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Vermögen, Schulden, Inflation: eine Anmerkung
© Peter Rassidakis 2022
Präambel:
Der amtierende deutsche Bundesfinanzminister, C. Lindner, twitterte im Sommer 2022:
Quelle: Nachrichtendienst Twitter/@c_lindner:
24. Juni
Twitter at its best. Aber ich stehe dazu: Wenn wir unseren Wohlstand sichern wollen, dann
brauchen wir Gründergeist, unternehmerisches Risiko und auch Respekt vor Leistung wie
eben #Überstunden. Steuererhöhungen und Staatsschulden bringen uns keine Zukunft. Blame
me for it! CL
30. Juni
Wir müssen zurück zur finanziellen Solidität. In wenigen Jahren müssten wir sonst auf breiter
Front staatliche Leistungen kürzen, massiv Steuern erhöhen - und sogar das AAA-Rating
unseres Landes gefährden. Das kann alles nicht in unserem Sinne sein. CL
1. Juli
Das Bundeskabinett hat soeben meinen Entwurf für den Haushalt 2023 beschlossen. Damit
hat die Bundesregierung nach drei Jahren wieder den Anspruch, innerhalb der
#Schuldenbremse des Grundgesetzes zu wirtschaften. Ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung
der #Inflation. CL
____________
Zu den Themen „unternehmerisches Risiko“, „Leistungsprinzip“, „finanzielle Solidität“,
„Schuldenbremse“ und „Inflation“ habe ich im Folgenden ein paar Daten
zusammengetragen, die aufzeigen sollen, dass aus derzeitiger finanzwirtschaftlicher Sicht
sogar eine Neudefinition dieser Begriffe, statt eines wirtschaftspolitischen Festhaltens an
diesen, angebracht wäre.
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1. Staatschulden:
Zuname Staatschulden Deutschland 2010 – 2021: 0,37 Billionen Euro (+17,8%); Zunahme
Staatschulden Euro Raum in dieser Zeitperiode: 3,92 Billionen Euro (+43%).
Abbildung 1.: Zunahme von Staatsschulden im Euro Raum
Zuname Staatschulden USA zwischen 2010 und 2021: 15,87 Billionen US-Dollar (ca. 15,16
Billionen Euro) oder +144%
(vgl.: https://www.statista.com/statistics/187867/public-debt-of-the-united-states-since-
1990/).
Den EUR/USD Wechselkurs hat dies nicht beeinflußt, auch nicht das Rating der USA, welches
noch mit AAA, AA+ und Aaa beziffert wird:
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Abbildung 2: EUR/USD Wechselkurs
Großbritannien hat seine Schulden zwischen 2010 und 2021 um 1,19 Billionen britische
Pfund (ca. 1,38 Billionen Euro) oder um 99,51% erhöht. Vgl.:
https://www.ons.gov.uk/economy/governmentpublicsectorandtaxes/publicspending/bulleti
ns/ukgovernmentdebtanddeficitforeurostatmaast/december2021
Japan hat seine Schulden zwischen 2010 und 2021 um 403 Billionen Yen (ca. 2,8 Billionen
Euro) oder um 49,63% erhöht.
Vgl.: https://data.worldbank.org/indicator/GC.DOD.TOTL.CN?locations=JP
https://www.bloomberg.com/news/articles/2021-11-24/japan-to-issue-22-trillion-yen-in-
debt-for-stimulus-nikkei-says
Dieses Schuldengeld wurde seit der Finanzkrise 2008 zur Bewältigung diverser (auch
politischer) Schieflagen verwendet. Es wurde durch die Finanzwirtschaft gehebelt, so daß
sich die weltweiten Gesamtschulden (Staat, Unternehmen und Haushalte) im Moment auf
305 Billionen US Dollar beziffern lassen (vgl. Global debt soars to record high over $305
trillion - Euro Financial Review & https://www.iif.com/Research/Capital-Flows-and-
Debt/Global-Debt-Monitor). Dies sind etwa 85 Billionen Euro mehr als im Jahr 2010.
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2. Vermögenszunahme und Verteilung zwischen 2010 und 2020:
Zunahme des Weltweiten Vermögens: 418,3-194,5 = 223,8 Billionen US $ (+115,06%).
Zunahme Vermögen von Personen mit Vermögen über 1 Million US $: 191,6-69,2= 122,4
Billionen US $ (+176,9%).
Weitere Daten können durch Vergleich der sog. „Vermögenspyramiden“ erhoben werden
(Quelle: Credit Suisse research institute Global wealth report 2021: https://www.credit-
suisse.com/media/assets/corporate/docs/about-us/research/publications/global-
wealth-report-2021-en.pdf; report 2010: https://www.credit-
suisse.com/media/assets/corporate/docs/about-us/research/publications/credit-
suisse-global-wealth-report.pdf)
Abbildung 4: Vermögenspyramide aus dem Jahr 2010
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Abbildung 5: Vermögenspyramide aus dem Jahr 2020
3. Finanz- vs. Realwirtschaft: wie wird es enden?
Unter der Voraussetzung, daß all dies bekannt ist, wäre zu den Aussagen des Finanzministers
zu sagen:
Ursache von Inflation, Ungleichverteilung usw. ist die aktuelle internationale strukturelle
Kopplung zwischen der Finanz- und der Realwirtschaft. Erstere beeinträchtigt letztere. Die
Konsumgüterpreisinflation folgt i.d.R. einer Vermögenswertpreisinflation (Asset-price-
inflation), wie wir sie im letzten Jahrzehnt beobachten konnten. Die Kaufkraft ist durch Lohn
und Rentensteigerung zu erhalten. Sonst droht ein systemcrash (vgl.:
https://www.globalresearch.ca/financial-bubble-implosions-asset-price-inflation-and-social-
inequality/5389535). Ein Aufruf zu mehr Arbeit, einer nationalen Schuldenbremse, oder
„Finanzieller Solidität“ (?) ist höchstens FAZ- & Handelsblattniveau und für den Deutschen
Finanzminister mindestens blamabel. Gehen Sie der Sache auf den Grund und leiten
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Lösungen ein, die funktionieren, verteilen zum Beispiel Unternehmensgewinne über
Staatsbeteiligungen an Publikumsgesellschaften an die Bürger. Es ist schließlich Geld,
welches sie und ihre Kindeskinder seit Jahren bereitstellen bzw. abbezahlen müssen und der
Wirtschaft zur Verfügung gestellt wurde und wird. Andrew Yang nannte solche Lösungen
„Freedom Dividend“, besser wäre m.E. der Titel „Democracy Dividend“. Mikro-
mikroökonomisch schon todgerechnet (vgl.:
https://taxfoundation.org/andrew-yang-value-added-tax-universal-basic-income/). Solche
Lösungen stören jedoch keinen. Eine Schuldenbremse dient Deutschland nur, wenn es seine
Grenzen für internationale Kapitalflüsse und Waren schließt, was mit wirtschaftlichem
Selbstmord gleichzusetzen wäre. Machen Sie lieber äquivalente Schulden zu diesen unserer
„internationalen demokratischen Partner“ (s.o.), damit nicht ganz Europa von den
Plutokraten aufgekauft wird (Beispiele reichen von Immobilien- und
Technologieunternehmen bis hin zu Pfandleihe-Häusern). Folgen Sie innerhalb der EU einer
einheitlichen Geld- und Fiskalpolitik, gleichen Sie Löhne und Gehälter sowie die Renten und
Steuersysteme an, damit der EU-Binnensystemarbitrage auf Arbeits- Güter- und
Kapitalmarkt ein Riegel vorgeschoben wird. Was sie verfolgen, scheint eher eine Scheuble-
Politik (Austerität) zu sein. Sie hat Europa bereits fast ruiniert. In Griechenland kann sich
aktuell, bei einem Medianeinkommen von ca. 9.000 Euro und einem Preisniveau ähnlich
diesem von Deutschland, das Volk nicht einmal ein Taschentuch zum Weinen leisten. Soll es
hierzulande auch so werden?
Ich hoffe diese Anmerkungen sind trotz ihrer Kürze verständlich und dienlich.
______________
Zu den Begriffen und Volumina der Real- und Finanzwirtschaft siehe die Ausführung des
wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages hier:
https://www.bundestag.de/resource/blob/684622/cae40679f8c949b5006f1675ce824950/
WD-5-003-20-pdf-data.pdf
Weitere Bemerkungen zur Thematik:
Wealth distribution, Debt and Inflation: an overview:
https://www.researchgate.net/publication/357331342_Wealth_distribution_Debt_and_Infl
ation_an_overview
Public Finance: is there a tipping point?:
https://www.researchgate.net/publication/349124409_Public_Finance_is_there_a_tipping_
point
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