ChapterPDF Available

Phytolinguistik im Urban Jungle: Kulturpoetische Überlegungen zu Zimmerpflanzen

Authors:
Benjamin Thober (Universität Freiburg)
Phytolinguistik im UrbanJungle:
Kulturpoetische Überlegungen zu Zimmerpflanzen
Abstract
Phytolinguisticsinthe Urban Jungle: Cultural Poetic ReflectionsonHouseplants
This essay explores acultural poetic perspectiveonhouseplants. The aim is to conceptu-
alize acultural form of the metaphorical phytolinguisticsimagined by literarywriter
Ursula K. Le Guin. To this end, the phenomenon of houseplants is examinedbymaking use
of avariety of poetological and aesthetic concepts that highlight the complex relations
between nature and culture in the Anthropocene. It takes inspiration from Raphaela
Edelbauerspoetics of discovery, Daniel Falbsconcept of thePoemPhone, David Farriers
idea of a Poetics of Kin-Makinginspired by Donna J. Haraway, and an anthropocene
aesthetics of the everyday life identified by Heinz Drügh and Moritz BaßlerinLeif Randts
novel Allegro Pastell.
Keywords: Houseplants, Phytolinguistics, Cultural Poetics, Plants, Anthropocene
In Ursula K. Le Guins Kurzgeschichte The Author of the Acacia Seeds (2016) tritt
in einem fiktiven Vorausblickauf die zukünftige Entwicklung der Wissen-
schaften eine Figur auf, die sich der Erforschung der Pflanzensprache ver-
schriebenhat: der Phytolinguist.1Die Erzählung analysiert vonDonna J.
Haraway (2018) im Hinblick auf das Konzept der Sympoiesis,das gemein-
schaftliche Mit-WerdenvonMenschen und anderen Spezies2thematisiert die
Ignoranzfrüherer Generationen vonWissenschaftler_innen, denen aufgrund
fehlender Wahrnehmungsmöglichkeiten die kommunikativeProduktivität der
Flora verschlossen geblieben sei.3
Das Ziel des Artikelsbesteht darin, die Sprache der Pflanzen,genauer: der
Zimmerpflanzen in einer kulturpoetischen Perspektivezuuntersuchen, durch
die das Verständnis vonPoesie und Poetik über den klassisch-literaturwissen-
1Vgl. Ursula K. Le Guin, The Unreal and the Real. The Selected Short Stories of UrsulaK.LeGuin
(English Edition) ([o. O.]: Saga Press, 2016), Tl. II, Kap. 32, Kindle.
2Donna J. Haraway, Unruhig bleiben. Über die Verwandtschaftder Arten im Chthuluzänbers.
v. Karin Harrasser (Frankfurt a. M.: Campus Verlag, 2018), 172, vgl. 16173.
3Vgl. Le Guin, The Unreal, Tl. II, Kap. 32; Haraway, Unruhig bleiben,16869.
Thober, Transpositiones (2023), Volume 02, 123-138, DOI 10.14220/trns.2023.2.2.123
© 2023 V&R unipress | Brill Deutschland GmbH
Open-Access-Publikation (CC BY-NC-ND 4.0)
schaftlichen Gegenstandsbereich desTexteshinaus erweitertund somitzur
kulturwissenschaftlichen Untersuchung realweltlicher Phänomenenutzbar wird.4
In AnlehnunganLeGuins Neologismus gehe ich vordiesem Hintergrund davon
aus, dass der Schlüssel zu einer poetischen Neuentdeckung vonPflanzen und
deren Interaktionen mit Menschen und anderen Lebewesen im Aufbau einer
Form der Phytolinguistik liegen dürfte, mit der die kulturelle Dimension der
Pflanzenspracherezeptiv entschlüsselt werden kann. Die hier gemeinte Phy-
tolinguistikfragt dementsprechend nicht nach den naturwissenschaftlichen
Voraussetzungen der Pflanzenkommunikation,5sondern fokussiert die Einbet-
tung der Pflanzen in einen gesellschaftlichen Kommunikationszusammenhang,
an dem menschliche und nicht-menschliche Agenzien gleichermaßen beteiligt
sind.6Ziel ist die Formulierung einer Rezeptionshaltung, die es erlaubt, Zim-
merpflanzen als Vermittlungsinstanzen zwischen Menschen- und Pflanzenwelt
wahrzunehmen. Eine solche Vorgehensweise deckt sich mit den Überlegungen
der Literaturwissenschaftlerin Solvejg Nitzke, die zu einer Kulturpoetik der
Bäumeforscht.7Ihre Anregung besteht darin, [d]ie Debatte um eine Erzähl-
barkeit nichtmenschlicher Agenzien um eine Perspektiveder Lesbarkeit zu er-
4Damit verortet sich der Artikel im Kontext der Plant Studies als kulturwissenschaftliche[m]
Forschungsfeld,indem nicht nur Darstellungsformen des Vegetabilen in Kunst und Lite-
ratur,sondern ebenso in der Alltagskulturfokussiert werden können. Grundsätzlich geht es
darum, Praktiken der Interaktion zwischen Menschen und Pflanzenzu untersuchen, Urte
Stobbe, PlantStudies: Pflanzen kulturwissenschaftlich erforschen Grundlagen, Te ndenzen,
Perspektiven,Kulturwissenschaftliche Zeitschrift 4, Nr. 1(2019): 95.
5Dies würde im Prinzip einer Erforschung der intrinsischen Sprache der Pflanzenin ihrem
biologischen Habitat entsprechen (Stobbe, Plant Studies,100). Naturwissenschaftlich
scheint der Ansatz in Le GuinsGeschichte zu sein, insofern eine Figur mit time-lapse pho-
tographyarbeitet, to produce alexicon of sunflower,eine Unternehmung, die jedoch
scheitert. Vermutet wird dahinter die extreme slowness of the kinesis of plants(Le Guin,
Unreal).
6Damit wird eher die extrinsischePflanzensprache fokussiert, derer sich menschliche Ak-
teur_innen in ihrer Reflexion des Ve getabilen bedienen (Stobbe, Plant Studies,100), wobei
dies nicht ausschließen soll, dass die Pflanzen in der Kommunikation dennoch eine Rolle
spielen können. So betont Donna J. Haraway: Pflanzen kommunizieren auf vollkommene
Weise in einer riesigen Bandbreite terrestrischer Modalitäten; sie produzieren und vermitteln
Bedeutungen inmitten einer erstaunlichenGalaxie vonAssoziierten quer durch alle Taxa
lebendigerWesenund seien mithin eingebettet in komplexe Weltbearbeitungen vonArt-
GenossInnen(Haraway, Unruhigbleiben,168). Damit reagiert Haraway explizit kritisch auf
den zentralen Protagonisten aus Le Guins Kurzgeschichte, den Präsidenten der Therolingu-
istischen Gesellschaft, der die noch zu entschlüsselnde Kunst der Pflanzen(Art of the
Plant)zunächst als passiveartkonzipiert, die not an action, but areaction: not acom-
munication, but areceptionsei (Le Guin, The Unreal, Tl. II, Kap. 32), wobei bereits die
Gegenüberstellung von Kommunikationund Rezeptionals falscheOpposition erscheint.
7Solvejg Nitzke, Alte Bäumelesen. Tiefenzeitlektüren als BeziehungsarbeitimAnthropozän,
in Anthropozäne Literatur. Poetiken Genres Lektüren,hg.v. Gabriele Dürbeck et al. (Berlin:
Metzler, 2022), 183.
Transpositiones 2, 2(2023)124
Thober, Transpositiones (2023), Volume 02, 123-138, DOI 10.14220/trns.2023.2.2.123
© 2023 V&R unipress | Brill Deutschland GmbH
Open-Access-Publikation (CC BY-NC-ND 4.0)
gänzen.8Es geht demnachnicht zuerst um die Frage nach neuen literarischen
Formaten oder einer innovativen poetischen Sprache zur Beschreibung der
Pflanzenwelt. Im Zentrum steht vielmehr die Absicht, Pflanzen in ihrem kultu-
rellen Kontext möglichst adäquat lesenzu können. In dieser Hinsicht werden
die hier zu untersuchenden Zimmerpflanzen auch rezeptionsästhetisch genau
wie die vonNitzke fokussierten Bäume als Gegenstände nicht nur botanischer,
sondern auch literatur- und kulturwissenschaftlicher Arbeit []konzeptuali-
sier[t].9
Als artifiziell gezüchteten und in die kontrollierte Umwelt eines Topfes ver-
pflanztenLebewesen ist Zimmerpflanzen ein hybrider Charakter zwischen Natur
und Kultur zu attestieren. Sie lassen sich als medial vermittelndeKnotenpunkte
zwischen Menschen- und Pflanzenwelt lesen, die im Falle vonOrchideen und
Kakteen den tropischen Regenwald oder eine Wüstenlandschaftscheinbar um-
standslos ins wohltemperierte Wohnzimmeberführen.10 Methodischnähere
ich mich dieser Lesart, indem ich verschiedene poetologische bzw. ästhetik-
theoretische Skizzen vonLiterat_innen und Literaturwissenschaftler_innen auf
das realweltlichePhänomen der Zimmerpflanzen übertrage. Die Anregung dafür
gibt Raphaela Edelbauers Entdecker-Poetik: Ihre poetologische Anleitung dient
nicht primär dem Ziel, aufder Grundlage realer Erfahrungen einen literarisch
verdichteten Te xt verfassen zu können, sondern wird vielmehrals Perspekti-
vierung angeboten, um den poetischen Gehalt der Welterfahrung selbst zu be-
tonen.11 So schreibt Edelbauer [s]ogar de[m] Wuchs der Brennessel [sic!]eine
entzifferbare poetische Qualität zu.12 Dadurch öffnet sie den Raum zu einem
erweiterten Begriff vonPoesie und Poetik, der dem poststrukturalistischen
Verständnis der Welt als Text13 zu entsprechen scheint, und der sich, wie ich im
8Ibid.,186.
9Ibid.
10 Zu diesem Te mperatur-bezogenen Schluss kommen auch Ratgeber wie jener vonBrigitte
Goede am Beispiel der unter anderem im Regenwald wachsenden Orchideen,vgl. Brigitte
Goede, Das Orchideen-Buch für Fortgeschrittene (München: BLV, 2010), 8. Die Wüsten-
landschaftentwerfen explizit Caro Langton und Rose Ray, House of Plants. Mit Sukkulenten,
Luftpflanzen und Kakteen leben (Kempen: teNeues, 2018), 157.
11 Vgl. Raphaela Edelbauer, Entdecker. Eine Poetik. Mit Zeichnungen vo nSimon Goritschnig
(Wien: Klever, 2017), 1012.
12 Ibid.,11. Damit unterscheidet sich meineVorgehensweise auch vonjener Konzeption einer
Phytopoetics,die Joela Jacobs entwirft. Jacobs untersucht, how plants prompt poetic
productions,indem sie narratives by modernist German authorsuntersucht und einem
close readingunterzieht(Joela Jacobs, Phytopoetics. Upending the PassiveParadigm with
Vegetal Violence and Erotism,Catalyst. Feminism, Theory, Technoscience 5, Nr. 2(2019):1).
13 Peter Rusterholz, Poststrukturalistische Semiotik,inSemiotik/Semiotics. Ein Handbuch zu
den zeichentheoretischen Grundlagenvon Natur und Kultur /AHandbook on the Sign-
Theoretic Foundations of Nature and Culture,Bd. 1, hg.v. RolandPosner et al. (Berlin und
New York: De Gruyter, 1998), 2334.
Benjamin Thober,Phytolinguistik im Urban Jungle 125
Thober, Transpositiones (2023), Volume 02, 123-138, DOI 10.14220/trns.2023.2.2.123
© 2023 V&R unipress | Brill Deutschland GmbH
Open-Access-Publikation (CC BY-NC-ND 4.0)
Folgenden zeige, für eine kulturpoetische Neubetrachtung des Phänomens der
Zimmerpflanze besonders eignenkönnte.
Phytolinguistik:Die Sprache der Pflanzen
Die Idee einer wissenschaftlichen Disziplin der Phytolinguistikbeinhaltet nach
Haraway die Erkenntnis, dass Pflanzen eine eigenständige Form der Kommu-
nikation und Bedeutungsproduktion entwickelthaben, die in ihren Auswir-
kungen alle Lebewesen betreffe.14 Sie illustriert dies beispielhaftanhand der
evolutionsbiologisch erforschten Interaktionvon Akazien und Ameisen, die
bereits in Le Guins Kurzerzählung eine zentrale Rolle spielt: BeideSpezies seien
auf vielfältigeWeise miteinanderverflochten und bildeten Allianzen, etwaindem
die Akazie den Ameisen einen Schutzrauminihrem Blätterkleidbiete und dafür
ihrerseits vonden Ameisen vorSchädlingen geschützt werde.15 Le Guins Erzäh-
lung und Haraways Nachvollzug markieren als bemerkenswerten Aspekt, dass
die Phytolinguistik selbst in der erzählten Welt noch keine etablierte Disziplin ist,
sondern eine, die erst am Horizont der naturwissenschaftlichen Reflexion auf-
leuchte. Dadurch wird in den Worten eines bei Le Guin auftretenden Wissen-
schaftsfunktionärs, der Tiersprachen erforscht, sichtbar, [that] we must rethink
the very elements of our science, and learn awhole new set of techniques.16
Erstaunlicherweise findet sich die Idee einer linguistischen Perspektiveauf die
Sprache der Pflanzensogar in jüngeren naturwissenschaftlichen Studien: So
greifen die Pflanzenchemiker Robert A. Raguso und André Kessler,das lässt sich
bei Nitzke nachlesen, auf Analogien aus der Linguistik zurück, um die chemische
Interaktion der Pflanzen untereinander und mit ihrerUmwelt greifbar zu ma-
chen, sodass Menschen die beobachteten biochemischen Prozesse als Kommu-
nikationsform verstehen und analysieren können.17
Das somit skizzierte Problemeiner sprachlichen Vermittlung der Welt scheint
auch in Raphaela Edelbauers Poetik des Entdeckensauf, wonach die Sprache
der zentrale Baustein der Weltsei, der alle möglichen natürlichen und artifi-
ziellen Muster begründe, wie beispielsweise selbst das Flugverhalten vonVö-
geln.18 Mit Edelbauer lässt sich die Weltbetrachtung umstellen hin zu einer
Poetik, die in den Texten nicht nach der Welt, sondern in der We lt nach diesen
14 Vgl. Haraway, Unruhig bleiben,16869; siehe auch das Zitat in Anm. 6.
15 Vgl. ibid. ,169171.
16 Le Guin, Unreal,Tl. II, Kap. 32; vgl. Haraway, Unruhig bleiben,168.
17 Vgl. Nitzke, Alte Bäumelesen,19192.
18 Edelbauer, Entdecker,12: die Sprache [ist] der zentrale Baustein der Welt []. Ihre Tie-
fensemantik wird im Flug der Vögel ebenso artikuliert wie durch eine Handgeste oder in
einem Essayband vonKarl Kraus.
Transpositiones 2, 2(2023)126
Thober, Transpositiones (2023), Volume 02, 123-138, DOI 10.14220/trns.2023.2.2.123
© 2023 V&R unipress | Brill Deutschland GmbH
Open-Access-Publikation (CC BY-NC-ND 4.0)
Texten19 sucht, genauer: nach jenen poetologischen Texten, die die Autorin in
ihrer Entdecker-Poetik formuliert und in denen sie verschiedene Naturphäno-
mene sprachlich zu umreißensucht. In einer kulturpoetisch erweiterten litera-
turwissenschaftlichen Perspektivelässt sich diese Verfahrensweise jedoch prin-
zipiell auf weitereAnwendungsfälle übertragen, insofern auch andere literarisch e
Poetiken gewissermaßen nur darauf warten, in der Welt entdecktzuwerden.
Durch ein solches, eher experimentelles Vorgehen lassen sich dann neue Ak-
zentuierungen im Blick auf realweltliche Erscheinungen gewinnen.
Diesen Schrittmöchte ich in meiner Analyse vollziehen,indem ich das Phä-
nomen der Zimmerpflanzen mithilfe dreier poetologischer bzw. ästhetiktheo-
retischer Entwürfe befrage, die sich jeweils auf den Diskurs um das Anthropozän
als einem neuen, vomMenschen geprägten Erdzeitalter beziehen: Ich greife auf
Daniel Falbs poetologisches Modell des PoemPhoneTM zurück, mit dem sich
materielle Stoffströme fokussieren lassen (1), nutze die vonDavid Farrier im
Rekurs auf Donna J. Haraway formulierte Idee einer Poetics of Kin-Making
zwischen Menschen und Nicht-Menschen (2) und rekurriere auf die vonMoritz
Baßler und Heinz Drügh beschriebene Alltagsästhetik des Anthropozäns, die die
beiden Autoren in Leif Randts Roman Allegro Pastell identifizieren (3). Mit
diesem Vorgehen verbinde ich weniger die Absicht,die anthropozentrische
Perspektivezugunsteneiner vonder Pflanzenwelt ausgehenden Betrachtungs-
weise abzulösen,wie es beispielsweise Heather I. Sullivan in ihren Überlegungen
zu einem anthropozänen Plant Scale versucht.20 Vielmehr sollausgelotet werden,
welche kulturellen Sinngebungeninder jeweiligen poetologischen Perspekti-
vierung der Zimmerpflanzen sichtbar werden. Dies trägt dem Umstand Rech-
nung, dass Zimmerpflanzen und Bäume nicht selbst erzählen,was nach Nitzke
jedoch keinesfalls bedeutet, dass sie nichtTräger vonGeschichte(n)sein kön-
nen. Die Arbeit des Lesens und (weiter) Erzählens verbleibt dann bei den Men-
schen.21
Quellen der Untersuchung sind insbesondere Pflanzenratgeber und lifesty-
leorientierte Fotobände oder Blog-Beiträge. Dazu zählt auch der Band Plant
Tribe vonIgor Josifovic und Judith de Graaff, die als Urban Jungle Bloggers
bekannt wurden22 und deren labelling auch für diesen Artikel titelgebendist. Im
19 Ibid.,12.
20 Aflorospheric view, however estranging and skewed by human inflection it will inevitably
be,argumentiert Sullivan, grounds our thinkingwith amultispecies frame(Heather I.
Sullivan, Plant Scale and the Anthropocene,inNarratives of Scale in the Anthropocene.
Imagining Human Responsibility in an Age of Scalar Complexity,hg. v. Gabriele Dürbeck und
Philip Hüpkes (New York und London: Routledge, 2022), 95.
21 Nitzke, Alte Bäume lesen,193, hier mit Bezug auf eine Studie vonErin James: James lese
Bäume wie eine Leserin vonLiteratur.
22 Vgl. Igor Josifovic und Judith de Graaff, Plant Tribe. Vomglücklichen Leben mit Pflanzen.
Fotos vonJules Villbrandt (München et al.: Prestel, 2020), 239.
Benjamin Thober,Phytolinguistik im Urban Jungle 127
Thober, Transpositiones (2023), Volume 02, 123-138, DOI 10.14220/trns.2023.2.2.123
© 2023 V&R unipress | Brill Deutschland GmbH
Open-Access-Publikation (CC BY-NC-ND 4.0)
Kern zielen meine Überlegungen darauf, die Zimmerpflanzen vermittels der
Poetiken und Ästhetiken als mediale Knotenpunkte zu lesen, also als Ve rmitt-
lungsinstanzen zwischen Menschen und Pflanzen sowie ihren ursprünglichen
Lebensräumen oder auch den Ökobilanzen, die aus ihrer Verarbeitung resul-
tieren.
Zimmerpflanzen im PoemPhoneTM
Daniel Falb schlägt mit seiner Poetik für Anthropozän-Institutionen vor, die Welt
der Institutionen nach der Logik der Smartphone-Benutzung poetischzuer-
schließen:
Das Poem ist das Phone ein mobiles, handgetragenes, internetfähiges Recherchegerät
mit einer buchstäblich unbegrenzten Menge vonkognitiven Apps (finanziell, juristisch,
statistisch etc.). Gibt Ihnen jemandein Poem, ist es so, als würde er/sie Ihnen ein
Smartphone rüberreichen, mit bestimmten noch geöffneten Apps und Dateien und
Websites und mit einer Leseanweisung für einen bestimmten kognitiven Pfad durch
sie hindurch.23
Die vonEdelbauer skizzierte Logik, die Texte in die Welt zu tragen, anstatt die
Welt in den Te xtennur nachzubilden, ist auch hier ein zentrales Prinzip, denn
Falbs Dichtungsoll ein Werkzeug zur Intervention in dasneue geologische
Zeitalter des Anthropozäns darstellen.24 Inhaltlich geht es ihm vorallem darum,
das Anthropozän als Machteffekt zu verstehen, der Wissen in geologische Kraft
transformiert und sowohl positiveals auch negativesoziale und ökologische
Auswirkungen zeitige.25 Diese Auswirkungen sollen poetisch nachvollziehbar
und institutionenkritisch gewendet werden, etwadurch die Untersuchung des
eng verwobenen stofflichen und ideellen Metabolismus vonKulturinstitutionen
vermittels des Studiums bürokratischer Textgattungen.26 Anwendungsfälle des
Falbschen Phone finden sichimGedichtband Orchidee undTechnofossil (2019),27
jedoch auch, so meine Lesart,ineinigen essayistischen Te xtenFalbs. So reflek-
tiert der Dichter in seinem Beitrag für den Begleitband zum Droste Landschaft:
Lyrikweg die artifizielle Umwelt der münsterländischen Landwirtschaftund ihre
potenzielle Vermessung durch Technologien der Augmented Reality: Worauf
wir unserenBlick zunehmend richten,argumentiert Falb, sind nur mehr die
23 Daniel Falb, Poetik für Anthropozän-Institutionen,Edit 80 (2020): 47.
24 Vgl. Daniel Falb, Anthropozän. Dichtung in der Gegenwartsgeologie (Berlin: Verlagshaus
Berlin, 2015), 3637.
25 Vgl. Falb, Poetik,4344.
26 Vgl. ibid. ,4647, 5356.
27 Vgl. Daniel Falb, Orchidee und Technofossil (Berlin: kookbooks, 2019).
Transpositiones 2, 2(2023)128
Thober, Transpositiones (2023), Volume 02, 123-138, DOI 10.14220/trns.2023.2.2.123
© 2023 V&R unipress | Brill Deutschland GmbH
Open-Access-Publikation (CC BY-NC-ND 4.0)
Displays, Anzeigen,Karten und Diagramme.28 In Falbs Beitrag entsteht aus
dieser Perspektivierungjedoch kein Gedicht, sondern eher eine essayistische
Reflexion. In diesem essayistischen Sinne möchte ich das PoemPhone auf das
Phänomen der Zimmerpflanzen richten.
Richtet man die Kamera eines aktuellen iPhones aufein typisches Exemplar
aus der Orchideengattung der Phalaenopsis, so erkennt das Smartphone die
Pflanze umstandslos: Über die Funktion Siri-Wissenvermittelt es eine kurze
Lexikondefinition aus Wikipedia und es zeigt ähnliche Pflanzenbilder aus dem
Internet an.29 Hebt man das hier vorliegende Exemplarder Orchidee anschlie-
ßend aus dem Übertopf, so verrät der auf den Innentopf aufgedruckte Plant
Passport der Europäischen Union, dass die Orchidee aus einer niederländischen
Züchtung stammt.Der Plant Passport enthält außerdem einen Rückverfolg-
barkeitscode,der es den Behörden ermöglichensoll, die Pflanzengesundheit
sicherzustellen.30
Durch den vonder Europäischen Union gesteckten Rechtsrahmen verweist
die Pflanze selbst noch im Wohnzimmerder Endkund_innenauf ihren Wa-
rencharakter, ihre Züchtungsentwicklung sowie ihre Transportgeschichte. Das
ermöglicht eine institutionenkritische Lektüre im Sinne des PoemPhone, wobei
die durch den Plant Passport flankierte Orchideegleichsam selbst zum Lesege-
genstand wird. Für Falb muss sich die Dichtung im Anthropozän ohnehin für
eine Ablösung vonder Schrifffnenund stattdessen die Zahlen- und Datenwelt
des neuen Erdzeitaltersdurchmessen31 ja, selbst der dunkle[] Mageninhalt
wird für ihn nicht nur zum Gegenstand, sondern gar zur möglichenVerkörpe-
rung des PoemPhone.32 Da erscheint es nur als kleiner gedanklicher Schritt, auch
eine Pflanze als potentiell poetisches Medium zu lesen, das die florale Ästhetik
untrennbar mit der stofflichen und institutionellen Dimension der Pflanzenge-
schichte verknüpft. Gerade die durchBilderkennungssoftwareermöglichte au-
tomatisierte Benennung der Pflanze sowie ihre Verknüpfung mit weiterführen-
den Informationstextwelten im Smartphone kennzeichnet ihre Poetisierung im
Sinne des PoemPhone, insofern dasPhone den poetischen Blick perspektiviert.
Falb und sein Illustrator Andreas Töpfer deuten eine entsprechende Logik üb-
rigens genau am Beispiel der hier besprochenen Pflanze auf dem Coverbild von
28 Daniel Falb, Die Erweiterte Realita
¨tder Annette vonDroste-Hu
¨lshoff,inDroste-Landschaft.
Lyrikweg. Wanderbuch, hg.v. Jörg Albrecht et al. (Havixbeck:Burg Hülshoff Center for
Literature,2021), 87.
29 Bei dem verwendeten Gerät handelt es sich um ein iPhone der zwölften Generation.
30 Vgl. Landwirtschaf tskammer Nordrhein-Westfalen, Der neue EU-Pflanzenpass,abgerufen
am 19.12.2022, https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/pflanzenschutz/psd
/pdf/pflanzenpass.pdf.
31 Vgl. Falb, Anthropozän,29, 3435.
32 Falb, Poetik,55: Essen sie die Sachen und gehen sie mit vollem Magen zur Veranstaltung. Ihr
dunkler Mageninhalt ist das PoemPhone.
Benjamin Thober,Phytolinguistik im Urban Jungle 129
Thober, Transpositiones (2023), Volume 02, 123-138, DOI 10.14220/trns.2023.2.2.123
© 2023 V&R unipress | Brill Deutschland GmbH
Open-Access-Publikation (CC BY-NC-ND 4.0)
Orchidee und Technofossil an: Das Außencover zeigt eine Hand mit erhobenem
Smartphone, aus dessen bereits brüchig gewordenem Display einige Orchide-
enblüten herauswachsen. Das Innencoverwiederumzeigt kein Smartphone
mehr, sondern nur noch die Orchidee in der gezeichneten Hand: Das Phone ist
hier das Poem, und das Poem ist die Orchidee. Dem Titel entsprechend ist dem
Gedichtband das berühmte Zitat vonDeleuze und Guattari zum Verhältnis von
Wespe und Orchideevorangestellt,33 wenngleich die Pflanze in den Gedichten
keine weitereRolle mehr spielen wird.
Um der institutionenkritischen Dimension des PoemPhonegerecht zu wer-
den, lohnt sich ein vonden bisherigen Informationen ausgehender Blick aufein
aktuelles Paper zum Global Orchid Market aus dem Jahre 2021, mit dem die
Anwesenheit der Pflanze in unseren Wohnräumen übrigens besonders in
Wohnzimmern und Küchen34 als Resultat eines globalen ökonomischen
Marktgeschehens sichtbar wird. Demzufolge ist die Phalaenopsis die wirt-
schaftlich bedeutsamste Orchideeamglobalen Markt. Sie werde besondersin
Belgien, den Niederlanden, Taiwan und Thailand unter der Zuhilfenahmeela-
borierter Züchtungstechnologien produziert.35 Mit Blick auf die europäische
Konsumentenstrukturmahnen die Autor_innenzeitgemäße Marketingstrate-
gien insbesondere im Internet an. Zu den wichtigsten Kaufgründen zählen sie
den Preis, hilfreiche Pflegehinweise, lange Blütephasen und eine geringe Che-
miebelastung.36 Grundsätzlich florieren Zimmerpflanzen zunehmend in den
Social-Media-Profilen urbaner Millennials, wobei unter anderem Klimaschutz-
aspekte und Wellness-Trends eine Begründung für die wachsendeBeliebtheit
der Pflanzen in der jüngeren Generation liefern könnten.37 Die Kulturwissen-
schaftlerinnen Marianna Szyczygielska und Olga Cielemeckaweisen jedoch auf
die koloniale Verflechtungsgeschichte zahlreicher Zimmerpflanzen hin, die von
ihren lifestyleorientierten Besitzer_innen meist nicht reflektiert werde.38 Ein-
schlägigeMedienbeiträge referieren zudem, dass die Ökobilanz vonZimmer-
pflanzen oftmals problematisch sei.39 Es gibt allenfalls einzelne Anbieter, die
33 Seid der rosarote Panther und ihr werdet euch lieben wie We spe und Orchidee, Katze und
Pavian. Deleuze/Guattari, Tausend Plateaus.Falb, Orchidee,45.
34 Vgl. Shih-Chang Yuan et al. , The Global Orchid Market,inThe Orchid Genome. Com-
pendium of Plant Genomes,hg. v. Fure-Chyi Chen und Shih-Wen Chin (Cham: Springer
Nature Switzerland,2021), 28.
35 Vgl. ibid. ,1.
36 Vgl. ibid. ,2627.
37 Vgl. MariannaSzczygielska und Olga Cielemecka, Introduction to Special Section. Planta-
rium.Human-vegetal ecologies,Catalyst. Feminism, Theory,Technoscience 5, Nr. 2(2019):
12.
38 Vgl. ibid. ,25.
39 Vgl. Nachhaltige Zimmerpflanzen. Wikologisch ist der Urban Jungle zu Hause?,Bayern
3, letzte Änderung am 17. 06.2020, https://www.bayern3.de/puls-reportage-nachhaltige-zim
merpflanzen-wie-oekologisch-ist-der-urban-jungle-zuhause.
Transpositiones 2, 2(2023)130
Thober, Transpositiones (2023), Volume 02, 123-138, DOI 10.14220/trns.2023.2.2.123
© 2023 V&R unipress | Brill Deutschland GmbH
Open-Access-Publikation (CC BY-NC-ND 4.0)
explizit auf einen umweltfreundlichen Züchtungsprozess achten. Dazu zählt
Hanspeter Meyer, Geschäftsführer einer Orchideenzucht im schweizerischen
Kanton Zürich.Ineinem Blogbeitrag auf dem Karrierenetzwerk Linkedin skiz-
ziert er den hohen Energieaufwand in der europäischen Zucht einer aus der
tropischen Klimazone stammenden Pflanze, die zusätzliche Wärme und teil-
weise auch künstliches Lichtbenötige sowie den entsprechenden Lösungsan-
satz, dafür nur Energie aus erneuerbarenund CO2-neutralen [sic!] Quellenzu
verwenden. Auch in der Kundenberatung gehöre es zur Unternehmensphiloso-
phie, eine möglichst ökologische Düngestrategie ohne Chemieeinsatz zu emp-
fehlen.40
Ein poetologischinformierter Blick auf die Phalaenopsis illustriert unter
Zuhilfenahmedes PoemPhone somit die vielfältigen Ve rknüpfungen der ein-
zelnen Pflanze mit ihren institutionellen Produktions- und Distributionsstruk-
turen und eröffnet Wege zu einer Problematisierung. Die Orchidee wird in dieser
Betrachtung zu einem Medium, dasdie Reflexion anthropozäner Stoffströme
befördert.
Zimmerpflanzen und Poetics of Kin-Making
Der Literaturwissenschaftler David Farrier labelt eine Untersuchungskategorie
in seiner Studie zur Lyrik des Anthropozäns unter Rückbezug auf Donna J.
Haraway als Poetics of Kin-Makingzwischen Menschen und Nicht-Men-
schen.41 In diesem Zusammenhang betrachtet er das Leben selbst als reziproke
form of poiesis,wobei er darunter die wechselseitige Erzeugung(mutual
making)aller miteinander verknüpften Lebensformen versteht.42 Im engeren
Sinne einer literarischen poiesis argumentiert Farrier normativ, die vonihm
erhoffte Poetik müsse sich thematisch dem knotty problem of loveamong
knottedbeingswidmen undImaginationsräume eröffnen, in denenZukunfts-
szenarien zwischen Welterzeugung und Apokalypse verhandelt werden.43 Hara-
wayselbst fordert, angesichts der ökologischen Krise seien ganz neue Erzäh-
lungen zu entwickeln, damit etwas komponiert werden kann, das lebbarer ist.44
Sie schlägt dafür eine Erzählhaltung vor, die menschliche und nicht-menschliche
40 Hanspeter Meyer, Nachhaltigkeit bei Orchideen,letzte Änderung am 27. 07.2019, https://
www.linkedin.com/pulse/nachhaltigkeit-bei-orchideen-hanspeter-meyer?trk=public_post.
41 David Farrier, Anthropocene Poetics. Deep Time, Sacrifice Zones, And Extinction (Minnea-
polis: University of Minnesota Press,2019), 89123.
42 Ibid.,93, vgl. auch 91: Each individualisthe outcome of an unfathomably dense and rich
series of symbiotic relations.
43 Ibid.,93.
44 Haraway, Unruhigbleiben,74.
Benjamin Thober,Phytolinguistik im Urban Jungle 131
Thober, Transpositiones (2023), Volume 02, 123-138, DOI 10.14220/trns.2023.2.2.123
© 2023 V&R unipress | Brill Deutschland GmbH
Open-Access-Publikation (CC BY-NC-ND 4.0)
Agenzien gleichermaßen einbeziehen soll.45 Handlungsträger_innen sollen die
Tentakulärensein,46 worunter alle denkmöglichen Wesen gefasst werden, die
sich netzwerkartig in einem Multispezies-Gewirrzusammenschließen kön-
nen.47 Der tentakuläre Charakter vonOrchideen lässt sich metaphorisch viel-
leicht an den Luftwurzeln der in der Natur zumeist epiphytisch wachsenden
Pflanzen ablesen, die also nicht in der Erde, sondern auf anderen Pflanzen und
Ästen gedeihen. Sie stellen auch in den Wohnzimmern gemäßigter Klimazonen
noch eine visuelle Verweisstruktur auf den tropischen und subtropischen Ur-
sprung der meisten Orchideen dar.48 Bei Haraway wird das lebendige Zusam-
menspielvon Orchideen und den Insekten diskutiert, die sie bestäuben.49 Vor
demHintergrund desbeschleunigtenArtensterbens verweist sie zurkünst-
lerischen Illustration auf den Cartoon Bee Orchidvonxkcd, in dem eine Or-
chidee als letztes verbliebenes Erinnerungsbild einer bereits ausgestorbenen
Insektenart erscheint: Nothing of the bee remains, but we know it existed from
the shape of the flower. Itsanidea of whatthe female bee looked like to the male
beeas interpreted by aplant.50 Schließlich verspricht eine der beiden
menschlichen Figuren des Cartoons, sich seinerseits dasBild der Orchidee ein-
zuprägen, da diese aufgrund des Aussterbens ihres wichtigsten Bestäubungs-
partners ebenfallsvom Aussterben bedroht sei und sich nur noch in einer Art
Notfallmechanismus selbst bestäubenkönne.51
Die meisten Orchideen in den heimischen Wohnzimmern sind Hybride aus
artifizieller Produktion, an deren Entstehung oftumdie fünfzehn Arten beteiligt
waren.52 Sie können durch eine Vielzahl vonZüchtungsmethodenentstehen: So
gerät zunehmendauch das neuere gentechnologischeInstrument CRISPR/Cas9
in den Fokus vonZüchter_innen.53 Insgesamt wurden bereits mehr als 200.000
45 Vgl. ibid. ,8081.
46 Vgl. ibid. ,49.
47 Vgl. ibid. ,50, vgl. 4950.
48 Grundsätzlich zu den Charakteristika der Epiphyten, ihren vorrangigenHerkunftsgebieten
und der Bedeutung der Orchideen innerhalb dieses Pflanzentypus vgl. Wolfgang Frey und
Werner Lösch, Geobotanik. Pflanze und Vegetation in Raum und Zeit,3.Auflage (Berlin und
Heidelberg:Springer Spektrum, 2010),40304, 40910; AndreasSendtko, Epiphyten,in
Lexikon der Biologie,hg. v. Rolf Sauermost (Heidelberg: Spektrum AkademischerVerlag,
1999), https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/epiphyten/21920; Goede, Das Orchideen-
Buch,89.
49 Vgl. Haraway, Unruhig bleiben,96100.
50 Xkcd, Bee Orchid,zitiert nach: Haraway, Unruhig bleiben,100.
51 Vgl. Haraway, Unruhig bleiben,99100.
52 Vgl. Shih-Chang Yuan et al. , The Breeding of Phalaenopsis Hybrids,in The Orchid Genome.
CompendiumofPlant Genomes,hg.v. Fure-ChyiChen und Shih-Wen Chin (Cham: Springer
Nature Switzerland, 2021),2930.
53 Vgl. Chengru Li et al. , Areview for the breeding of orchids. Current achievements and
prospects,Horticultural Plant Journal 7, Nr. 5(2021): 38385; Vgl. Pablo Bolan˜os-Villegas et
al., The Tiny Twig Epiphyte Erycina 3pusilla, aModelfor Orchid Genome,inThe Orchid
Transpositiones 2, 2(2023)132
Thober, Transpositiones (2023), Volume 02, 123-138, DOI 10.14220/trns.2023.2.2.123
© 2023 V&R unipress | Brill Deutschland GmbH
Open-Access-Publikation (CC BY-NC-ND 4.0)
artifizielle Orchideenhybride gezüchtet.54 Kultivierte Pflanzen mit einem ent-
sprechenden Vermarktungsnamen wie beispielsweise das Kultivar Rainbow‘–
sind stets genetisch identisch und exakte Kopien voneinander.55 Die lebendigen
Dynamiken zwischen Orchideen und Insekten spielen in der Züchtung also keine
Rolle mehr.Aus einer Vogelperspektiveauf das Leben der Erde, darauf hat
Heather I. Sullivan hingewiesen,ist das menschliche Leben stillasubcategory of
the larger scale of vegetal, photosynthesizinglife.56 Im menschlichen Blick auf
die Zimmerpflanze hingegen scheint vordergründig jene moderne Konstellation
der Naturbeherrschung zu dominieren, die Sullivan als faustisch oder promet-
heisch charakterisiert.57
Andere Perspektivierungen sind denkbar:Womöglich konstituiert die für-
sorgende Aufmerksamkeit, die informierte Besitzer_innen ihren Pflanzen wid-
men, eine genuine Form der Verbundenheit, die der menschlichenErinnerung
an die aussterbende Orchidee aus dem Cartoon vonxkcd durchaus nahekommt
hier jedoch vonder zeitlichen auf die räumliche Ebene verschoben. Denn die
Ansiedlung tropischer und subtropischer Pflanzen in den Wohnzimmern ge-
mäßigter Klimazonen könnte auch als Versuch gewertet werden, eine Ver-
wandtschaftsbeziehung zu einer geographisch weit entferntenPflanzenwelt im
Sinne Haraways herzustellen. So ist in Ratgebern nachzulesen, wie die mensch-
liche Umsorgung der Orchideen zum Versuch führen kann, ein möglichst tro-
pisches Klima nachzubilden. Als Strategien werden das Übersprühen der
Pflanzen, die Positionierung auf mit Wasser gefüllten Schalen odersogar der
Einsatz eines mit Ultraschallarbeitenden Luftbefeuchters vorgeschlagen.58 Darin
wird eine Erfahrung der Annäherung an das weit entfernte Fremde sichtbar, wie
sie gleichsam in umgekehrter Blickrichtungauch Caro Langton in ihrem ge-
meinsam mit Rose Ray gestalteten Lifestyle-Fotoband House of Plants (2016)
schildert: Sie assoziiert die Kindheitserfahrung der wild und unbekümmert
wachsenden Zimmer- und Gartenpflanzen mit Geschichten, die in fernen
Ländern spielten.59 In ihrenReflexionen preist Langton ein Leben mit Pflanzen
Genome. Compendium of Plant Genomes,hg. v. Fure-Chyi Chen und Shih-Wen Chin (Cham:
Springer Nature Switzerland, 2021), 44.
54 Vgl. G. Seeja und S. Sreekumar, Orchid Biodiversity and Genetics,inOrchids. Phytoch-
emistry, Biology and Horticulture. Fundamentals and Applications,hg. v. Jean-Michel Me-
rillon und Hippolyte Kodja (Cham: Springer Nature Switzerland,2022), 156.
55 Jon Vanzile, Understanding Orchid Hybrids,inThe Spruce. Make your best home,letzte
Änderung am 24.05.2021, https://www.thespruce.com/understanding-orchid-hybrids-1902
817.
56 Sullivan, Plant Scale,94.
57 Vgl. ibid. ,96100.
58 Vgl. Isabelle Bert, Orchideen im Haus vonAZ. Das Katalogbuch zum Nachschlagen und
Entscheidenbers. v. Feryal Kanbay (Stuttgart: Ulmer, 2008), 2930.
59 Langton und Ray, House of Plants, 11.
Benjamin Thober,Phytolinguistik im Urban Jungle 133
Thober, Transpositiones (2023), Volume 02, 123-138, DOI 10.14220/trns.2023.2.2.123
© 2023 V&R unipress | Brill Deutschland GmbH
Open-Access-Publikation (CC BY-NC-ND 4.0)
als ästhetische Feier des Lebendigen: Pflanzen im Haus bedeuten für mich []
Lebendigkeit, Atmen, Veränderung, aufsprießendes Leben und Wachstum. Ich
fühle mich mit Zimmerpflanzen auf eine Weise verbunden, wie ich es niemals mit
einem Blumenstrauß sein könnte.60 Die beiden Autorinnen schildern Momente
der intensiven sinnlichen Resonanz, insbesondere der Geborgenheit, die sich im
Zusammenspiel mit den Zimmerpflanzen auch zwischenmenschlich entwickelt
hätten.61 Ähnlich regen auch die Urban Jungle Blogger ihre vertraulich in der
zweiten Person adressierten Leser_innen dazu an, eine enge Beziehung zu
deinen Pflanzen auf[zu]bau[en]und diese sogar als Mitbewohnerzu imagi-
nieren.62 So betrachtet tragenauchZimmerpflanzen zu einer Poetics of Kin-
Makingbei.
Zimmerpflanzen und Alltagsästhetik
Die Literaturwissenschaftler Moritz Baßler und Heinz Drügh erkennen in Leif
Randts Roman Allegro Pastell63 eine besondereForm der anthropozänen Äs-
thetik, in der selbst Themen wie Nachhaltigkeit oder Diagnosen über das An-
thropozän in Verbindung mit einer Stilkomponente prozessiert werden.64 Sie
fragen, ob diese Form einer zwar unpolitischen, aber doch nicht gleichgültigen
Perspektiveauf die ökologische Krise womöglich plausibler sei als Szenarien
radikalen Verzichts.65 Randtverhandele den Konnex vonRessourcenverbrauch,
Popkulturund Alltagsästhetikimplizit in einer Ästhetik [der] Mikroent-
scheidungen,inder Gefühle[] und persönliche[]und politische[] Einstellun-
gen mit dem Marktverwoben seien.66 So betrachtet könnten auch Zimmer-
pflanzen zur potentiellen Ausdrucksform eines Lebensgefühls werden, in dem
ein ästhetisches Bewusstsein für die nicht-menschliche Ökologie des Anthro-
pozäns entwickelt, aber gleichzeitig doch vokonomischen Aspektendurch-
drungen wird. Zimmerpflanzen fügen sich nicht nur organisch in die Architektur
moderner Wohnräume ein, so schildert es die Kunsthistorikerin Stefanie Mar-
lene Wenger, sondern werden vonihren Besitzer_innen zugleichals sympathisch
anthropomorphisiert:Dadurch nnen sieein postanthropozentrische[s]Welt-
60 Ibid.,zum Aspektder feierlichen Lebendigkeit vgl. auch 201.
61 Vgl. ibid. ,201.
62 Josifovic und de Graaff, Plant Tribe,14.
63 Vgl. Leif Randt, Allegro Pastell (Köln: Kiepenheuer &Witsch, 2020).
64 Moritz Baßler und Heinz Drügh, Gegenwartsästhetik,2.Auflage (Konstanz: Konstanz Uni-
versity Press, 2021), 245.
65 Ibid.,245.
66 Ibid.,24546.
Transpositiones 2, 2(2023)134
Thober, Transpositiones (2023), Volume 02, 123-138, DOI 10.14220/trns.2023.2.2.123
© 2023 V&R unipress | Brill Deutschland GmbH
Open-Access-Publikation (CC BY-NC-ND 4.0)
bild[]in einem HarawayschenSinne befördern.67 Wengerzeigt jedoch ande-
rerseits, dass in der Zimmerpflanzenästhetik das Lifestylemodellder digitalen
Nomaden zum Ausdruck komme, die über ein ökologisches, jedoch vorallem
ein ökonomisches und ästhetisches Bewusstseinverfügen.68 Gerade die sinn-
lich-ästhetische Perspektivierung verspricht zwar eine genuine Verbindung
zwischen Menschen und Pflanzen, wie sie beispielhaft in den obigen Zitaten von
Caro Langton und den Urban Jungle Bloggers deutlichwurde, doch wird die
angestrebte affektiveBeziehung zur Lebendigkeit der vegetabilen We lt zugleich
voneiner funktionalen Logik überlagert, wenn etwainHouse of Plants geschil-
dert wird, dass Pflanzen am Arbeitsplatz wunderbarzur Produktivität []
beitragenkönnen,als erfrischender Kontrast zu all derTechnik.69 Auch
Josifovic und de Graaff betrachten Pflanzen als förderlich für die Kreativität am
Arbeitsplatzund preisen sie in einer leichten Übersteigerung der ökonomischen
Logik sogar als Geschäftsidee.70
In einer Szene in Randts Allegro Pastell,die in der Rezeptionbesondere
Aufmerksamkeit erfahren hat,71 trinken die beiden Hauptfiguren Ta nja und Je-
rome gemeinsam grünen Tee, ohne dabei miteinander zu sprechen: Mithilfe der
Teezeremonie hatten sie sich bewiesen, dass sie auch gemeinsam schweigen
konnten.72 Für Tanja kontrastiert dieses wiederkehrende Ritualmit der Er-
innerung an die Nikotinabhängigkeit eines früheren Partners, dem sie auf dem
Balkon beim Rauchen Gesellschaftleistete.73 Implizit werden in dieser Szene jene
mannigfaltigen Affärenaufgerufen, die wir mit der Welt, mit Materialien und
Rohstoffenund auch mit der Natur habenund die nach Baßler und Drügh bei
Randt nicht zuletzt die Alltagsästhetikdurchdringen.74 Die Urban Jungle
Bloggers wären mit der geschilderten Szenevermutlich einverstanden wobei sie
auf den Teepotentiell verzichten könnten.Ihrerseits erleben Josifovic und de
Graaff Momente der Entschleunigungin der Begegnung mit Pflanzen: Sie
seien die besten Lehrmeister für ein entschleunigtes, bewusstes Leben. Pflanzen
benötigen Zeit, um zu wachsen. Sie hetzen nicht.75 Durch eine solche Haltung,
67 Stefanie Marlene We nger, Beyond Decoration. Die Wirkmacht der To pfpflanze im Kunst-
Display der Postdigitalität. Eine Case Study am Beispiel vonNew Eelam,Postdigital
Landscapes. Kunst und Medienbildung in der digital vernetzten Welt,hg. v. Kristin Klein und
Willy Noll, ZeitschriftKunst Medien Bildung |zkmb 2019, 11, abgerufen am 19. 12. 2022,
https://zkmb.de/beyond-decoration-die-wirkmacht-der-topfpflanze-im-kunst-display-der-
postdigitalitaet/; vgl. auch ibid.,711.
68 Ibid.,11.
69 Langton und Ray, House of Plants,162, ähnlich auch vgl. 201.
70 Josifovic und de Graaff, Plant Tribe,162, 164.
71 Vgl. Ijoma Mangold, Das absoluteJetzt,inDie Zeit Nr. 11 (2020).
72 Randt, Allegro Pastell,76.
73 Ibid.
74 Baßler und Drügh, Gegenwartsästhetik,246.
75 Josifovic und de Graaff, Plant Tribe,143.
Benjamin Thober,Phytolinguistik im Urban Jungle 135
Thober, Transpositiones (2023), Volume 02, 123-138, DOI 10.14220/trns.2023.2.2.123
© 2023 V&R unipress | Brill Deutschland GmbH
Open-Access-Publikation (CC BY-NC-ND 4.0)
nimmt man sie ernst, wird der planetarischen Ökologie zumindest kein Schaden
zugefügt.
Fazit
Die Perspektivierung der Zimmerpflanzen vermittels aktueller Poetiken und
Ästhetiken zum Mensch-Natur-Verhältnis hat gezeigt,was es bedeuten könnte,
Zimmerpflanzen als poetische Medien zu lesen, die ihre Besitzer_innen mit
vielfältigen Verknüpfungspunkten zur lebendigen Pflanzenwelt konfrontieren.
Mehr noch als neue literarische und künstlerische Ausdrucksformen und Genres
braucht es in diesem Sinne neue Rezeptionsformen, die den multispecies-Netz-
werken der GegenwartausreichendeAufmerksamkeit schenken können.
Bibliografie
Baßler, Moritz und Heinz Drügh. Gegenwartsästhetik. 2. Auflage. Konstanz: Konstanz
University Press, 2021.
Bert, Isabelle. Orchideen im Haus vonAZ. Das Katalogbuchzum Nachschlagenund
Entscheiden. Übersetzt vonFeryal Kanbay. Stuttgart: Ulmer, 2008.
Bolan˜os-Villegas,Pablo, Chen Chang und Fure-Chyi Chen. The Tiny Twig Epiphyte
Erycina 3pusilla, aModel for Orchid Genome.InThe Orchid Genome. Compendium of
Plant Genomes. Herausgegeben vonFure-Chyi Chen und Shih-Wen Chin, 4147. Cham:
Springer Nature Switzerland, 2021.
Edelbauer, Raphaela. Entdecker.Eine Poetik. Mit Zeichnungen vonSimon Goritschnig.
Wien: Klever, 2017.
Falb,Daniel. Anthropozän. Dichtung in der Gegenwartsgeologie. Berlin: VerlagshausBerlin,
2015.
.Die Erweiterte Realita
¨tder Annette vonDroste-Hu
¨lshoff.InDroste-Landschaft. Ly-
rikweg. Wanderbuch, Herausgegeben vonJörg Albrecht, Claudia Ehlert, Jochen Gry-
watsch,Farah Heiß, Monika Rinck, John Burnside, Iain Galbraith,Lydia Daher, Imtiaz
Dharker und Sophie Beese 8493. Havixbeck: Burg Hülshoff Center for Literature,2021.
.Orchidee und Technofossil. Berlin: kookbooks, 2019.
.Poetik für Anthropozän-Institutionen.Edit 80 (2020): 4057.
Farrier, David. Anthropocene Poetics. Deep Time, Sacrifice Zones, And Extinction. Min-
neapolis: UniversityofMinnesota Press, 2019.
Frey,Wolfgang und Werner Lösch. Geobotanik. Pf lanze und Vegetation in Raum und Zeit.
3. Auflage.Berlin und Heidelberg:SpringerSpektrum,2010.
Goede, Brigitte. Das Orchideen-Buch für Fortgeschrittene. München: BLV, 2010.
Haraway, DonnaJ.Unruhig bleiben. Über die Verwandtschaftder Arten im Chthuluzän.
Übersetzt vonKarin Harrasser. Frankfurt a. M.: Campus,2018.
Transpositiones 2, 2(2023)136
Thober, Transpositiones (2023), Volume 02, 123-138, DOI 10.14220/trns.2023.2.2.123
© 2023 V&R unipress | Brill Deutschland GmbH
Open-Access-Publikation (CC BY-NC-ND 4.0)
Jacobs, Joela. Phytopoetics. Upendingthe PassiveParadigmwith Vegetal Violence and
Erotism.Catalyst. Feminism, Theory, Technoscience 5, Nr. 2(2019): 118.
Josifovic, Igor und Judith de Graaff. Plant Tribe. Vomglücklichen Leben mit Pflanzen. Fotos
vonJules Villbrandt. München, London und New York: Prestel, 2020.
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Der neue EU-Pflanzenpass.Abgerufen
am 19.12.2022. https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/pflanzenschut
z/psd/pdf/pflanzenpass.pdf.
Langton, Caro und Rose Ray. House of Plants.Mit Sukkulenten,Luftpflanzen und Kakteen
leben. Kempen: teNeues,2018.
Le Guin, Ursula K. The Unrealand the Real. The Selected Short Stories of UrsulaK.LeGuin
(English Edition). [o. O.]: Saga Press, 2016. Tl. II, Kap. 32, Kindle.
Li, Chengru, Na Dong, YameiZhao, Shasha Wu und Zhongjian Liu. Areview for the
breeding of orchids. Currentachievements and prospects.Horticultural Plant Journal
7, Nr. 5(2021): 38092.
Mangold, Ijoma. Das absolute Jetzt.Die Zeit Nr. 11 (2020).
Meyer, Hanspeter. Nachhaltigkeit bei Orchideen.Letzte Änderung am 27.07.2019.
https://www.linkedin.com/pulse/nachhaltigkeit-bei-orchideen-hanspeter-meyer?trk=
public_post.
NachhaltigeZimmerpflanzen:W
ie ökologisch ist der Urban Jungle zuhause?Bayern 3.
Letzte Änderung am 17. 06. 2020. https://www.bayern3.de/puls-reportage-nachhaltige
-zimmerpflanzen-wie-oekologisch-ist-der-urban-jungle-zuhause.
Nitzke, Solvejg. Alte Bäume lesen. Tiefenzeitlektüren als Beziehungsarbeit im Anthro-
pozän.InAnthropozäne Literatur.Poetiken Genres Lektüren. Herausgegeben von
Gabriele Dürbeck, Simon Probst und Christoph Schaub, 183199.Berlin: Metzler, 2022.
Randt, Leif. Allegro Pastell. Köln: Kiepenheuer &Witsch 2020.
Rusterholz, Peter. Poststrukturalistische Semiotik.InSemiotik/Semiotics. Ein Handbuch
zu den zeichentheoretischen Grundlagen vonNatur und Kultur/ AHandbook on the
Sign-Theoretic Foundations of Nature and Culture. Bd. 1. Herausgegeben vonRoland
Posner, Klaus Roberingund Thomas A. Sebeok, 23292339. Berlin und New York: De
Gruyter, 1998.
Seeja, G. undS.Sreekumar. Orchid Biodiversityand Genetics.InOrchids. Phyto-
chemistry, Biology and Horticulture. Fundamentals and Applications. Herausgegeben
vonJean-Michel Merillon und Hippolyte Kodja, 153171. Cham: SpringerNature
Switzerland, 2022.
Sendtko, Andreas. Epiphyten.InLexikonder Biologie. Herausgegeben vonRolf Sauer-
most und Doris Freudig. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag, 1999. Abgerufen
am 19.12.2022. https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/epiphyten/21920.
Stobbe, Urte. Plant Studies: Pflanzen kulturwissenschaftlich erforschen Grundlagen,
Tendenzen, Perspektiven.Kulturwissenschaftliche Zeitschrift 4, Nr. 1(2019): 91106.
Sullivan, Heather I. Plant Scale and the Anthropocene.InNarratives of Scale in the
Anthropocene. Imagining Human Responsibility in an Age of Scalar Complexity. Her-
ausgegeben vonGabriele Dürbeck und Philip Hüpkes, 94109. New York und London:
Routledge, 2022.
Szczygielska, Marianna und Olga Cielemecka. Introduction to Special Section.Planta-
rium.Human-Vegetal Ecologies.Catalyst. Feminism, Theory, Technoscience 5, Nr. 2
(2019): 112.
Benjamin Thober,Phytolinguistik im Urban Jungle 137
Thober, Transpositiones (2023), Volume 02, 123-138, DOI 10.14220/trns.2023.2.2.123
© 2023 V&R unipress | Brill Deutschland GmbH
Open-Access-Publikation (CC BY-NC-ND 4.0)
Vanzile, Jon. UnderstandingOrchid Hybrids.The Spruce. Make your best home. Letzte
Änderung am 24.05.2021. https://www.thespruce.com/understanding-orchid-hybrids
-1902817.
Wenger, Stefanie Marlene. Beyond Decoration. Die Wirkmacht der Topfpflanze im Kunst-
Display der Postdigitalität. Eine Case Study am Beispiel vonNew Eelam.In: Postdigital
Landscapes.Kunst und Medienbildung in der digital vernetzten Welt. Herausgegeben
vonKristin Klein und Willy Noll. ZeitschriftKunst Medien Bildung|zkmb2019. Ab-
gerufen am 19.12.2022. https://zkmb.de/beyond-decoration-die-wirkmacht-der-topfp
flanze-im-kunst-display-der-postdigitalitaet/.
Yuan,Shih-Chang, Pablo Bolaños-Villegas,Chin-Yi Tsao und Fure-Chyi Chen. The
BreedingofPhalaenopsis Hybrids.InThe Orchid Genome. CompendiumofPlant
Genomes. Herausgegeben vonFure-Chyi Chen und Shih-Wen Chin, 2940. Cham:
Springer Nature Switzerland, 2021.
Yuan,Shih-Chang, Setapong Lekawatana, Teresita D. Amore, Fure-ChyiChen, Shih-Wen
Chin, David Monge Vega und Yin-Tung Wang. The Global Orchid Market.InThe
OrchidGenome. Compendium of Plant Genomes. Herausgegeben vonFure-Chyi Chen
und Shih-Wen Chin,1128. Cham: Springer Nature Switzerland, 2021.
Transpositiones 2, 2(2023)138
Thober, Transpositiones (2023), Volume 02, 123-138, DOI 10.14220/trns.2023.2.2.123
© 2023 V&R unipress | Brill Deutschland GmbH
Open-Access-Publikation (CC BY-NC-ND 4.0)
ResearchGate has not been able to resolve any citations for this publication.
Article
Full-text available
This is the introduction to the special section.
Article
Full-text available
Orchids are horticultural plants with significant ornamental and economic value. Increasing market circulation and rising trade in orchids is forcing breeders to develop varieties with unique characteristics, including flower color, morphology, and resistance using a range of approaches, including traditional and molecular breeding. Advances in high-throughput technologies have generated extensive data sets with greater sequencing depths and broader coverage, providing the potential for discovering new genes/pathways that give rise to key traits. Several attempts have been made to use emerging molecular and omics methods to accelerate the breeding process in certain of the commercially valuable orchids. This review consolidates current approaches and achievements in orchid breeding and discusses their future applications for improving the resistance, ornamental, and other valuable characteristics of these plants.
Article
Full-text available
In der deutschsprachigen Forschungslandschaft bildet sich derzeit eine kulturwissenschaftliche Pflanzenforschung (Plant Studies) heraus, die auf den neueren Untersuchungen der Botanik und Philosophie zu Pflanzen fußt und die theoretischen Grundlagen mit denen des Ecocriticism und der Animal Studies teilt. Zentrale Strömungen und aktuelle Tendenzen werden ebenso vorgestellt, wie auch der aktuelle Forschungsstand mit dem Fokus auf der kulturwissenschaftlichen Germanistik.
Article
This article develops the notion of phytopoetics, which describes the role of plant agency in literary creations and the cultural imaginary. In order to show how plants prompt poetic productions, the article engages with narrative examples by modernist German authors Oskar Panizza, Hanns Heinz Ewers, and Alfred Döblin, which feature vegetal eroticism and violence. By close reading these texts and their contexts, the article maps the role of plant agency in the co-constitution of a cultural imaginary of the vegetal that results in literary works as well as societal consequences.
Understanding Orchid Hybrids". The Spruce. Make your best home
  • Jon Vanzile
Letzte Änderung am 27. 07
  • Hanspeter Meyer
  • Nachhaltigkeit Bei Orchideen
The Breeding of Phalaenopsis Hybrids," in The Orchid Genome
  • Vgl
  • Shih-Chang Yuan
Vgl. Shih-Chang Yuan et al., "The Breeding of Phalaenopsis Hybrids," in The Orchid Genome. CompendiumofP lant Genomes,hg. v. Fure-ChyiChen und Shih-Wen Chin (Cham: Springer Nature Switzerland, 2021),29-30.
Ar eview for the breeding of orchids. Current achievements and prospects
  • Chengru Vgl
  • Li
Vgl. Chengru Li et al., "Ar eview for the breeding of orchids. Current achievements and prospects", Horticultural Plant Journal 7, Nr. 5(2021): 383-85; Vgl. Pablo Bolan˜os-Villegas et al., "The Tiny Twig Epiphyte Erycina 3pusilla, aModelfor Orchid Genome",inThe Orchid Genome. Compendium of Plant Genomes,hg. v. Fure-Chyi Chen und Shih-Wen Chin (Cham: Springer Nature Switzerland, 2021), 44.