Zusammenfassung
Die Digitalisierung findet längst auch im Gesundheitswesen und mithin in seiner herausragenden Subinstitution, dem Krankenhaus, statt. Konkrete Digitalisierungsprojekte sind dabei häufig von Mehrdeutigkeiten und Widerständen begleitet, die auf die komplexen soziotechnischen Herstellungszusammenhänge verweisen, in denen sie realisiert werden. Dieser Artikel arbeitet anhand einer empirischen Fallstudie die Ge- bzw. Misslingensbedingungen für die Integration multipler Interessen in eine digitale Überwachungsplattform heraus und geht den strukturellen Effekten des Entwicklungsprozesses für das beteiligte Universitätskrankenhaus nach. Dabei zeigt sich: Erwartungs-, Deutungs- und Konstellationsstrukturen der organisierten Krankenbehandlung können insbesondere dann verändert werden, wenn auch die mehrdimensionale Kontrolle der ökonomischen Übersetzung, die Herstellung zeitlicher Kohärenz und die Kongruenz von digitaltechnischer und sozialer Konstellationsstruktur gelingen. Diese Momente situativer Schließung lassen sich ausgehend von den empirischen Übersetzungen einer digitalen Plattform rekonstruieren und als Bedingung der Möglichkeit für strukturelle Effekte aus dem Plattformentwicklungsprozess behandeln.