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Armutsgefährdete Kinder in der Klimakrise: Betroffene, Anpassung und soziale Infrastruktur

Authors:

Abstract

Prävalenz und etwaige Grenzen der Anpassungen im Kontext der Klimakrise variieren stark, wobei insbesondere sowohl armutsgefährdete Haushalte als auch Kinder vulnerabel sind. Vor diesem Hin-tergrund wurde eine Befragung armutsbetroffener Familien durchgeführt. Rund ein Drittel der Befrag-ten gab für die eigenen Kinder eine sehr starke oder starke Hitzebelastung an. Bei der Frage nach spezifischen gesundheitlichen Veränderungen nahmen die Eltern zahlreiche Veränderungen wahr, die in einem signifikanten Zusammenhang mit der 2022 beobachteten Anzahl von Hitzetagen am jeweili-gen Wohnort stehen. Diese Veränderungen umfassen Durst und Trinken (85 %), schlechteres Schlafen (67 %), Unruhe, Unwohlsein und vermehrtes Weinen (62 %), eine geringere Motivation, sich zu bewe-gen (54 %), aggressives Verhalten (51 %), Übelkeit, Ausschlag, Kopfschmerzen und Schwindel (45 %) oder einen Rückzug der Kinder (43 %). Hitze im Wohnraum wird von vielen als belastend wahrgenommen. In fast allen Haushalten wird die Wohnung gelüftet (91 %), um weniger stark durch Hitze belastet zu sein. Allerdings gab ein Fünftel der Haushalte an, die Fenster wegen Lärms nicht oder eher nicht zu öffnen. Viele dunkeln die Wohnung mit Außenrollos (19 %) oder Innenjalousien (71 %) ab. Nicht allen stehen allerdings alle Schutzstra-tegien zur Verfügung, und viele der Haushalte gaben einen Bedarf nach Klimageräten (70 %) oder Außenrollos (30 %) an. Anschaffungs- und Betriebskosten stehen aber einer solchen Anschaffung im Weg. Der öffentliche Raum ist zum einen ein Ort, an dem Hitze stark wahrgenommen wird, der aber zum anderen auch zur Abkühlung genutzt wird und dafür, heißen Wohnungen zu entfliehen. Ein großer Anteil der Kinder klagt über Hitze im öffentlichen Raum wie auf Spielplätzen oder in Parks (36 %) oder auf der Straße oder beim Unterwegssein mit den Eltern (24 %). Zugleich sucht mehr als die Hälfte der befragten Familien öffentliche Orte auf (56 %) oder verlässt die Wohnung (16 %), um sich vor Hitze im eigenen Wohnraum zu schützen. Fast die Hälfte (45 %) der Haushalte gab an, dass sie Aktivitäten wie einen Besuch im Schwimmbad oder einen Ausflug an einen See zwar gerne machen würden, dies aber nicht könnten. 44 Prozent führten hohe Kosten als Barriere an. Vor diesem Hintergrund zeigt sich, dass kostenlose lokale öffentliche Infrastruktur sowohl klima- als auch sozialpolitisch ein Ansatzpunkt ist, um Familien in Armutslagen allgemein zu helfen und sie zugleich besser vor Hitze zu schützen. (Download: https://startclim.at/fileadmin/user_upload/StartClim2022/StCl22.A_lang.pdf)
2022
Armutsgefährdete Kinder in der Klimakrise:
Betroffene, Anpassung und
soziale Infrastruktur
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StartClim2022: Endbericht
Diese Publikation sollte folgendermaßen zitiert werden:
Ernest Aigner, Hanna Lichtenberger, Katharina Brugger, Andrea Schmidt (2023): Armutsgefährdete
Kinder in der Klimakrise: Betroffene, Anpassung und soziale Infrastruktur. Endbericht von Start-
Clim2022.A in StartClim2022: Schlüsselmaßnahmen, Messbarkeit und Notfallszenarien, Auftragge-
ber: BMK, BMWFW, Klima- und Energiefonds, Land Oberösterreich
Wien, im September 2023
StartClim2022.A
Teilprojekt von StartClim2022
Projektleitung von StartClim:
Universität für Bodenkultur, Department für Wasser Atmosphäre Umwelt,
Institut für Meteorologie und Klimatologie, Gregor-Mendel-Straße 33, 1180 Wien
www.startclim.at
StartClim2022 wurde aus Mitteln des BMK, BMWFW, Klima- und Energiefonds und des Landes
Oberösterreich gefördert.
Ernest Aigner, PhD, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Kompetenzzentrums Klima und Gesundheit.
Er koordinierte die Erstellung des APCC Special Report: Strukturen für ein klimafreundliches Leben
und ist Mitherausgeber des Buches Klimasoziale Politik.
Mag.a Hanna Lichtenberger, MA., ist Sozialwissenschaftlerin sowie Historikerin und arbeitet als wis-
senschaftliche Mitarbeiterin und Fachexpertin für Sozialpolitik in der Volkshilfe Österreich. Sie unter-
richtet u. a. an der Universität Wien und der FH Campus Wien.
Priv.-Doz.in Mag.a Dr.in Katharina Brugger ist seit Anfang 2022 im Kompetenzzentrum Klima und Ge-
sundheit tätig. Zuvor forschte und lehrte sie mehr als zehn Jahre als Universitätsassistentin am Institut
für Öffentliches Veterinärwesen und Epidemiologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien.
Mag. Dr. Andrea E. Schmidt, MSc, ist seit März 2022 Leiterin des neu gegründeten Kompetenzzent-
rums Klima und Gesundheit. Davor war sie stellvertretende Leiterin der Abteilung Gesundheitsöko-
nomie und -systemanalyse.
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Inhaltsverzeichnis
A-1 Kurzfassung ................................................................................................................................................................... 6
A-2 Abstract .......................................................................................................................................................................... 7
A-3 Einleitung ....................................................................................................................................................................... 8
A-4 Stand der Forschung ................................................................................................................................................... 9
A-4.1 Armut und Kinderarmut in Österreich ............................................................................................................ 9
A-4.2 Klimakrise und Armut ....................................................................................................................................... 10
A-4.3 Klimakrise und Hitzefolgen für Kinder .......................................................................................................... 11
A-4.4 Armutsbetroffene Kinder in der Klimakrise ................................................................................................. 12
A-5 Forschungsdesign ...................................................................................................................................................... 13
A-5.1 Grundgesamtheit und meteorologische Daten ........................................................................................... 13
A-5.2 Befragung und Analysemethode ................................................................................................................... 14
A-6 Ergebnisse ................................................................................................................................................................... 15
A-6.1 Beschreibung der befragten Haushalte ........................................................................................................ 15
A-6.2 Belastung armutsbetroffener Haushalte durch Hitze ............................................................................... 16
A-6.2.1 Belastung und hitzeassoziierte psychische und körperliche Veränderungen ............................... 16
A-6.2.2 Wissen zu Hitze .......................................................................................................................................... 18
A-6.2.3 Hitzebelastung an unterschiedlichen Orten ......................................................................................... 19
A-6.3 Hitze im Wohnraum .......................................................................................................................................... 20
A-6.3.1 Strategien, um sich vor Hitze im Wohnraum zu schützen ................................................................. 20
A-6.3.2 Bedarf an einem besseren Schutz vor Hitze im Wohnraum ............................................................. 21
A-6.4 Umzug als Strategie zur Verbesserung der Wohnverhältnisse .............................................................. 22
A-6.5 Hitze im öffentlichen Raum ............................................................................................................................. 23
A-6.5.1 Barrieren und Bedarfe bei der Nutzung des öffentlichen Raums .................................................... 25
A-7 Diskussion .................................................................................................................................................................... 29
A-8 Schlussfolgerungen ................................................................................................................................................... 31
A-9 Literatur........................................................................................................................................................................ 33
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StartClim2022: Endbericht
Abbildungsverzeichnis
Abb. A-1: Anzahl der beobachteten Hitzetage im Jahr 2022 und Wohnort (Kreis) der befragten Haushalte (N = 99)
Darstellung: GÖG. Datenquellen: Hiebl/Frei 2016, Geosphere Austria Data Hub 2023 ..................................... 16
Abb. A-2: Hitzeassoziation wahrgenommener Veränderungen (n = 190) Ein Stern (*) entspricht einem p-Wert
kleiner gleich 0,1. Zwei Sterne (**) entsprechen einem p-Wert kleiner gleich 0,05. Drei Sterne (***)
entsprechen einem p-Wert kleiner gleich 0,01. ................................................................................................................. 17
Abb. A-3: Informationsquellen zu Hitzerisiken für Kinder Keine Rückmeldungen gab es beim Item „schriftlich von
öffentlichen Stellen“..................................................................................................................................................................... 19
Abb. A-4: Orte, an denen sich Kinder über Hitze beklagen (n = 99) ..................................................................................... 19
Abb. A-5: Kurzfristige Strategien zum Schutz von Kindern vor Hitze im Wohnraum (n = 99) ..................................... 21
Abb. A-6: Investitionsbedarf in der Wohnung (n = 99) .............................................................................................................. 22
Abb. A-7: Hitzebezogene Umzugswünsche (n = 99) .................................................................................................................. 23
Abb. A-8: Abkühlung im öffentlichen Raum (n = 99) Konsumfreie geschlossene Räume wie Bücherei,
Gemeindezentrum, Museum oder Vereinsräumlichkeiten wurden abgefragt, aber nicht genannt. ................. 24
Abb. A-9: Hitzebezogene Mängel im öffentlichen Raum (n = 99) .......................................................................................... 25
Abb. A-10: Barrieren bei der Nutzung des öffentlichen Raumes (n = 61) ........................................................................... 26
Abb. A-11: Bedarf zur Abkühlung im öffentlichen Raum (n = 99) ......................................................................................... 27
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Tabellenverzeichnis
Tab. A-1: Beschreibung der Stichprobe........................................................................................................................................... 15
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StartClim2022: Endbericht
A-1 Kurzfassung
Der aktuelle IPCC-Sachstandsbericht unterstreicht erneut, dass die gesundheitlichen, psychischen und
sozialen Folgen der Klimakrise in Europa bereits spürbar sind und in den nächsten Jahren noch deutlich
zunehmen werden. Prävalenz und etwaige Grenzen der Anpassungen variieren stark, wobei insbeson-
dere sowohl armutsgefährdete Haushalte als auch Kinder vulnerabel sind. Vor diesem Hintergrund
wurde eine Befragung armutsbetroffener Familien durchgeführt, welche die Belastung, die Anpas-
sungsstrategie und den Bedarf dieser Familien in der Wohnung und im öffentlichen Raum untersuchte.
Insgesamt wurden 99 Haushalte befragt, in denen 190 Kinder im Alter von null bis zehn Jahren lebten.
Rund ein Drittel der Befragten gab für die eigenen Kinder eine sehr starke oder starke Belastung an.
Bei der Frage nach spezifischen gesundheitlichen Veränderungen nahmen die Eltern zahlreiche Ver-
änderungen wahr. Mehr als die Hälfte beobachtete mehr Durst und Trinken (85 %), schlechteres
Schlafen (67 %), Unruhe, Unwohlsein und vermehrtes Weinen (62 %), geringere Motivation, sich zu
bewegen (54 %), und aggressives Verhalten (51 %). Über 40 Prozent nahmen körperliche Symptome
wie Übelkeit, Ausschlag, Kopfschmerzen und Schwindel (45 %) oder einen Rückzug der Kinder (43 %)
wahr. Es besteht hier ein signifikanter Zusammenhang mit der Nennung dieser Hitzefolgen und der
2022 beobachteten Anzahl von Hitzetagen am jeweiligen Wohnort.
Hitze im Wohnraum wird von vielen als belastend wahrgenommen. Fast in allen Haushalten wird die
Wohnung gelüftet (91 %), um weniger stark durch Hitze belastet zu sein. Allerdings gibt ein Fünftel
der Haushalte an, die Fenster wegen Lärms nicht oder eher nicht zu öffnen. Viele dunkeln die Wohnung
mit Außenrollos (19 %) oder Innenjalousien (71 %) ab. Nicht allen stehen allerdings alle Schutzstra-
tegien zur Verfügung, und viele der Haushalte geben einen Bedarf nach Klimageräten (70 %) oder
Außenrollos (30 %) an. Dem Wunsch nach den jeweiligen Gerätschaften kann laut den Befragten nicht
nachgekommen werden, da entweder die Anschaffung (30 % bei Außenrollo bzw. 49 % bei Klimage-
räten) oder der Betrieb (bei Klimagerät 21 %) nicht leistbar sind. Etwa ein Drittel (31 %) der Befragten
zieht einen Umzug in Betracht.
Der öffentliche Raum ist zum einen ein Ort, an dem Hitze stark wahrgenommen wird, der aber auch
zur Abkühlung genutzt wird und dafür, heißen Wohnungen zu entfliehen. Ein großer Anteil der Kinder
klagt über Hitze im öffentlichen Raum wie etwa auf dem Spielplatz, im Park (36 %), auf der Straße
oder beim Unterwegssein mit Eltern (24 %). Zugleich sucht mehr als die Hälfte der befragten Familien
öffentliche Orte auf (56 %) oder verlässt die Wohnung (16 %), um sich vor Hitze im eigenen Wohn-
raum zu schützen. Fast die Hälfte (45 %) der Haushalte gab an, dass sie Aktivitäten wie einen Besuch
im Schwimmbad oder einen Ausflug an einen See gerne machen würden, dies aber nicht können. Als
Hauptgrund dafür, dass der öffentliche Raum nicht genutzt wird, werden hohe Kosten genannt (44 %).
Es wird auch ein vielfältiger Bedarf angeführt, dessen Deckung es den Eltern besser ermöglichen
würde, ihre Kinder vor Hitze zu schützen. Drei von vier Haushalten benötigen Abkühlplätze mit Was-
ser. Etwa ein Drittel der Befragten führte einen Bedarf nach leistbaren (66 %) oder kostenlosen (63 %)
Schwimm- bzw. Bademöglichkeiten oder Wasserspielplätzen (62 %) an. Um sich abzukühlen, wird
auch ein Bedarf an Einkaufszentren, Geschäften (30 %) oder auch Cafés (14 %) angemerkt. Konsum-
freie geschlossene Räume wie Büchereien, Gemeindezentren oder Vereinsräumlichkeiten werden von
rund zehn Prozent der Haushalte angeführt.
Kostenlose lokale öffentliche Infrastruktur wird zunehmend als eine wesentliche Klimaschutzmaß-
nahme gesehen, die klimafreundliches Leben leichter und selbstverständlich macht. In der sozialpoli-
tischen Forschung wird darauf verwiesen, dass der breite Ausbau solcher Infrastruktur zu höherer Qua-
lität führt als fokussierte nur für in Armut Lebende ausgerichtete Maßnahmen. In diesem Sinne
stellen klima- als auch sozialpolitische Maßnahmen gute Ansatzpunkte dar, um Familien in Armutsla-
gen allgemein zu helfen und sie zugleich besser vor Hitze zu schützen.
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A-2 Abstract
The latest IPCC Assessment Report reiterates that the health, mental health and social impacts of the
climate crisis are already being felt in Europe and will increase significantly in the coming years. The
extent to which people are affected and any limits to adaptation vary greatly, with households at risk
of poverty and children being particularly vulnerable. Against this background, a survey of families
affected by poverty was carried out to investigate the burden, adaptation strategy and needs of these
families in the home and in the public space. A total of 99 households were interviewed in which 190
children aged zero to ten years lived.
About one third of the respondents reported very heavy or heavy heat-related stress for their children.
Parents perceive numerous changes. More than half observe more thirst and drinking (85%), poorer
sleeping (67%), restlessness, discomfort and more crying (62%), less motivation to move (54%) and
aggressive behaviour (51%). More than 40 percent observe physical symptoms such as nausea, rashes,
headaches and dizziness (45%) or withdrawal of the children (43%). There is a significant correlation
of naming these factors with the number of heat days observed in 2022 at the respective place of
residence.
Heat is perceived as stressful by many in the living space. Almost all households ventilate their home
(91%) in order to be less burdened by heat. However, one fifth of the households state that they do
not, or rather do not, open the windows because of noise. Many darken the flat with external blinds
(19%) or internal blinds (71%). Not all protection strategies are available to everyone, however, and
many of the households indicate a need for air conditioners (70%) or outside blinds (30%). According
to the respondents, the desire for the respective devices cannot be fulfilled because either the purchase
(30% for outdoor blinds or 49% for air conditioners) or the operation (21% for air conditioners) is not
affordable. About one third (31%) of the respondents would consider moving.
On the one hand, public space is a place where heat is strongly felt, but it is also used to cool down
and to escape hot flats. A large proportion of children complain about heat in public spaces such as
playgrounds or parks (36%) or streets or when walking with parents (24%). At the same time, more
than half of the families surveyed go to public places (56%) or leave the home (16%) to escape the
heat in their own living space. Almost half (45%) of the households say that they would like to do
activities such as a visit to the swimming pool or a trip to a lake, but cannot. High costs are cited as
the main reason for not using public space (44%).
A variety of needs are also cited that, if met, would better enable parents to protect their children from
the heat. Three out of four households need cooling places with water. About a third of respondents
cite a need for affordable (66%) or free (63%) swimming or bathing facilities or water playgrounds
(62%). To cool down, a need for shopping centres, shops (30%) or even cafés (14%) is also noted.
Consumption-free enclosed spaces such as libraries, community centres or club premises are cited by
around 10% of households.
Local free public infrastructure is increasingly seen as an essential climate protection measure that
makes climate-friendly living easier and more natural. Social policy research points out that the broad
expansion of such infrastructure leads to higher quality than focused measures aimed only at those
living in poverty. Against this background, it is clear that both climate and social policy measures are
good starting points for helping families in poverty situations in general and at the same time providing
better protection against heat.
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StartClim2022: Endbericht
A-3 Einleitung
Der aktuelle IPCC-Sachstandsbericht unterstreicht erneut, dass die gesundheitlichen, psychischen und
sozialen Folgen der Klimakrise in Europa bereits spürbar sind und in den nächsten Jahren noch deutlich
zunehmen werden (IPCC 2022b). In Österreich ist bis 2085 mit bis zu 60 Hitzetagen pro Jahr zu rech-
nen (APCC, 2018). Prävalenz und etwaige Grenzen der Anpassungen variieren stark, wobei insbeson-
dere sowohl armutsgefährdete Haushalte als auch Kinder vulnerabel sind (WHO 2020, Watts et al.
2019, vgl. Helldén et al. 2021, Bernstein et al., 2022). Systematische Untersuchungen, die auch die
Sicht armutsbetroffener Kinder und ihrer Familien auf den Klimawandel und insbesondere Hitzewellen
aufgreifen, gibt es in Österreich noch nicht. Zugleich bestehen in entsprechenden Klimaanpassungs-
maßnahmen weitreichende Chancen für die Lebensqualität armutsbetroffener Kinder, die über den
Schutz vor Klimafolgen hinausgehen.
Klimaanpassung für sich ist allerdings nur eine Seite aktueller klimapolitischer Herausforderungen, die
immer mit Klimaschutzmaßnahmen, die eine rasche und umfassende Reduktion von Treibhaus-
gasemissionen mit sich bringen, zu verbinden ist (IPCC 202ac, APCC 2023). Der Weltklimarat spricht
in diesem Kontext von klimaresilienter Entwicklung, die Pfade einschlägt, die sowohl vulnerable Grup-
pen vor den Klimafolgen schützen, aber auch anerkennt, dass gegenwärtige Gesellschaften bei aktu-
ellen Emissionsentwicklungen an Grenzen (sog. Grenzen der Anpassung) stoßen werden, bei denen
zivilisatorische Errungenschaften wie Demokratie, Gesundheitsversorgung und soziale Sicherheit nicht
mehr sichergestellt, geschweige denn ausgebaut werden können (vgl. IPCC 2022a). Ansätze im Be-
reich der transformativen Anpassung verbinden in diesem Sinne Klimaschutz und Klimaanpassung und
können bei entsprechender Ausgestaltung auch die Lebenslagen armutsbetroffener Familien allge-
mein verbessern. Solchen Ansätzen wird besonderes klimapolitisches Potenzial zugesprochen (vgl.
APCC 2023)
Die Armutsgefährdungsquote bei Kindern und Jugendlichen (unter 19 Jahren) lag in Österreich im Jahr
2021 mit 18 Prozent deutlich über den 14,4 Prozent in der Gesamtbevölkerung. Im Ganzen waren
daher 324.000 Kinder und Jugendliche armutsgefährdet.(Statistik Austria 2022) Aufwachsen in Armut
prägt alle Lebensbereiche: von der materiellen Absicherung (Wohnen, Zugang zu Lebensmitteln, Mo-
bilität) über Gesundheit und Wohlbefinden (physisches und psychisches Wohlbefinden, Morbidität
und Mortalität) bis hin zur sozialen und kulturellen Teilhabe (Tophoven et al. 2018). So ist der allge-
meine Gesundheitszustand armutsbetroffener Kinder schlechter als jener von Kindern in wohlhaben-
den Familien (HSBC 2020). Sie leben auch häufiger in überbelegten, teils gesundheitsschädigenden
(Miet-)Wohnungen in dicht bebauten Wohnvierteln (vgl. Seebauer et al. 2019), die stärker von Hitze-
wellen betroffen sind (BMSGPK 2021).
Darüber hinaus fehlen armutsbetroffenen Familien die finanziellen und rechtlichen Mittel, um sich der
Klimakrise und ihren gesundheitlichen, psychischen und sozialen Folgen anzupassen (BMSGPK 2021).
Demzufolge sind armutsbetroffene Kinder stärker auf strukturelle Anpassungsmaßnahmen (Treichel
2020), etwa im öffentlichen Raum, angewiesen. Zugleich sind sie oft aus politischen Entscheidungs-
prozessen ausgeschlossen, und dementsprechend werden ihre Bedürfnisse oft übergangen (Nord-
ström und Wales 2019).
Vor diesem Hintergrund wurde erstmals eine Befragung der Eltern von Kindern, die in armutsgefähr-
deten Haushalten leben und besonders von Hitze betroffen sind, durchgeführt mit dem Ziel, ein bes-
seres Verständnis des Exponiert-Seins, der Anpassungsstrategien und der Bedürfnisse zu erhalten
und daraus Optionen abzuleiten, um von Hitze und Armut betroffene Kinder und Jugendliche besser
vor den Folgen von Armut und Klimakrise zu schützen.
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StartClim2022: Endbericht
A-4 Stand der Forschung
A-4.1 Armut und Kinderarmut in Österreich
Von einem geringen Niveau ausgehend, erhalten Armut und Kinderarmut sowohl in der akademischen
als auch in der öffentlich-politischen Debatte zunehmend Aufmerksamkeit. Konkret waren 2022 in
Österreich 353.000 Kinder und Jugendliche zwischen null und 17 Jahren von Armut und Ausgrenzung
bedroht. Das entspricht einem Armutsgefährdungsrisiko von 22 Prozent. Betrachtet man lediglich die
Einkommenssituation, leben 316.000 Kinder und Jugendliche dieser Altersgruppe unter der sogenann-
ten Armutsgefährdungsschwelle, die unter Berücksichtigung der Haushaltsgröße bei 60 Prozent des
Medianeinkommens angesetzt ist (Statistik Austria 2023). Im Vergleich mit der gesamten Bevölkerung
haben Kinder eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine Armutsgefährdung. Die Armutsgefährdung der
Gesamtgesellschaft liegt bei 17,5 Prozent (Statistik Austria 2023). Besonders gefährdet für ein Auf-
wachsen in Armut sind Kinder, die in Ein-Eltern-Haushalten oder Mehrkindfamilien leben. Zu den Ri-
sikohaushalten gehören auch jene, in denen zumindest eine Person mit Behinderung oder ausländi-
scher Staatsbürgerschaft lebt.
Die Effekte eines Aufwachsens in Armut und sozialer Ausgrenzung betreffen alle Lebensbereiche[
die materiellen Lebensbedingungen, die Bildungswege, die soziale Teilhabe und die Gesundheit. Das
zeigen auch die jährlich erscheinenden Zahlen zur materiellen und sozialen Deprivation (Statistik Aus-
tria 2023). 278.000 Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre lebten 2022 in einem Haushalt, der es sich
nicht leisten konnte, zumindest einmal im Jahr Urlaub zu machen. 78.000 Kindern und Jugendlichen ist
es nicht möglich, sich ausgewogen zu ernähren. 363.000 Kinder und Jugendliche wachsen in einem
Haushalt auf, der unerwartete Zahlungen in einer gewissen Höhe nicht finanzieren kann. Dazu gehören
etwa die Energiekostenabrechnung oder der Neukauf einer Waschmaschine. In Haushalten von
123.000 (2021: 118.000) Kindern gibt es Zahlungsrückstände, und 194.000 (2021: 161.000) Kinder
leben in einem Haushalt, in dem abgenutzte Möbel nicht ersetzt werden können.(Statistik Austria
2022: 2023)
Allgemein sind die Wohnbedingungen für von Armut und Ausgrenzung bedrohte Kinder und Jugend-
lichen besonders herausfordernd. 2022 lebten 254.000 Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre in über-
belegten Wohnverhältnissen (2021: 202.000), 175.00 Kinder und Jugendliche in feuchten Wohnun-
gen (2021: 180.000), 263.000 (2021: 256.000) in lauten und 95.000 (2021: 78.000) Kinder und Ju-
gendliche in dunklen Wohnverhältnissen. 114.00 kämpften in ihrer Wohnumgebung mit Luft- und
Umweltverschmutzung (2021: 121.000). Von den 264.000 Kindern und Jugendlichen bis 19 Jahre in
überbelegten Wohnungen waren 47 Prozent armutsgefährdet. 35 Prozent der armutsgefährdeten
Kinder lebten 2022 in überbelegten Wohnungen, aber nur 9Prozent der nichtarmutsbetroffenen Kin-
der und Jugendlichen. Über die Wohnbedingungen hinaus ist der Anteil der Ausgaben für Grundbe-
dürfnisse am Gesamteinkommen im unteren Einkommenssegment höher. Das unterste Einkommens-
segment gibt rund 45 Prozent seines Einkommens für Wohnen bzw. Ernährung aus, während die Kos-
ten beim obersten Einkommenssegment nur 33 Prozent ausmachen (Statistik Austria 2020: 91).
Aber auch zahlreiche gesundheitliche Ungleichheiten lassen sich feststellen Ungleichheiten, die ar-
mutsbetroffene Kinder und Jugendliche auch besonders vulnerabel für die Folgen der Klimakrise ma-
chen bzw. dazu führen, dass sich gesundheitliche Folgen der Klimakrise für Kinder auch verstärkt zei-
gen bzw. auswirken. Helldén et al. (2021) zeigen in ihrer Metastudie, dass die Mehrheit der bestehen-
den Forschungen zu den gesundheitlichen Auswirkungen der Klimakrise auf Kinder sich auf Kinder
unter fünf Jahren bezieht. Die hier vorliegende Studie erweitert den Blick auf Babys, Kleinkinder und
Kinder im Alter von bis zu zehn Jahren.
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A-4.2 Klimakrise und Armut
Der Zusammenhang zwischen Armut und Klimawandel weckt viele Assoziationen mit der Ausbeutung
des globalen Südens. Ein Grund hierfür ist die historische Verantwortung des globalen Nordens, der
für 92 Prozent der bisher emittierten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist (Hickel et al. 2020).
Zudem verschärft die Klimakrise Armut im globalen Süden.
Zugleich sind die Folgen auch im globalen Norden bereits zu spüren, und auch dort leiden einkom-
mensarme Haushalte stärker unter den Folgen der Klimakrise, weil sie sich Anpassungen, z. B. an die
vermehrte Anzahl von Hitzetagen, nicht leisten können. Gleichzeitig tragen sie weniger zur Verschär-
fung der Umweltschäden bei. Für Klimaschutz und -folgen gilt, dass aufgrund der schlechten finanzi-
ellen Ausstattung und politischer Marginalisierung die Gestaltungsmöglichkeiten armutsbetroffener
Familien eingeschränkt sind (vgl. APCC 2023). Um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu
erreichen, sind umfassende Anstrengungen notwendig. Eine klimasoziale Politik muss die besonderen
Herausforderungen armutsbetroffener Menschen und anderer vulnerabler Gruppen in den Blick neh-
men und kann dazu beitragen, nicht nur in der ökologischen Krise, sondern auch in der sozialen Krise
eine Trendwende zu schaffen.
Der größte Teil der Emissionen des globalen Nordens geht auf die höheren Einkommensgruppen zu-
rück. Eine Studie des Stockholm Environment Institute (SEI) für Oxfam hat die konsumbedingten Emis-
sionen verschiedener Einkommensgruppen in der EU zwischen 1990 und 2015 untersucht. Während
das reichste Prozent der EU-Bürger:innen in dem genannten Zeitraum seine Emissionen gar um fünf
Prozent steigerte, gingen die CO2-Emissionen der unteren Einkommensgruppen um 24 Prozent zurück.
Personen mit mittlerem Einkommen sparen 13 Prozent CO2 ein. Auch zwischen den EU-Staaten
herrscht, wie die Studie zeigt, große Ungleichheit. Die reichsten zehn Prozent in Deutschland emittier-
ten im Jahr 2015 sieben Prozent des landesweiten CO2-Ausstoßes (Oxfam 2020). Die reichsten zehn
Prozent der Österreicher:innen emittieren rund doppelt so viel klimaschädliche Treibhausgase wie
die:der österreichische Durchschnittsverdienende und viermal so viel wie die ärmsten zehn Prozent
(Theine et al 2022).
Umgekehrt sind die Emissionen der unteren Einkommensgruppen oft am niedrigsten. Wie es eine Ar-
mutsbetroffene im Rahmen der Fokusgruppen für das Buch Klimasoziale Politik formuliert hat: Wir
können uns nicht leisten, mit dem Auto viel herumzufahren, oder haben gar kein Auto, das ist gut für
das Klima. Wir sind mehr angewiesen auf den öffentlichen Verkehr, das ist auch gut für das Klima.“
(ebd. 2021). Menschen mit niedrigem Einkommen sind besonders stark auf ein gutes öffentliches Ver-
kehrsangebot angewiesen. 44 Prozent der Haushalte im untersten Einkommensviertel besitzen kein
Auto. Haushalte im obersten Einkommensviertel stoßen mehr als dreimal so viel CO2 für Mobilität aus
denn Haushalte im untersten Einkommensviertel (VCÖ 2018). Deswegen ist gerade für einkommens-
schwache Personen ein funktionierendes und günstiges Angebot im öffentlichen Verkehr wichtig.
Zugleich gehörten die untersten Einkommensgruppen zu den am meisten von der Klimakrise Betroffe-
nen. Zu den Risikogruppen für negative gesundheitliche Effekte von Hitzewellen gehören insbeson-
dere ältere, chronisch kranke (z. B. mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen) und pflegebedürftige Menschen.
Aber auch Personen in sozialer Deprivation oder solche, die von absoluter Armut betroffen sind (APCC
2018, 285) oder einen niedrigen sozioökonomische Status (SES) haben (vgl. Eis et al. 2010, Arnberger
2014), verrichten öfter schwere körperliche Arbeit und/oder Arbeit im Freien (vgl. BMSGPK 2021, 19).
Die Gründe für die sogenannte sozioökonomische Vulnerabilität liegen unter anderem in der dichteren
Bebauung bestimmter Stadtviertel, schlechteren Wohnbedingungen (Überbelag, Zustand der Woh-
nungen etc.; vgl. Statistik Austria 2023) oder in stärkeren Umweltbelastungen aufgrund der Wohnbe-
dingungen (Cutter et al. 2003, APCC 2018). Auch seien tendenziell jene Wohnviertel, in denen ver-
stärkt Menschen mit niedrigem Einkommen wohnen, mit weniger Grünflächen ausgestattet. (BMSGPK
2021, 19). Verbaute Zentren sind aufgrund des Wärmeinseleffekts besonders von Hitze betroffen
(Arnberger 2014, See et al. 2020). Um 2050 kann es in gewissen Wiener Stadtteilen zu einer Tages-
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temperatur von 41,5 °C kommen (Arnberger 2014). Menschen mit Niedrigsteinkommen gehen, statis-
tisch gesehen, häufiger Berufen nach, die körperlich anstrengend sind und sie der Hitze aussetzen (z. B.
Reinigung, Straßenbau). Herausfordernd ist auch eine höhere physische Anfälligkeit gegenüber Hitze.
Zahlreiche Herausforderungen bestehen auch im Wohnraum selbst. Armutsbetroffene wohnen allge-
mein in dichter belegten Wohnungen, was besonders bei Hitze belastend wirken kann. Armutsbe-
troffene wohnen seltener in Häusern mit guter Wärmedämmung und einschlägiger Ausstattung wie
Außenjalousien oder Klimaanlagen. Die Innenraumbelastungen durch Feuchtigkeit und Schimmel ste-
hen auch mit Gesundheitsfolgen in Verbindung (WHO 2010). Wesentlich sind auch die fehlenden Res-
sourcen Armutsbetroffener für Investitionen zur Anpassung an die Effekte der Klimakrise, z. B. feh-
lende finanzielle Mittel zur baulichen Adaption ihrer Wohnungen (BMSGPK 2021, 19) sowie fehlende
Rechte aufgrund eines Mietverhältnisses (vgl. auch Jany et al. 2023).
Armutsbetroffene wohnen häufiger in Mietwohnungen (Litschauer et al. 2021, Statistik Austria 2022,
Aigner et al. 2023), wo abseits der Kosten auch weniger eigener Handlungsspielraum zur energieeffi-
zienten Gebäudesanierung zur Verfügung steht insbesondere dann, wenn es sich um private Vermie-
ter:innnen handelt und nicht um Genossenschafts- oder Gemeindewohnungen. (Seebauer, Friesen-
ecker & Eisfeld 2019). Dort, wo Sanierungen möglich wären, sind die Kosten dafür aufgrund der
schlechten Beschaffenheit der Wohnungen höher, was eine zusätzliche finanzielle Belastung bedeutet
(APCC 2018). Darüber hinaus können, je nach Mietrecht, Renovierung, Begrünung und Sanierung zu
Verteuerungen des Wohnraums führen und eine Verdrängung einkommensschwacher Haushalte mit
sich bringen (Green Gentrification, wobei es hierfür in Wien aktuell keine empirische Evidenz gibt,
Anguelovsky 2022). In der Literatur werden in diesem Zusammenhang auch fehlende Information und
Ausschluss aus gesellschaftlichen und politischen Entscheidungsfindungsprozessen angesprochen.
Aber auch während Hitzewellen oder infolge von Naturereignissen können Barrieren bestehen. Bei-
spielsweise stehen etwa Restaurants, Museen, aber auch Büroräumlichkeiten oder Zweitwohnsitze im
Grünen Armutsbetroffenen seltener zur Verfügung. Besondere Aufmerksamkeit sollten wiederum Kin-
der Alleinerziehender erhalten, sie haben weniger materielle Ressourcen für Anpassungsmaßnahmen
oder Investitionen in Energieeffizienz zur Verfügung. Ein niedriger Bildungsstand kann den Zugang zu
Informationen oder Förderprogrammen erschweren.
Ein eigenes Themenfeld an der Schnittfläche zwischen Klimafolgen und -schutz im Kontext armutsbe-
troffener Haushalte ist Energiearmut. Als energiearme Haushalte werden jene bezeichnet, bei denen
mehr als zehn Prozent des Einkommens für Energiekosten aufgewandt werden (Matzinger, Heitzmann
& Dawid 2018, Lowans et al. 2021). Studien zum Winter 2022/23 haben gezeigt, dass sowohl armuts-
betroffene Kinder als auch ihre Eltern mit zahlreichen Folgen konfrontiert sind wie etwa der Einschrän-
kung der Bedürfnisse, Belastungen von Eltern aufgrund von Angst um Kinder, schlechtem Wohnraum
und mangelnden Möglichkeiten, hier Verbesserungen zu schaffen, und mangelndem öffentlichem
Raum, um sich vor Kälte zu schützen (Aigner et al. 2023).
Hinsichtlich der materiellen Schäden nach Naturkatastrophen haben armutsbetroffene Personen ein-
geschränkte finanzielle Möglichkeiten zur Wiederbeschaffung bzw. zum Wiederaufbau, auch wenn der
absolute Wert der gefährdeten Gebäude oder materiellen Güter niedriger ist. Ausschlaggebend ist
hier neben Kreditfähigkeit auch der Fakt, dass z. B. betroffene Güter einen höheren relativen Anteil
ihres gesamten Besitzes ausmachen (BMSGPK 2021). Wenn Armut mit anderen Vulnerabilitäten wie
etwa körperlicher Einschränkung einhergeht, sind Betroffene besonders schutzbedürftig, wie sich bei
der Überschwemmung in Sinzig (Deutschland) zeigte, bei der zwölf Menschen mit Behinderung infolge
deren zu Tode kamen (Liedholz 2021).
A-4.3 Klimakrise und Hitzefolgen für Kinder
Jene Menschen, die heute Kinder sind, werden die Folgen der Klimakrise am stärksten spüren, wie der
APCC (2018) vorrechnet: Bis 2085 ist mit bis zu 60 Hitzetagen pro Jahr in Österreich zu rechnen (APCC
2018). Aber auch die Gefahr von Extremwetterereignissen abseits von Hitzewellen, etwa in Form von
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StartClim2022: Endbericht
starken Regenfällen, Sturm, Hagel, Trockenperioden oder auch Kälteextremen, nimmt angesichts der
Klimakrise in der Zukunft zu (APCC 2018). Dass die Klimakrise sich negativ auf Kinder und Jugendliche
auswirkt, ist bereits vielfach thematisiert. Die UNICEF schreibt, dass die Klimakrise eine Krise der Kin-
derrechte ist, und präsentiert einen Kinder-Klima-Risikoindex, der besonders hilfreich ist, um Folgen
im globalen Süden aufzuzeigen. Kinder haben etwa aufgrund ihrer weniger entwickelten Atemwege
eine höhere Belastung durch Luftverschmutzung (z. B. infolge erhöhter Ozonwerte oder Luftschad-
stoffe; BMSGPK 2021, 42, Pollhammer 2016). Laut Modellrechnung der Vrije Universiteit Brussel habe
ein 2020 geborenes Kind im Vergleich mit einem Erwachsenen, der 1960 auf die Welt kam, ein 6,8-
fach erhöhtes Risiko, eine Hitzewelle zu erleben aber auch ein 2,6-mal höheres Risiko, eine Dürre,
oder eine 2,8-fach erhöhte Wahrscheinlichkeit, ein Flusshochwasser zu erleben (Thiery et al. 2021).
Kinder (insbesondere solche im Alter unter fünf Jahren) sind u. a. aufgrund ihrer körperlichen Voraus-
setzungen besonders vulnerabel für gesundheitliche Auswirkungen einer Hitzewelle (Thiery et al.
2021, Treichl 2020, Helldén et al. 2021). Gründe dafür sind beispielsweise ihre geringere Fähigkeit,
Wärme abzuleiten (Kenny et al. 2018), ihre geringere Schweißproduktion (Böse-O’Reilly et al. 2023,
126), ihre eingeschränkte Möglichkeit, die Effekte der Hitze einzuschätzen, oder ihre Tendenz zur
schnelleren Dehydratation und Exsikkose aufgrund des höheren Körperoberfläche-Körpermasse-Ver-
hältnisses im Vergleich zu Erwachsenen (Xu et al. 2014). Zusätzlich sind Kinder im Freien häufig kör-
perlich aktiver (Böse-O’Reilly et al. 2023, 126).
Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass während der heißen Sommermonate oder insbesondere
während Hitzewellen ein verstärktes Aufkommen von Kindern in Krankenhäusern und Notfallambu-
lanzen besteht (Böse-O’Reilly et al. 2023, 126, Bernstein et al. 2022, Ghirardi et al. 2015). Die Effekte
von Hitzewellen auf Kindersterblichkeit (Säuglingssterblichkeit, SIDS etc.) sind vor allem für Länder
des globalen Südens (z. B. Egondi et al. 2012, Azongo et al. 2012, Diboulo et al. 2012), aber auch etwa
für Kanada (Auger et al. 2015) oder Südkorea (Son et al. 2017) untersucht. (Helldén et al. 2021; Xu et
al. 2014). Auch Effekte von Hitzetagen auf Schwangerschaften und Föten sind Gegenstand wissen-
schaftlicher Forschung (Molina/Saldarriaga 2017, Barreca/Schaller 2020, Bekkar et al. 2020).
Zu den direkten Erkrankungen während Hitzewellen bei Kindern zählen Helldén et al. (2021) auch
Nierenerkrankungen aufgrund von Dehydration sowie Atemwegs- und Infektionskrankheiten (vgl.
auch Lamm 2007). Auch Schwäche, Schwindel, Übelkeit oder Muskelkrämpfe werden in der Literatur
als klinische Symptome akuter Hitzebelastung genannt. (Böse-O’Reilly et al. 2023). Zusätzlich wird
auf eine erhöhte Unfallgefahr während der Phasen der Hitzebelastung hingewiesen (ebenda). Eine
Studie aus Göteborg beobachtete Hitzestress bei Kindern in elementaren Bildungseinrichtungen
(Bäcklin et al. 2021, 8).
A-4.4 Armutsbetroffene Kinder in der Klimakrise
Der Forschungsstand zu den spezifischen Belastungen armutsbetroffener Kinder und Jugendlicher ist
international erst am Beginn und in Österreich de facto nicht vorhanden. In einem Rahmenreview
zum Thema Kinder, Ungleichheit und Klimafolgen identifizieren Arpin et al. (2021) insgesamt 21 Stu-
dien, die entlang unterschiedlicher Dimensionen aufzeigen, wie Ungleichheiten innerhalb von Ländern
oder auch zwischen Ländern, bezogen auf den Indikator hohes vs. geringes Einkommen, zunehmen. In
Hinblick auf Kinder aus Familien mit niedrigem Haushaltseinkommen zeigen Studien, dass diese häu-
figer chronische Erkrankungen, z. B. der Atemwege, aufweisen (Lampert et al. 2013, Santos-Hövener
et al. 2019) und deswegen auch von Hitzephasen stark belastet sind.
Solche Zusammenhänge sind wenig verwunderlich und ergeben sich aus der Intersektionalität zweier
Vulnerabilitätsfaktoren, des Kindseins und der Armutsbetroffenheit. Von beiden ist bekannt, dass sie
die Vulnerabilität für Klimafolgen verstärken, und so ist auch davon auszugehen, dass jene Personen,
auf die beides zutrifft, besonders von den Folgen der Klimakrise betroffen sind. Die Herausforderung
besteht u. a. darin, die eingeschränkten Handlungsspielräume von Kindern zur Anpassung an Hitze-
wellen und die vorangegangenen skizzierten gesundheitlichen Effekte zusammenzudenken.
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StartClim2022: Endbericht
A-5 Forschungsdesign
Zu diesem Zweck wurde eine Befragung armutsbetroffener Familien durchgeführt. Die befragten Fa-
milien stammen aus dem Projekt „Existenzsicherung für armutsbetroffene und armutsgefährdete Kin-
der und Jugendliche in der Pandemie“ der Volkshilfe Österreich. Zur Identifikation der am meisten von
Hitze betroffenen Haushalte wurden meteorologische Daten herangezogen und wurde bei der Befra-
gung diesen entsprechend priorisiert.
A-5.1 Grundgesamtheit und meteorologische Daten
Als armutsgefährdet gilt, wer in einem Haushalt lebt, dem weniger als 60 Prozent des Nettomedian-
einkommens zur Verfügung stehen. Für einen Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern lag
die Armutsgefährdungsschwelle 2021 bei 2.879,10 Euro pro Monat. Jedoch ist das Einkommen allein
nicht der einzige Faktor für die finanzielle Situation der Familie, die etwa aufgrund besonderer Wohn-
kosten, Schulden oder hoher gesundheitsbezogener Ausgaben trotz eines Einkommens über der Ar-
mutsschwelle prekär sein kann. Daher ist es hilfreich, zusätzlich auf die materielle und soziale Aus-
grenzung gemäß der Europa-2030‐Strategie zu blicken, die weitere Hinweise darauf gibt, ob es Fami-
lien möglich ist, am gesellschaftlichen Wohlstand zu partizipieren. Dazu gehören Fragen wie Ist es
möglich, unerwartete Zahlungen in der Höhe von 1.300 Euro zu stemmen, wenn offene Zahlungen
nicht beglichen werden können oder wenn es nicht möglich ist, die Wohnung angemessen warm zu
halten?“ Für Kinder und Jugendliche gibt es eigene Deprivationsindikatoren, beispielsweise für den
Umstand, ob es ihnen möglich ist, an mit Kosten verbundenen Freizeitaktivitäten teilzuhaben, oder je-
nen, ob ein Freizeitgerät für draußen leistbar ist (Statistik Austria 2022).
Im Rahmen des Volkshilfe-Österreich-Projekts „Existenzsicherung für armutsbetroffene und armuts-
gefährdete Kinder und Jugendliche in der Pandemie“ wurden Familien pro teilnehmendes Kind und
teilnehmende:n Jugendliche:n mit je 100 Euro im Monat ein ganzes Jahr lang unterstützt. Zusätzlich
wurden sie durch Sozialarbeiter:innen begleitet, um die Lebenslage der Familien nachhaltig zu verbes-
sern. Die Voraussetzungen für die finanzielle Unterstützung im Projekt waren
ein Haushaltseinkommen der Familien unter der Armutsgefährungsschwelle (Statistik Austria
2022) dazu waren die Offenlegung des vollständigen Haushaltseinkommens sowie Nach-
weise über Einkommen und Beihilfen notwendig sowie
das Vorliegen einer Notlage mit COVID‐19‐Bezug (z. B. coronabedingte Einkommensverluste,
Arbeitslosigkeit, gesundheitliche oder psychosoziale Belastungen, Mehrfachbelastungen).
Die Familien erklärten sich durch die Projektvereinbarung bereit, ihre Daten, unter Berücksichtigung
geltender Datenschutzbestimmungen, für die wissenschaftliche Forschung zur Verfügung zu stellen.
Ihre Aufnahme in das Projekt erfolgte unter den Gesichtspunkten
ausgewogenes Geschlechterverhältnis der Kinder im Projekt,
ausgewogene Aufteilung der Familien nach Bundesländern,
Reihung nach Datum der Antragstellung und
Verfügbarkeit.
Die Grundgesamtheit umfasste 468 Haushalte. Für die Befragung wurden jedoch 82 Haushalte ohne
Kinder unter elf Jahren sowie ein Haushalt mit 13 Kindern ausgeschlossen. In den übrigen 384 Haus-
halten lebten 687 Kinder, wobei je ca. 300 im Alter zwischen drei und sechs Jahren sowie sieben und
zehn Jahren waren, hinzu kamen ca. 100 Babys und Kleinkinder (0 bis 2 Jahre). Die Familien hatten im
Schnitt 1,8 Kinder unter elf Jahren (und 2,5 Haushaltsmitglieder unter 18 Jahren). Die meisten Haus-
halte (30 Prozent) stammten aus Wien, 20 Prozent aus Niederösterreich, 15 Prozent aus Salzburg und
die restlichen Haushalte aus den anderen Bundesländern. Die Haushalte waren zum größten Teil in
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StartClim2022: Endbericht
urbanen Großzentren angesiedelt, allerdings befanden sich auch Haushalte aus Regionen mit anderen
Urbanisierungsgraden in der Grundgesamtheit.
Anhand der geografischen Koordinaten der Adresse wurde für jeden Haushalt die mittlere Anzahl der
Hitzetage (Tage, an denen die Tageshöchsttemperatur über 30 °C liegt) in der Klimanormalperiode
19912020 aus dem SPARTACUS-Datensatz der Geosphere Austria (Hiebl/Frei 2016, Geosphere
Austria Data Hub 2023) berechnet. Die 384 Haushalte der Grundgesamtheit waren zwischen 1991
und 2020 durchschnittlich von 17 Hitzetagen betroffen gewesen. Im Jahr 2022 lag dieser Wert mit
25,8 Hitzetagen um etwa 8,8 Tage höher und somit deutlich darüber.
1
A-5.2 Befragung und Analysemethode
Der Fragebogen wurde besonders auf armutsbetroffene Familien abgestimmt, und die Befragung
wurde von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern durchgeführt. Konkret untersucht wurde dabei,
(1) wie die Eltern armutsbetroffener Kinder die Belastung durch Hitze und deren Auswirkungen auf
ihre Kinder wahrnehmen, (2) wie sie ihr Verhalten im Wohnraum, im öffentlichen Raum im Falle von
Hitze verändern und inwiefern sie sich in puncto Hitze informiert fühlen und (3) welche Bedürfnisse sie
in Hinblick auf ihren Wohnraum, den öffentlichen Raum und das Informationsangebot haben.
Der Fragebogen umfasste offene, halboffene und geschlossene Fragen und wurde in enger Abstim-
mung mit Klima- und Armutsexpertinnen/-experten der Gesundheit Österreich GmbH sowie der
Volkshilfe entwickelt, wobei Pretests mit armutsbetroffenen Familien sowie Expertinnen und Experten
der Sozialen Arbeit durchgeführt wurden, um Verständlichkeit, Umfang und Eindeutigkeit der Befra-
gung sicherzustellen. Die Telefonbefragung wurde mit den armutsbetroffenen Eltern durchgeführt,
eine Befragung dauerte im Durchschnitt etwa 30 Minuten. Die Antworten wurden von den Sozialar-
beiterinnen und Sozialarbeitern in ein Onlineformular eingetragen. Zusätzlich wurden sozioökonomi-
sche, demografische und wohnungsbezogene Parameter festgehalten. Aufgrund von Rückmeldungen
wurde in einer eigenen Nachbefragung das Stockwerk, in dem sich die Haushalte befanden, abgefragt.
Um eine bessere Einsicht in die Hitzefolgen für Haushalte mit armutsbetroffenen Kindern und in ihre
diesbezüglichen Bedürfnisse zu erhalten, zielte die Befragung auf jene Haushalte ab, die sich an be-
sonders heißen Orten befanden. Weiters wurde eine Streuung der Haushalte über ganz Österreich
angestrebt. Für die Priorisierung der Haushalte für die Befragung wurden sie absteigend nach mittlerer
Anzahl von Hitzetagen und Bundesland sortiert. Bei der Befragung wurden daher zuerst jene neun
Haushalte, die in ihrem jeweiligen Bundesland am meisten von Hitze betroffen waren, gefragt, danach
die folgenden neun etc., um zum einen jene Haushalte mit der stärksten Hitzebelastung zu erreichen
und zum anderen eine österreichweite Streuung der Ergebnisse zu erhalten.
Die Ergebnisse wurden mit den üblichen Methoden der deskriptiven Statistik ausgewertet. Weiters
wurde bei einzelnen Items mittels t-Test der statistische Zusammenhang zwischen der Anzahl der
beobachteten Hitzetage sowie Haushaltscharakteristika (z. B. Belagsdichte, Urbanisierungsgrad etc.)
untersucht. Signifikante Zusammenhänge wurden direkt bei den jeweiligen Items angeführt. Getestete,
aber nicht signifikante Zusammenhänge wurden in Fußnoten angeführt.
1
In den jeweiligen Bundesländern ist der Durchschnitt der Hitzetage in der Klimanormalperiode mit 22,4 in Wien (2022: 32,6)
und 20,9 im Burgenland (2022: 31,6) am höchsten und mit 11,8 (2022: 15,9) in Salzburg und mit 7,9 (2022: 17) in Vorarlberg
am niedrigsten. An den Wohnorten der Haushalte in den Landeshauptstädten wurden im Durchschnitt in der Klimanormalpe-
riode 19,3 (2022: 28) Hitzetage beobachtet um etwa fünf (2022: 6) Tage mehr als für Haushalte in anderen Regionen.
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StartClim2022: Endbericht
A-6 Ergebnisse
A-6.1 Beschreibung der befragten Haushalte
Tabelle A-1 gibt einen Überblick über die befragten Haushalte. Insgesamt wurden die Ergebnisse von
99 Haushalten ausgewertet.
2
In diesen Haushalten lebten 190 Kinder im Alter von null bis zehn Jahren
(37 Babys im Alter von 0 bis 2 Jahren, 78 Kleinkinder im Alter von 3 bis 6 Jahren und 75 Kinder im
Alter von 7 bis 10 Jahren). Bei 43,6 Prozent der Kinder wurde weiblich als Geschlecht angegeben. Die
meisten Kinder (82 %) waren in einem Betreuungsverhältnis (Kindergarten oder Schule), wobei drei
davon im Sommer nicht in Betreuung waren. Etwa die Hälfte der Kinder (49,5 %) wuchs mit nur einem
Elternteil auf.
Für 180 der 190 Kinder, die in den befragten Haushalten lebten, lagen Rückmeldungen zu chronischen
Erkrankungen vor. Der größte Teil der Kinder hatte keine diagnostizierte chronische Krankheit (83,3 %,
n = 150). In etwa zwei Prozent der befragten Kinder waren je von Neurodermitis, chronischer Bronchi-
tis, Allergien, Autismusspektrum betroffen und je ein Prozent von einer Behinderung, Sonnenallergie,
Hornhautschädigung, Diabetes, Asthma oder einer Darmerkrankung.
In den befragten Haushalten lebten gesamt 376 Personen
3
, von denen 241 im Jahr 2021 unter 18
Jahre alt waren. 60,6 Prozent der 99 Haushalte waren Alleinerzieherhaushalte. Von den insgesamt 99
befragten Personen waren 83 Prozent weiblich. Der größte Teil der Haushalte beruhte auf einem Miet-
verhältnis (91 %). 48 Prozent der Haushalte lebten in einem Gemeindebau, 15 Prozent in Haupt- oder
Untermiete und weitere 15 Prozent in Genossenschaften. In Hauseigentum lebten vier Familien und
eine in Wohnungseigentum.
Tab. A-1: Beschreibung der Stichprobe
Kennzahl
Anzahl mittlerer Hitzetage an den Wohnorten der befragten Haushalte (19912020)
Anzahl Hitzetage 2022 an den Wohnorten der befragten Haushalte
Anzahl befragter Haushalte
Anzahl unterstützter Kinder unter 18
mittlere Anzahl unterstützter Kinder unter 18 Jahren pro Haushalt in der Stichprobe
Anzahl Babys und Kleinkinder (0 bis 2 Jahre) in der Stichprobe
Anzahl Kindergartenkinder (3 bis 6 Jahre) in der Stichprobe
Anzahl Volksschulkinder (7 bis 10 Jahre) in der Stichprobe
Anteil weiblicher Kinder in der Stichprobe
Anteil der befragten Haushalte in Städten
Anteil der befragten Haushalte in Wien
2
Insgesamt wurden 100 Haushalte befragt, wobei in einem der Haushalte zum Zeitpunkt der Befragung kein Kind im Alter
von zehn Jahren oder jünger mehr lebte.
3
Bei Haushalten, in deren Fall sich die Befragten nicht als Alleinerzieher:innen deklarierten, wird von zwei Erwachsenen im
Haushalt ausgegangen.
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StartClim2022: Endbericht
In einem durchschnittlichen Haushalt lebten 3,8 Personen auf einer Fläche von 68,8 Quadratmetern
(n = 98) und hatten dabei 2,7 Zimmer zur Verfügung. Pro Person im Haushalt standen daher im Durch-
schnitt 19,7 Quadratmeter (n = 98) bzw. 0,71 Zimmer zur Verfügung. Bei einer Nachbefragung gaben
41 Haushalte eine Rückmeldung betreffend das Stockwerk. Von ihnen lebten acht im Erdgeschoß und
13 im ersten Stock. Die Haushalte befanden sich zum größten Teil in einer der neun Landeshauptstädte
(70,7 %), wobei 58,6 Prozent aller Haushalte in Wien waren. Nach dem Urbanisierungsgrad befindet
sich der größte Teil der befragten Haushalte in urbanen Großzentren.
Abbildung A-1 gibt einen Überblick über die Wohnorte und die Anzahl der Hitzetage im Jahr 2022. In
diesem Jahr wurden an den jeweiligen Wohnorten 28,83 Hitzetage beobachtet. Das sind deutlich mehr
als die 19,6 Hitzetage, die im Durchschnitt zwischen 1991 und 2020 beobachtet worden waren. Auch
liegen diese Werte jeweils über jenen der Grundgesamtheit (siehe Abschnitt 5.1). Bei Haushalten in
den Landeshauptstädten wurden 2022 31 Hitzetage (19912020: 21,2) beobachtet, bei jenen in Wien
32,8 Tage (19912020: 22,6 Tage) und bei den Haushalten in anderen Regionen 23,7 (19912020:
15,6 Tage).
Abb. A-1: Anzahl der Hitzetage im Jahr 2022 (N = 99). Darstellung: GÖG. Datenquellen: Hiebl/Frei 2016, Geosp-
here Austria Data Hub 2023.
A-6.2 Belastung armutsbetroffener Haushalte durch Hitze
A-6.2.1 Belastung und hitzeassoziierte psychische und körperliche Veränderungen
In einem ersten Schritt wurden die Eltern befragt, ob sie und ihre Kinder durch Hitze belastet sind und
ob sie bei ihren Kindern an besonders heißen Tagen Veränderungen wahrnehmen (siehe Abbildung
A-2). Die Belastung durch Hitze bei Kindern wird von den befragten Elternteilen unterschiedlich wahr-
genommen. Rund ein Drittel der Befragten gaben für ihre Kinder eine sehr starke oder starke Belastung
an. Ein weiteres Viertel gab eine mittlere Belastung an. Eine geringe oder keine Belastung wurde von
den verbleibenden 42 Prozent der Befragten angegeben.
Bei der Frage nach spezifischen gesundheitlichen Veränderungen nahmen die Eltern zahlreiche Ver-
änderungen wahr. Mehr als die Hälfte von ihnen beobachtete mehr Durst und häufigeres Trinken
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StartClim2022: Endbericht
(85 %), schlechteres Schlafen (67 %), Unruhe, Unwohlsein und mehr Weinen (62 %), eine geringere
Motivation, sich zu bewegen (54 %) und aggressives Verhalten (51 %). Über 40 Prozent nahmen kör-
perliche Symptome wie Übelkeit, Ausschlag, Kopfschmerzen und Schwindel (45 %) oder einen Rück-
zug der Kinder (43 %) wahr. Die Anzahl jener Familien, bei denen Veränderungen je Kind unterschied-
lich wahrgenommen wurden, hängt von den Symptomen ab und liegt zwischen null und 14 von 57
Familien mit mehr als einem Kind.
4
Abb. A-2: Hitzeassoziation wahrgenommener Veränderungen (n = 190). Anteil der Kinder für die ihre Eltern
Symptome angeben als Prozent aller Kinder. Die Schattierung zeigt Haushalte mit einer Über- (dunkel)
oder Unterdurchschnittlich (hell) Anzahl an Hitzetagen an ihren jeweiligen Wohnort.
5
Lesebeispiel: El-
tern beobachten bei 62 Prozent (daher 118) aller 190 Kinder im Sample, dass diese an besonders hei-
ßen Tagen geweint, unruhiger oder unwohl waren. Haushalte, die von überdurchschnittlich vielen Hit-
zetagen betroffen sind, beantworten dieses Item signifikant öfter mit Ja, wie auch der statistische Test
(***) zeigt (p-Wert kleiner gleich 0,01) zeigt. Wie die Schattierung zeigt, haben 40 Prozent der Kinder
geweint, unruhiger oder unwohl und befinden sich an Orten mit überdurchschnittlich vielen Hitzetagen
(dunkel) und 22 Prozent der Kinder haben geweint, unruhiger oder unwohl und befinden sich an Orten
mit unterdurchschnittlich vielen Hitzetagen (hell). Daraus folgt, dass nur 10 Prozent aller Haushalte
dieses Item nicht mit Ja beantworten und an Orten mit überdurchschnittlich vielen Hitzetagen leben
und umgekehrt 28 Prozent (dunkel) an Orten mit unterdurchschnittlich vielen Hitzetagen (hell) leben
und dieses Item nicht mit Ja beantworten.
4
Eine statistische Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der mittleren Anzahl der beobachteten Hitzetage und den
wahrgenommenen Belastungen mittels t-Test zeigt keine signifikanten Ergebnisse.
5
Ein Stern (*) entspricht einem p-Wert kleiner gleich 0,1. Zwei Sterne (**) entsprechen einem p-Wert kleiner gleich 0,05. Drei
Sterne (***) entsprechen einem p-Wert kleiner gleich 0,01. Darstellung: GÖG. Datenquellen: Eigene Erhebung.
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Die statistische Auswertung mittels t-Test zeigt einen signifikanten Zusammenhang zwischen der
Frage nach gesundheitlichen Veränderungen an besonders heißen Tagen und der 2022 beobachteten
Anzahl von Hitzetagen am jeweiligen Wohnort. Ein besonders starker Zusammenhang kann bei den
Items weniger gerne bewegt, zurückziehen und allein sein, Krankheitssymptome (z. B. Übelkeit)
sowie geweint beobachtet werden. Weniger signifikant ist der Zusammenhang bei schlecht ge-
schlafen und aggressiver als sonst. Auch bei Durst kann ein Unterschied beobachtet werden, aller-
dings ist hier entgegen den Erwartungen der Median bei Ja-Antworten niedriger als bei Nein-Antwor-
ten. Dies kann auch daran liegen, dass fast alle Familien (mehr als 90 %) dieses Item angegeben haben.
A-6.2.2 Wissen zu Hitze
Ein Thema, das in der öffentlichen Debatte immer wieder Aufmerksamkeit erhält, ist die Frage, inwie-
fern Haushalte über Klimawandel und -folgen informiert sind. In der Befragung wurde der Themen-
komplex Informationen zu gesundheitlichen Hitzerisiken von Kindern aufgegriffen. Der größte Teil der
Haushalte fühlt sich gut oder eher gut darüber informiert, wie die Kinder vor Hitze geschützt werden
können (80 %). Zugleich erhielt etwa ein Drittel der Haushalte bisher keine Informationen zu Hitze. Der
größte Teil der Haushalte bezog derartige Informationen über das Internet (22 %), aus sozialen Netz-
werken (z. B. Nachbarn; 19 %) oder von Ärztinnen/Ärzten (14 %). Eine geringere Bedeutung haben
hier öffentliche Stellen, Sozialarbeiter:innen, Hitzeberatungsangebote und soziale Medien. Weiters
wurden noch Medien allgemein sowie Nachrichten/Fernsehen, Betreuungseinrichtungen (etwa Schu-
len), die eigene Arbeit und die Versicherung angegeben. Einige führten an, dass sie eh selbst Bescheid
wissen (N = 7).
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StartClim2022: Endbericht
Abb. A-3: Informationsquellen zu Hitzerisiken für Kinder.
6
Darstellung: GÖG. Datenquellen: Eigene Erhebung.
A-6.2.3 Hitzebelastung an unterschiedlichen Orten
Hitze kann sich örtlich sehr stark unterscheiden, desgleichen die Belastung armutsbetroffener Kinder.
In der Befragung wurden hierzu Eltern befragt, welche Orte Kinder angeben (oder an welchen Orten
sie sich befinden), wenn sie über Hitze klagen. In der Auswertung wurde zwischen der Wohnung, dem
öffentlichen Raum und den halböffentlichen/privaten Orten unterschieden. Am meisten wurde hierbei
die Wohnung genannt (42 %). Für den Bereich Wohnung gaben 14 Prozent der Eltern an, dass sich
die Kinder über Hitze beim Schlafengehen beklagen würden, und fünf Prozent nannten hier Hitze im
Kinderzimmer. Für den freien öffentlichen Raum gaben 36 Prozent Klagen der Kinder über Hitzebelas-
tung auf Spielplätzen und in Parks sowie 24 Prozent für die Bereiche „auf der Straße oder auf dem
Weg an. Schule und Kindergarten oder Auto wurden von wenigen genannt. Die mittlere Anzahl der
Hitzetage und der Urbanisierungsgrad fallen in Hinblick auf Orte, an denen Kinder über Hitze klagen,
nicht ins Gewicht.
7
Abb. A-4: Orte, an denen sich Kinder über Hitze beklagen (n = 99). Darstellung: GÖG. Datenquellen: Eigene Er-
hebung.
Hinsichtlich unterschiedlicher Orte beklagen sich Kinder laut der Wahrnehmung der Eltern daher fast
gleichermaßen in der Wohnung oder im freien öffentlichen Raum. Eine geringe Rolle spielen hier Autos
6
Keine Rückmeldungen gab es beim Item „schriftlich von öffentlichen Stellen“.
7
Die Frage danach, wo Kinder über Hitze klagen, kann nicht nach der jeweiligen Betreuungsform ausgewertet werden, da El-
tern hier allgemein in Bezug auf ihre Kinder und nicht auf ein spezifisches Kind hin befragt wurden.
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und Schule als spezifische andere Orte. Im Folgenden werden die Wohnung und der öffentliche Raum
genauer betrachtet.
A-6.3 Hitze im Wohnraum
Hitze im Wohnraum wird von vielen als belastend wahrgenommen. Ähnlich den Ergebnissen zur
Frage, wo Kinder über Hitze klagen, halten sich insgesamt ca. 45 Prozent bei Hitze nur ungern in der
Wohnung auf (30 % ungern und 15 % eher ungern). Bei den qualitativen Rückmeldungen zur Wohn-
situation gaben einige Haushalte an, dass die Wohnungen sich schnell aufheizen würden und es dort
stickig sei. Auch ist es in den Schlafzimmern teils zu heiß, und so suchen die Bewohner:innen andere
Räume auf. Viele Befragte gaben an, dass sie Maßnahmen wie etwa das Herablassen der Rollos er-
greifen würden, um die Hitze draußen zu halten. Einige Wohnungen haben auch Außenjalousien oder
sind durch Bäume im Garten beschattet, was dazu beiträgt, dass es angenehm kühl bleibt. Hingegen
bestehen in anderen Wohnungen finanzielle oder bauliche Barrieren, die beispielsweise den Einsatz
von Klimageräten erschweren.
8
A-6.3.1 Strategien, um sich vor Hitze im Wohnraum zu schützen
Der Belastung durch Hitze wird mit unterschiedlichen Strategien begegnet. In der Befragung wurde
zwischen Lüften, Abdunkeln, Geräten zur Abkühlung, Ortswechsel sowie Baden und Duschen unter-
schieden. In fast allen Haushalten wird die Wohnung gelüftet (91 %), um weniger stark durch Hitze
belastet zu sein. In der Befragung wurde allerdings nicht zwischen Lüftungstechniken unterschieden.
Es bleibt daher unklar, ob durch Lüften die Temperatur gesenkt wird. Wie Studien zeigen, ist hierfür
ein Temperaturunterschied zwischen Außen- und Innentemperatur von zumindest 2° Grad nötig (Hol-
zer und Stern 2018).
Oft genannt werden auch unterschiedliche Zugänge, um die Wohnung durch Abdunkeln abzukühlen.
Die wirksamste Maßnahme sind hier Außenrollos, die auch von 19 Prozent der Haushalte verwendet
werden. In weitaus mehr Haushalten (71 %) wird die Wohnung mit Innenjalousien abgedunkelt. Auf
Tücher greifen nur zwei Haushalte zurück.
Auch Kühlgeräte finden bei mehr als der Hälfte der Haushalte Verwendung, insbesondere Ventilatoren
(58 %). Klimageräte spielen eine geringe Rolle, und 14 Prozent der Haushalte gaben an, dass kein
Kühlgerät verfügbar sei. Baden und Duschen sind eine weitere oft anwandte Strategie, um sich abzu-
kühlen (67 %). Auch der Raumwechsel innerhalb der Wohnung wird als Abkühlungsstrategie verwen-
det (13 %), und 16 Prozent der Haushalte verlassen die Wohnung wegen Hitze nicht, hierbei wird
allerdings nur bei einem sehr geringen Anteil (4 %) auf soziale Kontakte verzichtet. Viele verlassen zur
Abkühlung auch die Wohnung (56 %).
8
Wie belastend die Temperatur in der Wohnung ist, kann neben der Temperatur selbst, die z. B. vom Stockwerk oder vom
Urbanisierungsgrad beeinflusst wird, auch von der Wohnsituation (z. B. Wohnart oder Quadratmeter pro Person) abhängen.
Hierzu können allerdings im Rahmen dieser Analyse keine statistischen Zusammenhänge beobachtet werden. Eine Einschrän-
kung ist hier, dass nur für 41 Prozent der Haushalte Informationen zum Stockwerk vorliegen.
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Abb. A-5: Kurzfristige Strategien zum Schutz von Kindern vor Hitze im Wohnraum (n = 99). Darstellung: GÖG.
Datenquellen: Eigene Erhebung.
Die jeweiligen Strategien, um sich vor Hitze zu schützen, gehen auch mit unterschiedlichen anderen
Auswirkungen einher. So können schlecht eingestellte Klimaanlagen eine Keimbelastung verursachen,
und das Abdunkeln kann dazu führen, dass man die meiste Zeit in sehr dunklen, stickigen Räumen
verbringt. Lüften kann Lärm- und Schadstoffbelastung von der Straße in die Wohnung dringen lassen.
Tatsächlich gibt ein Fünftel der Haushalte an, die Fenster wegen Lärms nicht oder eher nicht zu öffnen.
Dem ähnlich gibt jeweils ca. ein Fünftel der Haushalte an, durch das Lüften der Wohnung einer Lärm-
oder Abgasbelastung ausgesetzt zu sein.
A-6.3.2 Bedarf an einem besseren Schutz vor Hitze im Wohnraum
Nicht allen stehen jedoch alle Schutzstrategien zur Verfügung, und viele der Haushalte gaben einen
Bedarf nach Klimageräten (70 %) oder Außenrollos (30 %) an. Innenjalousien (87 %) und Ventilatoren
(62 %) sind in den meisten Haushalten vorhanden, und daher besteht nur ein geringer Bedarf danach
(bei Ventilatoren 18 %). Dem Wunsch nach den jeweiligen Gerätschaften kann laut den Befragten
nicht nachgekommen werden, da entweder die Anschaffung (30 % bei Außenrollo bzw. 49 % bei Kli-
mageräten) oder der Betrieb (bei Klimageräten 21 %) nicht leistbar ist. Bauliche Barrieren spielen in
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StartClim2022: Endbericht
beiden Fällen eine geringe Rolle. Weiters notierten die befragenden Sozialarbeiter:innen im Zusam-
menhang mit Klimageräten und Ventilatoren auch gesundheitliche Bedenken der Eltern, die aus deren
Sicht gegen eine Anschaffung sprechen.
Abb. A-6: Investitionsbedarf in der Wohnung (n = 99). Darstellung: GÖG. Datenquellen: Eigene Erhebung.
A-6.4 Umzug als Strategie zur Verbesserung der Wohnverhältnisse
Eine weitere Möglichkeit, die Hitzebelastung in der Wohnung zu reduzieren, ist ein Umzug (siehe Ab-
bildung A-7). Der größte Teil der Haushalte (62 %) ist mit der Wohnlage zufrieden. In der Befragung
gab es je ein Item für Haushalte, die (1) nicht überlegen umzuziehen, da sie davon ausgehen, dass ein
Umzug zu teuer wäre, und die (2) einen Umzug zwar überlegen, ihn aber nicht verfolgen, da er zu teuer
ist. Etwa ein Drittel (31 %) der Befragten könnte einen Umzug in Betracht ziehen. Dieses Drittel setzt
sich aus Haushalten zusammen, die (1) aufgrund der mit einem Umzug einhergehenden Kosten noch
nicht überlegt haben umzuziehen (13 %), (2) trotz der damit einhergehenden Kosten einen Umzug be-
reits überlegt haben, der ihnen aber zu teuer wäre (11 %), die (3) aktuell suchen (6 %) und (4) jenen,
die eine Suche wieder abgebrochen haben (1 %). Ein Haushalt gab an, aufgrund von Schule, Kinder-
garten oder -betreuung nicht nach einer neuen Bleibe zu suchen.
9
9
Es kann kein statistischer Zusammenhang in Hinblick auf Stadt und Land, Stockwerk oder Belagsdichte (d. h. Personen pro
Zimmer und Personen pro Quadratmeter) beobachtet werden.
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StartClim2022: Endbericht
Abb. A-7: Hitzebezogene Umzugswünsche (n = 99). Darstellung: GÖG. Datenquellen: Eigene Erhebung.
Zusammenfassend zeigt sich, dass viele Kinder der Befragten durch Hitze im Wohnraum belastet sind
und die Eltern zahlreiche Strategien anwenden, um ihre Kinder besser vor Hitze zu schützen. Diese
Strategien bringen andere, teils gesundheitsschädliche Auswirkungen mit sich (siehe Abschnitt 1.3.1),
was wiederum Eltern davon abhält, sie anzuwenden. Teils besteht ein Investitionsbedarf für Außen-
rollos und Klimageräte, wobei auch Bedenken in Hinblick auf die damit verbundenen Betriebskosten
geäußert werden. Auch der Umzugswunsch wird in Betracht gezogen, aber aufgrund etwaiger Kosten
nicht angestrebt.
A-6.5 Hitze im öffentlichen Raum
Neben Hitze im Wohnraum ist Hitze auch im öffentlichen Raum belastend für Kinder. Ein großer Anteil
der Kinder klagt über Hitze im öffentlichen Raum, etwa auf Spielplätzen oder in Parks (36 %) oder auf
der Straße oder beim Unterwegssein mit Eltern (24 %; siehe A-6.2.3). Zugleich sucht mehr als die
Hälfte der befragten Familien öffentliche Orte auf (56 %) oder verlässt die Wohnung (16 %), um sich
vor Hitze im eigenen Wohnraum zu schützen. Der öffentliche Raum ist daher zum einen ein Ort, an
dem Hitze stark wahrgenommen wird, der aber zum anderen auch zur Abkühlung genutzt wird und
dazu, heißen Wohnungen zu entfliehen.
Die Bedeutung des öffentlichen Raums zum Schutz vor Hitze zeigt sich, wenn genauer nach seiner
Nutzung gefragt wird. So gab mehr als die Hälfte der Befragten an, Bäder, Parks, (kostenfreie) Bade-
plätze und Spielplätze zu nutzen. Auch werden Einkaufszentren (16 %) und Wasserspielplätze (12 %)
besucht. Nur wenige (6 %) besuchen Bekannte bzw. Personen aus ihren sozialen Netzwerken, um sich
vor Hitze zu schützen. Ein Haushalt nutzt das klimatisierte Auto, um die Kinder abzukühlen. Nicht ge-
nannt wurden, obwohl sie zur Auswahl standen, Cafés oder öffentliche Verkehrsmittel. Neben den
angeführten Möglichkeiten führten einzelne Familien noch an, den Wald oder den Stadtrand aufzusu-
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chen, den Pool der Nachbarn auf dem Dach oder im Garten zu nutzen, Möbelhäuser oder Indoor-
spielplätze zu frequentieren oder im Sommer auf Urlaub zu sein. Sofern genug Geld vorhanden ist,
wird am Monatsende auch eine Therme besucht. Für eine Familie mit einem Kind mit Behinderung
fehlen entsprechende Angebote, ebenso ist es einer befragten Familie mit vier Kindern nicht wirklich
möglich, ins Freie zu gehen (da dies zu aufwändig wäre). Ein Kind hat einen hohen Blutdruck und geht
deswegen bei Hitze nicht ins Freie.
Abb. A-8: Abkühlung im öffentlichen Raum (n = 99).
10
Darstellung: GÖG. Datenquellen: Eigene Erhebung.
Um den öffentlichen Raum zur Abkühlung nutzen zu können, muss er entsprechend ausgestattet sein.
Die Befragung zeigt, dass die Spielplätze, die Familien im Sommer aufsuchen, nicht immer gut vor Hitze
geschützt sind (siehe Abbildung A-8). Fehlendes Wasser zum Abkühlen (37 % „nein bzw. „eher nein)
oder zum Trinken (29 % „nein bzw. „eher nein) gab etwa ein Drittel der befragten Eltern an, und 31
Prozent („nein bzw. „eher nein) der Haushalte verwiesen auf fehlenden Schatten auf dem Spielplatz.
Zugleich gaben über 50 Prozent der Haushalte an, dass ihnen in den Parks bzw. auf den Spielplätzen,
die sie am häufigsten aufsuchen, eine Trinkwasserquelle zur Verfügung stehe. Die überwiegende
Mehrheit gab an, dass Spielgeräte auch an heißen Tagen nutzbar seien. Knapp 50 Prozent berichteten
von schattenspendenden Bäumen in den Parks bzw. auf den Spielplätzen in ausreichender Zahl sowie
einer Wasserquelle, die Abkühlung möglich mache. Bei den Erzählungen zum öffentlichen Raum
10
Konsumfreie geschlossene Räume wie Bücherei, Gemeindezentrum, Museum oder Vereinsräumlichkeiten wurden abgefragt,
aber nicht genannt.
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StartClim2022: Endbericht
wurde noch angeführt, dass die Spielplätze nur am Abend oder zumindest nicht während der Mittags-
hitze besucht würden, um der stärksten Hitze zu entgehen.
Abb. A-9: Hitzebezogene Mängel im öffentlichen Raum (n = 99). Darstellung: GÖG. Datenquellen: Eigene Erhe-
bung.
A-6.5.1 Barrieren und Bedarfe bei der Nutzung des öffentlichen Raums
Obgleich der öffentliche Raum von vielen Haushalten genutzt wird, bestehen für die Befragten zahl-
reiche Barrieren, ihn zu nutzen.
11
,
12
Allgemein gab fast die Hälfte (45 %) der Haushalte an, dass sie
Aktivitäten wie einen Besuch im Schwimmbad oder einen Ausflug an einen See zwar gerne machen
würden, dies aber nicht können. Bei den Aktivitäten, die nicht gemacht werden, wird eine große Band-
breite angeführt: Bademöglichkeiten (z. B. am See, in Frei- bzw. Schwimmbädern oder Wasserparks,
im Teich) oder Besuche von Veranstaltungsorten wie z. B. dem Dinoland oder Schönbrunn. Auch Wün-
sche wie Reiten oder einmal mit dem Flugzeug zu fliegen können den Kindern nicht erfüllt werden.
Viele führten auch an, dass der Wunsch nach Urlaub bestehe, z. B. Campen am See oder auch Reisen
ins Ausland (z. B. Türkei, Südkorea oder Kroatien). Auch wünscht sich laut seinen Eltern ein Kind einen
11
Gibt es Dinge wie einen Besuch im Schwimmbad oder einen Ausflug an einen See, die Sie zur Abkühlung mit Ihrer Familie
gerne machen würden, die sie aber nicht tun?
12
Unterschiede nach Wohnort, Alleinerzieherstatus oder Haushaltsgröße wurden nicht beobachtet.
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StartClim2022: Endbericht
Pool oder einen Garten, als Alternative geht es mit den Sozialpädagoginnen/-pädagogen ins
Schwimmbad. Ein Haushalt hatte auch eine Unterstützung für einen Campingurlaub beantragt, wofür
es dann allerdings keine Plätze mehr gab.
Als Hauptgrund dafür, dass der öffentliche Raum nicht genutzt wird, wurden hohe Kosten genannt
(44 %). Zahlreiche Haushalte verwiesen auch bei den weiteren Angaben auf die hohen Kosten und
darauf, dass das Geld einfach nicht für alles ausreicht. Bei den Kosten geht es nicht immer um die
Eintrittspreise selbst, sondern auch um etwaige anfallende Zusatzausgaben (wie ein Eis im Schwimm-
bad oder ein Getränk beim Einkaufen). Auch wird für Sprachreisen anderer Kinder der Familie gespart.
Abb. A-10: Barrieren bei der Nutzung des öffentlichen Raumes (n = 61). Darstellung: GÖG. Datenquellen: Eigene
Erhebung.
Viele der genannten Wünsche der Familien haben nicht nur etwas mit finanziellem Aufwand, sondern
auch mit dem Aspekt der Zeit und familiären Ressourcen zu tun. Als weitere Gründe gaben je über
zehn Prozent der Haushalte an, dass Aktivitäten zu anstrengend seien, Eltern zu müde dafür seien bzw.
die Lust dazu fehle. Auch hohe Preise der öffentlichen Verkehrsmittel wurden genannt sowie der Um-
stand, dass es nicht möglich sei, die entsprechenden Orte ohne Auto zu erreichen bzw. die Anfahrt mit
Kindern zu anstrengend sei. Auch bei diesen Antworten führten die befragten Eltern ergänzend an,
dass Baden im Schwimmbad nicht leistbar sei. Ein Haushalt besucht das Schwimmbad daher nur an
einem Tag in der Woche. In manchen Fällen kann auf Tickets von der Schule oder die Dauerkarte der
Großmutter zurückgegriffen werden.
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Abb. A-11: zur Abkühlung im öffentlichen Raum (n = 99). Darstellung: GÖG. Datenquellen: Eigene Erhebung.
Entsprechend den Barrieren und den angeführten Mängeln im öffentlichen Raum wird auch ein viel-
fältiger Bedarf angeführt, dessen Deckung es den Eltern besser ermöglichen würde, ihre Kinder vor
Hitze zu schützen. Drei von vier Haushalten benötigen Abkühlplätze mit Wasser. Etwa ein Drittel der
Befragten führte einen Bedarf nach leistbaren (66 %) oder kostenlosen (63 %) Schwimm- bzw. Bade-
möglichkeiten oder Wasserspielplätzen (62 %) an. Da nicht alle Kinder schwimmen können, besteht
auch der Bedarf nach Schwimmplätzen, bei denen die Kinder sicher sind (d. h. unter Aufsicht einer
Bademeisterin bzw. eines Bademeisters oder in einem eigenen Kinderbecken). Bei etwas mehr als der
Hälfte der Haushalte fehlt es an Spielplätzen oder an öffentlichen Plätzen wie Parks oder Grünraum
in der Nähe. Freizeiteinrichtungen im öffentlichen Raum würden etwa 40 Prozent der Haushalte benö-
tigen. Ein besonderer Mangel bestand für einen Befragten bei Spielplätzen für kleinere Kinder. Auch
wurden hier ähnliche Qualitätsmängel wie oben (siehe Abschnitt A-2.1) angeführt, und wurde beson-
ders die Bedeutung kostenloser Trinkmöglichkeiten sowie Trinkbrunnen (speziell Brunnhilden“: Trink-
brunnen samt Sprühnebel) angeführt. Um sich abzukühlen, wurde auch ein Bedarf an Einkaufszentren,
Geschäften (30 %) oder auch Cafés (14 %) angemerkt. Ebenso führten drei von vier Familien einen
Bedarf nach einem klimatisierten Auto an. Konsumfreie geschlossene Räume wie Büchereien, Gemein-
dezentren oder Vereinsräumlichkeiten wurden nur von rund zehn Prozent der Haushalte erwähnt.
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Ähnlich viele Haushalte (12 %) gaben an, dass alles vorhanden sei.
13
Ein Elternteil merkte auch explizit
an, dass sich die Kinder bereits an die Situation gewöhnt hätten und daher keine Tätigkeiten ansprä-
chen, die sich die Eltern nicht leisten könnten.
Die Untersuchung zeigt, dass der öffentliche Raum je nach Ausgestaltung das Potenzial hat, ein
Schutzort vor Hitze für armutsbetroffene Kinder zu sein. Zugleich existieren auch hier wie im Bereich
Wohnung besonders finanzielle Barrieren. Entsprechend besteht ein besonderer Bedarf nach kosten-
loser Infrastruktur, die etwa Bäder, Badeplätze, Parks und Spielplätze umfasst.
13
Unterschiede zwischen Stadt und Land können nicht beobachtet werden.
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A-7 Diskussion
Gemessen an der Anzahl der Hitzetage, war der Sommer 2022 der viertwärmste der Messgeschichte.
Rezente Klimamodelle zeigen, dass in Zukunft ähnliche heiße Sommer vermehrt auftreten werden und
das Leben in Österreich entsprechend prägen werden. Sozioökonomisch schwächer gestellte Gruppen
gehören allgemein zu den vulnerablen Gruppen insbesondere gilt dies für Kinder. Die vorliegende
Studie ist die erste in Österreich, welche die Hitzefolgen für die Gesundheit und Lebensqualität der
letztgenannten Gruppe aufzeigt. Hierzu wurde eine Befragung von Eltern durchgeführt, die zahlreiche
Einblicke dahingehend gibt, wie Kinder von Hitze betroffen sind, welche Bedarfe zu ihrem Schutz be-
stehen und welche Bedeutung der öffentliche Raum hierbei hat.
Vorweg ist die Rückmeldung einer Befragten zu anzuführen, die explizit darauf hinweist, dass sich die
Kinder bereits an die Armut gewöhnt hätten und daher keine Tätigkeiten ansprächen, die sich die Eltern
nicht leisten könnten. Dies ist ein nicht ungewöhnliches Phänomen in der Armutsforschung und muss
bei der Interpretation der Ergebnisse mitbedacht werden. Allgemein kann daher davon ausgegangen
werden, dass Kinder in armutsbetroffenen Familien die Folgen von Hitze oft auch deshalb vor ihren
Eltern verstecken, um diese nicht noch zusätzlich zu belasten. Umgekehrt werden Wünsche und Be-
dürfnisse nicht artikuliert. Zugleich zeigen auch Studien ein Bewusstsein der Eltern hiervon und einen
damit einhergehenden besonders sorgsamen Umgang wie beispielsweise den eigenen Verzicht auf
Nahrungsmittel, um ihren Kindern ausreichend Essen zur Verfügung stellen zu können (vgl. Aigner et
al 2023).
Die Auswirkungen von Hitze und Hitzewellen auf armutsbetroffene Kinder zeigen sich besonders,
wenn nach konkreten Veränderungen bei Hitze gefragt wird. Die beobachteten Veränderungen deuten
auf sehr grundlegende Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern im Kontext von Hitzewellen hin.
Eltern verweisen auf psychische Folgen wie zunehmende Aggressivität, mangelnde Motivation, Rück-
zugsbedürfnisse, Weinen und Unruhe, aber auch auf physische Folgen wie Übelkeit, Ausschläge und
Schwindel. Diese Beobachtungen der Eltern bestätigen bisherige Studienergebnisse zu Hitzefolgen
für Kinder, welche diese Folgen auf spezifische körperliche Voraussetzungen im Kindesalter zurück-
führen (vgl. A-4.3).
Wie die Studie zeigt, kann hier auch ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen diesen ge-
sundheitlichen Veränderungen und den beobachteten Hitzetagen am jeweiligen Wohnort der Eltern
hergestellt werden, ein Zusammenhang, der bei der Frage nach den allgemeinen Belastungen nicht
etabliert werden kann. Eine ähnliche Beobachtung wurde in puncto Kältefolgen für armutsbetroffene
Kinder (vgl. Aigner et al. 2023) gemacht. Dies deutet darauf hin, dass (möglicherweise allgemein oder
nur bei der Zielgruppe armutsbetroffener Familien) spezifische Nachfragen bzw. konkrete Beispiele
wichtig sind, um Klimafolgen besser sichtbar zu machen, verstehen und adressieren zu können.
Die beobachteten Veränderungen deuten auch allgemein auf ein ausgeprägtes Bewusstsein der Eltern
in Bezug auf Folgen von Hitze für ihre Kinder hin. Dementsprechend geben nur wenige Eltern einen
Bedarf an weiteren Informationen zu Hitze an. Zugleich deuten die Antworten auf diese Frage in einer
gewissen Weise eine Selbstüberschätzung an, zum einen weil viele Haushalte noch gar keine Infor-
mationen zum Thema erhalten haben und einige rückmelden, Bescheid zu wissen und daher keine
weiteren Informationen zu benötigen. Insofern könnten Programme zur Steigerung der Hitzekompe-
tenz wirksam sein. Böse-O’Reilly et al. (2023, 128) weisen zusätzlich darauf hin, dass die Thematisie-
rung der gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze auf Babys und Kleinkinder, aber auch der Möglich-
keiten zu ihrem Schutz in ärztlichen Beratungsgesprächen im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen
ein fixer Bestandteil werden sollte.
Auf ein gutes Verständnis der Hitzefolgen für Kinder deutet allerdings auch die Anwendung zahlrei-
cher schneller kurzfristiger Strategien hin, um Kinder sowohl in der Wohnung als auch im öffentlichen
Raum vor Hitze zu schützen. Neben dem Lüften der Wohnung werden Kinder gebadet und geduscht,
und die Wohnung wird entsprechend den jeweiligen Möglichkeiten abdunkelt, je mit dem Ziel, die
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StartClim2022: Endbericht
Wohnung zu kühlen. Aber aufgrund der eingeschränkten Handlungsspielräume ist dies nicht immer
im angestrebten Ausmaß möglich. Es kann auch davon ausgegangen werden, dass diese Abkühlungs-
tätigkeiten zu Zusatzbelastungen führen, die u. a. in Zeitstress bei den Eltern resultieren (vgl. im Fall
der Kälte Aigner et al 2023). Eine Einschränkung der Studie ist, dass sie keine Erkenntnisse darüber
liefert, ob die jeweiligen Strategien in optimaler Weise angewendet werden.
Die Studie bestätigt auch Erkenntnisse aus Untersuchungen im Bereich der Umweltgerechtigkeit, die
auf eine besondere Exposition vulnerabler Gruppen gegenüber umweltinduzierten Gesundheitsbelas-
tungen hinweisen (für Österreich vgl. Neier 2023). In dieser Befragung führen die Eltern als Folgen des
Lüftens Lärm und schlechte Luft in der Wohnung ins Treffen. Klimapolitische Interventionen, die Ver-
brennungsmotoren und deren gesundheitlichen Co-Schaden reduzieren, können hier Ansatzpunkte
sein (vgl. Boyce et al 2016). Solche Maßnahmen fallen in den breiten Bereich der gesundheitlichen Co-
Benefits klimapolitischer Interventionen und werden allgemein als besonders vielversprechende
Schritte hin zu einer zeitnahen und raschen Reduktion von Treibhausgasemissionen betrachtet.
Um Hitze und ihre Folgen im Wohnraum besser zu lindern, führen die jeweiligen Befragten auch einen
Bedarf nach Außenjalousien und Kühlgeräten an. Die hohen Kosten dafür stehen einer eigenen An-
schaffung oft entgegen. Von Kühlgeräten die Klimaanlagen ist abzuraten, da diese Aufgrund des Ener-
gieverbrauchs zu Mehrkosten führen und den Klimawandel selbst beschleunigen. Obwohl dies in die-
ser Befragung nicht konkret adressiert wurde, können hier auch allgemein verbesserte Wohnbedin-
gungen (d. h. Sanierung und Begrünung) von Wohnungen bei gleichbleibenden Kosten ein Ansatz-
punkt sein, um die Lebensqualität und Gesundheit in heißen Zeiten, aber auch in anderen Saisonen
(vgl. Aigner et al 2023) zu verbessern. Wesentlich ist hier, zu beachten, dass es zu keiner Verdrängung
armutsbetroffener Haushalte kommt, wie sie in der akademischen Literatur unter dem Begriff der grü-
nen Gentrifizierung diskutiert wird.
Unterschiede bezüglich des Urbanisierungsgrads oder der Wohnorte können bei näherer Analyse der
Befragungsergebnisse nicht identifiziert werden. Dies kann sowohl an der kleinen Stichprobe, an mög-
lichen multiplen, miteinander verschränkten Ursachen als auch an den jeweiligen Wohnbedingungen
liegen. Wie aus der Karte (siehe Abbildung A-1) hervorgeht, leben Armutsbetroffene in ländlichen
Regionen dennoch in der Regel in Gebieten mit einer hohen Bebauungsdichte. In diesem Sinne deutet
die Studie an, dass Unterschiede zwischen Stadt und Land in der öffentlichen Debatte mehr betont
werden, als sie sich, zumindest in dieser Studie, zeigen.
Ein besonderer Fokus der Studie lag auf dem öffentlichen Raum, in dem Kinder zum einen mit Hitze
konfrontiert sind und der zum anderen jedoch zugleich auch zum Schutz vor Hitze verwendet wird.
Hitze belastet sowohl Kinder auf der Straße als auch in Parks. Gleichermaßen genutzt werden hier
sowohl Bade- und Schwimmmöglichkeiten als auch Grünräume, Parks und Badeplätze. Zugleich be-
stehen hier aber zahllose Einschränkungen, die insbesondere auf Eintrittskosten, Anreisekosten oder
mangelnde Verfügbarkeit zurückzuführen sind. In diesem Sinne besteht auch der Bedarf eines Ausbaus
öffentlicher Infrastruktur, die kostenlose Abkühlungsmöglichkeiten im nahen Umfeld armutsbetroffe-
ner Haushalte ermöglicht.
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A-8 Schlussfolgerungen
Die Studie zeigt auf, dass Hitzebetroffenheit eine Folge von Klimawandel und Armut als solcher ist
und sich bei armutsbetroffenen Kindern in Österreich bereits auf vielfache Weise manifestiert. In Die-
sem Sinne stellen zahlreiche klima- als auch sozialpolitische Maßnahmen gute Ansatzpunkte dar, um
Familien in Armutslagen allgemein zu helfen und sie zugleich besser vor Hitze zu schützen. Dazu zäh-
len Ansätze, die allgemein die Armutsbetroffenheit von Kindern als auch deren Hitzebetroffenheit
mindern wie beispielsweise höhere Entlohnung der Eltern, höhere Mindestsicherung, günstigerer
Wohnraum und bessere soziale Absicherung durch armutsfeste Sozialtransfers.
Armuts- und Klimaschutzbedarf kann in privaten, halböffentlichen und öffentlichen Innen- als auch
Außenräumen ansetzen, um Lebenslagen zu verbessern. Im privaten Wohnraum als auch im öffentli-
chen Raum zeigt die Studie, dass Handlungs- und Investitionsbedarf besteht, um armutsbetroffene
Kinder besser vor Hitze zu schützen. Sanierung von Wohnraum als auch die Installation von Außen-
rollos können hier Abhilfe schaffen. Gerade aufgrund der oft schlechten Bausubstanz der Gebäude, in
denen armutsbetroffenen Familien leben, kann dies zu Verbesserungen entlang vieler Dimensionen
führen.
Eine besondere Barriere bei Sanierungen stellt allerdings das Mieter:innen-Vermieter:innen-Dilemma
dar, da die aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen Anreize setzen,die gegen eine Sanierung durch
Vermieter:innen (oder auch Mieter) sprechen selbst wenn Zeit und Geldressourcen verfügbar wären.
(Seebauer, Friesenecker & Eisfeld 2019) Im Bereich armutsbetroffener Haushalte ist zentral, dass keine
bzw. geringe zeitliche oder finanzielle Zusatzbelastung für die Familien entstehen.
Kostenlose lokale öffentliche Infrastruktur wird zunehmend als eine wesentliche Klimaschutzmaß-
nahme gesehen, die ein klimafreundliches Leben leichter und selbstverständlich macht (APCC 2023).
In der sozialpolitischen Forschung wird darauf verwiesen, dass der breite Ausbau solcher Infrastruktur
zu höherer Qualität führt als fokussierte nur für in Armut Lebende ausgerichtete Maßnahmen. In
diesem Sinne nennen Böse-O’Reilly et al. (2023, 128) aus pädiatrischer Perspektive Maßnahmen wie
die Beschattung von Spielflächen im öffentlichen Raum, aber auch etwa bei Freiflächen von Kinderbil-
dungseinrichtungen als Notwendigkeit. Auch die Planungen von Veranstaltungen im schulischen oder
freizeitbezogenen Bereich müssen den neuen Realitäten angepasst werden (ebenda). Grünräume in
Städten fördern die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern und tragen zur sozialen Integra-
tion bei, sofern sie für alle sozialen Milieus zugänglich sind (Nesshöver et al., 2017; APCC, 2018).
Neben öffentlichen Abkühlungsmöglichkeiten im Freien bestünde allerdings auch die Notwendigkeit,
konsumfreie öffentliche Innenräume zur Abkühlung zur Verfügung zu stellen. Hierzu könnten Museen,
Bibliotheken oder Vereinsräumlichkeiten kinderfreundlich gestaltet werden und so nicht nur im Som-
mer vor Hitze, sondern auch im Winter vor Kälte zu schützen (vgl. auch Aigner et. al 2023). Dass in der
Studie hierfür von den Befragten wenig Bedarf angeführt wird, kann auch daran liegen, dass Hitze und
Sommer nach wie vor tendenziell als Zeit im Freien und Zeit der Erholung wahrgenommen und auch
(medial) dargestellt werden. Eine Wahrnehmung von Hitze als gesundheitliche Bedrohung legt aller-
dings nahe, auch konsumfreie Innenräume mit entsprechender Raumtemperatur öffentlich zur Verfü-
gung zu stellen.
Wesentlich ist hierbei allerdings, bei der Planung und Umsetzung zunehmende Hitze und Hitzewellen
mitzubedenken und die Angebote nach Möglichkeit frei von direkten und indirekten (z. B. aufgrund
eines Mangels an konsumfreien Räumen) Kosten anzubieten. Des Weiteren zeigt die Befragung, dass
sich bei vielen der Familien aus etwaigen Erkrankungen sowie der Familiengröße spezifische Bedürf-
nisse ergeben. Darüber hinaus sind niederschwellige Angebote zentral, da wie auch diese Studie
bestätigt viele der genannten Wünsche der Familien nicht nur etwas mit finanziellem Aufwand zu
tun haben, sondern auch mit dem Aspekt der Zeit und familiären Ressourcen. Roland Lutz verweist in
der Sozialarbeitswissenschaft auf den Begriff der erschöpften Familien. Um diese zu adressieren,
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können verschiedene Sichtweisen bei der Planung eingebunden sowie die Verantwortlichen mit Ent-
scheidungskompetenzen ausgestattet werden.
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A-9 Literatur
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StartClim2022: Endbericht
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StartClim2022.A
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StartClim2022: Endbericht
A-10 Anhang
A-10.1 Fragebogen
Frage 1.1. Ich lese Ihnen jetzt ein paar Sachen vor und bitte Sie sich überlegen, ob sie diese an
besonderes heißen Tagen bei ihrem Kind oder ihren Kindern beobachtet haben.
Haben Ihre Kinder mehr geweint/waren unruhiger oder haben sich weniger wohlgefühlt?
Schlafen/Schläft ihr Kind an besonders heißen Tagen schlechter?
Bewegen sich ihre Kinder weniger gerne an besonders heißen Tagen?
Ziehen sich Ihre Kinder zurück, reagieren weniger oder sind lieber alleine?
Sind Ihre Kinder an besonders heißen Tagen aggressiver war/en als sonst?
Haben Sie an besonders heißen Tagen Übelkeit, Hitze-/ Hautauschlag, Kopfschmerzen oder
Schwindel beobachtet?
Haben Ihre Kinder an besonders heißen Tagen mehr Durst und wollten mehr trinken?
Keine der genannten
Keine Angabe
Anmerkungen zu Frage 1.1
Frage 2.1. Wenn Ihre Kinder über Hitze klagen, wo ist es ihnen dann zu heiß gewesen? An welchen
Orten?
Beim Spielen im Kinderzimmer
Im Kinderzimmer beim Schlafen gehen
In der Wohnung generell
In der Schule, im Kindergarten
Spielplatz/Park
Auf der Straße, z.B. am Weg zum Einkaufen
Im Auto
Keine Angaben
Sie klagen nicht über die Hitze
Andere, und zwar: ______
Frage 3.1. Waren Ihre Kinder / War Ihr Kind wegen Hitze oder Sonne in ärztlicher Behandlung?
Ja
Nein
Keine Angabe
Wenn Frage 3.1. ja: Frage 3.2. Wie alt war das Kind/Wie alt waren die Kinder zu dem Zeitpunkt?
Wenn Frage 3.1. ja: Frage 3.3. Falls ja, wo bzw. mit wem waren Sie in Kontakt?
Im Spitalsambulanz bzw. Krankenhaus
Hautärztin, oder andere Fachärzt_innen
Beim Hausarzt oder Kinderärztin
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StartClim2022: Endbericht
Rettung
Gesundheitstelefon 1450
Hitzetelefon
Andere, und zwar: ______
Keine Angabe
Frage 3.4. Wenn ja, wo hat sich das Kind aufgehalten, bevor die Symptome aufgetreten sind?
Im Kinderzimmer
In der eigenen Wohnung
In der Schule/Kindergarten/Kindergrippe
Am Spielplatz
Im Freibad
Im Park
Im Sportverein
Andere, und zwar: ______
Frage 4.1. Wird Ihre Wohnung an Hitzetagen so heiß, dass sie sich nicht, oder ungern darin auf-
halten?
Ja
Eher ja
Eher nein
Nein
Keine Antwort
Erzählungen Frage 4.1.
Frage 5.1. In Ihrer Wohnung: Was haben Sie zur Abkühlung Ihrer Kinder an Hitzetagen unternom-
men? LÜFTEN
Ja
Nein
Keine Angabe
Nicht möglich
Frage 5.2. In Ihrer Wohnung: Was haben Sie zur Abkühlung Ihrer Kinder an Hitzetagen unternom-
men? BADEN/DUSCHEN
Ja
Nein
Keine Antwort
Nicht vorhanden
Frage 5.3. In Ihrer Wohnung: Was haben Sie zur Abkühlung Ihrer Kinder an Hitzetagen unternom-
men? Klimageräte/Ventilator eingeschaltet
Nein
StartClim2022.A
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StartClim2022: Endbericht
die freistehende Klimaanlage eingeschaltet
die eingebaute Klimaanlage eingeschaltet
den Ventilator eingeschaltet
Keine Antwort
Nicht vorhanden
Frage 5.4. In Ihrer Wohnung: Was haben Sie zur Abkühlung Ihrer Kinder an Hitzetagen unternom-
men? Abdunkeln
Nein
Ja, mit Tüchern oder anderen Materialien
Ja mit Innenjalousien/Vorhang die Wohnung abgedunkelt
Ja, mit Außenrollos die Wohnung abgedunkelt,
Keine Antwort
Frage 5.5. In Ihrer Wohnung: Was haben Sie zur Abkühlung Ihrer Kinder an Hitzetagen unternom-
men? Ort ändern
Ja, an einen kühlen Raum/Ort in der Wohnung zurückgezogen
Nein, vermieden die Wohnung zu verlassen wegen Hitze
Ja, Wohnung verlassen: in den öffentlichen Raum
Nein, vermieden die Wohnung zu verlassen und dabei auf soziale Kontakte verzichtet
Ja, Wohnung verlassen: zu Familie/Bekannten
Keine Angabe
Andere, und zwar: ______
Nein, Wohnung ist kühl/Rückzugsort bei Hitze
Frage 6.1. Gibt es Fenster in Ihrer Wohnung, die sie nicht öffnen, weil es dann unangenehm laut in
der Wohnung?
Ja
Eher ja
Eher nein
Nein
Keine Angabe
Erzählungen Frage 6.1.
Frage 7.1. Wenn Sie das Fenster öffnen, wird die Luft in der Wohnung dann z.B. durch Autoabgase
oder Anderes schlechter?
Ja
Eher ja
Eher nein
Nein
Keine Angabe
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StartClim2022: Endbericht
Erzählungen zu Frage 7.1.
Frage 8.1. Wunsch nach Klimagerät
Nein, kein Wunsch danach
Ja, aber in der Anschaffung zu teuer
Ja, aber im Betrieb zu teuer
Ja, aber keine Zeit dieses zu besorgen
Ja, aber baulich für mich nicht möglich
Nein, ist vorhanden
keine Antwort
Frage 8.2. Wunsch Ventilator
Nein, kein Wunsch
Nein, ist vorhanden
Ja, aber zu teuer in Anschaffung
Ja, aber zu teuer in Betrieb
Ja, aber keine Zeit ihn zu besorgen
keine Angabe
Andere, und zwar: ______
Frage 8.3. Wunsch Außenrollos
Nein, kein Wunsch
Nein, ist vorhanden
Ja, aber zu teuer
Ja, aber keine Zeit drum zu kümmern
Ja, aber baulich nicht möglich (kann nur Vermieter*in machen, Hausgemeinschaft dagegen, etc.)
keine Angabe
Andere, und zwar: ______
Frage 8.4. Innenjalousien oder Vorhänge
Nein
Ja, aber in der Anschaffung zu teuer
Ja, aber keine Zeit dieses zu besorgen
Ja, aber baulich für mich nicht möglich
Nein, ist vorhanden
Keine Antwort
Andere, und zwar: ______
Erzählungen zu 8
Frage 9.1. Haben Sie überlegt aufgrund von Hitzebelastung umzuziehen?
Ja, sind deswegen schon umgezogen
StartClim2022.A
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StartClim2022: Endbericht
Ja, ich suche aktuell
Ja, aber zu teuer
Ja, aber nicht wegen Kiga/Schule realisiert
Ja, aber nicht wegen Arbeit realisiert
Ja, aber nichts gefunden/Suche abgebrochen
Ja, aber wegen sozialen Netzwerken nicht realisiert
Nein, ich bin hier zufrieden
Nein, das könnte ich mir nicht leisten.
Nein, wegen Kindergarten/Schule/Kinderbetreuung
Nein, wegen Arbeitsplatz nicht
keine Antwort
Weitere Angaben zu Frage 9.1.
Frage 10.1. Welche Orte besuchten bzw. Angebote nutzten Sie mit ihren Kindern bzw. Ihre Kinder,
um sich an den heißen Tagen besser vor Hitze schützen bzw. abkühlen?
Parks oder Plätze bzw. Grünraum
Badeplätze (See, Fluss, ohne Eintritt)
Freibad, Schwimmbad (kostenpflichtig)
Spielplätze
Wasserspielplatz
Bücherei, Gemeindezentrum oder Museen
Öffentliche Verkehrsmittel
Im klimatisierten Auto
Einkaufszentren oder Geschäfte
Vereinsräumlichkeiten
Bekannte, Verwandte oder Freund:innen mit kühler Wohnung
Cafés oder Restaurants
Keine
Andere, und zwar: ______
Keine Angabe
Erzählungen dazu Frage 10.1
Frage 11.1. Gibt es dort ausreichend Bäume, die Schatten auf die Spielgeräte und Sitzgelegenhei-
ten werfen?
Ja
Eher ja
Eher nein
Nein
Keine Antwort
StartClim2022.A
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StartClim2022: Endbericht
Frage 11.2. Gibt es bei dem Spielplatz/Park, den ihre Kinder nutzen, eine Wasserquelle, bei der
sich Ihre Kinder abkühlen können?
Ja
Eher ja
Eher nein
Nein
keine Angabe
Frage 11.3. Gibt es dort eine Trinkwasserquelle?
Ja
Eher ja
Eher nein
Nein
keine Antwort
Frage 11.4. Ist es an Hitzetagen möglich, Schaukeln, Rutschen und andere Spielgeräte zu nutzen
oder sind sie zu heiß?
Ja, möglich
Meistens möglich
Eher nicht möglich
Nein, nicht möglich
keine Angabe
Erzählungen zu 11.4.
Frage 12.1. Gibt es Dinge wie ein Besuch im Schwimmbad oder ein Ausflug an einen See, die sich
zur Abkühlung mit Ihrer Familie gerne machen würden, die sie aber nicht tun?
Ja
Eher ja
Eher nein
Nein
Keine Angabe
Frage 12.2. Bitte hier eintragen, was die Familien gerne machen würden/nennen.
Frage 12.3. Warum können Sie diese Dinge nicht unternehmen?
Gibt es nicht in meiner Umgebung
Öffis zu teuer
Sprit zu teuer
Eintritt zu teuer/zu teuer
Kinder wollen nicht
Keine Zeit, zu viel Arbeit
Körperliche Behinderungen oder andere gesundheitliche Einschränkungen (Kinder)
StartClim2022.A
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StartClim2022: Endbericht
Körperliche Behinderungen oder andere gesundheitliche Einschränkungen (Eltern)
Keine Lust / fühle mich zu müde / ist mir zu anstrengend
Keine Angabe
Andere, und zwar: ______
Frage 13.1. Was würden Ihre Kinder benötigen, um sich an heißen Tagen außerhalb der Wohnung
besser abkühlen zu können?
Öffentliche Räume bzw. Freizeit-einrichtungen
Parks oder Plätze bzw. Grünraum
Badeplätze (See, Fluss, ohne Eintritt)
Schwimmbad (mit Eintritt, leistbar)
Spielplätze
Wasserspielplatz
Bücherei, Gemeindezentrum oder Museen
Klimatisiertes Auto
Klimatisiertes Auto
Einkaufszentren oder Geschäfte
Cafés/Restaurants
Vereinsräumlichkeiten
Bekannte, Verwandte oder Freund:innen mit kühler Wohnung
Keine
Keine Angabe
Das gibt es schon alles
Ich brauche nichts
Frage 13.2. Gibt es etwas, was Sie sich für Ihre Kinder zur Abkühlung außerhalb der Wohnung
wünschen würden?
Frage 14.1. Fühlen Sie sich gut darüber informiert, wie Sie Ihre Kinder vor Hitze schützen können?
Ja
Eher ja
Eher nein
Nein
keine Angabe
Frage 14.2. Haben Sie bereits Informationen zu gesundheitlichen Hitzerisiken für Kinder bzw. deren
Schutz erhalten?
Ja, Ärztinnen und Ärzten
Ja, von öffentlichen Stellen (z.B. Gemeinde oder Stadt) durch persönliche Beratung
Ja, von öffentlichen Stellen (z.B. Gemeinde oder Stadt) in schriftlicher (Digital oder in Briefform)
Ja, Verwandte, Freund:innen und Nachbar:innen
StartClim2022.A
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StartClim2022: Endbericht
Ja, in sozialen Medien
Ja, von Sozialarbeiter:innen
Ja, als Teil eines Unterstützungs- oder Beratungsangebot für Hitze
Ja, Internet
Ja, andere
Nein
Keine Angabe/weiß nicht
Frage 16.1. Wie groß ist das Ausmaß Ihrer eigenen körperlichen Belastung während einer Hitze-
periode/-welle? (ELTERN)
Sehr stark
Stark
Mittel
Geringfügig
Gar nicht
keine Angabe
Frage 16.2. Wie groß ist das Ausmaß der körperlichen Belastung ihrer Kinder während einer Hit-
zeperiode/-welle? (Frage je Kind)
Sehr stark
Stark
Mittel
Geringfügig
Gar nicht
keine Angabe
Frage 17.1. Geschlecht der Befragten
Männlich
Weiblich
Divers
keine Angabe
Frage 17.2. Geschlecht des Kinders (Frage je Kind)
Männlich
Weiblich
Divers
Keine Angabe
Frage 18.1. Alter Kind (Frage je Kind)
Frage 19.1. Gehen ihre Kinder ... (Frage je Kind)
Zuhause
Krippe/Kindergarten/Tageseltern
StartClim2022.A
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StartClim2022: Endbericht
Schule
Andere, und zwar: ______
keine Angabe
Frage 19.1. Chronische Erkrankungen der Kinder (Frage je Kind)
Nein
Keine Angabe
Ja, keine Angabe
Ja, welche
Frage 20.1. Wohnart
Hauseigentum
Wohnungseigentum
Gemeindewohnung
Genossenschaft
Sonstige Haupt-/Untermiete
Mietfreie Wohnung
Mietfreies Haus
keine Antwort
Frage 21.1. Anzahl der Zimmer
Frage 22.1. Quadratmeter der Wohnung
Frage 23.1. Alleinerzieher_in
Ja
Nein
keine Angabe
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Article
Full-text available
Although urban greening is universally recognized as an essential part of sustainable and climate-responsive cities, a growing literature on green gentrification argues that new green infrastructure, and greenspace in particular, can contribute to gentrification, thus creating social and racial inequalities in access to the benefits of greenspace and further environmental and climate injustice. In response to limited quantitative evidence documenting the temporal relationship between new greenspaces and gentrification across entire cities, let alone across various international contexts, we employ a spatially weighted Bayesian model to test the green gentrification hypothesis across 28 cities in 9 countries in North America and Europe. Here we show a strong positive and relevant relationship for at least one decade between greening in the 1990s–2000s and gentrification that occurred between 2000–2016 in 17 of the 28 cities. Our results also determine whether greening plays a “lead”, “integrated”, or “subsidiary” role in explaining gentrification. The relationship between new greenspaces and gentrification is an important one for urbanization. Here the authors show a positive relationship for at least one decade between greening in the 1990s–2000s and gentrification that occurred between 2000–2016 in 17 of 28 studied cities in North America and Europe.
Article
Full-text available
Background: Extreme heat exposures are increasing with climate change. Health effects are well documented in adults, but the risks to children are not well characterized. Objectives: We estimated the association between warm season (May to September) temperatures and cause-specific emergency department (ED) visits among U.S. children and adolescents. Methods: This multicenter time-series study leveraged administrative data on 3.8 million ED visits by children and adolescents ≤18 years of age to the EDs of 47 U.S. children’s hospitals from May to September from 2016 to 2018. Daily maximum ambient temperature was estimated in the county of the hospital using a spatiotemporal model. We used distributed-lag nonlinear models with a quasi-Poisson distribution to estimate the association between daily maximum temperature and the relative risk (RR) of ED visits, adjusting for temporal trends. We then used a random-effects meta-analytic model to estimate the overall cumulative association. Results: Extreme heat was associated with an RR of all-cause ED visits of 1.17 (95% CI: 1.12, 1.21) relative to hospital-specific minimum morbidity temperature. Associations were more pronounced for ED visits due to heat-related illness including dehydration and electrolyte disorders (RR= 1.83; 95% CI: 1.31, 2.57), bacterial enteritis (1.35; 95% CI: 1.02, 1.79), and otitis media and externa (1.30; 95% CI: 1.11, 1.52). Taken together, temperatures above the minimum morbidity temperature accounted for an estimated 11.8% [95% empirical 95% confidence interval (eCI): 9.9%, 13.3%] of warm season ED visits for any cause and 31.0% (95% eCI: 17.9%, 36.5%) of ED visits for heat-related illnesses. Conclusion: During the warm season, days with higher temperatures were associated with higher rates of visits to children’s hospital EDs. Higher ambient temperatures may contribute to a significant proportion of ED visits among U.S. children and adolescents.
Article
Full-text available
There is growing evidence on the observed and expected consequences of climate change on population health worldwide. There is limited understanding of its consequences for child health inequalities, between and within countries. To examine these consequences and categorize the state of knowledge in this area, we conducted a review of reviews indexed in five databases (Medline, Embase, Web of Science, PsycInfo, Sociological Abstracts). Reviews that reported the effect of climate change on child health inequalities between low- and high-income children, within or between countries (high- vs low–middle-income countries; HICs and LMICs), were included. Twenty-three reviews, published between 2007 and January 2021, were included for full-text analyses. Using thematic synthesis, we identified strong descriptive, but limited quantitative, evidence that climate change exacerbates child health inequalities. Explanatory mechanisms relating climate change to child health inequalities were proposed in some reviews; for example, children in LMICs are more susceptible to the consequences of climate change than children in HICs due to limited structural and economic resources. Geographic and intergenerational inequalities emerged as additional themes from the review. Further research with an equity focus should address the effects of climate change on adolescents/youth, mental health and inequalities within countries.
Article
Full-text available
Using a mixed-method approach consisting of interviews with preschool teachers and modelling of the outdoor thermal conditions using the mean radiant temperature as an indicator of heat stress, the occurrence of heat stress in Gothenburg preschools during the summer of 2018 and its effects have been studied. One third of 440 preschool yards modelled have more than 50% of the preschool yard-area exposed to strong heat stress during a warm and sunny summer day, implying children in many preschools have considerably less play area than current guidelines deem sufficient. Shade, where present, was mostly from trees within the preschool yards themselves rather from objects in surrounding areas, provided effective heat mitigation. Interviews confirmed that excessive heat conditions at preschool yards resulted in tired, drowsy and overheated children as well as forcing the preschool to prioritise care over pedagogical activities. The results demonstrated that heat stress occurs at Gothenburg preschools, with difficulties in ensuring the well-being of children at many preschools as a consequence. Many preschools need more shade, preferably from trees to provide healthy and secure environments for preschool children. Finally, the study highlights the need for more research on how weather and outdoor environments affect children's activity and well-being.
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This review investigates the state of the art in metrics used in energy (or fuel) and transport poverty with a view to assessing how these overlapping concepts may be unified in their measurement. Our review contributes to ongoing debates over decarbonisation, a politically sensitive and crucial aspect of the energy transition, and one that could exacerbate patterns of inequality or vulnerability. Up to 125 million people across the European Union experience the effects of energy poverty in their daily lives. A more comprehensive understanding of the breadth and depth of these conditions is therefore paramount. This review assessed 1134 papers and critically analysed a deeper sample of 93. In terms of the use of metrics, we find that multiple indicators are better than any single metric or composite. We find work remains to be conducted in the transport poverty sphere before energy poverty metrics can be fully unified with those of transport poverty, namely the stipulation of travel standards. Without such standards, our ability to unify the metrics of both fields and potentially alleviate both conditions simultaneously is limited. The difficulties in defining necessary travel necessitate the further use of vulnerability lenses and holistic assessments focused on energy and transport services.
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Climate change can have detrimental effects on child health and wellbeing. Despite the imperative for a fuller understanding of how climate change affects child health and wellbeing, a systematic approach and focus solely on children (aged <18 years) has been lacking. In this Scoping Review, we did a literature search on the impacts of climate change on child health from January, 2000, to June, 2019. The included studies explicitly linked an alteration of an exposure to a risk factor for child health to climate change or climate variability. In total, 2970 original articles, reviews, and other documents were identified, of which 371 were analysed. Employing an expanded framework, our analysis showed that the effects of climate change on child health act through direct and indirect pathways, with implications for determinants of child health as well as morbidity and mortality from a range of diseases. This understanding can be further enhanced by using a broader range of research methods, studying overlooked populations and geographical regions, investigating the costs and benefits of mitigation and adaptation for child health, and considering the position of climate change and child health within the UN Sustainable Development Goals. Present and future generations of children bear and will continue to bear an unacceptably high disease burden from climate change.
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The effects of climate change are particularly acute for children. Not only do these effects pose risks to children's health, safety and survival in the near term, their younger age means they will be exposed to the increasing consequences into the future and for a greater proportion of their lives. As such, children are often presented in climate change debates, research and practice as being especially vulnerable and in particular need of support. However, this can lead to the portrayal of children as passive victims. This paper provides an overview of adaptation research and practice literature concerning children and young people, with a particular focus on whether and how child-centred responses to climate change can contribute to building the resilience of households and communities. In light of the increasing recognition of the roles of children and young people in climate advocacy, it is timely to consider how to more effectively include children in climate change adaptation action more broadly, and the consequences for them and their communities.
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Background: This analysis proposes a novel method for quantifying national responsibility for damages related to climate change by looking at national contributions to cumulative CO2 emissions in excess of the planetary boundary of 350 ppm atmospheric CO2 concentration. This approach is rooted in the principle of equal per capita access to atmospheric commons. Methods: For this analysis, national fair shares of a safe global carbon budget consistent with the planetary boundary of 350 ppm were derived. These fair shares were then subtracted from countries' actual historical emissions (territorial emissions from 1850 to 1969, and consumption-based emissions from 1970 to 2015) to determine the extent to which each country has overshot or undershot its fair share. Through this approach, each country's share of responsibility for global emissions in excess of the planetary boundary was calculated. Findings: As of 2015, the USA was responsible for 40% of excess global CO2 emissions. The European Union (EU-28) was responsible for 29%. The G8 nations (the USA, EU-28, Russia, Japan, and Canada) were together responsible for 85%. Countries classified by the UN Framework Convention on Climate Change as Annex I nations (ie, most industrialised countries) were responsible for 90% of excess emissions. The Global North was responsible for 92%. By contrast, most countries in the Global South were within their boundary fair shares, including India and China (although China will overshoot soon). Interpretation: These figures indicate that high-income countries have a greater degree of responsibility for climate damages than previous methods have implied. These results offer a just framework for attributing national responsibility for excess emissions, and a guide for determining national liability for damages related to climate change, consistent with the principles of planetary boundaries and equal access to atmospheric commons. Funding: None.
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Background Heat days are becoming more frequent and intense in Germany. Children are also affected by heat. The aim of this study was to show to what extent children in Germany are already affected by heat stress.MethodsA literature search was carried out. In-house clinical data on heat, outpatient and inpatient care were analyzed.ResultsThe literature search on children and heat showed that heat-related illnesses in children, such as dehydration, are being observed with increasing frequency. Our own data show that heat-related illnesses are also recorded in the pediatric clinic, especially in years with heat waves.DiscussionHeat exposure during pregnancy leads to a lower birth weight and more premature births. Globally, the health of one third of the children worldwide are at risk from heat waves. In the future, depending on the climate scenario, increasing migration will be a consequence that will also strongly affect future generations, i.e., today’s children, in Germany.
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The social consequences of carbon taxation are closely related to the income and expenditure patterns of private households. This paper combines the national Household Budget Survey with EXIOBASE3 emissions data to analyse the distribution of the carbon footprint and differences in the exposure to carbon taxation in Austria. The results indicate a strong variation in greenhouse gas (CO2e) emissions along the income distribution, with the top income decile emitting 4.1 times more than the bottom income decile. We distinguish between local, EU-based, and rest-of-the-world (RoW) emissions and study how various approaches to CO2e taxation would affect households with different incomes. Finally, we compare the implications of taxing direct domestic emissions only versus taxing the carbon footprint and find socio-demographic factors that explain why some households have higher tax-to-income ratios. Socially balanced carbon mitigation policies should focus on these emitters as they might be particularly exposed to CO2e taxation.