PosterPDF Available

Emotionale und soziale Geografien in der polnischen Literatur: Räume der Reflexion und der Transformation. No. 26: Betrachtungen über das Gefängnis in uns, über gesellschaftliche Institutionen, Medien und eigenständiges Denken, über die Grenzen der menschlichen Erkenntnisfähigkeit und das Dunkel in der Welt, in Olga Tokarczuks Roman „Gesang der Fledermäuse“ (Prowadź swój pług przez kości umarłych)

Authors:

Abstract

In Weiterentwicklung der „Lebensweltorientierten Didaktik“ (Bröcher, 1997, 2022) und aufbauend auf früheren deutsch-polnischen Projekten (Bröcher und Toczyski, 2021; Toczyski und Broecher, 2021; Toczyski, Broecher und Painter, 2022), soll exemplarisch die polnische Literatur in ihrer Bedeutung für die pädagogische Arbeit mit emotionalen und sozialen Themen erschlossen werden, stellvertretend für andere und weitere Sprachen und Literaturen, die im multikulturellen Deutschland der Gegenwart und anderen Migrationsgesellschaften, etwa den USA, eine Rolle spielen. Kennzeichen der Lebensweltorientierten Didaktik ist traditionsbedingt der subjektzentrierte pädagogische Zugang, durch die Fokussierung auf Lebensthemen und Daseinstechniken der jungen Menschen, eben in ihren diversen Lebensräumen, nun ergänzt durch das Konzept der „emotionalen und sozialen Geografien“ sowie um Konzepte aus dem Bereich „Social and Emotional Development through Literacy Education“. Im nächsten Schritt geht es um das Schaffen von Übergängen in sach– und wissenschaftsorientierte Lernprozesse, etwa in den Bereichen Sprache, Literatur, Soziologie, Philosophie, Psychologie, Geschichte oder Politik. Natürlich müssen literarische Texte altersgemäß und je nach Zielgruppe und Situation ausgewählt und aufbereitet werden. Oftmals sind handlungsorientierte, fächerübergreifende oder kreativ-schöpferische Aneignungs– und Auseinandersetzungsformen denkbar und möglich. Die Poster dieser Serie sollen in der nächsten Zeit in Schulen, Universitäten, in der Weiterbildung und in transformativen Projekten, wo selbstverantwortlich gelernt wird, jenseits von Institutionen (Broecher und Painter, 2023), erprobt werden. Ein einzelnes Poster hat nicht den Anspruch, die inhaltliche Komplexität oder die formale Besonderheit eines Werkes in seiner Gesamtheit zu erfassen. Ich greife stets Einzelthemen heraus, die mir bedeutsam erscheinen. Warum die polnische Literatur? Erstens war die von 1569 bis 1795 bestehende polnisch-litauische Adelsrepublik, die Rzeczpospolita, ein pulsierender Vielvölkerstaat von enormen Ausmaßen, wodurch sich Erkenntnisse für das heutige multikulturelle Deutschland ergeben könnten. Zweitens verschwand Polen durch die Eroberungspolitik Preußens, Österreich-Ungarns und Russlands im Zuge von drei Teilungen (1772, 1793, 1795) für 123 Jahre (bis 1918) vollständig von der Landkarte und überlebte als Nation vor allem auch durch seine Literatur. Drittens: Die Deutschen haben 1939 beim Überfall auf Polen und während der nachfolgenden Besatzungszeit (bis 1941 Besetzung des westlichen Teils Polens und nach der Kriegserklärung gegen Russland auch des östlichen Teils) versucht, die polnische Intelligenz vollständig zu vernichten. Professor_innen wurden verhaftet und interniert, Lehrer_innen erschossen und in polnischen Schulen wurde eine radikale Germanisierungspolitik betrieben. Viertens: 1945 verschob die Sowjetunion, die bis 1941 den östlichen Teil von Polen besetzt hielt, den kompletten polnischen Staat nach Westen, was Vertreibungen und Umsiedlungen mit sich brachte. Auch in der nun folgenden, bis 1989 andauernden, kommunistisch-stalinistischen Zeit war es für die polnische Intelligenz kaum möglich, sich frei zu entfalten. Die Literatur lebte daher teils im Untergrund, teils im Exil fort. Fünftens: Das heutige Polen erscheint zerrissen zwischen europäischer Offenheit und nationaler Abschottung, ein Prozess der nun, nach Jahrzehnten nahezu grenzenloser Offenheit, auch in Deutschland beginnt. Die polnische Literatur hat durch die genannten besonderen historischen Hintergründe immer schon einen sehr stark politischen und gesellschaftlichen Charakter gehabt, viel stärker als es in Deutschland der Fall war und ist. Natürlich geht es bei alldem auch um Emotionen und die Lebensthemen der Menschen, um die Räume, in denen sie leben, um die „emotionalen und sozialen Geografien“ eben, denn diese sind intensiv mit den historischen, politischen und gesellschaftlichen Ereignissen verflochten. Wir haben also etliche Gründe die polnische Literatur zu lesen und aus den Werken polnischer Autor_innen zu lernen, um emotionales und soziales Lernen voranzubringen und unser Verständnis alles Humanen und Gesellschaftlichen zu vertiefen und zu erweitern.
Emotionale und soziale Geografien in der polnischen Literatur:
Räume der Reflexion und der Transformation
Emotionales und soziales Lernen durch literarische Bildung: Entwicklung und Erprobung von Materialien
für Schule, Universität, Weiterbildung und selbstverantwortliches Lernen in transformativen Projekten
No. 26: Betrachtungen über das Gefängnis in uns, über gesellschaftliche Institutionen, Medien und eigenständiges Denken,
über die Grenzen der menschlichen Erkenntnisfähigkeit und das Dunkel in der Welt, in Olga Tokarczuks
Roman „Gesang der Fledermäuse(Prowadź swój pług przez kości umarłych)
Universitätsprofessor Dr. habil. Joachim Bröcher, Europa-Universität Flensburg, Flensburg, Deutschland
Die Autorin
Olga Tokarczuk wurde 1962 in Sulechów, Polen, geboren. Ihre Eltern arbeiteten als Lehrerin bzw. Lehrer,
sie stammten aus den polnischen Ostgebieten und gelangten durch Zwangsumsiedlung nach Schlesien,
Westpolen. Olga Tokarczuk studierte Psychologie an der Universität Warschau. Sie arbeitete eine Zeit-
lang pädagogisch mit Jugendlichen mit Förderbedarf in der emotionalen und sozialen Entwicklung, auch
beratend mit Lehrpersonal. Ihr literarisches Werk ist umfangreich und vielschichtig. Sie erhielt zahlreiche
Literaturpreise, darunter den Nobelpreis für Literatur (2018). Die Autorin gründete die Olga-Tokarczuk-
Stiftung in Breslau. Ziel der Stiftung ist die Förderung der Literatur und die Erforschung der Rolle der Li-
teratur im Hinblick auf die soziale Transformation.
Der Roman
Das Buch „Gesang der Fledermäusenennt sich zwar Roman, doch neben kriminalistischen Elementen
enthält es auch Aspekte von tagebuchartigen Selbstreflexionen sowie gesellschaftskritischen und philoso-
phischen Analysen und Betrachtungen. Es entfaltet sich darin eine dumpfe Männerwelt, geprägt von pa-
triarchalischer Ignoranz, überkommenen autoritären Strukturen in Staat und Institutionen (Behörden,
Schule, Kirche usw.) und, hier besonders im Fokus, Blutrünstigkeit und Gleichgültigkeit im Umgang mit
Tieren. Im Zentrum des Geschehens steht die leicht schrullige Ich-Erzählerin und ehemalige Lehrerin
Janina Duszejko, mit ihrem Interesse für Astrologie und Natur, und mit ihrer Empathie für die gejagten
Tiere, aufmüpfig, anarchistisch, subversiv, mutig und wahrhaftig. Die polnische Originalausgabe erschien
unter dem Titel „Prowadź swój pług przez kości umarłych(wörtlich zu übersetzen mit „Führe deinen
Pflug durch die Gebeine der Toten“), in Kraków, im Verlag Wydawnictwo Literackie, 2009. Für das Po-
ster wurde eine neuere Auflage des polnischen Originals, von 2022, verwendet. Die deutsche Erstausgabe
erschien 2009 bei Schöffling & Co., in Frankfurt am Main. Für das Poster verwendet wurde eine neuere
Ausgabe, die 2021 bei Kampa, in Zürich, erschienen ist. Für die Übersetzung ins Deutsche sorgte Doreen
Daume. Das Buch wurde von Agniezka Holland unter dem Titel „Pokot“ (2017) verfilmt. Der deutsche
Filmtitel lautet „Die Spur“.
Kontext und Ziel
In Weiterentwicklung der
Lebensweltorientierten Didaktik
(Bröcher, 1997, 2022) und aufbauend auf
früheren deutsch-polnischen Projekten (Bröcher und Toczyski, 2021; Toczyski und Broecher, 2021;
Toczyski, Broecher und Painter, 2022), soll exemplarisch die polnische Literatur in ihrer Bedeutung für
die pädagogische Arbeit mit emotionalen und sozialen Themen erschlossen werden, stellvertretend für
andere und weitere Sprachen und Literaturen, die im multikulturellen Deutschland der Gegenwart und
anderen Migrationsgesellschaften, etwa den USA, eine Rolle spielen. Kennzeichen der Lebensweltorien-
tierten Didaktik ist traditionsbedingt der subjektzentrierte pädagogische Zugang, durch die Fokussierung
auf Lebensthemen und Daseinstechniken der jungen Menschen, eben in ihren diversen
Lebensräumen
,
nun ergänzt durch das Konzept der
emotionalen und sozialen Geografien
sowie um Konzepte aus dem
Bereich
Social and Emotional Development through Literacy Education
. Im nächsten Schritt geht es um
das Schaffen von Übergängen in sach– und wissenschaftsorientierte Lernprozesse, etwa in den Bereichen
Sprache, Literatur, Soziologie, Philosophie, Psychologie, Geschichte oder Politik. Natürlich müssen lite-
rarische Texte altersgemäß und je nach Zielgruppe und Situation ausgewählt und aufbereitet werden. Oft-
mals sind handlungsorientierte, fächerübergreifende oder kreativ-schöpferische Aneignungs– und Ausein-
andersetzungsformen denkbar und möglich. Die Poster dieser Serie sollen in der nächsten Zeit in Schu-
len, Universitäten, in der Weiterbildung und in
transformativen Projekten
, wo selbstverantwortlich ge-
lernt wird, jenseits von Institutionen (Broecher und Painter, 2023), erprobt werden. Ein einzelnes Poster
hat nicht den Anspruch, die inhaltliche Komplexität oder die formale Besonderheit eines Werkes in seiner
Gesamtheit zu erfassen. Ich greife stets Einzelthemen heraus, die mir bedeutsam erscheinen. Kooperati-
onspartner_innen beim Projekt: Janet F. Painter, Lenoir-Rhyne University, Hickory, NC, USA; Karolina
Walkowska, Berlin und Piotr Toczyski, Maria Grzegorzewska Universität, Warschau. Laufzeit des Pro-
jekts: 1.1.2020 - 31.12.2030.
Warum die polnische Literatur?
Erstens
war die von 1569 bis 1795 bestehende polnisch-litauische Adelsrepublik, die
Rzeczpospolita
, ein
pulsierender Vielvölkerstaat von enormen Ausmaßen, wodurch sich Erkenntnisse für das heutige multi-
kulturelle Deutschland ergeben könnten.
Zweitens
verschwand Polen durch die Eroberungspolitik Preu-
ßens, Österreich-Ungarns und Russlands im Zuge von drei Teilungen (1772, 1793, 1795) für 123 Jahre
(bis 1918) vollständig von der Landkarte und überlebte als Nation vor allem auch durch seine Literatur.
Drittens
: Die Deutschen haben 1939 beim Überfall auf Polen und während der nachfolgenden Besat-
zungszeit (bis 1941 Besetzung des westlichen Teils Polens und nach der Kriegserklärung gegen Russland
auch des östlichen Teils) versucht, die polnische Intelligenz vollständig zu vernichten. Professor_innen
wurden verhaftet und interniert, Lehrer_innen erschossen und in polnischen Schulen wurde eine radikale
Germanisierungspolitik betrieben.
Viertens
: 1945 verschob die Sowjetunion, die bis 1941 den östlichen
Teil von Polen besetzt hielt, den kompletten polnischen Staat nach Westen, was Vertreibungen und Um-
siedlungen mit sich brachte. Auch in der nun folgenden, bis 1989 andauernden, kommunistisch-
stalinistischen Zeit war es für die polnische Intelligenz kaum möglich, sich frei zu entfalten. Die Literatur
lebte daher teils im Untergrund, teils im Exil fort.
Fünftens
: Das heutige Polen erscheint zerrissen zwi-
schen europäischer Offenheit und nationaler Abschottung, ein Prozess der nun, nach Jahrzehnten nahezu
grenzenloser Offenheit, auch in Deutschland beginnt. Die polnische Literatur hat durch die genannten be-
sonderen historischen Hintergründe immer schon einen sehr stark politischen und gesellschaftlichen Cha-
rakter gehabt, viel stärker als es in Deutschland der Fall war und ist. Natürlich geht es bei alldem auch
um Emotionen und die Lebensthemen der Menschen, um die Räume, in denen sie leben, um die emotio-
nalen und sozialen Geografien eben, denn diese sind intensiv mit den historischen, politischen und gesell-
schaftlichen Ereignissen verflochten. Wir haben also etliche Gründe die polnische Literatur zu lesen und
aus den Werken polnischer Autor_innen zu lernen, um emotionales und soziales Lernen voranzubringen
und unser Verständnis alles Humanen und Gesellschaftlichen zu vertiefen und zu erweitern.
Theoretischer Rahmen
Bilczewski, T., Bill, S., and Popiel, M. (Eds.) (2022).
The Routledge world companion to Polish literature.
Milton Park,
Abingdon, Oxon: Routledge.
Bröcher, J. (2022).
Lebenswelt und Didaktik. Unterricht mit sogenannten „verhaltensauffälligen Jugendlichen auf der
Basis ihrer (alltags-)ästhetischen Produktionen
(2. korr. und ergänzte Aufl.). Heidelberg: Universitätsverlag Winter,
Download.
Broecher, J. and Painter, J. F. (2023). Transformative community projects in East Germany's rural spaces: Exploring more
sustainable forms of learning, working, and living.
Frontiers in Sociology, Vol. 8,
1164293, https://doi.org/10.3389/
fsoc.2023.1164293, Download.
Bröcher, J. und Toczyski, P. (2021). Europäische Lernräume: Pädagogischer Austausch zwischen Polen und Deutschland
zur Zeit des Kalten Krieges. In J. Bröcher,
Anders lernen, arbeiten und leben. Für eine Transformation von Pädagogik und
Gesellschaft
(S. 223-238). Bielefeld: transcript, Download.
Davidson, J., Bondi, L., and Smith, M. (2017).
Emotional geographies
(first release: Ashgate Publ., 2005). London, New
York: Routledge.
Skórczewski, D. and Polakowska, A. (2020).
Polish literature and national identity. A postcolonial perspective.
Rochester,
NY: University of Rochester Press.
Toczyski, P. i Broecher, J. (2021). Niemiecko-polskie doświadczenie, spotkanie, kontakt i dialog w europeizacyjnej pe-
dagogice Andrzeja Jaczewskiego i Karla-Josefa Klugego.
Kwartalnik Pedagogiczny
, 66(1), 124-152, Download.
Toczyski, P., Broecher, J., and Painter, J. F. (2022). Pioneers of German-Polish inclusive exchange: Jaczewski’s and Klu-
ge’s Europeanization in education despite the Iron Curtain.
Prospects: Comparative Journal of Curriculum, Learning, and
Assessment,
52(3-4), 567-583, Download.
Trojanowska, T., Niżyńska, J., Czapłiński, P., and Polakowska, A. (Eds.) (2019).
Being Poland: A new history of Polish li-
terature and culture since 1918.
Toronto: University of Toronto Press.
Tussey, J. and Haas, L. (Eds.) (2021).
Handbook of research on supporting social and emotional development through li-
teracy education.
Hershey, PA: IGI Global u.a.m.
Das Gefängnis in uns selbst erforschen
Das Gefängnis ist nicht außen, es steckt in jedem von uns. Vielleicht können wir ohne es nicht leben (43).
Więzienie nie tkwi na zewnątrz, ale jest w środku każdego z nas. Może jest tak, że nie umiemy bez niego żyć (43 f.)
Impuls: Übertragen Sie das einmal auf sich selbst. Gibt es ein solches Gefängnis in Ihrem eigenen Inneren bzw.
in Ihrem eigenen Leben?
Also, ich bin überzeugt davon, dass wir das Wissen über unser Gefängnis vertiefen müssen (132).
No więc jestem przekonana, że trzeba dogłębnie poznać nasze więzienie (129).
Impuls: Aber, wollen wir, wollen Sie, das wirklich wissen? Wollen Sie sich einer solch fundamentalen Frage tat-
sächlich stellen? Oder haben Sie das bereits getan?
Die Wände der Zelle sind der Horizont dessen, was ich sehe (188).
Ściany celi to horyzont tego, co widzę (184).
Impuls: Die Existenz dieses inneren Gefängnisses bewirkt vermutlich bereits eine massive Einschränkung des-
sen, was ich überhaupt sehen und erkennen kann, was ich denke, und welche Gedanken ich überhaupt entwickle
und zulasse, welche Fragen ich stelle usw. Wie soll es mir da gelingen zu einer objektiven Analyse des Ganzen
zu kommen?
Gesellschaftliche Institutionen und Eigeninitiative
„Ich habe nicht so ein Vertrauen in die Obrigkeit wie du“, sagte er. „Man muss alles selber machen“ (44).
Nie mam takiego zaufania do władzy jak ty – powiedział. – Wszystko należy robić samemu (44).
Impuls: Und wie steht es da um Sie selbst? Wieviel Vertrauen haben Sie in unsere Institutionen? Und was sollten
wir in Zukunft besser selbst in die Hand nehmen? Blicken Sie einmal auf die aktuelle gesellschaftliche Situation.
Das Verschwimmen von Unterschieden in der Dämmerung
In der Dämmerung passieren die interessantesten Dinge, denn dann verschwimmen die einfachen Unterschiede.
Ich könnte in ewiger Dämmerung leben (56).
Właśnie o Zmroku dzieją się najciekawsze rzeczy, bo wtedy zacierają się proste różnice. Mogłabym żw wiecznym
Zmierzchu (55).
Impuls: Greifen Sie diesen Gedanken einmal auf und spinnen Sie ihn weiter. Was könnte das bedeuten? Wo und
wie kann sich das zeigen? Was bedeutet für Sie
Dämmerung
, emotional und geistig?
Grenzen und das Überschreiten von Grenzen
So amüsierte ich mich eine halbe Stunde mit Grenzüberschreitungen. Es macht mir Spaß, weil es mich an die
Zeit erinnert, als es nicht möglich war. Grenzen zu überschreiten gefällt mir (62).
Bawiłam się tak z pół godziny w przechodzenie przez granicę. Sprawiało mi to przyjemność, bo pamiętałam czas,
kiedy nie było to możliwe. Podaba mi się przekraczanie granic (61).
Impuls: Philosophieren Sie einmal über die Bedeutung von Grenzen und über das Überschreiten von Grenzen
und was das wiederum für Sie bedeutet.
Über das Dunkel der Welt
Ich sehe alles wie in einem schwarzen Spiegel, wie durch eine beschlagene Scheibe. Ich betrachte die Welt so
wie andere Menschen eine Sonnenfinsternis betrachten. Dabei sehe ich eine Erdfinsternis. Ich sehe, wie wir blind
im ewigen Dunkel herumtappen, wie Maikäfer, die von einem grausamen Kind in einer Schachtel gefangen ge-
halten werden (74).
widzę wszystko jak w ciemnym lustrze, jak przez przydymioną szybę. Oglądam świat tak samo, jak inni patrzą na
zaćmione Słońce. Tak ja widzę zaćmioną Ziemię. Widzę, jak poruszamy się po omacku w wiecznym Mroku, jak
Chrabąszcze złapane do pudełka przez okrutne dziecko (72).
Die Welt ist ein Gefängnis voller Leid, sie ist so konstruiert, dass man, um selbst zu überleben, anderen Lebewe-
sen Schmerz zufügen muss (126)
Świat jest pełnym cierpienia więzieniem, skonstruowanym tak, że aby przeżyć, trzeba zadawać ból innym (124)
Impuls: Ein wahrlich düsteres Szenario. Was sagen Sie dazu? Trifft das zu? Ist das unsere Realität? Ist es eine
Zuspitzung oder eine Übertreibung? Falls diese Einschätzung zutrifft: Was können wir gegen die Dunkelheit und
die Grausamkeit setzen?
Grenzen der menschlichen Erkenntnisfähigkeit
Die ganze komplizierte menschliche Psyche ist nur entstanden, um den Menschern daran zu hindern, das zu ver-
stehen, was er real sieht. Damit die Wahrheit nicht zu ihm vordringt, vernebelt von Illusion, von leerem Ge-
schwätz. (126).
Cała ludzka skomplikowana psychika powstała po to, żeby nie pozwolić Człowiekowi zrozumieć, co tak naprawdę
widzi. Żeby prawda do niego nie dotarła, poowijana w iluzje, pustą gadaninę. (124).
Er hatte die weitverbreitete Gewohnheit, immer wieder das gleiche Füllwort einzustreuen, und zwar
„nichtwahr“… Jeder Mensch hat so einen Ausdruck, den er überstrapaziertSo ein Wort ist der Schlüssel zu
seinem Geist (211).
Miał ten dość powszechny nawyk, że wtrącał co rusz jedno słowo. W jego przypadku była to ”prawda”... Każdy Czło-
wiek ma swój wyraz, którego nadużywa... Takie słowo jest kluczem do jego umyśłu (206).
Ich glaube nämlich, unsere menschliche Psyche ist dazu da, um uns vor dem Anblick der Wahrheit zu bewahren.
Um uns keinen direkten Einblick in den Mechanismus zu erlauben. Die Psyche ist unser Immunsystem sie
sorgt dafür, dass wir niemals verstehen, was um uns herum vorgeht. Hauptsächlich ist sie damit befasst, Informa-
tionen zu filtern, auch wenn die Möglichkeiten unseres Gehirns gigantisch sind. Doch alles Wissen wäre nicht zu
ertragen (254).
Uważam mianowicie, że ludzka psychika powstała po to, żeby nas obronić przed zobaczeniem prawdy. żeby nie
pozwolić nam na ujrzenie mechanismu wprost. Psychika to nasz system obronny dba o to, żebyśmy nigdy nie pojęli
tego, co nas otacza. Zajmuje się głównie filtrowaniem informacji, mimo, że mośliwości naszego mózgu ogromne. Bo
nie dałoby się unieść tej wiedzy (248 f.).
Wir alle unterliegen Irrtümern: Wer, außer den religiösen Eiferern der Nation, würde leugnen, dass wir alle in
Wahrheit verkappte Verbrecher sind? (300)
Wszyscy jesteśmy obiektem Błądzenia: któż mógłby powiedzieć, że nie jesteśmy wszyscy Przestępcami? (294)
Impuls: Und noch eimmal recht negative Analysen und Schlussfolgerungen. Was spricht dafür, dass es so ist?
Was dagegen? Falls das alles zutrifft: Wie können wir die menschliche Erkenntnisfähigkeit unterstützen? Mit
pädagogischen Mitteln und gesellschaftlichen Reformen?
Information, Wahrheit, Manipulation: Über die Bedeutung
von eigenständigem, unabhängigem Denken
Zeitungen haben nichts anderes im Sinn, als uns immer wieder Angst zu machen, um unsere Emotionen von al-
lem abzulenken, was wirklich von Belang ist. Warum sollte ich mich ihrer Macht unterordnen und so denken,
wie sie es mir vorschreiben? Ich gehe um das Haus herum und trampele mir meine Pfade, mal in diese, mal in je-
ne Richtung (306).
Gazetom zależy na tym, żeby utzrymywać nas w stanie ciągłego niepokoju, żeby kierować nasze emocje nie ku temu,
czego naprawdę powinny dotyczyć. Dlaczego miałabym poddawać się ich władzy i myśleć tak, jak mi każą? Kręcę się
koło domku, wydeptuję ścieżki raz w tę, raz w tamtą stronę (300).
Impuls: Blicken Sie einmal auf die aktuelle gesellschaftliche Lage, den Zustand und die Praktiken unserer Medi-
en und was sich darin widerspiegelt? Lesen Sie dann noch einmal, was die Ich-Erzählerin Janina Duszejko sagt:
„Ich gehe um das Haus herum und trampele mir meine Pfade…“
veröffentlicht am 4. Februar 2024
ResearchGate has not been able to resolve any citations for this publication.
Die Existenz dieses inneren Gefängnisses bewirkt vermutlich bereits eine massive Einschränkung dessen, was ich überhaupt sehen und erkennen kann, was ich denke, und welche Gedanken ich überhaupt entwickle und zulasse, welche Fragen ich stelle usw. Wie soll es mir da
  • Impuls
Impuls: Die Existenz dieses inneren Gefängnisses bewirkt vermutlich bereits eine massive Einschränkung dessen, was ich überhaupt sehen und erkennen kann, was ich denke, und welche Gedanken ich überhaupt entwickle und zulasse, welche Fragen ich stelle usw. Wie soll es mir da gelingen zu einer objektiven Analyse des Ganzen zu kommen?
immer wieder das gleiche Füllwort einzustreuen, und zwar "nichtwahr"… Jeder Mensch hat so einen Ausdruck, den er überstrapaziert… So ein
  • Er Hatte Die Weitverbreitete Gewohnheit
Er hatte die weitverbreitete Gewohnheit, immer wieder das gleiche Füllwort einzustreuen, und zwar "nichtwahr"… Jeder Mensch hat so einen Ausdruck, den er überstrapaziert… So ein Wort ist der Schlüssel zu seinem Geist (211).