Person und Werk E.s leitet in wohl einzigartiger Weise jenes Phänomen in der Musik des 20. Jahrhunderts, das gemeinhin als »politische Musik« bezeichnet wird. Die Beziehungen zwischen Musik und Politik in dem Sinne, daß Musik sich der Politik unterordne, bewußt einen funktionalen Charakter annehme, um politische Zielsetzungen verwirklichen zu helfen, bestimmten E.s praktische wie theoretische
... [Show full abstract] Arbeit seit Mitte der zwanziger Jahre. Und sie wurden bis zu seinem Tode niemals, selbst nicht durch existenzbedrohende Erfahrungen mit eben dieser Politik, auch nur in Zweifel gezogen. Voraussetzung dessen war freilich eine als »Wissen« verstandene Überzeugung, die Lebensverhältnisse der Menschen nicht nur schlechthin ändern, sondern eine weltweite Gemeinschaft emanzipierter Individuen errichten zu können, welche die längst formulierte Utopie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit endlich auch in die Tat umsetzt. Doch für E., durchdrungen vom marxistisch-leninistischen Geschichtsbild, war diese Umsetzung ursächlich an den Klassenkampf gebunden, dessen Führung im 20. Jahrhundert endgültig und allein die kommunistischen Parteien übernommen hätten. Indem sich E. bedingungslos dieser Führung unterstellte, sein Schaffen nicht nur von deren allgemeinen Zielen, sondern auch von ihrem taktischen Verhalten abhängig machte, war er genötigt, die als Linie deklarierten Schwankungen einer Politik künstlerisch nachzuvollziehen, welche letztlich — freilich erst Jahrzehnte nach seinem Tod — im Desaster endete.