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7.1 Herkunsbezogene Disparitäten
7.1.1 Die Bedeutung der familiären Herkun
Auswirkungen der sozialen Ungleichheiten auf die schulischen Kompetenzen wurden in
den letzten zwei Jahrzehnten in PISA für fünfzehnjährige Schüler*innen in Deutschland
immer wieder beschrieben. So zeigte sich bereits in den PISA-Erhebungen der Jahre
2000 und 2003 für Schüler*innen in Deutschland, dass die erreichten Kompetenzen eng
mit der sozialen Herkun der Jugendlichen zusammenhingen. Dies galt für die natur-
wissenschaliche Kompetenz, die Lesekompetenz wie auch für die mathematische Kom-
petenz (Baumert & Schümer, 2001; Ehmke et al., 2004; Müller & Ehmke, 2013; OECD,
2001, 2004). In PISA 2012, als Mathematik zum zweiten Mal Hauptdomäne war, el
der Zusammenhang zwischen sozialer Herkun und mathematischer Kompetenz ähn-
lich hoch aus wie im Jahr 2003, dem Jahr, in dem Mathematik erstmalig Hauptdomäne
war (Müller & Ehmke, 2013). Im internationalen Vergleich konnten in den ersten PISA-
Erhebungen nur wenige OECD-Staaten identiziert werden, in denen der Zusammen-
7Herkunsbezogene Ungleichheiten im
Kompetenzerwerb
Julia Mang, Katharina Müller, Doris Lewalter, Tamara Kastor,
Maren Müller, Lisa Ziernwald, Ana Tupac-Yupanqui,
Jörg-Henrik Heine & Olaf Köller
Herkunsbezogene Ungleichheiten für den Schwerpunkt der mathematischen Kom-
petenzen nden sich in PISA 2022 in allen OECD-Mitgliedsstaaten. Im internationa-
len Vergleich sind herkunsbezogene Disparitäten für Deutschland stark ausgeprägt.
Das Ausmaß der mathematischen Kompetenzen fünfzehnjähriger Schüler*innen in
Deutschland hängt sehr stark von sozioökonomischen und soziokulturellen Merkma-
len, wie den vorhandenen Kultur- und Wohlstandsgütern der Familien, ab. Hinsicht-
lich des Zuwanderungshintergrundes der Fünfzehnjährigen ergeben sich ebenfalls
erhebliche Disparitäten. Vor allem zugewanderte Jugendliche der ersten Genera-
tion weisen im Mittel deutlich niedrigere Kompetenzen auf als Schüler*innen ohne
Zuwanderungshintergrund. Dabei spricht nur knapp über die Häle der Schüler*in-
nen mit Zuwanderungshintergrund zu Hause Deutsch und in der Teilgruppe der
Jugendlichen der ersten Generation sogar nur 12 Prozent. Soziale und zuwande-
rungsbedingte Disparitäten im Leistungsbereich zu reduzieren, bleibt daher eine der
wichtigsten bildungspolitischen Aufgaben.
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164 Kapitel 7
hang zwischen den Herkunsmerkmalen der Schüler*innen und den gemessenen Kom-
petenzen so hoch war wie in Deutschland (Ehmke et al., 2004; OECD, 2001, 2004).
In den Folgejahren zeigte sich für die PISA-Studien die Tendenz, dass die Stärke der
sozialen Disparitäten im Vergleich zum jeweiligen OECD-Mittelwert zunahm (Müller
& Ehmke, 2013, 2016; Weis et al., 2019). Zusammengefasst zeigen diese Befunde stu-
dienübergreifend, dass große Leistungsunterschiede zwischen Schüler*innen mit hohem
und niedrigem sozioökonomischen familiären Hintergrund bestehen (Stanat et al., 2022;
Weis et al., 2019).
Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Schulschließungen sind oen-
bar Verstärker der bisher schon bestehenden Ungleichheiten, darauf weist neben inter-
nationalen Befunden (vgl. Betthäuser et al., 2023) auch der IQB-Bildungstrend 2021 hin
( Stanat et al., 2022). Stanat et al. (2022) berichten zudem von einer erneuten Steigerung
des sozialen Gradienten für Viertklässler*innen in Deutschland in Mathematik. Der
soziale Gradient beschreibt dabei die Stärke des Zusammenhangs zwischen der Kompe-
tenz und der sozialen Herkun. Auch für den Kompetenzbereich Lesen ndet sich eine
Steigerung des sozialen Gradienten um fast zehn Prozentpunkte im Vergleich zum letz-
ten IQB-Bildungstrend der Sekundarstufe I (Stanat et al., 2023). Es stellt sich daher die
Frage, ob auch für fünfzehnjährige Jugendliche in Deutschland eine Steigerung des sozi-
alen Gradienten im Bereich Mathematik erkennbar ist.
Die den vorliegenden Analysen zugrundeliegende Operationalisierung sozialer Her-
kun basiert auf der Unterscheidung zwischen ökonomischem, kulturellem und sozia-
lem Kapital (Bourdieu, 1983). Zum ökonomischen Kapital zählen die verfügbaren nan-
ziellen Mittel, Macht oder Prestige. Während dieser Aspekt der sozialen Herkun die
Bildungsforschung lange Zeit maßgeblich dominierte, verweist die Befundlage inzwi-
schen deutlich auf den Einuss des kulturellen Kapitals, das sich etwa in Form elter-
licher Kompetenzen, Werthaltungen und Orientierungen, kultureller Besitztümer und
Bildungsabschlüsse äußert, sowie ferner auf das soziale Kapital, das sich im Netzwerk
und den sozialen Beziehungen widerspiegelt. Für das bessere Verständnis und die leich-
tere Strukturierung dieser Merkmale lohnt sich die Unterscheidung zwischen familiären
Struktur- und Prozessmerkmalen der sozialen Herkun (Maaz & Dumont, 2019). Struk-
turmerkmale sind demnach deniert durch die sozioökonomische Stellung der Eltern
der Jugendlichen. Prozessmerkmale werden durch das kulturelle Kapital der Familien
veranschaulicht. Dabei wirken Strukturmerkmale nicht nur direkt auf die Bildungsbe-
teiligung und den Kompetenzerwerb in der Sekundarstufe, sondern auch indirekt über
diese Prozessmerkmale (Baumert et al., 2003; Maaz & Dumont, 2019).
Neben sozialen Disparitäten werden in PISA-Erhebungen regelmäßig zuwanderungs-
bedingte Disparitäten analysiert. Jugendliche mit Zuwanderungshintergrund zeigten
in Deutschland bisher in allen PISA-Erhebungen und allen Domänen im Mittel gerin-
gere Kompetenzen als Schüler*innen ohne Zuwanderungshintergrund (Gebhardt et al.,
2013; OECD, 2013, 2016, 2019; Rauch et al., 2016; Weis et al., 2019). Dabei ist es wich-
tig zu unterscheiden, ob bereits die Eltern der Jugendlichen (zweite Generation) oder die
Jugendlichen selbst (erste Generation) zugewandert sind. So zeigte sich in PISA 2012,
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165 Herkunsbezogene Ungleichheiten im Kompetenzerwerb
dass Schüler*innen der zweiten Generation in Mathematik im Vergleich zu PISA 2003
höhere Kompetenzen aufwiesen. Jugendliche der ersten Generation hingegen zeigten
in PISA 2012 geringere Kompetenzen verglichen mit PISA 2003 (Gebhardt et al., 2013;
OECD, 2013). Eine weitere Herausforderung für das Bildungssystem ist die Vielzahl der
Herkunsländer, aus denen die Jugendlichen beziehungsweise ihre Familien stammen
(Weis et al., 2019). Waren es in PISA 2012 knapp 14 Prozent der Jugendlichen, wel-
che aus einem anderen Herkunsland als der ehemaligen UdSSR, der Türkei oder Polen
stammten, so waren es in PISA 2018 bereits knapp 22 Prozent (Weis et al., 2019). Stanat
et al. (2022) berichten, dass über 30 Prozent der Schüler*innen der vierten Jahrgangs-
stufe, die der ersten Generation angehören, aus arabischen Ländern stammen. Dies ist
vor allem auf die Aufnahme einer großen Zahl Geüchteter im Jahr 2015 zurückzufüh-
ren. Obwohl sich diese Jugendlichen zum größten Teil in den Schulen in Deutschland
wohlfühlen (Gambaro et al., 2020) und verhältnismäßig häug von Übergangsklassen in
weiterführende Schulen wechseln (Paiva Lareiro, 2019), liegen ihre mittleren Leistungen
erheblich unter denen ihrer Mitschüler*innen ohne Zuwanderungshintergrund (Schipo-
lowski et al., 2021). Wie hoch die mathematischen Kompetenzen der Jugendlichen in
Abhängigkeit von ihrem Zuwanderungshintergrund in Mathematik sind, wird in diesem
Kapitel analysiert.
Hinsichtlich der Ursachen für die eingangs beschriebenen Leistungsunterschiede
wird immer wieder die Bedeutung von Kenntnissen in der Bildungssprache Deutsch dis-
kutiert (Gogolin & Maaz, 2019). Ein wichtiger Zugang zur Reduzierung von zuwande-
rungsbedingten Ungleichheiten bleibt die Sprachförderung, die weit früher als in der
Sekundarstufe I einsetzen und ein zentraler Bestandteil frühkindlicher Bildung sein
muss (Köller, 2019). Ein weiterer Aspekt frühkindlicher Bildung ist die Dauer des Kin-
dergartenbesuchs, welcher einen deutlichen Zusammenhang mit dem Bildungsstand von
Kindern aufweist (Seyda, 2009). So zeigte sich in den letzten PISA-Erhebungen, dass
Fünfzehnjährige aus Familien mit niedrigerer sozioökonomischer Herkun weniger
lange einen Kindergarten besuchen (Müller & Ehmke, 2013, 2016; Weis et al., 2019).
Entsprechend werden in diesem Bericht Unterschiede in der zu Hause gesprochenen
Sprache zwischen Jugendlichen mit und ohne Zuwanderungshintergrund, deren Zusam-
menhang mit dem Kompetenzerwerb sowie der Zusammenhang zwischen frühkind-
licher Bildung und den Kompetenzen der Jugendlichen näher beleuchtet.
Die eorie der Herkunseekte nach Boudon (1974) wurde in internationalen
und nationalen Kontexten auch auf die Analyse von migrationsbedingten Bildungs-
ungleichheiten übertragen (Gresch, 2012; Heath & Brinbaum, 2007; Heath et al., 2008;
Kristen & Dollmann, 2009). Durch diese Weiterentwicklung ist es möglich, zu unter-
suchen, welche bildungsbezogenen Ungleichheiten durch soziale Disparitäten und
darüber hinaus durch den Zuwanderungshintergrund ausgelöst werden (Maaz &
Dumont, 2019). Es liegen mittlerweile zahlreiche empirische Studien vor, die soziale und
zuwanderungsspezische Eekte parallel betrachten (Becker, 2011). Neben den häug
gefundenen nachteiligen Eekten für Jugendliche mit Zuwanderungshintergrund sind
die ebenfalls wiederholt nachgewiesenen Befunde über positive, sekundäre Eekte nach
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166 Kapitel 7
Kontrolle des sozioökonomischen Umfelds der Schüler*innen von zentraler Bedeutung
(Maaz & Dumont, 2019; Relikowski et al., 2010). Bei gleicher Leistung und gleichem
sozioökonomischen Hintergrund gehen Fünfzehnjährige mit Zuwanderungshintergrund
häuger in eine höhere Bildungseinrichtung über als solche ohne Zuwanderungshinter-
grund ( Ditton et al., 2005; Gresch, 2012), was sich auch mit den ausgeprägten Bildungs-
aspirationen zugewanderter Familien in Verbindung bringen lässt (Kristen & Dollmann,
2009). Wie dieses Beispiel zeigt, ist die kombinierte Analyse sozialer und zuwanderungs-
bezogener Zusammenhänge mit schulischen Kompetenzen unabdingbar und wird auch
in diesem Bericht thematisiert.
7.1.2 Forschungsfragen in PISA 2022
Die wiederkehrenden Befragungen und Testungen in PISA erlauben es, über alle Teil-
nehmerstaaten hinweg regelmäßig zu untersuchen, wie sich Trends in den herkuns-
bezogenen Ungleichheiten darstellen. Auf diese Weise lässt sich feststellen, ob soziale
Disparitäten langfristig abnehmen, stabil bleiben oder sich sogar verstärken und in wel-
chen Bereichen demnach dierenzierte Monitoringsysteme etabliert und wirksame För-
dermaßnahmen implementiert werden müssen. Der internationale Vergleich kann bei
der Ableitung entsprechender steuerungspolitischer Maßnahmen hilfreich sein. Neben
dieser international vergleichenden Perspektive können die Ergebnisse zur sozialen
Lage und zum Zusammenhang zwischen Kompetenz und sozialer Herkun aufgrund
der repräsentativen Stichprobe als Referenz für nationale Untersuchungen herangezogen
werden (Baumert et al., 2010; Müller & Ehmke, 2016). Es wird zudem untersucht, inwie-
weit Disparitäten zwischen Jugendlichen mit und ohne Zuwanderungshintergrund im
Hinblick auf die mathematische Kompetenz bestehen. Ergänzend werden diese Aspekte
mit Blick auf ausgewählte soziale Merkmale analysiert.
Als Folge der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Schulschließungen ist
wiederholt gezeigt worden, dass sich herkunsbezogene Ungleichheiten verstärkt haben
(z. B. Betthäuser et al., 2023). Sozial benachteiligte Jugendliche mit Zuwanderungshinter-
grund hatten während der Schulschließungen weniger und qualitativ schlechtere Lern-
gelegenheiten als ihre sozial privilegierteren Mitschüler*innen ohne Zuwanderungshin-
tergrund. PISA 2022 ermöglicht es – unter Einschränkungen –, Rückschlüsse auf die
Auswirkungen der Ungleichheiten durch die Corona-Pandemie zu untersuchen. Vertie-
fende Analysen zu den möglichen Auswirkungen der Corona-Pandemie werden in Kapi-
tel 10 vorgestellt.
Im Folgenden werden zunächst die Denitionen der sozialen Herkun und des
Zuwanderungshintergrundes, ihre theoretische Einbettung sowie die operationalisierte
Erfassung und diesbezügliche Veränderungen im Vergleich zu vorherigen PISA-Erhe-
bungen in den Fragebögen der Fünfzehnjährigen erläutert. Anschließend werden die
Charakteristika und Zusammenhänge der sozialen Herkun mit Fokus auf die mathe-
matische Kompetenz im internationalen Vergleich und innerhalb Deutschlands näher
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167 Herkunsbezogene Ungleichheiten im Kompetenzerwerb
untersucht. Im vierten Abschnitt dieses Kapitels werden zugewanderte Jugendliche und
ihre Erziehungsberechtigten fokussiert und die Eigenschaen dieser Schüler*innen sowie
Zusammenhänge mit der mathematischen Kompetenz innerhalb ausgewählter OECD-
Mitgliedsstaaten beschrieben. Speziell für Deutschland werden die Heterogenität der
Herkunsländer und beschreibende Kenngrößen detailliert dargestellt. Das Kapitel run-
det die Zusammenführung der sozialen Herkun und des Zuwanderungshintergrundes
mit der Fragestellung ab, inwieweit sich Unterschiede in der mathematischen Kompe-
tenz mit und ohne Zuwanderungshintergrund durch Prädiktoren der sozialen Herkun
erklären lassen. Eine anschließende Diskussion bietet Raum für mögliche Handlungs-
empfehlungen sowie weiteren Diskurs. Alle hier berichteten Befunde sind statistisch
signikant abgesichert. Es wird im Folgenden nicht gesondert darauf hingewiesen.
7.1.3 Die Erfassung der sozialen Herkun bei PISA 2022
Soziale Herkun ist ein mehrdimensionales Merkmal (Long & Renbarger, 2023; Maaz &
Dumont, 2019). Grundlage zur Erfassung ist die sozioökonomische Stellung der Erzie-
hungsberechtigten der Fünfzehnjährigen. Diese wird in der Regel über die Berufe der
Erziehungsberechtigten operationalisiert (Müller & Ehmke, 2016). Weiterhin werden das
kulturelle und das soziale Kapital berücksichtigt, also kulturelle Aktivitäten und sozi-
ale Ressourcen einer Familie (Baumert et al., 2019; Bourdieu, 1983, 2012; Coleman,
1987, 1988, 1990). In der PISA-Berichterstattung werden die folgenden Indizes zur
Messung der sozialen Herkun verwendet: der höchste sozioökonomische beru iche
Status ( Highest International Socio-Economic Index of Occupational Status; HISEI),
die Erikson-Goldthorpe-Portocarero-Klassikation (EGP) und der sozioökonomische und
soziokulturelle Status (Index of Economic, Social and Cultural Status; ESCS).
7.1.3.1 Sozioökonomischer beruicher Status
Grundlage des Index bildet die internationale Standardklassikation der Berufe (Inter-
national Standard Classication of Occupations, International Labour Oce, 1969, 1990,
2012). Für die Kodierung dieser Berufe in ein internationales, hierarchisch angelegtes
Berufsgruppenschema wurde die aktuellste Version ISCO-08 eingesetzt (International
Labour Oce, 2012).1 Mit Hilfe des von Ganzeboom et al. (1992) entwickelten Maßes
für den sozioökonomischen Status werden diese Berufe in eine kontinuierliche und hie-
rarchische Rangreihe gebracht, wobei diese Werte von 11 (z. B. Reinigungskra) bis 90
(z. B. Richter*in) annehmen können (Ganzeboom & Treiman, 1996). Da diese Berufe
spezische Qualikationen im Sinne des Bildungsniveaus erfordern und ein bestimm-
1 Aufgrund der Umstellung des internationalen Klassikationssystems von ISCO-88 zu ISCO-08 ist
seit PISA 2012 die Vergleichbarkeit mit vorherigen PISA-Erhebungsrunden (2000 bis 2009) einge-
schränkt.
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168 Kapitel 7
tes Einkommen zur Folge haben, werden sie als Maß für den sozioökonomischen beruf-
lichen Status deniert (Ganzeboom et al., 1992; Ganzeboom & Treiman, 2012). Sofern
Werte zu den Erziehungsberechtigten aus den Angaben der Schüler*innen vorhanden
sind, wird bei der Ermittlung des höchsten sozioökonomischen beruichen Status (HISEI)
der jeweils höhere Wert zur Bestimmung verwendet.
7.1.3.2 EGP-Klassikationsschema
Beim EGP-Klassikationsschema (Erikson & Goldthorpe, 2002; Erikson et al., 1979)
handelt es sich um ein kategoriales System, anhand dessen die Berufe der Erziehungs-
berechtigten in diskrete Klassen eingeteilt werden. Dafür wird – neben den Berufen der
Erziehungsberechtigten – die Art der Tätigkeit, die Stellung im Beruf und die Weisungs-
befugnis für die Zuweisung der Klassen berücksichtigt.2 Diese Klassikation nimmt an,
dass die Lebensbedingungen in Abhängigkeit vom Bildungshintergrund, von der gesell-
schalichen Anerkennung, von den beruichen Gestaltungsmöglichkeiten sowie vom
Einkommen variieren (Hradil, 2005; Müller & Ehmke, 2016). Damit können qualitative
Unterschiede im sozioökonomischen Entwicklungsumfeld der Schüler*innen sichtbar
gemacht werden (Baumert & Maaz, 2006; Weis et al., 2019). In PISA wird anstelle des
elfstugen Modells von Erikson et al. (1979) ein Klassikationsschema mit sechs Klas-
sen verwendet (Baumert & Schümer, 2001; Müller & Ehmke, 2016; siehe auch Tabelle
7.1web für beispielhae Beschreibungen der EGP-Klassen). Die Informationen für diese
Einordnung in die EGP-Klassen basieren auf den Angaben der Erziehungsberechtigten
(Fragebogen für die Erziehungsberechtigten) und beziehen sich auf die Bezugsperson3.
2 Fehlende Werte für die EGP-Klassikation wurden mit der aktuellen Version des Pakets mice (vgl.
van Buuren & Groothuis-Oudshoorn, 2011) für die freie Statistikumgebung R (R Core Team, 2018)
mit Hilfe der multiplen Imputation geschätzt. Die resultierenden zehn Schätzungen für jeden feh-
lenden Wert basieren auf einem Imputationsmodell, welches neben den Kompetenzschätzern für
die drei PISA-Domänen unterschiedliche Variablen (z.B. Bildungsabschluss der Erziehungsberech-
tigten) beinhaltet, welche mit der EGP-Klassikation assoziiert sind. Die imputierten Werte wur-
den ausschließlich für die Analysen zu den EGP-Klassen verwendet. Das Imputationsmodell um-
fasst neben den gebildeten EGP-Klassen aus vorhandenen Angaben, den Kompetenzschätzern für
die drei PISA-Domänen und dem Geschlecht der Jugendlichen die gesprochene Sprache zu Hause
sowie die Variablen „HISEI“, „PARED“, „ HOMEPOS“, „ SCHULART“, „IMMIG“, „ GRADE“. Zu den
Inhalten dieser Variablen (soweit sie nicht hier im Kapitel beschrieben sind) wird z.B. auf das Ska-
lenhandbuch Mang et al. (2021) und die internationalen Codebücher verwiesen, die unter: http://
www.oecd.org/pisa/data/2022database/ verfügbar sind.
3 Die Angaben zur Bezugsperson beziehen sich auf den Vater beziehungsweise, wenn diese Angaben
fehlen, auf die Mutter.
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169 Herkunsbezogene Ungleichheiten im Kompetenzerwerb
7.1.3.3 Sozioökonomischer und soziokultureller Status
Der Index zum sozioökonomischen und soziokulturellen Status (ESCS) umfasst neben
Merkmalen des sozioökonomischen Hintergrunds auch Merkmale des sozialen und kul-
turellen Kapitals der Familien der befragten Fünfzehnjährigen. Der ESCS setzt sich aus
dem sozioökonomischen beruichen Status (HISEI, vgl. 1.3.1 Sozioökonomischer berui-
cher Status), dem Bildungsabschluss der Erziehungsberechtigten (PARED) und dem Besitz
von Wohlstandsgütern (HOMEPOS) zusammen und erlaubt die aggregierte Berücksich-
tigung unterschiedlicher Herkunsmerkmale (Ehmke & Siegle, 2005). Abbildung 7.1web
gibt einen Überblick über diese Zusammensetzung. Das Bildungsniveau der Erziehungs-
berechtigten wird bei PISA durch den höchsten Bildungsabschluss der Erziehungsberech-
tigten in Bildungsjahren (PARED) erfasst. Hierzu geben die Fünfzehnjährigen im Frage-
bogen die höchsten Bildungsabschlüsse ihrer Erziehungsberechtigten an. Diese werden
anschließend nach der internationalen Standardklassikation der Bildungsprogramme
(International Standard Classication of Education, ISCED-11; OECD et al., 2015) ein-
geordnet. Für PISA 2022 wurde erstmals das aktualisierte Klassikationsschema 2011
(ISCED-11) verwendet, in dem vor allem die höheren Level der Bildungsabschlüsse fei-
ner dierenziert werden. Tabelle 7.2web gibt einen Überblick über die ISCED-Level
nach „vorheriger“ und aktualisierter Klassikation und deren Einordnung in das deut-
sche System dieser Abschlüsse. Die Umstellung auf das aktuelle Klassikationsschema
ISCED-11 erfolgte im Austausch mit dem nationalen Projektmanagement von PIAAC
bei GESIS, insbesondere mit der Bildungsexpertin Silke Schneider (Schneider, 2015)
sowie in mehrschrittigen Bearbeitungsschleifen mit dem internationalen PISA-Konsor-
tium. Der Feldtest für PISA 2022 prüe die Umstellung auf das aktualisierte Klassika-
tionsschema ISCED-11. Mögliche Konsequenzen dieser Umstellung für Vergleiche mit
früheren PISA-Zyklen werden in der Ergebnisdarstellung thematisiert.
Mit Hilfe des höchsten ISCED-Levels beider Erziehungsberechtigten (HISCED) wird
auf Basis der sogenannten Cummulative Years of Education (CYE) der PARED gebil-
det. Dabei wurden in früheren Erhebungen die CYE-Stufen von den PISA-Teilnehmer-
staaten vorgegeben. In PISA 2022 wird dieses Kategorienschema erstmals anhand der
UNESCO-ISCED-11-Werte deniert (OECD et al., 2015). Tabelle 7.2web stellt die Bil-
dungsdauer für Deutschland analog zu den entsprechenden ISCED-Leveln nebeneinan-
der. Aus dieser Tabelle wird auch ersichtlich, dass – wie in den Stufen der ISCED –
eine Verfeinerung der Bildungsjahre im oberen Bereich erkennbar ist. Zur Erfassung der
häuslichen Besitztümer (HOMEPOS) werden sowohl klassisch-kulturelle als auch lern-
und computerbezogene Besitztümer in der Familie einbezogen.
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170 Kapitel 7
7.1.4 Die Erfassung des Zuwanderungshintergrundes bei PISA 2022
Denition des Zuwanderungshintergrundes
Zur Denition des Zuwanderungshintergrundes wird das Geburtsland der Jugendlichen
und ihrer Elternteile herangezogen (analog zu den Erhebungsrunden seit 2006; Stanat &
Christensen, 2006; Stanat et al., 2010; Weis et al., 2019). Die Informationen dazu basie-
ren auf den Angaben der Schüler*innen (Schüler*innenfragebogen). Dabei werden fol-
gende Kategorien unterschieden:
Ohne Zuwanderungshintergrund: Beide Elternteile und die*der Jugendliche in
Deutschland (bzw. im jeweiligen OECD-Mitglieds-
staat) geboren.
Ein Elternteil im Ausland geboren: Ein Elternteil im Ausland, ein Elternteil und
Jugendliche*r in Deutschland (bzw. im jeweiligen
OECD-Mitgliedsstaat) geboren.
Zweite Generation: Beide Elternteile im Ausland geboren, Jugendliche*r
in Deutschland (bzw. im jeweiligen OECD-Mit-
gliedsstaat) geboren.
Erste Generation: Beide Elternteile und Jugendliche*r im Ausland
geboren.
In diesem Bericht werden Jugendliche mit nur einem in Deutschland geborenen Eltern-
teil separat betrachtet. Diese Dierenzierung entspricht den nationalen Berichten seit
PISA 2003 (Ramm et al., 2004; Weis et al., 2019), unterscheidet sich aber vom interna-
tionalen Vorgehen der OECD, die diese Jugendlichen den Schüler*innen ohne Zuwan-
derungshintergrund zuordnet. Fünfzehnjährige, deren Großeltern im Ausland, deren
Erziehungsberechtigte und sie selber allerdings in Deutschland geboren wurden, werden
den Schüler*innen ohne Zuwanderungshintergrund zugeordnet.
Umgang mit fehlenden Werten
Da für einige Jugendliche aufgrund fehlender Werte keine eindeutige Zuordnung des
Zuwanderungshintergrundes möglich ist, werden die Kategorien für den Zuwande-
rungshintergrund im vorliegenden Bericht um die Kategorie „nicht zuzuordnen“ erwei-
tert. Dies entspricht früheren nationalen Berichten (vgl. Rauch et al., 2016; Weis et al.,
2019), unterscheidet sich aber vom internationalen Vorgehen der OECD. Da die OECD
diese Schüler*innen aus den Analysen ausschließt beziehungsweise mit der Information
nur eines Elternteiles den Zuwanderungskategorien zuordnet, ist die Vergleichbarkeit
mit den Analysen der OECD nur eingeschränkt möglich (OECD, in Vorbereitung).
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171 Herkunsbezogene Ungleichheiten im Kompetenzerwerb
Dierenzierung verschiedener Herkunsgruppen
Da Leistungsdisparitäten auch durch die Herkunsländer teilweise erklärt werden kön-
nen, werden, analog zu früheren PISA-Berichten, Gruppen von Jugendlichen aus den
häugsten Herkunsländern in Deutschland separat betrachtet (vgl. z. B. Stanat et al.,
2010). Nach entsprechender Dierenzierung der in PISA 2022 getesteten Jugendlichen
mit Zuwanderungshintergrund in Deutschland werden folgende Herkunsländer bezie-
hungsweise Kategorien unterschieden:
Ehemalige UdSSR: Mindestens ein Elternteil ist in Russland, Kasachstan oder einer
anderen ehemaligen Sowjetrepublik geboren.
Türkei: Mindestens ein Elternteil ist in der Türkei geboren.
Polen: Mindestens ein Elternteil ist in Polen geboren.
Arabische Länder4 Mindestens ein Elternteil ist in einem der arabischen Länder gebo-
ren.
Anderes Land: Zusammengefasste Kategorie mehrerer Staaten, aus denen jeweils
ein geringer Anteil an Jugendlichen stammt.
Aus dem arabischen Raum zugewanderte Familien und Jugendliche werden aufgrund
der vergleichbaren Häugkeit wie die Herkunsländer ehemalige UdSSR, Türkei und
Polen in diesem Bericht erstmalig separat betrachtet. Jugendliche, deren Elternteile in
unterschiedlichen Ländern geboren wurden, wurden der Kategorie „Anderes Land“
zugeordnet. Jugendliche mit einem im Ausland und einem in Deutschland geborenen
Elternteil wurden dem Herkunsland des zugewanderten Elternteils zugeordnet.
Die Kategorie „Anderes Land“ umfasst alle Jugendlichen, deren Elternteile nicht aus
einem der Herkunsländer ehemalige UdSSR, Türkei, Polen und den arabischen Län-
dern stammen. In dieser Gruppe sind die meisten Familien bei PISA 2022 aus Italien,
Kosovo und Rumänien zugewandert. Die restlichen Herkunsländer sind für separate
Betrachtungen zu klein.
Die zu Hause gesprochene Sprache
Die zu Hause gesprochene Sprache wird von den Jugendlichen im Fragebogen erfragt
(„Welche Sprache sprichst du am häugsten zu Hause?“). Hierbei standen die elf Spra-
chen zur Auswahl, die in früheren PISA-Erhebungsrunden am häugsten genannt wur-
den. Diese sind Deutsch, Griechisch, Italienisch, Kroatisch, Polnisch, Russisch, Serbisch,
Türkisch, Kurdisch, Englisch und Arabisch. Zusätzlich bot ein oenes Antwortfeld die
Möglichkeit, weitere Sprachen einzutragen.
4 Als arabische Länder werden die Mitgliedsstaaten der Arabischen Liga bezeichnet.
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172 Kapitel 7
7.2 Soziale Herkun und mathematische Kompetenz im
internationalen Vergleich
Im Folgenden wird die soziale Herkun der Fünfzehnjährigen in den OECD-Mitglieds-
staaten betrachtet. Dazu wird zunächst auf den sozioökonomischen beruichen Status
der Familien mit seiner mittleren Ausprägung sowie seiner Streuung über alle OECD-
Staaten hinweg vergleichend eingegangen. Zentral ist weiterhin die Frage, inwieweit
sich diese Kenngrößen im Vergleich mit PISA 2012 verändert haben. Im Anschluss
beschreiben wir den Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen beruichen Sta-
tus und der mathematischen Kompetenz. Für diese Ausweisung kommen zwei Kenn-
werte, der soziale Gradient und das Maß der aufgeklärten Varianz, zum Einsatz. Diese
beiden Kenngrößen ergeben sich aus einer linearen Regression. Die in dieser linearen
Regression ermittelte Steigung des sozialen Gradienten gibt an, um wie viele Punkte die
durchschnittliche Kompetenz der Schüler*innen zunimmt, wenn der Prädiktor (hier
sozioökonomischer beruicher Status) um eine Standardabweichung steigt. Der sozi-
ale Gradient ermöglicht damit Aussagen über die Stärke des Zusammenhangs zwischen
Kompetenz und der sozialen Herkun. Ein niedriger sozialer Gradient beziehungsweise
eine schwach ansteigende Regressionsgerade deuten auf einen schwächeren, ein hoher
sozialer Gradient auf einen stärkeren Zusammenhang der Kompetenz mit der sozialen
Herkun hin. Die Varianzaulärung (R²) gibt im Vergleich dazu an, zu welchem pro-
zentualen Anteil sich Kompetenzunterschiede (Varianz) durch die soziale Herkun vor-
hersagen lassen. Um die soziokulturellen Aspekte zu berücksichtigen, wird im Anschluss
der Zusammenhang zwischen der mathematischen Kompetenz und dem sozioökonomi-
schen und soziokulturellen Status analysiert.
7.2.1 Sozioökonomischer beruicher Status und Zusammenhang mit
der mathematischen Kompetenz
Die Abbildung 7.1 zeigt die Ausprägungen des sozioökonomischen beruichen Status
(HISEI) in den OECD-Staaten. Neben den mittleren Ausprägungen und der Standard-
abweichung werden die Perzentilbänder veranschaulicht. Die Länge des Perzentilbandes
repräsentiert die Streuung des sozioökonomischen beruichen Status: Je kürzer das Per-
zentilband, desto homogener ist die Verteilung innerhalb des jeweiligen OECD-Staates.
Deutschland liegt mit 51.9 Punkten unter dem OECD-Durchschnitt (M = 53.7). Dabei
hat sich der Wert für Deutschland im Vergleich zu PISA 2012 nicht verändert. Neben
Deutschland erzielen zum Beispiel Polen (M = 52.0), Italien (M = 49.4) oder Tsche-
chien (M = 50.9) ebenfalls niedrigere Werte des HISEI als der OECD-Durchschnitt,
wobei für diese drei OECD-Staaten eine Verbesserung im Vergleich zu PISA 2012 fest-
zustellen ist. Nicht vom OECD-Durchschnitt unterscheiden sich unter anderem Öster-
reich (M = 53.1) und Frankreich (M = 53.1). Für Österreich zeigt sich eine Erhöhung
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173 Herkunsbezogene Ungleichheiten im Kompetenzerwerb
Abbildung 7.1: Mittelwerte, Streuungen und Perzentilbänder des sozioökonomischen beruf-
lichen Status (HISEI) der OECD-Staaten
Perzentile
Mittelwert und Konfidenzintervall(+/-2 )SE
5% 10% 25% 75% 90% 95%
OECD-Staaten MSD
Dänemark 62.3 19.9
Norwegen 62.3 20.7
Israel 62.0 21.1
Island 60.5 20.5
Irland 59.7 20.4
Australien 59.3 20.9
Schweden 59.2 21.5
Kanada 58.7 21.0
Neuseeland 58.0 20.8
Korea 57.8 18.8
Slowenien 57.7 21.5
Vereinigtes Königreich 56.6 21.8
Niederlande 56.2 20.9
Finnland 55.5 22.0
Vereinigte Staaten 55.1 21.9
Estland 54.9 21.5
Schweiz 54.9 21.9
Litauen 54.7 22.5
Japan 53.9 19.9
OECD Durchschnitt 53.7 21.6
Belgien 53.4 22.4
Frankreich 53.1 22.1
Österreich 53.1 21.7
Lettland 52.2 21.8
Polen 52.0 21.6
Deutschland 51.9 21.1
Griechenland 51.1 22.6
Ungarn 51.1 22.4
Spanien 51.0 24.0
Portugal 51.0 23.0
Tschechien 50.9 20.8
Italien 49.4 22.0
Slowakei 47.6 21.8
Chile 44.1 21.6
Mexiko 42.6 23.3
Kolumbien 41.0 22.8
Türkei 38.3 21.7
020406080
100
10 30 50 70 90
signifikant über dem OECD-Durchschnitt
signifikant unter dem OECD-Durchschnitt
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174 Kapitel 7
(von M = 48.9 auf M = 53.1) des HISEI. Über dem OECD-Durchschnitt benden sich
zum Beispiel die OECD-Staaten Australien (M = 59.3), Finnland (M = 55.5) und das
Vereinigte Königreich (M = 56.6), welche auch schon in PISA 2012 überdurchschnitt-
liche Werte erlangten. Neben dem mittleren sozioökonomischen beruichen Status ist
seine Standardabweichung als Maß für die Streuung von besonderem Interesse. Diese
sagt aus, wie groß die Unterschiede im sozioökonomischen beruichen Status der Fami-
lien fünfzehnjähriger Schüler*innen innerhalb der jeweiligen Staaten sind. Für Deutsch-
land zeigt sich, dass sich die Standardabweichung (SD = 21.1) von der des OECD-
Durchschnittes (SD = 21.6) unterscheidet. Im Vergleich zu PISA 2012 hat sich die
Streuung in Deutschland (2012 SD = 20.6) wie auch im OECD-Durchschnitt (PISA 2012
SD = 20.8) etwas vergrößert.
Die Ergebnisse der linearen Regression, welche die Abhängigkeit der mathematischen
Kompetenz vom sozioökonomischen beruichen Status aufweisen, sind in Tabelle 7.1
dargestellt. Es ist ersichtlich, dass es in allen OECD-Staaten einen positiven Zusam-
menhang zwischen dem sozioökonomischen beruichen Status und der mathemati-
schen Kompetenz gibt. In Deutschland liegt die Steigung des sozialen Gradienten mit
gut 37 Punkten über dem OECD-Wert mit knapp 30 Punkten. Für Deutschland liegt
demnach der Wert der mathematischen Kompetenz um 37 Punkte höher, wenn der
sozioökonomische beruiche Status um eine Standardabweichung (21.1 Punkte, siehe
Abbildung 7.1) steigt. Zu den Staaten, in denen der soziale Gradient niedriger als der
OECD-Durchschnitt ausfällt, zählen zum Beispiel Island, Norwegen und Griechen-
land. Im OECD-Durchschnitt liegen unter anderem Finnland, Schweden und Polen.
Im Vergleich zum OECD-Durchschnitt ist die Steigung (neben Deutschland) auch in
Österreich, der Schweiz und in Frankreich deutlich höher. Zudem weist Deutschland
(R² = 14.2) neben Österreich, der Schweiz und Frankreich einen höheren aufgeklärten
Varianzanteil durch den sozioökonomischen beruichen Status auf, als dies im OECD-
Durchschnitt (R² = 10.7) der Fall ist. Das bedeutet, dass die Mathematikkompetenz
in diesen Ländern stärker mit dem sozioökonomischen beruichen Status der Eltern
zusammenhängt als in anderen OECD-Staaten.
7.2.2 Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen und
soziokulturellen Status und der mathematischen Kompetenz
Werden in der Regression neben sozioökonomischen auch soziokulturelle Merkmale
berücksichtigt und der Zusammenhang anhand des ESCS untersucht, so ergeben sich
in Tabelle 7.2 erwartungsgemäß höhere Zusammenhänge zwischen der mathemati-
schen Kompetenz und dem ESCS als beim HISEI (vgl. Tabelle 7.1). Wie in Abschnitt
7.2.1 werden auch hier mit Hilfe einer linearen Regression die Stärke des Zusam-
menhangs und die damit verbundene Varianzaulärung bestimmt. Die Steigung
des sozialen Gradienten für den ESCS als Prädiktor für die mathematische Kompe-
tenz liegt in Deutschland bei gut 35 Punkten und unterscheidet sich damit nicht vom
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175 Herkunsbezogene Ungleichheiten im Kompetenzerwerb
OECD-Staaten
Mathematische
Kompetenz
Steigung des sozialen
Gradienten
Stärke des
Zusammenhangs
Achsen-
abschnitt (SE)Steigung (SE)
Varianz-
aufklärung R² (SE)
Mexiko 404 (2.3) 15.8 (1.3) 5.6 (0.9)
Japan 539 (2.7) 20.4 (2.3) 4.0 (0.8)
Island 460 (1.8) 20.6 (1.7) 5.0 (0.8)
Chile 427 (1.8) 22.4 (1.3) 8.2 (0.9)
Kolumbien 399 (3.1) 22.9 (1.9) 10.2 (1.6)
Irland 488 (1.6) 23.3 (1.3) 7.3 (0.8)
Korea 527 (3.3) 24.1 (2.4) 3.8 (0.7)
Norwegen 466 (1.8) 24.4 (1.4) 6.1 (0.7)
Spanien 481 (1.3) 24.4 (0.8) 9.5 (0.6)
Lettland 489 (1.9) 24.7 (1.4) 9.2 (0.9)
Griechenland 438 (2.0) 25.0 (1.4) 9.5 (1.0)
Dänemark 483 (1.7) 25.7 (1.3) 8.1 (0.8)
Vereinigtes Königreich 495 (2.2) 26.2 (1.8) 7.0 (0.9)
Kanada 497 (1.4) 26.4 (1.3) 7.1 (0.7)
Italien 479 (2.9) 26.9 (2.0) 9.1 (1.2)
Estland 512 (1.7) 27.3 (1.7) 9.6 (1.1)
Finnland 487 (1.6) 27.6 (1.2) 9.7 (0.7)
Schweden 482 (1.7) 29.2 (1.5) 9.1 (0.8)
Litauen 481 (1.6) 29.2 (1.4) 11.9 (1.0)
Polen 498 (1.9) 29.6 (1.7) 10.8 (1.1)
Türkei 474 (1.8) 29.6 (1.6) 10.3 (1.1)
Vereinigte Staaten 468 (3.2) 31.1 (2.1) 10.5 (1.2)
Neuseeland 481 (1.8) 32.3 (2.1) 9.8 (1.2)
Portugal 480 (1.7) 32.9 (1.5) 14.7 (1.1)
Slowenien 482 (1.2) 32.9 (1.4) 12.8 (1.0)
Österreich 496 (2.1) 33.2 (1.5) 12.8 (1.0)
Australien 484 (1.5) 33.4 (1.3) 10.2 (0.7)
Frankreich 484 (1.9) 35.0 (1.4) 15.4 (1.2)
Deutschland 491 (2.4) 37.2 (1.8) 14.2 (1.2)
Schweiz 512 (2.0) 37.3 (1.6) 15.0 (1.2)
Belgien 496 (1.6) 37.6 (1.3) 16.2 (0.9)
Niederlande 500 (2.8) 38.3 (2.3) 12.1 (1.3)
Israel 455 (2.8) 39.5 (2.0) 13.1 (1.2)
Tschechien 496 (1.9) 39.8 (1.6) 16.0 (1.1)
Ungarn 483 (2.1) 43.6 (1.9) 22.0 (1.5)
Slowakei 483 (2.3) 45.7 (2.3) 20.3 (1.6)
OECD-Durchschnitt 480 (0.4) 29.9 (0.3) 10.7 (0.2)
Tabelle 7.1: Zusammenhang zwischen der mathematischen Kompetenz und dem sozioöko-
nomischen beruichen Status in den OECD-Staaten (Prädiktorvariable: HISEI)
Anmerkung: Prädiktorvariable ist der sozioökonomische beruiche Status (HISEI). Der farblich gekennzeichnete Unter-
schied zum OECD-Durchschnitt bezieht sich auf die Steigung des sozialen Gradienten.
signikant unter dem
OECD-Durchschnitt
nicht signikant verschieden
vom OECD-Durchschnitt
signikant über dem
OECD-Durchschnitt
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176 Kapitel 7
OECD-Staaten
Mathematische
Kompetenz
Steigung des sozialen
Gradienten
Stärke des
Zusammenhangs
Achsen-
abschnitt (SE)Steigung (SE)
Varianz-
aufklärung R² (SE)
Mexiko 413 (2.7) 19.2 (1.3) 10.4 (1.3)
Kolumbien 410 (3.5) 24.5 (1.7) 16.2 (2.1)
Türkei 485 (2.2) 27.2 (1.3) 12.6 (1.2)
Chile 428 (2.0) 28.8 (1.4) 12.5 (1.2)
Griechenland 436 (2.1) 31.0 (1.6) 11.8 (1.1)
Spanien 475 (1.3) 32.3 (0.9) 14.2 (0.8)
Portugal 480 (1.7) 33.6 (1.4) 18.2 (1.3)
Island 447 (1.7) 34.1 (2.1) 9.3 (1.1)
Norwegen 453 (1.7) 34.6 (1.7) 9.6 (0.9)
Italien 476 (2.7) 35.0 (2.2) 13.5 (1.5)
Lettland 484 (1.8) 35.2 (1.6) 13.2 (1.0)
Irland 481 (1.5) 35.5 (1.5) 13.0 (1.2)
Vereinigtes Königreich 489 (2.1) 36.4 (2.5) 11.0 (1.3)
Vereinigte Staaten 463 (3.0) 37.5 (2.3) 14.9 (1.4)
Dänemark 473 (1.5) 38.1 (1.6) 12.2 (0.9)
Finnland 476 (1.5) 38.5 (1.4) 12.4 (0.8)
Estland 505 (1.7) 39.4 (1.8) 13.4 (1.2)
Deutschland 487 (2.5) 39.6 (1.5) 18.7 (1.3)
Litauen 474 (1.5) 39.9 (1.7) 16.5 (1.2)
Kanada 484 (1.3) 39.9 (1.6) 10.2 (0.8)
Polen 495 (1.9) 40.3 (1.9) 16.3 (1.3)
Neuseeland 475 (1.6) 42.0 (2.0) 15.8 (1.4)
Slowenien 476 (1.2) 42.0 (1.5) 15.7 (1.1)
Schweden 470 (1.7) 43.1 (1.7) 15.0 (1.0)
Österreich 487 (2.0) 43.3 (1.4) 19.4 (1.1)
Japan 536 (2.6) 44.7 (3.1) 11.9 (1.5)
Australien 472 (1.4) 44.7 (1.5) 14.6 (0.8)
Korea 518 (3.1) 45.3 (3.0) 12.6 (1.4)
Frankreich 476 (1.9) 45.5 (1.5) 21.5 (1.3)
Schweiz 502 (1.9) 47.0 (1.5) 20.8 (1.2)
Niederlande 484 (3.1) 47.1 (2.2) 15.1 (1.3)
Belgien 487 (1.6) 48.3 (1.5) 21.8 (1.2)
Ungarn 473 (2.0) 49.3 (1.8) 25.1 (1.5)
Tschechien 493 (1.8) 50.6 (1.8) 22.0 (1.2)
Israel 446 (2.7) 51.1 (2.2) 19.6 (1.4)
Slowakei 481 (2.2) 53.3 (2.2) 25.7 (1.8)
OECD-Durchschnitt 475 (0.3) 39.4 (0.3) 15.5 (0.2)
Tabelle 7.2: Zusammenhang zwischen der mathematischen Kompetenz und dem sozioöko-
nomischen und -kulturellen Status in den OECD-Staaten (Prädiktorvariable:
ESCS)
Anmerkung: Prädiktorvariable ist der ESCS. Der farblich gekennzeichnete Unterschied zum OECD-Durchschnitt bezieht
sich auf die Steigung des sozialen Gradienten.
signikant unter dem
OECD-Durchschnitt
nicht signikant verschieden
vom OECD-Durchschnitt
signikant über dem
OECD-Durchschnitt
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177 Herkunsbezogene Ungleichheiten im Kompetenzerwerb
OECD-Durchschnittswert. Für Deutschland liegt demnach der Wert der mathemati-
schen Kompetenz um knapp 40 Punkte höher, wenn der sozioökonomische und sozio-
kulturelle Status um eine Standardabweichung (SD = 1.04) steigt. Eine geringere Stei-
gung des sozialen Gradienten weisen unter anderem die OECD-Staaten Griechenland,
Norwegen und Italien auf. Keine Unterscheidung zur Varianzaulärung des OECD-
Durchschnitts ndet sich neben Deutschland zum Beispiel für Finnland, Polen und Slo-
wenien. Deutlich mehr Varianz wird dagegen in den OECD-Staaten Österreich, Frank-
reich, Schweiz und Niederlande aufgeklärt. Mit knapp 19 Prozent Varianzaulärungen
liegt Deutschland über dem OECD-Durchschnitt (R² = 15.5 %).
In Abbildung 7.2 sind die Staaten zum einen nach dem Niveau der mathematischen
Kompetenz und zum anderen nach dem aufgeklärten Varianzanteil angeordnet. Die Ein-
teilung in die vier Quadranten gibt Auskun darüber, inwieweit die Staaten bezüglich
dieser beiden Merkmale über oder unter dem OECD-Durchschnitt liegen (mathema-
tische Kompetenz M = 475; Varianzaulärung R² = 15.5 %). Die farbliche Markierung
bezieht sich auf die Unterschiede der Varianzaulärung der Staaten zum OECD-Durch-
schnitt. Durch die gemeinsame Abbildung ist es etwa möglich, jene Staaten zu iden-
tizieren, in denen es gelingt, hohe Leistungen der Schüler*innen zu erreichen bei
gleichzeitig geringem Zusammenhang zwischen Kompetenzstufen und dem sozioöko-
nomischen und soziokulturellen Status (Quadrant links oben). Dies ist eine wünschens-
werte Konstellation. So zeigen zum Beispiel Lettland, das Vereinigte Königreich oder
auch Kanada, dass eine überdurchschnittlich hohe mathematische Kompetenz auch mit
einem geringen Zusammenhang zwischen der Kompetenz und dem sozioökonomischen
und soziokulturellen Status einhergehen kann. Andererseits können jene Staaten identi-
ziert werden, in denen der Zusammenhang hoch ist, das heißt, die sozialen Disparitä-
Stärke des Zusammenhangs (VarianzaufklärungR² ) durch den ESCSin Prozent
R2signifikant vom OECD-Durchschnitt verschieden R2nicht signifikant vom OECD-Durchschnitt verschieden
Österreich
Deutschland
Portugal
Lettland
Irland
Korea
Türkei
Chile
Finnland
Dänemark
Japan
Griechenland
Vereinigtes Königreich
Mexiko
Kanada
Island
Litauen
Polen
Kolumbien
Neuseeland
Slowenien
Niederlande
Schweden
Vereinigte Staaten
Australien
Spanien
Italien
Estland
400
420
440
460
480
500
520
540
5678910 11 12 13 14 15 16 17 18 19
20
Norwegen
Israel
Mathematik-Kompetenz (Achsenabschnitt, Prädiktorvariable ESCS)
Abbildung 7.2: Mathematische Kompetenz und Varianzaulärung (R²) durch den sozioöko-
nomischen und -kulturellen Status (ESCS) in den OECD-Staaten
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178 Kapitel 7
ten stark ausgeprägt sind, und das Kompetenzniveau niedrig ausfällt (Quadrant rechts
unten). Der Quadrant rechts oben, in welchem sich neben Portugal und Österreich auch
Deutschland bendet, repräsentiert erreichte mittlere mathematische Kompetenzen, wel-
che in hohem Maße mit dem sozioökonomischen und soziokulturellen Status assoziiert
sind.
7.3 Soziale Herkun und Kompetenzentwicklung in
Deutschland
Mit der kategorialen EGP-Klassikation lässt sich die soziale Herkun fünfzehnjähri-
ger Schüler*innen in Deutschland anhand anschaulicher Berufsgruppen beschreiben.
Dabei werden für diese Klassikation die Angaben zum Beruf, zur Art des Beschäi-
gungsverhältnisses sowie zur Weisungsbefugnis berücksichtigt. Diese Einteilung führt
zu einer anschaulichen und fundierten Typologie (Müller & Ehmke, 2016). Grundlage
für die Typologie und die Einteilung der Berufe in Klassen ist die Annahme, dass die
Lebensbedingungen in Abhängigkeit vom Bildungshintergrund, von der gesellschali-
chen Anerkennung, den beruichen Gestaltungsmöglichkeiten sowie vom Einkommen
variieren (Hradil, 2005). Tabelle 7.3 zeigt für die sechs unterschiedlichen EGP-Klassen
Mittelwerte und Standardfehler des sozioökonomischen beruichen Status, des Besit-
zes an Wohlstandsgütern und der Bildungsdauer der Erziehungsberechtigten. Die Dauer
der vorschulischen Bildung (Hasselhorn & Kuger, 2014; Seyda, 2009) stellt dieser Bericht
durch den Anteil der Kinder dar, die erst mit vier Jahren oder später in den Kindergar-
ten kommen.
Gut 40 Prozent der Erziehungsberechtigten lassen sich den beiden Dienstklassen
(EGP Klassikation I und II) zurechnen. Für diese beiden Klassen, denen sich neben
den freien akademischen Berufen auch höhere Beamte sowie Hochschul- und Gymna-
siallehrkräe zuordnen lassen (Tabelle 7.1web) zeigen sich in Tabelle 7.3 überdurch-
schnittlich hohe Werte über alle Merkmale der sozialen Herkun hinweg. Der sozio-
ökonomische beruiche Status unterscheidet sich in fast allen Klassen vom Mittelwert
in Deutschland. Während die Werte des sozioökonomischen beruichen Status in den
beiden Dienstklassen (EGP-Klassen I und II) über dem nationalen Durchschnitt lie-
gen, sind die Werte aller anderen EGP-Klassen (außer Selbstständige) unterdurch-
schnittlich ausgeprägt. Mit Blick auf Kultur- und Wohlstandsgüter verfügen Familien
der Dienstklassen über überdurchschnittlich viele Ressourcen, wohingegen Facharbei-
ter*innen und leitende Angestellte (EGP-Klassen V und VI) sowie die un- und angelern-
ten Arbeiter*innen und Landarbeiter*innen (EGP-Klasse VII) über unterdurchschnittli-
che Ausstattungen mit Kultur- und Wohlstandsgütern verfügen. Ein ähnliches Bild weist
die Bildungsdauer der Erziehungsberechtigten auf. Elternteile der oberen Dienstklasse
(EGP-Klasse I) absolvierten knapp eineinhalb Ausbildungsjahre mehr als der nationale
Durchschnittswert. Un- und angelernte Arbeiter*innen und Landarbeiter*innen (EGP-
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179 Herkunsbezogene Ungleichheiten im Kompetenzerwerb
Klasse VII) weisen im Gegensatz dazu gut ein Jahr weniger Ausbildungszeit auf. Kinder
aus Familien der drei oberen EGP-Klassen gehen weitaus häuger mit drei Jahren oder
jünger in Einrichtungen des elementaren Bildungsbereichs. Dies zeigte sich bereits bei
PISA 2018. Circa ein Fünel der Kinder der EGP-Klassen IV–VII geht erst mit vier Jah-
ren oder später in einen Kindergarten.
Tabelle 7.4 stellt die Lesekompetenz leistungsstarker (Kompetenzstufen V und VI)
und leistungsschwacher Schüler*innen (unter Kompetenzstufe II) innerhalb der EGP-
Klassen gegenüber. Diese Ausweisung für diese Betrachtung im Zusammenhang mit
der Lesekompetenz wurde gewählt, um eine konsistente Darstellung mit allen vorheri-
gen PISA-Erhebungsrunden zu gewährleisten. Um dennoch der Mathematik als Haupt-
domäne von PISA 2022 Rechnung zu tragen, ndet sich in Tabelle 7.6web die analoge
Darstellung der in der Domäne Mathematik leistungsstarken (Kompetenzstufen V und
VI) und leistungsschwachen Schüler*innen (unter Kompetenzstufe II) innerhalb der
EGP-Klassen. Betrachtet man leistungsstarke (Kompetenzstufen V und VI) und leis-
tungsschwache Schüler*innen (unter Kompetenzstufe II) in Zusammenhang mit der
Lesekompetenz, so ergeben sich sichtbare soziale Disparitäten auch innerhalb der EGP-
Klassen (Tabelle 7.4). Es zeigt sich für alle EGP-Klassen, dass die Mittelwerte der drei
Indikatoren sozialer Herkun bei den leistungsstarken Schüler*innen höher ausfallen als
bei den leistungsschwachen Schüler*innen.
Bezugs-
person
Sozioöko-
nomischer
beruicher
Status
(HISEI)
Besitz Wohl-
stands-
güter1
Bildungs-
dauer in
Jahren2
Kindergarten-
besuch mit
vier Jahren
oder älter
EGP-Klassen % (SE)M(SE)M(SE)M(SE)
gültige
%*(SE)
Obere Dienstklasse (I) 21.5 (0.8) 68.6 (0.8) 0.4 (0.0) 14.6 (0.1) 15.8 (1.3)
Untere Dienstklasse (II) 20.0 (0.6) 59.4 (0.6) 0.2 (0.0) 13.8 (0.1) 16.4 (1.4)
Routinedienstleistungen (III) 14.2 (0.4) 46.1 (0.7) -0.1 (0.0) 12.9 (0.2) 16.7 (1.8)
Selbständige, einschl.
Landwirt*innen (IV) 3.2 (0.3) 48.2 (1.8) 0.2 (0.1) 13.4 (0.3) 19.5 (4.4)
Facharbeiter*innen und leitende
Arbeiter*innen (V-VI) 22.1 (0.6) 43.1 (0.5) -0.2 (0.0) 12.7 (0.1) 19.9 (1.5)
Un- und angelernte Arbeiter*innen,
Landarbeiter*innen (VII) 19.0 (0.7) 38.1 (0.7) -0.4 (0.0) 12.1 (0.1) 24.2 (1.8)
Gesamt 100 51.4 (0.4) 0.0 (0.0) 13.3 (0.1) 18.6 (0.8)
Tabelle 7.3: Merkmale der sozialen Herkun und der Bildungswege dierenziert nach EGP-
Klassen
Anmerkung: n = 6116 (nach der Imputation fehlender Werte); signikante Unterschiede (p < .05) in den Kennwerten für
die EGP-Klassen zum Gesamtmittelwert sind fett gedruckt.
1 z-standardisiert
2 Aufgrund der Umstellung der Jahre der Bildungsdauer in CYE-Stufen der UNESCO-ISCED-11-Werte sind diese Werte
nur bedingt mit vorherigen Zyklen vergleichbar.
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180 Kapitel 7
Lesekompetenzstufe V und VI
Sozioökonomi-
scher beruicher
Status (HISEI)
Besitz Wohl-
standsgüter
Bildungsdauer
in Jahren1
EGP-Klassen M(SE)M(SE)M(SE)
Obere Dienstklasse (I) 73.1 (1.1) 0.8 (0.0) 15.4 (0.1)
Untere Dienstklasse (II) 66.9 (1.2) 0.7 (0.1) 14.7 (0.2)
Routinedienstleistungen (III) 53.6 (2.4) 0.4 (0.1) 13.9 (0.4)
Selbständige, einschl. Landwirt*innen (IV) 59.6 (4.5) 0.9 (0.2) 14.5 (0.6)
Facharbeiter*innen und leitende
Arbeiter*innen (V–VI) 48.9 (2.5) 0.2 (0.1) 13.3 (0.4)
Un- und angelernte Arbeiter*innen,
Landarbeiter*innen (VII) 43.0 (3.1) 0.3 (0.2) 12.6 (0.6)
Gesamt 62.6 (1.1) 0.6 (0.0) 14.5 (0.1)
Lesekompetenz unter Kompetenzstufe II
Sozioökonomi-
scher beruicher
Status (HISEI)
Besitz Wohl-
standsgüter
Bildungsdauer
in Jahren1
EGP-Klassen M(SE)M(SE)M(SE)
Obere Dienstklasse (I) 61.0 (2.1) -0.1 (0.1) 13.9 (0.2)
Untere Dienstklasse (II) 53.1 (1.4) -0.3 (0.1) 13.3 (0.3)
Routinedienstleistungen (III) 42.6 (1.3) -0.5 (0.1) 12.7 (0.3)
Selbständige, einschl. Landwirt*innen (IV) 43.0 (3.7) -0.4 (0.3) 12.6 (0.8)
Facharbeiter*innen und leitende
Arbeiter*innen (V–VI) 40.4 (1.0) -0.6 (0.1) 12.4 (0.2)
Un- und angelernte Arbeiter*innen,
Landarbeiter*innen (VII) 35.9 (1.0) -0.7 (0.1) 11.9 (0.2)
Gesamt 44.5 (0.6) -0.5 (0.0) 12.7 (0.1)
Anmerkung: signikante Unterschiede (p < .05) in den Kennwerten für die EGP-Klassen zum gruppenspezischen Mittel-
wert sind fett gedruckt.
1Aufgrund der Umstellung der Jahre der Bildungsdauer in CYE-Stufen der UNESCO-ISCED-11-Werte sind diese Werte
nur bedingt mit vorherigen Zyklen vergleichbar.
Tabelle 7.4: Merkmale der sozialen Herkun dierenziert nach EGP-Klassen in den Grup-
pen der lesestarken (mindestens auf KompetenzstufeV) und leseschwachen
(unter KompetenzstufeII) Schüler*innen
Abbildung 7.3 quantiziert die oben dargestellten Disparitäten der sozialen Herkun für
die EGP-Klassen und die Lesekompetenzen der fünfzehnjährigen Schüler*innen. Auch
wenn die Lesekompetenz der oberen Dienstklasse (EGP-Klasse I) im Vergleich zu PISA
2000 um gut 20 Kompetenzpunkte abgenommen hat, zeigt sich im Vergleich zu PISA
2018 kein Unterschied. Für die Kinder der un- und angelernten Arbeiter*innen und
Landarbeiter*innen (EGP-Klasse VII) ndet sich im Vergleich zu PISA 2000 eine Ver-
besserung der Lesekompetenz um 18 Punkte. Allerdings zeigt der Vergleich zu PISA
2018 eine erhebliche Verschlechterung, so dass der Gewinn mit Vorsicht zu betrachten
ist. In den mittleren EGP-Klassen der Routinedienstleistungen Handel und Verwaltung
(EGP-Klasse III) und Selbstständige (EGP-Klasse IV) nden sich sowohl für PISA 2018
als auch für PISA 2000 keine Veränderungen.
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181 Herkunsbezogene Ungleichheiten im Kompetenzerwerb
7.4 Zuwanderungshintergrund und mathematische Kompetenz
im europäischen Vergleich
Im Folgenden wird zunächst der sozioökonomische beruiche Status für Schüler*in-
nen mit und ohne Zuwanderungshintergrund in 21 ausgewählten europäischen Staa-
ten betrachtet. Die Auswahl beschränkt sich auf europäische Staaten, die sich aufgrund
politischer Rahmenvorgaben durch europäische Institutionen bezüglich Zuwanderungs-
bewegungen sinnvoll vergleichen lassen (Bundesministerium des Innern, für Bau und
Heimat, 2023; Weis et al., 2019). Zudem zeigten sich in vergangenen PISA-Erhebungen
ähnliche demograsche Entwicklungen in den europäischen Staaten (vgl. Weis et al.,
2019). Des Weiteren werden Zusammenhänge zwischen der mathematischen Kompetenz
und dem Status der Zuwanderung der Jugendlichen analysiert. Die Anteile der Schü-
ler*innen mit einem Zuwanderungshintergrund in den ausgewählten Staaten sowie die
Anteile von Fünfzehnjährigen mit Zuwanderungshintergrund, die zu Hause die Sprache
des Einwanderungslandes sprechen, sind in Tabelle 7.3web und Tabelle 7.4web darge-
stellt.
7.4.1 Der sozioökonomische beruiche Status der
Erziehungsberechtigten von Jugendlichen mit und ohne
Zuwanderungshintergrund
In Deutschland sowie in nahezu allen ausgewiesenen Staaten aus West-, Süd-, Nord-
und Osteuropa weisen Eltern von Jugendlichen mit einem Zuwanderungshintergrund
einen niedrigeren sozioökonomischen beruichen Status auf als Eltern von Jugendlichen
ohne Zuwanderungshintergrund. Dieser Unterschied ist in Deutschland neben Belgien,
Österreich und Italien besonders groß. Im Vereinigten Königreich sowie in der Slowakei
nden sich keine Unterschiede zwischen Schüler*innen mit und ohne Zuwanderungs-
EGP-Klassen M (SE) SD M (SE) SD M (SE) SD
Obere Dienstklasse (I) 517 (5.5) 106 531 (4.0) 105 538 (3.4) 94
Untere Dienstklasse (II) 498 (5.0) 104 516 (4.6) 103 531 (4.0) 93
Routinedienstleistungen (III) 467 (5.0) 107 472 (6.6) 103 470 (6.4) 109
Selbständige, einschl.
Landwirt*innen (IV) 483 (10.1) 108 476 (5.7) 105 480 (5.2) 94
Facharbeiter*innen und leitende
Arbeiter*innen (V–VI) 462 (4.5) 99 482 (4.0) 100 459 (4.4) 104
Un- und angelernte Arbeiter*innen,
Landarbeiter*innen (VII) 450 (5.0) 100 467 (4.5) 99 432 (3.9) 111
PISA 2022 PISA 2018 PISA 2000 Differenz 2022–2018 Differenz 2022–2000
-40 -30 -20 -10 0102030
nicht signifikant signifikant
-40 -30 -20 -10 0102030
Abbildung 7.3: Mittelwerte und Streuungen der Lesekompetenz dierenziert nach EGP-
Klassen (Bezugsperson) bei PISA 2022, PISA 2018 und PISA 2000 in
Deutschland
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182 Kapitel 7
hintergrund bezüglich des sozioökonomischen beruichen Status. Portugal, Bulgarien
und Ungarn weisen dagegen einen höheren sozioökonomischen beruichen Status für
zugewanderte Familien auf als für solche ohne Zuwanderungshintergrund. Eine die-
renzierte Betrachtung der einzelnen Generationen hinsichtlich des HISEI zeigt Unter-
schiede für die erste und die zweite Generation von Zugewanderten. Für Familien mit
einem im Ausland geborenen Elternteil zeigen sich die geringsten Abstände zur Gruppe
ohne Zuwanderungshintergrund. Die größten Abstände nden sich für die Jugendlichen
der ersten Generation. Der Abstand dieser Gruppe im sozioökonomischen beruichen
Ohne Zuwan-
derungs-
hintergrund
Mit Zuwanderungshintergrund
Insgesamt
Zuwanderung
Ein Elternteil
im Ausland
geboren
Zweite
Generation
Erste
Generation
Staaten M(SE)DIFF (SE)DIFF (SE)DIFF (SE)DIFF (SE)
Westeuropa
Belgien 57.4 (0.5) -10.6 (0.7) -5.4 (0.9) -15.6 (1.1) -13.8 (1.1)
Deutschland 55.7 (0.6) -9.8 (0.8) -4.7 (1.1) -12.2 (0.9) -13.6 (1.4)
Frankreich 55.8 (0.6) -8.3 (0.8) -3.3 (1.0) -12.9 (0.9) -14.9 (2.0)
Niederlande 58.0 (0.6) -5.5 (0.9) 0.9 (1.0) -11.3 (1.3) -13.7 (1.9)
Österreich 56.9 (0.4) -9.8 (0.9) -2.8 (1.0) -14.8 (1.0) -11.3 (1.6)
Schweiz 59.5 (0.5) -8.2 (0.7) 0.5 (0.8) -15.1 (1.0) -12.0 (1.1)
Vereinigtes Königreich 57.3 (0.5) -1.3 (0.8) 2.4 (1.1) -2.6 (1.2) -5.6 (1.3)
Südeuropa
Griechenland 53.4 (0.6) -8.9 (0.9) 0.3 (1.1) -17.7 (1.0) -15.8 (2.0)
Italien 51.6 (0.5) -11.0 (0.7) -3.8 (1.1) -17.3 (1.0) -17.3 (1.7)
Kroatien 50.7 (0.4) -2.0 (0.7) -0.5 (0.7) -6.3 (1.2) 1.8 (2.5)
Portugal 50.5 (0.6) 2.6 (1.0) 5.4 (0.9) -4.3 (1.9) 0.1 (1.7)
Spanien 53.4 (0.4) -9.5 (0.7) -2.4 (1.0) -15.9 (0.8) -10.8 (1.0)
Nordeuropa
Dänemark 64.0 (0.5) -7.3 (0.8) -1.2 (0.8) -14.0 (1.4) -18.4 (1.8)
Finnland 56.4 (0.5) -5.7 (0.8) -1.1 (0.9) -8.4 (1.2) -14.7 (1.0)
Norwegen 64.7 (0.5) -8.3 (0.7) -1.0 (0.8) -12.0 (1.4) -19.5 (1.1)
Schweden 62.2 (0.4) -8.7 (0.7) -2.0 (0.9) -10.3 (1.2) -16.3 (1.2)
Osteuropa
Bulgarien 51.1 (0.6) 5.0 (1.7) 6.2 (2.0) -0.7 (6.3) 0.1 (4.8)
Slowakei 47.8 (0.5) 0.3 (1.3) -0.2 (1.4) 0.8 (4.3) 3.7 (3.7)
Slowenien 59.1 (0.3) -6.7 (1.0) -0.2 (1.1) -6.3 (1.8) -18.4 (1.6)
Tschechien 51.4 (0.4) -3.7 (0.8) -3.0 (1.0) -6.1 (1.8) -4.5 (2.1)
Ungarn 50.8 (0.5) 5.7 (1.3) 8.0 (1.4) 6.2 (2.6) -6.6 (3.5)
fett: signikante Differenz zu Familien ohne Zuwanderungshintergrund (p < .05)
Tabelle 7.5: Unterschiede im sozioökonomischen beruichen Status der Eltern (HISEI) zwi-
schen Jugendlichen mit und ohne Zuwanderungshintergrund in ausgewählten
europäischen Staaten
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183 Herkunsbezogene Ungleichheiten im Kompetenzerwerb
Status beträgt in den meisten der ausgewiesenen europäischen Staaten über 12 Punkte
und ist am höchsten in Dänemark, Norwegen und Slowenien mit über 18 Punkten. In
Kroatien, Portugal, Bulgarien, Slowakei und Ungarn nden sich für die erste Generation
keine Unterschiede zu den Familien ohne Zuwanderungshintergrund.
7.4.2 Die mathematische Kompetenz von Jugendlichen mit und
ohne Zuwanderungshintergrund
Tabelle 7.6 stellt die mathematischen Kompetenzen der Schüler*innen mit und ohne
Zuwanderungshintergrund gegenüber. Dabei wird auch die Veränderung zu PISA 2012
betrachtet (jeweils in der dritten Spalte; +/–).
Für viele der ausgewählten Staaten ergeben sich niedrigere mathematische Kom-
petenzen für Jugendliche mit Zuwanderungshintergrund im Vergleich zu jenen ohne
Zuwanderungshintergrund. Dies gilt (mit Ausnahme der osteuropäischen Länder) vor
allem für die Jugendlichen der ersten Generation. Besonders starke Disparitäten zeigen
sich in Deutschland. Während Schüler*innen mit einem im Ausland geborenen Eltern-
teil knapp 30 Kompetenzpunkte unter ihren Mitschüler*innen ohne Zuwanderungshin-
tergrund liegen, ndet sich für Jugendliche der zweiten Generation ein Unterschied von
44 und für Jugendliche der ersten Generation ein Unterschied von 102 Punkten. Im Ver-
gleich zu PISA 2012 erzielen Schüler*innen der ersten Generation gut 62 Kompetenz-
punkte weniger. Nur in den Niederlanden nden sich mit gut 39 und in Tschechien mit
gut 37 Kompetenzpunkten ebenfalls Unterschiede für die mittlere mathematische Kom-
petenz Jugendlicher der ersten Generation im Vergleich zu PISA 2012. Für Österreich,
Kroatien, Schweden und Ungarn nden sich keine Veränderungen zwischen 2012 und
2022 für Schüler*innen mit und ohne Zuwanderungshintergrund, auch für den Status
der Generationen.
Eine dierenzierte Betrachtung der Veränderungen von 2012 bis 2022 ergibt für
die meisten der ausgewiesenen Staaten, dass die mathematischen Kompetenzen für
Schüler*innen mit und ohne Zuwanderungshintergrund deutlich gesunken sind. Für
Deutschland zeigt sich bei den Jugendlichen ohne Zuwanderungshintergrund mit einer
mittleren mathematischen Kompetenz von 501 Kompetenzpunkten, dass sich diese um
rund 31 Punkte im Vergleich zu PISA 2012 verringert hat. Schüler*innen mit Zuwande-
rungshintergrund haben gegenüber 2012 knapp 37 Punkte verloren. In Finnland ndet
sich eine ähnliche Kompetenzentwicklung wie in Deutschland. Auch in Belgien, Frank-
reich, den Niederlanden, Griechenland und Bulgarien zeigen sich hohe negative Die-
renzen zwischen PISA 2012 und PISA 2022. Keine Veränderungen für Schüler*innen
mit und ohne Zuwanderungshintergrund zu PISA 2012 zeigen sich für Österreich, das
Vereinigte Königreich, Kroatien, Schweden und Ungarn.
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184 Kapitel 7
Ohne
Zuwanderungs-
hintergrund
Mit Zuwanderungshintergrund
Insgesamt
Zuwanderung
Ein Elternteil im
Ausland geboren
Zweite
Generation Erste Generation
Staaten M(SE) +/- M (SE) +/- M (SE) +/- M (SE) +/- M (SE) +/-
Westeuropa
Belgien 512 (2.5) -20.9 459a(3.2) -22.0 476a(3.6) -23.4 452a(4.1) -17.5 439a(5.5) -19.4
Deutschland 501 (3.1) -30.7 448a(4.0) -36.9 472a(5.3) -32.1 457a(4.3) -19.0 399a(6.0) -62.6
Frankreich 489 (2.6) -22.1 451a(3.9) -10.4 470a(4.1) -18.3 439a(5.9) -10.4 426a(6.4) 2.2
Niederlande 512 (3.4) -21.6 470a(5.3) -20.6 491a(5.5) -21.0 461a(7.8) -13.8 432a(10.2) -39.4
Österreich 509 (2.5) -9.0 461a(3.1) -12.2 488a(4.5) -13.9 452a(4.2) -6.5 440a(6.2) -14.6
Schweiz 533 (2.4) -18.7 492a(2.7) -15.0 518a(3.4) -15.8 477a(3.6) -13.2 472a(4.3) 0.7
Vereinigtes Königreich 492 (2.4) -4.0 500 (4.4) -0.9 506a(5.6) -10.6 507a(6.2) 23.6 483 (6.7) -7.4
Südeuropa
Griechenland 438 (2.5) -20.4 415a(3.0) -20.0 433 (4.4) -32.5 404a(3.9) -11.4 372a(8.3) -32.2
Italien 476 (3.3) -13.8 460a(4.2) -6.6 476 (5.4) -16.2 454a(5.0) -8.0 430a(8.3) -5.0
Kroatien 465 (2.5) -7.6 462a(3.2) -6.7 467 (3.8) -10.5 451a(5.0) -5.5 458 (12.3) 4.0
Portugal 475 (2.4) -15.5 469 (3.4) -18.1 485a(3.4) -20.0 461a(6.9) 9.8 433a(5.9) -16.6
Spanien 482 (1.6) -10.2 458a(2.3) 0.5 474a(3.1) -9.5 460a(2.9) 2.6 433a(3.9) -2.9
Nordeuropa
Dänemark 498 (2.2) -10.6 467a(3.5) -2.8 488a(4.3) -13.7 445a(4.2) -2.2 436a(6.5) 8.2
Finnland 492 (2.0) -32.4 456a(2.8) -28.4 481a(3.7) -31.0 443a(4.2) -8.7 414a(5.0) -11.7
Norwegen 479 (2.3) -17.0 459a(3.2) -12.0 477 (4.1) -16.5 449a(5.5) -9.0 437a(4.2) -3.2
Schweden 500 (2.1) 9.0 457a(3.0) 1.6 490a(4.1) 7.0 449a(3.9) 4.1 423a(5.3) 11.5
Osteuropa
Bulgarien 424 (3.4) -17.7 415 (8.5) -36.2 415 (9.0) -40.5 400 (21.9) 5.0 421 (23.3) -12.7
Slowakei 468 (2.9) -15.9 459 (6.3) -25.6 459 (6.6) -21.9 459 (17.1) -52.3 454 (13.3) -42.6
Slowenien 494 (1.3) -13.5 454a(3.7) -20.8 475a(5.0) -19.4 447a(7.4) -17.0 424a(6.2) -6.4
Tschechien 491 (2.2) -11.6 468a(3.9) -13.0 470a(4.6) -13.8 485 (9.4) 21.9 443a(8.2) -37.1
Ungarn 473 (2.6) -3.5 491a(5.7) -13.7 495a(5.9) -7.9 502a(11.1) -22.7 462 (15.6) -30.9
fett = signikante Unterschiede zwischen 2012 und 2022 (p < .05)
a signikante Unterschiede zu Schüler*innen ohne Zuwanderungshintergrund (p < .05)
+/- Mittelwertsdifferenz 2022–2012
Tabelle 7.6: Mathematische Kompetenz und Zuwanderungshintergrund in ausgewählten
europäischen Staaten
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185 Herkunsbezogene Ungleichheiten im Kompetenzerwerb
7.5 Zuwanderungshintergrund und mathematische Kompetenz
in Deutschland
Im Folgenden werden die Anteile der Fünfzehnjährigen in Deutschland mit und ohne
Zuwanderungshintergrund, ihre Anteile der Herkunsländer, ihre Merkmale der sozi-
alen Herkun und der gesprochenen Sprache genauer betrachtet. Des Weiteren wer-
den die Anteile in den unterschiedlichen Schularten und in den Kompetenzstufen der
mathematischen Kompetenz untersucht. Dabei wird auch der Bezug zu PISA 2012 her-
gestellt. Die mittleren Kompetenzen für die Domänen Mathematik, Lesen und Natur-
wissenschaen innerhalb der Zuwanderungsgruppen sind in Tabelle 7.5web abgebildet.
Zuwanderungsstatus
2012 2022
% (SE)% (SE)
Zuwanderungsstatus eindeutig zuzuordnen?
Nicht zuzuordnen 17.6 (0.9) 12.8 (1.2)
Zuzuordnen 82.4 (0.9) 87.2 (1.2)
gültige %*(SE)gültige %*(SE)
Ohne Zuwanderungshintergrund 74.2 (1.0) 61.3 (1.2)
Mit Zuwanderungshintergrund 25.8 (1.0) 38.7 (1.2)
Generationsstatus
Ein Elternteil im Ausland geboren 10.2 (0.5) 12.8 (0.5)
Zweite Generation 11.9 (0.8) 16.6 (0.7)
Erste Generation 3.7 (0.4) 9.2 (0.7)
Herkunftsländer
Ehemalige UdSSR 4.5 (0.4) 6.1 (0.4)
Türkei 5.1 (0.5) 5.3 (0.5)
Polen 2.7 (0.3) 3.1 (0.2)
Arabische Länder** *** *** 4.8 (0.5)
Anderes Land 13.5 (0.7) 19.9 (0.8)
Anmerkung: In der Tabelle werden gerundete Werte angegeben. Es können auf die Rundungen zurückzuführende ver-
meintliche Inkonsistenzen vorkommen.
Daten beruhen auf Schüler*innenangaben.
fett: signikante Unterschiede zwischen 2012 und 2022 (p < .05)
* gültige % = Prozentangaben beruhen nur auf Angaben der Schüler*innen, die eindeutig zuzuordnen sind.
** Als arabische Länder gelten die Teilnehmerstaaten der Arabischen Liga.
*** Die arabischen Länder wurde erstmals in PISA 2022 als auszuweisende Ethnie aufgenommen. Kein Vergleich zu PISA
2012 möglich.
Tabelle 7.7: Prozentuale Anteile der Fünfzehnjährigen mit Zuwanderungshintergrund in
Deutschland
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186 Kapitel 7
Tabelle 7.7 zeigt, dass der Anteil der Schüler*innen, welche der Kategorie „nicht zuzu-
ordnen“ angehören, im Vergleich zu früheren PISA-Erhebungsrunden zurückgegangen
ist. So lassen sich für mehr Jugendliche der Zuwanderungshintergrund sowie das Her-
kunsland denieren. Der Anteil der Schüler*innen mit Zuwanderungshintergrund hat
sich im Vergleich zu PISA 2012 um über 10 Prozentpunkte erhöht. Demnach ist die
Heterogenität der Herkun der Fünfzehnjährigen in Deutschland gestiegen. Einen gro-
ßen Anteil an diesem Anstieg hat die Vergrößerung des Anteils der Schüler*innen der
ersten Generation im Vergleich zur PISA-Erhebungsrunde in 2012. Dies ist vermut-
lich auch auf die Geüchteten aus arabischen Ländern, die vor allem seit dem Jahr 2015
nach Deutschland gekommen sind, zurückzuführen.
Wie aus Tabelle 7.8 ersichtlich, liegt der sozioökonomische beruiche Status für
Familien mit Zuwanderungshintergrund gut zehn Punkte unter dem der Familien
ohne Zuwanderungshintergrund, allerdings im Vergleich zu PISA 2012 etwas höher.
Zuwanderungs-
status
Sozioökonomi-
scher beruicher
Status
Besitz Wohl-
standsgüter1
Bildungsdauer
der Eltern2
Deutsch als
gesprochene
Sprache zu Hause
2012 2022 2012 2022 2012 2022 2012 2022
M(SE)M(SE)M(SE)M(SE)M(SE)M(SE)gültige
%*(SE)gültige
%*(SE)
Ohne Zuwanderung 54.3 (0.5) 55.7 (0.6) 0.4 (0.0) 0.4 (0.0) 14.4 (0.1) 13.6 (0.1) 99.4 (0.4) 98.1 (0.3)
Mit Zuwanderung 43.8a(0.7) 45.8a(0.6) -0.1a(0.0) -0.2a(0.0) 13.5a(0.1) 12.8a(0.1) 72.1a(1.8) 51.6a(1.4)
Generationsstatus
Ein Elternteil im
Ausland geboren 49.8a(1.2) 51.0a(1.0) 0.1a(0.0) 0.2a(0.0) 13.9a(0.2) 13.4a(0.1) 89.1a(1.7) 80.7a(1.9)
Zweite Generation 38.9a(0.8) 43.5a(0.8) -0.2a(0.0) -0.3a(0.0) 12.9a(0.2) 12.5a(0.2) 65.8a(2.2) 50.9a(1.7)
Erste Generation 43.2a(1.9) 42.1a(1.3) -0.3a(0.1) -0.7a(0.0) 14.0a(0.4) 12.7a(0.3) 35.5a(5.3) 12.5a(1.5)
Herkunftsländer
Ehem. UdSSR 40.9a(1.6) 47.5a(1.2) -0.1a(0.1) 0.0a(0.0) 13.9a(0.3) 13.1a(0.2) 69.8a(4.3) 57.0a(3.1)
Türkei 36.8a(1.2) 39.2a(1.4) -0.3a(0.1) -0.5a(0.1) 11.7a(0.3) 11.7a(0.3) 53.7a(4.6) 52.7a(3.1)
Polen 48.1a(1.8) 48.5a(2.0) 0.1a(0.1) 0.0a(0.1) 14.2a(0.3) 13.9 (0.2) 72.8a(4.6) 66.2a(3.9)
Arabische Länder** *** *** 42.9a(1.9) *** *** -0.7a(0.1) *** *** 12.3a(0.3) *** *** 33.0a(3.2)
Anderes
Herkunftsland 46.5a(0.9) 47.1a(1.0) 0.0a(0.0) -0.2a(0.0) 13.8a(0.1) 13.0a(0.1) 79.4a(2.0) 52.4a(2.0)
Anmerkung: Die Angaben beruhen auf Schüler*innenangaben.
fett: signikante Unterschiede zwischen 2012 und 2022 (p < .05)
a signikante Unterschiede zu Schüler*innen ohne Zuwanderungshintergrund (p < .05)
1 z-standardisiert
2 Die Bildungsdauer der Eltern in Bildungsjahren wurde für PISA 2022 erstmals anhand der UNESCO-ISCED-11-Werte
deniert. Auf die Vergleichbarkeit zwischen den Erhebungen wird daher verzichtet.
* gültige % = Prozentangaben beruhen nur auf Angaben der Schüler*innen, die eindeutig zuzuordnen sind.
** Als arabische Länder gelten die Teilnehmerstaaten der Arabischen Liga.
*** Die arabischen Länder wurde erstmals in PISA 2022 als auszuweisende Ethnie aufgenommen. Kein Vergleich zu
PISA 2012 möglich.
Tabelle 7.8: Unterschiede in der zu Hause gesprochenen Sprache sowie in der sozialen Her-
kun zwischen Jugendlichen mit und ohne Zuwanderungshintergrund
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187 Herkunsbezogene Ungleichheiten im Kompetenzerwerb
Vor allem für Schüler*innen der ersten Generation und für Jugendliche aus der Tür-
kei und den arabischen Ländern zeigen sich große Abstände zu den Jugendlichen ohne
Zuwanderungshintergrund. Eine deutliche Verbesserung ndet sich für Schüler*innen
der zweiten Generation und für Jugendliche, deren Eltern aus den ehemaligen UdSSR-
Ländern stammen, in Bezug auf den sozioökonomischen beruichen Status. Die Aus-
stattung mit Kultur- und Wohlstandsgütern ist im Vergleich zu PISA 2012 in den Fami-
lien der Schüler*innen mit Zuwanderungshintergrund zurückgegangen. Dies zeigt sich
vor allem für Fünfzehnjährige der ersten Generation und für Schüler*innen türkischer
Herkun. Für fast alle aufgelisteten Herkunsländer gilt, dass der Bildungsabschluss der
Erziehungsberechtigten im Vergleich zu den Erziehungsberechtigten von Jugendlichen
ohne Zuwanderungshintergrund im Mittel geringer ausfällt. Nur für Polen zeigt sich ein
gleicher Bildungsabschluss in Bildungsjahren der Erziehungsberechtigten wie für Schü-
ler*innen ohne Zuwanderungshintergrund. Die Bildungsabschlüsse (in Bildungsjah-
ren) der Erziehungsberechtigten aus den arabischen Ländern weisen ein vergleichbares
Niveau auf wie die Erziehungsberechtigten aus den anderen klassischen Herkunslän-
dern. Besonders hervorzuheben ist, dass seit PISA 2012 deutlich weniger Schüler*innen
mit Zuwanderungshintergrund angeben, zu Hause Deutsch zu sprechen. Vor allem bei
Familien, in welchen die Jugendlichen und Erziehungsberechtigten im Ausland gebo-
ren wurden (erste Generation) und bei Familien aus anderen Herkunsländern ist der
Anteil im Vergleich zu PISA 2012 erheblich gesunken.
Für den Gymnasialbesuch ergeben sich deutliche zuwanderungsbezogene Disparitä-
ten (Tabelle 7.9): Während 44 Prozent der Jugendlichen ohne Zuwanderungshintergrund
ein Gymnasium besuchen, sind es nur 30 Prozent in der Gruppe mit Zuwanderungshin-
tergrund. In der ersten Generation sind es lediglich 15.9 Prozent. Gegenüber PISA 2012
hat sich das Ausmaß dieser Disparitäten nicht verändert.
Gymnasium
Nicht gymnasiale
Schularten*
% (SE)% (SE)
Ohne Zuwanderungshintergrund 44.0 (2.4) 51.4 (2.4)
Mit Zuwanderungshintergrund 30.3 (1.9) 64.4 (2.2)
Generationsstatus
Ein Elternteil im Ausland geboren 34.7 (2.4) 60.9 (2.6)
Zweite Generation 35.0 (2.6) 59.9 (2.7)
Erste Generation 15.9 (2.3) 77.2 (3.0)
Nicht zuzuordnen 19.8 (3.5) 75.7 (4.1)
* nicht gymnasiale Schularten setzen sich zusammen aus Hauptschule, Integrierte Gesamtschule, Realschule und Schu-
len mit mehreren Bildungsgängen.
fett: signikante Unterschiede zwischen 2012 und 2022 (p < .05)
** die Zeilen summieren nicht auf 100 Prozent, da Sonder- und Förderschulen und Berufsschulen hier nicht ausgewiesen
sind.
Tabelle 7.9: Prozentuale Anteile fünfzehnjähriger Schüler*innen mit Zuwanderungshinter-
grund an Gymnasien und nicht gymnasialen Schularten **
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188 Kapitel 7
7.6 Zuwanderungshintergrund und soziale Herkun im
Zusammenhang mit mathematischer Kompetenz in
Deutschland
Um Zusammenhänge zwischen den Merkmalen der Schüler*innen mit und ohne
Zuwanderungshintergrund unter Berücksichtigung der Eekte der sozialen Herkun
spezizieren und quantizieren zu können, werden schrittweise Regressionsmodelle
zur Vorhersage der mathematischen Kompetenz angewendet. Die Schritte beziehen sich
dabei auf den dierenzierten Status der Zuwanderung (Modell I), die Hinzunahme aus-
gewählter Merkmale der sozialen Herkun (Modell II) sowie zusätzlich auf die Ana-
lyse des Zusammenhangs des Sprachgebrauchs zu Hause (Modell III). Als Gütemaß der
Modelle wird die Varianzaulärung angegeben.
Modell I aus Tabelle 7.10 zeigt die deutlichen Kompetenzabstände der unterschied-
lichen Gruppen mit Zuwanderungshintergrund gegenüber den Jugendlichen ohne
Zuwanderungshintergrund. Der Regressionskoezient (b = -90) für die erste Generation
bedeutet, dass ihr Rückstand im Vergleich zur Gruppe ohne Zuwanderungshintergrund
auf 90 Punkte geschätzt wird, in den anderen Gruppen sind diese Rückstände geringer.
Im Vergleich zu PISA 2012 hat der Abstand der ersten Generation deutlich zugenom-
men (90 Punkte vs. 53 Punkte). Die Varianzaulärung liegt für Modell I bei 8 Prozent.
Nach Berücksichtigung des sozioökonomischen beruichen Status, des Besitzes an
Wohlstandsgütern und des Bildungsabschlusses der Erziehungsberechtigten sinken die
Koezienten der unterschiedlichen Zuwanderungsgruppen (Modell II). Jetzt klären die
zusätzlichen Ausprägungen der sozialen Herkun gut 15 Prozent mehr Varianz als in
Modell I auf. Vor allem der Besitz von Wohlstandsgütern hat einen positiven Eekt auf
die mittlere mathematische Kompetenz und ist um 16 Punkte stärker als in PISA 2012.
Die zu Hause gesprochene Sprache (Modell III) mediiert ebenfalls den Eekt der Her-
kun auf die mathematische Kompetenz. So sinkt beispielsweise das Regressionsgewicht
in der ersten Generation auf -30 Punkte. Wird zu Hause nicht Deutsch als Familienspra-
che gesprochen, zeigt sich eine um 25 Punkte geringere mittlere mathematische Kom-
petenz. Dieser Zusammenhang ist deutlich stärker ausgeprägt als in PISA 2012. Insge-
samt belegen die Befunde, dass die niedrigeren Kompetenzstände der Jugendlichen mit
Zuwanderungsgeschichte zu erheblichem Anteil durch ihre soziale Herkun und den
häuslichen Sprachgebrauch erklärt werden können.
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189 Herkunsbezogene Ungleichheiten im Kompetenzerwerb
Modell I Modell II Modell III
2022 b(SE) b (SE) b (SE)
Ohne Zuwanderung 508* (2.9) 499* (2.4) 500* (2.4)
Ein Elternteil im Ausland geboren -27a(4.9) -16a(4.2) -12a(4.2)
Zweite Generation -41a(4.9) -12a(4.4) -2 (5.0)
Erste Generation -90a(7.2) -51a(6.9) -30a(8.2)
Nicht zuzuordnen -70a(12.3) -30a(11.0) -24a(11.3)
Sozioökonomischer beruicher Status1 19a(1.7) 18a(1.7)
Besitz Wohlstandsgüter1 25a(1.7) 24a(1.6)
Bildungsabschluss der Erziehungsberechtigten1 5ab (1.2) 5ab (1.2)
Sprachgebrauch2 -25a(5.4)
n 4639 4639 4639
R2 0.08 0.24 0.24
Modell I Modell II Modell III
2012 b(SE) b (SE) b (SE)
Ohne Zuwanderung 535* (3.4) 531* (3.1) 531* (3.1)
Ein Elternteil im Ausland geboren -28a(5.9) -19a(5.6) -18a(5.7)
Zweite Generation -47a(6.5) -23a(6.4) -19a(6.9)
Erste Generation -53a(13.5) -40a(12.3) -33a(13.5)
Nicht zuzuordnen -60a(12.5) -37a(12.1) -35a(11.4)
Sozioökonomischer beruicher Status1 26a(2.5) 26a(2.5)
Besitz Wohlstandsgüter1 9a(1.7) 9a(1.7)
Bildungsabschluss der Erziehungsberechtigten1 10a(2.1) 10a(2.1)
Sprachgebrauch2 -13 (8.5)
n 3761 3761 3761
R2 0.03 0.18 0.18
Anmerkung: Daten beruhen auf Schüler*innenangaben.
* Die hier angegebene Regressionskonstante ist der geschätzte Mittelwert in der Gruppe der Schüler*innen ohne Zu-
wanderungshintergrund. Für die Schüler*innen mit Zuwanderungshintergrund gibt der Regressionskoefzient jeweils die
Abweichung von der Regressionskonstanten an.
fett: Unterschied zum Regressionskoefzienten für 2012 statistisch signikant (p < .05)
a signikante Partialregressionskoefzienten (p < .05)
1 z-standardisiert
2 Referenzgruppe: Deutsch als Familiensprache
b eingeschränkte Vergleichbarkeit der Signikanz zwischen den Erhebungen aufgrund der Überarbeitung der Abschluss-
klassikation von ISCED-97 zu ISCED-11
Tabelle 7.10: Regressionsmodelle zu Zuwanderungshintergrund, sozialer Herkun und mathe-
matischer Kompetenz für PISA 2022 und PISA 2012
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190 Kapitel 7
Abbildung 7.4 veranschaulicht die prozentuale Verteilung der Jugendlichen aus verschie-
denen Zuwanderungsgruppen auf den Stufen mathematischer Kompetenz.
Es zeigt sich, dass mehr Schüler*innen ohne Zuwanderungshintergrund die obers-
ten Kompetenzstufen (V und VI) erreichen als Jugendliche mit Zuwanderungshinter-
grund. Umgekehrt benden sich mehr Jugendliche mit als ohne Zuwanderungshinter-
grund auf den untersten Kompetenzstufen (unter II). Die meisten Fünfzehnjährigen der
ersten Generation benden sich auf den Kompetenzstufen Ic bis II. Dieser Anteil ist mit
knapp 84 Prozent erheblich höher als in PISA 2012 (60 %). Die Ausweisung der Kompe-
tenzstufen innerhalb der Zuwanderungsgruppen für die Lese- und naturwissenschali-
che Kompetenz sind in Tabelle 7.2web und Tabelle 7.3web zu nden.
7.7 Diskussion und Ausblick
In den Analysen zu den herkunsbezogenen Disparitäten zeigt sich ein nach wie vor
starker Zusammenhang zwischen Merkmalen der familiären Herkun und den Kompe-
tenzen der Fünfzehnjährigen. Verglichen mit den Ergebnissen der anderen OECD-Staa-
ten ist sowohl der Eekt der sozioökonomischen Herkun als auch der des Zuwande-
%(SE) %(SE) %(SE) %(SE) %(SE) %(SE) %(SE) %(SE)
Ohne Zuwanderungs-
hintergrund
0.1(0.1) 1.1(0.3) 5.4(0.7) 13.1(1.0) 22.0(1.2) 25.9(1.3) 19.7(1.0) 9.7(0.8)
Generationsstatus
Ein Elternteil im
Ausland geboren 0.2(0.2) 2.1(0.8) 9.2(1.5) 19.5(2.0) 23.4(2.1) 22.2(2.0) 15.6(1.9) 6.8(1.3)
Zweite Generation 0.1(0.1) 2.3(0.8) 10.7(1.6) 21.4(1.9) 26.7(2.1) 22.9(1.8) 11.3 (1.4)3.8 (1.0)
Erste Generation 0.9(0.7) 8.6(1.7) 25.2(2.7) 29.3(2.8) 19.8(2.2) 9.9(1.9) 4.4(1.5) 1.7(0.8)
Nicht zuzuordnen 0.2(0.2) 2.4(0.7) 13.3(1.9) 25.9(2.4) 29.3(2.0) 20.3(2.3) 7.8(1.4) 0.8(0.4)
IV VUnter Ic Ic Ib Ia II III
-5
0
5
10
15
20
25
30
35
40
Unter Ic Ic Ib Ia II III IV
VV
I
Kompetenzstufen
Häufigkeit in Prozent(+/-2SE)
%(SE)
3.0 (0.4)
1.1 (0.6)
0.8 (0.4)
0.3 (0.3)
0.0 (0.0)
VI
Abbildung 7.4: Prozentuale Anteile auf den Stufen der mathematischen Kompetenz nach
Zuwanderungsstatus in Deutschland
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191 Herkunsbezogene Ungleichheiten im Kompetenzerwerb
rungshintergrundes in Deutschland überdurchschnittlich stark ausgeprägt. Dabei hängen
die mathematischen Kompetenzen der Jugendlichen in hohem Maße mit dem berui-
chen Status der Erziehungsberechtigten zusammen. Auch der Varianzanteil der mathe-
matischen Kompetenz, der durch den sozioökonomischen beruichen Status aufgeklärt
werden kann, liegt über dem OECD-Durchschnitt und verdeutlicht diese sozialen Dispa-
ritäten. Werden neben sozioökonomischen Faktoren zusätzlich Wohlstands- und Kultur-
güter der Familien berücksichtigt, liegt Deutschland in Bezug auf die Steigung des sozia-
len Gradienten im Durchschnitt der OECD-Staaten. Kulturelles Kapital scheint demnach
auch in Familien mit niedrigem sozioökonomischen Hintergrund einen nennenswerten
Einuss auf den Bildungserfolg zu haben. Diese Ressourcen könnten zugunsten einer
gelungenen Integration besser ausgeschöp werden.
Im Vergleich zu früheren PISA-Erhebungen ist der Anteil der Schüler*innen mit
Zuwanderungshintergrund weiter gestiegen. Dieser verteilt sich auf allen Stufen der
Zuwanderung, das heißt auf Schüler*innen mit nur einem im Ausland geborenen
Elternteil sowie auf Schüler*innen der ersten und zweiten Generation. Auallend ist
der Anstieg der Anteile der ersten Generation auf gut 9 Prozent. Dies ist vermutlich zu
erheblichem Teil Folge der starken Zuwanderung beginnend im Jahr 2015. Schüler*in-
nen aus der Ukraine waren zum Zeitpunkt der Testung im Frühjahr 2022 nicht in die
Stichprobe einbezogen.
Beim Vergleich zur PISA-Erhebung 2012 fällt weiterhin auf, dass der Leistungsrück-
gang bei den Jugendlichen der ersten Generation (-62.6 Punkte) besonders hoch ausfällt.
Die Verringerung von Deutsch als zu Hause gesprochene Sprache bei Schüler*innen mit
Zuwanderungshintergrund und hier vor allem bei den Jugendlichen der ersten Genera-
tion ist ein weiteres zentrales Ergebnis. Es zeigt sich in diesem Zusammenhang, dass die
geringeren Leistungen der Jugendlichen mit Zuwanderungshintergrund in erheblichem
Maße durch die zu Hause gesprochene Sprache vermittelt werden, ebenso wie durch die
Maße der sozialen Herkun.
Mit dem Ziel, Bildungsbarrieren abzubauen, soziale Ungleichheiten zu verringern
und allen Kindern bestmögliche Bildungschancen zu ermöglichen, haben Bund und
Länder seit der Veröentlichung der Ergebnisse der ersten PISA-Studie im Jahr 2000
viel unternommen. Projekte wie „Schule macht stark“ (Czaja et al., 2022; KMK & BMBF,
2019) oder das für das Schuljahr 2024/25 geplante „Startchancen“-Programm (KMK,
2023) zielen auf eine veränderte Allokation von Ressourcen zur Unterstützung von
Schulen, in denen sich viele benachteiligte Schüler*innen benden.
Auch dem in der Literatur vielfach belegten Eekt der Förderung der Bildungsspra-
che Deutsch (Stanat, 2008) und der Empfehlung einer gezielten Sprachförderung pri-
mär in Kindertageseinrichtungen und/oder Grundschulen (Paetsch et al., 2014) wurde
Rechnung getragen. Das Programm „FörMig“ etwa hatte zum Ziel, dass Schüler*innen
mit Zuwanderungshintergrund bei Sprachenvielfalt Chancengleichheit erhalten (Gogo-
lin, 2011).
Auch wenn diese Maßnahmen punktuell empirisch Wirkung zeigten (BMBF, 2018;
Gogolin, 2011; KMK, 2016, 2020), lassen sich die mit diesen Programmen erhoen Ver-
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192 Kapitel 7
besserungen in den vorliegenden Befunden nicht abbilden. Vielmehr scheinen sich die
Dezite der Jugendlichen aus bildungsfernen familiären Haushalten losgelöst von diesen
Programmen zu kumulieren (Maaz & Jungkamp, 2022). Dabei wirkt die Corona-Pan-
demie als ein Verstärker der bisher schon bestehenden Ungleichheiten (vgl. Stanat et
al., 2022 und Kapitel 10 dieses Berichtsbands). Besonders alarmierend sind die Befunde
für die Jugendlichen der ersten Generation. Es ist oensichtlich, dass die Integration der
Jugendlichen der ersten Generation in das deutsche Bildungssystem noch nicht gelungen
ist. Die pandemiebedingten Schulschließungen der Jahre 2020 und 2021 düren hier
zusätzliche negative Eekte gehabt haben.
Maaz und Jungkamp (2022) argumentieren, dass im Zusammenspiel unterschiedli-
cher Disziplinen eine bildungspolitische Vision erarbeitet werden müsse, die mit de-
nierten Zielen und Strategien wirksam zur Reduktion von Ungleichheiten beitragen
sollte. Grundlage sollten regelmäßige Bestandsaufnahmen in Form von Monitoring und
Evaluation sein, die nicht als Kontroll-, sondern gezielt als Rückmeldesysteme imple-
mentiert werden und deren Ergebnisse als Grundlage iterativer Austauschprozesse zwi-
schen Bildungswissenscha, Bildungspraxis, Bildungspolitik und Gesellscha genutzt
werden sollten. Wirkmächtig wäre zudem, wenn die in Bildungsmonitoring-Studien eta-
blierten Indizes herangezogen würden, um Verteilungsmechanismen zu überarbeiten
und etwa Grundlage sozialindexbasierter Ressourcensteuerungsmechanismen würden
(Heufelder et al., 2018; Schulte et al., 2014). Insgesamt besteht weiterhin hoher Hand-
lungsbedarf in der Bildungspolitik, damit auch leistungsschwache Schüler*innen am
Ende ihrer Schulzeit über diejenigen Kompetenzen verfügen, welche sie für einen gelun-
genen Übergang in das Berufsleben benötigen – und dies unabhängig von ihrer sozialen
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