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367
.
Einleitung
.
Fallbeispiele von Auswertun-
gen mit ÖAW-M|I|N|E
..
Die Entwicklung der
Mitgliederzahlen
..
Das Geschlechterverhältnis
..
Die Altersstruktur
..
Wer schlägt von bis
am erfolgreichsten neue
Akademiemitglieder vor?
..
NSDAP-Zugehörigkeit der
Akademiemitglieder
..
Die Akademiepreise und ihre
Vergabezeiträume
..
Die Nobelpreisträger unter
den Akademiemitgliedern
..
Das Wissenschatler/innen-
Austauschprogramm
..
Förderanträge bei der
Deutschen Forschungs-
gemeinschat –
.
ÖAW-M|I|N|E – ein Modul
von APIS
..
APIS – die Sotware
..
APIS – die Projekte
..
APIS − zentrale Funktionen
.
Resümee
Sandra Klos, Matthias Schlögl und Peter Andorfer
29.
ÖAW M|I|N|E: Auswertungen und
Struktur der Webapplikation zu
Mitgliedern, Institutionen, Netzwerken
und Ereignissen der ÖAW
Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 367Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 367 20.03.22 20:2520.03.22 20:25
368
. Einleitung
Die Webapplikation ÖAW M|I|N|E (Members|Institutions|Networks|Events)
wurde von der Arbeitsgruppe Geschichte der Österreichischen Akademie
der Wissenschaften – gemeinsam mit dem ACDHCH der ÖAW ent-
wickelt und umgesetzt, um mit den neuen Möglichkeiten der Digital Huma-
nities eine Ressource ür die Erfassung und prosopograsche Auswertung
der Akademiemitglieder von der Gründung bis zur Gegenwart zu
schaen. Die Webapplikation geht jedoch weit über ein digitales Mitglie-
derverzeichnis hinaus: Sie verknüpft Personen mit ihren Rollen und Funk-
tionen innerhalb der Akademie wie z. B. der Mitgliedschaft in Präsidien, in
Kommissionen und Instituten sowie bei Akademieereignissen wie den Fei-
erlichen Sitzungen, Gedenkfeiern und Preisvergaben. Außerhalb der Aka-
demie wird ihre Vernetzung im europäischen und globalen Wissenschafts-
raum durch Mitgliedschaften in anderen Akademien und wissenschaftlichen
Gesellschaften einbezogen. Durch die Verschränkung von Mitgliederdaten
mit institutionellen Daten und Ereignisdaten erönen sich umfassende
und neue Möglichkeiten ür eine komplexe Netzwerkanalyse, durch die
sich innovative Fragenstellungen zur Wissenschafts- und Wissensgeschich-
te in (Zentral-)Europa ergeben. Durch ÖAW M|I|N|E steht das gesamte Da-
tenkorpus zu den Akademiemitgliedern ür wissenschaftliche Analysen zur
Verügung – zwischen und wurden rund . Wissenschaftler/
innen zu Mitgliedern der Akademie gewählt.
Die dem Projekt ÖAW M|I|N|E zugrunde liegende Datenbasis bilden die
Quellenbestände des ÖAWArchivs sowie das ÖAWForschungsinformati-
onssystem AkademIS. Die Daten wurden strukturiert erhoben und von
Nachwuchswissenschaftler/innen in die zugrundeliegende Datenbank APIS
PAAS eingepegt. Herangezogen wurden die Personalakten der Mitglieder
(insbesondere die nach der Wahl eingereichten, selbstverfassten Lebens-
läufe sowie die Vorschläge zur Wahl neuer Mitglieder) im ÖAWArchiv; wei-
ters Wahlsitzungsprotokolle, die Protokolle der Gesamtsitzungen und der
Sitzungen der math.-nat. und der phil.-hist. Klasse sowie die in den Almana-
chen abgedruckten Mitgliederverzeichnisse. Die institutionellen Daten und
die Ereignisdaten wurden aus den Almanachen und den Protokollen der
Gesamt- und der Klassensitzungen erhoben.
Die folgenden exemplarischen Auswertungen mit ÖAW M|I|N|E geben
Einblick in die Bandbreite möglicher computergestützter Analysen. Die
Für die aufwendige Recherche, die Eingabe in die Datenbank APIS PAAS und die Über-
prüfung der Daten ist folgenden Nachwuchswissenschaftler/innen zu danken: Johanna
Aigner, Roman Birke, Sophie Bitter-Smirnov, Rosemarie Burgstaller, Lukas Dünser, Georg
Gänser, Nicole-Melanie Goll, Siegfried Göllner, Georg Homann, Sandra Klos, Susanne
Korbel, Julia Kruber, Clara Langthaler-Kränkl, Ina Markova, Lisbeth Matzer, Pia Nagl und
Caroline Wolfram.
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369
Fallbeispiele untersuchen ) die Akademiemitglieder im Hinblick auf struktu-
relle Veränderungen (Zahl der Mitglieder, Altersstruktur, Frauenanteil), wo-
bei etwa die Verbindung zwischen Personen und Wahlvorschlägen die Iden-
tizierung zentraler Akteure in der Akademie ermöglicht; ein Abschnitt
rekonstruiert den Anteil an NSDAPMitgliedern in den unterschiedlichen
Mitgliederkategorien; ) Akademiepreise und ihre Vergabezeiträume; ) No-
belpreisträger unter den Akademiemitgliedern; ) das Wissenschaftler/in-
nen-Austauschprogramm seit seiner Einrichtung ; ) die Anträge von
Mitgliedern der Wiener Akademie bei der Deutschen Forschungsgemein-
schaft DFG von bis , unter Heranziehung von Gepris Historisch,
dem Webportal zur Forschungsörderung der Deutschen Forschungsge-
meinschaft in diesem Zeitraum.
Im zweiten Abschnitt erläutern Matthias Schlögel und Peter Andorfer,
Mitarbeiter des ACDHCH der ÖAW, die technischen Grundlagen von ÖAW
M|I|N|E, einem Modul von APIS Austrian Prosopographical Information
System; diese generische Applikation wurde am ACDHCH zur Aufzeich-
nung komplexer historischer Zusammenhänge entwickelt.
. Fallbeispiele von Auswertungen mit ÖAW-M|I|N|E
.. Die Entwicklung der Mitgliederzahlen
Die ersten Jahre zeigen stabile Mitgliederzahlen; die Zahl der EM bleibt bis
heute relativ beständig. Ein Anwachsen der Anzahl der wirklichen und korre-
spondierenden Mitglieder ist auf jeweilige Satzungsänderungen zurückzuüh-
ren, u a. durch die Aufnahme technischer und anderer neuer Disziplinen
. Durch den „Anschluss“ bzw. die neue Satzung – nach der die wM
Siehe Kapitel , .
Zahl der Akademiemitglieder –
■ wM ■ kM I ■ kM A ■ EM ■ Junge Akademie
Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 369Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 369 20.03.22 20:2520.03.22 20:25
370
nun als ordentliche Mitglieder (oM) bezeichnet werden – erfolgte eine paral-
lele Erhöhung der Zahl der kM I (nun „Reichsbürger“ genannt) und ein Rück-
gang der Zahl der kM A (nun „Ausländer“ genannt). Dies erklärt sich durch
die veränderten Staatsgrenzen bzw. Staatszugehörigkeiten; Österreich war
von . März bis . April Bestandteil des Deutschen Reichs.
In der Kategorie der wM ergibt sich seit der Satzungsänderung , mit
der erstmals eine Altersgrenze ür die in die Höchstzahl einzurechnenden
Mitglieder festgelegt wurde, ein dynamisches Bild. Mit der Satzungsänderung
wurde diese Altersgrenze mit Jahren xiert, wurde sie auf Jah-
re gesenkt. Demnach behielten die nicht in die „Höchstzahl“ eingerechneten
über - bzw. über -jährigen wM satzungsgemäß alle Rechte, auch das Vor-
schlags- und Wahlrecht ür neue Mitglieder. Die Zahl der satzungsmäßig vor-
geschriebenen „Höchstzahl“ von wM wurde letztmalig im Jahr auf ins-
gesamt erhöht. wurden die korrespondierenden Mitglieder durch
eine neuerliche Satzungsänderung in die -Jahr-Klausel einbezogen. Damit
wurde mitten in der Zeit des Kalten Kriegs der Grundstein ür eine Dynami-
sierung die Mitgliederzahlen, insbesondere auch von kM A, gelegt.
Die Österreichische Akademie der Wissenschaften umfasste mit Stichtag
.. in beiden Klassen wirkliche Mitglieder, davon in der math.-nat.
Klasse männliche und weibliche und in der phil.-hist. Klasse männli-
che und weibliche. In der phil.-hist. Klasse beträgt die in diese „Höchst-
zahl“ nicht einzurechnende, darüberhinausgehende Zahl der Mitglieder ,
in der math.-nat. Klasse . Eine neue Mitgliederkategorie wurde mit
der Jungen Kurie (seit : Junge Akademie) geschaen. Die Zahl der Mitglie-
der beträgt mit Stichtag .. insgesamt wM, kM I, kM A,
EM und Mitglieder der Jungen Akademie. Stellt man der realen Anzahl der
Akademiemitglieder nun die satzungsgemäße Höchstzahl gegenüber, erhält
man folgendes Bild:
Siehe unten, .
Satzung v. .., basierend auf den Beschlussfassungen der Gesamtsitzung am .Juni
und .Mai , bestätigt durch den Bundespräsidenten am . März . Mit die-
ser Satzungsänderung wurde erreicht, dass sich die ÖAW trotz der Rückkehr der ru-
hend gestellten Akademiemitglieder in ihre Mitgliederstellen weiterhin personell ergän-
zen konnte.
Siehe Kapitel , .
Vgl. Satzung v. .. (i.d.F.v. ..).
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Das Bild zeigt deutlich, dass sich die Entwicklung der Mitgliederzahlen ab
dynamisiert. Aufgrund der Anwendung der -Jahr-Klausel (ab
-Jahr-Klausel) auf alle Mitgliederkategorien vergrößerte sich die Zahl von
wM, kM I und kM A in den letzten Jahren erheblich, am deutlichsten die
Zahl der kM A; die kM A stellen heute die mitgliederstärkste Kategorie dar.
Deutlich bildet sich auch die Senkung des Alters ür die Einrechnung in die
Höchstzahl an Mitgliederstellen von auf Jahre durch die Satzungsände-
rung ab. Die folgende Tabelle zeigt die Veränderung der satzungsgemä-
ßen Höchstzahlen von bis .
Junge Akademie
■ JA (Höchstzahl) ■ JA (real)
korrespondierende Mitglieder im Ausland Ehrenmitglieder
■ kM A (Höchstzahl) ■ kM A (real) ■ EM (Höchstzahl) ■ EM (real)
wirkliche Mitglieder korrespondierende Mitglieder
■ wM (Höchstzahl) ■ wM (real) ■ kM I (Höchstzahl) ■ kM I (real)
Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 371Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 371 20.03.22 20:2520.03.22 20:25
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Entwicklung der durch Statut bzw. Satzung festgelegten Zahl der Akademiemitglieder
wM kM I kM A EM JA
1847
1848
1899
1922
1925
1938 oM kM Reichsbürger kM Ausländer
1945
1950
1960
1971
1991
2007
2022
Das Statut von legte eine Parität der Mitgliederzahl in den beiden Klas-
sen fest. Diese Parität wurde auch in der Satzung von beibehalten:
Eine Hälfte der wM bzw. der kM I sollte der math.-nat., die andere der
phil.-hist. Klasse angehören, ebenso bei den kM A. Während der NSZeit
sollte mindestens ein Drittel der oM seinen Wohnsitz in Wien und Umge-
bung haben; von den kM in jeder Klasse sollten mindestens sogenann-
te Reichsbürger sein und davon wiederum ihren Wohnsitz im Land Ös-
terreich haben; unter den sogenannten Ausländern sollten „deutsche
Volkszugehörige“ entsprechend vertreten sein. Die Anzahl der EM wurde
um vier auf erhöht, zehn pro Klasse und acht in der Gesamtakademie;
wurde die Zahl wieder auf abgesenkt (neun pro Klasse und sechs in
der Gesamtakademie). Seit der Satzungsänderung werden über Jah-
re alte wM in die Höchstzahl von pro Klasse nicht mehr eingerechnet,
wurde das Alter jener wM, die in die Höchstzahl eingerechnet werden,
auf Jahre herabgesetzt. wurden die Höchstzahlen ür wM, kM I und
kM A erhöht, wobei weiterhin der Klassenparität entsprochen wird.
Laut Vorläuger Satzung v. .. in jeder der beiden Klassen jeweils mindestens mit
Wohnsitz in Wien und Umgebung.
Laut Vorläuger Satzung v. .. in jeder der beiden Klassen kM („Reichsbürger“
und „Ausländer“), davon jeweils mindestens Reichsbürger, davon mit Wohnsitz im
Lande Österreich.
Laut Vorläuger Satzung v. .. sollten „deutsche Volkszugehörige“ entsprechend
vertreten sein.
Laut Vorläuger Satzung v. .. gab es EM der Gesamtakademie und je EM in
jeder der beiden Klassen.
Über Jahre alte wM werden in die Höchstzahl von je Klasse nicht eingerechnet, be-
halten aber die gleichen Rechte und Pichten.
Davon EM der Gesamtakademie, je EM in jeder der beiden Klassen.
Die Altersgrenze ür die Einrechnung in die Höchstzahl von jeweils wM pro Klasse wird
von Jahren (beschlossen ) auf Jahre herabgesetzt.
Siehe Kapitel , .
Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 372Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 372 20.03.22 20:2520.03.22 20:25
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Laut Satzung von sollte die Mitgliederzahl der Jungen Akademie maxi-
mal betragen. Die Mitgliederkurve zeigt zunächst ein steiles Anwachsen
in den ersten drei Jahren von ursprünglich Mitgliedern, dem sogenann-
ten Nucleus, bis zu Mitgliedern im Jahr und dem vorläugen Maxi-
mum von Mitgliedern im Jahr ; im Untersuchungsjahr zählt die
Junge Akademie Mitglieder.
Bildete die Junge Akademie – wie geplant – einen Pool an geeigneten Kandi-
dat/innen ür die Wahl zum Akademiemitglied? Nicht ganz, denn die Mit-
glieder, die satzungsgemäß nach spätestens acht Jahren aus der Jungen Aka-
demie ausschieden, wurden nicht mehrheitlich kM I oder wM. Tatsächlich
wurden von den bis ausgeschiedenen Mitgliedern nur Prozent
wM oder kM I. Unter den sechs bis zu wM gewählten Mitgliedern ist das
Klassenverhältnis ausgewogen: Drei wurden in die math.-nat. Klasse und
Siehe Kapitel , .
Gründung der Jungen Kurie
Umbenennung in Junge Akademie
Junge Kurie/Junge Akademie
ruhend/im Ausland
%
wM oder kM I
%
keine Aufnahme
in die ÖAW
%
kM I
%
wM
%
Akademiemitgliedschat der bis ausgeschiedenen Mitglieder der Jungen Akademie
Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 373Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 373 20.03.22 20:2520.03.22 20:25
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drei in die phil.-hist. Klasse gewählt; zwei davon waren Frauen, eine Rechts-
wissenschaftlerin und eine Informatikerin.
.. Das Geschlechterverhältnis
Das erste weibliche wM der ÖAW war Berta Karlik, sie wurde gewählt.
Bis sollte sie die einzige Frau unter den wirklichen Mitgliedern bleiben.
Der Frauenanteil in der Gesamtzahl der wM blieb bis ins . Jahrhundert
hinein verschwindend gering, ein kaum sichtbarer Streifen, aufgeteilt auf
die beiden Klassen. Die Gesamtzahl der wM stieg unterdes – wie oben ge-
zeigt – weiter an, besonders deutlich Anfang der er Jahre – durch die
erfolgte Anhebung der Zahl der wM von auf – und von bis
(auf fast wM). Bis nahm die Gesamtzahl wieder leicht ab, wo-
bei der Frauenanteil kontinuierlich stieg: von Prozent über , Pro-
zent auf Prozent .
Betrachten wir im selben Zeitraum (–) die Zahl der weiblichen wM
nochmals detailliert, wird dieser Anstieg noch deutlicher. Allerdings wird
Siehe Kapitel , .
Geschlechterverhältnis wM
■ Männer ■ Frauen
Anzahl wM
weibliche wM in den beiden Klassen
■ phil.-hist. Klasse ■ math.-nat. Klasse
Anzahl weiblicher wM
Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 374Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 374 20.03.22 20:2520.03.22 20:25
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auch deutlich, dass sich ihre Gesamtzahl bis Anfang noch im Bereich
bis wM bewegte und der wirklich steile Anstieg erst danach erfolgte.
Nach Klassen dargestellt ergibt sich ein bemerkenswertes Bild. Die Pio-
nierklasse war zwar mit Berta Karlik die math.-nat. Klasse, acht Jahre vor
der phil.-hist. Klasse (mit Margret Dietrich ). Doch nach dem Tod Kar-
liks () folgte ihr bis (Renée Schroeder) kein wM in der math.-nat.
Klasse nach. Die einzigen weiblichen wM waren von bis somit in
der phil.-hist. Klasse zu nden. Deren Anzahl wuchs zwar in den ersten
Jahren auch nur gering, aber spätestens seit Mitte der er Jahre stieg ihr
Anteil wesentlich schneller als jener der math.-nat. Klasse und stagnierte
erst Mitte der er Jahre. In der math.-nat. Klasse wächst die Anzahl weib-
licher wM zwar auch nach stetig weiter, bendet sich jedoch im-
mer noch in einem Verhältnis von : gegenüber der phil.-hist. Klasse.
Werfen wir schließlich noch einen Blick auf die Entwicklung der kM I, dem
Reservoir, aus dem sich in der Regel die wM rekrutieren. wurde in der
math.-nat. Klasse mit Berta Karlik das erste weibliche kM I gewählt; sie blieb
bis die Einzige. Die Entwicklung der Zahlen der weiblichen kM I ist auf-
fallend unsteter verglichen mit jener der wM. Das liegt daran, dass ein zum
wM gewähltes Mitglied dem Pool an kM I „verloren geht“. Bemerkenswert
ist, wie die Anzahl an kM I vor der Wahl Karliks zum wM in beiden
Klassen zunächst anwächst und dann nach ihrer Wahl abällt und stagniert.
verstarb Erika Cremer, wodurch die math.-nat. Klasse ihr einziges
weibliches kM I verlor. In der phil.-hist. Klasse wurden kurz nacheinander
Sigrid Jalkotzy-Deger und Grete Walter-Klingenstein zu wM erhoben. Die
er Jahre weisen ein ähnliches Bild wie bei den wM auf, nur dass um
mehr Frauen zu wM gewählt als kM I nachgewählt wurden, wodurch
sich ein kleiner Knick in der Kurve ergibt.
Anzahl weiblicher kM I
■ phil.-hist. Klasse ■ math.-nat. Klasse
weibliche wM in den beiden Klassen
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Der Frauenanteil in der Jungen Akademie (bis Junge Kurie) zeigt, dass
im sogenannten Nucleus, der ersten Generation des Jahres , noch ein
starkes Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen herrschte: Drei-
viertel waren Männer, nur jedes vierte Mitglied war eine Frau. Verglichen
mit dem Frauenanteil der wM (sechs Prozent) oder der kM I (sieben Pro-
zent) zu jener Zeit war ein Frauenanteil von Prozent jedoch zweifellos
bereits als hoch anzusehen. Eine deutliche Steigerung ist ab zu beob-
achten. lag der Frauenanteil erstmals über Prozent und sogar
bei , Prozent.
Die Junge Akademie folgt dem Grundsatz der Selbstergänzung. Zunächst
wählte sie auch weiterhin mehr Männer als Frauen hinzu. gleicht sich
das Verhältnis aus bzw. es werden erstmals mehr Frauen als Männer ge-
wählt; wurden zum Beispiel Frauen und nur ein Mann neu gewählt.
Vgl. ÖAWGeschäftsordnung v. , § Abs. .
Frauenanteil in der Jungen Akademie
Prozent
% , % , %
, %
, %
, %
, %
Geschlechterverhältnis bei den Wahlen der Jungen Akademie
Anzahl der Wahlen
■ Männer ■ Frauen
Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 376Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 376 20.03.22 20:2520.03.22 20:25
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.. Die Altersstruktur
Das durchschnittliche Alter der ÖAWMitglieder zeigt einen unübersehba-
ren Aufwärtstrend. Die gepunktete lineare Trendlinie verdeutlicht dies.
wurden die ersten wM ernannt; deren Durchschnittsalter lag bei
Jahren, liegt es bei Jahren. Deutlich den Durchschnitt anhebend tra-
ten die ersten EM hinzu, deren Durchschnittsalter zunächst bei Jah-
ren, bei Jahren lag. Die durchschnittlich Jüngsten (ohne die Junge
Akademie) sind die kM I. Deren Durchschnittsalter lag bei fast Jah-
ren, liegt es bei Jahren. Bei dieser Auswertung sind noch folgende
Satzungsänderungen zu berücksichtigen: Ab der Satzungsänderung von
, der zufolge neue wM nicht erst nach dem Ableben eines wM, sondern
bereits nach dessen Überschreiten des .
Lebensjahres gewählt werden
konnten, erhöhte sich die Gesamtzahl der wirklichen Mitglieder kontinuier-
lich. Mit der Satzungsänderung wurde die Altersgrenze nochmals um
Jahre herabgesetzt; wurde die Gesamtzahl der Mitglieder in jeder der
beiden Klassen von auf erhöht. Diese Satzungsänderungen dienten
dazu, Mitglieder mit einer größeren fachlichen Breite, aber auch eines jün-
geren Alters wählen zu können. Dies wirkte sich erwartungsgemäß verjün-
gend auf die Gesamtzusammensetzung der Gelehrtengesellschaft aus.
Eine weitere Dierenzierung ergibt sich aus der Analyse des Durch-
schnittsalters der Mitglieder zum Zeitpunkt ihrer Wahl. Zur Einebnung der
Einzelausschläge pro Jahr wurden -Jahres-Abschnitte gewählt, aus denen
jeweils ein Durchschnitt berechnet wurde (letzter Abschnitt ünf Jahre).
Deutlich wird, dass wM und kM I zwar nah beieinander liegen, die kM I in
der Regel – wenig überraschend – jedoch in einem jüngeren Alter gewählt
werden. Insbesondere sank das Durchschnittsalter der gewählten kM I in
den ersten Jahren nach Gründung der Akademie auf Jahre (). Deut-
lich darüber liegen die kM A und darüber wiederum das stetig steigende
Durchschnittsalter der EM bei ihrer Wahl; lag es bei Jahren. In allen
Durchschnittsalter der ÖAW-Mitglieder
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anderen Mitgliederkategorien sank in der zweiten Hälfte des . Jahrhun-
derts das Durchschnittsalter bei der Wahl. Am niedrigsten liegt das Durch-
schnittsalter verständlicherweise bei der Jungen Akademie, da die Ge-
schäftsordnung hier auch eine Altersklausel vorsieht: Mitglieder dürfen
zum Zeitpunkt der Wahl das . Lebensjahr nicht vollendet haben.
lag das Durchschnittsalter der Gewählten bei Jahren.
.. Wer schlägt von bis am erfolgreichsten neue
Akademiemitglieder vor?
Eines der wichtigsten Rechte der wirklichen Mitglieder war und ist es, neue
Mitglieder zur Wahl vorschlagen zu dürfen. Im Folgenden werden die er-
folgreichsten Vorschlagenden zusammengestellt und zwar in -Jahres-Ab-
schnitten nach ihrer Wahl zum wM. In der ersten Dekade nach Gründung
der Akademie unterschrieben wM Wahlvorschlagslisten. Am häugsten
signierten in der phil.-hist. Klasse der Philologe Franz Miklosich, der Histo-
riker und Bibliothekar Ernst Birk und der Historiker Joseph Aschbach, in
der math.-nat. Klasse der Physiologe Ernst Wilhelm Brücke, der Chemiker
Anton Schrötter und der Botaniker Eduard Fenzl einen Wahlvorschlag. Sie
waren somit die aktivsten Mitglieder in der Gründungsphase der Akademie.
Von diesen Vorschlägen war jedoch nur ca. jeder dritte erfolgreich, d. h.,
dass der von ihnen vorgeschlagene Kandidat in der nächsten Wahlsitzung
auch gewählt wurde. Statistisch gesehen setzten jene wM ihre Kandidaten
durch, die weniger als zehn Unterschriften unter Vorschlagslisten setzten.
Am erfolgreichsten war der Zoologe Vincenz Kollár, der ünf von sieben er-
folgreichen Wahlvorschlägen unterschrieb. In der folgenden Dekade waren
der Historiker und Archivar Josef Fiedler und der klassische Philologe Jo-
hannes Vahlen in der phil.-hist. Klasse und der Geologe Franz Hauer und
der Physiker Josef Stefan in der math.-nat. Klasse die aktivsten Vorschlagen-
Vgl. Geschäftsordnung v. , §,.
–
–
–
–
–
–
–
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–
–
–
■ wM ■ kM I ■ kM A ■ EM ■ Junge Akademie
Durchschnittsalter der Akademiemitglieder zum Zeitpunkt ihrer Wahl
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den. Am erfolgreichsten war der Germanist Franz Pfeier in der phil.-hist.
Klasse; neun von Kandidaten, deren Wahlvorschlag er unterzeichnet hat-
te, wurden gewählt.
Auch in den nachfolgenden Dekaden waren die aktivsten Vorschlagen-
den diejenigen, die über Unterschriften unter Wahlvorschläge leiste-
ten. Meist waren es Präsidiumsmitglieder. In der Regel gehörte jede dritte
Unterschrift zu einem erfolgreichen Wahlvorschlag. Hervorzuheben ist der
Mineraloge Gustav Tschermak-Seysenegg, der unter mehr als hundert
Wahlvorschläge seine Unterschrift setzte, die Hälfte davon ür erfolgreiche
Kandidaten. Sehr erfolgreich waren auch der Zoologe Karl Grobben, der
Historiker Oswald Redlich, der Sprachwissenschaftler Paul Kretschmer,
der Anatom Ferdinand Hochstetter, der Historiker Alfons Dopsch, der Ju-
rist und Historiker Hans Voltelini, der Chemiker Ernst Späth, der Physiker
Egon Schweidler, der Historiker Heinrich Srbik, der Altphilologe und Päd-
agoge Richard Meister und der Althistoriker Josef Keil. Die Erfolgsquoten
waren in der NSZeit deutlich höher, da die Wahlen nur Scheinwahlen wa-
ren. Präsident Srbik schlug am häugsten Kandidaten vor, wovon die meis-
ten auch „gewählt“ wurden. Noch höhere Erfolgsquoten gab es allerdings
in der unmittelbaren Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Physiker Karl
Przibram setzte beispielsweise von bis von Kandidat/innen
durch.
.. NSDAP-Zugehörigkeit der Akademiemitglieder
Laut derzeitigem Stand der Erhebungen (Berechnungen von Sandra Klos); die Überprü-
fung der NSDAPZugehörigkeit einzelner Akademiemitglieder im Zeitraum vom . März
bis . April im Bundesarchiv Berlin (NSDAPGaukartei, NSDAPZentralkartei,
Karteikarten aus den Beständen REM, Reichsforschungsrat und NSLB) bleibt ein Desiderat
weiterer Forschungen.
Ordentliche Mitglieder
phil.-hist. Klasse
math.-nat. Klasse
NSDAP-
Mitglieder
= %
Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 379Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 379 20.03.22 20:2520.03.22 20:25
380
Die letzte im Almanach veröentlichte Mitgliederliste, die den Mitglieder-
stand zur Zeit des Nationalsozialismus wiedergibt, bezieht sich auf den
Stichtag . Dezember . Anhand dieser Liste wurde nach derzeitigem
Kenntnisstand die NSDAPZugehörigkeit der ordentlichen (Bezeichnung ür
wM in der NSZeit) und korrespondierenden Mitglieder ermittelt. Folgende
oM waren Mitglied der NSDAP:
In der math.-nat. Klasse:
• Arnold Durig, Prof. der Physiologie an der Universität Wien, oM seit
• Karl Federhofer, Prof. der technischen Mechanik an der Technischen Hochschule
Graz, oM seit
• Heinrich Ficker, Prof. der Physik der Erde, Direktor des Meteorologischen Insti-
tuts der Universität Wien und Direktor der Zentralanstalt ür Meteorologie und
Geodynamik, oM seit
• Fritz Knoll, Prof. der systematischen Botanik an der Universität Wien, oM seit
• Erwin Kruppa, Prof. der darstellenden Geometrie an der Technischen Hochschu-
le Wien, oM seit
• Heinrich Mache, Prof. der Physik an der Technischen Hochschule Wien, oM seit
• Karl Mayrhofer, Prof. der Mathematik an der Universität Wien, oM seit
• Eduard Pernkopf, Prof. der Anatomie und Embryologie an der Universität Wien,
oM seit
• Rudolf Saliger, Prof. ür Eisenbetonbau und Statik an der Technischen Hochschu-
le Wien, oM seit
• Friedrich Schaernak, Prof. des Wasserbaus an der Technischen Hochschule
Wien, oM seit
• Anton Skabal, Prof. der Chemie an der Universität Graz, oM seit
• Fritz Machatschek, Prof. der physikalischen Geographie an der Universität Mün-
chen, oM seit
In der phil.-hist. Klasse:
• Wilhelm Bauer, Prof. ür allgemeine neuere Geschichte an der Universität Wien,
oM seit
• Ludwig Bittner, Prof. der mittleren und neueren Geschichte an der Universität
Wien und Direktor des Wiener Reichsarchivs, oM seit
• Otto Brunner, Prof. der mittelalterlichen und Landesgeschichte an der Universi-
tät Wien, oM seit
• Viktor Christian, Prof. der altsemitischen Philologie und orientalischen Archäo-
logie an der Universität Wien, oM seit
• Rudolf Egger, Prof. der römischen Geschichte, Altertumskunde und Epigraphik
and der Universität Wien und Direktor des Archäologischen Instituts, Zweigstelle
Wien, oM seit
Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 380Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 380 20.03.22 20:2520.03.22 20:25
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• Hermann Junker, Honorar-Prof. der Äyptologie an der Universität Wien und
Direktor des Deutschen Instituts ür äyptische Altertumskunde in Kairo, oM seit
• Ernst Kalika, Prof. der klassischen Philologie an der Universität Innsbruck, oM
seit
• Dietrich Kralik-Meyrswalden, Prof. der deutschen Sprache und Literatur an der
Universität Wien, oM seit
• Oswald Menghin, Prof. ür Urgeschichte an der Universität Wien, oM seit
• Johannes Mewaldt, Prof. der klassischen Philologie an der Universität Wien, oM
seit
• Josef Nadler, Prof. der deutschen Sprache und Literatur an der Universität Wien,
oM seit
• Carl Patsch, Prof. der slawischen Geschichte und Altertumskunde an der Univer-
sität Wien und Vorstand des Instituts ür Balkankunde in Wien, oM seit
• Camillo Praschniker, Prof. der klassischen Archäologie an der Universität Wien
und Direktor des Archäologischen Instituts, Zweigstelle Wien, oM seit
• Ernst Schönbauer, Prof. des römischen Rechts, der antiken Rechtsgeschichte und
Papyrologie an der Universität Wien, oM seit
• Hans Sedlmayr, Prof. der mittleren und neueren Kunstgeschichte an der Univer-
sität Wien, oM seit
• Heinrich Srbik, Prof. der Geschichte an der Universität Wien, oM seit
• Artur Steinwenter, Prof. des römischen Rechts an der Universität Graz, oM seit
• Friedrich Wild, Prof. der englischen Philologie an der Universität Wien, oM seit
Die insgesamt oM der math.-nat. Klasse und oM der phil.-hist. Klasse
machen Prozent der ordentlichen Mitglieder der Akademie aus.
NSDAP-Mitglieder unter den kM „Reichsbürger“ ()
math.-nat. Klasse
NSDAP-
Mitglieder
= %
phil.-hist. Klasse
Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 381Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 381 20.03.22 20:2520.03.22 20:25
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Bei korrespondierenden Mitgliedern wird in der NSZeit zwischen kM
„Reichsbürger“ und kM „Ausländer“ unterschieden. In der Kategorie kM
„Reichsbürger“ waren Personen, d. h. die knappe Mehrheit von Pro-
zent, Mitglied der NSDAP; die Mehrheit ( Prozent ) waren kM der math.-
nat. Klasse. Ordentliche und korrespondierende Mitglieder gemeinsam
ergeben einen Anteil von Prozent NSDAPMitgliedern unter den Akade-
miemitgliedern.
Wo befand sich der Wohnsitz der NSDAPMitglieder – in Österreich (vom
. März bis . April Teil des Deutschen Reiches) oder im „Alt-
reich“? Da die Mitgliederliste des Almanachs auch die aktuellen Adressen
veröentlicht, lassen sich Aussagen über Wohnsitze treen. Die Grak be-
zieht sich wieder auf den Stand vom . Dezember . Gezählt werden die
NSDAPMitglieder im Verhältnis zu den Nicht-NSDAPMitgliedern und un-
terschieden wird dabei nach Wohnsitz in Österreich oder außerhalb Öster-
reichs im Deutschen Reich und nach Klasse. In der math.-nat. Klasse waren
Prozent der korrespondierenden Akademiemitglieder mit Wohnsitz in
Österreich NSDAPMitglieder. Demgegenüber lag das Verhältnis von NSDAP-
Mitgliedern zu Nicht-NSDAPMitgliedern mit Wohnsitz außerhalb Öster-
reichs im Deutschen Reich bei :. In der phil.-hist. Klasse lag dieses Ver-
hältnis folgendermaßen: In Österreich wohnhafte kM waren zu Prozent
Mitglieder der NSDAP, außerhalb wohnhafte „Reichsbürger“ zu einem Drit-
tel NSDAPMitglieder. In Summe war der Anteil der NSDAPMitglieder unter
den in Österreich wohnenden kM höher als unter denjenigen, die im Deut-
schen Reich außerhalb Österreichs wohnten: Von den NSDAPMitgliedern
hatten (also Prozent ) ihren Wohnsitz in Österreich. Zwar wurden in
kM „Reichsbürger“ nach Wohnsitz ()
■ NSDAP-Mitglieder
in Österreich im Deutschen Reich
(außer Österreich)
math.-nat. Klasse phil.-hist . Klasse
in Österreich im Deutschen Reich
(außer Österreich)
Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 382Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 382 20.03.22 20:2520.03.22 20:25
383
der NSZeit viele im „Altreich“ tätige Wissenschaftler zugewählt, dies ge-
schah jedoch oenbar nicht aufgrund ihrer Parteizugehörigkeit. Während
unter den oM die phil.-hist. Klasse den höchsten Anteil an NSDAPMitglie-
dern zu verzeichnen hatte, sind die NSDAPMitglieder unter den österrei-
chischen kM mehrheitlich der math.-nat. Klasse zuzuordnen. Es darf an
dieser Stelle daran erinnert werden, dass die kM den wichtigsten Pool an
Kandidaten ür die freiwerdenden oMStellen darstellten. Da viele der nicht
in Österreich wohnhaften kM zu kM A umgewidmet wurden, blieb ein
Nachwuchsreservoir an mehrheitlich ehemaligen NSDAPMitgliedern als
kM I zurück.
Noch deutlicher wird dieses „Nachwuchsproblem“, wenn man nicht vom
absoluten Mitgliederstand zum Stichtag .
Dezember ausgeht, son-
dern sich die NSDAPZugehörigkeit der zwischen und (gelenkte
Wahlen/Ernennungen durch den Reichserziehungsminister) neu gewählten
Akademiemitglieder ansieht. Jedes zweite gewählte oM und fast zwei Drittel
der in diesem Zeitraum gewählten kM waren Mitglieder der NSDAP. Die
Parteizugehörigkeit war, so lässt sich daraus schließen, ein nicht zu ver-
nachlässigendes Kriterium ür die Zuwahl neuer korrespondierender Mit-
glieder. Unter den bis zugewählten oM gab es hingegen noch vie-
le, die auch ohne NSDAPMitgliedschaft lange genug auf ihre Chance in
diesen Status aufzurücken gewartet hatten.
Zum Vergleich sei hier auch noch die Statistik wiedergegeben, die das
Akademiepräsidium intern, vermutlich zur Übermittlung an Otto Skrbensky,
Staatssekretär im Unterrichtsministerium, erhoben hatte und die den Stich-
tag . Jänner widerspiegelt:
Nicht alle davon waren bereits zum Zeitpunkt ihrer Wahl Mitglieder der NSDAP.
AÖAW, Allg. Akten, Nr. /, Übersicht über das Verhältnis der inländischen Mitglieder
der Akademie der Wissenschaften in Wien zur NSDAP; siehe Kapitel , .
NSDAP-Mitglieder
nach Wohnsitz
Zuwahlen oM
-
Zuwahlen kM „Reichsbürger“
-
NSDAP-
Mitglieder
%
NSDAP-
Mitglieder
%
Österreich
%
Deutsches
Reich (außer
Österreich)
%
Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 383Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 383 20.03.22 20:2520.03.22 20:25
384
Kategorie der Mitglieder Zahl am nicht Partei- Angehörige
.. mitgl. der Partei
rehabil. noch nicht
begutacht. ausgeschieden
wirkl. Mitgl. der philos.-hist. Klasse
wirkl. Mitgl. der math.-naturw. Klasse
korresp. Mitgl. der philos.-hist. Klasse
korresp. Mitgl. der math.-naturw. Klasse
Ehrenmitgl. der philos.-hist. Klasse – – –
Ehrenmitgl. der math.-naturw. Klasse – – –
Diese Erhebung stellt, wie erwähnt, den Stand vom . Jänner dar. Von
den in der ersten Spalte der Tabelle angegebenen Gesamtzahlen wurden
die wegen ihrer NSDAPMitgliedschaft Ausgeschiedenen (letzte Spalte in der
Tabelle) bereits abgezogen. Außerdem ossen die Ergebnisse der Akade-
miewahlen im Herbst bereits ein. Weiters waren zu diesem Zeitpunkt
die Mitgliedschaften der ab / ausgeschlossenen Mitglieder wieder-
hergestellt und die in der NSZeit nicht bestätigte Wahl Hans Mayers zum
wM nachträglich ür gültig erklärt worden. Somit entsteht summa summa-
rum ein geschöntes Bild: In der Akademie waren laut diesen Zahlen „nur“
Prozent der Mitglieder ehemals Mitglieder der NSDAP gewesen.
Versucht man vor diesem Hintergrund die Zahlenverhältnisse zu Kriegs-
ende im Mai zu rekonstruieren, also vor den Ausschlüssen ehemaliger
NSDAPMitglieder, der am . Mai erfolgten Wiedereinsetzung der Sat-
zung von (und den Todesällen nach diesem Datum) und vor den Aka-
demiewahlen vom . Oktober , kommt man zu folgenden realistische-
ren Zahlen:
Rekonstruktion der NSDAP-Zugehörigkeit von Akademiemitgliedern im Mai
%
insgesamt
%
wM phil.-
hist. Kl.
wM math.-
nat. Kl.
kM I phil.-
hist. Kl.
kM I math.-
nat. Kl.
EM phil.
-hist. Kl.
EM math.-
nat. Kl.
■ NSDAP-Mitglieder ■ Nicht-NSDAP-Mitglieder
Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 384Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 384 20.03.22 20:2520.03.22 20:25
385
Prozent der Akademiemitglieder waren ehemalige NSDAPMitglieder.
Unter den wM waren es Prozent, unter den kM I Prozent.
.. Die Akademiepreise und ihre Vergabezeiträume
Die (kaiserliche) Akademie der Wissenschaften in Wien bzw. die Österrei-
chische Akademie der Wissenschaften hat in ihrer Geschichte Preise
ausgeschrieben. Die ersten waren Preisfragen bzw. Preisaufgaben, die seit
gestellt wurden. Der erste Preis, der unabhängig von einer Fragestel-
lung vergeben wurde, war der Lieben-Preis, im Jahr von Elisabeth Lie-
ben in Erüllung des testamentarischen Wunsches ihres verstorbenen Gat-
ten, des Bankiers Ignaz Lieben, gestiftet. Der Lieben-Preis wurde das
erste Mal vergeben und nach seiner vorläugen Einstellung in der NSZeit
– die letztmalige Vergabe vor dem „Anschluss“ erfolgte – im Jahr
durch die Bader-Stiftung als Ignaz L. Lieben-Preis erneuert. Aus der Aus-
wertung geht weiters auch die Einstellung der Verleihung der Hans-Horst-
Meyer-Medaille hervor. Sie wurde benannt nach dem wM Hans Horst
Meyer, einem der Begründer der experimentellen Pharmakologie, der als
rassistisch Verfolgter am . Dezember seinen Austritt aus der Akade-
mie der Wissenschaften erklärte, um einem Ausschluss zuvorzukommen.
Die Diskrepanz von ünf Prozent zwischen dem Stand vom . Dezember ( Prozent)
und diesem rekonstruierten Stand von Mai ( Prozent) ergibt sich einerseits aus den
Todesällen in der ersten Jahreshälfte und andererseits aus der oben dargelegten Er-
kenntnis, dass die Kategorie der kMI (also in Österreich wohnhafte korrespondierende
Mitglieder) einen höheren Anteil an NSDAPMitgliedern aufwies als die übrigen „Reichs-
deutschen“, die nun wieder zu kMA umgewidmet wurden.
Siehe Kapitel , .
Siehe Kapitel , .
Siehe Kapitel , .
Im Juni wurde Meyer, Ehrenmitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften,
Ehrendoktor vieler Universitäten und Ehrenbürger der Stadt Wien, aus der Preußischen
NSDAP-Zugehörigkeit der Akademiemitglieder nach Akademie-interner Erhebung
v. . Jänner
%
insgesamt
%
wM phil.-
hist. Kl.
wM math.-
nat. Kl.
kM I phil.-
hist. Kl.
kM I math.-
nat. Kl.
EM phil.
-hist. Kl.
EM math.-
nat. Kl.
■ NSDAP-Mitglieder ■ Nicht-NSDAP-Mitglieder
Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 385Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 385 20.03.22 20:2520.03.22 20:25
386
Die Hans-Horst-Meyer-Medaille wurde ab „demjenigen verliehen, der
auf dem Gebiete der experimentellen Medizin, die beste Arbeit in deutscher
Sprache veröentlicht oder dieses Fach wissenschaftlich am meisten geör-
dert hat.“ Erster Preisträger war Hans Horst Meyer. sollte sie an sei-
nen Sohn Kurt H. Meyer, Professor ür Chemie an der Universität Genf, bis
Vorstandsmitglied der Firma I. G. Farbenindustrie AG verliehen wer-
den. Der „Anschluss“ verhinderte diese Ehrung ür einen Wissenschaftler
jüdischer Herkunft. Die Hans-Horst-Meyer-Medaille wurde seither von der
Akademie nicht wieder verliehen.
Im ersten Jahrhundert der Akademiegeschichte ist ein Überhang von
Preisen der math.-nat. Klasse feststellbar, der in den letzten Jahren dann
allerdings durch Preise wie den Wilhelm Hartel-Preis, den Jubiläumspreis
der Böhlau-Stiftung oder die Figdor-Preise ausgeglichen wird. Auf Initiative
des Betriebsrats der ÖAW wurde zudem der Werner Welzig-Preis ein-
gerichtet, der „Mitarbeitende der ÖAW, die in besonderer Weise zum inne-
ren Zusammenhalt oder zum öentlichen Ansehen der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften beitragen“, würdigt und insbesondere auch
ür nichtwissenschaftliche Mitarbeiter/innen gedacht ist. Zu den bis heute
am längsten durchgängig von der Akademie vergebenen Preisen zählen die
beiden zugleich höchst dotierten Preise der Akademie, der Erwin Schrödin-
ger-Preis (math.-nat. Klasse) und der Wilhelm Hartel-Preis (phil.-hist. Klas-
se), die bzw. von Unterrichtsminister Heinrich Drimmel (–)
gestiftet wurden.
Akademie der Wissenschaften ausgeschlossen.
Bericht des Generalsekretärs, in: Alm. (), .
Vgl. Werner Welzig-Preis, https://stipendien.oeaw.ac.at/preise/auszeichnungen-der-ge-
samtakademie/werner-welzig-preis (abgerufen am ..).
Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 386Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 386 20.03.22 20:2520.03.22 20:25
387
■ Preis der Gesamtakademie ■ Preis der math.-nat. Klasse ■ Preis der phil.-hist. Klasse
Philologische/r Preis/aufgabe
Krystallographische/r Preis/aufgabe
Schiller Preis/aufgabe
Ignaz L. Lieben-Preis
Erzherzog Stephan-Preis
Geologischer Preis
Freiherr von Baumgartner‘scher Preis
Kometen-Preise
Paul Hal-Preis
Grillparzer-Preis
Chemischer Preis
Theodor Beer-Preis
Haitinger Preis
Josef Seegen-Preis
Richard Lieben‘scher Preis
Bonitz-Stipendium
Jakob Minor-Preis
Josef Pollak-Preis
Hans Horst Meyer-Medaille
Chemischer Atomgruppenpreis
Hans Vaihinger-Preis
Hansgirg-Preis
Semmering-Preis
Fritz Pregl-Preis
Rudolf Wegscheider-Preis
Matthäus und Rudolf Much-Preis
Jubiläumspreis
Erwin Schrödinger-Preis
Wilhelm Hartel-Preis
Felix Kuschenitz-Preis
Ehrenpreis der Sonnleitner-Stitung
Medaille Bene merito
Ernst Späth-Preis
Gustav v. Tschermak-Seysenegg-Preis
Armin v. Tschermak-Seysenegg-Preis
Erich v. Tschermak-Seysenegg-Preis
Jubiläumspreis des Böhlau-Verlags Wien
Erich Schmid-Preis
Othenio Abel-Preis / Preis für Paläobiologie (ab )
Figdor-Preis für Rechts-, Sozial- und Wirtschatswissenschaten
Figdor-Preis für Sprach- und Literaturwissenschaten
Edmund und Rosa Hlawka-Preis
Alois Sonnleitner-Preis
Alfons Tropper-Preis
Erich Thenius-Stipendium
Preise Sozialpolitik für das . Jh.
Bader-Preis für Kunstgeschichte
Bader-Preis für die Geschichte der Naturwissenschaten
Richard G. Plaschka-Preis
Moritz Csáky-Stipendium
Werner Welzig-Preis (Betriebsrat)
Dissertationspreis für Migrationsforschung
Walther E. Petrascheck-Preis
Karl Schlögl-Preis
Best Paper-Award
Auszeichnung der besten Publikation
Elisabeth Lutz-Preis
Roland Ateie-Preis
Otto Vogl-Preis
Hans und Walter Thirring-Preis
Johann Wilhelm Ritter von Mannagetta-Preis für Medizin
Johann Wilhelm Ritter von Mannagetta-Förderpreis für Medizin
Johann Wilhelm Ritter von Mannagetta-Preis für die Geschichte der Medizin
Preise
Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 387Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 387 20.03.22 20:2520.03.22 20:25
388
.. Die Nobelpreisträger unter den Akademiemitgliedern
Insgesamt haben Akademiemitglieder den Nobelpreis erhalten: einen
Nobelpreis ür Literatur (Theodor Mommsen , kM
A, EM),
einen Alfred-Nobel-Gedächtnispreis ür Wirtschaftswissenschaften (Fried-
rich August Hayek , kM I, EM), zwei Friedensnobelpreise
(Albert Schweitzer , EM; Linus Pauling , kM A), Nobel-
preise ür Physiologie oder Medizin, Nobelpreise ür Physik und Nobel-
preise ür Chemie. Darunter waren eine Frau (Dorothy Mary Crowfoot-
Hodgkin, Nobelpreis ür Chemie , kM A) und ein Preisträger, der
zwei Nobelpreise erhielt (Linus Pauling, Nobelpreis ür Chemie , Frie-
densnobelpreis , kM A).
Nobelpreisträger waren zum Zeitpunkt der Preisverleihung bereits
Akademiemitglieder: davon kM A, drei kM I (Fritz Pregl, Nobelpreis ür
Chemie , kM I; Victor Franz Hess, Nobelpreis ür Physik ,
kM I, kM A; Friedrich August Hayek, Alfred-Nobel-Gedächtnispreis ür
Wirtschaftswissenschaften , kM I, EM) und drei EM (Theodor
Mommsen, Nobelpreis ür Literatur , k MA; Robert Koch, Nobel-
preis ür Physiologie oder Medizin , EM; Karl Frisch, Nobelpreis
ür Physiologie oder Medizin , kM I, wM, kM A, EM).
Insgesamt Nobelpreise, da ein Akademiemitglied zwei Nobelpreise erhielt (Linus Pau-
ling).
■ spätere Akademiemitglieder
■ wM ■ kM I ■ kM A ■ EM ■ wM ■ kM I ■ kM A ■ EM
Akademiemitgliedschat zum
Zeitpunkt der Nobelpreis-Verleihung
Wahl zum Akademiemitglied
nach der Nobelpreis-Verleihung
Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 388Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 388 20.03.22 20:2520.03.22 20:25
389
Name Nobelpreis Jahr der Akademie Akademiemitgliedschaft
Nobelpreis- mitglied- nach der Verleihung30
Verleihung schaft
zum Zeit-
punkt
der Ver-
leihung31
van‘t Ho, Jacobus H. Nobelpreis für Chemie kM A EM
Röntgen, Wilhelm Conrad Nobelpreis für Physik EM
Fischer, Emil Nobelpreis für Chemie kM A EM
Lorentz, Hendrik Antoon Nobelpreis für Physik kM A , EM
Mommsen, Theodor Nobelpreis für Literatur EM EM
Arrhenius, Svante Nobelpreis für Chemie kM A , EM
Ramsay, William Nobelpreis für Chemie kM A kM A
Rayleigh, John William Nobelpreis für Physik kM A kM A
Baeyer, Adolf Nobelpreis für Chemie kM A EM
Koch, Robert Nobelpr eis für Physiologie oder Medizin EM EM
Lenard, Philipp Nobelpreis für Physik kM I , kM A
Golgi, Camillo Nobelpreis für Physiologie oder Medizin kM A kM A
Moissan, Henri Nobelpreis für C hemie kM A kM A
Ramón y Cajal, Santiago Nobelpreis für Physiologie oder Medizin kM A
Metschniko, Elias Nobelpreis für Physiologie oder Medizin EM
Rutherford, Ernest Nobelpreis für Chemie kM A , EM
Ostwald, Wilhelm Nobelpreis für Chemie kM A kM A
Wien, Wilhelm Nobelpr eis für Physik kM A
Kamerlingh-Onnes, Heike Nobelpreis für Physik kM A
Laue, Max Nobelpreis für Physik kM I , kM A , EM
Bragg, William Henry Nobelpreis für Physik kM A
Bragg, William Lawrence Nobelpreis für Physik kM A , EM
Willstätter, Richard Nobelpreis für Chemie kM A
Planck, Max Nobelpreis für Physik kM A EM
Nernst, Walther Nobelpreis für Chemie kM A EM
Bohr, Niels Henrik Nobelpreis für Physik kM A
Pregl, Fritz Nobelpreis für Chemie kM I kM I
Zsigmondy, Richard Adolf Nobelpreis für Chemie kM A kM A
Compton, Arthur Holly Nobelpreis für Physik kMA
Wagner-Jauregg, Julius Nobelpreis für Physiologie oder Medizin EM
Euler-Chelpin, Hans Nobelpr eis für Chemie kM A
Morgan, Thomas Hunt Nobelpreis für Physiologie oder Medizin kM A kM A
Schrödinger, Erwin Nobelpreis für Physik kM I , kM A , wM
Dale, Henry Hallet Nobelpreis für Physiologie oder Medizin kM A
Hess, Victor Franz Nobelpreis für Physik kM I kM I
Loewi, Otto Nobelpr eis für Physiologie oder Medizin kM A
Haworth, Walter Norman Nobelpreis für Chemie kM A kM A
Thomson, George Paget Nobelpreis für Physik kM A
Fermi, Enrico Nobelpreis für Physik kM A kM A
Kuhn, Richard Johann Nobelpreis für Chemie kM I , kM A , EM
Butenandt, Adolf Nobelpreis für Chemie EM
Domagk, Gerhard Johannes Nobelpreis für Physiologie oder Medizin EM
Ruzicka, Leopold Nobelpreis für Chemie EM
Hevesy, Georg Nobelpreis für Chemie EM
Hahn, Otto Nobelpreis für Chemie kM A , EM
Hess, Walter Rudolf Nobelpreis für Physiologie oder Medizin EM
Diese Spalte zeigt, ob und wie sich der Mitgliederstatus nach der Nobelpreisverleihung
verändert hat.
Diese Spalte gibt die Art der Mitgliedschaft im Jahr der Verleihung des Nobelpreises wie-
der.
Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 389Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 389 20.03.22 20:2520.03.22 20:25
390
Schweitzer, Albert Friedensnobelpreis EM
Pauling, Linus Nobelpreis für Chemie kM A
Bardeen, John Nobelpreis für Physik kM A
Todd, Alexander Robertus Nobelpreis für Chemie kM A EM
Pauling, Linus Friedensnobelpreis kM A kM A
Perutz, Max Nobelpreis für Chemie kM A
Wigner, Eugene Paul Nobelpreis für Physik EM
Crowfoot-Hodgkin, Dorothy Mary Nobelpreis für Chemie kM A
Lynen, Feodor Felix Nobelpreis für Physiologie oder Medizin kM A
Woodward, Robert Burns Nobelpreis für Chemie kM A kM A
Eigen, Manfred Nobelpreis für Chemie kM A , EM
Fischer, Ernst Otto Nobelpreis für Chemie kM A
Frisch, Karl Nobelpreis für Physiologie oder Medizin EM EM
Lorenz, Konrad Nobelpreis für Physiologie oder Medizin kM A EM
Hayek, Friedrich August Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für kM I EM
Wirtschatswissenschaten
Prigogine, Ilya Nobelpreis für Chemie kM A kM A
Rubbia, Carlo Nobelpreis für Physik EM
Klitzing, Klaus Nobelpreis für Physik kM A
Charpak, Georges Nobelpreis für Physik EM
Kohn, Walter Nobelpreis für Chemie EM
Kandel, Eric R. Nobelpr eis für Physiologie oder Medizin EM
Ertl, Gerhard Nobelpreis für Chemie kM A kM A
Karplus, Martin Nobelpreis für Chemie EM
Mourou, Gérard A. Nobelpreis für Physik kM A kM A
.. Das Wissenschatler/innen-Austauschprogramm
Während in Kapitel die Statistiken zum Wissenschaftler/innen-Austausch
ür die Zeit des Kalten Krieges ausgewertet wurden, zeigt die vorliegende
Grak nun die Entwicklung bis , in den erhobenen Jahren des Aus-
tausches. Der erste Austausch wurde mit Polen durchgeührt. Insge-
samt fanden bis . Besuche statt. Zunächst stieg die Zahl bis
rasch an (in diesem Jahr Austauschbesuche) und el danach rasch;
waren es nur noch Besuche. Die Zahlen erreichten wieder ein Ma-
Anzahl der Austausche –
Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 390Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 390 20.03.22 20:2520.03.22 20:25
391
ximum mit Austauschbesuchen, bevor
sie auf Besuche im Jahr zurückelen.
Betrachtet man die Teilnehmer/innen
des Wissenschaftler/innen-Austauschs von
bis , so ällt auf, dass mehr Gäste
nach Österreich kamen als Österreicher/in-
nen ins Ausland gingen.
Insgesamt erfolgte der Wissenschaftler/
innen-Austausch im untersuchten Zeitraum
mit Ländern. Mit folgenden Ländern wur-
de der Austausch am häugsten durchge-
ührt:
.. Förderanträge bei der Deutschen Forschungsgemeinschat
–
Seit Dezember stellt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) eine
Datenbank zu historischen Forschungsörderanträgen (bewilligt und abge-
lehnt) von bis online zur Verügung. Auch Mitglieder der Wiener
Akademie der Wissenschaften reichten bei der Notgemeinschaft der deut-
schen Wissenschaft, dem Reichsforschungsrat und der Deutschen For-
schungsgemeinschaft Ansuchen ür Stipendien, Reisebeihilfen, Druckkos-
tenzuschüsse etc. ein.
Insgesamt gingen Förderanträge von Wiener Mitgliedern bei der
DFG ein. Bewilligt wurden davon ; wurden abgelehnt, anderweitig
Gepris Historisch. Forschungsörderung von bis , https://gepris-historisch.dfg.
de/ (abgerufen am ..).
Teilnehmer/innen des Austauschs
■ Gäste ■ Österreicher/innen
Summe: .
%
%
Irland
Ägypten
Deutschland (BRD)
Georgien
Türkei
Spanien
ČSFR
Jugoslawien
DDR
ČSSR
Frankreich
Finnland
Rumänien
Ukraine
Tschechien
China
Bulgarien
Slowakei
UdSSr
Ungarn
Großbritannien
Polen
Russland
.
.
.
.
Austausch-Länder nach Aufenthaltsdauer
■ Aufenthaltstage von Gästen in Österreich ■ Aufenthaltstage von Österreicher/innen im Ausland
Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 391Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 391 20.03.22 20:2520.03.22 20:25
392
erledigt und bei Anträgen ist der Förderstatus unbekannt. Was die Zahl
der Anträge betraf, herrschte zwischen math.-nat. und phil.-hist. Klasse ein
ausgewogenes Verhältnis.
Manche Mitglieder stellten bis zu Anträge:
Kuhn, Richard Johann kM Reichsbürger der math.-nat. Klasse
Kohlrausch, Karl Wilhelm Fritz oM der math.-nat. Klasse
Abderhalden, Emil kM A, dann kM Reichsbürger
der math.-nat. Klasse
Kretschmer, Paul wM, dann oM der phil.-hist. Klasse
Uebersberger, Hans kM A, dann kM Reichsbürger der
phil.-hist. Klasse
Die ersten Anträge wurden bereits gestellt und zwar bis zum „An-
schluss“ hauptsächlich von deutschen kM A; insgesamt Anträge.
Von bis wurden dann noch Anträge gestellt; nun, wenig ver-
wunderlich, mehrheitlich von kM Reichsbürgern.
Im zeitlichen Verlauf zeigt sich kein klarer Trend; eher zeigt sich daran die
wechselhafte Geschichte der Forschungsörderung und nanzielle Potenz
der DFG. So sind die Weltwirtschaftskrise und das Kriegsende deutlich
durch Einbrüche markiert. Die meisten Anträge wurden gestellt.
EM
wM
oM
kM I
kM A
kM
Ausländer
kM Reichsbürger
EM
Antragsteller – Antragsteller –
Anzahl der Anträge bei der DFG, –
Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 392Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 392 20.03.22 20:2520.03.22 20:25
393
. ÖAW-M|I|N|E – ein Modul von APIS
Die Auswertungen im ersten Abschnitt geben beispielhaft Einblick in die
Auswertungsmöglichkeiten, die das Webportal ÖAWM|I|N|E ermöglicht.
ÖAWM|I|N|E ist ein Modul von APIS, eine generische Applikation, die am
ACDHCH der ÖAW zur Aufzeichnung komplexer historischer Zusammen-
hänge entwickelt wurde.
.. APIS – die Sotware
Das Austrian Prosopographical Information System (APIS) wurde im Zuge des
gleichnamigen, von der Nationalstiftung zwischen und geörderten
Projekts entwickelt. Ziel war es, das ÖAWProjekt Öster reichisches Bio-
graphisches Lexikon (ÖBL) semantisch anzureichern und so in eine prosopo-
grasche Ressource zu verwandeln. Diese Anreicherung sollte durch manuel-
le wie auch (semi)automatische Annotation der Biograen erfolgen. Um
diese hybride Arbeitsweise möglichst ezient zu gestalten, wurde nach einer
digitalen Komponente gesucht. Nach der Evaluierung einiger existierender
Systeme (z. B. https://wiss-ki.eu/) bzw. Ontologien (z.B. CIDOC CRM) wurde
beschlossen, eine eigene Applikation ür das Projekt zu erstellen.
Nach den Erfahrungen bei der Evaluierung bestehender Systeme wur-
den folgende Dinge als essentiell ür die Entwicklung festgelegt:
• hybrider Ansatz: Die Arbeit an den Daten sollte ür Forscher/innen wie
ür automatische Systeme gleichermaßen einfach über das gleiche Sys-
tem möglich sein.
• Standard Webtechnologie: Die neue Applikation sollte sich auf weit ver-
breitete Open-Source-Technologien stützen um die Entwicklung und
Wartung des Systems möglichst einfach zu gestalten.
• Einfaches Datenmodell: Es sollte ein möglichst einfaches Datenmodell
verwendet werden, das genau auf die Bedürfnisse des Projektes zuge-
schnitten war und ein einfaches Bearbeiten der Daten erlaubte.
• RestAPI: Für die einfache Anbindung an andere Systeme und Tools soll-
ten alle Daten über eine RestAPI abruar sein.
• Serealisierung in andere Formate: Um trotz eigenem Datenmodell die
einfache Wiederverwendung der Daten zu erlauben, sollten die Daten
via API in verschiedene Formate serealisierbar sein.
• Wiederverwendung schon vorhandener Daten: Um den Aufwand in
überschaubaren Grenzen zu halten, sollten wo immer möglich Linked
Open Data (LOD) Datensätze wiederverwendet werden.
URL: https://mine.oeaw.ac.at. Am Projekt federührend beteiligt waren von der Arbeitsgruppe
Akademiegeschichte Johannes Feichtinger, Sandra Klos, Johannes Mattes und Heidemarie Uhl
und vom ACDHCH Peter Andorfer, Matej Durco und Matthias Schlögl (Mitarbeit: Barbara Kraut-
gartner, Stefan Resch), Redaktion: Sandra Klos und Matthias Schlögl, Gestaltung: Fuhrer, Wien.
Vgl. S/L, APIS-(Web-)Applikation, .
Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 393Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 393 20.03.22 20:2520.03.22 20:25
394
Aufgrund dieser Anforderungen wurde eine Webapplikation entwickelt,
die sich auf Django (Python Webdevelopment Framework) und eine relatio-
nale Datenbank stützt. Das apis_core Modul besteht aus Entitäten (apis_ent-
ities), Relationen (apis_relations), Vokabularien (apis_vocabularies) und
Metadaten (apis_metainfo, apis_labels). Zusätzlich können jeder Entität
Texttypen zugewiesen werden. Mit Hilfe eines Addons (apis_highlighter)
können diese Texte annotiert werden.
.. APIS – die Projekte
Zu Beginn war die APISSoftware lediglich ür das APISProjekt gedacht. Re-
lativ schnell wurde jedoch klar, dass Ähnliches in vielen weiteren Projekten
benötigt wird. Es wurden deshalb Anstrengungen unternommen, die Soft-
ware generischer und modularer zu gestalten. Seither wurde die Software
in drei Formaten in am ACDHCH durchgeührten Projekten zur Anwen-
dung gebracht:
• prosopograsche Projekte, neben ÖAWM|I|N|E z. B. auch das Projekt
PMB Personen der Moderne Basis
• digitale Editionen, die APIS als Entity Store verwenden, z. B. Protokolle
des cisleithanischen Ministerrates –
• bibliographische Projekte, z. B. Jelinek Online. Elfriede Jelinek: Werk
und Rezeption
Das ÖBL, ür dessen Erschließung die Software ursprünglich erstellt wurde,
ist ein Spezialfall zwischen prosopograschem Projekt und digitaler Editi-
on: Die biograschen Texte wurden in APIS annotiert, wodurch eine proso-
pograsche Ressource erschaen wurde. Für diese unterschiedlichen An-
wendungsweisen sind unterschiedliche Teile des Frameworks entscheidend.
So ist ür prosopograsche Projekte oftmals der RDFParser – der es erlaubt
mittels Yaml File den Import von RDFDaten in APIS zu kongurieren – sehr
hilfreich, weil er es erlaubt, die Metadaten jener Entitäten, die nicht von
zentraler Bedeutung ür das Projekt sind (z. B. die Orte in ÖAWM|I|N|E) au-
tomatisch zu importieren. Digitale Editionen wiederum sind meist auf die
RestAPI angewiesen, weil diese es erlaubt, Plugins ür Text- (z.
B. Word)
oder XMLEditoren (z. B. Oxygen) direkt an APIS anzuschließen. Für alle
Projekte ist meist der Export von Daten in verschiedenen, kongurierbaren
Formaten wie Json, TEI oder RDF nützlich.
Vgl. https://pmb.acdh.oeaw.ac.at (abgerufen am ..).
Vgl. https://mpr.acdh.oeaw.ac.at (abgerufen am ..).
Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen und die Daten sind noch nicht öentlich verüg-
bar; vgl. https://www.oeaw.ac.at/acdh/projects/jelinek-online (abgerufen am ..).
Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 394Geschichte_OaAW_Bd_3.indb 394 20.03.22 20:2520.03.22 20:25
395
.. APIS − zentrale Funktionen
... Webapplikation
Die APIS Webapplikation passt sich automatisch an veränderte Datenmo-
delle (z. B. neue Attribute oder Entitäten) an. Für alle Entitäten und Relatio-
nen werden List Views, die das Suchen und Filtern erlauben, erstellt. So-
wohl die dargestellten Spalten als auch die Filter können dabei frei
konguriert werden. Von den List Views gelangt man per Klick auf die De-
tail View einer Entität. Diese zeigt alle zu einer Entität verügbaren Informa-
tionen (inklusive Relationen zu anderen Entitäten) und erlaubt es, zu den
Serealisierungen (z. B. Json oder TEI) wie auch zu der Edit View zu gelan-
gen. Detail und Edit Views bedienen sich eines zweispaltigen Designs. In
der linken Spalte nden sich die Metadaten der jeweiligen Entität, in der
Rechten die Relationen zu anderen Entitäten.
... RDFParser
Die Linked Open Data Cloud (LOD) erönet interessante Möglichkeiten ür
Digital Humanities-Projekte. Projekte können sich auf die ür die eigene Fra-
gestellung zentralen Punkte fokussieren und Metadaten von peripheren En-
titäten aus Referenzressourcen laden. Bei der Prosopograe der Mitglieder
der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wurden z. B. die Meta-
daten der Geburtsorte aus GeoNames und der Gemeinsamen Normdatei
(GND) importiert.
Um die Vorteile der LOD Cloud in APIS einfach nutzbar zu machen wur-
de der RDFParser erstellt. Der RDFParser erlaubt es, mit einer URL und ei-
nem Entitätstyp, also z. B. https://d-nb.info/gnd//about/lds.rdf
und ‚Person‘ ein neues Objekt – in diesem Fall eine Person – zu erstellen.
Daür muss eine Konguration ür die jeweilige Ressource vorhanden sein
und die URL auf ein valides RDF zeigen, das ein einzelnes Objekt behandelt.
Die Konguration besteht aus zwei Teilen: SPARQL Queries, die Daten aus
dem geladenen RDF ltern, und Mappings, die diese Daten Attributen des
Objekts zuweisen.
Wird ein RDF geladen, harmonisiert das System zunächst die URI des
Objekts – https://d-nb.info/gnd//about/lds.rdf vs https://d-nb.info/
gnd/ – und kontrolliert anschließend, ob das Objekt schon in der
Datenbank existiert (via URI). Existiert das Objekt, wird das vorhandene
zurückgegeben. Existiert es nicht, wird das RDF geladen, mit Hilfe der
SPARQL Queries in der Konguration die Metadaten aus dem RDF extra-
hiert, ein neues Objekt erstellt und die Daten gemäß der Mappings den At-
tributen des Objektes zugeordnet. Abschließend wird das Objekt in der Da-
tenbank abgelegt und zurückgegeben.
Vgl. https://www.geonames.org (abgerufen am ..).
Vgl. https://www.dnb.de/DE/Professionell/Standardisierung/GND/gnd.html (abgerufen
am ..).
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Linked Open Data lebt von den Verbindungen der Objekte untereinan-
der. Diesen Vorteil nutzt auch der RDFParser, indem er innerhalb der Kon-
guration eines Objektes Verweise auf andere erlaubt. Damit kann z. B. in-
nerhalb der Konguration ür Personen aus der GND ein Verweis auf die
Konguration ür Orte der GND vorkommen. Das erlaubt dem System, z. B.
ür den Geburtsort einer Person ein weiteres RDF zu laden, den Ort anzu-
legen und die denierte Verbindung zu erstellen.
... RestAPI
Die RestAPI passt sich wie das Frontend dynamisch an das Datenmodell an.
Parallel zum Frontend erlaubt sie, Entitäten, Relationen, Vokabularien etc.
zu ltern, anzuzeigen, zu bearbeiten und zu löschen. Die API liefert stan-
dardmäßig JSON aus. Dieses Serealisierungsformat kann jedoch über Para-
meter oder Header geändert werden. Momentan stehen TEI, RDF und IPIF
als alternative Formate zur Verügung. JSON ist die Referenzserealisierung,
ür alle anderen Formate wurden – je nach Format – einzelne Metadaten
ausgelassen.
Für die Serealisierung in RDF wird CIDOC CRM .. verwendet. Die
Serealisierung wird momentan gerade auf Version .., die letzte ozielle
Version, veröentlicht im Mai , aktualisiert. CIDOC CRM ist ein ISO
Standard, der sich in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit in den
Digital Humanities erfreut. Das ACDHCH ist an mehreren nationalen und
europäischen Projekten beteiligt, die das Modelling von verschiedenen –
meist personenbezogenen Daten – mit Hilfe von CIDOC zu verbessern su-
chen. Das verbesserte Modelling aus zumindest einem Projekt, In/Tangible
European Heritage (InTaVia), wird direkt in die Serealisierung von APIS
zurückießen.
IPIF ist ein Versuch, nicht nur das Modelling prosopograscher Daten,
sondern den gesamten Datenaustausch (inklusive der API) zu standardisie-
ren. APIS wird in Zukunft eine komplette IPIF kompatible API zur Verü-
gung stellen, liefert derzeit allerdings nur korrekt formatierte Objekte über
die Standard API aus.
... Autocompletes
Um die zuvor schon angesprochenen Vorteile der LOD Cloud komplett nut-
zen zu können, bedarf es nicht nur einer einfachen Möglichkeit, Daten zu
importieren, sondern auch einer Methode, diese Daten zu nden. Daür
gibt es – parallel zum RDFParser – in APIS die Möglichkeit, Entity Autocom-
Vgl. https://cidoc-crm.org/Version/version-.. (abgerufen am ..).
Vgl. https://cidoc-crm.org/Version/version-.. (abgerufen am ..).
Vgl. https://intavia.eu (abgerufen am ..).
Siehe dazu die OpenAPI Denition unter https://github.com/GVogeler/prosopogrAPhI
(abgerufen am ..).
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pletes um externe RestAPI Endpoints zu erweitern. Vergleichbar zum
RDFParser können daür pro Entität mehrere Endpoints konguriert wer-
den. Das System ügt dann gemäß der Konguration Auswahlmöglichkeiten
aus externen Quellen zur Liste hinzu. Eine selektierte Option wird durch
den RDFParser geschickt. Existiert der Eintrag schon in der Datenbank,
wird er zurückgegeben, existiert er nicht, wird er angelegt.
... Highlighter
Der Highlighter ist eines von zwei Modulen, die nicht in jeder APISInstanz
zur Anwendung kommen. Er erlaubt es, in zu den Entitäten beigeügten
Texten – jeder Entität können mehrere Texttypen zugewiesen werden – „o-
set“ Annotationen anzulegen. Dabei werden die Annotationen nicht direkt
in den Text eingeügt, sondern in einem eigenen Objekt abgelegt, sodass in
Text A von Buchstabe bis Buchstabe Objekt B annotiert wird. Objekte
können dabei sowohl Entitäten als auch Relationen oder Vokabularien sein.
Mit Hilfe des RDFParsers und der Autocompletes können auch externe Da-
ten während des Annotierens importiert werden. Zusätzlich werden jeder
Annotation noch Metadaten wie der annotierende Benutzende, der Zeit-
punkt der Annotation und das „Annotationproject“ beigegeben. Letzteres
bietet die Möglichkeit, Annotationen in Gruppen zu bündeln.
Diese Speicherung von Annotationen als „Oset“ erlaubt es, ein und
denselben Text in verschiedenen Annotationsformen – z. B. von speziellen
Benutzer/innen, aus einem „Annotationproject“, nach einem denierten
Tag – auszugeben.
... Referenzmanager
Das zweite, nicht standardmäßig inkludierte Modul ermöglicht eine Anbin-
dung an die Referenzmanager Zotero und Bibsonomy. In den Geschichts-
wissenschaften ganz allgemein, aber in Prosopograen im Speziellen wird
versucht, einzelne Aussagen möglichst genau mit Quellen zu belegen. Pasin
und Bradley haben, dieser Idee folgend, ihren „Factoid Approach“ entwi-
ckelt. Zentraler Gedanke der Faktoide ist es, Aussage und Quelle zu ver-
schränken. Diesem Gedanken folgend erlaubt es das Referenzmanager-Mo-
dul, entweder einzelnen Attributen und/oder ganzen Objekten Referenzen
zuzuweisen. Diese Referenzen werden entweder mit Zotero oder Bibsono-
my gesammelt und in einer (gemeinsamen) Sammlung abgelegt. Referen-
zen, die in einer kongurierten Sammlung abgelegt wurden, können via
Autocomplete ausgewählt und mit den Seitenzahlen zu einem Attribut und/
oder Objekt hinzugeügt werden.
Vgl. P/B, Factoid-based prosopography, .
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. Resümee
Die Digital Humanities im Allgemeinen und die digitale Prosopograe im
Speziellen haben in den letzten Jahrzehnten eine große Weiterentwicklung
erfahren: von maßgeschneiderten Speziallösungen ür einzelne Projekte zu
generischen Softwarelösungen, von spezialisierten Datenmodellen zu weit
verbreiteten erweiterbaren High Level-Ontologien und von Daten in abge-
schlossenen Datenbanken zu Linked Open Data.
Das Projekt Geschichte der Österreichischen Akademie der Wissen-
schaften – folgt mit ÖAWM|I|N|E diesen Entwicklungen und erwei-
tert sie entsprechend den komplexen Fragestellungen bzw. Auswertungs-
möglichkeiten. Zur Datenaufnahme wird eine generische, anschlussähige
Applikation verwendet, auf die ür die verbesserte User Experience eine
spezialisierte Erweiterung aufgesetzt wird. Für die einfache Wiederver-
wendbarkeit der Daten verügt ÖAWM|I|N|E über eine API und Serealisie-
rungen in Json, RDF und TEI/XML.
Mit ÖAWM|I|N|E stellt die Österreichische Akademie der Wissenschaften
ein prosopograsches Portal vor, das einzigartige Daten zur akademischen
Entwicklung Österreichs und Europas zugänglich macht. ÖAWM|I|N|E ist
aber nicht nur eine Webapplikation, sondern bietet die Daten auch via API
in verschiedenen weit verbreiteten Formaten an. Damit sind die Daten sehr
einfach auch in anderen Forschungsprojekten verwendbar.
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