ArticlePDF Available

Hausarztpraxen und Pflegestützpunkte Hand in Hand in der Versorgung multimorbider Patient*innen: Welche Vorteile kann das bringen? – Eine qualitative Studie mit Hausärzt*innen und Medizinischen Fachangestellten

Authors:
Versorgungsforschung / Health Services Research
Hausarztpraxen und Pflegestützpunkte Hand in Hand in der Versorgung
multimorbider Patient*innen: Welche Vorteile kann das bringen?
Eine qualitative Studie mit Hausärzt*innen und Medizinischen Fachangestellten
General practices and community care points work hand in hand in the care of multimorbid
patients: What are the advantages? A qualitative study with general practitioners and medical
practice assistants
Lisa Peter, Judith Stumm, Cornelia Wäscher, Christoph Heintze, Susanne Döpfmer
Charité Universitätsmedizin Berlin, Corporate member of Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin and Berlin Institute of Health, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin,
Deutschland
artikel info
Artikel-Historie:
Eingegangen: 4. Mai 2023
Revision eingegangen: 15. September 2023
Akzeptiert: 3. Oktober 2023
Online gestellt: 11. November 2023
Schlüsselwörter:
Multimorbide Patientinnen
Multimorbide Patienten
Hausarztpraxis
Soziale Beratungsanlässe
Pflegestützpunkte
Qualitative Interviews
zusammenfassung
Hintergrund: Die Versorgung einer in der Zukunft steigenden Anzahl multimorbider Menschen stellt
Hausarztpraxen in Deutschland vor eine Herausforderung. Ein Ansatz hierfür könnte die
Zusammenarbeit mit den in der Hausärzteschaft bislang wenig bekannten Pflegestützpunkten sein.
Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, welche Vorteile oder Mehrbelastungen eine Zusammenarbeit
zwischen Hausarztpraxen und Pflegestützpunkten aus Sicht der Hausarztpraxen für sie selbst und für
ihre Patient*innen bringt.
Methode: Im Rahmen der Mixed-Methods-Studie COMPASS II konnten Hausarztpraxen multimorbide
Patient*innen mit sozialen Beratungsanlässen zu Pflegestützpunkten schicken. Semistrukturierte
leitfadengestützte Telefoninterviews wurden mit je neun Hausärzt*innen und Medizinischen
Fachangestellten in Bezug auf die Machbarkeit der Zusammenarbeit mit den Pflegestützpunkten geführt.
Die Interviews wurden inhaltsanalytisch nach der Framework-Analyse ausgewertet.
Ergebnisse: Die Hausärzt*innen und Medizinischen Fachangestellten berichteten in den qualitativen
Interviews, dass die Pflegestützpunkte durch die Übernahme der sozialen Beratungsanlässe für eine
zeitliche Entlastung der Hausarztpraxen sorgten. Die Befragten fühlten sich durch das Wissen, dass
sich Pflegestützpunkte mit Fachwissen um die sozialen Anliegen ihrer Patient*innen kümmern, entlastet.
Aus Sicht der interviewten Personen erfuhren die multimorbiden Patient*innen durch die Beratung in
den Pflegestützpunkten Versorgungsveränderungen, wie beispielsweise die Anpassung eines
Pflegegrades. Die Patient*innen und deren Angehörige erhielten durch die Beratung einen Überblick
über die Unterstützungsmöglichkeiten.
Eine Mehrbelastung durch die Zusammenarbeit mit dem Pflegestützpunkt sah die Mehrheit der
Befragten weder für die Patient*innen noch für sich selbst.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Zusammenarbeit zwischen Hausarztpraxen und
Pflegestützpunkten könnte die Versorgung von multimorbiden Patient*innen verbessern und zu einer
Entlastung der Hausarztpraxen führen. Pflegestützpunkte sind eine gesetzlich verankerte
Beratungsstelle, mit der Hausarztpraxen vermehrt in der Versorgung multimorbider Patient*innen
zusammenarbeiten könnten.
https://doi.org/10.1016/j.zefq.2023.10.003
1865-9217/Ó2023 Published by Elsevier GmbH.
Abkürzungen: PSP, Pflegestützpunkt(e); MFA, Medizinische*r Fachangestellte*r; HA, Hausärzt*innen
Korrespondenzadresse. Susanne Döpfmer. Charité Universitätsmedizin Berlin, Corporate member of Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin and Berlin
Institute of Health, Institut für Allgemeinmedizin, Charitéplatz 1, 10117 Berlin, Deutschland.
E-Mail: Susanne.doepfmer@charite.de (S. Döpfmer).
Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) 182–183 (2023) 98–105
Contents lists available at ScienceDirect
Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ)
journal homepage: http://www.elsevier.com/locate/zefq
article info
Article History:
Received: 4 May 2023
Received in revised form: 15 September
2023
Accepted: 3 October 2023
Available online: 11 November 2023
Keywords:
Multimorbid patients
General practice
Social counselling needs
Community care points
Qualitative interviews
abstract
Background: Caring for an increasing number of multimorbid people is a challenge for general practices
in Germany. A possible approach to ensure future care could be the cooperation between general prac-
tices and community care points, which have so far been a little-known option among general practi-
tioners. The aim of this study was to investigate the benefits or additional burdens that, from the perspec-
tive of general practices, a cooperation between general practices and community care points would
bring for both the general practitioners themselves and their patients.
Methods: In the mixed-methods study COMPASS II, general practices were able to refer multimorbid
patients with social counselling needs to a community care point. Semi-structured guideline-based tele-
phone interviews were conducted with nine general practitioners and nine medical practice assistants
regarding the feasibility of cooperation with the community care points. The interviews were analysed
using framework analysis.
Results: In the qualitative interviews, the general practitioners and medical practice assistants reported
that the community care points helped them save time by relieving them of social counselling tasks. The
interviewees felt relieved by knowing that the community care points expertly take care of their patients’
social concerns.
Results: From the perspective of the interviewees, multimorbid patients experienced changes in their
care through the counselling in community care points, such as adjusting the level of care they require.
Social counsellors provided patients and their relatives with an overview of the support options available.
Results: The majority of the interviewees did not feel that cooperating with the community care point
put an additional burden on their patients or on themselves.
Discussion and conclusion: Cooperation between general practices and community care points has the
potential to improve care for multimorbid patients and reduce the workload burden on general practices.
Community care points are legally anchored counselling services which general practitioners could
increasingly involve in the care of patients with multimorbidity.
Hintergrund
Durch den demographischen Wandel einer älter werdenden
Bevölkerung [1] nehmen chronische Erkrankungen und Multimor-
bidität in Deutschland zu [2]. In Deutschland werden in den
nächsten Jahren altersbedingt mehr Hausärzt*innen ausscheiden
als Nachwuchsärzt*innen in der hausärztlichen Versorgung begin-
nen werden [3]. Die Häufigkeit von Patient*innenvorstellungen in
der Hausarztpraxis nimmt mit dem Alter und der Anzahl chroni-
scher Erkrankungen zu [4]. Die Versorgung von multimorbiden
Patient*innen stellt jetzt schon eine Herausforderung in der
primärärztlichen Versorgung dar [5], sodass die Entwicklung von
neuen Versorgungskonzepten für die steigende Anzahl von multi-
morbiden Patient*innen bedeutsamer wird [2,6].
Ein Versorgungskonzept stellt das Social prescribing dar, welches
zunächst in Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Ame-
rika entwickelt wurde [7]. Beim Social prescribing werden nicht-
medizinische Bedarfe von Menschen adressiert, in dem diese mit
lokalen Angeboten und Beratungsstellen in Kontakt gebracht wer-
den [7]. Aktuell gibt es in zahlreichen internationalen Projekten
unterschiedliche Modelle des Social prescribing [7,8]. Häufig wird
Social prescribing auch in der primärärztlichen Versorgung von
multimorbiden, älteren und chronisch-erkrankten Menschen ein-
gesetzt [7].
Ein weiterer Ansatz für die Entwicklung von Versorgungskon-
zepten sind Lotsen-Projekte. In Deutschland gibt es unter anderen
Lotsen-Projekte, in denen Hausarztpraxen in der Versorgung
älterer oder chronisch-erkrankter Patient*innen Unterstützung
erhalten [9]: Beispielsweise können diese mit Projekt-eigenen
Case-Manager*innen zusammenarbeiten [10] oder innerhalb des
Projektes weiterqualifizierte MFA übernehmen ein Care-
Management [11]. Ein Lotsenprojekt ist auch das Verbundprojekt
NAVICARE, welches aus zwei Teilprojekten besteht und sich über
zwei aufeinanderfolgende je dreijährige Projektphasen erstreckte.
Innerhalb des Teilprojektes CoreNAVI wurde ein
Patient*innennavigationsmodell für Lungenkrebs und Schlaganfall
entwickelt. Aktuell wird dieses Navigationsmodell evaluiert
(CoreNAVI II) [12,13]. In dem allgemeinmedizinischen Teilprojekt
COMPASS war der Ansatz in der ersten Projektphase zu untersu-
chen, warum es in der Versorgung multimorbider Patient*innen
Brüche gibt, die einen Einsatz von Lotsen notwendig machen
könnten. Aus dieser Überlegung heraus lag der Fokus in COMPASS
zunächst auf der Koordination der Versorgung multimorbider
Patient*innen, die in den Bereich der Hausarztpraxen fällt. Qualita-
tive und quantitative Untersuchungen mit Hausärzt*innen und
MFA ergaben hierbei, dass diese sich Unterstützung für die Versor-
gung multimorbider Patient*innen wünschen [14]. Ein Ansatz-
punkt könnte die Entlastung von Hausarztpraxen im Bereich
nicht-medizinischer Konsultationen sein. Vor allem soziale Bera-
tungsanlässe nehmen viel Raum in der hausärztlichen Versorgung
dieser Patient*innengruppe ein [14,15]. Dies stellt alle Mitarbeiten-
den der Hausarztpraxis täglich vor Herausforderungen [15]. Eine
Unterstützung von lokalen Sozialarbeiter*innen in der Versorgung
von Patient*innen mit komplexem Versorgungsbedarf [16] sowie
eine institutionalisierte Ansprechperson‘‘ für soziale Probleme
wird von Hausärzt*innen favorisiert [17]. Hausärzt*innen äußer-
ten, dass sie einer Zusammenarbeit mit Pflegestützpunkten (PSP)
positiv gegenüber stehen [15,16].
PSP sind regionale Anlaufstellen, die rund um das Thema Pflege
und Soziales beraten [18]. 2008 wurde im Sozialgesetzbuch XI ver-
ankert, dass diese von den Kranken- und Pflegekassen bundesweit
finanziert und eingerichtet werden [19]. Zu den Aufgaben der PSP
gehören die Koordinierung der wohnortnahen Versorgung, die
Beratung bei pflegerischen und sozialen Anliegen sowie weiteren
Unterstützungsangeboten [19]. PSP und deren Angebot sind jedoch
bislang begrenzt in der Bevölkerung und Hausärzteschaft bekannt
[20,21].
In einem Review mit dem Thema Interventionen zur Verbesse-
rung der Versorgung multimorbider Patient*innen in der Primär-
versorgung‘‘ kommen die Autor*innen zu folgendem Schluss: Die
Integration einer Intervention in das bestehende Gesundheitssy-
stem ist ein wichtiger Faktor für die Nachhaltigkeit dieser Inter-
vention [22]. In dem Projekt COMPASS II sollte daher in der zwei-
ten Projektphase auf den Ergebnissen aus COMPASS aufbauend der
L. Peter et al. / Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) 182–183 (2023) 98–105 99
Aufbau einer Zusammenarbeit zwischen Hausarztpraxen und PSP
als eine bereits im Gesundheitssystem bestehende
Beratungsstelle- auf seine Machbarkeit untersucht werden [23].
Die Zusammenarbeit von Hausarztpraxen und PSP stellt einen
möglichen Ansatz dar, der Herausforderung der Versorgung einer
wachsenden Zahl multimorbider Menschen zu begegnen. Das Wis-
sen darüber, welche Vor- und Nachteile eine Zusammenarbeit mit
PSP aus Sicht der Hausarztpraxen bringt, ist für eine weitere
Bewertung dieses Ansatzes wichtig. Daher ergaben sich für die
hier vorliegende Untersuchung folgende Forschungsfragen:
Welches sind aus Sicht der Hausärzt*innen und MFA Vorteile
einer Zusammenarbeit mit PSP sowohl für sie selbst als
auch für ihre Patient*innen?
Worin sehen sie für sich oder ihre Patient*innen eine Mehrbela-
stung durch die Zusammenarbeit mit PSP?
Methode
Studienhintergrund
Die hier beschriebene Untersuchung ist ein Bestandteil von
COMPASS II, einem Teilprojekt von NAVICARE [23]. In COMPASS
II lag der Fokus auf der Versorgung von multimorbiden Patient*in-
nen in der Hausarztpraxis. Während einer 15-monatigen Interven-
tionszeit konnten Hausarztpraxen multimorbide Patient*innen mit
sozialen Beratungsanlässen an einen PSP überweisen‘‘ und erhiel-
ten anschließend von den PSP eine kurze schriftliche Rückmeldung
über die Beratungsinhalte. In einem Mixed-Methods-Design wurde
die Machbarkeit des Kooperationsaufbaus zwischen Hausarztpra-
xen und PSP in den Dimensionen Akzeptanz, Zufriedenheit, Nach-
frage und Durchführbarkeit untersucht [23]. Die Akzeptanz und
Zufriedenheit wurden durch semistrukturierte Leitfadeninterviews
mit den Hausärzt*innen, MFA, PSP-Mitarbeiterinnen und Pati-
ent*innen untersucht. Der qualitative Ansatz wurde gewählt, um
die Vielfalt der Perspektiven aller beteiligter Akteur*innen auf die
Zusammenarbeit zu untersuchen [24]. In diesem Artikel werden
die Ergebnisse der qualitativen Interviews mit den Hausärzt*innen
und MFA dargestellt.
Interviewpartner*innen
Voraussetzung für die Teilnahme an einem Interview war, dass
aus der Praxis mindestens ein(e) Patient*in an einen PSP im Rah-
men der Studienteilnahme an COMPASS II überwiesen worden
war. Dies traf auf neun der insgesamt zehn teilnehmenden Haus-
arztpraxen zu. Aus Zeitmangel bzw. einem endenden
Beschäftigungsverhältnis lehnte jeweils ein(e) Hausärzt*in und
ein(e) MFA die Interviewteilnahme ab. Alle anderen eingeladenen
Hausärzt*innen (n=9) und MFA (n=9) wurden interviewt.
Datenerhebung
Basierend auf einer Literaturrecherche [25,26] und theoreti-
schen Überlegungen entwickelte das Projektteam aus Ärztinnen
und Gesundheitswissenschaftlerinnen (LP, JS, SD) in einem iterati-
ven Prozess einen semistrukturierten Interviewleitfaden. Die
Leitfäden für die Hausärzt*innen und MFA unterschieden sich
leicht in den Formulierungen der Fragen sowie in einigen wenigen
Unterfragen, die Professions-spezifisch gestellt wurden. Eine Pilo-
tierung fand mit einer MFA sowie einer Ärztin, beides Mitarbei-
ter*innen des Instituts für Allgemeinmedizin, statt. Daraufhin
wurden kleine Änderungen in der Reihenfolge der Fragen sowie
von Formulierungen vorgenommen. Tabelle 1 zeigt einen Auszug
aus dem Interviewleitfäden.
Die Interviews wurden von zwei Wissenschaftlerinnen (LP:
Ärztin, JS: Gesundheitswissenschaftlerin, beide: erfahren in der
Durchführung von qualitativen Interviews, in COMPASS II beschäf-
tigt) zwischen April und November 2022 durchgeführt und waren
den Interviewten aus einem vorangegangen virtuellen Projekttref-
fen bekannt. Die Interviewerinnen stellten sich zu Beginn der
Interviews als Projektmitarbeiterin vor, ohne weitere Hintergrund-
informationen zur eigenen Person oder Motivation zu geben.
Die Interviews wurden telefonisch geführt, audiodigital aufge-
zeichnet, pseudonymisiert und wörtlich transkribiert. Die soziode-
mographischen Daten wurden in anonymisierter Form erhoben.
Die Interviewten befanden sich während der Interviews entweder
in ihrer Praxis oder zuhause. Keines der Interviews wurde wieder-
holt. Nach den Interviews machten sich die Wissenschaftlerinnen
Notizen zu Eindrücken der Interviews. Die Transkripte wurden
nicht zur Korrektur oder Kommentierung an die Befragten
zurückgegeben.
Datenaufbereitung und Auswertung
Die Transkripte aller Interviews wurden inhaltsanalytisch nach
der Framework-Analyse wie von Gale et. al. beschrieben in sieben
Schritten [27] kombiniert deduktiv und induktiv ausgewertet: (1)
Transcription of the interviews: Zunächst wurden die Interviews
transkribiert. (2) Familiarisation with the interviews: Die Wissen-
schaflterinnen (LP, JS) machten sich sowohl mit den Audiodateien
als auch den Transkripten vertraut. (3) Coding: Im nächsten Schritt
wurde das Kategoriensystem zunächst deduktiv auf Grundlage des
Interviewleitfadens erstellt. Ein Teil der Interviews wurde von zwei
Wissenschaftlerinnen (LP, JS) unabhängig voneinander kodiert.
Hierbei wurden induktiv aus den Transkripten heraus weitere
Kategorien entwickelt. (4) Developing a working analytical frame-
work: Anschließend wurde das Kategoriensystem diskutiert und
angepasst. (5) Applying the analytical framework: Sämtliche Inter-
views wurden mit diesem Kategoriensystem bearbeitet. (6) Chart-
ing data into the framework matrix: Schließlich wurde eine Matrix
erstellt, die eine Zusammenfassung für jede Kategorie je Transkript
enthielt und so eine transparente Übersicht über die Ergebnisse
darstellte. (7) Interpreting the data: Im letzten Schritt fand die Inter-
pretation der Daten statt.
Die Auswertung wurde unterstützt durch das Software-
Programm MAXQDA
Ò
2020. Die Befragten wurden nicht gebeten,
ein Feedback zu den Ergebnissen zu geben.
Ethik
Die Ethikkommission der Charité Universitätsmedizin Berlin
gab ein positives Votum für die Durchführung der Interviews
innerhalb von COMPASS II (EA1/146/20).
Ergebnisse
Je neun Hausärzt*innen und MFA aus nahmen an den Inter-
views teil. Die durchschnittliche Dauer betrug 31 (Hausärzt*innen,
minimal 27 Minuten, maximal 39 Minuten) bzw. 35 (MFA, mini-
mal 23 Minuten, maximal 46 Minuten) Minuten. Die soziodemo-
graphischen Daten sind für die Hausärzt*innen in Tabelle 2 und
für die MFA in Tabelle 3 dargestellt.
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Kategorien Vorteile
und Mehrbelastung durch die Zusammenarbeit der Hausarztpraxis
und PSP‘‘ beschrieben. Hierbei wird berichtet, was die Zusammen-
arbeit für die Hausärzt*innen und MFA selbst als auch für ihre
Patient*innen bedeutet. Die Ergebnisse aus den Interviews mit
den MFA und Hausärzt*innen werden hier gemeinsam dargestellt.
In der Analyse ergab sich für die hier vorgestellten Kategorien kein
100 L. Peter et al. / Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) 182–183 (2023) 98–105
Professions-spezifischer Unterschied. Tabelle 4 zeigt einen Auszug
der Kategorien, die für die in diesem Artikel beschriebenen Ergeb-
nisse relevant sind.
Die aufgeführten Zitate wurden für eine bessere Verständlich-
keit geglättet. Zur Vereinfachung sind folgend die multimorbiden
Patient*innen‘‘ nur als Patient*innen‘‘ benannt.
Vorteile für Hausärzt*innen und MFA durch die Zusammenarbeit mit
dem PSP
Die Hausärzt*innen und MFA erfuhren durch die Zusammenar-
beit mit den PSP eine Arbeitserleichterung auf unterschiedlichen
Ebenen. Die Patient*innen wurden beispielsweise in Anträgen
zum Pflegegrad vom PSP - anstelle von den
Praxismitarbeitenden- unterstützt. So verblieb den Interviewten
mehr Zeit für medizinische Anliegen.
Und Sachen wie, wie kann man Anträge stellen für (einen) Pflege-
grad oder Grad der Schwerbehinderung? Dass dies nicht an uns
hängenbleibt, sondern wir uns dann mehr um das Medizinische
kümmern können.‘‘ [MFA_7]
Die Praxismitarbeitenden berichteten, dass sie vor der Zusam-
menarbeit mit den PSP teilweise die Beratung zu sozialen Anlässen
selbst übernommen haben, dies jedoch aus Zeitgründen nicht allen
Patient*innen anbieten konnten. Andere berichten, dass aus Zeit-
mangel bereits seit Jahren keine Beratung zu sozialen Anlässen in
der Praxis mehr möglich gewesen sei.
Bei manchen Patienten haben wir uns dann die Mühe gemacht
und zum Beispiel einen türkischen Pflegedienst rausgesucht. Das
kann man nicht bei jedem machen. Bei manchen [Patienten] hat
man das gemacht, wenn man wusste, die sind wirklich völlig hilflos.
Es ist schon sehr erleichternd, wenn wir das nicht mehr machen
müssen.‘‘ [MFA_2]
Wir haben viele Patienten, die einsam und älter sind, die keine Ver-
wandten haben, die sich kümmern können. Wir haben das dann alles
gemacht: Pflegegradbeantragungen, Schwerbeschädigtenerhöhung
und so etwas. Wir haben uns als Arztpraxis um alles gekümmert.
Dafür ist heutzutage keine Zeit mehr, das geht nicht mehr.‘‘ [MFA_6]
Nach der Einschätzung der Befragten, konnte bzw. könnte eine
bessere Versorgung sozialer Anliegen die Hausarztpraxis auch ins-
gesamt entlasten, indem weniger Hausbesuche notwendig wären
oder die Patient*innen seltener die Praxis aufsuchen.
Uns wird Arbeit abgenommen, indem in einigen Fällen die Haus-
krankenpflege direkt mit eingebunden wird. Wenn die Versorgung
gewährleistet ist, müssen wir möglicherweise weniger Hausbesuche
machen, weil es zuhause besser klappt.‘‘ [HA_1]
Die (Patientin) kommt auch nicht mehr so häufig.‘‘ [HA_7]
Die Hausärzt*innen und MFA fühlen sich durch das Wissen,
dass sich jemand um ihre Patient*innen kümmert, entlastet.
Mein Gewissen ist natürlich auch beruhigt. Dass man sich da
kümmert. Da kann ich mich gelassen anderen Aufgaben zuwenden.‘‘
[HA_7]
Mehrere Interviewte beschrieben, dass sie nicht über eine aus-
reichende Expertise für soziale Beratungsanlässen verfügen
würden. Sie fühlten sich entlastet, wenn sie die Patient*innen an
den PSP vermitteln konnten.
Also ich bin immer dankbar, wenn ich sagen kann: Es gibt den
Pflegestützpunkt, ich kann Ihnen hier keine Auskunft geben, weil mir
Tabelle 1
Auszug aus dem Interviewleitfaden für Hausärzt*innen und MFA.
Einstiegsfrage
Fällt Ihnen spontan ein(e) Patient*in ein, die/den Sie zum PSP geschickt haben? Wie ist das abgelaufen?
Weiterführende Leitfragen
Wie zufrieden sind Sie mit der Zusammenarbeit mit den PSP?Können Sie die Zusammenarbeit mit dem PSP in Ihren Praxisalltag einbauen?Wie ist Ihre Einschätzung:
Bringt Ihren Patient*innen der Besuch bei dem PSP langfristig etwas?Was bringt Ihnen die Beratung der Patient*innen im PSP?Welche Nacheile hat es für Sie als
Ärzt*in/Praxisteam eine(n) Patient*in zu einem PSP zu schicken?
Tabelle 2
Charakteristika der Hausärzt*innen.
Charakteristika der Hausärzt*innen n(%)
Geschlecht Weiblich
Männlich
6 (67)
3 (33)
Altersgruppen (in Jahren) Mittel
Min./Max.
53,6
42-67
Dauer der Niederlassung (in
Jahren)
Mittel
Min./Max.
11,1
2–19
Praxisart Einzelpraxis
Berufsausübungsgemeinschaft
Praxisgemeinschaft
Medizinisches
Versorgungszentrum
1 (11)
4 (44)
2 (22)
2 (22)
Chroniker-Anteil der
Gesamtpraxis*
30-49%
50-59%
60-70%
1 (11)
2 (22)
6 (67)
Anzahl in COMPASS II
eingeschlossener
Patient*innen
Mittel
Min./Max.
7,1
2-15
* Selbstauskunft der Befragten, eine Definition für chronische Krankheiten wurde
nicht vorgegeben.
Tabelle 3
Charakteristika der MFA.
Charakteristika der MFA n(%)
Geschlecht Weiblich
Männlich
8 (89)
1 (11)
Altersgruppen (in Jahren) Mittel
Min./Max.
46
32 62
Berufserfahrung (in Jahren) Mittel
Min./Max.
25,5
11 - 43
Ausbildung zur nicht ärztliche
Praxisassistent*in (NäPa)
Ja
Nein
5 (56)
4 (44)
Praxisart Einzelpraxis
Berufsausübungsgemeinschaft
Praxisgemeinschaft
Medizinisches
Versorgungszentrum
0 (0)
6 (67)
2 (22)
1 (11)
Anzahl in COMPASS II
eingeschlossener
Patient*innen
Mittel
Min./Max.
7,9
1-15
Tabelle 4
Auszug aus dem Kategoriensystem der qualitativen Inhaltsanalyse.
Kategorie Unterkategorie
Vorteile durch die Zusammenarbeit
Hausarztpraxis und PSP
- Entlastung/Vorteile für die
Hausarztpraxis
- Vorteile für die
Patient*innen
Mehrbelastung durch die Zusammenarbeit
Hausarztpraxis und PSP
- Nachteile/Belastung für
die Hausarztpraxis
- Nachteile/Belastung für
die Patient*innen
L. Peter et al. / Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) 182–183 (2023) 98–105 101
einfach die Expertise fehlt‘‘. Mich entlastet sagen zu können, ich emp-
fehle Sie weiter oder ich vermittele Ihnen den Kontakt.‘‘ [HA_2]
Die Befragten schätzten an der Zusammenarbeit mit den Pflege-
stützpunkten, dass sie neue Ideen für die Versorgung ihrer Pati-
ent*innen bekommen.
Ich bekomme Inspiration, neue Ideen. Ich bin ja auch nicht allwis-
send. Und manchmal hat eine andere Sicht noch eine andere Konzept-
idee, wie ich Patienten unterstützen kann. Also für mich ist das auf
jeden Fall eine Hilfe.‘‘ [HA_9]
Mehrbelastung für Hausärzt*innen und MFA durch die
Zusammenarbeit mit dem PSP
Für die Mehrheit der Hausärzt*innen und MFA führt die Zusam-
menarbeit mit dem PSP zu keinem nennenswerten Zusatzaufwand.
Mehrarbeit? Nein, überhaupt nicht. Das andere ist vielmehr Auf-
wand, wenn wir alles einzeln selber gucken und überlegen was
könnte der (Patient) beantragen und wo bekommt er Hilfe?‘‘ [MFA_4]
Ja gut, ich muss den Pflegestützpunkt entweder anrufen, wenn es
akut ist, oder ein Fax schicken, dass es Beratungsbedarf gibt. Der
Arbeitsaufwand ist minimal.‘‘ [HA_1]
Vorteile für die Patient*innen durch eine Beratung im PSP
Die Hausärzt*innen und MFA berichteten von konkreten Verä-
nderungen in der Versorgung der Patient*innen nach der Beratung
in einem PSP: Beantragung bzw. Organisation von Pflegegraderhö-
hung, Tagespflege, Haushaltshilfen, Hilfsmitteln, Besuchsdiensten
von Ehrenamtlichen.
Die (Patientin) hat jetzt (seit der Beratung im PSP) eine Haus-
haltshilfe, die auch für sie einkaufen geht. Zweimal in der Woche
kommt nun eine Pflegefachkraft, die ihr beim Duschen hilft und die
Tabletten kontrolliert.‘‘ [HA_7]
Die Vermittlung zur Beratung bei den PSPs sorgte aus Sicht der
Befragten bei den Patient*innen für das Gefühl, dass sich jemand
um sie und ihre sozialen Beratungsanlässe kümmert.
Bei den Patienten war das Gefühl, dass sich erst einmal jemand
darum kümmert.‘‘ [HA_3]
Ich glaube, der (Patient) war einfach nur dankbar, dass er Hilfe
bekommt und dass die (der PSP) sich mit seiner Situation beschäfti-
gen.‘‘ [MFA_2]
Die Beratung der PSP gab den Patient*innen und Angehörigen
einen Überblick über die Unterstützungsmöglichkeiten, die ihnen
zuvor häufig nicht bekannt waren.
Viele Angehörige und auch Patienten kennen gar nicht das
(Unterstützungs-)Netzwerk. Die wissen nicht, was für Möglichkeiten
sie haben.‘‘ [HA_8]
Besonders für alleinstehende Patient*innen wurde die
Unterstützung durch den PSP als wichtig erachtet.
Es geht meistens um Leute, die keinen haben, der irgendwas für
sie mit organisieren kann.‘‘ [HA_9]
Ein(e) Hausärzt*in berichtet, dass das Aufzeigen von Versor-
gungsmöglichkeiten in der eigenen Häuslichkeit - als Alternative
zu einer Unterbringung im Pflegeheim - bei den Patient*innen für
Erleichterung sorgte.
Die (Patient*innen) bekommen (durch die Beratung im PSP) Per-
spektiven eröffnet. Jemand macht eine Evaluation (ihrer Situation)
und hat Ideen. Das ist wichtig, denn es ist für alle - die Patienten,
die Angehörigen, aber auch den Arzt - eine neue Situation, wenn es
(die häusliche Versorgung) nicht mehr klappt. Jetzt muss man gucken,
wie geht es optimal weiter, ohne einfach zu sagen ab ins Pflegeheim‘‘
und fertig. Das ist in dem Fall sogar auch eine emotionale Perspektive,
die den Leuten eröffnet wird. Die Leute sind nicht mehr nur verzwei-
felt.‘‘ [HA_9]
Aus Sicht der Interviewten wird den Patient*innen ein Gefühl
der Versorgungssicherheit für die Zukunft‘‘ gegeben und es wer-
den Existenzängste genommen.
Bei den Patienten hat sich etwas auf psychologischer Ebene verä-
ndert, sie haben eine Versorgungssicherheit in Zukunft, die Pflegestufe
wurde geändert, so dass nun auch mehr finanzielle Unterstützung
durch die Krankenkasse erfolgt.‘‘ [HA_1]
Ein*e Hausärzt*in erklärte, dass ihr*e Patientin durch die
Unterstützung, die der PSP organisiert hatte, weniger Ängste
gehabt habe, die zuvor zu vermehrten Praxisbesuchen geführt
hatten.
Sie hat nicht nur ein anderes Gefühl, sondern sie hat ja auch mehr
Unterstützung. Dadurch hat sie weniger Angst und ist nicht mehr so
viel krank. Die kam ja, wenn sie irgendein Zipperlein hatte, und
hatte Angst, dass sie einen Herzinfarkt hat oder sonst irgendwas hat.
Und das ist jetzt deutlich weniger geworden.‘‘ [HA_7]
Die Interviewten sagten auch, dass einige Patient*innen nach
der Beratung im PSP zufriedener‘‘ und glücklicher‘‘ wirkten.
Die (Patientin) hat durch die Beratung (im PSP) irgendwie neuen
Schwung gekriegt. Denn Sie hat jetzt jemanden außerhalb der Arztpra-
xis, an den sie sich wenden kann.‘‘ [HA_7]
Mehrbelastung der Patient*innen durch eine Beratung im PSP
Die MFA wurden gefragt, inwiefern es nach ihrer Einschätzung
eine Belastung für die Patient*innen darstellt zum Pflegestütz-
punkt gehen zu müssen‘‘ und dort eine(n) weitere(n) Ansprech-
partner(in) zu haben.
Von der Mehrheit der Befragten wurde hier keine Mehrbela-
stung für die Patient*innen gesehen.
Nein, ich denke nicht (, dass es eine Mehrbelastung ist). Die
(Patienten) sind so dankbar, dass überhaupt so etwas möglich ist
und gehen zu jedem Termin gerne.‘‘ [MFA_4]
Andererseits könnte die Ungewissheit, was die Patient*innen in
der Beratung der PSP erwartet, mit einer psychischen Mehrbela-
stung einhergehen, berichtete eine MFA.
Ich glaube auch, dass es (die Beratung im PSP) schon eine psychi-
sche Belastung ist, weil die (Patienten) nicht gut wissen, worauf sie
sich jetzt einlassen. Also ich glaube, dass einige Angst hatten, dass
sie doch ins Pflegeheim kommen.‘‘ [MFA_2]
Diskussion
Zusammenfassung
Erstmals konnte in dieser Befragung die Sicht von Hausärzt*in-
nen und MFA zu PSP erhoben werden. Beide befragten Gruppen
sahen durch die Zusammenarbeit eine zeitliche und emotionale
Entlastung für die Praxis. Im Hinblick auf ihre multimorbiden
Patient*innen berichteten sie häufig von Verbesserungen der indi-
viduellen Versorgung sowie dem entlastenden Eindruck eine(n)
Ansprechpartner*in für komplexe soziale Versorgungsfragen zu
haben. Eine Mehrbelastung durch die Zusammenarbeit mit den
PSP wurde von beiden Berufsgruppen für sich selbst und für die
Patient*innen als gering bis gar nicht eingeschätzt.
Was bringt die Zusammenarbeit für die multimorbiden Patient*innen?
Mit einer Beratung im PSP erlangten die Patient*innen und
deren Angehörigen aus Sicht der Hausärzt*innen und MFA Zugang
zu Unterstützungsmöglichkeiten, die ihnen zuvor nicht bekannt
waren. Ähnliche Ergebnisse konnte bereits eine systematische
Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2016 zeigen: Patient*innen mit
komplexen Bedarfen konnten durch Interventionen unter Einbe-
ziehung von Sozialarbeitern einen besseren Zugang zum
102 L. Peter et al. / Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) 182–183 (2023) 98–105
Gesundheitssystem erhalten und sich besser darin zurecht finden
[28]. Patient*innen, die innerhalb von COMPASS II eine Beratung
in einem PSP erhielten, gaben in qualitativen Interviews an, dass
sie dankbar für die Vermittlung zum PSP gewesen wären: Seit
Längerem bestehende Beratungsanlässe konnten so endlich adres-
siert werden[29]. Auch bereits bei Freund et al. konnte eine signi-
fikante Zunahme der Lebensqualität bei chronisch erkrankten
Patient*innen gezeigt werden, die ein Care-Management von
hierzu qualifizierten MFA erhielten [30].
Als weitere Vorteile einer Beratung durch den PSP wurden von
den Befragten ein Abbau von Ängsten und die Wahrnehmung einer
Entlastung vieler Patient*innen angesprochen. Wilfling et al.
beschreiben dies ebenfalls in ihrer qualitativen Studie zum
RubiN-Projekt, innerhalb dessen Case- und Care-Manager*innen
und Hausarztpraxen in der Versorgung geriatrischer Patient*innen
zusammenarbeiteten [31]. Eine Studie zum Social prescribing
untermauert diesen Eindruck ergänzend: Patient*innen mit
nicht-medizinischen Anliegen, die von Wellbeing Coordinators‘‘
zu lokalen Angeboten und Gruppenaktivitäten beraten wurden,
zeigten eine Verminderung von Ängsten sowie eine positivere
Lebenseinstellung [32]. Die Ziele und Beratungsangebote der PSP
überschneiden sich in einigen Bereichen mit denen des Social pre-
scribing. So ist die Vermittlung von sozialen Interaktionen beiden
gemeinsam. Das Angebot der PSP enthält unter anderem auch die
Beratung zu lokalen Freizeit-, Kultur-, Sport- und
Nachbarschaftsangeboten.
Welche Vorteile haben die Hausarztpraxen durch die
Zusammenarbeit?
Die Hausärzt*innen und MFA benannten in der hier vorgelegten
Studie eine Arbeitsentlastung durch die Übernahme der Beratung
zu sozialen Anlässen von den Pflegestützpunkten. Dies deckt sich
mit Ergebnissen aus Fokusgruppen mit Berliner Hausärzt*innen
[15]: Die Teilnehmer*innen wünschten sich Kooperationen mit
anderen Versorger*innen, an die sie Verantwortungsbereiche vor
allem bei sozialen und pflegerischen Bedarfen abgeben könnten
[15]. Im pflegerischen Bereich stellt hierbei auch die Kooperation
von Hausarztpraxen und Pflegediensten eine Möglichkeit dar: So
verdeutlichte eine qualitative Studie mit Hausärzt*innen, ambu-
lanten Pflegediensten und Wohlfahrtsverbänden zu deren Einstel-
lungen hinsichtlich einer Kooperation zwischen Hausarztpraxen
und Pflegediensten ein großes Potential für eine Verbesserung
der Patient*innenversorgung sowie für eine Reduzierung der
Arbeitslast auf Seiten der Hausärzt*innen [33].
Einige der Befragten berichteten von Patient*innen, die nach der
Beratung im PSP seltener die Hausarztpraxis aufsuchten. Dieser
Eindruck wurde auch von Hausärzt*innen beschrieben, die im Rah-
men des Lotsenprogramms RubiN mit Case- und Care-
Manager*innen in der Langzeit-Versorgung von geriatrischen
Patient*innen kooperierten [31]. Möglicherweise adressierten die
Patient*innen ihre sozialen Bedarfe an die PSP und hatten somit
weniger Anliegen zu Vorstellungen in der Hausarztpraxis. Es ist
auch denkbar, dass eine bessere Versorgung im sozialen Bereich
zu einer Steigerung des Gesamtbefindens der Patient*innen
beiträgt und so zu weniger Beratungsanlässen führte. Eine Studie
zu den Auswirkungen von Social prescribing auf die Arbeitsbela-
stung von Hausarztpraxen, bei der chronisch-kranken Patient*in-
nen nicht-medizinische lokale Aktivitäten angeboten wurden,
zeigte jedoch keine Veränderung in der Häufigkeit der Patient*in-
nenkontakte mit der Hausarztpraxis. [34]. Die Autor*innen folger-
ten, dass das Social prescribing zwar das Selbstwertgefühl und
Wohlbefinden der Patient*innen fördern kann, aber die Arbeitsbe-
lastung der Hausärzt*innen nicht verringert [34]. Ähnlich wie beim
Social prescribing wurden auch innerhalb der in diesem Artikel
beschriebenen Studie Patient*innen mit nicht-medizinischen Bera-
tungsanlässen an PSP überwiesen.
Die Hausärzt*innen und MFA betonten häufig, dass die jewei-
lige Expertise für die Beratung der Patient*innen mit sozialen
Anliegen als nicht ausreichend eingeschätzt wird. In einer Studie
zu sozialen Anliegen in der hausärztlichen Versorgung und mögli-
chen Unterstützungsangeboten berichten die Hausärzt*innen von
einem Wissensmangel an aktuellen und lokalen Unterstützungsan-
geboten [35]. Eine bessere Sichtbarkeit und ein niedrigschwelliger
Zugang zu vorhandenen Angeboten könnte es Hausärzt*innen
erleichtern solche Angebote verstärkt zu nutzen. [35]. PSP könnten
einen Zugang für die Hausärzt*innen und Patient*innen zu lokalen
Unterstützungsangeboten darstellen und verfügen darüber hinaus
über die Expertise zu sozialen Beratungsanlässen.
Wie kann es gelingen, dass mehr Hausarztpraxen und PSP
zusammenarbeiten?
Bislang sind die PSP sowohl in der Bevölkerung als auch unter
den Hausärzt*innen zu wenig bekannt: In qualitativen Interviews
mit multimorbiden Patient*innen, die im Rahmen von COMPASS
II eine Beratung in einem PSP erhalten hatten, gaben die meisten
an, vor der Studie die PSP nicht gekannt zu haben [21]. Eine Versi-
chertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung ergab,
dass nur 17% der über 65-Jährigen bereits einen PSP in Anspruch
genommen hatten [20]. In einer Befragung mit Berliner Hausä-
rzt*innen gaben 43% an, dass sie noch nie Kontakt zu einem Pfle-
gestützpunkt hatten [21]. Eine Steigerung der Bekanntheit der
PSP könnte dazu beitragen, dass mehr Hausarztpraxen und PSP
zusammenarbeiten. Kloppe et al. haben ein Model erarbeitet, wie
eine Kooperation zwischen Hausärzt*innen und sozialen Bera-
tungsstellen aufgebaut werden kann [36]. Das Anbringen von
Postern und Auslegen von Flyern im Wartezimmern, Apotheken
oder öffentlichen Verkehrsmitteln wird hier als ein Punkt genannt
[36].
Neben dem Wissen über die regionale Verfügbarkeit von PSP ist
auch das Wissen über das Beratungsspektrum der PSP ein mögli-
cher Erfolgsfaktor für eine gute Zusammenarbeit. Eine Untersu-
chung zu der Beziehung zwischen Hausärzt*innen und Mitarbei-
tenden von sozialen Beratungsstellen ergab, dass die
Hausärzt*innen eine geringe Kenntnis über das Angebot der Bera-
tungsstellen hatten [37]. Gleichzeitig äußerten die Hausärzt*innen
den Wunsch nach einer besseren Kenntnis über das Beratungsan-
gebot, damit ihre Patient*innen davon profitieren könnten [37].
Berliner Hausärzt*innen äußerten auch einen Wunsch nach einer
besseren Kenntnis über das Angebot der PSP [21]. In der in diesem
Artikel beschriebenen Studie COMPASS II kamen die Hausarztpra-
xen und PSP-Mitarbeiter*innen zu Beginn in einem Kooperations-
treffen zusammen. Im Rahmen von diesem Treffen gaben die
PSP-Mitarbeitenden u.a. einen Überblick über ihr Beratungsspek-
trum [23], was sehr hilfreich war. Je nach zeitlicher Ressource
der Hausarztpraxen sollte aus Sicht der Autor*innen die niedrig-
schwellige Kontaktaufnahme z.B. durch telefonische Zusam-
menkünfte mit den PSP zur Initiierung und Aufrechterhaltung
einer Zusammenarbeit gestärkt werden. Die MFA, die häufig
einen engen und niedrigschwelligen Kontakt zu den Patient*innen
haben [14], könnten hierbei eine führende Rolle übernehmen.
Für eine langfristige Zusammenarbeit von Hausarztpraxen und
sozialen Beratungsstellen ist darüber hinaus eine gesicherte Finan-
zierung der Beratungsstelle eine Vorrausetzung. So identifizierte
eine Studie eine unzureichende Finanzierungsstruktur als eine Bar-
riere für die Integration von sozialen Beratungsstellen mit der
Arbeit von Hausarztpraxen [38]. Im Gegensatz zu vielen Pilotpro-
jekten ist die Finanzierung der PSP über die Kranken- und Pflege-
kassen sowie die Länder gesetzlich verankert [19]. Somit bringen
L. Peter et al. / Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) 182–183 (2023) 98–105 103
PSP eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen einer langfristi-
gen Zusammenarbeit mit.
Die Weitergabe von gesammelten Erfahrungen in der Zusam-
menarbeit von Hausarztpraxen mit PSP könnte auch dazu beitra-
gen, weitere Hausarztpraxen und PSP zu einer Zusammenarbeit
anzuregen. In der hier beschriebenen Studie COMPASS II entsteht
ein Handbuch, in welches die Erfahrungen der Hausarztpraxen,
Patient*innen und Mitarbeitenden der PSP mit der Zusammenar-
beit einfließen. Inhalt des Handbuches ist unter anderem eine
Anleitung zum Aufbau von Kooperationen zwischen Hausarztpra-
xen und PSP. Das Handbuch wird an Hausarztpraxen und PSP dis-
seminiert [23].
Stärken und Limitationen
Mithilfe der qualitativen Interviews konnten die Vorteile und
die Mehrbelastungen, die sich in der Zusammenarbeit mit den
PSP ergaben, aus Sicht der Hausärzt*innen und MFA untersucht
werden.
Die geringe Teilnahmezahl von Hausarztpraxen (n=10) stellt
eine Limitation von COMPASS II dar. Die bereits vor der Covid-
19-Pandemie geplanten Rekrutierungszahlen (27-55 Hausarztpra-
xen) konnte trotz verstärkter Rekrutierungsbemühungen
(mehrfache Einladung zur Studienteilname per Post/Email/Telefon,
Verlängerung der Rekrutierungszeit, individuelle Lösungen zum
Studieneinstieg) nicht erreicht werden [23].
Aus der begrenzten Anzahl teilnehmender Hausarztpraxen
ergab sich, dass für die Auswahl der Interviewpartner*innen kein
zielgerichteter Ansatz möglich war [39]. Aus neun der zehn an
COMPASS II teilnehmenden Hausarztpraxen wurden Mitarbei-
tende befragt. Es wird ein hoher Grad an Sättigung der geäußerten
Themen vermutet, jedoch hätten weitere Interviewteilnehmer*in-
nen möglicherweise neue Aspekte eingebracht. Darüber hinaus
unterschied sich die Tiefe der Erfahrungen, die die Befragten in
der Zusammenarbeit mit den PSP gesammelt hatten: Die Anzahl
der Patient*innenfälle, in denen die Praxen mit den PSP zusam-
mengearbeitet hatten, variierten von einer/m Patient*in bis zu 15
Patient*innen. Jedoch ist es auch denkbar, dass hierdurch eine
Vielfalt an unterschiedlich intensiven Arten von Zusammenarbeit
wie sie auch außerhalb von einer Studie bestehen könnten
wiedergeben werden konnten. Im Rahmen von Case Studies hätte
dies noch tiefer untersucht werden können.
Die Intervention von COMPASS II fiel in die Zeit der Covid-19-
Pandemie (Juli 2021 bis September 2022). Eine Pandemie-
bedingte Anpassung des Beratungsangebotes während des Projek-
tes führte dazu, dass möglichweise nicht die typischen Beratungs-
prozesse abgebildet werden konnten. Ein persönliches Kennenler-
nen in Präsenz zwischen den Mitarbeitenden der Hausarztpraxen
und PSP war zeitweise nur eingeschränkt möglich. Dies könnte
Auswirkungen auf den Aufbau der Zusammenarbeit sowie auf die
Beratungsprozesse der Patient*innen gehabt haben.
Bei COMPASS II handelt es sich um eine explorative Machbar-
keitsstudie mit zehn teilnehmenden Hausarztpraxen. Die Ergeb-
nisse können nicht auf die gesamte Hausärzteschaft übertragen
werden. Anhand von COMPASS II kann nicht festgestellt werden,
ob die Zusammenarbeit von Hausarztpraxen und PSP zu einer Ver-
besserung der Versorgung oder zu einer Verlagerung des Versor-
gungsangebotes von den Hausarztpraxen zu den PSP führt. Die in
diesem Artikel beschriebene Interviewstudie gibt Hinweise darauf,
dass die Praxen durch die Zusammenarbeit eine Arbeitsentlastung
wahrnehmen. Im Hinblick auf den von Hausarztpraxen geäußerten
Wunsch nach Entlastung in der Versorgung multimorbider Pati-
ent*innen [14] sowie im Hinblick auf den demographischen
Wandel mit voraussichtlich steigenden Zahlen dieser Patient*in-
nengruppe [1,2], könnte diese Arbeitsentlastung zur Qualität und
Aufrechterhaltung der Versorgung beitragen.
Schlussfolgerung
Die Zusammenarbeit von Hausarztpraxen und PSP ergab nach
Einschätzung der befragten Hausärzt*innen und MFA Vorteile für
sie selbst sowie für ihre multimorbiden Patient*innen. Um die Ver-
sorgung der steigenden Anzahl von multimorbiden Patient*innen
in der Hausarztpraxis in Zukunft zu gewährleisten, ist eine inter-
professionelle Zusammenarbeit wichtig [40]. PSP sind gesetzlich
verankerte Beratungsstellen, mit denen Hausarztpraxen noch
mehr zusammenarbeiten könnten. Diese Zusammenarbeit von
Hausarztpraxen und PSP könnte ein Baustein in der zukünftigen
Versorgung multimorbider Menschen sein. Die MFA könnten eine
führende Rolle im Aufbau der Zusammenarbeit einnehmen.
Förderung
COMPASS II ist ein Projekt innerhalb des Forschungsverbunds
NAVICARE Patientenorientierte Versorgungsforschung‘‘ und
wurde gefördert vom Bundesministerium für Bildung und For-
schung im Rahmen des Förderschwerpunkts Strukturaufbau in
der Versorgungsforschung (01GY1911).
Danksagung
Wir danken den Hausärzt*innen, MFA und PSP-
Mitarbeiter*innen für ihre Teilnahme an COMPASS II. Unser Dank
gilt auch dem NAVICARE Forschungsverbund für die gute Zusam-
menarbeit sowie dem Bundesministerium für Bildung und For-
schung für die Förderung des Projektes.
Interessenkonflikt
Alle Autor*innen haben keine Interessenskonflikte. COMPASSS
II wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung
gefördert. Der Fördergeber hat keinen Einfluss auf Studiendesign,
Datenerhebung, Analyse, Dateninterpretation oder auf die Erstel-
lung, Bearbeitung und Freigabe des Manuskripts.
Autor*innenschaft
LP: Entwicklung des Interviewleitfadens, Fragebogenerstellung,
Rekrutierung, Durchführung der Interviews, Transkription und
Datenauswertung, Verfassen des Manuskripts, Überarbeitung des
Manuskripts.
JS: Entwicklung des Interviewleitfadens, Fragebogenerstellung,
Rekrutierung, Durchführung der Interviews, Transkription und
Datenauswertung, Überarbeitung des Manuskripts.
CW: Rekrutierung, Überarbeitung des Manuskripts.
CH: Studienkonzeption, Studienleitung, Supervision, Überarbei-
tung des Manuskripts.
SD: Studienkonzeption, Studienkoordination, Supervision, Ent-
wicklung des Interviewleitfadens, Fragebogenerstellung, Daten-
auswertung, Überarbeitung des Manuskripts.
Literatur
[1] United Nations, Department of Economic and Social Affairs. World Population
Prospects 2019 - Volume II: Demographic Profiles. New York, 2019. https://
population.un.org/wpp/Publications/Files/WPP2019_Volume-II-Demographic-
Profiles.pdf (letzter Zugriff am 27.08.2023)
[2] Saß AC, Lampert T, Ziese T, Kurth BM. Gesundheit in Deutschland -
Gesundheitsberichtserstattung des Bundes. Robert Koch Institut. Berlin, 2015.
https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/
Gesundheitsberichterstattung/GesInDtld/gesundheit_in_deutschland_2015.
pdf?__blob=publicationFile (letzter Zugriff am 27.08.2023)
[3] Nolting HD, Ochmann R, Zich K. Gesundheitszentren für Deutschland - Wie ein
Neustart in der Primärversorgung gelingen kann. Robert Boch Stiftung.
Stuttgart, 2021. https://www.bosch-stiftung.de/sites/default/files/
104 L. Peter et al. / Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) 182–183 (2023) 98–105
publications/pdf/2021-05/Studie_Primaerversorgung_Gesundheitszentren-
fuer-Deutschland.pdf (letzter Zugriff am 27.08.2023)
[4] Laux G, Kuehlein T, Rosemann T, Szecsenyi J. Co- and multimorbidity patterns
in primary care based on episodes of care: results from the German CONTENT
project. BMC Health Serv Res 2008;8:14. https://doi.org/10.1186/1472-6963-
8-14.
[5] Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V.
DEGAM Leitlinie S3: Multimorbidität (DEGAM-Leitlinie Nr. 20). Berlin, 2017.
https://register.awmf.org/assets/guidelines/053-047l_S3_Multimorbiditaet_
2018-01.pdf (letzter Zugriff am 27.08.2023)
[6] Scheidt-Nave C, Richter S, Fuchs J, Kuhlmey A. Herausforderungen an die
Gesundheitsforschung für eine alternde Gesellschaft am Beispiel
‘‘Multimorbidität”. Bundesgesundheitsbl 2010;53(5):441–50. https://doi.org/
10.1007/s00103-010-1052-9.
[7] Oster C, Skelton C, Leibbrandt R, Hines S, Bonevski B. Models of social
prescribing to address non-medical needs in adults: a scoping review. BMC
Health Serv Res 2023;23(1):642. https://doi.org/10.1186/s12913-023-09650-
x.
[8] Morse DF, Sandhu S, Mulligan K, Tierney S, Polley M, Chiva Giurca B, Slade S,
Dias S, Mahtani KR, Wells L, Wang H, Zhao B, De Figueiredo CEM, Meijs JJ, Nam
HK, Lee KH, Wallace C, Elliott M, Mendive JM, Robinson D, Palo M, Herrmann
W, Østergaard Nielsen R, Husk K. Global developments in social prescribing.
BMJ Glob Health 2022;7(5):e008524.
[9] Braeseke G, Huster S, Pflug C, Rieckhoff S, Ströttchen J, Nolting HD, Pflug C,
Rieckhoff S. Studie zum Versorgungsmanagement durch Patientenlotsen.
Abschlussbericht für die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange
der Patientinnen und Patienten. IGES Institut. Berlin, 2018. https://www.
bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/
Praevention/Berichte/IGES_Versorgungsmanagement_durch_Patientenlotsen_
042018.pdf (letzter Zugriff am 27.08.2023)
[10] Gloystein S, Thomé F, Goetz K, Warkentin N, Mergenthal K, Engler F, Amelung
V, Arnold M, Freigang F, Klähn AK, Laag S, van den Berg N. RubiN continuous
care in regional networks: a study protocol for a prospective controlled trial.
BMC Geriatr 2021;21(1):183. https://doi.org/10.1186/s12877-021-02106-z.
[11] Freund T, Peters-Klimm F, Rochon J, Mahler C, Gensichen J, Erler A, Beyer M,
Baldauf A, Gerlach FM, Szecsenyi J. Primary care practice-based care
management for chronically ill patients (PraCMan): study protocol for a
cluster randomized controlled trial [ISRCTN56104508]. Trials 2011;12:163.
https://doi.org/10.1186/1745-6215-12-163.
[12] Gödde K, Fügemann H, Desch A, Stumm J, Schindel D, Rieckmann N, Meisel A,
Müller-Nordhorn J, Goerling U, Holmberg C. Development of a patient-
oriented navigation model for patients with lung cancer and stroke in
Germany. BMC Health Serv Res 2022;22(1):785. https://doi.org/10.1186/
s12913-022-08063-6.
[13] Gödde K, Fügemann H, Goerling U, Grittner U, Kohl R, Meisel A, Reinhold T,
Schnitzer S, Deckert PM, Frost N, Schreiber SJ, Rieckmann N, Holmberg C.
Feasibility of a patient-oriented navigation programme for patients with lung
cancer or stroke in Germany: protocol of the CoreNAVI study. PLoS One
2023;18(6):e0287638. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0287638.
[14] Stumm J, Thierbach C, Peter L, Schnitzer S, Dini L, Heintze C, Döpfmer S.
Coordination of care for multimorbid patients from the perspective of general
practitioners a qualitative study. BMC Fam Pract 2019;20(1):160. https://doi.
org/10.1186/s12875-019-1048-y.
[15] Stumm J, Peter L, Sonntag U, Kümpel L, Heintze C, Döpfmer S.
Nichtmedizinische Aspekte der Versorgung multimorbider Patient*innen in
der Hausarztpraxis. Welche Unterstützung und Kooperationen werden
gewünscht? Fokusgruppen mit Berliner Hausärzt*innen. Z Evid Fortbild Qual
Gesundhwes 2020;158–159:66–73. https://doi.org/10.1016/j.
zefq.2020.09.001.
[16] Döpfmer S, Trusch B, Stumm J, Peter L, Kuempel L, Grittner U, Schnitzer S,
Rieckmann N, Dini L, Heintze C. Unterstützungsbedarf und -möglichkeiten für
Hausärzte in der Versorgung von Patienten mit komplexem Bedarf: Eine
Fragebogenerhebung Berliner Hausärzte. Gesundheitswesen 2021;83
(10):844–53. https://doi.org/10.1055/a-1173-9225.
[17] Zimmermann T, Mews C, Kloppe T, Tetzlaff B, Hadwiger M, von dem
Knesebeck O, Scherer M. Soziale Probleme in der hausärztlichen Versorgung
Häufigkeit, Reaktionen, Handlungsoptionen und erwünschter
Unterstützungsbedarf aus der Sicht von Hausärztinnen und Hausärzten. Z
Evid Fortbild Qual Gesundhwes 2018;131–132:81–9. https://doi.org/10.1016/
j.zefq.2018.01.008.
[18] Pflegestützpunkte in Berlin: Kompetente Beratung vor Ort, kostenfrei und
individuell. https://www.pflegestuetzpunkteberlin.de/ueber-uns/ (letzter
Zugriff am 27.08.2023)
[19] Sozialgesetzbuch (SGB XI), Elftes Buch, Soziale Pflegeversicherungen, § 7c
Pflegestützpunkte, Verordnungsermächtigung. https://www.
sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbxi/7c.html (letzter Zugriff am 27.08.2023)
[20] Kohl R, Stumm J, Döpfmer S, Engelmann F, Schnitzer S. Community care
points-awareness levels and utilization. Dtsch Arztebl Int 2022;119
(50):876–7. https://doi.org/10.3238/arztebl.m2022.0343.
[21] Stumm J, Peter L, Kuempel L, Erdmann LR, Dierks MT, Heintze C, Döpfmer S.
Haben Hausärzt*innen Erfahrungen mit Pflegestützpunkten? Eine berlinweite
Fragebogenerhebung. Gesundheitswesen 2023. https://doi.org/10.1055/a-
2035-9289.
[22] Smith SM, Wallace E, O’Dowd T, Fortin M. Interventions for improving
outcomes in patients with multimorbidity in primary care and community
settings. Cochrane Database Syst Rev 2021;1(1):. https://doi.org/10.1002/
14651858.CD006560.pub4CD006560.
[23] Peter L, Stumm J, Wäscher C, Kümpel L, Heintze C, Döpfmer S. COMPASS II-
Coordination of Medical Professions Aiming at Sustainable Support Protocol
for a feasibility study of cooperation between general practitioner practices
and community care points. PLoS One 2022;17(9):e0273212. https://doi.org/
10.1371/journal.pone.0273212.
[24] Flick U. An introduction to qualitative research. 4th ed. Los Angeles: Sage
Publications; 2009. p. 504.
[25] Bowen DJ, Kreuter M, Spring B, Cofta-Woerpel L, Linnan L, Weiner D, Bakken S,
Kaplan CP, Squiers L, Fabrizio C, Fernandez M. How we design feasibility
studies. Am J Prev Med 2009;36(5):452–7. https://doi.org/10.1016/j.
amepre.2009.02.002.
[26] Sekhon M, Cartwright M, Francis JJ. Acceptability of healthcare interventions:
an overview of reviews and development of a theoretical framework. BMC
Health Serv Res 2017;17(1):88. https://doi.org/10.1186/s12913-017-2031-8.
[27] Gale NK, Heath G, Cameron E, Rashid S, Redwood S. Using the framework
method for the analysis of qualitative data in multi-disciplinary health
research. BMC Med Res Methodol 2013;13:117. https://doi.org/10.1186/
1471-2288-13-117.
[28] McGregor J, Mercer SW, Harris FM. Health benefits of primary care social work
for adults with complex health and social needs: a systematic review. Health
Soc Care Commun 2018;26(1):1–13. https://doi.org/10.1111/hsc.12337.
[29] Stumm J, Peter L, Wäscher C, Heintze C, Döpfmer S. Von der Hausarztpraxis
zum Pflegestützpunkt überwiesen. Welche Erfahrungen haben die
Patient*innen gemacht? Eine Interview-Studie 00077-6. Z Evid Fortbild Qual
Gesundhwes 2023;S1865–9217(23). https://doi.org/10.1016/j.
zefq.2023.05.002.
[30] Freund T, Peters-Klimm F, Boyd CM, Mahler C, Gensichen J, Erler A, Beyer M,
Gondan M, Rochon J, Gerlach FM, Szecsenyi J. Medical assistant-based care
management for high-risk patients in small primary care practices: a cluster
randomized clinical trial. Ann Intern Med 2016;164(5):323–30. https://doi.
org/10.7326/M14-2403.
[31] Wilfling D, Budke J, Warkentin N, Goetz K. Experiences with long-term care for
geriatric patients by an interprofessional outpatient care approach a
qualitative study. BMC Geriatr 2023;23(1):102. https://doi.org/10.1186/
s12877-023-03809-1.
[32] Woodall J, Trigwell J, Bunyan AM, Raine G, Eaton V, Davis J, Hancock L,
Cunningham M, Wilkinson S. Understanding the effectiveness and
mechanisms of a social prescribing service: a mixed method analysis. BMC
Health Serv Res 2018;18(1):604. https://doi.org/10.1186/s12913-018-3437-7.
[33] Erdmann J, Götz K. Kooperation zwischen Hausärzt*innen und ambulanten
Pflegediensten eine qualitative Studie. Z Allg Med 2022;05(980):184. https://
doi.org/10.53180/zfa.0184–0189.
[34] Loftus AM, McCauley F, McCarron MO. Impact of social prescribing on general
practice workload and polypharmacy. Public Health 2017;148:96–101.
https://doi.org/10.1016/j.puhe.2017.03.010.
[35] Popay J, Kowarzik U, Mallinson S, Mackian S, Barker J. Social problems, primary
care and pathways to help and support: addressing health inequalities at the
individual level. Part II: lay perspectives. J Epidemiol Commun Health 2007;61
(11):972–7. https://doi.org/10.1136/jech.2007.061945.
[36] Kloppe T, Tetzlaff B, Mews C, Zimmermann T, Scherer M. Interprofessional
collaboration to support patients with social problems in general practice-a
qualitative focus group study. BMC Prim Care 2022;23(1):169. https://doi.org/
10.1186/s12875-022-01782-z.
[37] Mangan C, Miller R, Cooper J. Time for some home truths exploring the
relationship between GPs and social workers. eThe general practice
perspective on barriers to integration between primary and social care: a
London, United Kingdom-based qualitative interview study. BMJ Open 2019;9
(8):e029702. https://doi.org/10.1136/bmjopen-2019-029702.
[38] Naqvi D, Malik A, Al-Zubaidy M, Naqvi F, Tahir A, Tarfiee A, Vara S, Meyer E. The
general practice perspective on barriers to integration between primary and
social care: a London, United Kingdom-based qualitative interview study. BMJ
Open 2019;9(8):e029702. https://doi.org/10.1136/bmjopen-2019-029702.
[39] Marshall MN. Sampling for qualitative research. Fam Pract 1996;13(6):522–5.
https://doi.org/10.1093/fampra/13.6.522.
[40] Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
e.V. DEGAM Zukunftspositionen. Frankfurt am Main, 2012. https://www.
degam.de/files/Inhalte/Degam-Inhalte/Ueber_uns/Positionspapiere/DEGAM_
Zukunftspositionen.pdf (letzter Zugriff am 27.08.2023)
L. Peter et al. / Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) 182–183 (2023) 98–105 105
... Primärer Endpunkt des Projekts war die Machbarkeit der Kooperation zwischen HÄ und PSP. Zur Adressierung der Machbarkeitsaspekte Akzeptanz, Zufriedenheit und Durchführbarkeit der Kooperation wurden qualitative Interviews mit HÄ, MFA und Pa-tient*innen durchgeführt, die eine überwiegend gute Akzeptanz und Zufriedenheit mit der Kooperation sowie ein hohes Entlastungspotenzial für hausärztliche Praxen ergaben [12,13]. ...
... Wie bereits aus den anderen Teilstudien des COMPASS-II-Projektes hervorging, ist insbesondere das persönliche Kennenlernen von HÄ und Praxisteam und lokalen PSP-Mitarbeiter*innen ein wichtiger Faktor für die Zusammenarbeit [13]. ...
Article
Full-text available
Zusammenfassung Hintergrund Multimorbide und hochaltrige Patient*innen wenden sich mit sozialen Beratungsanlässen meistens an ihre Hausärzt*innen (HÄ). Mit den Pflegestützpunkten (PSP) gibt es etablierte Institutionen, die entsprechende Beratungen anbieten. Methoden In einer Machbarkeitsstudie wurde eine Kooperation zwischen HÄ und PSP in 2 Berliner Stadtbezirken initiiert und untersucht. Während einer 15-monatigen Interventionsphase sollten HÄ multimorbide Patient*innen mit sozialen Beratungsanlässe zu lokal etablierten PSP schicken. Die sozialen Beratungen anhand der auf einem zuvor entwickelten „Überweisungsschein“ erhobenen Anlässe und Ergebnisse wurden kategorisiert. Patient*innenbezogene Outcomes wurden auf der Basis eines Assessments im Vergleich vor und nach der PSP-Beratung erhoben und deskriptiv analysiert. Ergebnisse Jede/r von den HÄ ( n = 10) in einen PSP „überwiesene/r“ Patient*in ( n = 63) erhielt dort ein Assessment des tatsächlichen Beratungsbedarfs unabhängig von zuvor benannten Beratungsanlässen. Die teilnehmenden Patient*innen waren mehrheitlich hochbetagt, chronisch krank und in ihren Alltagsaktivitäten eingeschränkt. Die Mehrheit erfüllte die Kriterien einer Depression, viele waren einsam. Nach der Beratung im PSP wissen mehr Patient*innen, an wen sie sich in Bezug auf soziale Fragen wenden können. Diskussion Die Teilnahmezahlen von HÄ und Patient*innen blieb deutlich hinter den Erwartungen, da das Projekt in die erste Phase der COVID-19-Pandemie fiel. Die Ergebnisse sind entsprechend nur eingeschränkt aussagefähig. Eine Kooperation von HÄ und PSP ist angesichts angrenzender Versorgungsaufträge naheliegend und machbar. Multimorbide Patient*innen leiden häufig unter Depressionen und Einsamkeit. Diese Patient*innen sollten durch ihre HÄ frühzeitig auf das Angebot der PSP hingewiesen werden.
Article
Full-text available
Background Patient navigation programmes were introduced in the United States and recently gained interest in Germany, where the health care system is fragmented. Navigation programmes aim to decrease barriers to care for patients with age-associated diseases and complex care paths. Here we describe a feasibility study to evaluate a patient-oriented navigation model that was developed in a first project phase by integrating data about barriers to care, vulnerable patient populations and existing support services. Methods We designed a mixed-methods feasibility study that consists of two two-arm randomized controlled trials aligned with observational cohorts. The intervention group of the RCTs gets support by personal navigators for 12 months. The control group receives a brochure with regional support offers for patients and caregivers. The feasibility of the patient-oriented navigation model for two prototypic age-associated diseases, lung cancer and stroke, is evaluated with regard to its acceptance, demand, practicality and efficacy. This investigation includes process evaluation measures with detailed documentation of the screening and recruitment process, questionnaires about satisfaction with navigation, observant participation and qualitative interviews. Estimates of efficacy for patient-reported outcomes are obtained at three follow-up time points including satisfaction with care and health-related quality of life. Furthermore, we analyze health insurance data from patients of the RCT insured at a large German health insurance (AOK Nordost) to investigate heath care utilization, costs and cost effectiveness. Trial registration The study is registered at the German Clinical Trial Register (DRKS-ID: DRKS00025476).
Article
Full-text available
Background The health and wellbeing consequences of social determinants of health and health behaviours are well established. This has led to a growing interest in social prescribing, which involves linking people to services and supports in the community and voluntary sectors to address non-medical needs. However, there is considerable variability in approaches to social prescribing with little guidance on how social prescribing could be developed to reflect local health systems and needs. The purpose of this scoping review was to describe the types of social prescribing models used to address non-medical needs to inform co-design and decision-making for social prescribing program developers. Methods We searched Ovid MEDLINE(R), CINAHL, Web of Science, Scopus, National Institute for Health Research Clinical Research Network, Cochrane Central Register of Controlled Trials, WHO International Clinical Trial Registry Platform, and ProQuest – Dissertations and Theses for articles and grey literature describing social prescribing programs. Reference lists of literature reviews were also searched. The searches were conducted on 2 August 2021 and yielded 5383 results following removal of duplicates. Results 148 documents describing 159 social prescribing programs were included in the review. We describe the contexts in which the programs were delivered, the program target groups and services/supports to which participants were referred, the staff involved in the programs, program funding, and the use of digital systems. Conclusions There is significant variability in social prescribing approaches internationally. Social prescribing programs can be summarised as including six planning stages and six program processes. We provide guidance for decision-makers regarding what to consider when designing social prescribing programs.
Article
Full-text available
Zusammenfassung In der hausärztlichen Versorgung multimorbider Patient*innen haben neben den medizinischen- auch soziale Beratungsanlässe eine große Bedeutung. Pflegestützpunkte stellen in Berlin ein etabliertes Angebot zur Beratung bei sozialen Anliegen auf Stadtbezirksebene dar. Im Rahmen einer berlinweiten Fragebogenerhebung wurde das Wissen von Hausärzt*innen über und die Erfahrungen mit Pflegestützpunkten exploriert. 700 Fragebögen wurden explorativ deskriptiv analysiert. Hausärzt*innen sind nur bedingt mit dem Angebot der Pflegestützpunkte vertraut (60% kaum oder gar nicht). 57% der Hausärzt*innen gaben an, dass sie bereits Kontakt mit einem Pflegestützpunkt hatten. Hausärzt*innen ohne bisherigen Pflegestützpunkt-Kontakt empfehlen ihren Patient*innen andere Beratungsstellen bei sozialen (76%) und bei pflegerischen Beratungsanlässen (79%). Eine große Mehrheit aller befragten Hausärzt*innen benennt weiteren Informationsbedarf zu Pflegestützpunkten.
Article
Full-text available
Background Outpatient care for geriatric patients is complex and requires the collaboration of different professions for supporting long-term care. Care and case management (CCM) could provide support with that. The long-term care of geriatric patients could be optimized with an interprofessional, cross-sectoral CCM. Therefore, the aim of the study was to evaluate the experiences and attitudes of those involved in the care with regard to the interprofessional design of the care for geriatric patients. Methods A qualitative study design was used. Focus group interviews were conducted with those involved in the care (general practitioners (GP), health care assistants (HCA) as well as care and case managers (CM)). The interviews were digitally recorded, transcribed and analysed by qualitative content analysis. Results Overall, ten focus groups were conducted in the five practice networks with n = 46 participants (n = 15 GP, n = 14 HCA and n = 17 CM). The participants evaluated the care they received from a CCM positively. The HCA and the GP were the primary points of contact for the CM. The close collaboration with the CM was experienced to be rewarding and relieving. Through their home-visitations, the CM gained a deep insight into the homelives of their patients and were thus able to accurately reflect the gaps in the care back to the family physicians. Conclusions The different health care professionals involved in this type of care experience that an interprofessional and cross-sectoral CCM is able to optimally support the long-term care of geriatric patients. The different occupational groups involved in the care benefit from this type of care arrangement as well.
Article
Full-text available
Introduction General practitioners (GP) increasingly face the challenge of meeting the complex care needs of multi-morbid patients. Previous studies show that GP practices would like support from other institutions in advising on social aspects of care for multi-morbid patients. Already existing counselling services, like community care points, are not sufficiently known by both GPs and patients. The aim of COMPASS II is to investigate the feasibility of cooperation between GP practices and community care points. Methods and analysis During the intervention, GPs send eligible multi-morbid patients with social care needs to a community care point. The community care points report the consultation results back to the GPs. In preparation for the intervention, in a moderated process, GP practices meet with the community care points to agree on information exchange. The primary outcome is the feasibility of the cooperation: Questionnaires will be sent to GPs, medical practice assistances and community care point personnel (focus: practicality, acceptability). Data will be collected on frequency and reasons for GP-initiated consultations at community care points (focus: demand). Qualitative interviews will be conducted with all participating groups (focus: acceptability, satisfaction). The secondary outcome is the assessment of changes in health-related quality of life, social support and satisfaction with care: participating patients complete a questionnaire before and three to six months after their counselling. The results of the study will be incorporated into a manual in which the experiences of the cooperation will be made available to other GP practices and community care points. Discussion In COMPASS II, GP practices establish cooperation with community care points. The latter are already existing institutions that provide independent and free advice on social matters. By using an existing institution, the established cooperation and experiences from the study can be used beyond the end of the study. Trial registration The trial is registered with DRKS-ID: DRKS00023798, Coordination of Medical Professions Aiming at Sustainable Support II.
Article
Full-text available
Background Social problems of patients such as family or work-related conflicts as well as financial difficulties affect the individual health situation and the treatment of diseases in general practice. General practitioners (GPs) would like to have direct access to professionals in social care services. In Germany, there are many different social care facilities for people with a wide range of social problems. As the social and health care systems hardly interact collaborations between social professionals (SPs) and GPs are rare exceptions. This study explored perspectives of GPs regarding their patients with social problems in combination with the perspectives of SPs. Aim of this study was to explore how a systematic interprofessional collaboration between GPs and SPs could be realised. Methods We carried out a participatory sequential qualitative study design consisting of two focus groups with GPs, two with SPs and two mixed-professional focus groups with GPs and SPs. The focus groups were conducted with semi-structured moderating guidelines and analysed with a qualitative content analysis approach using inductive and deductive categories. Results GPs view themselves as the first point of contact for their patients' social problems. For persistent social problems, they expressed a desire for support and SPs were willing to provide this. We developed a stepped care implementation model for a systematic cooperation consisting of nine collaboration strategies. These strategies included: index or website of social care services, referrals to the social care system, using flyers and posters of social care services, direct contact/hotline to local social care services, participation in meetings of social care facilities, involving physician assistants, external social care advice service in GP rooms, implementation in education and training and access to volunteers. Conclusions Our stepped care implementation model for a systematic cooperation of GPs and SPs could be a feasible need- and resource-oriented approach for the collaborative care of patients with social problems to improve their medical treatment in most western healthcare systems. GPs and SPs are ready to generate the necessary evidence for policy makers in high quality RCTs.
Article
Full-text available
Background The concept of patient navigation was first established in the USA to support vulnerable patient groups in receiving timely and comprehensive access to cancer care. It has recently gained increasing interest in Germany to support patients with chronic diseases in a fragmented healthcare system. The aim of this paper is to present the development of such a model adapted to the German context based on the results of mixed-methods studies investigating the need for and barriers to patient-oriented care. Methods In a process adapted from Delphi rounds, we conducted regular structured workshops with investigators of the project to discuss results of their studies and identify content and structure of the model based on the data. Workshop discussions were structured along seven core components of a navigation model including target patient groups, navigator tasks, occupational background and education of navigators, and patient-navigator interaction mode. Results Using an approach based on empirical data of current care practices with special focus on patients’ perspectives, we developed a patient-oriented navigation model for patients who have experienced stroke and lung cancer in the German healthcare context. Patients without personal social support were viewed as struggling most with the healthcare system, as well as multimorbid and elderly patients. Navigators should serve as a longer-term contact person with a flexible contact mode and timing based on the individual situation and preferences of patients. Navigator tasks include the provision of administrative and organizational support as well as referral and guidance to available resources and beneficial health programs with special forms of knowledge. Implementation of the navigator should be flexibly located to ensure a reliable outreach to vulnerable patients for first contact in settings like specialized in-patient and out-patient settings, while navigation itself focuses on care coordination in the out-patient setting. Conclusion Flexibility of navigator tasks needed to be a core characteristic of a navigation model to be perceived as supportive from patients’ perspectives. In a subsequent feasibility study, an intervention based on the model will be evaluated according to its acceptance, demand, and practicality.
Article
Full-text available
Social prescribing is an approach that aims to improve health and well-being. It connects individuals to non-clinical services and supports that address social needs, such as those related to loneliness, housing instability and mental health. At the person level, social prescribing can give individuals the knowledge, skills, motivation and confidence to manage their own health and well-being. At the society level, it can facilitate greater collaboration across health, social, and community sectors to promote integrated care and move beyond the traditional biomedical model of health. While the term social prescribing was first popularised in the UK, this practice has become more prevalent and widely publicised internationally over the last decade. This paper aims to illuminate the ways social prescribing has been conceptualised and implemented across 17 countries in Europe, Asia, Australia and North America. We draw from the 'Beyond the Building Blocks' framework to describe the essential inputs for adopting social prescribing into policy and practice, related to service delivery; social determinants and household production of health; workforce; leadership and governance; financing, community organisations and societal partnerships; health technology; and information, learning and accountability. Cross-cutting lessons can inform country and regional efforts to tailor social prescribing models to best support local needs.
Article
Introduction: Primary care for multimorbid patients does not only include medical but also social counseling. In Germany, community care points represent an institutionalised support offer for counseling for social and care-related issues at district level. Methods: Within the framework of an intervention study on the cooperation between general practices and community care points in Berlin, 14 telephone interviews were conducted with multimorbid patients with social counseling needs who received advice by a community care point. The aim was to investigate satisfaction with the cooperation process as a whole and with the counseling provided by the community care points. The transcribed interviews were analysed using the framework analysis. Results: Overall, the patients were satisfied with the counseling they received from the community care points. In many cases, even after counseling, patients were not aware of the range of services offered by the community care points, and there was confusion about community care points and locally known mobile care services. Patients felt that it was particularly important to have a friendly, reliable contact person, to be close to their own place of residence and to have a long-term connection to the service. From the point of view of those affected, the general practitioner remains an important contact person who initiates the counseling, if necessary, and coordinates the interventions to be derived from the counseling result. Discussion: The confusion about community care points and mobile care services due to a lack of knowledge about the range of services offered by community care points are central topics in the interviews. This could be due to the heterogeneous supply of the community care points as well as the lack of networking with GP practices. A standardisation of the offer and increased information and networking activities of the community care points at district level could contribute to an increased level of awareness and improve transparency of their services. Conclusion: In the long term, cooperation between community care points and general practitioners could help relieve the burden on general practitioners and improve social care for multimorbid patients at district level.