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Kommunikativer Umgang mit Angst und Depressivität bei Krebspatienten im Arzt-Patienten-Gespräch [Communication strategies in doctor-patient-conversations when cancer patients are anxious or depressed]

Authors:

Abstract

Zusammenfassung Hintergrund Viele Krebspatienten leiden im Verlauf ihrer Erkrankung und -behandlung, aber zum Teil auch Jahre nach Abschluss der Behandlung unter psychischen Belastungen wie Angst und Depressivität. Ziel der Arbeit Diese Übersichtsarbeit informiert auf der Basis des aktuellen Forschungsstands darüber, wie im Arzt-Patienten-Kontakt Symptome von Angst und Depression erkannt, schweregradmäßig eingeordnet und mithilfe adäquater Kommunikation gelindert werden können und bei Bedarf weitere Experten mit einbezogen werden („stepped care“). Ergebnisse Für eine erste valide Einschätzung von Angst und Depressivität liegen Screeninginstrumente vor, die leicht im persönlichen Arzt-Patienten-Gespräch einsetzbar sind. Eine patientenzentrierte Kommunikation hilft in Gesprächen der regulären onkologischen Versorgung, Angst und Depressivität der Patienten zu lindern. Diese Patientenzentrierung kann dabei u. a. durch adäquate Informationsbereitstellung, die Unterstützung der Patientenautonomie und auch durch die Förderung einer Toleranz für Ungewissheit kommunikativ mit Leben gefüllt werden. Konkret kann dies durch anxiolytisch und antidepressiv wirkende Kommunikationsstrategien und -techniken wie z. B. „pacing and leading“, Reorientierungsübungen und den Rückgriff auf „mastery“ erreicht werden. Des Weiteren wird im Beitrag ein Fokus auf das COMSKIL-Modell gerichtet, das einen theoretischen Rahmen für die konkreten Kommunikationstechniken bereitstellt. Es liegt ebenso als Kommunikationstrainingsprogramm für onkologisch Tätige vor. Vor dem Hintergrund des Stepped-care-Ansatzes ist es hilfreich, Patienten bei Bedarf über psychoonkologische Versorgungsangebote vor Ort informieren zu können.
Die Onkologie
vormals
Der Onkologe
Psychoonkologie
Onkologie
https://doi.org/10.1007/s00761-023-01349-2
Angenommen: 31. März 2023
© Der/die Autor(en) 2023
Kommunikativer Umgang mit
Angst und Depressivität bei
Krebspatienten im Arzt-
Patienten-Gespräch
Gregor Weißflog1· Heide Götze
1Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Leipzig,
Leipzig, Deutschland
QR-Code scannen &Beitrag online lesen
Zusammenfassung
Hintergrund: Viele Krebspatienten leiden im Verlauf ihrer Erkrankung und
-behandlung, aber zum Teil auch Jahre nach Abschluss der Behandlung unter
psychischen Belastungen wie Angst und Depressivität.
Ziel der Arbeit: Diese Übersichtsarbeit informiert auf der Basis des aktuellen
Forschungsstands darüber, wie im Arzt-Patienten-Kontakt Symptome von Angst
und Depression erkannt, schweregradmäßig eingeordnet und mithilfe adäquater
Kommunikation gelindert werden können und bei Bedarf weitere Experten mit
einbezogen werden („stepped care“).
Ergebnisse: Für eine erste valide Einschätzung von Angst und Depressivität
liegen Screeninginstrumente vor, die leicht im persönlichen Arzt-Patienten-
Gespräch einsetzbar sind. Eine patientenzentrierte Kommunikation hilft in
Gesprächen der regulären onkologischen Versorgung, Angst und Depressivität
der Patienten zu lindern. Diese Patientenzentrierung kann dabei u. a. durch
adäquate Informationsbereitstellung, die Unterstützung der Patientenautonomie
und auch durch die Förderung einer Toleranz für Ungewissheit kommunikativ mit
Leben gefüllt werden. Konkret kann dies durch anxiolytisch und antidepressiv
wirkende Kommunikationsstrategien und -techniken wie z. B. „pacing and leading“,
Reorientierungsübungen und den Rückgriff auf „mastery“ erreicht werden. Des
Weiteren wird im Beitrag ein Fokus auf das COMSKIL-Modell gerichtet, das einen
theoretischen Rahmen für die konkreten Kommunikationstechniken bereitstellt. Es
liegt ebenso als Kommunikationstrainingsprogramm für onkologisch Tätige vor. Vor
dem Hintergrund des Stepped-care-Ansatzes ist es hilfreich, Patienten bei Bedarf über
psychoonkologische Versorgungsangebote vor Ort informieren zu nnen.
Schlüsselwörter
Angst · Depressivität· Arzt-Patienten-Interaktion· Patientenzentrierte Kommunikation · Gestufte
Versorgung
Viele Krebspatienten leiden im Verlauf
ihrer Erkrankung und -behandlung, aber
zum Teil auch Jahre nach Abschluss der
Behandlung unter psychischen Belas-
tungen [24,28,29]. Wie durch zahlreiche
Metaanalysen belegt, gehören Depressi-
ons- und Angstsymptome und die durch
diese Symptome konstituierten Störun-
gen zu den häufigsten psychischen Fol-
gen nach Krebs [26,27,31]. Angesichts
der Tatsache, dass Depressionen und
Angststörungen nicht nur persönliches
Leid für die betroffene Person bedeuten,
sondern auch von enormer Relevanz für
unser Gesundheitssystem sind, ist eine
sensible Beachtung von Depressions-
und Angstsymptomen in jedem Arzt-Pa-
tienten-Gespräch von großer Bedeutung
[1].
Die Onkologie 1
Psychoonkologie
Tab. 1 Anzeichen und Symptome von Depression und Angst (basierend auf ICD-10)
Gedrückte Stimmung
Verminderung von Antrieb und Aktivität
Freudlosigkeit und Interessenverlust
Verminderte Konzentrat ion
Ausgeprägte Müdigkeit auch nach kleinen Anstrengungen
Schlafstörungen (z.B. Früherwachen)
Verminderter Appetit, Gewichtsverlust
Libidoverlust
Geringes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
Schuldgefühle oder Gefühle der Wertlosigkeit
Depression
(v.a. F32, F33)
Wiederkehrende Gedanken an Tod oder Suizid
Autonome Erregung (z.B. Nervosität, Unruhe, Herzrasen, Schwitzen, Zittern,
Mundtrockenheit)
Körperliche Symptome (z. B. Atembeschwerden, Erstickungsgefühl, Brust-
schmerzen, Übelkeit, Hitzewallungen oder Schüttelfrost, Taubheit oder Krib-
beln, Muskelverspannungen, Schluckbesc hwerden)
Kognitive und psychi sche Symptome (z. B. Schwindelgefühl, Benommen-
heit, Entfremdungsgefühle (Depersonalisati onode r Derealisation), Angst vor
Kontrollverlust, Todesangst, Konzentrationsschwierigkeiten,Reizbarkeit)
Angst (v.a.
F40, F41, F43)
Einschlafschwierigkeitenaufgrund von Sorgen
Depressivität und Angst bei
Krebspatienten
Depressionen und Angststörungen sind
häufige, aber bisweilen vernachlässigte
Folgen von Krebs, die einen negativen
Einfluss auf die Lebensqualität, die The-
rapieadhärenz, das Krebsüberleben und
die Behandlungskosten haben können
[29]. Etwa 20 % der Krebspatienten lei-
den unter Depressio nen und 10 % unter
Angststörungen und weisen damit hö-
here Prävalenzraten im Vergleich zur
Allgemeinbevölkerung auf [26].
Depressive Störungen sind durch eine
gedrückte Stimmung, Antriebsminderung
oder Interessenverlust gekennzeichnet,
begleitet von anderen kognitiven, ver-
haltensbezogenen oder neurovegetativen
Symptomen, die die Funktionsfähigkeit
des Individuums erheblich beeinträch-
tigen [7]. Angststörungen sind durch
übermäßige Furcht und Angst und da-
mit verbundene spezifische assoziierte
Kognitionen und Verhaltensstörungen
gekennzeichnet, wobei die Symptome so
schwerwiegend sind, dass sie mit einer
erheblichen Belastung oder Funktionsbe-
einträchtigung einhergehen. Die Angst
kann dabei eine Reaktion auf eine wahr-
genommene unmittelbare Bedrohung in
der Gegenwart als auch auf eine erwartete
Bedrohung in der Zukunft sein. Angststö-
rungen unterscheiden sich hinsichtlich der
angstauslösenden Reize oder Situationen
[7]. .Tab. 1enthält eine Übersicht der
häufigsten Anzeichen und Symptome.
Progredienzangst
Die Angst vor einem erneuten Auftre-
ten oder Fortschreiten der Erkrankung,
die sogenannte Progredienzangst (oder
Rezidivangst), ist eines der häufigsten
psychischen Probleme bei Krebspatienten
[18]. Dabei unterscheidet sich Progredi-
enzangst von anderen Angststörungen
durch die starke Verknüpfung mit der exis-
tenziellen Bedrohung durch die Krebser-
krankung einschließlich der eigenen kör-
perlichen Unversehrtheit [23]. Folgen von
Progredienzangst können sein: erhöhte
Besorgnis, Vermeidung oder erhöhte In-
anspruchnahme von Arztbesuchen und
Untersuchungen, Hypervigilanz gegen-
über Symptomen sowie die Unfähigkeit,
die Zukunft zu planen [4,6].
„Stepped care“
Für die klinischen Versorgungsabläufe
im Zusammenhang mit der Identifika-
tion von Angst und Depressivität, der
Schweregradeinschätzung und der Ver-
ortung der adäquaten Interventionen im
Kontext onkologischer Erkrankungen exis-
tieren verschiedene nationale Strategien
[1,3,5]. Der Beitrag konzentriert sich im
Wesentlichen auf die Schritte 1 und 2
(reguläre und supportive Versorgung)
des in .Abb. 1dargestellten Stepped-
care-Modells [5]; es geht darum, Angst
und depressive Symptome im Arzt-Pati-
enten-Gespräch zu erkennen und mithilfe
kommunikativer Fertigkeiten zu lindern.
Schweregradeinschätzung
Für die rasche Einschätzung des Schwere-
grads der Depressivität und der Angst im
Arzt-Patienten-Kontakt empfiehlt sich der
Einsatz des im Internet frei ver fügbaren Ul-
trashort-Screeninginstruments PHQ-4(vgl.
.Tab. 2;[16]). Im PHQ-4 repräsentiert ein
Wert 6 eine „gelbe“ Flagge und ein Wert
9 eine „rote“ Flagge für das Vorliegen ei-
ner Angst- bzw. depressiven Störung [20].
Für Spezifika des Umgangs mit Angst
und Depression in der palliativen Behand-
lungssituation sei an dieser Stelle auf ent-
sprechend vorliegende „standard operat-
ing procedures“ aus der Reihe „SOPs zur
palliativen Versorgung von Patienten im
Netzwerk der deutschen Comprehensive
Cancer Center (z. B. [14]) und die spezifi-
sche Leitlinie [2] verwiesen.
Patientenzentrierte
Kommunikation
Die relevante und sich derzeit in Aktualisie-
rungbefindlicheS3-Leitliniezur psychoon-
kologischen Diagnostik, Beratung und Be-
handlung von erwachsenen Krebspatien-
ten [3,32] betont die Wichtigkeit patien-
tenzentrierter Kommunikation in der On-
kologie:
„Auf die besonderen Erfordernisse von Men-
schen mit Krebserkrankungen abgestimmt,
denieren [9] . .. Ziele und Aufgaben patienten-
zentrierter Kommunikation anhand von sechs
ineinandergreifenden Funktionen: (1) För-
dern einer hilfreichen, ,heilsamen‘ Beziehung,
(2) Austausch von Informationen, (3) Um-
gehen mit Emotionen, (4) gemeinsame Ent-
scheidungsndung zum weiteren Vorgehen,
(5) Toleranz für Ungewissheit fördern, (6) Unter-
stützen von Selbstbestimmung, Kontrolle und
Handlungsfähigkeit. Die aufgeführten Funk-
tionen, die sich an konkreten kommunikativen
Zielen und Notwendigkeiten für Krebspatien-
2Die Onkologie
SCREENING
nicht belastet belastet
Diagnosk
inklusive Risikoeinschätzung
Überwiegend körperliche
oder praksche Probleme
Andere geeignete klinische
Behandlungspfade
Überwiegend psychische
Probleme
klinische Behandlungspfade
für Angst/Depressivität
Beispiele
Körperliche Symptome wie z.B.
Schmerz
Æ
Einbeziehung
Schmerztherapie
Praksche Probleme, z.B.
finanzieller Art
Æ
Einbeziehung Sozialarbeit
Minimale
Angst/Depressivität
Milde - milere
Angst/Depressivität
Milere
Angst/Depressivität
Moderate - starke
Angst/Depressivität
starke
Angst/Depressivität
STEP 1
Reguläre Versorgung:
Informaon und
Beratung
STEP 2
Supporve Versorgung:
Psychoedukaon,
emoonale Unterstützung
& Selbsthilfe
STEP 3
Erweiterte Versorgung:
Psychosoziale
Beratung
STEP 4
Spezialisierte Versorgung:
Ausgewiesene
Fachärzte/Therapeuten
(Psychiatrie/Psychother.)
STEP 5
Akutversorgung:
Noallstaon oder
Akutpsychiatrie
Wenn das Risiko einer Eigen- oder
Fremdgefährdung und/oder einer
akuten Krise diagnosziert wird,
muss eine SOFORTIGE Überweisung
an eine akute psychiatrische Klinik/
Notaufnahme zur schnellen
Indikaonsstellung und Behandlung
in Betracht gezogen werden.
Distress-Screening zu klinisch
bedeutsamen Zeitpunkten wie
Diagnosestellung, Rezidiv, Progression
oder nach Bedarf; z.B. mit dem NCCN
Distress-Thermometer, klinischer
Cut-off-Wert ≥ 5
Abb. 1 8Klinische Behandlungspfadeund „stepped care“. (Nach [5,S.990])
ten orientieren, implizieren eine kommunika-
tive Grundkompetenz bzw. Haltung, die nicht
auf umschriebene Regeln oder Gesprächstech-
niken, so genannte ,skills‘, beschränkt ist ...“[3,
S. 82]
Was tun bei Krisen (mit akuter
Angst und Depressivität)?
Für den Onkologen ist das Gespräch mit
Patienten (ein weitgehend gefühlsneutra-
les) Alltagsgeschehen, für Patienten und
Angehörige kann dies jedoch eine extreme
seelische Ausnahmesituation mit chster
affektiver Anspannung bedeuten [30]bis
hin zu einer akuten psychischen Krise
[8]. Ziel des kommunikativen Umgangs
mit Krisen mit Angst und Depressivität
sollte immer die Vermittlung von Sicher-
heit für die Patienten mittels emotionaler
Entlastung, Stabilisierung, Hoffnungsrück-
gewinnung und Zuversicht sein. Eine an-
gemessene Informationsvermittlung kann
dabei bereits angstlindernd bzw. antide-
pressiv wirken. Indem gemeinsam mit
dem Patienten Angstinhalte geklärt und
konkretisiert werden, lassen sich gege-
benenfalls unangemessene Erwartungen
und Befürchtungen bezogen auf die Er-
krankung und Behandlung korrigieren
[30]. Für das konkrete verbale Verhal-
ten können die hypnotherapeutischen
Basisfähigkeiten „pacing“ („den anderen
da abholen, wo er/sie ist“) und „leading“
(„Führen im Sinne des aktiven Einbrin-
gens konkreter Vorschläge, z. B. zur Be-
handlung“) sehr hilfreich sein [8, S. 667].
Dies sei an einem wörtlichen Beispiel illus-
triert: „Die Situation ist ernst (entspricht:
,pacing‘). Wir werden alles, was möglich
ist, tun und das wird sein: erstens, zwei-
tens, drittens ... Statistisch müssen wir
mit ,X‘ rechnen, aber im Einzelfall haben
wir auch ganz erstaunliche Erfahrungen
gemacht, z. B. .. . (entspricht ,leading‘; un-
auällige positive Suggestion).“ Ebenso
hilfreich und kurzfristig umsetzbar ist nach
einem entsprechenden „pacing and lea-
ding“ („Das ist eine schwere Zeit für Sie.
Lassen Sie uns gemeinsam schauen, wie
wir beide zusammen es vielleicht etwas
erträglicher für Sie gestalten können.)
das kommunikative und aktive Herbeifüh-
ren von kurzfristigen Fokusveränderungen
aufseiten des Patienten. Mithilfe der kur-
zen Reorientierungsübung 5-4-3-2-1 wird
Die Onkologie 3
Psychoonkologie
Tab. 2 Patient Health Questionnaire(PHQ-4)
Wie stark fühlten Sie sich im Verlauf der letzten 2 Wochen durch die folgenden Beschwerden beeinträchtigt?
Überhaupt nicht An einzelnen
Tagen
An mehr als der Hälfte
der Tage
Beinahe jeden
Tag
1. Wenig Interesse oder Freude an Ihren Tätigkeiten 0 1 2 3
2. Niedergeschlagenheit,Schwermut oder Hoff-
nungslosigkeit
0 1 2 3
3. Nervosität, Ängstlichkeit ode r Anspannung 0 1 2 3
4. Nicht in der Lage sein, Sorgen zu stoppen oder zu
kontrollieren
0 1 2 3
Tab. 3 Kommunikationstechniken zum Ausdruck von Emp athie und zur Reaktion auf emotionaleHinweisreize des Patienten (unter Anwendung des
COMSKIL-Modells).(Modifiziert nach [25])
Kommunikations-
technik
Beschreibung Beispiel
Klärung der Äuße-
rungen des Patienten
Nachfragen, um ein gemeinsames Verständnis der
Emotionen des Patienten zu erarbeiten
„Sie wirken auf mich heute sehr angespannt. Was belastet Sie?“
Wasmeinen Siedamit, wenn Sie sagen...?“
Verwendung offener
Fragen
Stellen von Fragen, die dem Patienten erlauben,
eigene Belange anzusprechen seien sie medizini-
scheroderpsychosozialerArt
„Was bedrückt Sie? Ich würde gern verstehen, wie Sie sich fühlen und
was Sie belastet.“
„Bitte erzählen Sie mir, was Ihnen konkret Angst macht.
Würdigung des Be-
findens des Patienten
Ausdruck der wertschätzenden Anerkennung der
Gefühle und Erfahrungen des Patienten
„Das muss eine harte Zeit für Sie gewesen sein.
„Es scheint, als ob Ihre Ängste inzwischen etwas geringer geworden
sind.
Normalisierung Ausdruck der Normalität der emotionalen Reak-
tionen des Patienten bezüglich der jeweiligen
Situation
„Es geht ganz vielen Patienten so.“
Validierung Ausdruck der Angemessenheit/Verständlichkeit
der emotionalen Reaktionen des Patienten auf die
jeweilige Situation oder Erfahrung
Esistverständlich,dassSieAngsthaben.
„Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie sich manchmal niedergeschla-
gen fühlen.“
Ermutigung des Pati-
enten zum Gefühlsaus-
druck
Frage nach der aktuellen Gefühls-/Stimmungslage
des Patienten
„Es ist sehr wichtig für mich zu verstehen, wie Sie mit all diesen Be-
lastungen emotional umgehen.
Anerkennung
der Belastungen/
Anstrengungen des
Patienten
Ausdruck der Anerk ennung der Leistungen des
Patienten, mit Behandlung, Nebenwirkungenoder
Lebensstilveränderungen umzugehen
„Ich finde es wirklich bemerkenswert, wie Sie mit den Nebenwirkun-
gen der Chemotherapie umgehen.
„Es hört sich an, als ob Sie während der Behandlung gut für sich
gesorgt haben.“
die Aufmerksamkeit unter Einbeziehung
derfünfSinnebewusstaufdas„Hier
und Jetzt“ im Behandlungszimmer statt
auf die mental präsentierte Bedrohung
im Zusammenhang mit der Erkrankung
und Behandlung gelenkt: „Nennen Sie
mir 5 Dinge, die Sie sehen, z. B. die blau
sind ..., 4 Dinge, die Sie hören ..., 3 Din-
ge, die Sie mit Ihrer Haut spüren/fühlen,
2 Dinge, die Sie riechen, 1 Sache, die Sie
schmecken.
Eine weitere potenziell anxiolytische
und antidepressive Fokusveränderung
kann schließlich auch der Einbezug von
„mastery“ (Rückgri auf erfolgreich ge-
meisterte Krisen in der Biograe der Pa-
tienten) sein. Für eine entsprechende
Exploration im Gespräch eignen sich fol-
gende Fragen: Waren Sie in Ihrem Leben
schon einmal ernsthaft erkrankt oder in
einer Krise, in der Sie starke Angst hatten
oder sehr niedergeschlagen waren? Was
hat Ihnen damals geholfen?“ Patienten
sollten dann ermuntert werden, diese
damals als hilfreich erlebten Strategien
erneut auszuprobieren.
Wichtig für die Kommunikation in Kri-
sensituationen ist weiterhin, auf die Über-
einstimmung des eigenen nonverbalen
und verbalen Verhaltens zu achten. Auch
Besonderheiten der Mimik und Gestik der
Patienten sind im Blick zu behalten; z. B.
zeigen häufige irreguläre Handbewegun-
gen am Körper (Nesteln) erhöhten Stress
bzw.Angstan[17]. Hier sollte im Kontakt
darauf geachtet werden, dass unruhige
Bewegungsmuster des Patienten nicht
unbewusst übernommen werden und das
eigene nonverbale Verhalten Ruhe und
Sicherheit vermittelt. Weitere detaillierte
Hinweise für den konkreten Umgang mit
psychoonkologischen Krisensituationen
finden sich in der Überblicksarbeit von
Wickert in dieser Zeitschrift [33]. Führt
die Kommunikation nicht zu einer Ver-
besserung des krisenhaften Geschehens
aufseiten des Patienten, sollte der Einsatz
einer temporären Psychopharmakothera-
pie erwogen werden [13].
Zusammenfassung: kommunikati-
ver Umgang mit Krisen
Emotionale Entlastung und Stabilisie-
rung
Vermittlung von Sicherheit und Hoff-
nung
4Die Onkologie
Abb. 2 8Übersicht zum COMSKIL-Modell. (Angelehnt an [5])
Kongruente Kommunikation (Überein-
stimmung des eigenen nonverbalen
und verbalen Verhaltens)
Nonverbales Verhalten des Patienten
beachten (z. B. Mimik und Gestik)
Bei anhaltenden psychischen Krisen
bzw. Zunahme der psychischen Belas-
tung: Vermittlung an erweiterte bzw.
spezialisierte Versorgungsangebote
(siehe Stufen 3–5 im Stepped-care-
Modell, .Abb. 1), Psychopharmako-
therapie
Kommunikative Fertigkeiten ein
Überblick
Im deutschsprachigen Raum existieren
mittlerweile mehrere Kommunikations-
trainingsprogramme r onkologisch tä-
tige Ärzte, die sich im Rahmen von
Forschungsprojekten als gut umsetzbar
erwiesen haben; zwei Überblicksarbei-
ten liegen hierzu vor [34]. Ein wichtiges
Kommunikationsmodell im Kontext on-
kologischer Versorgung ist das COMSKIL-
Modell [10,11]. Dieses Kommunikati-
onstrainingsprogramm hat das Ziel, eine
Bandbreite an Kommunikationsfertig-
keiten und -techniken im Umgang mit
Patienten und Angehörigen zu vermitteln,
damit diese je nach Gesprächssituation
und -ziel flexibel angewendet werden
können (.Abb. 2).
Eine wichtige Kommunikationsstrate-
gie beim Umgang mit Angst und Depres-
sivität im onkologischen Gespräch ist die
empathische Berücksichtigung der emo-
tionalen Reaktionen des Patienten sowie
das angemessene Reagieren darauf. Da-
zu können je nach Situation verschiede-
ne Kommunikationstechniken angewen-
det werden, die in .Tab. 3näher be-
schrieben sind. Daneben sollten kontex-
tuelle Aspekte (sogenannte Prozessaufga-
ben) berücksichtigt werden, wie z. B. die
Aufrechterhaltung des Blickkontakts, das
Einräumen von Zeit zur Sammlung und
zur Aufnahme der Informationen („Es ist
vollkommen in Ordnung, wenn Sie kurz
nachdenken.), das Bereitstellen von Ta-
schentüchern sowie die Förderung von Zu-
versicht, Hoffnung und Beruhigung. Unter-
brechungen und vorzeitige Beschwichti-
gungen („Sie brauchen keine Angst zu ha-
ben. oder „Sie müssen nicht beunruhigt
sein.) sollten vermieden werden.
Einbeziehung psycho-
onkologischer Versorgungs-
angebote
Sind Angst und Depressivität im kom-
munikativen Umgang mit den Patienten
nicht nachhaltig zu lindern und persistie-
ren, ist die Einbeziehung entsprechend
ausgebildeter Behandler sowie ausge-
wiesener Institutionen im Rahmen des
vorgestellten Stepped-care-Ansatzes not-
wendig (z. B. [19,21]). Dann sollte über
psychosoziale Unterstützungsmöglichkei-
ten (Stufe 3 und 4 in .Abb. 1)informiert
werden. Hierfür ist es wichtig, sich einen
Überblick über Strukturen und Abläufe
der psychoonkologischen Versorgungs-
angebote vor Ort zu verschaffen: Gibt es
in meiner Klinik einen psychoonkologi-
schen Konsildienst bzw. welche Fachab-
teilung ist bzw. welche Fachabteilungen
sind für die psychologische M itbetreuung
von Krebspatienten zuständig? Gibt es in
meiner Stadt/in der Nähe eine ambulan-
te psychosoziale Krebsberatungsstelle?
Wie erfolgt die Zuweisung der Patienten
zu diesen stationären und ambulanten
Angeboten? Weitere Informationen zu
spezifischen psychoonkologischen Inter-
ventionen, auch zur Linderung von Angst
und Depressivität, werden unter anderem
in den Arbeiten von Herschbach und
Mehnert-Theuerkauf vorgestellt [12,22].
Fazit für die Praxis
4Angst- und Depressionssymptome treten
im Kontext von Krebserkrankungen häu-
fig auf.
4Im Rahmen eines Stepped-care-Ansatzes
ist eine Schweregradeinschätzung der
Symptome besonders wichtig für die Ver-
ortung adäquater Interventionen. Hierfür
sind entsprechende Screeninginstrumen-
te vorhanden, die leicht im persönlichen
Arzt-Patienten-Gespräch einsetzbar sind.
4Eine patientenzentrierte Kommunikation
hilft bereits in Gesprächen der regulären
onkologischen Versorgung Angst und De-
pressivität zu lindern. Im Beitrag werden
hierzu konkrete anxiolytisch und antide-
pressiv wirkende Kommunikationsstrate-
gien und -techniken beschrieben, welche
auch bei Krisensituationen eingesetzt
werden nnen.
Die Onkologie 5
4Ein Fokus wird dabei auf das COMSKIL-
Modell gerichtet. Dieses liegt auch als
Kommunikationstrainingsprogramm ne-
ben anderen vergleichbarenProgrammen
für onkologisch tätige Ärzte vor.
4Ebenso hilfreich sind für psychisch belas-
tete Krebspatienten Informationen über
Strukturen und Abläufe der psychoonko-
logischen Versorgungsangebote vor Ort.
Korrespondenzadresse
Dr. rer. med. Gregor Weißflog
Abteilung für Medizinische Psychologie und
Medizinische Soziologie, Universitä tsklinikum
Leipzig
Philipp-Rosenthal-Str. 55, 04103 Leipzig,
Deutschland
gregor.weissflog@medizin.uni-leipzig.de
Funding . Open Access funding enabled and organi-
zed by Projekt DEAL.
Einhaltung ethischer Richtlinien
Interessenkonflikt. G. Weißflog und H. Götze geben
an, dass kein Interessenkonfliktbesteht.
Für die Erstellungdieser Übersichtsarbeit wurden
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dieobenaufgeführtenWeiterverwendungendesMa-
terials die Einwilligung des jeweiligenRechteinhabers
einzuholen.
Abstract
Communication strategies in doctor-patient-conversations when
cancer patients are anxious or depressed
Background: Manycancer patients suffer from psychological stress such as anxiety and
depression during the course of their disease and treatment, but sometimes also years
after completion of treatment.
Aim: Based on the current state of research, this review provides information on
how symptoms of anxiety and depression can be recognized during doctor–patient
interactions, classified in terms of severity, alleviated with the help of adequate
communication, and how other experts can be involved if necessary (stepped care).
Results: Validated screening instruments are available for a preliminary assessment of
anxiety and depressive symptoms. These instruments can be easily used in personal
doctor–patient conversations. Patient-centered communication helps to alleviate
patient anxiety and depression in conversations of regular oncology care. This
patient-centeredness can be promoted during communication by providing adequate
information, supporting patient autonomy, and promoting a tolerance for uncertainty.
Specifically, this can be achieved through anxiolytic and antidepressant communication
strategies and techniques such as pacing and leading,reorientation exercises,and
recourse to mastery. Furthermore, the article focuses on the COMSKIL model, which
provides a theoretical framework for concrete communication techniques. It is also
available as a communication training program for oncology professionals. Against the
background of the stepped care approach, it is helpful to be able to inform patients
about psycho-oncological care offers on site, if necessary.
Keywords
Anxiety · Depression · Physician-patientrelations · Patient-centeredcommunication· Stepped
care
WeitereDetails zur Lizenz entnehmen Sie bitte der
Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/
licenses/by/4.0/deed.de.
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Die Onkologie 7
Article
Ophthalmologists in hospitals and private practices are repeatedly confronted with difficult conversations and the transmission of bad news. A good doctor-patient communication is based on respect and empathy and includes verbal and nonverbal interactions. An important conversation requires a sound preparation by the doctor, an environment that is as undisturbed as possible and a time frame that is not too short. The communication should be honest and understandable and tailored to the retentive abilities of the patient. The setting, perception, invitation, knowledge, empathy, strategy (SPIKES) protocol provides a guide for an important conversation. After the bad news, a break for processing and reaction is necessary for the patient and the responses should be received in an empathetic and nonjudgmental manner. The goal is that the patient is able to accept the bad news, a joint consensus about how to proceed can be reached and the patient feels supported and well cared for.
Article
Full-text available
The National Cancer Plan and the S3 guideline on psychooncology intend that every healthcare professional working in oncology should have sufficient communication skills. These skills can be acquired through targeted communication skills training, as has been repeatedly shown in meta-analyses. In this article, some selected communication skills trainings in Germany are presented and described on the basis of recommendations of the National Cancer Plan or criteria established by experts. A number of partially manualized communication trainings exist, which have proven to be well implementable in research projects. Individual sites have implemented a routine training program. However, regular implementation in which all oncology professionals are trained has not yet been achieved by any project.
Article
Full-text available
Background: A cancer diagnosis can have a substantial impact on mental health and wellbeing. Depression and anxiety may hinder cancer treatment and recovery, as well as quality of life and survival. We argue that more research is needed to prevent and treat co-morbid depression and anxiety among people with cancer and that it requires greater clinical priority. For background and to support our argument, we synthesise existing systematic reviews relating to cancer and common mental disorders, focusing on depression and anxiety. We searched several electronic databases for relevant reviews on cancer, depression and anxiety from 2012 to 2019. Several areas are covered: factors that may contribute to the development of common mental disorders among people with cancer; the prevalence of depression and anxiety; and potential care and treatment options. We also make several recommendations for future research. Numerous individual, psychological, social and contextual factors potentially contribute to the development of depression and anxiety among people with cancer, as well as characteristics related to the cancer and treatment received. Compared to the general population, the prevalence of depression and anxiety is often found to be higher among people with cancer, but estimates vary due to several factors, such as the treatment setting, type of cancer and time since diagnosis. Overall, there are a lack of high-quality studies into the mental health of people with cancer following treatment and among long-term survivors, particularly for the less prevalent cancer types and younger people. Studies that focus on prevention are minimal and research covering low- and middle-income populations is limited. Conclusion: Research is urgently needed into the possible impacts of long-term and late effects of cancer treatment on mental health and how these may be prevented, as increasing numbers of people live with and beyond cancer.
Article
The S3 guideline for psycho-oncological diagnostics, counselling and treatment of adult cancer patients has been revised as part of the Oncology Guideline Program. The recommendations of the guideline are based on the best available evidence deduced from the results of systematic literature research or a systematic expert consensus. Systematic literature research was conducted for the chapters psychological comorbidity, diagnostic instruments and psycho-oncological interventions. An evidence-based recommendation now specifies the use of standardised screening instruments for the detection of psychological distress. New psycho-oncological interventions have been added to the guideline’s chapter about psycho-oncological interventions, among them psycho-oncological E‑Health interventions, psycho-oncological interventions for palliative care for individuals and groups, and the psycho-oncological crisis intervention. Compared to the first version of the guideline, recommendations concerning psycho-oncological interventions are now more differentiated and give advice with regard to specific endpoints thanks to improved evidence.
Article
Background The implementation of evidence-based and sustainable communication training in routine continuing education to improve patient care and interprofessional collaboration is a challenge in everyday clinical practice.Objective The aim was the implementation and a pilot study of the interprofessional COMSKIL communication skills training as routine training at the University Cancer Center Leipzig (UCCL).Material and methodsAfter the adaptation and implementation of the COMSKIL course concept (2 × 3 h basic and 2 × 3 h advanced course), 5 basic courses have so far been conducted with UCCL staff and evaluated longitudinally (T1 before start, T2 after the training). Main outcomes were self-perceived communication competence and communication confidence as well as the specific evaluation of the training with respect to clinical relevance, didactic methods and learning effects.ResultsSo far, 25 participants have attended the COMSKIL basic training course: 12 medical doctors, 7 nursing personnel and 6 case managers (72% women, mean age 41 years, range 23–60 years, mean number of patient contacts per week 50–244, depending on profession). The participants rated their communication competence higher after the training than before (T1: M = 6.1, standard deviation, SD = 1.5/T2: M = 6.9 SD = 1.4, p = 0.019). There was no significant change in communication confidence (T1: M = 6.5 SD = 1.8/T2: M = 7.1 SD = 1.4, p = 0.167). Of the participants 81% were satisfied or very satisfied with the training.Conclusion The results of the pilot study showed the practicability of the COMSKIL training concept in the context of routine implementation in a university cancer center with a high acceptance among the participants. The majority of the participants subjectively benefited from it, whereby the interprofessional aspect was emphasized as particularly beneficial.
Article
Outpatient psychosocial cancer counseling represents an important pillar of psycho-oncological care in Germany. Cancer counseling centers (Krebsberatungsstellen, KBS) offer social and psychological counseling for patients, relatives and significant others in all phases of the disease tailored to the needs of those seeking advice. In addition, they act as a guide with regard to referral to specialized health care facilities. Central principles of the KBS are low-threshold, free of charge and short-term availability of quality-assured counseling services. With the assumption of a financing share of 80% of the KBS services by statutory and private health insurance funds, the goal of creating sustainable regular financing of outpatient cancer counseling in the National Cancer Plan was achieved. This also represents a major step towards improving nationwide psycho-oncological care. However, it is currently unclear whether the funding structure that has now been found will help to create a nationwide supply of KBS in Germany. In the future, KBS will have increasing relevance with regard to tertiary prevention and increasing the health and self-management skills of long-term survivors and their relatives.
Article
Im Zusammenhang mit Krebserkrankungen sind existenzielle psychische Krisen häufig. Insbesondere bei der Diagnoseeröffnung, aber auch im weiteren Verlauf der Erkrankung kommt es zu krisenhaften Reaktionen, die für die Betroffenen mit einem hohen Leidensdruck einhergehen. Eine psychoonkologische Krisenintervention ist sinnvoll, wenn deutlich wird, dass der Betroffene momentan die Krise aus eigener Kraft nicht bewältigen kann. Wenn die Bewältigung dauerhaft nicht gelingt, kann eine Krise in eine psychische Störung münden. Eine rechtzeitige psychoonkologische Krisenintervention kann dies verhindern. Der vorliegende Artikel gibt Hinweise darauf, woran Krisen zu erkennen sind und was bei einer Krisenintervention zu beachten ist. Anhand eines Fallbeispiels werden Prinzipien einer psychoonkologischen Krisenintervention erläutert.
Article
Cancer is one of the most common diseases in adults. Despite an increasing incidence worldwide, many people survive the disease today. The multimodal therapies that prolong life affect patients' quality of life. For many patients, survival therefore also means a life with physical and psychosocial problems. Psycho-oncology offers evidence-based care for patients and their relatives. © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York.