Niederdeutsche Syntax aus nordeuropäischer Sicht 1. Dialektsyntax und Sprachgrenzen Während die Syntax in der dialektologischen Forschung traditionell eher am Rande vorkommt, hat das Interesse an dialektsyntaktischen Fragestellungen unterschiedlicher Art in den letzten Jahren spürbar zu-genommen. Dies zeigt sich etwa in den recht groß angelegten For-schungsprojekten zur Dialektsyntax 1 , aber
... [Show full abstract] auch in einer Zunahme von Publikationen zu entsprechenden Themen. Dabei bleibt der For-schungsstand zur Syntax des Niederdeutschen bislang weiter dürftig, wobei aber auch hier immerhin ein zunehmendes Interesse zu verzeich-nen ist (vgl. BERG/HÖDER/LANGHANKE in diesem Band). Einen bislang stark vernachlässigten Bereich stellt die Verbreitung dialektsyntaktischer Merkmale über Sprachgrenzen hinweg dar. Zwar bezieht die deutsche Dialektologie, historisch bedingt, zumindest gele-gentlich auch Dialekte anderer kontinentalwestgermanischer Sprachen mit ein, etwa des Niederländischen, Friesischen oder Luxemburgischen, und die (jüngeren) nordgermanischen Dialektologien sind durchaus an einer gesamtnordischen Perspektive interessiert. In diesen Fällen geht es aber immer um ererbte Gemeinsamkeiten zwischen den Dialekten der jeweiligen Sprachen. Eine areallinguistische Betrachtung dialektaler Merkmale darüber hinaus findet man nur vereinzelt. Dabei ist in Grenz-—————————— 1 Für die germanischen Sprachen sind hier vor allem der Syntaktische Atlas der Deutschen Schweiz (SADS), der Syntactische Atlas van de Nederlandse Dialecten (SAND), das DFG-Projekt Syntax hessischer Dialekte (SyHD) und das Netzwerk Scandinavian Dialect Syntax (ScanDiaSyn) zu nennen.