Die bewusste wie unbewusste Vermittlung zwischen strukturellen und individuellen Faktoren sowie ihre wechselseitige Stabilisierung und die damit einhergehende Modifizierung der Artikulationsformen antisemitischer Ressentiments erfolgt durch einen Prozess kultureller Formierung. Shulamit Volkov (1978) hat mit ihrem Konzept des cultural code den kultursoziologischen Prozess der gesellschaftlichen Segmentierung und Homogenisierung beschrieben, der – historisch wie gegenwärtig – zu einer symbolischen wie realen Polarisierung durch den Antisemitismus führt und antisemitische Denk- und Weltbilder nachhaltig charakterisiert. Im Antisemitismus als umfassender alternativer Weltanschauung sind Jüdinnen und Juden zum Symbol der modernen Welt geworden, wie neben Volkov auch Sartre (1945), Horkheimer und Adorno (1947), Arendt (1955) und Postone (1982) betont haben.