Theorien des Zielsetzens und mehr noch Theorien des Zielstrebens sind in den letzten Jahren zunehmend in das Zentrum sozialpsychologischer Forschung gerückt. Die Veröffentlichung verschiedener Sammelbände (z.B. Frese & Sabini, 1985; Gollwitzer & Bargh, 1996; Martin & Tesser, 1996; Pervin, 1989) und Überblicksarbeiten (z. B. Austin & Vancouver, 1996; Gollwitzer & Moskowitz, 1996; Karniol & Ross, 1996; Karoly, 1993) dokumentiert das zunehmende Interesse an der Forschung zielbezogener Phänomene. Diese rezente Forschung löst die traditionelle Motivationspsychologie ab, die bislang davon ausging, dass die Bereitschaft, ein bestimmtes Verhalten auszuführen, ausreichend durch die Variablen Erwartung und Anreiz bestimmt ist (Heckhausen, 1989). Auf der Grundlage von Erwartungen und Anreizen motiviert zu sein, reicht jedoch weder aus für das Setzen von Zielen (Oettingen, 1996, 1999) noch für das Erreichen bereits gesetzter Ziele (Geen, 1995; Gollwitzer, 1990; Heckhausen, 1989; Kuhl, 1984), weil sowohl die Zielsetzung als auch die Zielrealisierung von Prozessen der Selbstregulation abhängig ist. Das vorliegende Kapitel erörtert Theorien, die verschiedene Determinanten und Prozesse der Zielsetzung und der Zielrealisierung spezifizieren. Wir werden zunächst fragen, welche personbezogenen und situativen Variablen das Setzen von Zielen begünstigen und auf welchen psychologischen Prozessen die Zielsetzung basiert. Danach wird diskutiert, welche inhaltlichen und strukturellen Merkmale gesetzter Ziele die Zielverwirklichung erleichtern und welche Strategien der Selbstregulation zu besonders effektivem Zielstreben führen.