Content uploaded by Manuela Keller-Schneider
Author content
All content in this area was uploaded by Manuela Keller-Schneider on Jan 10, 2023
Content may be subject to copyright.
FORSCHUNGSBEITRAG
https://doi.org/10.1007/s42278-022-00150-1
ZfG
Die Studien- und Berufswahlmotive von
Grundschullehramtsstudierenden im internationalen
Vergleich
Jonas Scharfenberg ·SabineWeiß · Meeri Hellstén ·
Manuela Keller-Schneider ·SimonaSava ·EwaldKiel
Eingegangen: 23. November 2021 / Angenommen: 17. März 2022
© Der/die Autor(en) 2022
Zusammenfassung Die vorliegende Studie untersucht die Studien- und Berufswahl-
motive von Studierenden des Grundschullehramts aus Deutschland, der Schweiz,
Schweden, Rumänien und China auf Grundlage der STeaM/I-Datensätze, vergleicht
sie mit den Motiven von Lehramtsstudierenden für weiterführende Schulen und setzt
sie in den Kontext mit länderspezifischen strukturellen Bedingungen und Berufsbil-
dern. Ausgehend von einem Vergleich intrinsischer, extrinsischer und pragmatischer
Motive zeigen sich länderspezifische Unterschiede. Insgesamt zeigen intrinsische
Motive die höchsten Ausprägungen, wobei dem chinesischen Motivprofil mit einer
verhältnismäßig niedrigen intrinsischen und einer verhältnismäßig hohen pragma-
tischen Motivation eine Sonderrolle zukommt. Während die deutschen Befragten
Dr. Jonas Scharfenberg () · Prof. Dr. Sabine Weiß · Prof. Dr. Ewald Kiel
Lehrstuhl für Schulpädagogik, Ludwig-Maximilians-Universität München,
Leopoldstr. 13, 80802 München, Deutschland
E-Mail: jonas.scharfenberg@edu.lmu.de
Prof. Dr. Sabine Weiß
E-Mail: sabine.weiss@edu.lmu.de
Prof. Dr. Ewald Kiel
E-Mail: kiel@lmu.de
Prof. Dr. Meeri Hellstén
Department of Education, Stockholm University, 106 91 Stockholm, Schweden
E-Mail: meeri.hellsten@edu.su.se
Prof. Dr. Manuela Keller-Schneider
Pädagogische Hochschule Zürich, Lagerstraße 2, 8090 Zürich, Schweiz
E-Mail: m.keller-schneider@phzh.ch
Prof. Dr. Simona Sava
Departamentul de Stiinte ale Educatiei, Facultatea de Sociologie si Psihologie, Universitatea de Vest
din Timi,
soara, Bulevardul Vasile Pârvan nr. 4, 300223 Timisoara, Timis, Rumänien
E-Mail: lidia.sava@e-uvt.ro
K
J. Scharfenberg et al.
neben intrinsischen auch verhältnismäßig hohe extrinsische Motive aufweisen, die
sich mit den Vorteilen einer Verbeamtung in Beziehung bringen lassen, messen
schwedische Befragte insbesondere der gesellschaftlichen Relevanz und Schweizer
Studierende biographischen Erfahrungen sowie dem Motiv des Lehramts als Traum-
beruf eine im Vergleich zu den anderen Ländern jeweils besonders hohe Bedeutung
zu. Demgegenüber fallen die schulartspezifischen Unterschiede sowohl länderüber-
greifend als auch länderspezifisch gering aus. Während die generellen schulartspezi-
fischen Tendenzen bisherige Forschung bestätigen, zeigen sich im Ländervergleich
Relativierungen, etwa hinsichtlich der geringeren Rolle fachlicher Motive für Grund-
schullehramtsstudierende. Die Ergebnisse geben Hinweise auf den Einfluss struktu-
reller Bedingungen innerhalb der einzelnen Untersuchungsländer auf die Studien-
und Berufswahl von Lehramtsstudierenden – etwa hinsichtlich Gehaltsstruktur oder
Fachlichkeit der Ausbildung – und lassen Implikationen auf die Professionalisierung
von Lehrkräften zu, etwa hinsichtlich der Notwendigkeit, biographische Erlebnisse
als Motivation für die Berufswahl angemessen zu reflektieren.
Schlüsselwörter Berufswahlmotive · Berufswahl · Ländervergleich ·
Lehrerbildung · Professionalisierung · Konfirmatorische Faktorenanalyse
An international comparison of future elementary school teachers’
career choice motives
Abstract The study is part of an international project, STeaM/I, on teacher’s career
choice motives, which compares their intrinsic, extrinsic and pragmatic motives.
The results show country specific differences: While intrinsic motives dominate in
most countries, Chinese students show comparatively lower intrinsic motives and
comparatively higher pragmatic motives. German students show both high intrinsic
and extrinsic motivation, corresponding to the benefits of their special status as
civil servants. Swedish students put comparatively higher value into securing a job
that is relevant for society; Swiss students on the other hand emphasize biographical
experiences and the role of teaching as their dream career. In comparison, differences
between the motives of future elementary school teachers and future teachers for
secondary schools are less important and show only limited size in effects. The
results replicate the general tendencies of existing research to a certain degree, but
show that they are not generalizable across all participating countries as well. The
results point at the influence of structural conditions (e.g. the salary of teachers or
the structure of teacher training programs) on the career choice motives of future
teachers and lead to implications regarding their professionalization.
Keywords Pre-Service Teachers · Career Choice Motives · Career Choice ·
Teacher Education · Professionalization · International Comparison
K
Die Studien- und Berufswahlmotive von Grundschullehramtsstudierenden im internationalen...
1 Einleitung & Forschungsfragen
Im Kontext der Debatten um die Professionalisierung von Lehrkräften liegt gerade
in der deutschsprachigen Forschung in den letzten Jahren ein Schwerpunkt auf den
personalen Merkmalen von (zukünftigen) Lehrkräften, darunter auch den Studien-
und Berufswahlmotiven. Damit wird einem Gegenstand, der bereits auf eine gewisse
Forschungstradition zurückblicken kann (z.B. Caselmann 1949), erneutes Interesse
entgegengebracht. Studien- und Berufswahlmotiven von Lehramtsstudierenden sind
jedoch kein rein deutscher Forschungsgegenstand, auch wenn er in anderen Län-
dern z. T. vor dem Hintergrund anderer Fragestellungen adressiert wird. Gerade für
internationale Diskurse ist der sich in vielen Ländern abzeichnende Lehrermangel
Ausgangspunkt für die Untersuchung von Zusammenhängen von Motiven mit dem
Verbleiben in (z.B. Bruinsma und Jansen 2010) bzw. dem Verlassen der Profession
(z.B. Alexander et al. 2020). Damit einher geht die Suche nach Push- und Pull-
Faktoren, die den Beruf für bestimmte Gruppen von Studierenden attraktiv oder
unattraktiv machen (z.B. Harfitt 2015; Richardson und Watt 2016; Scharfenberg
2020).
Allerdings sind die länderspezifischen Forschungstraditionen national weitgehend
isoliert und in sich zersplittert: Methodologische, operationale und regionale Hete-
rogenität verhindert vergleichende Forschung. Ein Grund dafür liegt nicht nur in
der Fülle nicht direkt miteinander vergleichbarer Einzelstudien. Die wenigen vorlie-
genden länderübergreifenden Studien sind häufig nicht in der Lage, (methodische)
Angaben zur Vergleichbarkeit des Gemessenen zu machen (z. B. Bastick 2000) und
erst in den letzten Jahren sind mit Fit-Choice (Richardson und Watt 2016), FEMOLA
(Retelsdorf und Möller 2012) und STeaM Instrumente aufgekommen, die vermehrt
Verbreitung gefunden haben. Doch auch dort, wo ein Instrument mehrfach ange-
wendet wird, kommt es durch neue explorative Auswertungen, Erweiterungen und
Modifizierungen zu Beeinträchtigungen der direkten Vergleichbarkeit von Ergebnis-
sen (s. 2.3).
Das Länderpanel dieser Untersuchung umfasst mit den OECD-Ländern Deutsch-
land, Schweiz und Schweden, dem europäischen Nicht-OECD-Land Rumänien so-
wie China als außereuropäischem Teilnehmerland Regionen mit unterschiedlichen
strukturellen Bedingungen: Beispielsweise beträgt das Mindestgehalt einer Lehrkraft
in Deutschland ca. 121 % des nationalen Durchschnittseinkommens, in Rumänien
nur ca. 41 % (Europäische Kommission 2016). Während Lehrkräfte in Deutschland
und Rumänien in der Regel verbeamtet sind, sind sie es in Schweden nicht. In der
Schweiz und z.T. auch in Schweden unterliegt die Lehramtsausbildung gesonderten
pädagogischen Hochschulen; in Deutschland hingegen ist sie in den meisten Fällen
in die regulären Universitäten integriert. China befindet sich demgegenüber noch
im dynamischen Auf- und Ausbau seines Bildungssystems (Schulte 2018), das mit
ca. 15 Mio. Lehrkräften für 230 Mio. Schülerinnen und Schüler eines der größten
derWeltist(Lietal.2019).
Bisher gibt es allerdings v.a. im Bereich der Grundschule kaum Untersuchungen
dazu, inwiefern solche länderspezifischen strukturellen Rahmenbedingungen und
Berufsbilder die Motivlage beeinflussen. Dabei wäre diese Frage durchaus relevant:
Versteht man die Studien- und Berufswahl im Sinne eines Person-Environment-Fit
K
J. Scharfenberg et al.
als Herstellung größtmöglicher Passung zwischen den Interessen eines Individuums
einerseits sowie den Anforderungen und Angeboten eines Berufes andererseits, so
kann die Wahrnehmung der strukturellen Bedingungen durch die Studierenden als
Bestandteil der Angebotsseite beeinflussen, wer sich warum für den Beruf entschei-
det (vgl. Holland 1997).
Vor diesem Hintergrund fokussiert diese Studie auf einen Vergleich der Studien-
und Berufswahlmotive von Grundschullehramtsstudierenden aus Deutschland, der
Schweiz, Schweden, Rumänien und China (zu methodologischen Fragen der Ver-
gleichbarkeit s. Scharfenberg et al. 2018). Aufbauend auf einem etablierten Instru-
ment(Kieletal.2015; Scharfenberg 2020), das erneut mittels konfirmatorischer
Faktorenanalyse validiert wird, vergleicht dieser Beitrag die länderspezifischen Mo-
tivprofile und diskutiert sie vor dem Hintergrund struktureller Einflussfaktoren und
Implikationen für die Lehrerbildung. Die Untersuchung geht dabei konkret den fol-
genden Forschungsfragen nach:
Inwiefern unterscheiden sich die Motivprofile von Grundschullehramtsstudieren-
den zwischen den genannten Ländern?
Inwiefern unterscheiden sich die Motive länderübergreifendzwischen zukünftigen
Grundschullehrkräften und zukünftigen Lehrkräften weiterführender Schulen?
Inwiefern lassen sich Interaktionseffekte zwischen Land und studierter Schulart
nachweisen?
2 Theoretische Einordnung
Die Studien- und Berufswahlmotive von Lehramtsstudierenden können inzwischen
sowohl national als auch international als ein umfangreich beforschtes Untersu-
chungsfeld gelten (Heinz 2015) – auch im Bereich der Grundschule (z.B. Weiß et al.
2016). Gerade in Deutschland hat sich in den letzten Jahren über berufsübergrei-
fende Ansätze aus der Arbeits- und Organisationspsychologie (z.B. Holland 1997)
hinaus ein dezidiert professionstheoretischer Zugang herausgebildet (z.B. Cramer
2012), der sich nur lose an die berufsübergreifende Theoriebildung anlehnt – mit
noch den größten Überschneidungen zu Person-Environment-Fit-Theorien (Holland
1997) sowie Erwartungs-x-Wert-Theorien (Wigfield und Eccles 2000). Anstelle be-
rufsfeldübergreifender Motive fokussieren die entsprechenden Untersuchungen stär-
ker auf berufsspezifische Motive wie bspw. den Wunsch, mit Kindern zu arbeiten,
und fragen auf verschiedene Arten nach der Rolle dieser Motive für die Profes-
sionalisierung von Lehramtsstudierenden (z.B. König und Rothland 2012), ihren
prädikativen Wert für Aspekte der späteren Berufsausübung (z. B. Watt et al. 2017)
oder ihren Zusammenhang mit anderen personalen Merkmalen, etwa Prädikatoren
des Belastungserlebens (z.B. Abele und Candova 2007). Das Ergebnis ist eine so-
wohl methodisch als auch instrumentell heterogene Forschungslandschaft, in der
immer neue Messinstrumente zu immer wieder anders zugeschnittenen oder be-
nannten Motivfacetten geführt haben.
K
Die Studien- und Berufswahlmotive von Grundschullehramtsstudierenden im internationalen...
2.1 Zentrale Studien- und Berufswahlmotive von Lehramtsstudierenden
Allerdings liegt dieser oberflächlichen Heterogenität eine erstaunliche Homogenität
der in den einzelnen Studien erfassten Motive zu Grunde – etwa wenn ein eigentlich
identisches Motiv als Arbeit mit Kindern und Jugendlichen (Oesterreich 1987), als
mit Kindern zu arbeiten bzw. pädagogisch sinnvoll arbeiten (Nieskens 2009) oder
als adressatenbezogene und pädagogische Motivation (Eberle und Pollak 2006)be-
nannt ist. Dadurch ist es möglich, wiederkehrende Motive identifizieren und in drei
Großgruppen zu gliedern (vgl. Abb. 1).
Intrinsische Motive sind direkt mit Eigenschaften der Tätigkeit verknüpft. Be-
reits Caselmann (1949) unterscheidet logotrope, an die Vermittlung von Inhalten
anknüpfende, von paidotropen, an pädagogische Aspekte anknüpfende Motive – ei-
ne Zweiteilung, die inzwischen weiter ausdifferenziert ist, sodass z. B. die konkrete
Arbeit mit Kindern und Jugendlichen von der Freude am reinen Zusammensein mit
ihnen unterschieden wird. Auf logotroper Seite kann man etwa zwischen einem
reinen fachlichen Interesse und der Freude am Unterrichten von Fachinhalten unter-
scheiden. Ergänzt werden diese beiden Hauptkategorien um weitere Motive, etwa
den Abwechslungsreichtum der Tätigkeit oder ihre gesellschaftliche Relevanz.
Extrinsische Motive sind demgegenüber zweckbezogen (Rheinberg 1989) und las-
sen ein instrumentelles Verhältnis der Tätigkeit zu etwas Drittem erkennen – etwa,
wenn das Lehramt auf Grund der Verbeamtung ein sicheres Gehalt und berufliche
Sicherheit oder eine selbstbestimmte Arbeitszeiteinteilung verspricht. Allerdings be-
steht auch bei diesen Motiven ein Konnex zwischen Eigenschaft der Tätigkeit (z.B.
damit einhergehende Verbeamtung) und Motiv (berufliche Sicherheit).
Pragmatische Motive sind Motive, die in gar keinem Verhältnis zu angestreb-
ten Eigenschaften des späteren Berufs stehen. Wiederkehrende Motive aus dieser
Kategorie sind etwa das Lehramt als Notlösung, da andere Berufswünsche nicht
realisierbar waren, oder externe Einflüsse, etwa elterliches Drängen. Zwar können
letztere durchaus mit anderen Motiven harmonieren, für sich allein genommen sind
Extrinsisch
Sicherheit von Gehalt und Beruf
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Selbstbestimmte Arbeitszeiteinteilung
Polyvalenz
Karrieremöglichkeiten
Gesellschaftlicher Status
Freizeit
Pragmatisch
Interesselosigkeit
Lehramt als Notlösung
Externe Einflüsse
Niedrige Studienanforderungen
Kürze des Studiums
Intrinsisch
Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
Zusammensein mit Kindern und
Jugendlichen
Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
mit besonderen
Bildungsvoraussetzungen
Fachliches Interesse
Freude am Unterrichten
Abwechslungsreiche Tätigkeit
Gesellschaftliche Relevanz
Biographische Erfahrungen
Lehramt als Traumberuf
Pragmatisch
Abb. 1 Studien- und Berufswahlmotive von Lehramtsstudierenden. (Nach Scharfenberg, 2020)
K
J. Scharfenberg et al.
sie jedoch erst einmal unabhängig vom konkreten Beruf: Man wählt, wozu bspw.
die Eltern einem raten.
2.2 Motive von Studierenden des Grundschullehramts
Vergleiche von Studierendengruppen sind insbesondere hinsichtlich Fächern,
Schularten und Geschlecht populär (z.B. Ulich 2004). Gerade die letzten bei-
den Kategorien lassen sich nicht immer klar trennen, da der Anteil weiblicher
Studierenden mit 88,6% in der Grundschulpädagogik deutlich höher liegt als et-
wa beim Lehramt für Gymnasium (61,4%) (statista 2021) und somit von einer
Konfundierung beider Variablen auszugehen ist.
Bereits frühe Arbeiten betonen die Relevanz intrinsischer, kindbezogener bzw.
pädagogischer Motive insbesondere für weibliche Studierende (Horn 1968)–ein
Befund, der sich seitdem als zeit- (z.B. Ulich 2004) und länderübergreifend repli-
zierbar herausgestellt hat (z. B. Bruinsma und Jansen, 2010, für die Niederlande).
Im Vergleich der Grundschule mit anderen Schularten spielen für Studierende des
gymnasialen Lehramtes insb. fachliche, aber auch finanzielle Motive eine größere
Rolle, während bei Grundschullehramtsstudierenden Motive mit einem pädagogi-
schen Fokus dominieren (z.B. Retelsdorf und Möller 2012; im Überblick Heinz
2015).
Betrachtet man Geschlecht und Schulart der Studierenden in Kombination, zeigen
sich die bereits erwähnten Überlagerungseffekte, etwa in einer schwedischen Studie
(Alm et al. 2014), in der sowohl weibliche Studierende als auch Studierende der
Primarstufe besonders hohe Ausprägungen altruistischer Motive aufwiesen. Zudem
sind Sondereffekte möglich – die höchste altruistische Motivation überhaupt wurde
von Alm et al. bei den (sehr wenigen) männlichen Grundschullehramtsstudierenden
gemessen. Generell bilden die Motive männlicher Grundschullehramtsstudierender
gerade im angloamerikanischen Raum bereits seit einiger Zeit einen eigenen For-
schungszweig, auch im Hinblick auf positive und negative Diskriminierungserfah-
rungen (z.B. King 2004).
2.3 Untersuchung von Motiven im internationalen Vergleich
Auch wenn Studien- und Berufswahlmotive in einer Vielzahl von Ländern beforscht
werden und einzelne Ergebnisse durchaus gleiche Tendenzen aufweisen, sind direkte
Vergleiche zwischen Ländern selten. Da die Motivforschung weitgehend quantitativ
geprägt ist (Ausnahmen z.B. Ulich 2004), stellen sich immer Fragen der Übertrag-
barkeit der Instrumente und der Vergleichbarkeit der Ergebnisse, etwa hinsichtlich
der Frage, ob ein Terminus wie Arbeit mit Kindern und Jugendlichen semantisch
stabil genug ist, um von einer länderübergreifenden Konstruktvalidität ausgehen zu
können (Scharfenberg et al. 2018). Tatsächlich zeigen sich gerade bei Untersuchun-
gen aus Nicht-OECD-Ländern Abweichungen vom Forschungskonsensus, etwa bei
der jamaikanischen Untersuchung von Bastick (2000), in der weibliche Studierende
ein deutlich höheres extrinsisches Interesse aufwiesen als männliche Studierende.
Eines der wenigen Instrumente, das tatsächlich länderübergreifend zum Einsatz
kommt, ist das Factors Influencing Teaching Choice Framework (FIT-Choice, Ri-
K
Die Studien- und Berufswahlmotive von Grundschullehramtsstudierenden im internationalen...
chardson und Watt 2016). Dabei handelt es sich um ein Instrument auf Basis der
Erwartungs-x-Wert-Theorie (Wigfield und Eccles 2000), das die Studien- und Be-
rufswahl als eine Folge von Fähigkeitsselbsteinschätzungen und subjektiv wahrge-
nommenen Erfolgswahrscheinlichkeiten einerseits sowie Werturteilen hinsichtlich
einer Reihe fest vorgegebener Aufgaben von Lehrkräften inkl. erwarteter Kosten
andererseits modelliert. Inzwischen liegen FIT-Choice-Daten für eine Vielzahl von
Ländern vor (Richardson und Watt 2016), darunter auch für die DACH-Staaten
(König und Rothland 2012). Allerdings ist die länderübergreifende Vergleichbarkeit
auch bei diesem Instrument eingeschränkt, da sich immer wieder einzelne Skalen
in einzelnen Ländern als nicht operationalisierbar erweisen und daher Items bzw.
ganze Skalen weggelassen, modifiziert, ergänzt oder zusammengefasst werden (z.B.
Berger und D’Ascoli 2012). In der Tendenz zeigt sich auch hier länderübergreifend
die hohe Bedeutung altruistischer social utility values, wobei spezifisch für Deutsch-
land soziale Benachteiligung aufheben niedriger und die Relevanz des Gehaltes als
höher eingestuft wird als in anderen Ländern.
3 Methodik
3.1 Projektzusammenhang und Stichprobe
Die dargestellten Ergebnisse sind Teil des Projektes STeaM/I (Student Teacher’s Mo-
tives/International). STeaM erhebt Daten zu den Studien- und Berufswahlmotiven
sowie zum Selbstkonzept von Lehramtsstudierenden mittels eines eigens konzipier-
ten und validierten Fragebogens (z.B. Kiel et al. 2015). STeaM/I baut auf diesem
quantitativen Forschungsdesign auf und ergänzt es um Measurement-Invariance-ab-
gesicherte Skalen zum Ländervergleich sowie eine qualitative Validierung im Rah-
men einer Erweiterungsstudie (Scharfenberg 2020). Das Projekt wird von der LMU
München und der PH Zürich koordiniert; weitere europäische und außereuropäische
Länder sind eingebunden.
Die Stichprobe bilden deutsche, schwedische, Schweizer, rumänische und chinesi-
sche Studierende (nges = 2963). Davon studieren n= 1194 oder 40 % Grundschullehr-
amt, n= 1234 weiterführende Schularten und 535 sonstige Schularten (z.B. sonder-
pädagogische Fachrichtungen). 80% der Befragten sind weiblich; unter den Grund-
schullehramtsstudierenden beträgt der Anteil 88%. Aus dem Gesamtdatensatz des
Länderpanels wurden alle Teilnehmenden getilgt, die mehr als 5% der Items nicht
beantwortet haben (vgl. Tab. 1). Außerhalb der schwedischen Daten liegt die Anzahl
entfernter Datensätze zwischen 1 % (im chinesischen Datensatz) und 4% (im deut-
schen Datensatz) und bleibt somit gering; die höheren Werte der schwedischen Erhe-
bung hängen weder signifikant mit dem Geschlecht (χ2(1, n= 53) = 1,325, p= 0,25)
noch mit der Schulart (χ2(1, n= 52)= 4,777, p= 0,09) zusammen und sind vermut-
lich auf die Formatierung des schwedischen Instrumentes zurückzuführen, durch die
einzelne Fragen von teilnehmenden Studierenden überproportional häufig überlesen
wurden.
Eine Herausforderung international vergleichender Forschung besteht in der Ope-
rationalisierung von national unterschiedlichen Konstrukten – etwa der Frage, was
K
J. Scharfenberg et al.
Tab . 1 Zusammensetzung der Stichprobe
Land Gesamt-
datensatz
Ausschluss Bereinigter
Datensatz
Davon Grund-
schullehramt
Davon weiterführende
Schularten
Deutschland 1354 55 1299 283 824
Schweiz 460 9 451 258 75
Schweden 373 54 319 161 59
Rumänien 408 8 400 212 93
China 499 5 494 280 183
als eine Grundschule und wer dementsprechend als (angehende) Grundschullehr-
kraft anzusehen ist. So gibt es in vielen Ländern eine Vorschule oder eine andere
Form der Elementarbildung, für die eine universitäre Ausbildung zu absolvieren ist.
Da es in Rumänien für beide Formen ein gemeinsames Studium gibt, fallen die-
se beiden Kategorien dort zusammen. In Schweden umfasst die Grundschule die
Klassenstufen eins bis neun, wobei Lehrkräfte entweder für die Klassen eins bis
drei, vier bis sechs oder sieben bis neun ausgebildet werden. In diese Untersuchung
wurden schwedische Lehrkräfte bis einschließlich Klasse sechs einbezogen. In allen
anderen Ländern existiert ein distinktes Grundschullehramt, das die Grundlage für
die hier verwendete Einordnung darstellt.
Für die Fragestellungen zwei und drei werden alle Studierende, die ein Lehr-
amt für weiterführende Schulen studieren, ohne dabei einen sonderpädagogischen
Förderschwerpunkt aufzuweisen, zusammengruppiert. Im Gegensatz zu zukünftigen
Grundschullehrkräften studieren diese Befragten zumeist fachzentrierte Studiengän-
ge und unterrichten später einzelne Fächer.
3.2 Erhebungsinstrument und Testdurchführung
Der STeaM-Fragebogen (z.B. Kiel et al. 2015) besteht aus 73 vierstufigen Likert-
skalierten Items, die Studien- und Berufswahlmotive entsprechend der zum Zeit-
punkt vorliegenden empirischen Befunde aus dem Bereich der Studien- und Berufs-
wahl von Lehramtsstudierenden abbilden, die mittels Befragungen von Expertinnen
und Experten um weitere, fehlende Aspekte ergänzt wurden. Studierende bearbeiten
den Fragebogen in ihrer Muttersprache; für nicht-deutschsprachige Untersuchungs-
länder wurden in Kooperation mit den jeweiligen Partnern in mehrstufigen, indivi-
duell abgesprochenen Verfahren fremdsprachige Versionen entwickelt.
Eine STeaM-Erhebung in einem teilnehmenden Land besteht aus Erhebungen
an ein bis zwei Hochschulstandorten, wobei jeweils eine Vollerhebung eines Stu-
dierendenjahrgangs angestrebt wird, nach Möglichkeit mittels Papierfragebogen in
Veranstaltungen, die von allen Studierenden eines Jahrgangs schulart- und fächer-
übergreifend verpflichtend besucht werden müssen (z.B. Einführungsvorlesung).
Wo dies nicht möglich ist, wie z.B. in Schweden, werden Pflichtveranstaltungen
möglichst aller Lehrämter besucht. Die Teilnahme ist freiwillig und anonym; nicht
teilnahmewillige Studierende haben die Möglichkeit, einen leeren bzw. unvollstän-
digen Bogen abzugeben.
K
Die Studien- und Berufswahlmotive von Grundschullehramtsstudierenden im internationalen...
3.3 Auswertungsmethode
Grundlage für den Ländervergleich bilden die mittels konfirmatorischer Fak-
torenanalyse und Measurement Invariance Analysis validierten STeaM/I-Skalen
(Scharfenberg 2020); die Ländervergleiche basieren auf ein- bzw. zweifaktoriellen
ANOVAS. Varianzanalysen gelten gerade bei großen Stichproben als sehr robuste
Verfahren (Bortz und Schuster 2010). Die Daten werden mittels Levene-Tests auf
Varianzhomogenität getestet. Bei vorliegender Heteroskedastizität kommen robuste
Berechnungsverfahren nach Brown und Forsythe und Games-Howell als Post-Hoc-
Test zum Einsatz (Field 2000). Auch t-Tests werden bei Heteroskedastizität robust
gerechnet, was im Ergebnisteil an den korrigierten, nicht ganzzahligen Freiheitsgra-
den zu erkennen ist. Zusätzlich werden Cohen’s d und Cohen’s f ausgewiesen, die
z.T. mit gepoolten Varianzen (Hartung et al. 2008) errechnet werden. Als Unter-
grenze für kleine Effekte gelten dabei f-Werte ab 0,10 und d-Werte ab 0,20 (Cohen
2009).
Für den hier untersuchten Datensatz zeigt sich ein zufriedenstellender Global Fit
des Modells (RMSEA= 0,044, SRMR= 0,048, CFI = 0,889, gerechnet mit Rosseel,
2002, unter Verwendung des robusten Schätzers MLMV), insbesondere, da der CFI
im Vergleich zu anderen Indizes komplexe Modelle wie die hier vorgelegte Fak-
torenanalyse mit 16 Faktoren und 51 manifesten Variablen benachteiligt (Cheung
und Rensvold 2002). Auf Ebene der Einzelskalen weisen die Faktorreliabilitäten
ebenfalls weitgehend zufriedenstellende Werte auf (vgl. Tab. 2).
4 Ergebnisse
4.1 Ländervergleich der Grundschullehramtsstudierenden
Die Ergebnisse der einfaktoriellen ANOVAS in Tab. 3zeigen, dass es hinsichtlich
aller Motive signifikante Unterschiede mittlerer bis großer Effektstärke zwischen
den Untersuchungsländern gibt.
Die intrinsischen Motive stellen in vier der fünf Untersuchungsländer – Deutsch-
land, Schweiz, Schweden und Rumänien – die als am zutreffendsten bewerteten
Motive dar (vgl. Abb. 2); die Werte in der chinesischen Stichprobe liegen in der
Mehrzahl der Fälle signifikant niedriger. Die hohen Einzeleffektstärken Chinas bei
den ersten fünf Skalen (dmax= 1,22 – Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Deutsch-
land – China) lassen darauf schließen, dass insbesondere die chinesischen Werte
zu den verhältnismäßig hohen f-Werten dieser Skalen beitragen, während die Un-
terschiede zwischen den anderen Untersuchungsländern z.T. in den Post-Hoc-Tests
nicht signifikant ausfallen und hinsichtlich der Effektstärken weitgehend gering blei-
ben (dmax = 0,50 – fachliches Interesse, Schweden – Schweiz).
Bei der gesellschaftlichen Relevanz erreichen die schwedischen Befragten die
höchsten Werte aller Beteiligten; die Schweizer Studierenden bewerten dieses Mo-
tiv im Gegensatz dazu so niedrig wie sonst nur die Befragten aus China (dSU-SE= 1,03;
dCH-SE = 1,04). Dafür schätzen Schweizer Studierende insb. die Bedeutung der Motive
des anspruchsvollen Berufs,derbiographischen Erfahrungen und des Lehramts als
K
J. Scharfenberg et al.
Tab . 2 Motive der Studien- und Berufswahl von Lehramtsstudierenden im STeaM/I-Modell
Motivskala Item-
anzahl
Beispielitem: Ich habe mich für den
Lehrerberuf entschieden, ...
Motiv-
gruppe
Faktor-
reliabilität
(>0,60)
Arbeit mit Kindern und
Jugendlichen
5 ... weil mich die soziale Arbeit mit
Kindern und Jugendlichen reizt
Intrinsisch 0,79
Zusammensein mit Kin-
dern und Jugendlichen
3 ... weil ich Kinder gerne mag Intrinsisch 0,76
Förderung von Kin-
dern/Jugendlichen mit
bes. Bildungsvoraus-
setzungen
4 ... um Kinder/Jugendliche mit un-
günstigen Bildungsvoraussetzungen
zu fördern
Intrinsisch 0,75
Freude am Unterrich-
ten
3 ... weil es Spaß macht, anderen etwas
beizubringen
Intrinsisch 0,76
Fachliches Interesse 4 ... weil ich mein Unterrichtsfach/
meine Unterrichtsfächer für wichtig
halte
Intrinsisch 0,77
Gesellschaftliche Rele-
vanz
2 ... um die Gesellschaft zu verändern Intrinsisch 0,63
Anspruchsvoller Beruf 3 ... um später einen herausfordernden
Beruf zu haben
Intrinsisch 0,65
Biographische Erfah-
rungen
3 ... weil ich überwiegend positive
Erinnerungen an die eigene Schulzeit
habe
Intrinsisch 0,74
Traumberuf 3 Ich kann mir gar nichts anderes vor-
stellen als Lehrer/in zu werden
Intrinsisch 0,82
Selbstbestimmte Ar-
beitseinteilung
3 ... weil ich mir meine Arbeit selbst
einteilen kann
Extrinsisch 0,73
Sicherheit von Gehalt
und Arbeitsplatz
3 ... um später ein sicheres Einkommen
zu haben
Extrinsisch 0,74
Vereinbarkeit von Beruf
und Familie
3 ... um später Familie und Beruf gut
vereinbaren zu können
Extrinsisch 0,60
Polyvalenz des Studi-
ums
2 ... weil ich glaube, dass das Studium
mich auch für nicht entsprechende
berufliche Tätigkeiten gut qualifiziert
Extrinsisch 0,61
Interesselosigkeit 3 ... weil es keine Berufe gibt, die mich
reizen
Pragmatisch 0,67
Studium als Notlösung 3 ... obwohl ich etwas ganz anderes
studieren wollte
Pragmatisch 0,76
Externe Einflüsse 4 ... weil mir meine Mutter dazu gera-
ten hat
Pragmatisch 0,79
Traumberuf signifikant höher ein als die aller anderen Länder (dmax =1,63–Traum-
beruf, Schweiz – China).
Hinsichtlich der extrinsischen Motive weisen vor allem die deutschen Studieren-
den vergleichsweise hohe Werte auf, insbesondere bei der Vereinbarkeit von Beruf
und Familie (d-Werte zwischen 0,36 und 0,87). Doch auch die chinesischen Be-
fragten erreichen hier vergleichsweise hohe Ausprägungen, insbesondere bei der
Polyvalenz des Studiums (dmax = 0,74 – Deutschland – China). Die Sicherheit von
Gehalt und Arbeitsplatz spielt v.a. in Rumänien eine geringere Rolle (dDE-RO = 0,51),
K
Die Studien- und Berufswahlmotive von Grundschullehramtsstudierenden im internationalen...
Tab . 3 ANOVA-Tests für einfaktorielle Vergleiche der Fragebogenskalen mit der Länderzugehörigkeit
der Befragten
Skala ANOVA (Skala~ Land) mit Brown-Forsythe-
Korrektur der Freiheitsgrade (df1 = 4)
Nicht signi-
fikante Post-
Hoc-Tests
Mges
(SD)
df2 F p f
Arbeit mit Kindern und
Jugendlichen
2,34
(0,56)
949,43 155,31 <0,001 0,59 DE – SU
DE – RO
Zusammensein mit Kin-
dern und Jugendlichen
2,36
(0,63)
900,27 131,64 <0,001 0,56 DE – SU
DE – SE
SU – SE
SE – RO
Förderung von Kindern
und Jugendlichen mit
besonderen Bildungsvor-
aussetzungen
2,06
(0,62)
1033,88 44,15 <0,001 0,36 DE – SE
SU – SE
SU – RO
SE – RO
Freude am Unterrichten 2,31
(0,65)
1023,14 124,21 <0,001 0,54 DE – SU
SE – RO
Fachliches Interesse 1,96
(0,63)
950,88 28,60 <0,001 0,30 DE – SU
SE – RO
SE – CH
Gesellschaftliche Rele-
vanz
1,70
(0,81)
1189 59,04 <0,001 0,41 SU – CH
Anspruchsvoller Beruf 2,00
(0,69)
981,09 111,26 <0,001 0,53 RO – CH
Biographische Erfahrun-
gen
2,02
(0,76)
972,69 67,54 <0,001 0,44 DE – CH
SE – RO
Traumberuf 1,90
(0,92)
1030,54 121,25 <0,001 0,54 DE – RO
SE – CH
Selbstbestimmte Ar-
beitseinteilung
1,63
(0,71)
1001,03 24,45 <0,001 0,28 SU – CH
SE – RO
Sicherheit von Gehalt
und Arbeitsplatz
1,57
(0,68)
1071,19 13,38 <0,001 0,21 Alle außer
RO
Vereinbarkeit von Beruf
und Familie
1,62
(0,72)
973,79 37,76 <0,001 0,34 SU – CH
SE – RO
Polyvalenz des Studiums 1,40
(0,80)
1015,56 28,97 <0,001 0,30 Alle außer
CH
Interesselosigkeit 0,68
(0,66)
977,34 74,75 <0,001 0,45 SE – RO
Studium als Notlösung 0,69
(0,77)
911,85 182,66 <0,001 0,63 DE – SU
SU – RO
SE – RO
Externe Einflüsse 0,71
(0,71)
1109,13 128,67 <0,001 0,55 DE – SU
DE – SE
SU – SE
Mges länderübergreifender Mittelwert, SD Standardabweichung von Mges,df Freiheitsgrade – bei Brown-
Forsythe-Korrektur nicht ganzzahlig, FF-Statistik, pSignifikanzwert, fCohen’s f, DE Deutschland,
SU Schweiz, SE Schweden, CH China
K
J. Scharfenberg et al.
0
0,5
1
1,5
2
2,5
3
Fachliches Interesse
Gesellschaliche Relevanz
Anspruchsvoller Beruf
Biographische Erfahrungen
Traumberuf
Selbstbesmmte Arbeitseinteilung
Sicherheit von Gehalt un d Arbeitsplatz
Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Polyvalenz des Studiums
Interesselosigkeit
Studium als Notlösung
Externe Einflüsse
Mielwert
Deutschland Schweiz
Schweden Rumänien
China
Arbeit mit Kindern
und Jugendlichen
Zusammensein mit Kindern und Jugendlichen
Förderung von Kindern und Jugendlichen
mit besonderen Bildungsvoraussetzungen
Freude am
Unterrichten
Abb. 2 Übersicht über die Studien- und Berufswahlmotive im Ländervergleich (eigene Darstellung)
während die anderen Länder sich hier kaum signifikant unterscheiden (s. Tab. 3,
Post-Hoc-Tests).
Die Werte der pragmatischen Motivskalen fallen in fast allen Ländern niedriger
aus als die der anderen Motive. Schweizer Studierende sind bei der Interesselosigkeit
durch besonders niedrige Mittelwerte charakterisiert (dmax = 1,10 – Schweiz – China),
während angehende Lehrende aus China bei allen drei Skalen signifikant höhere
Werte angeben (dmax = 1,60 – Studium als Notlösung, Deutschland – China).
4.2 Schulartvergleich
Im Folgenden werden in einem ersten Schritt länderübergreifend Grundschullehr-
amtsstudierende mit Studierenden weiterführender Schularten verglichen, um zu
untersuchen, ob es länderübergreifend generalisierbare schulartspezifische Motivun-
terschiede gibt (vgl. Abb. 3).
Bei sieben der Motive, darunter zwei der drei pragmatischen, lassen sich keine
signifikanten Unterschiede finden (vgl. Tab. 4, t-Tests). Bei den anderen Motiven
bleiben die Effektstärken durchwegs im kleinen Bereich; die höchsten Effekte zei-
gen sich bei den Motiven des fachlichen Interesses,derSicherheit von Beruf und
Arbeitsplatz und der Förderung von Kindern und Jugendlichen mit besonderen Bil-
dungsvoraussetzungen, wobei länderübergreifend in den ersten beiden Fällen die
Studierenden der weiterführenden Lehrämter, beim letzten die der Grundschule die
K
Die Studien- und Berufswahlmotive von Grundschullehramtsstudierenden im internationalen...
0
0,5
1
1,5
2
2,5
Arbeit mit Kindern
und Jugendlichen
Zusammensein mit Kindern und Jugendlichen
Förderung von Kindern und Jugendlichen
mit besonderen Bildungsvoraussetzungen
Freude am
Unterrichten
Fachliches Interesse
Gesellschaliche Relevanz
Anspruchsvoller Beruf
Biographische Erfahrungen
Traumberuf
Selbstbesmmte Arbeitseinteilung
Sicherheit von Gehalt und A rbeitsplatz
Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Polyvalenz des Studiums
Interesselosigkeit
Studium als Notlösung
Externe Einflüsse
Mielwert
Grundschule
Weiterführende
Schulen
Abb. 3 Länderübergreifende schulartspezifische Motivunterschiede (eigene Darstellung)
jeweils höheren Werte aufweisen. Da die niedrigen Effektstärken auch eine Folge
davon sein können, dass sich gegensätzliche Tendenzen zwischen den Einzelländern
gegenseitig ausgleichen, werden zusätzlich Interaktionseffekte zwischen Schulart
und Land mittels Two-Way-ANOVA untersucht (vgl. Tab. 4, ANOVAS). Signifikan-
te Interaktionseffekte deuten darauf hin, dass sich die beiden Studierendengruppen
in den einzelnen Ländern auf unterschiedliche Art und Weise unterscheiden.
Insgesamt gibt es nur schwache Interaktionseffekte zwischen Länder- und
Schulartzugehörigkeit. Im Folgenden sollen exemplarisch drei der acht Motive
mit Interaktionseffekten genauer betrachtet werden.
Beim fachlichen Interesse zeigt das Wechselwirkungsdiagramm (vgl. Abb. 4)zwei
grundsätzlich gegensätzliche Verläufe: Signifikante Unterschiede finden sich hier nur
in Deutschland, der Schweiz und Schweden, wobei die Mittelwerte von angehenden
Lehrkräften weiterführender Schulen stets höher ausfallen als die von zukünftigen
Grundschullehrkräften (TDE(430,610)= –8,304, p< 0,001; TSU(119,606) = –5,152,
p< 0,001; TSE(218) = –6,016, p< 0,001). In den anderen Ländern unterscheiden sich
die Werte der beiden Gruppen dementsprechend nicht signifikant.
Hinsichtlich der Polyvalenz verweisen die Wechselwirkungsdiagramme (vgl.
Abb. 5) auf eine Sonderrolle von Deutschland und Rumänien. In beiden Ländern
sind die Werte von Studierenden für weiterführende Schulen signifikant höher
(TDE(545,174) = –5,191, p< 0,001; TRO(162,430) = –5,471, p< 0,001), während sich
für die anderen Länder keine signifikanten Unterschiede zeigen.
K
J. Scharfenberg et al.
Tab . 4 Schulartspezifische Unterschiede in den Studien- und Berufswahlmotiven
Skala t-Test (bei Heteroskedastizität mit korrigier-
ten Freiheitsgraden)
Two-Way-ANOVA
(df1 = 4, df2 = 2418)
dfTpdFpf
Arbeit mit Kindern und
Jugendlichen
2426 6,503 <0,001 0,20 4,087 0,003 0,08
Zusammensein mit Kin-
dern und Jugendlichen
2426 4,121 <0,001 0,13 0,439 0,78 –
Förderung von Kindern
und Jugendlichen mit
besonderen Bildungs-
voraussetzungen
2426 6,98 <0,001 0,22 5,958 < 0,001 0,10
Freude am Unterrichten 2405,9 0,304 0,76 – 2,282 0,058 –
Fachliches Interesse 2426 –12,984 <0,001 0,41 16,673 <0,001 0,17
Gesellschaftliche Rele-
vanz
2402,888 0,217 0,83 – 0,747 0,56 –
Anspruchsvoller Beruf 2375,189 –0,134 0,89 – 1,921 0,104 –
Biographische Erfah-
rungen
2426 –0,532 0,60 – 1,435 0,22 –
Traumberuf 2382,139 5,436 <0,001 0,21 4,992 0,001 0,09
Selbstbestimmte Ar-
beitseinteilung
2426 –3,123 0,002 0,11 1,113 0,349 –
Sicherheit von Gehalt
und Arbeitsplatz
2426 –9,045 < 0,001 0,30 2,884 0,021 0,07
Vereinbarkeit von Beruf
und Familie
2416,516 –1,216 0,22 – 5,166 < 0,001 0,09
Polyvalenz des Studiums 2426 –3,408 0,001 0,12 8,005 <0,001 0,11
Interesselosigkeit 2409,549 0,472 0,64 – 0,496 0,739 –
Studium als Notlösung 2426 0,625 0,53 – 3,43 0,008 0,08
Externe Einflüsse 2402,156 2,768 0,006 0,09 0,291 0,884 –
df Freiheitsgrade, TT-Statistik, pSignifikanzwert, dCohen’s d, FF-Statistik, fCohen’s f
Bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind die Werte deutscher, Schweizer
und schwedischer Grundschullehramtsstudierender signifikant höher
(TDE(556,934) = 5,469, p< 0,001; TSU(331) = 2,092, p= 0,037; TSE(303,421) = 3,846,
p< 0,001), die chinesischer Grundschullehramtsstudierender signifikant niedriger als
die Werte der Studierenden für weiterführende Schularten (TCH(430,737) = –1,981,
p= 0,048; vgl. Abb. 6).
5 Diskussion
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass es deutliche Unterschiede zwischen den
Motivlagen der Studierenden der einzelnen untersuchten Länder gibt, die gewählte
Schulart allerdings in der länderübergreifenden Analyse nur geringe Effekte erzeugt.
Im Folgenden werden zuerst die Ergebnisse vor dem Hintergrund der strukturellen
Bedingungen in den Untersuchungsländern und den sich daraus ergebenden Impli-
K
Die Studien- und Berufswahlmotive von Grundschullehramtsstudierenden im internationalen...
1
1,5
2
2,5
Grundschule Weiterführende Schule
Deutschland Schweiz Schweden Rumänien China
Abb. 4 Wechselwirkungsdiagramm Fachliches Interesse (eigene Darstellung)
1
1,5
2
2,5
Grundschule Weiterführende Schule
Deutschland Schweiz Schweden Rumänien China
Abb. 5 Wechselwirkungsdiagramm Polyvalenz (eigene Darstellung)
kationen für die Professionalisierung von Lehrkräften diskutiert, bevor auf Limita-
tionen der Studie eingegangen wird.
5.1 Länderübergreifende Motivunterschiede: Einfluss struktureller
Bedingungen und Implikationen für die Professionalisierung von
Lehrkräften
Die Länderunterschiede in den verschiedenen Motivkategorien spiegeln Unterschie-
de in den strukturellen Bedingungen zwischen den Ländern wider, bedürfen aber
einer genauen Interpretation und Diskussion. Im Bereich der intrinsischen Motive
zeigt sich länderübergreifend die Relevanz pädagogischer Motive bei angehenden
Grundschullehrkräften. Dass die Befragten die Freude am reinen Zusammensein
K
J. Scharfenberg et al.
1
1,5
2
2,5
Grundschule Weiterführende Schule
Deutschland Schweiz Schweden Rumänien China
Abb. 6 Wechselwirkungsdiagramm Vereinbarkeit von Beruf und Familie (eigene Darstellung)
mit Kindern ähnlich bedeutsam einschätzen wie die konkrete Arbeit mit ihnen, also
die Erziehungs- und Bildungsprozesse, weist darauf hin, wie wichtig es ist, gerade
solche Prozesse als Kern der Profession in der akademischen Ausbildung ins Be-
wusstsein zu rufen und zu stärken (James 2010). Vor diesem Hintergrund können
auch hohe Ausprägungen in den Motiven biographische Erfahrungen und Traum-
beruf problematisiert werden: Obwohl letzteres v.a. im amerikanischen Raum unter
dem Begriff „Calling“ ein akzeptiertes Motiv für das Ergreifen des Lehramts mit
eigener Forschungstradition ist (Madero 2020), kann es auf Grund seiner Unspe-
zifität auch Ausdruck einer noch unzureichend reflektierten Berufswahl sein. Als
solches kann es den Weg zu einem professionellen Selbst erschweren, etwa durch
„attempts to shore up [...] rather rigid and superficial self-concepts and defend [...]
against feelings of uncertainty“ (Kroger und Marcia 2011, S. 41). Da biographische
Erfahrungen, häufig aus der eigenen Schulzeit, als starke Motivatoren dienen kön-
nen, ergibt sich für die lehrerbildenden Institutionen aller Länder hier ebenfalls die
Herausforderung, Unterstützung dabei zu leisten, diese Erfahrungen einzuordnen, zu
reflektieren und sich davon ggf. im Sinne einer fortschreitenden Professionalisierung
zu distanzieren (z. B. mittels Selbstreflexionstools wie Kiel et al. 2021).
Die vergleichsweise hohen extrinsischen Motivausprägungen der deutschen Be-
fragten weisen auf Vorzüge der Verbeamtung wie einen sicheren Arbeitsplatz, Vor-
teile für die Familienplanung und eine gewisse Selbstbestimmtheit der Arbeitseintei-
lung hin (Eurydice 2021a). Demgegenüber haben in Rumänien und Schweden, wo
die Bezahlung von Lehrkräften deutlich schlechter und – zumindest in Schweden –
die Flexibilität des Arbeitsalltags deutlich geringer ist (Europäische Kommission
2016; Eurydice 2021c, b), extrinsische Motive eine geringere Bedeutung. Dass auch
die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Schweden nur eine geringe Rolle spielt,
ist nicht unbedingt als Hinweis darauf zu werten, dass dort Lehramt und Familie
nur schlecht zu vereinbaren sind: Schwedische Eltern können vielmehr unabhängig
vom Arbeitgeber auf viele diesbezügliche Angebote zurückgreifen (z.B. European
K
Die Studien- und Berufswahlmotive von Grundschullehramtsstudierenden im internationalen...
Commission 2021), weswegen es als Motiv für einen spezifischen Beruf an Rele-
vanz verliert. Dies zeigt, wie wichtig es ist, ländervergleichende Ergebnisse immer
vor dem Hintergrund der in den jeweiligen Ländern vorzufindenden Bedingungen
zu interpretieren.
Dies gilt auch in zeitlicher Perspektive: Gerade Faktoren, die mit extrinsischen
Motiven zusammenhängen, sind immer wieder Veränderungen ausgesetzt, deren
Wirkrichtung in unterschiedlichen Ländern zu unterschiedlichen Effekten führen
kann. So kann es etwa sein, dass in Krisenzeiten Lehrergehälter in einigen Ländern
wegen finanzieller Belastungen gekürzt oder eingefroren werden (z.B. in Rumänien
während der Finanzkrise, s. EUNEC 2010), während das Lehramt in anderen Län-
dern in einem volatilen Arbeitsmarkt auf Grund seiner stabilen Arbeitsverhältnisse
an Attraktivität gewinnt (ILO und UNESCO 2015). Welcher der beiden Effekte die
Oberhand gewinnt, ist u.a. von den Eingangsvoraussetzungen für ein Lehramtsstu-
dium abhängig, vor allem aber von den rechtlichen Grundlagen der Beschäftigungs-
situation wie etwa der Frage, ob Gehälter von Lehrkräften überhauptgekürzt werden
können oder nicht. Für Rumänien könnten die Erfahrungen aus der letzten Finanz-
krise zumindest erklären, weswegen die Sicherheit von Gehalt und Arbeitsplatz für
die dortigen Befragten immer noch von signifikant niedrigerer Bedeutung ist als in
den anderen Untersuchungsländern.
Die gesellschaftliche Relevanz als Motiv für die Berufswahl wird von den Schwei-
zer und den chinesischen Grundschullehramtsstudierenden tendenziell als weniger
relevant eingeschätzt. Insgesamt zeigt China ein Motivprofil, das sich von dem der
anderen Untersuchungsländer abhebt: Intrinsische Motive spielen eine geringere,
pragmatische Motive eine größere Rolle. Dies passt zu Studien aus weiteren Nicht-
OECD-Ländern (z.B. Bastick 2000). Richardson und Watt (2016), die vergleichbare
Ergebnisse für China und die Türkei erhoben haben, betonen die Relevanz eines be-
ruflichen Notfallplans gerade in Ländern, die erst kürzlich industrialisiert sind und
deren Arbeitsmarkt und Sozialsysteme noch nicht so gefestigt sind. Zugleich mag
gerade in kollektivistischen Systemen wie China die Aufforderung, mit der eige-
nen Tätigkeit einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, selbstverständlicher sein als
in westlichen Gesellschaften und gerade dadurch zu niedrigeren Ausprägungen der
entsprechenden Motive führen. Analog zu solchen Argumentationsmustern könnte
man die Tatsache, dass bspw. in China externe Einflüsse wie der elterliche Rat eine
größere Rolle spielen als in westlichen Ländern, nach Hofstede mit kulturellen Ei-
genschaften wie einer hohen Power Distance und einem niedrigen Individualismus
in Verbindung bringen (Hofstede Insights o.J.) oder die große Relevanz extrinsischer
Motive im deutschen Sample mit der nach Hofstede hohen Unsicherheitsvermeidung
in Deutschland. Allerdings sind solche Argumentationen auf Grund der Gefahr von
Kulturalisierungen nicht unumstritten.
Ein letztes Spezifikum gerade des chinesischen Datensatzes, das sich ähnlich
auch in anderen chinesischen Untersuchungen zeigt (z. B. Zhang et al. 2019), ist
die verhältnismäßig hohe Relevanz des Studiums als Notlösung und der Polyvalenz.
Polyvalenz in der Lehramtsausbildung ist abhängig von den Ausbildungsstrukturen
entweder gewollt (etwa in Rumänien, wo man die Lehrbefähigung für weiterfüh-
rende Schulen als Zusatzmodul im Fachstudium erwerben kann) oder eingeschränkt
(etwa in Deutschland, wo man spezifische Studiengänge wählen muss). Eine hohe
K
J. Scharfenberg et al.
Bedeutung dieser beiden Motive weist darauf hin, dass ein relevanter Anteil der
Studierenden mit dem Lehramt weder dem ersten noch dem einzigen Berufswunsch
folgt. Auch das sollte im Rahmen fortschreitender Professionalisierungsprozesse
in den Lehramtsausbildungen berücksichtigt werden. Nicht alle werden Lehrkräfte,
weil es ihr (aus rein intrinsischen Motiven ergriffener) Traumberuf ist. Gerade vor
dem Hintergrund von Lehrermangel stellt sich die Frage, inwiefern die Lehramtsaus-
bildung dazu beitragen kann, diese zum Teil noch unentschlossenen Studierenden
dauerhaft für den Beruf zu gewinnen.
Generell, auch mit Blick auf die Gestaltung weiterer Forschung, verweisen die
deutlichen Unterschiede gerade der chinesischen Daten auf die Notwendigkeit, noch
häufiger nicht-westlich orientierte Länder in erziehungswissenschaftliche Untersu-
chungen einzubeziehen, um einem Eurozentrismus und einer falschen Generalisie-
rung eurozentrischer Muster entgegenzuwirken.
5.2 Schulartspezifische Unterschiede
Die generellen Tendenzen des Schulartenvergleichs spiegeln länderübergreifend die
Trends der bestehenden Forschung, wie sie in Kap. 2 dargestellt wurden: Entspre-
chend der häufig deutlich fachlicher geprägten Ausbildung und besseren Bezahlung
(z.B. für Schweden Eurydice 2021c) sind an weiterführenden Schulen v.a. das
fachliche Interesse und die gehaltsbezogenen Motive höher ausgeprägt. Die größe-
re Bedeutung der gesellschaftlichen Relevanz mag damit zusammenhängen, dass
für Fachlehrkräfte geistes- oder sozialwissenschaftlicher Fächer die gesellschaftli-
che Relevanz ihrer Tätigkeit ein wichtiges Motiv darstellt (z.B. für Politiklehrkräfte
Oberle et al. 2013). An Grundschulen sind demgegenüber v.a. die direkt auf Kinder
bezogenen intrinsischen Motive relevanter. Dass das Motiv des (intrinsisch verstan-
denen) Traumberufs von Grundschullehramtsstudierenden höher eingeschätzt wird,
mag auf eine Verzerrung durch den Schweizer Datensatz zurückgehen, zudem sind
die Effektstärken hier generell niedrig; man sollte also die schulartspezifischen Un-
terschiede insgesamt nicht überbewerten.
Dies gilt insbesondere, wenn man Interaktionseffekte zwischen den einzelnen
Ländern berücksichtigt, die auf die eingeschränkte Generalisierbarkeit schulartspe-
zifischer Unterschiede verweisen. Dies betrifft auch Unterschiede, die in Bezug auf
deutsche Daten als gut reproduzierbar gelten – etwa die oben beschriebene Differenz
beim fachlichen Interesse, die sich so nur im deutschen und Schweizer Datensatz
feststellen lässt. Dies zeigt eindrücklich, dass auch solche vermeintlich stabilen Un-
terschiede durch strukturelle Bedingungen beeinflussbar sind – wobei in diesem Fall
die vergleichsweise hohen Gesamtwerte deutscher und Schweizer Studierender da-
rauf hindeuten, dass der Unterschied in diesen beiden Ländern v.a. von der sehr
fachwissenschaftlich geprägten Ausbildung weiterführender Lehrämter ausgeht.
Bisher weitgehend unerforscht ist die Frage, ob sich auch hieraus Implikationen
für die Lehrerbildung bzw. für lehrerbildende Institutionen ergeben – nämlich in
Bezug darauf, wie Ausbildungsinstitutionen auf Grundlage der jeweiligen länder-
spezifischen Bedingungen das Berufsbild Studieninteressierter formen, etwa indem
sie Lehrkräfte eher als Fachvermittler oder als pädagogisch Tätige skizzieren. Wer
sich für das Lehramt Grundschule entscheidet und wer nicht, mag aus Perspektive
K
Die Studien- und Berufswahlmotive von Grundschullehramtsstudierenden im internationalen...
eines professionsspezifischen Person-Environment-Fit-Modells (Scharfenberg 2020)
neben objektiven Gegebenheiten auch wesentlich davon abhängen, wie das Lehramt
Grundschule von den lehrerbildenden Institutionen, an denen man sich diesbezüglich
informiert, präsentiert wird.
5.3 Limitationen
Limitationen ergeben sich u.a. mit Blick auf die Stichprobe. Es wurde zwar in-
nerhalb der beteiligten Universitäten auf eine breite Beteiligung möglichst aller
Studierenden einer Kohorte geachtet, die Daten wurden jedoch pro Land jeweils
nur an wenigen Standorten erhoben. Da die Teilnahme freiwillig war und teilnah-
meunwillige Studierende leere oder unvollständige Bögen abgeben konnten, sind
Verzerrungen nicht auszuschließen, falls Studierende mit bestimmten Motivprofilen
(a) überproportional häufig bei Veranstaltungen, in denen die Erhebungen stattfan-
den, gefehlt haben, oder (b) überproportional häufig unvollständige Bögen abgaben.
Während die Anzahl an ausgeschlossenen Bögen insgesamt gering ausfällt, ist die
Auswirkung der ersten Verzerrung nur schwer einzuschätzen. Die Erfahrungswerte
der Kooperationspartner lassen zwar auf sehr hohe Rückläuferquoten schließen. Da
an vielen Standorten für Veranstaltungen wie Vorlesungen keine Teilnehmerlisten
geführt werden, lassen sich jedoch keine absoluten Rückläuferquoten errechnen.
Auch wenn dies eine gängige Limitation vieler quantitativer Studien ist, gilt es doch
insb. im länderübergreifenden Vergleich zu fragen, ob sie Teilnehmende aller Unter-
suchungsländer gleichermaßen betrifft. Weitere Einschränkungen ergeben sich aus
der Heteroskedastizität der verwendeten Daten. Zwar gilt die ANOVA als robustes
Verfahren (Bortz und Schuster 2010), dennoch kann diese dazu führen, dass insb.
die Effektstärken Verzerrungen unterworfen sind.
Zuletzt ergeben sich grundlegende Limitationen aus der ländervergleichenden Na-
tur der Untersuchung selbst: So ist die Identifizierbarkeit von länderübergreifend-
methodischem Bias, etwa hinsichtlich der Tendenz, auf einer Skala Extremwerte
anzukreuzen, innerhalb des Feldes umstritten (Berry et al. 2002). Dies betrifft ins-
besondere die chinesischen Daten und gilt analog für daran anknüpfende Fragen der
sozialen Erwünschtheit, die zu einer länderspezifischen Übererfassung intrinsischer
Motive führen könnten.
All diese Limitationen weisen auf die grundsätzliche Tendenz ländervergleichen-
der Forschung hin, generell vorhandene Limitationen bzw. Unsicherheitsfaktoren
empirischer Forschung zu amplifizieren. Für Forschende folgt daraus nicht nur der
Imperativ, Fragen der Vergleichbarkeit des Verglichenen stets mitzudenken (Schar-
fenberg et al. 2018), sondern auch bestehende Unsicherheitsräume so weit wie mög-
lich zu minimieren, etwa über die Erfassung von Begleitvariablen (z.B. Anzahl
abgebrochener Fragebögen), den Einbezug spezifischer Skalen (z.B. zur Messung
sozialer Erwünschtheit) oder mittels Forschungsdesigns, die über Mixed-Methods-
Elemente einen mehrdimensionalen Zugang ermöglichen.
In diesem Zusammenhang ist etwa auch zu berücksichtigen, dass „Grundschule“
als Konstrukt innerhalb der einzelnen Untersuchungsländer durchaus unterschied-
lich verstanden werden kann: Während in Deutschland das Grundschullehramt in
den meisten Fällen die akademische Ausbildung ist, die auf die Arbeit mit den
K
J. Scharfenberg et al.
jüngsten eingeschulten Kindern vorbereitet, gibt es in anderen Ländern studierte
Elementarlehrkräfte, die mit noch jüngeren Kindern arbeiten. Es könnte sich daher
als produktiv herausstellen, in einem Mixed-Methods-Design neben den Motiven,
die zur Wahl der Arbeitsumgebung „Grundschule“ geführt haben, auch subjektspezi-
fische Wahrnehmungen dieser Arbeitsumgebung zu erheben, um derartige länderspe-
zifische Besonderheiten passgenauer mit den dortigen Motivprofilen in Verbindung
setzen zu können (wobei hinsichtlich des akademischen Elementarschullehramtes
eher die deutsche Situation die Besonderheit darstellt). Zugleich stellt sich die Fra-
ge, ob die Motive von Grundschullehramtsstudierenden in Ländern mit Elemen-
tarschullehramt nicht zweiseitig verglichen werden müssten: Gegenüber denen von
Studierenden weiterführender Schularten einerseits und denen hinführender Schular-
ten aus dem Bereich der Elementarbildung andererseits. Diese Überlegungen stellen
die Aussagekraft der hier vorgestellten Ergebnisse nicht grundsätzlich in Frage –
sie sollen jedoch dazu anregen, sie kritisch zu reflektieren und aufzeigen, welche
Möglichkeitsräume für vertiefte international-vergleichende Forschung im Bereich
der Studien- und Berufswahl von Lehramtsstudierenden existieren.
Funding Open Access funding enabled and organized by Projekt DEAL.
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Li-
zenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in
jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ord-
nungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen
vorgenommen wurden.
Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten
Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betref-
fende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung
nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des
Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen.
Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/
licenses/by/4.0/deed.de.
Literatur
Abele, A., & Candova, A. (2007). Prädiktoren des Belastungserlebens im Lehrerberuf. Befunde einer
4-jährigen Längsschnittstudie. Zeitschrift für pädagogische Psychologie,21(2), 107–118.
Alexander, C., Wyatt-Smith, C., & Du Plessis, A. (2020). The role of motivations and perceptions on the
retention of inservice teachers. Teaching and Teacher Education.https://doi.org/10.1016/j.tate.2020.
103186.
Alm, F., Jungert, T., & Thornberg, R. (2014). Nyantagna lärarstudenters motiv, motivation, självtillit och
akademiska engagemang. Linköping: Linköpings Universitet. Die Motive, Motivation, Selbstwirk-
samkeit und das akademische Engagement beginnender Lehramtsstudierender
Bastick, T. (2000). Why teacher trainees choose the teaching profession: comparing trainees in metropoli-
tan and developing countries. International Review of Education,46(3–4), 343–349.
Berger, J.-L., & D’Ascoli, Y. (2012). Becoming a VET teacher as a second career: investigating the deter-
minants of career choice and their relation to perceptions about prior occupation. Asia-Pacific Journal
of Teacher Education,40(3), 317–341.
Berry, J.W., Poortinga, Y.H., Segall, M. H., & Dasen, P.R. (2002). Cross-cultural psychology. Research
and applications (2. Aufl.). Cambridge, New York: Cambridge University Press.
Bortz, J., & Schuster, C. (2010). Statistik für Human- und Sozialwissenschaftler (7. Aufl.). Berlin: Springer.
K
Die Studien- und Berufswahlmotive von Grundschullehramtsstudierenden im internationalen...
Bruinsma, M., & Jansen, E.P.W.A. (2010). Is the motivation to cecome a teacher related to pre-service
teachers’ intentions to remain in the profession? European Journal of Teacher Education,33(2),
185–200.
Caselmann, C. (1949). Wesensformen des Lehrers. Versuch einer Typenlehre. Stuttgart: Klett.
Cheung, G.W., & Rensvold, R. B. (2002). Evaluating goodness-of-fit indexes for testing measurement
invariance. Structural Equation Modeling,9(2), 233–255.
Cohen, J. (2009). Statistical power analysis for the behavioral sciences. New York: Psychology Press.
Cramer, C. (2012). Entwicklung von Professionalität in der Lehrerbildung. Empirische Befunde zu Ein-
gangsbedingungen, Prozessmerkmalen und Ausbildungserfahrungen Lehramtsstudierender.Bad
Heilbrunn: Klinkhardt.
Eberle, T., & Pollak, G. (2006). Studien- und Berufswahlmotive von Passauer Lehramtsstudierenden. Pa -
radigma,1(1), 19–38.
EUNEC (2010). Education and the global economic crisis: summary of results of the follow-up survey.
http://www.eunec.eu/sites/www.eunec.eu/files/event/attachments/report_education_international.
pdf. European Network of Education Councils. Zugegriffen: 21. April 2022.
Europäische Kommission (2016). Teachers’ and school heads’ salaries and allowances in Europe—2015/16.
Eurydice facts and figures. Luxembourg: Publications Office of the European Union.
European Commission (2021). Employment, social affairs & inclusion. Sweden—parental benefits and
benefits related to childbirth. https://ec.europa.eu/social/main.jsp?catId=1130&intPageId=4808&
langId=en. Zugegriffen: 9. Nov. 2021.
Eurydice (2021a). National education systems. Germany. Teachers and education staff. https://eacea.ec.
europa.eu/national-policies/eurydice/content/teachers-and-education-staff-30_en. Zugegriffen: 9.
Nov. 2021.
Eurydice (2021b). National education systems. Romania. Teachers and education staff. https://eacea.ec.
europa.eu/national-policies/eurydice/content/teachers-and-education-staff-63_en. Zugegriffen: 9.
Nov. 2021.
Eurydice (2021c). National education systems. Sweden. Teachers and education staff. https://eacea.ec.
europa.eu/national-policies/eurydice/content/teachers-and-education-staff-79_en. Zugegriffen: 9.
Nov. 2021.
Field, A. P. (2000). Discovering statistics using SPSS for Windows. Advanced techniques for the beginner.
London, Thousand Oaks: SAGE.
Harfitt, G. J. (2015). From attrition to retention: a narrative inquiry of why beginning teachers leave and
then rejoin the profession. Asia-Pacific Journal of Teacher Education,43(1), 22–35.
Hartung, J., Knapp, G., & Sinha, B. K. (2008). Statistical meta-analysis with applications. Hoboken: Wiley.
Heinz, M. (2015). Why choose teaching? An international review of empirical studies exploring student
teachers’ career motivations and levels of commitment to teaching. Educational Research and Eva-
luation,21(3), 258–297.
Hofstede Insights (o.J.). Country comparison: China, Romania. https://www.hofstede-insights.com/
country-comparison/china, romania/. Zugegriffen: 9. Nov. 2021.
Holland, J. L. (1997). Making vocational choices. A theory of vocational personalities and work environ-
ments (4. Aufl.). Odessa: Psychological Assessment Resources.
Horn, H. (1968). Volksschullehrernachwuchs – Untersuchungen zur Quantität und Qualität. Weinheim:
Beltz.
ILO, & UNESCO (2015). Changing employment relationships in the teaching profession. https://www.ilo.
org/wcmsp5/groups/public/---ed_dialogue/-- -sector/documents/meetingdocument/wcms_364838.
pdf. International Labour Organization; United Nations Educational, Scientific and Cultural Organi-
zation. Zugegriffen: 21. April 2022.
James, J. H. (2010). Teachers as mothers in the elementary classroom: negotiating the needs of self and
other. Gender and Education,22(5), 521–534. https://doi.org/10.1080/09540250903519436.
Kiel, E., Heimlich, U., Markowetz, R., & Weiß, S. (2015). Gemeinsam und doch unterschiedlich – Ein
Vergleich der Berufswahlmotive von Studierenden der verschiedenen sonderpädagogischen Fach-
richtungen und der Regelschularten. Empirische Sonderpädagogik,7(4), 300–319.
Kiel, E., Hillert, A., Scharfenberg, J., Tillmann, T., & Weiß, S. (2021). Reflex: Reflexionstool Lehramt.
https://reflex.edu.lmu.de. Zugegriffen: 9. Nov. 2021.
King, J. R. (2004). The (Im)possibility of gay teachers for young children. Theory Into Practice,43(2),
122–127.
König, J., & Rothland, M. (2012). Motivations for choosing teaching as a career: effects on general pedago-
gical knowledge during initial teacher education. Asia-Pacific Journal of Teacher Education,40(3),
289–315.
K
J. Scharfenberg et al.
Kroger, J., & Marcia, J.E. (2011). The identity statuses: origins, meanings, and interpretations. In
J. Schwartz, K. Luyckx & V. L. Vignoles (Hrsg.), Handbook of identity theory and research
(S. 31–53). New York: Springer.
Li, Q., Xudong, Z. , & Lo, L. N.K. (2019). Teacher education and teaching in China. Teachers and Teaching,
25(7), 753–756.
Madero, C. (2020). A calling to teach: what the literature on callings tells us about approaches to research
the calling to the teaching profession. Religion & Education,47(2), 170–187. https://doi.org/10.1080/
15507394.2020.1728028.
Nieskens, B. (2009). Wer interessiert sich für den Lehrerberuf, und wer nicht? Berufswahl im Spannungs-
feld von subjektiver und objektiver Passung. Göttingen: Cuvillier.
Oberle, M., Weschenfelder, E., & Weißeno, G. (2013). Motivationale Orientierungen angehender und prak-
tizierender Politiklehrkräfte. In A. Besand (Hrsg.), Lehrer- und Schülerforschung in der politischen
Bildung (Bd. 12, S. 55–67). Schwalbach: Wochenschau Verlag.
Oesterreich, D. (1987). Die Berufswahlentscheidung von jungen Lehrern. Stuttgart: Klett-Cotta.
Retelsdorf, J., & Möller, J. (2012). Grundschule oder Gymnasium? Zur Motivation, ein Lehramt zu studie-
ren. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie,26(1), 5–17.
Rheinberg, F. (1989). Zweck und Tätigkeit. Motivationspsychologische Analysen zur Handlungsveranlas-
sung. Motivationsforschung, Bd. 11. Göttingen: Hogrefe.
Richardson, P.W., & Watt, H.M. G. (2016). Factors influencing teaching choice: why do future teachers
choose the career? In J. Loughran & M.L. Hamilton (Hrsg.), International handbook of teacher
education (Bd. 2, S. 275–304). Singapore: Springer.
Rosseel, Y. (2002). lavaan: an R package for structural equation modeling. Journal of Statistical Software,
48(2), 1–36.
Scharfenberg, J. (2020). Warum Lehrerin, warum Lehrer werden? Motive und Selbstkonzept von Lehramts-
studierenden im internationalen Vergleich. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Scharfenberg, J., Keller-Schneider, M., Weiß, S., Hellstén, M., & Kiel, E. (2018). Konstruktion von Ver-
gleichbarkeit: Messtheoretische Reflexionen zur Verwendung measurement-invariance-abgesicherter
Skalen in quantitativ-länderübergreifenden Settings. Tertium Comparationis,24(1), 57–83.
Schulte, B. (2018). Chinas Bildungssystem im Wandel: Elitenbildung, Ungleichheiten, Reformversuche. In
D. Fischer & C. Müller-Hofstede (Hrsg.), Länderbericht China (S. 499–541). Bonn: Bundeszentrale
für politische Bildung.
statista (2021). Anteil der weiblichen Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland im
Schuljahr 2020/2021 nach Schulart. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1129852/umfrage/
frauenanteil-unter-den-lehrkraeften-in-deutschland-nach-schulart/. Zugegriffen: 9. Nov. 2021.
Ulich, K. (2004). Ich will Lehrer/in werden. Eine Untersuchung zu den Berufsmotiven von Studierenden.
Weinheim: Beltz.
Watt, H., Richardson, P., & Smith, K. (2017). Global perspectives on teacher motivation. Current perspec-
tives in social and behavioral sciences. Cambridge: Cambridge University Press.
Weiß, S., Braun, A., Neuss, N., & Kiel, E. (2016). Motive der Berufswahl – Studierende der Studiengänge
Grundschullehramt, Förderschule und Frühpädagogik im clusteranalytischen Vergleich. Zeitschrift
für Grundschulforschung,9(1), 148–163.
Wigfield, A., & Eccles, J. S. (2000). Expectancy-value theory of achievement motivation. Contemporary
Educational Psychology,25(1), 68–81.
Zhang, L., Shulin, Y., & Liu, H. (2019). Understanding teachers’ motivation for and commitment to
teaching: profiles of Chinese early career, early childhood teachers. Teachers and Teaching,25(7),
890–914.
K