Article

Gestalttheorie und Psychotherapie

Authors:
To read the full-text of this research, you can request a copy directly from the author.

No full-text available

Request Full-text Paper PDF

To read the full-text of this research,
you can request a copy directly from the author.

... Vielmehr verbinden sie damit die Forderung an die Psychotherapeutin, an diesem Gesamtvorgang auf Grundlage ihrer jeweiligen wissenschaftlich-methodischen Ausrichtung bewusst und geplant zu arbeiten. Auch für die diagnostische Seite psychotherapeutischer Arbeit sehen Gestalttheoretische Psychotherapeutinnen dabei die von Wolfgang Metzger (1962) ausgearbeiteten und von Hans-Jürgen P. Walter (1977) in die psychotherapeutische Anwendung übertragenen " Kennzeichen der Arbeit am Lebendigen " als bestimmend an. In ihnen kommen zugleich prägnant wesentliche anthropologische, epistemologische und ethische Grundpositionen der Gestalttheorie zum Ausdruck. 1 Ich führe sie im Folgenden kurz an, wobei ich sie hier auf die diagnostische Aufgabenstellung bezogen formuliere. ...
Article
Full-text available
ENGLISH: The article presents and discusses the basic assumptions and constructs for the diagnostic process in the understanding of Gestalt Theoretical Psychotherapy. DEUTSCH: In seiner 44. Vollsitzung vom 8. Juni 1999 beauftragte der Psychotherapie-Beitrat einen Forschungsausschuss mit der Erarbeitung von Leitlinien für eine eigenständige psychotherapeutische Diagnostik unter Praxisbedingungen. Diese Leitlinie liegt nun seit 15. Juni 2004 vor und wird demnächst zusammen mit verschiedenen Kommentaren in einem Sammelband veröffentlicht werden. Gerhard Stemberger hat uns seinen Beitrag schon vorab zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. In Gerhards Beitrag gibt es naturgemäß Verweise auf diese Leitlinie, die die meisten von uns noch nicht die Gelegenheit hatten, selbst zu lesen. Wir haben dennoch beschlossen, diese Kommentare nicht zu streichen. Zum einen, weil sie sehr interessante und aufschlussreiche Kritikpunkte enthalten (nicht nur zur Leitlinie), zum anderen, um vielleicht auch Interesse an der Leitlinie selbst zu wecken. Wir wünschen viel Vergnügen beim Lesen (auch so ein Artikel kann Vergnügen bereiten) und danken nochmals Gerhard Stemberger. Für die Erarbeitung der vom Forschungsausschuss des Psychotherapie-Beirates vorgelegten "Diagno-stik-Leitlinie" gebührt allen Kolleginnen Dank und Anerkennung, die daran im methodenübergreifen-den Dialog mitgewirkt haben. Vor allem sind auch ihr Mut und ihre Zurückhaltung zu würdigen: Ihr Mut, sich mit einem zwangsläufig vorläufigen Arbeitsergebnis zur Formulierung methodenübergrei-fender Grundsätze für die psychotherapeutische Diagnostik zu exponieren und damit einen konkreten Vorschlag zur Diskussion und Überprüfung vorzulegen; sowie ihre Zurückhaltung gegenüber der Ver-suchung, vorschnell die Erhebung dieser Vorlage in den Rang einer verpflichtenden Richtlinie zu betreiben. Die Leitlinie steht in einer guten Tradition in Österreich: Den historisch gewachsenen Reichtum der vielfältigen methodischen Ansätze in der Psychotherapie weder einem Kahlschlag zugunsten einiger weniger vermeintlich "besonders ökonomischer" oder "einzig wirksamer" Ansätze zu opfern, noch die zunehmenden Konvergenzbewegungen dieser verschiedenen Ansätze als Beweis für die Überholtheit der psychotherapeutischen Schulen anzusehen und sie vorschnell zu einer Einheitspsychotherapie gleichschalten zu wollen. Stattdessen hat sich hierzulande der Weg des respektvollen und behutsamen Auslotens des Entwicklungspotentials durchgesetzt, das in der Weiterentwicklung der besonderen Blickwinkel und der Übereinstimmungen zwischen den verschiedenen Schulen steckt, unter Einbezie-hung der Ergebnisse und Blickwinkel angrenzender Wissenschaften. Als vorgelagerte Arbeiten in die-sem Sinn zu thematisch einschlägigen bzw. verwandten Feldern erwähne ich hier beispielsweise die Sammelbände zum Krankheitsbegriff in der Psychotherapie (Pritz & Petzold 1992), zur Psychothera-pie als Wissenschaft (Pritz 1996), zu Fragen der Ethik in der Psychotherapie (Hutterer-Krisch 1996), zur Diagnostik in der Psychotherapie (Laireiter 2000) und zum Sonderbereich des psychotherapeuti-schen Gutachtens (Lanske & Pritz 2002).
... Die von Hans-Jürgen P. Walter Ende der 1970er-Jahre formulierte GTP im engeren Sinn verstand sich ursprünglich als Vorschlag zur Integration von grundlegenden Konzepten der Psychoanalyse, Individualpsychologie, Analytischen Psychologie, Gesprächspsychotherapie, des Psychodramas, der Gestalttherapie, der Verhaltenstherapie und weiterer Verfahren auf den metatheoretischen Grundlagen der Gestalttheorie (vgl. Walter, 1977 Walter, /1994 1996). Die ursprünglichen Hoffnungen, dass der Vorschlag zur Methodenintegration auf gestalttheoretischer Grundlage auf fruchtbaren Boden fallen würde, haben sich allerdings ebenso wenig erfüllt wie die auf eine breitere Akzeptanz der Gestalttheorie als Metatheorie in der theoretisch sehr heterogenen gestalttherapeutischen Strömung. ...
Article
Full-text available
Summary As an introduction to a special issue of the journal Gestalt Theory issue, the article substantiates the possibility and meaningfulness of a coherent theoretical system for psychotherapy, as it is strived for in Gestalt Theoretical Psychotherapy and presented in several articles in this issue. The necessity of consistency in the theoretical assumptions and concepts of a psychotherapy method is not derived from scientific considerations alone, but already arises from the elementary role of consistency in human life. This also results in the requirements for the consistency of theoretical foundations of psychotherapy. It is not fulfilled in a mere internal, logical consistency of its models, but only in the actual fitting together with the critical-phenomenal and naive-phenomenal worlds of the therapists and their clients (in interaction with their “naive psychologies”) in the reality test of life. Zusammenfassung Der Beitrag begründet einführend zu einem Themen-Heft der Z<eitschrift Gestalt Theory die Möglichkeit und Sinnhaftigkeit eines in sich zusammenhängendes theoretischen Systems für die Psychotherapie, wie es in der Gestalttheoretischen Psychotherapie angestrebt und im vorliegenden Heft in einigen Beiträgen vorgestellt wird. Die Notwendigkeit von Konsistenz der theoretischen Annahmen und Konzepten einer Psychotherapie-Methode leitet sich nicht erst aus wissenschaftlichen Überlegungen ab, sondern ergibt sich bereits aus der elementaren Rolle von Konsistenz im Leben des Menschen. Daraus ergeben sich auch Anforderungen an die Konsistenz theoretischer Grundlagen der Psychotherapie. Sie erfüllt sich nicht in einer inneren, logischen Konsistenz ihrer Modelle, sondern erst im tatsächlichen Zusammenpassen mit den kritisch-phänomenalen und naiv-phänomenalen Welten der Therapeuten und ihrer Klienten (im Zusammenspiel mit ihrer „Naiven Psychologie“) in der Wirklichkeitsprüfung des Lebens.
Article
Full-text available
The Society for Gestalt Theory and its Applications (GTA) is celebrating its 40th anniversary this year. The task of this article was to give a selection of gestalt theoretical research, which was created within the framework of the GTA. After a brief introduction to the theory, recent developments that have emerged since the founding of the Society and have found expression in the journal Gestalt Theory, as well as in many other publications, have been discussed. A number of contributions to the fundamental area could be cited: consciousness research, multifield approach, synergetics, language, development, and so on. The transfer of basic knowledge to a number of application-oriented disciplines, namely, psychotherapy, education, arts, culture, nation and society, organizations, and so on, has been presented. The article has shown that Gestalt theory has great relevance in both basic and application-related areas and can cover a wide range of issues.
Article
Full-text available
Der vorliegende Beitrag gliedert sich in zwei Abschnitte. Der erste stellt eine Spurensuche zur Geschichte der Anwendung der Gestalttheorie auf das psychotherapeutische Arbeitsfeld ohne Anspruch auf Vollständigkeit dar. Im zweiten werden einige metatheoretische Grundkonzepte der Gestalttheoretischen Psychotherapie vorgestellt, einem auf der Gestalttheorie der Berliner Schule aufbauenden psychotherapeutischen Ansatz, der über die letzten 30 Jahre im deutschsprachigen Raum entwickelt wurde. This article is divided into two parts: The first part follows the tracks of the history of application of Gestalt theory in the field of psychotherapy. The second part presents an outline of some essential meta-theoretical concepts of Gestalt Theoretical Psychotherapy – founded by Hans-Jürgen P. Walter and colleagues and advanced over the last 30 years primarily in the German speaking countries. Gestalt Theoretical Psychotherapy claims to be a psychotherapeutic approach that is consistently rooted in the Gestalt theory of the Berlin School.
Chapter
„Vorbeugen ist besser als heilen“ — wer kennt diesen Ausspruch nicht, und bestätigt diesen durch entsprechende Ratschläge bei anderen. Ebenso oft wird jedoch die Realität der eigenen Handlung in eine andere Richtung wider besseren Wissens gesetzt. In meiner Arbeit mit Klienten wird sehr oft diese Polarität im Menschen selbst sichtbar. „Ich weiß ja, was ich tun sollte, aber die Sachzwänge sind stärker!“ Wie oft ist dies leider zu hören. Die uberwindung von äußeren und inneren Hindernissen bzw. das Aufbringen von Willenskraft und innerer Handlungskraft sind gefordert. Durch meine langjährige Tätigkeit als Örganisati onsentwickler und Psychotherapeut weiß ich um die Bemuhungen und Aufwände von „Reparaturen und Sanierungsaktivitäten“ im persönlich Menschlichen, wie in Bereichen der Örganisation. Jedoch ist bei allem Bemuhen und eingesetztem guten Willen die Frage zu stellen, ob bei rechtzeitig und angemessen erfolgten Maßnahmen viele dieser Problemfälle gar nicht, oder nicht in dem Ausmaß entstanden wären.
Chapter
Sozialtherapie befaßt sich mit der Verhaltensänderung von Straftätern.1) Sie wurde entwickelt, als man erkennen mußte, daß der Strafvollzug in der hergebrachten Form keinesfalls die Mittel zur Verfügung hatte, um in Straftätern mit schweren Persönlichkeitsstörungen ausreichende Veränderungen auszulösen, die für eine spätere Bewährung in Freiheit unerläßlich sind. Die theoretischen Grundlagen für die sozialtherapeutischen Interventionen sind nicht einheitlich. Man hat sich bemüht, bewährte Therapieformen auf das Anwendungsfeld zu übertragen, vor allem Psychoanalyse, Verhaltens- und Gesprächstherapie, Psychodrama und in letzter Zeit Gestalttherapie (Seefranz, 1977).
Chapter
Der Text ist der verantwortliche Teil eines Buches oder eines Vortrags. Dieser Text wird verständlicher, wenn ihn bildliche Darstellungen ergänzen. Bildliche Darstellungen raffen räumliche und zeitliche Dimensionen. In der räumlichen Dimension hebt eine bildliche Darstellung Wesentliches hervor und verschweigt Unwesentliches. Eine bildliche Darstellung erfassen Sie schneller als einen Text von gleicher Fläche, der gelesen werden muß. Sehen geht schneller als Lesen. Dies verändern Sie, wenn Sie ihre Blickspanne beim Lesen beeinflussen.
Chapter
Zentraler Begriff der Gestalttheoretischen Psychotherapie. Der Begriff Lebensraum geht auf Kurt Lewin zurück, der ihn synonym zu „psychologischer Raum“ und „psychologisches Feld“ verwendet. Lewin faßte Verhalten und Entwicklung des Menschen in seine berühmte allgemeine Formel V = F{P,U} = F{L}: Verhalten und Entwicklung (V) sind demnach eine Funktion von Person (P) und Umwelt (U), die als wechselseitig abhängige Variable betrachtet werden. Der Lebensraum (L) eines Individuums ist die Gesamtheit dieser Faktoren (P,U), umfaßt also alle das Verhalten eines Menschen zum gegebenen Zeitpunkt bestimmenden Kräfte. Mit Umwelt ist hier nicht etwa die physikalische Umwelt des Menschen gemeint, sondern seine psychologische (erlebte) Umwelt.
Chapter
Die „Tendenz zur Guten Gestalt“, die auch als „Prägnanztendenz“ bezeichnet wird, ist die Fähigkeit jedes Menschen zur → Selbstregulation und → Selbstorganisation. Sie ist Grundlage der → Gestalttheoretischen Psychotherapie. In der → Gestaltpsychologie / Gestalttheorie ist sie das Ordnungsprinzip der menschlichen Wahrnehmung, des menschlichen Denkens, Fühlens und Handelns. Der Prägnanztendenz verdanken wir es, daß wir kein Durcheinander verschiedenster Einzelempfindungen erleben, sondern Ordnungen, Strukturen oder „Gestalten“. Ch. v. Ehrenfels beschrieb am Beispiel der Melodie Gestaltqualitäten (1890). Wertheimer wies anhand von Untersuchungen zur Bewegungswahrnehmung (stroboskopische Untersuchungen) → Gestaltgesetze nach (1912, 1923), wie z. B. das Gesetz der Nähe.
Chapter
Internes Marketing ist vor allem durch seine Interaktionsorientierung gekennzeichnet. Zur Unterstützung der Instrumentarbereiche des Internen Marketing bedarf es eines Konzeptes, das Interaktionsprozesse erklären, ihre Entstehung und ihre Hintergründe aufdecken und zu ihrer Verbesserung beitragen kann. Mit der Transaktionsanalyse liegt ein solches Konzept vor. Im folgenden Beitrag wird einleitend die Abhängigkeit ausgewählter Instrumentarbereiche des Internen Marketing von zwischenmenschlichen Interaktionsprozessen im weitesten Sinne dargestellt. Es folgt eine problemorientierte Darstellung der Grundlagen der Transaktionsanalyse mit ihren Konzeptbereichen. Darauf aufbauend werden im anschließenden Abschnitt ausgewählte Fundierungsan-sätze des Internen Marketing durch den Einsatz des transaktionsanalytischen Instrumentariums diskutiert.
Chapter
Vom Verständnis der → Gestalttheoretischen Psychotherapie her existiert im Menschen, Adlers → „Gemeinschaftsgefühl“ entsprechend, die Tendenz, Teil eines sozialen Ganzen zu werden. Das Individuum erlebt die Wir-Tendenz als Vektor im → Lebensraum, als → Gefordertheit, mit Menschen in Beziehung zu treten (→ Zug des Zieles). Wir-intendierende Situationen entstehen aus phänomenal objektiven Gefordertheiten: Der Handlungsanspruch entsteht nicht wegen subjektiver Interessen, sondern aus der Struktur der Situation, eines Arbeitsteams etwa. Als phänomenal subjektive Gefordertheit gilt das Bedürfnis des Menschen nach Gemeinschaft: extrem vorhanden beim Säugling oder das Problem des alten Menschen, dessen psychologisches Feld durch den Tod bekannter Menschen leer wird.
Chapter
Autonomous cooperation describes processes of decentralized decisionmaking in heterarchical structures. The implementation of autonomous cooperation aims at a flexible self-organizing system structure that is able to cope with dynamics and complexity while maintaining a stable status (Hülsmann and Windt 2005). The basic idea of the concept of autonomous cooperation derives from concepts of self-organisation, which analyze the emergence of ordered and robust structures in complex systems in general (Paslack 1991). The idea of self-organisation has its historical roots in different academic fields such as Physics, Biology and Chemistry and dates back to at least 500 BC of the pre-Socratic Heraclites and Aristotle who identified self-organized processes in natural phenomena (Paslack and Knost 1990; Paslack 1991). An increasing number of literature written by different scientists from different disciplines concern explicitly with self-organizing systems can be found from the 1970’s, as for example in Cybernetics von Foerster (1960), in Chemistry Prigogine and Glansdorff (1971), in Physics Haken (1973) and in Biology Maturana and Varela (1980).
Chapter
This chapter provides an overview of gestalt therapy in Austria. It first presents a selection of interesting theoretical contributions provided by Austrian gestalt therapists. Next, it talks about training institutes for gestalt therapy in Austria. The Gestalt Pedagogic Association in Austria was founded in 1990 and offers courses to teachers, adult educators, social workers, and those working in orphanages and homes for the physically handicapped. Since 1987, the FS/IGT/ÖAGG (Fachsektion/ Integrative Gestalt Therapy/Österreichischer Arbeitskreis für Gruppentherapie und Gruppendynamik) has organized annual conferences in Austria. These conferences aim at supporting gestalt therapists who are willing to engage in writing and publishing, as well as networking prospective authors with editors of professional journals. The great challenges gestalt therapists in Austria face arise from their status as an EU member state confronted with increasing numbers of immigrants and refugees from all over the world.
Article
Zusammenfassung Das 360°-Feedback hat zunehmend Einzug in viele Organisationen und Firmen gefunden. Coaching wird in diesem Zusammenhang oft als eine „Follow-up“ Intervention angeboten oder nachgefragt. In diesem Kontext werden u.a. Ergebnisse der Fremdbeurteilung des Feedbacks und Diskrepanzen mit der eigenen Sichtweise (Selbstbild) des Klienten besprochen. Dieser Beitrag will zeigen, dass auch ein imaginatives 360-Grad-Feedback im Einzelcoaching mit Methoden vor allem des Psychodramas sowie der Gestalttherapie, auch ohne ein zugrunde liegendes 360-Grad-Feedback eingesetzt werden kann. Die Methode liefert primär externen Coaches wichtige grundlegende Informationen über den organisationalen Aufbau des Coachees (zu beratende Person) sowie Informationen über sein berufliches Umfeld.
Chapter
Full-text available
Chapter
Der Kritische Realismus als erkenntnistheoretischer Ansatz der → Gestaltpsychologie / Gestalttheorie vertritt die Auffassung, daß streng unterschieden werden muß zwischen der transphänomenalen physikalischen Welt (Makrokosmos, der „Welt an sich“) und der phänomenalen Welt (Mikrokosmos, die anschauliche gegebene Welt). Während die physikalische Welt uns nicht unmittelbar zugänglich ist und damit nur indirekt in Form von theoretischen Konstrukten erschlossen werden kann, sind die Erlebnisvorgänge der phänomenalen Welt als unmittelbar und anschaulich gegeben anzusehen. Bewußtseinsfähig sind demnach nur Vorgänge der phänomenalen Welt, in der nach der Auffassung des Kritischen Realismus abermals unterschieden wird zwischen einerseits unmittelbar Angetroffenem und andererseits Gedachtem und Konstruiertem.
Chapter
Der Begriff des Produktiven Denkens ist vor allem mit den Arbeiten der Gestaltpsychologen Max Wertheimer (1964) und Karl Duncker (1935) verbunden. Gemeint ist lebendiges, selbständiges, einsichtiges Denken (Metzger, 1968), das in unmittelbarer lebendiger Auseinandersetzung mit der Sache zu eigener Einsicht und von ihr geleitetem Handeln führt. Produktives Denken ist einem blinden, starren Regeldenken entgegengesetzt, welches bei richtiger Anwendung der Regeln der Logik und bestimmter Verfahrensvorschriften zwar richtige Lösungen erzwingen, aber keine neuen Erkenntnisse hervorbringen kann. Nach Wertheimer ist demgegenüber produktives Denken weiterführendes Denken, das an seinem Höhepunkt in einem mehr oder weniger plötzlichen Umstrukturierungsvorgang in den Gewinn von Einsicht umschlägt.
Chapter
Wurde von Hans-Jürgen Walter begründet, der das gestalttherapeutische Verfahren (→ Gestalttherapie nach Perls) konsequent auf seine gestalttheoretischen Grundlagen stellt (→ Gestaltpsychologie /Gestalttheorie). Walter führt dazu aus: ‘Es wird belegt, daß die entscheidenden Konzepte, die Perls seiner Kritik an der Psychoanalyse, von der er herkommt, und seinem eigenen Ansatz zugrundelegt, der Gestalttheorie entstammen’ (Walter, 1984: 67). Aufgrund ihres ausgearbeiteten erkenntnistheoretischen Standortes (→ Kritischer Realismus) bietet die Gestalttheorie als Metatheorie die Möglichkeit der methodischen Integration unterschiedlicher psychotherapeutischer Ansätze (Walter, 1994). Auf der Grundlage einer kritisch-realistischen Haltung geht es in der Therapie darum, sich vorbehaltlos auf die Erlebnisniswelt des Klienten einzulassen.
Chapter
Steht im Konstrukt des → Lebensraumes in der → Gestalttheoretischen Psychotherapie in Verbindung mit menschlichem Zielsetzungsverhalten und dem Entstehen von Minderwertigkeitsoder Überlegenheitsgefühlen. Der Begriff wurde von Dembo (Marrow, 1977: 54f.) geprägt; bekannt geworden sind die Untersuchungen von Hoppe und Jucknat (vgl. Lewin, 1982: 198f., 433ff.). Das Anspruchsniveau gilt als Schwierigkeitsgrad einer Aufgabe, für die sich eine Person entscheidet. Erfolgserlebnisse entstehen bei Überschreiten, Mißerfolgserlebnisse bei Unterschreiten des Anspruchsniveaus. Beide beeinflussen seine zukünftige Höhe, sind aber nicht mit einer bestimmten Leistung verbunden, sondern über das vorhergehende Anspruchsniveau bestimmt. Dieses kann also über/unter den wirklichen Fähigkeiten des Individuums liegen.
Chapter
Die Gestaltgesetze erfassen die dynamischen Selbstordnungstendenzen, die für die Bildung, Aufrechterhaltung, Wiederherstellung und Höherentwicklung von Gestalten (Wahrnehmungsgestalten, Bewegungsgestalten, Denkverläufe, Willenshandlungen, Affekte etc.) verantwortlich sind (→ Gestaltbegriff). Weit über 100 Gestaltgesetze bzw. Gestaltfaktoren (z. B. Nähe, Gleichartigkeit, durchgehende Kurve, gemeinsames Schicksal) wurden bisher nachgewiesen. Diese sind als Erscheinungsformen der übergeordneten allgemeinen → Tendenz zur guten Gestalt (Prägnanztendenz) aufzufassen. E. Rausch (1966: 918ff.) führtanknüpfend an Max Wertheimers ‘Prägnanzstufen’ und dem von v. Ehrenfels eingeführten Begriff ‘Gestalthöhe’—die große Zahl von Gestaltgesetzen auf zwei Gruppen von Prägnanzaspekten zurück. Nach H.-J.
Chapter
Die Gestaltpsychologie ist wesentliche Grundlage der → Gestalttherapie und der → Gestalttheoretischen Psychotherapie. Sie entstand am Beginn dieses Jh. als Gegenposition zu den damals vorherrschenden atomistischen Strömungen in der Psychologie (Assoziationspsychologie, Behaviorismus), nach denen sich seelische Vorgänge aus einzelnen Elementen zusammensetzen, die sich losgelöst voneinander untersuchen und bewerten lassen. Demgegenüber geht die Gestaltpsychologie von der primären → Ganzheitlichkeit, Strukturiertheit und Dynamik seelischer Gegebenheiten aus. Die Gestaltpsychologie unterscheidet sich u. a. von der → Psychoanalyse, indem sie auf der Grundlage ihres erkenntnistheoretischen Standortes (→ Kritischer Realismus) einen ganzheitlich-dynamischen Ansatz mit empirischexperimentellem Wissenschaftsanspruch verbindet.
Chapter
Die → Gestaltpsychologie / Gestalttheorie betont die Bedeutung des Bezugssystems, in dem ein psychisches Phänomen auftritt. Das Figur-Grund-Verhältnis wird auch als Verhältnis zwischen Bezogenem und Bezugssystem aufgefaßt. Einzelne Phänomene stehen im Kontext eines Ganzen (z. B. Werthaltungen, Wünsche, Leitbilder) in vielfältigen Konstellationen zueinander, wie in verschiedenen Gewichtungen, Über- und Unterordnungsverhältnissen (Metzger, 1975). So sind z. B. Erfolgs- oder Mißerfolgserlebnisse nicht unmittelbar mit bestimmten, objektiv meßbaren Erfolgen oder Mißerfolgen verknüpft, sondern bekommen erst im konkreten Bezugssystem, dem → Anspruchsniveau, ihre spezifische Bedeutung und Bewertung.
Chapter
Das Dreiphasenmodell von Lewin, auf das sich die → Gestalttheoretische Psychotherapie bezieht, beinhaltet die Begriffe ‘Auftauen’, ‘ändern’ und ‘Neustabilisieren’ und läßt sich sowohl auf eine einzelne Therapiesitzung wie auch auf den gesamten Verlauf einer Therapie beziehen. Entsprechend der Deskriptionsdimensionen des→Lebensraumes (‘Enge-Weite’, ‘Unordnung-Ordnung’, ‘Flüssigkeit-Rigidität’ und ‘Undifferenziertheit- Differenziertheit’) läßt sich der therapeutische Prozeß in drei Phasen unterteilen. In der ‘Auftauphase’ soll eine Veränderung des Flüssigkeitsgrades die Durchlässigkeit von Lebensraumbereichen erhöhen, worunter durchaus eine Labilisierung des Gleichgewichtszustandes der Person verstanden werden kann.
Chapter
Ein für die → Gestalttheoretische Psychotherapie grundlegendes gestaltpsychologisches Konzept von (1962), wobei Freiheit als Freisein von Hemmnissen, welche schöpferischen Kräften entgegenwirken, zu verstehen ist. Ausgehend von der Annahme, daß in einem nicht-behinderten lebenden System die → Tendenz zur guten Gestalt wirkt und die grundsätzliche Möglichkeit der Selbstregulation besteht, ist im Umgang mit „Wesen“ zu beachten, daß sich diese nach eigenen inneren Gesetzen gestalten und verhalten. Wird man dieser Eigenart gerecht und ermöglicht dadurch das Wirken schöpferischer Kräfte, so kann aus dem Tun eines Menschen „etwas Besonderes, Neues, Eigenartiges, Ursprüngliches, Echtes, Wahres“ entstehen (Metzger, 1962: 9).
Article
The founders of the Marburger Schule of Neo-Kantianism, Hermann Cohen and Paul Natorp, laid an emphasis upon a Platonic understanding of mathematics and logic as the paradigmatic epistemological basis of philosophy. Their successors, namely Ernst Cassirer and Nicolai Hartmann, made obvious, however, that new biological thinking can have a strong influence on ontology as well as on the theory of knowledge. They could show that biology was no longer to be treated as a metaphysical system in that pejorative meaning of metaphysics which Kant had so severely been opposing. Against the anti-realistic approach of the older neo-Kantians who wanted to eliminate Kant's thing-in-itself (Ding an sich), both Cassirer and Hartmann returned to a form of realism by way of Hegel's philosophical results and reflections on his method. This makes clear that their realism is still to be taken as a more of less monistic idealism. However, considering that modern biology as an antimetaphysical force became influential in their system for the first time and that it did so in two different but - on second thoughts - complementary ways, it becomes clear that it was necessary to change the paradigms of any neo-Kantian philosophy. Cassirer proved this by his development as a philosopher with a strong historical impetus while Hartmann as a more systematical philosopher only pointed in that direction.
ResearchGate has not been able to resolve any references for this publication.