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Der kultivierte Affe: Philosophie, Geschichte und Gegenwart

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... Mimosen stehen. Sowohl die Wissenschafts-und Kulturgeschichte der Menschenaffen im europäischen Denken, als auch die Geschichte der Pflanzenvorstellungen und insbesondere der Überlegungen zu einer "Pflanzenseele" im europäischen Denken liefern dazu Denkanstöße (Ingensiep 2013(Ingensiep und 2001. ...
... Zunehmend geraten Menschenaffen in der Neuzeit nach ihrer Entdeckung (Orang Utans und Schimpansen) durch die Europäer in den philosophischen Diskurs. Der Materialist La Mettrie war wohl der erste europäische Aufklärungsphilosoph im 18. Jahrhundert, der seine Zeitgenossen inspirierte, Menschenaffen die Zeichensprache der Taubstummen beizubringen, letztlich, um sie zu brauchbaren Bürgern zu erziehen -wobei in der Aufklärung die wechselseitige Kultivierung von Mensch und Menschenaffen in Europa längst im Gange war (Ingensiep 2013). Der sogenannte Kluge-Hans-Effekt, Dressur und Diskurse über den Anthropomorphismus um 1900 warfen nach der Etablierung von Darwins Evolutionstheorie Licht auf mögliche Fehldeutungen der "Zeichen" von Tieren, andererseits auch auf die Möglichkeit einer Dressur durch unwillkürliche "Zeichen" von Menschen. ...
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Die Zeichengebung von Lebewesen setzt Grundphänomene und Zustände voraus, auf die sich die unterschiedlichen Zeichen beziehen können. Insofern setzt Biosemiotik elementare und unterschiedliche Daseinsformen von Biophänomenen, z.B. von Motion, Emotion oder Kognition, voraus, die wiederum biosemiotische Mittel und Referenten in Zeichenprozessen sein können. Es bedarf daher biophänomenologischer Kategorien, die nachfolgend in modifizierter Anlehnung an Helmuth Plessner vorgestellt werden, die aber auch kritisch vor dem Hintergrund der Evolution und Wissenschaftstheorie der Biologie zu beurteilen sind. Daraus resultieren unterschiedliche Formen der Zeichengebung, die nachfolgend an konkreten Beispielen (Menschenaffen, Eisvogel, Mimose) im Hinblick auf ihre ethische Relevanz diskutiert werden. Sowohl die vorprädikativen Biophänomene selbst als auch die spezifischen auf diese Biophänomene bezogenen Zeichen sind wichtige Ausgangspunkte für die ethische Beurteilung der Beziehung von Menschen zu Tieren und Pflanzen. Ein pragmatischer Dualismus von Biophänomenen und Zeichen ist daher die Basis einer jeder Ethik, die subjekttheoretisch weder in bloße Zeichen noch in bloße Biophänomene monistisch aufgelöst werden kann. Die Ideen- und Wissenschaftsgeschichte gibt weitere Einblicke in den Wandel der Deutungen und Vorstellungen zu Menschenaffen, zum Eisvogel und zur Mimose – bis hin zur modernen Pflanzenneurobiologie.
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"Person" ist ein Leit-und Schliisselbegriff der abendländischen theoretischen und moralisch-praktischen Philosophie sowie der Rechtslehre, der im Laufe der Philosophiegeschichte methodisch je verschieden interpretiert wurde, u. a. rhetorisch durch Sprecherrollen, substanzontologisch, transzendentalphilosophisch, phänomenologisch oder empiristisch. Traditionell wurde der philosophische Personbegriff auf Vemunftwesen bezogen, theologisch außer auf den Menschen auch auf göttliche Personen oder Engel. …
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(This is the introdution form: https://www.mentis.de/view/title/57822) How do we know if animals can think? In extension of the previous debate on human-animal relations, this book analyzes the conditions and contexts of the scientific acquisition of our knowledge of animals. The current discussions within animal philosophy revolve around the three central questions of whether we can attribute a mind to animals, what the difference between humans and animals is, and how humans should behave towards animals. Our knowledge about animals is mostly taken from empirical research. However, the methods, theories, and contexts of empirical research have not yet been addressed. The book aims to fill this gap with the central concept of methodological signatures, which allows the systematic comparison of research approaches based on their fundamental methodological, ontological, and epistemological assumptions.
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Mythos – Religion – Wissenschaft galt als klassischer Dreisprung der historischen Entwicklung aus der Retrospektive der Aufklärung und gilt bedingt auch für das Mensch-Tier-Verhältnis von der Antike bis zur Gegenwart. Den Mythos setzte man im europäischen Denken bei den alten Griechen an; er wurde durchs religiöse Nadelöhr des christlichen Mittelalters und des Humanismus geführt und mündete in der Aufklärungsepoche, in der sich die Ornithologie als Wissenschaft formierte. Ganz so einfach ist es nicht, wenn das Mensch-Tier-Verhältnis nachfolgend aus der „Vogelperspektive“ betrachtet wird. Durchgängig bestanden religiöse, ökonomische, politische oder wissenschaftliche Interessen an der Vogelwelt. Die folgenden Miniaturen zur Mensch-Vogel-Beziehung werden von „heiligen“ Vögeln und der Ornithomantie, vom Mythos über Religion zur Wissenschaft und politischen Ornithologie führen, bis hinein in die „karnistische“ Gesellschaft der Gegenwart und deren Ikonen.
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Over the course of their long research history, a plethora of scientific names have been applied to the different species of apes (Hominoidea). Although numerous authors, past and present, have attempted to reconstruct hominoid nomenclatural history in detail, it appears that parts of it, mostly concerning the lesser apes or gibbons, still remain overlooked. Here I show that Simia Nanodes Lichtenstein, 1791 is a senior synonym of Simia Moloch Audebert, 1797, otherwise regarded as the oldest binomen applicable to the Javan gibbon. However, since Simia Nanodes failed to enter common usage, these names are subject to a reversal of precedence as defined by Article 23.9 of the International Code of Zoological Nomenclature. Simia Moloch Audebert, 1797 must be maintained as a nomen protectum, resulting in Hylobates moloch (Audebert, 1797) staying the valid name of the species. Simia Nanodes Lichtenstein, 1791 is declared a nomen oblitum. In compliance with this, I provide a complete scientific synonymy of the Javan gibbon and comment on its early research history.
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Der Mensch ist ein emotionales Tier: Gefühle beeinflussen jedes menschliche Verhalten – auch jenes von Wissenschaftler/innen. Meist wird diese Emotionalität im Dienst wissenschaftlicher Objektivität vermieden oder unterdrückt. Dabei hat sie entscheidenden Anteil an Erkenntnisprozessen sowohl in der Generierung von Daten als auch in deren Interpretation und in der Präsentation von Wissensbeständen. Dies gilt ganz besonders für die Primatologie, gerade dort, wo mit unseren nächsten Artverwandten, den anderen Affen, im Feld geforscht wird. Primatologische Erkenntnisse wiederum affizieren ein großes Publikum und können deswegen leicht popularisiert werden. - Diese Open-Access-Publikation untersucht anhand primatologischer Forschungsmemoiren die Form und Funktion von Emotionen, Affekten und Gefühlen in der Feldforschung, die Affektpoetik und Emotionsregime der Primatologie sowie die Rolle, welche Fiktionen für die Reflexion des Verhältnisses von Mensch, Affe und Affekt spielen. Sie stellt damit die Frage nach der Rolle von Emotionalität in der Primatologie als Frage nach den epistemischen, poetologischen und politischen Grundlagen einer gegenwärtigen Leitwissenschaft der Anthropologie.
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Zusammenfassung Affen und Affekte – diesen Bezug stellt schon ein Klassiker der Science Fiction her: Pierre Boulles Roman La planète des singes (Boulle, Pierre: La planète des singes. Paris 1963. Im Folgenden, wenn zur Unterscheidung nötig, als PS geführt; Seitenangaben im Text.) von 1963. Boulle hat mit seinem Titel durchaus recht: Wir leben auf einem Planeten der Affen. Der Mensch, der diesen Planeten mehr oder minder frei nach seinem Willen umzugestalten weiß, ist biologisch-taxonomisch gesehen nichts anderes als eine weitere, wenn auch biogeographisch betrachtet sehr erfolgreiche Primatenspezies.
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Zusammenfassung Bevor mit Sherwood Washburn und Louis Leakey zwei Leitfiguren der Anthropologie in den 1950er bzw. 1960er Jahren auf die Idee kamen, junge Forscher/innen ‚ins Feld‘ zu schicken, wurde Wissen über Tiere überwiegend aus der Beobachtung gefangener oder der Autopsie toter Exemplare generiert.
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Zusammenfassung Im Vorangegangenen ging es anhand der primatologischen Forschungsmemoiren um die Darstellung einer neuen Form der Forschung im Feld, die nicht nur auf der Partizipation von Emotionalität an epistemologischen Vorgängen, sondern auf der Methode einer teilnehmenden und empathischen Beobachtung beruht.
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Zusammenfassung Die filmischen Bearbeitungen von Pierre Boulles La planète des Singes fallen durch ihre kreativen Eigenarbeiten und Ergänzungen auf. Häufig geht es dabei darum, die von Ulysse Mérou thematisierte Wissenslücke zu füllen: Wie kam es zum Niedergang der Menschheit und dem Aufstieg der Affenheit? Ob Atomkrieg, Sklaverei, genetische Manipulation und/oder Virus, die Bearbeitungen des von Boulle initiierten Stoffes bemühen sich redlich, diesen auszumalen – daher ist es umso auffälliger, welche Elemente des Urnarrativs sie aussparen: Hartnäckig haben die diversen Verfilmungen und Bearbeitungen ein wesentliches Konstruktionselement des Romans ausgeblendet: Ulysse Mérous Bericht von seiner Zeit auf dem Planeten der Affen erreicht uns nur, weil er im Roman bereits Leser/innen hat. Wie wir aus einer Rahmenerzählung erfahren, findet ein Paar auf Weltraumlustreise, „un couple de riches oisifs […] parcouraient l’univers pour leur plaisir“ (5), im All eine Flaschenpost und darin Ulysses Manuskript.
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›Person‹ ist ein Leit- und Schlüsselbegriff der abendländischen theoretischen und moralisch-praktischen Philosophie sowie der Rechtslehre, der im Laufe der Philosophiegeschichte methodisch je verschieden erschlossen wurde, u. a. rhetorisch durch Sprecherrollen, substanzontologisch, transzendentalphilosophisch, phänomenologisch oder empiristisch. Traditionell wurde der philosophische Personbegriff auf Vernunftwesen bezogen, theologisch außer auf den Menschen auch auf göttliche Personen oder Engel. Im Recht kennzeichnet die natürliche Person den Status der mit Personrechten ausgestatteten Rechtsperson und erweist sich somit seit Mitte des 20. Jahrhunderts als ein begründungstheoretisches Äquivalent zum völker- und verfassungsrechtlichen Begriff der Menschenwürde. Seit dem römischen Recht besteht zudem der in der Rechtsdogmatik bis heute wirkmächtige Dualismus von Person und Sache, der Personen dadurch definiert, dass sie Eigentumsansprüche auf ›Sachen‹ erheben können und insofern Personen- von Sachenrecht trennt.
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Nichtmenschliche Tiere (im Folgenden kurz: Tiere) spielen eine wichtige Rolle beim Ursprung des menschlichen Repräsentationssystems und gehören zu den frühesten Motiven von Malerei, Skulptur, Fotografe und Film. Künstlern aller Epochen haben Tiere als Erkenntnismedien gedient, die zur Ordnung und Strukturierung von Ort, Zeit und Denkweisen herangezogen wurden und dabei halfen, die eigene äußere und innere Welt zu bewältigen. Sie waren Anschauungs- und Demonstrationsobjekt, und sie dienten dem Menschen als Ausdrucksmittel für innere Zustände, Vorstellungen, Ideen und Visionen.
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