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[Anmerkungen, nicht drucken: 533 Worte]
[Version 230414]
[Text ist absichtlich "komisch" geschrieben, siehe unten]
Editorial
Seit Anfang Jahr reden alle über ChatGPT, das plaudernde Computerprogramm, das
einem die Hausaufgaben schreibt und als Experte alles weiss und kann: Super!
Künstliche Intelligenz hat alles Wissen dieser Welt aufgesaugt und erklärt sie uns: ein
Traum wird wahr!
Wie funktioniert das eigentlich (werden Sie sich vielleicht schon gefragt haben)?
ChatGPT hat gelernt, die Wahrscheinlichkeit in einer Wortfolge zu bestimmen, mit
der das nächste Wort kommt. Ein Beispiel: Ostern war gerade, und Sie haben
wahrscheinlich so etwas wie "Frohe Ostern" gesagt und um sich herum gehört. Hätte
ein Witzbold "Happy Christmas" dazwischen gerufen, hätten Sie wahrscheinlich
geschmunzelt, gelacht oder gar gedacht: 'was für ein Idiot'. Unser Gehirn macht
fortwährend solche Vorhersagen über die Welt, und erst wenn es anders kommt als
erwartet, dann wird gerechnet. Und genauso können wir Menschen mittlerweile
Computer konstruieren, die wie wir aus Fehlern der Vorhersage lernen. Intelligenz ist
genau das: ein Problem lösen zu können, eine fehlerhafte Vorhersage schrittweise
der Wirklichkeit anpassen zu können und adäquat in der Welt, erfolgreich, handeln
zu können. Das ist der Job des Gehirns: uns zu beschützen (1. Prio) und ein
erfolgreiches Leben zu ermöglichen. Was 'erfolgreich' en détail ist, muss sich im
Laufe des Lebens erst noch herausstellen (mindestens aber Prio 1 ermöglichen).
ChatGPT ist also quasi die sprechende Super-Wikipedia.
So weit, so gut. Mit der Wiki haben wir Dozierende ja so unsere Erfahrungen
gesammelt: Viele Lernenden kupfern hemmungslos ab, und es macht viel Mühe, das
wieder auseinander zu pfriemeln. Aber immerhin, Fake bei Wiki zu finden, ist eher
selten – besonders wenn man die englische Wikipedia verwendet, denn da schreiben
Millionen von Menschen dran und überprüfen alles ständig. Bei der
deutschsprachigen Wiki sind es dagegen deutlich weniger Autor*innen und
manchmal ist da leider doch Unsinn drünne. Beherzte Dozierende spitzen die Feder
und machen sich dran, selber den Wikipedia-Eintrag zu korrigieren. Das kostet Zeit
und keiner lobt einen, denn (fast) keiner merkt's ( Versionsgeschichte). Übrigens,
falls Sie sich fragen, warum ich mich hier so kraus ausdrücke – naja, ich versuche,
mit möglichst seltenen Wendungen zu zeigen, dass dieser Text eben nicht
computergeneriert ist. Dieses Sich-kraus-Ausdrücken widerspricht unserem
Dozierenden-Codex, möglichst inklusiv zu sprechen und zu schreiben. Mein Text hier
erreicht in http://www.leichtlesbar.ch den leicht grottigen Wert von 48 (100 ist das
Ziel).
Genug geplaudert.
Wo ist der Haken an ChatGPT? Der Haken, das sind die Fakes, die Lügen. Wobei,
vorsätzlich ist das nicht, dass ChatGPT die Datenlage etwas kreativ handhabt. Die
Flunkerei geschieht einfach (die Entwickler-Firma OpenAI weiss darum und arbeite
dran, heisst es). Die Krux liegt an dem stochastischen Sprachmodel: es ermöglicht
eben auch solche Sachen wie1: "Write an abstract of a study which investigated the
frequency of nail fungi in Switzerland" (hab' ich gemacht), also dass ChatGPT etwas
schreiben soll, das es nicht gibt, aber so, als ob es diese Forschung gegeben hätte.
Das ist an sich ganz hilfreich, weil man (als Wissenschaftler wie ich) schnell weiss,
was bei diesem Format (abstract) erwartet wird von der wissenschaftlichen
Community. Die Texte, die ChatGPT produziert, sind sehr überzeugend, klingen echt
ziemlich echt! Und das ist das Problem – das ich Ihnen in meinem Beitrag in dieser
Ausgabe vorführe.
PD Dr. med. Thomas J. Strasmann, Website https://everything-virtual.org
1 Falls Sie's mal selbst ausprobieren wollen: https://openai.com/blog/chatgpt
[diese Anmerkungen bitte nicht drucken; Bitte das Chat-Protokoll nicht "korrigieren",
denn es ist das 1:1 kopierte Original]
[Version 230414]
ChatGPT
von PD Dr. med. Thomas J. Strasmann
Sie, liebe Leser*in, lesen hier eine echte kleine Unterhaltung, einen Chat, den ich mit
dem Chat-Bot (einem Computerprogramm, das quasi plaudern kann) genannt
"ChatGPT" geführt habe1.
A) Man macht sich bekannt
Chat-Protokoll Kommentar
1
Liebes ChatGPT, kannst Du
mir bitte in wenigen
Worten sagen, was Du
kannst - und was nicht,
bitte?
[Bilder-StrasmannChatGPT-
2.jpg]
Hallo! Ich bin ChatGPT, ein
großer Sprachmodell, das
darauf trainiert wurde,
menschenähnliche
Konversationen zu führen.
Ich kann viele verschiedene
Aufgaben ausführen, wie z. B. Fragen
beantworten, Ratschläge geben,
Unterstützung anbieten und sogar einfache
Schreibarbeiten ausführen. Ich kann jedoch
keine Entscheidungen treffen, die auf
menschlicher Beurteilung und Einschätzung
beruhen, da ich nur auf Basis von Daten und
vordefinierten Regeln arbeite. Außerdem
kann ich keine persönlichen Erfahrungen
teilen oder echte menschliche Emotionen
verstehen oder ausdrücken.
Die arabischen Ziffern habe ich
eingefügt, aber sprachlich habe
ich keinerlei Änderung
vorgenommen: deutsches SZ und
manchmal kleine Grammatik-
Fehler habe ich so belassen, wie
ChatGPT sie gemacht hat.
1 Diese und die folgende Konversation haben zwischen Januar und April 2023 stattgefunden und sind
in meinem ChatGPT-Account (neben vielen weiteren) dokumentiert und können belegt werden:
thomas.strasmann@bwzofingen.ch (Meine "Schul-E-Mail")
2
Wie kann ich als Lehrer mit
meinen Schülern Deine
Fähigkeiten einsetzen im
Unterricht?
Als Sprachmodell kann ich
in verschiedenen
Unterrichtsszenarien
nützlich sein. Hier sind
einige Möglichkeiten, wie
Sie meine Fähigkeiten als
Lehrer nutzen können:
Mit dieser zweiten Frage
versuche ich, die Ängste von uns
Lehrenden zu adressieren: dass
wir zB. Hausaufgaben 'knicken'
können.
a) Beantwortung von Fragen: Schüler können
mir Fragen stellen, um Informationen zu
einem bestimmten Thema oder Konzept zu
erhalten. Ich kann auch Fragen beantworten,
die auf wissenschaftlichen oder
mathematischen Problemen basieren.
'Informationen', das macht mich
stutzig, habe ich doch schon
herausbekommen, dass es hier
mit der Wahrheit, ähm … – aber
lesen Sie selbst (ich bin wieder
etwas zu schnell …)
b) Erklärung von Konzepten: Ich kann helfen,
komplexe Konzepte und Begriffe zu erklären
und sie in einfachere und leicht
verständliche Sprache zu übersetzen.
c) Unterstützung beim Schreiben: Schüler
können mir Fragen oder Aufgabenstellungen
senden, um Feedback oder Unterstützung
beim Schreiben von Aufsätzen oder
Hausaufgaben zu erhalten.
'Unterstützung beim Schreiben':
Die Uni Bern beispielsweise hat
gerade ganz enge Bedingungen
gestellt, wie ChatGPT eingesetzt
werden darf.
d) Sprachpraxis: Schüler können ihre
Sprachkenntnisse durch Konversationen mit
mir verbessern, indem sie in einer
natürlichen Umgebung auf Deutsch
sprechen.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass ich
als Sprachmodell nicht die persönliche
'auf Deutsch' – Vielleicht wissen
Sie es schon: ich lerne als 'alter
Knochen' noch Französisch
(hatte alles in der Schule, nur
kein Franz). Und ChatGPT kann
auch Franz (soweit ich das mit
gerade A2 überhaupt beurteilen
kann).
Beziehung, die ein Lehrer zu seinen Schülern
aufbauen kann, ersetzen kann. Meine
Antworten sind auf Daten und Algorithmen
basiert und ich kann daher nicht auf
individuelle Bedürfnisse oder Emotionen von
Schülern reagieren.
3
Machen wir mal ein Beispiel:
heute bin ich von einer
Schülerin gefragt worden,
ob man eigentlich auch
innen im Bein Varizen haben
kann. Vielleicht könntest Du
zuerst erklären, was Krampfadern oder
Varizen sind, und ob es eben auch in der
Tiefe des Körpers solche
Venenveränderungen gibt.
Mit dieser dritten Frage beginne
ich, meine Falle zu stellen. In
einer echten mündlichen Prüfung
wäre das drittes-Jahr-
Medizinstudiums-Niveau.
Hier, in dieser Kommentar-
Spalte, spiele ich nun auch durch,
wie eine echte Prüfung
weitergehen würde …
Ja, gerne. Krampfadern
oder Varizen sind
geschwollene, gewundene
Venen, die in der Regel in
den Beinen und Füßen
auftreten.
'in der Regel … in den Füssen' -
da ist schon der erste Schnitzer:
Varizen in der Haut der Unter-
und Oberschenkel sind häufig.
Krampfadern auf dem
Fussrücken habe ich noch nie
gesehen, und Varizen in der
Fuss-Sohle gibt es meiner
Ansicht nach nicht. Aber ich lasse
ChatGPT weiter reden, vielleicht
g
eht's
j
a
g
ut.
Sie entstehen durch eine Schwächung der
Venenwand und eine Abnahme der
Venenklappenfunktion, die den Blutfluss
regulieren. Dies führt dazu, dass das Blut in
den Venen stagniert, was zu Krampfadern
führt.
In einer echten Prüfung würde ich
jetzt dazwischengehen: 'Danach
habe ich nicht gefragt. Bleiben
Sie bitte bei der Beantwortung
meiner Frage!'
In seltenen Fällen können Krampfadern auch
in tiefer gelegenen Venen auftreten, wie
zum Beispiel in den Venen des Beckens oder
der Oberschenkel. Diese Art von
Krampfadern wird als tiefe Venenthrombose
bezeichnet und kann zu schwerwiegenderen
Jetzt muss ich schon wieder
dazwischen gehen (wenn's eine
echte Prüfung wäre): 'Das ist
falsch. Eine Thrombose ist nicht
dasselbe wie eine Varize. Tiefe
Beinvenenthrombosen sind auch
nicht selten: 160 / 100‘000 / Jahr
gesundheitlichen Problemen führen, da sie
das Risiko von Blutgerinnseln erhöhen
können.
erleben eine tiefe
Beinvenenthrombose. Inzidenzen
kleiner als 1 können Sie als
selten bezeichnen, aber alles
über 100 ist häufi
g
!'
Es ist
j
edoch wichtig zu beachten, dass
Krampfadern in den tiefen Venen des Beins
relativ selten sind.
ChatGPT ist von mir tatsächlich
nicht so garstig unterbrochen
worden.
Die meisten Krampfadern treten in den
oberflächlichen Venen des Beins auf, und es
ist in der Regel diese Art von Krampfadern,
auf die sich die meisten Menschen beziehen,
wenn sie von Varizen sprechen.
Das ist Unsinn, den ich mit der
nächsten Frage zu korrigieren
versuche.
4
Und was ist mit den
Ösophagusvarizen, sind das
auch Krampfadern?
Ich erwarte 'ja'.
Ja, Ösophagusvarizen sind
auch eine Art von
Krampfadern. Sie treten in
der Speiseröhre auf und
können das Ergebnis einer
Leberzirrhose oder einer
anderen Lebererkrankung sein, die den
Blutfluss in der Leber beeinträchtigt. Wenn
die Leber geschädigt ist, kann es zu einem
Rückstau von Blut in der Pfortader kommen,
die das Blut aus dem Darm und anderen
Bauchorganen zur Leber transportiert.
Dieser Rückstau erhöht den Druck in den
Venen der Speiseröhre, was wiederum dazu
führen kann, dass sich diese Venen
erweitern und schließlich zu
Ösophagusvarizen führen.
Hier ist jetzt keine Rede mehr von
Venenklappen, die oben noch
genannt wurden. Das ist auch
richtig, denn Venenklappen
haben wir nur in den
Extremitäten, nicht im Stamm,
Hals und Kopf.
Ösophagusvarizen sind jedoch ernster als
die Krampfadern in den Beinen, da sie leicht
reißen können und zu lebensbedrohlichen
Obwohl ChatGPT hier die
heutzutage üblichen und aus dem
englischen Sprachraum
Blutungen führen können. Wenn Sie den
Verdacht haben, an Ösophagusvarizen zu
leiden, ist es wichtig, sofort einen Arzt
aufzusuchen.
erwartbaren 'Trigger-Warnungen'
runterleiert, steckt darin auch
wieder ein Fehlurteil: Die Inzidenz
für eine tödliche Lungenembolie
ist 50 / 100‘000 / Jahr gegenüber
16 / 100‘000 / Jahr bei der
tödlichen oberen gastro-
intestinalen Blutun
g
!
5
Welche Beschwerden
machen denn die Varizen
allgemein?
Die Symptome von Varizen
können von Person zu
Person variieren, aber im
Allgemeinen können sie
Folgendes umfassen:
Mit dieser fünften Frage (wieder
im 'Prüfungs-Modus') hake ich
nun ab:
a) Schmerzen oder Schweregefühl in den
Beinen,
b) Schwellungen in den Beinen,
c) Krämpfe oder Muskelkater in den Beinen,
d) Hautveränderungen an den Beinen, wie z.
B. Rötung, Juckreiz oder Ausschlag,
e) Sichtbare, geschwollene, verdrehte
Venen, die sich bläulich oder lila verfärben
können,
f) Blutungen aus den Krampfadern (selten).
Es ist jedoch möglich, dass jemand mit
Krampfadern keine Symptome hat und diese
möglicherweise nur durch eine körperliche
Untersuchung oder bildgebende Verfahren
wie Ultraschall entdeckt werden. Wenn Sie
Krampfadern vermuten oder bereits
diagnostiziert wurden, ist es wichtig, Ihren
Arzt aufzusuchen, um weitere Anweisungen
zur Behandlung oder Prävention von
Krampfadern zu erhalten.
a) falsch, richtig,
b) falsch,
c) falsch, falsch,
d) falsch, falsch, falsch, falsch,
e) das ist die Beschreibung der
von 'aussen' sichtbaren
Erscheinung der Varize. Für mich
ist das kein Symptom.
f) wahrscheinlich falsch.
Spontane Blutungen aus Varizen
der Hautvenen sind meines
Wissens nach nicht bekannt.
6
Gibt es eine international
anerkannte Definition, was
als Varize bezeichnet wird?
Ja, es gibt eine
international anerkannte
Definition für Krampfadern
oder Varizen. Nach der
Klassifikation der CEAP
(Clinical-Etiology-Anatomy-
Pathophysiology) werden Krampfadern in
verschiedene Stadien eingeteilt, abhängig
von der Schwere der Erkrankung.
Die CEAP-Klassifikation umfasst die
folgenden Kategorien:
C - klinische Manifestationen (wie z. B.
Schmerzen, Schwellungen)
E - ätiologische Faktoren (wie z. B. familiäre
Veranlagung, Schwangerschaft)
A - anatomische Lage (wie z. B.
oberflächliche Venen, tiefe Venen)
P - Pathophysiologie (wie z. B. Reflux,
Thrombose)
Die CEAP-Klassifikation hilft Ärzten bei der
Beurteilung des Schweregrads von
Krampfadern und hilft bei der Entscheidung
über die geeignete Behandlung.
Noch ein Versuch, eine
ordentliche Definition zu
erhalten.
7
Aber das sind Stadien,
keine Definition. Nochmal,
gibt es eine Definition, was
als Varize bezeichnet
werden darf?
Und noch einmal…
Entschuldigung für die
Missverständnis. Ja, es gibt
eine Definition für
Krampfadern oder Varizen.
Krampfadern sind abnorm
erweiterte und
geschlängelte Venen, die meist in den Beinen
auftreten. Die Erweiterung der Venen tritt
auf, wenn die Venenklappen, die
normalerweise verhindern, dass Blut
zurückfließt, nicht richtig funktionieren
oder beschädigt sind. Dadurch fließt das
Blut zurück und staut sich in den Venen, was
zu Krampfadern führt…
'die meist' würde ich wieder als
falsch markieren. Dann folgt die
Ursache, und danach habe ich
nicht gefragt.
Man merkt, es dreht sich im
Kreis. Diesen Chat verlassen wir
mal, und (nach einer kleinen
Kurz-Vorlesung) geht’s weiter
mit einem krassen Beispiel,
wozu ChatGPT fähig ist…
B) Also, das sind Varizen:
Varizen sind (jetzt kommt die Definition:
) verlängerte, geschlängelte und prall
gefüllte Haut- oder Schleimhaut-Venen.
Hautvenen der Unterschenkel sind an
den Stellen, an denen
«Perforansvenen»2 durch die
«Körperfaszie» treten, befestigt. Die
Körperfaszie umgibt den ganzen Körper,
auch die Unterschenkel, und schliesst
alles unter der Haut ein: Muskeln,
Knochen, Gefässe und Nerven. Fangen
Hautvenen des Unterschenkels an zu
wachsen, dann müssen sie sich
zwischen den Perforansvenen
schlängeln. Es gibt auch Varizen am
Oberschenkel, und hier sind die
Befestigungen proximal in der Leiste und
distal, kurz oberhalb des Kniegelenkes.
Auch diese Varizen im Oberschenkel-Stromgebiet der «V. saphena magna» sind
geschlängelt. Die «Diagnose» Varize ist also eine optische, ohne Hilfsmittel. Es gibt
solche geschlängelten, prallen Venen auch (heute selten) um den Nabel. Diese
«periumbilikalen Hautvenen» sind fixiert an der (in diesem Fall wieder geöffneten)
«Nabelvene» und den «Venae epigastricae», die zur unteren oder oberen
«Hohlvene» drainieren. Diese Nabelvenen-Varizen nennt man das «Caput
medusae» (einer der vier «Porto-cavalen Umgehungskreisläufe»). Geschlängelte,
prall gefüllte Hautvenen gibt es auch (seltener) am Arm: bei einem vollständigen
Verschluss der «V. axillaris» oder «V. brachialis» oder «V. subclavia» («Paget-von-
Schrötter Syndrom»).
Aber: für die Definition ist es notwendig, dass die Vene sich verlängert und dass sie
sich im Lumen ausdehnt. Das ist bei den tiefen Venen im Unterschenkel und selbst
bei der «V. femoralis» im Oberschenkel praktisch nicht möglich: das Bindegewebe
um die tiefen Venen ist sehr straff und der Platz sehr begrenzt. Deshalb sind zB.
Raumforderungen im Unterschenkel schnell mit einem Abquetschen der arteriellen
Zufuhr verbunden («Kompartmentsyndrom»). Auch ist der Druck im Bein innerhalb
der Körperfaszie und besonders im Unterschenkel besonders im aufrechten Stand
erheblich, durch die Wassersäule des 'nassen' Leibes und durch die 'Schnürung'
durch die Faszien.
2 Mit «…» sind Fachworte markiert, die Sie zB. in Mensch-Körper-Krankheit oder im Pschyrembel
nachschauen können
Varizen in den «Schleimhäuten» sind
wieder Teil des Pfortader-Kreislaufes:
Aus allen unpaaren Baucheingeweiden
wird das Venenblut durch die Leber
geleitet. Ist die Leberpassage erschwert
(die «Leber-Pforte» quasi zu), fliesst
dieses Blut durch kleine Venen und
schliesslich erreicht es über diese
'Schleichwege' das Herz. Der
«Kreislauf» ist geschlossen (Herz-
Arterien-Organe-Venen-Herz). Diese
kleinen Venen reissen bei den Porto-
cavalen Anastomosen tatsächlich bei
kleinsten Verletzung, und es kann zu
tödlichen
«Ösophagusvaritzenblutungen» oder zu
«Hämorrhoidalblutungen» kommen.
Dass die «Venenklappen» in varikösen
Venen nicht mehr funktionieren (sofern
welche da waren), verschlechtert den
venösen Rückstrom. Sauerstoffmangel
und Druck fördern die «Varikorisierung»
benachbarter Hautvenen der Beine. Im
schlecht fliessenden Venenblut bilden
sich «Thrombosen», und diese
thrombosierte Varize kann sich entzünden (und eine schmerzhafte, aber recht
harmlose «Thrombophlebitis» ist entstanden). Im Gegensatz dazu ist eine
Thrombosierung einer tiefen Beinvene eine gefährliche Sache: bei dieser
«Phlebothrombose» können sich Stücke des «Thrombus», also des wandständigen
Blutgerinnsels lösen und als «Embolus» durch die tiefen Venen im Körper
schliesslich das Herz erreichen. Im Herzen ist viel Platz, da schwimmt der Embolus
einfach durch, aber danach wird's wieder eng: in den Gefässen der Lunge. Ist eine
kleine Lungenarterie verschlossen, gibt es 'nur' einen kleinen Lungeninfarkt, den man
überleben kann. Ist aber eine grosse oder gar die grösste Lungenarterie durch den
Embolus dicht, dann wird's ernst: das Herz pumpt gegen den Verschluss an, und
wenn nichts in die Lunge hinein geht, kommt auch nichts zurück. Das Herz erhält
weniger (kleine Lungenarterie verschlossen) oder nichts (die «A. pulmonalis» ist zu)
mehr zurück, kein Blut, auch kein Blut für das Herz selbst – und 1, 2, 3 Herzschläge
später tritt der Tod ein («akute Herzinsuffizienz»). Die lebensgefährliche
«Lungenembolie» fordert auch heute noch viele Opfer: pro Jahr sterben in der
Schweiz etwa 4'000 Menschen daran.
Viele Phlebothrombosen werden aber doch überlebt («Inzidenz» 110 / 100'100 /
Jahr), viele sind sogar a-symptomatisch, machen sich also gar nicht bemerkbar. Und
eine solche 'stille' «Tiefe Beinvenenthrombose, TVT» verschlechtert den «venösen
Rückstrom». Ein sich langsam entwickelnder, schlechter werdender venöser
Rückstrom ist die «Chronisch venöse Insuffizienz», im deutschen Sprachraum mit
CVI abgekürzt (was ziemlich dämlich ist, denn im englischen Sprachraum ist CVI =
«cardio-vasculary insult»). Früher nannte man diese Krankheit auch «Post-
thrombotisches Syndrom», was unterstellte, dass immer eine TVT vorangegangen
sein muss, was wir schlicht nicht wissen.
Und schliesslich: die Chronisch-venöse Insuffizienz macht in den verschiedenen
Stadien erhebliche Hautveränderungen und Schmerzen, was Krampfadern selbst
eigentlich nicht machen. Und 'krampf' in «Krampfader» geht wohl auf das
germanische Wort für 'krumm' zurück…3
3 Dieser Absatz hat in www.leichtlesbar.ch den Wert 36 (=etwas schwierig, Mittelschule) was ich in
meinen Unterrichtsskripten als 'grottig' bezeichnen und anzuheben versuchen würde
C) Vom Wahnsinn umzingelt
Nun wieder zurück zu unserer kleinen Plauderei mit ChatGPT. Am Ende landen wir
in der Psychiatrie… Diesen krassen Verlauf hatte ich nicht erwartet!
Um ChatGPT 'auf die Schliche zu kommen' habe ich viele Stunden Recherche
gebraucht.
Lesen Sie das originale Protokoll selbst:
1
Wie häufig ist Fusspilz in der Schweiz?
Es gibt keine genauen Zahlen darüber, wie häufig Fußpilz in der
Schweiz auftritt, da nicht alle Fälle gemeldet werden oder
medizinische Hilfe suchen. Allerdings ist Fußpilz eine weit
verbreitete Erkrankung und tritt weltweit häufig auf.
Laut einer Studie aus dem Jahr 2016, die in der Schweiz
durchgeführt wurde, hatten etwa 11,5% der Befragten
mindestens einmal in ihrem Leben Fußpilz gehabt. Männer waren etwas häufiger
betroffen als Frauen, und ältere Menschen waren häufiger betroffen als
jüngere.
Es ist wichtig zu beachten, dass Fußpilz in der Regel nicht schwerwiegend ist und
mit einer angemessenen Behandlung, wie topischen Antimykotika, innerhalb von
einigen Wochen behandelt werden kann. Es ist jedoch ratsam, einen Arzt
aufzusuchen, wenn Symptome auftreten, da diese auch auf andere Erkrankungen
hinweisen könnten.
2
Was ist die Referenz zu dieser Aussage?
Die Referenz für die Aussage, dass etwa 11,5% der Schweizer
Bevölkerung mindestens einmal in ihrem Leben Fußpilz gehabt
haben, stammt aus einer Studie mit dem Titel 'Fungal infections
in Switzerland: a systematic review' von Boggian et al., die im
Jahr 2016 im Journal 'Mycoses' veröffentlicht wurde.
So, bis hierhin dieser Chat, den ich (naheliegend) abgeklopft habe. Die angegebene
Quelle existiert nicht. Das hier so cool aussagen zu können, erforderte tagelange
Recherchen! Zu zeigen, dass etwas da, ist leicht im Vergleich dazu, sicher sagen zu
können, dass etwas nicht existiert. Aber, falls Sie das selbst überprüfen wollen, ist
das der erste Schritt: Rufen Sie DIE weltweit führende Bibliothek für
wissenschaftliche Literatur auf https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/
Das ist die Bibliothek des US-Kongresses. Sie werden zwar
'Boggian' finden und auf 'Katja Boggian' vom Kantonsspital St.
Gallen treffen, aber der angegebene Artikel existiert nicht. Frau Dr.
Boggian war genauso erstaunt wie ich, als ich sie direkt darauf
ansprach.
C) Schlussfolgerung
ChatGPT halluziniert, erdichtet sich die Welt. Sprachlich ausreichend, inhaltlich
mindestens mangelhaft, aber das Erfinden von Wissen, das ist unverzeihlich! Ich
werde ChatGPT dennoch aber einsetzen im Unterricht: 'Stellen Sie eine Frage zum
gegenwärtigen Lerninhalt und überprüfen Sie JEDE Aussage!', das könnte eine
Aufgabe im Unterricht für die Lernenden sein. Und das Überprüfen bedeutet, dass
die eingeführten Lehrmittel verwendet werden müssen und der Beleg (dafür oder
dagegen) mit Seiten- und Zeilenzahl angegeben werden muss. Das eignet sich (in
meinem Unterrichts-Feld) auch gut als anspruchsvolle Hausaufgabe für die
Studierenden der Podologie HF.
So gerne ich mit ChatGPT französisch plauderte, ich halte mich jetzt wieder an
meine Klassenkamerad*innen (auch alles so alte "Knochen" wie ich) 㡶㡷㡸
Thomas J. Strasmann, Privatdozent und Facharzt für Anatomie, ist
als Dozent für "Krankheitslehre" in der Podologie-Ausbildung EFZ
und HF in Zofingen schon lange engagiert. Website Strasmann:
https://www.everything-virtual.org
Anhang
Die Bilder können von meinem Server down-geloaded werden:
https://www.everything-virtual.org/downloads/PodologieSchweiz/ChatGPT/Bilder-
StrasmannChatGPT-1.jpg
https://www.everything-virtual.org/downloads/PodologieSchweiz/ChatGPT/Bilder-
StrasmannChatGPT-2.jpg
https://www.everything-virtual.org/downloads/PodologieSchweiz/ChatGPT/Bilder-
ChatGPT-Strasmann-3-large.jpg
https://www.everything-virtual.org/downloads/PodologieSchweiz/ChatGPT/Bilder-
ChatGPT-Strasmann-4-large.jpg
https://www.everything-
virtual.org/downloads/PodologieSchweiz/ChatGPT/Bild_4_Strasmann_Rezension_G
asser.jpg
https://www.everything-virtual.org/downloads/PodologieSchweiz/ChatGPT/Bilder-
StrasmannChatGPT-6.jpg
https://www.everything-virtual.org/downloads/PodologieSchweiz/ChatGPT/Bilder-
StrasmannChatGPT-7.jpg
https://www.everything-virtual.org/downloads/PodologieSchweiz/ChatGPT/Bilder-
StrasmannChatGPT-8.jpg