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Felix Maschewski und Anna-Verena Nosthoff
Tragbare Kontrolle
Die Apple Watch als kybernetische Maschine und Black Box
algorithmischer Gouvernementalität
„Bei unseren Bemühungen, die Wirklichkeit zu begreifen,“ schreibt Albert Einstein
Ende der 1930er Jahre, „machen wir es manchmal wie ein Mann, der versucht, hin-
ter den Mechanismus einer geschlossenen Taschenuhr zu kommen. Er sieht das Zif-
fernblatt, sieht, wie sich die Zeiger bewegen, und hört sogar das Ticken, doch er hat
keine Möglichkeit, das Gehäuse aufzumachen. Wenn er scharfsinnig ist, denkt er sich
vielleicht einen Mechanismus aus, dem er alles das zuschreiben kann, was er sieht,
doch ist er sich wohl niemals sicher, daß seine Idee die einzige ist, mit der sich seine
Beobachtungen erklären lassen. Er ist niemals in der Lage, seine Ideen an Hand des
wirklichen Mechanismus nachzuprüfen.“ Unintendiert liefert Einstein hier nicht al-
lein die Beschreibung eines immer schon beschränkten Wissenshorizontes, sondern
auch– gewissermaßen avant la lettre, da wenige Jahre vor dem Aufkommen der Ky-
bernetik– eine präzise Definition einer Black Box.
Einige Dekaden später, in einer Zeit smarter Gadgets und dem Internet of Things,
sehen wir uns in ganz ähnlicher Form zwar weniger mit den undurchdringlichen
Mechanismen von Taschenuhren, dafür jedoch umso mehr mit ihren intelligenten
Pendants konfrontiert. Dabei sind Uhren längst nicht mehr nur mit einem inneren
Laufwerk ausgestattet; sie sind vielmehr smarte Tracker, Aktivierer, ja sogar „compa-
nions“– das Ausmaß ihrer technischen Komplexität und damit auch die Automati-
sierung der in ihnen verborgenen Prozesse erweist sich als unvergleichlich. Jenseits
der von Einstein nachgezeichneten Mechanik hieß es etwa bei der Vorstellung der
Apple Watch Series 4 über deren Multioptionalität: „Apple Watch Series 4 is the ulti-
mate guardian for your health, the best fitness companion, and the most convenient
way to stay connected.“ Es waren demnach vor allem drei Bereiche, die Apple-COO
Jeff Williams in den Blick nahm: Gesundheit, Fitness, Konnektivität. Bereits sie las-
sen die ganze hintergründige ‚Ästhetik der Existenz‘ der Apple Watch erahnen, die im
1Einstein/Infeld 2014 [1938], 42. Eine weitaus frühere Beschreibung dieses Zusammenhanges liefert
Descartes 2007 [1644], 629, der, explizit mit Blick auf die Mechanik der Uhr, bereits in seinen Principia
Philosophiae auf das Auseinanderfallen zwischen der scheinbar natürlichen, eindeutigen Wirkweise
eines Mechanismus und seiner vielschichtigen technischen Konstruktion verweist: „Denn ebenso wie
von demselben Hersteller zwei Uhren gemacht werden können, die, obwohl sie die Stunden gleich
gut anzeigen und äußerlich völlig gleich sind, innerlich gleichwohl aus einer Zusammensetzung sehr
unterschiedlicher Rädchen bestehen: ebenso besteht kein Zweifel, daß der oberste Werkmeister aller
Dinge alles das, was wir sehen, auf viele verschiedene Weisen hat bewirken können.“ Für diesen Hin-
weis danken wir Oliver Schlaudt.
2Apple Event 2018, https://www.youtube.com/watch?v=wFTmQ27S7OQ (Stand: 21.4.2019)
Open Access. © 2020 Felix Maschewski und Anna-Verena Nosthoff, publiziert von De Gruy ter.
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https://doi.org/10.1515/9783110701319-007
116 Felix Maschewski und Anna-Verena Nosthoff
Folgenden als biopolitisches Artefakt und kontrollgesellschaftliches Dispositiv, be-
sonders aber als kybernetische Black Box aufgefasst und analysiert werden soll. Vor
diesem Hintergrund ist aufzuzeigen, dass sich in dem feedbacklogischen Rückkopp-
lungsapparat nicht nur grundlegende Diskurse des digitalen Zeitalters (Prävention,
Gesundheit, bio- und psychopolitische Regulierungsformen etc.) verdichten, sondern
dass dieser schon ob seiner inhärenten Logik qua Opazität Transparenz, qua Komple-
xität Simplizität (d.h. Orientierung) generiert und damit nicht zuletzt ein ganz spezi-
fisches Menschenbild forciert.
In methodischer Hinsicht sollen zur Aufschlüsselung der für die „Quantifizierung
des Sozialen“ durchaus repräsentativen Black Box Apple Watch zunächst wirksame
Begriffskonstellationen der Kybernetik – d.h. Feedback, Regulierung, Selbstkon-
trolle und nicht zuletzt das Prinzip des „schwarzen Kastens“ selbst–in den Blick
genommen werden. Auf dieser Grundlage lässt sich nicht nur ein Subjektivierungs-
modell ableiten, sondern auch eine (durchaus realpolitisch wirksame) Regierungs-
kunst dekodieren. Zudem ist die These zu plausibilisieren, dass das zeitgenössische
„Sicherheitsregime“ des „new dark age“ respektive der „Black Box Society“ sich
nicht auf „die Unterdrückung von Subjektivität [bezieht], sondern vor allem auf ihre
‚(Selbst)-Produktion‘, […] auf die[…] Förderung von Selbsttechnologien, die an Regie-
rungsziele gekoppelt werden können.“ Entsprechend ist schließlich zu fragen, wel-
che– auch politischen– Auswirkungen die expansive Verbreitung dieser und ähn-
licher smarten Devices zeitigt: Denn nicht zuletzt lässt sich, mediiert über derartige
datengenerierende schwarze Kästen, eine Form der Regierung und des Regierbar-Ma-
chens erkennen, die weniger explizit-imperativisch auf Subjekte als vielmehr impli-
zit-suggestiv auf Datenpunkte und -profile einwirkt.
Zur einführenden Einordnung wird im Folgenden der Begriff der Black Box mit
dem Fokus auf seine kybernetikgeschichtlichen Zentrierungen und behavioristischen
Implikationen in den Blick genommen. Anschließend werden in aller Ausführlichkeit
die bereits angedeuteten kontrollgesellschaftlichen Aktualisierungen und Materiali-
sierungen in der prototypischen Verdichtung der Apple Watch Series 4 erläutert.
3Mau 2017.
4Bridle 2018.
5Pasquale 2015.
6Lemke/Krasmann/Bröckling 2000, 29.
Tragbare Kontrolle 117
Die Grundlagen des „schwarzen Kastens“:
Über die Black Box und ihre hintergründige Logik
Um den undurchsichtigen Gehalt wie auch die Oberfläche der Black Box– ihr inneres
Funktionieren und ihre äußere Hülle– sowie die Korrelation zwischen ihnen in den
Blick zu bekommen, genügt es kaum, sich auf eine einzelne Definition zu stützen.
Vielmehr legt die Vielschichtigkeit der Beschreibungen ihrer distinkten Logik nahe,
dass sich ihr Begriff selbst einer eindeutigen Nachvollziehbarkeit entzieht. Über die
Jahrzehnte hinweg lassen sich jedoch immerhin einige durchweg konsistente Cha-
rakteristika herausarbeiten: Betont wird zunächst– nicht nur bei den frühen Ky-
bernetikern, sondern ebenso im Kontext systemtheoretischer Bezüge wie auch von
der zeitgenössischen Akteur-Netzwerk-Theorie– das automatische und unsichtbare
Prozessieren der Black Box, das nicht auf Inhaltlichkeit, sondern vielmehr auf der
Anpassung äußerlicher In- und Outputrelationen fußt. Für einen Kybernetiker erster
Stunde, Norbert Wiener, war die Black Box etwa „a piece of apparatus[…] for which
we do not necessarily have any information of the structure by which the operation
is performed.“ Um das Bild der Leibnizschen Monade zu bemühen, ist die Black Box
also fensterlos, dabei doch spontan und nicht ohne einen eigentümlichen Bezug zur
Außenwelt.
Gleichzeitig bleibt ihr Ursprung, zumindest in der frühen Konzeption, ungeklärt–
mehr noch: die Herkunft wird schlicht für bedeutungslos befunden. So schreibt W.
Ross Ashby, ebenfalls ein früher Anhänger der Wienerschen Steuerungs- und Rege-
lungswissenschaft, bereits Anfang der 1950er Jahre, man wolle „zu Beginn absolut
keine Mutmaßungen über die Natur des Kastens und seines Inhaltes anstellen, denn
er könnte z.B. gerade von einer fliegenden Untertasse herabgefallen sein.“ Ashby
bezog das „Problem des schwarzen Kastens“ zwar in erster Linie auf das Elektroinge-
nieurwesen zurück. Dennoch generalisierte er das Phänomen Black Box im Gefolge
der kybernetischen Engführung zwischen Mensch und Maschine, sodass es sich sei-
ner Ansicht nach keineswegs um eine rein physikalische Konstellation handelte. Viel-
mehr ließe es sich metaphorisch auf diverse weltliche Vorgänge übertragen. So wie
ein Kind in der Lage sei, „die Klinke (den Signaleingang) so zu bedienen, daß die ge-
wünschte Bewegung des Schlosses (Ausgangsgröße) eintritt“ und es lerne, „wie man
das eine durch das andere beeinflussen kann, ohne in der Lage zu sein, den inneren
Mechanismus zu sehen, der beide verbindet“, könne ein Psychologe bei Laborver-
suchen mit Ratten „etwas über den Nervenmechanismus“ ableiten, „den er nicht di-
rekt beobachten kann.“ Die Black Box, die gegenwärtig über die Verallgemeinerung
von smarten Geräten zur scheinbaren Grundlage und Möglichkeitsbedingung unse-
res gesellschaftlichen Gesamtzusammenhanges avanciert, war also bereits in ihren
7Wiener 2013 [1948], xi.
8Ashby 1974 [1956], 133.
118 Felix Maschewski und Anna-Verena Nosthoff
kybernetischen Anfängen als Ding im „täglichen Leben“, in dem wir „auf Schritt und
Tritt mit Systemen konfrontiert [sind], deren innere Mechanismen keiner völligen Un-
tersuchung zugänglich sind“, angedacht und konzipiert.
Einige Dekaden später schließt Bruno Latour implizit an diese Beschreibung an.
So heißt es in einem Artikel über das „Black Boxen (Black Boxing)“:
Mit diesem Ausdruck[…] ist das Unsichtbarmachen wissenschaftlicher und technischer Arbeit
durch ihren eigenen Erfolg gemeint. Wenn eine Maschine reibungslos läuft, wenn eine Tatsa-
che feststeht, braucht nur noch auf Input und Output geachtet zu werden, nicht mehr auf ihre
interne Komplexität. Daher das Paradox: je erfolgreicher Wissenschaft und Technik sind, desto
undurchsichtiger und dunkler werden sie.
Für Latour rückt, dabei noch weitaus stärker als bei Ashby, die Komponente des hin-
tergründigen Funktionierens in den Vordergrund: Eine Black Box umgibt uns als Ar-
tefakt stummen Prozessierens; ihre Existenz als schwarzer Kasten wird uns erst im
Ausnahmezustand offenbar, d.h. wenn sie ihre eigene komplexe Funktion nicht mehr
erfüllt, etwa reparaturbedürfig ist: „Erst die Krise“, so schreibt Latour, „macht uns die
Existenz des Gerätes wieder bewusst.“ Dabei seien Black Boxen ihrerseits häufig As-
semblagen von weiteren Black Boxen, die sich wechselseitig bedingten. Eher noch als
mit isoliert-monadischen Kästen haben wir es– insbesondere in einem Zeitalter ubi-
quitärer Vernetzung– also mit Verschachtelungen von immer unsichtbarer werden-
den und mikrologisch wirksameren Kastenmilieus zu tun. Kurz: Die Black Box wird
systemisch, Systeme werden zu Black Boxen. Mit Vilém Flusser gesprochen ergibt
sich schließlich eine „aus Black Boxes zusammengesetzte ‚Super-Black-Box‘“. Diese
verfährt quasi-autonom: Angewiesen auf Dateninput, verfolgt sie während des Ope-
rierens keineswegs ein übergeordnetes Ziel oder eine normative Maxime. Vielmehr
geht es um bloße Verarbeitung, mit dem einzigen Zweck, Output zu produzieren und
neuen Input einzuspeisen– oder, wie der Managementkybernetiker Stafford Beer die
selbstreferenzielle Logik pointiert: „The purpose of a system is what it does.“
Um die gesellschaftlichen Implikationen dieser autopoietischen Selbstbezüglich-
keit zu bestimmen, liegt eine (wiederum aus der Kybernetikgeschichte hergeleitete)
Analogie zum Stoffwechsel nahe: das opake, uns wenig zugängliche Prozessieren
schwarzer Kästen bleibt uns, einem Blutkreislauf nicht unähnlich, so lange unbe-
wusst, bis sich, regelungstechnisch gesprochen, eine Störung im Systemablauf er-
gibt. Bestenfalls operieren die körperlichen Rückkopplungsprozesse demnach völlig
9Ashby 1974 [1956], 133.
10Latour 2002 [1999], 373.
11Latour 2002 [1999], 373.
12Flusser 1983, 49.
13Beer 2002.
14Vor allem der Mangementkybernetiker Stafford Beer neigte zur Analogisierung zwischen biologi-
schen Prozessen und systemischen Abläufen, vgl. dazu etwa seinen Klassiker Brain of the Firm (1981).
Tragbare Kontrolle 119
ohne Zutun und weitestgehend unbemerkt. Dieses Grundprinzip verweist damit auf
die Tatsache, dass hier die „Undurchschaubarkeit dem Funktionieren nicht grund-
sätzlich im Weg“ steht – oder, mehr noch: dass diese Undurchschaubarkeit das
Funktionieren geradewegs begünstigt, da der innere Ablauf ohne äußere Intervention
erst Recht reibungslos und unbekümmert prozessieren kann. Die Kybernetik ging in
der Tat soweit, sich über diese vollautomatische und hintergründige Denkfigur die
totale Zirkularität ganzer Gesellschaften vorzustellen, in die nur noch im Ausnahme-
zustand, d.h. im Falle einer Störung etablierter Abläufe, eingegriffen werden muss.
Von Einsteins mechanisch funktionierender Uhr bis zum Zeitalter der allseits
proklamierten „Smartness“ bzw. des allgegenwärtigen „Prozessieren[s] von Daten“
(Flusser) lässt sich schließlich eine Zunahme der Komplexität beobachten, die in
erster Linie mit der Automatisierung der inneren Vorgänge gegenwärtiger schwarzer
Kästen einhergeht. Vor allem ergeben sich deshalb auch erschwerte Bedingungen ih-
rer Entzifferung, des Unboxing der Black Box. „Die bisher gebauten ‚black boxes‘“,
schreibt Stanislaw Lem bereits Mitte der 1960er Jahre so zunächst über die linear ope-
rierenden und durchaus dechiffrierbaren Mechanismen der früheren schwarzen Käs-
ten, „sind so einfach, daß der kybernetische Ingenieur noch die Art des Zusammen-
hanges zwischen den jeweiligen Größen kennt. Sie wird durch eine mathematische
Funktion ausgedrückt. Denkbar ist aber auch eine Situation,“– hier avisiert der Autor
bereits unser heutiges, durch und durch kybernetisiertes Zeitalter und den damit
einher gehenden, komplexeren Transformationsprozess– „in der selbst er den ma-
thematischen Ausdruck dieser Funktion nicht mehr kennt. Dann wird man vom Kons-
trukteur verlangen, eine ‚black box‘ zu bauen, die eine bestimmte, benötigte Rege-
lungsaufgabe erfüllt. Doch wird weder der Konstrukteur noch sonst jemand wissen,
wie die ‚black box‘ diese Aufgabe erledigt. Er wird nicht die mathematische Funktion
kennen, die den Zusammenhang zwischen ‚Eingangs‘- und ‚Ausgangs‘-zuständen
aufzeigt. Und er wird sie nicht nur deshalb nicht kennen, weil das unmöglich ist, son-
dern vor allem deshalb, weil das unnötig ist.“
Die von Lem umrissene technische Verkomplizierung findet ihren Grund jedoch
nicht allein in der ‚Smartifizierung‘ der Apparate selbst. Vielmehr lassen sich, wie in
den kontrollgesellschaftlichen Implikationen im Folgenden noch zu präzisieren sein
wird, auch ihre Träger als schwarze Kästen begreifen. In dieser Hinsicht wäre vor al-
lem die Dialektik von Nutzer und Device sowohl als in- und outputorientierte Konstel-
lation, als auch als machtpolitische Relation in den Blick zu nehmen, die beidseitig
wirksame Effekt zeitigt. So ist zur Untersuchung zeitgenössischer ‚schwarzer Kästen‘
zwangsläufig der erweiterte Fokus auf die Verwobenheit und das Zusammenspiel zwi-
schen aktivem User– d.h. längst nicht mehr nur dem passiven Träger–und Gadget
15Passig 2017, https://www.merkur-zeitschrift.de/2017/11/23/fuenfzig-jahre-black-box/ (Stand:
17.4.2019).
16Vgl. Maschewski/Nosthoff 2019a, 38.
17Lem 2016, 165.
120 Felix Maschewski und Anna-Verena Nosthoff
nötig. Bereits der Thermostat, ein favorisierter Anschauungsgegenstand der Kyberne-
tiker zur Erklärung von feedbacklogischer Anpassung, kann in dieser Hinsicht als
relationale Black Box verstanden werden. Er reguliert zwischen In- und Output, etab-
liert damit übergeordnet eine Form der responsiven Kontrolle. Dabei geht es weniger
um eine Form unidirektionaler Ausrichtung, als vielmehr um beidseitige Adaption:
Die Temperatur wird von der Black Box ebenso reguliert wie die Black Box von der
Temperatur. In dieser Optik zeichnet sich bereits ein zentrales Prinzip gegenwärtiger
(digitaler) Vernetzungen ab: das wechselseitige Reagieren, das umfassende Feedback
ermöglicht die Annäherung an Sollwerte. Kontrolle fußt dabei weniger auf Gesetz
und Strafe als vielmehr auf flexiblen Parametern; der sanften Regulierung über den
menschlichen wie maschinellen Willen zur Reaktion.
Zu betonen ist in diesem Zusammenhang, dass die „Black Box-Theorie“ seit je-
her– und damit wäre ein weiteres entscheidendes Charakteristikum angesprochen,
das insbesondere für die kontrollgesellschaftliche Einordnung der zu diskutieren-
den Apple Watch bedeutsam ist– eng mit der Psychologie verzahnt ist. So beschreibt
Hans-Joachim Flechtner ihre Verwobenheit mit dem Behaviorismus, der die Inner-
lichkeit der Subjekte bewusst im Opaken und Unaufschlüsselbaren beließ, um das
extern wahrnehmbare Verhalten, die Reaktion auf changierende äußere Reize umso
mehr in den Fokus zu stellen: Der Behaviorismus, so Flechtner, „[strich] das ‚Bewußt-
sein‘ aus der Psychologie“ und „beschränkte die Untersuchung auf das, ‚was wir be-
obachten können‘. […] Was aber können wir beobachten? Wir können das ‚Verhalten‘
beobachten–das, was der Organismus tut und sagt.“ Die Fokussierung des äußer-
lich registrierbaren Behaviors bei Vernachlässigung der inneren Gründe offenbart,
dass nicht allein Apparate als schwarze Kästen aufgefasst werden können, sondern
im Gegenzug ebenso ihre Nutzer selbst. So beschreibt auch Flusser das Gehirn als
„perfekte schwarze Kiste“, die „uns zwingt, kybernetisch zu denken.“ Weiter heißt es:
Die schwarze ‚Kiste‘ Gehirn hat einen Input: Es kommen Teilchen dort an, die entweder aus der
Umwelt oder aus dem Köperinneren oder aus dem Gehirn selbst stammen. […] Und sie hat einen
Output: Unser Verhalten. Was im Inneren der schwarzen Kiste vor sich geht, ist vorläufig in ziem-
liches Dunkel gehüllt, aber es beginnt zu dämmern. […] Man nennt dieses Brodeln ‚Prozessieren
von Daten‘, ohne die elektromagnetischen und chemischen Vorgänge des Brodelns durchblickt
zu haben.
Fast zwangsläufig ergab sich aus der behavioristischen Perspektivierung psychi-
scher Vorgänge im Zuge der allgemeinen Kybernetisierung eine Übersemantisie-
rung der Korrelation zwischen Reiz und Reaktion bzw. In- und Output, die scheinbar
notwendigerweise den Imperativ der Anpassung und Ausrichtung über sukzessive
18Vgl. Flechtner 1970, 34–37.
19Flechtner 1970, 206.
20Flusser 1993, 137.
Tragbare Kontrolle 121
Habitualisierung nach sich zog. Es galt nun nicht mehr, Verhalten zu er- oder begrün-
den, sondern vielmehr, dieses, mediiert über Rückkopplungsmechanismen, zu be-
einflussen– in eine möglichst wünschenswerte Richtung. Die gegenwärtige „tech-
nologische Bedingung“ lässt sich so– die intensivierte, fast nahtlose Interaktion
zwischen Mensch und Maschine, das Angewiesensein der smarten Geräte auf Daten
von außen immer mitgedacht– vor allem aus dem Zusammenspiel zweier Perspekti-
ven deuten. Einerseits ergibt sich die Etablierung verschachtelter und quasi-autono-
mer „Super-Black-Boxen“, die dabei wiederum auf der Annahme fußen, ihre Nutzer
seien ebendiese: schwarze Kästen, die über immer feinere Reize stimuliert, proaktiv
ausgerichtet werden können– so lange, bis sich das erwünschte Verhalten, der er-
forderliche Output einstellt. Vor diesem Hintergrund erweist sich die derzeit im ge-
sellschaftlichen Diskurs wiederholt artikulierte Forderung nach einer „Öffnung“ von
Black Boxen schon allein deshalb als unterkomplex, weil diese selbst in Subjektivie-
rungsprozesse eingebunden sind, diese konstituieren und formen (nicht zuletzt sug-
geriert der Appell auch eine kaum haltbare Dichotomie zwischen Opazität und Trans-
parenz). Demgegenüber sind technische schwarze Kästen weder isoliert von den sie
umgebenden Umwelten, ihren Vernetzungen und normativen Milieus aufzuschlüs-
seln, noch ist ihr ‚Inhalt‘ ohne die Wechselwirkung mit den von Außen eingehenden
Datenströmen zu (be-)greifen: tatsächlich entfalten sich Opazität und ihre Effekte zu-
meist erst im Prozess algorithmischer Korrelationsanalyse.
Einsteins Bild eines hinter einem Gehäuse verborgenen Mechanismus ist so im
Zeitalter des maschinellen Lernens längst überholt, die Aufdeckung des Äußeren
der Black Box kein hinreichender Schritt zu ihrem umfassenden Verständnis. Da-
her soll die Black Box im Folgenden–exemplarisch die vierte Generation der Apple
Watch–zunächst als Black-Box-Gefüge und kontrollgesellschaftliches Dispositiv be-
leuchtet werden, um es später als Artefakt kybernetischer Gouvernementalität zu
dechiffrieren.
21Vgl. dazu etwa bereits die frühen Arbeiten Wieners zum Anti-Aircraft-Predictor (vgl. hierzu Galison
1994) als auch die Übertragung der Ergebnisse dieser Forschungen auf das generelle– menschliche
wie tierische – „Verhalten“ im Lichte des „purposeful behavior“ (vgl. hierzu Bigelow et al. 1943).
22Hörl 2011.
23Vgl. Matzner 2017.
24Ein gravierendes und gesellschaftlich hochproblematisches Beispiel ist in diesem Zusammenhang
die verhaltensanalytische Forschung des Psychologen und Datenspezialisten Michal Kosinski (vgl.
Kosinski et al. 2015), der mit Hilfe von machine learning-Algorithmen zuletzt vermeintliche „Eviden-
zen“ dafür vorgelegt hat, dass KIs in der Lage seien, die sexuellen Präferenzen anhand von Profilbil-
dern zu dechiffrieren.
122 Felix Maschewski und Anna-Verena Nosthoff
Experimentelle Sozialphysik und die Black Box
AppleWatch
Die Dispositive der „Black Box“ Apple Watch, die sich besonders in der Selbstbe-
schreibung des Produkts auf der Herstellerseite verdichten, aktualisieren diverse
der zuvor skizzierten Eigenschaften schwarzer Kästen. Um die Einsteinsche Betrach-
tung der Taschenuhr zu bemühen, lässt sich auch für die smarte Version konstatie-
ren, dass es zumindest für den ungeschulten Träger kaum eine Möglichkeit gibt, „das
Gehäuse aufzumachen“. Vorstellbar ist zwar, dass er „sich vielleicht einen Mechanis-
mus aus[denkt], dem er alles das zuschreiben kann, was er sieht“. Doch gilt auch hier,
dass sich über die reine Vorstellung algorithmischer Datenverarbeitung kaum eine
eingängige Nachvollziehbarkeit der tatsächlichen Vorgänge ergibt, geschweige denn
ihre Überprüfbarkeit.
Die Komplexität, die die Einsicht in die Black Box erschwert, belegt zudem ein
weiteres Charakteristikum: So lässt die Apple Watch sich im Flusserschen Sinne als
„Super-Black-Box“ verstehen, die hinter ihrer haptischen Oberfläche weitere Black
Boxes subsumiert. Nicht nur findet sich ein optischer Herzsensor auf der Unterseite,
auch weisen der Gehäuseboden und das digitale Rädchen, die sogenannte „Digital
Crown“– wie es heißt, „eines der komplexesten Systeme, die Apple je entwickelt
hat“– diverse Elektroden auf.
Zudem tritt– und hier reflektiert sich die Latoursche Beschreibung– das Funk-
tionieren des Apparates selbst in den Hintergrund, wird geradewegs zum Hauptver-
sprechen des handlichen Tools. Interveniert wird– zumindest jenseits der üblichen
aktivitätssteigernden Maßnahmen, der stündlichen Erinnerung an das Aufstehen
oder die beruhigende Atemübung– erst dann, wenn Abweichungen registriert wer-
den: „Ungewöhnlich hohe oder niedrige Herzfrequenzen und Herzrhythmusstörun-
gen (Arrhythmien) können auf eine ernste Erkrankung hinweisen,“ heißt es auf der
offiziellen Homepage der Apple Watch, „[d]och viele Menschen erkennen die Symp-
tome nicht, wodurch die eigentlichen Ursachen häufig nichtdiagnostiziert werden.
Mit neuen Mitteilungen in der HerzfrequenzApp kann die AppleWatch Series4 dein
Herz checken und dir diese Unregelmäßigkeiten melden, damit du reagieren und dich
ärztlich untersuchen lassen kannst.“
Gleichzeitig lässt sich die Uhr als konstanter Mediator zwischen In- und Out-
put begreifen: Jede Bewegung, jeder Herzschlag wird gemessen, nur um als Ergeb-
nis dieser permanenten Echtzeiterhebung das alltägliche Aktivitätslevel auszuwei-
sen. Dabei zählt im weitesten Sinne nichts weiter als das beobachtbare, d.h. hier das
datafizierbare Verhalten. Die kybernetische Grundierung des kleinen schwarzen Kas-
tens steht dabei ganz im Dienst behavioristischer Perspektivierung, als auch im Zei-
chen neoliberaler Anrufungen. So verspricht sie, „wie ein Personal Trainer“ zu mehr
25Apple Watch Series 4, https://www.apple.com/de/apple-watch-series-4/health/ (Stand: 21.4.2019).
Tragbare Kontrolle 123
Effizienz zu motivieren, verleiht virtuelle Trophäen und ermuntert jeden Tag dazu,
die drei „Aktivitätsringe“ zu schließen: „Bewegen, Trainieren, Stehen“. Der Wahl-
spruch „Freunde sind die besten Gegner“ verweist zudem auf die integrierte Wettbe-
werbsfunktion der „Smart-Watch“, die für beide Teilnehmenden eine radikale Form
wechselseitiger Transparenz– einen „demokratisierten Panoptismus“ oder, mit Tiq-
qun gesprochen, eine „Sozialisierung der Kontrolle“– etabliert: „Während des Wett-
bewerbs bekommst du Mitteilungen darüber, obdu vorne liegst oder hinter deinen
Gegner zurückfällst– und zumaktuellen Punktestand. So weißt du genau, wie viel du
dich noch bewegen musst, um zu gewinnen.“
Ganz im Sinne eines der bekanntesten Apologeten von Wearables als Tool der
effizienten Selbststeuerung und -Kontrolle, Alex Pentland, lässt sich die Black Box
„Apple Watch“ so als mikropolitisches Instrument im Dienste einer umfassenderen
„Sozialphysik“– oder, um es mit Zuboff auf den Punkt zu bringen, eines „instrumen-
täre[n] Kollektivs“– begreifen. Auch Pentlands Ansatz stützt sich implizit auf die
bereits erwähnten behavioristischen Grundprämissen der Kybernetik: Ausschlag-
gebend für eine effektive Verhaltenssteuerung ist in erster Linie das wahrnehmbare
Verhalten. Innere Prozesse oder Gründe – kurz: das Warum – sind vernachlässig-
bar. Zudem handele das Individuum als „homo imitans“ nachahmend, verfüge
also allenfalls über eine eingeschränkte Rationalität. Verhaltensweisen ließen sich
deshalb am effektivsten– so setzt es auch die Apple Watch mit ihren „Aktivitäts-
Wettbewerben“ um– über die „exposure to peers“ beeinflussen: wer sich mehr be-
wegen möchte, setzt sich am besten dem Druck des Gegenübers aus, kontrolliert sich
dabei nicht nur selbst, sondern lässt sich, mediiert über die handlichen Black Bo-
xen, kontrollieren. Auf diese Weise, d.h. gerade nicht über isolierte Appelle, son-
dern über die die Subjekte verbindenden Schalt- und Schnittstellen–ließen sich, so
der Leiter des Human-Dynamics-Labs am MIT, Einzelpersonen und vor allem ganze
Gruppen von miteinander kommunizierenden Individuen beeinflussen– konzeptua-
lisiert als eine Art soziales Black-Box-Gefüge. Pentland glaubt dementsprechend nach
eigenen Aussagen per se nicht an „die Individuen als Individuen“, vielmehr gelte es,
die über Wearables mediierten Interaktionen und so die Muster des Zusammenlebens
in ihrer basalen Grundstruktur zu rekonstituieren. Mit Flusser gesprochen fokussiert
man also die Pattern der Relationen zwischen Super-Black-Box und der ‚Black-Box
Gehirn‘, welche das ‚Prozessieren von Daten‘ wiederum in direkte Appelle an den
26Bröckling 2017, 218.
27Tiqqun 2007, 47.
28Apple Watch Series 4, https://www.apple.com/de/apple-watch-series-4/activity/ (Stand: 21.4.2019).
29Zuboff 2018, 481.
30Pentland 2014a, 43ff.
31Vgl. kritisch dazu: Zuboff 2018, 481–510; Maschewski/Nosthoff 2019c, 52f.
32Vgl. Pentland 2014a, 48.
33Pentland 2014b.
124 Felix Maschewski und Anna-Verena Nosthoff
Abb. 1–3: Screenshots der offiziellen Homepage der Apple Watch Series 4 (Stand: 21. 4. 2019).
Tragbare Kontrolle 125
Körper übersetzt. Die konsequente gesellschaftliche Fluchtlinie dieser Systematik
zeigt Shoshana Zuboff auf:
In Erfüllung Skinners Traum konstruiert Pentland mehr als das Update einer behavioristischen
Utopie. Er umreißt die Prinzipien einer voll entwickelten instrumentären Gesellschaft, die auf
der umfassenden Instrumentierung und Vermessung menschlichen Verhaltens zum Zweck der
Modifikation und Kontrolle basiert– und im Lichte der überwachungskapitalistischen Herr-
schaft eben auch zum Zweck des Profits.
Im Gegensatz zu dem Versuch, Subjekte lediglich monadenhaft bzw. gezielt auf der
Basis prototypischer Profilierung anzusprechen, ist die indirekte Beeinflussung über
das soziale Umfeld Pentland zufolge dabei mindestens doppelt so effizient, um in-
dividuell und kollektiv ‚erwünschtes‘ Verhalten zu forcieren. Den experimentellen
Nachweis erbrachte der Informatiker bei der Arbeit mit zwei Testgruppen, deren Akti-
vitätslevel über eingesetzte Devices gesteigert werden sollte: In der ersten von ihnen
erhielten die Individuen isoliert voneinander eine direkte Belohnung bei intensiverer
körperlicher Betätigung, während in der zweiten Gruppe Duos gebildet wurden. Hier
honorierte Pentland bei höherem Aktivitätsoutput des einen den ihm zugewiesenen
anderen, der ihn über motivierende Botschaften und technische nudges zu mehr Be-
wegung animieren sollte. Der Informatiker setzte so auf die sich entwickelnde enge
wechselseitige Verantwortlichkeit und eine feebacklogisch mediierte, subtil motivie-
rende Kontroll- und Überwachungsstruktur, wobei weder ein unsichtbar bleibender
Wächter noch ein indirekter Entscheidungsarchitekt orchestrierend wirkt. Vielmehr
wird die Regulierungsaufgabe auf die Individuen, d.h. konkret auf die verhaltens-
modifizierende Zwischenmenschlichkeit selbst übertragen, die wiederum– und das
ist hinsichtlich der Apple Watch als prototypisches Wearable des „quantified self“
besonders eklatant– ganz entscheidend von schwarzen Kästen moderiert ist. Signi-
fikanterweise führte Pentlands Experiment auch nach Verzicht auf die wirksamen
technologischen Appelle zu einer Steigerung des Aktivitätslevels–der Informatiker
begründet das damit, dass man über die smarten Devices schließlich umfassend das
„social fabric“ geändert habe: „we made being active a topic of conversation, a topic
of social pressure, of prestige, of interest.“ Pentlands anstößige Versuchsanordnung
liest sich so schließlich als–etwas überspitzte– Antwort auf eine Frage des Kyber-
netikers Heinz von Foerster: „Wie könnte man Ethik vor aller Augen verbergen, aber
dennoch darauf achten, daß Sprache und Handeln durch sie bestimmt sind?“
Die Black Box Wearable wirkt gerade im Lichte der Pentlandschen Sozialphysik
nicht als neutraler Mediator, sondern als Instrument der Aktivierung, das In- und
34Zuboff 2018, 495.
35Vgl. hierzu auch Norbert Wiener (Wiener 2013 [1948], 41), der sich explizit von Leibniz’ Bild des
monadischen Selbst abgrenzt.
36Pentland 2014b.
37Von Foerster 1993, 69.
126 Felix Maschewski und Anna-Verena Nosthoff
Outputrelationen flexibel anpasst, dabei jederzeit für neue ‚Nudges‘, d.h. kleine An-
schubser in die gewünschte Richtung sorgt. Weniger als um unidirektional ausgeübte
Kontrolle geht es darum, einen Sog zu erzeugen, der ein spezifisches (soziales) Ver-
halten wahrscheinlich macht. In der extensiven Kalibrierung der Anreizsysteme
verbinden sich neoliberale Subjektivierungsmechanismen mit dem, was Tiqqun als
„kybernetische Hypothese“ beschrieb, d.h. die behavioristisch grundierte Vorstel-
lung, „die biologischen, physischen und sozialen Verhaltensweisen als voll und ganz
programmiert und neu programmierbar zu betrachten“. Dabei entsteht die dynami-
sche Verknüpfung einer „Technologie der ununterbrochenen kleinen Eingriffe“, der
Kommunikation und Kontrolle mit den Narrativen eines freien, aktiven, autonomen
und flexiblen– eines „unternehmerischen Selbst“. Dieses Zusammenspiel findet
sich exemplarisch, aber mit durchaus emblematischer Bedeutung, besonders in den
Diskursen der werbewirksamen (Selbst-)Darstellung der Apple Watch Series 4 ver-
dichtet.
„Du hast ein besseres Ich in Dir!“– die Apple Watch
und ihr kontrollgesellschaftliches Dispositiv
Der an Gesundheits- und Wellnessdiskurse angelehnte Werbespot der Apple Watch
Series 4 adressiert das zeitgenössische Individuum in der „projektbasierten Polis“
mit den emanzipatorischen Verheißungen des Empowerments, der Selbstverwirkli-
chung oder Selbstregierung und formiert damit ein neoliberales Subjektivierungs-
programm, das die Anrufung eines beständig zu optimierenden Ichs qua technischer
Kontrolle in den Fokus rückt: Einbärtiger Mittdreißiger sitzt zunächst teetrinkend
auf der Couch, ehe er sich plötzlich seinem Doppelgänger gegenübersieht. Nach kur-
zem Erstaunen erhält der Zwilling auf seiner Smart Watch (der einzige erkennbare
Unterschied zwischen den beiden) eine unzweideutige, ans Disziplinarische gemah-
nende Message: „Zeit, aufzustehen!“ Was der Apparat vorgibt, ist Programm: Beide
machen sich schleunigst auf einen Spaziergang, rennen alsbald– im Zuge weiterer
Ich-Spaltungen und kontinuierlicher ‚Taps‘ (direkte Botschaften zum Leistungsstand,
38In diesem Sinne wäre die technologische Anreizstruktur auch als Form des ‚nudges‘ zu lesen, wo-
bei der Entscheidungsarchitekt jedoch weitestgehend in autonom operierenden Datenströmen auf-
geht. Zur grundsätzlichen Idee des nudgings als gezielte Forcierung des ‚wünschbaren Verhaltens‘
vgl. den vieldiskutierten Ausgangstext Thalers und Sunsteins (2009) sowie, kritisch dazu, Bröckling
(2017).
39Tiqqun 2007, 13.
40Pias 2003, 325.
41Bröckling 2007.
42Boltanski/Chiapello 2003, 146ff.
Tragbare Kontrolle 127
Abb. 4–6: Screen Shots, Apple Watch Series 4, Werbespot „Better You“.
128 Felix Maschewski und Anna-Verena Nosthoff
mit Tönen und Vibrationsalarm versehen) am Handgelenk– um die Wette bis zum
Strand. Im finalen Akt wird ein ganzes Quintett aus immer sportlicheren Klonen von
einem letzten überholt: ein frisches Ich, das an ihnen vorüberzieht, ins Meer springt,
energisch die Wellen teilt und neuen Zielen entgegenjagt. Die Botschaft des Ganzen:
„Du hast ein besseres Ich in Dir!“ Will heissen: ein aktiveres, gesünderes; ein Ich des
Potentials, das leistungsfähiger ist, sich nicht gehen lässt, sondern im Modus eines
kontinuierlicher Komparativs an sich selbst arbeitet, sich selbst durch Optimierung
immer wieder zu überwinden sucht.
Das Selbst gestaltet sich hier– in den Kontrollgesellschaften ist man bekannt-
lich „nie mit irgend etwas fertig“– als unabgeschlossenes und unabschließbares
Projekt. Es verschaltet den zu trainierenden Körper, in dessen Fähigkeiten und Flexi-
bilität jeder Einzelne ‚investieren‘ muss– eine Darstellung, die eng an den neoliberal
geprägten Diskurs des Human-Kapitals geknüpft scheint– mit der Idee der Selbst-
ermächtigung durch Technik. Die Black Box Apple Watch bestimmt sich damit als be-
freiendes, aufdeckendes Instrumentarium für die so aufgefasste „Black Box Leben“.
Schon Lem beschrieb den Zusammenhang zwischen den menschlichen wie techni-
schen schwarzen Kästen, d.h. in seiner Diktion, ‚Apparaten‘:
Wie baut man eine ‚black box‘? Daß das überhaupt möglich ist, daß ohne alle vorherigen Pläne
und Berechnungen, ohne die Suche nach einem System von beliebigem Komplexitätsgrad kons-
truiert werden kann, wissen wir, weil wir selbst Black Boxes sind. Unsere Körper gehorchen uns,
wir können ihnen bestimmte Befehle erteilen, und doch kennen wir nicht[…] ihre innere Ein-
richtung. […] Demnach ist also jeder Mensch ein hervorragendes Beispiel eines Apparats, dessen
wir uns bedienen können, ohne seinen Algorithmus zu kennen.
Die Apple Watch besetzt dabei die Schnittmenge zwischen technischer und mensch-
licher Black Box, lässt die Distinktion zwischen beiden komplexen Systemen beinahe
vollständig obsolet werden. Sie funktioniert, trotz ihres Wesens als schwarzer Kasten,
als Erkenntnisinstrument eines Lebens nach Zahlen: Als smarter Fitnesstracker, der
jeden Schritt, jeden Herz- und Pulsschlag erfasst, d.h. den In- und Output misst und
den Einzelnen unablässig ortet und überwacht, definiert sie sich nicht nur als essen-
tielles Werkzeug des Quantifizierten Selbst. Sie erscheint in dieser Optik sowohl als
Mittel der Selbstregierung als auch der Selbstmodifikation wie -produktion– und da-
mit ganz im Nexus der von Foucault prononcierten „Technologien des Selbst“.
In der Direktive des „self-knowledge through numbers“ übersetzt das Wearable
jede Bewegung in messbare Performance- oder Aktivitätsscores und das Individuum
in einen Datensatz, der leicht darstellbar, damit eminent steuer- und gouvernemen-
talisierbar wirkt. Denn „die Messergebnisse sprechen die Wahrheit über das Selbst“,
43Deleuze 1993 [1990], 257.
44Muhle/Voss 2017.
45Lem 2016, 167.
46Vgl. Maschewski/Nosthoff 2019c.
Tragbare Kontrolle 129
wie Andreas Bernard mit Blick auf die „Quantified Self-Bewegung“ etwas polemisch
formuliert, „und der Kanal, der das dunkle, amorphe Innere eines ‚Körpergefühls‘
oder ‚Stimmung‘ ins Licht der Zahlen und Kurven überführt, ist frei von Störgeräu-
schen, Irrtümern und Fehllektüren.“ Das Wearable macht das opake Innere schein-
bar als transparentes, zeichenhaftes Außen lesbar, und so kann der Self-Tracker sein
Verhalten mit äußeren Impulsen, Taps und Nudges korrigieren, sich an seine „Bewe-
gungsziele“ erinnern, sich gamifiziert und kompetitiv (jeder erreichten Benchmark
folgt eine Auszeichnung für den „virtuellen Trophäenschrank“) motivieren, diszipli-
nieren und weiter optimieren. In einer feedbacklogischen, in-formativen Konditio-
nierungsspirale, die einem gesünderen, fitteren Lebensstil dienen soll, übt er sich so
in beständiger (Selbst-)Regulierung– „ein Tap am Handgelenk ist wie ein Tritt in den
Hintern“–, nähert sich einem numerisch normierten, „besseren Ich“ an und wird,
mit Nietzsche gesprochen, der, der er ist. In diesem Prozess muss sich das Quantifi-
zierte Selbst kaum um Hermeneutik oder die Interpretation eines sonst grobkörnigen
Seins kümmern, innere Konflikte oder eine individuelle Geschichte psychologisch
(hier spiegeln sich die benannten behavioristischen Grundprämissen kybernetischer
Steuerungsmodi) verarbeiten. Es bestimmt sich– Deskription und Regulation gehen
dabei Hand in Hand– vielmehr über eine mathematische Bewertung des Selbst, einer
permanenten Erhebung von Skalen, Punkteständen, Leistungskennzahlen, Aktivi-
tätskurven oder Korrelationen und forciert damit ein Management der Kontrolle.
So erscheint das Subjekt weniger als unverwechselbares Individuum, sondern,
durch die Verdoppelung des Verhaltens zum Informationsstrom, als Datenkörper im
Rauschen der Ratings, der sich im Modus ubiquitärer Konnektivität immer neu ver-
misst, in ein „metrisches Wir“ ein-, sich selbst fortschreibt. Was hier wie eine Kritik
klingt, ist für den avancierten Selbstvermesser mit einem Freiheits- und Souveräni-
tätsgewinn verbunden, dem Gefühl, die eigenen Geschicke besser selbst in der Hand
zu halten. In ganz ähnlichem Duktus verspricht auch Jonathan Ive, Chef-Designer
bei Apple, mehr Emanzipation durch Vernetzung:
Die verbesserte Mobilfunkverbindung sorgt für etwas wirklich Befreiendes– die Möglichkeit, in
Verbindung zu bleiben, nur mit deiner Apple Watch. Telefonieren, Musik streamen und sogar im
Notfall Hilfe rufen. All das machst du jetzt direkt vom Handgelenk aus. Die Apple Watch Series4
ist so leistungsstark, so persönlich und so befreiend, dass sie dein Leben jeden Tag verändern
kann.
Die multioptionale Vermessung des Menschen zum Zwecke der ‚Emanzipation‘
eines „besseren Ichs“ ist hier nicht allein an die Modi der Selbstregierung gebun-
den, sondern markiert auch eine Schnittstelle zwischen Selbsttechnologien und
47Bernard 2017, 102.
48Mau 2017.
49Vgl. Schaupp 2016, 44–75; Maschewski/Nosthoff 2019c, 22ff.
50Apple Watch Series 4, https://www.apple.com/de/apple-watch-series-4/films/ (Stand: 21.4.2019).
130 Felix Maschewski und Anna-Verena Nosthoff
einer distinkten Responsibilisierung. Denn für das ‚freie‘ Individuum bildet die Apple
Watch auch ein Instrument der biopolitischen Selbstsorge. Sie formiert eine Art Si-
cherheitsdispositiv, das die individuelle Freiheit an eine persönliche Verantwortung
koppelt, sodass sich die Einzelnen die Erfolge und Folgen ihrer Handlungen selbst
zuschreiben können oder müssen. Dabei verbindet die Black Box Wearable, ganz
im Sinne ihrer ursprünglich kybernetischen Bestimmung als Werkzeug feedback-
logischer Kontrolle, den Appell der Eigenverantwortung mit medialer, informativer
Erfassung. Als Modus störungsaverser, individueller „Interventionspolitik“ instal-
liert es gleichzeitig die Idee der Prävention: Krankheiten und andere kontingente
51Pias 2003, 325.
Abb. 7 und 8: Screen Shots, Apple Watch Series 4, Werbespot „Better You“.
Tragbare Kontrolle 131
Gefahren erscheinen in der „Gesellschaft der Wearables“ weniger als unvorher-
sehbares Schicksal denn als berechenbares Risiko; die Gesundheit selbst als skalier-
bares und zu optimierendes Gut. Über die Apple Watch wird der Träger etwa qua Echt-
zeit-EKG bei abweichender Herzfrequenz gewarnt– „auch wenn du keine Symptome
spürst“– und damit in die Rolle versetzt, frühzeitig die notwendigen Maßnahmen zu
ergreifen. Unterlässt man dies, erscheinen die Konsequenzen schnell als selbstauf-
erlegt, -verantwortet und -gewählt; als „Ergebnis seiner unzureichenden Sorge um
sich.“ Die Praxis der Vorbeugung geht so zwangsläufig mit der ambivalenten Macht
einher, „Verhalten zu steuern und Verhältnisse zu ändern, gleich ob diese sich auf
Strafandrohungen oder Überzeugungskraft, auf technische Apparaturen oder soziale
Arrangements stützt. Wer vorbeugen will, muss nicht nur wissen, was zu tun ist, son-
dern muss es auch durchsetzen können.“
So wird die ‚Smart Watch‘ einerseits als Möglichkeitsbedingung eines gesünde-
ren, fitteren und emanzipierten Lebens beworben, andererseits grundiert sie– mal
sanft, mal strikter– selbstregulatorische, präventive Mechanismen, die das Indivi-
duum beständig an die smarte Technik binden, anschließen und mit ihr vernetzen.
Ziel scheint es dann zu sein, das Selbst immer mehr zum spezifischen, kontrollierten
Gebrauch seiner Freiheit zu verpflichten. Tiqqun spricht daher zwar zu Recht von ei-
ner „selbstdisziplinierte[n] Persönlichkeit“. Doch ist diese nicht ausschließlich „zum
bestmöglichen Leiter der gesellschaftlichen Kommunikation, zum Ort einer unend-
lichen Rückkopplung“ geworden; sie bestimmt sich zugleich durch ein neoliberales
Subjektivierungsprogramm, d.h. die Verheißungen (und Bürden) einer größeren Au-
tonomie, Flexibilität und Selbstständigkeit. Vor diesem Hintergrund scheint gerade
über die Apple Watch– hier als idealtypisches Tracking-Device inmitten eines ganzen
Arsenals von ähnlich funktionierenden Geräten verstanden– deutlich zu werden,
dass sich Regierung nicht „ausschließlich und notwendig über explizite oder impli-
zite Verbote von Handlungsoptionen, sondern auch und gerade durch ihre Macht,
Subjekte zu einem bestimmten Handeln zu bewegen“ definiert.
Damit bestimmt das Wearable einen ganz eigenen, spezifischen Kontaktpunkt
zeitgenössischer Herrschafts- und Selbsttechnologien: Denn schon die an Dieter
Rams– beispielsweise an dessen Thesen „Gutes Design macht ein Produkt verständ-
lich“, „Gutes Design ist ehrlich“, „Gutes Design macht ein Produkt brauchbar“–
52Maschewski/Nosthoff 2019c.
53Bröckling 2004, 215.
54Bröckling 2004, 212; Kursivsetzung hinzugefügt.
55Tiqqun 2007, 32.
56Der Markt für Wearables umfasste im gesamten Jahr 2018 alleine 172,2 Mio. ausgelieferte Einhei-
ten, die Anteile der Apple Watch betrugen daran etwa 10,4%; für 2019 wird indes eine weitere Steige-
rung prognostiziert. Vgl. hierzu https://www.idc.com/getdoc.jsp?containerId=prUS44901819 (Stand:
25.4.2019).
57Lemke/Krasmann/Bröckling 2000, 29.
58Rams 2017.
132 Felix Maschewski und Anna-Verena Nosthoff
orientierte Gestaltung konturiert nicht nur ‚individuelle‘ Leitlinien, sie akzentuiert
schon qua Form schlanke Werte oder Normen und damit gesellschaftliche Impera-
tive. Dabei überführen die Prinzipien intuitiver Bedienbarkeit, einfacher Sprache
bzw. ‚eindeutiger‘ Zahlen die innere Komplexität in eine Relation aus In- und Output;
reduzieren das Selbst auf eine skalier-, vergleich- und korrelierbare Datenspur eines
maschinell erfassten Verhaltens. So übersetzt die Ästhetik des „Weniger ist mehr“
den biopolitischen Appell der Selbstsorge in ein passendes Gehäuse, formiert, wenn-
gleich ohne ausdrückliche Artikulation, ein auf Effizienz und Funktionalität fokus-
siertes Sein, das sich im Modus des schlanken (Selbst-)Managements einer spieleri-
schen, aber doch permanenten Überprüfung unterzieht.
In diesem Konnex nimmt es nicht Wunder, dass sich das projektierte, „bessere
Ich“ in dem etwas paradoxen Narrativ von der sukzessiven, technisch gestützten Op-
timierung (in der Werbung als ‚verbesserter‘ Doppelgänger veranschaulicht) im sport-
lichen Agon– auch hier stellt sich die „unhintergehbare Rivalität als heilsamer Wett-
eifer“ dar– von einer scheinbar selbstverschuldeten Bequemlichkeit zu befreien
sucht. Der Wettlauf mit sich selbst und anderen erscheint vor allem als Chiffre, die
anzeigt, wie man sich zu verhalten hat, um im gesamtgesellschaftlichen Kräftemes-
sen zu bestehen.
Dass das digitale Device heute zum verlässlichsten Tool geworden zu sein scheint,
um die Herausforderungen der sich beständig wandelnden, normierenden Bench-
marks des Alltags zu meistern, markiert schließlich drei miteinander zusammenhän-
gende Verknüpfungsprozesse: zunächst die zunehmende Verschaltung von neolibe-
ralen Anrufungen eines aktiven und flexiblen, eigeninitiativ und -verantwortlichen
Subjekts mit kybernetischen Kontrolllogiken. Zweitens das forcierte Ineinandergrei-
fen von Selbst- und Sozialtechnologien im Dienst biopolitischer Responsibilisierung
und damit– drittens– die aktuell sehr profunde Direktive, dass die Behandlung der
„Black Box Leben“ ohne die „Black Box Computer“ nicht zu haben ist. Gerade die
zunehmende Deutungshoheit der schwarzen Datenkästen (die Pentlandsche For-
schung ist hier ein pointiertes Beispiel), die im Zeichen ‚objektiver‘ Zahlen ihre Nut-
zer selbst als opake Schachteln aus In- und Outputrelationen erscheinen lässt, grun-
diert diese Prozesse. Sie verweist schließlich auf grundlegende Verschiebungen der
Modi des Regiert-Werdens und Regierbar-Machens. So verdichtet das Dispositiv Apple
Watch eine eigene Form der Subjektivierungsmacht, mehr noch: Sie materialisiert
(idealtypisch) einen gouvernementalen Systemwechsel.
59Deleuze 1993 [1990], 257.
60Becker 2012.
Tragbare Kontrolle 133
Datafizierte Biopolitik und algorithmische
Gouvernementalität
Die Gouvernementalität der Gegenwart zentriert sich–wie die Apple Watch und ihre
werbliche Inszenierung nahelegen–nach wie vor explizit auf die Körper der zu regie-
renden Subjekte. In dieser Hinsicht weist sie durchaus ähnliche Fokussierungen mit
der klassischen Biopolitik auf, die sich, wie Foucault noch schrieb, insbesondere auf
die „Fortpflanzung, die Geburten- und die Sterblichkeitsrate, das Gesundheitsniveau,
die Lebensdauer, die Langlebigkeit mit allen ihren Variationsbedingungen“ konzen-
trierte. Doch stehen im Zentrum der nun weitaus dezentraler organisierten und feed-
backlogisch grundierten Regulierungs- und Interventionsmaßnahmen – d.h. auch
jenseits des ehemaligen staatlichen Monopols und der institutionellen Grundierung
einer Durchsetzung der „Macht zum Leben“– weniger klassisch-statistisch einseh-
bare, transparente Grundlagen. Stattdessen wird die Kontrolle über den bios schein-
bar selbstorganisiert, autonom und im Sinne einer freiheitlichen Steuerung und
Regelung ausgeübt. Jenseits der orthodox-kausalen Grundierung der klassisch-bio-
politischen Gesellschaft arbeiten die wirksamen Algorithmen der datafizierten Ge-
genwart auf Basis von fluiden und stetig wechselnden Korrelationen, die äußerlich
kaum nachvollziehbar sind und dabei zunehmend – da im Zuge des maschinellen
Lernens und im Gehäuse der weitestgehend verdunkelten Black Boxes – ‚autonom‘
operieren. Die „rechnerische Planung des Lebens“ wird so von der Technologie bzw.
der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine– d.h. auch zwischen der techno-
logischen Black Box und ihrem menschlichen Pendant– selbst besorgt, anstatt noch
der staatlichen Souveränität zu unterliegen. Black Boxes übernehmen in der Folge
eine soziopolitische, vormals souveräne Steuerungsfunktion, die nun auf die freiwil-
lige Partizipation der Nutzer zählt. Doch geht die freiheitliche Ausrichtung dabei eine
paradoxe Verbindung mit einer umfassenden Kontrolllogik ein, die bereits Stafford
61Zum Zusammenhang zwischen gegenwärtiger (digitaler) Gouvernementalitäten und klassischer
Biopolitik vgl. v.a. Herder 2019.
62Foucault 2014 [1976], 69.
63Foucault 2014 [1976], 69.
64Vgl. Maschewski/Nosthoff 2019b, 37. In diesem Zusammenhang wäre auch der weitestgehend
opake Industriezweig sogenannter „Datenbroker“ zu erwähnen, die sich technopolitische wie öko-
nomische Gefüge und Konstellationen derzeit über das Handeln mit persönlichen Daten anzueignen
versuchen (vgl. Christl/Spiekermann 2016).
65Foucault 2014 [1976], 69.
66Zudem weisen jüngst annoncierte Kooperationen von Nationalstaaten wie Singapur mit privaten
Unternehmen wie dem von Google aufgekauften Fitbit auch auf Formen der Verschaltung zwischen
privaten Akteuren und Souveränen hin, die kooperativ auf eine biopolitische Produktivmachung der
Bevölkerung– etwa über die zunächst freiwillige Verfügbarmachung von Wearables zur Kontrolle
der eigenen Gesundheit in Pilotprojekten mit bis zu einer Million Teilnehmenden–hinarbeiten (vgl.
Byford 2019).
134 Felix Maschewski und Anna-Verena Nosthoff
Beer auf eine ambivalente Formel brachte: „Liberty must be a computable function of
effectiveness.“
In dieser Perspektivierung spiegelt sich nach wie vor die Janusköpfigkeit klassi-
scher Biopolitiken, d.h. mit Foucault gesprochen, die Ambivalenz dieser „anatomi-
schen und biologischen, individualisierenden und spezifizierenden, auf Körperleis-
tungen und Lebensprozesse bezogenen[…] Technologie“– oder, wie Dieter Mersch
es ganz grundlegend hinsichtlich kybernetischer Prozesse und der sie grundieren-
den Kanäle fasst, die zweischneidige Ausrichtung zwischen „einer gleichzeitigen Er-
möglichung und Einschränkung.“ Die beschriebene algorithmische Rejustierung
klassischer Biopolitiken überschreibt dabei den vormals formativen Gesellschafts-
körper mit fluiden Datenpunkten, Leistungs- und Zielwerten, konzeptualisiert ihn als
fraktale Masse aus „dividuell“ gewordenen Subjekten, die sich jederzeit in kaum
nachvollziehbaren Strukturen und überlappenden technologischen Beeinflussungs-
architekturen bewegen. Antoinette Rouvroy erkennt in der sich hier abzeichnenden
Regierungsform– wenngleich expliziter für den juridischen Kontext– so die Grundie-
rung einer umfassenden „algorithmischen Gouvernementalität“. Diese Regierungs-
form richtet Subjekte aus, ohne dazu explizit an eine inhaltliche Norm oder diskursiv
verhandelte gesellschaftliche Werte– die sich jenseits der proklamierten, maschinen-
geschriebenen Effizienzlogik verdichtet– zu gemahnen:
algorithmic governmentality carefully avoids any direct confrontation with and impact on flesh
and blood persons. One may even say that algorithmic governmentality simply ignores the
embodied individuals it affects and has as its sole ‚subject‘ […] a constantly evolving ‚data body‘
or network of localisations in actuarial tables. In such a governmental context, the subjective
singularities of individuals, their personal psychological motivations or intentions do not matter.
What matters is the possibility of linking any trivial information or data left behind or voluntarily
disclosed by individuals with other data gathered in heterogeneous contexts and to establish
statistically meaningful correlations. The process bypasses individual consciousness and ratio-
nality (not only because operations of data mining are invisible, but also because its results
are unintelligible for the instruments of modern rationality), and produces their ‚effects of gov-
ernment‘ by anticipatively ‚adapting‘ the informational and physical environment of persons
according to what these persons are susceptible to do or wish to do, rather than by adapting
persons to the norms which are dominant in a given environment.
In dieser Optik markiert die Apple Watch also eine pointierte, mobilere und dezen-
tral operierende Erweiterung biopolitischer Regulierungsmaßnahmen. Doch deutet
ihre klare Fokussierung auf alltägliche Taktung und effektive Konditionierung ebenso
an, dass sich in der digitalen Selbstoptimierung eine fast klassische Disziplinierung
67Beer 1973, 6.
68Foucault 2014 [1976], 69.
69Mersch 2013, 29.
70Deleuze 1993 [1990], 258.
71Rouvroy 2013, 159.
Tragbare Kontrolle 135
revitalisiert; und so keineswegs abgelöst, sondern allenfalls überlagert wurde. Längst
werden Wearables auch in zahlreichen Unternehmen oder sogar Staaten– von so-
genannten „Wellnessprogrammen“ einzelner Arbeitgeber über die Bonimodelle ver-
schiedener Versicherungen (in den USA werden Wearables dabei vereinzelt sogar
obligatorisch) bis hin zu von staatlichen Health Promotion Boards veranlasste, auf
Private-Public-Partnerships basierende Fitness-Programme– eingesetzt, unterlie-
gen so weniger der freiheitlichen Entscheidung oder Einstellung ihrer Träger denn
einer sukzessiven Institutionalisierung. Jenseits annoncierter Freiheitsversprechen
zahlreicher Gadgets offenbart sich in der Expansion ihrer Feedbackmechanismen
dabei nicht allein ein Kontaktpunkt von Selbst- und Sozialtechnologien, sondern
auch die Etablierung von Machtstrukturen, in deren Lichte die Dialektik von Frei-
heit und Kontrolle die Konturen einer neuen, algorithmisch fundierten, kybernetisch
mediierten Herrschaft umreißt. Die Steuerungsfunktion der Black Box, die bereits in
der kybernetischen Regelungsfantasie angelegt ist, kommt in dieser Perspektive viel-
leicht gerade in einer technologisch normierten, ökonomisch durchmöblierten Ge-
sellschaft, die die wettbewerbliche Ausrichtung zum Drehmoment sämtlicher insti-
tutioneller wie individueller Produktionsschleifen macht, zu sich selbst. So zeichnet
die Black Box Apple Watch schließlich die idealtypische Materialisierung einer weg-
weisenden Zusammenführung nach: der Verschaltung von neoliberalem Geist und
kybernetischer Kontrolle. In ihr gehen Selbst- und Herrschaftstechnologien nahezu
vollständig ineinander über, wobei die Konzeptualisierung des Subjekts als Black-
Box-Gefüge dieses bereits als steuer- und ausrichtbar, und so vor allem als eminent
regierbar in den Blick nimmt.
Die von Flusser so konzeptualisierten Kastenmilieus im Sinne von Super-Black-
Boxes wären in diesem Konnex schließlich vor allem über machtpolitische Implikati-
onen aufzuschlüsseln. Spätestens in dieser Optik würde klar, dass es sich beim Wear-
able kaum um ein neutrales Werkzeug handelt, das einfach vom Himmel gefallen ist.
Technologien bestimmen sich immer, und vielleicht zuallererst – das untermauert
auch die Apple Watch mit ihren ‚imperativischen‘ Versprechungen– als Ensembles,
die ein bestimmtes Verhältnis zwischen den Menschen, den (eigenen) Körpern und
Dingen prägen, die Möglichkeitsfelder des Handelns ausrichten und damit fast not-
wendig als Materialisierung einer distinkten Gouvernementalität figurieren.
Vor diesem Hintergrund markieren auch die kybernetischen Black Boxes unseres
Alltags, die sich jenseits von Inhalt und Semantik über In- und Outputs koordinieren,
nicht nur ein eigenes Regierungskalkül, sondern, angesichts ihrer behavioristischen
Verfahrensmodi, auch eine „radikal neue Konfiguration des individuellen und kol-
lektiven Subjekts im Sinne einer Entleerung.“ Denn offensichtlich scheint, dass der
72Vgl. Byford 2019.
73Vgl. Maschewski/Nosthoff 2019c, 92ff.
74Tiqqun 2007, 32.
136 Felix Maschewski und Anna-Verena Nosthoff
Ausbau der Netze, das effiziente ‚In-formieren‘ der Kanäle und Regelkreise mit einer
grundlegenden Reduktion einhergeht, die den konzeptionellen Ausschluss uneinge-
löster Potentiale von menschlichen Denk- und Handlungsweisen einschließt. So kon-
kretisiert sich, wie Dieter Mersch erklärt, auch die „Monstrosität der ‚kybernetischen
Hypothese‘“ in dem Umstand, dass sie durch annoncierte Entwertung der Innerlich-
keit und dem Fokus auf die Aus- und Zurichtung, Bahnung und Rahmung der Sub-
jektivität, nicht in der Lage scheint, Wertigkeiten jenseits des sanften Schnurrens der
Systeme denken, d.h. „ihr Anderes, ihre Grenze, das Singuläre oder Nichtprogram-
mierbare noch gewahren zu können“.
Die Etablierung eines qua Black Boxes wie dem Wearable mediierten tech-
nisch-kybernetischen Kontextes, der den Text und seinen Inhalt (Vorstellungen des
‚guten Lebens‘ etc.) klärt bzw. ausblendet, die Propagierung der Idee eines Indivi-
duums als substanzlose Hülle und damit einer Psychologie ohne Psyche, forciert so
letztlich auch eine Sozialität, bei dem sich die Antworten feedbacklogisch nur noch
um ihre technische Koordination, die Zirkulation der Information und die Optimie-
rung der Netze– das „bessere Ich“ läuft immer voran– zu drehen scheinen. Damit
bleibt wohl nur, mit einer Bemerkung von Hans Jonas zu schließen:
Gemäß der Kybernetik ist die Gesellschaft ein Kommunikationsnetz für die Übermittlung, den
Austausch und die Ansammlung von Information, und es ist dies, was sie zusammenhält. Ein
leererer Begriff von Gesellschaft ist niemals vorgebracht worden. Nichts ist gesagt über den
Gegenstand der Information, und warum es wichtig sein soll, sie zu haben. Selbst für die bloße
Stellung einer solchen Frage hat das Schema keinen Platz.
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Bildnachweise
Abb. 1–3: Screenshots der oziellen Homepage der Apple Watch Series 4: https://www.apple.com/
de/apple-watch-series-4/activity/ (Stand: 21. 4. 2019), © Apple Inc. (2018).
Abb. 4–8: Screenshots, Apple Watch Series 4, Werbespot „Better You“, © Apple Inc. (2018).