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Abstract

Das Naturschutz-Monitoring ist ein fester Bestandteil der hessischen Biodiversitätsstrategie. Im Projekt „MonA“ sollen fernerkundungsbasierte Ansätze entwickelt werden, die das Monitoring sowohl von „positiven“ Zielarten des Naturschutzes (seltene Arten der Stromtalwiesen) als auch von gebietsfremden invasiven Pflanzenarten (für Hessen relevante Arten der „Unionsliste“) erheblich unterstützen können.
Jahrbuch Naturschutz in Hessen Band 22 / 202366
Monitoring von Zielarten des Naturschutzes und von
invasiven Arten per Fernerkundung (MonA)
André Große-Stoltenberg, Marcel Dogotari, Sarah Harvolk-Schöning & Till Kleinebecker
Praxisnahe Forschung
Das Naturschutz-Monitoring ist ein fes-
ter Bestandteil der hessischen Biodiver-
sitätsstrategie. Im Projekt „MonA“ sol-
len fernerkundungsbasierte Ansätze
entwickelt werden, die das Monitoring
sowohl von „positiven“ Zielarten des
Naturschutzes (seltene Arten der Strom-
talwiesen) als auch von gebietsfremden
invasiven Panzenarten (für Hessen re-
levante Arten der „Unionsliste“) erheb-
lich unterstützen können.
Im Bereich der Detektion invasiver
Panzenarten zielt das Projekt darauf
ab, erste digitale Werkzeuge zur Kartie-
rung des Götterbaums (Ailanthus altissi-
ma), einem möglichen Klimawandelge-
winner in Kontinentaleuropa (P et
al. 2022), zu entwickeln (Abb. 1).
Ein fernerkundungsbasiertes Verfahren
kann insbesondere auch für die Be-
richtspichten gegenüber der Europäi-
schen Union einen wertvollen Beitrag
leisten. Der Götterbaum kommt in
Hessen außerhalb von urbanen Räumen
im Vergleich zu südeuropäischen Land-
schaften noch in sehr geringen Dichten
vor. Neben Oenlandschaften kann der
Götterbaum auch Wälder invadieren,
vor allem trockene Standorte in Verbin-
dung mit Klimastress und Störung (I-
 et al. 2023). Hauptuntersuchungs-
gebiete in MonA sind Kiefernwälder in
Südhessen.
Hinsichtlich geschützter Lebensräume
einschließlich ihrer gefährdeten Arten
sollen neue Methoden zum Monitoring
des Renaturierungserfolgs von Grün-
land-Biotoptypen wie Stromtalwiesen
(H et al. 2014; H-
S et al. 2020) entwickelt wer-
den. Seit 1997 werden durch die Profes-
sur für Landschaftsökologie und Land-
schaftsplanung der JLU Gießen in
Zusammenarbeit mit der Stadt Ried-
stadt eine Vielzahl von Renaturierungs-
ächen in den Stromtalwiesen am hessi-
schen Oberrhein wissenschaftlich
dokumentiert (www.stromtalwiesen.de).
Diese Untersuchungen sollen nun
durch drohnengestützte Analysen er-
gänzt und weiterentwickelt werden, um
zur Erfolgskontrolle der Renaturie-
rungsmaßnahmen naturschutzrelevante
Arten wie z. B. die Wiesen-Schwertlilie
(Iris spuria) und den Echten Haarstrang
(Peucedanum ocinale) zu detektieren.
Zur Kartierung der Zielarten werden in
MonA in erster Linie Drohnen mit neu-
artigen Sensorsystemen eingesetzt und
die Untersuchungsgebiete werden
mehrmals im Jahr überogen, um phä-
nologische Aspekte zu erfassen. Dabei
werden Echtfarbenbilder im Subzenti-
meterbereich aufgenommen, um einzel-
ne Arten zu erkennen, oder Methoden
der hyperspektralen Bildgebung einge-
setzt, um auf die Artenvielfalt zu schlie-
ßen. Die großen Bilddatenmengen soll-
ten mit Methoden des maschinellen
Lernens ausgewertet werden. Dazu wer-
den zum Beispiel aus den Echtfarben-
bildern mit Methoden aus dem Bereich
der Computer Vision 3D-Punktwolken
generiert. Die Informationen aus den
Echtfarbenbildern und den 3D-Punkt-
wolken werden dann kombiniert, um
spezielle Arten wie den Götterbaum zu
detektieren (Abb. 2). Erste Ergebnisse
aus dem Projekt wurden im Jahr 2022
auf den bundesweiten Öko-Feldtagen
auf der Hessischen Staatsdomäne Glad-
bacherhof in Villmar, auf dem Hessi-
schen Landesnaturschutztag in Gießen
und auf dem Informationsabend zum
LSI im Museum Wiesbaden präsentiert.
Abb. 1: Aufwuchs mehrerer junger Götterbäume in einer Waldlichtung umgeben von
liegendem und stehendem Totholz aus der Drohnenperspektive
(Grak: Projekt MonA)
Jahrbuch Naturschutz in Hessen Band 22 / 2023 67
Artenmonitoring per Fernerkundung (Projekt MonA)
Literatur
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Kontakt
Dr. André Große-Stoltenberg 
Marcel Dogotari 
Dr. Sarah Harvolk-Schöning 
Prof. Dr. Till Kleinebecker 
 Justus-Liebig-Universität Gießen
Institut für Landschaftsökologie
und Ressourcenmanagement
Heinrich-Bu-Ring 26-32
35392 Gießen
 Justus-Liebig-Universität Gießen
Zentrum für internationale Entwi-
cklungs- und Umweltforschung (ZEU)
Senckenbergstraße 3
35390 Gießen
Andre.Grosse-Stoltenberg@umwelt.uni-
giessen.de
Marcel.Dogotari@umwelt.uni-giessen.de
Sarah.Harvolk-Schoening@umwelt.uni-
giessen.de
Till.Kleinebecker@umwelt.uni-giessen.de
Danksagung
Wir bedanken uns bei den Kooperati-
onspartnern und Förderern des Projekts.
Kooperationspartner sind das Hessische
Landesamt für Naturschutz, Umwelt
und Geologie (HLNUG), im Speziellen
die Dezernate „Arten“ und „Natur-
schutzdatenhaltung“ der Abteilung Na-
turschutz, das Forstamt Groß-Gerau mit
dem Revier Kühkopf-Knoblochsaue und
die Stadt Riedstadt mit der Fachgruppe
Umwelt. Gedankt wird der Oberen Na-
turschutzbehörde vom Regierungspräsi-
dium Darmstadt sowie der Stadt Pfung-
stadt und der Gemeinde Seeheim-
Jugenheim für die Erteilung der Flugge-
nehmigungen. Gefördert wird das Pro-
jekt in erster Linie durch den Biodiversi-
tätsforschungsfonds des HLNUG. Un-
terstützt wird es durch von der Stadt
Riedstadt eingeworbene Mittel des Fra-
port Umweltfonds und durch Mittel des
Lore-Steubing-Instituts (LSI).
Abb. 2: Kombination von Echtfarbenbildern und davon abgeleiteten 3D-Punktwolken zur Detektion des Götterbaums per Droh-
nen-Fernerkundung mit Methoden des maschinellen Lernens (Grak: Projekt MonA)
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