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Antisemitismus und Geschlecht – Zur Integration und Kritik antisemitischer Ressentiments in der (west-)deutschen und US-amerikanischen Frauenbewegung (1970–2001)

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Abstract

The relationship between antisemitism and gender has so far received little attention in the discussions of antisemitism research in the social sciences. The academic literature on antisemitism focuses mainly on male antisemites, even though in recent years there have been few, isolated contributions that have reflected on antisemitic women and antisemitism and gender. A desideratum of research on antisemitism that remains to be addressed, are studies that investigate antisemitism of women in the context of specific historical and social contexts and raise questions about the cultural embedding of antisemitic ideas in other contexts. Therefore, the paper firstly addresses the limitations of psychoanalytically based contributions on the relationship between antisemitism and gender and discusses the epistemological value of gender-historical perspectives on antisemitism. Second, the paper traces in condensed form antisemitism-related discourse strands in feminist movement contexts in the Federal Republic and the United States between 1970-2001 from an entangled history / transnational history perspective.
Antisemitismus zwischen Kontinuität und Adaptivität
Antisemitismus ist ein vielschichtiges Pnomen, das sich in der
Vergangenheit stets an neue gesellschaftliche Verhältnisse anpassen
konnte, ohne seinen Wesenskern als (Pseudo-)Rebellions-Ideologie
gegen die kapitalistische Moderne zu verlieren. Neue Artikulations-
und Erscheinungsformen, die sich etwa in antirassistisch-feminis-
tischen Bewegungen oft als Ressentiment gegen Israel wiederfinden,
erfordern einen interdisziplinären Ansatz, um Antisemitismus als
projektive Welterklärung der bürgerlichen Gesellschaft verstehen
und gegen diesen präventiv vorgehen zu können. Der Band beleuch-
tet ideologische Kontinuitäten, neue Kommunikationsmodi und die
vielfältigen Akteur:innen eines zunehmend global vernetzten antise-
mitischen Diskurses.
Die Herausgeber:innen sind aktuelle und ehemalige Mitglieder der
Initiative Interdisziplire Antisemitismusforschung (IIA), einem
Zusammenschluss junger Wissenschaftler:innen an der Universität
Trier. Ziel der Initiative ist es, neue wissenschaftliche Perspektiven
auf den Themenkomplex Antisemitismus anzustoßen, Wissenstrans-
fer an eine breite Öffentlichkeit zu leisten sowie im Verbund mit
zivilgesellschaftlichen Akteur:innen innovative Formen der Antisemi-
tismusprävention und -bekämpfung zu entwickeln.
Schmidt / Borsch / Richter / Seul / Zarbock / Heudtlaß (Hg.)
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Lennard Schmidt / Andreas Borsch /
Salome Richter / Marc Seul / Luca Zarbock /
Niels Heudtlaß (Hg.)
Antisemitismus zwischen
Kontinuität und Adaptivität
Interdisziplinäre Perspektiven auf
Geschichte, Aktualität und Prävention
Eine Publikation der Initiative Interdisziplinäre
Antisemitismusforschung Trier (IIA)
Mit 3 Abbildungen
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Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt.
Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen
schriftlichen Einwilligung des Verlages.
Umschlagabbildung: Antisemitische Plakate und Motive auf Demonstrationen in Koblenz
(29.01. 2022, o. l.), Duisburg (01. 05.2019, o. r.), Mainz (28. 05.2021, u. l.) und Wittlich
(23.08. 2020, u. r.); Fotos: Max Gerlach.
Druck und Bindung: CPI books GmbH, Birkstraße 10, D-25917 Leck
Printed in the EU.
Vandenhoeck &Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com
ISBN 978-3-8471-1498-7
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Inhalt
Danksagung .................................. 9
Marc Seul / Luca Zarbock
Antisemitismusforschung zwischen Kontinuität und Adaptivität.
Einleitende Überlegungen zu gegenwärtigen Kontroversen und
Herausforderungen . . ............................ 11
I. Ideengeschichte und Theorie des Antisemitismus
Stefan Vennmann
Sie besitzen einen äußerst intereßanten Staat in Palästina.
Autoritäre Staatsphilosophie und politischer Antisemitismus bei
Johann Gottlieb Fichte . ............................ 33
Anne-Maika Krüger
Der Hassprediger. Judenbilder und deutsche Phantasien bei
Ernst Moritz Arndt . . ............................ 51
Lucas von Ramin
Paradoxie der Selbstbestimmung Gesellschaftliche Ursachen des
Antisemitismus aus der Perspektive der Kritischen Theorie ........ 67
Carla Dondera
Antisemitismus als Begriff und Gegenstand des Rechts ........... 87
II. Antisemitismus(-kritik) in feministischen Diskursen
Kerstin Dembsky
Das war für mich als Feministin am schwersten zu begreifen.
Feministische Positionen zu Antisemitismen in der Bundesrepublik
(19762001) ..................................105
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Christian Kleindienst
Antisemitismus und Geschlecht Zur Integration und Kritik
antisemitischer Ressentiments in der (west-)deutschen und
US-amerikanischen Frauenbewegung (19702001) . . ...........121
Randi Becker
Zur Integration von Antisemitismus in aktuelle (queer-)feministische
Theorien am Beispiel von Angela Davis und Jasbir Puar ..........137
III. Die mediale (Re-)Produktion von Antisemitismus in Pop- und
Subkultur
Frederik Fuß
N.W.A. gegen die NWO. Antisemitismus im US-Hip-Hop ........157
Matthias Engel / Sebastian Hebler / Severin Schwalb
Antisemitismus in digitalen Spielen. Eine interdisziplinäre
Bestandsaufnahme zwischen Game Studies und
Antisemitismusforschung ...........................173
Astrid Juckenack
Antisemitic Discourses and Discourses of Holocaust Denial
in the Far-Right Videogame Angry Goy II ..................193
IV. Israelbezogener Antisemitismus Geschichte, Wirkung und
Prävention
Lea Herzig
Der DGB im Spannungsfeld Naher Osten. Die Entwicklung
der internationalen Beziehungen zwischen dem Deutschen
Gewerkschaftsbund und der israelischen Histadrut . . ...........211
Margarita Lerman
Patria o Muerte im Nahen Osten Der Junikrieg aus kubanischer
Perspektive ...................................227
Nikolai Schreiter
Nicht an Israels Seite, an seiner Stelle wollen sie sein
Der Antisemitismus und ein verändertes Verhältnis von AfD und FPÖ
zum jüdischen Staat. Eine psychoanalytisch inspirierte Analyse . . . . . . 243
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Kai E. Schubert
Konsequenzen der Antisemitismuskritik für didaktische Konzeptionen
zum Nahostkonflikt. Zur Diskussion verbreiteter Muster der
pädagogischen Praxis . ............................257
Die Herausgeber:innen ............................273
Die Autor:innen ................................275
Inhalt 7
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Chapter
In der sozialwissenschaftlichen Antisemitismusforschung wird das Fehlen einer Studie zur Integration unterschiedlicher theoretischer Erkenntnisse beklagt. In dem Aufsatz wird nun der Versuch einer solchen systematischen Integration unternommen. Das Ziel ist die Formulierung einer Skizze für eine Theorie über die individuellen wie kollektiven Entstehungsursachen, die semantischen und argumentativen Strukturen sowie die sozialen Kontext- und Entwicklungsbedingungen von Antisemitismus. Untersucht werden dazu psychologische, soziologische und politikwissenschaftliche Theorien über Antisemitismus.
Article
Ziege compares two field studies on ethnocentrism, racism and antisemitism among American workers during the Second World War: ‘Antisemitism among American Labor’ (1945) by the Frankfurt Institute of Social Research (ISR) in exile and Wartime Shipyard (1947) by Katherine Archibald at the University of California at Berkeley. The former was a large-scale team project headed by Friedrich Pollock, Theodor W. Adorno and Paul Massing, who had at their disposal a large number of fieldworkers as well as the support of the trade unions. Archibald worked in complete isolation. Yet, in spite of this and major differences in design and theory, the European Marxists and the American liberal came to similar conclusions: hostility towards Jews at that time had to be analysed in connection with hostility towards other groups (including women, Blacks, labourers from the American South and other ethnic and social minorities) and within the context of the war and the Holocaust. While aware of the innovations achieved in research by means of public opinion polls, both studies were pioneering in their ambition to improve on quantitative research by means of non-quantitative procedures and qualitative-participatory observation. Ziege links these studies to a third study, The Authoritarian Personality (1950), conducted by the ISR, particularly Adorno, which poses the question of how relevant the ISR's critical theory was for the innovations achieved in studies of prejudice, when Archibald's study, which eschewed social theory, arrived at similar conclusions regarding antisemitism.