Content uploaded by Martin Ebner
Author content
All content in this area was uploaded by Martin Ebner on Nov 15, 2022
Content may be subject to copyright.
!"#$#%&'()"*+,#)%)%(#%-(./%)"0(120(3+,4%0(320(5)%%)"')#%0(320(.6)'*/"7%%)"0(32(89:99;(5#$#<&')(
="&%*>?"@&<#?%(6)"(A?+,*+,7''),")(B(C&%%(D?@@<(6#)(6#$#<&')(E%%?F&<#?%(&%G2(E%-(5HI(81&$&J#%(>K"(
L#**)%*+,&><(7%6(M)*)''*+,&><;2(N$2(OP0(Q7*$&/)(RS9:992(32(TUVTW(
(
Digitale Transformation der Hochschullehre – wann kommt
die digitale Innovation an?
Um einordnen zu können, wie weit sich digitale Innovationen in der Hochschullehre bereits
konkret etabliert haben, schlagen die Autorinnen und Autoren vom Team Lehr- und
Lerntechnologien der Technischen Universität Graz ein achtstufiges Beurteilungsmodell vor
Dr. Martin Ebner
martin.ebner@tugraz.at
Dr. Sandra Schön
sandra.schoen@tugraz.at
Dr. Sebastian Maximilian Dennerlein
s.dennerlein@utwente.nl
Sarah Edelsbrunner
sarah.edelsbrunner@tugraz.at
Die digitale Transformation der Hochschullehre ist ein wichtiges Themenfeld unserer Zeit. Daher
muss man sich zuallererst die Frage stellen, wie diese denn überhaupt definiert ist. Wir schlagen
Folgendes vor (vgl. Ebner et al.): „Als digitale Transformation in der (Hochschul-)Lehre wird die
Gesamtheit der Aktivitäten und Abläufe zur Adaption und Adoption einer (neuen) digitalen
Technologie („Digitalisierung“, siehe Locher) zur Unterstützung des Lernens und Lehrens an (Hoch-
)Schulen sowie auch Voraussetzung, Ergebnis und Folgen der umfassenden Verbreitung und Nutzung
wie beispielsweise damit verbundene notwendige Kompetenzentwicklung, Etablierung oder
Erweiterung von Praktiken oder Schaffung von hochschulpolitischen bzw. gesetzlichen
Rahmenbedingungen bezeichnet.“
Veränderungen sind in drei Handlungsfeldern notwendig
Damit digitale Transformation in der Hochschullehre stattfinden kann, müssen insbesondere drei
Handlungsfelder ineinandergreifen und wechselseitig wirksam werden: die technische Infrastruktur
der Hochschule, die Kompetenzentwicklung der beteiligten Personen und die hochschulpolitischen
Rahmenbedingungen. Abbildung 1 zeigt, dass es neben der notwendigen funktionierenden
!"#$#%&'()"*+,#)%)%(#%-(./%)"0(120(3+,4%0(320(5)%%)"')#%0(320(.6)'*/"7%%)"0(32(89:99;(5#$#<&')(
="&%*>?"@&<#?%(6)"(A?+,*+,7''),")(B(C&%%(D?@@<(6#)(6#$#<&')(E%%?F&<#?%(&%G2(E%-(5HI(81&$&J#%(>K"(
L#**)%*+,&><(7%6(M)*)''*+,&><;2(N$2(OP0(Q7*$&/)(RS9:992(32(TUVTW(
(
technischen Infrastruktur vor allem auch der Kompetenzentwicklung bedarf – und zwar bei allen
Stakeholdern: Lehrenden, Studierenden und organisatorisch-administrativem Personal. Damit aber
digitale Innovationen in der Hochschule überhaupt umsetzbar sind, sind entsprechende
Prüfungsordnungen, Satzungsteile oder Strategien anzupassen beziehungsweise entsprechende
Anreizsysteme zu forcieren.
Aufbauend auf diesen Überlegungen stellt sich die Frage, ab wann eine digitale Innovation denn
angekommen ist beziehungsweise es geschafft hat, Lehr- und Lernprozesse nachhaltig zu verändern.
Wir schlagen ein Stufenmodell für die digitale Transformation der Hochschullehre vor, um beurteilen
zu können, inwieweit der Prozess fortgeschritten ist (siehe Tabelle 1). Inspiriert vom Technology
Readiness Level der NASA (2010), das Basis für Technologie-Ausschreibungen der Europäischen
Union ist, soll mit der nachfolgenden Tabelle die Stufe der Transformation dargestellt werden. Es
geht uns nicht nur darum, dass überhaupt eine digitale Innovation in der Hochschullehre eingeführt
wird, sondern vielmehr darum, dass sie im Hochschulalltag auch eingesetzt und verstetigt wird – und
dass sie tatsächlich nützt.
Tabelle 1: Stufenmodell der digitalen Transformation im Bereich der Hochschullehre (Ebner et al.
2021)
Stufe
Beschreibung
Bereitschaft zur oder Umsetzungsstufe der digitalen
Transformation
1
Wahrnehmung einer
Digitalisierungschance in
verwandter Domäne
Ein Konzept oder der Einsatz einer
Anwendung/Technologie in einer verwandten Branche,
einer Hochschule im Ausland und/oder für einen ähnlichen
Zweck, zum Beispiel im Schulbereich oder in Unternehmen,
ist nachweisbar und dokumentiert.
2
Konzept an der Hochschule
Ein Bedürfnis und eine erste Idee (Konzept) für eine digitale
Transformation an der Hochschule wird beschrieben oder
ein entsprechendes Konzept beziehungsweise eine
Anwendung/Technologie für eine digitale Transformation
ist verfügbar.
3
Erster Einsatz,
gegebenenfalls als Prototyp
an der Hochschule
Eine Anwendung/Technologie wurde, gegebenenfalls als
Prototyp, erstmals in einer Versuchsgruppe im eigenen
!"#$#%&'()"*+,#)%)%(#%-(./%)"0(120(3+,4%0(320(5)%%)"')#%0(320(.6)'*/"7%%)"0(32(89:99;(5#$#<&')(
="&%*>?"@&<#?%(6)"(A?+,*+,7''),")(B(C&%%(D?@@<(6#)(6#$#<&')(E%%?F&<#?%(&%G2(E%-(5HI(81&$&J#%(>K"(
L#**)%*+,&><(7%6(M)*)''*+,&><;2(N$2(OP0(Q7*$&/)(RS9:992(32(TUVTW(
(
Hochschulkontext eingesetzt, zum Beispiel im Rahmen
eines Workshops mit Studierenden.
4
Einsatz an der Hochschule
möglich und nachweisbar
Die Anwendung/Technologie ist vollständig zugänglich und
ihr Einsatz im Feld, das heißt im Rahmen von
Lehrveranstaltungen in einem bestimmten Fach in der
eigenen Hochschule, nachweisbar.
5
Begleitmaßnahmen an der
Hochschule umgesetzt
Zu der Anwendung/Technologie finden Studierende und
Lehrende entsprechende Informationen (zum Beispiel
Handreichungen), Unterstützungs- beziehungsweise
Schulungsangebote in der eigenen Hochschule.
6
Einsatz in einem relevanten
Bereich der Hochschule
nachweisbar
Eine Anwendung/Technologie ist im System einer
relevanten Umgebung, zum Beispiel in einem Studiengang
der eigenen Hochschule, integriert und im Einsatz.
7
Regelmäßiger und relevanter
Einsatz an der Hochschule
nachweisbar
Die Anwendung/Technologie hat sich an der Hochschule im
Alltag bewährt und wird von einer relevanten Gruppe von
Nutzenden regelmäßig eingesetzt.
8
Auch andere Hochschulen
setzen die Technologie ein
Die Anwendung/Technologie hat sich in einer relevanten
Gruppe von kooperierenden Hochschulen im Alltag
bewährt.
Es kann nun jegliche digitale Innovation in der Hochschullehre auf Basis des Stufenmodells beurteilt
und eingeschätzt werden. Befinden sich zum Beispiel Learning-Managementsysteme bereits in Stufe
7 und 8, sehen wir das aufkommende Thema der Microcredentials in Stufe 2 bis 3. Wir hoffen, dass
durch dieses vorgeschlagene Stufenmodell mittelfristig eine objektivere und bessere Einschätzung
des Transformationszustandes gelingt und gezeigt werden kann, was die nächsten nötigen Schritte
sind.
Abbildung 1: Die drei Handlungsfelder zur Unterstützung digitaler Transformation in der (Hochschul-
)Lehre (Ebner 2013)
!"#$#%&'()"*+,#)%)%(#%-(./%)"0(120(3+,4%0(320(5)%%)"')#%0(320(.6)'*/"7%%)"0(32(89:99;(5#$#<&')(
="&%*>?"@&<#?%(6)"(A?+,*+,7''),")(B(C&%%(D?@@<(6#)(6#$#<&')(E%%?F&<#?%(&%G2(E%-(5HI(81&$&J#%(>K"(
L#**)%*+,&><(7%6(M)*)''*+,&><;2(N$2(OP0(Q7*$&/)(RS9:992(32(TUVTW(
(
Literatur
Ebner, M. (2013): E-Learning - Alles nur Technologie? merz – Zeitschrift für Medienpädagogik. 57 (5),
S. 39–44
Ebner, M.; Schön, S.; Dennerlein, S.; Edelsbrunner, S.; Haas, M. & Nagler, W. (2021): Digitale
Transformation der Lehre an Hochschulen – ein Werkstattbericht. In: K. Wilbers & A. Hohenstein
(Hrsg.): Handbuch E-Learning. Expertenwissen aus Wissenschaft und Praxis – Strategien,
Instrumente, Fallstudien, 94. Ergänzungs-Lieferung Dezember 2021, Beitrag 3.41
Locher, C. (2020): Digitale Transformation. In: L. Fend, J. Hofmann (Hrsg.): Digitalisierung in Industrie-
, Handels- und Dienstleistungsunternehmen. Wiesbaden: Springer Gabler.
https://doi.org/10.1007/978-3-658-26964-7_10 (2022-03)
NASA (2012): Technology Readiness Level. Publiziert am 28.10.2012.
https://www.nasa.gov/directorates/heo/scan/engineering/technology/technology_readiness_level
(2022-03)