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Person , Vol. , No. , – Copyright , Facultas Universitätsverlag, Wien
Forschung in der Personzentrierten und
Experienziellen Psychotherapie 2008–2019
Ein narrativer Review– 1. Teil
Sylvia Keil, Christian Korunka, Helena M. Topaloglou, Neena Kurl, Gerald Käfer-Schmid
File, Hutterer, Keil, Korunka und Macke-Bruck beschäigten sich in einem veröentlichten Artikel
vorrangig mit publizierten Wirksamkeitsstudien über Klienten-/Personzentrierte und Experienzielle Psy
-
chotherapien aus den Jahren bis . Aktuell wurde systematisch der Frage nachgegangen, welche
Entwicklungen es in den elf Folgejahren gegeben hat. Der entstandene narrative Review setzt sich mit der
Forschung von am personzentrierten Ansatz orientierten Psychotherapien breiter auseinander. Im Zentrum
stehen in facheinschlägigen Zeitschrien publizierte Forschungsarbeiten der Jahre bis . Im .
Teil werden die zugeordneten Ergebnisse aus Metaanalysen, Fallstudien und empirisch beforschten Aspek-
ten des Psychotherapieprozesses präsentiert.
Schlüsselwörter: Metaanalysen, Fallstudien, Wirksamkeitsforschung, Prozessforschung, Prozess-Outcome-
Forschung
Research in Person-Centered/Experiential and Emotion-Focused Psychotherapy 2008–2019. A narra-
tive review– part 1. In an article published in , File, Hutterer, Keil, Korunka and Macke-Bruck pre-
sented ecacy studies on client/person-centered and experiential psychotherapy from to . e
current paper focusses on the developments in person-centered psychotherapy research in the following
years. e resulting narrative review includes all psychotherapy research based on the person-centered ap-
proach. e paper includes research articles from to published in relevant journals. In the
rst part, the assigned results from metanalyses, case studies and empirically researched aspects of the psy-
chotherapy process are presented.
Keywords: Meta-analyses, case studies, eectiveness research, process research, process-outcome research
In der Person 2/ veröentlichten Norbert File, Robert
Hutterer, Wolfgang W. Keil, Christian Korunka und Bri-
gitte Macke-Bruck einen narrativen Review, der hauptsäch-
lich Wirksamkeitsstudien über Klienten-/Personzentrierte
und Experienzielle Psychotherapien von bis unter-
suchte. Die Autor*innen dieser Bestandsaufnahme kamen zu
dem Schluss, dass „die Ideen, Konzepte und Prinzipien aus der
person- und klientenzentrierten Tradition nach Carl Rogers
weiterhin einen festen Bestandteil der Psychotherapie- und Be-
ratungsforschung bildeten und eine gewichtige Stimme in der
allgemeinen methodischen Diskussion darstellen“
(S. ). Sie
hielten aber auch ein Spannungsfeld zwischen den Entwick-
lungen in der Psychotherapiepraxis und den Entwicklungen
in der Psychotherapieforschung dahingehend fest, dass die am
personzentrierten Ansatz orientierten Psychotherapien sich
Die Autor*innen sind die Wissenschasbeauf tragten der Ausbildungs-
vereine APG-IPS, Forum, ÖGWG und VRP. Kontakt: christian.ko-
runka@univie.ac.at
ausdierenzieren und weiterentwickeln würden. Dabei erkann-
ten die Autor*innen einen allgemeinen Trend zur Methoden-
integration, der sich auch innerhalb des personzentrierten
Ansatzes zeigte. In der Forschung hingegen orteten sie eine
gegenläuge Entwicklung, eine Eingrenzung hin zur Evidenz-
basierung von einzelnen streng manualisierten Verfahren.
In den letzten Jahrzehnten erbrachten bereits zahlreiche Stu-
dien den empirischen Nachweis, dass Psychotherapie wirkt (z. B.
Cooper, ). Wirkungsforschung scheint daher nur mehr
unter bestimmten Bedingungen von Nöten. So monierte bei-
spielsweise ein Gutachten des Wissenschalichen Beirats
zur Gesprächspsychotherapie nur noch das Fehlen von Stu-
dien im Bereich der Kinder- und Jugendlichenpsychothera-
pie sowie im Bereich der Angststörungen (Wissenschalicher
Beirat Psychotherapie, ). Auch die vergleichende Psycho-
therapieforschung erschöpe sich aufgrund der klaren Befund-
lage über die Jahrzehnte. Denn es gilt noch immer das Dodo-
Bird-Verdikt, wonach alle Psychotherapierichtungen wirken
(Wampold, Imel & Flückiger, , S. ). Es werden jedoch
FORSCHUNG IN DER PERSONZENTRIERTEN UND EXPERIENZIELLEN PSYCHOTHERAPIE 2008–2019
nach wie vor allgemeine Wirkfaktoren untersucht, wobei hier
besonders die therapeutische Beziehung im Zentrum des ak-
tuellen Forschungsinteresses steht (Norcross & Lambert, ;
Norcross & Wampold, ). Die Psychotherapieforschung kon-
zentriert sich inzwischen gleichzeitig immer mehr auf die Pro-
zess-Outcome-Forschung, in der Mikroprozesse im erapie-
verlauf untersucht werden.
Vor dem Hintergrund dieser neueren Entwicklungen ver-
folgt der vorliegende Review das Ziel, einen Überblick über die
Forschungsaktivitäten im personzentrierten Ansatz der letz-
ten elf Jahre zu geben. Empirische Studien aus dem genannten
Zeitraum wurden unter folgenden Fragestellungen gesichtet:
• Welche Forschungsaktivitäten sind vorhanden, und wo-
rauf richten sie ihr Forschungsinteresse?
• Welche Herausforderungen lassen sich nach Durchsicht
der vorhandenen Studien für die Forschungssituation im
personzentrierten Ansatz erkennen?
Die Basis für das gegenständliche Review bildete eine umfas-
sende Literatursuche. In einem ersten Schritt wurden alle seit
dem letzten Literaturreview veröentlichten einschlägigen Stu-
dien gesammelt. Dafür wurden einschlägige Fachzeitschrif-
ten aus dem personzentrierten Feld, internationale Fachzeit-
schrien aus dem Bereich der Psychotherapieforschung sowie
einschlägige wissenschaliche Datenbanken herangezogen.
Anschließend wurden alle Studien aufgenommen, die sich em-
pirisch (quantitativ oder/und qualitativ) mit personzentrierten
und/oder experienziellen Ansätzen auseinandersetzen. Zusätz-
lich wurden Vorschläge von Expert*innen aus dem deutsch-
sprachigen Raum eingeholt. Auf diese Weise konnten insgesamt
Veröentlichungen gesammelt werden.
Im zweiten Schritt wurden diese Veröentlichungen durch-
gesehen, doppelte oder mehrfache Publikationen in verschie-
denen Fachjournalen aussortiert und eine inhaltliche Ordnung
vorgenommen. In mehreren Etappen wurden anhand der ver-
bleibenden Studien gemeinsam im Autor*innenteam nach-
folgende Schwerpunkte ermittelt, die bereits zum Ausdruck
bringen, in welchen thematischen Bereichen aktuell im per-
sonzentrierten Ansatz geforscht wird:
• Reviewstudien und Metaanalysen– Studien
• Fallstudien– Studien
• Studien zum Psychotherapieprozess– Studien
• Aus dem Bereich der Kinder- und Jugendlichenpsycho-
therapie– Studien
• Zu großen Störungsbildern– Studien
Im dritten Schritt wurden in der Form eines qualitativen Re-
views diese Studien inhaltlich zusammengefasst. Die Ergeb-
nisse dieses qualitativen Reviews werden nun in zwei Arti-
keln präsentiert. Der hier vorliegende Beitrag umfasst eine
Zusammenführung der wichtigsten Aspekte und Aussagen zu
Reviewstudien, Metaanalysen, Fallstudien und Studien zum
Psychotherapieprozess. Der zweite Beitrag beschreibt den Stand
der aktuellen personzentrierten und experienziellen Forschung
im Bereich der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie und
im Zusammenhang mit großen Störungsbildern.
Reviewstudien und Metaanalysen
Analog zu vielen anderen Wissenschasbereichen ndet sich
auch in der Humanistischen Psychotherapie ein bemerkens-
wertes Wachstum im Bereich der Reviewstudien und Meta-
analysen in den letzten Jahrzehnten. Die Grundlage für diese
zusammenfassenden Analysen ist die zunehmende Zahl an
Einzelstudien mit hochwertigen Forschungsdesigns (z. B. Kon-
trollgruppenvergleich), entsprechender Qualität der Datenerhe-
bung und ausreichenden Fallzahlen.
Carl Rogers und seine Mitarbeiter*innen legten bereits in
den er-Jahren den empirischen Grundstock für den Nach-
weis der Wirksamkeit der Personzentrierten Psychotherapie.
Bis in die er-Jahre wurden zahlreiche einschlägige empiri-
sche Einzelstudien durchgeführt. Seit seiner Übersiedlung nach
Kalifornien war die Forschung allerdings weniger stark im Zen-
trum seiner Interessen. Erst seit den er-Jahren ist weltweit
(vor allem allerdings in den USA und in Westeuropa) wieder
eine verstärkte Forschungsaktivität zu beobachten, ausgelöst
durch die Weiterentwicklungen im Bereich der Experienziel-
len Psychotherapie sowie durch den Druck der Rechtfertigung
für die Finanzierung von Psychotherapie seitens der Kranken-
kassen und Gesundheitseinrichtungen (vgl. die aktuelle For-
schungsbibliograe von Lietaer, , und Angus, Watson, El-
liott, Schneider & Timulak, ). Eine weitere Entwicklung der
letzten Jahrzehnte ist die Positionierung der Personzentrierten
und Experienziellen Psychotherapie als zentrale und gut unter-
suchte therapeutische Richtungen der Humanistischen Psycho-
therapie, was ebenfalls zur Folge hatte, dass sich die Datenlage
für die Metaanalysen deutlich verbesserte bzw. etwas in Rich-
tung allgemeiner Wirkfaktoren verschoben hat.
Die für die Metaanalysen erforderliche Methodik (beispiels-
weise die gewichtete Eektstärkenanalyse. also die stichpro-
benabhängige Berücksichtigung der erfassten Wirksamkeit aus
den Einzelstudien) wurde erst in den letzten Jahrzehnten ent-
wickelt. Die erste einschlägige und bahnbrechende Metaana-
lyse, die psychotherapeutische Einzelstudien zusammenfasste
und auf der vergleichenden Analyse von Eektstärken (also
der Wirksamkeit der Interventionen) beruhte, wurde erst
veröentlicht (Smith, Glass & Miller, ).
Metaanalysen können immer nur so gut sein, wie die in ihnen
enthaltenen Einzelstudien. In diesem Zusammenhang hat sich
in den letzten Jahren, ausgelöst vor allem durch den Rechtfer-
tigungsdruck der Humanistischen Psychotherapie gegenüber
SYLVIA KEIL, CHRISTIAN KORUNKA, HELENA M. TOPALOGLOU, NEENA KURL, GERALD KÄFER-SCHMID
der Medizin und den Krankenkassen der sogenannte „Gold-
standard“ von randomisierten und kontrollierten Vergleichs-
studien (randomized control trials, RCT) etabliert. Darunter
versteht man Studien, die analog zur Wirkungsuntersuchung
medizinischer oder pharmakologischer Interventionen, durch
ihre experimentellen Designs kausale Wirkzusammenhänge
bestätigen können. Zentrale Merkmale von RCT-Studien sind
die randomisierte Zuordnung von Klient*innen zu einer Inter-
ventions- und einer Kontrollgruppe, sehr eng denierte dia-
gnostische Populationen und die Erfassung von Symptomen,
die in enger Beziehung zur Diagnose stehen. Derartige Studien
widersprechen allerdings aus wissenschastheoretischer Sicht
aufgrund der erforderlichen Standardisierung der erapie-
prozesse z. T. grundlegend einem humanistischen Verständ-
nis (vgl. z. B. Kriz, ). Dies hatte auch zur Folge, dass sol-
che Studien in diesem Ansatz nur selten durchgeführt werden
(wobei die bereits vorhandenen Studien nach dem RCT-Stan-
dard ebenfalls die hohe Wirksamkeit Humanistischer Psycho-
therapie bestätigen; s. u.).
Durch die Auswahl der Studien, die in den Metaanalysen
vorhanden sind, nehmen diese einen Trend vorweg, der sich
vermutlich in der nächsten Zeit noch verstärken wird: die Po-
sitionierung der Personzentrierten Psychotherapie als eine zen-
trale Richtung der Humanistischen Psychotherapie, neben der
Experienziellen Psychotherapie, aber auch der Gestalttherapie
und dem Psychodrama. Die Gemeinsamkeiten der Wirkmecha-
nismen und die Bestätigung der allgemeinen Wirkung psycho-
therapeutischer Interventionen stehen hier im Vordergrund.
Die Metaanalysen von Elliott und Team (2013)
Die großen Metaanalysen im personzentrierten Ansatz sind
vor allem mit dem Namen Robert Elliott verbunden. Wie kein
anderer steht er für die Untersuchung der Wirksamkeit Per-
sonzentrierter und Experienzieller Psychotherapie. Über Jahr-
zehnte hinweg führte er an der Universität Glasgow, meist ge-
meinsam mit Leslie Greenberg, mehrere Metaanalysen durch,
die klar die Wirksamkeit des Ansatzes bestätigen konnten. Ro-
bert Elliott wurde für seine Forschungsaktivitäten mit dem Carl
Rogers Award der APA ausgezeichnet. Die großen Metaana-
lysen wurden in den Jahren , , , und
veröentlicht und fassten eine zunehmende Anzahl an Einzel-
studien zusammen (: Studien; : Studien; Berg-
mann & Elliott, ).
Die folgende Zusammenfassung bezieht sich auf die letzte
publizierte Metaanalyse (Elliott, Greenberg, Watson, Timulak &
Freire, ; Elliott, ). In diese Studie wurden Prä-Post-e-
rapieverlaufsvergleiche (die realitätsnah sind, aber nicht dem
RCT-Standard entsprechen), Kontrollgruppenvergleichsstu-
dien und Vergleichsstudien mit anderen Interventionsformen
aufgenommen. Die Prä-Post-Vergleiche (also Vergleichsmes-
sungen zu erapiebeginn, zu erapieende und o noch in
längeren Zeiträumen danach) umfassten Einzelstudien
mit insgesamt Klient*innen. Die Vergleiche mit Kon-
trollgruppen basierten auf Studien (mit insgesamt mehr als
Klient*innen); dieser Studien entsprechen dem RCT-
Standard. Die Vergleiche mit anderen Interventionsformen ba-
sierten auf Einzelstudien (mit insgesamt mehr als
Klient*innen), davon können immerhin als RCT-Studie klas-
siziert werden.
Diese Metaanalyse lieferte zahlreiche eindrucksvolle Ergeb-
nisse: Bei den Prä-Post-Vergleichen zeigte sich eine mittlere Ef-
fektstärke (ES) von d = .. Dies entspricht einem starken Eekt
und bedeutet, dass die überwiegende Anzahl der Klient*innen
von der Behandlung protierte bzw. dass es im Mittel zu einer
sehr deutlichen Reduktion der Symptome (von auf )
kam. Diese Eekte waren auch nachhaltig: Die zusammenfas-
sende Auswertung der Studien, die auch noch ein bis zwei Jahre
nach erapieabschluss Einschätzungen der psychischen Ge-
sundheit erhoben, zeigte, dass die Wirkung der erapie weiter
bestehen blieb und es in einigen Studien sogar zu einer weite-
ren Verbesserung kam (vgl. Lambert, Fidalgo & Greaves, ).
Der metaanalytische Vergleich mit Kontrollgruppen (dies
sind häug Personen in einer Warteliste auf einen erapie-
platz oder auch nicht behandelte Personen) schloss die Wir-
kung von Spontanremissionen aus und bestätigte ebenfalls die
hohe Wirksamkeit der Personzentrierten und Experienziellen
Psychotherapien (d = .; Interventionsgruppen: d = ..; Kon-
trollgruppen mit spontanen Veränderungen im Vergleichszeit-
raum: d = .).
Der Vergleich mit anderen Interventionsformen erbrachte
weitgehend gleiche Eektstärken für die Personzentrierte und
Experienzielle Psychotherapie sowie für die Kognitive Verhal-
tenstherapie. Nur in einigen Fällen (beispielsweise Angststö-
rungen) schnitt die Kognitive Verhaltenstherapie geringfügig
besser ab. Wurde bei den Studien die „therapeutic allegiance“,
also die Zugehörigkeit der Forschenden zu einer psychothe-
rapeutischen Richtung, die meist zu einer positiven Verzer-
rung der Ergebnisse führt, mathematisch korrigiert, fanden
sich jedoch keine signikanten Unterschiede mehr (vgl. Behr,
). Dies bedeutet, dass für eine Behandlung mit Personzen-
trierter bzw. Experienzieller Psychotherapie die gleiche Wirk-
samkeit wie für eine Behandlung mit Kognitiver Verhaltens-
therapie (cognitive behavioral therapy, CBT) angenommen
werden kann.
Die große Anzahl der Einzelstudien in der aktuellen Meta-
analyse ermöglichte auch eine dierenzierte Analyse der Wirk-
samkeit Personzentrierter und Experienzieller Psychotherapie
bei den großen Störungsbildern. So konnte eine hohe Wirk-
samkeit (und kein Unterschied zu CBT) für die Behandlung
FORSCHUNG IN DER PERSONZENTRIERTEN UND EXPERIENZIELLEN PSYCHOTHERAPIE 2008–2019
von Depressionen gefunden werden (vgl. auch Teil dieses nar-
rativen Reviews).
Die höchsten Eektstärken von Personzentrierter und Ex-
perienzieller Psychotherapie nden sich bei der Behandlung
von interpersonalen und Partnerschasproblemen. Besonders
die experienzielle Richtung zeigte hier eine Überlegenheit im
Vergleich zu anderen Interventionsformen. Gute Wirkungen
mit zumindest mittleren Eektstärken zeigten sich bei der Be-
handlung des Umgangs mit körperlichen Erkrankungen, bei psy-
chotischen Erkrankungen und bei Selbstverletzungen.
Für Angststörungen erbrachte die Metaanalyse von Elliott
und Team (), allerdings bei einer schlechten Befundlage
aufgrund einer geringen Zahl von Einzelstudien, eine schwa-
che, aber signikante Überlegenheit von CBT. Dies könnte ein
Hinweis darauf sein, dass bei diesen Störungsbildern höher
strukturierte Ansätze etwas besser geeignet sind.
Insgesamt kann die Metaanalyse von Elliott und Team ()
als wohl bisher eindrucksvollster Nachweis der Wirkung von
Personzentrierter bzw. Experienzieller Psychotherapie ange-
sehen werden.
Metaanalysen zu den Aspekten der therapeutischen
Beziehung
Eine wichtige Entwicklung in der empirischen erapiefor-
schung im letzten Jahrzehnt war die Durchführung und Ver-
öentlichung von Metaanalysen zu verschiedensten Aspekten
der therapeutischen Beziehung. Diese Metaanalysen basierten
in der Regel auf unterschiedlichen Studien verschiedenster the-
rapeutischer Richtungen, die o eindrucksvollen Ergebnisse
lassen sich aber klar als eine (weitere) umfassende empirische
Bestätigung von zentralen Aspekten der Personzentrierten Psy-
chotherapie interpretieren.
Empathie: Metaanalysen zur Wirkung von Empathie wurden
in zwei Schritten von Elliott, Bohart, Watson und Greenberg
(/: Studien) und Elliott, Bohart, Watson und Mur-
phy (: Studien) veröentlicht. Empathie wurde hier breit
als eine interpersonale und unidirektionale Interventionsform,
die sich als eine Fähigkeit beschreiben lässt, deniert. Dazu ge-
hören das Verstehen der Gefühle und Erfahrungen anderer, ein
Gewahrsein gegenüber einer anderen Person und die Fähig-
keit, in die Erfahrung anderer „einzutreten“. Empathie wurde
in den Studien entweder über erapeut*innen-, Klient*in-
nen- oder über Beobachtereinschätzungen erhoben. Insgesamt
fand sich, weitgehend unabhängig von Störungsbildern, eine
An dieser Stelle sei auf die große Studie von Stiles und Team ()
verwiesen, die an einer Stichprobe von . Klient*innen im Prä-
Post-Vergleich keine relevanten Eektstärkenunterschiede zwischen
Personzentrierter Psychotherapie, psychodynamischer Psychothera-
pie und CBT nachweisen konnten.
mittlere Eektstärke von d = .. Dies bedeutet, dass das stär-
kere Vorhandensein von Empathie (insbesondere, wenn diese
auch von den Klient*innen wahrgenommen wird) zu einem
besseren erapieergebnis führt.
Bedingungsfreie Wertschätzung: Hier liegen ebenfalls zwei
aufeinander auf bauende Metaanalysen vor (Farber & Doolin,
: Studien; Farber, Suzuki & Lynch, : Studien).
Bedingungsfreie Wertschätzung wurde in den Studien eng an-
gelehnt an die ursprüngliche Denition von Carl Rogers ope-
rationalisiert. Insgesamt zeigte sich eine Eektstärke von r = .
(kleiner bzw. mittlerer Eekt). Auch hier kristallisierte sich eine
weitgehende Unabhängigkeit von Störungsbildern (bis auf ge-
ringfügig stärkere Eekte bei Angststörungen) und Klient*in-
nenmerkmalen heraus.
Kongruenz: Das dritte Merkmal einer personzentrierten Be-
ziehung wurde ebenfalls in zwei aufeinander auf bauenden Me-
taanalysen (Kolden et al., : Studien; Kolden et al., :
Studien) untersucht. Auch hier wurde das Merkmal eng an
die Denition von Rogers angelehnt. Die mittlere Eektstärke
betrug hier r = . bzw. d = ., dies entspricht einem mittelgro-
ßen Eekt. Bei erfahreneren erapeut*innen und/oder jünge-
rer Klientel war die Beziehung zwischen der Kongruenz und
dem Indikator für erapieerfolg stärker.
Bei der Interpretation der Eektstärken der drei Beziehungs-
aspekte ist zu beachten, dass diese in den Messungen miteinan-
der korrelieren; daher kann davon ausgegangen werden, dass
die Metaanalysen gemeinsam einen zumindest mittelgroßen
bis großen Eekt der erfolgreichen Umsetzung eines person-
zentrierten Beziehungsangebots auf verschiedene Aspekte des
erapieerfolgs nahelegen.
erapeutische Allianz: Eine von Flückiger, Del Re, Wam-
pold, Symonds und Horvath () durchgeführte Metaanalyse
untersuchte die Intensität des wahrgenommenen therapeuti-
schen Bündnisses (therapeutic alliance) in seiner Bedeutung
für den erapieerfolg. In Summe wurden Studien mit
. Klient*innen ausgewertet. Insgesamt fand sich ein mitt-
lerer Eekt (r = .) für den Zusammenhang zwischen einem
wahrgenommenen therapeutischen Bündnis und dem era-
pierfolg. Diese Eekte zeigten sich unbeeinusst vom Studi-
endesign oder vom therapeutischen Ansatz; sie können daher
als ein Hinweis auf einen allgemeinen Wirkfaktor interpre-
tiert werden.
Wechselseitigkeit in der therapeutischen Beziehung: Ein wei-
terer Aspekt der therapeutischen Beziehung wurde kürzlich
in einer von Cornelius-White, Kanamori, Murphy und Tickle
() veröentlichten Metaanalyse untersucht: Die „Wech-
selseitigkeit“ der therapeutischen Beziehung, also inwieweit
Empathie, Akzeptanz und Echtheit wechselseitig als „echt“
wahrgenommen werden. Das Datenmaterial bestand aus
zehn quantitativen und elf qualitativen Studien. Es konnte ein
SYLVIA KEIL, CHRISTIAN KORUNKA, HELENA M. TOPALOGLOU, NEENA KURL, GERALD KÄFER-SCHMID
starker Eekt von Wechselseitigkeit (r = .) für den erapie-
erfolg nachgewiesen werden. Die qualitativen Befunde verwei-
sen auf die Rolle von Prozessmerkmalen in der Beziehung für
die Entstehung dieser Wechselseitigkeit.
Echtheit der Beziehung: Eine für den personzentrierten An-
satz besonders interessante Metaanalyse zur „Echtheit“ der the-
rapeutischen Beziehung wurde von Gelso, Kivighan und Mar-
kin () vorgelegt. Interessant unter anderem, weil hier eine
psychoanalytisch geprägte Denition von „Echtheit“, und damit
auch eine weitgehend andere Basis an Studien, zugrunde ge-
legt wurde, die aus den beiden Komponenten „Realismus“ und
„Genuinität“ bestand und insofern eine etwas andere Konnota-
tion als die personzentrierte „Kongruenz“ aufwies. Die Stu-
dien in dieser Metaanalyse belegten einen mittleren bis starken
Eekt (r = ., d = .) dieser Form von „Echtheit“, weitgehend
unabhängig von anderen Merkmalen des erapieprozesses.
erapeutische Selbstoenbarung und Direktheit (Immidiacy):
In einer weiteren für den personzentrierten Ansatz relevanten
qualitativen Metaanalyse wurde die Rolle von therapeutischer
Selbstoenbarung– als eine weitere Facette der therapeutischen
Beziehung– für den erapieerfolg untersucht (Hill, Knox &
Pinto-Coelho, ). Darunter verstanden die Autor*innen An
-
merkungen von erapeut*innen während des erapieprozes-
ses, die sich auf ihr eigenes Leben, also außerhalb der erapie,
bezogen bzw. eine persönliche Reexion der therapeutischen
Beziehung im Hier und Jetzt abbildeten. In den untersuch-
ten Studien kamen beide Phänomene zwar relativ selten vor,
aber es zeigte sich, dass es in den meisten Fällen positive Aus-
wirkungen auf die therapeutische Beziehung, den erapie-
prozess und auch den erapieerfolg nach sich zog.
Die hier nur kursorisch vorgestellten Metaanalysen zu den
Aspekten der therapeutischen Beziehung sind mehrfach für den
personzentrierten Ansatz von Bedeutung. Sie sind eine empi-
rische Bestätigung des personzentrierten Beziehungsangebots.
Besondere Bedeutung bekommt diese Bestätigung durch die
Tatsache, dass diese Metaanalysen meist von schulenübergrei-
fenden erapieforscher*innen durchgeführt wurden, auf der
Zusammenfassung von Einzelstudien aus unterschiedlichsten
erapieverständnissen beruhten und damit weitgehen frei von
einer Beeinussung durch die Zugehörigkeit der Autor*innen
zu einer therapeutischen Richtung waren. Klar wurden die
Wirkfaktoren der therapeutischen Beziehung in der Zusam-
menfassung der aktuellen Ergebnisse der „Task force on evi-
dence-based relationships and responsiveness“ der APA (Nor-
cross & Lambert, ) zusammengefasst, wo abschließend
festgehalten wurde:
e psychotherapy relationship makes substantial and consistent con-
tributions to outcome independent of the type of treatment […]: e
relationship works! e eect sizes observed concretely translate into
healthier and happier people. (ebd., S. )
Common Factors
Es fand sich noch eine weitere eindrucksvolle indirekte empi-
rische Bestätigung der Wirksamkeit der therapeutischen Be-
ziehung aus den letzten beiden Jahrzehnten, die Forschung zu
den allgemeinen Wirkfaktoren („Common Factors“; z. B. Wam-
pold, , ; Lambert, ). Bruce Wampold entwickelte in
seinen aktuellen Veröentlichungen (z. B. Wampold, ) ein
„Kontextmodell“ der Wirkungen von Psychotherapie, in der die
„echte“ therapeutische Beziehung, die Klient*innenerwartungen
und spezische Faktoren als Erklärung herangezogen wurden.
Die Auswertungen zahlreicher Studien und Metaanalysen be-
legten, dass sämtliche Aspekte der therapeutischen Beziehung
die mit Abstand höchsten Eektstärken der Wirksamkeit von
Psychotherapie aufweisen. erapeutische Allianz, Empathie,
Wertschätzung, reales erapeut*innenverhalten und Kongru-
enz sind dabei die wichtigsten Faktoren (vgl. ebd., S. ). Im
Vergleich dazu spielen spezische Faktoren (Techniken, Inter-
ventionsformen) eine geringe oder gar keine signikante Rolle.
Auf dieser umfassenden Befundlage ließe sich geradezu argu-
mentieren, dass technikbasierte psychotherapeutische Ansätze
(wie z. B. Kognitive Verhaltenstherapie oder Systemische e-
rapien) nur dann wirksam werden, wenn es den erapeut*in-
nen gelingt, ein therapeutisches Beziehungsangebot, das auf
personzentrierten Grundannahmen beruht, in unspezischer
(erfahrungsbasierter) Weise umzusetzen (da es ja nicht Teil
der jeweiligen Interventionen ist). Die jüngsten metaanalyti-
schen Common-Factor-Ansätze können daher wohl als die ein-
drucksvollste indirekte Bestätigung für die Wirksamkeit Per-
sonzentrierter Psychotherapie aufgefasst werden.
Die aktuellen Metaanalysen lieferten daher eine klare Bestä-
tigung der Grundannahmen personzentrierter bzw. humanis-
tischer Ansätze, die wie folgt zusammengefasst werden können
(vgl. Elliott et al., ; Angus et al., ; Norcross & Lambert,
; Norcross & Wampold, ):
•
Personzentrierte und Experienzielle Psychotherapien zeich-
nen sich durch eine hohe Wirksamkeit aus, die auch nach-
haltig ist.
•
Personzentrierte und Experienzielle Psychotherapien erwei-
sen sich auch als wirksam in einem strikten Kontrollgrup-
penvergleich.
•
Personzentrierte und Experienzielle Psychotherapien sind in
etwa gleich hoch wirksam wie andere therapeutische Rich-
tungen (insbesondere die Kognitive Verhaltenstherapie).
•
Bei Berücksichtigung der Common-Factors-Überlegungen
kann zumindest indirekt davon ausgegangen werden, dass
Personzentrierte und Experienzielle Psychotherapien durch
ihre explizite Fokussierung auf die therapeutische Beziehung
den anderen Richtungen in ihrer theoretischen Konzeption
und Wirksamkeit klar überlegen sein können.
FORSCHUNG IN DER PERSONZENTRIERTEN UND EXPERIENZIELLEN PSYCHOTHERAPIE 2008–2019
•
Erfahrene erapeut*innen sind (meist) eher in der Lage,
das Beziehungsangebot behandlungswirksam umzusetzen.
• Experienzielle Ansätze scheinen zumindest in einigen Stu-
dien der klassischen Personzentrierten Psychotherapie etwas
überlegen zu sein.
•
Besonders wirksam zeigen sich Personzentrierte und Ex-
perienzielle Psychotherapien bei der Behandlung von in-
terpersonalen Problemen, Traumata und Depression, aber
auch bei Psychosen.
• Nur bei Angststörungen ndet sich eine geringe Überlegen-
heit Kognitiver Verhaltenstherapie, was darauf zurückzufüh-
ren sein könnte, dass in diesem Bereich stärkere Struktur-
vorgaben hilfreich sein können.
Fallstudien
Fallstudien– Case Studies– haben in der Psychotherapie seit
den Studien über Hysterie von Breuer und Freud () immer
schon Tradition. Einzelfallbeschreibungen kennzeichnen den
Beginn jeder Wissenscha, diese sollen aber nicht mit heuti-
gen Fallstudien verwechselt werden. Fallstudien liefern nicht
nur eine systematische Beschreibung, sondern sind wie eine
qualitative Studie aufgebaut.
Der Begri „Fall“ im Kontext von Case Studies bezieht sich
nicht automatisch auf klinische Fallverläufe, sondern einzig auf
einen „Fall“ von Forschungsinteresse. Die Dynamik einer ein-
zelnen Psychotherapiesitzung, einer Biograe, einer Interven-
tion, einer therapeutischen Beziehung oder Szene kann zum
Untersuchungsgegenstand werden, der als „Fall“ in einer Case
Study untersucht wird.
Die wissenschaliche Bedeutung von Case Studies und
deren Potenzial wird in der Psychotherapieforschung aber nur
langsam erkannt. Das zeigt sich auch darin, dass im Vorgän-
gerartikel (File et al., ) dem ema „Fallstudien“ noch gar
kein eigenes Kapitel gewidmet wurde. In den letzten Jahren
verstärkte sich die Auseinandersetzung um die Qualität sol-
cher Studien (McLeod ). Es setzt sich immer mehr durch,
dass die Gütekriterien qualitativer Forschung auch für Einzel-
fallstudien herangezogen werden bzw. diese bei der Durch-
führung auch beachtet werden. Es werden dabei nicht wie im
quantitativen Design Hypothesen aus vorhandenen Studien
deduktiv getestet und auf ihre Repräsentativität hin überprü,
sondern es werden induktiv Hypothesen über Problemzusam-
menhänge generiert. Diese sollen psychosoziale Wirklichkeit
in ihrer Vielschichtigkeit abbilden und mit einer reichhaltigen,
dichten Beschreibung von empirischen Daten belegen. Quali-
tativ hochwertige Fallstudien sind gekennzeichnet durch eine
transparente Datenerhebung und eine intersubjektiv nachvoll-
ziehbare Auswertung des Datenmaterials.
Um die Daten für weiterführende Forschungen zur Ver-
fügung zu stellen, wurden Datenbanken eingerichtet (z. B.: www.
singlecasearchive.com). Für die Durchführung von Fallstudien
gibt es viele forschungsmethodische Gründe, vor allem im Kon-
text von Prozess-Outcome-Fragestellungen. Die Perspektive der
Betroenen wird wohl in keinem anderen Forschungsdesign so
sehr berücksichtigt. Aus individuellen Prozessverläufen kön-
nen Hypothesen über allgemeine Gesetzmäßigkeiten generiert
werden. Sowie Timulak und Creaner () aufgrund der in-
zwischen vorhandenen Fülle von qualitativen Studien Struk-
turen für Metaanalysen vorschlugen, ist es auch für die zu-
nehmende Menge von Fallstudien notwendig, Strukturen zu
nden, um die Ergebnisse auf einer metaanalytischen Ebene
verwerten zu können. Es gibt bereits Vorschläge, wie Case Stu-
dies aufgebaut sein sollten, um ihre wissenschaliche Quali-
tät zu sichern und um sie für spätere Metaanalysen verwenden
zu können (McLeod & Cooper, ; Elliott & Zucconi, ;
Stinckens, Elliott & Lejssen, ). Auch in den österreichi-
schen psychotherapeutischen Fachspezika gibt es Überlegun-
gen dazu, wie die wertvollen Daten aus vielen Falldarstellungen,
die im Rahmen der Ausbildung verfasst werden, systematisch
für die Forschung weiterverarbeitet werden könnten.
In unserer Recherche sichteten wir– ohne Anspruch auf
Vollständigkeit– mehr als Beiträge mit einer Relevanz für
das ema Case Studies. Die Fallstudien zur Kinder- und Ju-
gendlichenpsychotherapie wurden hier nicht berücksichtigt,
sondern werden im . Teil dieses narrativen Reviews geson-
dert betrachtet.
In etwa der Häle der Studien wurden Einzelpsychothe-
rapiesitzungen und deren Verläufe systematisch untersucht,
jeweils mit sehr unterschiedlichen Fragestellungen und For-
schungszielen. Die andere Häle der Beiträge ist sehr heterogen
zusammengesetzt. In diesem Teil gab es Fallrekonstruktionen,
die weniger den Charakter einer empirischen Studie hatten,
sondern nur auf einer beschreibenden Ebene blieben. Unter
Verwendung von Transkripten wurden interessante Prozessver-
läufe geschildert. Ohne weiteren theoretischen Anspruch wurde
in solchen Fallrekonstruktionen gezeigt, wie ein bestimmter
erapieansatz in der Praxis umgesetzt wird (z. B. Ikemi, ).
In anderen Texten stand die theoretische Konzeption im
Vordergrund. Fallvignetten und Transkripte dienten darin le-
diglich zur Illustration oder Verdeutlichung. So wurden vor
dem Hintergrund der Aussagen einer -jährigen Klientin die
verallgemeinerbaren problemspezischen Aspekte in der Psy-
chotherapie mit älteren Personen umfassend dargestellt (Van
Humboldt & Leal, ). Eine andere Fallstudie demonstriert
An der Universität Gent wurde ein Modell für Einzelfallstudien in
der Psychoanalyse entwickelt, das „Inventory of Basic Information in
Single Cases“ (IBISC) (Schindler, Desmet, Meganck & Kächele, ).
SYLVIA KEIL, CHRISTIAN KORUNKA, HELENA M. TOPALOGLOU, NEENA KURL, GERALD KÄFER-SCHMID
die therapeutische Relevanz des Prozessmodells (Gendlin,)
an nur einer erapiesituation (Suetake, ).
Um das weite Spektrum der Fälle zu verdeutlichen, die in
Form von Case Studies empirisch untersucht werden können,
sei eine weitere Studie erwähnt, die sich mit dem „körpernahen
Forschen“ beschäigt. Notizen, die während des Transkribie-
rens gemacht wurden und das Protokoll einer Forschungs-
supervision, in der aus dem Felt Sense Hypothesen generiert
wurden, belegen exemplarisch die Bedeutung des körperlichen
Spürens in der Forschung (Finlay, ).
Die Beiträge, die sich eindeutig an einem Case Study-Design
orientierten, beschreiben aufwändige Studien, in denen für die
Datenanalyse systematisch quantitative wie auch qualitative
Messinstrumente verwendet wurden. Die Daten stammten
aus realen erapiegesprächen, die auf Tonträger oder Video
aufgenommen wurden. Der damit verbundene Forschungs-
aufwand konnte teilweise durch mehrfache Verwendung vor-
handenen Datenmaterials reduziert werden. So stammt der
Fall „Lisa“ (Greenberg, ) aus dem großen Forschungs-
projekt der York I Depressionsstudien (Greenberg & Watson,
; Greenberg & Angus, ) und wurde für unterschiedli-
che Einzelfallanalysen weitere drei Male ausgewertet. Auch das
Datenmaterial aus Rogers‘ Interview mit Gloria (vgl. Rogers &
Wood, ) kann heute noch dazu dienen, ein Forschungstool
zu testen, mit dem z. B. auf tauchende „Innovative Momente“ in
Psychotherapiegesprächen empirisch untersucht werden (Bar-
bosa, Cunha, Santos, Gonçalves & Salgado, ).
Die gewählten Forschungsdesigns folgten keinem Schema,
sondern sind sehr abwechslungsreich und kreativ gestaltet. Sie
zeigten die Komplexität der möglichen Aspekte auf, die in e-
rapieprozessen untersucht werden können. Es konnten vier
übergeordnete Forschungsanliegen identiziert werden: die
Entwicklung von störungsspezischen Konzepten, der Nach-
weis der Wirksamkeit, die Entwicklung und Testung von ad-
äquaten Forschungsinstrumenten sowie die eorieentwick-
lung.
Fallstudien zur Entwicklung von störungsspezischen
Konzepten
Ein Teil der Arbeiten hatte zum Ziel, störungsspezische Kon-
zepte für bestimmte Störungsbilder auf empirischer Basis zu
entwickeln. In diesen Beiträgen wurden die vorhandenen eo-
rien zum Störungsbild beschrieben und mit den untersuch-
ten Fallverläufen kontrastiert. Meist kam die sogenannte case
comparison method zum Einsatz, bei der die Mikroprozesse
der erapieverläufe von „good outcome“ mit jenen von „poor
outcome“ verglichen werden. Aus den Studienergebnissen wer-
den Konzepte für ein störungsspezisches Vorgehen abgeleitet.
Für diesen Studientyp ist die Arbeit von Robinson und Elliott
() ein gutes Beispiel, das ein emotionsfokussiertes Grup-
pentherapieprojekt mit Menschen aus dem autistischen Spek-
trum untersuchte, in dem eine therapeutisch eingesetzte Vi-
deotechnik zugleich zur Begleitforschung benützt werden kann.
Mithilfe des Interpersonal Process Recall (IPR), einer neuen Un-
tersuchungsmethode, mit der sich die Verbesserung der Selbst-
reexion im erapieverlauf systematisch erheben lässt, wurde
ein störungsspezisches Gruppentherapiekonzept entwickelt.
Fallstudien zum Nachweis der Wirksamkeit
Ein anderer Teil der Arbeiten hatte zum Ziel, die Wirksam-
keit der jeweiligen Psychotherapie bzw. der Psychotherapie-
methode empirisch nachzuweisen. In der Emotionsfokussier-
ten erapie (EFT) wurde die Wirksamkeit von EFT für jedes
Störungsbild systematisch empirisch belegt. Mit den verwen-
deten Akronymen wird bereits im Label auf die störungsspe-
zische Wirksamkeit hingewiesen: EFT-D für Emotionsfokus-
sierte erapie für depressive Störungen, EFT-SA für social
anxiety, EFT-T für Trauma, EFT-GAD für generalized anxiety
disorder und EFT-AS für eine Gruppentherapie mit Menschen,
die an einer Autismus-Spektrum-Störung leiden (z. B. Watson,
Chekan & McMullen, ).
Erfolgsmessungen sind niemals wertneutral. Ob der Zustand
einer Person am Ende der Psychotherapie als Verbesserung be-
trachtet werden kann und ob die allfällige Verbesserung tat-
sächlich auf die Psychotherapie und nicht etwa auf andere Fak-
toren zurückzuführen ist, gilt als umstritten. Um dieser Kritik
zu begegnen, wurde eine spezische Forschungsmethode ent-
wickelt. Im Hermeneutic Single Case Ecacy Design (HSCED;
Elliott et al., ) werden parallel zum erapieverlauf um-
fangreiche Tests durchgeführt. Nach jeder Sitzung werden Fra-
gebogen ausgegeben, und zusätzlich führen Forschende mit
Patient*innen und Psychotherapeut*innen strukturierte In-
terviews, in denen die helpful aspects of therapy (HAT) abge-
fragt werden. Während der Auswertung des umfangreichen
Datenmaterials kommt ein spezielles Verfahren zum Einsatz,
die Jury-Methode. Das Forschungsteam teilt untereinander ver-
schiedene Rollen auf (Verteidigung, Anklage, Richter*innen),
um wie bei einem Gerichtsverfahren den subjektiven Faktor
zu kontrollieren.
Fallstudien zur Entwicklung und Testung von adäquaten
Forschungsinstrumenten
Fallstudien eignen sich oenbar sehr gut dafür, Mikropro-
zesse in Psychotherapien zu untersuchen. Für diesen Zweck
müssen eigene Analyse-Instrumente entwickelt werden,
deren konzeptuelle Stärke zunächst in Einzelfallstudien ge-
testet wird. Neben den üblichen Symptom-Check-Listen und
FORSCHUNG IN DER PERSONZENTRIERTEN UND EXPERIENZIELLEN PSYCHOTHERAPIE 2008–2019
Outcome-Testverfahren wurden in unserer Recherche zu-
sätzlich zu der bekannten Experiencing Scale, die auf Gend-
lin (/b) zurückgeht, über neue Prozessmessverfah-
ren erwähnt, die an dieser Stelle nicht ausführlich beschrieben
werden können.
Exemplarisch seien zwei Instrumente herausgegrien, die
bei der Analyse einer Personzentrierten Psychotherapie mit
gutem Outcome eingesetzt wurden. Mit dem erapeutic Col-
laboration Coding System (TCCS) wird untersucht, wie era-
peut*in und Klient*in während der erapie zusammenarbei-
ten. Das TCCS geht davon aus, dass eektives therapeutisches
Zusammenarbeiten innerhalb des Bereichs einer proximalen
Entwicklung der Klientel geschieht (client’s „therapeutic zone
of proximal development“; TZPD). Die proximale Entwicklung
wird als die Distanz zwischen dem aktuellen und dem poten-
ziellen Entwicklungsniveau der Klientel deniert. Das TCCS
besteht aus einer transkript-basierten Methode, mit deren
Hilfe die Interventionen der erapeut*in und die Antwor-
ten der Klient*in von einem Moment zum anderen Moment
( moment-to-moment) analysiert werden. Zwei unabhängige,
geschulte Beurteilende codierten Sitzungen dieses Falls und
benutzten dabei das TCCS. Die Resultate zeigten, dass die the-
rapeutische Dyade meistens innerhalb des TZPD der Klientel
zum Tragen kam, was ein Muster der Zusammenarbeit wäh-
rend des erapieprozesses nahelegte (Ribeiro et al., ).
Fallstudien zur eorieentwicklung
Fallstudien haben nicht den Anspruch, zu einem Ergebnis zu
kommen, das allgemeingültig für eine repräsentative Mehrheit
der Fälle gilt. Sinn und Zweck bzw. die Gütekriterien von Fall-
studien sind dann erfüllt, wenn durch sie vorhandene erapie-
eoriekonzepte überprü, erweitert oder entwickelt werden.
Stiles () erörterte die Notwendigkeit von eory Building
Case Studies.
Die Studie von Mendes et al. () steht exemplarisch für
jene Arbeiten, die in unserem Sample diesen Anspruch erfüll-
ten. Es wurde der erapiefortschritt von Klient*innen u. a. mit
Hilfe der Assimilation of Problematic Experiences Scale (APES)
gemessen. Aussagen der Klient*innen können auf acht Stufen
danach beurteilt werden, wie sie ihre problematischen Erfah-
rungen verarbeiten. Die Skala reicht von (abgewehrt/dissozi-
iert), (unerwünschte Gedanken/aktive Vermeidung), (vages
Bewusstsein/Auf tauchen), (Problemdarstellung/Klärung),
(Verstehen/Einsicht), (Annehmen/Durcharbeiten), (Res-
sourcen erkennen/Problemlösung) und (Integration/Bewäl-
tigung). APES wurde von Stiles () direkt aus seinem Assi-
milationsmodell heraus abgeleitet. Der erapiefortschritt wird
schulenübergreifend daran gemessen, inwiefern sich die Bezie-
hung zu den abgelehnten Selbst-Teilen verbesserte. Besonders
interessant ist dabei die oensichtliche Nähe dieser Modells
und der daraus entwickelten Skala mit Rogers‘ siebenstugem
und mehrdimensionalem Prozesskontinuum.
In der Studie von Mendes et al. () wurde festgestellt,
dass sich der erapiefortschritt aber nicht kontinuierlich ver-
besserte. Auch Rogers wies bereits auf schwankende Verläufe
im Prozesskontinuum hin. Mendes et al. hatten je fünf Sitzun-
gen aus einem EFT-Fall mit einem gutem und einen EFT-Fall
mit einem schlechten Ergebnis intensiv analysiert und mit-
einander verglichen. Sie konnten zeigen, dass die Anzahl der
codierten Rückschritte in beiden Fällen etwa gleich hoch war,
dass sich aber ein deutlicher qualitativer Unterschied zeigte. Im
schlechten Outcome-Fall war der häugste Grund für Rück-
schläge, dass die therapeutische Intervention die Klient*innen
überforderte, indem sie den Bereich proximaler Entwicklung
(TZPD) deutlich überschritt.
Zu diesem Typ von theoriebildenden Einzelfallstudien ge-
hören auch Arbeiten aus Österreich. Keil () beschrieb ein
personzentriertes Modell zur prozessualen Diagnostik der In-
kongruenzdynamik, das die Autorin aus den Ergebnissen einer
umfangreichen Fallstudie ableitete. Wakolbinger () über-
prüe das Modell der hermeneutischen Empathie und zeigte
in einem Langzeitfall, wie empathisch wertschätzende Inter-
ventionen aus der Resonanz heraus entstanden.
Resümee
Fallstudien haben in den letzten zehn Jahren einen festen Platz
in der Psychotherapieforschung errungen. Beeindruckend ist
deren Vielfalt hinsichtlich Forschungsfragen, Forschungszie-
len und de
r
verwendeten Forschungsinstrumente. Etwa die
Häle der ausgewählten Fallstudien sind von Forschungsteams
durchgeführt worden, meist im Zusammenhang mit großen
Studienprogrammen.
Generell werden der enge länderübergreifende Zusammen-
halt und die sich wechselseitig inspirierende Kooperation der
Psychotherapieforscher*innen deutlich. Das Netzwerk zeichnet
ein gemeinsames Verständnis aus, das bei aller Heterogenität
mit den therapeutischen Haltungen von Rogers kompatibel ist.
Das Forschungsinteresse der Akteur*innen besteht aber nicht
darin, an alten Konzepten festzuhalten. Ziel der Forschung ist
vielmehr die schulenübergreifende Weiterentwicklung der the-
rapeutischen Konzepte.
Im deutschsprachigen Raum bieten nur die Zeitschrien
Person und Gesprächspsychotherapie und Personzentrierte Bera-
tung förderliche Rahmenbedingungen für die Veröentlichung
von personzentrierten Fallstudien. Es gibt auch keine Zentren,
in denen wie in den genannten Netzwerken die systematische
Erforschung von Personzentrierten Psychotherapien und damit
die Entwicklung der Case-Study-Forschung gefördert würde.
SYLVIA KEIL, CHRISTIAN KORUNKA, HELENA M. TOPALOGLOU, NEENA KURL, GERALD KÄFER-SCHMID
Honung gibt die österreichische Situation, in der nun ver-
mehrt die Vermittlung von Forschungskompetenzen in die
fachspezischen Ausbildungscurricula integriert wird. Die
Fülle von Datenmaterial, die im Lauf des Psychotherapiestu-
diums in der therapeutischen Praxis und in der Ausbildungs-
supervision gesammelt wird, könnte mit unterschiedlichen
Forschungsfragen orientiert am Fallstudien-Design unter-
sucht werden.
Empirisch beforschte Aspekte des
Psychotherapieprozesses
Die Wirkungsforschung widmet sich den verstärkt in den
Vordergrund rückenden Untersuchungen verschiedener Teil-
aspekte des psychotherapeutischen Prozesses. Beforscht wer-
den sowohl mikrodynamische Prozesse als auch die Wirkung
von Psychotherapien durch eine intensivere und detailliertere
Betrachtung des erapieprozesses (Prozessforschung). Wirk-
faktoren und Wirkmechanismen im Rahmen eines prozessua-
len Beziehungsgeschehens sowie spezische Phasen des psy-
chotherapeutischen Prozesses werden dabei meist qualitativ
erforscht. Die Wirksamkeit und der Erfolg bestimmter Pro-
zesselemente können quantitativ näher beleuchtet werden (Pro-
zess-Outcome-Studien). (Riess, )
In unserer narrativen Recherche wurden Studien (
quantitative, qualitative, mixed-methods) vorrangig zur
Wirkungsforschung thematisch näher betrachtet, wobei Studien
zur Prozessforschung und Prozess-Outcome-Studien einan-
der in etwa die Waage hielten. In einem Großteil der Studien
stand das Prozessgeschehen von Einzelpersonen im Vorder-
grund, drei Studien bezogen sich auf Gruppen- und vier auf
Paardynamiken.
Die Studien beschäigen sich mit der Frage, wie Verände-
rungsprozesse initiiert werden bzw. wann genau im Rahmen
des psychotherapeutischen Prozesses Veränderungen stattn-
den. Die Studienergebnisse grien überwiegend bedeutende
Aspekte der Klient*innen- und erapeut*innenvariablen im
Prozessverlauf auf, die für die Wirksamkeitsforschung wie auch
für die Versorgungs- und Ausbildungsforschung relevant sein
können und zunehmend die Dynamik und damit verbundene
Bedeutung der intersubjektiven Wechselseitigkeit (z. B. Paw-
lowsky, ) in der erapeut*innen-Klient*innen-Dyade zu
berücksichtigen versuchen.
Studien zu Veränderungen im erapieprozess (Prozess-
Outcome-Forschung)
Die Prozess-Outcome-Forschung möchte elementare Prozesse,
die eine therapeutische Veränderung hervorrufen können,
besser verstehen und den Zusammenhang zwischen era-
pieprozess und -ergebnis herstellen. Zudem dienen Studien der
Bestätigung oder Festigung bereits bestehender Ergebnisse und/
oder Bestätigung entwickelter bzw. bestehender Messinstru-
mente, wie Persönlichkeitsfragebögen (z. B. File, Keil, Sauer &
Schabus, ), Codierungssysteme (z. B. Mendes et al., )
und Beratungsinterventionen (z. B. Cornish & Wade, ).
ematische Schwerpunkte zu personzentrierten Studien
waren die Veränderungen körperlicher und psychischer Be-
schwerden im Sinne einer Symptomverbesserung sowie der
Wahrnehmung eigener Gefühle bei Depressionen, Angst- und
Anpassungsstörungen und positiver Veränderungen im emo-
tionalen Erleben (File et al., ), darüber hinausgehend zu-
verlässige Verbesserungen zu Behandlungsende sowie eine
Nachhaltigkeit von bis Jahren (Blokhus Ekroll & Rønnestad,
) und das Aufspüren signikanter Ereignisse seitens der
Klient*innen in einem erfolgreichen erapiefall (Timulak,
Belicova & Miler, ). Die gesichteten Studien konzentrierten
sich auf die Bedeutung des therapeutischen Beziehungsauf baus
und/oder auf die Veränderungen während einer erapiesit-
zung bzw. eines erapieprozesses.
Studien aus dem Bereich der Emotionsfokussierten (Paar-)
erapie und der Experienziellen Psychotherapie (EFT, EFFT,
EP) waren an Fragen interessiert, wie Klient*innen ihren ei-
genen Veränderungsprozess in eektiven erapiesitzungen
konstruieren (Mendes et al., ) bzw. wie sich der Verände-
rungsprozess in der Selbstwahrnehmung zeigen kann und zu
Verbesserungen der depressiven Symptomatik, des Selbstkon-
zept und der Kongruenz in der Wahrnehmung führen (Touk-
manian, Jadaa & Armstrong, ).
Studien zur therapeutischen Beziehungsqualität bzw. zum
therapeutischen Kontakt
Personzentrierte qualitative Studien befassten sich mit dem As-
pekt tiefgehender Momente (relational depth; Knox, ), mit
interpersonaler Verbundenheit (Knox & Cooper, ) und der
Frage, wie solche Momente auf treten bzw. ob sie ausschließ-
lich von der erapeut*in initiiert werden oder ob und wenn
ja welche Bedeutung die Klient*in dabei hat (Knox & Cooper,
). Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass Klient*innen
unmittelbar vor solch einer tiefgehenden Erfahrung einen Zu-
stand der Bereitscha zur Selbstönung erreichten und sich
dafür entschieden, ihre Verletzbarkeit im Rahmen der the-
rapeutischen Beziehung in den Vordergrund zu rücken, wo-
durch ein Moment der Veränderung ermöglicht wurde. Damit
einhergehende positive Beziehungsqualitäten wurden von
Klient*innen als vertrauenswürdig, echt, genuin fürsorglich
und ernstha erlebt, negative hingegen als distanziert, mäch-
tig, interpretierend, missverstehend oder als nicht authentisch.
FORSCHUNG IN DER PERSONZENTRIERTEN UND EXPERIENZIELLEN PSYCHOTHERAPIE 2008–2019
Demgegenüber grien Gross und Elliott () Momente
der Unverbundenheit mit Klient*innen mittels der Grounded
eory auf und erfassten zusätzlich das fehlende Engagement
der Klient*innen sowie sich wiederholende Narrative und ir-
ritierende Ähnlichkeiten tragischer Lebenserfahrungen zwi-
schen Klient*innen und erapeut*innen. Die Resultate zeigten,
dass selbst bei guten therapeutischen Beziehungen ohne Vor-
warnung Trigger auf treten können, die erapeut*innen u. U.
an eigene unverarbeitete Gefühle erinnern und/oder in eine
Konfrontation mit den eigenen Ängsten führen. Damit verbun-
dene Reaktionen können so überwältigen, dass erapeut*in-
nen aus dem Bezugsrahmen ihrer Klient*innen hinausgleiten
und in einen Konikt zwischen ihrer professionellen Rolle und
ihren persönlichen Bedürfnissen geraten. Alle Momente der
Unverbundenheit waren Momente der Inkongruenz seitens der
erapeut*innen, die eine Dysregulation der Emotionen und
sekundäre reaktive Emotionsprozesse (Schuldgefühle, Scham,
Selbstkritik oder Angst, die Klient*in oder die therapeutische
Beziehung geschädigt zu haben) beinhalteten. Durch die Wie-
dererlangung des kongruenten Zustandes konnten sie sich in
Folge wieder auf den Bezugsrahmen ihrer Klient*innen ein-
lassen. Eine Haltung der Bereitscha, präsent und für Verbin-
dungen und Engagement im therapeutischen Umfeld oen zu
sein, kann dazu beitragen, Selbsterkenntnis und Sensibilität für
die eigene Fähigkeit zu entwickeln, vollständig mit Klient*in-
nen in Beziehung zu sein. Die therapeutische Selbstsicherheit
kristallisierte sich dabei als ein wesentlicher Schlüsselfaktor
zur Vermeidung von Unverbundenheit heraus.
Weitere Studien befassten sich mit bedeutenden Erfahrun-
gen in einer Einzeltherapieeinheit und verdeutlichten, wie in-
terne Prozesse mit dem erapiediskurs in Zusammenhang
stehen können (Levitt & Piazza-Bonin, ) sowie mit der
Langzeitwirkung bzw. Nachhaltigkeit einer therapeutischen Be-
ziehung und Beständigkeit des persönlichen Wachstums weit
über die therapeutischen Begegnungen hinaus in einer quali-
tativen empirischen Follow-up-Studie nach zehn Jahren (Myers
& White, ).
Aus dem Bereich quantitativer Studien grien Murphy und
Cramer () den intersubjektiven Aspekt der Wechselseitig-
keit zu den Auswirkungen von Rogers’ „core conditions“ (z. B.
Rogers, a) im Verlauf der ersten drei erapiestunden
(bei unterschiedlichen erapieansätzen) auf, während Coo-
per () der Frage nach der Beziehungstiefe bzw. -intensität
und dem Eekt von Ängsten seitens der erapeut*innen nach-
ging und damit einen vernachlässigten Bereich für weitere For-
schungen önete. Wiggins, Elliott und Cooper () unter-
suchten zwei sich ergänzende Messungen zur Beziehungstiefe
(relational depth): den Zustand eines tiefgreifenden Kontakts
und des intensiven Engagements zwischen Klient*in und e-
rapeut*in. Verbundenheit, Liebe, Respekt und Intimität wurden
am stärksten mit relationalen Tiefeninhalten in Verbindung
gebracht. Die Autor*innen kamen zu dem Schluss, dass das
Item „Liebe“ mit der Präsenz der relationalen Tiefe korreliert
und somit ziemlich gut mit der personzentrierten Ansicht von
relationaler Tiefe als eine Kombination aller sechs notwendi-
gen und hinreichenden Bedingungen von Rogers (a) über-
einstimmte.
Studien zur Wahrnehmung und Verbalisierung der
Gefühle
In der qualitativen Prozessforschung untersuchten Henretty,
Levitt und Mathews () Erfahrungen von Traurigkeit in
der Psychotherapie, Steinmann und Team () das Gefühl
der ungelösten Wut und Sutherland, Peräkylä und Elliott ()
die Verbesserung der Selbstregulierung und -beruhigung.
MacFarlane, Anderson und McClintock () setzten sich
in ihrer Studie das Ziel, die Wahrnehmungen von Empathie
seitens der Klient*innen in der Unmittelbarkeit des therapeu-
tischen Geschehens zu untersuchen. Diese Ergebnisse zeigten,
dass die Entwicklung von Empathie ein mehrdimensionaler,
interaktiver Prozess ist, der die vielschichtige Beziehung zwi-
schen Klient*in und Psychotherapeut*in wechselseitig beein-
usst. Die Autoren verweisen auf einige Schwächen der Studie,
die sie großteils auf das schwer greif bare Konstrukt von Em-
pathie zurückführen, da Empathie sich individuell zwischen
ein oder mehreren Personen entwickelt. Die meisten Versuche,
Empathie zu verstehen, folgten einem „Top-down“-Ansatz,
der überwiegend aus eorie, Psychotherapie und Forschung
stammte. Daher wurde der aktive Beitrag der Klient*innen zum
Empathieprozess möglicherweise vernachlässigt.
Im Bereich quantitativer Prozess-Outcome-Studien nden
sich Arbeiten zu den emenschwerpunkten emotionale Ver-
letzungen (Greenberg, Warwar & Malcolm, ), Verletzung
und Vergebung (Meneses & Greenberg, ) und zum Aus-
druck emotionaler Verletzbarkeit (McKinnon & Greenberg,
) im Rahmen einer EFFT. Cornish und Wade () un-
tersuchten in ihrer Pilotstudie die Wirksamkeit einer neuen
Beratungsintervention (EFT), die darauf abzielt, die Selbstver-
gebung zu erhöhen.
Studien zur Entwicklung und Testung von Mess-
instrumenten
Wie bereits bei den Fallstudien angemerkt, ist die Liste unter-
schiedlicher Prozessmessverfahren lang. Erwähnen möchten
wir in diesem Abschnitt die Weiterentwicklung zweier Versio-
nen eines Messinstruments für die therapeutische Präsenz (Gel-
ler, Greenberg & Watson, ), das erapeutic Presence In-
ventory (TPI) unterteilt in TPI-T (erapeut*innen) und das
SYLVIA KEIL, CHRISTIAN KORUNKA, HELENA M. TOPALOGLOU, NEENA KURL, GERALD KÄFER-SCHMID
TPI-C (Klient*innen). Die Forschung diente dazu, eine thera-
peutische Präsenz-eorie zu entwickeln, die möglichst alle
Aspekte der therapeutischen Dyade erfassen kann.
Braga, Oliveira, Ribeiro und Gonçalves () präsentierten
in ihrer EFT Einzelfallstudie aus dem York-I-Projekt (Green-
berg & Watson, ) das Ambivalence Resolution Coding Sys-
tem (ARCS). Ambivalenz kann als eine zyklische Bewegung
zwischen zwei entgegengesetzten Positionen des Selbst verstan-
den werden: eine, ausgedrückt in einer Neuheit (innovativer
Moment) und eine andere, die durch eine Rückkehr zum mal-
adaptiven Mustern vermittelt wird. Wenn Ambivalenz während
der erapie nicht richtig angegangen und gelöst wird, kann
sie Veränderungen verhindern und zu einem psychotherapeu-
tischen Versagen führen. Braga et al. () zeigten eine Auf lö-
sung der Ambivalenz von der ersten bis zur letzten erapieein-
heit und kamen dennoch zu dem Schluss, dass die Integration
gegensätzlicher Teile des Selbst zwar ein notwendiger Prozess
für den Psychotherapieerfolg ist, ein weniger integrativer Pro-
zess der Ambivalenzauf lösung jedoch auch eine wichtige Res-
source für den erapieprozesses sein kann.
Studien zu Risikofaktoren im Psychotherapieprozess
Risikofaktoren wurden in der Vergangenheit zu wenig fokus-
siert. Gahleitner, Gerlich, Hinterwallner und Koschier ()
fordern in ihrem Hinweis auf die RISK-Studie (Mixed-Me-
thod-Verfahren) eine intensivere Aktivierung des Problembe-
wusstseins bei Psychotherapeut*innen und damit einhergehend
notwenige Reexionen, um mögliche negative Wirkungen der
Psychotherapie sowie Risiken und Nebenwirkungen, wie z. B.
Symptomverschlechterung und/oder Verschlechterung der Le-
bensqualität zu minimieren. Die Studie von Hardy und Kol-
leg*innen () veranschaulicht das Risiko einer mangelnden
Übereinstimmung zwischen Bedürfnissen der Klient*innen,
psychotherapeutischen Fähigkeiten und Rahmenbedingungen,
die jeweils Fehler begünstigen können und u. U. zu einem Span-
nungsverhältnis zwischen Sicherheit und Erhaltung und/oder
Macht und Kontrolle führen, das sich wiederum negativ auf den
erapieprozess auswirkt. Klient*innen brauchen klare Infor-
mationen, Auswahlmöglichkeiten, Beteiligung an der Entschei-
dungsndung, explizite Vertragsgestaltung und Klarheit über
Sitzungen und Fortschritte. Die Schätzungen unerwünschter
Wirkungen lagen einschließlich der langfristigen Auswirkun-
gen, zwischen bis . Diese empirische Studie bediente eine
Lücke und weist auf, wie wichtig es ist, Klient*innen bedürfnis-
orientierte unterstützende Strukturen zur Verfügung zu stellen
und die Möglichkeiten für Klient*innenfeedbacks auszuweiten.
Lietaer und Dierick () beforschten in ihrem qualitati-
ven Vergleich die Wahrnehmung von Klient*innen zu hem-
menden Faktoren in Gruppenpsychotherapien verschiedener
Orientierungen und in Wachstumsgruppen. Die Ergebnisse
dieser mittels Fragebogen erhobenen Studie wiesen auf einen
zwiespältigen Charakter hemmender Faktoren hin sowie auf
deren Potenzial, als korrektive therapeutische Erfahrungen er-
lebt werden zu können. Diese Art der Forschung hatte ihre
Grenzen. Die Autoren plädierten daher dafür, sich vorzugs-
weise auf die Untersuchung von Prozessmustern zu konzen-
trieren, die zu genaueren Vorhersagen führen können, sowie
für eine weiterführende Untersuchung, wie ein hinderlicher
und potenziell schädlicher Prozess in eine konstruktive Rich-
tung umgewandelt werden könnte.
Studien zu ausbildungs- und praxisbezogenen Entwick-
lungsmöglichkeiten
Mögliche Auswirkungen von erapeut*innen-Verhalten auf
ihre Klient*innen untersuchte Iberg () anhand dreier Akti-
vitäten (Stellen von Fragen, Anfertigen eines evaluatives Kom-
mentars und die Frequenz von empathischen Antworten) im
Sinne einer praxisrelevanten focusing-orientierten Forschung.
Diese Methode bietet die Möglichkeit, Praktiker*innen als For-
schende in ihrer eigenen Praxis einzubeziehen, die nach klei-
nen Aktivitätsveränderungen deren Auswirkungen auswerten.
Um das Vorgehen zu illustrieren und für die Praxis nachvoll-
ziehbar zu machen, wurde eine Studie beschrieben.
Einuss und Auswirkungen einer Encounter-Gruppe (EG)
auf den Ausbildungsprozess beschrieben Brison und Team
() im Rahmen eines kontrollierten experimentellen De-
signs (RCT). Die Resultate der EG zeigten einen signikanten
Zuwachs der Selbstaktualisierung und emotionalen Intelligenz.
Nur EG-Mitglieder lernten z. B. den Gebrauch von nicht-per-
sonzentrierten Reaktionen zu reduzieren (u. a. Ratschläge, Be-
urteilungen, geschlossene Fragen usw.) und besser zuzuhören.
Die qualitative Untersuchung von Brattland und Team ()
versuchte herauszunden, wie erapeut*innen (psychodyna-
misch, verhaltenstherapeutisch, humanistisch) negatives Feed-
back von Klient*innen erfahren, wie sie darauf reagieren und
daraus lernen. Episodenbeschreibungen erfahrener era-
peut*innen mit negativ verbalen Feedbacks ihrer Klient*innen
wurden nach der Consensual Qualitative Research Methode
analysiert. Verglichen wurden daraus resultierende Lernpro-
zesse und deren Auswirkungen auf den erapieprozess. e-
rapeut*innen protierten von diesem spezischen Klient*in-
nen-Feedback sofern sie dafür oen waren, ihre eigenen
emotionalen Reaktionen regulierten, unzufriedene Klient*in-
nen berücksichtigten und darüber nachdachten, was sie selbst
zu negativen erapiephasen beitrugen.
FORSCHUNG IN DER PERSONZENTRIERTEN UND EXPERIENZIELLEN PSYCHOTHERAPIE 2008–2019
Resümee
Auch wenn die Anzahl qualitativer Studien steigt und das the-
rapeutische Tun samt wechselwirkender Eekte vermehrt er-
forscht wird, weisen diese zugleich auf die Schwierigkeit hin,
die Klient*innen-erapeut*innen-Dyade in der Psychothe-
rapieforschung adäquat abzubilden. Zudem wurde wiederholt
auf den Aspekt der kleinen Sample-Größen hingewiesen. Trotz
der Heterogenität der meisten Studien wurden alle Ergebnisse
in Bezug auf die jeweils aktuelle eorie diskutiert, um Anre-
gungen für weitere Forschungsprojekte zu forcieren und Im-
plikationen für die Psychotherapieausbildung und -praxis be-
reitzustellen.
In den letzten zehn Jahren fällt im Vergleich zum Vorgän-
gerartikel (File et al., ) ein Anstieg an Studien zu era-
peut*innen- und Klient*innenvariablen auf, die insbesondere
die Qualität des therapeutischen Beziehungsgeschehens und
die damit zusammenhängende Bedeutung von Kongruenz in
den Fokus rückten. Dies kann auf eine allgemeine Weiterent-
wicklung vor allem in der qualitativen Psychotherapieforschung
hinweisen, scheint jedoch andererseits die bereits im Vorgän-
gerartikel erwähnte Methodenintegration und Einteilung in
methodenspezische Cluster zu begünstigen. Unter der Be-
zeichnung „Humanistische Psychotherapie“ lassen sich somit
einige Studien im Sinne einer Dierenzierung des personzen-
trierten und experienziellen Ansatzes nur schwer zuordnen.
Die notwendige Überbrückung eines eigentlich intersubjek-
tiv triadischen Dilemmas zwischen den Ansprüchen der Wis-
senscha, der Psychotherapiepraxis (und Forschung) und der
Klient*innen in ihrem Leidensdruck scheint schwierig, wo-
rauf Rogers, unter Ausklammerung der dritten Dimension, der
Klient*innen, bereits (Rogers, a) aufmerksam machte
(Topaloglou, Hammer, Hofer-Freundorfer & Wakolbinger,
). Diese Diskrepanz näher zu erforschen, ist die person-
zentrierte Forschungslandscha unter Hinweis auf damit ver-
bundene Hürden (Objektivität vs. Subjektivität) bemüht. Zu-
gleich veranschaulichten die gesichteten Studien die Bedeutung
von Rogers’ „core conditions“ (z. B. Rogers, a) in Verbin-
dung mit den „notwendigen und hinreichenden Bedingungen
therapeutischer Persönlichkeitsveränderung“ (Rogers, a)
für das prozessuale Geschehen in der therapeutischen Praxis,
für die Qualität der intersubjektiven Wechselseitigkeit und im
Sinne richtungsweisender Hinweise auch für die Forschung.
Conclusio– 1. Teil
Die hohe Wirksamkeit Personzentrierter und Experenzieller
Psychotherapien wurde im letzten Jahrzehnt weiter bestätigt.
Ausschlaggebend dafür sind insbesondere Metaanalysen aus
dem Forscher*innenteam um Robert Elliott und zahlreiche For-
schungsaktivitäten im Bereich der Fallstudien sowie Prozessfor-
schung, die die auf tretenden Phänomene aufgrund ihrer meist
qualitativen und prozessbezogenen methodischen Ansätze pra-
xisbezogen nachvollziehbarer aufgreifen und reektieren.
Einige Studien dienten dazu, Verfahren, Manuale und Test-/
Messinstrumente zu entwickeln, um künige Forschungen zu
erleichtern, nachvollziehbarer gestalten zu können und/oder
vergleichbarer bzw. messbarer zu machen. Hier erkennen wir
einerseits die Notwendigkeit und damit verbundene Bemü-
hungen, Maßnahmen zu ergreifen, um geforderten Ansprü-
chen genügen zu wollen und dies über die Nachhaltigkeit der
Psychotherapien zu bekräigen, sehen zugleich jedoch ein ge-
wisses Gefahrenpotenzial darin, sich als eigenständige Psycho-
therapieforschung den Raum für die Entwicklung eines eige-
nen Forschungsparadigmas nicht zu gönnen.
Im personzentrierten Netzwerk lassen sich drei For-
schungszentren erkennen, die sich personell und über die
Zeit hinweg immer wieder überlappen. Ein Zentrum ist rund
um Greenberg, Toronto, Universität York, ein zweites Zen-
trum verorten wir rund um Elliott, McLeod und Cooper
in Großbritannien und ein drittes rund um Lietaer, Lejssen
und Vanaershot in Belgien. Die Forschung wird vorwie-
gend von universitären Forschungsinstituten betrieben, wobei
gesundheitspolitische Rahmenbedingungen diese Möglich-
keit fördern und die Notwendigkeit zur Forschung betonen.
Demgegenüber ist die Forschung und vertiefende Auseinan-
dersetzung mit Forschungsfragen im praktizierenden Alltag
aufgrund mangelnder nanzieller und zeitlicher Ressourcen
erheblich schwieriger.
In Österreich zeigt sich die Forschungslandscha dieren-
ziert. Durch spezische Rahmenbedingungen des österreichi-
schen Psychotherapiegesetzes gibt es eine Vielzahl anerkannter
Psychotherapierichtungen und -angebote. Aus psychotherapeu-
tischer Sicht kommt es hier im Spannungsfeld zwischen Psycho-
therapieforschung und Professionsentwicklung und durch den
Trend, nur mehr evidenzbasierende Verfahren anzuerkennen,
zu einer bedenkenswerten Entwicklung. Für die Forschung ist
es ezienter, wenn für Untersuchungen von Psychotherapie-
verläufen nicht mehr und mehr unterschiedliche Psycho-
therapieschulen herangezogen werden müssen, sondern nur
mehr zwischen vier Clustern– psychodynamische, humanis-
tische, systemische und verhaltensorientierte erapien (Hoch-
gerner, )– dierenziert wird. Der Trend zur Methoden-
integration (File et al., ) und die Zuordnung zu Cluster
ziehen nach sich, dass clusterinterne Studien einzelner Psycho-
therapieschulen in der Folge nicht immer eindeutig zuordenbar
sind. Andererseits sind sowohl Psychotherapieschulen als auch
Psychotherapeut*innen daran interessiert, ihre therapeutischen
Konzepte zu beforschen und weiterzuentwickeln.
SYLVIA KEIL, CHRISTIAN KORUNKA, HELENA M. TOPALOGLOU, NEENA KURL, GERALD KÄFER-SCHMID
Gerade die humanistischen Richtungen mit ihrer starken
Ausdierenzierung sind von dieser Entwicklung stark betrof-
fen. Während Personzentrierte Psychotherapeut*innen die me-
thodische Freiheit schätzen, wenn sie sich in ihrer therapeu-
tischen Arbeit an Haltungen wie Empathie, Kongruenz und
Wertschätzung orientieren, bedeuten diese Konzepte für empi-
rische Forscher*innen eine Herausforderung– sie sind schwie-
rig zu operationalisieren. Forscher*innen wollen wissen, was
Psychotherapeut*innen Schritt für Schritt konkret tun, wenn
sie z. B. empathisch sind. Es ist nachvollziehbar und wird bei
einem operationalisierten Standarduntersuchungsdesign deut-
lich, dass viele Psychotherapeut*innen, unabhängig von ihrer
Psychotherapieschule, oensichtlich das Gleiche tun. Wird
dann empirisch festgestellt, dass ein guter Outcome mit einer
Intervention X korreliert, so wird diese technizistische Sicht
auf die Psychotherapie verstärkt. Zugleich stellt sich jedoch
auch die Frage nach einer Grenzziehung– wo endet die Ver-
allgemeinerung bzw. wie können wir die Bedeutung der Sub-
jektivität und individuellen Dimensionen in den Fokus rücken?
Inwiefern laufen wir Gefahr, unterschiedliche erapieansätze
und Menschenbilder zu vermischen, zu verwässern und nur
mehr eklektisch zu agieren?
In seinem Resümee warnte Kriz () vor einer Evidenz-
basierung als (einziges) Instrument zur Selektion und Maß-
regelung sowie vor Fehlinterpretationen von Konzepten wie
der „Eektstärke“ (S. ). Evidenzbasierung sei zwar ein an sich
sinnvolles Konzept, eine Reduzierung auf RCTs wäre jedoch
kritisch. Der Einsatz von RCTs sei nur dort sinnvoll, wo klar
denier- und operationalisierbare Programme zur Anwendung
gelangen. Für die meisten psychotherapeutischen Ansätze, die
in ihren erapieprozessen auf situationsspezische und pas-
sungsgerechte Möglichkeiten zur Entfaltung achten, so Kriz
(, S. ), ist diese Methodik nicht adäquat. Die Wirkung
einer langfristigen, kaum manualisierbaren Vorgehensweise
in Humanistischen Psychotherapien lässt sich im Rahmen von
RCTs so praktisch nicht untersuchen, wir laufen daher Gefahr,
dass wichtige und wesentliche Aspekte verloren gehen oder zu-
rechtgeschnitten werden. Die Sorge scheint nicht unberechtigt,
denn Kriz (, S. ) verweist auf eine Stellungnahme zum
deutschen Gesetzentwurf für das neue Studium zur Approba-
tion in Psychotherapie im Mai , die eine vollständige Auf lö-
sung psychotherapeutischer Verfahren zugunsten eines Bau-
kasten-Prinzips aus störungsspezischen und evidenzbasierten
Interventionen fordert, obwohl die Wirkung spezischer Tech-
niken auf das erapieergebnis mit nur (Norcross & Lam-
bert, ) extrem gering ist. Demnach gingen dessen,
was in der Psychotherapie tatsächlich wirken könnte, verloren.
Hier zeigt sich, worauf bereits bei den Case Studies hinge-
wiesen wurde: Erfolgsmessungen allein sind keineswegs wert-
neutral. Andererseits verweisen die Common-Factor-Ansätze
aus personzentrierter Sicht darauf, dass eine genauere Fokus-
sierung der erapeut*innen- und Klient*innenvariablen sowie
-interaktionen fruchtbare und nachhaltige Ergebnisse aufwei-
sen könnten. Die Hinwendung zu einem dierenzierteren
(auch schulenspezischen) Verständnis therapeutischer Be-
ziehungsqualitäten, damit einhergehenden und vielleicht noch
zu entdeckenden Feinheiten (Variablen), die beispielsweise in
der vielfältigen Qualität des „Wie genau“ der therapeutischen
Allianz, der wechselseitigen Beziehung bzw. Beziehungstiefe
und damit korrespondierenden therapeutischen Haltungen
und Vorgehensweisen im Rahmen des therapeutischen Pro-
zesses zu nden wären, könnten die subjektive Dimension in
ihrer Dynamik vielleicht verstärkt in den Vordergrund des For-
schungsinteresses rücken und Risikofaktoren im Psychothe-
rapieprozess minimieren. Gefragt sind daher praxisrelevante
Forschungsfragen, Fragen zur Bedeutung der Passung für die
therapeutische Beziehung und Erforschung der Wirksamkeit
sowie Fragen zur Wirkungsweise individueller Aspekte im psy-
chotherapeutischen Prozess, resümiert Kriz (, S. ). Me-
thodenvielfalt statt Methodenzwang, verstärkte Vernetzung und
Kommunikation zwischen Forschung und Praxis, vertiefende
Beforschung von erapeut*innen und Klient*innenvariablen
unter Einbezug und Berücksichtigung von Klient*innenfeed-
backs im therapeutischen Praxisalltag und weitere Studien zu
ausbildungs- und praxisbezogenen Entwicklungsmöglichkei-
ten könnten die psychotherapeutische Forschungslandscha
insgesamt förderlich bereichern.
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