenden zu lernen. Die kollegia-
le Zusammenarbeit auf Augenhöhe ist allerdings an Erwartungen der Mentor:in-
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Dr. Clemens Maria Schlegel, Ludwig-Maximilians-Universität München, Praktikumsamt des
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Beziehungsgestaltung zwischen Studierenden und
betreuenden Lehrkräften im Praktikum
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118 
nen hinsichtlich des Verhaltens der Studierenden gebunden. Abschließend werden
Desiderate der praktischen Implementierung und der wissenschaftlichen Evaluie-
rung diskutiert.
Schlagworte
Feedback, Gelingensbedingung, Mentor:in-Mentee-Beziehung, Praktikum, Zusam-
menarbeit
The Mentor-Mentee Relationship Between Student
Teachers and Their Mentors
Abstract
Existing research on school practicum focuses mainly on the group of student teach -
ers. Findings on the mentor teachers and even more on the interaction of both
groups are missing. In the present study, student teachers and mentor teachers
discuss the conditions for a successful relationship and collaboration. These condi-
tions provide information about the conceptions of relationship and the role struc-
tures both sides perceive as benecial for their interaction. The sample consists of
57 student teachers and 99 mentor teachers from primary and lower secondary
schools. The participants were part of a one-school-year teacher practicum. The
21 group discussions were analyzed using content analysis. A central result across
all categories is that conditions of success reect the dissolution of traditional
master-apprenticeship models from both the perspective of student teachers and
mentor teachers. Instead, they are orientated towards a symmetrical relationship
as well as reciprocal action and shared responsibility. Hierarchies appear to be
outdated where teacher students are allowed and expected to give critical feed-
back to their mentor teachers, where mentor teachers are willing to discuss with
and learn from student teachers. However, collegial collaboration on an equal ba-
sis is linked to mentors’ expectations of mentees’ behavior. Finally, desiderata for
the practical implementation and scientic evaluation are discussed.
Keywords
feedback, condition of success, mentor-mentee relationship, teacher practicum,
collaboration
1. Einleitung
Praxisphasen in der Lehrkräfteausbildung werden national wie international aus-
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führen längere Praxisphasen nicht automatisch zu (mehr) Wissensaufbau, Kompe-
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Beziehungsgestaltung zwischen Studierenden und betreuenden Lehrkräften im Praktikum
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Einigkeit besteht dahingehend, dass die Betreuung Studierender in den Praxispha-
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male sind u. a. die Kompetenzentwicklung bei Studierenden im Praktikum oder die
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Beziehungsarbeit gibt es verschiedene Konzeptionen, die sich auf dem Kontinu-
um zwischen dem auf Modelllernen basierenden Meister-Lehrlings-Modell (Bach,
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eren Mentoring-Konzepten einordnen. Letztere zielen innerhalb des institutionellen
Rahmens von Praktika auf eine gemeinsame Gestaltung durch Mentor:innen (Lehr-
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Studierende Gegenstand des Forschungsinteresses. Wenige Studien beschäftigen
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Interaktion beider Gruppen. Es besteht ein Desiderat, die Beziehungsarbeit (Führer
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dabei die Perspektiven von Studierenden und Mentor:innen zu berücksichtigen.
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der Beziehungsgestaltung aus Sicht von Studierenden und Betreuer:innen im Prak-
tikum an Grund- und Mittelschulen zum Ziel. Die Ermittlung solcher Bedingungen
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welche Rollengefüge beide Seiten als förderlich für das Praktikum wahrnehmen.
2. Beziehungsgestaltung im Praktikum: Konzeptionen
der Betreuung
Ein zentraler Forschungsdiskurs zu Schulpraktika liegt in deren Wirksamkeit. Der
  
machen die Lernwirksamkeit von Praktika zunehmend evident (z. B. Besa & Büd-
           
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Lehrende von ihren positiven Einstellungen zu Schüler:innen abrücken, ein unkri-

120 
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ihren Erfahrungs- und Erwartungshorizont integrieren.
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thodik, Messinstrumenten und Foki der Forschungsfragen nur bedingt vergleichbar
-
        -
-
   
zwischen Studierenden und den Betreuungspersonen angesehen (Besa & Büdcher,
       
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
Weitergabe von Wissen und der Heranführung an das Berufsfeld, sie fungieren als
-
        
und international dominieren in Betreuung und Forschung fachliche Belange wie
Unterrichtsmethodik, eingesetzte Medien und Unterrichtsmaterialien (Bradbury &

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
  
oder asymmetrisches Rollengefüge zugrunde liegt. Eine in der Praxis nach wie vor
dominierende Konzeption ist das Meister-Lehrlings-Modell, basierend auf dem Er-
 -
          
Mentor:innen positiv gegenüber und sehen diese als wichtige Ressource, vor al-
lem dann, wenn sie Diskrepanzen zwischen Erwartungen und Erfahrungen, eige-
        
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folgserfahrungen tragen zusammen mit dem Beobachten erfolgreicher Modellper-
sonen wesentlich zur optimistischen Einschätzung eigener Handlungsmöglichkeiten
    -
-
  -
         
        -
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-
gen erschöpft. Dann haben Studierende keine Möglichkeit, sich mit dem Beobach-
Beziehungsgestaltung zwischen Studierenden und betreuenden Lehrkräften im Praktikum
121
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
Praktikums- oder Prüfungsämtern bestätigen, kann zudem hemmen, sich auf einen
kritischen Diskurs mit Betreuer:innen einzulassen. Gerade eine solche gemeinsame


Neuere Mentoring-Konzepte lösen asymmetrische Rollenverhältnisse zumin-
  
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von Mentoring, deren zentrale Elemente sich auch in anderen Reviews wie dem von

 Bei situated apprentice assumptions fungieren Mentor:innen als Rollenvorbilder
für (guten) Unterricht, da sie diesbezügliche Fertigkeiten, Routinen und bewährte
Praxis an angehende Lehrkräfte weitergeben.
 Critical constructivist assumptions
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
. Humanistic assumptions betonen den Beziehungsaspekt. Mentees testen eigene
Ideen aus und erhalten bei Bewältigung von Herausforderungen und Schwierig-
keiten Rückhalt von den Mentor:innen. Diese haben eine beratende Rolle und
leisten (emotionale) Unterstützung. (Positives) Feedback stärkt das Selbstver-
trauen.
Während erstere Konzeption dem Modelllernen nahe ist, stellen die zweite und
    
         
r: innen“ wirken nicht im klassischen Sinne patriarchal oder matriarchal von oben
          -
ren Interaktion durch Dynamik und Reziprozität gekennzeichnet ist. Mentor:innen
kommt die Rolle zu, Mentees zu eigenen Ideen anzuregen und deren Umsetzung
zu unterstützen. Wie angeführt, sind auch Mentoring-Konzepte in der Praxis häu-
        
Unterrichtsaspekte in Form pädagogisch-didaktischer Ratschläge“, geprägt (Bach,
      -
-
           
          -
kutieren. Befunde aus der Expert:innen-Noviz:innen-Forschung zeigen, dass Novi-
z: innen intensiver betreut werden müssen und mehr Rahmensetzung benötigen als
-
-
setzung nicht unbedingt eine direktive Betreuung. Beispielsweise können Mento-

122 

die angehende Lehrkräfte zum Einbringen eigener Ideen anregen, die dann gemein-

3. Fragestellung
Hinsichtlich der Bedeutung, Studierende im Praktikum zu begleiten, herrscht Ei-
            
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       
Zur Beziehungsgestaltung im Praktikum stehen sich verschiedene kontrastierende
-
tung oder in den Gestaltungsspielräumen Studierender unterscheiden. Bestehende
Desiderate liegen zum einen darin, die Interaktion bzw. Beziehungsarbeit genauer
in den Blick zu nehmen und Gelingensbedingungen dafür zu ermitteln. Zum ande-
ren sind die Perspektiven von Studierenden und ihren Mentor:innen gleichermaßen
zu berücksichtigen, um das Desiderat fehlender Befunde zu den Betreuer:innen und
 -
ren in der vorliegenden Studie Studierende und ihre Mentor:innen an Grund- und
Mittelschulen Gelingensbedingungen für die Beziehungsgestaltung im Praktikum,
die darüber hinaus Rückschlüsse auf Rollengefüge in der Beziehung ermöglichen.
       
Fragestellungen sind:
 
an Grund- und Mittelschulen für die Beziehungsgestaltung im Praktikum?
 -
der?
      -
sichtlich ihrer Konzeption(en) von Beziehung?
4. Methode
4.1 Forschungskontext
       Mentor-Mentee-Beziehung in Praxis-
phasen: Analyse von Interaktionssituationen und Betreuungskontexten ( MeMPhIs),
das in Kooperation des Lehrstuhls für Schulpädagogik und des Praktikumsamts
       
wird im Rahmen der gemeinsamen Qualitätsoensive Lehrerbildung von Bund und
Ländern mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.
Die übergeordneten Ziele bestehen in der forschungsgestützten Betrachtung der In-
Beziehungsgestaltung zwischen Studierenden und betreuenden Lehrkräften im Praktikum
123
teraktion Studierender und ihrer betreuenden Lehrkräfte im Praktikum und der da-
raus abgeleiteten praxisorientierten Entwicklung von Optimierungsmöglichkeiten.
Im Folgenden liegt der Fokus gemäß den Forschungsfragen auf den Gelingensbe-
dingungen.
4.2 Stichprobe, Vorgehen und Feldzugang
         
      
der Untersuchung gerade das Intensivpraktikum-
   
-
-
de an unterschiedlichen außerunterrichtlichen Schulveranstaltungen beteiligt (z. B.
Schulfest, Elternabend, Teamsitzung, Lernberatungsgespräch) und konzipieren eine
         
     -
         -
tikumsschule besucht. Für die an der Studie teilnehmenden Praktikumslehrkräfte
war deren Funktion als Praktikumslehrkraft einzige Teilnahmevoraussetzung. Die-
 
Schulbehörde zugewiesen. Praktikumslehrkräfte erhalten für diese Tätigkeit zu Be-
  -
tinuierlich Studierende.
         
-
kräfte und Studierende zur Teilnahme an einer Gruppendiskussion eingeladen. Im
        -
schiedlichen Schulen und regionalen Bezirken zu berücksichtigen (Krueger & Casey,
     -
schulen abbilden.
           -
nen um ein Gespräch mehrerer Teilnehmer:innen zu einem bestimmten Thema.
Meinungsäußerungen werden in einem Gruppenzusammenhang getätigt und sind
         -
setzung von Gruppendiskussionen liegt u. a. darin, Meinungen und Einstellungen
einzelner Teilnehmer:innen sowie der ganzen Gruppe zu erheben und Bewusst-
seinsstrukturen zu erfassen, die den Meinungen und Einstellungen zugrunde liegen
     -
            
derer erhoben, die in ihrer (Berufs-)Praxis konkret mit der Thematik befasst sind.
-
  -

124 
dierenden und zwölf mit Praktikumslehrkräften. Bei der Gruppenzusammensetzung
wurde darauf geachtet, dass diese in sich homogen sind, also einen ähnlichen Er-
-
-
renen Mitarbeiter:innen aus der Lehrkräfteausbildung moderiert und durch weitere
      
und Protokollant:innen eine Schulung statt. Im Nachgang wurden die angefertigten
 -
        

       
In den Gruppendiskussionen wurden die Gelingensbedingungen zunächst schrift-
lich mit Metaplankarten erhoben, zur Diskussion gestellt und zu Clustern zusam-
mengefasst. Die Clusterung diente als Diskussionsreiz, Begründungen und Beispiele
für die Zuordnungen als Diskussionsbasis.
4.3 Auswertung und Validierung
       -
            
         -
       -
  -
   
-
ter und Strukturen der Beziehung von Studierenden und Lehrkräften im Praktikum
   -


große Mengen an Datenmaterial (im vorliegenden Fall Textmaterial) zu strukturie-
ren und kategorisieren, indem relevante Textstellen Codes (Kategorien) zugeordnet
         
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-
gende vier Schritte untergliedern:
 
 
           
       
Hauptkategorien zugeordnet. Das so entstandene Kategoriensystem basiert auf

Beziehungsgestaltung zwischen Studierenden und betreuenden Lehrkräften im Praktikum
125
 
thematische Zusammenfassungen der codierten Textstellen pro Protokoll und
systematische Fallübersichten zur Gruppe der Mentor:innen und Mentees in
      -

         
-
-
   
-
genommenen Codierungen und zeigt, bei welchem Dokument zu welcher Katego-
-
ten gruppendiskussionsübergreifend pro Kategorie geordnet sowie Unterschiede
sichtbar gemacht werden.
Das Kategoriensystem wurde im Rahmen der Intercoder-Reliabilität von einer
-


 -

bezeichnet werden.
5. Ergebnisse
 -
rende und Lehrkräfte hinsichtlich ihrer Beziehung beschreiben.
Die Tabelle zeigt drei übergeordnete Hauptkategorien. Die Handlungsebene
NTEENTOR) als die mit den meisten Codings und Kategorien größte Haupt-


      
Konstellation stehen im Mittelpunkt. Kategorien der emotionalen und motivation-
alen Ebene  NTEE  NTOR) beziehen sich auf die Regulierung von Stimmun-
gen und Gefühlen in der Beziehung von Lehrkraft und Studierenden. Die kleinste
Hauptkategorie Erprobung, Anwendung und Weiterentwicklung von Wissen 
NTEENTOR-


126 
 
Ebene Kategorie Nennungen
Mentor:innen
(TOR)
Mentees
(TEE)
Handlungsebene Konstruktives Feedback und Lernbereitschaft  
Transparente Kommunikation  
Kollegialität  
 
Rückhalt und Hilfestellung 
 
Modelllernen  
  
Wertschätzung und Respekt  
Zutrauen und Mut (machen) 
 
Fähigkeit zum Perspektivwechsel 
  
Emotionale und
motivationale
Ebene
Zwischenmenschliche Passung  
  
Kooperations- und Kompromissbereitschaft  
Eigeninitiative und Eigenverantwortung 
Motivation und Einsatzbereitschaft  
Freude am Beruf und Unterrichten 
 
-
wendung und
Weiterentwick-
lung von Wissen
  
Kompetenzerprobung und Berufseignung 
 
Innerhalb der (Haupt-)Kategorien bestehen Unterschiede zwischen Studierenden
und Praktikumslehrkräften. Die folgende Beschreibung der Kategorien erfolgt für
beide Gruppen verschränkt, um übergeordnete Ergebnisse aller Diskussionen bzw.
Kategorien wie auch Gemeinsamkeiten und Unterschiede dezidiert herausstellen
-
tor:innen- als auch Menteesicht als reziprok charakterisiert: Sie liegen weitgehend
        
den Diskussionen dienen der Illustration.
Beziehungsgestaltung zwischen Studierenden und betreuenden Lehrkräften im Praktikum
127
5.1 Handlungsebene
      Konstruk-
tives Feedback und LernbereitschaftNTEENTOR), reziprok verstanden. Prak-
tikumslehrkräfte betrachten sich nicht nur als Feedbackgebende, sondern ebenso
als Feedbackempfangende. Sie betonen diese Rolle deutlich stärker als Studierende
einfordern, ihren Betreuer:innen Rückmeldung geben zu dürfen. Studierende sind
explizit aufgefordert, Kritik an ihren Mentor:innen zu äußern. Die damit verbun-
dene Lernbereitschaft, die sich in vielen Kategorien artikuliert, ist ebenfalls rezi-
prok. In Bezug auf Feedback bedeutet Lernbereitschaft, aus gegenseitiger Rückmel-
dung zu lernen, dazu eine konstruktive Fehlerkultur im Sinne von „passiert, beim
-

        

Die dafür nötige Transparente KommunikationNTEENTOR) wird von bei-
den Seiten genannt, aber unterschiedlich interpretiert. Praktikumslehrkräfte ar-
gumentieren formal, sie erachten Zielvereinbarungen zu Beginn des Praktikums
als Mittel, das Wünsche, Erwartungen und Regeln transparent macht und Miss-
        -
dierende zu einer aktiven Rolle aufgefordert, sie „sollen sich trauen zu sagen, was
   
         -
    -
sonders betonte KollegialitätNTEENTOR), wonach „man als angehende Lehr-
kraft wahrgenommen wird, die vor der Klasse bestehen kann, und auch etwas kann,
nicht als der dumme Praktikant“ (GS_TEE_5). Studierende sollen die Rolle eines
  
-

          -
teur:innen verschiedene Perspektiven ein, die in sich unterscheidenden Handlungs-
dimensionen repräsentiert sind. Mentor:innen setzen ein der Lehrkraftrolle ent-
sprechendes VerhaltenNTORNTEE) auf Studierendenseite voraus, das aus der
geforderten Distanz zu Schüler:innen, dem Einhalten von Klassenregeln und Um-
gangsformen resultiert: „Ich mache das, indem ich den Praktikanten sage, Distanz
bedeutet, dass ihr auf meiner Ebene agiert, nämlich der Lehrerebene, und eben
Rückhalt und Hil-
festellung NTEENTOR), „dass, wenn man einen Fehler macht, kein Weltunter-
  Schonraum und
Fehleroenheit  NTOR  NTEE       
         


128 
Modelllernen  NTOR  NTEE       -
terricht, sondern übereinstimmend auf die Haltung der Mentor:innen. Deren Um-
         
Hauptaufgabe besteht darin, eher den Studenten mitzugeben, dass es mir Freude
macht, mit Kindern zu arbeiten, damit der Funke überspringt“ (GS_TOR_5). Die
Kategorie Teilhabe am Aufgabenspektrum des LehrerberufsNTEE,NTOR) ent-
wickelt diese Sichtweise weiter. Praktikumslehrkräfte sollen Studierende in alle
         -
       
Nachbereitung, das alles gehört dazu“ (GS_TOR_5). Wenn Studierende bereitwillig

aktiver die Praktikanten eingespannt waren, desto mehr ist die Motivation gestie-
   
Wertschätzung und Respekt  NTEE,  NTOR) begegnet werden, sichtbar anhand
folgenden Negativbeispiels:
-
redet, dann sind wir wie Schüler zusammengeschissen worden. Wir haben uns
vor den Schülern klein gefühlt. Wir haben nicht mehr eine Lehrkraft vor den

Zutrauen und Mut (machen)  NTEE  NTOR), „dass die Lehrkraft einem was
zutraut, dass sie einem vertraut, dass man es schon richtig macht, einem so ein
Grundvertrauen schenkt“ (GS_TEE_5), soll nicht nur durch Mut zusprechen ge-
 
„Einmal durfte ich die Hälfte der Klasse nehmen, mit ihnen Unterricht machen.

Gewissenhaftigkeit, Zuverlässigkeit und Vertrauen NTOR NTEE) stellen Men-
tor:innen dem eine ähnliche Kategorie gegenüber, die Erwartungshaltungen einer
         
-
richt, zu der alle Beteiligten termingerecht ihre Beiträge leisten. Dieser Erwartung
stellen Betreuer:innen mit der Fähigkeit zum Perspektivwechsel  NTORNTEE)
     -
antwortung, sich in die Rolle der Mentees an sich und die individuelle Person hin-
einzuversetzen, dass man „einen Blick dafür haben muss, ob der Student ermuntert
werden muss. Zu einem Praktikanten kann man etwas sagen, was man zum ande-
ren vielleicht nicht kann, weil der dann total entmutigt ist“ (GS_TOR_5). Studie-

Mentor:innen dafür, dass die Menteerolle mit Unsicherheit und Fehlern wie auch
 Selbstreexion und KritikfähigkeitNTORNTEE) ad-
ressieren erneut Lernbereitschaft mit Nähe zu Feedback und Transparenz: „Dass
-

Beziehungsgestaltung zwischen Studierenden und betreuenden Lehrkräften im Praktikum
129
5.2 Emotionale und motivationale Ebene
Zwischenmenschli-
che PassungNTEENTOR), die beide Seiten nicht näher erläutern. Eine nähe-
          
das immer so Luxusstunden von den Praktikanten, die ich nicht so machen wür-
            
stellen für die Mentees den Kern gegenseitiger Aufgeschlossenheit und Neugierde
dar NTOR  NTEE). Dazu gehört für sie auch, einen Beitrag zu leisten, der als
bereichernd erachtet wird: „Man versteht mich als Hilfe und nicht als Last“ (GS_

wird Kooperations- und Kompromissbereitschaft NTEENTOR) der emotiona-
      
        
Lernbereitschaft sind deutlich: „Die Studierenden bringen viele neue Ideen aus der
Universität mit und ich als Lehrkraft bringe mein Material mit und dann diskutie-
         

        
beidseitig Toleranz für divergierende Unterrichtsstile zu entwickeln, „beim anderen
Sachen akzeptieren, die man für sich selber so nicht machen mag und für die späte-

Die Kategorien Eigeninitiative und Eigenverantwortung NTORNTEE) und
Motivation und Einsatzbereitschaft NTOR  NTEE) stellen Positionen wechsel-
-
tive bedeutet, dass sich Praktikanten nicht immer nur auf ihre Betreuungslehrkräfte
         -
tikanten müssen selbst aktiv werden und Unterricht auch selbst gestalten“ (MS_
 
 
man braucht eigene Ideen, man muss sich einbringen“ [GS_TEE_5]), sehen die
         -
tungshaltungen adressieren die Mentor:innen hinsichtlich Freude am Beruf und
UnterrichtenNTORNTEE) und Freude am Umgang mit Kindern/Jugendlichen
NTOR  NTEE      
hat, Unterrichtsstunden zu übernehmen und keine Freude daran, dann ist er ein-
fach falsch. Da kann ich als Praktikumslehrkraft auch nichts machen“ (GS_TOR_5).


130 
5.3 Erprobung, Anwendung und Weiterentwicklung von
Wissen
Ausprobieren und Lernchancen  NTOR  NTEE) charakterisiert gleichermaßen
den Wunsch der Studierenden, sich ausprobieren zu dürfen, und die Forderung der
        -
         
einfach ‚sag mir, was du probieren willst, wir kriegen es schon irgendwie unter, du
-
  
Handeln zur Diskussion stellen: „Ich sage auch, ich mache Fehler. Es gibt nicht die
perfekte Stunde und ich lasse die Studierenden auch meine eigenen Stunden zerle-
-
tor:innen zudem als bedeutsam für die Kompetenzerprobung und Berufseignung
 NTOR  NTEE) der Studierenden: „Die Praktikanten kriegen die Möglichkeit, in
  
        
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-
 
durch Wissen über schulische Abläufe und Bedingungen  NTOR  NTEE) anzure-
gen, das Mentor:innen vermitteln wollen: „In Gesprächen zeige ich, wie der Lehrer-
alltag aussieht, nämlich, dass man eben morgens um sieben Uhr schon Elternge-

6. Diskussion
6.1 Kolleg:innen statt Meister:innen und Lehrlinge –
Zusammenarbeiten statt Zuschauen
In der vorliegenden Studie diskutierten Studierende und Praktikumslehrkräfte an
Grund- und Mittelschulen Gelingensbedingungen ihrer Beziehung und Zusammen-
arbeit im Praktikum. Ein übergreifendes Ergebnis liegt darin, dass fast alle Gelin-
       
     -
-

 -
-
-
chien wie die des Meister-Lehrlings-Modells zumindest teilweise als überholt, wenn
beispielsweise Studierende explizit ihren Mentor:innen kritisches Feedback geben
dürfen und sollen, diese ihren eigenen Unterricht zur Diskussion stellen und be-
Beziehungsgestaltung zwischen Studierenden und betreuenden Lehrkräften im Praktikum
131
reit sind, von Studierenden zu lernen. Gerade solche Lerngelegenheiten sollte das
Praktikum bieten, die zu Diskussion und gemeinsamer Weiterentwicklung anregen
  
      -
streckt. Möglicherweise motiviert die Dauer beide Seiten, in solcher Tiefe zu inter-

          -
sen sich im Praktikum unabhängig von dessen Dauer verwirklichen. Studierenden
         
zu bieten, Mut zuzusprechen, um nur einige Beispiele zu nennen, trägt generell zu
einer gelingenden Praktikumsbetreuung bei.
Modelllernen wird in anderen Studien mit Beobachten von Unterricht und fach-
          
In den Diskussionen der vorliegenden Studie ist Modelllernen am wertschätzen-
den Umgang der Mentor:innen mit den Schüler:innen orientiert. Modelllernen als

Strukturen für den Unterricht vorgeben, die Studierende mit eigenen Ideen füllen
 -
rende wie Mentor:innen können sich (zusammen) ausprobieren. Die weniger Er-
fahrenen genießen „Welpenschutz“. Mentor:innen nehmen eine beratende Rolle


          
Kolleg:in. Sie distanzieren sich nicht nur von Rollen wie der einer Schülerin bzw.

„Praktikant:innenstatus“. Um aus ihrer Sicht dem Kolleg:innenstatus gerecht wer-

    
die Schüler:innen oder die Lehrkraft einen Mehrwert hat und nützlich ist.
Die betreuenden Lehrkräfte stehen dem Kolleg:innenstatus durchaus positiv
gegenüber, koppeln ihn aber an bestimmte Erwartungshaltungen. Wenn sie Lehr-
      
          
mehrheitlich oder überhaupt nur von den Mentor:innen diskutiert. Studierende ha-
           -
      -
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sichtbar sind. Solche Kenntnisse fehlen dann für den Kolleg:innenstatus. Gerade für
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132 
6.2 Weiterarbeit mit den Ergebnissen, Umsetzung und
Limitationen
Die von Studierenden und Praktikumslehrkräften diskutierten Gelingensbedingungen
spiegeln nicht unbedingt wider, dass diese tatsächlich implementiert sind. Sie basie-
ren auf dem Erlebten im Praktikum und in der Praktikumsbetreuung und deren Be-
        -
verhältnisses sein. Ob umgesetzt oder nicht zeigen die Gruppendiskussionen, dass
Studierende und Mentor:innen in Grund- und Mittelschulen einhellig eine durch
       -
ziehung präferieren. Diese sich von direktiven Konzepten lösende Sichtweise auch bei
-
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 -

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-
-
  -

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-
  -
      
-
ne Ideen und Konzepte einbringen sollen, sollte die universitäre Begleitung durch
(fach-)didaktische Begleitveranstaltungen zur Entstehung solcher Ideen und zum
-
gleitende Forschung zu Schulpraktika gilt es, den Ertrag solcher Konzepte zu prü-
fen. Die Wirksamkeit von Praktika bzw. Maßnahmen in Praktika zu überprüfen, er-


-
ung positiv oder negativ überlagern. Bei Studierenden sind dies Erfahrungen z. B. mit
Hochschuldozent:innen und Begleitveranstaltungen, Prüfungs-/Praktikumsämtern
     
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Folgen haben, wenn z. B. Diskutant:innen sich nicht trauen, etwas zu artikulieren,
was eigentlich wichtig wäre, da andere Teilnehmer:innen dominant und raumgrei-
fend auftreten oder Diskutant:innen befürchten, dass ihr Diskussionsbeitrag als un-

Weiter bildet die Studie Ergebnisse zu Schulpraktika in der Grund- und Mittel-
       -
Beziehungsgestaltung zwischen Studierenden und betreuenden Lehrkräften im Praktikum
133

-
punkt dafür sein, weitere Schularten vergleichend einzubeziehen. Es ließe sich der,
durchaus provokanten, Frage nachgehen, ob Praktika am Gymnasium mit Fachleh-
        
anderes Rollengefüge zugrunde liegt, beispielsweise die Orientierung am Meister-
Lehrlings-Modell stärker ausfällt.
Literatur
-
           
& T. Hascher (Hrsg.), Schulpraktika in der Lehrerbildung. Theoretische Grundla-
gen, Konzeptionen, Prozesse und Eekte
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48
Kompetenzentwicklung im Schulpraktikum. Ausmaß und zeitliche Sta-
bilität von Lerneekten hochschulischer Praxisphasen. Waxmann.
           
M. Rothland & S. Blömeke (Hrsg.), Handbuch Lehrerinnen- und Lehrerbildung
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Self-ecacy: The exercise of control. Freeman.
-
cher perceptions. Teacher Education Quarterly, 29 
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scher (Hrsg.), Schulpraktika in der Lehrerbildung. Theoretische Grundlagen,
Konzeptionen, Prozesse und Eekte
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(Hrsg.), Angewandte Inhaltsanalyse in Empirischer Pädagogik und Psychologie

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in mentor-intern relationships. Teaching and Teacher Education, 24 
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tives. Educational and Psychological Measurement, 41  
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Teacher Education, 12
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Qualitative Sozialforschung: Eine Einführung 

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buch Lehrerinnen- und Lehrerbildung    
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134 
   Lernwirksame Unterrichtsbesprechungen im Praktikum. Nutzung
von Lerngelegenheiten durch Lehramtsstudierende und Unterstützungsverhalten
der Praxislehrpersonen. Klinkhardt.
         
Für und wider ein innovatives Studienelement im Rahmen der Bologna-Reform.
Beiträge zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung, 30  
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praktika als Lernräume
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vationen im Kontext der Reform der Lehrerbildung. In W. Schubarth, K. Speck,
          Studium nach Bologna

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tential of school-based teacher education. McGraw-Hill.
         -
rer/innenbildung. Zeitschrift für Bildungsforschung, 2  
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und die Schweiz. journal für lehrerInnenbildung, 15 
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ping mentor teachers’ roles in mentoring dialogues. Educational Research Review,
3
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teachers: What we know and what we don’t. Teaching and Teacher Education,
25
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Teacher Education, 52
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Theoretische Hintergründe, empirische Befunde und praktische Anwendungen

             -
werb von Unterrichtskompetenzen angehender Lehrpersonen videobasiert nach-
zeichnen. Eine explorative Längsschnittuntersuchung an der Pädagogischen Hoch-
schule Zürich. Lehrerbildung auf dem Prüfstand, 3
             
learn in teacher preparation on future teachers’ general pedagogical knowledge:
     Studies in Educational Evalua-
tion, 53
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Loughran & M. L. Hamilton (Hrsg.), International handbook of teacher education

    Focus groups: A practical guide for applied re-
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cal data. Biometrics, 33
Beziehungsgestaltung zwischen Studierenden und betreuenden Lehrkräften im Praktikum
135

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European Journal of Teacher Education, 38
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-
ger & M. Wilkin (Hrsg.), Mentoring perspectives on school-based teacher educa-
tion
 Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken -

           Hand-
buch Qualitative Forschung in der Psychologie    
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Qualitative Forschung: Ein Handbuch
Rowohlt.
           -
ring. Teaching and Teacher Education, 21
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ternational handbook of teacher education    
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of Teacher Education, 30
Analyse qualitativer Daten mit MAXQDA: Text, Au-
dio und Video
           Teaching and
Teacher Education, 28
      -
xisphasen. Die Deutsche Schule, 106
             -
rerselbstwirksamkeitsüberzeugung in Schulpraktika. Zeitschrift für Bildungs-
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U. Sandfuchs (Hrsg.), Handbuch Unterrichten an allgemeinbildenden Schulen
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ring student teachers. Teaching and Teacher Education, 16
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Wie wirkt das Praxissemester im Lehramtsstudium auf Studierende? Ein syste-
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amtsstudium in Deutschland: Wirkungen auf Studierende  
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Lehrerbildung. Theoretische Modellierung und Operationalisierung. Zeitschrift für
empirische Hochschulforschung, 3
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experiences in college- and university-based teacher education. Journal of Teacher
Education, 61
... Eine Gruppe von Forschenden um Ewald Kiel hat in mehreren Beiträgen (u. a. Kiel, Hugo, Langenohl, Schlegel & Weiß, 2022a) die Beziehung zwischen Lehramtsstudierenden und betreuenden Lehrkräften in Praxisphasen untersucht und dabei unter anderem explizit die Feedbackprozesse (Braun, Weiß, Langenohl, Schlegel & Kiel, 2022) und die emotionale Unterstützung (Kiel, Hugo, Langenohl, Schlegel & Weiß, 2022b) in den Blick genommen. Die Auswertung von 21 Gruppeninterviews ergab, dass eine symmetrische Beziehungsgestaltung und damit ein Aufbrechen hierarchischer Strukturen von beiden Gruppen als gewinnbringend wahrgenommen werden, denn im "Zuge dessen betten Mentor/innen und Mentees Feedback in eine reziprok gestaltete Mentor/in-Mentee-Beziehung ein und stellen eine beidseitige Lernbereitschaft in den Mittelpunkt" (Braun et al., 2022, S. 497). ...
Chapter
Aufbauend auf der Erwartung-mal-Wert-Theorie kann angenommen werden, dass hohe Erfolgserwartungen und hohe Wertzuschreibungen die Motivation für das Studium und den Schuldienst begünstigen. Gleichzeitig können diese beiden Tätigkeitsbereiche aber auch in einem Konkurrenzverhältnis zueinander stehen. Daher stellt sich die Frage nach den motivationalen Effekten, die sich ergeben, wenn Studieren mit einer schulischen Berufstätigkeit kombiniert wird. Um dieser Frage nachzugehen, wurden 296 österreichische Lehramtsstudierende (Sekundarstufe), die neben dem Studium bereits an Schulen arbeiten, schriftlich befragt. Die Ergebnisse zeigen ein motivational eher ungünstiges Bild für die Studienmotivation, die im Mittel relativ gesehen zur Berufsmotivation gering ist (insbesondere bei Masterstudierenden und Studierenden, die über zehn Unterrichtseinheiten pro Woche unterrichten). Zudem stehen die Studienmotivation und die Berufsmotivation in einer (schwachen) negativen Beziehung. Die Ergebnisse werden im Hinblick auf ihre Implikationen für die Lehrer:innenbildung diskutiert. Open Access verfügbar unter: https://www.waxmann.com/waxmann-buecher/?tx_p2waxmann_pi2%5bbuchnr%5d=200014&tx_p2waxmann_pi2%5baction%5d=show
... Eine Gruppe von Forschenden um Ewald Kiel hat in mehreren Beiträgen (u. a. Kiel, Hugo, Langenohl, Schlegel & Weiß, 2022a) die Beziehung zwischen Lehramtsstudierenden und betreuenden Lehrkräften in Praxisphasen untersucht und dabei unter anderem explizit die Feedbackprozesse (Braun, Weiß, Langenohl, Schlegel & Kiel, 2022) und die emotionale Unterstützung (Kiel, Hugo, Langenohl, Schlegel & Weiß, 2022b) in den Blick genommen. Die Auswertung von 21 Gruppeninterviews ergab, dass eine symmetrische Beziehungsgestaltung und damit ein Aufbrechen hierarchischer Strukturen von beiden Gruppen als gewinnbringend wahrgenommen werden, denn im "Zuge dessen betten Mentor/innen und Mentees Feedback in eine reziprok gestaltete Mentor/in-Mentee-Beziehung ein und stellen eine beidseitige Lernbereitschaft in den Mittelpunkt" (Braun et al., 2022, S. 497). ...
Book
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Heterogen qualifizierte Lehrkräfte werden zunehmend an Schulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz beschäftigt. Dazu gehören neben Personen ohne eine pädagogische Ausbildung auch Quer- und Seiteneinsteiger:innen, Lehramtsstudierende und internationale Lehrkräfte. Außerdem werden bereits seit Jahrzehnten Lehrpersonen in Fächern eingesetzt, die sie nicht studiert haben. Die Bedeutung des Phänomens des fachfremd erteilten Unterrichts nimmt infolge des Lehrkräftemangels jedoch ebenfalls zu. Diese verschiedenen Gruppen von Lehrpersonen werden im zehnten Band der IGSP-Publikationsreihe fokussiert. Die Beiträge zeigen empirische Befunde aus den drei Ländern auf und diskutieren diese im Zusammenhang mit Fragen zu Professionalität und Professionalisierung von Lehrkräften.
Article
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Empirical studies in higher education are needed that systematically connect program characteristics to program outcomes. We therefore examine the effects of opportunities to learn in teacher preparation on future teachers’ general pedagogical knowledge. A sample of 1347 student teachers from 37 teacher preparation programs in 18 universities and pedagogical colleges in Germany and Austria with two time points is used. Results using hierarchical linear modeling show that measures of learning opportunities related to pedagogical content and teaching practice influence the gain in knowledge. Whereas measures for pedagogical content related to areas of didactics (adaptivity in teaching, structuring lessons) show effects on the knowledge gain both on the individual and on the program level, teaching practice measures related to in-school opportunities to learn have effects only on the individual level of future teachers. Implications for the effectiveness of teacher preparation and research suggestions are discussed.
Chapter
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This chapter examines recent “reform” efforts in teacher education around the world. There are three main sections. First, we identify eight types of reform policies and initiatives. These include: establishing standards and minimum requirements for teacher education; making teacher education more “research-based”; making pre-service programmes more “accountable”; allowing alternative routes into teaching; placing greater emphasis on subject knowledge; and increasing school involvement in teacher education. Second, we provide case studies of four countries – England, the U.S., Singapore, and Canada – that have rather distinctive approaches to teacher education reform. Third, we discuss where we should be going in teacher education reform, showing the limitations and weaknesses of some of the recent initiatives and suggesting ways to enhance teacher education reform.
Chapter
Der Beitrag geht zunächst auf die Entstehungsgeschichte der Qualitativen Inhaltsanalyse ein, die sich auf die quantitativen Content Analysis in der Methodik bezieht, aber den Zuordnungsprozess von Kategorien zu Textstellen als qualitativ-interpretativen Prozess konzipiert. Die theoretischen und methodologischen Grundlagen des Vorgehens werden dargestellt, Ablaufmodelle skizziert, Computereinsatzmöglichkeiten vorgestellt sowie eine Beispielanalyse angeführt. Schließlich werden verwandte Verfahren genannt und die spezifischen Leistungen und Grenzen der Qualitativen Inhaltsanalyse verdeutlicht.
Article
This study reports on a review of contemporary literature which focuses on elements of a quality pre-service teacher mentor. For this purpose, seventy peer-reviewed publications were reviewed and analysed. A typology consisting of 53 indicators and seven dimensions was developed based on the findings. Our study contributes to the knowledge on the quality mentoring of pre-service teachers. It also provides the authors with the groundwork for developing a set of standards that describe the key elements of a quality mentor of pre-service teachers.
Book
Der Band zeigt erstmals, inwieweit die intendierten Wirkungen des Praxissemesters überhaupt erreicht werden. In thematischer Breite und methodologischer Vielfalt werden zentrale Ansätze der empirischen Lehrerbildungsforschung zu den Wirkungen des Praxissemesters sowie Einflussfaktoren auf das Lernen der angehenden Lehrpersonen vorgestellt. Der Inhalt • Wie wirkt das Praxissemester im Lehramtsstudium auf Studierende? • Kompetenzentwicklung im Praxissemester • Wie verändert sich die Bewertung wissenschaftlicher Studieninhalte in Schulpraktika? • Wie man eine „professionelle“ Lehrkraft wird • Professionalisierungsverständnisse im Praxissemester • Die Entwicklung von Kompetenz- und Selbstwirksamkeitserwartungen im Praxissemester bei Studierenden des Lehramts an Förderschulen • Die Entwicklung der subjektiven Kompetenzeinschätzung im Schulpraktikum und darüber hinaus • Lernen zu unterrichten – Veränderungen in den Einstellungsmustern von Studierenden• Welche Rolle spielen die Verarbeitung von Unterrichtsfehlern und die negative Stimmung für die subjektiv wahrgenommene Unterrichtskompetenz im Praxissemester? • Anforderungen und Erschöpfung während Schulpraktika im Lehramtsstudium Die Zielgruppen Der Band richtet sich an Studierende, Lehrende, Forschende im Bereich der Lehramtsausbildung sowie an Praktikumslehrpersonen, AusbildnerInnen sowie an Personen aus Bildungsadministration und Bildungspolitik, die sich für die Wirkungen von Bildungsreformen interessieren. Die Herausgeber Dr. Immanuel Ulrich ist Inhaber der Professur für Hochschuldidaktik und Psychologie an der IUBH Internationale Hochschule, Campus Frankfurt/M. Dr. Alexander Gröschner ist Professor und Inhaber des Lehrstuhls für Schulpädagogik und Unterrichtsforschung an der Universität Jena.
Book
Dieses Buch vermittelt auf verständliche Weise das Wissen, um qualitative und Mixed-Methods-Daten mit MAXQDA auszuwerten. Die Autoren verfügen über jahrzehntelange Forschungserfahrung und decken in diesem Buch ein breites Methodenspektrum ab. Sie beschränken sich nicht auf einzelne Forschungsansätze, sondern vermitteln das Know-how, um verschiedene Methoden – von der Grounded Theory über Diskursanalysen bis zur Qualitativen Inhaltsanalyse – mit MAXQDA umsetzen zu können. Darüber hinaus werden spezielle Themen fokussiert, wie Transkription, Kategorienbildung, Visualisierungen, Videoanalyse, Concept-Maps, Gruppenvergleiche und die Erstellung von Literaturreviews. Der Inhalt • Wie MAXQDA optimal in jeder Phase Ihres Projekts genutzt wird • Wie Daten transkribiert, exploriert und paraphrasiert werden • Wie Sie Daten codieren und Kategoriensysteme gestalten • Wie Sie mit Memos, Variablen und Zusammenfassungen arbeiten Wie spezielle Datenarten analysiert werden (Fokusgruppen, Online-Surveys, Literaturangaben etc.) • Wie Sie effizient im Team Daten mit MAXQDA analysieren Die Autoren Dr. Stefan Rädiker ist freiberuflicher Berater und Trainer für Forschungsmethoden und Evaluation. Im Zentrum seiner Tätigkeiten steht die computergestützte Analyse von qualitativen und Mixed-Methods-Daten mit der Analysesoftware MAXQDA. Dr. Udo Kuckartz ist emeritierter Professor für empirische Erziehungswissenschaft und Methoden der Sozialforschung an der Philipps-Universität Marburg.
Chapter
While internships are of particular importance in teacher education, researchers raise questions about learning efects and the acquisition of competencies in and through internships. For a long time one could only state a deicient research situation for this element of teacher education and the acquisition of competencies, at least for the German-speaking countries, yet since the early 2000s numerous empirical studies have addressed this issue. The aim of this article is to give an overview of the current state of development in empirical research with a particular emphasis on the acquisition of competencies. For this purpose, comprehensible selection criteria used in the identification of the most significant studies will be characterized. In a further step a comparison under consideration of particular study designs will be made in order to name current results and tendencies regarding the learning efectiveness of internships in teacher education.