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Identifikation motorischer Defizite im Kindergarten aus der Sicht von österreichischen Kindergartenpädagog:innenIdentification of motor deficits in Austrian preschool children

Authors:

Abstract

Background The identification of motor skill problems in preschool children may enable early intervention and improve the developmental trajectories of children. In Austrian preschools, there are no official standardized norm-referenced tests or guidelines to support the early identification of motor impairments in preschool children. This study aimed to analyze the current approach of preschool teachers to motor skill assessments.Materials and methodsA quantitative questionnaire was designed based on previously published literature.ResultsThe data analysis was mainly descriptive. Differences in group comparisons were tested for significance using inductive statistical methods. A total of 223 preschool teachers participated in this study which was conducted between December 2020 and January 2021 in the Western Austria province Tyrol. In all, 97% of the study respondents rated the early identification of motor deficits as important. We have found that over 75% of teachers document their observations of a child’s daily activity, but there is currently no standardized process for observing, assessing, and documenting motor skill development. We also identified several common barriers to the implementation of standard assessments from the teachers’ point of view. Furthermore, over 80% of the study participants wish to receive support from external health care experts.Conclusion In addition to further training for preschool teachers in the use of standardized assessments for the evaluation of motor development, pilot projects for the implementation of screenings by physiotherapists would be suitable for future research projects.
Originalarbeit
Präv Gesundheitsf
https://doi.org/10.1007/s11553-022-00971-z
Eingegangen: 8. Februar 2022
Angenommen: 17. Juli 2022
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Barbara Scheiber2· Claudia Spiegl2· Jasmin Plattner2· Sabrina Neururer3·
Natalia Schiefermeier-Mach1
1fhg Zentrum für Gesundheitsberufe Tirol GmbH, Innsbruck, Österreich
2FH-Bachelor-Studiengang Physiotherap ie, fhg Zentrum für Gesundheitsberufe Tirol GmbH , Innsbruck,
Österreich
3Landesinstitut für Integrierte Versorgung Tirol, Tirol Kliniken GmbH, Innsbruck, Österreich
Identifikation motorischer
Defizite im Kindergarten aus der
Sicht von österreichischen
Kindergartenpädagog:innen
Einführung
Unter der Bezeichnung der umschriebe-
nen Entwicklungsstörungen motorischer
Fähigkeiten (UEMF) bzw. der geläufige-
ren englischen Bezeichnung „develop-
mental coordination disorders“ (DCD)
werden motorische Entwicklungsstö-
rungen im Kindesalter zusammenge-
fasst, die auf keine andere diagnostizier-
bare Pathologie zurückzuführen sind
[4]. Ab dem 3. Lebensjahr kann eine
Entwicklungsverzögerung gesichert dia-
gnostiziert werden, allerdings zeigt sich
in der Praxis, dass eine Identifikation
häufig erst später erfolgt, sodass Kinder
mit einer Beeinträchtigung der motori-
schen Entwicklung bis zum Schuleintritt
häufig nicht als solche erkannt werden
[10]. Laut einer Leitlinie zur Definition,
Diagnostik und Behandlung umschrie-
bener Entwicklungsstörungen motori-
scher Fähigkeiten belaufen sich aktuelle
Prävalenzschätzungen auf 5–6 % aller
Schulkinder [3]. 80–90% dieser Kinder
haben Schwierigkeiten beim schulischen
Lernen sowie signifikant höhere In-
zidenzen bei Verhaltensauffälligkeiten
und im Bereich der sozialen Entwick-
lung gegenüber der Normalbevölkerung
[25]. Dementsprechend wichtig ist eine
möglichst frühe Identifikation dieser
Entwicklungsverzögerungen, um Lang-
zeitfolgen zu verringern.
Die Vorschulzeit ist eine kritische
und bedeutende Zeit für die Entwick-
lung von körperlichen sowie kognitiven
Fähigkeiten. Leider zeigt sich, dass viele
Vorschulkinder im europäischen Raum
weder ausreichend körperlich aktiv sind,
noch zeigen sie ein zufriedenstellendes
Beherrschen der altersentsprechenden
Grobmotorik [7,15]. Ausreichende mo-
torische Leistungsfähigkeit sowie kör-
perliche Aktivität stehen in direktem
Zusammenhang mit einer besseren mo-
torischen und kognitiven Entwicklung,
psychosozialer sowie kardiometaboli-
scher Gesundheit, Knochen- und Ske-
letgesundheit und einem geringeren
Verletzungsrisiko [9,11,26].
In einer 2012 durchgeführten Pi-
lotstudie an drei Tiroler Kindergärten
wurde eine z. T. mangelhae motorische
Leistungsfähigkeit der Kinder aufge-
zeigt. Ein Drittel der getesteten Kinder
erreichte beim Einbeinstand lediglich
mangelhae oder ausreichende Ergeb-
nisse [6]. Auch im Stand & Reach-Test
erzielte jeder 5. Knabe und jedes 3. Mäd-
chen mangelhae Ergebnisse, während
<10 % der Kinder gute oder sehr gute
Leistungen erbrachten [8]. Mangelnde
motorische Kontrolle sowie unzurei-
chende Bewegungserfahrung im Alltag
fördern die Bewegungsunsicherheit des
Kindes und steigern zudem die Verlet-
zungsgefahr bei Stürzen [12].
Vor allem Kinder aus Familien mit
niedrigem sozialem Status stellen ei-
ne Risikogruppe für motorische Defizite
dar. Dass das soziale Umfeld vonKindern
Einfluss auf die motorische Leistungs-
fähigkeit hat, konnten Ketelhut et al.
nach einer 2011 durchgeführten Unter-
suchung darstellen. Kindergartenkinder
aus sozial schwachem Einzugsgebiet
zeigten sich weniger rperlich aktiv
und schnitten bei motorischen Tests wie
beim seitlichen Hin- und Herspringen,
Stand & Reach und Tennisballtransport
signifikant schlechter ab als Kinder aus
sozial höher gestellten Familien [13].
Auch Kinder mit Migrationshinter-
grundsindbesondersgefährdet,bereits
im frühen Alter motorische Defizite zu
entwickeln. Greier und Riechelmann un-
tersuchten die motorische Leistungsfä-
higkeit von 4- bis 5-jährigen Kinder-
gartenkindern in Tirol in Abhängigkeit
des Migrationsstatus. Es konnte festge-
stellt werden, dass Kinder mit Migra-
tionshintergrund weniger in Sportverei-
nen vertreten waren, mehr als doppelt so
o übergewichtig waren und signifikant
schlechtere Ergebnisse bei funktionellen
motorischenTestserzielten[8]. Au ch Au-
guste et al. bestätigen, dass Kinder mit
Migrationshintergrund körperlich weni-
ger aktiv sind und auch bei motorischen
Tests schlechter abschneiden als Kinder
ohne Migrationshintergrund [2].
Prävention und Gesundheitsförderung
Originalarbeit
Bleiben Körpererfahrungen durch zu
wenig Bewegung und körperliche Akti-
vität aus, können diese frühen Defizite
mit zunehmendem Alter omals nicht
mehr aufgeholt werden. In einer Längs-
schnittstudie von Speer et al. konnte fest-
gestelltwerden,dassKinder,dievorSchu-
leintritt motorische Defizite aufwiesen,
diese auch durchgängig über die gesam-
te Grundschulzeit beibehielten [24]. So-
mit steigt das Risiko für die Entwicklung
diverser Volkskrankheiten. Kinder mit
schwachem Fitnesslevel weisen beispiels-
weise ein höheres Risiko auf, im Erwach-
senenaltereinmetabolischesSyndromzu
entwickeln. Der Hüumfang sowie der
kardiorespiratorische Fitnesszustand im
Kindesalter korrelieren mit dem kardio-
metabolischen Gesundheitsstatus im Er-
wachsenenalter [22].
Die jährlichen Vorsorgeuntersuchun-
gen in Tiroler Kindergärten beinhalten
eine allgemeinmedizinische Reihenun-
tersuchung mit der Beurteilung des
Zahnstatus, eine Augenvorsorgeunter-
suchung, eine Untersuchung der Organe,
der Wirbelsäule, der Extremitäten und
des Muskeltonus. Des weiteren wird
von ärztlicher Seite eine Beurteilung
des Gangbildes, des Einbeinstands und
des Hüpfens durchgeführt. Aus den
fünf motorischen Fähigkeiten Ausdau-
er, Kra, Schnelligkeit, Beweglichkeit
und Koordination wird hier lediglich
ein Bruchteil abgedeckt. Betrachtet man
das Grenzsteinkonzept nach Michaelis,
findet man 10 verschiedene Items, wel-
che die Grenzsteine der motorischen
Entwicklung im Alter von 3 bis 6 Jah-
ren darstellen. Diese Grenzsteine gelten
als Referenzwert, um Entwicklungsver-
zögerungen zeitgerecht zu erkennen.
Das Nichterreichen eines als Grenz-
stein definierten Entwicklungsschritts
muss als ernstzunehmende Auffällig-
keit im Entwicklungsverlauf gewertet
werden und bedarf weiterer Abklärung
[17]. Angesichts der Komplexität der
motorischen Entwicklung erscheint es
schwierig, mit den aktuell in der ärzt-
lichen Untersuchung eingesetzten Tests
eine aussagekräige Beurteilung des
motorischen Entwicklungszustands zu
tätigen. Die logopädische Untersuchung
als Vergleich dazu wird im Sinne eines
jährlichen umfangreichen Sprach- und
Hörscreenings durch eine:n vom Land
Tirol angestellte:n Logopäd:in durchge-
führt. Zur Identifikation von motori-
schen Defiziten gibt es keine benannte
Zuständigkeit. Die Kindergartenpäd-
agog:innen scheinen in diesem Bereich
alleine in Verantwortung zu stehen [1].
Ziel der vorliegenden Studie ist eine
Untersuchung des Ist-Standes zum ak-
tuellen Umgang mit der Identifikation
motorischer Defizite bei Kindergarten-
kindern in Tiroler Kindergärten. Es soll
erhoben werden, ob es einen einheit-
lichen Prozess zur Früherkennung von
motorischen Defiziten gibt, ob und wel-
che Instrumente zur Erfassung verwen-
det werden und ob seitens der Kinder-
gartenpädagog:innen ein Wunsch nach
spezifischen Fortbildungen bzw. externer
Unterstützung besteht.
Methodik
Fragebogenentwicklung
Auf Basis der Ergebnisse einer Litera-
turrecherche wurde zur Beantwortung
der Forschungsfragen ein quantitativer
Fragebogen erstellt. Zur Überprüfung
der Durchführbarkeit wurden quali-
tative Pre-Tests im Sinne von ink-
aloud-Interviews mit 5 Kindergarten-
pädagog:innen durchgeführt [19]. Dabei
wurde darauf geachtet, die zukünige
Stichprobenpopulation hinsichtlich Al-
ter, Erfahrung, Lokalisation und Form
des Kindergartens sowie Finanzierung
so gut wie möglich zu repräsentieren.
Auf Basis der Erkenntnisse aus den Pre-
Tests wurde der Fragebogen überarbeitet
und mittels soscisurvey.de als Online-
Erhebungsinstrument ausgearbeitet.
Studienteilnehmer:innen
Dieser Online-Fragebogenwurde im De-
zember 2020 an alle Tiroler Kindergar-
tenträger mit der Bitte um Weiterlei-
tung an die jeweiligen Kindergartenpäd-
agog:innen per E-Mail versendet. Ein-
schlusskriterien zur Teilnahme stellten
eine abgeschlossene Ausbildung der Kin-
dergartenpädagogik sowie eine aktuelle
Tätigkeit in Tirol dar. Der Erhebungszeit-
raum erstreckte sich von Dezember 2020
bis Ende Jänner 2021 über 6 Wochen.
Drei Wochen nach der ersten Einladung
wurde ein Erinnerungsmail verschickt.
Ethik
Das Research Committee for Scien-
tific Ethical Questions (RCSEQ) gab
einen positiven Bescheid zur Durch-
führung der Studie (Nr. 2839) ab. Die
Teilnahme an der Studie erfolge ano-
nym und freiwillig. Durch das Absenden
des ausgefüllten Fragebogens gaben die
Teilnehmer:innen ihre Zustimmung zur
Weiterverarbeitung der erhobenen Da-
ten.
Datenanalyse
Die Datenauswertung erfolgte über das
Statistikprogramm SPSS (IBM SPSS Inc.,
Chicago, IL, USA). Offene Antwortfor-
mate wurden inhaltlich analysiert und zu
Kategorien zusammengefasst. Zunächst
wurden die Daten deskriptiv ausgewer-
tet. Kategoriale Auswertungen wurden
mit absoluten und relativen Häufigkei-
ten angegeben. Metrische Daten wur-
den mit Hilfe des Kolmogornov-Smirnov-
Tests auf Normalverteilung getestet. Da-
bei stellten sich die Daten als nicht nor-
malverteilt heraus und wurden daher mit
dem Median (Mdn) und Interquartilsab-
stand (IQR) angegeben. In einem weite-
ren Schritt wurden stratifizierte Daten-
sätze mittels induktiver statistischer Ver-
fahren auf Unterschiede in bestimmten
Merkmalsausprägungen untersucht. Da
es sich um nicht normalverteilte Daten
handelte, wurden im Zuge der schlie-
ßenden Statistik entsprechend nicht-pa-
rametrische, zweiseitige Tests gerechnet.
Zur Anwendung kam der Mann-Whit-
ney-U-Test für unabhängige Stichproben.
P-Werte > 0,05 wurden als statistisch sig-
nifikant erachtet.
Ergebnisse
Im Erhebungszeitraum gingeninsgesamt
254 Fragbögen ein, von denen 223 in die
Analyse einbezogenwurden. Fragebögen
mit fehlenden Werten im soziodemogra-
phischen Fragebogenabschnitt (n= 31)
wurden von der Auswertung ausge-
schlossen. Darüber hinaus wurden alle
verfügbaren Fälle (n= 223), auch nicht
Prävention und Gesundheitsförderung
Zusammenfassung · Abstract
Präv Gesundheitsf https://doi.org/10.1007/s11553-022-00971-z
© The Author(s), under exclusive licence to Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature
2022
B. Scheiber · C. Spiegl · J. Plattner · S. Neururer · N. Schiefermeier-Mach
Identifikation motorischer Defizite im Kindergarten aus der Sichtvon österreichischen
Kindergartenpädagog:innen
Zusammenfassung
Hintergrund. Eine frühzeitige Identifikation
von motorischen Defiziten im Kindergarten-
alter kann durch gezielteInterventionen den
Entwicklungsverlaufvon betroffenen Kindern
verbessern. Aktuell gibt es in Österreich
keine offiziellen standardisierten, normre-
ferenzierten Tests oder Richtlinien, welche
ein frühzeitiges Erkennen von motorischen
Beeinträchtigungen bei Kindergartenki ndern
unterstützen bzw. gewährleisten. Das Ziel
dieser Studie war eine Erhebung des Ist-
Standes zum aktuellen Umgang mit der
Identifikation motorischer Defizite bei Kindern
in Tiroler Kindergärten.
Methodik. Zur Datenerhebung wurde ein
quantitativer Fragebogen erstellt, welcher
mittels qualitativer Pre-Tests überprüft und
optimier t wurde.
Ergebnisse. Die Datenauswertung erfolgte
vorwiegend deskrip tiv. Unterschi ede in Grup-
penvergleichen wurden mittels induktiver
statistischer Verfahren auf Signifikanzen
überprüft. 223 Kindegartenpädagog:innen
aus Tirol nahmen zwischen Dezember 2020
und Ende Januar 2021 an dieser Studie
teil. Über 97% der befragten Personen
schätzten eine frühzeitige Identifikation
von motorischen Defiziten als wichtig
ein. Unsere Daten zeigen, dass >75 % der
Pädagog:innen ihre Beobachtungen der
täglichen Aktivität des Kindes dokumen-
tieren, allerdings derzeit kein einheitlicher
Prozess zur Beobachtung, Beurteilung und
Dokumentation der m otorischen Entwicklung
vorliegt. Es konnten einige Hindernisse für
den Einsatz standardisierter Assessments aus
kindergartenpädagogi scher Sicht identifiziert
werden. Über 80% der Teilnehmer:innen
wünschen sich Unterstützung durch externes
Fachpersona l.
Schlussfolgerung. Neben Fortbildungen r
Kindergartenpädagog:innen zur Anwendung
standardisierter Assessments zur Beurteilung
der motorischen Entwicklung würden sich
Pilotprojekte zur Umsetzung von Screenings
durch Physiotherapeut:innen für künftige
Forschungsprojekte eignen.
Schlüsselwörter
Umschriebene Entwicklungsstörung
motorischer Funktionen (UEMF) · Motorische
Funktionen · Vorschulalter · Kindliche
Entwicklung · Bewegungsentwicklung
Identification of motor deficits in Austrian preschool children
Abstract
Background. The identification of motor
skill problems in preschool children may
enable early intervention and improve the
developmental trajectories of children. In
Austrian preschools, there are no official
standardized norm-referenced tests or
guidelines to support the early identification
of motor impairments in preschool children.
This study aimed to analyze the current
approach of preschool teachers to motor skill
assessments.
Materials and methods. A quantitative
questionnaire was designed based on
previously published literature.
Results. The data analysis was mainly
descriptive. Differences in group comparisons
were tested for significance using inductive
statistical methods. A total of 223 preschool
teachers participated in this study which was
conducted between December 2020 and
January 2021 in the Western Austria province
Tyrol. In all, 97% of the study respondents
rated the early i dentificationof motor deficits
as important. We have found that over 75%
of teachers document their observations of
a child’s daily activity, but there is currently no
standardized process for observing, assessing,
and documenting motor skill development.
We also identified several common barriers to
the implementation of standard assessments
from the teachers’ point of view. Furthermore,
over 80% of the study participants wish to
receive support from external health care
experts.
Conclusion. In addition to further training for
preschool teachers in the use of standardized
assessments for the evaluation of motor
development, pilot projects for the imple-
mentation of screenings by physiotherapists
would be suitable for future research projects.
Keywords
Developmental coordination disorder
(DCD) · Motor skills · Preschool age · Child
development · Move ment development
vollständige Datensätze, ausgewertet. Im
weiteren Verlauf gab es bei keiner Frage
auffällig viele Abbrüche.
Demografische Daten
Die teilnehmenden Kindergartenpäd-
agog:innen wiesen ein medianes Alter
von 40 (IQR: 28–50) und eine me-
diane Berufserfahrung von 14 (IQR:
5–26) Jahren auf. Ein Anteil von 86,0 %
der ausgewerteten Fragbögen kam aus
öffentlichen, 14,0% aus privaten Kin-
dergärten.
Hinsichtlich der Ausbildung gaben
72,1% (n= 155) der Kindergartenpäd-
agog:innen an, Zusatzausbildungen ab-
solviert zu haben, die für die Identifikati-
on motorischer Defizite bei 3- bis 6-jähri-
gen Kindern relevant sein könnten. Die
Nennungen bezogen sich vorwiegend
auf sonderkindergartenpädagogische
und bewegungspädagogische Ausbil-
dungen (n= 31) sowie auf Ausbildungen
zur Frühförderung und Integration bzw.
Inklusion (n= 22). Darüber hinaus wur-
den Ausbildungen zur Naturpädagogik,
Sprachförderung sowie weitere Fort-
bildungen, die im weitesten Sinne den
Kindergartenbereich betreffen, genannt
(n= 18). Genaue Angaben zu den ge-
nannten Zusatzausbildungen befinden
sich im Anhang. Ergänzende sozio-
demografische Daten sind in .Tab. 1
dargestellt.
Prävention und Gesundheitsförderung
Originalarbeit
Tab. 1 Soziodemografische Date n
n%Mdn IQR
Alter (Jahre) 223 40 28–50
Berufserfahrung (Jahre) 223 14 5–26
≤5 54 24,2
>5bis≤10 35 15,7
>10 134 60,1
Lage des Kindergartens 221
Am Land 184 83,3
In einer Bezirkshauptstadt 37 16,7
Form der Kindergartennanzierung 221
Öffentlich 190 86,0
Privat 31 14,0
Form des Kindergartens 221
Regelkindergarten 197 89,1
Alternative Kindergartenform 24 10,9
nStichprobe, Mdn Median, IQR Interquartilsabstand
Die Beobachtung der
motorischen Entwicklung im
Kindergarten
Im ersten Schritt wurden die teilneh-
menden Kindergartenpädagog:innen zu
ihrem Standpunkt und zu ihrer Erfah-
rung hinsichtlich der Beobachtung der
motorischen Entwicklung von Kinder-
gartenkindern befragt. Eine Mehrheit
von 94,2% (n= 180) der Pädagog:innen
hat in ihrer bisherigen Arbeit bereits mo-
torische Defizite beobachtet und 97,3 %
der befragten Personen schätzen eine
frühzeitige Identifikation als wichtig ein.
80,6% der Pädagog:innen sehen sich
selbst in der Verantwortung, motorische
Defizite bei ihren Kindergartenkindern
frühzeitig zu erkennen (n= 150). Da-
rüber hinaus nannten 71,5% (n= 133)
der befragten Pädagog:innen die Erzie-
hungsberechtigen und 70,4% (n= 131)
die Kinderärzt:innen als verantwortli-
che Personen zur Früherkennung von
motorischen Defiziten. Bei den offenen
Nennungen in der Kategorie „Sonstiges“
wurde die gemeinsame Verantwortung
aller Beteiligten betont (n= 16) sowie
ergänzend erapeut:innen (n=4),Son-
derkindergartenpädagog:innen (n=4)
und Frühförderer:innen (n=1)genannt.
Beurteilung der motorischen
Entwicklung: Durchführung
Es gaben 76,5 % der Teilnehmer:innen
(n= 156) an, kontinuierlich Beobach-
tungen der motorischen Entwicklung
im Kindergartenalltag durchzuführen,
während 33,5% (n= 35) diese zu einem
bestimmten Zeitpunkt (jährlich, halb-
jährlich oder quartalsweise) durchfüh-
ren. Weniger als die Häle der befragten
Pädagog:innen (44,1%, n= 90) führt
diese Beurteilung in Anlehnung an die
Grenzsteine der motorischen Entwick-
lung durch. Während 55,2 % (n= 100)
der Pädagog:innen in regulären Kin-
dergärten angaben, die motorische Ent-
wicklung nicht anhand der Grenzsteine
zu beurteilen, waren dies in alternati-
ven Kindergärten 60,9% (n= 14). Päd-
agog:innen mit bis zu 5 Jahren (60,8%,
n= 31) respektive mit 6 bis 10 Jahren
Berufserfahrung (65,6%, n= 21) ga-
ben an, ihre Beurteilung nicht an die
Grenzsteine der motorischen Entwick-
lung anzulehnen. Bei der Stratifizierung
dieser Frage nach der professionellen
Erfahrung, städtischer/ländlicher Kin-
dergärten sowie regulärer vs. alternativer
Kindergärten waren keine signifikanten
Unterschiede zu erkennen.
Um die motorische Entwicklung zu
beurteilen, verwendete die Häle der
befragten Pädagog:innen spezifische
Unterlagen (50,0%, n= 101). Genannt
wurden individuell erstellte (42,4%)
oder vom jeweiligen Kindergarten vor-
gegeben e Beoba chtungsbögen (22,2 %)
sowie Assessments (21,2 %). Da es sich
bei der Verwendung standardisierter
Assessments um eine Möglichkeit zur
Qualitätssicherung handelt, wurde im
darauf folgenden Item um die Angabe
der verwendeten Assessments gebe-
ten. Unter den genannten Assessments
befanden sich standardisierte (n=1)
sowie nicht-standardisierte Nennun-
gen (n= 17). Etwa 60 % der Nennun-
gen bezogen sich auf die Verwendung
der Entwicklungsschnecke. Des Weiteren
wurden ein individuelles Entwicklungs-
und Kompetenzprofil,derRavensburger
Bogen zur Entwicklungsbeobachtung so-
wie der kurzCHECK,beidemessichum
einNachschlagewerkzudenGrenzstei-
nen der Entwicklung handelt, genannt.
Eine Stratifizierung nach professionel-
ler Erfahrung, städtischen/ländlichen
Kindergärten sowie regulären vs. al-
ternativen Kindergärten ergab keine
signifikanten Unterschiede.
Im Anschluss wurde nach Argumen-
ten für oder gegen die Verwendung von
spezifischen Unterlagen gefragt. Jene
Pädagog:innen, die spezifische Unter-
lagen zur Beurteilung der motorischen
Entwicklung verwendeten, schätzten
v.a. die strukturierte Vorgehensweise
(56,7%) sowie die Gewährleistung ei-
ner vollständigen Beurteilung der Kinder
(51,5 %; s..Ta b. 2). Sonstige Nennungen
sind im Anhang dargestellt.
Das am häufigsten genannte Argu-
ment gegen die Verwendung spezifischer
Unterlagen betraf die individuelle Ent-
wicklung der Kinder. 41,0 % der Päd-
agog:innen gaben an, dass die kindliche
Entwicklung zu individuell für die Beur-
teilung mittels einheitlicher Unterlagen
sei (s..Ta b. 3). Sonstige Nennunge n sind
im Anhang dargestellt.
Beurteilung der motorischen
Entwicklung: Dokumentation
DerGroßteilderStudienteilnehmer:innen
(85,0%, n= 176) gab an, die Beurteilung
der motorischen Fähigkeiten schri-
lich zu dokumentieren, während 15,0%
(n= 31) der teilnehmenden Kindergar-
tenpädagog:innen angaben, auf eine
schriliche Beurteilung zu verzichten.
Prävention und Gesundheitsförderung
Tab. 2 Gründe für die Verwendung spezi-
fischer Unterlagen
%
Ermöglicht ein strukturiertes Vorge-
hen
56,7
Zur Gewährleistung einer vollstän-
digen Beurteilung
51,5
Sichert Transparenz 43,3
Zur Verlaufskontrolle 32,0
Gute Vergleichbarkeit durch Stan-
dardisierung
30,9
Ermöglicht eine standardisierte
Dokumentation
17,5
Sonstiges 10,3
Tab. 4 Angabenhinsichtlich des Wunsches nach professionellerUnterstützung
Trifft nicht zu
(%)
Trifft eher nicht zu
(%)
Trifft e he r zu
(%)
Trifft zu
(%)
Ich wünsche mir ein landesweit einheitliches Vorgehen
Alle Teilnehmer:innen 15,7 19,2 23,8 41,3
Reguläre Kindergärten 14,5 17,1 24,3 44,1
Alternative Kindergärten 25,0 35,0 20,0 20,0
Ich wünsche mir ein motorisch es Screening durch eine:n Physiotherapeut:in
Alle Teilnehmer:innen 8,9 11,2 24,0 55,9
Ich wünsche mir Expert:innen als Ansprechpartner:innen zur genaueren Untersuchung
Alle Teilnehmer:innen 6,1 10,0 22,2 61,7
Als Gründe für den Dokumentations-
verzicht wurden folgende Argumente
genannt: Die Beobachtung fände ohne-
hin kontinuierlich im Kindergartenalltag
statt(55,2 %),eineschrilicheDokumen-
tation sei nicht notwendig (24,1%) bzw.
sei es nicht Aufgabe der Pädagog:innen,
eine schriliche Beurteilung durchzu-
führen (10,3 %) . S onstige Nennunge n
sind im Anhang dargestellt.
Wunsch nach professioneller
Unterstützung
In einem weiteren Kapitel unseres Fra-
gebogens wurden die Kindergartenpäd-
agog:innen nach ihrer Einstellung zu
einem landesweit einheitlichen Vorge-
hen und einer möglichen professionellen
Unterstützung durch Entwicklungsex-
pert:innen gefragt. Die Mehrheit der Teil-
nehmer:innen (65,1 %, n= 112) sprach
sich für ein landesweit einheitliches Vor-
gehen aus. Dabeiergab die Stratifizierung
nach regulären vs. alternativen Kinder-
Tab. 3 Grü nde gegen die Verwendung
spezifischer Unterlagen
%
Ich verlasse mich auf meine Erfah-
rung
29,0
Ich habe für mich selbst einen in-
dividuellen Beobachtungsbogen
erstellt
34,0
Die motorische Entwicklung der
Kinder ist zu individuell für die
Anwendung von einheitlichen
Beobachtungen
41,0
Ich kenne keine geeigneten Assess-
ments
24,0
In dem Kindergarten, in dem ich tä-
tig bin, gibt es keine standardisierte
Vorgehensweise
23,0
Sonstiges 8,0
gärten einen signifikanten Unterschied
(p= 0,016). Weitere Möglichkeiten zur
professionellen Unterstützung im Be-
reich der Identifikation motorischer
Defizite, wie die Einführung eines mo-
torischen Screenings durch eine:n Phy-
siotherapeut:in oder die Einbindung von
Expert:innen als Ansprechpartner:innen
zur differenzierteren Untersuchung für
auffällige Kinder, wurden von der Mehr-
heit der teilnehmenden Pädagog:innen
ebenfalls positiv bewertet (s..Tab. 4).
Die Stratifizierung nach professio-
neller Erfahrung, städtischen/ländlichen
Kindergärten sowie regulären vs. al-
ternativen Kindergärten ergab keine
signifikanten Unterschiede hinsichtlich
der Wünsche nach professioneller Un-
terstützung. Mit 89,5% spricht sich die
Mehrheit der Pädagog:innen (n= 162)
für Fortbildungen mit Fokus auf die Be-
urteilung der motorischen Entwicklung
von Kindern zwischen 3 und 6 Jahren
aus.
Diskussion
Diesist die ersteStudie, welche die Vorge-
hensweise zur Identifikation motorischer
Defizite bei Tiroler Kindergartenkindern
untersuchtund möglicheVerbesserungs-
potentiale aus Sicht der Kindergarten-
pädagog:innen aufzeigt. An der Studie
nahmen 223 in Tirol tätige Kindergarten-
pädagog:innen teil, wovon 86 % in einem
öffentlichen Kindergarten arbeiten. Die-
se Verteilung kann als repräsentativ für
die tatsächliche Verteilung öffentlicher
(84%) und privater (16 %) Kindergärten
in Tirol angesehen werden [14].
Obwohl international betrachtet etwa
5% der Kinder umschriebene motori-
sche Entwicklungsstörungen aufweisen,
wird in Tirol der Beurteilung der mo-
torischen Entwicklung im Vergleich
zur sprachlichen Entwicklung deutlich
weniger Bedeutung zugemessen. Wie
häufig motorische Defizite in Tiroler
Kindergärten identifiziert werden, zeigt
sich in der Auswertung dieser Erhebung.
Knapp 95% der befragten Kindergarten-
pädagog:innen haben bereits motorische
Defizite erkannt und nahezu alle Päd-
agog:innen schätzten eine frühzeitige
Identifikation als wichtig ein. Im Sin-
ne der Frühförderung bei motorischen
Defiziten ist es von großer Bedeutung,
wann ein erkanntes Defizit angespro-
chen wird, um evtl. erforderliche weitere
Schritte einleiten zu können [5].
Nichtalle Kindergartenpädagog:innen
sehen sich selbst in der Verantwortung,
die Motorik der Kinder zu beurteilen
bzw. etwaige Defizite zu erkennen. Über
70% der Pädagog:innen gaben an, die
Eltern der Kinder diesbezüglich in der
Verantwortung zu sehen. Dabei ist es
fraglich, ob Eltern in der Lage sind, die
Fähigkeiten ihrer eigenen Kinder ent-
sprechend objektiv zu bewerten. Eine
2018 durchgeführte Studie von McLoed
et al. zeigte, dass sich die elterliche
Einschätzung der grobmotorischen Fä-
higkeiten ihrer Kinder signifikant von
jener der Pädagog:innen unterscheidet
[18]. Auch Kinderärzt:innen werden als
Verantwor t l ich e z ur Ide nt i kation m o-
torischer Defizite genannt. Irblich zeigte
in seiner Studie jedoch, dass der Groß-
teil der Kinder mit Beeinträchtigungen
Prävention und Gesundheitsförderung
Originalarbeit
erst nach Schuleintritt als motorisch
beeinträchtigt identifiziert wird [10].
Hinsichtlich der Beobachtungsinter-
valle gaben nur ein Drittel der teil-
nehmenden Pädagog:innen an, eine
Beurteilung der motorischen Entwick-
lung zu einem bestimmten Zeitpunkt
durchzuführen. Der Großteil gab eine
kontinuierliche Beobachtung im Alltag
an, was für einen stärkeren impliziten
Beobachtungscharakter und weniger für
ein strukturiertes Vorgehen spricht. Zur
qualitativen Beurteilung der aktuellen
Fähigkeiten eines Kindes zu einem be-
stimmten Entwicklungsstand ist eine
zusätzliche explizite Beurteilung zu den
impliziten Beobachtungen empfehlens-
wert, um eine möglichst objektive und
unverzerrte Beurteilung zu gewährleis-
ten [21].
Die Grenzsteine der Entwicklung bil-
den den Grundstein für eine quantitative
Beurteilung der Kindesentwicklung auf
unterschiedlichen Ebenen. Da d ie Grenz-
steine der Entwicklung in der Ausbildung
zum:zur Kindergartenpädagog:in gelehrt
werden, überraschte die geringe Berück-
sichtigung dieser, mit einem Anteil von
nur 44,1%, bei der Beurteilung der Mo-
torik. Der Anteil der Pädagog:innen, die
sich bei der Beurteilung der motorischen
Entwicklung an den Grenzsteinen orien-
tieren, ist bei jenen Pädagog:innen her,
die auch angegeben hatten, spezifische
Unterlagen zu verwenden.
Mit dem Verzicht auf die Verwen-
dung von spezifischen Unterlagen zur
Beurteilung bleibt der Bias der Subjek-
tivität innerhalb der Beurteilung beste-
hen, da keine standardisierte Vorgehens-
weise bei der Beobachtung sowie Doku-
mentation gewährleistet werden kann.
Dieser Bias ist auch bei der Verwen-
dung von Unterlagen nicht vollständig
auszuschließen. Durch die Anlehnung
an ein Dokument mit einem vorgege-
benen Ablauf zur Beurteilung wird ei-
ner subjektiven Selektion der zu beurtei-
lenden Aspekte jedoch zumindest vor-
gebeugt [23]. Die Beziehung zwischen
Kindergartenpädagog:in und Kindergar-
tenkindführt zueiner schwervermeidba-
ren Subjektivität bei Beurteilungen [21].
Die Durchführung einer standardisier-
ten schrilichen Dokumentation scha
hingegen vergleichbare Daten, ermög-
licht eine objektive Verlaufskontrolle so-
wie eine transparente Kommunikation
im Team oder mit den Eltern [20].
Jene Kindergartenpädagog:innen, die
sich gegen die Verwendung spezifischer
Unterlagen aussprachen, betonten mit-
unter die Individualität der kindlichen
Entwicklung, weswegen die Verwendung
standardisierter Unterlagen als ungeeig-
net empfunden wird. Hier wird verkannt,
dass es bei der Verwendung von stan-
dardisierten Assessments um die Schaf-
fung von Objektivität, unter Berücksich-
tigung der Variabilität und Individualität
als Merkmal physiologischer Kindesent-
wicklung geht [16]. Als weitere Gründe
für den Verzicht von spezifischen Un-
terlagen wurden die fehlende rechtliche
Grundlage hinsichtlich der Notwendig-
keiteinerBeurteilungund diemangelnde
Zeit genannt. Diesbezüglich besteht In-
formationsbedarf, da innerhalb von etwa
30min eine gesamte Kindergartengrup-
pe anhand eines standardisierten Scree-
nings beurteilt werden kann [5].
Die befragten Kindergartenpäd-
agog:innen sprechen sich klar für die
Benennung von Fachexpert:innen als
Ansprechpartner:innen zur differenzier-
ten Beurteilung motorischer Auffällig-
keiten bzw. für ein Screening durch
Physiotherapeut:innen, ähnlich jenem
zur sprachlichen Entwicklungsbeurtei-
lung, aus.
AufBasis einervorangegangenenLite-
raturrecherche sowie derErgebnisse die-
ser Fragebogenerhebung konnte somit
kein einheitlicher Prozess zur Identifi-
kation motorischer Defizite bei Kinder-
gartenkindern identifiziert werden. Mit
den Ergebnissen dieser Forschungsarbeit
lässt sich nicht klar beantworten, auf Ba-
sis welchen Wissens und welcher Grund-
lagen die motorische Entwicklung der
Kindergartenkinder beurteilt wird da-
her kann eine frühzeitige Identifikation
motorischer Defizite nicht lückenlos ge-
währleistet werden. Die Verantwortung
für die Identifikation von motorischen
Defiziten wird von den Pädagog:innen
unterschiedlich wahrgenommen. Damit
kann nicht sichergestellt werden, dass ei-
ne adäquate undzeitgerechte Kommuni-
kation von erkannten motorischen De-
fiziten erfolgt. Dies führt in weiter Folge
dazu, dass die frühzeitige diagnostische
Abklärung und die evtl. notwendige Ein-
leitung weiterer Entwicklungsförderung
bzw. physiotherapeutischer und ärztli-
cher Interventionen nicht mit Sicherheit
gewährleistet werden kann.
Zur Steigerung der Qualität im Pro-
zess der Beurteilung der motorischen
Entwicklung konnten aus dieser Arbeit
folgende Optimierungspotenziale abge-
leitet werden: Eine erste Möglichkeit
stellt die Anstellung von Fachpersonal
dar, welches bei Bedarf eine qualifizier-
te Beurteilung von motorisch auffälli-
gen Kindern durchführen kann. Somit
bliebe die Entwicklungsbeobachtung
weiter in der Kompetenz der Kindergar-
tenpädagog:innen, sollten sich jedoch
Auffälligkeiten ergeben, kann das da-
für zuständige Fachpersonal angefordert
werden. Eine weitere Option ergibt
sich durch ein von extern durchge-
führtes Screening, welches nach dem
Vorbild des bestehenden Screenings zur
sprachlichen Entwicklung durch landes-
angestellte Logopäd:innen abläu. Eine
dritte Möglichkeit stellt die Schulung
der Kindergartenpädagog:innen in der
Durchführung geeigneter, standardisier-
ter Assessments dar, welche in der Lage
sind, betroffene Kinder zu identifizieren
um weitere Schritte einzuleiten.
Eine Limitation dieser Studie stellt das
nicht validierte Erhebungsinstrument
dar. Die Operationalisierung der rele-
vantenKonstrukteerfolgte auf Basiseiner
vorangegangenen Literaturrecherche. Es
kann nicht ausgeschlossen werden, dass
evtl. relevante Aspekte nicht erhoben
wurden und damit unberücksichtigt
blieben. Zudem konnte die Stichprobe
nuberdieTrägerderKindergärtener-
reicht werden, wodurch keinRückschluss
auf die tatsächliche Stichprobe möglich
ist. Da die Erhebung ausschließlich on-
line durchgeführt wurde, kann auch ein
limitierter Internetzugang als mögliche
Barriere für die Teilnahme angesehen
werden. Generell stellt der Bereich der
Elementarbildung hinsichtlich der Qua-
litätssicherung einen Graubereich dar,
da keine spezifischen Forderungen zur
expliziten Durchführung der Beurtei-
lung der motorischen Entwicklung der
Kinder und dementsprechend keine
Forderungen zur Dokumentation der
Ergebnisse, wie etwa im Gesundheits-
Prävention und Gesundheitsförderung
wesen, gestellt werden. Der theoretische
Hintergrund, vor dem die Fragen die-
ser Arbeit gestellt wurden, bezieht sich
zum einen spezifisch auf die Situation
im Westen Österreichs (Bundesland Ti-
rol) und baut andererseits jedoch auch
auf internationaler Evidenz zur moto-
rischen Entwicklung und motorischen
Leistungsfähigkeit von Kindern im Alter
zwischen3und6Jahrenauf.Dabeiist
zu hinterfragen, ob internationale Er-
gebnisse wie beispielsweise solche aus
Amerika und Großbritannien auch auf
das ländliche und, im Ländervergleich,
gesundheits- und bewegungsorientierte
Bundesland Tirol übertragbar sind.
Schlussfolgerungen
Das Bewusstsein für die Bedeutung ei-
nerfrühzeitigen Identifikationvonmoto-
rischen Entwicklungsdefiziten bei Tiro-
ler Kindergartenpädagog:innen ist vor-
handen. Die Implementierung von stan-
dardisierten Prozessen zur Beurteilung
der motorischen Entwicklung kann un-
ter Berücksichtigung der individuellen
Entwicklung einen wichtigen Beitrag zur
Gesundheitsförderung und Qualitätssi-
cherungleisten.NebenFortbildungenfür
Kindergartenpädagog:innen zur Anwen-
dung standardisierter Assessments stel-
len Pilotp rojekte zur Umsetz ung von mo-
torischen Screenings durch Kindergarte-
pädagog:inneninKooperationmitGe-
sundheitsfachpersonal wichtige künige
Forschungsprojekte dar.
Fazit r die Praxis
4Eine frühzeitige Identifikation moto-
rischer Defizite kann aktuell aufgrund
fehlender einheitlicher Prozesse in
österreichischen Kindergärten nicht
lückenlos gewährleistet werden.
4Der landesweit einheitliche Einsatz
von standardisierten, validierten und
reliablen Screeningtools kann unter
Berücksichtigung der Variabilität der
physiologischen Entwicklung einen
wertvollen Beitrag zur frühzeitigen
Identifikation von körperlichen
Entwicklungsbeeinträchtigungen
leisten.
4Eine enge Zusammenarbeit zwischen
Physiotherapeut:innen und Kinder-
gartenpädagog:innen zur Sicherstel-
lung einer frühzeitigen Identifikation
etwaiger motorischer Entwicklungs-
verzögerungen wird seitens der
Pädagog:innen gewünscht und ist
von großer Bedeutung für die früh-
zeitige diagnostische Abklärung und
die Einleitung evtl. notwendiger wei-
terer Entwicklungsförderung bzw.
physiotherapeutischer und ärztlicher
Interventionen.
Korrespondenzadresse
Barbara Scheiber, MSc BSc
FH-Bachelor-Studiengang Physiothera pie, fhg
Zentrum für Gesundheitsberufe Tirol GmbH
Innrain 98, 6020 Innsbruck, Österreich
barbara.scheiber@fhg-tirol.ac.at
Einhaltung ethischer Richtlinien
Interessenkonflikt. B. Scheiber,C. Spiegl, J. Plattner,
S. Neururer und N. Schiefermeier-Machgeben an, dass
kein Interessenkonfliktbesteht.
Für diesen Beitrag wurdenvon den Autor/-innen
keine Studien an Menschen oderTieren durchgeführt.
Für die aufgeführtenStudien gelten die jeweils dort
angegebenen ethischen Richtlinien.
Anhang
Tab. 5 Absolvierte Zusatzausbildungen
n
Sonderkindergarten und bewegungspädagogischeAusbildung 31
Frühförderung, Integration und Inklusion 22
Sonstiges 18
Naturpädagogik 4
Sprachförderung 2
Englisch im Kindergarten 1
Märchenpädagogik 1
Kett-Pädagogik 1
Montessori-Kurs 1
Psychologische Entwicklungsberatung 1
Psychomotorik 1
Tanztherapi e 1
Waldpädagogik 1
Babywatching 1
Evolutionspädagogik 1
Wellnesstrainer:in 1
Schwierige Kinder im Kindergar ten 1
nNennungen
Prävention und Gesundheitsförderung
Originalarbeit
Tab. 6 Sonstige Gründe fürdie Ver wen-
dung spezifischer Unterlagen
n
Einsetzbar bei Elterngesprächen 3
Gute Übersicht 2
Angleichung der Angebote an die
Bedürfnisse
1
Ganzheitliche Entw icklung steht
im Vordergrund, Beobachtung von
Kompetenzen, Defizite stehen nicht
im Vordergrund
1
Lerngeschichten 1
Weniger Zeitaufwand 1
nNennungen
Literatur
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auffälligkeiten bei Vorschulkindern. Im Vergleich:
verschiedene Nationalitäten und Zeitpunkt der
Diagnose.Kinderärztliche Praxis 6:368–375
Tab. 7 Sons tige Gründe gegen die Ver-
wendung spezifischer Unterlagen
n
Freie/individuelle Wortwahl bei der
Dokumentation
2
Beobachtungen werden verschrift-
licht
1
Beobachtungsbogen der mehrere
Bereiche abdeckt wird genutzt
1
Pädagog:in muss es nicht machen 1
Individuelle Entwicklung der Kinder
wird gefördert
1
Unser Auftrag ist es Eltern in ihrer
Erziehung zu unte rstützen/wirsi nd
eine allgemeine Bildungseinrich-
tung
1
Fehlende Zeit 1
nNennungen
11. JonesRA, OkelyAD,HinkleyT,BatterhamM, Burke C
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MülheimanderRuhr
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Venn AJ (2016) Childhood fitness reduces the
Tab. 8 Sonstige Gründe gegen die Durch-
führung schriftlicher Beurteilungen
n
Auffälligkeiten werden dokumen-
tiert
3
Mündliche Besprechung im Team 2
Weitergabe der Information an
gruppenleitende:n Pädagog:in
1
Nutzung eines eigenen Dokumen-
tationsbogens
1
Ganzheitliche Beobachtung 1
Keine spezifischen Unterlagen
bekannt
1
Fehlende Zeitressourcen 1
Nutzung der Beobachtungsschne-
cke
1
nNennungen
long-term cardiometabolic risks associated with
childhood obesity. Int J Obes 40(7):1134–1140.
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wicklungsstörungen im Vorschulalter. Monatsschr
Kinderheilkd14(6):988–992
26. World Health Organization (2019) Guidelines on
physicalactivity, sedentary behaviour and sleep
Prävention und Gesundheitsförderung
... In a study by Wilson et al. (2013) approximately one-fifth of the surveyed parents, teachers, family/general practitioners, and paediatricians were familiar with DCD, with 41% of paediatricians and 23% of family/general practitioners reporting awareness of the condition (Wilson et al. 2013). A survey of 150 Austrian kindergarten educators found that 80.6% see themselves as responsible for the early detection of motor deficits, whereas 71.5% considered parents and 70.4% paediatricians responsible, with open-ended responses emphasizing shared responsibility among all stakeholders (Scheiber et al. 2022). These findings highlight critical gaps in the understanding of motor development difficulties among medical professionals, teachers, educators and parents, underscoring the need for more comprehensive initiatives. ...
... The data were collected using two semistructured questionnaires designed to assess parental and educator perceptions regarding standardized mobility screenings (see Supplementary Appendices S1 and S2). The questionnaires were developed based on a review of existing literature and underwent a validation process with a pilot study involving 39 participants, which was subsequently revised (Scheiber et al. 2022). The parental questionnaire consists of 10 items, including closed questions on demographic information and questions on a Likert scale that assess the importance of mobility screenings and examinations. ...
Article
Full-text available
Background Motor skill development in early childhood is essential for children's overall growth, including social participation and academic readiness. Despite the importance of motor skills, Austria's preventive health program for preschoolers currently lacks standardized motor screenings. This study explores the perceptions of parents and kindergarten educators regarding the potential implementation of regular, standardized motor skill screenings in kindergartens across Tyrol. Methods In April–May 2024, questionnaires were distributed to 25 kindergartens across Tyrol. Parents and educators responded to structured and open‐ended questions on the perceived importance, feasibility and potential impact of mobility screenings. Quantitative data were analysed descriptively, whereas qualitative data underwent thematic analysis to identify key themes regarding attitudes and practical considerations for implementing mobility screenings. Results A total of 892 parents and 19 educator teams responded. Both strongly supported mobility screenings, with 90.6% of the parents viewing them as important as existing health screenings and 100% of educators valuing their importance regarding children's motor development. Qualitative responses from parents emphasized the role of mobility screenings in promoting general development while highlighting the need for a child‐friendly, voluntary approach. Educators not only showed strong support, noting the feasibility and benefit of daily routines, but also identified logistical and communication challenges regarding follow‐up. Both groups acknowledged the potential of standardized screenings for early identification, allowing timely developmental support. Conclusion The findings underscore the perceived importance of mobility screening in kindergarten to identify motor skill deficits in early childhood, an insight strongly supported by both educators and parents. Stakeholder support is a critical prerequisite for potential policy adaptations towards offering standardized kindergarten mobility screenings. To ensure effective integration, practical factors such as logistics, tool selection and accessibility must be addressed.
Article
Full-text available
Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Die motorische Leistungsfähigkeit (MLF) spielt eine zentrale Rolle in der Kindesentwicklung. Über den Verlauf der MLF über die Grundschulzeit in Abhängigkeit auffälliger motorischer Leistungen im Vorschulalter liegen nur wenige Befunde vor. Fragestellung: Liegen unterschiedliche Entwicklungsverläufe der MLF bei Kindern mit motorisch auffälligen Leistungen in der Fein- und Grobmotorik vor? Methode: Innerhalb einer Längsschnittstudie wurden die motorischen Dimensionen Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Koordination und Beweglichkeit von Grundschulkindern ( N = 424) jährlich untersucht und mittels Varianzanalyse mit Messwiederholung geprüft. Ergebnisse: Kinder, die vor Schuleintritt grob- oder feinmotorische Auffälligkeiten (9-15 %) aufwiesen, blieben in ihrer motorischen Entwicklung deutlich hinter motorisch unauffälligen Kindern zurück. Diskussion und Schlussfolgerung: In der Folge können sich erhebliche Einschränkungen für die Alltagsmotorik und das Erlernen komplexer Bewegungen ergeben. Um gleiche motorische Startbedingungen für die betroffenen Kinder herzustellen, stellt die Erweiterung der bewegungsbezogenen Förderung der MLF vor Schulbeginn einen notwendigen Ansatz dar.
Article
Full-text available
Background Good motor skills are considered important for children’s physical, social, and psychological development, but the relationship is still poorly understood. Preschool age seems to be decisive for the development of motor skills and probably the most promising time-window in relation to preventive strategies based on improved motor skills. This research program has four overall aims: (1) investigation of the effect of a structured program aimed at improving motor skills in 3–6-year-old children on current and future motor skills, health, cognition, and wellbeing; (2) establish reference data on motor skills in 3–6-year-olds; (3) description of early development of musculoskeletal problems; and (4) establishment of a population-based cohort of 3–6-year-olds. Methods Over a four-year period, all preschools in a Danish municipality, Svendborg, will implement a new program aimed at optimizing children’s motor skills. By introducing the program into a subset of the preschools at onset and comparing these children to another subset (control) that will not receive the intervention the first three years, it is possible to document a potential effect of the intervention. At the same time, a cohort will be established including all children attending preschools in the municipality with extensive baseline data collection: gross and fine motor skills; movement patterns; musculoskeletal complaints; physical activity; anthropometry; general wellbeing; cognitive abilities; language status; medical history; demographic background; and more. The children are aged 3–6 years at baseline. A total of 1461 children have been invited into the cohort, 368 to the intervention arm and 359 to the control arm. Follow-up time for the trial is 2.5 years. The cohort is planned to run at least until the children leave school at age 15–16 years. Longer follow-up will depend on future funding. Discussion If the results of the trial are positive, the intervention can be implemented in other similar settings with reasonable ease and at a relatively low initial cost. This is due to the extensive end-user involvement, the broad population base, and the pragmatic nature of the intervention. The cohort will provide important information about the influence of early motor skills on children’s development across many domains and the potential interactions between these domains. Trial registration ISRCTN registry, ISRCTN23701994. Registered on 13 October 2016. Electronic supplementary material The online version of this article (doi:10.1186/s13063-017-2143-9) contains supplementary material, which is available to authorized users.
Article
Zusammenfassung Bisher angewandte motorische Testverfahren, wie z.B. der Motoriktest für 4- bis 6-jährige Kinder (MOT 4-6), sind primär an den motorischen Fähigkeiten orientiert und meist mit einem recht hohen organisatorischen Aufwand verbunden. Der hier vorgestellte „Timed up and Go“-Test für 4- bis 6-jährige Kinder (TUG 4-6) basiert auf der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) und wurde anhand von 465 Kindern validiert. Er erfüllt im Vergleich zu den bekannten Motoriktests in höherem Maße die Kriterien der Ökonomie und der diagnostischen Güte.
Article
Purpose: During early childhood, it is important to identify which children require intervention before they face the increased demands of school. This study aimed to: (1) compare parents’ and educators’ concerns, (2) examine inter-rater reliability between parents’ and educators’ concerns and (3) determine the group difference between level of concern and children’s performance on clinical testing. Method: Parents and educators of 1205 4- to 5-year-old children in the Sound Start Study completed the Parents’ Evaluation of Developmental Status. Children whose parents/educators were concerned about speech and language underwent direct assessment measuring speech accuracy (n = 275), receptive vocabulary (n = 131) and language (n = 274). Result: More parents/educators were concerned about children’s speech and expressive language, than behaviour, social–emotional, school readiness, receptive language, self-help, fine motor and gross motor skills. Parents’ and educators’ responses were significantly correlated (except gross motor). Parents’ and educators’ level of concern about expressive speech and language was significantly correlated with speech accuracy on direct assessment. Educators’ level of concern was significantly correlated with a screening measure of language. Scores on a test of receptive vocabulary significantly differed between those with concern and those without. Conclusion: Children’s communication skills concerned more parents and educators than other aspects of development and these concerns generally aligned with clinical testing.
Article
Objective: To examine whether childhood cardiorespiratory fitness attenuates or modifies the long-term cardiometabolic risks associated with childhood obesity. Design and methods: The study consisted of a 20-year follow-up of 1792 adults who participated in the 1985 Australian Schools Health and Fitness Survey when they were 7 to 15 years of age. Baseline measures included a 1.6 km run to assess cardiorespiratory fitness and waist circumference to assess abdominal adiposity. At follow-up, participants attended study clinics where indicators of Metabolic Syndrome (MetS) (waist circumference, blood pressure, fasting blood glucose and lipids) were measured and cardiorespiratory fitness was reassessed using a submaximal graded exercise test. Results: Both high waist circumference and low cardiorespiratory fitness in childhood were significant independent predictors of MetS in early adulthood. The mutually adjusted relative risk of adult MetS was 3.00 (95% Confidence Interval (CI): 1.85-4.89) for children in the highest (vs lowest) third of waist circumference and 0.64 (95% CI: 0.43-0.96) for children with high (vs low) cardiorespiratory fitness. No significant interaction between waist circumference and fitness was observed, with higher levels of childhood fitness associated with lower risks of adult MetS among those with either low or high childhood waist circumference values. Participants who had both high waist circumference and low cardiorespiratory fitness in childhood were 8.5 times more likely to have MetS in adulthood than those who had low waist circumference and high cardiorespiratory fitness in childhood. Regardless of childhood obesity status, participants with low childhood fitness who increased their relative fitness by adulthood had a substantially lower prevalence of MetS than those who remained low fit. Conclusion: Childhood waist circumference and cardiorespiratory fitness are both strongly associated with cardiometabolic health in later life. Higher levels of cardiorespiratory fitness substantially reduce the risk of adult metabolic syndrome, even among those with abdominal obesity in childhood.International Journal of Obesity accepted article preview online, 22 April 2016. doi:10.1038/ijo.2016.61.
Article
Objectives: Educator-led programs for physical activity and motor skill development show potential but few have been implemented and evaluated using a randomized controlled design. Furthermore, few educator-led programs have evaluated both gross motor skills and physical activity. Therefore, the aim of this study was to evaluate a gross motor skill and physical activity program for preschool children which was facilitated solely by childcare educators. Design: A six-month 2-arm randomized controlled trial was implemented between April and September 2012 in four early childhood centers in Tasmania, Australia. Methods: Educators participated in ongoing professional development sessions and children participated in structured physical activity lessons and unstructured physical activity sessions. Results: In total, 150 children were recruited from four centers which were randomized to intervention or wait-list control group. Six early childhood educators from the intervention centers were trained to deliver the intervention. Gross motor skills were assessed using the Test of Gross Motor Development (2nd edition) and physical activity was measured objectively using GT3X+ Actigraph accelerometers. No statistically significant differences were identified. However, small to medium effect sizes, in favor of the intervention group, were evident for four of the five gross motor skills and the total gross motor skill score and small to medium effect sizes were reported for all physical activity outcomes. Conclusions: This study highlights the potential of educator-led physical activity interventions and supports the need for further translational trials within the early childhood sector.
Book
Qualitative Forschung und ihre Methoden sind ein wichtiger Zugang im Rahmen psychologischer Erkenntnissuche. Während qualitative Herangehensweisen in benachbarten Wissenschaftsfeldern zum Standardrepertoire gehören, ist diese Tradition in der Psychologie über Jahrzehnte vernachlässigt worden. Dieses Handbuch steht im Zeichen eines Wechsels. Namhafte Expertinnen und Experten setzen Psychologie und qualitative Forschung in Beziehung, beschreiben ihre Methoden und Herangehensweisen und liefern in 60 Beiträgen einen breiten Überblick über den Stand der qualitativen psychologischen Forschung im deutschsprachigen Raum.