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doi.org/10.1002/ckon.202200022
ErprobungneuerKonzepteinder universit-ren
Lehrerbildung fgrden Erwerb digitalerKompetenzen
nach DiKoLAN
Entwicklung und Untersuchung der Wirksamkeit eines Lehr-
Lernmoduls im Bereich Simulation und Modellierung
Lukas Mgller,[a] Lars-Jochen Thoms,*[a,b]Philipp Mçhrke,[a] Anna Henne[a] und
Johannes Huwer*[a,b]
Zusammenfassung: DerOrientierungsrahmenDiKoLAN beschreibt digitale Basiskompetenzen fgrdas Lehr-
amtinden Naturwissenschaften. Eine Lehrveranstaltungdes Lehrstuhls fgrFachdidaktikder Naturwissen-
schaften an derUniversit-tKonstanzwidmetsichgezielt demAufbauder in DiKoLANgenannten Kompeten-
zen. In diesem Artikelwerdendie Konzeption,die Umsetzungund dieEvaluationeines Lehr-Lernmodulsim
Bereich Simulation undModellierung beschrieben. DieEvaluation desModulshat Wissensfeldermit Entwick-
lungspotenzial beiden Studierenden offengelegt, dieSt-rken einerstrukturellen Orientierung an DiKoLAN
aufgezeigt undAns-tzezur OptimierungzukgnftigerLehrveranstaltungenzur Fçrderungdigitaler Kompeten-
zenimBereich Simulation undModellierunggegeben.
Stichworte: DiKoLAN·Digitalisierung ·Lehrkr-ftebildung ·digitaleKompetenzen ·Simulationund
Modellierung
Testingnew concepts in university teachertrainingfor theacquisitionofdigital competencies accordingtoDi-
KoLAN–developmentand investigationofthe effectivenessofateaching-learningmoduleinthe fieldofsi-
mulation andmodelling
Abstract: TheDiKoLAN orientationframework describesdigital core competencesfor teaching in science
education. Acourseoffered by theChair of ScienceEducation at theUniversityofKonstanzisspecificallyde-
dicatedtofostering thecompetenciesmentioned in DiKoLAN. This articledescribes theconcept,implementa-
tion,and evaluation of ateaching-learning module in thefield of simulation andmodelling.The evaluation of
themodulehas revealed areasofknowledge with potentialfor developmentamong thestudents, shownthe
strengthsofastructural orientationfollowing DiKoLANand providedapproaches foroptimisingfuturecour-
sestopromote digitalcompetenciesinthe area of simulation andmodelling.
Keywords: DiKoLAN·digitalization ·digital competence ·teachereducation ·simulation andmodelling
1. Einleitung
Studienzudigitalen KompetenzenLernender wiez.B.die
ICILSzeigen, dass dieNutzungsh-ufigkeit vondigitalen
Medien unterdeutschen Lehrkr-ften im internationalenVer-
gleich unterdurchschnittlichist [1]. Dievon Schmidtetal. be-
schriebene geringeMotivationvon Berufseinsteiger:innen,di-
gitale Medien im Unterricht zu nutzen,l-sstkeine spontane
Verbesserungen dieses Zustands erwarten [2]. Dievon Seiten
derPolitik undder :ffentlichkeitgewgnschte digitale Trans-
formationanden Schulen[3,4] erfordertdaher auch Anpas-
sungen in derLehrkr-ftebildung [5]. Damitzukgnftigdigitale
Hilfsmittelvon angehendenLehrkr-ften fachdidaktisch fun-
diertund gewinnbringend in denFachunterrichtintegriert
werden kçnnen,mgssen digitale Kompetenzeninder universi-
t-renLehrkr-ftebildungauchineinem fachspezifischen Kon-
text vermittelt werden [6]. Eine Verkngpfungfachspezifischer
Lehrkompetenzenmit digitalenKompetenzen sollte entspre-
chendinfachdidaktischenSeminaren an denHochschulen
stattfinden. Dabeikçnnenentwederfachbezogenedigitale
Lehrkompetenzenmodular in bestehende Lehrveranstaltun-
genintegriertwerdenoderneueLehrveranstaltungenspeziell
zurFçrderung vonfachbezogenen digitalenKompetenzen
entwickelt werden.InbeidenF-llen brauchen dieDozieren-
den(a) konkrete Definitionen derzuvermittelndendigitalen
Kompetenzen und(b) eine Strukturierungshilfe zurcurricular-
en Verortungund zurAbstimmung mitanderen Lehrveran-
staltungen [6]. Fgrdie naturwissenschaftlichenF-cher kann
derOrientierungsrahmen DiKoLAN(DigitaleKompetenzen
fgrdas Lehramtinden Naturwissenschaften) [7]die Dozie-
renden dahingehendunterstgtzen (Abb.1).
[a]L.Mfller,Dr. L.-J.Thoms,Dr. P. Mçhrke,A.Henne,
Prof.Dr. J. Huwer
Universit-tKonstanz
Universit-tsstraße 10
78464Konstanz
*E-Mail: johannes.huwer@uni-konstanz.de
[b]Dr. L.-J.Thoms,Prof. Dr.J.Huwer
P-dagogische Hochschule Thurgau
UntererSchulweg3
8280 Kreuzlingen, Schweiz
T2022 TheAuthors. CHEMKONpublished by Wiley-VCH
GmbH.Thisisanopenaccessarticle underthe termsofthe
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CHEMKON 2022,29 (S1),349 –354 T2022 TheAuthors.CHEMKON publishedbyWiley-VCH GmbH. 349
TAGUNGSARTIKEL CHEMKON
Konstanzer Online-Publikations-System (KOPS)
URL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-2-1c3esg96sbll1
Dieser Kompetenzrahmenist praxistauglich in Hinblick auf
daszukgnftige Berufslebender Studierenden,bergcksichtigt
dieKompetenzentwicklungder Studierenden,orientiertsich
an denbestehenden fachlichen,fachdidaktischenund p-dago-
gischenGrundprinzipien deruniversit-renLehrkr-ftebildung
undist somitanschlussf-higangberfachliche Kompetenzrah-
menund Modelledes Lehrkr-fteprofessionswissen [6]–ins-
besonderedas TPACKFramework [8](Abb. 2).
Zudemist es dererste undbis dato einzigeKompetenzrahmen
im deutschsprachigenRaum, derumfassend aufdie Verkngp-
fung vonfachbezogenen unddigitalen Lehrkompetenzen in
denNaturwissenschaften abzielt.
Einige bereitspublizierte Konzepte universit-rerLehrveran-
staltungen wurden mitden Inhalten ausDiKoLAN abge-
stimmt [9]. Jedoch gibt es noch keineLehrveranstaltungen
oder Lehrkonzepte,welche explizit einenBasiskompetenzbe-
reichaus DiKoLANansprechen. Zieledes diesem Beitragzu-
grunde liegendenProjektes sind entsprechend:
1. DieEntwicklungeines Lehr-Lernmodulszur Fçrderung
derimBasiskompetenzbereich„Simulation undModellie-
rung“(DiKoLAN) liegendendigitalen Kompetenzen.
2. DiePilotierung einesVerfahrenszur Untersuchung der
Wirksamkeitdes Moduls aufdas Selbstkonzeptder Studie-
LukasMfller studierteu.a.Chemieffrdas
LehramtGymnasium an derUniversit-t
Konstanz.Inseiner MA-Arbeitbefassteer
sich mitder Entwicklung, Erprobungund
Evaluation einesLehr-Lernmoduls zumBa-
siskompetenzbereich Modellierung undSi-
mulation.
Lars-JochenThoms istwissenschaftlicher
Mitarbeiter(Postdoc) in derAGHuwer an
derUniversit-tKonstanz. Lars-Jochen
Thomsist Mitglied derArbeitsgruppe Digita-
le Basiskompetenzen undbesch-ftigtsich
u.a. mitder Entwicklungund Erprobung
vonDiagnoseinstrumenten zurKompetenz-
standmessung unterLehramtsstudierenden
in denNaturwissenschaften.
Anna Henneist wissenschaftliche Mitarbei-
terin(Promotion) in derAGHuwer an der
Universit-tKonstanz. Sieist Mitglied des
Projekts „edu 4.0–Digitalisierunginder
Lehrerbildung“ im Rahmen der„Qualit-ts-
offensiveLehrerbildung“ vonBundund L-n-
dern undist an einem fachdidaktisch fun-
diertenund gewinnbringenden Einsatzdigi-
talerHilfsmittel im Fachunterricht interes-
siert.
PhilippMçhrkeist akademischer Oberrat
am FachbereichPhysikander Universit-t
Konstanz undLehrpersonander P-dagogi-
schenHochschuleThurgau.Philipp Mçhrke
lehrtu.a.zudigitalen Basiskompetenzenffr
Lehramtsstudierendeinden Naturwissen-
schaften.
Johannes Huwerist Professor ffrFachdidak-
tikder Naturwissenschaftenander Universi-
t-tKonstanz. Johannes Huwerist Mitglied
derArbeitsgruppe Digitale Basiskompeten-
zen. SeineArbeitsschwerpunktesindu.a.
DigitalisierungimChemie –und Naturwis-
senschaftsunterricht(der Schule undHoch-
schule)sowie Nachhaltigkeitsbildung in
Schule undSchflerlabor.ImBereich derDi-
gitalisierungbesch-ftigtersichbesonders
mitAugmented RealitybasiertenLehr-Lern-
Szenarien.
Abb. 1: DerOrientierungsrahmen DiKoLAN(https://dikolan.de)ist
in sieben Basiskompetenzbereiche unterteilt [7]. DieerstenvierBerei-
chedeckendie digitalenAspekte desunterrichtlichen undaußerun-
terrichtlichen Lehrkr-ftehandelnsab. Dieletzten drei Bereiche decken
spezifischeArbeitsweisen derNaturwissenschaften ab,die mitdigita-
lenAspekteninVerbindungstehen.
Abb. 2: Innerhalbder Basiskompetenzbereiche sind dieInhalte
anhand desTPACK-Modells vonMishra &Koehler strukturiert
(https://tpack.org) [8]. Daraus ergebensichvierthematische Katego-
rien:„Spezielle Technik“ (TK), „fachlicherHintergrund“(TCK),„Me-
thodik/P-dagogik“ (TPK)und „Unterrichten“ (TPACK)[7].
350 T2022 TheAuthors.CHEMKON publishedbyWiley-VCH GmbH. CHEMKON 2022,29 (S1),349 –354
TAGUNGSARTIKEL Mfller,Thoms,Henne,Mçhrke, Huwer
renden,bezgglichder in DiKoLANbeschriebenen Kompe-
tenzerwartungen.
MitdiesemVorhabensollendie Grundlagen fgrdie praktische
Verkngpfungvon digitalenKompetenzen undfachlichen,
fachdidaktischen undp-dagogischenGrundprinzipien in der
universit-renLehrkr-fteausbildungerweitert werden.
2. Methoden
2.1Moduldesign
DasLehr-Lernmodulwurde im Sommersemester 2021 in
einemFortgeschrittenenseminarder Fachdidaktikinden na-
turwissenschaftlichenF-chernander Universit-tKonstanz
umgesetzt. DasModul zu Modellierung undSimulation ent-
h-lt eine 90-mingtige synchroneSitzung undinsgesamt circa
zwei StundenasynchroneArbeitszeit zurVor-und Nachberei-
tung.Aufgeteiltwirddie Gesamtzeit in zwei Inputphasenund
zwei 3bungen (Abb.3).
In denInputphasen werden digitale Toolszur Modellierung
undSimulationentlang derinDiKoLAN aufgefghrtenKom-
petenzerwartungenvorgestellt undinden 3bungenerprobt.
Es werden Toolsbehandelt, zu derenunterrichtlichenEinsatz
empirische Befundevorliegen oder welche bereitsinanderen
an DiKoLANorientiertenLehrkonzepten erfolgreichinte-
griert wurden [9–15].Die vorgestelltenToolgattungen sind
Tabellenkalkulationsprogramme, Modellbildungssysteme,
Computersimulationen,StopMotion-Programmeund Pro-
gramme fgrdigitaleModellierungund Animation.Außerdem
wird AugmentedReality (AR) alsTechnik zurRepr-sentation
vonModellenbehandelt.
MitdiesemModul werden drei gbergeordnete Kompetenzzie-
le verfolgt:
1. DieStudierendennennenund beschreibentechnischeEi-
genschaftenund denFunktionsumfang digitalerTools zur
Modellierung undSimulationund nutzen digitale Toolszur
Modellierung undSimulation (Spezielle Technik, TK).
2. DieStudierendennennenund beschreibenfachliche und
fachdidaktischeGrundlagendes unterrichtlichenEinsatzes
digitalerTools zurModellierungund Simulation (Fachwis-
senschaftlicherKontext,TCK &Unterrichten, TPACK).
3. DieStudierendenbewertenimBewusstsein um fachdidak-
tische Zieleund methodische Chancenund Grenzenden
unterrichtlichen Einsatzdigitaler Toolszur Modellierung
undSimulation in konkretenUnterrichtsszenarien(Metho-
dik/Digitalit-t, TPK&Unterrichten, TPACK).
Entsprechend dieser gbergeordnetenLernziele sind dieTeil-
kompetenzen ausdem OrientierungsrahmenDiKoLAN selek-
tiertund priorisiert(Abb. 4).Die behandeltenAspekte sind in
„Hauptlernziele“,„Nebenlernziele“und „nicht behandelte
Lernziele“ unterteilt.Daraus ergibtsichdie inhaltlicheStruk-
turierungdes Lehr-Lernmoduls: Nach einerEinfghrungindie
zugrunde liegende Theoriewerdeninden Inputphasenfgr
jedesTooltechnischeEigenschaften, fachliche, didaktische
undfachdidaktischeFunktionimSchulkontextsowie methodi-
sche Chancenund GrenzenbeimunterrichtlichenEinsatzbe-
sprochen.
In 3bung Iwerdendie fachdidaktischen Zieleund methodi-
schenChancen undGrenzen desEinsatzes ausgew-hlter
Computersimulationen in selbst skizziertenUnterrichtsszena-
rien vonden Studierenden beschriebenund diskutiert.In
3bungIIwirdvon denStudierendenein aufeiner nichtwahr-
Abb. 3: 3bersicht Moduldesign.
CHEMKON 2022,29 (S1),349 –354 T2022 TheAuthors.CHEMKON publishedbyWiley-VCH GmbH. www.chemkon.wiley-vch.de 351
Neue Konzepte ffrdie universit-re Lehrerbildung CHEMKON
nehmbarenEbene stattfindender dynamischerProzessmithil-
fe vondigitalen Toolsmodelliertund in einemAR-Szenario
schglergerecht dargestellt.
2.2Untersuchungder Wirksamkeitauf dasSelbstkonzept
derStudierenden
Beider Pilotierungder Diagnoseinstrumentezur Untersu-
chungder Wirksamkeitdes Moduls aufdas Selbstkonzeptder
Studierenden wurdedas Kompetenzraster desBasiskompe-
tenzbereichs Simulation undModellierungals Grundlagever-
wendet.Die Te ilkompetenzen desRasters werden zurErstel-
lung vonLikert-Items in „Ich kann“-Aussagen umformuliert.
Teilkompetenzen,welcheverschiedene Aspektegleichzeitig
abdecken,sindinmehrereItems aufgeteilt.Die Probanden
gebenihreZustimmung aufeiner achtstufigen Skalaan(von
1=„kannich ganz undgar nicht“ bis8=„kannich voll und
ganz“).Die Erhebung selbst erfolgtimPre-und Posttestdesign
mitOnline-Fragebçgen, wobeidie Fragebçgen im Pre- und
Posttest identischsind. Ausder Differenz derErgebnisse
sollen Rgckschlgsseauf eine Entwicklungder subjektiven
Selbsteinsch-tzungunter denStudierendeninBezug aufdie
Teilkompetenzen gezogenwerden. DieErhebungimPretest
erfolgte einenTag vorder synchronen Sitzung. DieErhebung
im Nachtest erfolgte innerhalbeiner Wochenachder synchro-
nenSitzung.Ursprgnglich sind 16 Teilnehmer fgrdie Umfrage
zugelassen.Nachder Sortierung außergewçhnlicherF-llebe-
tr-gt dieStichprobengrçße n¼12.Fgrdie Au swertung der
Fragebçgen istdie Mittelwertdifferenzdie zentrale Messgrç-
ße,welche gbereinen einseitigen t-Testmit paarigen Werten
verglichen wird,dabei denadressierten Kompetenzerwartun-
geneineSteigerungder Selbstwirksamkeitserwartung und
damitder Itemmittelwerte nach derIntervention angenom-
menwird. Außerdem werden Effektst-rken (CohenQsd)be-
rechnet.
3. Ergebnisse
Tab. 1enth-lt fgrjedes Item im Basiskompetenzbereich Simu-
lation undModellierung(SM)die Mittelwerteaus Pre- und
Posttest,die Mittelwertdifferenz, denStandardfehler derMit-
telwertdifferenz,den t-Wert, den p-Wert(einseitigerSignifi-
kanztest), CohenQsdalsEffekst-rkeund eine Kennzeichnung
desSignifikanzniveaus.
Beidem einseitigenSignifikanztest wird in 21von insgesamt
26 Vergleichenein signifikanterEffektfestgestellt. Diedurch-
schnittliche Effektst-rke gberalleTeilkompetenzen im Basis-
kompetenzbereichSimulationund Modellierung betr-gt
(
d¼0;77. In denzweinachfolgendenTabellensindjeweils die
mittlerenEffektst-rken gberallethematischenKategorien
(Tab.2)und gberalleKompetenzniveaus(Tab. 3) dargestellt.
4. Diskussion
Zun-chst istdarauf hinzuweisen,dassdie Bestimmung der
Wirksamkeitdes Moduls aufdas Selbstkonzept auseiner Er-
hebung vonsubjektiven Selbsteinsch-tzungengewissenUn-
sch-rfen unterliegt:Hierw-re derDunning-Kruger-Effekt zu
nennen,wonachMenschendazuneigenkçnnensichvor der
Konfrontationmit denInhalteneiner unbekanntenDom-ne
in ihremWissenund ihrenF-higkeitendarin zu gbersch-tzen
[16].Dieskçnntehierauf individuellerEbene zu einer
Umkehr deserwartetenErgebnisses fghren.
DerBefund einessignifikanten Effektsdes Moduls aufdas
Selbstkonzeptder Studierenden in 15 von19Kompetenzer-
wartungenl-sstdaraufschließen,dassdie Studierenden mit
demModul entsprechend denadressierten Kompetenzerwar-
tungen einenfl-chendeckenden 3berblick gberden Basis-
kompetenzbereich„Simulationund Modellierung“erhalten
haben. Dieser Befund spiegelt dieIntention zurEntwicklung
desModulswider,daerstmalig eine spezifischeund direkte
Behandlung einesBasiskompetenzbereichesaus DiKoLANin
einerLehrveranstaltung unternommenwerdensollte. Der
starke Durchschnittseffekt desModulsauf dieSelbstwirksam-
Abb. 4: DieausformuliertenTeilkompetenzen zumBasiskompetenzbereich Simulation undModellierung sind in einemKompetenzraster sor-
tiert. DasKompetenzraster istnachden thematischen Kategorien (siehe Abb. 2) undnachdreiKompetenzstufen geordnet.Die Kompetenzstu-
fensindden Operatoren „Nennen“,„Beschreiben“ und„Anwenden“zugeordnet [7]. In derUmsetzung desModulsals Hauptlernziele adres-
sierte Kompetenzerwartungen sind magentaumrandet, Nebenlernziele cyan umrandet.
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TAGUNGSARTIKEL Mfller,Thoms,Henne,Mçhrke, Huwer
keit derStudierendengibteinen ersten Hinweisdarauf, dass
eine gezielte Fçrderungdigitaler Kompetenzenaus DiKoLAN
in universit-renLehr- Lernarrangements grunds-tzlich erfolg-
reichseinkçnnte. Allerdings bedarf es fgrtiefergehendere
Untersuchungen validerund reliablerKompetenztests, die
verl-sslich diedigitalen Kompetenzender Studierenden
messen kçnnen. Derzeitwirdmangels spezifischerTests
jedoch gblicherweise aufSelbstwirksamkeitserwartungs-
Selbsteinsch-tzungenzurgckgegriffen. Dabeiist allerdings zu
beachten,dassdie Selbstwirksamkeitserwartungenzumindest
einenEinfluss aufdie Intention haben, sp-terselbstdigitale
WerkzeugeimUnterrichteinzusetzen [17] .
Miteinem Blickauf dieEinzelergebnisseist festzustellen, dass
vergleichsweisehoheEffektst-rken in derKategorie „Speziel-
le Technik“ (TK) erhalten wurden.Diesist vermutlich aufdie
im Vergleichzuden anderendreiKategorienschwacheEin-
sch-tzungder Vorkenntnissedurch dieStudierendenzurgck-
zufghren (Tab.2). Miteinem Blickauf dencurricularen
Aufbau desLehramtstudiumsinKonstanzist dieidentifizierte
Wissenslgckebei denStudierendenleichterkl-rbar,daVor-
wissen zur„speziellen Technik“ im Vergleichzuihren fachli-
chen,p-dagogischenund fachdidaktischen 3berschneidungs-
feldernaus keinen derzuvor durchlaufenenStationen desStu-
diumserwartetwerdenkann. Somitkonntedurch dasVerfah-
renzur Wirksamkeitsmessungein thematisches Gebiet mit
großem Entwicklungspotenzial in diesem Lehr-Lernarrange-
ment identifiziertwerden.
Ausdem Ergebnis zurKategorie „Spezielle Technik“ lassen
sich zwei Implikationenableiten: Erstensist es beider Ent-
wicklung -hnlicherLehrkonzepteerfolgsversprechend,mit
denInhaltenzur „speziellenTechnik“als Grundlageeinzustei-
genund dasneugewonnene Wissen anschließend durchdie
Behandlung derrestlichenKategorienmit bereits vorhande-
nenWissensstrukturen zu verkngpfen.Zweitensergibtsich
mitBezug aufdie Erhebungder subjektivenSelbsteinsch-t-
zung,dassdiesesVerfahren nichtnur beider Einsch-tzungder
Wirksamkeiteines Moduls h-ttengtzen kçnnen. Auch sollte
es durchdie Erhebungdes Vorwissens noch vorder Ausgestal-
tung einesModulsmçglich sein,die inhaltlichen Schwerpunk-
te innerhalbeines angesprochenen Basiskompetenzbereichs
an dieBedgrfnisseder Studierenden anzupassen.DiesesPo-
tenzialsolltebei derEntwicklung -hnlicher Lehrkonzepte ge-
nutztwerden.
EinVergleich derEffektst-rken in dendreiKompetenzebe-
nenzeigt einklaresMaximum im Bereich„Anwenden“
(Tab.3). Diepraktischen 3bungen (Planenvon Unterricht
undNutzenvon spezieller Technik) habenalsoindieserErhe-
bung einengroßenEinflussauf dasgemessene Selbstkonzept
derStudierenden. AktivesLernendurch 3bungen hatsich
dementsprechendinder Anwendungdes Moduls bew-hrt. Be-
sondersinder thematischen Kategorie„Unterrichten“zeigt
Tab. 1: Ergebnisse der t-Tests zurSelbsteinsch-tzungder Studierenden (8mehrereItems zu einerinDiKoLANformuliertenKompetenzerwar-
tung). *p<0;05;**p<0;01;***p<0;001.
Kompetenzerwartung M0M1(
D=s(
Dtðdf ¼10Þpds
SM.T.N1 4,73 6,25 1,55/0,53 2,92 0,0080,88**
SM.T.N2883,82 5,00 1,18/0,48 2,45 0,0170,74*
4,00 5,33 1,27/0,49 2,61 0,0130,79*
SM.T.N3884,27 5,92 1,73/0,56 3,10 0,0060,93**
4,27 5,83 1,55/0,56 2,75 0,0100,83*
4,36 6,00 1,73/0,51 3,41 0,0031,03**
SM.T.N4 4,45 6,17 1,73/0,47 3,68 0,0021,11**
SM.T.B1 3,82 4,92 1,09/0,55 1,99 0,0370,60*
SM.T.A1 4,73 6,83 2,09/0,49 4,23 0,0011,27***
SM.F.N1 4,64 6,33 1,64/0,47 3,46 0,0031,04**
SM.F.N2 4,36 6,08 1,73/0,51 3,41 0,0031,03**
SM.F.N3 4,45 5,25 0,82/0,55 1,48 0,0850,45
SM.F.N4 5,73 6,42 0,73/0,52 1,39 0,0980,42
SM.F.N5 4,91 6,00 1,09/0,49 2,21 0,0260,67*
SM.F.B1 4,82 6,08 1,27/0,51 2,51 0,0150,76*
SM.M.N1884,82 5,83 1,09/0,53 2,06 0,0330,62*
4,36 5,92 1,64/0,56 2,92 0,0080,88**
4,82 5,75 0,91/0,55 1,66 0,0640,50
SM.M.N2 5,27 6,17 0,82/0,38 2,17 0,0280,65*
SM.M.B1 5,18 5,67 0,55/0,43 1,26 0,1190,38
SM.M.B2 5,45 6,17 0,64/0,31 2,06 0,0330,62*
SM.U.N1 5,36 5,92 0,55/0,37 1,49 0,0830,45
SM.U.B1885,00 5,83 0,91/0,39 2,32 0,0210,70*
4,82 5,75 0,91/0,39 2,32 0,0210,70*
SM.U.A1884,82 5,83 1,09/0,31 3,46 0,0031,04**
4,45 5,50 1,18/0,38 3,13 0,0050,95**
Tab. 2: Mittlere Effektst-rkeffrdie thematischen Kategorien des
Kompetenzrasters.
KategorieimKom-
petenzraster MittleresVorwis-
sen(M0)MittlereEffektst-rke
(CohenQsd)
SpezielleTechnik
(TK) 4,27 0,91
Fachlicher Hinter-
grund(TCK) 4,82 0,73
Methodik/ P-dago-
gik(TPK) 4,98 0,61
Unterrichten
(TPACK) 4,89 0,77
Tab. 3: Mittlere Effektst-rkeffrdie Kompetenzstufen/Operationali-
sierungen.
Kompetenzstufe/
Operator MittleresVorwis-
sen(M0)Mittlere Effektst-rke
(CohenQsd)
Nennen 4,63 0,77
Beschreiben 4,85 0,63
Anwenden 4,67 1,09
CHEMKON 2022,29 (S1),349 –354 T2022 TheAuthors.CHEMKON publishedbyWiley-VCH GmbH. www.chemkon.wiley-vch.de 353
Neue Konzepte ffrdie universit-re Lehrerbildung CHEMKON
sich,dassdie praktische 3bung im Gegensatzzum theoreti-
schenAustausch gberdas ThemaimVortrag unddurch Dis-
kussioneninden Studierendenperspektiveeinen hçheren
Lernerfolg gebracht hat. Dieser Befund unterstreichteiner-
seitsdie Praxistauglichkeit dieses Lehrkonzepts in Hinblick
aufdie unterrichtlicheNutzung digitalerTools im Lehrberuf.
Andererseits gibt einBlick aufdie schw-cheren Effekteauf
derEbene „Beschreiben“Anlasszur Verbesserung des
Moduls.Sokann fgreineBehandlungder anvisiertenTeil-
kompetenzen aufder Ebene„Beschreiben“ („Methodik/Digi-
talit-t“ und„Unterrichten“) mehr Zeit einger-umtwerden,
indemdie Phasen desAustauschsunter denStudierendenim
synchronen Te il desModulsausgeweitet werden.
5. Zusammenfassung und Ausblick
DieEntwicklungund AnwendungdiesesLehr-Lernmoduls
hatgezeigt,dasseinegezielteFçrderung digitalerBasiskom-
petenzen nach DiKoLANinuniversit-renLehrveranstaltun-
genprinzipiellumsetzbar sein sollte.Daher kann eine Wieder-
holung undAdaptionsolcher Lehrkonzepte im universit-ren
Kontexteineprobate Methodesein, um gegendie aktuellen
Missst-ndeinder Nutzungdigitaler Hilfsmittelandeutschen
Schulenvorzugehen.
DesWeiterenzeigt diePilotierung desInstruments zurErhe-
bung derSelbsteinsch-tzungamBeispieldes entwickelten
Moduls,dassdieseszur Optimierungvon solchenLehrkonzep-
tengenutzt werden kann:Sokçnnten durcheinevorwegge-
nommene Lernstandserhebung im Vortestdie Inhalteeines
Lehr-Lernmodulsandas Vorwissender Studierenden ange-
passtund damitnocheffektiver gemachtwerden. Gleichzeitig
kçnnen St-rken undSchw-chen vonbereits erprobtenModu-
len(wieindiesemBeispiel)offengelegtwerden, damitdie
Module fgrNeuerprobungenverbessertwerden.
In naherZukunft sind -hnliche Projekte fgrdie gbrigen sechs
Basiskompetenzbereicheaus dem Orientierungsrahmen DiKo-
LAN zu erwarten. Damit sollen zu allen digitalen Kompeten-
zen, dieimLehramt der Naturwissenschaften relevant sind, ent-
sprechende Lehr-Lernarrangements entwickelt undumgesetzt
werden.Außerdem wird die Anwendung des hier beschrieben
Lehr-Lernmodulsander Universit-tKonstanz in einemsemes-
terweisenTurnus wiederholt werden. Bei diesem Anlass
werden die aus den ErgebnissendiesesProjekts abgeleiteten
Implikationenpraktisch umgesetzt undder empirische Befund
zu der Wirksamkeit desModulsauf das Selbstkonzeptder Stu-
dierendenbezgglich ihrerdigitalen Kompetenzendurch eine
grçßere Stichprobenbasis ausgeweitet und pr-zisiertwerden.
6. Danksagung
DieAutoren bedankensichinsbesondere beiden Kolleginnen
undKollegender ArbeitsgruppeDigitaleKernkompetenzen
(Jun.-Prof.Sebastian Becker,Prof. Dr.TillBruckermann,
AlexanderFinger, Ass.-Prof. Dr.Lenavon Kotzebue,Erik
Kremser, Dr.Monique Meierund Prof.Dr. ChristophThys-
sen) fgrdie UnterstgtzungdiesesForschungsprojekts, dieBe-
reitstellung desTestinstruments undden regenAustausch
gberdas Forschungsdesign unddie Auswertung derErgebnis-
se.Und schließlichdankenwir derJoachim-Herz-Stiftung,die
alle DiKoLAN-Projekte unterstgtztsowie demBundesminis-
terium fgrBildungund Forschung, welchesdiese Arbeiten im
Rahmen desProjekts„Edu4.0“fçrdert.OpenAccessVerçf-
fentlichungermçglichtund organisiert durchProjekt DEAL.
Literatur
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Eingegangenam18. Januar 2022
Angenommen am 3. April2022
354 T2022 TheAuthors.CHEMKON publishedbyWiley-VCH GmbH. CHEMKON 2022,29 (S1),349 –354
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